[SE] Solotour im Valadalen Naturreservat

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    [SE] Solotour im Valadalen Naturreservat

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Schweden
    Reisezeit: 18.10.-30.10.2007
    Region/Kontinent: Nordeuropa

    Nachdem mehr oder minder alle alpinen Tourenpläne wegen der Arbeit an der Uni ins Wasser gefallen waren hatte ich vor einigen Monaten die Faxen dicke und habe einfach mal für Ende Oktober einen Flug von Stuttgart nach Stockholm gebucht. Bis dahin sollte ja auch hoffentlich mein MYO-Zeltprojekt abgeschlossen sein und die ersten Uniwochen sind ja auch bekanntlich nicht sooo wild , warum also nicht zu diesem Zeitpunkt?

    Als Ziel wurde das Valadalen Naturreservat ausgemacht, einerseits weil mir Sarek oder ähnliche Nationalparks für die Jahreszeit schon etwas riskant (Tagesdauer, Schnee, etc.) schienen, andererseits auch wegen der guten Anbindung der Gegend an das SJ-Schienennetz.

    Hier also der kleine Bericht von der Tour durch das Valadalen-Naturreservat und den paar Tagen, die ich dananch noch in Stockholm verbracht habe.
    Vielleicht inspiriert es ja den einen oder anderen zu einer Tour in der Gegend. Ich kann es nur empfehlen


    1. Tag: Stockholm is beautiful

    Nach einer kurzen Nacht und einem Hussarenritt mit einem durchgedrehten Busfahrer gehts endlich in den Flieger. Die Waage zeigt 19,2kg ohne Handgepäck, im Rucksack fehlt nur noch das Gas und ein wenig Wasser, sonst ist alles schon dabei. Das ist doch mal ein guter Anfang!
    Die Schneeschuhe hab ich dann doch zu Hause gelassen, lediglich eine kleine Schneeschaufel ist mit dabei, aber selbst die war nicht wirklich notwendig. Bei den Klamotten habe ich konsequent geknausert, ich hoffe aber dass sich bei zwei Satz Icebreaker-Unterwäsche die Geruchsentwicklung einigermaßen in Grenzen hält. Außerdem: wen soll auf einer Solotour ein markanter Duft schon stören?


    Bei herrlichem Flugwetter gehts stracks gen Norden und ich döse hin und wieder ein wenig. Glücklicherweise ist der Platz neben mir frei, ich kann es mir als gemütlich machen und die Beine ausstrecken. Welch ein Luxus!

    Das erste, was ich von Schweden sehe (es ist ja meine erste Reise dorthin) ist das viele Wasser. Überall Flüsse und Seen, Bäche und Meer. Und dazwischen immer wieder rote und gelbe Tupfen von Birken. Es war einfach wunderschön.



    Im Landeanflug gehts noch direkt über Stockholm, schon jetzt wirkt die Stadt sehr interessant und hübsch. Man sieht auf dem Bild die Altstadt, dort (Kungsholmen) hab ich nach meiner Tour noch ein paar Tage verbracht.

    Nach der Landung in Arlanda und dem Abholen des Gepäcks gehts dann Richtung Stockholm. Am Infoschalter kaufe ich mir ein Ticket für den Arlanda Express, der braucht nur 20min ins Zentrum und fetzt richtig durch die Landschaft. In der Centralstation angekommen wird erstmal Bargeld geholt und die Tickets für den Nachtzug gebucht. Dann brauch ich nur noch Gaskartuschen und etwas warmes zu essen.
    Den Naturkompaniet in der Hantverkargaten hatte ich mir schon vorher rausgesucht, der war am nächsten zum Bahnhof. Dort gibts alles was das Herz begehrt und auch noch einen Plausch mit dem netten Verkäufer. Gleich gegenüber lockte eine kleine Pizzeria, in der ich mir dann auch mein verspätetes Mittagessen gönne.



    Dort gibts sogar umsonst Krautsalat und Wasser umsonst dazu. Echt cool. Der Pizzabäcker macht noch freundlicherweise ein ein Foto von mir und dem Riesenpizzading, er scheint dabei doch ein wenig Angst gehabt zu haben.

    Mit allen Notwendigkeiten ausgestattet mache ich mich auf eine kleine Stadttour. Zuerst gehts den kleinen Hafen lang bis zum Radhuset, es wurde dann auch schon dämmrig. Noch ein paar Fotos gemacht


    Blick vom Radhuset zur Riddarholmskirche


    Ein in einer Mauer eingelassener Löwenkopf

    und dann weiter zum alten Zentrum Gamla Stan:



    Auch dort wieder wunderschöne Gebäude, ich erlebe zufällig den Wachwechsel vor dem Königspalast mit. Lustige weiße Gemaschen haben die schwedischen Soldaten, hätt ich auch gern
    Inzwischen ist es schon richtig dunkel geworden und ich probiere mich an einigen Nachtaufnahmen. Neben dem Zelt ist ja auch die Kamera (Canon PowerShot A550) neu und zum testen dabei.


    Ein erleuchtete Brücke, das Radhuset im Hintergrund


    Das neue Parlamentsgebäude


    Das Radhuset von Gamla Stan aus

    Da ich kein Stativ dabei hatte musste immer irgendeine Mauer oder ähnliches mit zusätzlicher Auslöseverzögerung als Ersatz dienen. hat auch einigermaßen funktioniert.

    Ich mache mich wieder auf den Rückweg zum Bahnhof wo ich in der Wartehalle die restlichen Stunden bis zur Abfahrt des Zuges verbringe. Echt interessant, da einfach mal nur die Leute zu beobachten. Und warmist es auch.

