Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
Region/Kontinent: Nordeuropa
Samstag, 17. Februar
Hurra! Mein erster Urlaubstag. Ausschlafen kann ich aber trotzdem nicht, obwohl unser Flug nach Stockholm erst nachmittags geht. Am vorherigen Abend bin ich erst spät aus dem Büro gekommen, wie so oft vor einem Urlaub, und verbringe den Vormittag mit Packen und letzten Besorgungen. Mittags trifft Steffen ein, und wir sortieren noch mal etwas Essen aus. Steffen, weil er meint, daß wir sowieso viel zu viel dabei haben, ich mit dem Hintergedanken, daß man ja auf allen drei stf-Hütten im Rogengebiet Proviant nachkaufen kann ...
Später am Abend sind wir endlich in Stockholm. Für größere Unternehmungen sind wir beide zu KO, außerdem müssen wir noch Benzin für den Kocher besorgen. Dies erweist sich als problematischer, als gedacht. Auf unsere Nachfrage fällt dem Personal des Hostels keine Tankstelle in der Stockholmer Innenstadt ein. Die Geschäfte haben natürlich längst zu und am nächsten morgen müssen wir zeitig zum Zug. Doch bei der U-Bahn-Station Solna Centrum, einige Stationen auf der blauen Linie, sei eine Tankstelle direkt um die Ecke. So machen wir uns dorthin auf. Pro Fahrt zahlen wir jeder 20 Kronen, das sind wohl die teuersten zwei Liter Benzin, die wir je gekauft haben. Aber schließlich haben wir die wichtige Flüssigkeit in die mitgebrachten Flaschen abgefüllt und legen auf dem Rückweg zum Hostel noch einen kurzen Bummel durch die Stockholmer Altstadt Gamla Stan ein.
(Foto: christine m)
(Foto: derMac)
Sonntag, 18. Februar
Den nächsten Tag verbringen wir in Bahn und Bus, um über Mora zur Fjällstation Grövelsjön (gesprochen "Grövelchön") zu gelangen. Skeptisch betrachtet Steffen die noch in Mora recht dürftige Schneedecke. Mir macht viel mehr das viele offene Wasser Sorgen, führt doch die Winterroute über diverse kleinere und größere Seen, und mit Ski bei der Schneeauflage über die Blockfelder des Sommerweges? In Grövelsjön sieht es dann schneemäßig aber doch ganz gut aus.
Montag, 19. Februar
Am nächsten morgen nehmen wir im Ausrüsungsverleih unsere Pulka in Empfang - das größte Modell, das sie hatten. :wink:
Wir haben Glück und erleben gleich am Anfang einen wunderbar sonnigen Tag. Während der Weg langsam aus dem Tal aufs Fjäll hinaufführt, wird der Blick auf die umliegenden Berge frei.
(Foto: christine m)
(Foto: christine m)
(Foto: christine m)
Schon am Nachmittag haben wir die ca. 13 km bis Hävlingen zurückgelegt. Wir beschließen, es für den ersten Tag geruhsam angehen zu lassen und in dem Vandrarheim zu übernachten. Nachmittags zieht es sich leider auch zu, später am Abend wird es anfangen zu schneien.
(Foto: christine m)
Dienstag, 20. Februar
In der Nacht klart es dann aber wieder auf, Steffens kleines Thermometer zeigt am nächsten morgen -20°C an, weiter reicht es nämlich nicht. Der Hüttenwirt hatte uns versichert, daß der Weg über die Seen entlang der markierten Route sicher sei. Ihn selber sehen wir auch mehrfach mit seinem Motorschlitten auf dem Eis hin- uns herfahren. Ich vermute, daß er als Angestellter des Landes Dalarna für die zahlreichen Schutzhütten der Gegend zuständig ist. Die Routine hat sich noch nicht recht eingestellt, aber irgendwann haben auch wir gepackt und können aufbrechen. Es ist kalt, aber klar und sonnig, was meiner Meinung nach psychologisch eine große Rolle spielt.
(Foto: christine m)
Das Eisdecke des Hävlingen und der nachfolgenden Seen trägt uns sicher. Die Seen erweisen sich aber in einer anderen Hinsicht als tückisch: man sieht schon von weitem das nächste Ufer, doch die Querung des Sees zieht und zieht sich ...
