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Reisezeit: Ende August
Hallo,
Hier werde ich von unserer in der letzten Augustwoche begangenen Kanutour im Naturreservat Rogen berichten.
Tag I: Ein Abenteuer beginnt
Nach einem gemütlichem Frühstück in unserer luxuriösen Hütte in Bruksvallarna, brechen wir zu unserem Kanuverleih auf. Das Topsport in Funäsdalen ist ca. 10km entfernt und beherbergt auch ein normales Outdoor-Geschäft. Hier kann von Treibstoff für die Kocher, bis zur kompletten Bekleidung alles erworben werden.
Da die geteerte Straße nach wenigen Kilometern in eine 25km Buckelpiste übergeht, fährt Mike (Topsport) die beiden Kanus und uns per Jeep zum Einsetzpunkt in Käringsjön. Hier begegnen uns die ersten Rentiere, die gemächlich auf der Straße umher tapsen. Laut Mike werden diese einmal im Jahr von ihrem Besitzer eingesammelt, um sie auf Krankheiten o.ä. zu überprüfen und Markierungen anzubringen. Ansonsten bewegen sie sich frei auf dem 1.800km² großen Gebiet des Rogen-Naturreservates umher. Wir sehen noch ein paar einheimische Jäger (Bier und Flinte bereits in der Hand) und einige Angler.
Nachdem wir die Kanus, Westen & Paddel die ca. 50m zum Wasser getragen haben, wird das Gepäck noch einer letzten Prüfung unterzogen (wasserdicht?) und dann geht es auch schon los.
Das Wetter meint es gut mit uns, es ist nur leicht bewölkt. Das Seensystem läßt sich gemütlich befahren, die ersten Portagen werden locker hinter uns gebracht. Auch erste Versuche mit den beiden mitgeführten Angeln werden gewagt. Die entsprechenden Lizenzen konnten wir ebenfalls, samt Empfehlungen für gute Fischgründe und Würmer (mündlich und per Broschüre), bei Topsport erwerben.
Gegen frühem Abend kommen wir an der ersten Stugga an. Diese liegt in mitten eines Dreiecks aus den Seen Källsjön, Krattelsjön und Uthussjön. Neben einer guten Kanurutsche, gibt es hier einen ordentlichen Zeltplatz mit vollem Blick auf den See und eine Feuerstelle. Nun werden nochmal die Angeln ausgeworfen, das Zelt aufgestellt und Feuerholz zusammengetragen.
Nach einer Weile fängt Fabian dann tatsächlich noch eine Äsche. Da wir vorher u.a. Zitronenkonzentrat besorgt haben, kann diese auch gleich würdig zubereitet werden...
Nachdem wir den reichhaltigen Sternenhimmel bewundert haben (weder Licht- noch Lärmverschmutzung) geht es dann in die Kojen.
Tag II: Tour de Force nach Reva
Über Nacht regnet es leicht. Am Morgen ist es dann glücklicherweise einigermaßen trocken. Wir beschließen noch ein wenig im Seensystem zu verbleiben, um die von Mike empfohlenen Fischgebiete anzusteuern. Am Nachmittag finden wir dann eine interessante Hütte, die sich durch ihren Bewuchs (Moos, Pilze...) organisch in die Landschaft einfügt.
Dort suchen wir auch prompt vor dem einsetzenden Nieselregen Schutz. Nachdem die ersten Schauer vorbei sind, starten wir weiter in Richtung Rogen.
Die auf der Karte eingezeichnete Wasserverbindung entpuppt sich immer mehr als äußerst steiniger Bach. Bald geht es nicht mehr weiter und die Sandalen müssen ausgepackt werden. Nach einer ausgiebigen Kneipkur geht es absolut nicht mehr weiter im Bachbett.
Zu Fuß wird ein wilder Pfad zum Rogen begangen und nach und nach Gepäck und Kanus umgetragen.
Nach ein paar Kilometern auf der Hauptattraktion geht auch schon der Regen wieder loß und ein kalter Wind kommt auf. Die zuerst angestrebte Feuerstelle ist für uns durchnässte Paddler leider zu wenig und so beschließen wir nochmal 6 Kilometer auf dem See draufzupacken, um die Schutzhütten am Ende in Richtung Norwegen zu erreichen. Und tatsächlich rudern wir auch gleichzeitig dem guten Wetter hinterher.
An der Stugga gibt es dann auch Feuerholz, sowie Axt & Säge zu finden. Während das Lager eingerichtet wird nehme ich, da ohnehin bis auf die Knochen naß, noch ein kleines Bad im Rogen. Später gibt es dann leckere, kleine norw. Kartoffeln mit Leberwurst. Da die Stugga so schön trocken ist, quetschen wir uns dort einfach, mit einer Plane als Unterlage, auf dem Boden zusammen und verbringen eine geruhsame Nacht. Morgens trottet noch ein schüchternes Rentier um die Hütte, dass sich ein wenig am Gras labt.