    Kurz nach elf mache ich mich auf die Suche nach meinem Zug, der auch schon am Gleis bereitsteht. Die Pritschen sind zwar recht klein, aber trotzdem einigermaßen komfortabel. Noch mit etwas Ächzen den sperrigen Rucksack verstaut, das Bett bezogen und dann schlafen. Von der Fahrt bekomme ich nicht viel mit, auch wenn ich ab und an aufwache. Leise ruckelnd und ratternd gehts es weiter nordwärts.
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 05.11.2011, 16:48. Grund: Reisecharakter eingestellt

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    #2
    2. Tag: Winterwunderland - oder: es geht los!
    Strecke: Storlien - Storvallen - Rundhögen - Gräslidfjället

    Der Wecker klingelt um kurz nach acht, langsam steigt die Spannung! Ich zieh mich möglichst leise an um meine Mitreisenden nicht aufzuwecken. Hab gar nicht mitbekommen, dass sich das Schlafabteil doch noch gut gefüllt hat. Am Ende waren wir zu fünft.
    Draußen auf dem Gang setze ich mich auf einen Klappsitz und gaffe: schöön! Draußen zieht eine weißbepuderte Landschaft vorbei, manchmal ein kleines Nest und meist langgezogene Seen mit Birken und Nadelbäumen am Ufer. Weihnachtsstimmung kommt auf!



    Der Himmel ist zartrosa angehaucht, Bob Ross hätte sicher seine Freude dran. Ab und zu schieben sich die Wolken auseinander, aber als wir dann endlich in Storlien ankommen ist wieder alles grau in grau.



    Ich schultere mein Gepäck, suche mir ein einigermaßen trockenes Plätzchen und mache mich abmarschbereit. Jetzt gehts los!
    Wegen dem Schnee und der Unsicherheit, ob ich denn die Wegmarkierungen finden würde lege ich das erste Stück Weg am Rand der Straße von Storlien über Storvallen nach Rundhögen zurück. Ich komm gut voran und sooo viele Autos sind auch nicht unterwegs.
    Kurz nach dem Ortsausgang von Storlien komm ich noch an einem großen Coop-Einkaufsmarkt vorbei, man könnte also theoretisch auch da noch etwas einkaufen. Obs da allerdings auch Gas gegeben hätte hab ich nicht mehr nachgesehen.

    Dem ersten schwedische Tierlein begegne ich schon kurz nach dem Loslaufen. Witzigerweise ein äußerst putziges Eichhörnchen, das von einem Baum aus einige Bauarbeiter beobachtet.





    Kurz vor Storvallen läuft mir noch ein dicker knuffiger Lemming (was ich da noch nicht wusste) über den Weg bzw. über die Strasse. Ich beschließe diese Sorte Tier "kleiner Scheißer" zu nennen, denn kaum nähert man sich ein wenig stellen sie sich auf die Hinterpfoten und piepsen einen an als wär man ihnen irgendwo draufgetreten.

    Vor lauter Schreck vergesse ich sogar, den Makro-Modus einzuschalten. Naja, man erkennt was es ist.



    Inzwischen bin ich in Rundhögen angekommen, dem eigentlich Startpunkt der Tour. Ich bestaude die erste Naturreservat-Hütte (Klo, Müllraum und eine abgesperrte Tür), die auch weiterhin meine Anlaufpunkte sein sollten.



    Der Weg führt nun durch herrlich verschneite Wälder, trotz Schneedecke von 20-30cm geht es einigermaßen vorwärts, kostet allerdings schon Kraft. Am Wegrand stoße ich auf eine kleine Quelle, ist sogar per Schild als Trinkwasser ausgewiesen. Erstmal die Flaschen auffüllen und etwas trinken, hatte ja seit gestern Abend nichts mehr. Kurz darauf komme ich auch schon an die Brücke über den Enan.



    Wieder Klomüllhäuschen, dann über die Brücke. Nette Konstruktion.
    Anschließend trennen sich die Wege in Wintermarkierung und Sommerweg. Anfangs stapfe ich noch (der einfacheren Verfolgbarkeit wegen) die Wintermarkierung lang, irgendwann wird mir aber auch klar, dass hierfür doch eine deutlich dickere Schneedecke nötig wäre, ganz abgesehen davon dass ich ja eh keine Skier oder Schneeschuhe dabei habe.
    Fluchend und immer wieder in Schneeverwehungen oder Löchern versackend mache ich mich also auf die Suche nach dem Sommerweg. Aber selbst nachdem ich ihn gefunden habe ist es immer noch sehr schwierig, ihn bei der Schneedecke nicht wieder zu verlieren.
    Je höher es aber geht umso weniger Hindernisse und Stolperfallen tauchen auf. Von Stein zu Stein springend ist es eigentlich recht einfach.
    Kurz vor der Gräslidfjället-Hütte entdecke ich das erste Mal eine Rentier-Herde. Echt genial, die Viecher! Ich komme zwar nicht besonders nahe ran, aber sie lassen sich doch ein wenig fotografieren, bevor sie letztendlich Reissaus nehmen.



    Ich bin neugierig und untersuche erstmal die Hütte. Ist eine ganz normale Nothütte mit Tisch und Bänken und kleinem Ofen, ganz heimelig.
    Draußen plätte ich erst ein passendes Stück Schnee, dann wird das Zelt aufgebaut.



    Funktioniert ganz gut, die Abspannleinen stabilisieren sehr gut, aber der erste Kritikpunkt ist schon entdeckt: die Ringe in den Zeltecken lassen sich nur sehr schwer mit den Pins des Innenzelts verbinden, da sie stark in den Schnee einsinken. Nächstes Mal also etwas höher festnähen.
    Ich richte mich häuslich ein und beginne mit dem Schneeschmelzen, dann gibts die einzige Travellunch-Packung, die ich mit habe. Auch nur zum Ausprobieren, normalerweise stehen ja Nudeln oder Couscous mit Soße und evtl. Suppe davor auf dem Speiseplan.
    Huhn mit Reis in Curryrahm. Naja. Es geht so.

