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Region/Kontinent: Nordeuropa
Zum Bohusleden selbst muss ich nichts mehr weiter sagen, er ist ja der Kultweg hier im Forum, vor allem für Anfänger. Also genau das Richtige für meinen Bruder und mich.
Da es zur Zeit drinnen und draußen zu heiß ist und ich nicht über einen Laptop verfüge, muss ich den Bericht mühsam mit dem PDA abtippen, es dauert also . Hier schon mal der erste Teil unserer Wanderung, der Text ist mit meinen Reisenotizen nahezu identisch, daher auch die wechselten Zeiten und die nicht immer perfekten Sätze. Später wird es aber noch einen Bericht als PDF-Datei zum Download geben, dann wahrscheinlich auch mit mehr Informationen.
Näheres auch in meinem Blog. Viel Spaß.
Tag 1 - Waizenreuth - Kungälv - 12. Juli 2006
Zwanzig Grad, und das um fünf Uhr früh. Den ersten Wecker muss ich wohl im Schlaf ausgedrückt haben, der zweite ein paar Meter vom Bett entfernt lässt mich schließlich aufstehen.
Es folgt der allmorgendliche Stress, den ich seit meiner Schulzeit so vermisst habe. Irgendwann nach sechs Uhr fahren wir dann los, auf sämtlichen Autobahnen quer durch Deutschland Richtung Westen.
Nach etwa fünfeinhalb Stunden Fahrt (brutto) sind wir am Airport und machen uns von einem Großparkplatz auf den Weg zum Terminal.
Da wir noch bald dran sind können wir uns die lange Schlange ersparen.
Bei Ryanair werden die Schilder oben an den Checkinschaltern noch per Hand ausgetauscht.
Die Rucksäcke kommen in eine Art Schale. An der Sicherheitskontrolle muss Basti den Spirituskocher zerlegen. Gut, dass wir ihn ins Handgepäck haben. (Danke Forum.) Dort ist wegen Zerbrechlichkeit außerdem der Wasserfilter untergebracht.
Zu Fuß geht es dann nach einigem Warten Richtung Flugzeug.
Am Eingang zu selbigem werden wir herzlichst vom Pilot empfangen und von attraktiven Flugbegleiterinnen mit einem Glas Sekt begrüßt. Ihre männlichen Kollegen nehmen uns das Handgepäck ab und begleiten uns zu unseren Ledersitzen.
Nicht natürlich in einem Billigflieger. Dort sieht das so genannte Boarding etwas anders aus.
Der Flieger hat eher Schulbuscharakter. Naja, Fliegen ist auch fast wie Busfahren. Viele Sitze sind verdreckt, Müll liegt auf dem Boden und ich muss erst mal ein paar Reihen abklappern, bis ich einen schönen Fensterplatz finde. (Bei Ryanair gibt es freie Sitzplatzwahl, so dass die Leute möglichst schnell einsteigen.)
Fliegen macht Spaß, auch im Billigflieger. Beim Start spürt man die Beschleunigung und schon bald wird die Welt unter einem kleiner. Die Wolken liegen wie Watte im Himmel, manche bäumen sich zu riesigen Türmen auf. Irgendwann schlafe ich dann doch ein, bis ich von einer der zahlreichen Werbedurchsagen hochschrecke. Dient wohl auch dazu, dass die Piloten nicht einschlafen . Manch einer kauft sogar etwas. Ich höre Preise von zehn und zwanzig Euro - für Getränke (mehrere Leute).
Irgendwann taucht eine große Ostseeinsel auf (Fehmarn, wie ich später auf dem Satellitenbild erfahre), bald darauf die Öresundbrücke. Dann genieße ich die herrliche Landschaft, die im Landeanflug immer größer und detailreicher wird.
Der Pilot verkündet neunzehn Grad und als wir die Maschine verlassen haben wir tatsächlich ein sehr angenehmes Klima, dass nicht so schwül ist wie in Deutschland. Welch eine Wohltat.
Wir müssen nur ein paar Meter laufen und befinden uns in einer Mischung aus Lagerhalle und Schuppen. Der Göteborg City Airport.
Als wir nach endlosem Warten endlich unsere Rucksäcke unbeschädigt in Empfang nehmen, geht es mit dem Bus in die Stadt, von dort aus weiter nach Kungälv. Kurz vor der Festung steigen wir aus und finden auch auf Anhieb (kein Problem wegen Beschilderung) den Campingplatz am Fluss, der auch über eine Jugendherberge verfügt und uns 130 Kronen kostet (eine Nacht im Zelt, inkl. Dusche usw.) Dort ist wegen der nahen Bohusfestung alles etwas ritterlich angehaucht, auch die Angestellten sind mittelalterlich bekleidet.
