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    Anfänger im Forum
    • 16.03.2008
    • 40
    • Privat

    • Meine Reisen

    [DE][AT][IT] Von München nach Venedig via Traumpfad

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    So da ist er, der erste Reisebericht, zudem von meiner ersten großen Solotour.
    Ganz klassisch ging es von München zu Fuß nach Venedig. Dabei ging es übers Alpenvorland, Karwendel, Inntal, Zentralalpen, Dolomiten und viel, viel Ebene an das Meer bei Venedig und nach einem Ruhetag dann in aller Ruhe zum Markusplatz und Vendig selbst.

    Gestartet bin ich in aller früh mit viel zu wenig Schlaf (EM-Finale + größte spanische Kneipe der Stadt an der Ecke) zum ICE, der mich dann nach München an den Hbf brachte. Von dort ging es dann zu Fuß zum Marienplatz und den ganzen Tag an der Isar lang bis zu meinem Biwackplatz. Der zweite Tag war auch ziemlich lang und vor allem heiß und ich war irgendwann in Arzbach auf dem Campingplatz angekommen. Diese beiden Tage hatten es schon richtig in sich, lang, sehr warm und viel zu wenig Schlaf (So - Di Abend kamen vielleicht 5h richtiger Schlaf zusammen). Vorallem hatte ich schon am ersten Tag dermaßen heftige Schmerzen bekommen, dass ich erstmal in Bad Tölz Schmerzgel und eine Kniebandage einkaufen musste und viel Überzeugun, um am Mittwoch weiterzulaufen. Der wenige Schlaf, die Scherzen und dass erste Mal seit langem wirklich alleine unterwegs zu sein, haben mich schon fast zum Abbruch bewegt. Bevor ich aber schlafen gegangen bin sagte ich mir, dass ich mindestens bis Vorderriß, wenn nicht sogar bis Hall durchhalte, weil man ja jeden Tag gut aussteigen konnte.
    Nach erholsammen Schlaf und viel Schmerzgel am Morgen ging es dann rauf zur Tutzingerhütte und nach einem Gewitter sollte es zu Benediktenwand hinaufgehen. Beim Gipfelaufstieg durfte ich direkt einen finanziell schmerzhaften Verlust hinnehmen, ich hatte es geschafft meinen Polfilter zu verlieren (also wer suchen möchte, man kann irgendwo im Aufstieg einen Polfilter finden), gefunden habe ich ihn nicht mehr .


    Blick zurück, oberhalb Tutzinger Hütte

    Zumindestens bewarte mich der Verlust vor dem weiteren Aufstieg, der mir sowieso angesicht der neuen schwarzen Wolken nicht mehr geheuer war. Der Andere, der mit mir ab der Hütte losgegangen war schaffte es bis oben und durfte dann aber erstmal im Biwack hocken um dann zwischen zwei Fronten im Laufschritt zur Hütte zurückzukehren. Bei ihm rächte sich das in den nächsten Tagen in Krämpfen. Ihm bin ich in den nächsten drei Tagen immer wieder begegnet.

    Ja die nächsten drei Tage, Do,Fr und Sa waren schon ziemlich heftig. Am Do ging es von der Hütte über Jachenau nach Vorrderiß. Naja nicht ganz, mein Plan war es schon im Tal weiter in Richtung Hinterriß zu kommen und zu biwakieren, was aber durch ein plötzliches Gewitter, Hagel und allem was dazu gehört ziemlich ungemütlich geworden wäre. Hineingelaufen war ich schon, als plötzlich die Winde sich gedreht haben und alles was an Wolken da war in das Tal reingedrückt wurde. Es wurde zumindestens so heftig, dass ich es vorgezogen habe zurückzutrampen an den Gasthof in Vorderriß, was ich dann auch gar nicht so schlecht fand, als ich die ganzen Blitze beobachten durfte die sich im Tal entladen haben. Da war das Dach über dem Kopf gar nicht mal so übel. Aber alles war richtig nass. Ich hatte, als ich im Gasthof ankam bestimmt bis zum Knöchel Wasser in den Schuhen.