    Inzwischen hat der Wind aufgefrischt und es schneit sogar ein wenig. Das leise Knistern auf dem Zelt ist angenehm einschläfernd und der Schlafsack warm - und so endet dann auch der erste Tag der Tour

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    • KuchenKabel
      Fuchs
      • 30.01.2006
      • 2032
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      Sehr schön. Wie schlägt sich deine Zeltkonztruktion in der Nacht? Käme nicht so mit dem Gefühl klar, dass meine Beine im freien liegen und mein Oberkörper nicht. Wer weiß wer alles vorbeikommt ...
      ,,Man wäre kein guter Anarchist, wenn man auf Grundsätzen beharren würde!'' - Eva Demski

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        #4
        Wer weiß wer alles vorbeikommt ...
        Das war auch meine größte Sorge
        Zum Glück (oder eher leider) hab ich auf der Tour keine Viecher gesehen, bei denen ich Bedenken gehabt hätte. Hab aber auch so gut drin geschlafen, wenn man müde ist macht man sich keine gedanken mehr drüber...

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        • Onyx
          Fuchs
          • 21.06.2007
          • 1082
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          Schöne Bilder aus Stockholm Poldi, da stinken meine drei Bilder die ich dort gemacht habe aber gewaltig gegen ab.

          ... bin gespannt wie es weitergeht.
          Die Wahrheit ist ein wegloses Land

          - Northernworld.de | Bilder von Unterwegs
          - Bewaehrungsprobe.de | Das Outdoor Portal

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            #6
            Tag 3: Spuren im Schnee - oder: nass bis auf die Knochen
            Strecke:Gräslidfjället - Enkälen

            Nach dem Aufwachen bin ich erst etwas erschrocken, denn das Innenzeltmaterial ist am Kopfende patschnass. Kondens? Nee, der Wind hat über die Nacht ne schöne Ladung Schnee unter das Außenzelt geschaufelt, die sich ans Innenzelt drückt. Hier wären durchaus Schneelappen angebracht gewesen. Sogar in den (dummerweise nicht abgedeckten) Schuhen findet sich ein kaltes weißes Pölsterchen. Durch das Moskitonetz oben ist aber nichts reingekommen. Mittlerweile fängt es auch noch aus trüben Wolken an zu regnen. Grrr.
            Oder eher: brrrr!
            Ich zieh mir Daunen- , KuFa- und Gorejacke an und stapfe durch den Schnee. In mehreren Ladungen transportiere ich den ganzen Kram vom Zelt in die Schutzhütte und lasse alles einigermaßen trocknen. Zum Trost gibts ne große Portion Babybrei (erste Wahl zum Frühstück sättigt, braucht nur Wasser und schmeckt sogar!) und einen heißen Tee. So nach und nach packe ich alles wieder wasserdicht ein und mache mich fertig.
            Die KuFa-Jacke habe ich angelassen, nicht sehr weise wie sich noch herausstellen wird.
            Ich spekuliere auf Wetterbesserung und laufe los, die Blåhammarens Fjällstation ist ja schon in Sichtweite. Der Gedanke, dass man auch mal gute zweieinhalb Kilometer weit sehen kann (es waren Lichter an der Hütte) kommt mir blöderweise nicht.

            Ich brauche ungefähr 2 Stunden für die Strecke, es geht bergauf, immer wieder Schneeverwehungen oder versteckte Bächle und der Regen nimmt immer mehr zu. Patschnass von regen und Schweiß (Kufa-Jacke ) komme ich endlich bei der Fjällstation an und finde - niemanden! Alles zu. Na toll.
            Es war ja auch zu erwarten, die Saison ist rum und erst im Februar gehts wieder los. Ich dackel verdrossen einmal um die Gebäude und finde den Eingang zum Winter-/Notraum, wo ich erstmal zitternd die nassen Sachen aus und die trockenen Reserveklamotten anziehe. Was nun?
            Beim Erkunden der näheren Umgebung stoße ich auf ein weiteres Zimmer und mache die Entdeckung des Tages: mein neuer Freund, der 9kW Heizlüfter!



            Innerhalb einer halben Stunde war alles wieder trocken



            und ich konnte mir Gedanken über eine bessere Bekleidungswahl machen. Letzendlich bin ich dann nur mit 260er Icebreakerwäsche und Regenklamotten losgelaufen, und das war auch gut. Anfangs ist es etwas kühl aber mit ein wenig Bewegung ist das Klima optimal. Beschwingt geht es also wieder weiter (es ist ja auch schon Mittag), diesmal bergab.

            Der Regen hat aufgehört, aber die Wolken hängen tief. Vor mir tauchen zwei Rentiere auf, sie scheinen diesmal größer zu sein als die von gestern. Mächtige Abdrücke haben sie im Schnee hinterlassen.



            Vielleicht sinds ja zwei Bullen, so einzelgängermäßig unterwegs. Daneben auch noch andere Trittsiegel, die mir aber unbekannt waren. Vielleicht weiß ja jemand von welchem Tier die stammen?



            Die Abdrücke der Vorderpfoten entsprechen größenmäßig den Leki Schneetellern, also schon ganz schöne Kaliber.

            Am Fuße des Hanges angekommen gilt es erstmals einige breitere Bäche zu queren, die Schnee-/Eisdecke erweist sich dabei als ziemlich tückisch. Irgendwann ist aber doch eine passende Stelle gefunden und mit ein wenig Gehüpfe und Geplatsche gehts.



            Bis zur Hütte gehts durch nassen Schnee und matschiges Erdreich, ich sinke mehrmals tief ein.


            Die tückische Falle

            Den Gamaschen sei Dank, denn bis in die Schuhe kommt nix rein. Der vom Regen bearbeitete Schnee ist schwer und nass, aber jetzt lässt sich der Weg wenigstens gut erkennen. Ab und an gibts ein paar Planken, das ist sehr angenehm.
            Ich finde noch die Spur eines aufgeflatterten Schneehuhns, und dann ist die Hütte auch schon in Sichtweite.


            Ein Huhn! Was nun?

