[NO] Jotunheimen; dreiwöchige Rundtour im Sommer

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  • Issoleie
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    • 29.10.2005
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    [NO] Jotunheimen; dreiwöchige Rundtour im Sommer

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Region/Kontinent: Nordeuropa

    Leider ist es mit dem Bericht ein wenig spät geworden, aber das Abi und die Tourplanung für diesen Sommer hatten höhere Priorität.
    Vielleicht haben einige ja trotzdem Spaß am lesen, oder finden durch den Reisebericht ihr nächstes Urlaubsziel. Ein wenig lang ist es geworden; wer es nur kurz und wortlos mag, findet in dieser Galerie auch einige Bilder der Tour.




    Jotunheimen, Norwegen
    12.07. – 03.08.2006
    Gemeinsam mit Tim



    Anfahrt
    12.07.

    Mit einem Gefühl zwischen Wehmut und unheimlich befreiender Vorfreude winke ich meiner Freundin nach, die auf dem Bahnsteig sich von mir verabschiedete, um nicht eine einsame Rückfahrt vom Flughafen erleben zu müssen. Abschied nehmen Tim und ich aber auch vom erstickenden, vibrierenden Berlin-Sommer und flüchten in die weite Natur Norwegens.
    Zunächst führt der Weg jedoch zum Flughafen Schönefeld, auf dem mir einmal mehr bewusst wird warum ich abreise. Der Zug fährt kurz vor erreichen des Bahnhofs nicht weiter, ein Brand nahe der Strecke verhindert es. Die Menschen steigen aus, es kommt zu Ballungen, sie schimpfen leise vor sich hin, manche lauter, stehen unter Stress. Ein Verantwortlicher für diese Zumutung muss zweifelsohne schnell gefunden werden, so einfach könne das nicht hingenommen werden. Schlimmeres zu verhindern fahren Busse nach Schönefeld, Ziel fast aller Wartenden. Entspannung bringen diese jedoch keineswegs; Schieben, Drücken, Drängeln an der Haltestelle: Nicht jeder findet einen Platz im Bus, der Unmut wächst. Nach einmaligem Umstieg und Reduzierung der Mitfahrenden endet die Fahrt jedoch erfolgreich unter und mit weniger Hektik am Flughafen: doch noch pünktlich geschafft.
    Die beiden großen Rucksäcke werde problemlos aufgenommen und nach Verabschiedung von Tims Familie gehen wir halb neun Uhr am Abend in Richtung Flugzeugeinstieg. Kurz vor der letzten Personen- und Gepäckkontrolle erinnere ich mich an meinen im Rucksack vergessen Personalausweis; Flugroutine habe ich offenbar noch keine. Ich muss zurück zur Gepäckaufnahme und dort auf meinen Rucksack warten. Nach neun Uhr können wir schließlich in den Bustransport zum Flugzeug, wo wir auf weitere, selbst zu spät kommende Mitreisende warten: Die Norweger sind gelassen.
    Der Flug verläuft ohne Probleme und mit netter Bekanntschaft zweier Sitznachbarn. „Germans are crazy“ wird uns zusammenfassend von einem Norweger gesagt, der gerade von einem Berliner Goa-Festival kommt, und wir fragen uns mit einem Lächeln im Gesicht, ob es nicht vielleicht die Skandinavier noch mehr sind. Nach herzlicher Verabschiedung beschließen wir die gemeinsame Flughafenübernachtung mit Thea, die wir ebenfalls kennen gelernt haben.
    Geld wir abgehoben, Informationen über den Bustransport zu unserem Zielbahnhof eingeholt und ein leidlich angenehmer Platz für die Nacht gesucht. Neben vorbeifahrenden Reinigungsfahrzeugen, dem normalen Menschenverkehr auf einem Flughafen in der Nacht und der einzigen Grünplfanze der Etage dämmern wir auf unseren Isomatten.


    1.Tag > Memurubu
    13.07.

    Strecke: 11-12km; Zeit: 4h
    auf: 293m; ab: 293m

    Schluss der Anfahrt und meisterhafte Kunst

    Der Flughafen erlaubt zwar keinen erholsamen, jedoch einen weitgehend ruhigen Schlaf, der bis fünf Uhr dreißig andauert. Nach kurzem Gespräch und einer Neuordnung des Rucksacks verabschieden wir uns von Thea und nehmen den Flybussen für reduzierte sechzig Kronen um sieben Uhr zum Osloer Busterminal. Dort warten wir auf den Valdresexpressen, der schließlich neun Uhr fünfzehn abfährt und uns mit Umstieg in Fargenes nach Gjendesheim befördert, dem Ausgangspunkt unserer dreiwöchigen Wanderung.
    Nach anstrengender, ermüdender und teilweise trister Fahrt sind wir nun glücklich und voller Freude in Jotunheimen angelangt, der Heimat der Riesen. Wir erblicken eine Landschaft, die der schöpferischste Künstler mit seinem besten Pinsel nicht beeindruckender hätte schaffen können. Ein azurblauer Bergsee liegt lang gestreckt zwischen kraftvollen, uralten Bergkämmen vor uns, gestreichelt von feinstem Regen, der wie ein Schleier diese ursprüngliche Schönheit der Natur im Sonnenlicht einhüllt.
    Unser Weg führt uns an diesem See entlang über weiche, versteckte Waldwege, die von den letzten Bäumen umschlossen werden, über offene hohe Stellen, die wundervolle Blicke erlauben, und über Steinfelder, die nur mit Anstrengung und erhöhter Konzentration zu überqueren sind.



    Belohnt werden wir am Ende des Tages zusätzlich von einem wunderschönen Zeltplatz an den Memurubu-Hütten, den wir um dreiviertel sieben am Abend mit leichtem Herzen erreichen.
    Nach kurzer Ruhe wird die Kälte des Sees zu einer erfrischenden Wäsche genutzt und der Abend nach dem Essen und Gesprächen beendet. Voll Zufriedenheit über die bevorstehende schöne Zeit schlafen wir gegen elf Uhr ein.



    2.Tag > Glitterheim
    14.07.

    Strecke: 20-21km; Zeit: 6h 15min
    auf: 982m; ab: 620m; max.: 1685m

    Steile Aufstiege und ein langer Weg am See

    Nachdem wir uns acht Uhr haben wecken lassen, dies jedoch als Zumutung im Urlaub empfunden haben und erst dreiviertel neun aufstehen, begrüßt uns der heutige Tag sonnig. Das Lager wird abgebaut und wir brechen nach dem Frühstück gegen zehn Uhr Richtung Glitterheim auf. Auf dem steilen Anstieg, der uns auf die Bergkämme der Besshoe führt, zu deren Füßen wir tags zuvor am See entlanggingen, wird die Illusion eines einsamen Nationalparks durch sehr zahlreich angereiste Tageswanderer zerstört, die munter und leichtfüßig an uns vorbei von Stein zu Stein springen. Wir hingegen schleppen uns trotz starkem Wind und eher niedriger Temperaturen verschwitzt und langsam den Hang hinauf, jedoch im Innern mit der Freude, das Groß an Wanderern nach der baldigen Weggabelung hinter uns zu lassen und weitestgehend ungestört die großartige Natur Jotunheimens auf dem Weg nach Glitterheim zu genießen.
    Nach etwa vierhundert zurückgelegten Höhenmetern erblicken wir das wunderschöne lange Tal des Russvatnet, verziert von Sonnenspielen aus Licht und Schatten.



    Der Weg entlang des Sees ist leicht zu laufen und wir kommen gut gelaunt schnell voran, springen mit kindlich-unbeschwerter Freude von Stein zu Stein über Flussläufe und lassen unsere Füße in flache Gewässer platschen.
    Nach so viel Leichtigkeit des Wanderns müssen wir allerdings den letzten Aufstieg des Tages hinter uns bringen, der uns über die erste Brücke unserer Wanderung über den Blattjonnae führt und als Abschluss ein kleines Schneefeld bereithält. Nach diesem höchsten Punkt des Tages auf 1685m liegt der finale Abstieg nach Glitterheim vor uns. Über immer wiederkehrende Geröllfelder springen wir nun schon mit etwas schweren Beinen und auch an meinen Fußsohlen spüre ich die Belastung des Tages. Der Weg ist anstrengend, führt uns jedoch, schon von weitem zu sehen, an einen malerischen Fluss mit seichten Ufern, der, von einem Gletscher kommend, an den Häusern Glitterheims entlang fließt.
    Schnell ist somit das heutige Lager am Fluss gefunden und um halb acht Uhr aufgebaut. Nach erholsamen Schlaf im Zelt nach einem anstrengenden zweiten Wandertag werden Nudeln in Broccolisauce gekocht. Ich bereue es, bei Temperaturen knapp über zehn Grad und steifem Wind schon jetzt, mein Thermohemd zu Hause gelassen zu haben und scheue die Wäsche im Fluss im Gegensatz zu Tim. Nach dem Essen wird erneut im Zelt ausgeruht und die heutige Etappe sowie die zukünftige Planung besprochen.
    Um viertel elf gehen wir noch einmal für die letzte abendliche Toilette aus dem Zelt und ich überwinde meine Kälte und wasche mich mit klarem Wasser, nur um gleichfalls Opfer unzähliger, plötzlich auftauchender Mücken zu werden. Wir gehen zu Bett.