Tag III: Gipfelsturm und der Reiseverkehrsknotenpunkt Reva
Nach den Strapazen des Vortages soll dieser Tag ruhiger verlaufen. Wir verstauen unser Gepäck in der gut ausgestatten (Ofen, Pritschen, Notfall-Set) Stugga "Reva", die an einem Knotenpunkt mit landgebundenen Wanderwegen (u.a. Kungsleden) liegt. Hier begegnen wir abgekämpften Wanderern aus Franken (Bayern) und RLP, Norwegern, und einer riesigen dt. Kanuhgemeinschaft, die sich an die Röa wagen will. Nach den zuvor gelesenen Beschreibungen, soll dieser Zufluß zum gewaltigen Femund in Norwegen eine wirklich harte Tour sein. Doch diverse Anzeichen (komplett Neopren für alle Paddler) lassen eine gewisse Professionalität erkennen. Jedenfalls ist der Ansturm auf diesen Knotenpunkt von Land- und Seewegen, trotz der Zeit außerhalb der Hauptsaison Ende August, enorm - da war es ja auf dem Bohusleden einsamer!
Um den Tag optimal zu nutzen, machen wir uns dann an den höchsten Berg der Gegend, den Bustvalen (1024m), der einen guten Panoramablick über das gesamte Gebiet liefern soll.
Fabian findet beim Aufstieg das Stück eines Rentiergeweihs, welches er freundlicherweise Marko überlässt, der es übersehen hatte (lag zu seinen Füßen). Kurz vor dem Gipfel zieht ein fieser Nieselregen mit kalten Windböen heran und quält uns eine halbe Stunde, bis es wieder an den Abstieg geht.
Der 360° Blick auf die verschiedenen Seen war atemberaubend und trotz Wolken & Regen definitiv sehenswert.
Zurück geht es dann wieder über steinige Pfäde und fast verfaulte Moorstege. An "unserer" Hütte treffen dann immer wieder Grüppchen der erwähnten Wanderer & Ruderer ein und schlagen ihre Lager in der Umgebung auf.
Tag IV: Der launische Rogen grollt
Nach der "Pause" sollen jetzt wieder ein paar "Seemeilen" gut gemacht werden. Doch nach vielleicht 4km auf dem Rogen kommt ein kräftiger Wind auf. Der Seegang nimmt stark zu, Wellen klatschen mit Wucht gegen das Boot. Der Rogen zeigt seine Zähne, nimmt an Fahrt auf. Schnell wird es uns zu gefährlich, wir landen an und legen die Boote auf den Kiel. Wir warten ein wenig am Ufer ab, der Wind lässt nicht nach, wird sogar stärker.
So beginnen wir zu einer 2km entfernten Feuerstelle zu laufen.
Die omnipräsente Flechte verleiht der Landschaft einen ganz eigenen Charakter. Sie scheint am liebsten auf Steinen bzw. sehr steinigem Grund zu wachsen und so ist alles mit dem schwammigen und teilweise rutschigen Gewächs überzogen.
Der Unterschied zu einem "normalen" dt. Mischwald ist enorm. Selbst die Wolken scheinen hier tiefer zu hängen und türmen sich in bizarren Mustern auf. Die spärlichen & verkrüppelten Bäume (hauptsächlich Nadelbäume, manchmal ein paar Birken) führen einen harten Kampf um Nährstoffe.
Bei den umgestürzten Exemplaren sehen wir, dass die Wurzeln fast nur waagerecht wachsen, da sie anscheinend auf Grund der Felsen nicht in die Tiefe kommen.
Die Feuerstelle liegt schließlich direkt am Ufer und voll im Wind. Zwei größere Felsen um die Sitzgelegenheiten (Bänke) schirmen den Wind notdürftig ab. Hier kräftigen wir uns erstmal mit Linseneintopf und Tee. Wir lesen ein wenig und spazieren in der Gegend umher.
Fabian und Marko entdecken auf einer Erkundungstour im "Inland" hinter einer Ansteigung einen recht windgeschützten See.
An diesem schlagen wir dann auch das Zelt auf, da es auf dem Rogen unabänderlich stürmt. Jedenfalls wird es zu einem Kampf, die Heringe des Tunnels in den Boden zu bekommen. Zentimeter für Zentimeter muß ein halbwegs felsenfreier Steckplatz gefunden werden. Doch auch das ist irgendwann geschafft, wundersamerweise ohne einen der Heringe zu verbiegen.
Es gibt keine Hinweise darauf, dass hier jemals ein Mensch gezeltet hat. Alles befindet sich in einem wildem, natürlichem Zustand, alle Baumskelette sind vollständig intakt.
