Wintertour, die Erste (Bärenrunde, Finnland)

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  • Haiko
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    • 12.02.2003
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    • Meine Reisen

    Wintertour, die Erste (Bärenrunde, Finnland)

    Moin²,

    wie versprochen möchte ich Euch ein paar Erfahrungen meiner ersten Wintertour auf der Bärenrunde (Karhunkierros) im Oulanka-Nationalpark (Ruka, Kuusamo, Finnland) schildern.

    Vorbereitung auf die Tour:
    - Lektüre "Finnland: Bärenrunde" von M. Hennemann sowie "Winterwandern" von R. Höh
    - dieses Forum (Dank an Jörg für den Hinweis auf seine Winterwander-Seite!)
    - http://www.ruka.fi, http://www.metsa.fi, http://www.kuusamo.fi, http://www.matkahuolto.fi
    - Karte "Ruka-Oulanka", 1:40.000 (12e in Finnland)

    Anreise:
    Per Flugzeug nach Helsinki. Weiter mit dem Zug bis Oulu (ca. 6+ Stunden Fahrzeit, 70e), weiter mit dem Bus nach Kuusamo (2 Stunden, 25e) und Bus nach Ruka (30min, 5e). Die Fahrzeit ist relativ lange. Es lohnt sich also, unterwegs einen Stopp einzulegen. Alle Orte sind es wert!

    Los geht's:
    Beginn der Tour bei Ristikallio TH. Eine andere Variante ist der Start in Hautajärvi, etwa weitere 15km nördlich. Zwischen Ristikallio TH und Taivalköngäs liegen jedoch auf 9km drei Wildmarkhütten. Auf der ersten Tour war es mir wichtig, nicht gleich in der ersten Nacht im Zelt zu schlafen (eine kluge Entscheidung, wie sich am nächsten Tag herausstellte - siehe Wetter). Länge der Tour bis Ruka etwa 65 km, bis Juuma (nächster Ort in der Zivilisation) etwa 43 km.

    Die Markierungen waren am ersten Tag der Tour nicht immer einfach zu erkennen / finden. Spätestens ab Taivalköngäs gab es genügend alte Spuren, denen man folgen konnte und so kaum die Markierungen verpasste. Aber Oulanka-NP Informastionszentrum gibt es eine Skispur (klassisch), die regelmässig erneuert wird. Und ab Juuma wird der Weg so breit, dass man klassisch und als Skater laufen kann.

    Übernachtungen:
    Wildmarkhütten gibt es reichlich auf der Bärenrunde. Die meisten werden von Metsähallitus (Staatl. Amt für Forstwesen) unterhalten, haben Ofen, teilweise sogar Gaskocher. Erst ausserhalb des NP, zwischen Juuma und Ruka exisiert eine Hütte (eigentlich sind es zwei, aber sowohl im Reisefüherer als auch in der Karte ist nur eine Hütte für 4 Personen verzeichnet) "Porontimajoki" mit wahrem Luxus unterhalten von der Stadt Kuusamo. Also, zwei Hütten für jeweils 4 Personen, eine Laavu (Holzunterstand, vorne offen, mit Feuerstelle), eine Koch- und Sitzgelegenheit, überdacht, Toiletten mit Spiegel und Toilettenpapier.

    Wichtig ist, dass die Ansakämppä am 25.12.2002 abgebrannt ist. Es existiert noch eine Feuerstelle und die Zeltmöglichkeit. Ansonsten sind es zwischen Taivalköngäs und Jussinkämppä etwa 23 km - mehr als eine Tagestour im Winter! In meinem Fall hatte ich drei Zeltübernachtungen auf dieser Strecke!

    Neben den Wildmarkhütten (autiotupa) gibt es noch viele Zeltplätze, die mit PC (puu-vessa, Plumsklo) und Feuerstelle ausgestattet sind. Liegen alle ideal an einem Fluss oder See, teilweise ein paar Meter abseits des markierten Weges. Ausserdem gibt es zwei (oder drei) Kotas auf dem Weg. Ich habe sie aber nicht benutzt, ebenso wenig die Tageshütten (päivätupa) in Myllykoski und auf dem Valtavaara. Das sind wirklich Tageshütten und sollten nur in äussersten Notfällen für Übernachtungen genutzt werden.

