[DE] Verflixt und zugeknotet in der Sächsischen Schweiz

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  • schnuffiwuffi
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    • Meine Reisen

    [DE] Verflixt und zugeknotet in der Sächsischen Schweiz

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    Das vergangene Wochenende nutzten zwei sächsische, im Exil lebende Kletterer und ein netter Berliner Kletterer , um sich eingehender und quasi am lebenden Objekt mit der sächsischen Klettertechnik zu befassen. Lest hier, was die 3 Abenteurer erlebt haben.

    Prolog

    Als Mitglied des Sächsischen Bergsteigerbundes halte ich pünktlich zu meinem Geburtstag die neuste Ausgabe des Mitgliederblättchens in den Händen. Unter anderem fand sich im hinteren Teil des Heftes die Rubrik "Ausbildung / Kurse". Ohhh Mitte April soll ein Kurs zum Schlingenlegen stattfinden. Das wäre doch mal was! Ein paar Tage später spricht mich Christian auf den Kurs an und es steht sehr schnell fest: wir machen da mit. Schnell noch den Termin mit meiner besseren Hälfte besprochen und schwuppdiwupp sind wir 3 angemeldet.
    In der Woche vor dem Kurs wird der Wetterbericht täglich akribisch unter die Lupe genommen: wird das Wetter besser oder bleibt es kalt, grau und verregnet? Drei Tage vor dem Kurs bekommen wir die nötigen Infos vom Übungsleiter. Mit dabei ist eine Materialliste mit Empfehlungen für den Sandstein. Christian und ich rennen voller Begeisterung in den jeweils örtlichen Ausrüstungsladen um die Schlingensammlung noch etwas aufzurüsten. Dann ist es soweit: am Donnerstag sagt der Wetterbericht einigermaßen gutes Wetter voraus und am Abend können wir endlich die Rucksäcke packen. Bei der Sortierung der Schlingen hilft mir der große schwarze Kater.



    Freitag, 11. April 2008

    Holger holt mich pünktlich (also 45 Minuten zu spät) mit unserem Mietauto von der Arbeit ab. Es ist das klassische Klettermobil: ein Fiat Panda – in moderner Ausführung. In Berlin herrscht optimales Verreisewetter: schlechter kann es nicht mehr werden. Wir schlängeln uns durch die Stadt und schweben über die Autobahn gen Dresden. Irgendwo mitten in Brandenburg kämpft sich endlich die Sonne durch die Wolken. An der Autobahnausfahrt Wilder Mann sammeln wir Christian auf. Der gute hat schon 7 Stunden Zugfahrt von Göttingen aus hinter sich. Weiter geht unser Weg. Wir plappern vor uns und in den Augenwinkeln sehe ich ein Schild „Prag 146 km“. „Nächstes Fernziel: Prag“ sage ich und fahre weiter. Wir kommen in einen tollen Gewitterregen und Christian fragt, ob die Abfahrt zur A17 in oder nach Dresden kommt. „Auf alle Fälle nach Dresden“ sage ich, muss kurz darauf aber doch nachdenken. Wir sind doch schon komplett durch Dresden durch. Wo ist diese verdammte Abfahrt? Na toll: Abfahrt verpasst – wir befinden uns auf bestem Weg nach Nossen. Also unzählige Extrakilometer geschrubbt und ich mich tierisch geärgert. Auf dem Rückweg finden wir die Abfahrt und kommen ohne Probleme Richtung Pirna und dann weiter in die heißgeliebte Sächsische Schweiz. Das Auto wollen wir in Weißig abstellen um uns dann einen Übernachtungsplatz an den Rauensteinen zu suchen. Das klappt auch sehr gut. Auf dem Wanderparkplatz in Weißig lässt die Freiwillige Feuerwehr gerade den milden Abend bei diversen Falschen Bier ausklingen und wir begeben uns auf unsere Nachtwanderung. Auf der Straße paaren sich die Frösche, kein Wunder bei den milden Temperaturen und der sternklaren Nacht.

    Am Rauenstein angekommen beziehen wir unser Höhle und eröffnen die Küche. Christian kocht eine wunderbare Nudelsoße: Paprika-Zwiebel-Zucchini-Sonnenblumenkern-Tomaten-Soße. Dazu gibt es Nudeln.



    Natürlich sind auch Hasi und Giraffi mit dabei und lassen es sich schmecken. Zum Durstlöschen gibt es Tee mit Amaretto.



    Da es schon spät ist, begeben wir uns zur Nachruhe in unsere Schlafsäcke. Aber der Schlaf hält nicht lange an: mitten in der Nacht fängt es an zu Gewittern. Glücklicherweise tropft es nur wenig von der Decke. Nur Christian bekommt den Sprühregen durch die Zugluft ab.