(Foto: christine m)
(Foto: christine m)
Schon den ganzen Tag ist absehbar, daß die Nacht kalt werden wird. Auf meinen Wunsch zelten wir daher in der Nähe der Schutzhütte (Raststuga) Bredasjön, der letzten vor der Rogenhütte. Steffen macht sich an den Zeltaufbau, ich schlüpfe schon mal in meine schöne warme Daunenjacke. Leider weist das Zelt einige Defizite auf, was die Kältetauglichkeit betrifft: Offenbar haben sich bei den tiefen Temperaturen (es dürften zu diesem Zeitpunkt schon deutlich unter -20°C geherrscht haben) einige Teile verzogen, so daß die Stangenenden nicht mehr in die zugehörigen Füsse passen. Schließlich findet Steffen eine Lösung, das Zelt steht endlich.
(Foto: derMac)
Während Steffen die Inneneinrichtung übernimmt, fange ich in der hereinbrechenden Dämmerung mit dem Schneeschmelzen an. Mein treuer Varifuel funktioniert einwandfrei. Trotzdem ziehen sich das Schmelzen von Schnee für 2-3 L Wasser und das Kochen in die Länge. Dazu hat sich ein leichter Wind erhoben. Die Hände kann ich nur für kurze Augenblicke aus den dicken Fäustlingen nehmen, trotzdem tun sie ständig weh; entweder, weil sie gerade am "erfrieren" sind, oder weil sie gerade wieder am "auftauen" sind. Trotz der warmen Daunenjacke kühle ich immer mehr aus. Schließlich übernimmt Steffen den letzten Teil des Kochens, ich ziehe mir endlich trockene Socken und eine warme Hose an und schlüpfe in meine Daunenbooties plus die Ajungilak-Überschuhe. Trotzdem wird mir auch nach dem warmen Essen nicht richtig warm, auch nicht, als ich schließlich in meinen warmen Schlafsack schlüpfte. Ich zittere, und Steffen ist besorgt, ich könnte auf eine Unterkühlung zusteuern. Trotzdem hätte ich sicherlich noch ausgeharrt; schließlich ist es bei mir ein altbekanntes Phänomen, daß mir nach körperlicher Betätigung erst mal kalt ist. Doch dann gibt meine Downmat auf, ich liege auf der dünnen Evazote-Matte. Das gibt mir den Rest und ich ziehe nach nebenan in die Schutzhütte um. Auf der Holzbank ca. 1 m über dem Boden reicht die Evazote-Matte zur Isolierung, doch sonderlich bequem ist das Ganze nicht. Am nächsten Tag erfahren wir, daß das Außenthermometer der Rogenhütte in dieser Nacht -29°C angezeigt hatte.
Mittwoch, 21. Februar
Am nächsten morgen hat sich das Wetter wieder zugezogen. Es ist eisekalt, dazu kommt beim Zeltabbau Wind auf. Ausgerechnet in dieser Situation zeigt sich ein weiterer Schwachpunkt des Zeltes: Aufgrund der tiefen Temperaturen ist das Gummi zwischen den Gestängesegmenten locker 30cm zu lang. Der kleine Stopfen am Ende des Gestänges bleibt im Gestängefuss stecken und nur mit Mühe bekommen wir das Gestänge endlich im Ganzen heraus. Da ich die nächste Nacht unbedingt in einer Hütte verbringen will, lassen wir es bei dem kurzen Stück bis zur Rogenstuga bewenden. Das Das Wetter ist wenig einladend. Es ist kalt, ca. -17°C, windig sowie bedeckt und diesig.
