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    • 31.07.2006
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    [TR] Lykischer Weg + Fotos

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Region/Kontinent: Vorderasien

    Hallo,

    hier der Bericht von unserer zweiwöchigen Tour auf dem lykischen Weg. Ein paar praktische Tipps für Leute, die den Weg selber gehen wollen, finden sich unter http://www.aitrob.de/tuerkei/praktisch.html

    Vorbemerkung: Preise für übernachtungen und so sind für 3 Personen, falls nicht anders angegeben.

    Tag 1, 09.02.: Köln - Nürnberg - Antalya - Fethiye - ölü Deniz
    Aufstehen um vier Uhr beim Bela.
    Pünktlich ging der Flieger von Köln nach Nürnberg und von da sollte es nach Antalya gehen. Da Annes Maschine aufgrund fehlender Enteisung erst arg verspätet in Nürnberg eingetroffen war, konnte unser Flug jedoch erst mit einer kurzen Verspätung starten. Nach der Landung verwöhnte Antalya uns mit ca. 14 Grad C und Sonnenschein.


    Anne und Lars bei der Ankunft


    Bela in Antalya

    Da es scheinbar keinen Bus vom Flughafen in die Stadt gibt, mussten wir uns ein Taxi zum großen Busbahnhof (32 YTL) nehmen und von da fuhren wir nach Fethiye (42 YTL). Diese Fahrt dauerte gute vier Stunden und war ein wirkliches Erlebnis: Der Fahrer telefonierte oft mit seinem Handy oder unterhielt sich mit jemandem, der neben ihm saß - nur verlor er dabei schnell mal die Straße aus dem Blick und fuhr auf die Gegenfahrbahn. Gleichzeitig wird in der Türkei abenteuerlich überholt, egal wie uneinsichtig die Stelle ist. An steilen Bergen konnte unser doch schon etwas älterer Bus nicht mehr als 30 km/h fahren. Dafür war die Landschaft auf eine ganz eigene Art faszinierend: nachdem wir Antalya hinter uns gelassen hatten und uns in die Berge hoch gekämpft hatten, waren wir auf einem steppenähnlichen Hochplateau, welches von hohen, schneebedeckten Bergen umrandet war. Die Landschaft war hier sehr karg und trostlos und offensichtlich auch nur wenig bewohnt.


    Landschaft auf der Busfahrt

    Mit dem Taxi ging es dann durch die dunkle Nacht vom Busbahnhof zum Ziel des ersten Tages - ölü Deniz (35 YTL). Die erste Nacht wollten wir auf einem Campingplatz verbringen, was jedoch noch nicht möglich war (angeblich noch alles zu). So schlugen wir in einem kleinen Bungalow (75 YTL) auf, der uns mit Klimaanlage und deutschen Fernsehprogramm all den Komfort bot, den wir auf dieser Reise brauchten. Bei Raki und Sucuk klang der erste Tag aus.


    Anne und Bela im Bungalow

    Tag 2, 10.02.: Sektion 1: Ovacik - Kirme
    Nach einer kuscheligen Nacht mit Bela in einem Bett klingelte bereits um acht Uhr Ortszeit der Wecker (er sollte zwar um sieben Uhr bereits schellen, aber er war noch nicht an die neue Zeitzone angepasst).


    Aufbruch!

    Ohne Frühstück ging es erst zum Meer hinunter und dann, mit Umweg über einen "Super"markt, immer bergauf die Straße entlang. Jedoch rächte sich nun unsere fehlende Mahlzeit und wir mussten uns erstmal stärken. 23°C und blauer Himmel sollten den ersten Wandertag begleiten. Der Einstieg in den Lycian Way ist mit einem großen Schild neben der Landstraße gekennzeichnet. Hier luden wir die Rucksäcke und Anne ab und Bela und Lars zogen los um Benzin für den Kocher zu besorgen, während Anne auf unser Gepäck aufpasste. Nach ein paar Minuten Fußmarsch in Richtung Fethiye hielt ein Mittelklassewagen neben uns und ein MIttdreißiger bot uns eine Mitfahrt zur nächsten Tankstelle an. Es stellte sich im Gespräch heraus, dass die Idee des Wanderns für diesen Menschen (und später auch noch für eine ganze Reihe weiterer) vollkommen unbegreiflich war und er auch überhaupt keine Vorstellung hatte, wieso wir Benzin zum Kochen bräuchten. Auf jeden Fall bot er uns an, uns ein paar Sehenswürdigkeiten mit seinem Wagen zu zeigen und so fuhren wir, nachdem wir auch Anne und die Rucksäcke eingesammelt hatten, erst zu einem verlassenen griechischen Dorf, welches wir jedoch nicht besichtigen konnten, und dann zu einem schönen Aussichtspunkt über die Bucht von Fethiye. Danach tranken wir auf der Terrasse eines Teehauses direkt am Wasser noch einen Tee und es stellte sich heraus, dass unser guter Freund eine Anwaltskanzlei zusammen mit seiner Schwester in Fethiye führt. Insgesamt eine sehr interessante Begegnung, die einem das Bild von einer aufgeklärten und modernen Türkei bzw. ihrer Einwohner vermittelte. Einzig die Ablehnung gegen die (zypriotischen) Griechen war in einigen Kommentaren deutlich zu spüren.


    Der Einstieg des Wanderweges


    Die Buch von ölü Deniz


    Blick voraus

    Nachdem er uns zum Ausgangspunkt des Wanderwegs zurück gebracht hatte, konnten wir um ein Uhr endlich unsere Tour starten. Der Weg führte leicht aufsteigend am Hang entlang mit wunderbaren Blicken über die berühmte Bucht von ölü Deniz und die hinter diesem Ort liegenden Berge und Buchten. Nach einiger Zeit zog es ein wenig zu und wir waren nur noch knapp unter den Wolken. Bald tauchten jedoch zwischen den Wolken vor uns die Flanken des Baba Dağ, auf dessen Fuß unser weg nun führte. Dort riss die Wolkendecke auf und es boten sich uns spektakuläre Blicke über den Berg sowie die riesigen Felsblöcke, welche unterhalb von Kirme aufgetürmt sind (und ein Bouldererherz sofort höher schlagen lassen). Die Nacht verbrachten wir dann auf einer ebenen Stelle zwischen den Blöcken.


