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Mitreisende | |
Land: USA
Reisezeit: 16.8. - 7.9.2007
Region/Kontinent: Nordamerika
Meine heurige Tour führte mich wieder nach Alaska, genauer gesagt in das Arctic National Wildlife Refuge (ANWR). Dieses liegt im äußersten Nord-Osten von Alaska und umfasst eine Fläche in der Größe von Österreich. Gerne wird dieses Naturschutzgebiet auch als „North America’s Serengehti“ bezeichnet und hiermit wird insbesondere auf die Porcupine Caribou Herde Bezug genommen, die mit rund 130.000 Tieren ihre Calving Grounds innerhalb des ANWR hat.
Nachdem ich in diesem Gebiet schon mehrere Touren in Zweier-Teams unternommen hatte, habe ich mich dieses Mal dazu entschieden nach mehreren Jahren wieder einmal eine Solo-Tour zu unternehmen. Nach längerer Recherche stand dann auch fest, dass ich einen Klein-Fluss innerhalb der Chandalar River Drainage befahren wollte, welcher eine phantastische Landschaft und Tierwelt versprach.
Zuerst ging es nach Fairbanks und nach Verproviantierung und Kauf der letzten benötigten Ausrüstung ging mein nächster Zwischenstopp nach Arctic Village. Von hier aus hatte ich mir dann einen Busch-Flug zum Oberlauf meines Flusses arrangiert.
Tag 1: Mein Busch-Pilot holt mich mit einiger Verzögerung in Arctic Village ab und ich fliege mit ihm zum Oberlauf meines Flusses. Da es über den Fluss selbst eigentlich kaum Infos gibt, bin ich ganz froh darüber, dass ich auf diesem Flug schon weite Teile aus der Luft begutachten kann und einige der schwierigeren Stellen ausmachen kann. Über den Fluss konnte ich vorab nur herausfinden, dass mit Wildwasser der Kategorie 2 bis 3 zu rechnen ist. Meine Karten haben mir dann weiters verraten, dass ich auf den ersten 140 km eine Höhendifferenz von über 500 m zu bewältigen habe und deshalb einiges an Wildwasser auf mich zukommen wird.
Wie immer bin ich fasziniert wo und wie Buschpiloten landen können und nach einem „Good luck and take care“ bin ich dann endgültig alleine am Fluss. Ich setze auf 900 m Seehöhe ein und dementsprechend präsentiert sich die Landschaft erstmal als alpine Tundra.
Der Fluss – im Oberlauf bestenfalls ein kleiner Creek mit 5 bis 6 m Breite – hat sich eine Breite Talsohle geschnitten und teilt sich fallweise in unzählige kleine Rinnsale auf.
An diesem Tag geht es aber erstmal auf einen der nächstgelegenen Berge und ich habe einen phantastischen Ausblick auf die Gipfel der Brooks Range. Hier habe ich auch noch verhältnismäßig einfaches Gelände: Vom Fluss weg alpine Trockentundra und je höher ich komme Schotterfelder die aber noch recht einfach zu begehen sind. Gleich schon am ersten Tag finde ich schöne Bergkristalle. Am Abend bereite ich mich dann auf die erste Paddeletappe vor, blase mein aufblasbares Grabner Kajak auf und packe meine Sachen in wasserdichte Transportsäcke.
Tag 2: Von Kajak fahren kann hier noch nicht die Rede sein. An vielen Stellen - und teilweise auch über durchaus lange Strecken - muss ich mein Kajak treideln und in flachen Rinnsalen über den Flussschotter ziehen. Nicht zuletzt aus diesem Grunde habe ich mich aber auch für ein verpöntes „Inflatable“ entschieden. Die erst Etappe ist dementsprechend zwar sehr kurz, bringt mich aber an den eigentlichen Ausgangpunkt einer „Paddeltour“. Selbstverständlich nütze ich den Abend noch für einen schönen Hike auf einen der nächstgelegenen Gipfel und fange mir danach noch mein Abendessen: Zwei schöne Äschen. Damit mache ich mir dann eine gute Outdoor-Paella (eines meiner absoluten Lieblingsgerichte auf Touren).
