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Region/Kontinent: Nordeuropa
Hallo! Hier ein Bericht über meinen Jahresurlaub in Schottland. Ich bin in den letzten beiden Wochen (5.-19. Mai) den West Highland Way und den Great Glen Way in Schottland gelaufen. Eigentlich wollte ich dieses Jahr mit meiner Freundin durch die Toskana wandern, aber da sie zu dieser Zeit keinen Urlaub nehmen konnte, ich aber musste, entschied ich mich für diese Solotour durch Schottland.
5. Mai:
Endlich geht es los! Nach fast 2 Wochen schuften auf Vaters Bauernhof kann der eigentliche Urlaub beginnen. Bei bestem Sonnenschein geht es los. Aus der tiefsten ostwestfälischen Provinz per Bus und Bahn über Lemgo, Bielefeld und Düsseldorf nach Weeze zum Flughafen direkt an die holländische Grenze. Ein Busfahrer spricht mich auf meinen großen Rucksack an und erkundigt sich nach meinem Reisezeil. Wir unterhalten uns ein wenig und es endet damit, dass er mir seine Adresse gibt und um eine Postkarte aus Schottland bittet. Klar wird gemacht und außerdem als gutes Omen betrachtet!
Nach 2 Stunden Flug mit Ryanair komme ich in Prestwick südwestlich von Glasgow an. Am Flughafen treffe direkt den ersten Forumskollegen Rainer Duesmann samt weiblicher Begleitung. Zusammen nehmen wir den Zug nach Glasgow, die beiden meinen dass man auch im Zug zahlen könnte,da wir aber keinen Schaffner begegnen bleibt die Fahrt gratis. Wir verabreden uns in Glasgow in einem Pub, aber leider verschlafe ich mit Unmengen Fish n`Chips im Bauch den Termin und wache so am nächsten morgen mit schlechtem Gewissen auf.
6.Mai:
Um 6 Uhr morgens mache ich mich auf den Weg vom Blusky blue sky hostel auf den Weg zur central station.
Scheiße!!!!!
Meine Zeltstangen sind weg!! Und lassen sich auch bei erneutem unplanmäßigem Besuch des Hostels nicht wiederfinden. Müssen im Flugzeug abhanden gekommen sein, waren nämlich intelligenterweise außen am Rucksach befestigt. :bash: :bash:
Mich in den Arsch beißend nehme ich den Zug nach Millngavie um dort mit dem West Highland Way zu beginnen, noch nicht ganz sicher wie und wo ich schlafen solll.
Am ersten Wandertag geht es also bei heiter bis wolkigem Himmel bei vielleicht 15C und einigen Böen von Milngavie nach Balmaha durch die Lowlands. In Balmaha schlafe ich in einer recht günstigen Hütte(14pound). Ich bin 30km gelaufen und fühle mich, als ob mir Füße und Hintern abfallen würden, während ich im hütteneigenen Fernsehen bekloppte gameshows anschaue.
7. Mai:
Jetzt gehts bei Nieselregen entlang des Loch Lomond. Es geht mehr auf und ab als gestern. Der Übergnag vom Wandern durch hügelige, landwirtschaflich, genutzte Flächen der Lowlands, zu den doch eindrucksvoller wirkenden Highlands ist erkennbar. Vorbei gehts am Ben Lomond(974m) dem ersten Munroe, den ich auf meiner Reise zu Gesicht bekomme. Es sind schon wirklich viele Leute unterwegs,was auch daran liegt, dass heute Sonntag ist und man daher viele Familien mit Kindern trifft.
Für etwa 5km teilt sich der Weg in 2 Alternativen: Einen breiten Forstweg der etwas uferfern bergauf führt und einen schmaleren Pfad durch sehr feuchten Wald am Ufer entlang. Ich entscheide mich für den letzteren, der durch tief smaragdgrünen Wald und einen Mangel an Wochenendspaziergängern überzeugt. Außerdem geht es hier vorbei an Rob Roy`s Prison, was sich als nicht spektakuläre kleine Ruine erweist, die aber im Nebel und im tiefen grün der Umgebung einen Hauch keltischer Magie versprüht.