    Lars beim ersten Pumpen


    Beeindruckendes Panorama des Baba Dağ,

    Tag 3, 11.02.: Sektion 1/2/3: Kirme - Faralya - Kabak - Oberer Weg nach Alinca
    Von unserem Zeltplatz ging es erst hinab nach Faralya, wo wir nach dem im Führer versprochenen Geschäft fragten, aber nur Fethiye als Antwort erhielten. Wir hatten also außer Snickers, Ziegenkäse und ein paar Trekkingmahlzeiten nichts zu Essen bei uns. Also war die Devise, weiter nach Kabak zu kommen, wo wir auf mehr Glück hofften (auch wenn der Führer nicht von einem Geschäft sprach). Auf dem Aufstieg nach Faralya machten wir eine Mittagspause mit wunderbarer Aussicht über das Tal.


    Deutschland holt uns kurz vor Faralya ein


    Kirschblüte

    Gleich am Ortseingang von Kabak fanden wir "Mama's Hostel". Dort trafen wir auf Steven (USA, South Carolina, 68 Jahre und alleine auf dem Weg, jedoch eher in Pensionen als in seinem Tarp) und eine alte Frau ("Mama"?), die uns ein paar frische Fladenbrote, Eier, Ziegenkäse und Oliven verkaufte, sodass unsere Versorgungsprobleme vertagt wurden. Der Aufstieg hinter Kabak in Richtung Alinca war an mehreren Stellen durch Gerölllawinen blockiert und nicht begehbar; schwarze "X" wiesen wohl einmal darauf hin, waren aber kaum zu erkennen. Mehrere Versuche, den Weg selber zu finden, waren vergebens und wir stiegen, da der Tag schon recht fortgeschritten war, wieder nach Kabak ab. Auf halbem Weg begegnete uns ein Einheimischer, der uns wohl aus dem Dorf entgegengekommen war, um uns den rechten Weg zu weisen (die Leute in den kleinen Dörfern sind sehr freundlich und hilfsbereit) und wies auf eine rote Fahne auf einer Terrasse, die den neuen Weg markierte.


    Der zerstörte Weg hinter Kabak


    Die Bucht von Kabak

    Der Weg nach Alinca solle sich als länger als erwartet herausstellen. Der Weg ging weit oberhalb von Kabak in ein enges, steiles Seitental, wo er recht hoch in einer Bergflanke verlief. An Zelten war hier nicht zu denken! Gegen 17 Uhr erreichten wir das ausgetrocknete Flussbett. Wir suchten entlang des Flusses nach einem Platz, aber wir fanden nur eine wunderschöne Stelle mit einem ausgetrockneten Wasserfall, welche aber nicht zum Zelten geeignet war. Also entschlossen wir uns (auch wegen des ewig klaren Himmels) unter freiem Himmel zu schlafen. Nach dem Essen setzte sich jedoch die Einsicht durch, dass Schlafen in einem trockenen Flussbett im gebirgigem Gelände eine schlechte Idee wäre und Bela und Lars suchten nach einen anderem Platz, jedoch nicht weit genug, wie sich später zeigen sollte. Etwas oberhalb betteten wir uns, unter dem sternenklaren Himmel, zur Nacht.


    Noch schlafen sie...


    ...und schon packen sie.

    Bela weckte uns um halb zwei, da es anfing zu regnen. Dieser wurde sehr schnell recht stark und wir mussten in Windeseile unsere Sachen zusammenpacken und die Regensachen anziehen und standen dann mitten in der Nacht bei strömendem Regen im Wald. Im Licht der Taschenlampen gingen wir weiter und fanden nur etwas weiter, als wir zuvor geschaut hatten, einen Platz, an dem wir unsere Zelt aufschlagen konnten und so krochen wir um halb drei wieder in unsere Schlafsäcke.


    Der nächtlich gefundene Platz bei Tageslicht

    Tag 4, 12.02.: Sektion 3/4a: Alinca - Bogazici
    Nach dieser wunderbaren Nacht schliefen wir bis halb acht. Das Frühstück bestand aus Tütenbanniok und einer Portion Kartoffeln mit Rindfleisch aus den Alubeuteln. Lars und Anne schmeckte es überhaupt nicht, Bela hingegen fand zumindest den Eintopf eigentlich ganz lecker. Genug war es aber auf jeden Fall nicht! Während wir frühstückten kam ein Schafhirte vorbei, der sich auf einen umgefallenen Baumstamm direkt an unserem Platz setzte und uns beim Einpacken zusah. Bela versuchte sich ein wenig mit ihm zu unterhalten, was sich aber auch mit Sprachführer als nahezu unmöglich erwies. Das Auslassen einer Wasserstelle kurz nach dem Abmarsch (wir wollten einfach nicht gleich wieder anhalten) führte später noch dazu, dass uns Hunger sowie Durst plagten, was unsere Laune beim Wandern nicht hob.

    Nach einer guten halben Stunde stellten wir auf dem Abstieg Richtung Strand fest, dass die Pfeile an den Wegmarkierungen in die Gegenrichtung zeigen und wir wohl auf dem falschen Weg waren. Die Orientierung war hier auch dadurch erschwert, dassin unserer Karte dieser Weg nicht eingezeichnet war (in der 1. Ausgabe des Führers geht der Weg nicht durch dieses Tal, sondern steigt zum Strand ab und dann wieder auf). Nach einiger überlegung entschlossen wir uns zur Umkehr um den rechten Weg zu finden und trafen dabei wieder auf Steven, der ebenfalls auf der Suche nach dem richtigen Abzweig war. 2/3 des Weges gingen wir zurück und suchten vor allem an der Stelle, wo eine Gerölllawine über den Weg gerutscht war, nach einen Abzweige und fanden ihn ein Stück weiter dann auch; er war nur aus der Gegenrichtung sichtbar und wir waren einfach an ihm vorbei gelaufen. ("Camp" auf der Karte ist ein wirklich sehr schöner und großer Zeltplatz)


    Da sollen wir hoch?


