[GB] Schottland: West Highland Way 2007 Bericht + Fotos

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  • Rainer Duesmann
    Fuchs
    • 31.12.2005
    • 1642
    • Privat

    • Meine Reisen

    [GB] Schottland: West Highland Way 2007 Bericht + Fotos

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Region/Kontinent: Nordeuropa

    Da mir so viele Leute hier im Forum sehr hilfreich bei der Reiseplanung zur Seite standen, revanchiere ich mich nun gerne mit einem kleinen Reisebericht.

    Im Rahmen meiner Midlife-Crisis kam mir der prima Gedanke ich könnte meinen nächsten Schottland Urlaub doch auf dem West-Highland-Way verbringen. Da gleichzeitig ein Zelt für einen Schweden-Urlaub angeschafft wurde, langte ich gleich in die Vollen und strich sämtliche B+B Übernachtungen auf dem Weg und plante einen „echten“ WHW. Sprich Zelt, Kocher usw.
    Dank einer ausführlich hier im Forum diskutierten Packliste konnte das Unternehmen also starten am:

    Mittwoch, 25.04. 2007

    Meine Liebste bringt mich nach vorheriger bester Anteilnahme meiner Arbeitskollegen ("Du hast Doch einen Nagel im Kopp!") nach Weeze zum Flughafen. Die Sonne scheint und die Welt ist mein Freund.
    Mein Rucksack wiegt 16 Kg und der 5 kg Rest meiner Ausrüstung verschwindet in einer Tüte im Handgepäck.
    In der Schlange vor dem Check-In fällt mir ein Wandersmann in meinem Alter auf, der einen ähnlichen "Natur-Rettungsring" um die Hüfte trägt. Das ist meine Leistungsklasse denke ich und platziere mich im Flugzeug neben den Guten. Volko aus Oldenburg plant auch den WHW wie sich schnell herausstellt. Beim Vergleich unserer Pläne ("wie Volko, Du hast keinen einlaminierten Tourenplan?" ) stelle ich fest das meine Planung kürzere und wesentlich unanstrengendere Tagesabschnitte vorsieht. Bin ich zu vorsichtig? Mal sehen.
    Schnell sind wir in Prestwick gelandet und zuckeln mit der Bahn nach Glasgow. Versehen mit einem neuen Ticket nach Malguy (Milngavie geschrieben) besteigen wir schwatzend den nächsten Zug. Der nette Schaffner befragt uns nach unseren Plänen ("WHW, I did it twice"!) um uns schmunzelnd darauf hinzuweisen das wir Experten im Zug nach Drumchapel sitzen und nicht nach Milngavie.
    Nach diesem kleinen Umweg finden wir gemeinsam den Weg nach Milngavie (ich werde hier nicht schreiben wie oft wir noch nach dem Weg fragten). Ich glaube wir sind die ersten die sich auf dem WHW vor dem ersten Tag verirrten. :bash:

    In Milngavie sucht Volko seinen Zeltplatz auf der Bankell Farm auf und ich mein letztes B+B vor Beginn der Tour am morgigen Tag. Meinereiner nimmt noch die traditionelle FishandChips Mahlzeit incl. zweier Pints im Cross Keys Pub ein und geht dann zu Bett.

    Donnerstag, 26.04.2007
    Milnavie nach Drymen 19km
    Strahlender Sonnenschein! Ich scheine wie immer Glück mit dem Wetter in Schottland zu haben.
    Um 09:00h treffe ich mich mit Volko verabredungsgemäß am Iron Chef. Schnell noch Wasser und eine Kartusche für meinen Jetboil besorgt, das obligatorische Startfoto geschossen und es geht endlich los!



    Kurz nach dem Start steht ein Besenwagen eines Gepäcktransportunternehmens und ein Mitarbeiter verteilt grinsend Handzettel. Wir strafen den "Asgeier" mit Nichtbeachtung. In Erwartung der in allen Büchern beschriebenen leichten Wanderung wundere ich mich doch sehr das der Anstieg zum Mugdock Wood doch den Schweiss strömen läßt. Aha, so ein 22kg Rucksack ist also doch gewöhnungsbedürftig. Zusammen mit Volko entwickele ich die bahnbrechende Theorie der erhöhten Schwerkraft in Schottland.

