So – Zugspitze wäre abgehakt. Ist schon ein Erlebnis der besonderen Art, aber Schritt für Schritt für die, die es nachmachen wollen:
Am Freitag gegen 14 Uhr letzter Wetter-Check beim DWD. Für den Kreis Garmisch ist eine Warnung orange, sog. „Warnung vor markantem Wetter“ ausgegeben. In Lagen über 1.000m ist mit Sturm zu rechnen, der in Böen 100 km/h erreichen kann. Da wir am Abend in gut 2.000m Höhe zelten wollen, lässt das eine unruhige kommende Nacht vermuten.
Gegen 14.30 Uhr fahren wir los und sind kurz nach 17 Uhr in Ehrwald. Zum Glück kann man an der Bahnstation der Ehrwalder Almbahn (1.108) problemlos und vor allem gebührenfrei parken. Da die letzte Bahn zum Alm (1.493) um 16.45 Uhr gefahren ist müssen wir den gesamten Weg hochlatschen.
Um 17.30 Uhr geht´s los, das Wetter ist optimal für einen Aufstieg: Bewölkt und ziemlich windig. Im Aufstieg kommen uns mindestens 100 Leute entgegen, die uns wahrscheinlich ob unserer großen Rucksäcke wie 2 Aliens begaffen. 3 mal müssen wir bzgl. unseres Vorhabens zu so später Stunde Rede und Antwort stehen. Na ja – da muss man durch...
50 Minuten später sind wir an der Ehrwalder Alm und ein paar Minuten später an der Pestkapelle auf 1.617m. Vom Tal bis hierher führt ein breiter Schotterweg, der nicht sonderlich abwechslungsreich ist. Kurz vor der Pestkapelle zweigt der Max-Klotz-Steig, der zur Hochfeldernalm (1.732m) führt links ab. Der Weg ist jetzt schmaler, steiler und schöner. Nach der Alm geht es beständig (wenig steil) weiter bergan bis man auf dem 2.120m hohen Brandjoch (AV-Karte "Am Brand") angekommen ist. Von dort geht es dann wieder runter in Richtung Feldernjöchl (2.045). Auf ca. 2.080m finden wir gegen 20 Uhr vor dem Feldernjöchl einen netten Zeltpaltz. Zelt aufbauen, mit Sturmleinen gut fixieren, futtern und gegen 21 Uhr pennen. Die Nacht ist aufgrund der teilweise sehr starken Böen nicht sonderlich gemütlich, mit Ohrenstöpsel schaffen wir es dann aber doch, einigermaßen zu schlafen.
Tag 2, gegen 5 Uhr wachen wir auf. Jetzt ist Packen angesagt. Zum Glück können wir in der Nähe unseres Zeltplatzes unser ganzes für den weiteren Aufstieg überflüssiges Zeug (Zelt, Schlafsäcke, TARs, Lampen, etc.) hinter einem großen Felsblock verstauen. Um 6.45 geht es dann übers Felderjöchl (gute Zeltgelegenheit!) weiter runter bis auf ca. 1.990m und dann wieder drahseilgesichert rauf zum sog. Gatterl, der dt.-österr. Grenze. Von hier sieht man bereits die Knorr Hütte (2.051), zu der man vom Gatterl noch eine ganze Stunde benötigt. Um 8.15 Uhr sind wir an der Hütte, haben also bis hierhin vom Tal ziemlich genau 4 Stunden gebraucht. Haben wir bis dort noch keine Menschenseele getroffen, wird es jetzt voller aber trotzdem nicht lästig (ca. 10 Leute steigen mit uns nach oben). Übers Zugspitzplatt geht es unschwierig und wenig steil weiter bergan bis man in einer Höhe von ca. 2.550m vor dem Schild „Klettersteig zur Zugspitze“ steht. Würden in der Nähe nicht etwa 10 riesige Baukräne rumstehen, wäre es hier oben bestimmt richtig schön. Jetzt führt der „Weg“ über steiles Geröll nach oben bis man auf ca. 2.650m den Beginn der Steiganlage erreicht. Was dann kommt, hat mit einem Klettersteig nicht viel zu tun, da man nie wirklich klettern muss. Sehr gut gesichert (Steiganlage in einwandfreiem Zustand) geht es in Kehren nach oben und gegen 11 Uhr stehen wir vor einer Stahltreppe, auf der jetzt nur noch ein paar Stufen zum Münchner Haus (2.964) hinauf zu bewältigen sind. Wir ahnen, was uns erwartet...