Jetzt fehlt uns nur noch Spiritus zu einem leckeren Abendessen.
Am Stadteingang haben wir zwar eine Tankstelle gesehen, vorsichtshalber erkundige ich mich aber an der Rezeption nach Bezugsquellen. Besagte Tankstelle besteht nur aus einem Automaten und einem kleinen Laden, der aber keinen Spiritus hat. Man nennt mir eine andere Tankstelle mit passender Wegbeschreibung. Leider vergesse ich diese auch gleich wieder und komme nach einem Spaziergang durch die Stadt ohne Spiritus wieder am Campingplatz an. Dann gibt es halt mitgebrachte Salami und Knäckebrot. Leider unterschätzte ich die Schneidkraft des Tchibomessers und schneide mir voll in den Finger. Als mein Bruder für mich ein Pflaster mit der integrierten Schere abschneiden will, fügt er sich ebenso eine Schnittwunde zu, zum Glück etwas kleiner als meine. Wahrscheinlich sind wir heute schon zu lange auf den Beinen. It’s been a long day. Wir genießen lieber die tollen Wolkenformationen über dem Fluss und machen alles weitere morgen.
Tag 2 - Kungälv - Grandalen - 13. Juli 2006
Gestern sind wir um kurz nach elf ins Bett bzw. in den Schlafsack obwohl es noch hell war, da die Sonne erst um 22 Uhr am Horizont verschwindet. Ein Frühstück am Campingplatz hätte man reservieren müssen, wäre aber sowieso zu teuer gewesen. Deshalb gibt es an unserem ersten Morgen in Schweden fast nichts zu essen.
Um kurz nach neun verlassen wir den Campingplatz, nachdem wir noch unsere Wasservorräte aufgefüllt haben (pro Person knapp über drei Liter). Wir laufen durch die Stadt Richtung Industriegebiet bis wir zu einem Coop Konsum kommen, wo ich Muffins, Knäckebrot und Joghurt kaufe. Spiritus gebe es an der Tankstelle. Die Wegbeschreibung ist aber diesmal wirklich nicht zu gebrauchen. Wir laufen quer durch die Stadt und müssen mehrmals in Geschäften fragen, bis wir endlich eine Tankstelle am Rande des Industriegebiets finden. Leider wird diese aber nur von einem Automaten bedient, der uns natürlich kein Spiritus verkaufen kann. Daneben ist aber ein großer Supermarkt (ICA), der sehr gut ausgestattet ist (Trangia-Zubehör zum Beispiel). Auf Nachfrage holt man mir aus einem feuerfesten Raum im Lager den ersehnten Brennstoff. Drei Bananen nehme ich auch noch mit und dann geht es wieder quer durch die Stadt Richtung Bohusleden. Wir folgen der orangefarbenen Markierung an den Laternenmasten. Zunächst geht es hinauf durch ein Wohngebiet, bis man schließlich im Wald ist. Hier sehen wir unser erstes schwedisches Wildtier in Form eines Eichhörnchens. Wir sind im Naherholungsgebiet Fontin, überall sind Jogger unterwegs, die Wege sind gut ausgebaut. Wir kommen noch an einem von Seerosen bedeckten See vorbei, dann verlässt der Weg das Gebiet und führt uns weiter über Trampelpfade, Stege oder Wald- und Feldwege. Da es schon kurz vor Mittag ist, essen wir davor auf einer Bank noch vorher gekaufte Brötchen mit Schinken, Salat, Gurke und Tomaten.
Da wir noch ziemlich in der Zivilisation sind tauchen immer wieder schöne schwedische Holzhäuschen auf, Waldarbeiter entfernen umgestürzte Bäume, so dass der Weg mittlerweile wieder relativ problemlos zu begehen ist.
Kurz vor drei erreichen wir den Romesjön, ein See mit Badestrand, an dem wir erst einmal Pause machen und die Sonne bei Joghurt und Bananen genießen. Allerdings weht ein kräftiger Wind und drei Jugendliche lärmen schwimmend im See.
Der Bohusleden ist recht gut markiert, nur einmal waren wir etwas unaufmerksam und landeten mitten auf einem Grundstück. Was in Deutschland wahrscheinlich zum Tod durch Mistgabel oder Erschießen geführt hätte ist hier kein Problem. Uns wurde der richtige Weg erklärt und noch "Good luck" gewunschen.