Ich lege eine Pause in der Bothy(kleine unbewirtschaftete Hütte)Rowchoisch ein, in der ich eine Gitarre entdecke. Ich versuche ein bischen zu spielen, was an meinen begrenzten Fähigkeiten scheitert und so wundere ich mich nicht das scheinbar alle anderen Wanderer einen großen Bogen um die Hütte machen.
An diesem Tag laufe ich noch bis ca. 5km vor dem nördlichen Ende vom Loch Lomond, um dort in der nächsten Bothy, genannt Doune, zu schlafen. Dieser Abschnitt führt noch vorbei an Rob Roy`s Cave, einer beeindruckenden Felsformation, die etwas mehr Geschick abverlangt, als der vorhergehende Teil.
Schließlich erreiche ich Doune und schlafe nach erneuten 30km erschöpft ein...bis die Tür aufgeht ein Mann mit Lampe auf dem Kopf herreinkommt und mir auf breitestem Glasgower Dialekt alles mögliche erzählt. Ich verstehe nur, dass er kein Ranger ist, es wohl aber auch eh erlaubt sei hier zu pennen. Außerdem will er wohl gleich noch mal wiederkommen und irgenwie hat das ganze was mit Wodka zu tun, zack isser raus und ich lieg verdattert in der Bothy und weiss nicht, ob ich schnell abhauen oder dableiben soll.
Ich entscheide mich schließlich mangels Alternative fürs dableiben. Nach einer halben Stunde kommt der Mann wieder, nimmt endlich die Lampe ab und erzählt mir aus seiner Armeezeit(Paratrooper&Sniper mit Ausweis), diversen Frauengeschichten( die vier Kinder hervorbrachten ), und Messerstechereien in Glasgow. Wärend wir da so sitzen rauchen und quatschen bekomme ich langsam angst in Einzelteile zerlegt in nem Müllsack zu enden, aber quatsch sowas passiert nicht!... dachten sich die Leute denen es passiert ist wahrscheinlich vorher auch.
Es bleibt zum Glück dabei dass mich John( sein Name), für den nächsten morgen in sein unweit gelegenes Zelt zum Baked Beans essen einlädt und mit dem Hinweis, dass hier manchmal nachts besoffene Rocker( "You know, fucking Hells Angels") auftauchen in die dunkle Nacht verschwindet.
8. Mai:
Nach nervös, halb durchschlafen, halb durchwachter Nacht mache ich mich auf den Weg zu Johns Zelt. Wir kochen baked beans auf seinem Trangia. Kurz darauf kommt eine Schäferin vorbei die aufgrund ihrer Sprache leicht als Engländerin zu identifizieren ist. Nach einem kurzen Plausch Schafe betreffend verabschiedet sie sich wieder und gibt so John die Gelegenheit über die Tommys zu fluchen. Es stellt sich im weiteren herraus, dass John sich heute eigentlich in der Hütte mit anderen Veteranen zum Vodka trinken in der Bothy verabredet hat, jetzt aber doch zurück nach Glasgow will, da es seinem Vater schlecht gehe. wir verabschieden uns schließlich und ich mache mich auf meinen Weiterweg nach Tyndrum. Es ist sehr sonnig und so schffe ich die gut 20km ohne weitere Probleme.Angekommen quatiere ich mich für 15 pound auf einem Zeltplatz in eine Hütte ein. Auf dem zeltplatz treffe ich noch ein sehr nettes sächsisches Pärchen.Die beiden sind auch auf dem WHW unterwegs, wollen aber die nächsten 30km mit dem Zug quasi überspringen. Nach ein paar Mc Ewans begebe ich mich zu einer ruhigeren Nachtruhe.
9. Mai:
Wiedermal sehr sonnig, scheine wirklich Glück mit dem Wetter zu haben. recht flacher Weg bis zur Bridge of Orchry, doch dann wirds bergig, ich treffe viele sportlich sehr motiviert wirkende Eintagswanderer, die scheinbar alle bis zum Kingshouse Hotel laufen, denn als ich dort ankomme ist großes gedränge an der Bar. Die Gegend ist jetzt sehr schön bergig und auf den Plateaus erstrecken sich ausgedehnte Moorlandschaften.