Oben angekommen kann man nur noch Bauklötze staunen: Hunderte von Leuten in Turnschuhen oder Sandalen, die bereits vormittags Bier in sich reinschütten und mit heiterem Gesang das Gedudel der Musikanlage begleiten. Fehlt nur noch DJ Ötzi. Mein erster Gedanke: „Hier sind wir irgendwie falsch“...
Das Betonplateau, auf dem u.a. das Münchner Haus steht, ist aber noch nicht der Gipfel. Um diesen zu erreichen muss man über eine Treppe ein paar Meter absteigen um dann über Trittstufen und eine schätzungsweise 5 – 10 m hohe Leiter darahseilgesichert zum Gipfel zu kommen. Hier herrscht das absolute Chaos. Wir müssen ca. 15 Minuten unterhalb der Leiter warten bis der Strom derer abreißt, die vom Gipfelkreuz kommen. Asiaten, Amerikaner, Franzosen, etc. – hier ist alles vertreten. Dazu noch Väter mit schätzungsweise 6-8 Jahre alten Kindern - fehlen nur noch die Holländer. Natürlich sind alle ordnungsgemäß mit Sandalen oder Turnschuhen ausgerüstet – es kommt einem das kalte K..... und die Väter der Kinder würde man am liebsten verprügeln. Ein Bergsteiger, der vom Höllental hochgekommen ist, meint treffend: „Das hier oben ist gefährlicher als der gesamte Klettersteig.“ Wie wahr!
Nachdem wir uns ca. 30 Sekunden auf dem Gipfel aufgehalten machen wir uns schnellstmöglich wieder auf die Socken, raus aus diesem Irrsinn. Zum Glück ist das Wetter den ganzen Tag absolut traumhaft, wenn auch ziemlich windig. Runter gehen wir den gleichen Weg, den wir auch nach oben gegangen sind. Irgendwann am Abend sind wir nach zahlreichen und ausgedehnten Pausen gegen 20 Uhr wieder am Auto und fahren ziemlich geplättet ob des laaaangen Abstiegs nach Hause.
So – das wars. Hoffe, ein einigermaßen anschauliches Bild vermittelt zu haben. Eigentlich ist die Tour recht schön, wenn man die Massen auf dem Gipfel mal ausblendet. Im Aufstieg haben wir von der Ehrwalder Alm bis zur Knorr Hütte keine Menschenseele getroffen. Viel Spaß beim Nachmachen wünscht
Corton
Am Freitag gegen 14 Uhr letzter Wetter-Check beim DWD. Für den Kreis Garmisch ist eine Warnung orange, sog. „Warnung vor markantem Wetter“ ausgegeben. In Lagen über 1.000m ist mit Sturm zu rechnen, der in Böen 100 km/h erreichen kann. Da wir am Abend in gut 2.000m Höhe zelten wollen, lässt das eine unruhige kommende Nacht vermuten.
Gegen 14.30 Uhr fahren wir los und sind kurz nach 17 Uhr in Ehrwald. Zum Glück kann man an der Bahnstation der Ehrwalder Almbahn (1.108) problemlos und vor allem gebührenfrei parken. Da die letzte Bahn zum Alm (1.493) um 16.45 Uhr gefahren ist müssen wir den gesamten Weg hochlatschen.
Um 17.30 Uhr geht´s los, das Wetter ist optimal für einen Aufstieg: Bewölkt und ziemlich windig. Im Aufstieg kommen uns mindestens 100 Leute entgegen, die uns wahrscheinlich ob unserer großen Rucksäcke wie 2 Aliens begaffen. 3 mal müssen wir bzgl. unseres Vorhabens zu so später Stunde Rede und Antwort stehen. Na ja – da muss man durch...
50 Minuten später sind wir an der Ehrwalder Alm und ein paar Minuten später an der Pestkapelle auf 1.617m. Vom Tal bis hierher führt ein breiter Schotterweg, der nicht sonderlich abwechslungsreich ist. Kurz vor der Pestkapelle zweigt der Max-Klotz-Steig, der zur Hochfeldernalm (1.732m) führt links ab. Der Weg ist jetzt schmaler, steiler und schöner. Nach der Alm geht es beständig (wenig steil) weiter bergan bis man auf dem 2.120m hohen Brandjoch (AV-Karte "Am Brand") angekommen ist. Von dort geht es dann wieder runter in Richtung Feldernjöchl (2.045). Auf ca. 2.080m finden wir gegen 20 Uhr vor dem Feldernjöchl einen netten Zeltpaltz. Zelt aufbauen, mit Sturmleinen gut fixieren, futtern und gegen 21 Uhr pennen. Die Nacht ist aufgrund der teilweise sehr starken Böen nicht sonderlich gemütlich, mit Ohrenstöpsel schaffen wir es dann aber doch, einigermaßen zu schlafen.