    3.Tag > Spiterstulen
    15.07.

    Strecke: 17-18km; Zeit: 5h 20min
    auf: 355m; ab: 637m; max.: 1652m

    Wanderstöcke beiseite und Pullover aus

    Erneut beginnen wir unseren Tourtag um zehn Uhr bei wolkenlosem Himmel und warmen Wetter mit nur einer leichten Brise, die gerade recht für eine Abkühlung in unsere Gesichter bläst. Die der Karte nach leichte Strecke und die schönsten Bedingungen lassen uns froh und recht leicht wandern, einzig der wieder von Steinen bedeckte Pfad bremst unsere Schritte. Unser Ziel für heute ist Spiterstulen, etwa siebzehn Kilometer entfernt, jedoch aufgrund relativ leichten Weges schon in etwa fünf Stunden zu erreichen, wodurch wir uns beim Wandern Zeit lassen können.



    Nach einer Weile gemütlichen Laufens entlang des Flusses gelangen wir zum ersten und einzigen Aufstieg des Tages, der uns auf eine Höhe von 1652 Meter bringt, mit seinen Geröllfeldern aus kleineren Steinen und großen Felsplatten jedoch anstrengend zu gehen, teilweise zu klettern ist. Nach diesen etwa dreihundert Metern bergauf erreichen wir drei kleine, zu einer Rast einladende Bergseen, die Veslgluptjonnen. Die Strecke führt weiter unentwegt über Geröllfelder, die wir, von Stein zu Stein hüpfend, allerdings schnell und mit weniger Mühe als erwartet überqueren. Fast den ganzen restlichen Tag geht es in dieser Weise voran und die Landschaft wirkt mit dieser Steinwüste beinahe monoton und trist. Auf etwa gleicher Höhe wandern wir jedoch weiter munter bis zum Abstieg nach Spiterstulen am Ende der Etappe.
    Steil und unwegsam geht es hinab zur Einkerbung am Fuße des Galdhopiggen, dem höchsten Berg Norwegens, an dem in von seinen Hängen gebildeten Bett ein schneller und breiter Gebirgsfluss strömt. Da wir uns nur auf 1080 Höhenmetern befinden, wachsen die Bäume und die Flora wird üppiger. Ebenso nimmt jedoch die Zahl der Menschen zu und wir merken schnell, dass der Galdhopiggen attraktives Ziel vieler Tagesausflügler ist. Doch auch die Tatsache, dass der Zeltplatz am Fuße dieses mächtigen Berges augenscheinlich kostenpflichtig ist, kann unsere gute Laune nicht bremsen und wir suchen uns weiter flussabwärts einen schönen Lagerplatz neben dem Strom, der ohnehin einsamer und wilder ist.
    Gemütlich wird die noch warme Sonne zur Entspannung genutzt, das Zelt um viertel sechs aufgebaut und das kalte Wasser für eine erfrischende ausgiebige Wäsche genutzt. Nach Nudeln in Käse-Tomaten-Sauce, Schach und Gesprächen schlafen wir gegen elf Uhr ein.



    4.Tag > Galdhopiggen
    16.07.

    Strecke: ca. 10,5km; Zeit: 5h 15min
    auf: 1570m; ab: 1570m; max.: 2469m

    Das Dach Norwegens

    Um zehn Uhr lassen wir unser Zelt am Flussufer stehen, um nur mit Proviant und Wasser den höchsten Gipfel Norwegens zusammen mit den etlichen anderen Ausflüglern zu besteigen. Steil geht es durch die letzten Baumreihen über einen von Steinen besetzten Weg. Die Sonne brennt vom wolkenlosen Himmel und schwächt uns zusätzlich zu andauernden Magenbeschwerden, lässt jedoch auch einen wundervollen Ausblick von des Berges Gipfel erhoffen.



    Abwechselnd über Schnee- und Geröllfelder gelangen wir immer höher und können nach etwa zwei Stunden die Gipfelhütte in einiger Entfernung erblicken. Die letzten großen Anstiege werden genommen und erschöpft erreichen wir unser Ziel nach drei und einer halben Stunde. Ein unvergesslicher Ausblick bietet sich uns bei blauem Himmel, die hohen Gipfel Jotunheimens liegen vor uns in der Sonne, graue Riesen mit weißem Haupt grüßen uns freundlich.
    Nach längerer Rast ist uns die geheime Freude auf den vor uns liegenden Abstieg schon anzumerken: Die vorher mühsam zu begehenden weichen Schneefelder bieten sich nun als schneller Transportweg durch ihre Rutschbahn-Funktion an. Abgelöst werden diese immer wieder von den Geröllfeldern, die durch Steinhüpfen mit ebensoviel Spaß überquert werden. Die Magenbeschwerden, die unerbittert scheinende Sonne und die vergangen Wandertage haben jedoch ihre Spuren hinterlassen und wir schleppen uns mit letzter Kraft den verbleibenden schwierigeren Abstieg des Galdhopiggen hinunter, um anschließend nach fünf und einer viertel Stunde reiner Gehzeit völlig erschöpft an unserem Zelt anzukommen und uns hinzulegen.
    Mein Schlaf jedoch uns unruhig und wenig erholsam und nach wenig mehr als einer Stunde muss ich mich vor dem Zelt übergeben um anschließend kraftlos des Rest des Abends ebenso wie Tim ohne warme Mahlzeit im Schlafsack zu verbringen, einzig mit der Hoffnung, morgen ausreichend Kraft für eine letzte Etappe vor dem geplanten Ruhetag in Leirvassbu zu haben.



    5.Tag > Leirvassbu
    17.07.

    Strecke: 16-17km; Zeit: 3h 45min
    auf: 416m; ab: 110m; max.: 1470m

    Zwischen Leichtigkeit und Erschöpfung

    Ich habe die Nacht über unruhig geschlafen und auch das Wetter war von Nieselregen und starken Windböen geprägt, die bis zum Morgen anhalten, was uns noch länger im Zelt bleiben lässt. Allerdings musste Tim hinaus, da unser Tunnel versuchte, es einem Geodät gleichzutun und ohne Heringe zu stehen, was ihm wohl schon teilweise seit den frühen Morgenstunden recht ordentlich gelungen ist. Aufgrund mangelnder Motivation aufzustehen wird als Limit des Faulenzens zehn Uhr gesetzt, egal, ob es noch regnet oder nicht. Wir essen und packen um Zelt und starten kurz vor elf Uhr unsere heutige Etappe, von der ich mir noch nicht sicher bin, in welchem Zustand ich sie beenden werde, da der Magen noch immer nicht vollständig beruhigt scheint. Zum Glück gibt es heute immer die Möglichkeit, aus fließendem Gewässer zu trinken; da ich zwei Tage zuvor auch aus einem stehenden Wasser genommen habe, könnte hierin die Ursache für die Magenbeschwerden liegen.
    Der Weg allerdings macht das Wandern zu einer wahren Leichtigkeit. Im immer wiederkehrenden Nieselregen und unter verhangenem Himmel überqueren wir schnell von breit auslaufenden Gletscherbächen durchweichten Boden, immer wieder durchzogen von Steinen und manchmal gar ganz in ein Blockfeld übergehend. Trotzdem wir schnell vorankommen, freuen wir uns auf den anstehenden Ruhetag und unsere Erschöpfung ist uns anzumerken. Nach letzter Flussquerung über Steine und durch seichte Stellen steigen wir den letzten Anstieg hinauf zu einer Bergseenkette, der zu folgen uns nach Leirvassbu leitet, in einem Kessel auf 1410 Metern ebenfalls an einem See gelegen, an dem wir nach nur drei und einer dreiviertel Stunde Wanderung am zur Hütte gegenüberliegenden Ufer einen wunderschönen Zeltplatz finden.



    Wir hoffen für den morgigen Tag auf besseres Wetter und beenden den Abend nach Wäsche, sättigender Polenta und Gespräch.



    6.Tag > Ruhetag
    18.07.

    Großreinemachen

    Ich wache um halt neun im stark aufgeheizten Zelt auf, ein gutes Zeichen. Als ich hinausgehe strahlt mir in der Tat die Sonne ungehindert von Wolken in mein Gesicht und der kleine Wasserlauf bei mir lockt mit seiner säuselnd-erfrischenden Stimme zu einer gründlichen morgendlichen Wäsche und der Stein gleich nebenan bietet mir seinen ruhigen Rücken, auf dem ich die warme Sonne auf der Haut noch vor den ersten Wanderern in aller Stille, einzig mit dem leisen Rauschen des Windes, dem fröhlichen Plätschern des Wassers und dem friedlichen Glockenschlag der Schafe als Begleiter, genieße. Schöner kann ein Tag wohl kaum beginnen.
    Die Tagesziele: Ausruhen, sehr viel essen, so viel als möglich waschen und gute Laune haben. Nach dem Aufstehen errichten wir eine Wäscheleine mit Trekkingstöcken und gehen zum See hinunter, um den ersten Teil der Sachen um klaren Wasser zu waschen. Anschließend werden alle Glieder auf dem Gras von uns gestreckt und der zukünftige Nummer-Eins-Hit „Sunbathing in the Mountains“ mit stimmungsvoller Mundarminkabegleitung passend zur Situation komponiert.