Von Kingshouse laufe ich noch 5km weiter und schlafe am oberen Ende einiger Serpentinen gegenüber einem Corbett und einer Straße, auf der alle 2 Stunden mal ein Auto lang fährt mein stangenloses Zelt benutze ich als Feuchtigkeitschutz, aber regnen tut es jetzt eh nicht und so verbringe ich die Nacht umgeben von merwürdig schreienden Rotwild.
10. Mai:
Ich wandere noch vor Sonnenaufgang los und erreiche so mit den ersten Strahlen Kinglochleven. Vorräte werden eingekauft und dann gehts auf die letzte Etappe bis Fort William. Beim ersten Anstieg mache ich Rast und lasse die verwunderten mitwanderer an mir vorbeiziehn wärend ich mit T- shirt übern Kopp in der Sonne liege. Da, ich werfe gerade einen Blick unter meiem shirt hervor erscheint das sächsiche Pärchen, dass mit dem Zug vorgefahren war. Die beiden sind ganz fassungslos angesichts dieser Leistung des kapitalistischen Übermenschens.
Als ich in Fort William ankomme bin ich auch ein wenig stolz, dass ich am Tag durchschnittlich30km gelaufen bin, bis ich eine Gruppe vollschlanke Engländer um die 60 treffe, die das gleiche gemacht haben(Ich bin 22). Na ja ist ja auch kein Leistungssport tröste ich mich und quatiere mich in einem B&B in Fort William ein um in den Genuss eines britischen Frühstücks zu kommen.
11.Mai:
Meine Güte! Das britische Frühstück versorgt mich mehr als genug mit Proteinen und Fett, um für die nächsten Unternehmungen gerüstet zu sein.
Heute liegt die Besteigung des Ben Nevis an. Zuerst laufe ich zu der Jugenherberge am Fuß des Berges und lade dort meinen Rucksack ab. Danach werden genug Vorräte für den Gipfelsturm beschafft und auf gehts.
Mir kommen ganze Herrscharen entgegen unter anderem auch wieder das Päärchen aus Chemnitz. Wir verabreden uns für den Abend in der Lounge Bar des nahen Campingplatzes und weiter gehts. Es ist sehr schön sonnig und ich verbrenne bestimmt einiges der morgens eingenommenen fried eggs und des bacons. 1340m sind doch sehr viel wenn man knapp überm Meeresspiegel startet. Doch der Gipfel wird ohne größerer Probleme erreicht und die Aussicht auf das Great Glen ist einfach genial. Wieder abgestiegen verzehre ich für teuer Geld ein Hirschgulasch und lasse danach den Abend in der Bar mit den beiden Chemnitzern in sehr schöner, guinessschwangerer Atmosphäre ausklingen.
12. Mai:
So der zweite Weg der Great Glen Way wird in Angriff genommen. Zum Glück bleiben die vorhergesagten Gewitter vorerst aus. Und so laufe ich erst eine ganze Zeit am kaledonischen Kanal entlang, was erst sehr entspannend ist(keine Steigungen) mit der Zeit aber sehr eintönig wird, am Kanl entalng, überall blühender Ginster, Unmengen an Radfahrern....Hm, ich fühl mich fast wie in Holland!
Doch auch diese Landschaft ändert sich nach einiger Zeit und der Kanal geht über in das schönere Loch Lochy. Bis zu dessen Ende läuft man durch sehr schöne Waldlandschaft.
In der Jugenherberge kurz hinter Loch Lochy angekommen stelle ich überrascht fest, dass die Herbergswirtin deutsche ist und sie wundert sich nicht minder, dass ich Ihre baden-würtembergische Herhunft errate( bei dem badischen Dialekt!)