    Volko zeigt sein Geschick im Fangen von Nahrung und erbeutet ein Tier.



    Wir beschließen allerdings bei unseren Tütenerzeugnissen zu bleiben und lassen das Tier wieder frei.

    Nach fünf km hört der Spaß bei mir auf. Innerhalb kürzester Zeit bekomme ich auf beiden Fußaussenseiten Blasen an den kleinen Zehen! Blasen! In meinen alten bestens eingelaufenen, heißgeliebten Hanwag! In alterprobten Wandersocken! Ein Skandal! (Ursache ist wie sich später im Gespräch mit Hanwag herausstellt eine Neubesohlung bei Hanwag im letzten Herbst. Nach solch einem Eingriff werden die Schuhe produktionsbedingt immer etwas enger. Dies, plus das höhere Tragegewicht durch den Rucksack führte zu den Druckstellen). Bei bestem Wetter gehts weiter.








    Mißmutig kämpfe ich mich bis zur Glengoyne Destillerie durch. Hier machen wir eine längere Pause und nehmen an einer schönen Führung teil.


    Die Quelle der Destillerie


    Das Wappen von Glengoyne


    Der Tourgide singt das hohe Lied auf seinen Whisky


    Da wird der gute Stoff gebrannt

    Nach gut eineinhalb Stunden Pause gehts weiter. Es ist aufgrund des ungewohnten Gepäcks von 22 kg und der leichten Fußbeschwerden doch eine nicht angenehme Wanderung. Volko gehts ähnlich und so schleppen wir uns dahin.
    In Gartness verpasse ich mein eigentliches Etappenziel die Wishingwell Campsite und beschließe mit Volko zusammen sein Ziel die Campsite der Easter Drumquhassle Farm anzusteuern. Über einige schweisstreibende Hügel erreichen wir erschöpft unser Ziel. Ein sehr empfehlenswerter Platz empfängt uns als einzige Gäste. Ich suche mir eine schöne Ecke mit Aussicht und baue erstmals mein Zelt.


    Zimmer mit Aussicht

    Der mittlerweile aufgetauchte Platzbesitzer kassiert vier Pfund und verkauft mir noch zwei Flaschen Bier die Volko und ich nach dem Abendessen als Nachtisch verzehren. Müde, aber glücklich falle ich in den Schlafsack und penne bis zum Morgen durch. Auch eine später eintreffende Horde Schotten die sich wohl reichlich daneben benimmt (der Platzbesitzer ruft am nächsten Morgen die Polizei) kann mich nicht wecken.

    Fortsetzung folgt.
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 06.11.2011, 14:49. Grund: Reisecharakter eingestellt
    radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

  • pfadfinder
    Fuchs
    • 14.03.2006
    • 2123

    • Meine Reisen

    #2
    Sehr nett. danke!
    LG
    ,,Es widerspricht ganz klar der Natur des Menschen, sich über allzu lange Zeit in geschlossenen Räumen aufzuhalten!\"

    ->Physikalisch gesehen gibt es gar keine Kälte!

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    • OliverR
      Dauerbesucher
      • 16.02.2007
      • 981
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      Darauf habe ich schon mit Spannung gewartet. Bitte bald fortsetzen
      The earth is your grandmother and mother, and is thus sacred. Every step that is taken upon her should be as a prayer (Black Elk)

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      • Rainer Duesmann
        Fuchs
        • 31.12.2005
        • 1642
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        Zitat von OliverR
        Bitte bald fortsetzen
        Wenn man mich so nett bittet....

        Freitag, 27. April 2007
        Ziel die Cashal Caravan and Camp-Site zwischen Balmaha and Rowardennan in16km Entfernung


        Der zweite Tag begrüßt mich mit strahlendem Sonnenschein.

        Am Rauhreif kann man schön erkennen das es Nachts bitter kalt wird (2 Grad).

        Die Horde Jugendlicher verläßt blitzartig den Zeltplatz nachdem es Handgreiflichkeiten mit dem Bauern in der Nachbarschaft gab. Mich betriffts Gott sei Dank nicht. Nach einem leckeren Müsli Frühstück erfreue mich wieder an meinem Jetboil Kocher. Leute, das Teil ist der Hammer. Kleinstes Packmaß, geringster Gasverbrauch, schnellste Garzeit. Ein Traum! Ich bin froh das meine Liebste mir zu Weihnachten den passenden Kaffeeeinsatz geschenkt hat und genieße frischen Preßkaffee. Ein Hoch auf die Packliste des Outdoor-Forums!