Tag 3: Der erste Day-Hike steht auf dem Programm. Noch immer habe ich recht einfach zu wanderndes Gelände mit wenig Sumpf und Tussocks (Tussocks sind schwer gehbare Flächen mit hohen Grasbüscheln zwischen denen üblicherweise sumpfiges Wasser steht). Ich komme gut voran und kann dann nach einigen hundert Höhenmetern gleich mehrere Gruppen an Dall-Schafen sehen. Auf dem Abstieg entdecke ich dann die ersten Caribou die von ihren Sommergründen - der North Slope - nach Süden ziehen. Während ich gerade einige Fotos machen will, entdecke ich ca. 150 m unter mir einen Grizzley. Der Wind steht gut und ich stehe auf einer natürlichen Ausblicksplattform. Somit kann ich den Bären lange beobachten ohne dass dieser von mir das Geringste bemerkt. Eine Traum-Sichtung wie man sich das nur wünschen kann.
Nachdem der Morgen noch etwas zugezogen war, klart es immer mehr auf und ab heute soll mein Wetter dann auch (ganz Alaska-untypisch) für viele Tage absolut klar und warm bleiben (es hatte um diese Jahreszeit natürlich níchtsdestotrotz Nachtfrost, aber sobald die Sonne aufging, hat sich die Luft schnell erwärmt). In mein Touren-Tagebuch schreibe ich heute den Eintrag: „Dieser Tag wird wohl kaum zu toppen sein: Landschaft überragend, Dall-Schafe, Caribou und Bär an einem Tag – super. Wetter warm und schön. Fast schon zuviel des guten für einen Tag.“
Tag 4: Ich paddle los und sehe schon nach ein paar Minuten eine große Caribou-Herde nach Süden ziehen. Also kurze Unterbrechung und auf geht’s auf Fotosafarie. Die Herde hat rund 60 bis 70 Tiere und ich kann auf recht gute Entfernung herankommen. Danach geht’s zurück zum Fluss und es beginnen die ersten schwierigen Flussstellen. Zwar habe ich wenig wuchtiges und hohes Wasser aber viele starke Verblockungen. Nach einigen Kilometern teilt sich der River wieder in viele kleine Arme mit starkem Stromzug und da passiert es denn auch: Nach rund 2.400 Paddelkilometern in Alaska fabriziere ich meine erste Kenterung. Ich schaffe es einfach nicht mehr unter einigen Weidenästen durchzukommen und stehe plötzlich im eiskalten Wasser. Also alles schnell an Land, umziehen, Ausrüstungskontrolle und weiter geht’s. Nach einer anstrengenden Wildwasser-Etappe lande ich dann an einer Sandbank an, trockne meine Sachen und mache mir ansonsten einen gemütlichen Abend.
Tag 5: Dayhike: Das Gelände sieht auf der Karte recht gut aus und ich wage mich deshalb mit Wanderschuhen auf den Weg. Das bereue ich aber schon nach einer knappen halben Stunde, da eben doch noch einen Sumpf zu durchqueren war und ich somit einen Tag mit nassen Füssen herum laufen muss. Hierfür werde ich aber fürstlich entlohnt. Nachdem ich erst einmal einige Höhenmeter gemacht hatte, wird die weglose Wanderung zur reinen Genuss-Sache, da ich auf Kämmen und Rücken schnell vorankomme. Wieder kann ich viele Caribous ausmachen und kann das Wetter, die Aussicht und die Tierwelt geniesen. Ich komme an diesem Tag ungewöhlich gut voran und mache eine große Runde mit deutlich über 8 Stunden Gehzeit. Müde, aber um viele Eindrücke reicher, koche ich mir am Abend ein schnelles Fertigmenü, studiere noch die nächsten Tagesetappen und krieche dann früh in den Schlafsack.
