Hohe Geige, 3.395m, Pitztaler Alpen

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  • Corton
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    Lebt im Forum
    • 03.12.2002
    • 8593

    • Meine Reisen

    Hohe Geige, 3.395m, Pitztaler Alpen

    So - vor ner knappen Stunden sind wir (leider) schon wieder zu Hause angekommen. Michaela musste dringend nach Hause - das hat man davon, wenn man das Handy mitnimmt...

    Na ja, die Hohe Geige haben wir jedenfalls gemacht. Bericht gibt´s demnächst.

    Vorab: Einen ganz netten Bericht eines anderen Besteigers gibt es hier

    a) kurz: http://www.marcinkowski.org/bergsport/touren/geige.htm

    b) lang: http://www.marcinkowski.org/bergspor.../geigelang.htm

    Corton

  • Corton
    Forumswachhund
    Lebt im Forum
    • 03.12.2002
    • 8593

    • Meine Reisen

    #2
    Hier nun der versprochene Bericht

    Nachdem Becks hier am Montag vom Piz Palü vorgeschwärmt hatte, haben wir uns kurzfristig entschlossen, den Alpen auch mal wieder einen Besuch abzustatten.

    Kurz nach 13 Uhr geht´s am Dienstag los und gegen 15.20 Uhr sind wir schon VOR dem Fernpass. Ab da ist es mit der guten Laune erst einmal vorbei. Warum?

    Holländer
    Wohnwagen
    LKWs
    Holländische LKWs und Wohnwagen

    Mit einem Durchschnittstempo von 30 km/h zuckeln wir über den Pass. Zum Glück biegen die holländischen Gefahrgut-LKWs in Nassereith in Richtung Innsbruck ab, so dass es fortan schneller voran geht.

    Gegen 17 Uhr sind wir endlich am Zielort Plangeroß (1.617) im Pitztal angekommen. Kurz vor dem Ort befindet sich auf der rechten Seite ein großer gebührenfreier Parkplatz. Das Wetter ist wieder mal günstig für einen Aufstieg: Bewölkt, leicht windig, Temp. lt. Außenthermometer 16°C.
    Direkt gegenüber beginnt der Steig in Richtung Rüsselsheimer Hütte (2.323), die wir aufgrund unseren schweren Gepäcks und gemütlichen Steigens erst nach ca. 1h 45m erreichen. Der Weg bis dahin ist absolut problemlos und für jeden schwindelfreien Wanderer einfach zu meistern. An zwei Stellen sind Eisenketten angebracht, deren Sinn wir aber nicht wirklich entschlüsseln können. Kurz nach der Hütte beginnt es zu tröpfeln. Da es in Richtung unseres weiteren Weges zudem nicht gut aussieht, was mögliche Zeltplätze angeht, entschließen wir uns, bereits hier in einer Höhe von knapp 2.400m unser Zelt aufzubauen.

    Michaela findet relativ schnell ein schönes ebenes, von rot markierten Steinen umrandetes Plätzchen. Eigentlich optimal – wäre es nicht der Hubschrauber Landeplatz der Hütte. Ist aber nicht weiter tragisch, da wir nur 20m weiter oben einen ähnlich guten Platz finden. Das Tröpfeln hat zum Glück wieder aufgehört. Kurz nachdem wir unser Zelt aufgebaut haben, tauchen in unmittelbarer Nähe 3 Steinböcke auf. Murmeltiere und Gemsen sieht man ja oft in den Alpen, Steinböcke aber eher selten. Die Stimmung scheint perfekt – leider nur so lange, bis Pudel „Wuschel“ die Böcke entdeckt hat. Mit einem Affenzahn stürzt er sich kleffend auf die armen Viecher, denen nicht anderes einfällt als panikartig zu flüchten. „Danke, Wuschel!“

    Aufgrund eines leichten Infekts, den ich bereits seit dem vorigen Wochenende mit mir rumschleppe, habe ich diesmal keinen Wein mitgenommen. Problem: Das Einschlafen fällt entsprechend schwer, da es erst 20.30 Uhr ist – ein wenig Rotwein könnte jetzt nicht schaden. Michaela schläft bereits tief und fest, es fängt wieder an zu regnen und Wuschel scheint von einem Leben im Pudelhimmel zu träumen, so laut wie sie vor sich hinjapst... Irgendwann muss dann auch ich eingeschlafen sein.

    Nächster Morgen, 4.10 Uhr, wolkenloser Himmel

    Das Thermometer, das am höchsten (= wärmsten) Punkt des Zeltes hängt, zeigt nur 6°C an. Ich öffne das Zelt und lege das Themometer nach draußen – nach 20 Minuten zeigt es 0°C an. Brrrr, ganz schön kalt für Ende Juli in 2400m Höhe. Auf Teilen des Zeltes hat sich eine Reifschicht gebildet. Es ist anzunehmen, dass sich der weitere (westseitige) Aufstieg angenehm kühl gestalten wird.