    Ja, da ging es hoch.

    Von der Abzweigung führte der Weg recht steil nach oben. Unsere Wasservorräte waren erschöpft, und so wurde der Weg, vor allem für Anne, mehr und mehr zur Tortur. Nach einer Reihe spektakulärer Aussichtspunkte kamen wir jedoch endlich an die im Führer versprochene Wasserstelle. Nachdem wir das Wasser wieder aufgefüllt hatten, erreichten wir Alinca, welches natürlich auch keine Einkaufsmöglichkeiten hatte; es ist einfach eine Ansammlung von ein paar Hütten und einer staubigen Straße. Anne war zu dem Zeitpunkt schon, wahrscheinlich wegen Hunger, schlecht.
    Bogazici war nun das nächste Ziel, welches nur einige Kilometer weiter weg über die Dirtroad erreichbar sein sollte und, im Führer als „prosperous farming village“ deklariert, wohl gleich mit zwei Läden aufwarten sollte. Während wir uns also auf der Straße Bogazici entgegen kämpften und schon überlegten, Anne vielleicht zurückzulassen und mit Brot zurückzukehren, kam von hinten - alhamdulillah - ein fliegender Gemüsehändler, der uns mitnahm. Lars hatte den bequemen Platz in der Fahrerkabine, für Anne und Bela (und später Steven, den wir hier wieder trafen) wurde es eher abenteuerlich im zu allen Seiten offenen Laderaum. Bei diesem erworben wir sodann auch noch Brot, äpfel und Tomaten und machten, kurz vor Bogazici, eine Rast. Das Essen brachte die Lebensgeister wieder - bei Anne jedoch nahmen sie direkt wieder den Ausgang.


    Lars freut sich über dasBrot...


    ...Anne aber nicht.

    Nachdem wir einmal durch Bogazici gelaufen waren und nichts gesehen hatten, was irgendwie wie ein Laden aussah, gab es einen kleinen Tiefpunkt und wir dachten schon, dass wir jetzt schlussendlich einen Bus nach Fethiye nehmen mussten, um unsere Vorräte aufzustocken. Schließlich wir fragten uns aber doch noch durch bis zu einer Metalltür, hinter der sich ein Geschäft verbergen sollte. Eine Frau rief aus dem ersten Stock des Hauses herunter und kurze Zeit später schloss ein Mann diese Tür auf, hinter der ein ca. 10qm großer Raum den Bakkal darstellte. Die Auswahl war zwar nicht allzu beeindruckend, aber wir kauften viel Brot und Nudeln, was uns auf jeden Fall satt machen sollte. Beim Versuch, die Bezeichnung einer Tütensuppe zu übersetzen, legte Bela hier den Sprachführer in ein Regal - und, wie wir einige Tage später feststellen mussten, da liegt er wohl heute noch.
    So konnte es, mit Essens- und später auch Getränkereserven zum letzten Aufstieg zu den Terrassen oberhalb des Ortes gehen, wo wir die Zelte aufschlugen. Unterwegs mussten wir jedoch vom Weg abweichen, da dieser mit großen Reisigbündeln blockiert war - den genauen Grund konnten wir nicht feststellen. Anne ging es, mach einer ausgiebigen Ruhepause und etwas Nudeln mit Tomatensuppe (bzw. -sauce) wieder besser; enorm früh wurde es ruhig in den Zelten.


    Die etwas karge Landschaft bei Bogazici

    Tag 5, 13.02.: Sektion 4a/5: Bogazici - Sidyma - Bel - Belcegiz
    Der Muezzin machte uns alle so gegen fünf Uhr wach, an Aufstehen dachten wir jedoch erst so gegen zwanzig vor sieben. Anne war wieder auf dem Damm und unsere Zelte konnten trocknen. Dann führte uns der Weg durch Sidyma, eine Ruinenstadt aus griechisch-römischer Zeit (erste Erwähnung 200 v.Chr.).


    Lars bei den Griechen


    Sidyma

    Durch ein enges, dicht bewachsenes Tal ging es bergauf bis zu einer Hauptstraße. Dann sahen wir die ersten größeren landwirtschaftlich genutzten Felder und machten Mittagspause. Wieder war der Weg durch Reisigbündel versperrt, ein paar Meter weiter ging jedoch ein weiterer Weg, wo wir die Reisigbündel ganz gut übersteigen konnten. Inzwischen war unsere Vermutung, dass diese als Sperren für die Schafe gedacht sind.


    Oliven vor Bel

    Durch den sehr unscheinbaren Ort Bel ging es weiter über eine größere Straße zu unseren Lagerplatz für diesen Tag in Belceğiz. Eine riesige terrassierte Grasfläche mit einigen Steinen im Sonnenschein, umrahmt von einem Pinienwald, akzentuiert mit ein paar Olivenbäumen machten diesen Platz zu etwas Besonderem.


    Die Schafe an unserem Zeltplatz

    Eine erste Zisterne erwies sich zu unserer Besorgnis als trocken, so dass Anne und Bela zu den Häusern am anderen Ende der Terrassen gingen, um nach Wasser zu fragen. Kurz vor den Häusern fand sich eine andere Zisterne, wo wir Wasser schöpfen und filtern konnten. Währenddessen kam eine ältere Frau mit den Schafen bei Anne vorbei; ohne Sprachführer war Verständigung aber ausgeschlossen. So stellten wir ohne zu fragen die Zelte auf (die Frau schien sich daran aber überhaupt nicht zu stören), aßen, schrieben Tagebuch und schliefen. Das Essen an diesem Abend war nicht sehr ergiebig oder lecker - es war nur Hühnerbrühe mit Reis.

