Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
Land: Deutschland
Gegend: Weser von Hannoversch Münden bis Drakenburg
Reisezeit: Hochsommer 2006
[Ausschnitt aus meinem Tagebuch von damals]
Meine lieben Schiffskameraden anno 2006, Käpt'n, mein Käpt'n und mein Erster Offizier,
ich habe mir in einem Anflug von... -- ja, von was eigentlich? Ich war dabei, mein Tagebuch auf einen einigermaßen vollständigen Stand zu bringen, was im Falle der Niederschrift der Episode um unsere Reise etwas ausgeufert ist. Von Detailverliebtheit, also? Jedenfalls: ich habe mir erlaubt, die offiziell verzeichneten Ereignisse unserer gemeinsamen Reise auf dem Weserstrom ein wenig um meine persönlichen Erinnerungen zu ergänzen. In der vagen Hoffnung, daß sie auch Euren, lieber Kai und lieber Kai, von Zeit zu Zeit auf die Sprünge helfen mögen, stelle ich sie hiermit Euch zur Verfügung und stelle sie auch Eurem Urteil und Eurer Kritik: Sollte ich an Stellen die Ereignisse verkehrt oder ungenau wiedergegeben haben, dann, um der Detailversessenheit willen, korrigiert mich bitte.
Habt viel Spaß beim Schwelgen in und Auffrischen von Erinnerungen an eine spannende Reise mit
Eurem Maat,
Rouven
Samstag, 15. Juli 2006 09:08 - 14:23 - ICE 1752 ab DD Hbf nach Gehrden, um mit Kai und seinem Mitwohni zusammen von dort aus eine Weserkreuzfahrt mit dem Schlauchboot anzutreten.
Samstag, 15. Juli 2006 15:00 - 20:00 - Kai und Kai haben am Bahnsteig in Brakel auf mich gewartet. Seit ich in Altenbeken aus dem ICE gestiegen bin, wurde die Nervosität größer, je näher ich Brakel kam. Würde ich womöglich Papa oder meinem Stiefmütterchen, die ja hier auf den Bahnsteigen als Schaffnerin arbeitete, begegnen? Eine Begegnung unter diesen Umständen wäre sicherlich keine gute Gelegenheit für eine... - ja, wie soll ich das nennen? Aussöhnung zwischen Tür und Zarge? Das trifft es nicht so richtig. Wie auch immer, ich wollte den beiden lieber nicht über den Weg laufen. Auf dem Altenbekener Bahnhof verzog ich mich in einen Winkel zwischen dem gelbbraunen Sandsteingebäude und dem Gleis, auf dem die Bimmelbahn nach Brakel abfahren würde, so daß ich möglichst viel Bahnsteig einsehen konnte und experimentierte mit meinem bandanamäßigen Schlauchkopftuch an effektivsten Ganzgesichtsvermummungen herum. Bei einer Temperatur jenseits der 30° muß ich - angesichts der Terrorhysterie auf deutschen Bahnhöfen - höchst verdächtig gewirkt haben. Ich muß wohl von Beginn an ziemlich wild ausgesehen haben. Ich hatte mir zuvor einen Bart stehen lassen; hatte mich eine Weile lang nicht mehr rasiert. Nicht einmal an den Kanten. Ich habe es einfach wuchern lassen. Und als ich in Brakel aus dem Zug stieg, hat Kai mich zum ersten Mal mit schwarzem Vollbart gesehen. "Aha", sagte er, "Prochnow". Eine Anspielung auf Prochnows Rolle als Kapitänleutnant in "Das Boot". Darin hat er nach wochenlanger Feindfahrt das Rasieren auch wohl vernachlässigt. Ich nickte. Von Kai Ähnlichkeit mit Prochnow nachgesagt zu bekommen ist das Gegenteil von einem Kompliment. Keine Beleidigung!, das nicht. Aber das Gegenteil von einem Kompliment. Es bedeutet ungefähr: "Du siehst verwegen aus". Es ist nämlich meistens nicht angebracht, verwegen auszusehen, es sei denn, man ist auf wilde Abenteuer aus. Aber das waren wir ja! Deshalb war ich ausnahmsweise zufrieden, auszusehen wie Prochnow, auch, wenn der eigentlich scheiße aussieht. Ich ließ den Bart bis zum Ende der Reise weiterwachsen. Am Ende, da war ich kaum wieder im d.schen Hause angekommen, ich hatte gerade meinen Seesack in die Ecke gestellt, habe ich ihn aber gleich, als sei der Bart Bestandteil des Abenteuers gewesen und gehöre mit dessen Ende einfach weg, abrasiert.
Nun, jedenfalls bin ich zu Anfang schwarzbärtig in Brakel angekommen, Kai und Kai haben mich am Bahnhof abgeholt und mich direkt nach Gehrden gefahren. Da hat auch Tim schon auf uns gewartet. Wie schön, ihn zu sehen. Wie schade, daß nicht auch er dabei sein wird.
Nachmittags über der offenen Feuerstelle hinter dem Haus auf dem alten Dreibein gegrillt. Vater D. hat Lammkoteletts besorgt, von denen ich eins probiere und erneut feststelle, daß ich Lamm leider immer noch nicht, und nach dem Weihnachten in England absolut überhaupt nicht mehr, ausstehen kann. Deshalb gebe ich mein angeschnittenes Stück dem Tim und steige auf Schweinebauch um, das mir viel viel lieber ist.
Zwischendurch zieht immer mal wieder eine Blechbläserkarawane durch Gehrden, der örtliche Schützenverein. Offenbar ist Schützenfest, aber wir, genervt von derartig konservativ-pseudomilitaristischen Aufmärschen, können die zynischen Lästerzungen nicht still halten. Allerdings, die Laune und Vorfreude trüben lassen, wollen wir uns auch nicht. Letztendlich beschließen wir, im Geiste der Phantasie, mit der Kai Zwo, der sich zum Ersten Ofz erklärt hat, das offizielle Fahrtenlogbuch führt, die Blaskapelle als uns zu ehren aufgestellte Abschiedszeremonie mit Pauken und Trompeten zu interpretieren, wie sie den großen Ozeanreisenden vergangener Jahrhunderte zuteil geworden sind. Die Titanic zum Beispiel ist, glaube ich, auch mit Blasmusik in Southampton vom Kai gegangen.
Dann Das Böötchen herausgeholt, ausgemottet, den Rumpf abgespritzt, unter Tims höchst fachkundiger Anleitung den Motor, einen dreißig oder mehr Jahre alten Tomos-4-PS auspacken, sauber machen und probelaufen lassen und dann unser Gepäck neu sortiert. Wir haben dafür relativ wenig Zeit, haben wir doch schließlich noch einen Programmpunkt auf der Agenda für heute Abend: Ein Theaterstück auf der Bökendorfer Freilichtbühne; ein letzter Kulturhöhepunkt, ehe wir morgen die Zivilisation weitgehend hinter uns lassen und nach draußen in die Natur, ins Outdoor, in die Barbarei aufbrechen.
Samstag, 15. Juli 2006 20:00 - 23:00 - Theater: "Sommernachtstraum" in Bökendorf. Den Puck spielte ein Mädchen. Noch sehr jung und burschikos. Frech. Ich war ganz verschossen.
Samstag, 15. Juli 2006 23:00 - 03:00 - Der Abend vor der Abreise. Gefeiert mit frischem Bier aus der Brauerei Rheder, das Vater D. eigentlich für seine Fahrt zu seinen Verwandten im Ruhrgebiet besorgt hat, uns aber dann, eine Kanne nach der anderen, zur Verfügung stellt. Wir sitzen vor dem Haus bei Kerzenlampenlicht, Conny, Tim, Vater D. und wir drei künftigen Möchtegernabenteuerer Kai, Kai und ich.
Für genau diese gastfreundliche Geselligkeit liebe ich das Elternhaus von Kai und Tim schon seit ewigen Zeiten so sehr.
Sonntag, 16. Juli 2006 09:00 - 15:00 - Frühstück gibt 's wieder hinterm Haus. Der Tisch ist längst gedeckt und alles wartet nur noch auf mich, der ich mir im Schlafzimmer und unter der Dusche gehörig Zeit gelassen habe. Frischgebrühter Kaffee und knusprige Brötchen mit goldenem Honig. Die Sonne steht schon hoch am Himmel, lieblich umsummen uns Hornissen und der graue d.sche Kater umspielt gar lustig unsere Beine. Wir lassen uns Zeit; es ist denn auch gar nicht so einfach, sich aufzuraffen, um endlich das Gepäck auf ein vernünftiges oder zumindest überhaupt verstaubares Maß zu reduzieren. Vor ein paar Jahren in Kiel hatte mir mal ein Skipper der Volvo Ocean Race Weltumsegelung erzählt: Weil auf deren Regattaboten jedes Gramm mehr ein Gramm zu viel ist, haben diese Extremseebären sogar die Stiele ihrer Zahnbürsten auf eine absolute Mindestlänge gekürzt! Kai meint, er wolle ähnlich radikal ausmisten und gesteht jedem zwei T-Shirts und zwei Unterhosen zu. "Tja, wir werden halt alle stinken", sagt er so einfach. Wenn ich mal großzügig schätze, daß der Großkahn auf dem wir drei ca. sechs Stunden pro Tag zusammenhocken werden drei Quadratmeter Fläche bietet, und also kaum Platz, um voneinander wegzurücken, dann wird mir ganz schwummerig bei dem Gedanken an Kais Unterhose. Übrigens bin ich dafür, zuerst mit dem großen und wirklich unnützen Zeugs anzufangen: Kai und Kai haben uns ja verproviantiert und haben viel Flüssigkeit eingekauft - zwei Kanister Orangeade zum Verdünnen, je fünf Liter; zwei Kanister stilles Wasser, ebenfalls je fünf Liter; eine Dose Weizenbier, ebenfalls fünf Liter. Das ist eindeutig nicht tragbar. Ein Kanister Wasser muß reichen, den kann man ja dann immer wieder mit Leitungswasser auffüllen. Und, ja, das Weizenbier dürft ihr meinetwegen mitnehmen, aber das Orangenzeug bleibt hier. Letztendlich schaffen wir es tatsächlich, ein ausgewogenes Maß zu halten und ich sehe sogar ein, daß ich in den nächsten sechs Tagen wohl kaum überhaupt eine Unterhose brauchen werde, denn ich nehme meine Badehose mit, die ich allabendlich waschen kann, die trocknet ja auch recht schnell. Dasselbe gilt für die Leibchen; drei sehr leichte T-Shirts aus einem Funktionsstoff sind leichter und trocknen schneller als zwei aus Baumwolle, wenn ich davon drei mitnehme, dann bin ich luxuriös ausgestattet. Wegen des zusätzlichen T-Shirts halbiere ich dann auch meinetwegen meine Zahnbürste. Dann noch die Softshell-Jacke und eine lange Hose und wenn ein Sturm aufkommt, mir soll es recht sein.
Wie auch immer: Wir schaffen es, alles zuerst mal in Claus D.s trabiblauem Kleinstwagen, der immerhin eine Anhängerkupplung hat, und im daranhängenden Einachser zu verstauen. Allerdings passen nun keine Passagiere mehr in den Wagen. Deshalb packen wir noch mal um. Und dann, endlich, kann es losgehen. Claus D. wird uns nach Hannoversch-Münden bringen. Abschied von Tim und Conny, die, weil sie die alte Totenkopfflagge nicht wiederfinden kann, uns als Ersatz einen weißen Büstenhalter mitgibt.
Wir haben Gehrden gerade verlassen, als irgendjemandem einfällt, daß es noch eine alte Radwanderkarte des Weserradweges im Hause D. gibt und daß uns die möglicherweise helfen könnte, weil wir ja überhaupt keinen Plan von der Gegend haben. Ich habe nämlich, wie ich gestehen muß, zwar die Hausaufgaben gemacht, die Käpt'n Kai mir vor zwei Wochen aufgetragen hat, habe aber die Aufzeichnungen und den Wasserwanderatlas daheim in Dresden vergessen. Also drehen wir noch mal um und packen die Weserradwegkarte ein...
