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Mal wieder der Bohusleden. 10 Jahre nachdem ich erstmals den Bohusleden nördlich von Dingle wanderte hatte ich mich mal wieder auf den Weg gemacht. Es hat sich doch einiges geändert: Es kamen neue Winschutze hinzu, die Wegführung wurde verändert und hier und da steht nun ein Häuschen wo vorher keines stand.
Das Wetter war für den Zeitraum Anfang-Mitte September einfach bombig. Die Sonne brüllte vor sich hin, den einen oder anderen Tag begleitet von einem etwas kühleren Wind. Insgesamt "Kaiserwetter" für Wanderer. Diesmal hatte ich nur kleines Gepäck mit. Kein Zelt, nur eine Hose und meine alte 7,- DM Isomatte von Kaisers Tengelmann ... so kam ich auf ein Gewicht um die 11-12kg und konnte meinen kleinen 40L Rucksack mitnehmen.
Dingle bildet einen guten Einstiegspunkt, nur wenige Kilometer hinter dem Bahnhof erreicht man den Bohuslden und den Windschutz am See. Der Windschutz ist unverändert. Seine Bewohner sind aber teilweise sesshaft geworden. So basteln des nachts zwei Mäuse beharrlich an ihrem vermeintlichen Eigenheim und lassen mir nur sehr wenig Schlaf. Der Plan die Hausbewohner an die ab 22.00 Uhr geltende Nachtruhe zu erinnern schlug mehrmals fehl, da half auch kein zurückklopfen und fluchen mehr.
Der Weg über Svarteborg nach Lunden bzw. zum Windschutz am Äntervatt ist suboptimal. Bis nach Lunden verläuft der Bohuslden nur über Strasse oder harte, teilasphaltierte Forstwege. Nach 26km qualmen meine Füsse entprechend. Als tendenzieller Lang- oder Ausschläfer bin ich erst gegen 11.00 Uhr losgekommen. Laut Hüttenbuch liess sich die Strecke von anderen Wandereren aus der Gegenrichtung in 6 Std. machen. Um nicht in der Dämerung ums Äntervatt zu geistern hab ich mich dann etwas beeilt und die Strecke schon in 5Std. zurückgelegt. Sportlich, sagte ich da zu mir selbst . Der Schutz am Äntervatt ist schön gelegen, den See vor der Nase, Vögel und Enten am schnabulieren.
Ab 20.10 Uhr wurde es langsam dunkel. Nagetier Nummer eins bahnt sich den Weg zu meinem Kocher, stört sich dabei nicht daran dass ich daneben stehe und aktiv zusehe dass mein Essen nicht anbrennt. Die kleine Maus hätte mir fast aus der Hand gefressen, hätte ich ihr denn etwas gegeben. Dann kamen sie im 10-Sekunden-Takt: Eine Maus nach der anderen. Von ihrer Stammbehausung am Ufer immer auf die Hütte zu unter der sie dann alsbald verschwanden. Bei 8 Mäusen hab ich aufgehört zu zählen. Nach alter Rommel-Taktik hätte es mich aber nicht gewundert wenn sie im Kreis gelaufen wären um ihre Stärke eindrucksvoll zu demonstrieren. Mit Erfolg - ein gewisses kurzzeitiges Gefühl von Machtlosigkeit stellt sich schon ein. Was will man auch alleine, ohne Mausefallen, gegen diese Mausübermacht ausrichten? Um sich nicht kampflos zu ergeben spannte ich mein winziges "Not-Tarp", eine alte 1,80x1,80 Zeltbahn über die Öffnung der Vindskydd. Verbarrikadierte mich zum Schlaf innerhalb des Windschutzes und hing mein Essen in schlecht erreichbare Höhen innerhalb des Schutzstandes. Es wurde spät. Es wurde leise. Dann wurde es laut. Töpfe flogen durch die Gegend; eine Plastikflasche donnerte auf den harten Granit; Holzspähne wurde produziert; Gabel, Berghaferl und Kocher wurden hörbar überrannt. Aber: Die Mauer hielt stand. Nicht eine Maus drang in die privaten Gemächer des Nam ein oder wagte es gar die fremden Nahrungsmittelvorteile zu schröpfen. Im Resultat hatte ich aber wieder eine recht schlaflose Nacht. Ein Opfer war dennoch zu beklagen. Man fand es erst in den späten Morgenstunden: Der Schwamm. Unter unvorstellbaren Qualen wurde er bei lebendigem Leibe zerrupft. Schwammkörperteile wurden in einem Umkreis von 20cm verteilt. Nur mühsam konnte ich ihn reanimieren und ihn daran erinnern dass er eine Mission hat, die er erfüllen muss - ohne wenn und aber, auch in schlechter körperlicher Verfassung.