    Zeltübernachtungen waren problemloser als ich es mir vorgestellt hatte. Zeltaufbau gestaltete sich etwa komplizierter, weil die Schneeheringe kaum im losen Schnee Halt fanden (war froh, die Dinger selber gebastelt und nicht noch ein Heidengeld dafür ausgegeben zu haben). Mit Schneeschaufel ein tiefes Loch in der Apsis gegraben, wodurch ungewohnt viel Platz beim Kochen, Anziehen, Rucksackaus- und -einpacken vorhanden war.

    Wandern:
    Dieses Mal auf Schneeschuhen, Typ TSL 810, und mit Rucksack. In Ruka gab es keine Tourenski auszuleihen. Auf Langlaufski wollte ich mich nicht durch den Tiefschnee quälen. Die TSL 810 sind gute Allround-Schneeschuhe, mit einer sehr guten Bindung (Rando). Für mich (66kg + ca. 30kg Gepäck) waren die TSL ausreichend im Tragvermögen. Ich bin eingesunken, manchmal bis zum Knie / Oberschenkel. Aber das eher selten. Leichtere Leute und/oder mit weniger Gepäck dürften fast keine Schwierigkeiten haben. Bei mehr Gewicht würde ich Bedenken anmelden und eher auf andere Modelle ausweichen. Die TSL gab es günstig bei EcoScout in Tampere mit 30e für 12 Tage auszuleihen (übrigens, "Eco" steht für Ecologia und nicht für Economia ;)).

    Leute:
    Es waren wenig Leute unterwegs. Traf lediglich ein Päärchen aus Dresden (Gruß an Ute & André), die mit Schneeschuhen und Pulka unterwegs waren und schon die Siilastupa angeheizt hatten. Ansonsten insgesamt drei Gruppen auf Ski, die laut Gepäck nur Tagesausflüge im NP machen konnten.

    Wetter:
    Die Temperaturen schwankten zwischen -25°C (erste Nacht - zum Glück in der Hütte) und +6°C am Tage bei starkem Sonnenschein. Der Schnee war dann so nass, dass Laufen auf den TSL kaum noch möglich war. Zum Glück war es nur einen Tag so warm. Sonst immer um oder unter Null tagsüber und deutlich drunter nachts. Schneehöhe am Beginn der Tour 75cm, am Ende 90cm. Der Schnee war pulvrig wie ich es noch nie bewusst wahrgenommen hatte. Erst nach dem warmen Tag (+6) und der darau folgenden kalten Nacht kam eine verharschte (und gut tragende) Schneedecke zustande. Aber sobald der Harsch durchbrochen war (z. B. mit normalem Schuhwerk auf dem Weg zum PC), ging's wieder abwärts bis zum Oberschenkel.
    Letzter Tag: Sturmfront aus Grönland zog vorüber mit Windgeschwindigkeiten um 15-17m/s. Bei Null Grad merkt man plötzlich, wie schnell der Körper ohne winddichter Schicht auskühlen kann.

    Frieren: Zweimal insgesamt. Einmal, nachdem morgens bei -15°C in gefrorenen Schuhen steckend das Feuer nicht anspringen wollte. Zweites Mal bei einer Seeüberquerung gegen den o.g. Wind ankämpfend. Lediglich mit Unterhemd und Polarfleece 200 drüber. Aber ich dachte, dass es beim Stehenbleiben und andere Sachen auspacken nur noch kälter werden kann.

    Schwitzen: Einmal, bei -8°C im Zelt und im ME Glacier 1000 mit langer Unterhose, Unterhemd und Mütze auf dem Kopf. Das war definitiv zu warm! In der nächsten Zeltnacht ohne lange Unterhose und nur mit dünner Odlo-Balaclava bei -15 °C (vor dem Zelt gemessen) pudelwohl gefühlt.

    Kochen:
    Hatte Benzin- und Gas(Campingaz)-Kocher mit dabei. Zum Kochen würde ich weiterhin nur den Benzinkocher (MSR Whisperlight) benutzen. Aber auf die Gaslaterne und die dann sowieso notwendige Kartusche möchte ich nicht verzichten. Dann nehme ich das Mehrgewicht von 200-300g in Kauf und nutze den Gaskocher, wenn's schnell gehen soll bzw. nicht zu kalt ist. Musste sehr oft Schnee schmelzen, um Wasser zu bekommen. Der sauberste Schnee war immer ca. 50 Meter vom Zelt / der Hütte entfernt. Dann habe ich eine grosse Plastetüte damit vollgefüllt und das reichte dann meistens bis zum Morgentee.

