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28.02.2008
Ich fahre um kurz vor elf richtung Frankfurter Hauptbahnhof. Mein Ladenhüter ist gut gefüllt ich freue mich auf die nächsten Tage. Ein bisschen wundere ich mich schon noch über meine Oma, die mich mit den Worten ,,Immer wenn es stürmt musst du draußen sein!" verabschiedet. Wie meint sie das nur? Ich tue es einfach als typisches Oma-Verhalten ab und entspanne mich auf meiner knapp sechs stündigen Reise durch Deutschland. Schlafen, Musik hören und essen. So lässt es sich leben. In Kreiensen angekommen warte ich eine Stunde auf meinen Mitverschwörer Enrico, um dann mit ihm gemeinsam nach Bad Harzburg aufzubrechen.
Es ist halb sechs, als wir den Bahnhof in Bad Harzburg verlassen. Da wir keine passende Karte haben, fragen wir bei der erst besten Taxifahrerin nach dem Weg in Richtung Torfhaus. Die Gute schickt uns quer durch die Stadt und schon hier fällt uns die echt miese Beschilderung auf. Egal. Wir sind gut drauf und machen unseren Weg durch die Dunkelheit, vorbei am Märchenwald und hinauf die erste Steigung. Aber als bekennende Sportmuffel fällt uns der erste Anstieg doch relativ schwer. Aber auch das ist egal. Wir haben Zeit! Also geht es gemütlich weiter, bis wir am Eckerstausee an kommen. Unser Weg führt uns in völliger Dunkelheit über eine große Wiese, hinunter zu einem Bach, dem wir bis zu einem Haus am Stausee folgen. Zwischendurch halten wir an, um etwas Wasser zu filtern.
Ein Schild verspricht eine Schutzhütte am Seeufer. Komischerweise können wir besagte Hütte aber beim besten Willen
nicht finden und schlagen unser Zelt einfach am Seeufer auf. Trotz des fehlenden Sternenhimmels ist es einfach schön
draußen zu sein.
Wir machen uns noch eine Kleinigkeit zu essen und genießen die Stille mit ein paar Stücken Rum-Traube-Nuss-Schoki.
29.02.2008
Der Wecker klingelt... früh. Hatte etwas bedenken wegen der geringen Entfernung zur Staumauer. Ein orangenes Zelt fällt doch etwas arg auf, in dieser grauen Morgenlandschaft.
Sanft wie ein Engel versuche ich Enrico aus seinen Träumen zu wecken:
,,Enrico, aufstehen."
...
...
...
,,Enrico, bist du wach?"
...
,,Jetzt ja, du Ar***l***!"
Wir packen unsere sieben Sachen und sehen zum ersten Mal die Landschaft bei Tageslicht. Das Frühstück verschieben wir auf später, da wir noch etwas wichtiges vor uns haben.
Extreme Männer brauchen extreme Pflege!
Mit eisig frischem Atem machen wir uns auf den Weg um den See. Wir folgen der Beschilderung zur Ranger Hütte, um dort unser Frühstück zu uns zu nehmen.Kaum haben wir diese erreicht, kommt ein Auto den Weg hoch gefahren. Es steigt ein etwas missmutig dreinblickender Mann aus und kommt zur Hütte. Als er unsere Rucksäcke sieht, fragt er, was wir so machen. Es lässt sich schlecht verleugnen, dass wir im Wald geschlafen haben. Und natürlich ist der nette Herr ein Ranger...
,,Eigentlich ist ja mein Job die Leute aus dem Wald zu jagen, wenn sie hier schlafen. Ist aber gar nicht meine Art. So lange sich jeder benimmt geht das klar."
Puh, glück gehabt. Auf eine Diskussion hätten wir auch keine Lust gehabt.
,,Habt ihr vor heute Nacht auch im Wald zu schlafen? Wenn ja, solltet ihr das lassen. Wir haben eine Unwetterwarnung reinbekommen. Soll ziemlich heftig werden. Windgeschwindigkeiten bis 150km/h. Da sollte man sich nicht mitten im Wald aufhalten."
Oh, ich erinnere mich wieder an die Worte meiner Oma. Scheinbar hatte sie doch recht . Immer diese unbelehrbare Jugend... Nun denn. Als harte Kerle, die mit schweren Rucksäcken durch Matsch laufen, soll uns das nicht von unserer Tour abhalten. Trotzdem beschließen wir den heutigen Tag in einer Schutzhütte zu beenden, anstatt unser Lager wieder irgendwo im Wald zu errichten.
Nach einem guten Frühstück an der Hütte geht es weiter den Brocken hoch. Auch hier wird uns immer wieder bewusst, wie sehr Sport doch zu verachten ist...
Aber mit ein paar kleineren Pausen ist auch dieser Anstieg bald geschafft und wir kommen bei starkem Nebel auf dem Gipfel an.