Der Weg vom Äntervatt zur Übernachtungshütte Vaktarkullen ist traumhaft, Bei bestem Wanderwetter geht es vorbei an kleinen Seen und schönen Aussichten. Kurz vor den Hütte gibt es noch einen Windschutz der nicht in den Karten verzeichnet ist, welcher zu einer längeren Pause einlädt. Die Wanderung ist leider etwas kurz geraten, daher empfiehlt sich Nachwanderern ein noch langsameres Tempo als meiniges. Es gibt viel zu sehen.
Die Vakturkullen Hütte ist wie damals. Nichts hat sich verändert. Eine einfache Hütte mit Holzofen, Bänken, Tischen, etwa 10 Betten und einige Kochutensilien. Da es Abends doch kälter wurde boller ich etwas den Ofen ein , es reichen wenige Holzscheite um die Raumtemperatur auf T-Shirt Bedarf zu heben. Die alten durchgelegenen Matratzen unter meiner "oldschool" Isomatte sind eine weiche und willkommene Abwechselung für meine Knochen. Beim Versuch einzuschlafen wurde ich aber wieder jäh gestört. Nach kurzem Rundgang bei Stirnlampenlicht entdecke ich das übel als der Lichtschein über die Decke der Hütte schweift: Ein Mauseloch. Was sonst? Wer sonst? Mein erster Verteidigungsschlag war eine Kugel aus Alufolie, welcher ich in der Hütte fand. Ich stopfte die dünne Metallfolie fest ins Loch hinein. Der Schuss ging natürlich nach hinten los - wenige Minuten später knisterte es wie blöde, an ein Einschlafen war unter diesen Vorraussetzungen nicht zu denken. Zudem hatte ich nicht wenig Folie ins Loch gestopft. Es würde eine gefühlte Ewigkleit dauern bis der hartnäckige Nager seine Ziel erreicht. Und er würde es erreichen. Ich wünschte ihm alle Amalgamplomben dieser Welt mit all ihren schönen Wechselwirkungen wenn man mal auf ein Stück Alufolie beisst. Vergebens. Es musste etwas besseres her. Lautlos und sicher hiessen die Vorgaben für den zweiten Abwehrversuch. Dadurch dass sich das Loch über einem Doppelbett befand war der Einfall trotz mittlerweile einsetzender Müdigkeit schnell gefunden. Mein Teleskop-Trekkingstock und ein Metalldeckel eines Topfes. Ich fixierte den Deckel auf dem Mauseloch. Festgehalten vom Trekkingstock. Zu gerne hätte ich das verdutzte Gesicht der Maus gesehn. Jahhaaaa ... damit hast du nicht gerechnet, wie?
So fiel ich siegestrunken und glücklich in den Schlaf, in dessen Träumen in wahrscheinlich sämtliche Mäuse dieser Erde zum Narren hielt, woran ich mich am nächsten morgen aber leider nicht mehr erinnern konnte.
Der Bohusleden hat im Vergleich zu 1996 (karte 95) eine geänderte Streckenführung. Von Vaktarkullen aus verläuft der Pfad nun direkt am St Holmevatten vorbei. Mit Sicherheit eine der schönsten, wenn nicht die schönste Etappe des Bohusleden. Eine atemberaubend schöne Landschaft, der Weg gut in Schuss und gut markiert. Bei blauem Himmel und Sonne war es einfach nur schön dort zu wandern. Am Sjökarsjön legte ich eine Pause ein. Besser wäre es gewesen dort zu nächtigen, statt an meinem geplanten Etappenziel Holmen. Die Vindskydd liegt einfach perfekt am See. Die schönste Lage die man sich wünschen kann - schön abgelegen in der Natur.
Holmen hingegen ist weniger schön. Sicher ist man generell dankbar für jede Unterkunft, aber in Relation gesehen ist es halt einfach mal keine schöne Unterkunft. Das gilt für den Holzbau ebenso wie für die Lage. Zwar am See gelegen aber ohne Seeblick, dafür geht eine, wenn auch sehr selten befahrene, Strasse daran vorbei.