Tag 6. Ich mache eine sehr kurze Paddeletappe und steige dann zu einer Klamm hoch. Auf diesem Hike habe ich sehr schwieriges Gelände. Erst Sumpf, dann dichter Busch und später steile Hänge. Selbst als ich schon im richtigen Gebirge bin, komme ich aufgrund der knapp 1m hohen Büsche nur langsam voran. Heute habe ich eine sehr schöne Adlersichtung: Einen Steinadler auf deutlich unter 20 m. Ich entdecke eine wunderschönen Gebirgssee (meinen ganz privaten Emerald Lake) und sehe wieder mehrere Gruppen Dall-Schafe.
Tag 7: Die erste längere Paddeletappe steht auf dem Programm. Schon die Karte verrät, dass der Fluss hier eher langsam sein wird. Große Mäander sind eingezeichnet. Nach 4 bis 5 Stunden ebbt die Strömung dann vollkommen ab und ich meine auf einem See zu paddeln. Das Flussbett zeigt sich plötzlich versandet und vom üblichen Schotter ist nichts zu sehen. Nachdem ich mich dann schon nach einem Camp umsehe, höre ich aus der Ferne wieder Wasserrauschen. Dieses kündigt den schwierigen Mittel-Teil meines Flusses an. Nach ein zwei üblichen Stromschnellen muss ich einen Rockgarden durchpaddeln und dann folgt eine Stromschnelle um die andere. Noch aber handelt es sich um leichteres Wildwasser II. An einer sehr schönen Bachmündung schlage ich dann mein Lager auf. Der Abend wird noch genutzt zum Brotbacken und dann geht’s in mein Ein-Personen-Hundehütten-Zelt.
Tag 8: Day-Hike: Ich bin immer mehr über das Wetter erstaunt. Sowas habe ich noch nie erlebt. Ein Tag schöner als der andere und immer strahlenden Sonnenschein. Ich mache wieder eine sehr schöne Wanderung und langsam aber sicher machen sich die ersten Herbstfarben breit.
Tag 9: Morgens um 5.00 werde ich von Geräuschen rund um mein Zelt geweckt. Es grunzt und schnüffelt und ist auch schon wieder weg. Es war ein Bär da. An Schlaf ist ohnehin nicht mehr zu denken, also packe ich meine Sachen und paddle in der Morgenkälte los. Es liegt noch eine Eisschicht auf meinem Kajak und der Fluss zeigt heute seine Zähne. Es folgen viele Wildwasserstellen und die Schwierigkeiten steigen bis auf WW III. Die Paddelei ist heute dementprechend anstrengend.
Nach einigen Stunden tauchen dann komplett andere Berge am Fluss auf. Kahle Kalkfelsen mit einer Unmenge an Höhlen. Da muss ich natürlich mein Camp aufschlagen und einen Hike machen. Daraus wird dann eine richtige Kletterpartie in den Rinnen der Kalkriesen.
Am Abend muss dann mein Boot als Badewanne herhalten. Ich fülle das Kajak halb mit Wasser und lege einige flache Steine hinein. In einem Grubenfeuer erhitze ich derweil jede Menge Steine. Diese müssen ein kurzes Bad im Bach nehmen (damit entfernt sich der angesetzte Russ) und kommen dann ins Kajak. Gibt’s was schöneres als ein angenehm warmes Outdoor-Bad????
Tag 10: Paddeln: Die Schwierigkeiten am Fluss lassen langsam wieder nach und ich lege eine mittlere Tagesetappe zurück. An meinem heutigen Camp kann ich neben Grizzley-Spuren (mit Spuren von Grizzley-Cups), Elch-, Wolfs- und Vielfraßspuren finden. Generell gab es nie eine Sandbank auf welcher sich nicht zumindest Bär, Wolfs- und Elchspuren waren. Am Abend geht dann der fast volle Mond zwischen den Baumwipfeln auf und beinahe schon kitschig beginnen die Wölfe des Tales mit einer Wolfs-Serenade.
