[DE] Falkensteiner Höhle bei Nacht (+ Bilder)

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    Alter Hase
    • 18.01.2005
    • 2983
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    [DE] Falkensteiner Höhle bei Nacht (+ Bilder)

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Region/Kontinent: Mitteleuropa


    Soo, endlich soll es einen Bericht zur Höhlentour vom 2. auf den 3. Dezember 2006 geben...

    Wie ihr ja sicher alle mitgekriegt habt, haben Corina und ich vor ein paar Wochen Höhlenluft geschnuppert (siehe hier) und wollten mehr davon, immer mehr...
    Also haben wir uns Infos besorgt, wie die Falki denn so aussieht.
    Und da haben wir hier im Forum auch viele hilfreiche Tipps gefunden. Danke euch allen!


    Also, wie lief die ganze Sache ab?

    Das erste Problem war, wie üblich, die Zeit. Mal hat A Zeit aber B nicht, mal umgekehrt und so weiter. Aber das wäre ja halb so wild, wenn das Wetter nicht beachtet werden müsste. Aber die Falkensteiner Höhle ist nunmal eine vadose Höhle, bzw. vados-Phreatisch. Soll heißen, da fließt eigentlich ständig Wasser drin, normalerweise ist aber nur ein Teil der Gänge Wassergefüllt, man hat also meistens noch gut Luft zum Atmen. Wasser atmen soll ja ungesund sein. Hab ich mal gehört... :wink:
    Also muss man drauf achten, dass man in die Höhle geht, wenn der Wasserstand niedrig ist. Denn es gibt noch vor dem 2. Siphon, dem ersten echten Siphon, also einer Stelle, die immer durchtaucht werden muss, einige Stellen, die bei erhöhtem Wasserstand zum Siphon werden können. Und das könnte unter Umständen leicht ärgerlich werden. Zumindest wenn man dahinter festsitzt. Und Höhlentauchen ist nicht jedermanns Sache.
    Diese beiden Probleme waren am WE 2.+3.12.06 zu lösen. Blieb noch ein weiteres Problem. Ein Auto. Nicht dass man nicht auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen könnte. Aber könnt ihr euch vorstellen, was so ne olle Höhlentour für ne Materialschlacht ist? Trockene Ersatzklamotten, warmen Tee, Essen, evtl Schlafsack/Kocher/etc muss man ja irgendwo deponieren. Nun hat keiner von uns ein Auto und meine Eltern brauchten ihres am WE. Allerdings nicht nachts... Also haben wir das Autoproblem so gelöst, dass wir nachts unterwegs waren. Wieso auch nicht. In der Höhle ist es ja sowieso dunkel... :wink:

    Um mal nen Überblick zu kriegen, was wir so alles mitgeschleppt haben, hier mal so kurz was ich dabei hatte:

    Am Körper:
    - Lange Funktionsunterwäsche, dünne Funktionssocken
    - Neopren Long John ca. 2,5mm dick, Neoprensocken 3mm
    - Fleecepulli (100er)
    - dicke Wollsocken, billige Gummistiefel
    - Overall: nen billiger Motorradregenoverall (echte "Schlaze" sind schweineteuer...)
    - Helm mit wasserdichter Stirnlampe

    Rucksack:
    - alter Daypack (jetzt isser Müllreif, endlich :wink:, nen kleiner Ortliebsack mit improvisierten Trageriemen (hatte Corina) ist besser, oder gleich nen richtiger Schleifsack)
    - Curver Tonne 6,4l (die weiße mit rotem Schraubdeckel)
    - Ersatzfleecepulli
    - 1l Thermosflasche Tee, 1l Wasser
    - viel zu viel zu futtern: nen Haufen Stullen, 3 Tafeln Schoki, 3 Fruchtriegel, 2 Äpfel, Frischeiwaffeln, Minisalamis, Dextro-Energen,...
    - 2 Dosen Red Bull
    - Rettungsdecke (EH-Set war bei Corina)
    - Taucherbrille
    - 20m Reepschnur 7mm (als Fürhungsleine im 1. Siphon), 2x 5m Reepschnur 5mm, 1x 5m Schlauchband, 1 lange Bandschlinge, 2 Schnapper, 2 Schrauber
    - Handschuhe (Gummi-Arbeitshandschuhe)
    - nen dicken Kerzenstummel und Feuerzeug
    - Fotoapparat (Corinas in meiner Tonne)
    - Ersatzlampen: Tikka plus mit selbsverschweißendem Klebeband abgedichtet, MiniMag in Gefrierbeutel eingeknotet, billige aber richtig wasserdichte Stabtaschenlampe.