(Foto: christine m)
Um so mehr freut sich der Hüttenwirt über unser Kommen, der sich mit Leif vorstellt. Er heizt den Ofen in der Stube an und, ehe wir dies mitbekommen und helfen können, schleppt er Wasser und Feuerholz heran. Die Hütte ist seit einer Woche offen, doch wir sind die ersten Skifahrer dort sowie die ersten Übernachtungsgäste. Dies überrascht uns dann doch etwas, war doch das Wetter in der letzten Zeit nicht schlecht. Aber es ist eben noch sehr früh in der Saison, und die Größe der Hütten lässt auch darauf schließen, daß hier bedeutend weniger los ist als z. B. auf dem nördlichen Kungsleden. Immerhin gibt es dort am Rogensee einige private Hütten, so daß Leif immer mal wieder Besuch von Nachbarn erhält. Außerdem führt die Scooterpiste über den See dort vorbei. Abends heizt Leif dann sogar noch die Sauna an und so legen wir noch zwei Saunagänge ein.
Donnerstag, 22. Februar
Die Nacht blieb zwar wesentlich milder als die vorhergehende, der Tag beginnt aber zunächst genauso trübe wie der vorhergehende. Leif hat für uns den Wetterbereicht besorgt: leichter Schneefall, Tagestemperatur um die -15°C und Wind bis 18m/s. Letzterer weht zum Glück aus Südost, für uns also von hinten, denn heute geht es über den Rogensee und weitere Seen zu Skedbrostuga.
(Foto: christine m)
Nach und nach klart es dann aber doch etwas auf und die Sonne kommt heraus.
(Foto: christine m)
(Foto: christine m)
Für eine kurze Pause biegen wir von der markierten Route ab und verziehen uns hinter einen kleinen Hügel, der immerhin ein bißchen Schutz vor dem Wind bietet.
(Foto: derMac)
So erreichen wir bei strahlendem Sonnenschein die Skedbrostuga.
(Foto: christine m)
(Foto: christine m)
Leider wird unsere Hoffnung auf einen schönen Sonnenuntergang getrübt, denn das Wetter zieht sich schon wieder zu. Dieser halbe Tag sollte auf unserer Tour leider der letzte Sonnenschein bleiben. Doch zunächst gelingen trotz des sich jetzt rasch eintrübenden Wetters noch ein paar schöne Fotos.
(Foto: christine m)
(Foto: derMac)
Auch auf der Skedbrostuga sind wir die einzigen und seit Öffnung der Hütte ersten Gäste.
Freitag, 23. Februar
Das Wetter ist unverändert trüb und windig. Heute soll es nur eine relativ kurze Etappe über Land bis nach Reva gehen, einer Raststuga am Westende des Rogensees bei der wir zelten wollen. Die Strecke ist markiert, aber nur auf dem ersten Kilometer gibt es eine Scooterspur, danach müssen wir selber spuren. Damit die Etappe nicht ganz so kurz wird, laufen wir nach ca. 1,5 km noch einmal zurück: wir haben auf der Hütte die Schneeschaufel vergessen, die ich normalerweise hinten am Rucksack trage.
Das trübe Wetter sorgt für ein konturloses Licht, in dem kleine Bodenunebenheiten kaum zu erkennen sind. Wir kommen an einen kleinen, aber steilen Abhang. Mir ist er nicht so ganz geheuer und ich gehe ihn größtenteils durch Seitwärtskanten herunter. Ich bin so auf den Abhang fixiert, daß mir fatalerweise entgeht, daß die Schneedecke an seinem Fuss einen nicht ganz kleinen Bach verdeckt. Steffen hat mit der Pulka hintendran keine andere Wahl, als den Abhang im Schuss herunterzufahren. Aufgrund der ungünstigen Sichtbedingungen stürzt er am unteren Ende. Es ist ihm weiter nichts passiert, aber er bekommt die Pulka nicht so schnell los und hat Mühe, in dem weichen Schnee in dem abschüssigen Gelände wieder auf die Beine respektive Ski zu kommen. Ich laufe die paar Schritte zurück, um ihm zu helfen. Wir stehen jetzt beide am Fuss des Abhangs. Steffen hat die Pulka schließlich losbekommen, wuselt aber immer noch im Schnee herum. Auf einmal macht es laut "Rumms". Ich kapiere immer noch nicht, was los ist; aber mir ist klar, daß etwas nicht stimmt und ich mache ein paar Schritte den Fuß des Abhangs hinauf. Langsam, wie in Zeitlupe, bricht die Schneebrücke über dem Bach auf unserer Seite ab und rutscht ganz langsam in diesen hinein. Ich stehe sicher auf Land, auch die Pulka ist weit genug oben. Steffen liegt immer noch am Boden, glücklicherweise knapp oberhalb des Baches. Wäre er einen halben Meter weiter gestürzt, wäre er ziemlich nass geworden, bei -15°C und heftigem Wind keine ganz harmlose Situation.