Der Bohusleden wird zum Ende der Etappe immer schöner, die meiste Zeit laufen wir auf schmalen Pfaden.
Gegen Viertel sechs erreichen wir dann unser Ziel bei Grandalen, eine typische Windschutzhütte. Dort essen wir erstmal ein Nudelfertiggericht und lesen im Hüttenbuch. Viele Leute sind übers Forum oder nordwanderer.de hierher gekommen. Leider gibt es an der Hütte kein Wasser, nur ein paar moorige Reste im Wald, die nicht zu empfehlen sind. Und so wird das Abspülen wieder etwas schwierig, da wir lieber etwas sparsamer mit unserem Rest sind.
Die Hütte ist mitten im Wald, daher ist die Sonne schon bald hinter den Bäumen verschwunden. Dunkel wird es hier aber noch lange nicht.
Mitten im Wald ist nicht ganz korrekt, in der Nähe ist ein Sendemast und wohl auch zwei Häuser, ab und zu ist Hundegebell zu hören (wird auch schon im Hüttenbuch erwähnt).
Jetzt spät am Abend ist die Zeit der Mücken und Moskitos, die uns wohl noch etliche Male stechen werden.
Tag 3 - Grandalen - Bottenstugan - 14.07.06
Die Nacht in der Windschutzhütte war sehr angenehm. So etwa gegen elf sind wir ins "Bett", ein erster Stern funkelte wenig später am Himmel. Irgendwann bald in der Früh habe ich mal einen kurzen Klogang gemacht und die morgendliche Frische genossen.
Zum Frühstück gab es etwas Tee und zwei Muffins pro Person bis es gegen halb neun wieder weiter ging. Nach einer Straße, in Deutschland wohl Forstweg genannt, stieg der Weg steil an, hier waren Geländer vorhanden. Ein enger Pfad führt durch den Wald, vorbei an Felsen, Matsch und Sumpf. Drei rehartige Tiere tauchen zwischen den Bäumen auf.
Wenig später erreichen wir eine Art Erdhütte. Von dort aus ist es nicht mehr weit bis zu einer Windschutzhütte an einem See. Wir nutzen diese Gelegenheit um etwas Wasser zu filtern und unsere Zähne zu putzen. Der Weg geht weiter bergauf bergab und wird immer schöner. Wir gelangen zum Övre Långevatten, einem großen See, der dann langsam in einen Bach übergeht. Teilweise hat der Pfad steile Abstiege, an denen man etwas aufpassen muss.
Der Rastplatz, der auf der Karte eingezeichnet ist, verrottet leider langsam vor sich hin, dafür bietet der Bach eine Erfrischung.
Der Pfad wird später zu einem Feldweg, davor geht es noch einmal durch Sumpf und Schilf. Hier kommen uns zum ersten Mal andere Wanderer entgegen, die darüber offensichtlich genauso überrascht sind wie wir.
Am See Nedre Långevatten wollen wir in der Schutzhütte endlich Pause machen.
Aber entweder die Hütte existiert nicht mehr oder wir sind zu blöd. Wir setzen uns kurz auf den steinigen Weg, gehen aber schon bald weiter. Teilweise geht es wieder kräftig bergauf- und ab, die Sonne vom strahlend blauen Himmel erwärmt die Felsen, die uns nun ihre Hitze entgegen strahlen. Es geht wieder steil nach unten, bis wieder ein herrlicher See auftaucht, an dessen Ufer es nun entlang geht. Erneut ein steiler Anstieg bis wir einen herrlichen Picknicktisch erreichen, der uns eine Aussicht auf den Ålevatten bietet.
Während sich der Himmel jetzt immer mehr bewölkt, kochen wir etwas Wasser für einen Kartoffelbrei.
Der weitere Weg hinunter Richtung Bottenstugan ist sehr steil, so dass es dort mehrere Holztreppen gibt. Neben dem Pfad ist eine hohe und lange Felswand, die Gegend erinnert an das Teufelsloch bei Eckersdorf.
Ein kleiner Berg, an dem uns zwei Mountainbiker entgegen kommen, muss noch überwunden werden, dann kommen wir über eine Schotterpiste zur Windschutzhütte. Dort ist ein Parkplatz, vier Trockentoiletten aka Plumpsklos (Basti hat trotzdem Verstopfung) und ein kleines Haus. In der Nähe ist an einem Fels ein Wasserloch, das mit Brettern bedeckt ist. Vorsichtshalber filtern wir auch hier.