            In Anbetracht des nassen Zeltes und der kleinen Blase an meiner linken Ferse sehe ich die Voraussetzungen eines (noch nicht meldepflichtigen) Notfalls als erfüllt an und beschließe, die Nacht in der Hütte zu verbringen. Ein nahegelegener Bach spendiert ein paar Liter Trinkwasser und ich mache es mir gemütlich. Die Nubeln sind schnell durch, dazu gibts Hühnersuppe a la Tüte und einen Magnesium-Tablettendrink. Als Luxusnachtisch noch ein Stückchen Mandelschokolade vom Lidl, dann is es genug.
            Kaum habe ich mich in den Schlafsack gemummelt fängt es auch schon wieder mächtig zu prasseln an. Ich muss grinsen. Weise Entscheidung...

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            • Roene
              Fuchs
              • 24.05.2004
              • 1479
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              Sehr schöner Bericht bisher, Poldi. Erinnert mich irgendwie an meine Tour, nur dass es bei mir durchweg schneite, statt regnete.
              Bei den dir unbekannten Spuren handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Vielfraß. Die folgen immer den Rentieren und versuchen schwache Tiere auszumachen, um sie dann von der Herde zu separieren, ihnen dann bis zur Erschöpfung folgen und sie dann verspeißen. Hab auf meinen Wintertouren oft Vielfraßspuren neben Rentierspuren gesehen.

              Grüße, René.
              Nøisomhed Gård - Ökologische Landwirtschaft auf den Vesterålen

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              • Nammalakuru

                Lebt im Forum
                • 21.03.2003
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                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                Japp .. schönes Ding - nette Bilder ... wobei´s teilweise echt ungemütlich wirkt

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                • Gast-Avatar

                  #9
                  Keine Bange, der gemütliche Teil kommt erst noch.

                  4. Tag: Ich spürte Lufthauch, einen leisen / Und hatte weithin klare Sicht... (W. Moers)
                  Strecke: Enkälen - Långtjärnen

                  Gähn, schon wieder weckt mich die innere Uhr vor dem Wecker. Das ist halt die Crux wenn man zwischen sieben und acht Uhr abends ins Bettchen geht. Ich trödel noch ein wenig rum und ziehe mich an, der Blick vor die Tür lässt Freude aufkommen: der Schnee ist wieder ein gutes Stück geschrumpft! Auch die Wolken hängen nicht mehr so tief und die Fernsicht wird immer besser. Also schnell packen und dann raus aus dem Kessel. Davor aber erst nochmal einen nahrhaften Früchtebrei. Lecker!



                  Schnell abgespült und schon gehts weiter. Das heutige Ziel ist die Nothütte Gamla Sylen, also nicht gerade ein Gewaltmarsch. Entsprechend gemütlich lasse ich es angehen, immer wieder gibt es eine "Makro-Pause" zum Pflänzchen fotografieren.





                  Recht häufig treffe ich jetzt auch auf rauschend-helle Bächlein (wenn auch ohne Forelle), die mit Brücke oder im Sprung überquert werden können.



                  Mitlerweile wirkt die Landschaft eher frühlingshaft, dabei ist der Oktober ja schon fast vorbei. Im Blick ist auch immer das schneebedeckte Sylarna-Massiv, das wirkt schon deutlich alpiner als der Rest der Hügel wie z.B. das Bunnerfjällen, die ja sonst eher rundlich geformt sind.
                  Im Licht der niedrig stehenden Sonne blinken einige tau-beperlten Grashalme neben dem Weg, schwups - sind sie auch schon abgelichtet.



                  Zur Mittagszeit mache ich an einem großeren Felsen Rast, es gibt ein paar Müsliriegel und eine kleine Selbstauslöser-Session. Ohne Stativ ist das aber echt mühsam, das kommt für die nächste Tour unbedingt auf die Einkaufsliste. Ich vermisse auch ein wenig den praktischen Infrarot-Fernauslöser, den meine Pentax hatte. Da muss man dann nicht immer zur richtigen Position sprinten. Geht aber auch so, die Auslöseverzögerung ist weit einstellbar.



                  Rucksack geschultert und weiter, nachdem der letzte Hang des links liegenden Endalshöjden geschafft ist gehts nur noch abwärts zur Brücke über einen Zufluss des Enan. Wenige Meter vor der Brücke breche ich mit meinem rechten Fuß hüfttief durch die tückische Schneedecke in ein wassergefülltes Loch, da helfen auch keine Gamaschen mehr. Ich stapfe vorsichtiger und ein wenig verstimmt zur Brücke und wechsle die Socken.



                  Das freundlich plätschernde Wasser und ein paar Stückchen Mandelschokolade heben die Stimmung aber wieder. Ich überlege ob ich nicht doch schon an diesem schönen Fleckchen mein Nachtlager aufschlagen soll. Der Blick auf die Karte eröffnet aber noch eine andere Möglichkeit: anstelle noch bis zur Hütte aufzusteigen schlage ich mich einen Kilometer Richtung Osten in die Büsche. Morgen soll es ja sowieso Richtung Gåsån gehen, da kürzen wir den Knick einfach ab.



                  Die Gegend am Ufer des Långtjärnen-Sees ist gut dafür geeignet, ab und an sumpfig aber meistens recht eben und trocken. Ein geeigneter Zeltplatz ist also schnell gefunden und das Zelt aufgebaut. Heute sind auch die Sturmleinen bitter nötig, es geht eine steife Brise, gegen die man sich schon etwas stemmen muss.



                  Kaum ist das Zelt aufgebaut und das Geraffel drin verstaut reitet mich schon wieder der Teufel. Ich beschließe spontan, den Fruntimmersklumpen (1308m), an dessen Fuße ich mich ja befinde, im letzten Abendlicht zu erklimmen. Vielleicht bietet sich ja von oben ein schöner Blick auf das Sylarna-Massiv.
                  Das Gelände ist nicht weiter steil oder anspruchsvoll, viele Steine und Gras. Glücklicherweise denke ich dran, die Stirnlampe mitzunehmen, denn das "kleine Hügelchen" zieht sich gewaltig in die Länge. Immer wieder glaube ich mich schon kurz vor dem Gipfel, doch nach einer Kante geht es wieder weiter und weiter.