    Sonnabend, 12. April 2008

    Der Wecker ist für 7 Uhr gestellt aber in Anbetracht der Wetterlage drehen wir uns alle noch mal um. An ein Klettern vor dem Kurs ist nicht zu denken, die Felsen sind viel zu nass.



    Später gibt es Eierkuchen zum Frühstück und ich koche den beiden Herren der Schöpfung einen Guten-Morgen-Kaffee. Kurz nach 9 sind wir marschbereit und stapfen den kurzen Weg in Richtung Laasenstein. Auf dem Weg gabeln wir noch 2 weitere Kursteilnehmer auf, die mangels Karte schon zu weit gelaufen sind.

    Der Kurs beginnt pünktlich und unsere beiden Kursleiter erklären uns ihre Intention und den Ablauf. Wir bekommen zunächst Einblick in die bei einem Sturz auftretenden Kräfte und die Belastungsfähigkeit des Materials. Wir 3 haben alle das Buch "Kinderkopf und Affenfaust" gelesen aber uns wird doch noch einmal richtig bewusst, dass eine Schlinge nicht unbedingt jeden Sturz halten kann. Nach einer kurzen Mittagspause geht es dann zum praktischen Teil des Kurses. Im unteren Teil der Wand soll jeder 1-2 Schlingen legen, später wird in der Gruppe die Stabilität dieser eingeschätzt. Es kommen recht interessante Werke heraus. Zu jeder Schlinge wird eine mögliche Verbesserung besprochen und auch praktisch gezeigt.



    Danach ist der Nachmittag auch schon vorüber. Leider sind die Felsen noch immer so nass, dass ein gemeinsames Klettern leider nicht stattfinden kann. Bevor wir zu unserem zweiten Nachtlager weiterziehen, kochen wir erst mal Tee und essen reichlich die Hälfte unseres frischen Brotes. So ein Tag lernen ist schon ziemlich anstrengend. Aufgewärmt und mit bestem Sonnenschein im Nacken geht es dann zurück zum Auto und mit diesem direkt weiter ins Bielatal. Hier sollen die Felsen angeblich am schnellsten trocknen. Wir waren an Neujahr schon einmal zur Felsinspektion hier und können daher direkt den von uns auserkorenen Schlafplatz ansteuern. Den Nachmittag verbringen wir mit der Suche des Einstieges zu unserer morgigen Kletterroute.



    Wir müssen da hoch:



    Im Kletterführer ist ausgerechnet für diese Felsgruppe keine Anstiegsskizze verzeichnet. Nach langem rumgekraxel haben wir ihn schließlich gefunden. Bis zum Abendbrot vertreiben wir uns die Zeit mit Stöckchen schnitzen und Schlangen beschwören.



    Auch an diesem Abend kochen wir wieder selbst. Es gibt Couscous mit Schoten und Kichererbsensoße. Der Nachtisch wird ein kleines Highlight: wir grillen Marchmellows an den vorbereiteten Stöckchen.



    Da es langsam empfindlich kühl wird, schlüpfe wir nach einem guten Schluck Whisky in die Schlafsäcke und träumen von der Kletterei am nächsten Tag.

    Sonntag, 13. April 2008

    Rein zur Orientierung haben wir den Wecker wieder auf 7 Uhr gestellt aber wir sind alle noch müde und kriechen erst gut 2 Stunden später aus den warmen Daunen. Die Sonne lacht und wir verspachteln schnell unser Frühstücksmüsli um endlich an den Felsen zu kommen.

    Gruppenbild beim Zähneputzen:



    Die Route sieht auch gut trocken aus. Christian beginnt seinen ersten Elbsandsteinvorstieg und kann auf dem kurzen Weg auch eine Schlinge legen.



    Dann bin ich an der Reihe. Oh weh, direkt am Einstieg muss ein kleiner Spalt übertreten werden hin zu einem Buckel der nur auf Reibung angetreten werden kann. Wer das nicht schafft, segelt nach links 3 Meter in die Tiefe. Christian hat mich von oben fest in der Sicherung und nach ein paar Minuten ist das auch endlich in meinem Bewusstsein angekommen. Ich wage den ersten Zug und es klappt problemlos. Der Rest des Weges ist nicht schwer, schon bald sitze ich oben auf dem Gipfel und rufe einen erlösenden Schrei aus. Holger folgt mir auf den Fuß und als wir alle oben sitzen können wir uns mit einem "Berg Heil" zum Gipfelerfolg beglückwünschen. Der Alte Weg am Turm zum Wege ist geschafft. Es folgt der Eintrag ins Gipfelbuch und dann geht es auch schon ans Abseilen. Christian erklärt uns alles und bleibt zur Sicherheit oben an der Abseilöse bis wir heil unten angekommen sind.