Tag 11: Day-Hike: Der Indian-Summer hat in den letzten Tagen die Landschaft in die schönsten Rot- und Gelbtöne getaucht. Ich mache eine ausgedehnte Tageswanderung und benutze oft mein Fernglas um nach Tieren Auschau zu halten. Während ich aber auf den ersten Tagen meiner Tour unglaublich viele Sichtungen hatte, scheint die Gegend jetzt wie ausgestorben zu sein. Ich wundere mich nur wie es dann zu den vielen Tierspuren kommt und beschließe am folgenden Tag meine obligate Früh-Morgen-Etappe zu starten.
Tag 12. Ich stehe um 3.30 auf und bin somit schon lange vor Sonnenaufgang auf dem Fluss. Ich lasse mich lange treiben und halte nach Tieren Ausschau. Der Morgen am Fluss hat eine ganz besondere Stimmung.
Trotz der frühen Stunde kann ich keine Tiere ausmachen und als der Fluss wieder zu rauschen beginnt, muss ich mich wieder auf Wildwasser und paddeln konzentrieren. Es folgen heute lange Strecken an WW II mit mehreren Streckenabschnitten die extrem verblockt sind und auch WW III erreichen. Erst um 4.00 nachmittags komme ich dann an meinem Ziel-Punkt an. Es war ein langer Tag und ich mache abends Siesta.
Tag 13: Eigentlich wollte ich nur auf eine nahe Bergspitze aber sowohl Indian Summer als auch die sehr schönen Felsformationen verhindern, dass ich heute nochmals ins Kajak steige.
Das Angeln wird langsam schwieriger und selbst an den nahen Seen wollen die Fische nicht so richtig beissen. Es ist aber höchste Zeit wieder einmal frisches Brot zu backen und als dann abends ein Gewitter durchzieht bin ich ganz froh heute nicht noch eine Paddeletappe angehängt zu haben.
Tag 14: Paddeln. Ich muss jetzt noch km-Fressen. Es liegen noch rund 150 km für die nächsten zwei Tage vor mir. Ich stehe nochmals sehr früh auf um Tiere zu spotten.
Tatsächlich kann ich heute auch noch einen Wolf sehr nahe entdecken. Leider bin ich gerade in einem Kiesbankschwall und komme nur schwer ans Ufer. Den Wolf scheint das auch nicht sehr zu interessieren und er beobachtet mich eher gelangweilt. Erst als ich dann endgültig zum anlanden komme, erhebt er sich gemächlich und trottet davon. Danach fahre ich in eine schöne Schlucht ein und erreiche dann nach rund 80 km eine schöne Stelle. Nach dem Abendessen sehe höre ich dann ein schwaches Brummen, welches langsam lauter wird. Schließlich sehe ich ein Motorboot den Fluss hochkommen. Zwei Indianer landen an und bekommen von mir einen Kaffee serviert. Im Gegenzug bekomme ich etwas getrockneten Lachs und wir reden über Elche, Caribous und meine Tour. Die beiden sind zur Elchjagd ausgefahren und wollen heute noch etwas weiter den Fluss hoch.
Tag 15: Paddeln. Ich will heute in die nähe meines Endpunktes – der Indianersiedlung Venetie – paddeln und somit steht noch eine ordentliche Strecke vor mir. Wieder bin ich etliche Stunden unterwegs und finde abends eine recht schöne Stelle ca. 10 km vor meinem Ziel. Meine Lebensmittel sind schon ziemlich alle und somit gibt es nur noch ein dürftiges Abendessen. In der Nacht ziehen dann noch wunderschöne Nordlichter über den Himmel. Ich bewundere dieses Naturschauspiel noch bis spät in die Nacht.
Tag 16: Nach etwas über einer Stunde entdecke ich die ersten Häuser. Ich frage dann ein älteres Indianer-Ehepaar nach dem nächstem Weg zum Landing Strip und mache mich dann an die Plackerei mein ganzes Equipment dorthin zu schleppen. Dann wird alles reisefertig gemacht und um 16.00 landet dann meine Maschine. Über Fort Yukon und Birch Creek geht es dann zurück nach Fairbanks.