    Brillen:
    Hatte sowohl meine Brille als auch harte Kontaktlinsen mit. Die Kontaktlinsen habe ich ständig in der Hosentasche oder der Fleecejacke getragen. Die Reinigungs- und Aufbewahrungsflüssigkeit ist mir nie eingefroren, habe mich nicht besonders um sie gekümmert. Getragen habe ich die Brille - hatte keine Probleme damit. War aber auch nur leichter Schneefall unterwegs, keine grosse Feuchtigkeit, keine "übermenschlichen" Anstrengungen. Bei Sonnenschein habe ich eine UV-Schutzüberbrille von www.carl-roth.de getragen. Ohne Probleme, bei ca. 12e Kosten. Ich sah damit lediglich aus wie ein Motorschlittenfahrer, was aber niemanden gestört hat.

    Kamera:
    Hatte eine Sucherkamera Contax G1 mit dem Standardobjektiv mit. Relativ neue Batterien (ca. ein halbes Jahr alt). Ausfälle der Kamera hatte ich keine, zumindest keine bewussten. Die Diafilme wollte ich gestern abholen, aber das Labor hatte Schwierigkeiten bei der Expressentwicklung. Also kann ich erst morgen sagen, ob die Kamera einwandfrei funktionierte. (Ich hoffe es sehr!)

    Zusammenfassung:
    Die erste Tour war besser als ich sie mir vorher vorgestellt hatte. Das Wetter war vielleicht zu gut, der Schnee zu weiss, die Natur zu schön, die Vorbereitungen zu gewissenhaft. Aber so wird es im nächsten Jahr wieder. Im Gegensatz zu meinen bisherigen Sommer-/Herbsttouren habe ich besonders genossen, dass

    - der Schnee ständig wechselnde Strukturen aufweist
    - Tierspuren ohne Schwierigkeiten zu erkennen sind
    - die Winterwelt wirklich lautlos sein kann
    - man sich selbst in der Nacht noch orientieren kann
    - der Abwasch mit Schnee besser als mit isländischem Lavasand funktioniert ;)

    Dank an alle, die mich vor und während der Tour unterstützt haben!!!

    Ahoi,
    Haiko

  • Saloon12yrd
    Alter Hase
    • 11.10.2001
    • 2559

    • Meine Reisen

    #2
    Geiler Bericht, danke!

    Sal-
    http://www.leichtwandern.de

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    • Shirkan
      Fuchs
      • 12.09.2002
      • 1901

      • Meine Reisen

      #3
      hi,

      und wo bleiben die Fotos ??? :wink:

      oder sind alle nur weiß ? :wink:

      Zitat von Haiko
      Für mich (66kg + ca. 30kg Gepäck) waren die TSL ausreichend im Tragvermögen. Ich bin eingesunken, manchmal bis zum Knie / Oberschenkel. Aber das eher selten. Leichtere Leute und/oder mit weniger Gepäck dürften fast keine Schwierigkeiten haben.
      leichtere Leute als 66kg, wo lebst du bitte schön ? ;)
      heutzutage sind die Menschen alle über 1,80m und 70kg wiegt auch mind. jeder!
      mfg
      Sebastian

      --
      Liebe das Leben. Lebe die Liebe.

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      • Haiko
        Erfahren
        • 12.02.2003
        • 401

        • Meine Reisen

        #4
        Moin²,

        die Fotos hole ich gleich ab. Werde höchstwahrscheinlich einige der Fotos auf den Nordwander-Seiten zeigen.

        Hatte vor der Tour eigentlich überlegt, S/W-Dias zu machen oder wenigstens einen Film und den Rest mit normalen Dias. Insofern hätte zumindest das "Weiss" gestimmt Aber es gab viel Schnee und den habe ich natürlich auch fotografiert. Bei blauem Himmel darüber wird der aber auch eher "farbig" erscheinen... Mal sehen, heute abend ist Diashow angesagt.

        Zum Gewicht: Ja, bin eher leicht und kurz im Vergleich zu den heutigen "Riesen"-Jugendlichen. Aber es gibt ja auch noch Frauen, die Wintertouren machen und die können auch leichter sein als ich... :wink:

        Ahoi,
        Haiko

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