[UA] Einmal Севастополь und lebend zurück

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  • Nammalakuru

    Lebt im Forum
    • 21.03.2003
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    • Privat

    • Meine Reisen

    [UA] Einmal Севастополь und lebend zurück

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Ukraine
    Reisezeit: August 2008
    Region/Kontinent: Osteuropa



    Украина мы приходим! - Ukraine wir kommen!




    Fast 1.800 km von Hamburg über Warschau nach Kiew liegen vor uns - schlappe 26 Stunden Zugfahrt. Mit dem ICE gehts von Hamburg nach Berlin, dort einmal umsteigen nach Berlin Gesundbrunnen wo unser Nachtzug einläuft.

    Der Zug steht bereits am Gleis als wir eintreffen. Adrett, blau-weiss uniform gekleidet erwartet uns das Personal von Kurswagen 40. Die in die Jahre gekommenen ukrainischen Wagons lassen bereits erahnen, dass die Zugfahrt anders sein wird als mit dem Regionalzug von Hamburg nach Lüneburg zu fahren. Wir treten ein. Die Liegewagenkabinen sind größenmässig europäischer Standard - winzig klein halt. Gekreuzt mit sowjetischem Chiqué wie Mamorfolien an den Wänden, glänzenden roten Stoffen und orientalischen Teppichen sorgen sie sogleich für ein passendes Ambiente für unsere erste Reise in die große Unbekannte namens Ukraine.



    Der Zug rollt an. Es geht los. Mitbewohner unseres 3er Séparée wird Sascha; Ende dreißig, ukrainischer Informatiker aus Berlin. Nach gegenseitiger Vorstellung unserer 24-stündigen Zweck-WG auf Schienen kommen wir mit Sascha schnell ins Gespräch. Zu unserem Vorhaben mit einem Mietwagen von Kiev bis auf die Krim zu fahren wünscht er uns alles Gute - überzeugt scheint er nicht, dass wir dort jemals ankommen. Es gäbe keine Autobahnen, die Strassen bestünden nur aus Schlaglöchern und überhaupt würde es lange Zeit dauern. Sascha erklärt uns kurz die Grundregeln analog der deutschen Straßenverkehrsordnung: Der mit der größeren und protzigeren Karre hat Vorfahrt! Im Prinzip ganz einfach. Mit unserem Daewoo Lanos werden wir wohl niemanden beeindrucken können. Aber das wird schon irgendwie gutgehen. Wir sind optimistisch!



    Die Luft im Abteil ist zum schneiden. Kein Luftzug. Klimaanlage? Es gibt im ganzen Waggon zwei Fenster deren oberes Fünftel sich aufkippen lässt. Diese Sauerstofftankstellen werden gerne und häufig aufgesucht. Der lange Gang im Waggon ist schmal. Zwei Zugbegleiterinnen sind für unseren Liegewagen zuständig. Mädchen für alles: Bettzeug austeilen, neues Zuggäste einchecken, Tee oder Kaffee kochen und servieren - einfach alles. Der Service hakt allerdings bei der Ansprache der Zuggäste: Klare Anweisungen in Befehlsform machen hier den Ton. Spricht man kein ukrainisch oder russisch ist man sowieso völlig bekloppt. Mit der Energie unserer Lokomotive stampfen die gutbeleibten Schaffnerinnen durch den Gang, hin und her - Zuggäste hechten in ihre offenen Kabinen um nicht überrollt zu werden. Nur so als Tipp für die ukrainische Staatsbahn: Vielleicht könnte man Personal bei Thai Airways abwerben, dort habe ich nur zierliche gutaussehende Stewardessen gesehen, die könnten sich sicherlich problemlos an den Gästen vorbeischlängeln.

    Es wird dunkel draussen. In Frankfurt steigen noch einige wenige Fahrgäste hinzu und der Zug fährt über die Oder nach Polen. Draussen ziehen in der Dunkelheit nur noch vereinzelte Lichter vorrüber. Wir machen es uns in unserer Kabine bequem und fangen an Bier zu trinken. Ich bin schon öfter im Nachtzug gefahren und kann jedem empfehlen mindestens 1-2 Liter Bier zu trinken um wenigsten einige Stunden schlafen zu können. Unglücklicherweise muss ich auch jedesmal mindestens einmal in der Nacht raus und ich bekomme immer die oberste Liege, welche eigentlich nur für geübte Turner reserviert sein sollte. Will sagen: Es geht bestimmt mit Schnaps wesentlich effektiver - nur mag ich keinen.
    Sascha erzählt noch ein bisschen über Fussgänger die von aufgebrachten Automobilbesitzern absichtlich überfahren werden; betrunkenen ukrainischen Autofahrer die ganze Kioske samt Kundschaft eleminieren und Selbstjustiz bei Verkehrsunfällen - frohen Mutes über die da kommenden Tage legen wir uns schlafen.