    Zum Mittag bereiten wir zum ersten Mal etwas Warmes: Milchreis Vanille wurde in den Töpfen der Trekkingküche gezaubert. Man kann es sich schon gut gehen lassen. Allein Faulenzen können wir trotz gutem Willen dazu noch nicht und ein erneuter Gang zum See mit Sachen im Arm ist Pflicht. Allerdings immer ein Tageshauptziel, Ausruhen, in Gedanken, legen wir uns hernach in das Zelt und planen den weiteren Tourverlauf. Anschließend wird die DNT-Hütte besucht, einfach, um ein wenig zu tun zu haben und letztlich auch Empfang mit dem Handy zu haben, der an Hütten oft zu finden ist. Zur großen Freude gelingt alles und wir schreiben zu ersten Mal nach Hause: Ja, wir noch, keine Sorge. Nach erneuter Entspannung um Zelt beschließen wir einen Badeversuch in Angriff zu nehmen, die Langeweile zu bekämpfen und uns zu erfrischen. Mit den Füßen im See scheint uns die Idee jedoch plötzlich weniger spaßig und wohl allein der schönste Sonnenschein flüstert uns zu, zu bleiben. Nach minutenlanger Gewöhnung bilden wir uns dann auch tatsächlich ein, dass das Wasser nicht wirklich kalt sei und gehen vollständig hinein, unseren Körper mit kalten Wasser wohltuend erfrischend.
    Der Rest des Tages vergeht beim Sonnen, Ruhen im Zelt und Gesprächen schnell und nach dem Abendessen gehen wir langsam halb zehn zu Bett, um wie gegen elf Uhr einzuschlafen.
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 06.11.2011, 06:38. Grund: Reisecharakter eingestellt

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    #2
    7.Tag > Nähe Skogadalsboen
    19.07.

    Strecke: 18-19km; Zeit: 4h 45min
    auf: 162m; ab: 752m; max.: 1426m

    Üppiges Grün

    Erneut wache ich vor Tim auf und gehe hinaus in den Sonnenschein, um mich mit frisch-kaltem Wasser zu waschen und die stille Morgenstimmung zu genießen. Die heutige Etappe ist von wenig Schwierigkeit und wir lassen uns beim Abbau unseres schönen Lagers etwas länger Zeit, um schließlich gegen zehn Uhr die Wanderung zu beginnen.
    Auf einer Schotterstraße laufen wir einige Zeit leichten Fußes durch kleine, von Bergen umrandete Kessel, auf deren Böden heimliche Bergseen liegen. Schon bald jedoch betreten wir gewohnten Grund: Weiche Erde und von Wasser saftiges Moos, unterbrochen von kleinen Steinen. Grüne Hänge liegen zu beiden Seiten des Grav- Storutledalen und wir blicken die weite Schneise entlang, an deren Ende sich unser heutiges Etappenziel befindet.



    Recht frisch und heiter gehen wir schnell durch immer blühendere Abschnitte, die ersten Bäume tauchen auf und Sträucher und Blumen bedecken den Boden. Nach dem vorigen Tag der Regeneration sind wir bei besten Kräften und machen nur wenige Pausen, haben unbeschwerte Freude am Gesamtwerk dieses schönen Tages.
    Allein der letzte Abschnitt der heutigen Strecke ist bei der großen Hitze anstrengend. Auf schmalen und heimlichen Pfaden, eingrenzt zu beiden Seiten von dichtem Gestrüpp, steigen wir vom Fluss Storutla, der uns bis jetzt begleitete, in die Höhe, um gleich darauf in den die Hänge bedeckenden Wald einzutauchen. Nach einiger Zeit erreichen wir die gesuchte Wegkreuzung, überqueren den Utla mit Hilfe einer massiven Brücke und suchen an dessen Ufer nach einem Platz für die Nacht, der nach nur wenigen Metern auf einer wunderschönen leichten Wiese gefunden ist.
    Nach einem ausgiebigen Bad um schnell strömenden, doch recht milden Wasser sonnen wir uns im Gras und entspannen bis zum Abend, um abschließend halt neun zu essen und hernach um zehn Uhr die Geborgenheit des Zeltes zu genießen.



    8.Tag Sognefjellshytta
    20.07.

    Strecke:16-17km; Zeit: 3h 35min
    auf: 668m; ab: 76m; max.: 1413m

    Schaue zum Himmel

    Als ich um acht Uhr von dem Wecker aufwache, scheint die Sonne nicht wie gewöhnlich heiß auf unser Zelt und ich vermute bedeckten Himmel, allzumal wir am gestrigen Tag von zu Hause die Nachricht erhalten haben, dass die nächsten Tage eventuell von Gewitter geprägt sein werden. Allein als wir dreiviertel neun aufstehen, lacht uns die Sonne ein mal mehr ein „Guten Morgen“ in die noch verschlafenen Gesichter.
    Nachdem wir zuerst das Lager abgebaut und dann gefrühstückt haben, beginnen wir den Aufstieg am Flussufer Richtung Norden an bewachsenen Hängen entlang und vorbei an einsamen Hütten, die verfallen und ruhig die wilden, schroffen Berge in ihrer Ursprünglichkeit begleiten und beruhigend den Eindruck erzeugen, alles hier sei unzählige Jahre alt, noch aus den unbeschwerten Tagen der Welt.
    Der Aufstieg ist beschwerlich und unter der Hitze läuft uns der Schweiß. Der Weg jedoch ist trotz vieler Moorstellen und größerer Steine teilweise fast angenehm zu laufen.



    Mein Blick allerdings wandert oft in den Himmel. Dicke Quellwolken überziehen das Blau und ich bange um das bisher so schöne Wetter, mache mir Sorgen über die nächsten anstrengenden Etappen, die ich nur ungern in starkem Regen liefe. Durch unser schnelles Vorankommen sind wir jedoch flexibel genug, um dem Wetter entsprechend zu wandern und wir können mit einiger Zuversicht die folgenden Tage erwarten.
    Schon um halb drei erreichen wir unser Tagesziel, die Sognefjellhytta, gelegen an der im Norden verlaufenden Straße 55, die vielen Tageswanderern und Autoreisenden gute Möglichkeiten zum Einstieg bietet.
    Der Rest des Tages vergeht mit Entspannung, waschen, lesen, Schach und dem Abendbrot um acht Uhr, nach dem wir noch eine kurze Zeit die warme Abendsonne am nun wieder blauen Himmel genießen und anschließend froh über das anscheinend stabil schöne Wetter in das Zelt gehen.



    9.Tag > Ovre Gronevatnet
    21.07.

    Strecke: 17-19km; Zeit: 6h 35min
    auf: 800m; ab: 800m; max.: 1609m

    Bergziegen mit Rucksack

    Wie üblich beginnen wir die heutige Wanderung um zehn Uhr. Die Sonne scheint zwischen einigen Quellwolken, die jedoch freundlich anmuten, und sachter Wind streift durch die hügelige Landschaft. Wir beschließen schnell, die vor uns liegende Etappe vollständig an diesem Tag zu gehen.
    Nachdem wir nach kurzer Zeit ein paar wenige Tagesausflügler hinter uns gelassen haben, setzen wir einsam den Weg nach Norden fort, der uns durch schroffe, unwirtliche Hügellandschaften im Dyrhaugslogan-Gebiet führt. Kleine Tauseen verstecken sich zwischen kantigen, dunklen Steinen und nur selten laufen wir während der unzähligen Auf- und Abstiege über blühende, Gras bewachsene Flächen: Wir sind im steinigen Fjäll.



    Ungeachtet der anspruchsvollen Strecke kommen wir schnell voran, auch wenn man das Gefühl hierfür bei diesem Etappenprofil leicht verloren geht, spüren allerdings am längsten Aufstieg auf 1600 Meter die schon hinter uns liegende Belastung und verlangsamen das Tempo. Doch an schnelles Aufsteigen ist angesichts des jetzigen Weges ohnehin kaum mehr zu denken. Steile Felskanten und Steinplatten müssen überwunden werden, Spalten mit Sprüngen übergangen. Allein, die Mühe lohnt sic, als sich vor uns eine strenge, unendlich weite Gebirgslandschaft zeigt. Grau und hart ist Gipfel and Gipfel gedrängt und lange Falten werfende Bergketten erwecken den Eindruck von einem undurchdringbaren, abgeschiedenen einzigartigen Naturgebiet.
    Gemächlich und noch immer ohne einen anderen Menschen gesehen zu haben beginnen wir den Abstieg zum Liabrevatnet, einem am Gletscherfuße gelegen Bergsees, an dem wir dessen reißenden Abfluss anspruchsvoll überqueren müssen. Anschließend müssen wir jedoch erneut, wenn auch kurz, ansteigen. Nachdem wir das Vetledalen erblicken, in dem der Weg noch bis zur DNT-Hütte Nordstedalseter verläuft, gelangen wir schnell zu unserem heutigen Tagesziel, dem Ovre Gronevatnet, der azurblau in einem Bergkessel liegt und uns nur mit großem Glück einen kleinen schönen Platz für unser Zelt gewährt.
    Erschöpft und froh genießen wir die Nachmittagssonne, um anschließend nach einer Wäsche im Zelt verdient auszuruhen. Nachdem wir die heutige Etappe gelaufen sind, bleiben uns neben den geplanten Ruhetagen noch zwei weitere, an denen wir keine Strecke laufen müssen. Um viertel neun bereiten wir Abendessen und beenden anschließend den Tag im Zelt mit Kartenstudien.