Tag 4 - Bottenstugan - Lysevatten - 15.07.2006
Die Nacht war wieder sehr angenehm. Wir sind um kurz nach zehn in die Schlafsäcke und wurden wieder von Mücken genervt (kleine weiße u.a.). Heute morgen um halb fünf dampfte der See.
Der Weg führt an der Wasserstelle vorbei in den Wald, wo es sehr angenehm zu laufen ist. Davor haben wir noch Wasser gefiltert, was sehr anstrengend war, da wir nicht daran gedacht haben, den Schwimmer so einzurichten, dass die Öffnung richtig unter Wasser ist.
Oberhalb des Sees Håltesjön geht es weiter, dort sind relativ steile Klippen, die mit einem Zaun gesichert sind.
Es folgen ein paar Häuser und ein (Ferien-?)hof, bis wir vor einer Weide stehen und den Zaun überqueren müssen. Danach kommt ein Bach mit einer kaputten Brücke, die mit den Rucksäcken nicht zu passieren ist. Also sind wir wieder zurück über den Zaun und den Weg entlang, in
der Hoffnung, die Weide zu umgehen. Ein Fehler von uns Anfängern. Die Bohusledenmarkierungen kamen nicht mehr und wir sahen uns gezwungen wieder umzukehren. Als wir dann wieder am Bach standen erschien eine Schwedin, (es ist übrigens kein Vorurteil, dass alle Schweden blond sind) und wies zu einer Brücke, nur ein paar Meter neben der kaputten. Zwei andere Schweden waren auch noch auf der Weide (für Schafe übrigens, wie wir erfahren haben). Weiter geht es durch Wald, Bach und Sumpf, wie immer halt . In einer hügeligen Landschaft geht es am Harsvatten entlang bis ein brutaler Aufstieg erfolgt.
Uns erwartet als Entschädigung ein Fels mit einem herrlichen Ausblick auf den See. Leider brennt die Sonne sehr stark. Nun geht es wieder steil bergab und so langsam geht es auf Mittag zu.
Es wird immer heißer. Wir brauchen eine Pause, aber es bietet sich keine Möglichkeit. Felsen, Sumpf, Berg hoch, Berg runter. Ab und zu mal ein See, aber keine Möglichkeit, um ans Ufer zu kommen. Es ist ziemlich qualvoll. Es geht noch einmal nach oben, bis unten ein See auftaucht. Rucksäcke ab und rasten. Ich gehe, bzw. habe ohne zwanzig Kilo auf dem Rücken das Gefühl zu schweben, noch ein paar Meter und entdecke einen Fels mit herrlicher Aussicht auf das Wasser. Hier kochen wir uns Kartoffelbrei, lüften die Füße und ich schreibe meine Notizen ins Büchlein. Dann nerven die Mücken und wir gehen langsam weiter.
Bald schon geht es sehr steil hinab, "gesichert" mit Seilen. Den letzten Meter sollte eine Treppe überwinden, die aber leider kaputt ist.
Danach wieder Stege durch Sumpf, wieder bergauf und bergab. Durch die einstündige Pause sind wir aber wieder etwas erholt und somit wieder motivierter. Später mündet der schmale Pfad in einen Feldweg, links erblicken wir einen See. Und kurz darauf taucht am Wasser eine Vindskydd (Windschutzhütte) auf. Was für ein schöner Ort. Das Wasser ist glasklar und so nehme ich erst einmal ein wohlverdientes Bad und wasche mich. Das Wasser ist eigentlich nicht so kalt, aber trotzdem kostet es etwas Überwindung.
Die Hütte verfügt außerdem über ein Klohäuschen und Mülltonnen. Basti wäscht sich auch und seine Kleidung.
Eine Eidechse läuft über seinen Wanderschuh, der an der Hütte lehnt. Leider dauert es zu lange, bis die Kamera scharf gestellt ist, und so entgeht mir leider dieses Motiv.
Aber bei so einem wunderschönen Platz macht das nichts. Ein Ferienhaus in dieser Lage wäre wohl unbezahlbar.
Ein paar Meter daneben ist übrigens eine weitere Hütte, die aber verfallen ist.
Um etwa vier, eine Stunde nach Ankunft, kochen wir uns Kartoffelbrei mit Schinken. Den See nutzen die Leute zum Bootfahren, es ist Wochenende. Heute kam uns ein einsamer Wanderer entgegen, jetzt sind zwei Schweden hier angekommen, die jetzt baden.
Als Abendessen gibt es Nudeln.