    im Auto:
    - Wechselklamotten (logo)
    - Schlafsäcke
    - Kocher + Fertigsuppen
    - nen Kanister sauberes Wasser
    - ne Thermosflasche Tee



    Jetzt aber endlich zur eigentlichen Tour:

    Nachdem ich Corina gegen 20:15 abgeholt hatte, mussten wir erstmal zum Parkplatz finden. OK, dachte ich, ist ja nix wildes, da warst du doch schon ein paar mal. Denkste. Erstmal haben wir quasi jede Steige um Bad Urach rum abgefahren, erst beim dritten Versuch von Bad Urach aus haben wir die richtige Straße gefunden. Fängt ja toll an.
    Nun aber nix wie umziehen und los. Was denken sich bloß die Autofahrer, die da auf der Straße langfahren und sehen, wie sich da 2 Menschlein mitten in der Nacht auf dem Parkplatz umziehen...
    Auf dem Parkplatz standen noch 2 andere Autos, eins davon sogar mit Anhänger. Und nach dem was drin lag zu urteilen, waren die wohl gerade in der Höhle. Naja, soo begeistert waren wir nicht gerade, da drin noch andere zu treffen. Doch wieso drin treffen? Wir waren noch nicht fertig mit umziehen und Gepäck richten, da kam ein Pulk Stirnlampen aus Richtung der Höhle. Sicher 5-6 Leute. Die kurze Unterhaltung ergab, dass das wohl auch Anfänger waren, allerdings eben mit nem anscheinend sehr Erfahrenen dabei. Übrigens war ich schwer beeindruckt, wie hell so ne Karbid-Lampe leuchtet... Und das Beste: Der Mann machte uns schwer Mut, denn seiner Auskunft nach seien im 1. Siphon sicher 25cm Luft. Das wäre rekordverdächtig viel!

    Wenig später sollte es dann aber losgehen. Die Luft war zwar eher kühl, vielleicht 8-10°C, aber die ganzen Klamotten waren schon ziemlich warm. Hätte nicht gedacht, dass 2,5mm Neopren und ne lange Unterhose dermaßen warm werden. 7mm könnten auf dem kurzen Anmarsch vom Parkplatz schon ernsthafte Hitzeprobleme verursachen...


    Nach nem „Vorher“-Bild krochen wir dann kurz nach 22:00Uhr durch den Demutsschluf, den relativ niedrigen Eingangsbereich der Höhle. Schon hier hatten wir tatsächlich das Gefühl, dass im Vergleich zum Besuch Mitte Oktober etwas weniger Wasser da war. Die ersten paar hundert Meter waren uns also noch bekannt, neu war aber, dass wir nicht auf Teufel komm raus versuchten, so wenig wie möglich Wasserberührung zu haben... Wir hatten jetzt ja brauchbare Ausrüstung und konnten problemlos mitten durch. Und bald hieß es dann auch schon „Wassereinbruch“ - Für die nächsten 8 Stunden sollte die die Regel sein. Ziemlich schnell erreichten wir die Stelle, wo wir das letzte Mal umgedreht waren. Da waren wir noch ein paar Meter auf schmalen Leisten über eine recht tiefe Wasserstelle geklettert, nun gings einfach direkt durch. Und das war auch schon immerhin fast brusttief. Wäre also ohne Neopren gar nix gewesen... Ab da wurden wir deutlich langsamer. Immer öfter blieben wir stehen um den Fotoapparat aus der Tonne zu kramen, hier ein Bild, da ein Bild. Um jede Ecke herum sahen wir neue, faszinierende, interessante Sintergebilde.