Fortsetzung:
In diesem Augenblick taucht oben am Hang jemand auf. Die Hüttenwirtin der Skedbro-Hütte hatte beschlossen, ihre tägliche Skirunde in unsere Richtung zu lenken. Ich hoffe mal, wir haben nicht einen derart unbedarften Eindruck gemacht, daß sie in Sorge um uns war. Ja, das habe sie schon befürchtet, daß es an dieser Stelle Probleme geben könne, meint sie fröhlich. 15 m zur Seite finden wir dann eine intakte Schneebrücke, über die wir nacheinander sicher über den Bach kommen. Die Hüttenwirtin, mit deutlich besserer Kondition als ich und nicht wie Steffen durch eine schwere Pulka belastet, spurt voraus.
Mühsam quälen wir uns durch weichen Schnee im Wald einen Hang hinauf. Auf der windabgewandten Seite hat der starke Wind den ganzen weichen Pulverschnee abgelagert. Zwei Schritte vor, 1,5 zurück, das Vorwärtskommen gestaltet sich anstrengend. Netterweise beschließt auch noch der Teller meines Skistocks, sich von diesem zu lösen und irgendwo im Tiefschnee stecken zu bleiben. Mit der Schaufel grabe ich ihn wieder aus und stecke ihn zurück auf den Stock. Steffen beschließt schließlich, sich die letzten Meter zu Fuss hinaufzukämpfen, anders ist die Pulka nicht hinaufzubekommen. Oben verlässt uns die Hüttenwirtin, es ist Zeit für sie, zur Hütte zurückzu kehren. Von nun an geht es sanft bergab, der Schnee trägt an den meisten Stellen auch wieder besser. In leichten auf und ab, immer wieder um größere Hügel herum, nähern wir uns der Hütte. Ein letzter Abhang und wir stehen an einem größeren Fluss, auf der anderen Seite ist die Hütte zu erkennen. Zum Glück gibt es einen Brücke, ein schmaler Holzsteg mit einer gut 50cm hohen Schneeauflage, die zu den Seiten hin kleine Wächten bildet. Ich befürchte, daß der Schnee bei Belastung mit Ski seitlich wegbrechen und einer von uns ein kaltes Bad nehmen könnte. So werden kurzerhand die Ski abgeschnallt, der Rucksack abgesetzt und der Schnee von der Brücke geschaufelt. Zu Fuß ist die Überquerung dann kein Problem mehr.
In der Hütte gibt es erst mal etwas zu futtern, bevor Steffen sich an den Zeltaufbau macht.
Wir kommen auf die geniale Idee, daß ich in der Zwischenzeit die Hütte etwas hochheize. Natürlich nicht mit dem wenigen Holz, das ausdrücklich nur für den Notfall dort liegt. Sondern mit dem Kocher, schließlich haben wir mal wieder viel zu viel Benzin dabei. Es gelingt tatsächlich, die Temperatur um mehrere Grad noch oben zu bringen, bis es mehr oder weniger Null Grad drinnen hat. Natürlich öffne ich hin und wieder die Tür zum Lüften. Später kochen wir auch in der Hütte. Als ich mir danach die Nase putze, färbt sich das Tempotuch merkwürdig schwarz. Auch Steffen stellt fest, daß er wohl einiges an Ruß in der Nase hat. Dafür ist die Nase bei uns beiden wunderbar frei. Steffen hält meine Idee, eine neue Ruß-Therapie zu begründen und damit reich zu werden, aber leider für wenig erfolgversprechend. Jedenfalls beschließen wir, für die Zukunft auf derlei Experimente zu verzichten.
Für mich ist die kaputte Downmat Entschuldigung genug, die Nacht lieber in der Hütte zu verbringen und verziehe mich in mein kleines Daunenmonster.