    Also ging es am nächsten Tag in aller Frühe hinauf zum Karwendelhaus mit nassen Füßen, wo ich die nicht wirklich motivierende Nachricht bekam, dass das Schlauchkar erst von zweien, die sich da auch auskennen, in dem Jahr begangen worden war. Während einem dürftigen (sehr dürftigen) Essen zu einem zu hohen Preis hatten meine Schuhe die Gelegenheit in dem genialen Trockenraum zu trocknen und zwar komplett. Der andere Sologeher kam irgendwann dann auch dazu, mit dem ich beschloss, diese doch sehr komerziell ausgelegte Hütte zu verlassen und nach Scharnitz abzusteigen. Er hatte eine Adresse bekommen und ich wollte biwakieren im Hinterautal. Also, an dem Tag also noch die ganzen hm wieder runter. Er hatte das Pech, dass sein Tipp eher von Unwissenheit geprägt war und dann mit mir noch ins Tal mitkam und sich, genauso wie ich in eine große, offene Heuscheune gelegt hatte. Der nächste Tag war dann ein wenig Kampf gegen die Uhr, denn meine Vorräte mussten in Hall aufgefüllt werden und es war Samstag und ich hatte keinerlei Anhaltspunkte wie lang die Supermärkte offen hatten. Zusammen sind wir noch zum Hallangerhaus aufgestiegen und dann getrennt nach Hall ab (bei ihm hat sich der Dauerlauf immer noch bemerkbar gemacht).
    Ich hatte es noch rechtzeitig geschafft und konnte direkt am So weiter vom Campingplatz Hall (der am Schwimmbad) über Wattens zur Lizumerhütte und hatte Proviant für die nächsten Tage bis Pfunders eingekauft.

    Die letzten zwei Tage in den Beinen wollte ich eigentlich mal ein wenig das Tempo rausnehmen und traf mit aller Überraschung ihn wieder und konnte mir den schönen Wetterbericht mit der Vorraussage für Gewitter am Nachmittag anhören. Er wollte es trotzdem über die Glungezerhütte versuchen und ich über das Tal, was mir vernünftiger vorkam bei der Prognose. Ja, der Tag endete dann im Laufschritt, Sturm, Regen und Donner und dem glücklichen Gefühl ein Dach über dem Kopf zu haben. Wir hatten uns an der Lizumerhütte verabredet, er kam aber wegen Sturm nicht über die Glungezer hinaus. Ich muss dazu sagen, mich hat es ziemliche Überwindung gekostet in die schwarze Front reinzurennen. Man bekam zwar im Tal was mit, dass sich Regenwolken über die Berge drückten aber Wanderer die von oben kamen meinten es würde gehen. Als ich dann vor dem oberen Lager ankam, die schwarze Masse der Wolken, den waagrechten, peitschenden Regen und den Donner hörte, fand ich es gar nicht mehr lustig und wollte Gas geben, was angesicht der Windstärke ein schlechter Witz war. Man kam fast nicht vorwärts. Aber geschafft hatte ich es ja dann doch.


    Vorbildliche Beschilderung, im Hintergrund das Karwendel

    Der nächste Tag, begann mit dem Tipp vom Wirt, ich solle warten und mich Leuten anschließen. Es läge noch Schnee und sei so sicherer, aber machbar, wie er meinte. Ja, irgendwie war es ein Glücksgriff, dass die zwei ersten, Bruder und Schwester, mich direkt nett aufgenommen haben. Nicht nur das, sie hatten auch Essen dabei, ein Luxus (Wildwurst, Thunfisch, Schafskäse, frisches Brot ... . ..) und wie sie feststellen mussten, viel zu viel, was mir nicht wirklich geschadet hat . Es war sehr entspannt, aber scheißkalt, regnerisch, windig, was dazu führte, dass wir keine Pause machten, weil es trotz der drei Lagen, die ich anhatte, einen direkt unangenehm auskühlte. Die ersten Schneefelder waren schnell erreicht und die Marathondistanzen der letzten Tage hatten mir so gut wie alle Energie entzogen. Ich habe ganzschön gepumpt und es ging schwer, aber stätig voran. Eine etwas unruhigere Nacht im Lager auf dem Tuxerjochhaus und am nächsten Tag mit sehr, sehr wenig Sicht über die Friesenbergscharte.