13. Mai:
Ich beschließe einen Tag in der Jugendherberge zu bleiben um zwei nahe Munroes zu besteigen( Ich kann die Namen und Höhe leider nicht finden, aber so um 1000m glaube ich) und somit mein Munroe Konto von 1 auf 3 zu erhöhen. Da aber die Sonne schon wieder herrlich scheint entscheide ich mich dazu auf Munroe Nr.2(bzw.3) zu pfeifen und den Nachmittag auf der windgeschützten Nordseite von Munroe1(bzw.2) zu verbringen. Abends gehts wieder in die Jugenherberge. Dort treffe ich einen Schotten mittleren Alters der alle(!) Munroes bestiegen hat und jetzt auf seinem zweiten Durchgang ist. Beeindruckt gehe ich ins Bett.
14.Mai:
Weiter laufe ich auf dem GGW vorbei an Loch Oich und ein Stückchen an Loch Ness entlang.Dort schlage ich mich in einen Nadelwald und schlafe wieder mit meinem Zelt als Regenschutz, der in dieser Nacht auch angebracht ist. Es stellt sich herraus das dieses Provisorium auch nur als solches taugt, denn am nächsten morgen bin ich zwar nicht nass, aber doch recht klamm.
15.Mai:
Der Plan ist heute im Loch Ness Backpackers kurz vor Drumnadrochit zu schlafen.Hat doch Vorteile gegenüber ohne vernünftigen Zelt bei Regen im Wald zu schlafen.
Das klappt auch nach eineigen Stunden recht schöner, landschaftlich allerdings nicht so abwechslungsreicher Wanderung auch.
Hier treffe ich auf eine Reisegruppe bestehend aus Australiern und Kanadiern die mit zwei Guides und einen Bus durch Schottland fahren. Eine Kandierin lädt mich ein mit ein paar "really crazy people" abzufeiern, aber da die Leute meieer Ansicht nach nicht so richtig crazy sind und ich keinen Stuhl abbekommen beschließe ich alleine den local pub zu besuchen. Ein sehr interessanter Abend schottische Trinkgewohnheiten betreffend folgt. Später kommen noch die Australier/ Kanadier zum Teil mit lustigen Hüten auf dem Köpfen und meiner neuer schottischer Saufkumpan versucht sein Glück, erfolglos.
I`m very amused.
16.Mai:
Boah scheiße! Zu viel Carlsberg, mir gehts hundmiserabel und ich habe Durchfall. Darum nehme ich jetzt für die letzten 30km nach Inverness den Bus. ,Außerdem habe ich von meiner Waldschlafaktion 5 Zecken. In Inverness angekommen nehme ich ein B&B.
17-19 Mai:
Von Inverness neheme ich recht günstig den Bus nach Edinburgh. Besuche dort das Whisky heritage museum und den dungeoun, beides absolut empfelenswert. Besonders der Dungeoun, ich habe echt selten so gelacht.Genieße noch zwei Tage die wirlich unfassbar malerische Stadt und fliege schließlich mit Germanwings zurück nach Köln- Bonn.
Fazit:
Der WHW ist meiner Meinung nach absolut wandernswert und die Übergänge von Low-zu Highlands muss man einfach mal erlaufen haben. Den GGW kann man auch gut laufen, aber man kann auch drauf verzichten, da gibts glaube ich wirklich schönere und abgelegenere Stellen in Schottland. Bei meinem nächsten mal Schottland würde ich eher munroe bagging, die Inseln, oder den Norden bevorzugen.Ich hatte einen rauh aber herzlichen Eindruck von der schottischen Mentalität, so ähnlich wie ich mir den positiven schottischen Stereotyp vorstelle. Edinburgh ist klasse und Glasgow soll nette Pubs haben.
Für mich war es ein sehr erlebnisreicher Urlaub in den ich mich sofort wieder reinbeamen würde anstatt morgen zur Krankenpflegeschule zu gehen und Diskussionen über die Beschaffenheit von Männerärschen zu hören.
Hallo! Hier ein Bericht über meinen Jahresurlaub in Schottland. Ich bin in den letzten beiden Wochen (5.-19. Mai) den West Highland Way und den Great Glen Way in Schottland gelaufen. Eigentlich wollte ich dieses Jahr mit meiner Freundin durch die Toskana wandern, aber da sie zu dieser Zeit keinen Urlaub nehmen konnte, ich aber musste, entschied ich mich für diese Solotour durch Schottland.
