[CH] Chaosgeographen auf Hochtour – oder: Defäkieren mit Aussicht!

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Euphorbia milli
    Dauerbesucher
    • 14.02.2005
    • 718

    • Meine Reisen

    [CH] Chaosgeographen auf Hochtour – oder: Defäkieren mit Aussicht!

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Schweiz
    Reisezeit: September 2007
    Region/Kontinent: Mitteleuropa




    Was machen zwei Chaosgeographen, wenn der Eine ständig jammert er will auch auf Hochtour gehen? – Sie machen ES!
    Sie packen ein gaaanz großes Auto mit gaaaanz wenig Sachen – oder doch umgekehrt?


    Reiseroute: Abfahrt 16. September, Leonberg – Furkapass – Galenstock – Fiesch – Saas Almagell – Weißmies – Jegihorn – Brunni – Großer Mythen – Leonberg, Ankunft 21. September



    Spot 1: Galenstock

    Galenstock aus dem Rhonetal und von Tiefenbach (Furkapassstraße)

    Um 3.00 Uhr klingelt der Wecker. Klingelt er wirklich? Chris (cd) ist nicht der Ansicht, aber doch, er klingelt. Also doch: Aus dem warmen Schlafsack hinaus kriechen in die kalte Luft auf dem Furkapass. Bis alles verstaut, der Magen mit lecker Marmorkuchen gefüllt ist und der Herr Schmidt seine Kontaktlinse im Parkplatzschotter wiedergefunden hat, kann es gegen 4.00 Uhr endlich losgehen.
    Schon bald an der Eisgrotte, hinterm Hotel Belvédère, gibts im Schein der Stirnlampen erst mal nen Chrashkurs im Steigeisengehen für Johannes. Der fühlt sich darauf aber schnell wohl. Der Weg soll über den Rhonegletscher zum Galenstock führen, und er füüüüüüüührt laaange – gerade bei Tagesanbruch verlassen wir ihn, umgeben von wabernden Wolkenbänken. Über Schutt und Geröll, über weitere Schnee- und Eisflecken erklimmen wir den Galengrat auf 3113m, um Letzterem noch, weiterhin in Wolken, bis zum Gipfel des Galenstock zu folgen. Um 11.30 Uhr stehen schließlich zwei glückliche Chaosgeographen au dem Gipfelgrat in 3586m Höhe – ein erster Höherekord für Johannes.
    Und immer wieder reißen die Wolken auf und zeigen Ausschnitte der näheren und weiteren Umgebung. Und beim Abstieg, kurz unterhalb des Gipfels geben sie immer noch mehr spannende Blicke frei, so dass die zwei Geographen sich noch seeeeehr viel Zeit lassen und gerade noch vor dem ersten Regen um ca. 16:00 Uhr am Auto ankommen.
    Da für die Nacht und den Dienstag schlechtes Wetter angekündigt ist ziehen wir weiter nach Fiesch in die dortige Jugendherberge und das dazugehörige Hallenbad, welches reichlich zur Regeneration genutzt wird. Überschattet wird der Abend durch dubiose Kniekehlenkrämpfe beim Schwimmen (Chris) und rückwärtsgerichtete Mahlzeiten, weshalb Johannes die leckeren Ravioli dem Chris alleine überlässt und sich an eine trockene Scheibe Vollkorntoast hält – welche auch in dessen Magen zu verweilen gedenkt.


    Aufstieg zum Galengrat


    Wächte am Galengrat


    Am Gipfel


    Wolkenberge


    Die Weiten des Rhonegletschers auf dem Abstieg



    Spot 2: Weißmies, Jegihorn

    Das schlechte Wetter am Dienstag hält sich doch sehr in Grenzen. Dennoch befürchten wir in strömendem Regen zur Almageller Hütte aufsteigen zu müssen und packen uns vollständig in GoreTex & Co ein. Welch ein Irrtum! Nahezu der vollständige Aufstieg verläuft im strahlenden Sonnenschein. Die Almageller Hütte haben wir dann fast für uns allein, nur sechs weitere Gäste sind da. Der Klogang führt zu Plumpsklos – es herrscht Wassermangel au der Hütte. Doch eines Klos ist nicht von innen abschließbar, was zu einer wunderbaren Aussicht beim Scheißen (hochdeutsch: Stuhlgang verrichten) führt:


