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Mitreisende | |
Land: Frankreich (naja)
Reisezeit: Herbst
Region/Kontinent: Südeuropa
Ist ja jetzt nicht das erste Mal dass wir auf dieser Insel waren, deshalb hat es auch etwas länger gedauert mit dem Bericht. Neu (für uns) waren diesmal die GR20-Hütte d'Ortu di u Piobbu (direkt die erste von Norden her) sowie das Felsklettern in der Balagne; mit letzterem war es mangels Partner und mit nur einem Jährchen Erfahrung natürlich nicht allzuweit her, also keine alpinen Touren erwarten...
Auf in die Berge
Mein Wecker klingelt um sieben, kurz nach neun schon rollen wir los – drei dicke und drei kleine Rucksäcke, sechs Personen, Strandzeug und Kletterzeugs... und das alles im Kleinwagen; gut, das es nur eine Dreiviertelstunde bis Bonifatio ist. Kurz nach zehn ist so alles gerichtet und gewickelt und unsere Tochter düst in Höllentempo voran. Das schon bekannte Stück hinter der Ronco-Furt hinauf liegt noch im Schatten. Erfreulicherweise bleibt das weiterhin so und auch die spürbar vorhandene Nivellierung macht die Sache sehr angenehm.
zur Hütte...
Angesichts des Tempos schwitze ich mit meiner „Wolke“ auf dem Rücken trotzdem wie ein Schwein, aber nach etwa zwei Stunden und den ersten Pausen gibt sich das. Die letzten etwa 150 Höhenmeter legen wir unter den mächtigen Laricciokiefern und einem sehr lichten Birkenbestand zurück, die Hütte „Ortu di u Piobbu“ wird leer und zur Hälfte offen angetroffen. Keine vier Stunden waren es, die meisten GR20-Wanderer werden wohl erst wesentlich später eintreffen. Wir belegen also schon mal die Lager mit Aussicht, ich koche Tee und nach einer Stunde Rast ziehen wir noch mal zu zweit los. Der „rechte“ Hausberg, Monte Corona ist das dankbare Ziel, nivelliertes Zickzack weiter durch Birkenhaine und dann schuttig über niederen Ginster zur Bocca di Tartaigne. Jenseits liegen hier auf 1852m noch Schneereste, die beiden Sattelgipfel hängen knapp in der Nachmittagsbewölkung. Es scheint also eine Fleißarbeit zu werden, ob sich die insgesamt 600 Höhenmeter überhaupt lohnen?
Blick zum Cinto und zum Capu a u Dente
Zum flachen Schuttgipfel zieht eine Trampelspur empor, aber die Überraschung ist groß, als die Wolken aufreißen und wir in der spätnachmittaglichen Herbstsonne das Panorama der nordkorsischen Gipfel genießen können. Die Grande Barriere zwischen Cintu und Paglia Orba ist leicht eingezuckert, neben dem Gipfelsteinhaufen hier ist ein GPS-Positionsgerät installiert. Ansonsten studiere ich natürlich den Capu a u Dente, das potentielle andere Hüttenziel; es schaut aber nicht gerade einfach aus...
Außerdem gibt es hier oben Handyempfang und ich tippe noch zwei Antwort-SMS. So bleiben wir fast eine Stunde oben, nachdem der Aufstieg in gerade mal eineinviertel Stunden erldigt war. Hinunter braucht es dann auch eine ganze Stunde, die schöne Laubfarbe entschädigt für die zähflüssigen Serpentinen. Ich starte dann ohne Verzug das Nudelkochen (anderthalb Kilo plus zwei Pfundgläser Sauce... der Rucksack soll leichter werden), denn so können wir um halb sieben noch vor Sonnenuntergang auf der Terrasse dinieren; dann wird es relativ schnell still, die meisten GR20 Geher haben einen harten ersten Tag hinter sich und fallen in die Betten respektive Zelte. Wir kuscheln uns mit der Tochter auf der Hüttenbank, zählen Sterne und Satelliten, bewundern die klare Milchstraße... um neun Uhr bin ich im Bett und schlafe wunderbar. Endlich mal keine Mücken und angenehme Temperaturen!
Schön gell?
Zweiter Tag
Mein Wecker piepst um halb sechs, dicht gefolgt vom Handy. Stickum schleichen wir vor die Tür und sortieren im gleißenden Mondlicht unser Zeugs. Ein Schluck Milch und ein Müsliriegel bilden das Frühstück. Es ist immer noch sehr warm und windstill.