    Tag 6, 14.02.: Sektion 5/6: Belcegiz - Gavuragili - Pydnai - Kinik - Gelemis/Patara
    Es ist gerade etwa zwei Uhr am Morgen. Draußen stürmt es heftig, so heftig wie ich es in einem Zelt noch nie erlebt habe. Das Zelt bebt und neigt sich beträchtlich auf unsere Nasenspitzen zu. Die mühsam, halbwegs getrockneten Klamotten des Vortags liegen jetzt wieder schön nass im Vorzelt und von Zeit zu Zeit fällt ein leichter Kondenswasserniesel auf uns herab. Gerade ärgere ich mich, dass mein Sonnenhut, den ich leichtsinnigerweise draußen mit nur einer Klammer gesichert habe, wahrscheinlich gerade Segelurlaub nimmt. Bela hat gerade mal vorsichtig aus dem Zelt gesehen - Sichtweite ca. 2m. Wie es Lars so ergeht, können wir nicht herausfinden, denn er ist weit außerhalb der Rufweite. Wenigstens hört man ihn so nicht schnarchen.
    Lars scheint doch überlebt zu haben, denn er weckt uns um zehn vor sieben und wir stehen widerwillig auf. Das Packen geht sehr langsam voran heute und wir machen uns erst nach neun Uhr auf den Weg. Der Abstieg, der vor uns lag, war steil, steinig und anstrengend. Zudem kam dann noch die Sonne raus und machte uns zusätzlich zu schaffen. Am Ende gab es immerhin abgezählte Kekse für jeden.


    Abstieg am Morgen danach


    ...

    Etwas später kamen wir auf eine größere, teilweise asphaltierte Straße, auf der wir ziemlich unmotiviert weiter liefen. Unsere Laune war nicht gerade auf dem Höhepunkt und wurde auch nicht besser, als wir die riesigen Gewächshäuser in der Ferne sahen. Auch eine Pause (2 Kekse für jeden, dazu zwei Zentimeter Wurst und ein bisschen Brot) konnte unsere Laune nicht wirklich bessern. Der Weg ging dann wieder von der Straße ab und führte uns zu einigen antiken Ruinen, die uns aber nur mäßig interessierten, da der Weg sehr schwer zu finden war und wir eine ganze Zeit nur herum irrten. Irgendwie kamen wir dann doch noch auf 0m ü. NN (Mittelmeer) an. Das Wetter schlug um, wurde kühler und wir fanden einfach keine Brücke, um über den Pril zu unserem Weg zu kommen.
    Erst überlegten wir lange, ob wir hier durchwaten müssen - dafür erschien es uns aber doch noch zu tief. Auf den letzten Metern vor dem Pril waren uns zwei Hunde gefolgt, welche jetzt um uns herum liefen. Während wir so dasaßen und überlegten, war hinter uns auf einmal ein fürchterliches Gebell und Geschrei - ein Jugendlicher, der ein paar Meter weiter fischte, hatte sich mit den Hunden angelegt und griff sie mit Steinen und unseren Trekkingstöcken an! Bela konnte durch einen bitterbösen Blick zwar die sofortige Rückgabe des Trekkingstockes erreichen, aber dass es sich nicht um unsere verdammten Hunde handelte konnten wir nicht verständlich machen. Schließlich schauten wir nochmal ganz genau in den Führer und fanden dann doch noch eine "Brücke", welche aus Brettern irgendwie zusammengezimmert war. Ein paar Minuten später sahen wir dann tatsächlich eine kleine Busstation. Nachdem man uns, wie in der Türkei üblich, Stühle hingestellt hatte und einen Tee (Orangentee, schmeckte ein wenig nach heißer Fanta, aber eigentlich nicht schlecht) ließen wiruns dann von einem Minibus durch riesige und hässliche Gewächshausanlagen fahren (nach Kınık/Xanthos). Unterwegs kaufte der Fahrer noch bei einem entgegengekommenden Bekannten zwei Gebäckstücke für uns - wir müssen wohl wirklich ausgehungert ausgesehen haben.
    Nicht nur die Umgebung, auch Kınık selbst ist wirklich ausnehmend hässlich. Die Menschen in der Umgebung leben ziemlich ärmlich, je näher man jedoch an die Stadt kommt, desto größer wird offensichtlich der Wohlstand (leicht z.B. an den vor den Häusern geparkten Autos zu erkennen). Der Busfahrer ließ uns an einer Straßenkreuzung raus - prompt gab es einen kurzen Hagel-/Regenschauer. Haben uns bei ein paar Männern in einer Garage untergestellt. Danach gab es unseren ersten "echten" Döner bei einem Straßenhändler. In Deutschland hätten wir wohl einen Riesenbogen um so einen leicht versifft aussehenden Stand gemacht. War aber echt lecker! Nach dem Kauf verschiedener Grundnahrungsmittel haben wir uns etwas ratlos auf die Suche nach einer Bushaltestelle gemacht.


    Was will man uns über Kınık sagen?