    Was sich dann beim letzten Klogang des Tages ereignet verdient eine zusätzliche Erwähnung. Chris’ nicht verschließbare Klotür wird von eine Sturmbö mit Schwung aufgeweht und schlägt gegen die verschlossen Klotür des Johannes, woraufhin auch dessen Tür aufschlägt. Da sitzen sie nun, mit nächtlicher Aussicht auf die Mischabelkette, beleuchtet vom unverhüllten Mond an einem sternenfunkelnden Firmament.
    Der nächste Morgen beginnt mit einem gemütlichen Frühstück, erst um halb acht verlassen wir die Hütte Richtung Zwischenbergpass. Vor uns drei Allgäuer, die schon zwei Stunden früher aufgestanden sind und „immerhin“ eine dreiviertel Stunde vor uns losgekommen sind, doch ihnen auf ihrem Weg zu folgen wäre unklug. Der andere, richtige Weg ist doch eigentlich offensichtlich.
    Bei gleißendem Sonnenschein genießen wir schon die grandiose Aussicht vom Zwischenbergpass, aber nicht lange, der Grat, er zieht uns magisch an, und wir folgen seinem Ruf. Nur sehr wenig Neuschnee der letzten Tage findet sich in seinen Felsen, so dass die leichte Kletterei nicht wesentlich erschwert wird. Dennoch bieten einige Stellen etwas Luft unterm Hintern, was gerade für 4000er Neulinge etwas Überwindung kostet. So sind wir zwar nicht sehr schnell unterwegs, halten den etwa halbstündigen Abstand zu den drei Allgäuern aber locker ein.
    Ein letzter scharfer Schneegrat führt uns gegen 12.30 Uhr auf den Gipfel des Weißmies. Die Aussicht könnte grandioser kaum sein - und Johannes steht über beide Ohren grinsend auf seinem ersten 4000er. Der eisige Wind in diesen Höhen zwingt uns eine Schicht nach der Anderen überzuziehen, dennoch geraten wir ins Frösteln und sind froh, uns gegen 13.00 an den Abstieg machen zu können.
    Die Nordwestflanke bietet noch einen eindrucksvollen Gletscherabstieg Richtung Hohsaas, wobei die steileren Abschnitte, auch dank der 15 bis 20cm mächtigen pulvrigen Neuschneeauflage, noch einmal Arschbackenzusammenkneifen erfordern. Um 16.30 schließlich laufen wir noch vor den Allgäuern auf der Weißmieshütte ein, auf der das Saisonende schon seine Schatten voraus wirft – man (bzw. Frau) ist eifrig am Putzen. In der Nachmittagssonne trocknen wir zunächst unsere verschwitzten Klamotten und begießen mit den letzten verbliebenen Franken unseren Gipfelerfolg.
    Nächster Morgen, 7.00 gemütliches Frühstück, und dann ab aufs Jegihorn. Klettersteigausrüstung haben wir nicht dabei, also müssen wir uns mit dem Normalweg begnügen, welcher und nicht schwer fällt. In einer Stunde sind wir oben, wo es Chris einfällt, dass er unten vergessen hat, die Zähne zu putzen.


    Nach ausgiebiger Gipfelrast in kaltem Wind und Blick auf ca. 20 4000er machen wir uns wieder an den Abstieg. Im Tälli sind die Temperaturen angenehmer und lassen noch ein gemütliches Vesper zu. Dabei werden neben kalten Eisskulpturen und blühenden Blemele auch wuselnde Murmeltiere bestaunt.
    Gegen 11.30 erreichen wir Kreuzboden, von wo wir mit Monstertrottis zu Tale rasen wollen. Nach einer weiteren Rucksackleespachtelpause nehmen wir dies in Angriff und verfallen dem Rausch der Geschwindigkeit – 850 Hm und viiiiele Kilometer in 35 Minuten. GEIL!
    Hääääh, Monstertrotti, Was'n dat? Das wollt ihr wissen, also gut:Klick mich!
    Zurück am Auto ziehen sich zwei verschwitzte Chaosgeographen um und düsen mit waghalsigen Überholmanövern auf der Furkapassstraße Richtung Schwyz, wo sie sich den Großen Mythen als letztes Gipfelziel auserkoren haben.