Sonntag, 16. Juli 2006 15:00 - 19:00 - Hannoversch-Münden - Hemeln:
Wir sehen uns, zusammen mit Claus D., noch die Hannoversch-Mündener Innenstadt an. Eigentlich waren wir auf der Suche nach einer adäquaten Eisdiele, haben dann aber die Außentische einer bürgerlichen Gaststätte auf dem Marktplatz unter Kastanien und einem Doktor-Eisenbart-Denkmal gefunden, deren Angebotstafel zu einladend war. Nun, wir haben also Riesenbockwürste oder Frikadellen und Kartoffelsalat bestellt, dazu je ein großes Bier.
Große Erwartungen. Gespannte Euphorie unmittelbar vor Fahrtantritt. Auf ins große Abenteuer. Und zwar lieber mit vollem Bauch.
Rückkehr aus des Städtchens Zentrum über eine die Fulda überspannende schindeldachgedeckte Holzbrücke - ein erster Blick von oben auf Wehre, Stufen, wilde Wasser und enge Bootsgassen - und an einer Eisbude vorbei, an der wir nicht vorbeigehen können, ohne ein Eis zu essen. Und dann eine geeignete Stelle zum Einsetzen der Boote finden. Gestaltet sich zunächst schwierig. Letztendlich sehen wir vom anderen Ufer die Spitze eines Inselchens, auf dem sich ein Campingplatz breitgemacht hat und über diese Spitze führt ein geteerter Slipweg ins Wasser. Der gehört einem Bootsclub, unabhängig vom Campingplatz, in der Gewalt des Schleusers, der dort auch ein Häuschen stehen hat und für fünf Euro überläßt er - Langfinger. Gauner. Halsabschneider. - uns für eine Weile den Schlüssel zum Bootsclubgelände, so daß wir mit Auto samt Hänger direkt ans Wasser kommen und endlich endlich die Boote aufbauen können.
Kai Zwo und ich erledigen das zunächst allein, derweil Kai und sein Vater mit dem Auto los sind, um den Tomos aufzutanken. Sie sind gerade zurück, als ich mit dem aufblasbaren Gummikajak, das wir uns als Leichter mitgenommen haben, eine Runde zum Testen auf der Fulda paddele.
Es ist zwar überraschend kippstabil, aber schwer in der Spur zu halten, kaum zu manövrieren und gegen die Strömung der Fulda nicht anzurudern, es wabbelt und hängt durch, aber um es hinterherzuziehen wird es gehen. Es trägt unglaublich viel und wenn wir die Dollborde hochbinden, wird es auch bei höheren Geschwindigkeiten einigermaßen trocken bleiben, weil es einfach über etwaige Bugwellen rüberwabbeln kann, ohne einzuschlagen oder mit dem Bug Wasser unterzuheben. Unter Kais Anleitung blasen wir dann endlich Das Böötchen auf, das wir zuvor schon auf der Wiese ausgebreitet haben. Es ist viel kleiner als ich dachte. Wir können gerade mal uns selbst, sowie drei Ruder und den Wasserkanister und eine Tüte mit dem Allerwichtigsten, genannt "Die Tasche mit der Technik, die naß werden darf", darinnen übrigens auch das Glas mit dem Instantkaffee, darauf unterbringen, der Rest geht in den Frachter, auf dem ich zu guter Letzt an einer mit Kai Zwos Opinelmesserchen geschnittenen Weidenrute unsere Flagge, ein weißes Symbol des Friedens, hisse.
Und dann, selbst rudernd, stechen wir in See. Bringen den letzten Stromkilometer der Fulda hinter uns und ich bemerke nicht mal den Zusammenfluß mit der Werra, bemerke also nicht, wann wir denn die Weser erreichen. Dabei hatte ich gehofft, wir würden, bevor wir in die Weser gelangen, den Weserstein mit diesem kitschigen pathetischen Sprüchlein "Wo Fulda sich und Werra küssen..." aufsuchen.
Statt dieses Stücks Kultur gibt's Natur. Grüne Hügel und graue Reiher rechts und links am Ufer und wir auf dem mächtigen Strom, der, so jung, noch eher mickrig als mächtig ist. Ich binde irgendwann Kai Zwo kurzzeitig einen Großen Bären auf, indem ich ihm auf seine Frage hin die langbeinigen Vögel als Kraniche identifiziere; ein paar Minuten lang fällt er drauf rein; noch später zeige ich ihm den Unterschied zwischen Fisch- und Graureihern, Kranichen würden wir natürlich nicht begegnen.
Der erste Motorenstart unserer Expedition kostet uns schon einige Anrißversuche und gehörig Kraft, aber irgendwann gibt das Mistding den Widerstand auf uns springt an. Er läuft, wenn auch ein bißchen unrund, was heißt: Er quietscht und eiert. Ich denke noch: Das Quietschen ist nicht gut, hoffentlich frißt sich die Welle nicht fest. Da gibt der Motor mit einem kurzen Stotterer nach einer halben Stunde auf und weigert sich fortan, anzuspringen, wie fest, ruckartig, sanft, kräftig, brutal oder zögerlich wir auch anreißen.
Mit gedämpfter guter Laune lassen wir uns also durch den späten Nachmittag treiben, geben ab und zu ein paar mehr oder minder kräftige unkoordinierte Ruderschläge ins Wasser, von denen ich kaum glaube, daß sie unsere Treibgeschwindigkeit sonderlich beschleunigen. Wir sind so mit schätzungsweise vier bis fünf Km/h unterwegs, gemessen an einem vergleichenden Blick auf die Armbanduhr kombiniert mit einem auf die alle zweihundert Meter am Ufer aufgestellten Stromkilometertafeln, was übrigens ziemlich genau dem entspricht, was Kai uns aus den Wikipedia-Infos über die durchschnittliche Fließgeschwindigkeit der Oberweser vorhergesagt hat.
Im goldenen Abendlicht treiben wir schließlich auf den Zeltplatz Hemeln zu und beschließen, diesen anzulaufen, um unser erstes Camp aufzuschlagen.
Sonntag, 16. Juli 2006 19:00 - 08:00 - Wir wissen aus der Radwanderkarte, daß am rechten Weserufer bei Hemeln ein Zeltplatz ist. Allerdings zeigt uns unsere Karte natürlich nicht, wie der Platz aussieht, so daß wir, naiv wie wir anfangs sind, beim Sichten der ersten Zelte das Ufer ansteuern, das an dieser Stelle steil und felsig und untief ist, so daß wir den Motor aufrichten müssen, um die Schraube aus dem Wasser zu heben, was den Tiefgang verringert. Wir haben wohl befürchtet, daß wir, falls dieses der einzige Zugang vom Wasser aus zum Zeltplatz ist, wir, wenn wir daran vorbei sind, gegen die Strömung mit den Paddeln und ohne Motorkraft kaum je wieder zu dieser Stelle zurückkönnten. Jedenfalls, es gibt in dieser Uferbucht nur einen schmalen Trampelpfad die Böschung hinauf durchs dichte Schilf; wir befinden ihn für geeignet, einen Mann dort an Land bringen zu können, der einen Erkundungsgang macht. Ich halte, hinterntief im Weserwasser - wieso setzt eigentlich die Schraube auf, wo mir das Wasser bis zur Kimme steht? - , die Boote fest, und tu mich damit zugegebenermaßen ungeschickt, derweil Kai Zwo Pionierdienst leistet. Er verschwindet im Schilf und ich versuche die Boote näher ans Ufer zu ziehen, Kai gibt, im Heck von Das Böötchen sitzend, schlaue Ratschläge, er befürchtet wohl, allein davonzudriften, wenn ich loslasse, ich versuche, arschtief im Wasser stehend, unter den Gummischuhen Halt zwischen schlüpfrigen Steinen und Weserschlamm zu finden und die Kähne gerade zu halten und ein Frettchen am oberen Ende eines Besenstiels auf der Nase zu jonglieren. Kai Zwo läßt sich Zeit. Es kommt mir sehr lange vor, ehe er wieder auftaucht, um uns seine Entdeckung mitzuteilen: daß zweihundert Meter weiter stromab ein geteerter Slipweg auf die Wiese hinaufführt.
Verdammt. Das Ding ist breit wie eine achtspurige Autobahn. Bequemer kann man doch kaum an Land kommen. Warum nicht gleich so. War doch eigentlich logisch, daß ein Wesercampingplatz direkt am Wasser auch Zugang zum Wasser haben würde. Aber wir Naivlinge, ich allen voran, mußten ja die erste Bisamrattenschneise zwischen den Binsen für die Hauptverkehrsanbindung zwischen Zeltplatz und Weser halten. Wie dumm. Ich könnte jetzt eine trockene Hose gebrauchen. Ich glaube, meine nasse Hose macht mich etwas aggressiv.
Der gemähte Teil der Wiese, direkt am Wasser ist riesengroß und fast leer. Vier oder fünf andere kleine Zelte stehen dort, einer hat einen Kanadier vor dem Vorzelt liegen, einer ist mit dem Auto da. Der gemähte Zeltplatz geht in eine ungemähte Wiese über, die stromauf- und abwärts ohne Ende ist, am anderen Weserufer gehen Wiesen und Weiden sanft in bewaldete Hügel über und diesseits führt ein Radweg (DER Radweg! Mutter aller Radwege in Deutschland!) an der Zeltwiese vorbei, alleeartig von Birken gesäumt, und jenseits des Radwegs sind die Dauercamperfacilities, die Toiletten und Duschräume, der Kiosk, eine kleine Gaststätte und der Platzwart, zu dem wir zu dritt marschieren, um uns anzumelden. Der meint, wir sollen erst mal aufbauen, Platz sei ja genug. Und das machen wir. Wir holen alles aus dem Wasser, legen Das Böötchen auf den Slipweg, bringen den Leichter sogar ganz hinauf, dicht an das Lager. Den kaputten Motor ebenfalls. Dann schlagen wir nebeneinander die Zelte auf, abseits von den anderen Campern, am höchsten Ende des Slipwegs. Die Herren Offiziere Herr Kapitän Kai D. und Erster Offizier Kai Z. teilen sich Kais Kuppeldom, ich mache es mir in den Mannschaftsquartieren, meinem Tunnelzelt, allein bequem. Kai der Zwote hatte mich mit einem offiziellen Logbucheintrag als Maat angeheuert, was ein Rang unter dem eines Bootsmanns, was wiederum der niedrigste Unteroffiziersrang wäre, ist. Dabei hatte ich eigentlich sogar als Navigator mitfahren wollen. Aber was soll 's? Eine Mannschaft kann schließlich nicht nur aus Kapitänen bestehen, stimmt 's? Und während sich die Zwei ihre Offiziersmesse teilen müssen, habe ich die Mannschaftsquartiere für mich, das hat auch was für sich.
An diesem ersten Abend gehört das frischgemähte Ufer beinahe uns ganz allein. Der Platz ist fast völlig leer und wir haben unser Camp ganz abseits am Rand der Wiese aufgebaut. Es ist sehr heiß und der Himmel völlig wolkenlos. Ich hatte nur das längliche Innenzelt, das aus weißdurchsichtigem grobmaschigem Mosquitogaze besteht, aufgebaut und hatte darauf verzichtet, die dichte, undurchsichtige Überzeltplane oben draufzuziehen, weil ich dachte, daß es so luftiger sein würde und ich obendrein den Blick in den Sternenhimmel genießen könnte. Kai wird mein Innenzelt später "Schneewittchensarg" taufen.