    Nach vielleicht 50min erreichten wir schließlich den 1. Siphon. Die Info des Menschen auf dem Parkplatz war ja sehr positiv. Auch die Info eines Bekannten, dass der 1. Siphon etwa in der Mitte eine Rechtskurve mache hatte ich noch im Kopf. Ich sollte zuerst durch. Die Führungsleine war schnell angebracht, das lose Ende band ich um den Körper. Nun noch die Taucherbrille aufgesetzt (ein sehr wertvoller Tip, denn etwas Wasser das übers Gesicht schwappt kommt schon mal vor), die Wasserdichte Ersatzlampe griffbereit unterbringen (meine Primus hatte zwar im Waschbecken schon ihre Wasserdichtigkeit bewiesen, aber sicher ist sicher...) und hoffen, dass die Primus doch dicht bleibt. Eine gewisse Anspannung blieb. Über eine Strecke von ca. 7m nur ca 15cm (die 25cm waren eindeutig überzogen...) Luft zwischen Wasseroberfläche und Fels zu haben ist schon etwas spannend, erst recht wenn man es zum ersten Mal macht und sich nicht auskennt...

    Der 1. Siphon.
    Ne Taucherbrille ist schon sehr angenehm dabei...

    Aber es hilft nix, Erfahrung sammelt man durch ausprobieren. Also ab ins Wasser. Nach ein paar Metern, auf denen noch etwa 70cm Luft waren habe ich dann doch noch ein bereits hängendes Führungsseil entdeckt, was die Sache natürlich deutlich vereinfachte. Also ab ins Wasser, auf den Rücken, den Mund aus dem Wasser gestreckt und los geht’s, rückwärts der Führungsleine entlang durch den Siphon. Angenehm war, dass durch den niedrigen Wasserstand nur eine gerade Strecke so zurückzulegen war. Es ist schon ein komisches Gefühl. Man liegt komplett im ca 8°C kalten Wasser, streckt Mund, Taucherbrille und Stirnlampenkopf aus dem Wasser, kratzt mit dieser auch gelegentlich an der Höhlendecke und sieht wirklich nur den Fels über sich. Und zwar direkt über sich. Nee, klaustrophobisch veranlagt darf man da nicht sein.
    Ab in den Siphon... Noch vor den "kritischen" Metern.
    Schwupps war ich dann aber auf der anderen Seite und überrascht, wie simpel das gewesen war. Aber es lag ja auch eine Leine. Nun noch kurz meine Leine befestigen und Corina auf der anderen Seite zurufen, dass es gar nicht so wild sei. Sie hatte aber mit anderen Problemen zu kämpfen. Denn irgendwie musste ja auch unser Gepäck auf die andere Seite.... Und nen Ortliebsack sowie nen Rucksack, die beide gut Auftrieb haben hängen da schonmal ein wenig fest... Doch das Ganze ging gut, kurz darauf war auch Corina mit dem Gepäck durch.
    Ich war gespannt, wie sich mein Klamottenkonzept nun bewähren würde, da ich ja aus Neopren nur den Longjohn anhatte und obenrum mit Fleece arbeitete, das nun nass war. Ein wenig kühl wars am Oberkörper anfangs schon, aber schon bald wurde es mir auch da wieder warm. Also alles im grünen Bereich


    Weiter ging es durch einen bequem begehbaren Gang in teilweise brusttiefem Wasser, der aber bald schon in einer Sackgasse zu enden schien. Häääh? Eine Sackgasse? Wir haben doch nirgends ne Abzweigung übersehen??? Halt, scharf nachdenken, da war doch was: der Zugang zur unmittelbar folgenden Reutlinger Halle soll vor vielen Jahren mal mit ner Leiter ausgestattet gewesen sein... Und irgendwo waren da auch tatsächlich in ein paar m Höhe an ner Wand einzementierte Eisenstangen zu sehen. Also doch nicht falsch. Aber wie weiter? Ganz hinten in der nun schon halbwegs niedrigen Sackgasse ging dann doch ein Loch nach oben weg, das man problemlos hochklettern konnte und in die Reutlinger Halle führte. Puuhh. Dieses wäre geschafft. Die Reutlinger Halle ist ein verstürzter Höhlenabschnitt, so dass man da drin auf Schutt rumspaziert, der Bach fließt unten durch. Da ists also schön trocken drin. Der bergseitige „Ausgang“ lieferte wieder etwas Rätselraten: Auch hier soll mal eine Leiter geholfen haben. Und tatsächlich standen wir vor einer mehrere Meter hohen Kante, die selbst im trockenen Zustand, draußen und mit Kletterschuhen ne Herausforderung gewesen wäre. Das kanns doch nicht sein..? Beunruhigenderweise lag da auch noch eine recht alte, lehmverschmierte Strickleiter rum, die an nem Bohrhaken befestigt war. Doch der Bohrhaken wackelte wie der berühmt-berüchtigte Kuhschwanz.
    Ne, da gehen wir nicht dran runter. Dass muss nicht sein. Da muss es doch noch was anderes geben... Und tatsächlich, ein Stück vor dieser Kante, weiter unten, öffnete sich ein Schluf, der ohne Gepäck auf dem Rücken gut zu durchkriechen war und ohne Schwierigkeiten auf den weiteren Weg führte. Na also. Geht doch.
    Der Ausgang aus der Reutlinger Halle.