    Nun ergab es sich, dass Anne trotz ihrer Hemmungen fremden Männern gegenüber in dem Werkstattschuppen nach "Minibus" fragte. Eine unüberwindbare Sprachbarriere bewegte diesen überaus hilfsbereiten Mann sein altes Krad mit angeschweißtem Beiwagen, welches aussah, als hätten es die Preußen schon im ersten Weltkrieg dagelassen, in Gang zu setzen (was nicht so leicht war) und uns aufzuladen: Lars mit Rucksack auf den Sozius, Anne und Bela mit Rucksäcken in den Beiwagen. So ging es dann in einer rasanten Fahrt die vielleicht 500m zur Bushaltestelle. Leider wollte der Mann nicht fotografiert werden. Da es nun schon, um vier Uhr, keinen Bus mehr gab (zumindest sagte man uns das), mussten wir auf ein "Taxi" zurückgreifen. Dies bestand aus einer alten Karre, deren Kofferraum entweder nicht zu öffnen oder voll war, sodass Anne und Lars mit all den Rucksäcken auf den Rücksitz und Bela neben unseren Fahrer vorne Platz nehmen durften. Rasant ging es nach Patara. Dort suchten wir einen Campingplatz, was in der Türkei oft schwierig ist, da Campingplätze, wie wir uns das vorstellen, wenig verbreitet sind. "Medusa Camping" schein zuerst vielversprechend zu sein. Ein alter Mann, den wir beim Knoblauchschneiden störten, bat uns herzlich Platz zu nehmen und holte erstmal ein paar Schälchen mit Nüssen. Bela bewachte das Gepäck, währen Anne und Lars dem Mann folgten und alsbald vor einer verschlossenen Tür standen. Hinter dieser sollte wohl jenes Zimmer sein, welches er uns als "Camping" anzubieten hatte. Der erste Blick durch das Fenster schien nur mässig vielversprechend. Eine Pritsche, die Waschmascine und lauter altes Gerümpel befanden sich darin; Anne interpretierte, dass wir wohl dort schlafen sollten. Wir kamen schnell überein, dass Oma Schaberniaks Rumpelkammer nicht der richtige Ort für die Nacht wäre, auch wenn es uns nur 5 YTL kosten sollte. Direkt am Ortseingang an der der Kreuzung fanden wir St. Nicholas Pension (Eine Anmerkung zum Wort Pension: man findet in der Türkei dutzende Schreibweisen: Pansion, Pension, Pansyon, pensiyon - der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt!) Ein wunderbares Zimmer mit Klima- bzw. Heizanlage, Balkon sowie Dusche(!) und WC(!) gab uns Gelegenheit, uns und unsere Ausrüstung wieder auf Vordermann zu bringen.


    Lars mit der leckeren Cola Turka


    Unser Zimmer wurde zum Trockenraum umgestaltet

    Zum Abendessen wurden wir ins Wohnzimmer der Familie gebeten, wo uns eines der kulinarischen Highlights dieser Reise aufgetischt wurde, während die jüngeren Söhne der Familie am Computer mit DSL-Anschluss im Internet surften. Der Hausherr spricht sehr gut Englisch und ein wenig Deutsch, so dass wir uns beim Essen gut über seine Pension, Patara und den Lycian Way unterhalten konnten. Er erzählte uns von seinen deutschen Stammgästen, welche seit 22 Jahren jedes Jahr wiederkehren. Vor ein paar Jahren war er für mehrere Wochen in Deutschland und hatte Gäste, die oft zu ihm kommen, besucht. Der Abend klang bei einem Bier in unserem Zimmer aus.

    Tag 7, 15.02.: Patara - Olympos - Çirali -
    Chimaera

    Nach einem leckeren Frühstück im Wohnzimmer
    der Familie (Essen + Zimmer 75 YTL) haben wir uns träge
    aufgemacht um den Ort erkunden. Eigentlich wollten wir uns ein gut
    erhaltenes Aquädukt ansehen, doch wir haben den Weg dorthin
    nicht gefunden. Schließlich haben wir uns mit Lebensmitteln
    eingedeckt, unsere Rucksäcke geholt und sind in Richtung
    Hauptstraße gewandert. Wieder einmal hatten wir Glück und
    mussten nur kurz warten, bis ein Bus kam.


    Politische Entscheidungen vorweggenommen?

    Wir wollten an diesem Tag nach Çirali und unseren Weg von dort in Richtung Mount Olympos/Tahtalı Da>ğ weiterlaufen. An einer namenlosen Raststätte an der Strecke nach Antalya stiegen wir aus und fanden dort einen Minibus, der uns weiter fahren konnte. Mit uns reiste von dieser Stelle aus eine junge Frau (Nil, türkischstämmige Deutsche), die ihrer Großmutter besuchen wollte. Ferner hatte sie Deutschland, insbesondere das Wetter in Berlin, satt und will nun Dolmetscherin in der Türkei studieren, weil man in Deutschland ja eh keine Arbeit mehr findet. Jemanden irgendwelche Informationen mit ebenso viel Elan wie Tempo aufzudrängen konnte sie, war damit also schon für ihren Beruf in der Touristikbranche qualifiziert.
    Der Bus brachte uns in den antiken Ort Olympos, wo wir zum ersten Mal einen Eintritt (3 YTL p.P.) zahlen mussten, welcher an dieser Stelle effektiv ein Wegzoll für die Strecke nach Çiralı war. Vom Meer aus konnten wir nun einen ersten richtigen Blick auf den Olympos werfen, den es noch zu bezwingen galt.


    Die erste Furt...noch eher unspektakulär

    Nach einer mageren türkischen Pizza in Çiralı entschlossen wir uns, nicht im Ort zu bleiben, und so ging es im Dunkeln weiter zu den brennenden Steinen von Chimaera. Ein erneuter Obulus (2 YTL p.P.) und ein anstrengender Treppenaufstieg im Kopflampenlicht führte uns zu dem faszinierendem Schauspiel der aus dem Boden kommenden Feuer.


    Die brennenden Steine von Chimaera

    Man hatte uns unten gesagt, das Zelten nur an den oberen Feuern erlaubt sei. Also gingen wir bis ans obere Ende der Flammen und dachten, hier am richtigen Platz zu sein. Ein ebener Platz war nur schwer zu finden, aber etwas abseits vom Weg fanden wir schließlich eine Fläche auf der immerhin Belas Zelt ohne Innenzelt aufgebaut werden konnte, so dass wir zu dritt darunter schlafen konnten.