        Volko verabschiedet sich weil er sich im nahen Drymen eine Apotheke aufsuchen will.

        Frisch gepackt geht’s auf zur heutigen Etappe. Erst entlang der Landstraße, dann an der Abzweigung hinein ins Grüne.



        Im Garadhban Forest komme ich nicht komplett bis zum Conic Hill durch. Am Ende einer bequem zu laufenden „Waldautobahn“ zwingt eine größere Sperrung aufgrund Waldarbeiten mich zu einem Umweg wieder in Richtung Drymen. Auf halbem Wege begegnet mir Volko der seinen Einkauf inzwischen erledigt hat und durch den direkten Weg nach Drymen einiges an Weg abkürzte. Gemeinsam geht’s weiter. Die Sonne scheint ohne Erbarmen und läßt den Schweiß fein rinnen.



        Tolle erste Ausblicke erhöhen die Vorfreude auf den Loch Lomond.






        Euer Berichterstatter und Wanderkamerad Volko

        Da gerade Lambing Season ist kann der Weg über den Conic Hill nicht gewählt werden. Wir nutzen die landschaftlich weniger schöne (aber auch wesentlich bequemere) Alternative an der Straße entlang um Balmaha zu erreichen.
        In Balmaha machen wir eine Pause und gönnen uns eine Erfrischung im sehr empfehlenswerten Oak Tree Inn.
        Danach geht’s am Ufer des Loch Lomond entlang weiter. Der Weg überrascht durch einige fiese Steigungen, etwas was in Ufernähe halt nicht erwartet wurde.
        Endlich ist die Cashel Campsite erreicht. Ein großer moderner Campingplatz dessen Cafe leider seit einem Jahr geschlossen hat. Laut Auskunft der Platzverwalterin findet man keinen Pächter für das stark saisonlastige Geschäft. Da man im Shop auch keine License für den Verkauf von Alkohol hat, wird mein Wunsch nach dem Kauf von zwei Flaschen Bier abschlägig beschieden.

        In Ruhe baue ich mein Zelt an einem kleinen Bach auf und freue mich am entspannenden Geplätscher. Nach einer fantastischen Dusche (Code für die sanitären Anlagen 1,2,3,4 ) gehts ans Abendessen bereiten. Wieder einmal schlägt mein Jetboil alle Rekorde und ich esse schon, während andere noch darauf warten das das Wasser warm wird. Nach dem Essen gönne ich mir im Sonnenuntergang gerade eine kleine Zigarre, als der Platzwärter an uns vorbeikommt und stutzt. Er dreht um, verschwindet in seinen Wohnwagen und kommt wenig später mit zwei kühlen Dosen Bier zurück die er uns verdutzt Blickenden in die Hände drückt. „Germans without a beer, no way“ flachst er grinsend und verschwindet wieder. Das ist Schottand, deswegen liebe ich dieses Land und seine Bewohner so!

        Glücklich geht’s früh ab in den Schlafsack und ich schlafe wieder wie ein Stein.
        radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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        • Fjaellraev
          Freak
          Liebt das Forum
          • 21.12.2003
          • 13981
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          • Meine Reisen

          #5
          Schöner Bericht, genial geschrieben und super Bilder (Beides wundert mich bei dir echt nicht mehr ). Weiter so.

          Gruss
          Henning
          Es gibt kein schlechtes Wetter,
          nur unpassende Kleidung.

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          • barleybreeder
            Lebt im Forum
            • 10.07.2005
            • 6479
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            Sehr feiner Bericht, und tolle Bilder. Freu mich schon auf die Fortsetzung.