    10.Tag > Nähe Skalavatnet
    22.07.

    Strecke: 11-12km; Zeit: 5h 40min
    auf: 835m; ab: 1177m; max.: 1768m

    Durch Schneefelder zum Gipfel

    Erneut begrüßt uns die Sonne freundlich am Morgen des zehnten Tages unserer Tour, der als letzter wirklich anstrengend sein wird, und wir beginnen wieder zehn Uhr, loszulaufen, ungewiss über den Verlauf der Tagesetappe, die uns auf den Liaflui führt, welcher in 1768 Metern Höhe gipfelt und dort von einem langen Gletscher überzogen ist.
    Allein der Weg bis zum Fuße des Berges ist schon anstrengend und verläuft für diese Gegend typisch über wechselnde An- und Abstiege, bedeckt von Geröll und steil.



    Am eigentlichen Berghang angekommen, klettern wir weiter steil in die Höhe über steinige Hänge, schwitzen unter der heiß glühenden Sonne und spüren schnell unsere Beinmuskeln ob der Belastung rebellieren. Doch wir kommen schnell voran und gelangen bald schon zu den ersten Schneefeldern, die nun abwechselnd zu Felsinseln unseren Weg bilden. Weniger steil und in die Länge gezogen führt uns der Anstieg nun über Bergabsätze, hinter denen immer neu die Wegmarkierungen zu sehen sind und schließlich erblicken wir den Gipfel umrandet von Schneefeldern, die zu überqueren die letzte zu nehmende Hürde ist. Um zwei Uhr erreichen wir den höchsten Punkt des Tages, ruhen vom Anstieg aus und genießen den weiten Blick in die Himmelsrichtungen, schauen auf sich im blauen Dunst verlierende Bergmassive. Nach der Ruhe steigen wir mit hoher Geschwindigkeit ab, rutschen Schneefelder hinunter und überqueren glatte Steinflächen: Im Laufschritt bergab.
    Nachdem wir den eigentlichen Liaflui verlassen haben, wird der Weg jedoch beschwerlicher. Uneben und von kleinen Steinchen bedeckt sowie teilweise ausgesprochen steil setzt er einem häufig der Gefahr aus, abzurutschen und wir müssen schwer arbeiten, um sicher hinunter zu gelangen. Wir folgen dem östlichen der beiden sich gabelnden Pfade, auf dem dieser Anspruch erneut beim letzten Abstieg des Tages gesteigert wird. Wir gelangen schließlich zu einem lang und schmal zwischen zwei Hängen gelegenen Bergsee nahe des Skalavatnet, an dem wir auf diesseitiger Seite nur mit Mühe einen Platz für das Zelt auf dem hügeligen, abfallenden und von hartem kleinen Strauchwerk bedeckten Boden finden.
    Um halb sechs angekommen erfrischen wir uns mit einem Bad um wunderschönen, seichten See und während Tim neben mir auf der Wiese schläft, genieße ich schreiben die noch hoch am Himmel stehende Sonne.
    Bis zum Abendessen ruhen wir weiter aus und freuen uns auf die sättigende Mahlzeit. Als die Nudeln in Kräutersoße allerdings fertig in unseren Schüsseln sind, stellen wir die unerwartete Ungenießbarkeit fest: Spiritus aus dem Kochen im Topf lässt uns auch ein leckres und verdientes Essen nur mit Mühe runterwürgen und mich sogar den Rest wegschütten. Anschließend um Zelt begegnet uns die nächste Unannehmlichkeit: Nach anfänglicher Freude über einen guten Zeltplatz bemerken wir nun, dass sich der Berglandschaft Jotunheimens auch unter unseren eindrucksvoll Isomatten fortsetzt. Wir sind gespannt auf morgen früh. Gute Nacht.



    11.Tag > kurz hinter Turtagro
    23.07.

    Strecke: 11-12km; Zeit: 4h

    Der Tag, an dem die Zeit stehen bleibt und Hektik trotzdem wieder ein bekanntes Phänomen wird

    Etwas verspannt wache ich an einem wieder sonnig-warmen Morgen auf, ohne dass der Wecker Alarm gibt, da dessen Uhr ein weiteres Mal ausgefallen ist. Über hügeliges Gelände führt uns der Weg zu einer Kreuzung an deren wild bewachsenen Seiten ein Wasserfall aus der Höhe kommt. Recht froh, dass der hinter uns liegende Weg anders als in der Karte vermerkt doch durch DNT-Zeichen markiert war, wird unsere Stimmung schnell gedrückt, als wir den einzigen Aufstiegt des heutigen Tages beginnen.
    Aufgrund der ungemütlichen Nacht weniger ausgeruht und mit der Erschöpfung durch die letzten Etappen schleppen wir uns etwa fünfhundert Höhenmeter den steilen Hang hinauf, den Tim besser als ich verkraftet. Oben erreichen wir das freundliche in die Länge gezogene Gjesingedalen, durch das ein weit gefächerter Bergstrom in unsere Laufrichtung fließt. Auch er wird noch steil absteigen müssen.
    Nach einer wohltuenden Pause gehen wir leichter und guten Mutes dem Abstieg entgegen, der uns hinunter nach Turtagro leitet. Anfangs noch schnell und ohne großen Kraftaufwand, später Schritt für Schritt steigen wir dem weithin sichtbaren Hotel abwärts entgegen. Nach einem letzten kleinen Anstieg auf den Hügel der Anlage stehen wir verschwitzt neben dem großen und deplatziert wirkenden Haus, neben uns eine Straße und um uns viele Menschen: Eine Atmosphäre, an die wir uns nach drei Tagen völliger Einsamkeit erst wieder gewöhnen müssen, was uns bei einer längeren Pause mit Blick auf das geschäftige Treiben leidlich gelingt.
    Nur wenig Strecke liegt für heute noch vor uns und gemütlich laufen wir den befestigten Weg Richtung Skogadalsboen entlang des Helgedalselvi, and dem zu zelten wir für den Abend vorgesehen haben. Allerdings will sich bis auf eine besetzte Stelle kein rechter Platz finden lassen und nach einigem Irrwandern kehren wir zu dieser zurück, um uns dreiviertel drei in der Nähe des anderen Zeltes niederzulassen. Nach ausgiebigem Genuss der Sonne wollen wir gerade das frische und klare Flusswasser zum Bad nutzen, als das am Ort der Wahl stehende Zelt abgebaut wird und uns nach kurzer Zeit einen weitaus besseren Zeltplatz hinterlässt.
    Nachdem dieser gesichert ist, holen wir das aufgeschobene Bad nach, wobei Tims Uhr den Testversuch der Wassertemperatur jedoch nicht überlebt und uns von nun an ohne Zeit und ebenso ohne Weginformationen lässt. Sauer geht Tim ins Zelt, um wie üblich ein wenig zu schlafen, während ich mich weiter sonne und an einer schon vor Tagen mitgenommen Wurzel schnitze. Gegen halb acht bereitet uns das Trekkingküchenpersonal Reis in Tomatensuppe vor und wir gehen nach anschließendem Schachspiel in die warmen Schlafsäcke.



    12.Tag > Ruhetag
    24.07.

    Die üblichen Tagesziele

    Als wir am Morgen des 12. Tourtages nach ausgiebigem Schlaf unser Zelt verlassen, ist der Himmel bedeck. Ohne Hast frühstücken wir an unserem zweiten Ruhetag und sind uns der üblichen Aufgaben an einem solchen Tag bewusst, fürchten allerdings, die Wäsche könne bei wenig Sonne nur schwer trocknen. Nach dem sättigenden Müsli gehen wir etwa zwanzig Minuten nach Turtagro, um Kontakt nach Hause zu ermöglichen. Informationen über die zu erwartende Wetterlage der nächsten Tage werden erfragt und wir können uns wahrscheinlich weiterhin über Sonnenschein mit nur leichter Bewölkung freuen. Als wir den Weg zurück zum Lager beginnen, ist der Himmel schon aufgerissen und am Zelt angekommen, waschen wir vollständig unsere Kleider im klaren Fluss.
    Wir gehen weiter unseren beschwerlichen Tagespflichten nach und ruhen in der warmen Sonne aus, spielen Schach, schnitzen und lümmeln faul auf dem Boden. Gegen drei Uhr essen wir unsere warme Mittagsmahlzeit, die an Ruhetagen angenehmer Bonus ist, und ruhen weiter aus, Tim im wie ich finde viel zu stickigen und warmen Zelt und ich auf dem leider etwas harten Boden an der frischen Luft. Es kann einem schon recht gut gehen an einem verdienten und notwendigen Ruhetag, auch wenn die Zeit manches Mal schwer totzuschlagen scheint.
    Bis zum Abend führt sich dieses fort, allerdings mit einem Tim, der nach kurzer Zeit ebenfalls erkennt, dass es draußen doch immer noch am schönsten ist. Essen, ruhen, reden. Geplant war, gegen sechs Uhr für erneuten Nachrichtenempfang über das Mobiltelefon noch einmal nach Turtagro zu laufen. Als wir jedoch aufbrechen und nach kurzer Zeit das Gerät anschalten, gibt es schon Netzkontakt und wir stellen erstaunt fest, dass es schon kurz vor acht Uhr ist, die Zeit haben wir ja nur noch auf dem Telefon. Nachdem wir also zurück sind, bereiten wir Polenta zu und als die Sonne hinter den Bergen verschwindet und es schnell kühler wird, gehen wir zu Bett. Morgen muss versucht werden, ohne Wecker angemessen aufzustehen.