Fortsetzung folgt...
Zum Bohusleden selbst muss ich nichts mehr weiter sagen, er ist ja der Kultweg hier im Forum, vor allem für Anfänger. Also genau das Richtige für meinen Bruder und mich.
Da es zur Zeit drinnen und draußen zu heiß ist und ich nicht über einen Laptop verfüge, muss ich den Bericht mühsam mit dem PDA abtippen, es dauert also . Hier schon mal der erste Teil unserer Wanderung, der Text ist mit meinen Reisenotizen nahezu identisch, daher auch die wechselten Zeiten und die nicht immer perfekten Sätze. Später wird es aber noch einen Bericht als PDF-Datei zum Download geben, dann wahrscheinlich auch mit mehr Informationen.
Näheres auch in meinem Blog. Viel Spaß.
Tag 1 - Waizenreuth - Kungälv - 12. Juli 2006
Zwanzig Grad, und das um fünf Uhr früh. Den ersten Wecker muss ich wohl im Schlaf ausgedrückt haben, der zweite ein paar Meter vom Bett entfernt lässt mich schließlich aufstehen.
Es folgt der allmorgendliche Stress, den ich seit meiner Schulzeit so vermisst habe. Irgendwann nach sechs Uhr fahren wir dann los, auf sämtlichen Autobahnen quer durch Deutschland Richtung Westen.
Nach etwa fünfeinhalb Stunden Fahrt (brutto) sind wir am Airport und machen uns von einem Großparkplatz auf den Weg zum Terminal.
Da wir noch bald dran sind können wir uns die lange Schlange ersparen.
Bei Ryanair werden die Schilder oben an den Checkinschaltern noch per Hand ausgetauscht.
Die Rucksäcke kommen in eine Art Schale. An der Sicherheitskontrolle muss Basti den Spirituskocher zerlegen. Gut, dass wir ihn ins Handgepäck haben. (Danke Forum.) Dort ist wegen Zerbrechlichkeit außerdem der Wasserfilter untergebracht.
Zu Fuß geht es dann nach einigem Warten Richtung Flugzeug.
Am Eingang zu selbigem werden wir herzlichst vom Pilot empfangen und von attraktiven Flugbegleiterinnen mit einem Glas Sekt begrüßt. Ihre männlichen Kollegen nehmen uns das Handgepäck ab und begleiten uns zu unseren Ledersitzen.
Nicht natürlich in einem Billigflieger. Dort sieht das so genannte Boarding etwas anders aus.
Der Flieger hat eher Schulbuscharakter. Naja, Fliegen ist auch fast wie Busfahren. Viele Sitze sind verdreckt, Müll liegt auf dem Boden und ich muss erst mal ein paar Reihen abklappern, bis ich einen schönen Fensterplatz finde. (Bei Ryanair gibt es freie Sitzplatzwahl, so dass die Leute möglichst schnell einsteigen.)
Fliegen macht Spaß, auch im Billigflieger. Beim Start spürt man die Beschleunigung und schon bald wird die Welt unter einem kleiner. Die Wolken liegen wie Watte im Himmel, manche bäumen sich zu riesigen Türmen auf. Irgendwann schlafe ich dann doch ein, bis ich von einer der zahlreichen Werbedurchsagen hochschrecke. Dient wohl auch dazu, dass die Piloten nicht einschlafen . Manch einer kauft sogar etwas. Ich höre Preise von zehn und zwanzig Euro - für Getränke (mehrere Leute).
Irgendwann taucht eine große Ostseeinsel auf (Fehmarn, wie ich später auf dem Satellitenbild erfahre), bald darauf die Öresundbrücke. Dann genieße ich die herrliche Landschaft, die im Landeanflug immer größer und detailreicher wird.
Der Pilot verkündet neunzehn Grad und als wir die Maschine verlassen haben wir tatsächlich ein sehr angenehmes Klima, dass nicht so schwül ist wie in Deutschland. Welch eine Wohltat.
Wir müssen nur ein paar Meter laufen und befinden uns in einer Mischung aus Lagerhalle und Schuppen. Der Göteborg City Airport.
Als wir nach endlosem Warten endlich unsere Rucksäcke unbeschädigt in Empfang nehmen, geht es mit dem Bus in die Stadt, von dort aus weiter nach Kungälv. Kurz vor der Festung steigen wir aus und finden auch auf Anhieb (kein Problem wegen Beschilderung) den Campingplatz am Fluss, der auch über eine Jugendherberge verfügt und uns 130 Kronen kostet (eine Nacht im Zelt, inkl. Dusche usw.) Dort ist wegen der nahen Bohusfestung alles etwas ritterlich angehaucht, auch die Angestellten sind mittelalterlich bekleidet.