    Zollkontrolle in Polen. Das Land ist mittlerweile EU-Außengrenze und nimmt die Grenzkontrollen peinlichst ernst. Unser Zug fährt bald eine Viertelstunde an einer schier endlosen Kolonne wartender LKWs vorbei - die ukrainische Grenze ist nah. Ist schon vom Zugpersonal keine Freundlichkeit zu erwarten, sollte man lieber keine Ansprüche an die Zöllner stellen. Es werden alle Pässe eingesammelt und der Zug fährt ein Stückchen weiter. Aus strategischen Gründen, damit im Kriegsfalle keine fremden Truppen auf russischen Schienen rollen gibt es hier breitere Schienen als in Westeuropa. Ginge man pragmatisch damit um, dann würde man die Fahrgäste bitten in einen anderen Zug umzusteigen. Die ukrainische Lösung ist da etwas komplexer: Der Zug wird in eine Halle gefahren. Eine Schar Arbeiter der Staatsbahn schraubt die Achsen los, hebt den Zug drei Meter mit Seilwinden an um dann breitere Achsen drunterzuschrauben. Klingt einfach - dauert aber anderthalb Stunden. Die Fahrgäste dürfen den Zug in dieser Zeit nicht verlassen. Die Klimaanlage fehlt immer noch und die zwei Fensterspalten bringen nur bei Fahrt Frischluft. Man dünstet vor sich hin und wartet. Die Monteure draussen betreiben Arbeitsteilung. Ein Teil arbeitet, der andere sitzt qualmt trotz Rauchverbot und trinkt Bier, das Ganze im Wechsel. Nach einer gefühlten Ewigkeit rollen wir weiter und bekommen beim nächsten Stop unsere Pässe zurück.



    Nach dieser Anstrengung bedienen wir uns des Hygiene-Packs der ukrainischen Staatsbahn und betupfen unsere Gesichter mit Erfrischungstüchern. Erst Stunden späten sollten wir entdecken, dass die beiden identischen Folienverpackungen mit kyrillischen Lettern sich nicht nur in der Farbe unterscheiden. Einer von uns beiden hatte sich sein Gesicht mit Schuhputzpolitur eingecremt. Ukraine wir kommen!

    ... Fortsetzung folgt.
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 05.11.2011, 13:17. Grund: Reisecharakter eingestellt

  • KuchenKabel
    Fuchs
    • 30.01.2006
    • 2032
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: [UA] Einmal Севастополь und lebend zurück

    Sehr gut ! Wer war das mit der Schuhcreme? Köstlich... Bitte nicht zu lange mit der Fortsetzung warten .
    ,,Man wäre kein guter Anarchist, wenn man auf Grundsätzen beharren würde!'' - Eva Demski

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    • Gast-Avatar

      #3
      AW: [UA] Einmal Севастополь und lebend zurück

      Das klingt ja echt spannend...

      Vor fast 20 Jahren bin ich mal mit dem Zug von (damals noch) Leningrad nach Berlin gefahren, da war die Prozedur des Spurwechsels schon genau so

      Wie geht's weiter? Konntet ihr wenigstens ein bissel Russsisch ?

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      • November
        Freak

        Liebt das Forum
        • 17.11.2006
        • 11083
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [UA] Einmal Севастополь und lebend zurück

        Wunderbar - ich warte auf die Fortsetzung.
        Schon der erste Teil erinnert mich sehr an meine Bahnfahrten in Russland und ehemaligen den Unionsrepubliken. Nur, daß in unseren Zügen die Toilette nicht so sauber war.

        Habt ihr wirklich kein russisch gesprochen - und das hat geklappt? Ich kanns fast nicht glauben.

        eine gespannt wartende
        november
        Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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        • Rajiv
          Alter Hase
          • 08.07.2005
          • 3187

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [UA] Einmal Севастополь und lebend zurück

          Ja, genau so verlief (und verläuft offensichtlich immer noch) die Fahrt mit der Eisenbahn ins Breitspurreich.
          Ihr habt übrigens den besten Komfort gehabt, sind schließlich RIC-Schlafwagen aus den 70er Jahren (dt. Qualitätsprodukt!). Wenn euch das schon zu unbequem war, dann würde ich da eine Fahrt innerhalb einer GUS-Republik mit Liegewagen empfehlen; da gibt es dann den Vorteil von offenen Abteilen (Liegen nur durch Vorhänge vom Gang "getrennt").