Aber so weit war's ja nun noch nicht. Zwar ist es an diesem Abend zu spät, den Motor noch zu testen und dafür sind wir alle drei, ich insbesondere, auch schon viel zu fertig, aber zu Bett gehen? Nein! Zuvor war uns allen dreien nach einem Bier, und weil es ja drüben eine zeltplatzeigene Gaststätte gab, haben wir beschlossen, unser mitgebrachtes Weizenbierfässchen noch nicht anzustechen und haben uns statt dessen in den Biergarten begeben. Der Platzwart hat uns dort ein frisches Naturtrübes in Halblitergläsern ausgeschenkt, das nicht schlecht war. Aber angesichts der Müdigkeit haben mich die zwei Gläschen, die ich davon getrunken habe, dann so sehr umgehauen, daß ich von Sternenhimmel nix mitbekommen habe. Auch nicht davon, daß ich wohl noch ein Mettwürstchen verspeist habe, oder davon, daß Kai und K2 noch auf dem Slipweg sitzend den Abend haben ausklingen lassen. Das muß ich alles schon verschlafen haben.
Montag, 17. Juli 2006 08:30 - 11:30 - Zum Frühstück gibt es heißen Instantkaffee, der ist gut.
Und danach machen Kai Zwo und ich uns daran, eine alte morsche grob aus ganzen Stämmen und derben Brettern gezimmerte Holzbank, die neben meinem Zelt in den Nesseln steht, und deren Sitzfläche völlig angefressen ist, aufzubocken, so daß uns die Rückenlehne, stabil, hoch genug und senkrecht über dem Boden, als Halteschild und Werkbank für den Motor dienen kann. Mal sehen, ob er, außerhalb des Wassers, ohne Druck auf die Schraube anspringt, und falls ja, wie er sich dann verhält. Wir schrauben also den alten Tomos an der Bank fest, er hält, steht hoch und stabil genug, und nach einigen anstrengenden Anrissen springt er dann auch noch ein Mal an.
Aber er quietscht, raucht und qualmt und stinkt ganz gewaltig. So kommen wir auf den Gedanken, ihm möglicherweise mehr Öl gönnen zu müssen. Kai Zwo treibt beim Platzwart eine Flasche ganz alten Motorenöls auf, mit dem wir unser selbstgebrautes uraltes Zweitaktgemisch noch etwas verdünn(isier)en, die kostet uns einen Euro, und Kai Zwo wird dafür fortan zum Großen Organisator ernannt. Später sollte uns der letzte Rest dieses Altöls noch im Leichter Ärger machen und uns Andreas Richter für unseren Treibstoff beinahe die Köpfe abreißen. Aber was wußten wir schon über Treibstoffe.
Montag, 17. Juli 2006 11:30 - 23:00 - Hemeln - Bad Karlshafen:
Der Erfolgreiche Versuch, den Motor auf dem Trocknen zu starten hat uns wieder ganz zuversichtlich gemacht, um so größer die Enttäuschung als er im Wasser nicht wieder anspringt. Wir finden uns langsam mit der Erkenntnis ab, daß er wohl hinüber und - zumindest von uns - nicht mehr zu retten ist. Nun also müssen wir die kommende Etappe rudernd und treibend zurücklegen. Sagte Käpt'n Kai doch gestern: "Morgen geht es bis Karlshafen, notfalls auch ohne Motor". Hört, hört. Das Rudern und Driften ist natürlich auch nicht ganz unspaßig, aber auf die Dauer einer ganzen Woche... Da werden wir wohl nicht weit kommen, wenn wir uns nicht was einfallen lassen.
Daß wir kurz nach Mittag dann von zwei Zweierkajaks, bemannt mit offensichtlich aus Bayern stammenden Ehepaaren, eingeholt und in deren ruhigem Vorübersprinten angelabert werden, ruft uns unsere eingeschränkte Manövrierfähigkeit nur um so bitterer zu Bewußtsein. Die Bayern befragen uns nach unserem vollgepackten Leichter, ob wir da auch einen Grill drin hätten, wahrscheinlich Spott, daß wir offensichtlich nicht ganz stilgerecht asketisch unterwegs sind, und ich muß an das Bierfäßchen denken. Ach, was hätte ich jetzt Lust, mich in der Gluthitze döselig zu saufen.
Gegen 13:30 Uhr haben wir die Nase einigermaßen voll, beschließen einen letzten trockenen Anriß und versuchen ein Anlegemanöver, um den Tomos noch ein Mal aus dem Wasser zu heben für den Startversuch. Eine flache verschotterte Uferstelle, auf der ein vertrockneter krüppliger Baumstamm querliegt erscheint mir besonders geeignet, weil meine Idee ist, das komplette Heck des Böötchens auf dem Stamm aufzubocken, daß es den Motor in die Höhe streckt. Vor dem Erfolg steht bekanntlich aber der Schweiß: Wir haben uns beim Aufs-Ufer-Zupaddeln zwei oder drei Mal um uns selbst gedreht, ehe ich versuchen konnte ins knietiefe Wasser zu steigen, wo ich aber so wenig Halt fand, daß mir selbiges mal wieder bis zur Kimme stand. Warum hat Wasser bloß keine Balken?
Boot und Stamm sind extrem schwer, so daß es uns einige Kräfte kostet, sie aufeinanderzuwuchten, ehe wir unseren Motorenstart durchführen können. Das alles hätten wir uns übrigens sparen können; der Tomos hat nix mehr gemacht. Nicht eine Zündung.
Ich nutze die Gelegenheit dieses Landgangs, um zumindest eine neue, stabilere Weidenrute zu schneiden, um auf dem Leichter einen neuen Fahnenmast aufrichten zu können; der alte sah nämlich inzwischen ziemlich mitgenommen aus.
Wir sind schon lange wieder auf dem Wasser, Luft und Licht flirren ein bißchen, ab und zu brummeln Insekten, aber nie so viele, daß es aufdringlich und nervig würde. Eine sehr große grüne Drachenlibelle setzt sich einige Sekunden lang auf Kais weiße Schiebermütze. Kai Zwo singt uns ein kleines melancholisches Liedchen: "Down the way where the nights are gay and sun shines daily on the mountain top I took a trip on a sailing ship and when I reached Jamaica I made a stop. But I'm sad to say I'm on my way won't be back for many a day. My heart is down, my head is turning around. I had to leave a little girl in Kingston Town..."
Zwei Mal sind wir inzwischen einer auffällig bunt zusammengewürfelten Familie begegnet, die mit zwei dunkelgrünen Kanadiern unterwegs ist. Auf beiden Bootsrümpfen steht jeweils die Bezeichnung Pelikan und dann irgendeine Nummer. Wir werden sie fortan, immer wenn wir ihnen wieder begegnen, Die Pelikane nennen.
Kai zwo entdeckt hinter einer hohen Kaimauer etwas abseits vom Ufer Sonnenschirme, bedruckt mit Langnesewerbung, auf einer Terrasse und bringt uns dazu, unter der Mauer zu landen, steigt hinauf und besorgt jedem ein paar Kugeln Eis, was bei dieser Hitze paradiesisch gut tut. Während er noch weg ist, paddeln die Pelikane wieder an uns vorüber. Dieser vielleicht dreizehnjährige Bengel im Stern des einen Kanadiers, mit bronzener Brust und offenen langen schwarzen Haaren, sieht fast aus, als wolle er einmal ein Indianerkrieger werden. Wie ein lederbestrumpfter letzter Mohikaner sieht er aus mit seinem Stechpaddel.
Die Weser mäandert sich langsam in jenen Teil des Weserberglandes hinein, den ich einigermaßen gut kenne, weil er zum erweiterten Bereich der Landschaft gehört, in der ich aufgewachsen bin. Allerdings gibt’s anscheinend unendlich viele Weserbögen, die alle gleich aussehen, einer nach dem anderen zieht an uns vorbei und hinter jeder Kurve erwarten wir Karlshafen und statt dessen liegt dahinter ein ums andere Mal wieder nur eine Kurve. Als wir hinter jedem weiteren Weserbogen, den wir langsam durchtreiben, den Ortseingang Bad Karlshafens erwarten, immer ungeduldiger werdend, weil wir endlich wieder festen Boden betreten - und vor allem zu Abend essen - wollen, schippern wir irgendwann ganz unvermutet an einer zwei jahrzehntealten Neubausiedlung am äußerst südlichen Rand Karlshafens vorbei, die ich aus anderer Perspektive kenne: Hier hatte irgendwo Sandra S. gewohnt, das anhängliche Mädel, mit dem ich mal eine legendäre Romanze in einer Winternacht auf dem Heuboden einer alten Scheune in Lauenförde hatte. Das war am selben Tag, auf genau der Lauenfördeparty, auf der die Idee mit der Böötchenfahrt auf der Weser überhaupt geboren wurde, vor - wievielen? zwölf? Jahren. Komisch, wie sich manche Kreise schließen...
Bevor wir schließlich zum Campingplatz kommen, der rechtsseitig, direkt dem Ortskern des Städtchens gegenüber liegt, mit Blick auf die Weserhänge auf denen der Hugenottenturm aus dem Walde ragt, driften wir noch an den Gradierwerken, dem Kurpark, den Badekliniken vorbei, und darüber hinaus auch am Thermalbad, das Kai Zwo den Abend über zum quengeln veranlaßt, er würde gerne im Laufe des nächsten Tages dort schwimmen gehen. Sein Rücken ist hinüber, mehr als meiner, und er ist 's Leid, den ganzen Tag lang auf dem Boot zu sitzen, nicht zuletzt wegen seines dauerfeuchten Hosenbodens. Außerdem macht ihm auch die Hitze zu schaffen. Was ich natürlich verstehen kann. Aber bei dem Sonnenschein in ein Hallenbad, wo wir doch das Wasser ohnehin vor der Nase haben?!
Der Zeltplatz ist offenbar groß und sehr voll, aber wir gehen nicht gleich bei der erstbesten Gelegenheit an Land, sondern sondieren, am Ufer entlangdriftend, die Lage vom Wasser her. Soviel haben wir gelernt: Irgendwo wird es einen ordentlichen breiten Slipweg geben. Selbst die auf den Strand hochgezogenen Sportboote verlocken uns nicht, sondern wir ziehen an drei Vierteln der kilometerlangen zum Platz gehörenden Uferseite vorbei, ehe wir tatsächlich eine ordentlich betonierte ins Wasser hineinführende Straße entdecken.
Der Platz ist, wie gesagt, sehr groß, etliche Dauercamper sind da, und solche, die mit Wohnmobilgespannen durchreisen. Es ist nicht einer der beschaulichen Dauercamperplätze, sondern kommerziell und geschäftig und ein bißchen international, das liegt vielleicht an den paar Holländern. Am landseitigen Ende des Platzes steht einer dieser zehn Meter hohen Werbeschildpylone, von überall her, und auch von unserem Landeplatz aus, gut zu sehen, die auf einen Supermarkt und dessen Öffnungszeiten hinweisen; wir haben demnach noch zwanzig Minuten zum Einkaufen, so daß wir das Anlegemanöver schnell hinter uns bringen und den Käpt'n bei den noch halb im Wasser liegenden Booten zur Bewachung zurücklassen; Kai Zwo und ich hetzen in der Zwischenzeit in den Supermarkt, Nackensteaks und Schweinebäuche kaufen. Und natürlich ein paar Flaschen Radeberger. Und Saft.
Bei Rückkehr sitzt Käpt'n Kai immer noch auf der Gummiwulst des Heck im Wasser, Bug an Land liegenden Böötchens, einen Fuß fest in den Beton gestemmt, daß auch ja keine Welle den Rumpf anheben und ihn davonziehen kann und klammert sich an der gelben Schleppleine fest. Dann in aller Ruhe endlich die Ladung löschen, abpacken, auspacken, die Boote an Land bringen, Zelte aufbauen, Übernachtungsrechte organisieren.