Die Parole lautet dann: Capu a u Dente. Gemütlich steigen wir wieder zur Bocca de Tartaigne an und müssen oben doch ein Viertelstündchen pausieren bis es dämmert. Einmal grunzt es im Gebüsch (Wildschwein?), einmal ertönt ein pfeifendes Atmen wie bei einer Gemse (Mufflon?). Derweil sieht man während des Aufstiegs von Calvi zuerst eine Lichtwolke und dann die Uferbeleuchtung, schließlich kommt das Morgenrot über der stillen Tartaigne.
Zugang zum "Zahn"
Den nicht vorhandenen Weg suchend tasten wir uns unter P.1993 vorbei zum Einstieg, durch übelstes Gestrüpp und über einige überflüssige IIer-Stellen. Mein Begleiter kommt bis zum Einstieg an der „aiguille fine“ mit; der Rest schaut grauslich aus, ist aber recht kurz: Das „100m-Band“ führt zunächst unter einem abdrängenden Felsen durch (Kriechstelle), dann über Schnee und leicht abschüssiges Gras quer durch die steile Nordwestflanke des Zahnbergs. Bis auf eine kurze Kletterstelle ist das zwar sehr ausgesetzt, aber eigentlich Gehgelände. Dann endet das Band an einer Steilrinne, die mir zumindest kein IIIer wie beschrieben zu sein scheint; sie ist nämlich ziemlich senkrecht. Also mühe ich mich in gutmütigem Fels noch um die Ecke und finde zur Belohnung ein winziges Steinmännchen und einige wenige weitere Meter „Band“ vor, daran anschließend dann wohl die richtige Rinne; schon wesentlich weniger steil, aber im Anfang plattig und griffarm. Den abgelutschten Bergstiefeln traue ich wenig und bin übervorsichtig; nach etwa der Hälfte der vielleicht 20m hohen Rinne wird es moderat steiler und zum Ausgleich etwas griffiger, wo-bei aber nicht alles wirklich fest ist. Eine Schlinge aus Reepschnur ist schon von unten zu sehen und kündet vom Ausstieg und einer möglichen Erleichterung für den Rückweg. Jetzt sind es nur mehr einige exponierte, leichte Blöcke auf den Gipfel. Im ortsüblichen Steinhaufen steckt ein Stück Wurzelholz, ansonsten geht nach gut einer Minute Aufenthalt pünktlich die Sonne auf.
(Detaillierte Beschreibung auf SP)
Der Schatten des Gipfels auf die Balagne und das Meer ist lang, eigentlich perfekt; nur die Ruhe zum Genuß fehlt mir ein wenig, denn ich muß ja auch noch heil runterkommen. Dazu verbinde ich meine kurze Schlinge über der Schulter durch eine kurze Prusik mit der fixen Reepschnur und klettere vorsichtig ab. Besser als nichts und eine gute psychologische Stütze für die folgenden Minuten, die doch recht intensiv erlebt werden. Unter dem Ausstiegsband geht es noch ewig weit abwärts... Der Rest ist dann Kindergeburtstag, dank des Wand-Echos findet sich der Kamerad über mehrere hundert Meter auf bloßen Zuruf. Wir optimieren den Rückweg deutlich und schlagen um neun Uhr an der Hütte auf. Passiert ist bei den Mädels noch nix, ich mache also Tee und Frühstück; trotzdem sind wir um elf Uhr na klar die letzten, die die Hütte verlassen. Unsere Tochter hat sich mit einem Süddeutschen angefreundet und beglückt ihn mit Blondinenwitzen...
Dann genießen wir einen menschenleeren, geruhsamen Abstieg. Wir gehen unabhängig voneinander und pausieren mal hier, mal da. Tiere-Raten verteibt die Zeit. Der Drang zum Strand ist zu spüren und ich muß ein bißchen Diplomatie betreiben um noch den Klettergarten im Figarellabach angucken zu dürfen. Auf der Ostseite gibt es nur knackige Dächer ab 7b aufwärts, immerhin scheinen die ersten paar Meter der Piaz-Verschneidung ganz links irgendwie machbar. Der Rest ist überhängende Rauhfasertapete... gegenüber herrscht Plattenklettern vor, aber nur die mittlere 5 ist mit Bergschuhen auch nur halbwegs gangbar, der Fels scheint irgendwie speckig. Die restlichen Routen lassen kein Abheben vom Boden zu für mich.
Um drei Uhr ist dann Heimfahrt, etwas unangenehm für die vier auf der Rückbank. Doch auch das geht vorbei und nach kurzem Einräumen daheim düsen wir an den Strand und tauchen in die herrlichen Fluten.