Auf meinem Weg nach Daletjärn weiter gen Norden auf dem Bohuslden wird das Wetter das erste mal etwas schlechter. Es hat in der nacht geregnet und der Himmel ist bewölkt. Der Wind ist nasskalt und lässt die Pausen unangenehm werden. Der Pfad schlängelt sich vorbei am Södra Kornsjön gen Osten zum Windschutz. Das Terrain ist steinig und die glitschigen Wuzeln der Bäume lassen einen öfters mal wegrutschen, was einen daran erinnert dass mn alleine unterwegs ist und daher umso vorsichtiger einen Fuss vor den anderen setzen sollte. Von Daletjärn nach Vassbotten nehme ich bei wieder schönem Wetter eine Abkürzung über eine Strasse. Unerwartet schön ist der Weg und offenbart hier und da schön gelegene Häusschen und kleine Wiesen. Zügig erreiche ich Vassbotten.
Der Windschutz in Vassbotten ist auf dem Campingplatz verzeichnet. Schon vor 10 Jahren beschlich uns ein komisches Gefühl. Zahlen wollte ich auch diesmal nicht, die Anlagen nutzen schon irgendwie. Der Windschutz ist gelinde gesagt eine Frechheit. Zumindest wenn man sich wie ich auf einen Windschutz verlässt, da man kein Zelt dabei hat. Das Dach war halb abgerissen, so dass der Regen freien Zugang hatte. Der Boden war halb eingesackt und überhaupt war der Unterstand in einem jämmerlichen und dreckigem Zustand. Eine Nacht hielt ich es trotzdem aus. Bei Regen wäre ich wohl in die Saunahütte umgezogen deren Vordach bequemen Schutz geboten hätte. Am nächsten morgen duschte ich schön - und ja: warm - und fühlte mich frische herausgeputzt doch etwas sicherer in der dünn gesähten Zivilisation von Vassbotten. Der anliegende Händler oben an der Strasse wurde alsbald aufgesucht. Nach einem halben Liter Cola und ner viertel Tüte SourCreme & Onion Chips hatte ich die modernen Errugenschaften der Zivilisation allerdings auch schnell über.
Mit dem Bus ging es anschließend noch über Munkedal drei Tage nach Uddevalla. Das super Wetter hielt. Das STF-Vandrarhem in Gustavsberg hatte eigentlich schon seit August dicht. Ein Anruf der kompetenten Touriinformation ermöglichte es mir dann aber eine Mitarbeiterin an ihrer nahegelegenen Arbeitsstelle herauszuklingeln und mir somit Zutritt zu verschaffen. Ich bekam dann alle Schlüssel: Fürs Haupthaus, Zimmer und für das Küchengebäude und war somit stolzer Mieter eines kleinen Holzschlosses direkt am bzw. im Wasser. Gustavsberg ist berühmt als ältester badeort Schwedens. Es ist quasi ein lebendiges Museumsdorf mit alten Holzvillen, einer Schule, Restaurant, Konditorei etc. Komisch ist das Gefühl schon wenn man so Nachts durch ein völlig leeres Vandrarhem rennt ... aber man hat halt seine Ruhe. Ich hatte auch noch das Eckzimmer d.h ich hatte zweimal den Blick aufs Wasser und unter mir plätscherte das Wasser wenn des Abends der Wind zunahm. So konnte man wirklich gut einschlafen. Und morgends aufgwacht war man allein beim Blick aus dem Fenster schon gut drauf.
Die Stadt Uddevalla hat schöne und weniger schöne Seiten. Die ich glaub im letzten Jahr eingeweiht Strandpromenade erlaubt einem über ein über 1km langes Holzgerüst einen herrlichen Rundgang von der Stadt bis nach Gustavsberg, direkt an den steilen Klippen vorbei.
So chillte ich also noch einige Tage dort herum und fuhr gestern mit dem Zug nach Kopenhagen und von dort aus dann nach HH weiter.