In direkter Nachbarschaft unseres Lagers stehen die beiden Zelte der Patchworkfamily mit den Pelikankanadiern, denen wir unterwegs zwei Mal begegnet sind. Den beiden Jungs zuzusehen, ist interessant, können sie doch, davon abgesehen, daß sie im selben Alter sind, verschiedener kaum sein. Der eine, der mir vorhin schon als letzter Mohikaner aufgefallen ist, ist (jetzt weiß ich, warum ich dachte, komisch, ich glaube, ich bin dem vor hundert Jahren schon mal begegnet) ein exakt genaues Ebenbild von Atreju in dem uralten, allerersten Unendliche-Geschichte-Film, und der andere erinnert mich ein kleines bißchen an den jüngsten Sohn dieser Familie aus Alf. Ob es Stief- oder Halbbrüder sind, nur Freunde, womöglich oder tatsächlich Kinder eines selben Elternpaares? Mein Gruß irritiert den „Vater“, der gegenfragt, ob wir einander denn kennen würden. Nee, sag’ ich, wir sind einander nur unterwegs schon drei Mal begegnet, seit gestern. Ahh. Na dann…
Und dann wird gegrillt. Wir haben zwei von diesen Einwegdingern mitgebracht, eine Aluschale mit Holzkohle und einem Blatt Grillanzünder darüber, direkt darauf ein Rost aus Alublech, etwa die Fläche eines Din-A4-Blattes.
Wir machen es uns im goldenen Sonnenuntergangsgeleucht auf dem Slipper bequem, Käpt'n Kai, Lord der Flammen, heizt den kleinen Grill an. Dank der Feuchtigkeit, die die Holzkohle gezogen hat und dank der Beschaffenheit des chemischen Grillanzünders ist die Rauchentwicklung eine ungeheure. Immerhin treibt der Wind unseren Brodem nicht über den ganzen Platz. Kai sitzt direkt an der Wasserkante, der Wind weht ablandig flußabwärts, aber nichtsdestotrotz sind die ufernah stehenden Wohnwagen in kürzester Zeit hinter einer Wand aus dichtem Rauch verborgen. Im Abendlicht scheint der Qualm auf dem Wasser schwefelgelb zu erglühen.
Kai versucht den Grill in Schach zu halten und gleichzeitig im batteriebetriebenen Radio HR3 zu finden und hofft mehr oder weniger ernsthaft, da würde passenderweise "Smoke on the Water" laufen. Ich kann dem blechernen Gequäke, das er statt dessen abdudelt, aber nichts abgewinnen. Kai Zwo macht den Abwasch. Und ich? Versuche mit meiner billigen Mistknipse den Qualm, das niedrige Streiflicht und das Wasser möglichst atmosphärisch effektiv im Bild festzuhalten...
Das Licht schwindet, während das Fleisch gar wird. Während es brutzelt, sitzen wir beisammen, nuckeln an den Bierflaschen, versuchen mit der Taschenlampe markante Ecken am anderen Ufer auszuleuchten und freuen uns aufs Essen. Je Mann drei Bauchlappen und drei Nackensteaks sind da, darüber hinaus haben wir Salate für die nächsten drei Wochen, unter anderem, weil uns die Familie, die den uns zunächst stehenden Wohnwagen bewohnt, den wir folglich wohl auch am stärksten beweihräuchert haben, ihre Reste an Brot, Kräuterbutter und Kartoffelsalat überläßt. Wir sind schon so satt und haben immernoch jede Menge Fleisch übrig, als wir in der Dunkelheit den Slipper einigermaßen aufräumen, die letzte Glut im Weserwasser löschen, was noch ein Mal ein verstärktes Qualmen verursacht, und ich das übriggebliebene Fleisch auf K2s Opinelmesser aufspieße, eine Scheibe über der anderen, es in Papier und in Tüten einwickele, um es für morgen so aufzubewahren. Ich lege es zu unseren anderen Vorräten in den Klappkorb, der aber über Nacht vor den Zelten stehengeblieben ist, was sich am kommenden Morgen als großer Fehler herausstellen sollte.
Dienstag, 18. Juli 2006 08:00 - 10:00 –
Eigentlich hätten wir es wissen müssen: Als wir im vergangenen Sommer bei wm gezeltet und gegrillt hatten, hat uns doch schließlich auch ein größeres Tier die Restetüte aus dem Lager geschleppt, ein paar Meter weiter in der Wiese sich über das Grillfleisch hergemacht.
Diese Nacht ist es wieder passiert. Irgendwelche Viecher, Ratten, Krähen, Marder, haben unser Bauchfleisch verschleppt, weil ich versäumt habe,
das Abendessen in der geschlossenen Apsis meines Zeltes zu verstauen, und mit dem Fleisch ist das Messer verschwunden, das darinnen stak. Anders als in England haben die nächtlichen Räuber hier in Karlshafen keine Spuren hinterlassen. Kai Zwo ist, auf der Suche nach seinem Messer, den Campingplatz in größer werdenden Kreisen abgelaufen, hat aber keine
Fährte, keine Reste, keine zerfetzten Tüten mehr gefunden. Das Opinelmesser ist auch nicht wieder aufgetaucht, was Kai Zwo, glaube ich, sehr schmerzt. Mögen sie sich also daran verschlucken, räudige, hinterhofgezeugte Bastarde von Perserkatzen, haarende welche.
Mich betrübt mehr der Umstand, daß es nun ein weniger fetthaltiges Frühstück geben muß, wo ich mich doch so auf Gegrilltes zum Kaffee gefreut habe.
Bei Kaffee und Mettenden diskutieren wir das weitere Vorgehen und währenddessen kommt zum ersten Mal der Name Richter auf. Marine Richter, das sei vor vielen Jahren eine Bootswerkstatt in Herstelle gewesen, und zu den Zeiten, als Kai und Tim das Boot noch ab und zu benutzt haben, vor gut zehn, fünfzehn Jahren, sei das der d.sche Stammsupplier für Schiffsschrauben, Scherstifte, Bootsersatzteile aller Art gewesen. Herstelle, das liegt keine zehn Stromkilometer von hier flußabwärts. Kai Zwo entwirft einen spektakulären Plan: Er will zunächst in Erfahrung bringen, ob es den Marine Richter in Herstelle überhaupt noch gibt. Und dann will er den Motor auf die Schulter nehmen und mit dem Bus nach Herstelle fahren, ihn bei Richters zur Inspektion über Nacht abgeben, hier her zurückfahren, in die Therme gehen, eine weitere Nacht hier auf dem - muß ich 's extra sagen? vergleichsweise blöden - Campingplatz verbringen und morgen früh könnten wir da ja zur Werksatt rudern um den dann hoffentlich wiederhergestellten Tomos abzuholen. Mir kommt das ein bißchen zu aufwendig, zu optimistisch und sensationell vor, und auch Käpt'n Kai läßt sich von K2s Begeisterung nicht so richtig mitreißen. Zum Richter müßten wir natürlich schon, aber doch nicht so umständlich und nicht mit dem Bus.
Nichts desto weniger eingenommen macht sich K2, der Große Organisator, auf den Weg zur Platzverwaltung und erhält von der Rezeptionistin die Info, ja, den Richter gäbe es noch, der hat auch einen eigenen Steg an der Weser. Und die Öffnungszeiten korrespondierten auch mit einem daraufhin neu errechneten Zeitplan: Wenn wir nach dem Frühstück klar Schiff machten und innerhalb von, sagen wir: anderthalb Stunden klar zum auslaufen wären, dann könnten wir uns nach Herstelle treiben lassen und wären vor der Mittagspause da. Und dann würden wir mal fragen, ob da überhaupt und auf die Schnelle noch was zu machen wäre.
Die Pelikane brauchen übrigens keine anderthalb Stunden, um alle Mann an Deck zu kommen. Innerhalb kürzester Zeit haben die ihr Lager abgebrochen, verstaut und sind wieder unterwegs. Allerdings haben die ja auch gestern nicht so eine unglaubliche Verwüstung rund um ihr Lager angerichtet und obendrein, so scheint mir, sind die ohnehin mit weniger Gepäck als wir unterwegs...
Beim Inspizieren der Boote während des Morgenappells wird klar, daß eine Katastrophe dräut und daß Arbeit bevor steht, ehe wir wieder aufs Wasser können. Das Altöl, das Ofz Z. in Hemeln besorgt hat, und das wir über Nacht im Frachter gelassen haben, ist ausgelaufen und hat das Deck eingesaut. Gründliches Deckschrubben tut Not, ehe der Kahn wieder mit Weserwasser in Berührung kommt. Öl abpumpen mit Klopapier, und zwar so gründlich, daß wir keine Ölpest verursachen. Ein Ölteppich auf der Weser, eine Katastrophe vergleichbar nur mit der Exxon-Valdez-Havarie im Prinz William Sund, das hätt' uns gerade noch gefehlt!
Dienstag, 18. Juli 2006 10:00 – 15:35 - Bad Karlshafen – Herstelle:
Die Stimmung beim An-Bord-Gehen ist ambivalent, einerseits ist Kai Zwo ein bißchen maulig, weil er wohl ernsthaft erwogen hat, wir könnten in diese Therme gehen, andererseits nährt die Info, es gäbe den Marine Richter keine zehn Kilometer stromab noch und der Laden habe auch einen Steg am Weserufer, unsere Phantasie: Womöglich kann der uns ja wirklich wieder flott machen. Um die Aufbruchstimmung, als wir Karlshafen hinter uns lassen, ins Kleine Weserknie hineinschippern, vollends ins Positive umschlagen zu lassen, schlage ich, noch in Sichtweite von Karlshafen, vor, wir könnten singen, und so stimmen Kai und ich denn das alte Weserlied an, singen es Kai Zwo vor, der es nicht kennt.
"Wo die Weser einen großen Bogen macht, wo der Kaiser Wilhelm hält die treue Wacht, wo man leert die Halben in zwei Zügen aus, da ist meine Heimat, da bin ich zuhaus, daaaa ist meine Heeeeiiiimat, da bin ich zuhaus... Rammel die Katz, Lied aus, feines Lied..."
Kai erklärt: In der Jugendheimclique aus der unsere, seine und meine, Freundschaft hervorgegangen ist, gab es früher einen von diesen etwas einfältigen Bauernsöhnen, der auch auf den Schottlandreisen mit dabei war, und der, auch im Fanfarenzug spielend, habe ständig solche Lieder gesungen und ein Mal auch dem Gerd L., unserem Jugendreferenten, nach einer inoffiziellen Schottlandnachfeier vom Marktplatz aus dieses Weserlied als Ständchen zum Fenster hinaufgebracht. Gerd hatte damals am Markt in B. gewohnt. Und er habe das Fenster geöffnet und die Huldigungen zünftigst und mit der würdigen Haltung eines Staatsmannes am Fenster des Präsidentenpalasts entgegengenommen. Und unter anderem sei auch Kai dabeigewesen und habe da mitgeschmettert. So war das damals im Weserbergland...
Herstelle; Land in Sicht. Von Ortsbeginn an liegen Gartentörchen von Hausgrundstücken zum Weserufer hin. Hinter jedem Gartenzaun wähne ich das Richtersche Haus, so daß wir dicht unter Land nach Herstelle reinfahren, weil ich jedes popelige Vorsicht-bissiger-Hund-Schild lesen will, es könnte sich ja auch um das Firmenschild unserer Werkstatt handeln. Vorbeifahren wär' halt blöd. Ankunft an der Fähre Herstelle-Würgassen. Die liegt mitten im Ort, ein breiter kopfsteingepflasterter Dorfplatz führt bis tief in die Weser hinein: ein Fährslipweg. Eine Fähre für Fußgänger und Radfahrer, hier am Weserradweg lohnt sich das. Gehen wir dort anlanden und fragen wir den Fährmann. Der meint, ja, den Richter gäb 's natürlich noch, da die Straße runter, nein, der hat zwar auch seinen Garten zur Weser hin, aber einen Steg habe der nicht. Na, immerhin. Wir bitten um die Erlaubnis, unsere Boote da auf den Fährslipweg anlegen zu dürfen, wenn wir nicht im Weg seien, der sei ja recht breit. Erlaubnis erteilt!