Jetzt fehlt uns nur noch Spiritus zu einem leckeren Abendessen.
Am Stadteingang haben wir zwar eine Tankstelle gesehen, vorsichtshalber erkundige ich mich aber an der Rezeption nach Bezugsquellen. Besagte Tankstelle besteht nur aus einem Automaten und einem kleinen Laden, der aber keinen Spiritus hat. Man nennt mir eine andere Tankstelle mit passender Wegbeschreibung. Leider vergesse ich diese auch gleich wieder und komme nach einem Spaziergang durch die Stadt ohne Spiritus wieder am Campingplatz an. Dann gibt es halt mitgebrachte Salami und Knäckebrot. Leider unterschätzte ich die Schneidkraft des Tchibomessers und schneide mir voll in den Finger. Als mein Bruder für mich ein Pflaster mit der integrierten Schere abschneiden will, fügt er sich ebenso eine Schnittwunde zu, zum Glück etwas kleiner als meine. Wahrscheinlich sind wir heute schon zu lange auf den Beinen. It’s been a long day. Wir genießen lieber die tollen Wolkenformationen über dem Fluss und machen alles weitere morgen.
Tag 2 - Kungälv - Grandalen - 13. Juli 2006
Gestern sind wir um kurz nach elf ins Bett bzw. in den Schlafsack obwohl es noch hell war, da die Sonne erst um 22 Uhr am Horizont verschwindet. Ein Frühstück am Campingplatz hätte man reservieren müssen, wäre aber sowieso zu teuer gewesen. Deshalb gibt es an unserem ersten Morgen in Schweden fast nichts zu essen.
Um kurz nach neun verlassen wir den Campingplatz, nachdem wir noch unsere Wasservorräte aufgefüllt haben (pro Person knapp über drei Liter). Wir laufen durch die Stadt Richtung Industriegebiet bis wir zu einem Coop Konsum kommen, wo ich Muffins, Knäckebrot und Joghurt kaufe. Spiritus gebe es an der Tankstelle. Die Wegbeschreibung ist aber diesmal wirklich nicht zu gebrauchen. Wir laufen quer durch die Stadt und müssen mehrmals in Geschäften fragen, bis wir endlich eine Tankstelle am Rande des Industriegebiets finden. Leider wird diese aber nur von einem Automaten bedient, der uns natürlich kein Spiritus verkaufen kann. Daneben ist aber ein großer Supermarkt (ICA), der sehr gut ausgestattet ist (Trangia-Zubehör zum Beispiel). Auf Nachfrage holt man mir aus einem feuerfesten Raum im Lager den ersehnten Brennstoff. Drei Bananen nehme ich auch noch mit und dann geht es wieder quer durch die Stadt Richtung Bohusleden. Wir folgen der orangefarbenen Markierung an den Laternenmasten. Zunächst geht es hinauf durch ein Wohngebiet, bis man schließlich im Wald ist. Hier sehen wir unser erstes schwedisches Wildtier in Form eines Eichhörnchens. Wir sind im Naherholungsgebiet Fontin, überall sind Jogger unterwegs, die Wege sind gut ausgebaut. Wir kommen noch an einem von Seerosen bedeckten See vorbei, dann verlässt der Weg das Gebiet und führt uns weiter über Trampelpfade, Stege oder Wald- und Feldwege. Da es schon kurz vor Mittag ist, essen wir davor auf einer Bank noch vorher gekaufte Brötchen mit Schinken, Salat, Gurke und Tomaten.
Da wir noch ziemlich in der Zivilisation sind tauchen immer wieder schöne schwedische Holzhäuschen auf, Waldarbeiter entfernen umgestürzte Bäume, so dass der Weg mittlerweile wieder relativ problemlos zu begehen ist.
Kurz vor drei erreichen wir den Romesjön, ein See mit Badestrand, an dem wir erst einmal Pause machen und die Sonne bei Joghurt und Bananen genießen. Allerdings weht ein kräftiger Wind und drei Jugendliche lärmen schwimmend im See.
Der Bohusleden ist recht gut markiert, nur einmal waren wir etwas unaufmerksam und landeten mitten auf einem Grundstück. Was in Deutschland wahrscheinlich zum Tod durch Mistgabel oder Erschießen geführt hätte ist hier kein Problem. Uns wurde der richtige Weg erklärt und noch "Good luck" gewunschen.