    Die Euphorie hat uns gepackt und wir wollen unbedingt noch einen Gipfel erreichen. Wir wollen unser Glück an der Eislochturmgruppe versuchen. Aber ach du Schreck: die Sonne hat wohl alle Kletterer rausgelockt: hier vorn ist alles voll. Außerdem haben wir Probleme beim Zuordnen der einzelnen Felsen. So machen wir nur eine kurze Rast, vertilgen eine Tafel Schocki und sehen den anderen beim Klettern zu. Die Zeit wird langsam knapp und so marschieren wir weiter in Richtung Parkplatz. Dort gucken wir ein letztes Mal die in der Nähe befindlichen Felsen an und entdecken den Mandarin. Der Alte Weg ist auch hier leicht aber die Felsseite ist noch sehr nass. Die Frau, die eben die gleiche Route solo geklettert ist, versichert uns aber, dass man alles sauber treten und greifen kann und so versuchen wir es. Christian steigt wieder vor, kann aber bis zum Absatz vorm Gipfel keine Sicherung anbringen. Die Begehung gelingt und wir steigen nach. Auch hier wieder ein "Berg Heil" und der Eintrag ins Gipfelbuch und schon müssen wir wieder runter – die Zeit drängt und beim Abseilen fängt es auch wieder an zu regnen.



    Flink packen wir unsere sieben Sachen und spurten zum Parkplatz. Christians Zug fährt in 45 Minuten. Den Zug erreichen wir locker und wir verabschieden uns mit dem Vorhaben, im Sommer noch öfter solche Wochenenden zu verbringen.

    Epilog

    Natürlich sind wir uns bewusst, dass man die Kunst des Schlingenlegens nicht an einem Tag lernt. Aber wir haben einen Anfang gemacht und wollen das Handwerk nach und nach verfeinern.

    Schnuffiwuffi
    Zuletzt geändert von November; 06.11.2011, 20:58.
    Regnet kommer, regnet går - og bak ligger alltid solen

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    #2
    AW: [D] Verflixt und zugeknotet in der Sächsischen Schweiz

    Hej Schnuffi,
    da hätten wir uns ja fast begegnen können! Wir kamen aber erst im Regen am Eislochturm an und mein Sohn war dann wenigstens mit unseren Begleitern noch in der Schwedenhöhle.
    Neben dem Turm am Wege ist die Unke, auch ein schöner kleiner Fels mit leichtem Weg nach oben.

    Auf alle Fälle Herzlichen Glückwunsch zum ersten Vorstieg!
    Und viel Spaß beim nächsten Kletterausflug ....

    LG aus Dresden

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    • barleybreeder
      Lebt im Forum
      • 10.07.2005
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      #3
      AW: [D] Verflixt und zugeknotet in der Sächsischen Schweiz

      Sehr schön, in die Ecke muss ich auch noch mal. Bin leider am Woende nicht über die Festung Königsstein hinausgekommen.

      Klettern, ja, das wärs... aber man kann ja nicht alles machen!
      Barleybreeders BLOG

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        #4
        AW: [D] Verflixt und zugeknotet in der Sächsischen Schweiz

        Zitat von barleybreeder Beitrag anzeigen
        ....
        Klettern, ja, das wärs... aber man kann ja nicht alles machen!
        OT: aber man(n) kann's ja mal probieren...

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        • Christian J.
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          • 01.06.2002
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          #5
          AW: [DE] Verflixt und zugeknotet in der Sächsischen Schweiz

          Ach ja, 15 Stunden Zugfahrt für zwei Gipfel: zeitökonomisch betrachtet war das wohl sinnlos.....aber "emotional" betrachtet lohnt jeder Griff in den heimischen Sandstein wochenlanges Zugfahren.....also danke ich euch beiden für das coole Wochenende (und das Bereitstellen des Autos) und freue ich mich auf das nächste mal. Nur eins möchte ich noch geklärt haben: Wie kommen die Marchmellowreste an meine Mütze und in meine Schlafsackkaputze?????

          Christian
          "Er hat die Finsternis der Latrinen ertragen, weil in der Scheiße nach Mitternacht sich manchmal die Sterne spiegelten"
          Durs Grünbein über den Menschen

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          • Jack68
            Erfahren
            • 30.03.2012
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            #6
            AW: [DE] Verflixt und zugeknotet in der Sächsischen Schweiz

            ...selbst als Nicht-Kletterer bekommt man darauf Appetit...danke!
            ...

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