Gegend: Weser von Hannoversch Münden bis Drakenburg
Reisezeit: Hochsommer 2006
[Ausschnitt aus meinem Tagebuch von damals]
Meine lieben Schiffskameraden anno 2006, Käpt'n, mein Käpt'n und mein Erster Offizier,
ich habe mir in einem Anflug von... -- ja, von was eigentlich? Ich war dabei, mein Tagebuch auf einen einigermaßen vollständigen Stand zu bringen, was im Falle der Niederschrift der Episode um unsere Reise etwas ausgeufert ist. Von Detailverliebtheit, also? Jedenfalls: ich habe mir erlaubt, die offiziell verzeichneten Ereignisse unserer gemeinsamen Reise auf dem Weserstrom ein wenig um meine persönlichen Erinnerungen zu ergänzen. In der vagen Hoffnung, daß sie auch Euren, lieber Kai und lieber Kai, von Zeit zu Zeit auf die Sprünge helfen mögen, stelle ich sie hiermit Euch zur Verfügung und stelle sie auch Eurem Urteil und Eurer Kritik: Sollte ich an Stellen die Ereignisse verkehrt oder ungenau wiedergegeben haben, dann, um der Detailversessenheit willen, korrigiert mich bitte.
Habt viel Spaß beim Schwelgen in und Auffrischen von Erinnerungen an eine spannende Reise mit
Eurem Maat,
Rouven
Samstag, 15. Juli 2006 09:08 - 14:23 - ICE 1752 ab DD Hbf nach Gehrden, um mit Kai und seinem Mitwohni zusammen von dort aus eine Weserkreuzfahrt mit dem Schlauchboot anzutreten.
Samstag, 15. Juli 2006 15:00 - 20:00 - Kai und Kai haben am Bahnsteig in Brakel auf mich gewartet. Seit ich in Altenbeken aus dem ICE gestiegen bin, wurde die Nervosität größer, je näher ich Brakel kam. Würde ich womöglich Papa oder meinem Stiefmütterchen, die ja hier auf den Bahnsteigen als Schaffnerin arbeitete, begegnen? Eine Begegnung unter diesen Umständen wäre sicherlich keine gute Gelegenheit für eine... - ja, wie soll ich das nennen? Aussöhnung zwischen Tür und Zarge? Das trifft es nicht so richtig. Wie auch immer, ich wollte den beiden lieber nicht über den Weg laufen. Auf dem Altenbekener Bahnhof verzog ich mich in einen Winkel zwischen dem gelbbraunen Sandsteingebäude und dem Gleis, auf dem die Bimmelbahn nach Brakel abfahren würde, so daß ich möglichst viel Bahnsteig einsehen konnte und experimentierte mit meinem bandanamäßigen Schlauchkopftuch an effektivsten Ganzgesichtsvermummungen herum. Bei einer Temperatur jenseits der 30° muß ich - angesichts der Terrorhysterie auf deutschen Bahnhöfen - höchst verdächtig gewirkt haben. Ich muß wohl von Beginn an ziemlich wild ausgesehen haben. Ich hatte mir zuvor einen Bart stehen lassen; hatte mich eine Weile lang nicht mehr rasiert. Nicht einmal an den Kanten. Ich habe es einfach wuchern lassen. Und als ich in Brakel aus dem Zug stieg, hat Kai mich zum ersten Mal mit schwarzem Vollbart gesehen. "Aha", sagte er, "Prochnow". Eine Anspielung auf Prochnows Rolle als Kapitänleutnant in "Das Boot". Darin hat er nach wochenlanger Feindfahrt das Rasieren auch wohl vernachlässigt. Ich nickte. Von Kai Ähnlichkeit mit Prochnow nachgesagt zu bekommen ist das Gegenteil von einem Kompliment. Keine Beleidigung!, das nicht. Aber das Gegenteil von einem Kompliment. Es bedeutet ungefähr: "Du siehst verwegen aus". Es ist nämlich meistens nicht angebracht, verwegen auszusehen, es sei denn, man ist auf wilde Abenteuer aus. Aber das waren wir ja! Deshalb war ich ausnahmsweise zufrieden, auszusehen wie Prochnow, auch, wenn der eigentlich scheiße aussieht. Ich ließ den Bart bis zum Ende der Reise weiterwachsen. Am Ende, da war ich kaum wieder im d.schen Hause angekommen, ich hatte gerade meinen Seesack in die Ecke gestellt, habe ich ihn aber gleich, als sei der Bart Bestandteil des Abenteuers gewesen und gehöre mit dessen Ende einfach weg, abrasiert.
Nun, jedenfalls bin ich zu Anfang schwarzbärtig in Brakel angekommen, Kai und Kai haben mich am Bahnhof abgeholt und mich direkt nach Gehrden gefahren. Da hat auch Tim schon auf uns gewartet. Wie schön, ihn zu sehen. Wie schade, daß nicht auch er dabei sein wird.
Nachmittags über der offenen Feuerstelle hinter dem Haus auf dem alten Dreibein gegrillt. Vater D. hat Lammkoteletts besorgt, von denen ich eins probiere und erneut feststelle, daß ich Lamm leider immer noch nicht, und nach dem Weihnachten in England absolut überhaupt nicht mehr, ausstehen kann. Deshalb gebe ich mein angeschnittenes Stück dem Tim und steige auf Schweinebauch um, das mir viel viel lieber ist.
Zwischendurch zieht immer mal wieder eine Blechbläserkarawane durch Gehrden, der örtliche Schützenverein. Offenbar ist Schützenfest, aber wir, genervt von derartig konservativ-pseudomilitaristischen Aufmärschen, können die zynischen Lästerzungen nicht still halten. Allerdings, die Laune und Vorfreude trüben lassen, wollen wir uns auch nicht. Letztendlich beschließen wir, im Geiste der Phantasie, mit der Kai Zwo, der sich zum Ersten Ofz erklärt hat, das offizielle Fahrtenlogbuch führt, die Blaskapelle als uns zu ehren aufgestellte Abschiedszeremonie mit Pauken und Trompeten zu interpretieren, wie sie den großen Ozeanreisenden vergangener Jahrhunderte zuteil geworden sind. Die Titanic zum Beispiel ist, glaube ich, auch mit Blasmusik in Southampton vom Kai gegangen.
Dann Das Böötchen herausgeholt, ausgemottet, den Rumpf abgespritzt, unter Tims höchst fachkundiger Anleitung den Motor, einen dreißig oder mehr Jahre alten Tomos-4-PS auspacken, sauber machen und probelaufen lassen und dann unser Gepäck neu sortiert. Wir haben dafür relativ wenig Zeit, haben wir doch schließlich noch einen Programmpunkt auf der Agenda für heute Abend: Ein Theaterstück auf der Bökendorfer Freilichtbühne; ein letzter Kulturhöhepunkt, ehe wir morgen die Zivilisation weitgehend hinter uns lassen und nach draußen in die Natur, ins Outdoor, in die Barbarei aufbrechen.
Samstag, 15. Juli 2006 20:00 - 23:00 - Theater: "Sommernachtstraum" in Bökendorf. Den Puck spielte ein Mädchen. Noch sehr jung und burschikos. Frech. Ich war ganz verschossen.
Samstag, 15. Juli 2006 23:00 - 03:00 - Der Abend vor der Abreise. Gefeiert mit frischem Bier aus der Brauerei Rheder, das Vater D. eigentlich für seine Fahrt zu seinen Verwandten im Ruhrgebiet besorgt hat, uns aber dann, eine Kanne nach der anderen, zur Verfügung stellt. Wir sitzen vor dem Haus bei Kerzenlampenlicht, Conny, Tim, Vater D. und wir drei künftigen Möchtegernabenteuerer Kai, Kai und ich.
Für genau diese gastfreundliche Geselligkeit liebe ich das Elternhaus von Kai und Tim schon seit ewigen Zeiten so sehr.
Sonntag, 16. Juli 2006 09:00 - 15:00 - Frühstück gibt 's wieder hinterm Haus. Der Tisch ist längst gedeckt und alles wartet nur noch auf mich, der ich mir im Schlafzimmer und unter der Dusche gehörig Zeit gelassen habe. Frischgebrühter Kaffee und knusprige Brötchen mit goldenem Honig. Die Sonne steht schon hoch am Himmel, lieblich umsummen uns Hornissen und der graue d.sche Kater umspielt gar lustig unsere Beine. Wir lassen uns Zeit; es ist denn auch gar nicht so einfach, sich aufzuraffen, um endlich das Gepäck auf ein vernünftiges oder zumindest überhaupt verstaubares Maß zu reduzieren. Vor ein paar Jahren in Kiel hatte mir mal ein Skipper der Volvo Ocean Race Weltumsegelung erzählt: Weil auf deren Regattaboten jedes Gramm mehr ein Gramm zu viel ist, haben diese Extremseebären sogar die Stiele ihrer Zahnbürsten auf eine absolute Mindestlänge gekürzt! Kai meint, er wolle ähnlich radikal ausmisten und gesteht jedem zwei T-Shirts und zwei Unterhosen zu. "Tja, wir werden halt alle stinken", sagt er so einfach. Wenn ich mal großzügig schätze, daß der Großkahn auf dem wir drei ca. sechs Stunden pro Tag zusammenhocken werden drei Quadratmeter Fläche bietet, und also kaum Platz, um voneinander wegzurücken, dann wird mir ganz schwummerig bei dem Gedanken an Kais Unterhose. Übrigens bin ich dafür, zuerst mit dem großen und wirklich unnützen Zeugs anzufangen: Kai und Kai haben uns ja verproviantiert und haben viel Flüssigkeit eingekauft - zwei Kanister Orangeade zum Verdünnen, je fünf Liter; zwei Kanister stilles Wasser, ebenfalls je fünf Liter; eine Dose Weizenbier, ebenfalls fünf Liter. Das ist eindeutig nicht tragbar. Ein Kanister Wasser muß reichen, den kann man ja dann immer wieder mit Leitungswasser auffüllen. Und, ja, das Weizenbier dürft ihr meinetwegen mitnehmen, aber das Orangenzeug bleibt hier. Letztendlich schaffen wir es tatsächlich, ein ausgewogenes Maß zu halten und ich sehe sogar ein, daß ich in den nächsten sechs Tagen wohl kaum überhaupt eine Unterhose brauchen werde, denn ich nehme meine Badehose mit, die ich allabendlich waschen kann, die trocknet ja auch recht schnell. Dasselbe gilt für die Leibchen; drei sehr leichte T-Shirts aus einem Funktionsstoff sind leichter und trocknen schneller als zwei aus Baumwolle, wenn ich davon drei mitnehme, dann bin ich luxuriös ausgestattet. Wegen des zusätzlichen T-Shirts halbiere ich dann auch meinetwegen meine Zahnbürste. Dann noch die Softshell-Jacke und eine lange Hose und wenn ein Sturm aufkommt, mir soll es recht sein.
Wie auch immer: Wir schaffen es, alles zuerst mal in Claus D.s trabiblauem Kleinstwagen, der immerhin eine Anhängerkupplung hat, und im daranhängenden Einachser zu verstauen. Allerdings passen nun keine Passagiere mehr in den Wagen. Deshalb packen wir noch mal um. Und dann, endlich, kann es losgehen. Claus D. wird uns nach Hannoversch-Münden bringen. Abschied von Tim und Conny, die, weil sie die alte Totenkopfflagge nicht wiederfinden kann, uns als Ersatz einen weißen Büstenhalter mitgibt.
Wir haben Gehrden gerade verlassen, als irgendjemandem einfällt, daß es noch eine alte Radwanderkarte des Weserradweges im Hause D. gibt und daß uns die möglicherweise helfen könnte, weil wir ja überhaupt keinen Plan von der Gegend haben. Ich habe nämlich, wie ich gestehen muß, zwar die Hausaufgaben gemacht, die Käpt'n Kai mir vor zwei Wochen aufgetragen hat, habe aber die Aufzeichnungen und den Wasserwanderatlas daheim in Dresden vergessen. Also drehen wir noch mal um und packen die Weserradwegkarte ein...