Reisezeit: 16.8. - 7.9.2007
Region/Kontinent: Nordamerika
Meine heurige Tour führte mich wieder nach Alaska, genauer gesagt in das Arctic National Wildlife Refuge (ANWR). Dieses liegt im äußersten Nord-Osten von Alaska und umfasst eine Fläche in der Größe von Österreich. Gerne wird dieses Naturschutzgebiet auch als „North America’s Serengehti“ bezeichnet und hiermit wird insbesondere auf die Porcupine Caribou Herde Bezug genommen, die mit rund 130.000 Tieren ihre Calving Grounds innerhalb des ANWR hat.
Nachdem ich in diesem Gebiet schon mehrere Touren in Zweier-Teams unternommen hatte, habe ich mich dieses Mal dazu entschieden nach mehreren Jahren wieder einmal eine Solo-Tour zu unternehmen. Nach längerer Recherche stand dann auch fest, dass ich einen Klein-Fluss innerhalb der Chandalar River Drainage befahren wollte, welcher eine phantastische Landschaft und Tierwelt versprach.
Zuerst ging es nach Fairbanks und nach Verproviantierung und Kauf der letzten benötigten Ausrüstung ging mein nächster Zwischenstopp nach Arctic Village. Von hier aus hatte ich mir dann einen Busch-Flug zum Oberlauf meines Flusses arrangiert.
Tag 1: Mein Busch-Pilot holt mich mit einiger Verzögerung in Arctic Village ab und ich fliege mit ihm zum Oberlauf meines Flusses. Da es über den Fluss selbst eigentlich kaum Infos gibt, bin ich ganz froh darüber, dass ich auf diesem Flug schon weite Teile aus der Luft begutachten kann und einige der schwierigeren Stellen ausmachen kann. Über den Fluss konnte ich vorab nur herausfinden, dass mit Wildwasser der Kategorie 2 bis 3 zu rechnen ist. Meine Karten haben mir dann weiters verraten, dass ich auf den ersten 140 km eine Höhendifferenz von über 500 m zu bewältigen habe und deshalb einiges an Wildwasser auf mich zukommen wird.
Wie immer bin ich fasziniert wo und wie Buschpiloten landen können und nach einem „Good luck and take care“ bin ich dann endgültig alleine am Fluss. Ich setze auf 900 m Seehöhe ein und dementsprechend präsentiert sich die Landschaft erstmal als alpine Tundra.
Der Fluss – im Oberlauf bestenfalls ein kleiner Creek mit 5 bis 6 m Breite – hat sich eine Breite Talsohle geschnitten und teilt sich fallweise in unzählige kleine Rinnsale auf.
An diesem Tag geht es aber erstmal auf einen der nächstgelegenen Berge und ich habe einen phantastischen Ausblick auf die Gipfel der Brooks Range. Hier habe ich auch noch verhältnismäßig einfaches Gelände: Vom Fluss weg alpine Trockentundra und je höher ich komme Schotterfelder die aber noch recht einfach zu begehen sind. Gleich schon am ersten Tag finde ich schöne Bergkristalle. Am Abend bereite ich mich dann auf die erste Paddeletappe vor, blase mein aufblasbares Grabner Kajak auf und packe meine Sachen in wasserdichte Transportsäcke.
Tag 2: Von Kajak fahren kann hier noch nicht die Rede sein. An vielen Stellen - und teilweise auch über durchaus lange Strecken - muss ich mein Kajak treideln und in flachen Rinnsalen über den Flussschotter ziehen. Nicht zuletzt aus diesem Grunde habe ich mich aber auch für ein verpöntes „Inflatable“ entschieden. Die erst Etappe ist dementsprechend zwar sehr kurz, bringt mich aber an den eigentlichen Ausgangpunkt einer „Paddeltour“. Selbstverständlich nütze ich den Abend noch für einen schönen Hike auf einen der nächstgelegenen Gipfel und fange mir danach noch mein Abendessen: Zwei schöne Äschen. Damit mache ich mir dann eine gute Outdoor-Paella (eines meiner absoluten Lieblingsgerichte auf Touren).