    Sempervivum arachnoidea (Spinnwebhauswurz)


    Herbststimmung während des Aufstieges zur Almageller Hütte



    Bergstimmungen


    Almageller Grat


    Klettermaxe Johannes im gut griffigen Fels des Almageller Grates



    Schneegrat zwischen Vorgipfel und Hauptgipfel


    Abstieg durch die NW-Flanke


    Vergletscherte Weissmies-NW-Flanke


    Morgenglanz an Mischabelkette


    Aletschhorn im Wolkenkleid




    Jegihorn



    Wasserspiele



    Spot3: Großer Mythen

    Dieser Blick von der Autobahn bei Schwyz brachte uns noch auf die Idee diesen Berg unter die Füsse zu nehmen.

    Sie übernachten in einem finsteren Waldstück im Alptal unweit von Brunni um am nächsten Morgen sich aufzumachen zur Besteigung des Großen Mythen. In rasendem Laufschritt erreichen wir über stahlverschwenderisch ausgebaute Wege schon bald den Gipfel, wo außer dem Wirt des Gipfelrestaurants noch fast niemand ist. Das soll sich ändern, schon bald, die Massen strömen, pilgern zu Hundertschaften auf den Gipfel – und wir fliehen.

    Im Laufschritt geht’s abwärts (besorgter Wanderer zu Chris: „50 andere kriegen die Steine auf den Kopf!“ – UND: wir brachten keinen Stein ins Rollen.........), vorbei an schweißnassen, hechelnden Herr- und Damenschaften.

    Unsere Mythengleichung:
    Mythen – Menschenmassen – Ketten – Gipfelrestaurant = grandioser Aussichtsberg


    Gentianopsis ciliata (Gewöhnlicher Fransenenzian)


    Stahlverschwendung in Gipfelnähe


    Aussicht zum Urirotstock...


    ...und zum Glärnisch


    Menschenmassen unter der Gipfelsonne


    Rückblick zum großen Mythen (links kann man den Weg erkennen)

    Gegen Mittag treten wir schweren Herzens mit viel Bergsehnsucht in unseren Seelen die schwermütige Heimreise an. Doch, andererseits, eine Dusche hat auch ihre Reize, wenn man auch von unseren Klos keine solch tolle Aussicht genießen darf.

    Berg Heil,
    Johannes und Chris
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 06.11.2011, 20:35. Grund: Reisecharakter eingestellt
    "Alles hier kann man essen, sogar mich. Aber das nennt man Kannibalismus und wird in den meisten Gesellschaften nicht gerne gesehen.“ - Willy Wonka

  • Gast-Avatar

    #2
    Sehr schöne Tour habt ihr da gemacht! Ich war auf allen erwähnten Bergen schon (mehrfach) gewesen und kann das nur zum Nachmachen empfehlen.

    Das nächste Mal sagt ihr bescheid und Becksi und ich kommen sicher mit

    Ach ja, hübsche Fotos!

    Äs Grüessli,
    Ant

    Kommentar


    • cd
      Alter Hase
      • 18.01.2005
      • 2983
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      Zitat von ant-online Beitrag anzeigen
      Ach ja, hübsche Fotos!
      Danke für Lorbeeren
      Die meisten von den geposteten Bildern hat Johannes gemacht, ist einfach der begnadetere Fotograph von uns beiden. Meine Kamera hat vor der Tour keine 20 Bilder geschossen.... hab also höchstens ein paar Glückstreffer gelandet

      Zitat von ant-online Beitrag anzeigen
      Das nächste Mal sagt ihr bescheid und Becksi und ich kommen sicher mit
      *In Demut versink und um Vergebung bitte*
      Aaaaber, ihr wärt uns doch sicher davon gelaufen.... Und du hättest dich dann wohl am Gipfel mit deinem Gleitschirmchen verabschiedet.... das Starten auf dem Weissmies dürfte ja doch ziemlich gut gehen, wenn ich das richtig einschätze.

      chris

      Kommentar


      • Gast-Avatar

        #4
        Zitat von cd Beitrag anzeigen
        Und du hättest dich dann wohl am Gipfel mit deinem Gleitschirmchen verabschiedet.... das Starten auf dem Weissmies dürfte ja doch ziemlich gut gehen, wenn ich das richtig einschätze.
        In der Tat Die Weissmies ist ein guter Flugberg, wobei man sich, wenn es nur ums fliegen geht den Aufstieg sparen kann. Bei gutem dynamischen Wind, kann man angeblich in Hohsaas starten, ziemlich leicht aufdrehen und ist dann schon recht bald über Gipfelhöhe... Toplanden wäre aber sicher ne Herausforderung

        Grüße,
        Ant

        Kommentar

        Lädt...
        X