                  Sylarna-Massiv in der Abenddämmerung


                  Der Blick zurück in die Ebene, das Zelt ist nicht mal mehr ein Pixelchen groß

                  Erst um kurz vor sechs bin ich oben an der Mobilfunkstation, und wie soll es auch anders sein: inzwischen in dichte Wolken gehüllt. Kurz noch ein Beweisfoto gemacht und dann nix wie runter.


                  Am Gipfel angekommen

                  Ich richte mich jetzt nach dem GPS, in dem ich vorher die Zeltposition gespeichert hatte, gehe aber nicht wie beim Auftsieg die etwas flachere Nordflanke runter, sondern direkt auf das Zelt zu, Richtung NNO. Prompt verzettele ich mich und gerate in mehrere steile Schneefelder, es geht aber alles gut aus.
                  Puh.
                  Das Zelt steht noch so wie ich es hinterlassen habe, ich bin allerdings etwas fertig. Ebenso spontan wie der Gipfelausflug kommt mir die Idee, mich doch wieder mal (ist ja schon der 4. Tag!) einer rituellen Körperpflege zu unterziehen. Ein flaches Bächlein befindet sich nur ein paar Meter entfernt, also warum nicht?
                  Ich richte alle Umziehklamotten, das Handtuch etc. her, hole noch einmal tief Luft und dann gehts los. Nur mit meinen Bergschuhen und einer Stirnlampe bekleidet sprinte ich in tiefster Dunkelheit zum Bach, der "unverlierbare Waschlappen (trademark)" wird übergestreift und mit einem ziemlich gepresst klingenden Urschrei kontaktiere ich das eiskalte Wasser.
                  Waaaahhhh! Kaaalt! Scheiße - grrr - keuch - prust!
                  Die Stirnlampe liegt neben mir im Gras und muss sich wohl prächtig amüsiert haben. Der Einseifvorgang - ebenfalls mit dem Waschlappen - gestaltet sich deutlich angenehmer, da hierbei kein frisches kaltes Wasser hinzukommt. Ganz anders hingegen das Abwaschen der Seife: meine Kopfhaut fühlt sich an, als würde sie sich im nächsten Moment mit einem klirrenden Geräusch wie eine Wurstpelle vom Gehirnkastel lösen, ganz zu schweigen von den Gegenden, die sonst meist durch eine Hose geschützt sind. Raaah!
                  Mit letzter Kraft werden die Füße in den Bach getunkt und abgewaschen. Dann gehts fluchend und hüpfend wieder zum Zelt. Im Windschatten ist der Abtrockenprozess deutlich angenehmer und die frische Icebreaker-Wäsche ist herrlich! Schnell in den Schlafsack geschlüpft und noch ein Süppchen gekocht, dann reichts mir für heute.
                  Der frischgewaschene Kopf hat noch schnell einen Geistesblitz: das müsste doch... Ja! So gehts! Die Deckeltsche des Bora lässt sich auch als Hüfttasche verwenden, wenn man jetzt den Gurt um die Isomatte legt und die Tsche mit der KuFa-Jacke füllt gibt das ein prima unverrutschbares Kopfkissen! Yeah!



                  Dermaßen komfortabel eingerichtet dauerts nicht lang und schon bin ich eingeschlafen...

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                  • Gast-Avatar

                    #10
                    Können auch Luchsspuren sein.

                    Vielfrass hat eher längliches Profil

                    Wobei man das auf dem Bild schwer erkennen kann. Von der Gegend her würde ich auf Luchs tippen.

                    Kommentar


                    • Gast-Avatar

                      #11
                      Ich hätte auch auf Luchs getippt, hier noch eine andere Aufnahme:



                      Nebendran wieder ein die "Leki-Schneepfote" zum Vergleich

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                      • Gast-Avatar

                        #12
                        Ja, eindeutig Luchs- der Vielfrass hat noch eine kleine fünfte Zehe die man auch gut sieht, die Spur sieht anders aus.

                        langezogen, eher V-förmig.
                        Das ist das schöne Wenn Schnee liegt- man weiss direkt wer da alles unterwegs ist

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                        • eumel66
                          Erfahren
                          • 15.03.2006
                          • 198
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          Der Bericht ist bisher richtig gut. Gehts noch weiter?

                          Gruß Dirk

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                          • Gast-Avatar

                            #14
                            Klar gehts weiter Der Luchs hat mich ja nicht gefressen!
                            Ich muss mich bis zum Wochenende nochmal intensiv um die Uni kümmern, dann gibts das nächste update.

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                            • Gast-Avatar

                              #15
                              Nächste Runde...
                              Kleines Update: ich werde jetzt Flüsse und Seen blau einfärben, Berge in rot und Hütten grün. Dann gibts vielleicht weniger Verwirrung.

                              5. Tag: Der mit der schönen Landschaft, den Birken und dem Adler
                              Strecke: Långtjärnen - Gåsån

                              Es ist noch stockdunkel, als ich aufwache. Nanu? Viertel vor sechs?? Wohl wieder mal zu früh ins kuschelige Daunenbettchen gegangen. Ich werfe einen verschlafenen Blick nach draußen und bin überwältigt: klarster Sternenhimmel, alle paar Minuten eine schöne Sternschnuppe und sogar ein Satellitenreflex. Das is doch ma was!



                              Mit 15 Sekunden Belichtungszeit (mehr geht leider nicht) mach ich ein paar Fotos, auf den meisten sieht man aber nicht viel. Egal, vielleicht weiß ja jemand hier im Forum ob und wie man bei der A550 eine längere Belichtungszeit erzwingen kann? Na?