    13.Tag > Skogadalsboen
    25.07.

    Strecke: 15-16km; ca. 3h 45min

    Ein blauer Tag

    Die mir gekommene grandiose Idee vorneweg:
    Eine Kompassorientierte Sonnenuhr, Zeitraum Ende Juli
    9:30 Uhr > 110°
    12:30 Uhr > 150°
    13:30 Uhr > 180°
    15:30 Uhr > 210°
    17:30 Uhr > 240°
    19:30 Uhr > 260°

    Nach bestem Gewissen, ausgeschlafen zu haben und doch recht zeitig aufzustehen, treibt uns die zunehmende Wärme aus dem Zelt und wir bauen das Lager ab. Wohl gegen halb elf wandern wir los, das Tal aufwärts dem Bergen entgegen auf einer noch befestigten Straße. Wohl auf und frisch und munter nach dem Ruhetag kommen wir sehr schnell voran und laufen den Anstieg ohne große Mühe hinauf. Ich bin seit dem Morgen zu einer neuen Lauferfahrung ohne Stöcken gezwungen, da mir ein Fixierelement unglücklich beim Verkanten an der Zeltschnur brach. Allerdings stellt sich das stocklose Wandern schnell als durchaus angenehm heraus. Dass um Turtagro Trolle hausen, ist angesichts der ausgefallenen Ausrüstungsgegenstände aber fast klar.
    Gegen zwei Uhr, nachdem wir den einzigen Anstieg des Tages hinter uns gelassen haben, machen wir am Gjertvatnet Rast, um anschließend mit schnellem Schritt in Richtung Skogadalsboen, dessen Flusstal schon von weit her sichtbar ist, bergab zu wandern.



    Recht bald befinden wir uns unter der Baumgrenze und wir freuen uns wie Kinder über das erste größere Blaubeerfeld, das schnell abgesammelt wird, und sind nach kurzer Wanderung von weiteren gesichteten überwältigt. Ende Juli schon so viel reife Beeren zu finden, hatten wir nicht erwartet, aber das anhaltend sonnige Wetter hat wohl nicht nur uns gut getan. Über eine Stunde sammeln wir fleißig und kommen nach kurzem Marsch durch das kleine flussnahe waldige Gebiet jenseits des Utla gegen vier Uhr an der Hütte an.
    Der beabsichtige Nachkauf von Spiritus zum Kochen ist hier jedoch nicht möglich und unsere Stimmung trotz bestem Sonnenschein gedrückt. Ein Notfallplan wird erstellt, die Route für die nächsten Tage ein wenig verändert und anschließend die Wärme auf einer Hangwiese nahe der Hütte zusammen mit Blaubeeren in Milch beziehungsweise Soja genossen. Nachdem wir vergeblich etliche Wanderer nach Spiritus gefragt haben, beschließen wir, ein Bad zu nehmen, entdecken einen schöneren Zeltplatz neben dem Geräuschvoll aus der Höhe kommenden Skogadola und stellen das schon zuvor aufgebaute Zelt um. Das Wohltuende Bad wird schnell nachgeholt und nachdem wir erneut die Sonne genossen haben, bereiten wir in der Trekkingküche Spätzle in Pilzsauce zu. Ein letztes Mal versuchen wir einen vorbeikommenden Wanderer nach Spiritus zu fragen und haben zur größten Freude und Erleichterung Erfolg, bekommen genug für den Rest der Tour: Es gibt sie doch noch, die skandinavischen Trangia-Anhänger. Froh genießen wir anschließend das Abendessen und die Blaubeernachspeise. Nach einiger Zeit der Ruhe suchen wir begeistert vom schönen Tag die Wärme des Zeltes auf.



    14.Tag > Mjolkedalstjorni
    26.07.

    Strecke: 12-13km; ca. 4h 30min

    Immer nach oben

    Gegen halb elf brechen wir Richtung Olavsbu auf, gehen in erneut schönstem Sonnenschein durch das grün bewachsene Skogadalen. Kleine, krumm gewachsene Bäume spenden Schatten und langsam steigen wir dem Tal folgend zwischen Sträuchern, Farnen und Mooshängen auf weichen Wegen in die Höhe. Nachdem wir die Baumgrenze überschritten haben, wird der Anstieg steiler, die Sonne brennt heiß auf uns nieder und schweigend gehen wir nur von einer Pause unerbrochen weiter, teils angestrengt über spitze Hügelkuppen, oft nur sacht ansteigend oder flach mit ruhigem Schritt. Häufig bilden Seen und von den Hängen kommende Bäche Abwechslung im nur rauen Tal, das von Steinen bedeckt ist und den Pfad unwegsam macht.
    Gegen halb vier erreichen wir den für das Lager ausgesuchten Seenverbund Mjolketjorni, der uns allerdings zur Gegend passend von Steinen umgeben erwartet. Mit sehr viel Glück finden wir jedoch auf einem flachen, schmalen Streifen Gras und Flechte links des Weges den erhofften Zeltplatz, ruhen in der Sonne und erfreuen uns auch an diesem Tag an übrig gebliebenen Blaubeeren. Der Rest des Tages wird mit Sonnenbad verbracht, bevor wir uns im kalten Bergsee erfrischen.



    Noch einmal stellen wir die Tourplanung um, wollen am Tag vor der Abfahrt in Gjendesheim einen Tag Pause machen und dort am nahe liegenden Zeltplatz Maurvangen Vorräte kaufen, was für die restlichen Wandertage mehr Verpflegung bedeutet. Nach Reis und Blaubeernachtisch gehen wir, nachdem die Sonne an Kraft verloren hat und der Wind auffrischt, in das Zelt.



    15.Tag > Langvatnet
    27.07.

    Strecke: 9-10km; ca. 4h

    Vom Grau ins Grün

    Ausgeschlafen und munter beginnen wir den fünfzehnten Wandertag in kurzen Hosen aufgrund des anhaltenden Sonnenscheins, der nur von einzelnen Schleierwolken getrübt wird. Gegen halb elf brechen wir auf, laufen über graue, steinige Hänge und schlagen den Weg Richtung Olavsbu ein, einigermaßen irritiert zwar, dass ein in der Karte verzeichneter kürzerer Pfad nicht zu finden ist, trotzdem mit schnellem und recht leichtem Schritt. Nach den ersten größeren Anstieg nach der Wegkreuze gehen wir lange über weite, schroffe Geröllfelder an Seen entlang, über Hügel und graue Landschaft. Eine willkommene Abwechslung bietet uns du Olavsbu, die zur längeren Pause einlädt und an der wir von den guten Zeltmöglichkeiten an dem für heute geplanten Lagerplatz erfahren.
    Wir warten einen kurzen, leichten Schauer ab und gehen frisch und in bester Stimmung dem letzten Anstieg entgegen, springen weiter von Stein zu Stein und schauen oft zum Himmel, der, schon stark bewölkt und dunkel, wiederholten Donner durch die langen, steinigen Täler schickt. Als wir die maximale Höhe am Rauddalsbandet erreichen, liegt schon sichtbar in einiger Entfernung das heutige Etappenziel, der sich durch ein grünes Tal ziehende Langvatnet, vor uns, hebt sich mit seinen bewachsenen Hängen von der seit langer Zeit grauen Steinöde erfrischend ab. Noch immer bei guter Kraft steigen wir einen steilen Abstieg hinunter, gehen in leichtem Regen über Steine und Flussläufe und erreichen um drei Uhr den See.
    Nach kurzer Suche und kleineren Wasserüberquerungen bietet uns eine kleine, von Gras und Moos bewachsene Insel einen wunderschönen Lagerplatz, an dem wir zufrieden sogleich unser Zelt aufbauen, da die Wetterlage weiterhin unsicher ist.



    Nach kurzer Ruhe waschen wir uns und fliehen vor dem kalten Wind in die Schlafsäcke, in denen wir, überdacht vom Zelt, sicher den alsbald einsetzenden starken Regen abwarten, froh sind, dass zwischenzeitlicher Blitz und Donner schnell wieder aufhören und bei Gesprächen die Ruhe und Wärme im Bett genießen.
    Eine weniger starke Regenphase wird abgewartet, um das Zelt abzuspannen und nachdem wir wieder nass in der Behausung sind, endet bald auch der Regen und hinterlässt eine vollkommen ruhige Landschaft. Die angenehme Wetterlage nutzend bereiten wir das Abendessen und gehen nach einiger Zeit zurück in das Zelt, um den schönen heutigen Wandertag zu beenden.



    16.Tag > Ruhetag
    28.07.