            Bestärkt mich nur in der Tatsache das ich mir die Gegend doch noch mal zu Fuß anschauen muss! Kenne sie bis jetzt nur vom Rad!
            Barleybreeders BLOG

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            • OliverR
              Dauerbesucher
              • 16.02.2007
              • 981
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              Da kann ich mich nur anschließen. Sehr schöne Einstimmung auf meine eigene Schottlandtour
              The earth is your grandmother and mother, and is thus sacred. Every step that is taken upon her should be as a prayer (Black Elk)

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              • Rainer Duesmann
                Fuchs
                • 31.12.2005
                • 1642
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                Samstag, 28. April 2007
                Ziel ist die Rowchoish Bothy in 14km Entfernung

                Volko ist bei meinem Erwachen schon fast weg und ich lasse mir Zeit bei Morgentoilette, Frühstück und Einpacken. Schließlich bin ich im Urlaub und nicht auf der Flucht.
                Über angenehme Waldwege geht’s auf und ab nach Rowardennan zum gleichnamigen Hotel. Unterwegs sammele ich Volko ein der sich einen kapitalen Wolf gelaufen hat. Die arme Sau! Ich weiß aus meiner Bundeswehrzeit das so was einem den schönster Weg zur Hölle macht. Da lobe ich mir die Radlerhosen, die ich zur Vorsorge bei schweißtreibenden Wanderungen gerne trage. Im Rowardennan Hotel versorgt Volko sich so gut es geht.
                Der Nachmittag am Loch Lomond entlang ist eine echte Bewährungsprobe. Auf und ab über sehr felsige Abschnitte. Das geht an die Substanz. Ohne Wanderstöcke halte ich den Abschnitt bei feuchtem Wetter für gefährlich. Da wir immer noch keinen Tropfen Regen gesehen haben, bahnen wir uns ächzend unseren Weg. Mittlerweile habe ich an beiden Armen und auf den Handrücken Sonnenbrand! Am Nachmittag bin ich recht Froh als die Rowchoish Bothy erreicht ist.



                Da es in der Bothy ziemlich nach Kohlenfeuer stinkt, beschließe ich bei dem guten Wetter wieder draußen zu zelten.


                Das Abendessen direkt am Seeufer ist ein Highlight der gesamten Tour.



                Da weiß man wieder warum man die Anstrengungen auf sich nimmt. Wir werden noch von wilden Ziegen besucht, die allerdings respektvoll Abstand halten. Auch Heute bin ich wieder recht früh gegen 09:00h im Schlafsack verschwunden. Ein besonderes Erlebnis ist das herrliche Rauschen des Windes in den hohen Bäumen um die Bothy. Unglaublich wie stark der vom See heraufkommende Wind in den Wipfeln singt. Ein prima Schlaflied für einen tiefen, erholsamen Schlaf.

                radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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                • KuchenKabel
                  Fuchs
                  • 30.01.2006
                  • 2032
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Wunderbar! Schön das du dich dazu durch gerungen hast den Bericht zu schreiben ;). Weiterhin frohes Schaffen!
                  ,,Man wäre kein guter Anarchist, wenn man auf Grundsätzen beharren würde!'' - Eva Demski

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                  • Elch
                    Gerne im Forum
                    • 21.06.2004
                    • 99

                    • Meine Reisen

                    #10
                    Wirklich schöner Bericht.

                    Weiter so!

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                    • Rainer Duesmann
                      Fuchs
                      • 31.12.2005
                      • 1642
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      Danke für die Blumen Leute.
                      Weiter gehts:

                      Sonntag, 29. April 2007
                      Wanderung nach Inverarnan (22km)
                      Campen bei der Beinglas Campsite.


                      Gut gangbare Forststraßen entlang gehts Richtung Cailness.


                      Die Wasserversorgung ist nie ein Problem

                      Kleine Wasserfälle laden zum Rasten ein. Unterwegs übeholen uns Läufer eines Ultralangstreckenlaufes. Man sei 85km unterwegs erfahre ich! Na dann Prost Mahlzeit!

                      Hinter dem Inversnaid Hotel wirds dann auch Ernst für uns. Es folgen die fünf härtesten Kilometer meiner kurzen Wandererlaufbahn. Im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein. Schwamm drüber, wir habens überlebt.


                      Die immer wieder fantastische Sicht auf den Loch Lomond entschädigt für alles



                      Nach einer kurzen Rast an der urigen Doune Bothy gehts langsam wieder normalen Wegs weiter.


                      Ein Blick zurück auf den nun passierten Loch Lomond. Dahinten kommen wir her!