                              Ich dreh mich noch mal um und döse noch bis Sonnenaufgang. Der Biberschwanzbiwaksack ist wieder mal vereist, die Sonne trocknet ihn aber schnell wieder. Ansonsten wieder der übliche Ablauf: Brei und Tee kochen, abspülen, Sachen trocknen und zusammenpacken. Geht diesmal auch schneller, da kann ich noch ein wenig in der Sonne rumtrödeln und Sylarna-Bilder machen



                              Weiter gehts. Ich trapse ein Stück am Långtjärnen entlang Richtung Osten bis ich wieder auf den Weg (von Gamla Sylen her) stoße. Der Weg schlängelt sich zwischen den Seen hindurch und dann den Ö Endalshöjden hinauf. Kling irgendwie komisch, so ein wenig nach Hämorhoiden. Versteh einer die Schweden. Obwohl Johkenjeanantjahke auch nicht besser klingt. "Samisch" wahrscheinlich.
                              Je höjer es den "höjden" hinauf geht, umso kälter pfeift der Wind, aber auch die Aussicht wird immer besser!



                              Noch ein Stückchen weiter stoße ich wieder auf eine kleine Rentierherde, auch diesmal trollen sie sich nach einiger Zeit, immer wieder kleine "Bobbel" zurücklassend. Naja, sieht jedenfalls gut verdaut aus. Es scheint ihnen hier doch ganz gut zu gehen bei dem vielen Gras, Moosen und Flechten.





                              Kurz vor dem Sattel hab ich sie nochmal als Silhuetten vor dem Himmel, eines meiner Lieblingsbilder!



                              Bevor es wieder bergab Richtung Handölan geht ist noch ein böses tückisches Morastfeld zu überqueren - besser gesagt: zu überhüpfen. Aber es macht mir echt Spass, zuerst die nächsten paar Meter nach passenden Steinen abzusuchen und dann hüpf-hüpf-hüpf mehr oder minder elegant drüber.
                              Gut, dass ich meine "hochmodernen" Black Diamond Contour mit Schneetellern dabei hab und keinen sofort einsinkenden Holzstecken... *g* Sorry Jungs, musste mal sein



                              Jetzt geht es auf einem ganz guten Pfad talwärts und ich kann auch schon die ersten Birken sehen. Immer lauter hört man auch die Stromschnellen des Handölan rauschen, gewaltige Blöcke türmen sich im Flussbett.
                              Durch immer mehr Birken komme ich schließlich an der kleinen Brücke (so wirkt sie jedenfalls - so hoch über dem tosenden Wasser) und erkunde ein wenig das Ufer.
                              Ein kleines Stück flussaufwärts gibts noch einen netten kleinen Wasserfall, der dich durch eine Felsenrutschbahn zwängt. Man versteht sein eigenes Wort nicht mehr und der Wind peitscht einem die Gischt ins Gesicht. Abenteuerfeeling!







                              Ich hänge noch ein wenig auf den Felsen ab, dann gehts über die Brücke und weiter durch verwunschene Birkenwälder. Die Stämme der Birken sehen aus wie schlanke grazile Körper, die es sich auf einem Moospolster bequem gemacht haben. manchmal ist es aber auch andersrum...



                              In einiger Entfernung sehe ich etwas auf einem Stein sitzen. Was wirds wohl sein? Hm. Sitzt auf nem Stein? Kann wohl nur ein Steinadler sein!



                              Da fliegt er:



                              Und noch ein kleines Panorama, ich kucke gen Norden



                              Es geht nun vom Handölan zum Gåsån, viel Gestrüpp und Gebäum machen die Sache spannend. Am Ufer des Gåsån angekommen stellt sich die Frage nach einer Furt. In der Karte ist eine eingezeichnet, aber so wirklich überzeugt bin ich nicht.



                              Mit viel Stockeinsatz und Gehüpfe klappts dann doch, ich hatte keine Lust meine Schuhe auszuziehen. Trotzdem ist nix rein, wieder einmal waren die Gamaschen von großem Nutzen.
                              Ich bin nun endlich an der Gåsån-Hütte angekommen, habe aber noch keine Lust auf Zelt aufbauen. Für morgen habe ich mir ja den Gåsen vorgenommen, da könnte ich doch noch ein kleines Stückchen den Hang hinauf vorarbeiten. Gesagt - getan, anstrengend wars doch. Etwa 50 Hm weiter findet sich ein feines Plätzchen mit Blick auf das schon bekannte Sylarna-Massiv und Wasser in der Nähe - fein!
                              Hier bleib ich.
                              Zelt aufbauen - Essen kochen - Heia.

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                                Hallo Poldi,
                                interessanter Bericht, gefällt mir. Genau wie die Fotos, besonders die Nahaufnahmen( Grashalme, Pflanzen, Moos).

                                Hast du das lustige Zelt selbst gebaut? Wie schwer ist die Konstruktion??
                                Bin gespannt, wie es weitergeht.....

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                                  #17
                                  Vielen Dank erstmal für die netten und unterstützenden Kommentare, da macht sich die Bildauswählerei und Zuschneiderei fast schon von selbst. Ich habe inzwischen ein wenig Skrupel, ob ich einfach so weitermachen soll und alle Tage aneinander reihen, da ja dann jedesmal alle Bilder neu geladen werden. Für Leute ohne DSL und für ImageShack natürlich wenig erfreulich. Hat vielleicht ein Mod da die Möglichkeit, den Bericht auf mehrere Seiten aufzuteilen, auch nicht so viele Postings drin sind? Wäre super.
                                  Oder gibts ne andere Möglichkeit?