Der Bohusleden wird zum Ende der Etappe immer schöner, die meiste Zeit laufen wir auf schmalen Pfaden.
Gegen Viertel sechs erreichen wir dann unser Ziel bei Grandalen, eine typische Windschutzhütte. Dort essen wir erstmal ein Nudelfertiggericht und lesen im Hüttenbuch. Viele Leute sind übers Forum oder nordwanderer.de hierher gekommen. Leider gibt es an der Hütte kein Wasser, nur ein paar moorige Reste im Wald, die nicht zu empfehlen sind. Und so wird das Abspülen wieder etwas schwierig, da wir lieber etwas sparsamer mit unserem Rest sind.
Die Hütte ist mitten im Wald, daher ist die Sonne schon bald hinter den Bäumen verschwunden. Dunkel wird es hier aber noch lange nicht.
Mitten im Wald ist nicht ganz korrekt, in der Nähe ist ein Sendemast und wohl auch zwei Häuser, ab und zu ist Hundegebell zu hören (wird auch schon im Hüttenbuch erwähnt).
Jetzt spät am Abend ist die Zeit der Mücken und Moskitos, die uns wohl noch etliche Male stechen werden.
Tag 3 - Grandalen - Bottenstugan - 14.07.06
Die Nacht in der Windschutzhütte war sehr angenehm. So etwa gegen elf sind wir ins "Bett", ein erster Stern funkelte wenig später am Himmel. Irgendwann bald in der Früh habe ich mal einen kurzen Klogang gemacht und die morgendliche Frische genossen.
Zum Frühstück gab es etwas Tee und zwei Muffins pro Person bis es gegen halb neun wieder weiter ging. Nach einer Straße, in Deutschland wohl Forstweg genannt, stieg der Weg steil an, hier waren Geländer vorhanden. Ein enger Pfad führt durch den Wald, vorbei an Felsen, Matsch und Sumpf. Drei rehartige Tiere tauchen zwischen den Bäumen auf.
Wenig später erreichen wir eine Art Erdhütte. Von dort aus ist es nicht mehr weit bis zu einer Windschutzhütte an einem See. Wir nutzen diese Gelegenheit um etwas Wasser zu filtern und unsere Zähne zu putzen. Der Weg geht weiter bergauf bergab und wird immer schöner. Wir gelangen zum Övre Långevatten, einem großen See, der dann langsam in einen Bach übergeht. Teilweise hat der Pfad steile Abstiege, an denen man etwas aufpassen muss.
Der Rastplatz, der auf der Karte eingezeichnet ist, verrottet leider langsam vor sich hin, dafür bietet der Bach eine Erfrischung.
Der Pfad wird später zu einem Feldweg, davor geht es noch einmal durch Sumpf und Schilf. Hier kommen uns zum ersten Mal andere Wanderer entgegen, die darüber offensichtlich genauso überrascht sind wie wir.
Am See Nedre Långevatten wollen wir in der Schutzhütte endlich Pause machen.
Aber entweder die Hütte existiert nicht mehr oder wir sind zu blöd. Wir setzen uns kurz auf den steinigen Weg, gehen aber schon bald weiter. Teilweise geht es wieder kräftig bergauf- und ab, die Sonne vom strahlend blauen Himmel erwärmt die Felsen, die uns nun ihre Hitze entgegen strahlen. Es geht wieder steil nach unten, bis wieder ein herrlicher See auftaucht, an dessen Ufer es nun entlang geht. Erneut ein steiler Anstieg bis wir einen herrlichen Picknicktisch erreichen, der uns eine Aussicht auf den Ålevatten bietet.
Während sich der Himmel jetzt immer mehr bewölkt, kochen wir etwas Wasser für einen Kartoffelbrei.
Der weitere Weg hinunter Richtung Bottenstugan ist sehr steil, so dass es dort mehrere Holztreppen gibt. Neben dem Pfad ist eine hohe und lange Felswand, die Gegend erinnert an das Teufelsloch bei Eckersdorf.
Ein kleiner Berg, an dem uns zwei Mountainbiker entgegen kommen, muss noch überwunden werden, dann kommen wir über eine Schotterpiste zur Windschutzhütte. Dort ist ein Parkplatz, vier Trockentoiletten aka Plumpsklos (Basti hat trotzdem Verstopfung) und ein kleines Haus. In der Nähe ist an einem Fels ein Wasserloch, das mit Brettern bedeckt ist. Vorsichtshalber filtern wir auch hier.