    Für einige Zeit zeigte die Höhle wieder ihr „typisches“ Gesicht: ein einige m hoher, nicht allzu breiter Gang, der von Höhlenbach durchflossen wird. Dieser ist aber meist nicht mal nen halben Meter tief und glasklar, so dass man da in aller Gemütlichkeit hindurchspazieren kann.
    Von der Fauna die es da geben soll, kleine Schnecken und so, haben wir aber leider nix gesehen. Zu ungeduldig... Das macht aber nix aus. Langeweile kam dennoch nicht auf, denn die folgende Strecke bot nach jeder Ecke einen neuen Wasserfall zu sehen. Nicht umsonst heißt der Abschnitt auch „Wasserfallstrecke“. Gut, die Wasserfälle sind nicht gerade groß, meist nur 30-50cm, aber doch ist jeder einzelne davon eine Sehenswürdigkeit. Unterbrochen ist die Strecke dann von Kolken, kleinen Wasserbecken, die schonmal metertief sein können. Hoffentlich guckt man, wo man gerade hintritt. 8)
    Doch nicht nur Wasserfälle gibt’s da reichlich. An den Wänden findet man teilweise die spannendsten Tropfsteine, auch ganze Kaskaden davon, die auch mal den ganzen Gang überspannen. Man hat fast das Gefühl, in das geöffnete Maul eines Drachen reinzuspazieren...

    Ein kleineres solches Maul wollte uns dann tatsächlich fressen... Nun, wir hielten dieses Maul für das „Krokodil“ - so ganz unpassend wäre die Bezeichnung ja auch nicht. Doch das echte „Krokodil“ ist erst gegen Ende der Wasserfallstrecke zu finden: Ein ziemlich mächtiger, am Boden liegender Tropfstein. Interessant war, dass man an der Decke nirgends einen Fleck erkennen konnte, wo das Ding hätte abbrechen können...

    Ein paar Impressionen aus der Wasserfallstrecke:






    Noch ein paar Schritte und wir standen wieder einmal vor einer Versturzzone. Also ging es irgendwie hoch, vom Bach weg. Irgendwie ist gut - hier war das Blockwerk von einer extrem dicken Lehmschicht überzogen! Da kommt über 1 km im Berg doch tatsächlich fast ein wenig alpines Feeling auf . Ist aber halb so schlimm. Jahrzehnte von Befahrungen haben ihre Spuren hinterlassen, in die man fast wie in Stufen treten kann. Und zudem hängen da auch noch Seile, die zumindest psychologisch ein Geländer bieten.
    Corinas alter Tyvek-Overall war den Belastungen nicht ganz gewachsen und riss im Schrittbereich...

    Also die erste Wand - nicht umsonst heißen die Dinger „Lehmwände“ - hoch und auf der anderen Seite gleich wieder runter, hier ist das dick lehmverschmierte Seil wirklich eine große Hilfe. Noch ein paar solcher Lehmwände geht es rauf und runter. Endlich wird man mal richtig schön dreckig...