                                  Das Zelt ist selbst designed und wiegt ca. (habs immer noch nicht komplett gewogen) 1650g. Näheres dazu und auch viele Fotos im MYOG-Unterforum.
                                  Klick

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                                    6. Tag: Rauf, runter und ein zutraulicher Lemming
                                    Strecke: Gåsån - Sjtäntja

                                    Mit einem merkwürdigen Geräusch beginnt der siebte Tag meiner Tour. Nicht gluckernd oder rauschend wie die vielen Bäche, sondern eine Art Uuu-meckeckeckeck. Wie eine Kuh mit einem kleinen Maschinengewehr. Naja, so ähnlich jedenfalls.
                                    Das vorsichtige Öffnen des Zelteingangs gibt den Blick frei auf einen hellen Fleck auf einer erhöhten Steinfläche ungefähr 20m vom meinem Schlafplatz. In der Dämmerung lässt sich noch nicht wirklich was erkennen.
                                    Da! Wieder das komische Geräusch! Der Fleck bewegt sich und flattert schließlich knarrend davon. Ein Schneehuhn wieder mal. Wusste gar nicht dass die auch morgens richtig Party machen. Die Viecher begleiten einen hier in der Gegend ja ständig, nur flattern sie immer sehr spontan und unangemeldet auf, da hat man nie Zeit für einen Schnappschuss.

                                    Langsam wird es heller am Horizont. ich wurschtele mich aus meinem Schlafsack, der des nachts auch meine Klamotten schön warm gehalten hat. Draußen ist es wieder ziemlich kühl, der übliche Reif und gefrorene Kondensfeuchtigkeit bedecken den Biwaksackteil meines Zeltes. Auch die Schuhe sind unangenehm kalt, ich renne drei Runden "um den Platz", dann ist mir wieder einigermaßen warm.
                                    Vor den morgentlichen Frühstücksritualen genieße ich noch das beeindruckende Morgenrot, dann gehts wie immer an Brei und Tee. Heute gibts endlich den Schokibrei, das MUSS ein toller Tag werden!







                                    Von meinem Übernachtungsplatz aus ist auch die Aussicht auf die (von mir ins Herz geschlossene) Sylarna-Gruppe gigantisch. Hier noch zwei kleine Panoramen, zwischen den beiden Aufnahmen liegen gute zwei Stunden. Schon faszinierend, wie sich das Licht mit der Zeit verändert.





                                    Diese zwei Stunden vermitteln auch einen guten Eindruck von der Trödelei, die ich mir morgens gönne. Nennen wir es einfach dehnen, strecken und fotografieren. Nebenbei können dann Zelt und Schlafsack in der Sonne trocknen. Also, wieder alles zusammenpacken und dann los!



                                    Heute geht es wie gesagt über den Gåsån (den Berg, gell?! ), mit guten vierzehnhundert Metern ganz gut bestückt. Von der Form eher rundlich (sagt die Karte), also wieder ein langer, zäher Marsch.
                                    Und wo sie recht hat, hat sie recht...
                                    Der Plackerei entsprechend existieren auch nur wenige Fotos vom Aufstieg auf den Hügel. Es ist im Grunde auch kein schweres Gelände, aber langwierig und konstant steigend. Ein (wie soll es auch anders sein) Schneehuhn versüßt mir den Weg, da es diesmal nicht sofort abschwirrt sondern noch ein wenig posiert. Sehr schön, endlich mal ein fotogenes Exemplar.



                                    Ich finde auch ein sehr schönes Rengeweih, abgeworfen und schon ne Weile im Moss liegend. Das ist auch gleich ne gute Gelegenheit für ne kurze Pause.

                                    Endlich oben angekommen genieße ich die herrliche Aussicht in alle Himmelsrichtungen. Ein wirklich eisiger Wind pfeift hier oben, ich beschließe die Verweildauer möglichst kurz zu halten. In dem mannshohen Turm aus aufgeschichteten Steinen findet sich ein Gipfelbuch, in das ich mich noch eintrage, dann treibt mich die Kälte wieder weiter.




                                    Blick in Richtung OSO, die Seen gehören zum Härjångssjöarna

                                    Plötzlich höre ich ein bekanntes Geräusch: am Horizont zeigt sich ein kleiner dunkler Punkt, der schnell größer wird. Ein knallroter Hubschrauber! Er ist aber nicht auf der Suche nach mir, sondern fliegt in Richtung der Gåsenstugorna. Vielleicht ein Materialtransport, wer weiß. Das ist auch der erste Kontakt mit der Zivilisation überhaupt auf dieser Tour. Ein wirklich einsames Fleckchen um die Jahreszeit.



                                    Der Osthang des Gåsån ist teilweise von einer festen Firnschicht bedeckt, die ein Vorankommen sehr erleichtert. Ich sinke vielleicht zwei, drei Zentimeter ein, dann trägt es schon gut.



                                    Mit meiner Gåsån-Besteigung habe ich gleichzeitig das Weg-Eck über die Gåsenstugorna abgekürzt, es gilt jetzt also wieder auf die Wegmarkierung zu stoßen. Schon von weitem erkennt man die Pfähle der Wintermarkierung, da muss auch der Sommerweg langgehen. Piece of cake.
                                    Nach einigen hundert Metern trennt sich der Sommerweg vom Winterweg, dabei sind auch einige Bäche zu überqueren. Mit einer nur wenig vertrauenerweckenden Eisdecke schon etwas tricksy, kurz vor dem anderen Ufer breche ich mit einem Fuß durch, aber da ist schon wieder fester Boden. Glück gehabt.



                                    Praktisch ist es auch hier, sich auf die zwei Stöck abzustützen und dadurch das Gewicht zu verteilen. Meistens ist das gerade das Quäntchen, das über Wohl und Wehe entscheidet.
                                    Nach dem Bach kommt man noch an einem See vorbei, der auch zugefroren ist. Hübsch sieht er aus, so ein wenig bläulich.



                                    An den See schließt sich ein langer Haatsch schnurstracks durch eine mit größeren Felsbrocken bedeckte Ebene an, da muss man schon mehr auf seine Füße schauen. Singend vertreibe ich die Müdigkeit aus meinen Beinen und mit dem letzten Tageslicht komme ich endlich an der Sjtäntja-Schutzhütte an.