                      Die Beinglas Farm Campsite ist das eindeutige Übernachtungs-Highlight der gesamten Tour. Ein super Grasplatz, freundliche Leute, ein klasse Shop mit großer Auswahl, sehr gute sanitäre Anlagen und zur Krönung ein tolles Restaurant!




                      Nach Zeltbau und ausgiebigem Duschen sitzen wir draußen im Sonnenschein und verputzen lecker Chilli plus einige Pints vom Besten. Das Leben ist herrlich. Da wir draußen sitzen können wir auch einige Nachzügler beobachten die aufs Gelände "taumeln". Ein besonderer Kandidat ist ein Kanadier dem wir schon seit Tagen begegnen. Der Gute hat eine riesen Ausrüstung dabei, ich schätze mal mindestens 25 bis 28 kg. Er ißt gerne Nudeln und die dazugehörige Soße transportiert er in mehreren Gläsern (!). Als Nordamerikaner glaubt er sich natürlich im feindlichen Dritte-Welt-Land und darum filtert er sogar das Trinkwasser aus der Leitung.

                      Montag, 30. April 2007
                      Wanderung nach Tyndrum (18km)

                      Über viele Hügel geht’s weiter. Der breite Weg führt schließlich zum River Falloch. Da ich Heute einiges Fotografieren möchte habe ich die Tagestour allein begonnen und Volko ist vorher abgezogen. Am Falloch verbringe ich einige Zeit am herrlichen Ufer mit knipsen.


                      Langzeitbelichtung an den Falls of Falloch

                      Über bequeme Wege (oder ists nur die langsame Gewöhnung an die Belastung?) sprinte ich Volko hinterher. Ich überhole dabei einen älteren Holländer mit lustlosem Teenager Sohn. Später auf der Campsite erfahre ich das der Mann das dritte Mal den WHW geht. Die ersten beiden Male mit jeweils seinen älteren zwei Kindern. Die Jungs und das Mädel kriegen wahrscheinlich nix zu erben wenn sie nicht den WHW gegangen sind.
                      Kurz nach der wirklich niedrigen Unterführung hinter Derrydaroch hole ich ihn wieder ein. Gemeinsam geht’s weiter nach Ewich.


                      St. Fillans Priory, nebst...


                      ... dazugehörigem Friedhof

                      Endlich erreichen wir unser Ziel. Leider ist mein Tagesziel der Pine Trees Leisure Park, dessen Adresse ich aus dem Buch von Charlie Loram habe, schon seit einiger Zeit geschlossen. Schade, nix mit Schwimmbadluxus. Durch Befragung unseres kandischen Freundes der auch durch Tyndrum irrt, erfahren wir wo sich eine kleine Campsite befindet und dort checken wir ein. Keine schöne Aussicht, aber halbwegs sauber kommt das übliche Programm bis zum Abendessen zu Zuge. Nach dem Essen geht’s mit Volko und einem neuen holländischen Reisebekannten ins nahegelegene Pub. Drei Pints weiter und der Wanderer liegt grinsend im Schlafsack.

                      Dienstag, 1. Mai 2007
                      Wanderung nach Bridge of Orchy (14km)

                      Da mein Tagesziel nur die Bushaltestelle von Bridge of Orchy ist, verabschiede ich mich von Volko, der ein weiter entfernt liegendes Ziel hat und loszieht. Aufgrund des wiederum strahlenden Sonnenschein und meiner vorhandenen Zeit beschließe ich Zelt und Ausrüstung zu reinigen und zu trocknen. Ich brauch das dann in Deutschland für meine Schweden Tour im Juli nicht mehr machen.


                      Brodies

                      An Brodies vorbei komme ich erst am späten Vormittag los und habe eine ruhige und schnelle Wanderung nach Bridge of Orchy.



                      Im dortigen Hotel kaufe ich mir Kaffee und Kuchen und mache es mir wieder einmal draußen in der Sonne gemütlich. Kurz drauf trifft unser Freund aus Kanda ein und gesellt sich mit einigen Sandwich zu mir. Wir quatschen gemütlich bis er sich wieder auf den Weg macht. Ich mache es mir gerade im Schatten auf meinen Bus wartend gemütlich als mit Getöse ein Wanderer um die Ecke biegt. „Mein“ Volko aus Oldenburg! Eine Stunde vor mir gestartet, eine Stunde nach mir auf halbem Wege angekommen. Breit grinsend erzählt er mir von einer leicht ungewollten Abweichung seinerseits vom eigentlichen Weg. Wir halten noch eine kurze Pause gemeinsam und er zieht weiter seines Weges. Da ich, auch zurück in Deutschland, nix mehr von ihm gehört habe, hoffe ich das er alle seine Ziele wohlbehalten erreicht hat.