    Schläfriges Nichtstun

    Als wir am Morgen unseren dritten Ruhetages um zehn Uhr aufwachen, ist der Himmel noch immer bedeckt, graue Wolken hängen tief im Tal, umschließen die um uns liegenden Berggipfel. Nur kurz gehen wir nach draußen, um zu frühstücken; der noch feuchte Boden und der kalte Wind laden kaum zum Verweilen. Kurze leichte Nieselregen gehen ab und an nieder und wir verbringen den Zeltaufenthalt mit Gespräch, Schach und Lektüre, liegen oft ohne jegliche Aktivität lang ausgestreckt auf den Matten.
    Zum späten Nachmittag allerdings zeigen sich erste freie Stellen am Hummel, die Wolken werden leichter und ich nutze die Gelegenheit und setze mich hinaus, schnitze ein wenig und genieße die freie Natur. Nach der großen Nachmittagsmahlzeit schlafen wir mit gefüllten Bäuchen ein und wachen erst am frühen Abend wieder auf, lesen ein wenig und kochen schließlich gegen viertel acht schmackhafte Polenta in Kürbiscremesuppe mit Rosinen. Gesättigt legen wir uns erneut ins Zelt, lesen und schreiben und beenden schließlich den weitgehend ereignislosen Tag mit Gesprächen, während der Himmel immer weiter aufklart.

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    • Issoleie
      Erfahren
      • 29.10.2005
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      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      17.Tag > Gjendebu
      29.07.

      Strecke: 12-13km; ca. 3h

      Weites Wasser

      Lang und ruhig liegt der Langvatnet am Morgen vor uns, dichte Wolken bedecken den Himmel und leicht wehmütig beginnen wir einen der letzten Wandertage. Schnell bin ich jedoch hellwach, als ich, nachdem ich von einem nassen, schrägen Stein abrutschte, mitten im schnell strömenden Fluss liege, den zu überqueren die erwartete morgendliche Aufgabe war, um von unserem Inselzeltplatz auf den markierten Weg zu gelangen. Mit einiger Freude und amüsiert über die plötzliche Überraschung wechsele ich die nassen Socken und wir gehen weiter. Rechts von uns den weiten See, folgen wir dessen Tal über von Steinen besetzte Wege, laufen langsam und genießen die beeindruckende Natur, während ich den Abschied von Norwegen schon jetzt beginne.
      Nachdem wir während einiger Zeit den Langvatnet hinter uns gelassen haben, beginnt der sich dahin ziehende Abstieg zum heutigen Tagesziel Gjendebu. Kleinen Flussläufen folgend, passieren wir den Hellertjonne, von dessen Ende einer starker Strom hinunter das das vor uns liegende Storadalen braust.



      Diesen an der Seite, steigen wir hinab in die weite Fläche, erreichen die Baumgrenze und gehen zwischen dichtem Grün auf feuchten Böden, bis wir die ersten Häuser erreichen.
      Da die Nutzung der großen Anlage der Gjendebu-Quartiere auch für Zelte kostenpflichtig ist, passieren wir die Gras bewachsenen Hügel und gehen noch ein wenig weiter. Schnell finden wir schließlich einen schönen Lagerplatz auf einer kleinen, heimlichen, von Büschen umgebenen Langzunge an den Ufern des uns bekannten Gjende, an dem wir vor siebzehn Tagen unsere Reise begannen.
      Die Sonne bricht immer häufiger durch die Wolken. Nachdem wir den Nachmittag mit Entspannung und Lektüre, sowie einer Wäsche verbracht haben, wird in der Trekkingküche Waldpilzreis zubereitet. Bei aufgeklartem Himmel genießen wir die gute und warme Mahlzeit und gehen recht bald in das Zelt, da der Abend, nachdem die Sonne hinter den Hohen Bergkämmen verschwunden ist, frisch wurde. Wie auch die letzten Tage verbringen wir die Zeit bis zum Schlaf mit Gesprächen über die leckersten Gerichte, die uns in den Sinn kommen...



      18.Tag > Memurubu
      30.07.

      Strecke: 11-12km; ca. 3h 15min

      Ein letztes Mal

      Wir werden leise vom auf das Zelt klickenden Nieselregen geweckt, bevor wir eine Ausschlafenszeit später bei aufgelockertem Himmel aufstehen. Wir beginnen um elf Uhr die letzte als solche zu betrachtende Wanderetappe, gehen entlang des Gjende, der ruhig und azurblau rechtens von uns liegt. Durch Strauchwerk und unter Bäumen folgen wir dem matschigen, steinbesetzten Weg, während nasses Gras unsere bloßen Beine streift.
      Unmittelbar stehen wir nach kurzem Marsch vor dem letzten großen Anstieg der Tour, der, wie um uns am Ende noch einmal zu testen, der steilste von allen ist. Schnell und keuchend gehen wir auf steinigen Böden und lassen die Baumgrenze unter uns. An besonders schwierigen und steilen Passagen steigen wir, uns an einer Metallkette hochziehend, mit größter Freude an Felsplatten empor und genießen verschwitzt die wundervolle Aussicht auf die folgenden Bergmassive und den unter uns liegenden Gjende. Nach vierhundert Höhenmetern machen wir bei einsetzendem Regen eine Pause und sind erschöpft glücklich. Nachdem der leichte Regen wieder aufhört, gehen wir über die hügelige Gebirgsfläche Lagtunga, die, grün besetzt, angenehm zu laufen ist, während wir uns vom Gjende entfernen.



      Als wir die Maximalhöhe auf etwa 1500 Metern erreicht haben, blicken wir erneut in beide Richtungen auf den großen See und sehen steil unter uns die Unterkünfte Memurubus. Der letzte Abstieg ist mit beflügelten Füßen schnell geschafft und schon dreiviertel drei sitzen wir unten am Wasser, wo wir vor nun fast drei Wochen unsere Rundtour durch Jotunheimen begonnen haben. Den geplanten Ruhetag können wir zur großen Enttäuschung hier jedoch nicht machen, da der Zeltplatz erneut kostenpflichtig ist.
      Nach längerer Ruhe bauen wir nach Lager auf, legen uns für eine verdiente warme Entspannung in die Schlafsäcke, da es draußen sehr frisch und windig geworden ist du dämmern nach einigem Gespräch bis zum späteren Abend ein. Das Abendessen bildet einen gelungenen Tagesabschluss und da es erneut zu regnen beginnt, ziehen wir uns in das Zelt zurück.
      Neue Methode der Zeitkontrolle entdeckt (auf die man schon hätte früher kommen können): Foto machen und Aufnahmezeit in den Informationen anschauen; viele sinnlos-interessante Bilder entstehen so...



      13.Tag > Hamnhamaren vor Gjendesheim
      31.07.

      Strecke: 9-10km; ca. 2h 20min

      Auswandern entlang des Gjende

      Das letzte Mal Rucksackschultern und Stiefel schnüren steht uns am Morgen des 31. Juli bevor, wir werden den Nationalpark Jotunheimen verlassen und uns neben den Hütten Gjendesheims für die nächsten zwei Tage einen Lagerplatz suchen. Der obligatorische morgendliche Nieselregen ist abgezogen und wir beginnen die kurze Wanderung kurz nach zehn Uhr bei starker Bewölkung.
      Mit schweren Beinen und gemütlichem Schritt für den letzten Wandergenuss folgen wir dem Ufer des Gjende in guter Laune, in Erinnerung die vergangenen wundervollen Tage der Tour. Der Weg ist gewohnt und leicht, führt durch Gestrüpp und über Steinfelder und wir halten das Gesicht in den Wind. Geplant war die Lagerstelle neben Gjendesheim, als wir jedoch an einer einladend freien Wiesenfläche mit Kieselstrand in einiger Entfernung von der Hektik des Anlaufpunktes vieler Touristen vorüberkommen, finden wir hier den idealen Lagerplatz, um wie Ruhetage ohne Verdruss zu verbringen.



      Nach kurzer Rast und dem Zeltaufbau gehen wir zu den Häusern Gjendesheims, die nach einer halben Stunde erreicht sind, erkundigen uns nach der Abfahrtsstelle des Busses zurück nach Oslo und setzen den Weg nach Maurvangen fort. In der kleinen Siedlung mit Zeltplatz hoffen wir, auf den in der Karte verzeichneten Shop zu stoßen und ein wenig Proviant kaufen zu können. Trotzdem Sonntag ist, finden wir hier nach erneutem halbstündigem Fußmarsch die gesuchte Einkaufsmöglichkeit und sind kurze Zeit später über drei Brote und zwei große Kekspackungen glücklich.
      Gegen vier Uhr erreichen wir wieder unser Lager, waschen uns um kalten Gjende, entspannen im Zelt und freuen uns weiter über das gekaufte Essen. Die Trekkingküche bereitet zum Abend Gemüsereis und im Speisesaal des Hotel Hilleberg wird bei einsetzendem Nieselregen zufrieden die warme Mahlzeit gegessen.
      Während Tim ließt, gehe ich in Gedanken die hinter uns liegenden Etappen im Einzelnen noch einmal, erinnere mich der wunderschönen, noch frischen Eindrücke. Ich laufe von Gjendesheim in den Norden, steige auf den Galdhopiggen, ruhe in Leirvassbu, um anschließend die folgenden Tage, ohne Menschen zu treffen, durch unwirtliche graue Berglandschaften zu wandern, in Turtagro schließlich auf einen großen Anlaufplatz zu treffen und nach ein paar weiteres Tagen erst durch Grau und dann durch Grün schließlich hier im Zelt einzuschlafen.



      20.Tag > Ruhetag
      01.08.