    Tag 8, 16.02.: Sektion 22b: Chimaera - Ulupinar - Beycik
    Nach einem sehr zeitigem Aufbruch fanden wir nach kurzem Aufstieg über den dann entdeckten wirklichen oberen Feuern einen schönen, großen Zeltplatz; leider etwas zu früh oder zu spät. Die Wanderung führte uns erst steil bergauf, dann wieder hinab in ein recht stark bewaldetes, landschaftlich schönes Tal, in dem wir zwei Flüsse überqueren mussten. Der erste konnte einfach durchlaufen werden, wobei wir hier unsere Wasserreserven auffüllten; die von uns schon heiß erwartete Furt am zweiten Fluss musste ohne Hosen durchwatet werden.


    Lars frisst Anne inzwischen aus der Hand...

    Nun sollte der bis dato längste zusammenhängende Aufstieg beginnen, welcher leider erstmal von einiger Verwirrung über den Wegverlauf geprägt sein sollte. Vorbei an Fischrestaurants über eine Staubstraße ging es durch den kleinen Ort Ulupinar und dann an einer völlig unscheinbaren Stelle, die wir mit mehr Glück als Verstand entdeckten, links ab. Bald aber verlor sich der Weg kurz vor der Hauptstraße. Eine Anwohnerin verwies uns auf genau diese und nach einigem Suchen liessen wir uns einfach von einem Minibus bis zur Straßenkreuzung nach Beycik mitnehmen. Dies war nicht mehr der gekennzeichnete Weg und so führte eine Asphaltstraße in Serpentinen bergauf.
    Als wir an der Pause feststellten, dass wir schon wieder das Brot rationieren mussten, fiel der Entschluss, im nächsten Ort einfach mal richtig viel einzukaufen, auch wenn es dann schwer zu tragen wird und das Brot nach ein paar Tagen nicht mehr so gut schmeckt. Der Ort war erwies sich dann als wesentlich größer als erwartet, insbesondere durch einige große Ferienbungalowsiedlungen. Im unteren Ortsteil war ein erstes Geschäft, welches leider ausverkauft war, uns aber weiterverwies. Es stellte sich dann nach einigem Hin und Her heraus, dass es im Wald versteckt noch einen oberen Ortsteil gab, wo wir dann 15 Brote erstanden. Noch ein paar Höhenmeter weiter hörte der Ort jedoch schlussendlich auf und wir gingen weiter durch den Wald steil bergauf. Inzwischen kam die Dunkelheit schnell näher, so dass wir in kurzer Zeit weiterstiegen, um den im Führer versprochenen Zeltplatz zu erreichen. Irgendwann fand sich dann auch ein vernünftiger Platz oberhalb des Flusslaufes. Das Abpumpen erwies sich als recht mühsam, da dieser Fluss so viel Ton mitführte, dass der Wasserfilter sofort verstopfte.


    Sicht von Beycik

    Gesamthöhengewinn des Tages: ca. 1200m! Am Abend gab es noch Nudeln mit roter Sauce und Thunfisch, eine Kombination, die uns noch recht lang begleiten sollte.

    Tag 9, 17.02.: Sektion 22b: Beycik - halber Mt. Olympos - halb zurück
    In der Nacht fing es an zu regnen. Am Morgen hingen schwere Wolken vor dem Mt. Olympos. Schleppend, verzögert auch durch das langwierige Pumpen im Fluss, ging es den Berg hinauf bis zu einer Ebene ("Yayla"), die sich als guter Lagerplatz herausstellen sollte (und wohl auch der im Führer erwähnte Platz war).


    Der Blick aus dem Zelt beim Aufstehen


    Abpumpen aus dem Lehm

    Der weitere Aufstieg führte in den Schnee, welcher nun auch von oben kam. Das Fortkommen war extrem schwer, die Orientierung mit unter dem Schnee verschollenen Markierungen und der handgezeichneten Karte ohne Höhenlinien fast unmöglich, und als obendrein der Wind stärker und die Sicht immer schlechter wurde, entschlossen wir uns auf ca. 1800m zum Abstieg.


    Es liegt nicht nur Schne...


    ...es pisst auch in Strömen

    Vollkommen durchnässt vom inzwischen strömenden Regen (wir hatten aus Gewichtsgründen keine Gamaschen dabei und Bela und Anne auch keine Regenhose) und durchgefroren erreichten wir wieder die Ebene und bauten bereits um 14 Uhr die Zelte auf in der Absicht, am nächsten Tag bei gutem Wetter einen erneuten Aufstieg zu wagen.


    Nebelbildung im Zelt

    Gemeinsam verbrachten wir den Tag in Belas Zelt; es hörte nicht auf zu regnen und wir waren in den Wolken, so dass durch Kondenswasser alles nass wurde, es war kalt - aber überraschenderweise war die Laune recht gut.

    18.02.: halb zurück - Beycik - Phaselis - Tekirova
    Irgendwann in der Nacht setzte der Regen aus. Am Morgen ließen wir uns Zeit und es gab Nudeln in roter Soße zum Frühstück. Das Wetter war herrlich sonnig, nach sie hinter dem Hang aufgetaucht war und so ließen wir unsere feuchten Sachen erstmal trocknen.


    Der Zeltplatz am Fuße des Olympos


    ...und der Blick hinab

    Den Aufsteig versuchten wir, da sehr viel Neuschne gefallen war, nicht nochmals und so stiegen wir zur Hauptstraße ab. Mit einem Minibus fuhren wir fast bis Phaselis. Auf dem kurzen Fußmarsch dorthin überholten uns ein paar Touristenbusse und eine Schranke am Eingang von Phaselis sollte sich nur gegen 10 YTL öffnen. Gegen diesen Wucher rebellierend kehrten wir um und gingen an der zweispurigen Hauptstraße bis zum Einstieg in den Weg nach Gedelme.