Sonntag, 16. Juli 2006 15:00 - 19:00 - Hannoversch-Münden - Hemeln:
Wir sehen uns, zusammen mit Claus D., noch die Hannoversch-Mündener Innenstadt an. Eigentlich waren wir auf der Suche nach einer adäquaten Eisdiele, haben dann aber die Außentische einer bürgerlichen Gaststätte auf dem Marktplatz unter Kastanien und einem Doktor-Eisenbart-Denkmal gefunden, deren Angebotstafel zu einladend war. Nun, wir haben also Riesenbockwürste oder Frikadellen und Kartoffelsalat bestellt, dazu je ein großes Bier.
Große Erwartungen. Gespannte Euphorie unmittelbar vor Fahrtantritt. Auf ins große Abenteuer. Und zwar lieber mit vollem Bauch.
Rückkehr aus des Städtchens Zentrum über eine die Fulda überspannende schindeldachgedeckte Holzbrücke - ein erster Blick von oben auf Wehre, Stufen, wilde Wasser und enge Bootsgassen - und an einer Eisbude vorbei, an der wir nicht vorbeigehen können, ohne ein Eis zu essen. Und dann eine geeignete Stelle zum Einsetzen der Boote finden. Gestaltet sich zunächst schwierig. Letztendlich sehen wir vom anderen Ufer die Spitze eines Inselchens, auf dem sich ein Campingplatz breitgemacht hat und über diese Spitze führt ein geteerter Slipweg ins Wasser. Der gehört einem Bootsclub, unabhängig vom Campingplatz, in der Gewalt des Schleusers, der dort auch ein Häuschen stehen hat und für fünf Euro überläßt er - Langfinger. Gauner. Halsabschneider. - uns für eine Weile den Schlüssel zum Bootsclubgelände, so daß wir mit Auto samt Hänger direkt ans Wasser kommen und endlich endlich die Boote aufbauen können.
Kai Zwo und ich erledigen das zunächst allein, derweil Kai und sein Vater mit dem Auto los sind, um den Tomos aufzutanken. Sie sind gerade zurück, als ich mit dem aufblasbaren Gummikajak, das wir uns als Leichter mitgenommen haben, eine Runde zum Testen auf der Fulda paddele.
Es ist zwar überraschend kippstabil, aber schwer in der Spur zu halten, kaum zu manövrieren und gegen die Strömung der Fulda nicht anzurudern, es wabbelt und hängt durch, aber um es hinterherzuziehen wird es gehen. Es trägt unglaublich viel und wenn wir die Dollborde hochbinden, wird es auch bei höheren Geschwindigkeiten einigermaßen trocken bleiben, weil es einfach über etwaige Bugwellen rüberwabbeln kann, ohne einzuschlagen oder mit dem Bug Wasser unterzuheben. Unter Kais Anleitung blasen wir dann endlich Das Böötchen auf, das wir zuvor schon auf der Wiese ausgebreitet haben. Es ist viel kleiner als ich dachte. Wir können gerade mal uns selbst, sowie drei Ruder und den Wasserkanister und eine Tüte mit dem Allerwichtigsten, genannt "Die Tasche mit der Technik, die naß werden darf", darinnen übrigens auch das Glas mit dem Instantkaffee, darauf unterbringen, der Rest geht in den Frachter, auf dem ich zu guter Letzt an einer mit Kai Zwos Opinelmesserchen geschnittenen Weidenrute unsere Flagge, ein weißes Symbol des Friedens, hisse.
Und dann, selbst rudernd, stechen wir in See. Bringen den letzten Stromkilometer der Fulda hinter uns und ich bemerke nicht mal den Zusammenfluß mit der Werra, bemerke also nicht, wann wir denn die Weser erreichen. Dabei hatte ich gehofft, wir würden, bevor wir in die Weser gelangen, den Weserstein mit diesem kitschigen pathetischen Sprüchlein "Wo Fulda sich und Werra küssen..." aufsuchen.
Statt dieses Stücks Kultur gibt's Natur. Grüne Hügel und graue Reiher rechts und links am Ufer und wir auf dem mächtigen Strom, der, so jung, noch eher mickrig als mächtig ist. Ich binde irgendwann Kai Zwo kurzzeitig einen Großen Bären auf, indem ich ihm auf seine Frage hin die langbeinigen Vögel als Kraniche identifiziere; ein paar Minuten lang fällt er drauf rein; noch später zeige ich ihm den Unterschied zwischen Fisch- und Graureihern, Kranichen würden wir natürlich nicht begegnen.
Der erste Motorenstart unserer Expedition kostet uns schon einige Anrißversuche und gehörig Kraft, aber irgendwann gibt das Mistding den Widerstand auf uns springt an. Er läuft, wenn auch ein bißchen unrund, was heißt: Er quietscht und eiert. Ich denke noch: Das Quietschen ist nicht gut, hoffentlich frißt sich die Welle nicht fest. Da gibt der Motor mit einem kurzen Stotterer nach einer halben Stunde auf und weigert sich fortan, anzuspringen, wie fest, ruckartig, sanft, kräftig, brutal oder zögerlich wir auch anreißen.
Mit gedämpfter guter Laune lassen wir uns also durch den späten Nachmittag treiben, geben ab und zu ein paar mehr oder minder kräftige unkoordinierte Ruderschläge ins Wasser, von denen ich kaum glaube, daß sie unsere Treibgeschwindigkeit sonderlich beschleunigen. Wir sind so mit schätzungsweise vier bis fünf Km/h unterwegs, gemessen an einem vergleichenden Blick auf die Armbanduhr kombiniert mit einem auf die alle zweihundert Meter am Ufer aufgestellten Stromkilometertafeln, was übrigens ziemlich genau dem entspricht, was Kai uns aus den Wikipedia-Infos über die durchschnittliche Fließgeschwindigkeit der Oberweser vorhergesagt hat.
Im goldenen Abendlicht treiben wir schließlich auf den Zeltplatz Hemeln zu und beschließen, diesen anzulaufen, um unser erstes Camp aufzuschlagen.
Sonntag, 16. Juli 2006 19:00 - 08:00 - Wir wissen aus der Radwanderkarte, daß am rechten Weserufer bei Hemeln ein Zeltplatz ist. Allerdings zeigt uns unsere Karte natürlich nicht, wie der Platz aussieht, so daß wir, naiv wie wir anfangs sind, beim Sichten der ersten Zelte das Ufer ansteuern, das an dieser Stelle steil und felsig und untief ist, so daß wir den Motor aufrichten müssen, um die Schraube aus dem Wasser zu heben, was den Tiefgang verringert. Wir haben wohl befürchtet, daß wir, falls dieses der einzige Zugang vom Wasser aus zum Zeltplatz ist, wir, wenn wir daran vorbei sind, gegen die Strömung mit den Paddeln und ohne Motorkraft kaum je wieder zu dieser Stelle zurückkönnten. Jedenfalls, es gibt in dieser Uferbucht nur einen schmalen Trampelpfad die Böschung hinauf durchs dichte Schilf; wir befinden ihn für geeignet, einen Mann dort an Land bringen zu können, der einen Erkundungsgang macht. Ich halte, hinterntief im Weserwasser - wieso setzt eigentlich die Schraube auf, wo mir das Wasser bis zur Kimme steht? - , die Boote fest, und tu mich damit zugegebenermaßen ungeschickt, derweil Kai Zwo Pionierdienst leistet. Er verschwindet im Schilf und ich versuche die Boote näher ans Ufer zu ziehen, Kai gibt, im Heck von Das Böötchen sitzend, schlaue Ratschläge, er befürchtet wohl, allein davonzudriften, wenn ich loslasse, ich versuche, arschtief im Wasser stehend, unter den Gummischuhen Halt zwischen schlüpfrigen Steinen und Weserschlamm zu finden und die Kähne gerade zu halten und ein Frettchen am oberen Ende eines Besenstiels auf der Nase zu jonglieren. Kai Zwo läßt sich Zeit. Es kommt mir sehr lange vor, ehe er wieder auftaucht, um uns seine Entdeckung mitzuteilen: daß zweihundert Meter weiter stromab ein geteerter Slipweg auf die Wiese hinaufführt.
Verdammt. Das Ding ist breit wie eine achtspurige Autobahn. Bequemer kann man doch kaum an Land kommen. Warum nicht gleich so. War doch eigentlich logisch, daß ein Wesercampingplatz direkt am Wasser auch Zugang zum Wasser haben würde. Aber wir Naivlinge, ich allen voran, mußten ja die erste Bisamrattenschneise zwischen den Binsen für die Hauptverkehrsanbindung zwischen Zeltplatz und Weser halten. Wie dumm. Ich könnte jetzt eine trockene Hose gebrauchen. Ich glaube, meine nasse Hose macht mich etwas aggressiv.
Der gemähte Teil der Wiese, direkt am Wasser ist riesengroß und fast leer. Vier oder fünf andere kleine Zelte stehen dort, einer hat einen Kanadier vor dem Vorzelt liegen, einer ist mit dem Auto da. Der gemähte Zeltplatz geht in eine ungemähte Wiese über, die stromauf- und abwärts ohne Ende ist, am anderen Weserufer gehen Wiesen und Weiden sanft in bewaldete Hügel über und diesseits führt ein Radweg (DER Radweg! Mutter aller Radwege in Deutschland!) an der Zeltwiese vorbei, alleeartig von Birken gesäumt, und jenseits des Radwegs sind die Dauercamperfacilities, die Toiletten und Duschräume, der Kiosk, eine kleine Gaststätte und der Platzwart, zu dem wir zu dritt marschieren, um uns anzumelden. Der meint, wir sollen erst mal aufbauen, Platz sei ja genug. Und das machen wir. Wir holen alles aus dem Wasser, legen Das Böötchen auf den Slipweg, bringen den Leichter sogar ganz hinauf, dicht an das Lager. Den kaputten Motor ebenfalls. Dann schlagen wir nebeneinander die Zelte auf, abseits von den anderen Campern, am höchsten Ende des Slipwegs. Die Herren Offiziere Herr Kapitän Kai D. und Erster Offizier Kai Z. teilen sich Kais Kuppeldom, ich mache es mir in den Mannschaftsquartieren, meinem Tunnelzelt, allein bequem. Kai der Zwote hatte mich mit einem offiziellen Logbucheintrag als Maat angeheuert, was ein Rang unter dem eines Bootsmanns, was wiederum der niedrigste Unteroffiziersrang wäre, ist. Dabei hatte ich eigentlich sogar als Navigator mitfahren wollen. Aber was soll 's? Eine Mannschaft kann schließlich nicht nur aus Kapitänen bestehen, stimmt 's? Und während sich die Zwei ihre Offiziersmesse teilen müssen, habe ich die Mannschaftsquartiere für mich, das hat auch was für sich.
An diesem ersten Abend gehört das frischgemähte Ufer beinahe uns ganz allein. Der Platz ist fast völlig leer und wir haben unser Camp ganz abseits am Rand der Wiese aufgebaut. Es ist sehr heiß und der Himmel völlig wolkenlos. Ich hatte nur das längliche Innenzelt, das aus weißdurchsichtigem grobmaschigem Mosquitogaze besteht, aufgebaut und hatte darauf verzichtet, die dichte, undurchsichtige Überzeltplane oben draufzuziehen, weil ich dachte, daß es so luftiger sein würde und ich obendrein den Blick in den Sternenhimmel genießen könnte. Kai wird mein Innenzelt später "Schneewittchensarg" taufen.