      Wohltuende Abschlüsse

      Nach lang anhaltendem Regen am frühen Morgen stehen wir zu gemütlicher Stunde bei noch bedecktem Himmel zum Frühstück auf. Bis zum Mittag liegen wir bei guter Laune auf dem Poncho im Freien, lesen und unterhalten uns, genießen das Leben an frischer Luft.
      Der Himmel klart zusehend auf und wir liegen bald, die Wärme aufsaugend, leicht bekleidet in der Sonne, waschen die letzten notwendigen Kleider, um in der Zivilisation nicht verjagt zu werden und springen schließlich in den doch sehr kalten Gjende, etwas, was wir am Anfang der Tour nicht geschafft haben. Erfrischt wärmen wir uns erneut unter blauem Himmel, verbringen den Rest des Tages glücklich über den schönen Verlauf des Urlaubs und den schließlich wunderbaren Lagerplatz am Ende mit Lektüre, Gesprächen und gutem, reichlichem Essen. Am nur leicht bewölkten Abend kochen wir das Abendessen und essen dazu das letzte Brot für den heutigen Tag.



      Zufrieden gehen wir nach einiger Zeit in das Zelt.



      20.Tag > Ruhetag
      02.08.

      Der letzte Tag

      Länger verbleiben wir bei anhaltendem Regen im Zelt, frühstücken geschützt im Innenraum und gehen schließlich, nachdem wir die Sonnenwärme spüren, nach draußen, um bei aufgeklartem Himmel die frische Luft zu genießen. Lektüre, Gespräch, Essen.
      Ein längerer seichter Schauer treibt und erneut hinein, wo ich weitere Touraufzeichnungen mache und bis zum Abend nicht damit aufhöre. Allerdings scheint bald auch wieder Sonne anhaltend und wir können den letzten Tag als einen schönen in Erinnerung behalten. Für die morgige Abreise packen wir schon grob die Rucksäcke und hoffen auf anhaltend gutes Wetter.
      Ein spaßiges Tourprodukt der letzten Tage ist fertig gestellt: Die Essenliste für Berln.
      Tim: schwarzweiße Schokoladencreme (+Oldschool Creme), Schokoküsse (evtl. mehrfarbig), Zuckerhaus, Zitronenkuchen, Cookies, Doppelkekse, Apfelringe, Lackritzschnecken, Kavierersatz mit Dill, Ananas, guter Mais, Gemüseburger, Currysoße, Milchbrötchen, Croissents, Riesen, Rittersport, Eclair, Streuselschnecke, Spekulatius, Waffeln, Eierkuchen, Pistazien, gesalzene Erdnüsse, Windbeutel, Käsekuchen, Makronen, Eisbergsalat, Honeyballs, Schokopudding, Zitronenkekse.
      Flo: Zuckerschnecke, Eclair, Windbeutel, Rhabarberkuchen, Zupftorte, Maulwurfhügel, Apfelkuchen, Makronen, Blaubeerkuchen, Selterkuchen. Krautsalat mit Chinanudeln, Rapunzelsalat mit Rote Beete, Gurkensalat, Nudelsalat, Kartoffelsalat drei Sorten. Linsen unter Brotteig, Linsenchilli, Halloumi in Pitabrot, Quiches, Backfeta, Rote Linsen-Suppe mit Halloumi, Bohnen-Ananas-Suppe, Chinapfanne Kartoffel-Mango, Eierkuchen, Pflaumen im Teigmantel, Hefeklöße mit Blaubeeren, Grießbrei, Milchreis, Falaffel, türkische Pizza, selbstgemachte Linsensuppe, Kürbis. Pistazien, Erdnüsse, Waffeln, Spekulatius, Oblaten, Brotchips, Pudding, Plätzchen.
      Entweder sind wir schwanger, oder hatten doch zu wenig Essen mit, was hätte abwechslungsreicher sein können. Im Nachhinein vermuten wir, dass es letzteres war...
      Bei weiterhin schönem Abend unterhalten wir uns und kochen nach kurzem Gang am Ufer entlang das letzte Abendgericht in der Trekkingküche. Polenta in Pilzsauce mit den letzten Brotresten runden diesen Abend ab und nachdem wir noch ein wenig draußen sitzen, gehen wir in das Zelt, um zum ebenfalls letzten Male bei einem hellen norwegischen Abend in unseren Schlafsäcken zu schlummern.



      Abreise
      03.08.

      Ungewohnte Anstrengungen

      Um sieben Uhr stehen wir auf, bauen das letzte Lager ab und packen ungewohnt unüberlegt den Rucksack für die Rückreise. Nach kurzer Wanderung in Gjendesheim angekommen, frühstücken wir den Rest Müsli und warten entspannt auf den Valdresekspressen der viertel zehn abfährt.
      Erneut fahren wir durch schöne Landschaften, die wir nun mit anderen Augen betrachten, und sitzen träge und nichtstuend in den Polstern. Der Rest des Weges ist nicht neu, verläuft reibungslos wie die Anreise. Umstieg in Fagernes. Oslo Busterminal. Flybussen nach Gardamoen. Der Flug hat ein wenig Verspätung. Dann Berlin Schönefeld um halb zehn abends. Unsere Freundinnen erwarten uns schon, „Velkommen hjeim“.
      Wir leiden an Reizüberflutung und sind erschöpft vom Nichtstun. Erschöpft auch nach kurzer Zeit Zivilisation. Drei Wochen waren wir geflohen, in Afrika fiel Schnee...

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      • winni
        Erfahren
        • 29.01.2007
        • 112

        • Meine Reisen

        #4
        mann mann mann, schon schön das alles sich nochmal ins gedächtnis zu holen. auf jeden fall vielen dank und anerkennung, dass du das alles so schön und genau aufgezeichnet und gepostet hast.
        klingt fast wie ein reisebericht aus der romantik (da hat sich wohl das deutsch-abi bemerkbar gemacht).
        mal schauen, wie viel du schreibst wenn es jetzt 3 monate nach skandinavien geht
        in dem sinne: flo literatur-nobelpreis :wink:
        (p.s. respekt für den außenstehenden der sich die zeit nimmt und sich unmengen an text zu gemüte führt)
        gruß tim

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        • Susanne
          Fuchs
          • 22.02.2002
          • 1627
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          hallo flo,

          danke für den tollen bericht. habe nebenher deine gallerie aufgehabt und die tour an 'ner online-karte nachvollzogen. war eine schöne und unterhaltsame stunde voller fernweh.

          gruß susanne
          havet - Ölmalerei
          Blomstene på fjellet er formet som klokker og stjerner. Sagnet sier at det er fordi vidda ligger så nær himmelen. Pedder W. Cappelen

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          • Troll
            Gerne im Forum
            • 31.03.2002
            • 52

            • Meine Reisen

            #6
            Das ist ein genialer Bericht und ich würde am liebsten sofort aufbrechen ...
            Hat richtig Spaß gemacht alles zu lesen :P
            Gruß Troll

            LLL (Langläufer l(i)eben länger !!

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            • Glen S.
              Erfahren
              • 18.07.2005
              • 281

              • Meine Reisen

              #7
              Super Bericht!!! Plan grad für diesen Sommer ... vielleicht doch Jotunheimen ...
              Grüße Claus

              "Everyone rises to their level of incompetence."

              Kommentar


              • Julia
                Fuchs
                • 08.01.2004
                • 1384

                • Meine Reisen

                #8
                Hallo! Schöner Bericht von meinem geliebten Jotunheimen! Aber warum seid Ihr denn immer in den Tälern lang statt die Höhenrouten zu wählen (über Glittertind, über Fannaråken, über Besseggen)? Wegen der Rucksäcke? Wegen mangelnden Interesses an der fantastischen Aussicht von oben? Weil schönes Aussichtswetter hattet Ihr doch... (Ja, ich weiss, Ihr wart auf dem Galdhøpiggen. Hat der Euch gereicht :wink:? Ich hätte gedacht, der lässt eher Blut lecken... :P)

                PS: Ja, das Zelten auf den aufbereiteten Plätzen in der Nähe der Hütten kostet immer etwas (jedoch nicht wirklich viel), weil man dann nämlich die sanitären Einrichtungen der selben mitbenutzen kann (man macht es vielleicht eh, was ja auch wünschenswert ist, weil wenn ein Klo und eine Dusche da ist, graucht man ja nicht in die Natur zu sch... und auch keine Seife im See zu hinterlassen, und die Hütten können es nicht kontrollieren, deshalb die Gebühr.)

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                • Issoleie
                  Erfahren
                  • 29.10.2005
                  • 324
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Im Nachhinein habe ich auch mal gedacht, dass es nett gewesen wäre, noch den Bessegen auf dem Rückweg mitzunehmen. Als Anfagsetappe für einen halben Tag war uns der aber nicht wirklich angenehm und den Glittertinden haben wir ausgelassen, da ja kurz danach der Galdhopiggen anstand und wir noch Kräfte sparen wollten. Die Rucksäcke waren ja auch am Anfang 23kg schwer, da hüpft es sich die Anstiege halt auch nicht so leicht. Danach ganb im Nord-Westen ja noch was zum Klettern, andere Möglichkeiten sind mit gar nicht aufgefallen. Naja, und schließlich war es auch unsere erste richtige Tour nach einer Probetour auf dem Rennsteig und da wollten wir erst mal schön reinkommen. Ich bin mir aber sehr sicher, dass uns die Riesen Jotunheimens noch einmal grüßen werden. Letztlich war die Tour, so wir wir sie gestaltet haben, wunderschön. Natürlich lässt man immer irgendetwas aus, aber das läuft ja nicht davon.
                  Dank aber auch noch mal an dich (auch für deine Seite) und alle anderen, hatte uns damals sehr geholfen.