Reisezeit: Herbst
Region/Kontinent: Südeuropa
Ist ja jetzt nicht das erste Mal dass wir auf dieser Insel waren, deshalb hat es auch etwas länger gedauert mit dem Bericht. Neu (für uns) waren diesmal die GR20-Hütte d'Ortu di u Piobbu (direkt die erste von Norden her) sowie das Felsklettern in der Balagne; mit letzterem war es mangels Partner und mit nur einem Jährchen Erfahrung natürlich nicht allzuweit her, also keine alpinen Touren erwarten...
Auf in die Berge
Mein Wecker klingelt um sieben, kurz nach neun schon rollen wir los – drei dicke und drei kleine Rucksäcke, sechs Personen, Strandzeug und Kletterzeugs... und das alles im Kleinwagen; gut, das es nur eine Dreiviertelstunde bis Bonifatio ist. Kurz nach zehn ist so alles gerichtet und gewickelt und unsere Tochter düst in Höllentempo voran. Das schon bekannte Stück hinter der Ronco-Furt hinauf liegt noch im Schatten. Erfreulicherweise bleibt das weiterhin so und auch die spürbar vorhandene Nivellierung macht die Sache sehr angenehm.
zur Hütte...
Angesichts des Tempos schwitze ich mit meiner „Wolke“ auf dem Rücken trotzdem wie ein Schwein, aber nach etwa zwei Stunden und den ersten Pausen gibt sich das. Die letzten etwa 150 Höhenmeter legen wir unter den mächtigen Laricciokiefern und einem sehr lichten Birkenbestand zurück, die Hütte „Ortu di u Piobbu“ wird leer und zur Hälfte offen angetroffen. Keine vier Stunden waren es, die meisten GR20-Wanderer werden wohl erst wesentlich später eintreffen. Wir belegen also schon mal die Lager mit Aussicht, ich koche Tee und nach einer Stunde Rast ziehen wir noch mal zu zweit los. Der „rechte“ Hausberg, Monte Corona ist das dankbare Ziel, nivelliertes Zickzack weiter durch Birkenhaine und dann schuttig über niederen Ginster zur Bocca di Tartaigne. Jenseits liegen hier auf 1852m noch Schneereste, die beiden Sattelgipfel hängen knapp in der Nachmittagsbewölkung. Es scheint also eine Fleißarbeit zu werden, ob sich die insgesamt 600 Höhenmeter überhaupt lohnen?
Blick zum Cinto und zum Capu a u Dente
Zum flachen Schuttgipfel zieht eine Trampelspur empor, aber die Überraschung ist groß, als die Wolken aufreißen und wir in der spätnachmittaglichen Herbstsonne das Panorama der nordkorsischen Gipfel genießen können. Die Grande Barriere zwischen Cintu und Paglia Orba ist leicht eingezuckert, neben dem Gipfelsteinhaufen hier ist ein GPS-Positionsgerät installiert. Ansonsten studiere ich natürlich den Capu a u Dente, das potentielle andere Hüttenziel; es schaut aber nicht gerade einfach aus...
Außerdem gibt es hier oben Handyempfang und ich tippe noch zwei Antwort-SMS. So bleiben wir fast eine Stunde oben, nachdem der Aufstieg in gerade mal eineinviertel Stunden erldigt war. Hinunter braucht es dann auch eine ganze Stunde, die schöne Laubfarbe entschädigt für die zähflüssigen Serpentinen. Ich starte dann ohne Verzug das Nudelkochen (anderthalb Kilo plus zwei Pfundgläser Sauce... der Rucksack soll leichter werden), denn so können wir um halb sieben noch vor Sonnenuntergang auf der Terrasse dinieren; dann wird es relativ schnell still, die meisten GR20 Geher haben einen harten ersten Tag hinter sich und fallen in die Betten respektive Zelte. Wir kuscheln uns mit der Tochter auf der Hüttenbank, zählen Sterne und Satelliten, bewundern die klare Milchstraße... um neun Uhr bin ich im Bett und schlafe wunderbar. Endlich mal keine Mücken und angenehme Temperaturen!
Schön gell?
Zweiter Tag
Mein Wecker piepst um halb sechs, dicht gefolgt vom Handy. Stickum schleichen wir vor die Tür und sortieren im gleißenden Mondlicht unser Zeugs. Ein Schluck Milch und ein Müsliriegel bilden das Frühstück. Es ist immer noch sehr warm und windstill.