    Der wunderbare Weg zur Schranke

    Dort fanden wir uns unversehens vor einer Schranke wieder. Ein deutsches Unternehmen hat eine Seilbahn auf den Mt. Olympos eröffnet und kontrolliert nun das gesamte Gebiet. Zwei Wachmänner, beide wohl nur des Türkischen mächtig, ließen uns nicht passieren; sie kannten nur die Wörter "Snowboarding", "Mountainbike" und „Canoeing“ - und da wir das alles nich wollten, war eine Passage unmöglich. Zwei Mountainbiker wurden jedoch freundlich aus dem Areal herausgelassen. Da es mittlerweile schon 16 Uhr war, sank unsere Laune auf den Tiefstpunkt.
    Nun war also die Frage, wie es weitergehen sollte. Da wir nicht mehr viel Wasser hatten, war es unrealistisch, sich irgendwo quer in den Wald zu schlagen. Hier ging es offensichtlich nicht weiter, sei es, weil man uns nicht verstand, sei es, weil der Zutritt wirklich verboten ist. Also blieb uns nur der Rückzug - in den Hinweisen aus einem anderen Reisebericht, die wir dabei hatten, stand eine Empfehlung für „Sundance Camping“ in Tekirova. Da sollte es nun hingehen. Es sei angemerkt, dass sich ein Pferd auf der anderen Seite de Schranke befand.
    Ein Bus oder ein Taxi war leider nicht aufzutreiben, und so gingen wir die Hauptstraße bis zur Kreuzung nach Phaselis zurück und nahmen von dort aus den Bus nach Tekirova. Tekirova erwies sich leider als eine eine schnell wachsende und enorm hässliche Touristenstadt. Der Zeltplatz liegt ein gutes Stück ausserhalb. Sundance Camping wirkt wie eine Hippiekommune. Wir wurden von einem gut Englisch sprechenden Mann und seiner hübschen („alternativ“ aussehenden) Begleiterin in Empfang genommen. Nach eingehendem Studium der Preisliste entschlossen wir uns für einen Bungalow mit Halbpension für 20 Euro p.P. Das Abendessen erwies sich als jedes einzelnen Cents wert: verschiedene Vorspeisen (Salate und so), eine Vorsuppe, ein sehr leckeres Hauptgericht und dann sogar noch ein Nachtisch wurden uns geboten! Danach klang der Abend bei Schokolade und Raki in unserem Bungalow aus.


    Einer der Hunde im Sundance Camping - er schläft wirklich so!

    19.02.: Tekirova - Kumluca, Sektion 20: Karaöz
    Nach einigem überlegen hatten wir uns entschlossen, nochmal zu einer gänzlich anderen Sektion des Weges zu fahren: die Halbinsel am Cape Gelidonia mit dem Leuchtturm in der Mitte sollte unser Ziel sein. Dafür mussten wir aber erst an den Einstiegspunkt der Sektion, Karaöz. Bei unserem morgendlichen Aufbruch begegneten wir kurz hinter dem Campingplatz einem israelischem Pärchen, welches auch den Lykischen Weg ging. Dann ging es mit dem Minibus zur Bushaltestelle in Kumluca, wo wir direkt an einen Anschlussbus von der Busstation zum Market verfrachtet wurden.
    Im Bus lernten wir den Elektroingenieur Süleyman kennen, der mit uns auch in den Bus nach Karaöz stieg (und dank dessen wir überhaupt erstmal den Anschlussbus fanden). In Antalya geboren, nun aber in Kumluca arbeitend langweilte ihn die Touristenprovinz enorm. Von der uns bevorstehenden Strecke wusste er zu berichten, dass dort regelmäßig Schäfer vom Blitz erschlagen würden und russische Wanderer spurlos verschwinden würden - mal wieder zeigte sich die skeptische Einstellung der Türken gegenüber Wandern bzw. gar Trekking. Bis nach Karaöz fuhr der Bus dann allerdings doch nicht, so dass wir noch ca. 11km am Strand bzw. auf einer gut ausgebauten Asphaltstraße wandern mussten.


    Der wenig attraktive Strand zwischen Kumluca und Karaöz

    Karaöz ist ein fürchterlich hässlicher Ort bzw. eher eine Feriensiedlung mit hunderten identischen Häusern, welche aber um diese Jahreszeit völlig verlassen sind. Kurz vor dem Ort befragte uns noch ein älteres niederländisches Ehepaar mit einem Auto nach dem Wanderweg - sie sahen nicht sher tourentauglich aus. Im Ort filterten wir Wasser aus einem kleinen Wasserlauf, was aber keine so gute Idee war - es schmeckte hinterher nach Dünger, wohl von den weiter oben stehenden Gewächshäusern.


    Das noch viel weniger attraktive Karaöz

    Kurz hinter dem Ort schlugen wir die Zelte an einem Platz mit wunderschönem Blick über das Wasser auf. Eine Wolkenwand verwehrte uns allerdings den Postkartensonnenuntergang mit Fischerboot.

    20.02.: Sektion 20: Karaöz - Leuchtturm - Nirgendwo
    Da wir relativ viel Zeit hatten, ließen wir es an diesem Morgen ruhig angehen. Nach dem Frühstück ging es langsam (mit ein paar Irrwegen: der Weg war erst in Richtung Wasser markiert, verlor sich dann aber, so dass wir einfach quer zur Straße zurück gegangen sind) über die Staubstraße erst zu einem alten Piratendorf, welches aus ein paar uralten Mauern besteht. Dort verweilten wir für eine knappe Stunde und genossen die schöne Bucht, in der sich auch eine Stranddusche und ein WC befand.


    Anne bei den Piraten


    Bela auch


    Und sogar der Lars auch

    Die nächste Zwischenetappe war der Leuchtturm von Cape Gelidonya, an dem es Mittagessen gab. Nach einem Aufstieg auf 500m ging es hinab in den dichten und abgelegenen Pinienwald auf der anderen Weite der Halbinsel. Diese Sektion ist wirklich so einsam, wie im Führer beschrieben - Spuren von Zivilisation sind fast nicht zu erkennen und der Weg scheint nicht sehr oft benutzt zu werden.