    Weiter ging's, unter anderem mit einem weiten Schritt über einen mehrere meter tiefen Schacht hinweg, wieder in eine Versturzhalle. Aber wo geht’s hier denn weiter? Ahnungslosigkeit begann sich breitzumachen. Aber nur kurz, das hier muss der Fuchsbau sein! Bloß welches von den beiden sehr engen Löchern ist das richtige? Also bin ich einfach in das etwas größer aussehende hineingekrochen. So schlecht sah es gar nicht aus, ein paar Kriechmeter weiter war ich mir sicher, auf dem richtigen Weg zu sein. Also bin ich zurückgekrochen. Dabei sah ich sogar Kreidepfeile an der Wand, denen ich einfach mal gefolgt bin. Dumm nur, dass ich nun irgendwie woanders war... Aber auch da gab es ein Loch zum rauskrabbeln. Nur saß da natürlich keine Corina. Die saß nämlich am anderen Loch. Ich war also doch durchs falsche Loch reingekrabbelt...

    Nur kurz führte der Weg durch einen bequemen Gang. Dann sah man schön das „Waschbrett“ eine etwas geneigte Platte und eine zweite, nur wenig mehr als ein halber Meter darüber. Da geht’s durch.

    Das Ganze liegt auch noch nur wenig über dem Karstwasserspiegel, wenn man also Hochwasser hat, bildet sich da ein vermutlich ekelhafter Siphon. Zumindest für Siphontauch-Neulinge wie uns. Aber bei niedrigem Wasserstand wie wir ihn hatten war es ein Spass. Ich bin auf der Seite liegend durchgekrochen und habe nebenher den Rucksack vor mir hergeschoben, Corina dagegen entwickelte eine höchst anspruchsvolle aber wohl nicht uneffektive seitwärtsgerichtete Rolltechnik. Fein. :wink:

    Im Anschluss daran stiegen wir bald wieder eine Versturzhalle hinauf. Wo wir die wohl schönsten Stalagmiten (nach oben wachsende Tropfsteine) der Falki entdeckten. Königlich. Was ja auch kaum anders zu erwarten war in der „Königshalle“...

    Dumm war aber, dass der Fotoapparat ab hier nicht mehr richtig wollte... Er lies sich zwar noch dazu überreden, ein paar Fotos aus der Königshalle zu schießen, aber nur unter reichlich gutem Zureden. Waren die Temperaturen zu kalt? Bei rund 8°C eigentlich unwahrscheinlich. War es zu feucht? Die Luftfeuchtigkeit war zwar hoch, aber doch nicht soooo hoch...? Sei's drum, immerhin lies er sich später noch zu einzelnen Aufnahmen hinreissen.

    Nun hab ich schon soooo viel erzählt... und doch liegt nach der Königshalle noch fast ein Drittel der Wegstrecke zum 2. Siphon vor einem!
    Nun, diese Wegstrecke ist aber überwiegend nicht sehr schwer zu begehen. Das heißt aber nicht, dass man nicht aufpassen müsste. Denn die Kolkstrecke besteht aus zahlreichen Kolken, die man durch- oder überquert. Und wenn man da nicht aufpasst, haut man sich schnell mal das Bein an...
    Auch in diesem Gang reihen sich die Sinterformen aneinander, jede Ecke, jeder Gangabschnitt zeigt neues. Ein wenig ist diese Strecke mit der Wasserfallstrecke vergleichbar.
    (Ist zwar vom Rückweg und schon in der Wasserfallstrecke, passt aber auch hier gut rein :wink: )

    Nach dieser Strecke erreicht man einen See, über dem sich die Decke bis auf vielleicht 50cm über dem Wasser absenkt, das „Schwimmbad“. Zunächst hab ich gedacht, dass da schon der 2. Siphon kommt... Doch es ging noch weiter, Corina schien sich wohl zu fühlen und schwamm gemütlich durch den See, ich musste natürlich hinterher. Und so schlecht wars gar nicht :wink: Bald standen wir wieder in einer großen Halle, der Bänischhalle. Leider war diese durch unheimlich viele Karbidreste verunstaltet... Der Grund, warum ich Karbid nicht mag, auch wenn das Zeug wirklich schön hell gibt...
    Wir hielten uns aber nicht lange in der Bänischhalle auf. Denn nur eine kurze Engstelle trennte uns hier noch vom 2. Siphon, der praktischerweise nicht irgendwo in einem engen Gang beginnt, sondern in einer eigenen kleinen „Eingangshalle“, die zu einem großen Teil von einem See ausgefüllt ist, der dann direkt in den Siphon übergeht.