                      Ich verstecke noch einen kleinen Erinnerungsstein für meine WHW Teil2 Tour nächstes Jahr und dann kommt auch schon um 15:00h mein Bus und ich steige ein. Etwas traurig schaue ich aus dem Fenster in die Landschaft. Der aktive Teil meines WHW Teil Eins ist nun vorbei.

                      In Glasgow ist das sonst von mir genutzte Euro-Hostel ausgebucht, und da ich keine Lust habe ein teures Hotel zu buchen, fahre ich mit dem Zug weiter nach Prestwick. Dort bekomme ich für den Preis des Euro Hostels ein Zimmer in einem edlen Golfhotel. Das Zimmer hat eine Badewanne! Das wird weidlich ausgenutzt. Am Abend genieße ich ein feines Curry (der Hotelbesitzer ist Inder) und schaue mir mit ein paar Pints noch das Fußball-Champions-League Endspiel an. Ein feiner letzter Abend auf Tour.


                      Mittwoch, 2. Mai 2007

                      Pünktlich bringt mich der Flieger wieder zurück nach Weeze, wo mein Schatz mich freudig empfängt. Nach Hause kommen ist auch was schönes. :bg

                      Fehlt nur noch ein Fazit. Das schreibe ich Euch Morgen Abend.

                      Beste Grüße an Alle,
                      Rainer
                      radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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                      • KuchenKabel
                        Fuchs
                        • 30.01.2006
                        • 2032
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        Klasse! Schön das du so einen Erfolg und so viel Glück mit dem Wetter hattest.
                        ,,Man wäre kein guter Anarchist, wenn man auf Grundsätzen beharren würde!'' - Eva Demski

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                        • Asha'man
                          Erfahren
                          • 17.03.2007
                          • 230

                          • Meine Reisen

                          #13
                          Hallo Rainer,

                          klingt super. Ich beneide dich. Ob man den WHW wohl auch mit dem Rad fahren kann?

                          Grüße,
                          Thomas

                          Kommentar


                          • pepe-hh
                            Dauerbesucher
                            • 12.11.2006
                            • 848

                            • Meine Reisen

                            #14
                            Hör auf mit dem ****** Bericht !

                            Aus mir spricht der Neid, weil ich erst in 4 Monaten nach Schottland komme.

                            Aber sehr schön geschrieben und tolle Bilder !

                            Gruß, Enrico

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                            • carola_trekking
                              Erfahren
                              • 22.03.2005
                              • 252

                              • Meine Reisen

                              #15
                              klasse Bericht und vor allem super Bilder - ich sollte mir auf meinen Touren mehr Zeit nehmen für die Fotos und nicht nur wild drauflosknipsen :wink:

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                              • Rainer Duesmann
                                Fuchs
                                • 31.12.2005
                                • 1642
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                Zitat von pepe-hh
                                Hör auf mit dem ****** Bericht !

                                Gruß, Enrico
                                Ist ja gleich Schluß.

                                Also:

                                Dank Eurer Hilfe hatte ich ja eine Packliste die so ziemlich die Erfahrung vieler wiederspiegelte: http://forum.outdoorseiten.net/viewt...esmann&start=0

                                Mein Fazit leitet sich jetzt aus meiner persönlichen Sicht als purer Anfänger des Wanderns mit Zelt in Schottland her ab.