    Es war mal wieder nicht allzu warm, aber ab der Seite zum Schlegeisspeicher verschwanden langsam die Wolken, was den folgenden Tagesabschnitt, den Berliner Höhenweg über Olpererhütte zum Pfitscherjochhaus, um so schöner werden ließ. Was für Panorama, eins nach dem Anderen. Fantastisch. Und endlich gutes Wetter, was auch ganz gut war, denn meine Froggtoggs-Regenjacke hatte ich am Vortag, durch zu hastiges Anziehen, fast den ganzen Ärmel ausgerissen. Den Schaden habe ich dann aber durch Nadel, Faden und ein wenig Tape beheben können.


    Blick bei "besserem" Wetter auf den Schlegeisspeicher


    Was für ein Panorama

    Die nächste Etappe ging eigentlich nur bis Pfunders und ich wollte/musste noch einkaufen. Ein ganz schlechter Tag dafür, Mittwochnachmittag und das in Italien, naja sagen wir mal Südtirol. Aber zumindestens war das ab Weitental kein Problem mehr, es gab genügend Geschäfte die geöffnet hatten. Ich selbst hatte mich ein wenig erholt, zwar viele Höhenmeter in den letzten Tagen aber die Etappen Lizumerh.-Tuxerjochh.-Pfitscherjochh. waren nicht allzu lang. Ich fühlte mich fit und verabschiedete mich in Pfunders von den beiden. Naja aus dem bißchen was ich eigentlich machen wollte, wurde dann doch die nächste Etappe und ich fand mich am Abend um kurz vor 22.00 in der Kreuzwiesenhütte ein. Wunderschönen Sonnenuntergang auf dem Weg dorthin inklusive.

    Ja der Donnerstag und der Freitag waren dann zwei wunderschöne Tage, saftige Almwiesen, schöne Wolkenformationen und der Eintritt in die Dolomiten, aber er stand auch im Schatten des Aufstieges durch den Rodenecker Wald. Der war dann wohl doch zu viel, immerhin sind das vom Pfitscherjochhaus bis zur Kreuzwiesenhütte irgendwas um die 40km aber auch über 4500hm. Nicht wirklich wenig, was mein Körper in den nächsten Tagen mir auch zu verstehen gab. Es ging nicht wirklich viel, was mich aber auch öfters rasten ließ, mehr staunen und Eindrücke sammeln und vor allem genießen, wenn man mal das körperliche Leid wegdenkt.
    Deswegen habe ich den Peitlerkofel auch weggelassen, weil es einfach nicht möglich war noch was aus dem Körper rauszuholen. Oder sagen wir mal, da ja noch einige Tage vor mir lagen, siegte die Vernunft. Ohne Gepäck und als Schlussetappe, währe ich dort nochmal hoch, weil es war bis dahin noch richtiges Traumwetter.


    Zwei Schwäne auf über 2000hm und Traumwetter

    Der Abend an der Schlüterhütte war dann ziemlich heftig, bezogen auf Lagerbesetzung und den damit verbundenen Gerüchen. Ich teilte den Raum mit einem sehr eigenen Typen und die restlichen Betten waren von einer Gruppe älterer Franzosen belegt. Irgendjemand aus dieser Gruppe muss irgendein Käse oder was weiß ich im Rucksack transportiert haben. Ich mag wirklich Käse, auch starken und würzig riechenden, aber der Geruch, der dort mit der Gruppe in den Raum kam war so extrem, dass mir fast schlecht wurde. Man kann es nicht beschreiben, es war wirklich grenzwertig. Nach einer guten Nacht ging es dann am nächsten Tag über die ganzen Kare, Jöcher und Erhebungen in die Dolomiten in Richtung Sellagruppe.
    Ja, es ging bergauf immer noch nicht wirklich viel. Der Körper war einfach leer. Also habe ich mir viel Zeit gelassen und habe dafür mehr Fotos gemacht. Wieder konnte ich fazinierende Wolkenformationen bestaunen und bin dann abends noch zur Pisciaduhütte aufgestiegen. Leider waren auch an diesem Abend immer wieder Wolken vorhanden, wie es während der gesamten Tour öfters vorkam. Mit den Wolken kamen dann auch schnell mal Gewitter, aber dazu später mehr.
    Zumindestens habe ich dann den Abend auf der Hütte mit Schlafen und noch mehr Schlafen verbracht.