Hallo,
Hier werde ich von unserer in der letzten Augustwoche begangenen Kanutour im Naturreservat Rogen berichten.
Tag I: Ein Abenteuer beginnt
Nach einem gemütlichem Frühstück in unserer luxuriösen Hütte in Bruksvallarna, brechen wir zu unserem Kanuverleih auf. Das Topsport in Funäsdalen ist ca. 10km entfernt und beherbergt auch ein normales Outdoor-Geschäft. Hier kann von Treibstoff für die Kocher, bis zur kompletten Bekleidung alles erworben werden.
Da die geteerte Straße nach wenigen Kilometern in eine 25km Buckelpiste übergeht, fährt Mike (Topsport) die beiden Kanus und uns per Jeep zum Einsetzpunkt in Käringsjön. Hier begegnen uns die ersten Rentiere, die gemächlich auf der Straße umher tapsen. Laut Mike werden diese einmal im Jahr von ihrem Besitzer eingesammelt, um sie auf Krankheiten o.ä. zu überprüfen und Markierungen anzubringen. Ansonsten bewegen sie sich frei auf dem 1.800km² großen Gebiet des Rogen-Naturreservates umher. Wir sehen noch ein paar einheimische Jäger (Bier und Flinte bereits in der Hand) und einige Angler.
Nachdem wir die Kanus, Westen & Paddel die ca. 50m zum Wasser getragen haben, wird das Gepäck noch einer letzten Prüfung unterzogen (wasserdicht?) und dann geht es auch schon los.
Das Wetter meint es gut mit uns, es ist nur leicht bewölkt. Das Seensystem läßt sich gemütlich befahren, die ersten Portagen werden locker hinter uns gebracht. Auch erste Versuche mit den beiden mitgeführten Angeln werden gewagt. Die entsprechenden Lizenzen konnten wir ebenfalls, samt Empfehlungen für gute Fischgründe und Würmer (mündlich und per Broschüre), bei Topsport erwerben.
Gegen frühem Abend kommen wir an der ersten Stugga an. Diese liegt in mitten eines Dreiecks aus den Seen Källsjön, Krattelsjön und Uthussjön. Neben einer guten Kanurutsche, gibt es hier einen ordentlichen Zeltplatz mit vollem Blick auf den See und eine Feuerstelle. Nun werden nochmal die Angeln ausgeworfen, das Zelt aufgestellt und Feuerholz zusammengetragen.
Nach einer Weile fängt Fabian dann tatsächlich noch eine Äsche. Da wir vorher u.a. Zitronenkonzentrat besorgt haben, kann diese auch gleich würdig zubereitet werden...
Nachdem wir den reichhaltigen Sternenhimmel bewundert haben (weder Licht- noch Lärmverschmutzung) geht es dann in die Kojen.
Tag II: Tour de Force nach Reva
Über Nacht regnet es leicht. Am Morgen ist es dann glücklicherweise einigermaßen trocken. Wir beschließen noch ein wenig im Seensystem zu verbleiben, um die von Mike empfohlenen Fischgebiete anzusteuern. Am Nachmittag finden wir dann eine interessante Hütte, die sich durch ihren Bewuchs (Moos, Pilze...) organisch in die Landschaft einfügt.
Dort suchen wir auch prompt vor dem einsetzenden Nieselregen Schutz. Nachdem die ersten Schauer vorbei sind, starten wir weiter in Richtung Rogen.
Die auf der Karte eingezeichnete Wasserverbindung entpuppt sich immer mehr als äußerst steiniger Bach. Bald geht es nicht mehr weiter und die Sandalen müssen ausgepackt werden. Nach einer ausgiebigen Kneipkur geht es absolut nicht mehr weiter im Bachbett.
Zu Fuß wird ein wilder Pfad zum Rogen begangen und nach und nach Gepäck und Kanus umgetragen.
Nach ein paar Kilometern auf der Hauptattraktion geht auch schon der Regen wieder loß und ein kalter Wind kommt auf. Die zuerst angestrebte Feuerstelle ist für uns durchnässte Paddler leider zu wenig und so beschließen wir nochmal 6 Kilometer auf dem See draufzupacken, um die Schutzhütten am Ende in Richtung Norwegen zu erreichen. Und tatsächlich rudern wir auch gleichzeitig dem guten Wetter hinterher.
An der Stugga gibt es dann auch Feuerholz, sowie Axt & Säge zu finden. Während das Lager eingerichtet wird nehme ich, da ohnehin bis auf die Knochen naß, noch ein kleines Bad im Rogen. Später gibt es dann leckere, kleine norw. Kartoffeln mit Leberwurst. Da die Stugga so schön trocken ist, quetschen wir uns dort einfach, mit einer Plane als Unterlage, auf dem Boden zusammen und verbringen eine geruhsame Nacht. Morgens trottet noch ein schüchternes Rentier um die Hütte, dass sich ein wenig am Gras labt.