    Zeltplatz, im Hintergrund die gut 3.500m hohe Watzespitze

    So isses dann auch. Nach dem üblichen Prozedere brechen wir um 6.35 Uhr von unserem Zeltplatz auf. Es ist wirklich arschkalt, zumal noch ein eisiger Wind aufkommt. Im T-Shirt isses zu kalt, mit Fleecejacke isses zu warm – toll! Bis auf eine Höhe von ca. 2.900m schlängelt sich der Pfad einigermaßen problemlos empor. Dann wird es schwieriger. Zum einen aufgrund der Tatsache, dass nun leichte Kletterei angesagt ist, zum anderen, weil viele Steine von einer hauchdünnen Eisschicht überdeckt sind. Stellen, die normalerweise problemlos zu meistern sind, werden jetzt zum Problem, zumal ich noch ständig damit beschäftigt bin, Pudel Wuschel über die schwierigen Stellen hinwegzuhelfen.
    Als wir auf einer Höhe von ca. 3.100m sind, kommt uns glücklicherweise die Sonne zur Hilfe, was die Bedingungen schnell verbessert. Durch eine steile Rinne geht es bis knapp über 3.200m nach oben zu einem kleinen See. Von hier sieht man zum ersten Mal den Gipfel. "Na der sieht ja toll aus" ist mein erster Gedanke.


    Der knapp 3.400m hohe Gipfel oder besser gesagt: Schutthaufen

    Dummerweise ist genau hier knapp unterhalb des Gipfels der Film voll und der Ersatzfilm liegt - natürlich - im Zelt. Erstaunlicherweise macht mir bereits jetzt die dünne Luft zu schaffen. Normalerweise treten die ersten leichten Beschwerden bei mir in Höhen oberhalb 3.700/3.800m auf, wenn ich unakklimatisiert bin. Heute schon bei gut 3.200m? Oh je – gedanklich hake ich die für dieses Jahr geplanten 4000er bereits ab... Hoffentlich liegt es an dem Infekt, den ich mir eingefangen habe.
    Michaela legt an einem kleinen See ihren Rucksack ab und kraxelt in einem Höllentempo zum Gipfel, den sie laaaange vor mir erreicht. Ich bin dermaßen schlapp, dass ich für die letzten 150 Höhenmeter mehr als 1 Stunden brauche. Auf 3.330m, also knapp 70 Meter unterhalb des Gipfel sitze ich auf einem Felsblock und denke mir: „Danke, verzichte! Der Berg ist mir scheißegal, da komm ich heut nie mehr hoch.“ Nach zwei Powerbars habe ich dann doch wieder etwas Energie und quäle mich laaaaangsam nach oben. Begrüßt werde ich mit dem Satz: „Wo warst Du denn so lange?“ „Toll“ denke ich mir und suche den Gipfel weiter nach Sauerstoffflaschen ab.

    Nach einer Stunde auf dem Gipfel machen wir uns wieder an den Abstieg, der aufgrund des abgetauten Eises jetzt deutlich angenehmer ist als der Aufstieg. Irgendwann am Nachmittag sind wir dann wieder an unserem Zeltplatz angekommen. Mein Schädel dröhnt immer noch, als ob jemand mit dem Hammer dagegen schlagen würde. Wir beschließen daher, noch einmal am gleichen Platz zu übernachten und erst am nächsten Tag den Mainzer Höhenweg anzugehen. Kurz vor 20 Uhr bekommt Michaela einen Anruf: Sie muss unbedingt nach Hause. Na klasse – muss das ausgerechnet jetzt sein? Für den Abstieg ist es zu spät, weswegen wir noch eine weitere Nacht im Zelt verbringen und erst am nächsten Tag gegen 7 Uhr absteigen. Um 8.30 sind wir wieder am Auto und machen uns auf dem Heimweg. Zur rechten Zeit, da es gerade richtig zu regnen beginnt.

    So das wars. Ist ne nette Tour, die den Schwierigkeitsgrad II nie übersteigt – bei Eis allerdings unangenehm. Zum Vergleich: Der Berg ist deutlich schwieriger als bspw. die Zugspitze. Wer die gerade so mit Ach und Krach meistert, sollte sich an die Hohe Geige vielleicht lieber nicht heranwagen und es zumindest nur bei trockenen Bedingungen versuchen.

    [edit]Noch ein paar Bilder


    Am See auf ca. 3.200m


    Rastplatz knapp oberhalb des Sees


    Im Abstieg vom Gipfel. [/edit]

    Corton

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    • ant
      Erfahren
      • 12.04.2003
      • 192

      • Meine Reisen

      #3
      Super Bericht, Corton. Danke!
      Hoffentlich geht's Dir bald besser!