    Auf dem Weg zur Roascharte

    Am nächsten Morgen ging es früh raus, etwa gegen 6.45 ging es los zum Piz Boe. Das Thermometer zeigte 4C und für den Aufstieg war, wen wundert es, Schauer und starke Böen vorrausgesagt. Mit dem Regen hielt es sich zum Glück in Grenzen, dafür gab es abundzu doch ganz nette Böen mit dem dazugehörigen Kälteempfinden. Die Sicht war „atemberaubend“ und eigentlich nicht vorhanden. Orientiert habe ich mich stellenweise nur an den abgenutzten Untergründen, weil es teilweise von der Sicht nicht bis zur nächsten Markierung gereicht hat. Sie war eher begrenzt auf zwei-drei Meter. Es war so krass, dass ich zwar die Geräusche aus der Boe-Hütte gehört habe, aber eigentlich fast im Eingang stehen musste um sie zu erkennen. Von dort an ja nur noch kurz hinauf (ca 40 min) zum Gipfel, was nochmal mit schönsten kalten Böen verbunden war. Oben hatte ich natürlich keine Sicht. Es war irgendwo schon frustrierend zu dem Zeitpunkt. Jeder der wirklich hohen Übergänge und Gipfel war auf dem Trip, bis zu dem Zeitpunkt , immer mit keiner Aussicht verbunden.

    Schnell die letzten Vorräte an Trockenfrüchten reingestopft, weil es einfach zu windig war um wirklich zu rasten. Und es gab sowieso nichts außer Weiß zu sehen. Aber wenigstens war ich allein auf dem Gipfel.
    Es war Samstag und ich brauchte mal wieder neuen Proviant. Also wollte ich erstmal bis zum Fedaiasee und dem im Tal vorhandenen Campingplatz kommen. Nach etlichen hm Abstieg kam ich irgendwann zu dem Abzweig, entschied mich noch bis zum nächsten Ort zu laufen und zu schauen ob es dort was gab. Natürlich nicht. Somit war die Entscheidung schnell gefallen nach Alleghe weiterzulaufen. Ja, somit waren 2 ½ Etappen zu einem langen Tag zusammengeschmolzen. Es war soweit kein Problem, aber die etlichen Höhenmeter Abstieg gingen ziemlich auf die Knie, da halfen auch keine Stöcke mehr. Am Ende vom Tag war ich positiv überrascht, aber auch ein wenig verärgert. Einerseits kann man in Alleghe inzwischen auch am Sonntagvormittag sich im Supermarkt eindecken, anderseits wurde mir klar, dass der ganze Stress nicht nötig gewesen wäre.

    Nach ordentlichen Gewittern in der Nacht ging es dann voll bepackt hoch in Richtung Tissihütte. Die Voraussage war für den Tag, ihr könnt es euch bestimmt schon denken, Gewitter. Diesmal am frühen Mittag. Ja, das hat sich dann auch sehr schnell bewahrheitet. Zuerst war es ganz gemütlich und es nieselte nur mal hier und da, aber es sah ganz gut aus. Nach 400hm Aufstieg konnte man schon sehen, dass sich das Wetter nicht halten wird. Da ich mich mitten im Hang befand, Wolken vom Tal sich rasend mit den hohen Regenwolken mischten und das Grummeln immer intensiver wurde, habe ich mein Rucksack verstaut und bin aus Sicherheitsgründen im Laufschritt abgestiegen. Inzwischen regnete es „mal wieder“. In Masare verbrachte ich dann die nächsten Stunden unter einem Balkon und durfte ein sehr eindruckvolles Wetterspektakel anschauen (und war froh nicht mehr dort oben zu sein). Wolken auf Bodenhöhe schossen an den Hängen hinauf, trafen mit den oberen Wolken zusammen. Donner, und es hat geschüttet, dass das Wasser in Bächen den Hang herunterkam. Irgendwann gab es auch noch ein paar nette Blitze dazu, wobei einer direkt oberhalb des Ortes in den Hang eingeschlagen ist. Dazu gab es schöne Temperaturstürze und nach ca 2 ½ h war alles vorbei. Hinauf, Rucksacksuche und der restliche Aufstieg. Auf einmal klarte es auf, wurde richtig warm und wunderschön. An der Tissihütte angekommen, wurde ich von schönsten Böen empfangen. Das ganze entlud sich dann während des Abends in weiteren Gewittern und weichte die schon schlammigen Wege weiter auf.