[wird erweitert / fortgesetzt]
Samstag, 17. Februar
Hurra! Mein erster Urlaubstag. Ausschlafen kann ich aber trotzdem nicht, obwohl unser Flug nach Stockholm erst nachmittags geht. Am vorherigen Abend bin ich erst spät aus dem Büro gekommen, wie so oft vor einem Urlaub, und verbringe den Vormittag mit Packen und letzten Besorgungen. Mittags trifft Steffen ein, und wir sortieren noch mal etwas Essen aus. Steffen, weil er meint, daß wir sowieso viel zu viel dabei haben, ich mit dem Hintergedanken, daß man ja auf allen drei stf-Hütten im Rogengebiet Proviant nachkaufen kann ...
Später am Abend sind wir endlich in Stockholm. Für größere Unternehmungen sind wir beide zu KO, außerdem müssen wir noch Benzin für den Kocher besorgen. Dies erweist sich als problematischer, als gedacht. Auf unsere Nachfrage fällt dem Personal des Hostels keine Tankstelle in der Stockholmer Innenstadt ein. Die Geschäfte haben natürlich längst zu und am nächsten morgen müssen wir zeitig zum Zug. Doch bei der U-Bahn-Station Solna Centrum, einige Stationen auf der blauen Linie, sei eine Tankstelle direkt um die Ecke. So machen wir uns dorthin auf. Pro Fahrt zahlen wir jeder 20 Kronen, das sind wohl die teuersten zwei Liter Benzin, die wir je gekauft haben. Aber schließlich haben wir die wichtige Flüssigkeit in die mitgebrachten Flaschen abgefüllt und legen auf dem Rückweg zum Hostel noch einen kurzen Bummel durch die Stockholmer Altstadt Gamla Stan ein.
(Foto: christine m)
(Foto: derMac)
Sonntag, 18. Februar
Den nächsten Tag verbringen wir in Bahn und Bus, um über Mora zur Fjällstation Grövelsjön (gesprochen "Grövelchön") zu gelangen. Skeptisch betrachtet Steffen die noch in Mora recht dürftige Schneedecke. Mir macht viel mehr das viele offene Wasser Sorgen, führt doch die Winterroute über diverse kleinere und größere Seen, und mit Ski bei der Schneeauflage über die Blockfelder des Sommerweges? In Grövelsjön sieht es dann schneemäßig aber doch ganz gut aus.
Montag, 19. Februar
Am nächsten morgen nehmen wir im Ausrüsungsverleih unsere Pulka in Empfang - das größte Modell, das sie hatten. :wink:
Wir haben Glück und erleben gleich am Anfang einen wunderbar sonnigen Tag. Während der Weg langsam aus dem Tal aufs Fjäll hinaufführt, wird der Blick auf die umliegenden Berge frei.
(Foto: christine m)
(Foto: christine m)
(Foto: christine m)
Schon am Nachmittag haben wir die ca. 13 km bis Hävlingen zurückgelegt. Wir beschließen, es für den ersten Tag geruhsam angehen zu lassen und in dem Vandrarheim zu übernachten. Nachmittags zieht es sich leider auch zu, später am Abend wird es anfangen zu schneien.
(Foto: christine m)
Dienstag, 20. Februar
In der Nacht klart es dann aber wieder auf, Steffens kleines Thermometer zeigt am nächsten morgen -20°C an, weiter reicht es nämlich nicht. Der Hüttenwirt hatte uns versichert, daß der Weg über die Seen entlang der markierten Route sicher sei. Ihn selber sehen wir auch mehrfach mit seinem Motorschlitten auf dem Eis hin- uns herfahren. Ich vermute, daß er als Angestellter des Landes Dalarna für die zahlreichen Schutzhütten der Gegend zuständig ist. Die Routine hat sich noch nicht recht eingestellt, aber irgendwann haben auch wir gepackt und können aufbrechen. Es ist kalt, aber klar und sonnig, was meiner Meinung nach psychologisch eine große Rolle spielt.
(Foto: christine m)
Das Eisdecke des Hävlingen und der nachfolgenden Seen trägt uns sicher. Die Seen erweisen sich aber in einer anderen Hinsicht als tückisch: man sieht schon von weitem das nächste Ufer, doch die Querung des Sees zieht und zieht sich ...