Kleine Anekdote noch: Ich hatte den Supersparpreis gebucht, mit Zugbindung. Da ich aber sehr früh in Kopenhagen war frug ich einfach mal nach ob es möglich wäre den EC zwei Stunden früher zu nutzen. Da dieser sehr leer war war es für den Zugbegleiter kein Problem und er willigte ein. Nach der Fährüberfahrt der Vogelfluglinie kommt dann ein Zugbegleiter der deutschen Bahn. Ich erkläre die Sache mit meinem Ticket und weise darauf hin dass der Kollege so freundlich war. Er hiess mich jedoch sofort mit dem kundenfreundlichen Serviceprogramm namens "Willkommen bei der DB" willkommen und verwiese darauf, dass ich eine Zugbindung hatte. Damit lag er prinzipiell im Recht - kein Frage. Aber da ich ja nun die Erlaubnis der dänischen Kollegen für diesen dänischen Zug hatte fühlte ich mich schon irgendwie sicher. Hätte der Kollege "Nein" gesagt wär ich nicht mitgekommen und hätte mich auch nicht beschwert. So saß ich schon einige Stunden im Zug und war 1,5 Stunden von HH entfernt. Unser Mitarbeiter des Monats stellt mich aber vor die Wahl: Neu bezahlen oder nächste Station raus - 2 Stunden warten und in de selben EC wieder einsteigen. Meine Frage ob es denn jetzt sein ernst wäre dass ich aussteigen und 2 Stunden warte bis alles seine Richtigkeit mit dem Fahrschein hat begegnete er mit einem "Ja - oder Sie lösen jetzt 22,50 EUR nach". So bekam ich die Möglichkeit Oldenburg/Holstein kennenzulernen. Ein Pizzeria zu besuchen und mein Geld in Pizza und Bier zu investieren statt es der DB zu geben.
Man muss sich echt die Frage stellen was diese Aktion bringt. Das kann ich beantworten: Alle in der Nähe befindlichen Personen haben die kleine Auseinandersetzung mitbekommen, den Gesichtern war ein Unverständnis gegenüber dieser völlig sinnentleerten und überfüssigen Entscheidung des DB-Zugbegleiters zu entnehmen, die mit den Worten Willkommen in Deutschland" entprechend kommentiert wurde. Sicherlich werden einige diese Geschichte weitertragen, die für die DB ja einfach nur lächerlich ist und den Zugbegleiter als absoluten Korinthenkacker darstellt, stellvertretend für die DB. Weiterhin bin ich das letzte mal mit dem Zug nach Schweden gefahren. Obwohl ich immer versuche innereuropäische Strecken möglichst nicht zu fliegen, so hört hier meine Tolenranzgrenze auf. Das nächste mal nehme ich den Billigflieger. Herzlichen Glückwunsch Herr Mehdorn.
Nam
Das Wetter war für den Zeitraum Anfang-Mitte September einfach bombig. Die Sonne brüllte vor sich hin, den einen oder anderen Tag begleitet von einem etwas kühleren Wind. Insgesamt "Kaiserwetter" für Wanderer. Diesmal hatte ich nur kleines Gepäck mit. Kein Zelt, nur eine Hose und meine alte 7,- DM Isomatte von Kaisers Tengelmann ... so kam ich auf ein Gewicht um die 11-12kg und konnte meinen kleinen 40L Rucksack mitnehmen.
Dingle bildet einen guten Einstiegspunkt, nur wenige Kilometer hinter dem Bahnhof erreicht man den Bohuslden und den Windschutz am See. Der Windschutz ist unverändert. Seine Bewohner sind aber teilweise sesshaft geworden. So basteln des nachts zwei Mäuse beharrlich an ihrem vermeintlichen Eigenheim und lassen mir nur sehr wenig Schlaf. Der Plan die Hausbewohner an die ab 22.00 Uhr geltende Nachtruhe zu erinnern schlug mehrmals fehl, da half auch kein zurückklopfen und fluchen mehr.
Der Weg über Svarteborg nach Lunden bzw. zum Windschutz am Äntervatt ist suboptimal. Bis nach Lunden verläuft der Bohuslden nur über Strasse oder harte, teilasphaltierte Forstwege. Nach 26km qualmen meine Füsse entprechend. Als tendenzieller Lang- oder Ausschläfer bin ich erst gegen 11.00 Uhr losgekommen. Laut Hüttenbuch liess sich die Strecke von anderen Wandereren aus der Gegenrichtung in 6 Std. machen. Um nicht in der Dämerung ums Äntervatt zu geistern hab ich mich dann etwas beeilt und die Strecke schon in 5Std. zurückgelegt. Sportlich, sagte ich da zu mir selbst . Der Schutz am Äntervatt ist schön gelegen, den See vor der Nase, Vögel und Enten am schnabulieren.