          Die Schlafwagenschaffnerinnen müssen etwas kräftiger sein, im Ernstfall (kontinentales Klima im Osten!) sind sie schließlich für das Überleben der Fahrgäste verantwortlich, was schon mal im Winter dazu führen kann, daß die Mädels mit der Säge in den Wald ziehen um Feuerholz zu besorgen (die Waggons haben in einem Einstiegsraum noch ein winziges Abteil mit 'nem Heizkessel, wenn ich mich richtig erinnere dann an dem Ende wo auch das Dienstabteil ist {und die Toilette etwas kleiner als am anderen Ende}; am anderen Ende ist der Schaffnerruheraum), damit im eingeschneiten Zug niemand die drei Tage erfriert bis die Strecke wieder befahrbar ist.

          Bin schon gespannt auf die Fortsetzung.

          Rajiv
          Ich wünscht' ich wär ein Elefant,
          dann wollt ich jubeln laut,
          mir ist es nicht ums Elfenbein,
          nur um die dicke Haut.

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          • Nammalakuru

            Lebt im Forum
            • 21.03.2003
            • 9352
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            • Meine Reisen

            #6
            AW: [UA] Einmal Севастополь und lebend zurück

            Wenn euch das schon zu unbequem war, dann würde ich da eine Fahrt innerhalb einer GUS-Republik mit Liegewagen empfehlen; da gibt es dann den Vorteil von offenen Abteilen (Liegen nur durch Vorhänge vom Gang "getrennt").
            Warts ab Welche Vorhänge?

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            • Gast-Avatar

              #7
              AW: [UA] Einmal Севастополь und lebend zurück

              Scheint ein sehr lustiger Bericht zu werden

              Ich bin schon öfter im Nachtzug gefahren und kann jedem empfehlen mindestens 1-2 Liter Bier zu trinken um wenigsten einige Stunden schlafen zu können.
              Ich empfehle bei Liegewagenfahrten immer einen (nicht zu starken) Tee aus Hanf und Schafgarbe.
              Beruhigt die Sinne, ist gut für den Magen.
              Bei Bier muss man doch dauernd auf den Eimer rennen!

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              • Gast-Avatar

                #8
                AW: [UA] Einmal Севастополь und lebend zurück

                Zitat von Nammalakuru Beitrag anzeigen
                Warts ab Welche Vorhänge?
                Mach's nicht noch spannender!

                @Järven: Wo gibt's den Tee???

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                • Nammalakuru

                  Lebt im Forum
                  • 21.03.2003
                  • 9352
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [UA] Einmal Севастополь und lebend zurück




                  Kyjiv. Ortszeit 22 nochwas. Unser Zug erreicht Kyjiv Passazirskyj den Hauptbahnhof. Eine riesige Halle nimmt uns auf. Draussen auf dem Bahnhofsvorplatz lebendiges treiben. Busse, Taxen, PKWs sammeln die Reisenden ein. Das McDonalds Restaurant bildet einen trügerischen heimischen Fixpunkt. Sascha ist uns behilflich den Bus zu finden der auf unserer Hostelreservierung angegeben ist. "Buslinie 18+7" ist weder die Bezeichnung der Linien 18 und 7, noch diejenige der Linie 25. Nein der korrekte Name des "Marshrut" ist einfach 18+7. Wir müssen auch nicht alles verstehen. Abfahrzeiten richten sich nach der Schlange an der Haltestelle. Der Busfahrer macht solange ein Päuschen bis die Menschenansammlung in etwa reicht den Bus zu füllen. Das spart Benzin und ist lukrativ, zumindest für den Busbetreiber. Die kummulierten Wartezeiten der Fahrgäste tauchen allerdings in keiner Rechnng auf. Eine Viertelstunde bilden wir ein gutes Drittel der noch kleinen Schlange, dann ziehen wir die Beförderung mit einem Taxi vor. Ab geht es durch die Nacht von Kyjiv. Der Taxipreis wird bei Ankunft kurzerhand verdoppelt, war er doch bei der Verhandlung nur für eine Person berechnet - klar. Für einen Kilometerpreis den uns kein Hamburger Taxifahrer abgenommen hätte erreichen wir unser Hostel "Hostel Kiew".