Tag 4 - Bottenstugan - Lysevatten - 15.07.2006
Die Nacht war wieder sehr angenehm. Wir sind um kurz nach zehn in die Schlafsäcke und wurden wieder von Mücken genervt (kleine weiße u.a.). Heute morgen um halb fünf dampfte der See.
Der Weg führt an der Wasserstelle vorbei in den Wald, wo es sehr angenehm zu laufen ist. Davor haben wir noch Wasser gefiltert, was sehr anstrengend war, da wir nicht daran gedacht haben, den Schwimmer so einzurichten, dass die Öffnung richtig unter Wasser ist.
Oberhalb des Sees Håltesjön geht es weiter, dort sind relativ steile Klippen, die mit einem Zaun gesichert sind.
Es folgen ein paar Häuser und ein (Ferien-?)hof, bis wir vor einer Weide stehen und den Zaun überqueren müssen. Danach kommt ein Bach mit einer kaputten Brücke, die mit den Rucksäcken nicht zu passieren ist. Also sind wir wieder zurück über den Zaun und den Weg entlang, in
der Hoffnung, die Weide zu umgehen. Ein Fehler von uns Anfängern. Die Bohusledenmarkierungen kamen nicht mehr und wir sahen uns gezwungen wieder umzukehren. Als wir dann wieder am Bach standen erschien eine Schwedin, (es ist übrigens kein Vorurteil, dass alle Schweden blond sind) und wies zu einer Brücke, nur ein paar Meter neben der kaputten. Zwei andere Schweden waren auch noch auf der Weide (für Schafe übrigens, wie wir erfahren haben). Weiter geht es durch Wald, Bach und Sumpf, wie immer halt . In einer hügeligen Landschaft geht es am Harsvatten entlang bis ein brutaler Aufstieg erfolgt.
Uns erwartet als Entschädigung ein Fels mit einem herrlichen Ausblick auf den See. Leider brennt die Sonne sehr stark. Nun geht es wieder steil bergab und so langsam geht es auf Mittag zu.
Es wird immer heißer. Wir brauchen eine Pause, aber es bietet sich keine Möglichkeit. Felsen, Sumpf, Berg hoch, Berg runter. Ab und zu mal ein See, aber keine Möglichkeit, um ans Ufer zu kommen. Es ist ziemlich qualvoll. Es geht noch einmal nach oben, bis unten ein See auftaucht. Rucksäcke ab und rasten. Ich gehe, bzw. habe ohne zwanzig Kilo auf dem Rücken das Gefühl zu schweben, noch ein paar Meter und entdecke einen Fels mit herrlicher Aussicht auf das Wasser. Hier kochen wir uns Kartoffelbrei, lüften die Füße und ich schreibe meine Notizen ins Büchlein. Dann nerven die Mücken und wir gehen langsam weiter.
Bald schon geht es sehr steil hinab, "gesichert" mit Seilen. Den letzten Meter sollte eine Treppe überwinden, die aber leider kaputt ist.
Danach wieder Stege durch Sumpf, wieder bergauf und bergab. Durch die einstündige Pause sind wir aber wieder etwas erholt und somit wieder motivierter. Später mündet der schmale Pfad in einen Feldweg, links erblicken wir einen See. Und kurz darauf taucht am Wasser eine Vindskydd (Windschutzhütte) auf. Was für ein schöner Ort. Das Wasser ist glasklar und so nehme ich erst einmal ein wohlverdientes Bad und wasche mich. Das Wasser ist eigentlich nicht so kalt, aber trotzdem kostet es etwas Überwindung.
Die Hütte verfügt außerdem über ein Klohäuschen und Mülltonnen. Basti wäscht sich auch und seine Kleidung.
Eine Eidechse läuft über seinen Wanderschuh, der an der Hütte lehnt. Leider dauert es zu lange, bis die Kamera scharf gestellt ist, und so entgeht mir leider dieses Motiv.
Aber bei so einem wunderschönen Platz macht das nichts. Ein Ferienhaus in dieser Lage wäre wohl unbezahlbar.
Ein paar Meter daneben ist übrigens eine weitere Hütte, die aber verfallen ist.
Um etwa vier, eine Stunde nach Ankunft, kochen wir uns Kartoffelbrei mit Schinken. Den See nutzen die Leute zum Bootfahren, es ist Wochenende. Heute kam uns ein einsamer Wanderer entgegen, jetzt sind zwei Schweden hier angekommen, die jetzt baden.
Als Abendessen gibt es Nudeln.
Fortsetzung folgt...
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