    Bis hierher waren immerhin schon gut 4,5 Stunden vergangen, es war schon nach 2:30Uhr. Und etwas zu essen konnten wir beide vertragen, also gabs „Mittagspause“. Bei Kerzenlicht (etwas Stil muss sein :wink: ) saßen wir sicher ne dreiviertel Stunde in der Halle. Immerhin ließ der Fotoapparat sich nochmal zu einem Bildchen überreden.
    Erstaunlich war irgendwie, dass wir beide unseren Appetit für die Zeit gnadenlos überschätzt hatten. Ein Drittel von unserem Essen hätte auch gereicht... Naja, besser so als andersrum...

    Auch wenn in der Höhle kein Wind geht, wurde es nach der Zeit aber doch etwas kühl. Die ganzen Klamotten waren ja nass oder zumindest feucht. Daher brachen wir gegen 3:20 wieder auf.

    Der Rückweg ging recht zügig vonstatten. Dank streikendem Fotoapparat gabs weniger Fotostopps, der Weg war bekannt und musste nicht mehr gesucht werden und die besonders faszinierenden Sachen waren schon bestaunt. Nur an der Badewanne in der Wasserfallstrecke bemühten wir nochmal den Fotoapparat.
    Etwas mehr und warmes Wasser dürfte es auch sein...
    Langsam zogen uns auch die trockenen Klamotten im Auto wieder an, so dass wir schon kurz nach 5:00 wieder am ersten Siphon waren. Hier erlebte ich noch eine Schrecksekunde... Das Durchschwimmen auf dem Hinweg war sehr harmlos gewesen, aber auf dem Rückweg, in diese Richtung soll sich die Decke etwas absenken, schwappte mir dann doch das Wasser übers Gesicht. Was natürlich nicht gerade toll ist, wenn man nicht so einfach den Kopf aus dem Wasser strecken kann. Der kleine Luftspalt reichte aber natürlich, doch irgendwie legte ich mich im Siphon noch quer. Das war aber kein Problem, die restlichen Meter legte ich wieder in ordentlicher Position zurück. Corina baute unsere Führungsleine ab und folgte nach. Die Siphonsachen waren dann schnell eingepackt, und die übrigen ca. 400m zum Eingang waren auch schnell zurückgelegt, so dass wir nach ziemlich genau 8 Sunden um etwa 6:15 die Höhle wieder verließen. Rein bei Dunkelheit, wieder raus immer noch bei Dunkelheit...


    Am Auto dann das ersehnte Umziehen. Sch****, dass wird kalt, frühmorgens fast nackig an der frischen Luft... Echt? Nein, wir waren beide erstaunt, wie „warm“ oder besser gesagt, wie wenig kalt es da war. So war das Umziehen doch sehr angenehm. Um die SMS-„Rückmeldung“ loszuschicken, mussten wir aber aus dem Funkloch raus. Also fuhren wir nach Grabenstetten hoch, in den Sonnenaufgang hinein. Dabei tönte „Eisblumen“ von StS aus dem CD-Player... irgendwie hat das super zusammengepasst...
    Nach ner kurzen Frühstückspause im Auto wollten wir dann zügig heim. Auf dem Weg nach Wurmlingen spürte ich meine Müdigkeit dann aber doch, ähmmm...., sehr deutlich.... Also fuhr ich lieber doch nicht gleich ganz nach Hause. Nen Stündchen Schnell-Tiefschlaf auf Corinas Gästematraze half aber ganz gut, um die restliche Fahrstrecke gut zu überstehen. Pünktlich um 10 :00 war ich dann zum gemütlichen Frühstück bei meiner Family...


    Fazit:
    Super Tour!
    Ne ganz andere Welt, die wir da kennenlernen durften. Ne Welt, in der nicht die Weite das faszinierende und dominierende ist wie in den Bergen, sondern die mehr oder weniger stark ausgeprägte Enge. Die eine unglaublich hohe Dichte an unterschiedlichen, faszinierenden Gebilden zeigt. Eine Welt, in der die Entfernung nicht, wie aus den Bergen gewohnt, in Kilometern gemessen werden muss sondern in Metern. Für insgesamt nicht einmal 4,5km (etwa 2140m one way) haben wir 8 Stunden gebraucht! 8 Stunden voller beeindruckender Erlebnisse, voller Faszination für die Formenvielfalt des Karstes.
    Wir kommen wieder!