                                Allgemeines Ausrüstungs-Fazit

                                Auf dem WHW ist im April/Mai mit jedem Wetter zu rechnen. Der Holländer der zum dritten Mal eines seiner Kinder durch den Weg "trieb", erzählte mir (als wir schwitzend nebeneinander unsere Zelte aufbauten) das er zur selben Zeit schon einen halben Meter Schnee am selben Ort hatte.
                                Recht zuverlässig ist die Internet Wettervorhersage zur allgemeinen Feststellung der grundsätzlichen Wettertendenz. Ist also wie bei uns 18 Grad Tagestemperatur angesagt, sollte man sich sowohl auf sommerliche Temperaturen im direkten Sonnenschein, als auch auf leichte Nachtfröste einstellen.
                                Dadurch hat man natürlich im Rahmen des Zwiebelschalenmodelles eine überschaubare Anzahl von Bekleidungsstücken dabei.
                                (Nebenbei gesagt: Ich bitte inständig alle Wanderer die stark schwitzen auf reine Baumwollhemden zu verzichten. Die trocknen ja schwer nach dem Waschen und werden darum gerne wochenlang getragen. Manche Leute konnte man gegen den Wind auf der anderen Seite des Berges erriechen... :rot: )

                                Packt also ein was leicht waschbar ist, und was sich schön miteinander kombinieren läßt.

                                Sonnenschutz ist Pflicht! Es gibt auf dem Way nirgendwo Sonnenschutzcreme zu kaufen. Ich sehe jedes Jahr übel verbrannte Nacken und Stirnen in Schottland. Ein Outdoor-Hut erfüllt bei mir den doppel Zweck der Schweißbremse und des perfekten Sonnenschirmes.

                                Ein nicht zu kleines Zelt ist gerade bei schlechtem Wetter ein gern willkommener Luxus.

                                Ein paar wasserdurchlässige Wechselschuhe (Salomon Nassschuhe oder einfache Adiletten) sind nicht nur persönlich sehr bequem und praktisch, sonder es gefällt auch anderen wenn man nicht mit seinen schlammverschmierten Tretern in den Sanitärräumen rumlatscht.

                                Jetboil Kocher rules the world. Erst von mir als amerikanischer Modegeck verlacht, jetzt heiß als bestes Ausrüstungsstück verehrt. Heißes Wasser in einer Minute. Du ißt bereits während andere noch mißmutig am Höllenlärm verursachenenden Primus schrauben. Kleinstes Packmaß und Gewicht, geringster Gasverbrauch. Der Kaffeepresseinsatz ist dann die Krönung. Ich hab Leute ein paar Minuten vorher auf Tour überholt, die sich entgeistert die Augen rieben, wenn sie mich fünf Minuten später mit einer dampfend Tasse Kaffee in der Hand einen Müsliriegel mampfen sahen. Die dachten wahrscheinlich hier sind Zwillinge auf Tour...

                                Die teuren Globetrotter Fresstüten sind nix leckerer und kaum nahrhafter als der Standard Kram aus dem gut sortierten Supermarkt. Da kann man ruhig sparen. Top, dagegen die Power Bar Riegel. Lecker, kaum süß und echte Sattmacher.

                                WHW mit 22kg Rucksack ohne Trekkingstöcke ist für mich nicht nachvollziehbar. Ist mir egal ob ich ausseh wie ein Nordic-Walker, hauptsache ich stürze nicht und meine Knöchel bleiben heil und ich schone meine Muskeln.

                                Das Fazit für die Anfänger und Nicht-Sportskanonen

                                Jeder "normale" gesunde Wohlstands-Mitteleuropäer kann den WHW mit großem Rucksack gehen. Checkt im Zweifelsfalle vorher mit Eurem Arzt den Allgemeinzustand ab. Bereitet euch mit Walking/Jogging/langen Spaziergängen vor. Der Weg beginnt im Gegensatz zu den Aussagen in den Büchern schon anstrengend. Laßt Euch Zeit und macht Euch nicht verrückt. Wir (ca. 10 bis 15 kg Übergewicht) haben einen Schnitt von 2 bis 3 Meilen (ca. 3 bis 4,5 km) pro Stunde, je nach Wegbeschaffenheit, gelaufen. Es ist unglaublich wie schnell der Körper sich an die Belastung gewöhnt! Nach drei bis vier Tagen läuft man am Ende einer Etappe übermütig wie ein junger Hase die Hügel schon mal im Laufschritt rauf.

                                Macht regelmäßige Pausen (Mittags auch ruhig mal eine halbe Stunde und länger) und trinkt viel und eßt mäßig dazu. Zwei Liter Wasser über Tag ist bei warmem Wetter schon locker drin.

                                Persönliches Fazit

                                Im Gegensatz zum letzten Jahr wo ich auf Skye in B+Bs nächtigte und kaum nette Einheimische traf, war ich diesmal wieder in "meinem" Schottland angekommen.