Tag 2, gegen 5 Uhr wachen wir auf. Jetzt ist Packen angesagt. Zum Glück können wir in der Nähe unseres Zeltplatzes unser ganzes für den weiteren Aufstieg überflüssiges Zeug (Zelt, Schlafsäcke, TARs, Lampen, etc.) hinter einem großen Felsblock verstauen. Um 6.45 geht es dann übers Felderjöchl (gute Zeltgelegenheit!) weiter runter bis auf ca. 1.990m und dann wieder drahseilgesichert rauf zum sog. Gatterl, der dt.-österr. Grenze. Von hier sieht man bereits die Knorr Hütte (2.051), zu der man vom Gatterl noch eine ganze Stunde benötigt. Um 8.15 Uhr sind wir an der Hütte, haben also bis hierhin vom Tal ziemlich genau 4 Stunden gebraucht. Haben wir bis dort noch keine Menschenseele getroffen, wird es jetzt voller aber trotzdem nicht lästig (ca. 10 Leute steigen mit uns nach oben). Übers Zugspitzplatt geht es unschwierig und wenig steil weiter bergan bis man in einer Höhe von ca. 2.550m vor dem Schild „Klettersteig zur Zugspitze“ steht. Würden in der Nähe nicht etwa 10 riesige Baukräne rumstehen, wäre es hier oben bestimmt richtig schön. Jetzt führt der „Weg“ über steiles Geröll nach oben bis man auf ca. 2.650m den Beginn der Steiganlage erreicht. Was dann kommt, hat mit einem Klettersteig nicht viel zu tun, da man nie wirklich klettern muss. Sehr gut gesichert (Steiganlage in einwandfreiem Zustand) geht es in Kehren nach oben und gegen 11 Uhr stehen wir vor einer Stahltreppe, auf der jetzt nur noch ein paar Stufen zum Münchner Haus (2.964) hinauf zu bewältigen sind. Wir ahnen, was uns erwartet...
Oben angekommen kann man nur noch Bauklötze staunen: Hunderte von Leuten in Turnschuhen oder Sandalen, die bereits vormittags Bier in sich reinschütten und mit heiterem Gesang das Gedudel der Musikanlage begleiten. Fehlt nur noch DJ Ötzi. Mein erster Gedanke: „Hier sind wir irgendwie falsch“...
Das Betonplateau, auf dem u.a. das Münchner Haus steht, ist aber noch nicht der Gipfel. Um diesen zu erreichen muss man über eine Treppe ein paar Meter absteigen um dann über Trittstufen und eine schätzungsweise 5 – 10 m hohe Leiter darahseilgesichert zum Gipfel zu kommen. Hier herrscht das absolute Chaos. Wir müssen ca. 15 Minuten unterhalb der Leiter warten bis der Strom derer abreißt, die vom Gipfelkreuz kommen. Asiaten, Amerikaner, Franzosen, etc. – hier ist alles vertreten. Dazu noch Väter mit schätzungsweise 6-8 Jahre alten Kindern - fehlen nur noch die Holländer. Natürlich sind alle ordnungsgemäß mit Sandalen oder Turnschuhen ausgerüstet – es kommt einem das kalte K..... und die Väter der Kinder würde man am liebsten verprügeln. Ein Bergsteiger, der vom Höllental hochgekommen ist, meint treffend: „Das hier oben ist gefährlicher als der gesamte Klettersteig.“ Wie wahr!
Nachdem wir uns ca. 30 Sekunden auf dem Gipfel aufgehalten machen wir uns schnellstmöglich wieder auf die Socken, raus aus diesem Irrsinn. Zum Glück ist das Wetter den ganzen Tag absolut traumhaft, wenn auch ziemlich windig. Runter gehen wir den gleichen Weg, den wir auch nach oben gegangen sind. Irgendwann am Abend sind wir nach zahlreichen und ausgedehnten Pausen gegen 20 Uhr wieder am Auto und fahren ziemlich geplättet ob des laaaangen Abstiegs nach Hause.
So – das wars. Hoffe, ein einigermaßen anschauliches Bild vermittelt zu haben. Eigentlich ist die Tour recht schön, wenn man die Massen auf dem Gipfel mal ausblendet. Im Aufstieg haben wir von der Ehrwalder Alm bis zur Knorr Hütte keine Menschenseele getroffen. Viel Spaß beim Nachmachen wünscht
Corton
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