    Grüße,
    Chris
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 06.11.2011, 19:40. Grund: Reisecharakter eingestellt

  • Christian J.
    Lebt im Forum
    • 01.06.2002
    • 9228
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    Geile Aktion und schöner Bericht mit sehenswerten. Ich glaube, ich muss mal meinen Höhlenführer wieder rauskramen...

    Christian
    "Er hat die Finsternis der Latrinen ertragen, weil in der Scheiße nach Mitternacht sich manchmal die Sterne spiegelten"
    Durs Grünbein über den Menschen

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    • Fjaellraev
      Freak
      Liebt das Forum
      • 21.12.2003
      • 13981
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      Kann mich Christian nur anschliessen, genialer Bericht einer tollen Tour. Zeigt mal wieder, dass man für schöne Touren nicht lange unterwegs sein muss. Ich sollte den kleinen Löchern in der Umgebung wohl auch mal wieder einen Besuch abstatten...

      Gruss
      Henning
      Es gibt kein schlechtes Wetter,
      nur unpassende Kleidung.

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      • Werner Hohn
        Freak
        Liebt das Forum
        • 05.08.2005
        • 10870
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        Kann mich meinen "Vorschreibern" nur anschließen. Nach "Erstmal Bildchen gucken", habe ich mich dann festgelesen.

        Werner
        .

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        • Euphorbia milli
          Dauerbesucher
          • 14.02.2005
          • 718

          • Meine Reisen

          #5
          Sauschees Berichtle
          "Alles hier kann man essen, sogar mich. Aber das nennt man Kannibalismus und wird in den meisten Gesellschaften nicht gerne gesehen.“ - Willy Wonka

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          • Thomas
            Alter Hase
            • 01.08.2003
            • 3118
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            Mit Genuß Bilder betrachtet und Text gelesen! Höhlen sind schon eine Welt für sich. Wenn die Leute wüssten, was sich manchmal unter ihren Füßen so tolles verbirgt...
            Nur wo du zu Fuß warst, bist du wirklich gewesen.

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            • cd
              Alter Hase
              • 18.01.2005
              • 2983
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              Danke für die Blumen! :wink:

              Zitat von Thomas
              ...Höhlen sind schon eine Welt für sich. Wenn die Leute wüssten, was sich manchmal unter ihren Füßen so tolles verbirgt...
              Ich bin ja eher froh, dass es soooo arg viele nicht sind. Sonst würde es noch mehr Einschränkungen oder eben ausgebaute Höhlen geben.
              In der Falki (OK, die ist auch sehr stark frequentiert..) haben wir so schon nen Haufen menschlicher Hinterlassenschaften gefunden, vom Karbidschlamm über abgebrochene Tropfsteine bis hin zu Müll und sogar noch originalverpackten Aldi-Fruchtschnitten... Ziemlich unschön.


              chris

              [edit: Hab nen Schreibfehler korrigiert... Tropfsteine schreibt man eben mit p, nicht mit b... :wink: ]

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              • Gast-Avatar

                #8
                Danke für den tollen Bericht!!! :zeitung:

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                • Flachlandtiroler
                  Freak
                  Moderator
                  Liebt das Forum
                  • 14.03.2003
                  • 28955
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Schließe mich an -- sehr interessanter Bericht, auch wenn's nicht gerade "outdoor" ist ;)

                  Wird das bei euch jetzt zur Zweitvergnügung? Oder bloß Schlecht(berg-)wetter-Alternative?

                  Gruß, Martin
                  Meine Reisen (Karte)

                  Kommentar


                  • cd
                    Alter Hase
                    • 18.01.2005
                    • 2983
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    Zitat von Flachlandtiroler
                    Oder bloß Schlecht(berg-)wetter-Alternative?
                    Nö, das nicht...
                    Dumm nur, dass das alles irgendwie kollidiert. Bei Regen oder zumindest nach ner längeren "Regenzeit" ist auch in der Falki zu viel Wasser...
                    Irgendwie lässt sich das aber schon unterbringen :wink:

                    chris

                    Kommentar


                    • Ilja
                      Erfahren
                      • 04.07.2002
                      • 263

                      • Meine Reisen

                      #11
                      Schöner Bericht!