(Foto: christine m)
(Foto: christine m)
Schon den ganzen Tag ist absehbar, daß die Nacht kalt werden wird. Auf meinen Wunsch zelten wir daher in der Nähe der Schutzhütte (Raststuga) Bredasjön, der letzten vor der Rogenhütte. Steffen macht sich an den Zeltaufbau, ich schlüpfe schon mal in meine schöne warme Daunenjacke. Leider weist das Zelt einige Defizite auf, was die Kältetauglichkeit betrifft: Offenbar haben sich bei den tiefen Temperaturen (es dürften zu diesem Zeitpunkt schon deutlich unter -20°C geherrscht haben) einige Teile verzogen, so daß die Stangenenden nicht mehr in die zugehörigen Füsse passen. Schließlich findet Steffen eine Lösung, das Zelt steht endlich.
(Foto: derMac)
Während Steffen die Inneneinrichtung übernimmt, fange ich in der hereinbrechenden Dämmerung mit dem Schneeschmelzen an. Mein treuer Varifuel funktioniert einwandfrei. Trotzdem ziehen sich das Schmelzen von Schnee für 2-3 L Wasser und das Kochen in die Länge. Dazu hat sich ein leichter Wind erhoben. Die Hände kann ich nur für kurze Augenblicke aus den dicken Fäustlingen nehmen, trotzdem tun sie ständig weh; entweder, weil sie gerade am "erfrieren" sind, oder weil sie gerade wieder am "auftauen" sind. Trotz der warmen Daunenjacke kühle ich immer mehr aus. Schließlich übernimmt Steffen den letzten Teil des Kochens, ich ziehe mir endlich trockene Socken und eine warme Hose an und schlüpfe in meine Daunenbooties plus die Ajungilak-Überschuhe. Trotzdem wird mir auch nach dem warmen Essen nicht richtig warm, auch nicht, als ich schließlich in meinen warmen Schlafsack schlüpfte. Ich zittere, und Steffen ist besorgt, ich könnte auf eine Unterkühlung zusteuern. Trotzdem hätte ich sicherlich noch ausgeharrt; schließlich ist es bei mir ein altbekanntes Phänomen, daß mir nach körperlicher Betätigung erst mal kalt ist. Doch dann gibt meine Downmat auf, ich liege auf der dünnen Evazote-Matte. Das gibt mir den Rest und ich ziehe nach nebenan in die Schutzhütte um. Auf der Holzbank ca. 1 m über dem Boden reicht die Evazote-Matte zur Isolierung, doch sonderlich bequem ist das Ganze nicht. Am nächsten Tag erfahren wir, daß das Außenthermometer der Rogenhütte in dieser Nacht -29°C angezeigt hatte.
Mittwoch, 21. Februar
Am nächsten morgen hat sich das Wetter wieder zugezogen. Es ist eisekalt, dazu kommt beim Zeltabbau Wind auf. Ausgerechnet in dieser Situation zeigt sich ein weiterer Schwachpunkt des Zeltes: Aufgrund der tiefen Temperaturen ist das Gummi zwischen den Gestängesegmenten locker 30cm zu lang. Der kleine Stopfen am Ende des Gestänges bleibt im Gestängefuss stecken und nur mit Mühe bekommen wir das Gestänge endlich im Ganzen heraus. Da ich die nächste Nacht unbedingt in einer Hütte verbringen will, lassen wir es bei dem kurzen Stück bis zur Rogenstuga bewenden. Das Das Wetter ist wenig einladend. Es ist kalt, ca. -17°C, windig sowie bedeckt und diesig.