                                    Die Gegend hier ist ziemlich felsig und nicht besonders für bequeme Zeltereien geeignet, ich gönne mir also eine Hüttenübernachtung. Auf die zurückhaltende Art selbstverständlich

                                    Beim Wasserholen stoße ich noch auf einen Lemming, anscheinend ein etwas friedlicheres Exemplar. Men-In-Black-like wird noch kurz seine Erinnerung an unsere Begegnung geflasht, dann ist Essenszeit.
                                    Nein, nicht den Lemming!





                                    In der Hütte mach ich's mir soweit es geht gemütlich und plane ein wenig weiter. Morgen solls Richtung Stensdalen gehen, also wieder mehr Wals und Moor, etwas Abwechslung ist sicher schön. Noch schnell etwas gegessen und wieder ab in den Schlafsack.
                                    Schöner Tag.

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                                      #19
                                      So, gleich gehts weiter. Wenn ich das richtig gesehen habe gibts nach dem 20. Post die nächste Seite, damit werden dann die alten Bilder nicht mehr geladen. Probieren wirs mal, im nächsten Post gehts dann mit der Geschichte weiter.

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                                        #20
                                        7. Tag: Bäume, eine Frau und vier Hunde
                                        Strecke: Sjtjäntja - Brücke über den Tväån Storenjohke

                                        Wieder beginnt der Tag mit einem herrlichen Morgenrot. Durch den verschobenen Schlafrythmus (früh ins Bett, früh wieder raus) kommt man eigentlich immer in den Genuss dieses Naturerlebnisses.





                                        Die Graspolster sind reifüberzogen, aber in der Hütte wars ganz angenehm. Nach dem üblichen Prozedere mit Essen kochen und packen geht es auf einem steinigen Weg Richtung Nordost. Links gehts hoch zum Sjtjäntja, rechts runter ins Tal.



                                        Ich trapse so vor mich hin und denk mir nix, als plötzlich was weißes vor mir aufflattert. Na gut wieder ein Schneehuhn. Aber diesmal ist es nicht allein! (dramatische Pause). Irgendein braunes Flugtier schieß wie ein Pfeil hinterher und verfolgt es bis ins Tal. Zwischen großen Felsbrocken kommt es zum Showdown. Immer wieder sieht man das Schneehuhn, dann wieder den braunen Vogel herumfliegen - dann ist alles ruhig.
                                        Ich denke es hat dem Braunen geschmeckt.

                                        So langsam geht es auch wieder abwärts, in der Ferne ist auch schon die Stensdalsstugorna zu sehen. Auf dem letzten Bild über dem roten Pixel in der Mitte. Die Vegetation verändert sich ebenfalls, wo vorher alles mit niedrigen Sträuchern und Büschen bedeckt war wachsen jetzt verkrüppelte Birken. Ne Menge Birken!
                                        Ungefähr zwei Kilometer vor der Hütte trifft sich der Sommer- mit dem Winterweg und wird breit und erdig. Drum herum sind nur noch unzählige grauweiße Stämme, in der Talsohle wesentlich gerader als oben am Hang. Hier muss der "Indian Summer" genial aussehen.
                                        Als die ersten roten Häuser schon in Sichtweite sind gehts noch auf einer soliden Brücke über den Stensån, dann bin ich angekommen.



                                        Die Wände sind mit großen Ren- und Elchgeweihen behängt, alles ist aufgeräumt und ordentlich, aber immer noch keine Menschenseele. Ich stöbere ein wenig durch den Winterraum und gönne mir eine Pause auf der Luxustoilette, dabei kann man auch gut einen Blick auf die Karte werfen.
                                        Für das Nachtlager ist es noch reichlich früh, außerdem möchte ich nicht unbedingt in Hüttennähe zelten. Ein paar Kilometer weiter (es dürften so ca. 2 sein) ist auf der Karte eine Brücke über einen kleinen Fluß eingezeichnet, da findet sich neben Wasser sicher auch ein kleiner ebener Platz zum Schlafen. Also wieder rauf mit dem Rucksack und los.



                                        Der Weg führt aus lichter werdenden Wäldern wieder an einem Hang entlang, es ist schön sonnig und viele Spuren in dem matschigen Boden. Meistens Hunde und Stiefel. Scheint bis vor kurzem noch richtig Betrieb gewesen zu sein.
                                        Wenige hundert Meter vor der Brücke treffe ich dann tatsächlich auf eine Frau mit vier Hunden. Sehr bestimmt lässt schaart sie die Biester um sich und lässt sie platzen . Ihr wisst schon: "Platz". Die schwedische Entsprechung jedenfalls. Wir unterhalten uns ein wenig auf Englisch; woher, wohin usw. Sie ist auf der Jagd nach Gänsen (goose), was mich ein wenig wundert denn diese Viecher sind mir ja bis jetzt nicht untergekommen, aber sie sieht so aus als würde sie es besser wissen. Auf meine frage nach der Brücke bestätigt sie meine Annahme, dort sei wohl ein sehr brauchbarer Platz zu finden. Wir verabschieden uns und ich schieße noch ein Foto aus respektvollem Abstand, die Hunde waren schon nicht ohne.





                                        Und so ist es dann auch. Direkt neben dem Bach findet sich ein Platz aureichend für mein Zelt, bedeckt mit weichem Gras und Wasser direkt daneben in Hülle und Fülle. Nach dem Aufbauen das Lagers wird dann auch gleich der kocher angeworfen und ein paar Literchen angewärmt. So ist die Wasch- und Duschaktion gleich viiiel angenehmer.



                                        Ich versuche mich noch an einem kleinen Birkenfeuerchen, aber das Holz ist entweder furchtbar nass oder ich habs einfach nicht mehr drauf. gerade als der Holzstoß endlich richtig brennt dreht der Wind und droht mein Zelt in Räucherwursthaut zu verwandeln. Shit. Was solls, Wasser drauf und ab in den Schlafsack. Jetzt ist es nämlich wirklich dunkel.
                                        Die Kochaktion verläuft eher lustlos, aber ein wenig essen muss noch rein. Dann noch Zähneputzen und einen großen blauen Müllsack bereitlegen, heute Nacht wir ein Billig-VBL getestet!

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