                      Ich war auch mal in der Höhle - allerdings ohne Neopren und nur bis zum ersten Siphon....und das war im Wasser sooooo kalt....
                      --

                      www.ilja-osthoff.de

                      Kommentar


                      • Thomas
                        Alter Hase
                        • 01.08.2003
                        • 3118
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        Habt ihr mal versucht, die absolute Dunkelheit zu erleben, also ganz ohne Licht? Fand es immer ganz interessant, wie sich die Wahrnehmungen (Sehsinn, Raumgefühl) nach einigen Minuten langsam geändert haben.
                        Nur wo du zu Fuß warst, bist du wirklich gewesen.

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                        • Nicki
                          Fuchs
                          • 04.04.2004
                          • 1303
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          Klasse bericht
                          www.mitrucksack.de
                          Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

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                          • Ilja
                            Erfahren
                            • 04.07.2002
                            • 263

                            • Meine Reisen

                            #14
                            Jupp...wir haben auch mal die Lampen ausgemacht...was mich aber noch viel mehr beeindruckt hat, war die absolute Stille in der Höhle...nur ein klein wenig das Wasser gehört, sonst nichts...einfach genial!
                            --

                            www.ilja-osthoff.de

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                            • Loon
                              Fuchs
                              • 20.09.2004
                              • 2249
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              Sehr schön!

                              Da bekommt man ja richtig Lust auch mal die Höhlen der Umgebung (fränk. Schweiz) zu erkunden... OT: Will wer mit?
                              "Entspanne dich. Laß das Steuer los. Trudele durch die Welt. Sie ist so schön: gib dich ihr hin, und sie wird sich dir geben." Kurt Tucholsky

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                              • Mephisto

                                Lebt im Forum
                                • 23.12.2003
                                • 8532
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                OT: Welche? Wann?

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                                • Loon
                                  Fuchs
                                  • 20.09.2004
                                  • 2249
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  OT: kA - Schlag eine vor!
                                  "Entspanne dich. Laß das Steuer los. Trudele durch die Welt. Sie ist so schön: gib dich ihr hin, und sie wird sich dir geben." Kurt Tucholsky

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                                  • Markus K.
                                    Lebt im Forum
                                    • 21.02.2005
                                    • 7452
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    @Gwenny und Chris,
                                    sehr beeindruckend. Gefällt mir sehr. Und ich wäre sehr gerne dabei gewesen. Leider kann ich immer noch keine Planungen machen. Sobald die Lage wieder besser ist, informiere ich Euch.

                                    Gruss Markus
                                    "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur das falsche Fell!"

                                    -Samson und Beowulf- Als Hunde sind sie eine Katastrophe, aber als Menschen unersetzbar.

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                                    • cd
                                      Alter Hase
                                      • 18.01.2005
                                      • 2983
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      Moin,

                                      für alle wissenschaftlich Interessierten zum Thema Höhle:

                                      Heute um 19:15 ist im Stuttgarter Lindenmuseum ein Vortrag zum Thema
                                      Karst und Höhlen der Schwäbischen Alb.

                                      Die Infomail von nem Dozenten:
                                      Infos für Studierende (24.01.07)

                                      -- SPANNENDER VORTRAG AM Freitag, 26.1.2007 um 19.15 Uhr im Lindenmuseum --

                                      Nachdem der ursprünglich geplante Referent abgesagt hat, wird stattdessen

                                      Herr Dr. Wolfgang Uffrecht (Amt für Umweltschutz, Stuttgart) zum Thema

                                      Karst und Höhlen der Schwäbischen Alb

                                      einen Vortrag halten.

                                      Herr Uffrecht ist Hydrogeologe und derzeit einer der führenden Karstforscher der Schwäbischen Alb.

                                      Der Besuch dieses informativen und aktuellen Vortrages ist allen Studierenden sehr zu empfehlen.


                                      gez. J. Eberle
                                      Corina und ich werden da sein.

                                      Gruß,
                                      chris

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                                      • Werner Hohn
                                        Freak
                                        Liebt das Forum
                                        • 05.08.2005
                                        • 10870
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #20
                                        Zitat von cd

                                        Die Infomail von nem Dozenten:

                                        () ...

                                        gez. J. Eberle
                                        [ot]War das nicht der ... :wink:

                                        Werner
                                        .

                                        Kommentar

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