Die Parole lautet dann: Capu a u Dente. Gemütlich steigen wir wieder zur Bocca de Tartaigne an und müssen oben doch ein Viertelstündchen pausieren bis es dämmert. Einmal grunzt es im Gebüsch (Wildschwein?), einmal ertönt ein pfeifendes Atmen wie bei einer Gemse (Mufflon?). Derweil sieht man während des Aufstiegs von Calvi zuerst eine Lichtwolke und dann die Uferbeleuchtung, schließlich kommt das Morgenrot über der stillen Tartaigne.
Zugang zum "Zahn"
Den nicht vorhandenen Weg suchend tasten wir uns unter P.1993 vorbei zum Einstieg, durch übelstes Gestrüpp und über einige überflüssige IIer-Stellen. Mein Begleiter kommt bis zum Einstieg an der „aiguille fine“ mit; der Rest schaut grauslich aus, ist aber recht kurz: Das „100m-Band“ führt zunächst unter einem abdrängenden Felsen durch (Kriechstelle), dann über Schnee und leicht abschüssiges Gras quer durch die steile Nordwestflanke des Zahnbergs. Bis auf eine kurze Kletterstelle ist das zwar sehr ausgesetzt, aber eigentlich Gehgelände. Dann endet das Band an einer Steilrinne, die mir zumindest kein IIIer wie beschrieben zu sein scheint; sie ist nämlich ziemlich senkrecht. Also mühe ich mich in gutmütigem Fels noch um die Ecke und finde zur Belohnung ein winziges Steinmännchen und einige wenige weitere Meter „Band“ vor, daran anschließend dann wohl die richtige Rinne; schon wesentlich weniger steil, aber im Anfang plattig und griffarm. Den abgelutschten Bergstiefeln traue ich wenig und bin übervorsichtig; nach etwa der Hälfte der vielleicht 20m hohen Rinne wird es moderat steiler und zum Ausgleich etwas griffiger, wo-bei aber nicht alles wirklich fest ist. Eine Schlinge aus Reepschnur ist schon von unten zu sehen und kündet vom Ausstieg und einer möglichen Erleichterung für den Rückweg. Jetzt sind es nur mehr einige exponierte, leichte Blöcke auf den Gipfel. Im ortsüblichen Steinhaufen steckt ein Stück Wurzelholz, ansonsten geht nach gut einer Minute Aufenthalt pünktlich die Sonne auf.
(Detaillierte Beschreibung auf SP)
Der Schatten des Gipfels auf die Balagne und das Meer ist lang, eigentlich perfekt; nur die Ruhe zum Genuß fehlt mir ein wenig, denn ich muß ja auch noch heil runterkommen. Dazu verbinde ich meine kurze Schlinge über der Schulter durch eine kurze Prusik mit der fixen Reepschnur und klettere vorsichtig ab. Besser als nichts und eine gute psychologische Stütze für die folgenden Minuten, die doch recht intensiv erlebt werden. Unter dem Ausstiegsband geht es noch ewig weit abwärts... Der Rest ist dann Kindergeburtstag, dank des Wand-Echos findet sich der Kamerad über mehrere hundert Meter auf bloßen Zuruf. Wir optimieren den Rückweg deutlich und schlagen um neun Uhr an der Hütte auf. Passiert ist bei den Mädels noch nix, ich mache also Tee und Frühstück; trotzdem sind wir um elf Uhr na klar die letzten, die die Hütte verlassen. Unsere Tochter hat sich mit einem Süddeutschen angefreundet und beglückt ihn mit Blondinenwitzen...
Dann genießen wir einen menschenleeren, geruhsamen Abstieg. Wir gehen unabhängig voneinander und pausieren mal hier, mal da. Tiere-Raten verteibt die Zeit. Der Drang zum Strand ist zu spüren und ich muß ein bißchen Diplomatie betreiben um noch den Klettergarten im Figarellabach angucken zu dürfen. Auf der Ostseite gibt es nur knackige Dächer ab 7b aufwärts, immerhin scheinen die ersten paar Meter der Piaz-Verschneidung ganz links irgendwie machbar. Der Rest ist überhängende Rauhfasertapete... gegenüber herrscht Plattenklettern vor, aber nur die mittlere 5 ist mit Bergschuhen auch nur halbwegs gangbar, der Fels scheint irgendwie speckig. Die restlichen Routen lassen kein Abheben vom Boden zu für mich.
Um drei Uhr ist dann Heimfahrt, etwas unangenehm für die vier auf der Rückbank. Doch auch das geht vorbei und nach kurzem Einräumen daheim düsen wir an den Strand und tauchen in die herrlichen Fluten.
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