(Foto: christine m)
Um so mehr freut sich der Hüttenwirt über unser Kommen, der sich mit Leif vorstellt. Er heizt den Ofen in der Stube an und, ehe wir dies mitbekommen und helfen können, schleppt er Wasser und Feuerholz heran. Die Hütte ist seit einer Woche offen, doch wir sind die ersten Skifahrer dort sowie die ersten Übernachtungsgäste. Dies überrascht uns dann doch etwas, war doch das Wetter in der letzten Zeit nicht schlecht. Aber es ist eben noch sehr früh in der Saison, und die Größe der Hütten lässt auch darauf schließen, daß hier bedeutend weniger los ist als z. B. auf dem nördlichen Kungsleden. Immerhin gibt es dort am Rogensee einige private Hütten, so daß Leif immer mal wieder Besuch von Nachbarn erhält. Außerdem führt die Scooterpiste über den See dort vorbei. Abends heizt Leif dann sogar noch die Sauna an und so legen wir noch zwei Saunagänge ein.
Donnerstag, 22. Februar
Die Nacht blieb zwar wesentlich milder als die vorhergehende, der Tag beginnt aber zunächst genauso trübe wie der vorhergehende. Leif hat für uns den Wetterbereicht besorgt: leichter Schneefall, Tagestemperatur um die -15°C und Wind bis 18m/s. Letzterer weht zum Glück aus Südost, für uns also von hinten, denn heute geht es über den Rogensee und weitere Seen zu Skedbrostuga.
(Foto: christine m)
Nach und nach klart es dann aber doch etwas auf und die Sonne kommt heraus.
(Foto: christine m)
(Foto: christine m)
Für eine kurze Pause biegen wir von der markierten Route ab und verziehen uns hinter einen kleinen Hügel, der immerhin ein bißchen Schutz vor dem Wind bietet.
(Foto: derMac)
So erreichen wir bei strahlendem Sonnenschein die Skedbrostuga.
(Foto: christine m)
(Foto: christine m)
Leider wird unsere Hoffnung auf einen schönen Sonnenuntergang getrübt, denn das Wetter zieht sich schon wieder zu. Dieser halbe Tag sollte auf unserer Tour leider der letzte Sonnenschein bleiben. Doch zunächst gelingen trotz des sich jetzt rasch eintrübenden Wetters noch ein paar schöne Fotos.
(Foto: christine m)
(Foto: derMac)
Auch auf der Skedbrostuga sind wir die einzigen und seit Öffnung der Hütte ersten Gäste.
Freitag, 23. Februar
Das Wetter ist unverändert trüb und windig. Heute soll es nur eine relativ kurze Etappe über Land bis nach Reva gehen, einer Raststuga am Westende des Rogensees bei der wir zelten wollen. Die Strecke ist markiert, aber nur auf dem ersten Kilometer gibt es eine Scooterspur, danach müssen wir selber spuren. Damit die Etappe nicht ganz so kurz wird, laufen wir nach ca. 1,5 km noch einmal zurück: wir haben auf der Hütte die Schneeschaufel vergessen, die ich normalerweise hinten am Rucksack trage.
Das trübe Wetter sorgt für ein konturloses Licht, in dem kleine Bodenunebenheiten kaum zu erkennen sind. Wir kommen an einen kleinen, aber steilen Abhang. Mir ist er nicht so ganz geheuer und ich gehe ihn größtenteils durch Seitwärtskanten herunter. Ich bin so auf den Abhang fixiert, daß mir fatalerweise entgeht, daß die Schneedecke an seinem Fuss einen nicht ganz kleinen Bach verdeckt. Steffen hat mit der Pulka hintendran keine andere Wahl, als den Abhang im Schuss herunterzufahren. Aufgrund der ungünstigen Sichtbedingungen stürzt er am unteren Ende. Es ist ihm weiter nichts passiert, aber er bekommt die Pulka nicht so schnell los und hat Mühe, in dem weichen Schnee in dem abschüssigen Gelände wieder auf die Beine respektive Ski zu kommen. Ich laufe die paar Schritte zurück, um ihm zu helfen. Wir stehen jetzt beide am Fuss des Abhangs. Steffen hat die Pulka schließlich losbekommen, wuselt aber immer noch im Schnee herum. Auf einmal macht es laut "Rumms". Ich kapiere immer noch nicht, was los ist; aber mir ist klar, daß etwas nicht stimmt und ich mache ein paar Schritte den Fuß des Abhangs hinauf. Langsam, wie in Zeitlupe, bricht die Schneebrücke über dem Bach auf unserer Seite ab und rutscht ganz langsam in diesen hinein. Ich stehe sicher auf Land, auch die Pulka ist weit genug oben. Steffen liegt immer noch am Boden, glücklicherweise knapp oberhalb des Baches. Wäre er einen halben Meter weiter gestürzt, wäre er ziemlich nass geworden, bei -15°C und heftigem Wind keine ganz harmlose Situation.