                  Ein hochgeschossiger Wohnblock. An der Rezeption im fünften Stock ist ein Verweis auf eine Zimmernummer. Offensichlich wohnt die Rezeption selbst hier. Aufgeschraubte Rechner, ein Bügelbrett und siehe da auch ein telefonierendes Fräulein, dass uns sogleich nach Beendigung des Telefonates, der Mimik zu urteilen mit ihrem Freund, behilflich ist. Gezahlt wird bar, die VISA und Mastercard Aufkleber an der Tür sollen nur eine internationale Atmosphäre versprühen. Wer in Kyjiv für 18 EUR pro Nase ein 2-Bett Zimmer mietet sollte wenig erwarten und diese Erwartungen am besten durch 100 teilen. Die Realität sieht für den Hostel Kiew Besucher zwei alte, kurze, knarzende Betten vor. Die durchsifften Matratzen sehen aus als hätten sich auf den Betten inkontinente Hunde mit Magen-Darm-Virus vergnügt. Die mitnichten sauberen Bettlaken decken das Elend ab. Es muss sich um eine Federkernmatratze handeln reflektiere ich kurz vor dem Schlafen gehen als sich jede einzelne Feder in meinen Rücken bohrt. Zumindest schaukelt es diese Nacht nicht denke ich mir die Schlafsituation positiv, stöpsel mir meine Ohropax hinein, setze meine alberne Schlafbrille auf und träume weg.



                  Schöne Mädchen treiben sich des morgens in unserem "shared-bathroom" herum. Unter diesen Umständen teile ich gerne denke ich und verschließe alsbald die Badezimmertür wieder von Aussen als sich die junge Schönheit mir mit umwickeltem Handtuch und nettem Lächeln zu verstehen gibt, dass dieses Bad zur Zeit von ihr besetzt sei. Das Bad liess sich nicht verschließen. Dumm nur, dass die Toilette im äußersten Abstand zur Tür stand. Das entspannte "auf dem Topf sitzen" weicht somit einer, eigentlich unverständlichen, Angst von einem weiteren Hostelbesucher aufgespürt zu werden. Alles geht gut. Frisch geduscht machen wir uns auf zu unserer Autovermietung am anderen Ende der Stadt.



                  Die Automaten in der Kyjiver Metro sind nur zum Geldwechseln, bezahlt wird am Schalter. Für 1 Griwna, so der Name der ukrainischen Währung, kann man Metro fahren. Fahrziele spielen keine Rolle. Man wirft eine Plastikmünze ins Drehkreuz und erhält Einlass. Es geht gefühlte fünfzig Meter in die Tiefe. Zwischen langen Rolltreppen sind Reklametafeln in einem so unglücklichen Winkel angebracht dass ich zwei drei mal während der minutenlangen Abfahrt denke ich führe waagerecht und nicht schräg in die Tiefe. Man fängt sich zwar jedesmal wieder, mein Gehirn kam sich trotzdem irgendwie verarscht vor. Die U-Bahn kommt, knallt laut die Türen auf, lauter noch zu um dann mit einem warp5-Geräusch durch den Untergrund Kyjivs zu rasen. Zwischendrin gibts aus dem postmodernen Transportvehikel abgefahrene Werbeilluminationen mit springenden Gazellen an den Tunnelwänden zu sehen. Abgefahren denke ich nur.

                  Stunden später sind wir stolzer Besitzer eine Daewoo Lanos - wenn auch nur temporär. Kurz die Kiste durchgecheckt und die Mängel notieren lassen, schon gehts auf die Schnellstrasse statdtauswärts in Richtung Süden. In Richtung Süden liegt auch die Krim - unser Ziel. Der Wagen rollt. Der Roadtrip beginnt. Nach anderthalb Stunden sehen wir ein, dass alleine die Peilung der groben Himmelsrichtung zwangsläufig zu Problemen führen wird. Eine Strassenkarte muss her. Drei Tankstellen später nennen wir eine Strassenkarte der Ukraine sowie eine Detailkarte der Krim unser Eigen. Kurze Peilung mit meinem GPS-Handy und los gehts. Etwa 800km fahren wir am ersten Tag. Mit jedem Kilometer den man sich aus der Hauptstadt enfernt werden die Schlaglöcher größer und ihre Anzahl nimmt überproportional zu.