Tag 3: Der erste Day-Hike steht auf dem Programm. Noch immer habe ich recht einfach zu wanderndes Gelände mit wenig Sumpf und Tussocks (Tussocks sind schwer gehbare Flächen mit hohen Grasbüscheln zwischen denen üblicherweise sumpfiges Wasser steht). Ich komme gut voran und kann dann nach einigen hundert Höhenmetern gleich mehrere Gruppen an Dall-Schafen sehen. Auf dem Abstieg entdecke ich dann die ersten Caribou die von ihren Sommergründen - der North Slope - nach Süden ziehen. Während ich gerade einige Fotos machen will, entdecke ich ca. 150 m unter mir einen Grizzley. Der Wind steht gut und ich stehe auf einer natürlichen Ausblicksplattform. Somit kann ich den Bären lange beobachten ohne dass dieser von mir das Geringste bemerkt. Eine Traum-Sichtung wie man sich das nur wünschen kann.
Nachdem der Morgen noch etwas zugezogen war, klart es immer mehr auf und ab heute soll mein Wetter dann auch (ganz Alaska-untypisch) für viele Tage absolut klar und warm bleiben (es hatte um diese Jahreszeit natürlich níchtsdestotrotz Nachtfrost, aber sobald die Sonne aufging, hat sich die Luft schnell erwärmt). In mein Touren-Tagebuch schreibe ich heute den Eintrag: „Dieser Tag wird wohl kaum zu toppen sein: Landschaft überragend, Dall-Schafe, Caribou und Bär an einem Tag – super. Wetter warm und schön. Fast schon zuviel des guten für einen Tag.“
Tag 4: Ich paddle los und sehe schon nach ein paar Minuten eine große Caribou-Herde nach Süden ziehen. Also kurze Unterbrechung und auf geht’s auf Fotosafarie. Die Herde hat rund 60 bis 70 Tiere und ich kann auf recht gute Entfernung herankommen. Danach geht’s zurück zum Fluss und es beginnen die ersten schwierigen Flussstellen. Zwar habe ich wenig wuchtiges und hohes Wasser aber viele starke Verblockungen. Nach einigen Kilometern teilt sich der River wieder in viele kleine Arme mit starkem Stromzug und da passiert es denn auch: Nach rund 2.400 Paddelkilometern in Alaska fabriziere ich meine erste Kenterung. Ich schaffe es einfach nicht mehr unter einigen Weidenästen durchzukommen und stehe plötzlich im eiskalten Wasser. Also alles schnell an Land, umziehen, Ausrüstungskontrolle und weiter geht’s. Nach einer anstrengenden Wildwasser-Etappe lande ich dann an einer Sandbank an, trockne meine Sachen und mache mir ansonsten einen gemütlichen Abend.
Tag 5: Dayhike: Das Gelände sieht auf der Karte recht gut aus und ich wage mich deshalb mit Wanderschuhen auf den Weg. Das bereue ich aber schon nach einer knappen halben Stunde, da eben doch noch einen Sumpf zu durchqueren war und ich somit einen Tag mit nassen Füssen herum laufen muss. Hierfür werde ich aber fürstlich entlohnt. Nachdem ich erst einmal einige Höhenmeter gemacht hatte, wird die weglose Wanderung zur reinen Genuss-Sache, da ich auf Kämmen und Rücken schnell vorankomme. Wieder kann ich viele Caribous ausmachen und kann das Wetter, die Aussicht und die Tierwelt geniesen. Ich komme an diesem Tag ungewöhlich gut voran und mache eine große Runde mit deutlich über 8 Stunden Gehzeit. Müde, aber um viele Eindrücke reicher, koche ich mir am Abend ein schnelles Fertigmenü, studiere noch die nächsten Tagesetappen und krieche dann früh in den Schlafsack.