Ab 20.10 Uhr wurde es langsam dunkel. Nagetier Nummer eins bahnt sich den Weg zu meinem Kocher, stört sich dabei nicht daran dass ich daneben stehe und aktiv zusehe dass mein Essen nicht anbrennt. Die kleine Maus hätte mir fast aus der Hand gefressen, hätte ich ihr denn etwas gegeben. Dann kamen sie im 10-Sekunden-Takt: Eine Maus nach der anderen. Von ihrer Stammbehausung am Ufer immer auf die Hütte zu unter der sie dann alsbald verschwanden. Bei 8 Mäusen hab ich aufgehört zu zählen. Nach alter Rommel-Taktik hätte es mich aber nicht gewundert wenn sie im Kreis gelaufen wären um ihre Stärke eindrucksvoll zu demonstrieren. Mit Erfolg - ein gewisses kurzzeitiges Gefühl von Machtlosigkeit stellt sich schon ein. Was will man auch alleine, ohne Mausefallen, gegen diese Mausübermacht ausrichten? Um sich nicht kampflos zu ergeben spannte ich mein winziges "Not-Tarp", eine alte 1,80x1,80 Zeltbahn über die Öffnung der Vindskydd. Verbarrikadierte mich zum Schlaf innerhalb des Windschutzes und hing mein Essen in schlecht erreichbare Höhen innerhalb des Schutzstandes. Es wurde spät. Es wurde leise. Dann wurde es laut. Töpfe flogen durch die Gegend; eine Plastikflasche donnerte auf den harten Granit; Holzspähne wurde produziert; Gabel, Berghaferl und Kocher wurden hörbar überrannt. Aber: Die Mauer hielt stand. Nicht eine Maus drang in die privaten Gemächer des Nam ein oder wagte es gar die fremden Nahrungsmittelvorteile zu schröpfen. Im Resultat hatte ich aber wieder eine recht schlaflose Nacht. Ein Opfer war dennoch zu beklagen. Man fand es erst in den späten Morgenstunden: Der Schwamm. Unter unvorstellbaren Qualen wurde er bei lebendigem Leibe zerrupft. Schwammkörperteile wurden in einem Umkreis von 20cm verteilt. Nur mühsam konnte ich ihn reanimieren und ihn daran erinnern dass er eine Mission hat, die er erfüllen muss - ohne wenn und aber, auch in schlechter körperlicher Verfassung.
Der Weg vom Äntervatt zur Übernachtungshütte Vaktarkullen ist traumhaft, Bei bestem Wanderwetter geht es vorbei an kleinen Seen und schönen Aussichten. Kurz vor den Hütte gibt es noch einen Windschutz der nicht in den Karten verzeichnet ist, welcher zu einer längeren Pause einlädt. Die Wanderung ist leider etwas kurz geraten, daher empfiehlt sich Nachwanderern ein noch langsameres Tempo als meiniges. Es gibt viel zu sehen.
Die Vakturkullen Hütte ist wie damals. Nichts hat sich verändert. Eine einfache Hütte mit Holzofen, Bänken, Tischen, etwa 10 Betten und einige Kochutensilien. Da es Abends doch kälter wurde boller ich etwas den Ofen ein , es reichen wenige Holzscheite um die Raumtemperatur auf T-Shirt Bedarf zu heben. Die alten durchgelegenen Matratzen unter meiner "oldschool" Isomatte sind eine weiche und willkommene Abwechselung für meine Knochen. Beim Versuch einzuschlafen wurde ich aber wieder jäh gestört. Nach kurzem Rundgang bei Stirnlampenlicht entdecke ich das übel als der Lichtschein über die Decke der Hütte schweift: Ein Mauseloch. Was sonst? Wer sonst? Mein erster Verteidigungsschlag war eine Kugel aus Alufolie, welcher ich in der Hütte fand. Ich stopfte die dünne Metallfolie fest ins Loch hinein. Der Schuss ging natürlich nach hinten los - wenige Minuten später knisterte es wie blöde, an ein Einschlafen war unter diesen Vorraussetzungen nicht zu denken. Zudem hatte ich nicht wenig Folie ins Loch gestopft. Es würde eine gefühlte Ewigkleit dauern bis der hartnäckige Nager seine Ziel erreicht. Und er würde es erreichen. Ich wünschte ihm alle Amalgamplomben dieser Welt mit all ihren schönen Wechselwirkungen wenn man mal auf ein Stück Alufolie beisst. Vergebens. Es musste etwas besseres her. Lautlos und sicher hiessen die Vorgaben für den zweiten Abwehrversuch. Dadurch dass sich das Loch über einem Doppelbett befand war der Einfall trotz mittlerweile einsetzender Müdigkeit schnell gefunden. Mein Teleskop-Trekkingstock und ein Metalldeckel eines Topfes. Ich fixierte den Deckel auf dem Mauseloch. Festgehalten vom Trekkingstock. Zu gerne hätte ich das verdutzte Gesicht der Maus gesehn. Jahhaaaa ... damit hast du nicht gerechnet, wie?