Tag III: Gipfelsturm und der Reiseverkehrsknotenpunkt Reva
Nach den Strapazen des Vortages soll dieser Tag ruhiger verlaufen. Wir verstauen unser Gepäck in der gut ausgestatten (Ofen, Pritschen, Notfall-Set) Stugga "Reva", die an einem Knotenpunkt mit landgebundenen Wanderwegen (u.a. Kungsleden) liegt. Hier begegnen wir abgekämpften Wanderern aus Franken (Bayern) und RLP, Norwegern, und einer riesigen dt. Kanuhgemeinschaft, die sich an die Röa wagen will. Nach den zuvor gelesenen Beschreibungen, soll dieser Zufluß zum gewaltigen Femund in Norwegen eine wirklich harte Tour sein. Doch diverse Anzeichen (komplett Neopren für alle Paddler) lassen eine gewisse Professionalität erkennen. Jedenfalls ist der Ansturm auf diesen Knotenpunkt von Land- und Seewegen, trotz der Zeit außerhalb der Hauptsaison Ende August, enorm - da war es ja auf dem Bohusleden einsamer!
Um den Tag optimal zu nutzen, machen wir uns dann an den höchsten Berg der Gegend, den Bustvalen (1024m), der einen guten Panoramablick über das gesamte Gebiet liefern soll.
Fabian findet beim Aufstieg das Stück eines Rentiergeweihs, welches er freundlicherweise Marko überlässt, der es übersehen hatte (lag zu seinen Füßen). Kurz vor dem Gipfel zieht ein fieser Nieselregen mit kalten Windböen heran und quält uns eine halbe Stunde, bis es wieder an den Abstieg geht.
Der 360° Blick auf die verschiedenen Seen war atemberaubend und trotz Wolken & Regen definitiv sehenswert.
Zurück geht es dann wieder über steinige Pfäde und fast verfaulte Moorstege. An "unserer" Hütte treffen dann immer wieder Grüppchen der erwähnten Wanderer & Ruderer ein und schlagen ihre Lager in der Umgebung auf.
Tag IV: Der launische Rogen grollt
Nach der "Pause" sollen jetzt wieder ein paar "Seemeilen" gut gemacht werden. Doch nach vielleicht 4km auf dem Rogen kommt ein kräftiger Wind auf. Der Seegang nimmt stark zu, Wellen klatschen mit Wucht gegen das Boot. Der Rogen zeigt seine Zähne, nimmt an Fahrt auf. Schnell wird es uns zu gefährlich, wir landen an und legen die Boote auf den Kiel. Wir warten ein wenig am Ufer ab, der Wind lässt nicht nach, wird sogar stärker.
So beginnen wir zu einer 2km entfernten Feuerstelle zu laufen.
Die omnipräsente Flechte verleiht der Landschaft einen ganz eigenen Charakter. Sie scheint am liebsten auf Steinen bzw. sehr steinigem Grund zu wachsen und so ist alles mit dem schwammigen und teilweise rutschigen Gewächs überzogen.
Der Unterschied zu einem "normalen" dt. Mischwald ist enorm. Selbst die Wolken scheinen hier tiefer zu hängen und türmen sich in bizarren Mustern auf. Die spärlichen & verkrüppelten Bäume (hauptsächlich Nadelbäume, manchmal ein paar Birken) führen einen harten Kampf um Nährstoffe.
Bei den umgestürzten Exemplaren sehen wir, dass die Wurzeln fast nur waagerecht wachsen, da sie anscheinend auf Grund der Felsen nicht in die Tiefe kommen.
Die Feuerstelle liegt schließlich direkt am Ufer und voll im Wind. Zwei größere Felsen um die Sitzgelegenheiten (Bänke) schirmen den Wind notdürftig ab. Hier kräftigen wir uns erstmal mit Linseneintopf und Tee. Wir lesen ein wenig und spazieren in der Gegend umher.
Fabian und Marko entdecken auf einer Erkundungstour im "Inland" hinter einer Ansteigung einen recht windgeschützten See.
An diesem schlagen wir dann auch das Zelt auf, da es auf dem Rogen unabänderlich stürmt. Jedenfalls wird es zu einem Kampf, die Heringe des Tunnels in den Boden zu bekommen. Zentimeter für Zentimeter muß ein halbwegs felsenfreier Steckplatz gefunden werden. Doch auch das ist irgendwann geschafft, wundersamerweise ohne einen der Heringe zu verbiegen.
Es gibt keine Hinweise darauf, dass hier jemals ein Mensch gezeltet hat. Alles befindet sich in einem wildem, natürlichem Zustand, alle Baumskelette sind vollständig intakt.
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