      Gruß

      Ant

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      • Corton
        Forumswachhund
        Lebt im Forum
        • 03.12.2002
        • 8593

        • Meine Reisen

        #4
        Hier noch ein Bild



        Corton

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        • Flachlandtiroler
          Freak
          Moderator
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          • 14.03.2003
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          • Meine Reisen

          #5
          Hallo,

          danke für Bild und Bericht. Zwei (zugegeben: kritische ) Anmerkungen dazu:
          1. Wofür seid ihr so früh aufgestanden / losgegangen, die Tour ist doch weder weit noch vergletschert?
          2. Wie bei den Bilder von der Zugspitze auch sind rote Flecken / Streifen zu erkennen, die wohl nicht vom Finger auf dem Objektiv stammen. Dichtet das Kameragehäuser evtl. nicht mehr richtig?

          Mainzer Weg steht auch noch auf meiner (rein virtuellen) Wunschliste, evtl. auch der gesamte Geigenkamm (Inntal-Wildspitze) als Konditionstour.

          Gruß, Martin
          Meine Reisen (Karte)

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          • Corton
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            • 03.12.2002
            • 8593

            • Meine Reisen

            #6
            Wenn ich um 21 Uhr schlafen gehe, wache ich automatisch um 5 Uhr auf. Was soll ich dann noch groß machen, außer das Zelt abzubauen und loszulaufen?

            Außerdem lautet einer meiner Leitsätze in den Bergen: Je früher, desto besser und möglichst immer vor 12 Uhr auf dem Gipfel stehen.
            Die wetterbedingten Gründe sind Dir ja bekannt.
            Gerade deswegen habe ich neulich so gestaunt, dass Becks und Christoph erst um 18 Uhr auf dem Palü waren - so was kann böse ins Auge gehen.
            Zu den roten Flecken: Die Gehäuseklappe hinten ist aufgegangen. Fast der gesamte Film ist hin.

            Gruß,

            Corton

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            • Flachlandtiroler
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              • 14.03.2003
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              • Meine Reisen

              #7
              Zitat von Corton
              Außerdem lautet einer meiner Leitsätze in den Bergen: Je früher, desto besser und möglichst immer vor 12 Uhr auf dem Gipfel stehen.
              Die wetterbedingten Gründe sind Dir ja bekannt.
              Gerade deswegen habe ich neulich so gestaunt, dass Becks und Christoph erst um 18 Uhr auf dem Palü waren - so was kann böse ins Auge gehen.
              ACK. Beim Piz Palü (oder bei unserer Ailefroide, 15h) liegt's aber nicht am Aufstehen, die Anstiege sind halt so lang und es macht keinen Sinn, wie z.B. am Montblanc um Mitternacht loszugehen, weil man schon unten Kletterstellen hat und nur Verhauer baut.
              Zu den roten Flecken: Die Gehäuseklappe hinten ist aufgegangen. Fast der gesamte Film ist hin.
              Mein Beileid -- gute Gelegenheit für einen neuen Fotothread
              Meine Reisen (Karte)

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              • Corton
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                • 03.12.2002
                • 8593

                • Meine Reisen

                #8
                Beim Piz Palü (oder bei unserer Ailefroide, 15h) liegt's aber nicht am Aufstehen, die Anstiege sind halt so lang und es macht keinen Sinn, wie z.B. am Montblanc um Mitternacht loszugehen, weil man schon unten Kletterstellen hat und nur Verhauer baut.
                Ich sags mal so: Wenn man sein Zelt direkt unterhalb des besagten Pfeilers aufbaut (weiß nicht, ob das möglich ist), um 4 Uhr aufwacht und um 5 Uhr (wenn´s schon hell wird) loskraxelt, sollte es klappen, gegen 12 Uhr auf dem Gipfel zu sein.

                Wenn Christoph einen Splitter im Auge hatte und durch diesen stark gehandicapt war, ist es IMO bewundernswert, dass er die 8 Stunden (reiner Aufstieg) überhaupt durchgehalten hat.
                Trotzdem: Im Normalfall hätte es Becks alleine wahrscheinlich eine, wenn nicht gar zwei Stunden schneller geschafft. --> Bei einem Aufbruch um 5 Uhr zwischen 11 und 12 Uhr am Gipfel.
                Vielleicht sagt Alex ja selbst noch was dazu.

                Gruß,

                Corton

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                • Flachlandtiroler
                  Freak
                  Moderator
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                  • 14.03.2003
                  • 28955
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Piz Palü: AFAIR war das Wetter morgens in der Früh noch nicht so, daß die beiden gleich los sind.

                  Bei der Ailefroide Oriental haben wir's allerdings selber versaubeutelt:
                  - Wecker überhört (die beiden anderen sind wohl bekennende Landschläfer...): halbe Stunde
                  - ein Verhauer im Morgennebel: eine Stunde
                  - Sicherheit vor Schnelligkeit: Im Abstieg an einer Felspassage nochmal extra Steigeisen ab/an: halbe Stunde

                  Davon ab ist die Führerzeit rauf 5h, runter 4h und von da ins Tal 2h, macht 11h. Plus Pausen...

                  Gruß, Martin
                  Meine Reisen (Karte)

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