    Die Hütte selbst war schön, die Lage ist traumhaft, das Team ziemlich jung und am Abend saß ich mit dem Hüttenwirt und den Bedienungen am Tisch mit einem schweizer Paar. Zusammen spielten wir eine verschärfte Form von Stadt, Land, Fluss, wobei Deut, Engl, Ital und Franz als Sprachen im Einsatz waren, was natürlich den Spaßfaktor nicht wirklich bremste. Leider musste auch ich an diesem Abend so richtig schöne Deutsche DAV-Vereinsmitglieder kennenlernen.

    Warum war das wirklich schlimm? Er so ein richtig Toller, sie die nichts sagt wenn er mal wieder die tollsten Sprüche gegen alles gebracht hat ua gegen sie. Naja, es gibt Menschen die brauchen so eine Art der Beziehung, ich fand es eher erschreckend und war nicht begeistert diese Vereinsmenschen auf der nächsten Hütte wiederzutreffen. Sie waren dazu total stolz so viel für den Verein zu tun und alles könnte besser sein. Warum zwei Servietten hier warum das da, blablabla. Das Ganze gab es drei Abende am Stück und man konnte sich nicht entziehen. Komischerweise waren immer nur die beiden und noch ein älteres Paar aus Bayern (im Übrigen auch ganz tolle Vereinsmitglieder, die sich direkt mit den anderen Beiden verstanden haben) . Aber egal es waren drei Abende, die waren heftig aber dann auch vorbei. Vor allem kam am zweiten Abend einer der nettesten und ich sage mal lustigsten Menschen der gesamten Tour auf die Hütte mit dem ich mich auch gut unterhalten habe.

    Nach dem Abend auf der Carestiatohütte, sehr lustigen Gesprächen mit dem Neuen bin ich früh morgens los. Die Hütte ist neu errichtet und ein so netter Hüttenwirt habe ich auf der ganzen Tour nicht erlebt. Die ganze Familie war bemüht, die Pasta war richtig gut und jeder bekam ein einzelnes Zimmer. Wer schon öfters auf Hütten war, weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Wir bekamen den wahrscheinlich besten und detailiertesten Wetterbericht, den man bekommen konnte, mit Windbestimmung, was das für die nächsten Tage bedeutet und wie das Wetter am Schiara werden wird. Es hat alles gestimmt und zwar exakt, wahrscheinlich hätte er auch eine Drei-Stunden-Analyse hinbekommen. Das Refugio Pian de Fontana war dann die letzte Hütte für mich auf meiner Tour, der Weg dorthin endlich wolkenfrei. Endlich konnten die Dolomiten ihren ganzen Charme zeigen inkl wunderschönen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang am nächsten Morgen. Unbeschreiblich schön wahren diese letzten Tage im Gebirge, all das was man vermisst hatte während dem Regen, wurde ersetzt durch das in den letzten Tagen Erlebte.

    Am Morgen hatten wir in der Hütte eine n Scorpion zu Besuch in der Hütte und ich machte mich mit dem Einen auf den Weg zum Klettersteig.


    Wie heißt es so schön, morgens zuerst die Schuhe ausschütteln

    Zuvor hatten wir beide unsere Vereinsmitglieder abends schön unterhalten. Naja ich glaube sie hielten uns eher für bekloppt, was aber auch eine angenehme Distanz geschaffen hat. Er war halt noch nie im Klettersteig, bisher nur ein paar Mal in der Halle zum Training, ich selbst schon welche gemacht, bisher aber ungesichert und nicht so anspruchsvoll. Dazu machten wir unsere Späße, worauf die Anderen nicht so ganz zurecht kamen. Wir haben das halt locker gesehen und waren halt sicher, durch Gespräche mit den Hüttenwirten der letzten Tage, dass man runterkommt, dass man sich halt Zeit lassen soll. Das befolgten wir dann auch im Klettersteig, wobei er bis auf zwei Griffe und natürlich die Leitern, alles erklettert hat. Dadurch haben wir halt 4 ½ h gebraucht, aber ich finde es immer noch eine Topleistung von ihm, ohne Erfahrung im Fels so sicher hinunterzukommen. Ich machte es mir ein wenig einfacher und genoss hier und da mal den Griff ins Seil, hatte aber bis auf einen Schwindelanfall keinerlei Probleme