Tag 6. Ich mache eine sehr kurze Paddeletappe und steige dann zu einer Klamm hoch. Auf diesem Hike habe ich sehr schwieriges Gelände. Erst Sumpf, dann dichter Busch und später steile Hänge. Selbst als ich schon im richtigen Gebirge bin, komme ich aufgrund der knapp 1m hohen Büsche nur langsam voran. Heute habe ich eine sehr schöne Adlersichtung: Einen Steinadler auf deutlich unter 20 m. Ich entdecke eine wunderschönen Gebirgssee (meinen ganz privaten Emerald Lake) und sehe wieder mehrere Gruppen Dall-Schafe.
Tag 7: Die erste längere Paddeletappe steht auf dem Programm. Schon die Karte verrät, dass der Fluss hier eher langsam sein wird. Große Mäander sind eingezeichnet. Nach 4 bis 5 Stunden ebbt die Strömung dann vollkommen ab und ich meine auf einem See zu paddeln. Das Flussbett zeigt sich plötzlich versandet und vom üblichen Schotter ist nichts zu sehen. Nachdem ich mich dann schon nach einem Camp umsehe, höre ich aus der Ferne wieder Wasserrauschen. Dieses kündigt den schwierigen Mittel-Teil meines Flusses an. Nach ein zwei üblichen Stromschnellen muss ich einen Rockgarden durchpaddeln und dann folgt eine Stromschnelle um die andere. Noch aber handelt es sich um leichteres Wildwasser II. An einer sehr schönen Bachmündung schlage ich dann mein Lager auf. Der Abend wird noch genutzt zum Brotbacken und dann geht’s in mein Ein-Personen-Hundehütten-Zelt.
Tag 8: Day-Hike: Ich bin immer mehr über das Wetter erstaunt. Sowas habe ich noch nie erlebt. Ein Tag schöner als der andere und immer strahlenden Sonnenschein. Ich mache wieder eine sehr schöne Wanderung und langsam aber sicher machen sich die ersten Herbstfarben breit.
Tag 9: Morgens um 5.00 werde ich von Geräuschen rund um mein Zelt geweckt. Es grunzt und schnüffelt und ist auch schon wieder weg. Es war ein Bär da. An Schlaf ist ohnehin nicht mehr zu denken, also packe ich meine Sachen und paddle in der Morgenkälte los. Es liegt noch eine Eisschicht auf meinem Kajak und der Fluss zeigt heute seine Zähne. Es folgen viele Wildwasserstellen und die Schwierigkeiten steigen bis auf WW III. Die Paddelei ist heute dementprechend anstrengend.
Nach einigen Stunden tauchen dann komplett andere Berge am Fluss auf. Kahle Kalkfelsen mit einer Unmenge an Höhlen. Da muss ich natürlich mein Camp aufschlagen und einen Hike machen. Daraus wird dann eine richtige Kletterpartie in den Rinnen der Kalkriesen.
Am Abend muss dann mein Boot als Badewanne herhalten. Ich fülle das Kajak halb mit Wasser und lege einige flache Steine hinein. In einem Grubenfeuer erhitze ich derweil jede Menge Steine. Diese müssen ein kurzes Bad im Bach nehmen (damit entfernt sich der angesetzte Russ) und kommen dann ins Kajak. Gibt’s was schöneres als ein angenehm warmes Outdoor-Bad????
Tag 10: Paddeln: Die Schwierigkeiten am Fluss lassen langsam wieder nach und ich lege eine mittlere Tagesetappe zurück. An meinem heutigen Camp kann ich neben Grizzley-Spuren (mit Spuren von Grizzley-Cups), Elch-, Wolfs- und Vielfraßspuren finden. Generell gab es nie eine Sandbank auf welcher sich nicht zumindest Bär, Wolfs- und Elchspuren waren. Am Abend geht dann der fast volle Mond zwischen den Baumwipfeln auf und beinahe schon kitschig beginnen die Wölfe des Tales mit einer Wolfs-Serenade.