Aber so weit war's ja nun noch nicht. Zwar ist es an diesem Abend zu spät, den Motor noch zu testen und dafür sind wir alle drei, ich insbesondere, auch schon viel zu fertig, aber zu Bett gehen? Nein! Zuvor war uns allen dreien nach einem Bier, und weil es ja drüben eine zeltplatzeigene Gaststätte gab, haben wir beschlossen, unser mitgebrachtes Weizenbierfässchen noch nicht anzustechen und haben uns statt dessen in den Biergarten begeben. Der Platzwart hat uns dort ein frisches Naturtrübes in Halblitergläsern ausgeschenkt, das nicht schlecht war. Aber angesichts der Müdigkeit haben mich die zwei Gläschen, die ich davon getrunken habe, dann so sehr umgehauen, daß ich von Sternenhimmel nix mitbekommen habe. Auch nicht davon, daß ich wohl noch ein Mettwürstchen verspeist habe, oder davon, daß Kai und K2 noch auf dem Slipweg sitzend den Abend haben ausklingen lassen. Das muß ich alles schon verschlafen haben.
Montag, 17. Juli 2006 08:30 - 11:30 - Zum Frühstück gibt es heißen Instantkaffee, der ist gut.
Und danach machen Kai Zwo und ich uns daran, eine alte morsche grob aus ganzen Stämmen und derben Brettern gezimmerte Holzbank, die neben meinem Zelt in den Nesseln steht, und deren Sitzfläche völlig angefressen ist, aufzubocken, so daß uns die Rückenlehne, stabil, hoch genug und senkrecht über dem Boden, als Halteschild und Werkbank für den Motor dienen kann. Mal sehen, ob er, außerhalb des Wassers, ohne Druck auf die Schraube anspringt, und falls ja, wie er sich dann verhält. Wir schrauben also den alten Tomos an der Bank fest, er hält, steht hoch und stabil genug, und nach einigen anstrengenden Anrissen springt er dann auch noch ein Mal an.
Aber er quietscht, raucht und qualmt und stinkt ganz gewaltig. So kommen wir auf den Gedanken, ihm möglicherweise mehr Öl gönnen zu müssen. Kai Zwo treibt beim Platzwart eine Flasche ganz alten Motorenöls auf, mit dem wir unser selbstgebrautes uraltes Zweitaktgemisch noch etwas verdünn(isier)en, die kostet uns einen Euro, und Kai Zwo wird dafür fortan zum Großen Organisator ernannt. Später sollte uns der letzte Rest dieses Altöls noch im Leichter Ärger machen und uns Andreas Richter für unseren Treibstoff beinahe die Köpfe abreißen. Aber was wußten wir schon über Treibstoffe.
Montag, 17. Juli 2006 11:30 - 23:00 - Hemeln - Bad Karlshafen:
Der Erfolgreiche Versuch, den Motor auf dem Trocknen zu starten hat uns wieder ganz zuversichtlich gemacht, um so größer die Enttäuschung als er im Wasser nicht wieder anspringt. Wir finden uns langsam mit der Erkenntnis ab, daß er wohl hinüber und - zumindest von uns - nicht mehr zu retten ist. Nun also müssen wir die kommende Etappe rudernd und treibend zurücklegen. Sagte Käpt'n Kai doch gestern: "Morgen geht es bis Karlshafen, notfalls auch ohne Motor". Hört, hört. Das Rudern und Driften ist natürlich auch nicht ganz unspaßig, aber auf die Dauer einer ganzen Woche... Da werden wir wohl nicht weit kommen, wenn wir uns nicht was einfallen lassen.
Daß wir kurz nach Mittag dann von zwei Zweierkajaks, bemannt mit offensichtlich aus Bayern stammenden Ehepaaren, eingeholt und in deren ruhigem Vorübersprinten angelabert werden, ruft uns unsere eingeschränkte Manövrierfähigkeit nur um so bitterer zu Bewußtsein. Die Bayern befragen uns nach unserem vollgepackten Leichter, ob wir da auch einen Grill drin hätten, wahrscheinlich Spott, daß wir offensichtlich nicht ganz stilgerecht asketisch unterwegs sind, und ich muß an das Bierfäßchen denken. Ach, was hätte ich jetzt Lust, mich in der Gluthitze döselig zu saufen.
Gegen 13:30 Uhr haben wir die Nase einigermaßen voll, beschließen einen letzten trockenen Anriß und versuchen ein Anlegemanöver, um den Tomos noch ein Mal aus dem Wasser zu heben für den Startversuch. Eine flache verschotterte Uferstelle, auf der ein vertrockneter krüppliger Baumstamm querliegt erscheint mir besonders geeignet, weil meine Idee ist, das komplette Heck des Böötchens auf dem Stamm aufzubocken, daß es den Motor in die Höhe streckt. Vor dem Erfolg steht bekanntlich aber der Schweiß: Wir haben uns beim Aufs-Ufer-Zupaddeln zwei oder drei Mal um uns selbst gedreht, ehe ich versuchen konnte ins knietiefe Wasser zu steigen, wo ich aber so wenig Halt fand, daß mir selbiges mal wieder bis zur Kimme stand. Warum hat Wasser bloß keine Balken?
Boot und Stamm sind extrem schwer, so daß es uns einige Kräfte kostet, sie aufeinanderzuwuchten, ehe wir unseren Motorenstart durchführen können. Das alles hätten wir uns übrigens sparen können; der Tomos hat nix mehr gemacht. Nicht eine Zündung.
Ich nutze die Gelegenheit dieses Landgangs, um zumindest eine neue, stabilere Weidenrute zu schneiden, um auf dem Leichter einen neuen Fahnenmast aufrichten zu können; der alte sah nämlich inzwischen ziemlich mitgenommen aus.
Wir sind schon lange wieder auf dem Wasser, Luft und Licht flirren ein bißchen, ab und zu brummeln Insekten, aber nie so viele, daß es aufdringlich und nervig würde. Eine sehr große grüne Drachenlibelle setzt sich einige Sekunden lang auf Kais weiße Schiebermütze. Kai Zwo singt uns ein kleines melancholisches Liedchen: "Down the way where the nights are gay and sun shines daily on the mountain top I took a trip on a sailing ship and when I reached Jamaica I made a stop. But I'm sad to say I'm on my way won't be back for many a day. My heart is down, my head is turning around. I had to leave a little girl in Kingston Town..."
Zwei Mal sind wir inzwischen einer auffällig bunt zusammengewürfelten Familie begegnet, die mit zwei dunkelgrünen Kanadiern unterwegs ist. Auf beiden Bootsrümpfen steht jeweils die Bezeichnung Pelikan und dann irgendeine Nummer. Wir werden sie fortan, immer wenn wir ihnen wieder begegnen, Die Pelikane nennen.
Kai zwo entdeckt hinter einer hohen Kaimauer etwas abseits vom Ufer Sonnenschirme, bedruckt mit Langnesewerbung, auf einer Terrasse und bringt uns dazu, unter der Mauer zu landen, steigt hinauf und besorgt jedem ein paar Kugeln Eis, was bei dieser Hitze paradiesisch gut tut. Während er noch weg ist, paddeln die Pelikane wieder an uns vorüber. Dieser vielleicht dreizehnjährige Bengel im Stern des einen Kanadiers, mit bronzener Brust und offenen langen schwarzen Haaren, sieht fast aus, als wolle er einmal ein Indianerkrieger werden. Wie ein lederbestrumpfter letzter Mohikaner sieht er aus mit seinem Stechpaddel.
Die Weser mäandert sich langsam in jenen Teil des Weserberglandes hinein, den ich einigermaßen gut kenne, weil er zum erweiterten Bereich der Landschaft gehört, in der ich aufgewachsen bin. Allerdings gibt’s anscheinend unendlich viele Weserbögen, die alle gleich aussehen, einer nach dem anderen zieht an uns vorbei und hinter jeder Kurve erwarten wir Karlshafen und statt dessen liegt dahinter ein ums andere Mal wieder nur eine Kurve. Als wir hinter jedem weiteren Weserbogen, den wir langsam durchtreiben, den Ortseingang Bad Karlshafens erwarten, immer ungeduldiger werdend, weil wir endlich wieder festen Boden betreten - und vor allem zu Abend essen - wollen, schippern wir irgendwann ganz unvermutet an einer zwei jahrzehntealten Neubausiedlung am äußerst südlichen Rand Karlshafens vorbei, die ich aus anderer Perspektive kenne: Hier hatte irgendwo Sandra S. gewohnt, das anhängliche Mädel, mit dem ich mal eine legendäre Romanze in einer Winternacht auf dem Heuboden einer alten Scheune in Lauenförde hatte. Das war am selben Tag, auf genau der Lauenfördeparty, auf der die Idee mit der Böötchenfahrt auf der Weser überhaupt geboren wurde, vor - wievielen? zwölf? Jahren. Komisch, wie sich manche Kreise schließen...
Bevor wir schließlich zum Campingplatz kommen, der rechtsseitig, direkt dem Ortskern des Städtchens gegenüber liegt, mit Blick auf die Weserhänge auf denen der Hugenottenturm aus dem Walde ragt, driften wir noch an den Gradierwerken, dem Kurpark, den Badekliniken vorbei, und darüber hinaus auch am Thermalbad, das Kai Zwo den Abend über zum quengeln veranlaßt, er würde gerne im Laufe des nächsten Tages dort schwimmen gehen. Sein Rücken ist hinüber, mehr als meiner, und er ist 's Leid, den ganzen Tag lang auf dem Boot zu sitzen, nicht zuletzt wegen seines dauerfeuchten Hosenbodens. Außerdem macht ihm auch die Hitze zu schaffen. Was ich natürlich verstehen kann. Aber bei dem Sonnenschein in ein Hallenbad, wo wir doch das Wasser ohnehin vor der Nase haben?!
Der Zeltplatz ist offenbar groß und sehr voll, aber wir gehen nicht gleich bei der erstbesten Gelegenheit an Land, sondern sondieren, am Ufer entlangdriftend, die Lage vom Wasser her. Soviel haben wir gelernt: Irgendwo wird es einen ordentlichen breiten Slipweg geben. Selbst die auf den Strand hochgezogenen Sportboote verlocken uns nicht, sondern wir ziehen an drei Vierteln der kilometerlangen zum Platz gehörenden Uferseite vorbei, ehe wir tatsächlich eine ordentlich betonierte ins Wasser hineinführende Straße entdecken.
Der Platz ist, wie gesagt, sehr groß, etliche Dauercamper sind da, und solche, die mit Wohnmobilgespannen durchreisen. Es ist nicht einer der beschaulichen Dauercamperplätze, sondern kommerziell und geschäftig und ein bißchen international, das liegt vielleicht an den paar Holländern. Am landseitigen Ende des Platzes steht einer dieser zehn Meter hohen Werbeschildpylone, von überall her, und auch von unserem Landeplatz aus, gut zu sehen, die auf einen Supermarkt und dessen Öffnungszeiten hinweisen; wir haben demnach noch zwanzig Minuten zum Einkaufen, so daß wir das Anlegemanöver schnell hinter uns bringen und den Käpt'n bei den noch halb im Wasser liegenden Booten zur Bewachung zurücklassen; Kai Zwo und ich hetzen in der Zwischenzeit in den Supermarkt, Nackensteaks und Schweinebäuche kaufen. Und natürlich ein paar Flaschen Radeberger. Und Saft.
Bei Rückkehr sitzt Käpt'n Kai immer noch auf der Gummiwulst des Heck im Wasser, Bug an Land liegenden Böötchens, einen Fuß fest in den Beton gestemmt, daß auch ja keine Welle den Rumpf anheben und ihn davonziehen kann und klammert sich an der gelben Schleppleine fest. Dann in aller Ruhe endlich die Ladung löschen, abpacken, auspacken, die Boote an Land bringen, Zelte aufbauen, Übernachtungsrechte organisieren.