    Zumindestens waren die Vereinsmenschen sehr verwirrt, vorallem der Prolet ( ich schreibe vielleicht nicht so nett über sie, aber glaubt mir, man muss es erlebt haben um zu kapieren was da abging). Er war auch derjenige, der laut eigener Aussage eine Bergführerausbildung gemacht hatte und auf alle Warnungen verzichten wollte. Er dachte zuerst dran den Klettersteig mit Freundin ohne Set runter zu gehen. Da brauchte es dann erst zwei Mädels von der Hütte die wirklich Ahnung hatten und ihm das ausreden mussten. Dann wollte er eine Umgehung machen, die gut aussah auf der Karte, aber auf die Nachricht von den Beiden, dass dort der Hang abgerutscht sei und es 20m senkrecht runter geht, ohne Seil nicht machbar und der Rest vom Weg teilweise von den Einheimischen schon nicht mehr auffindbar, wollte er schon gar nicht mehr hören. Wie die Geschichte ausgegangen ist, keine Ahnung, wir sind vorher gestartet.


    Früh morgens, am Tag des Klettersteigs

    Da lang gehts zum Gipfel, aber nicht für uns

    Nach dem Klettersteig trennte ich mich zumindestens von meiner Begleitung. Er genoss seinen letzten Tag auf dem Dolomitenweg Nr1, ich wollte in Belluno noch einen Schlafplatz finden. Übrigens, die Pasta auf dem Rifugio Pian war der Hammer, das beste was ich auf der Reise zu Essen bekam.
    Die Tage der Berge waren vorbei, nur noch eine Hügelkette und natürlich angekündigtes Gewitter. Die letzten Tage waren dann doch zu schön. Es ging dann an dem Tag bis nach S Maria auf den Campingplatz, ekelhaft schwül und warm und nach den ganzen Tagen so weit oben, kam es einem noch umso heißer vor.


    Typisches italienisches B&B

    In der Nacht konnte ich dann mal richtig mein Tarptent Rainbow testen, dicht ist es defintiv. Denn es hat mal wieder richtig geschüttet.
    Die nächsten Tage waren heiß, heißer und richtig lang. Die letzten 4 Etappen meinte ich, aus einem mir immer noch unbekannten Grund, in zwei Tagen zu machen. Also am ersten Tag ging es bis kurz vor Bocca Callalta, gepennt im Maisfeld und dann weiter bis 2km vor Punta Sabbioni. Dort habe ich mit Glück einen freien Platz bekommen, da in Venedig ein Festival war und dementsprechend alles ausgebucht war (auch die Campinplätze). Der Preis war zudem schön hoch, 21,50, aber dafür an einem Stück Strandabschnitt wo sehr wenig los war (im Vergleich mit dem Rest).

    Aber kurz zum Weg, der Wanderführer WandernKompakt ist eine Katastrophe ab Belluno, es fehlt viel und man braucht schon Orientierungssinn (hatte keine Kartenmaterial für diese Etappen, das machte das Ganze natürlich interessanter) . Teilweise ist er sogar falsch, naja.
    Dafür war die Landschaft auf eine andere Art beeindruckend. Erst solche gewaltige Berge, dann solch beeindruckende Landwirtschaft. Kilometerlange Felder, Kiwis, Trauben und Mais, Mais und noch mehr Mais. Aber auch Autos, Dammwege und kein Schatten.


    Sonne, Sonne und geradeaus...