Fortsetzung:
In diesem Augenblick taucht oben am Hang jemand auf. Die Hüttenwirtin der Skedbro-Hütte hatte beschlossen, ihre tägliche Skirunde in unsere Richtung zu lenken. Ich hoffe mal, wir haben nicht einen derart unbedarften Eindruck gemacht, daß sie in Sorge um uns war. Ja, das habe sie schon befürchtet, daß es an dieser Stelle Probleme geben könne, meint sie fröhlich. 15 m zur Seite finden wir dann eine intakte Schneebrücke, über die wir nacheinander sicher über den Bach kommen. Die Hüttenwirtin, mit deutlich besserer Kondition als ich und nicht wie Steffen durch eine schwere Pulka belastet, spurt voraus.
Mühsam quälen wir uns durch weichen Schnee im Wald einen Hang hinauf. Auf der windabgewandten Seite hat der starke Wind den ganzen weichen Pulverschnee abgelagert. Zwei Schritte vor, 1,5 zurück, das Vorwärtskommen gestaltet sich anstrengend. Netterweise beschließt auch noch der Teller meines Skistocks, sich von diesem zu lösen und irgendwo im Tiefschnee stecken zu bleiben. Mit der Schaufel grabe ich ihn wieder aus und stecke ihn zurück auf den Stock. Steffen beschließt schließlich, sich die letzten Meter zu Fuss hinaufzukämpfen, anders ist die Pulka nicht hinaufzubekommen. Oben verlässt uns die Hüttenwirtin, es ist Zeit für sie, zur Hütte zurückzu kehren. Von nun an geht es sanft bergab, der Schnee trägt an den meisten Stellen auch wieder besser. In leichten auf und ab, immer wieder um größere Hügel herum, nähern wir uns der Hütte. Ein letzter Abhang und wir stehen an einem größeren Fluss, auf der anderen Seite ist die Hütte zu erkennen. Zum Glück gibt es einen Brücke, ein schmaler Holzsteg mit einer gut 50cm hohen Schneeauflage, die zu den Seiten hin kleine Wächten bildet. Ich befürchte, daß der Schnee bei Belastung mit Ski seitlich wegbrechen und einer von uns ein kaltes Bad nehmen könnte. So werden kurzerhand die Ski abgeschnallt, der Rucksack abgesetzt und der Schnee von der Brücke geschaufelt. Zu Fuß ist die Überquerung dann kein Problem mehr.
In der Hütte gibt es erst mal etwas zu futtern, bevor Steffen sich an den Zeltaufbau macht.
Wir kommen auf die geniale Idee, daß ich in der Zwischenzeit die Hütte etwas hochheize. Natürlich nicht mit dem wenigen Holz, das ausdrücklich nur für den Notfall dort liegt. Sondern mit dem Kocher, schließlich haben wir mal wieder viel zu viel Benzin dabei. Es gelingt tatsächlich, die Temperatur um mehrere Grad noch oben zu bringen, bis es mehr oder weniger Null Grad drinnen hat. Natürlich öffne ich hin und wieder die Tür zum Lüften. Später kochen wir auch in der Hütte. Als ich mir danach die Nase putze, färbt sich das Tempotuch merkwürdig schwarz. Auch Steffen stellt fest, daß er wohl einiges an Ruß in der Nase hat. Dafür ist die Nase bei uns beiden wunderbar frei. Steffen hält meine Idee, eine neue Ruß-Therapie zu begründen und damit reich zu werden, aber leider für wenig erfolgversprechend. Jedenfalls beschließen wir, für die Zukunft auf derlei Experimente zu verzichten.
Für mich ist die kaputte Downmat Entschuldigung genug, die Nacht lieber in der Hütte zu verbringen und verziehe mich in mein kleines Daunenmonster.
[wird erweitert / fortgesetzt]
Kommentar