                  Die Gegend ist ärmlich. Überall sitzen Menschen und warten. Warten auf was? Alte Frauen verkaufen Wassermelonen, Zwiebeln und Äpfel. Wir passieren große Märkte im Nirgendwo, einfach nur an der Strasse. Die Menschen leben vom Verkehr, verkaufen Obst und Gemüse an LKW und PKW-Fahrer.





                  Gegen 24.00 Uhr fahre ich fast gegen einen alten Ural-LKW, der samt Anhänger im Schlepptau mitten auf der Strasse steht. Der Fahrer hat zum schlafen die Kiste einfach abgestellt und großzügig auf der rechten Fahrbahnhälfte geparkt. Rücklicht oder Refektoren werden ohnehin überschätzt - mit einem hastigen unkontrollierten Manöver weiche ich dem dunklen Koloss aus. Weiter gehts an hell beleuchteten Nachtmärkten vorbei. Von der Frucht über aufblasbare Badeinseln bis zum Trockenfisch gibt es hier fast alles. Auch Kaffee. Bei Bestellung stehen zwei verschiedene Instantkaffees zur Auswahl, ich nehme einen Plastikbecher Jakobs Krönung mit Zucker und Dosenmilch. Offenbar gilt es in diesem Land als Servicemerkmal den Kunden zwischen mehreren Instantkaffeesorten wählen zu lassen, denn diese schwere Frage: "Jakobs oder russische Marke" werden wir noch öfter entscheiden müssen. Aber eigentlich ist die Antwort auch völlig egal, der Kaffee schmeckt ohnehin nicht. Eine Kaffeekultur möchte ich der Ukraine hiemit entschieden absprechen, obwohl ich mir damit 46.000.000 Ukrainer, Russen und Tataren dieses herrlichen Landes zum Feind mache. Die Wahrheit muss manchmal einfach ausgesprochen werden. Egal. Immerhin ist Koffeein drin.

                  Weiter gehts durch die schwarze Nacht gen Süden. Die Karre ruckelt mit Tempo 80 der Krim entgegen. Noch macht unser Mietwagen einen putzmunteren Eindruck, obwohl er schon einige Wirkungstreffer an Schlaglöchern einstecken musste. Nachts ist überraschend viel los auf den Landstrassen, viele LKWs rumpeln über die Strassen, die ich spätestens hier gerne in Pisten umbenennen möchte. Wir haben einen Straßengrad erreicht in dem man nur noch Slalom fährt um wenigstens den Schlaglöchern ausweichen zu können, in denen man Fußbälle versenken könnte. Ganz Nebenbei: Spricht man bei über 4qm fehlender Asphaltdecke eigentlich noch von "Schlaglöchern"? Weist ein Strassenschild daraufhin, dass sich die Strasse in einem schlechten Zustand befindet, so kann man die Gänge 3-5 übrigends schonen. Zudem kann ein 6-wöchiger Offroadkurs im Vorfeld der Reise eine Hilfestellung sein. Wir gönnen dem Auto und uns eine längere Pause und nächtigen nach wohlverdienten Feierabendbieren auf einem Feldweg an einer ruhigen Piste.

                  ... Fortsetzung folgt
                  Zuletzt geändert von Nammalakuru; 11.08.2008, 22:14.

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                  • Freak
                    Lebt im Forum
                    • 02.05.2006
                    • 5217
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [UA] Einmal Севастополь und lebend zurück

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                    • Gast-Avatar

                      #11
                      AW: [UA] Einmal Севастополь und lebend zurück

                      Köstlich! Dein Bericht weckt Erinnerungen, mach mal weiter, bitte !!

                      P.S. wie war das mit der Verständigung? Wörterbuch? Englisch oder wie?
                      Zuletzt geändert von ; 11.08.2008, 22:30. Grund: pure Neugier..

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                      • YPS
                        Dauerbesucher
                        • 15.06.2008
                        • 534
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                        #12
                        AW: [UA] Einmal Севастополь und lebend zurück

                        Super-spitzen-klasse-Bericht...bitte weiter, weiter, weiter...

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                        • herr krull
                          Erfahren
                          • 05.01.2007
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                          #13
                          AW: [UA] Einmal Севастополь und lebend zurück

                          du fotografierst sehr gut.