    In Musile di Piave wurde ich erstmal falsch geschickt, direkt von zwei Leuten, was mir min 15km reinen Asphalt und sehr selbstbewusste Auto- aber besonders LKW_Fahrer beschert hat. Da wird einem schon anders, wenn so ein LKW mit 80kmh an einem vorbeirauscht und man den Kopf beiseite nehmen muss, damit der Außenspiegel einem keine mitgibt.

    Hier mal mit ein wenig mehr Platz

    Auf der ganzen Strecke gab es keinen Baum, keinen Strauch und die Sonne stand senkrecht über mir. Wie heiß es war? Keine Ahnung, zumindestens war es um 22.30Uhr, als ich am Campingplatz ankam, noch 27C warm.


    Ja, noch mehr geradeaus

    Da war ich nun, am Ziel, am Meer. Unglaublich, über 500km, keine Ahnung knapp 40000hm und das Ganze in 20 Tagen. So schnell wollte ich zwar nicht sein, aber Wetter und teilweise auch Übermotivation haben mich getrieben.


    Das Meer und eine Flasche Rotwein, was will man mehr?


    Und der Marcusplatz

    Jetzt bin ich bald seit 4 Wochen daheim und langsam geht es wieder rund. Es war schon heftig in der Summe, aber auch eine krasse Erfahrung. Den Körper besser einzuschätzen, die Mächte der Natur näher kennenzulernen und viele Menschen zu treffen.

    Davon möchte ich zusätzlich zu meiner Klettersteigbegleitung drei besonders hervorheben. Einerseits der Hüttenwirt von der Carestiatohütte, mehr kümmern kann man sich nicht um seine Gäste. Dann die liebe italiensche Mutter, die mich auf dem Campingplatz mit warmen Kuchen, Kaffee und am nächsten Morgen mit Frühstück versorgt hat, eine sehr nette Frau mit teilweise sehr lustigen Weltansichten die mich sehr aufgemuntert haben. Und dann Marcello, der Vater, der mich zu sich nach Hause eingeladen hat. Er will selbst den Weg zum Beginn seiner Rente laufen, dass ist dann in 14 Jahren. Es gab Kaffee, Obst für den weiteren Weg und Wasser und das Wichtigste, absolute uneingeschränkte Gastfreundschaft. Er sei einfach an den Geschichten interessiert, freut sich Menschen kennenzulernen und deswegen sei seine Tür für jeden geöffnet. Ich glaube wir haben uns min 1h unterhalten. Achso und der eloquente, pensionierte, deutsch sprechende Eisverkäufer, der jetzt eine Baumschule hat und darauf gar nicht klar kam , dass ich aus der gleichen Region komme wo er ein großen Teil seines Leben verbracht hat.

    Einerseits ist das Reisen allein sehr komisch, ich kam auch gar nicht damit zurecht. Speziell als die Schmerzen in den Knien unerträglich waren, wollte ich abbrechen (Die haben mich bis 4 Tage vor dem Ziel immer wieder geplagt). Andererseits lernt man viel intensiver die Menschen kennen. Sie wollen, dass man sich dazu setzt, oft wird man eingeladen, die wenigsten kapieren es nicht wie man allein so was machen kann und umso intensiver werden die Gespräche. Eine sehr positive Erfahrung, die ich nicht missen möchte und was mich umso froher macht durchgehalten zu haben.

    Wenn ich jetzt entscheiden müsste, alleine zu laufen, dadurch einen intensiveren Kontakt zu den Menschen zu haben oder zu zweit und nicht so allein zu sein, keine Ahnung wie ich mich in der Zukunft entscheiden würde. Aber ich glaube das wird nicht die letzte mehrwöchige Solotour gewesen sein. Genau kann ich das aber nicht sagen, dafür war das Ganze ein zu großes Durcheinander der Gefühle, positiv, wie negativ.

    Schlussendlich musste ich „nur“ noch nach Hause kommen, dazu könnte man einen eigenen Roman schreiben, zu sagen ist nur: Fluggesellschaft – Ryanair. 19h bis ich zu Hause war. Also die reine Katastrophe, aber das war mir ziemlich egal, ich hatte ja Isomatte und Schlafsack und hatte wahrscheinlich die beste Nacht von allen in Treviso.