So fiel ich siegestrunken und glücklich in den Schlaf, in dessen Träumen in wahrscheinlich sämtliche Mäuse dieser Erde zum Narren hielt, woran ich mich am nächsten morgen aber leider nicht mehr erinnern konnte.
Der Bohusleden hat im Vergleich zu 1996 (karte 95) eine geänderte Streckenführung. Von Vaktarkullen aus verläuft der Pfad nun direkt am St Holmevatten vorbei. Mit Sicherheit eine der schönsten, wenn nicht die schönste Etappe des Bohusleden. Eine atemberaubend schöne Landschaft, der Weg gut in Schuss und gut markiert. Bei blauem Himmel und Sonne war es einfach nur schön dort zu wandern. Am Sjökarsjön legte ich eine Pause ein. Besser wäre es gewesen dort zu nächtigen, statt an meinem geplanten Etappenziel Holmen. Die Vindskydd liegt einfach perfekt am See. Die schönste Lage die man sich wünschen kann - schön abgelegen in der Natur.
Holmen hingegen ist weniger schön. Sicher ist man generell dankbar für jede Unterkunft, aber in Relation gesehen ist es halt einfach mal keine schöne Unterkunft. Das gilt für den Holzbau ebenso wie für die Lage. Zwar am See gelegen aber ohne Seeblick, dafür geht eine, wenn auch sehr selten befahrene, Strasse daran vorbei.
Auf meinem Weg nach Daletjärn weiter gen Norden auf dem Bohuslden wird das Wetter das erste mal etwas schlechter. Es hat in der nacht geregnet und der Himmel ist bewölkt. Der Wind ist nasskalt und lässt die Pausen unangenehm werden. Der Pfad schlängelt sich vorbei am Södra Kornsjön gen Osten zum Windschutz. Das Terrain ist steinig und die glitschigen Wuzeln der Bäume lassen einen öfters mal wegrutschen, was einen daran erinnert dass mn alleine unterwegs ist und daher umso vorsichtiger einen Fuss vor den anderen setzen sollte. Von Daletjärn nach Vassbotten nehme ich bei wieder schönem Wetter eine Abkürzung über eine Strasse. Unerwartet schön ist der Weg und offenbart hier und da schön gelegene Häusschen und kleine Wiesen. Zügig erreiche ich Vassbotten.
Der Windschutz in Vassbotten ist auf dem Campingplatz verzeichnet. Schon vor 10 Jahren beschlich uns ein komisches Gefühl. Zahlen wollte ich auch diesmal nicht, die Anlagen nutzen schon irgendwie. Der Windschutz ist gelinde gesagt eine Frechheit. Zumindest wenn man sich wie ich auf einen Windschutz verlässt, da man kein Zelt dabei hat. Das Dach war halb abgerissen, so dass der Regen freien Zugang hatte. Der Boden war halb eingesackt und überhaupt war der Unterstand in einem jämmerlichen und dreckigem Zustand. Eine Nacht hielt ich es trotzdem aus. Bei Regen wäre ich wohl in die Saunahütte umgezogen deren Vordach bequemen Schutz geboten hätte. Am nächsten morgen duschte ich schön - und ja: warm - und fühlte mich frische herausgeputzt doch etwas sicherer in der dünn gesähten Zivilisation von Vassbotten. Der anliegende Händler oben an der Strasse wurde alsbald aufgesucht. Nach einem halben Liter Cola und ner viertel Tüte SourCreme & Onion Chips hatte ich die modernen Errugenschaften der Zivilisation allerdings auch schnell über.