    Die Inseln vor Cape Gelidonya


    Und der Leuchtturm...


    Anne vor dem einsamen Wald

    Auf einer kleinen, grasigen Lichtung im sonst uncampierbaren Gelände schlugen wir das Tarp auf, entfachten zur Feier des voraussichtlich letzten „wilden“ Abends ein Feuer und ließen den Abend bei den üblichen Nudeln ausklingen.


    Lars am Feuer

    21.02.: Sektion 20: Nirgendwo - Adrasan - Tekirova
    Zu unserer überraschung lief am Morgen ein Hirte an unserem Platz vorbei und trieb später seine Ziegen hinter uns her. Es ist ganz lustig zu beobachten, wie sich diese Tiere verrenken können um an möglichst saftige Triebe zu gelangen. Durch den Sonnenschein kam uns der Wald auch nicht mehr ganz so unheimlich und verlassen vor wie am Vortag.


    Ein letzter Aufstieg

    Auf dem höchsten Punkt bei ca. 450m auf einem Bergrücken kam Adrasan in Sicht und wir pausierten lange. Ein kurzer Abstieg und wir standen wieder am Meer in einem Ort, in dem es nur Müll und Bauarbeiter vor einem Laden, der nichts verkauft, gab.


    Programmatisch für Adrasan

    Wie sollte es nun weitergehen? Den ganzen folgenden Wegabschnitt bis Olympos würden wir nur knapp schaffen, das erste Stücke wäre aber sowieso wohl eher unattraktiv (Gewächshäuser), so dass wir an diesem Tag auch keinen schönen Zeltplatz erreichen würden. So reifte langsam die Entscheidung, die letzten beiden Nächte im Sundance Camping in Tekirova zu verbringen, von wo wir auch problemlos zum Flug nach Antalya kommen würden. Einen Bus schien es nicht zu geben, und so sprachen wir irgendjemanden an, der irgendjemanden anrief, der dann irgendwann mit einem uralten Fiat Uno auftauchte. Leider konnten wir uns nicht so recht verständigen, so dass nicht ganz klar war, ob er wusste, dass wir nur an die Hauptstraße wollten, um einen Minibus zu nehmen. So sassen wir schließlich im Auto eingequetscht und fragen uns, wo man uns wohl hinbringen würde und vor allem, was das kosten würde!
    Schlussendlich klappte alles wunderbar, und wir kamen nach scheinbar endloser Fahrt für sehr günstige 50 YTL an die Hauptstraße, wo wir sofort einen Minibus anhielten und schließlich, mit Nüssen, Schoki und Bier ausgerüstet, unser letztes Ziel erreichten. Wir bauten das Zelt auf, aßen das frisch geschlachtete Huhn (wieder ein tolles Menü für wenig Geld) und tranken Tee. Ein österreichischer Aussteiger sowie ein deutsches Ehepaar waren die Kontakte für den Abend; um 21:30 ging es in die Kojen.


    Sundance Camping:


    Ein Platz am Strand...


    ...den Olympos im Rücken...


    ...und ein Bier in der Hand.

    Den nächsten Tag verbrachten wir dann am Steinstrand neben dem Zelt, tranken Bier, aßen Nüsse, lasen unsere Bücher zu Ende und unterhielten uns am Abend noch sehr lange mit dem österreichischen Aussteiger. Sundance Camping ist wirklich zu empfehlen, insbesondere wenn es so leer ist!
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 05.11.2011, 12:55. Grund: Reisecharakter eingestellt
    Reiseberichte:
    http://www.aitrob.de

  • BialowiezaFan
    Anfänger im Forum
    • 15.03.2007
    • 23

    • Meine Reisen

    #2
    Eine schöne Tour habt Ihr da gemacht. Seit ich vor einiger Zeit davon hörte, dass der Lykische Weg zu den 10 besten long distance Routen gehöre, wollte ich mich irgendwann darüber informieren. Danke für Eure Beschreibung.

    Grüße

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    • elgru
      Anfänger im Forum
      • 24.08.2006
      • 32

      • Meine Reisen

      #3
      Schöner Bericht!

      Wir fahren demnächst mit dem Motorrad quer durch die Türkei und die Lykische Küste werden wir uns auch ansehen.
      Ich habe mir schon überlegt, die Trekkingschuhe mitzunehmen...

      Wandern und Motorradfahren ist zwar logistisch zu schaffen, wie wir schon ausprobiert haben, aber bei unseren geplanten Rundreisekilometern zeitlich eher nicht drin.

      Man kann halt nicht alles haben.

      Danke für's Schreiben und die herrlichen Fotos!

      LG
      Elke
      www.bikerdream.de

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      • Dirk N.
        Dauerbesucher
        • 17.07.2005
        • 579

        • Meine Reisen

        #4
        Wir werden im August zu Anfang unseres Türkeitrips für ein paar Tage im Olympostal abgammeln,am schönen Steinstrand bei den Ruinen des alten Olympos auf unseren Handtüchern liegen und sehen ob auch ein paar Irre
        zu dieser Jahreszeit ausgedörrt und dem Delirium nahe auf dem Lycian Way direkt vor uns entlang schweben werden.
        Schöner Trek,schöne Landschaft, mit dem Zusatz der fremden Kultur.

        Dirk

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        • ruesseverett
          Anfänger im Forum
          • 26.06.2006
          • 24
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          Bin gerade an der Erstellung eines Reiseberichtes für den Lykischen Pfad auf meiner hp.

          Die Seite wird vermutlich erst im Herbst 07 komplett fertig sein - wenn's ein verregneter Sommer ist vielleicht früher.

          Ein paar Infos sind aber schon jetzt abrufbar.

          http://www.peterlill.de/wandern/lyki...ischerpfad.htm
          \"When I go I leave no trace\" (Everett Ruess)
          http://www.peterlill.de

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