Tag 11: Day-Hike: Der Indian-Summer hat in den letzten Tagen die Landschaft in die schönsten Rot- und Gelbtöne getaucht. Ich mache eine ausgedehnte Tageswanderung und benutze oft mein Fernglas um nach Tieren Auschau zu halten. Während ich aber auf den ersten Tagen meiner Tour unglaublich viele Sichtungen hatte, scheint die Gegend jetzt wie ausgestorben zu sein. Ich wundere mich nur wie es dann zu den vielen Tierspuren kommt und beschließe am folgenden Tag meine obligate Früh-Morgen-Etappe zu starten.
Tag 12. Ich stehe um 3.30 auf und bin somit schon lange vor Sonnenaufgang auf dem Fluss. Ich lasse mich lange treiben und halte nach Tieren Ausschau. Der Morgen am Fluss hat eine ganz besondere Stimmung.
Trotz der frühen Stunde kann ich keine Tiere ausmachen und als der Fluss wieder zu rauschen beginnt, muss ich mich wieder auf Wildwasser und paddeln konzentrieren. Es folgen heute lange Strecken an WW II mit mehreren Streckenabschnitten die extrem verblockt sind und auch WW III erreichen. Erst um 4.00 nachmittags komme ich dann an meinem Ziel-Punkt an. Es war ein langer Tag und ich mache abends Siesta.
Tag 13: Eigentlich wollte ich nur auf eine nahe Bergspitze aber sowohl Indian Summer als auch die sehr schönen Felsformationen verhindern, dass ich heute nochmals ins Kajak steige.
Das Angeln wird langsam schwieriger und selbst an den nahen Seen wollen die Fische nicht so richtig beissen. Es ist aber höchste Zeit wieder einmal frisches Brot zu backen und als dann abends ein Gewitter durchzieht bin ich ganz froh heute nicht noch eine Paddeletappe angehängt zu haben.
Tag 14: Paddeln. Ich muss jetzt noch km-Fressen. Es liegen noch rund 150 km für die nächsten zwei Tage vor mir. Ich stehe nochmals sehr früh auf um Tiere zu spotten.
Tatsächlich kann ich heute auch noch einen Wolf sehr nahe entdecken. Leider bin ich gerade in einem Kiesbankschwall und komme nur schwer ans Ufer. Den Wolf scheint das auch nicht sehr zu interessieren und er beobachtet mich eher gelangweilt. Erst als ich dann endgültig zum anlanden komme, erhebt er sich gemächlich und trottet davon. Danach fahre ich in eine schöne Schlucht ein und erreiche dann nach rund 80 km eine schöne Stelle. Nach dem Abendessen sehe höre ich dann ein schwaches Brummen, welches langsam lauter wird. Schließlich sehe ich ein Motorboot den Fluss hochkommen. Zwei Indianer landen an und bekommen von mir einen Kaffee serviert. Im Gegenzug bekomme ich etwas getrockneten Lachs und wir reden über Elche, Caribous und meine Tour. Die beiden sind zur Elchjagd ausgefahren und wollen heute noch etwas weiter den Fluss hoch.
Tag 15: Paddeln. Ich will heute in die nähe meines Endpunktes – der Indianersiedlung Venetie – paddeln und somit steht noch eine ordentliche Strecke vor mir. Wieder bin ich etliche Stunden unterwegs und finde abends eine recht schöne Stelle ca. 10 km vor meinem Ziel. Meine Lebensmittel sind schon ziemlich alle und somit gibt es nur noch ein dürftiges Abendessen. In der Nacht ziehen dann noch wunderschöne Nordlichter über den Himmel. Ich bewundere dieses Naturschauspiel noch bis spät in die Nacht.
Tag 16: Nach etwas über einer Stunde entdecke ich die ersten Häuser. Ich frage dann ein älteres Indianer-Ehepaar nach dem nächstem Weg zum Landing Strip und mache mich dann an die Plackerei mein ganzes Equipment dorthin zu schleppen. Dann wird alles reisefertig gemacht und um 16.00 landet dann meine Maschine. Über Fort Yukon und Birch Creek geht es dann zurück nach Fairbanks.
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