In direkter Nachbarschaft unseres Lagers stehen die beiden Zelte der Patchworkfamily mit den Pelikankanadiern, denen wir unterwegs zwei Mal begegnet sind. Den beiden Jungs zuzusehen, ist interessant, können sie doch, davon abgesehen, daß sie im selben Alter sind, verschiedener kaum sein. Der eine, der mir vorhin schon als letzter Mohikaner aufgefallen ist, ist (jetzt weiß ich, warum ich dachte, komisch, ich glaube, ich bin dem vor hundert Jahren schon mal begegnet) ein exakt genaues Ebenbild von Atreju in dem uralten, allerersten Unendliche-Geschichte-Film, und der andere erinnert mich ein kleines bißchen an den jüngsten Sohn dieser Familie aus Alf. Ob es Stief- oder Halbbrüder sind, nur Freunde, womöglich oder tatsächlich Kinder eines selben Elternpaares? Mein Gruß irritiert den „Vater“, der gegenfragt, ob wir einander denn kennen würden. Nee, sag’ ich, wir sind einander nur unterwegs schon drei Mal begegnet, seit gestern. Ahh. Na dann…
Und dann wird gegrillt. Wir haben zwei von diesen Einwegdingern mitgebracht, eine Aluschale mit Holzkohle und einem Blatt Grillanzünder darüber, direkt darauf ein Rost aus Alublech, etwa die Fläche eines Din-A4-Blattes.
Wir machen es uns im goldenen Sonnenuntergangsgeleucht auf dem Slipper bequem, Käpt'n Kai, Lord der Flammen, heizt den kleinen Grill an. Dank der Feuchtigkeit, die die Holzkohle gezogen hat und dank der Beschaffenheit des chemischen Grillanzünders ist die Rauchentwicklung eine ungeheure. Immerhin treibt der Wind unseren Brodem nicht über den ganzen Platz. Kai sitzt direkt an der Wasserkante, der Wind weht ablandig flußabwärts, aber nichtsdestotrotz sind die ufernah stehenden Wohnwagen in kürzester Zeit hinter einer Wand aus dichtem Rauch verborgen. Im Abendlicht scheint der Qualm auf dem Wasser schwefelgelb zu erglühen.
Kai versucht den Grill in Schach zu halten und gleichzeitig im batteriebetriebenen Radio HR3 zu finden und hofft mehr oder weniger ernsthaft, da würde passenderweise "Smoke on the Water" laufen. Ich kann dem blechernen Gequäke, das er statt dessen abdudelt, aber nichts abgewinnen. Kai Zwo macht den Abwasch. Und ich? Versuche mit meiner billigen Mistknipse den Qualm, das niedrige Streiflicht und das Wasser möglichst atmosphärisch effektiv im Bild festzuhalten...
Das Licht schwindet, während das Fleisch gar wird. Während es brutzelt, sitzen wir beisammen, nuckeln an den Bierflaschen, versuchen mit der Taschenlampe markante Ecken am anderen Ufer auszuleuchten und freuen uns aufs Essen. Je Mann drei Bauchlappen und drei Nackensteaks sind da, darüber hinaus haben wir Salate für die nächsten drei Wochen, unter anderem, weil uns die Familie, die den uns zunächst stehenden Wohnwagen bewohnt, den wir folglich wohl auch am stärksten beweihräuchert haben, ihre Reste an Brot, Kräuterbutter und Kartoffelsalat überläßt. Wir sind schon so satt und haben immernoch jede Menge Fleisch übrig, als wir in der Dunkelheit den Slipper einigermaßen aufräumen, die letzte Glut im Weserwasser löschen, was noch ein Mal ein verstärktes Qualmen verursacht, und ich das übriggebliebene Fleisch auf K2s Opinelmesser aufspieße, eine Scheibe über der anderen, es in Papier und in Tüten einwickele, um es für morgen so aufzubewahren. Ich lege es zu unseren anderen Vorräten in den Klappkorb, der aber über Nacht vor den Zelten stehengeblieben ist, was sich am kommenden Morgen als großer Fehler herausstellen sollte.
Dienstag, 18. Juli 2006 08:00 - 10:00 –
Eigentlich hätten wir es wissen müssen: Als wir im vergangenen Sommer bei wm gezeltet und gegrillt hatten, hat uns doch schließlich auch ein größeres Tier die Restetüte aus dem Lager geschleppt, ein paar Meter weiter in der Wiese sich über das Grillfleisch hergemacht.
Diese Nacht ist es wieder passiert. Irgendwelche Viecher, Ratten, Krähen, Marder, haben unser Bauchfleisch verschleppt, weil ich versäumt habe,
das Abendessen in der geschlossenen Apsis meines Zeltes zu verstauen, und mit dem Fleisch ist das Messer verschwunden, das darinnen stak. Anders als in England haben die nächtlichen Räuber hier in Karlshafen keine Spuren hinterlassen. Kai Zwo ist, auf der Suche nach seinem Messer, den Campingplatz in größer werdenden Kreisen abgelaufen, hat aber keine
Fährte, keine Reste, keine zerfetzten Tüten mehr gefunden. Das Opinelmesser ist auch nicht wieder aufgetaucht, was Kai Zwo, glaube ich, sehr schmerzt. Mögen sie sich also daran verschlucken, räudige, hinterhofgezeugte Bastarde von Perserkatzen, haarende welche.
Mich betrübt mehr der Umstand, daß es nun ein weniger fetthaltiges Frühstück geben muß, wo ich mich doch so auf Gegrilltes zum Kaffee gefreut habe.
Bei Kaffee und Mettenden diskutieren wir das weitere Vorgehen und währenddessen kommt zum ersten Mal der Name Richter auf. Marine Richter, das sei vor vielen Jahren eine Bootswerkstatt in Herstelle gewesen, und zu den Zeiten, als Kai und Tim das Boot noch ab und zu benutzt haben, vor gut zehn, fünfzehn Jahren, sei das der d.sche Stammsupplier für Schiffsschrauben, Scherstifte, Bootsersatzteile aller Art gewesen. Herstelle, das liegt keine zehn Stromkilometer von hier flußabwärts. Kai Zwo entwirft einen spektakulären Plan: Er will zunächst in Erfahrung bringen, ob es den Marine Richter in Herstelle überhaupt noch gibt. Und dann will er den Motor auf die Schulter nehmen und mit dem Bus nach Herstelle fahren, ihn bei Richters zur Inspektion über Nacht abgeben, hier her zurückfahren, in die Therme gehen, eine weitere Nacht hier auf dem - muß ich 's extra sagen? vergleichsweise blöden - Campingplatz verbringen und morgen früh könnten wir da ja zur Werksatt rudern um den dann hoffentlich wiederhergestellten Tomos abzuholen. Mir kommt das ein bißchen zu aufwendig, zu optimistisch und sensationell vor, und auch Käpt'n Kai läßt sich von K2s Begeisterung nicht so richtig mitreißen. Zum Richter müßten wir natürlich schon, aber doch nicht so umständlich und nicht mit dem Bus.
Nichts desto weniger eingenommen macht sich K2, der Große Organisator, auf den Weg zur Platzverwaltung und erhält von der Rezeptionistin die Info, ja, den Richter gäbe es noch, der hat auch einen eigenen Steg an der Weser. Und die Öffnungszeiten korrespondierten auch mit einem daraufhin neu errechneten Zeitplan: Wenn wir nach dem Frühstück klar Schiff machten und innerhalb von, sagen wir: anderthalb Stunden klar zum auslaufen wären, dann könnten wir uns nach Herstelle treiben lassen und wären vor der Mittagspause da. Und dann würden wir mal fragen, ob da überhaupt und auf die Schnelle noch was zu machen wäre.
Die Pelikane brauchen übrigens keine anderthalb Stunden, um alle Mann an Deck zu kommen. Innerhalb kürzester Zeit haben die ihr Lager abgebrochen, verstaut und sind wieder unterwegs. Allerdings haben die ja auch gestern nicht so eine unglaubliche Verwüstung rund um ihr Lager angerichtet und obendrein, so scheint mir, sind die ohnehin mit weniger Gepäck als wir unterwegs...
Beim Inspizieren der Boote während des Morgenappells wird klar, daß eine Katastrophe dräut und daß Arbeit bevor steht, ehe wir wieder aufs Wasser können. Das Altöl, das Ofz Z. in Hemeln besorgt hat, und das wir über Nacht im Frachter gelassen haben, ist ausgelaufen und hat das Deck eingesaut. Gründliches Deckschrubben tut Not, ehe der Kahn wieder mit Weserwasser in Berührung kommt. Öl abpumpen mit Klopapier, und zwar so gründlich, daß wir keine Ölpest verursachen. Ein Ölteppich auf der Weser, eine Katastrophe vergleichbar nur mit der Exxon-Valdez-Havarie im Prinz William Sund, das hätt' uns gerade noch gefehlt!
Dienstag, 18. Juli 2006 10:00 – 15:35 - Bad Karlshafen – Herstelle:
Die Stimmung beim An-Bord-Gehen ist ambivalent, einerseits ist Kai Zwo ein bißchen maulig, weil er wohl ernsthaft erwogen hat, wir könnten in diese Therme gehen, andererseits nährt die Info, es gäbe den Marine Richter keine zehn Kilometer stromab noch und der Laden habe auch einen Steg am Weserufer, unsere Phantasie: Womöglich kann der uns ja wirklich wieder flott machen. Um die Aufbruchstimmung, als wir Karlshafen hinter uns lassen, ins Kleine Weserknie hineinschippern, vollends ins Positive umschlagen zu lassen, schlage ich, noch in Sichtweite von Karlshafen, vor, wir könnten singen, und so stimmen Kai und ich denn das alte Weserlied an, singen es Kai Zwo vor, der es nicht kennt.
"Wo die Weser einen großen Bogen macht, wo der Kaiser Wilhelm hält die treue Wacht, wo man leert die Halben in zwei Zügen aus, da ist meine Heimat, da bin ich zuhaus, daaaa ist meine Heeeeiiiimat, da bin ich zuhaus... Rammel die Katz, Lied aus, feines Lied..."
Kai erklärt: In der Jugendheimclique aus der unsere, seine und meine, Freundschaft hervorgegangen ist, gab es früher einen von diesen etwas einfältigen Bauernsöhnen, der auch auf den Schottlandreisen mit dabei war, und der, auch im Fanfarenzug spielend, habe ständig solche Lieder gesungen und ein Mal auch dem Gerd L., unserem Jugendreferenten, nach einer inoffiziellen Schottlandnachfeier vom Marktplatz aus dieses Weserlied als Ständchen zum Fenster hinaufgebracht. Gerd hatte damals am Markt in B. gewohnt. Und er habe das Fenster geöffnet und die Huldigungen zünftigst und mit der würdigen Haltung eines Staatsmannes am Fenster des Präsidentenpalasts entgegengenommen. Und unter anderem sei auch Kai dabeigewesen und habe da mitgeschmettert. So war das damals im Weserbergland...
Herstelle; Land in Sicht. Von Ortsbeginn an liegen Gartentörchen von Hausgrundstücken zum Weserufer hin. Hinter jedem Gartenzaun wähne ich das Richtersche Haus, so daß wir dicht unter Land nach Herstelle reinfahren, weil ich jedes popelige Vorsicht-bissiger-Hund-Schild lesen will, es könnte sich ja auch um das Firmenschild unserer Werkstatt handeln. Vorbeifahren wär' halt blöd. Ankunft an der Fähre Herstelle-Würgassen. Die liegt mitten im Ort, ein breiter kopfsteingepflasterter Dorfplatz führt bis tief in die Weser hinein: ein Fährslipweg. Eine Fähre für Fußgänger und Radfahrer, hier am Weserradweg lohnt sich das. Gehen wir dort anlanden und fragen wir den Fährmann. Der meint, ja, den Richter gäb 's natürlich noch, da die Straße runter, nein, der hat zwar auch seinen Garten zur Weser hin, aber einen Steg habe der nicht. Na, immerhin. Wir bitten um die Erlaubnis, unsere Boote da auf den Fährslipweg anlegen zu dürfen, wenn wir nicht im Weg seien, der sei ja recht breit. Erlaubnis erteilt!
To be continued...
Kommentar