Mit dem Bus ging es anschließend noch über Munkedal drei Tage nach Uddevalla. Das super Wetter hielt. Das STF-Vandrarhem in Gustavsberg hatte eigentlich schon seit August dicht. Ein Anruf der kompetenten Touriinformation ermöglichte es mir dann aber eine Mitarbeiterin an ihrer nahegelegenen Arbeitsstelle herauszuklingeln und mir somit Zutritt zu verschaffen. Ich bekam dann alle Schlüssel: Fürs Haupthaus, Zimmer und für das Küchengebäude und war somit stolzer Mieter eines kleinen Holzschlosses direkt am bzw. im Wasser. Gustavsberg ist berühmt als ältester badeort Schwedens. Es ist quasi ein lebendiges Museumsdorf mit alten Holzvillen, einer Schule, Restaurant, Konditorei etc. Komisch ist das Gefühl schon wenn man so Nachts durch ein völlig leeres Vandrarhem rennt ... aber man hat halt seine Ruhe. Ich hatte auch noch das Eckzimmer d.h ich hatte zweimal den Blick aufs Wasser und unter mir plätscherte das Wasser wenn des Abends der Wind zunahm. So konnte man wirklich gut einschlafen. Und morgends aufgwacht war man allein beim Blick aus dem Fenster schon gut drauf.
Die Stadt Uddevalla hat schöne und weniger schöne Seiten. Die ich glaub im letzten Jahr eingeweiht Strandpromenade erlaubt einem über ein über 1km langes Holzgerüst einen herrlichen Rundgang von der Stadt bis nach Gustavsberg, direkt an den steilen Klippen vorbei.
So chillte ich also noch einige Tage dort herum und fuhr gestern mit dem Zug nach Kopenhagen und von dort aus dann nach HH weiter.
Kleine Anekdote noch: Ich hatte den Supersparpreis gebucht, mit Zugbindung. Da ich aber sehr früh in Kopenhagen war frug ich einfach mal nach ob es möglich wäre den EC zwei Stunden früher zu nutzen. Da dieser sehr leer war war es für den Zugbegleiter kein Problem und er willigte ein. Nach der Fährüberfahrt der Vogelfluglinie kommt dann ein Zugbegleiter der deutschen Bahn. Ich erkläre die Sache mit meinem Ticket und weise darauf hin dass der Kollege so freundlich war. Er hiess mich jedoch sofort mit dem kundenfreundlichen Serviceprogramm namens "Willkommen bei der DB" willkommen und verwiese darauf, dass ich eine Zugbindung hatte. Damit lag er prinzipiell im Recht - kein Frage. Aber da ich ja nun die Erlaubnis der dänischen Kollegen für diesen dänischen Zug hatte fühlte ich mich schon irgendwie sicher. Hätte der Kollege "Nein" gesagt wär ich nicht mitgekommen und hätte mich auch nicht beschwert. So saß ich schon einige Stunden im Zug und war 1,5 Stunden von HH entfernt. Unser Mitarbeiter des Monats stellt mich aber vor die Wahl: Neu bezahlen oder nächste Station raus - 2 Stunden warten und in de selben EC wieder einsteigen. Meine Frage ob es denn jetzt sein ernst wäre dass ich aussteigen und 2 Stunden warte bis alles seine Richtigkeit mit dem Fahrschein hat begegnete er mit einem "Ja - oder Sie lösen jetzt 22,50 EUR nach". So bekam ich die Möglichkeit Oldenburg/Holstein kennenzulernen. Ein Pizzeria zu besuchen und mein Geld in Pizza und Bier zu investieren statt es der DB zu geben.
Man muss sich echt die Frage stellen was diese Aktion bringt. Das kann ich beantworten: Alle in der Nähe befindlichen Personen haben die kleine Auseinandersetzung mitbekommen, den Gesichtern war ein Unverständnis gegenüber dieser völlig sinnentleerten und überfüssigen Entscheidung des DB-Zugbegleiters zu entnehmen, die mit den Worten Willkommen in Deutschland" entprechend kommentiert wurde. Sicherlich werden einige diese Geschichte weitertragen, die für die DB ja einfach nur lächerlich ist und den Zugbegleiter als absoluten Korinthenkacker darstellt, stellvertretend für die DB. Weiterhin bin ich das letzte mal mit dem Zug nach Schweden gefahren. Obwohl ich immer versuche innereuropäische Strecken möglichst nicht zu fliegen, so hört hier meine Tolenranzgrenze auf. Das nächste mal nehme ich den Billigflieger. Herzlichen Glückwunsch Herr Mehdorn.
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