                                Kaum eine Begegnung am Gartenzaun ohne das der Opa einen nicht mit dem neuesten Wetterbericht versorgte. Geschenke wie die Dose Bier aus dem persönlichen Wohnwagenvorrat. Nachfragen der typischen Art (Woher, wohin, warum?). Also einfach liebenswerte Leute. Dazu Wanderfreunde aus aller Herren Länder die alle eine interessante Geschichte zu erzählen haben. Daher mein Schlussfazit:

                                WHW = Schweinegeil!

                                Besten Dank an Alle für Rat und Tat in der Vorbereitung.
                                Und natürlich besten Dank an die Mods und Betreiber hier, ohne Euch wäre dieses tolle Forum nicht da.

                                Rainer

                                P.S.: Nächstes Jahr gibts den Anschluß-Bericht. WHW Teil 2 Bridge of Orchy bis Fort William und Ben Nevis.
                                Ich könnt schon wieder los ...
                                Zuletzt geändert von Rainer Duesmann; 25.08.2007, 03:21.
                                radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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                                • OliverR
                                  Dauerbesucher
                                  • 16.02.2007
                                  • 981
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                                  #17
                                  Hallo Rainer,

                                  wirklich ein schöner Bericht und schöne Fotos. Nun freue ich mich um so mehr auf meine Tour im September, die ja ebenfalls auf dem WHW beginnt. Wenn ich mir allerdings die Bemerkungen zum Wetter in Deinem Fazit durchlese, dann frage ich mich, ob ich für September nicht doch lieber meinen etwas kuschligeren Daunenschlafsack mitnehmen soll, um mehr Reserve zu haben...


                                  Gruß
                                  Oliver
                                  The earth is your grandmother and mother, and is thus sacred. Every step that is taken upon her should be as a prayer (Black Elk)

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                                  • Rainer Duesmann
                                    Fuchs
                                    • 31.12.2005
                                    • 1642
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                                    #18
                                    Hallo Oliver,
                                    also mein Schlafsack Carinthia Scout 2 ist ja auch Daune, aber kein High-End Modell. Angegeben mit -2 Komfort fand ich den bei Temperaturen um den Gefrierpunkt mit Therm-a-Rest Perf. Ultra Lite 760 g drunter nicht sehr warm. Und ich friere eigentlich nicht leicht. Das Wetter im September auf dem Way kenne ich nicht, ich vermute allerdings es ist wärme als im Frühjahr. Bodenfrost sollte dann nicht vorkommen.

                                    Viel Spaß,
                                    Rainer
                                    radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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                                    • DocViper
                                      Dauerbesucher
                                      • 28.06.2005
                                      • 565

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      @rainer: danke für den bericht und die fotos !

                                      ich hatte mitte oktober etwas reif am morgen am whw.
                                      mein schlafsack war definitiv zu schwach (+5°C komfort mann)

                                      www.wetteronline.de

                                      dort einen passenden ort suchen und da gibts dann einen klimarechner der dir die tages und nachttemperaturen pro kalenderwoche ausgibt. (also klimadiagramm-mässig)

                                      zB für Ft William:
                                      Reisezeit : 08.09 - 22.09
                                      statistischer Witterungsverlauf
                                      Die mittlere Witterung stellte sich für Tulloch Bridge in der Vergangenheit folgendermaßen ein:
                                      Die mittlere Tageshöchsttemperatur lag zwischen 14°C und 18°C. Nachts kühlte es sich auf 5°C bis 11°C ab.
                                      Im Mittel fiel im entsprechenden Zeitraum an 7 Tagen Niederschlag. Über Ihre Reisezeit gemittelt wehte ein schwacher Wind der Stärke 3 Bft. Diese Analyse beruht auf Beobachtungen der letzten 6 Jahre.


                                      Joe

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                                      • OliverR
                                        Dauerbesucher
                                        • 16.02.2007
                                        • 981
                                        • Privat

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                                        #20
                                        Hey Joe,

                                        guter Tipp! So hat man wenigstens einen statistischen Wert zur Orientierung.


                                        Danke und Gruß

                                        Oliver
                                        The earth is your grandmother and mother, and is thus sacred. Every step that is taken upon her should be as a prayer (Black Elk)

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