    So, das wars „schon“
    Gruß
    mase
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 06.11.2011, 19:28. Grund: Reisecharakter eingestellt

  • Westcliff
    Anfänger im Forum
    • 07.07.2008
    • 14
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [DE][AT][IT] Von München nach Venedig via Traumpfad

    Schöner Bericht!
    Meinen Respekt, dass du die Tour bis zum Ende durchgehalten hast.
    Ich hätte es wohl nicht durchgehalten. So durchgängig schlechtes Wetter und schmerzende Knie drücken einfach zu sehr auf die Stimmung. Und dann noch alleine unterwegs...
    Hab schon aus Partnermangel ein paar kürzere Touren alleine gestartet und immer für zu langweilig befunden, aber das ist ein anderes Thema...
    Ein paar mehr Fotos fände ich durchaus wünschenswert

    Nochmals Respekt,
    Thomas

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    • jw243
      Gerne im Forum
      • 05.06.2006
      • 87
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [DE][AT][IT] Von München nach Venedig via Traumpfad

      Hi Mase,

      Mann, mann, mann, da hast du ja aus dem Traumpfad eine einzige Gewalttour gemacht. Wo bleibt denn da der Genuss?

      Ich habe den Weg 2006 in 32 Etappen gemacht. Bin aber im Vergleich zum Grassler auch zusätzlich:

      1. über Lenggries die Gratüberschreitung vom Brauneck zur Benediktenwand,
      2. aus dem Inntal über die Glungezer Hütte zur Lizumer Hütte,
      3. und von Belluno über das Rif. 5° Alpini

      gegangen. Außerdem hatte ich wegen schmerzender Füße die Etappe von Pfunders zur Kreuzwiesenhütte auf zwei Tage aufgeteilt.

      Außerdem hatte ich auf dem Weg noch einige Gipfel mitgenommen:

      1. Die Naviser Sonnenspitze,
      2. den Geier,
      3. die Weiße Wand,
      4. die Frauenwand,
      5. das Astjoch,
      6. den Campill,
      7. den Jakobskopf,
      8. den Maurerberg,
      9. den Col di Poma,
      10. den Piz Duleda,
      11. den Puez-Kofel,
      12. den Ciampatsch,
      13. den Pisciadu,
      14. den Piz Boé,
      14. und den Col Visentin.

      Zudem hatte ich versucht, über die Marmolata-Scharte zu steigen, was ich aber wegen zuviel Schnees abbrechen musste (ca. 4h Umweg). Die Schiara habe ich natürlich auch gemacht.

      Die Tour war trotz schmerzender Füße einfach nur geil. Das war garantiert auch nicht meine letzte Weitwanderung.

      Gruß, Jan.

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      • gast3202010119
        GELÖSCHT
        Erfahren
        • 03.10.2008
        • 225
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [DE][AT][IT] Von München nach Venedig via Traumpfad

        Guten Tag (?, es orkant!) MASE!
        Ist das Dein echter Name? "München-Venedig" verbindet uns. Ich habe Deinen Bericht mit Interese gelesen; spannend, authentisch und mit schönen Fotos, vor allem die 2 Schwäne und der nächtliche menschenleere MARKUSPLATZ. Die körperliche Leistung ist beeindruckend, bist noch ein junger Tiger. J, es rächt ich, wenn man so stürmisch startet, "Am Anfang langsam einlaufen" sagen die Alten, "Ach, die haben ja keine Ahnung !" Doch. In der TUTZINGER HÜTTE

        hat der Wirt, auch "Hans", mitmir (Gitare) zusammen ge-zither-t, das war echt gudd! In meiner www ist ein Tonmitschnitt drin und ein Bild natürlich. Deine Erfahrungen mit langen "Strada Nationale"-Strecken kann ich voll verstehen, denn meine Tour, der GOETHEWEG
        http://www.wandernmithans.de/html/goetheweg_munchen_-_venedig.html
        ging nicht oben drüber, sondern "unten rum". Was uns weniger verbindet, ist die sog. Ausrüstung: Gitarre im Sack, sonst (fast) nix, und immer ein Bett für die Nacht mit Frühstück.
        Bleib munter und - auf'm Weg!
        Freundlichen Gruß aus 'em Saarländche
        "Wanderhans"

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