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                          • heron
                            Fuchs
                            • 07.08.2006
                            • 1745

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [UA] Einmal Севастополь und lebend zurück

                            super - vergnüglich zu lesen.
                            Bin mir aber nicht sicher, ob ich dort auch hin will - naja abenteuerlich wärs in jedem Fall.
                            gx
                            sabine
                            Ich habe keine grossen Ambitionen. Still sitze ich und betrachte wohlgemut das Gewimmel der Welt.
                            Ich benötige nur so viel, wie ich mir ohne Anstrengung und Demütigung beschaffen kann. (György Bálint)

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                            • volx-wolf

                              Lebt im Forum
                              • 14.07.2008
                              • 5576
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [UA] Einmal Севастополь und lebend zurück

                              Sehr schöner Bericht ... und vor allem spitze Photos - besonders das Karussell-Photo - TOP!!!

                              Kleiner Tip: Wer in grösseren ukrainischen Städten günstig schlafen will, der bleibe einfach am Bahnhof stehen, bis er von älteren/alten Frauen angesprochen wird. Sie vermieten ihre Zimmer an Gäste, um die Rente aufzubessern, zu 3-5€/Person. Genauso gut oder schlecht wie Hotelzimmer sind sie allemal, nur das man zum einen das ukrainische Leben kennengelern und zum anderen den Frauen hilft.
                              Mit dem Zimmerpreis in Kiew habt Ihr Euch aber definit vera... lassen, mehr als 10-12€/Person sollten bei dem Standard nicht gezahlt werden. Wobei, was ich noch anfügen möchte: Sehr alt und abgenutzt sahen die Hotelzimmer, die ich jeweils in der UA hatte, immer aus - aber sauber waren sie! Oder Ihr habt doch höhere Ansprüche als ich gehabt


                              Was ich weniger verstehe, ist, warum Ihr mit solche einem Affentempo durch die UA gefahren seid und Euch nicht weniger Zeit für die einzelnen Stationen genommen habt. Z.B. für Kiew...

                              Moralische Kultur hat ihren höchsten Stand erreicht, wenn wir erkennen,
                              daß wir unsere Gedanken kontrollieren können. (C.R. Darwin)

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                              • Werner Hohn
                                Freak
                                Liebt das Forum
                                • 05.08.2005
                                • 10870
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [UA] Einmal Севастополь und lebend zurück

                                Zitat von Nammalakuru Beitrag anzeigen
                                ... Schöne Mädchen treiben sich des morgens in unserem "shared-bathroom" herum. Unter diesen Umständen teile ich gerne denke ich ...
                                Wer war eigentlich noch mit? Wegen des Teilens. Und was steht auf dem Schild beim ersten Foto?

                                Werner
                                .

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                                • Gast-Avatar

                                  #17
                                  AW: [UA] Einmal Севастополь und lebend zurück

                                  Und was steht auf dem Schild beim ersten Foto?
                                  " Losowje" ( denke ich...) könnte eine Haltestelle sein.

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                                  • SwissFlint
                                    Lebt im Forum
                                    • 31.07.2007
                                    • 8570
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [UA] Einmal Севастополь und lebend zurück

                                    Damit ich ein Abo bekomme auf den Bericht hier auch ein Kommentar von mir

                                    Sehr schöner Bericht! Sag... hast du ein Tagebuch geführt, auf Dictaphon gesprochen oder erinnerst du dich jetzt einfach?
                                    Manchmal formen sich mir unterwegs die schönsten Sätze.. und finden sich nie mehr wieder...
                                    Wer hat Tipps?
                                    Zurück von Weltreise! http://ramblingrose.ch/

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                                    • Wald-Fuchs
                                      Erfahren
                                      • 07.02.2008
                                      • 194
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [UA] Einmal Севастополь und lebend zurück

                                      Ich sitze hier mit 'ner Tasse "Jacobs Krönung Verwöhnaroma-Kaffee" und genieße die Bilder und jeden Satz von diesen tollen Reisebericht.
                                      Man fühlt sich richtig live dabei in der Ukranine
                                      Weiter so!
                                      Reinhold
                                      >>>Wer die Freiheit liebt darf die Einsamkeit nicht scheuen<<<

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                                      • Onyx
                                        Fuchs
                                        • 21.06.2007
                                        • 1082
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                                        #20
                                        AW: [UA] Einmal Севастополь und lebend zurück

                                        Zitat von SwissFlint Beitrag anzeigen
                                        Damit ich ein Abo bekomme auf den Bericht hier auch ein Kommentar von mir .....
                                        Me too


                                        Sehr schöner Bericht ich warte schon gepannt auf die Fortsetzung.
                                        Die Wahrheit ist ein wegloses Land

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