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                  • Julia
                    Fuchs
                    • 08.01.2004
                    • 1384

                    • Meine Reisen

                    #10
                    Zitat von Flaublosch
                    ...andere Möglichkeiten sind mit gar nicht aufgefallen.
                    Turtagrø-Skogadalsbøen kann man über den Fannaråken gehen, eine sehr schöne Möglichkeit im sonst sehr alpinen Hurrungane einen freundlichen 2000er mitzunehmen, dazu mit beeindruckender Aussicht zur fast zum Greifen nahen Styggedalstind/Skagastøstind-Wand, aber das Argument mit den schweren Rucksäcken kaufe ich :wink:.
                    Ja, der Besseggen ist toll, trotz der vielen Leute (hättet Ihr auch als letzte Etappe gehen können, statt wieder unten am See lang). Ihr hattet aber auch schönes Wetter, ich war nämlich zu der Zeit selber auf der Strecke Gjendesheim-Memurubu-Gjendebu (über Besseggen und Bukkelægret) unterwegs und bin ständig nur in die herrlichen Bergseen reingehüpft, von denen es vor allem auf der Memurutunga so viele gibt. Dort oben sind übrigens noch viel schönere Zeltmöglichkeiten als unten bei Memurubu - aber man muss halt den Aufstieg abends noch machen. Übrigens gibts oberhalb Memurubus (bevor der Weg zum Besseggen rechts abbiegt) in Richtung Glitterheim auf ein paar grasigen Plateaus am Bach auch geniale Zeltplätze - mit Aussicht! (Habt ihr vielleicht am nächsten Tag selber gesehen, aber auch hier muss man dann am Schluss des Tages halt noch ein paar hundert Höhenmeter rauf, die sich aber reichlich lohnen.) So als Tip fürs nächste Mal... (da kann man den Gebührenplatz am Gjende bei Memurubu nämlich links liegen lassen).

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                    • Flieger
                      Dauerbesucher
                      • 12.11.2004
                      • 506

                      • Meine Reisen

                      #11
                      Hallo!
                      Auch von mir ein riesen Kompliment zu dem tollen Bericht! Ich glaub, daß ich doch auch nach Jotunheimen will...!
                      Eine Frage habe ich aber noch. Was habt ihr denn für eine Karte benutzt? Ich meine zu wissen, daß es da ein Kartenset mit 2 Karten gibt. Hattet ihr beide Karten? Danke schonmal!
                      Flieger
                      "Unser Ziel ist nie ein Ort, sondern stets eine neue Betrachtungsweise" - Henry Miller

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                      • Issoleie
                        Erfahren
                        • 29.10.2005
                        • 324
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        Ja genau, wir hatten die Standardkarten zu Jotunheimen vom Statenskartverk. Ost und West im Maßstab 1:50 000, den ich auch in Jotunheimen angemessen finde. Gibt jetzt auch eine aktualisierte Version, da dürften ein paar wenige Wege neu oder anders eingezeichnet oder weggelassen sein.
                        Ich kann das Gebiet jedenfalls nur empfehlen. Einziger Wehmutstropfen ist dort halt, dass man doch recht viele Wanderer trifft, was ja aber auch nicht immer schlimm ist.

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                        • DerDude
                          Neu im Forum
                          • 04.06.2007
                          • 1

                          • Meine Reisen

                          #13
                          Da mir ja von euch empfohlen wurde, den Reisebericht zu lesen, dachte ich mir, an einem trüben Nachmittag sei der richtige Zeitpunkt sich einem Thema zu widmen von dem ich sonst keine Ahnung habe.
                          Ich denke schon der Name meines Accounts dürfte euch Aufschluss darüber geben wer ich bin, den Rest übernimmt wohl die Ortsangabe.

                          Nun zum Thema; trotz Zivilisationskritik, was mich in meiner Städtenatur hart trifft, muss ich sagen, das mich der Bericht schon fasziniert. Die Naturaufnahmen (besonders mit Tims nacktem Oberkörper im Vordergrund *g*) sind wahrlich wunderschön und es muss faszinierend gewesen sein die Natur in solch einer Reinheit zu betrachten, ja auch für mich.
                          Respekt an euch und viel Erfolg auf euer nächsten Reise, wobei ich glaube, dann am Bericht zu scheitern, bei dem Umfang.

                          Ich wollt noch fragen woher Tim den Account hat. Winni? Hat das was mit Horst zu tun...?

                          Ich werde nun nach oben steigen, ein Buch zur Hand nehmen und mich darin vertiefen um nach dem kurzen Ausflug, den ich hier genießen konnte, wieder in meine Welt eintauchen, denn so schlimm ergeht es uns hier wahrlich nicht.

                          Der Dude
                          Fiat lux!

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                          • Troll
                            Gerne im Forum
                            • 31.03.2002
                            • 52

                            • Meine Reisen

                            #14
                            Zitat von Julia
                            Hallo! Schöner Bericht von meinem geliebten Jotunheimen! Aber warum seid Ihr denn immer in den Tälern lang statt die Höhenrouten zu wählen (über Glittertind, über Fannaråken, über Besseggen)? Wegen der Rucksäcke? Wegen mangelnden Interesses an der fantastischen Aussicht von oben? Weil schönes Aussichtswetter hattet Ihr doch... (Ja, ich weiss, Ihr wart auf dem Galdhøpiggen. Hat der Euch gereicht :wink:? Ich hätte gedacht, der lässt eher Blut lecken... :P)
                            Die Frage von Julia würde mich auch interessieren?
                            Gruß Troll

                            LLL (Langläufer l(i)eben länger !!

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                            • winni
                              Erfahren
                              • 29.01.2007
                              • 112

                              • Meine Reisen

                              #15
                              Zitat von Troll
                              Zitat von Julia
                              Hallo! Schöner Bericht von meinem geliebten Jotunheimen! Aber warum seid Ihr denn immer in den Tälern lang statt die Höhenrouten zu wählen (über Glittertind, über Fannaråken, über Besseggen)? Wegen der Rucksäcke? Wegen mangelnden Interesses an der fantastischen Aussicht von oben? Weil schönes Aussichtswetter hattet Ihr doch... (Ja, ich weiss, Ihr wart auf dem Galdhøpiggen. Hat der Euch gereicht :wink:? Ich hätte gedacht, der lässt eher Blut lecken... :P)
                              Die Frage von Julia würde mich auch interessieren?
                              hat doch flaublosch schon beantwortet...

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                              • Troll
                                Gerne im Forum
                                • 31.03.2002
                                • 52

                                • Meine Reisen

                                #16
                                Zitat von winni
                                Zitat von Troll
                                Zitat von Julia
                                Hallo! Schöner Bericht von meinem geliebten Jotunheimen! Aber warum seid Ihr denn immer in den Tälern lang statt die Höhenrouten zu wählen (über Glittertind, über Fannaråken, über Besseggen)? Wegen der Rucksäcke? Wegen mangelnden Interesses an der fantastischen Aussicht von oben? Weil schönes Aussichtswetter hattet Ihr doch... (Ja, ich weiss, Ihr wart auf dem Galdhøpiggen. Hat der Euch gereicht :wink:? Ich hätte gedacht, der lässt eher Blut lecken... :P)
                                Die Frage von Julia würde mich auch interessieren?
                                hat doch flaublosch schon beantwortet...
                                Oh, da hab ich doch glatt was überlesen
                                Gruß Troll

                                LLL (Langläufer l(i)eben länger !!

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                                • schnuffiwuffi
                                  Erfahren
                                  • 12.06.2006
                                  • 450

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  Am Wochenende habe ich es eeendlich mal geschafft, deinen Reisebericht zu lesen! Vielen Dank dafür - er war sehr ausführlich und nun bin ich noch vorfreudiger als zuvor Nur noch 2 Monate, dann verschlägt es mich auch in die Gegend - der Urlaub ist nun eigereicht und der Tourverlauf steht auch weitestgehend.

                                  Viele Grüße - auch aus der Großstadt!
                                  Schnuffiwuffi
                                  Regnet kommer, regnet går - og bak ligger alltid solen

                                  Kommentar


                                  • Mr.Sunrise
                                    Fuchs
                                    • 01.02.2007
                                    • 1230
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    Also ich muß sagen, der Bericht war eine absolut großartige Abendlektüre!
                                    Da steigt auch bei mir die Vorfreude auf meine diesjährige Norwegentour.
                                    Leider reicht die Zeit nur für eine sechstägige Tour im Jotunheimen, aber bei dem was ich hier gelesen habe, wird auch das super werden.

                                    Gruß,
                                    Daniel
                                    Mr.Sunrise`s Outdoor Blog
                                    Gründungsmitglied der ABF - Autonome Buff Fraktion

                                    Da ist Purpur drin - Purpur ist auch ein Obst!

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                                    • dieter24
                                      Anfänger im Forum
                                      • 10.08.2010
                                      • 18
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      AW: [NO] Jotunheimen; dreiwöchige Rundtour im Sommer

                                      äh "sklavatnet" ist doch nicht in jotunheimen, sondern richtung meer irgendwo ?!

                                      << vergesst diese nachricht!
                                      Zuletzt geändert von dieter24; 17.08.2010, 19:52.

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