Wunderbar! Man sieht die eigene Hand vor Augen nicht! Unterwegs hat es ja noch für ein paar schöne Aussichten gereicht aber das hier ist doch einfach nur blöd.
Ohne viel gesehen zu haben machen wir uns recht zügig auf den Weg nach unten. Inzwischen haben wir beschlossen morgen wieder in den Zug zu steigen. Also ist unser Ziel klar: Wernigerode.
Das erste Stück bergab folgen wir dem Hexenstieg, welchen wir aber recht bald gegen den Höllenstieg eintauschen. Erstens, weil der Hexenstieg auf einer befahreren Teerstraße verläuft und zweitens klingt der Höllenstieg einfach richtig gefährlich und abenteuerlich .
An der Abzweigung zum Höllenstieg angekommen erwartet uns zuerst nur Matsch. Voller Vorfreude zieht Enrico seine neu erworbenen Gamaschen an und ich kremple die Hose über meine ach so tollen Lundhags.
Ohne Hemmungen stolziere ich durch jede Pfütze die mir unter die Füße kommt. Einfach herrlich!
Der Weg den Höllenstieg hinunter gestaltet sich doch weniger abenteuerlich als beim Lesen des Namens erhofft. Es geht zwar steil bergab aber leider finden wir keine tiefen Schlucht, Galgenbäume oder Schilder mit Totenköpfen drauf.
So laufen wir noch etliche Stunden bis wir endlich in Hasserode ankommen. Hier erkundigen wir uns nach einer Schutzhütte und werden von einer netten, älteren Dame neben dem Friedhof hinauf geschickt. Oben sollen wir nach der Hütte ausschau halten...
Der Weg da hoch ist steil! Schon nach den ersten paar Metern haben wir mehr Flüche losgelassen, als es Einwohner in Hasserode gibt. Es wird auch nicht besser als wir oben ankommen und nicht außer Bäumen sehen. Weder einen Weg noch eine Hütte kann man erkennen. Da wir aber nicht mitten im Wald bleiben können und wir bereits kurz vor 18 Uhr haben, laufen wir den Hang einfach auf der anderen Seite hinunter, in Richtung Hütte. Unten angekommen finden wir einen Bach, den ich mit meinen Lundis einfach durchlaufe. Enrico versucht sich einen kleinen Behelfssteg zu bauen, damit er nicht ins Nass treten muss.
Da wir, schlau wie wir sind, unterwegs eine Wanderkarte fotografiert haben können wir nun recht einfach die letzten Meter zur Hütte hinter uns bringen. Natürlich freuen wir uns auf ein sehr ausgiebiges Abendessen und hoffen, dass wir auf Wernigerode blicken können, während Emma durch den Harz tobt. Aber Pustekuchen. Schon aus geraumer Entefernung können wir zwei Gestalten vor der Hütte herumwuseln sehen. Geschäftig laufen sie hin und her und scheinen Holz zu sammeln. Als wir näher kommen könne wir auch ihre Rucksäcke in der Hütte erkennen... Na das kann ja heiter werden. Auf einen Streit, um einen trockenen Schlafplatz hatte ich eigentlich keine Lust mehr.
Gott sei dank sind die Jungs aber vollkommen in Ordnung und so teilen wir uns die Hütte für diese Nacht. Bis ca. 22 Uhr haben wir es uns gemütlich gemacht und warten nun gespannt auf das kommende Unwetter. Recht schnell beginnt es dann irgendwann. Die ganze Nacht über Stürmt und Gewittert es.
Die Hütte haben wir versucht mit alten Tüten so gut wie möglich abzudichten. Aber eben auch nur so gut wie möglich... Es tropft immer mehr hinein! Wir spannen noch eine Plane über unsere Schlafsäcke, um die Daune nicht in Gefahr zu bringen und versuchen dann einfach bei diesem natürlichem Hörspiel einzuschlafen.
01.03.2008
Der Wecker klingelt... gar nicht. Ich war die halbe Nacht sowieso wach. Um sechs Uhr wecke ich Enrico.
Der Sack hat doch tatsächlich die ganze Nacht durch gepennt! Ich fasse es nicht! Ich liege wach und mache mir Gedanken, wie wir zum Bahnhof kommen und Enrico ratzt seelenruhig....
Wie dem auch sei. Gegen 7 Uhr stehen wir auf und Emma scheint langsam müde zu werden. Der Sturm lässt nach, bis er irgendwann komplett verstummt. Diese Chance nutzen wir und machen uns direkt auf den Weg zum Bahnhof. Dort besteigen wir um 9:31Uhr den Zug und fahren wohlbehalten in Richtung Heimat.
(bei 5 Versuchen hat es Enrico immer geschafft die Augen zu schließen )
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