5. Mai:
Endlich geht es los! Nach fast 2 Wochen schuften auf Vaters Bauernhof kann der eigentliche Urlaub beginnen. Bei bestem Sonnenschein geht es los. Aus der tiefsten ostwestfälischen Provinz per Bus und Bahn über Lemgo, Bielefeld und Düsseldorf nach Weeze zum Flughafen direkt an die holländische Grenze. Ein Busfahrer spricht mich auf meinen großen Rucksack an und erkundigt sich nach meinem Reisezeil. Wir unterhalten uns ein wenig und es endet damit, dass er mir seine Adresse gibt und um eine Postkarte aus Schottland bittet. Klar wird gemacht und außerdem als gutes Omen betrachtet!
Nach 2 Stunden Flug mit Ryanair komme ich in Prestwick südwestlich von Glasgow an. Am Flughafen treffe direkt den ersten Forumskollegen Rainer Duesmann samt weiblicher Begleitung. Zusammen nehmen wir den Zug nach Glasgow, die beiden meinen dass man auch im Zug zahlen könnte,da wir aber keinen Schaffner begegnen bleibt die Fahrt gratis. Wir verabreden uns in Glasgow in einem Pub, aber leider verschlafe ich mit Unmengen Fish n`Chips im Bauch den Termin und wache so am nächsten morgen mit schlechtem Gewissen auf.
6.Mai:
Um 6 Uhr morgens mache ich mich auf den Weg vom Blusky blue sky hostel auf den Weg zur central station.
Scheiße!!!!!
Meine Zeltstangen sind weg!! Und lassen sich auch bei erneutem unplanmäßigem Besuch des Hostels nicht wiederfinden. Müssen im Flugzeug abhanden gekommen sein, waren nämlich intelligenterweise außen am Rucksach befestigt. :bash: :bash:
Mich in den Arsch beißend nehme ich den Zug nach Millngavie um dort mit dem West Highland Way zu beginnen, noch nicht ganz sicher wie und wo ich schlafen solll.
Am ersten Wandertag geht es also bei heiter bis wolkigem Himmel bei vielleicht 15C und einigen Böen von Milngavie nach Balmaha durch die Lowlands. In Balmaha schlafe ich in einer recht günstigen Hütte(14pound). Ich bin 30km gelaufen und fühle mich, als ob mir Füße und Hintern abfallen würden, während ich im hütteneigenen Fernsehen bekloppte gameshows anschaue.
7. Mai:
Jetzt gehts bei Nieselregen entlang des Loch Lomond. Es geht mehr auf und ab als gestern. Der Übergnag vom Wandern durch hügelige, landwirtschaflich, genutzte Flächen der Lowlands, zu den doch eindrucksvoller wirkenden Highlands ist erkennbar. Vorbei gehts am Ben Lomond(974m) dem ersten Munroe, den ich auf meiner Reise zu Gesicht bekomme. Es sind schon wirklich viele Leute unterwegs,was auch daran liegt, dass heute Sonntag ist und man daher viele Familien mit Kindern trifft.
Für etwa 5km teilt sich der Weg in 2 Alternativen: Einen breiten Forstweg der etwas uferfern bergauf führt und einen schmaleren Pfad durch sehr feuchten Wald am Ufer entlang. Ich entscheide mich für den letzteren, der durch tief smaragdgrünen Wald und einen Mangel an Wochenendspaziergängern überzeugt. Außerdem geht es hier vorbei an Rob Roy`s Prison, was sich als nicht spektakuläre kleine Ruine erweist, die aber im Nebel und im tiefen grün der Umgebung einen Hauch keltischer Magie versprüht.
Ich lege eine Pause in der Bothy(kleine unbewirtschaftete Hütte)Rowchoisch ein, in der ich eine Gitarre entdecke. Ich versuche ein bischen zu spielen, was an meinen begrenzten Fähigkeiten scheitert und so wundere ich mich nicht das scheinbar alle anderen Wanderer einen großen Bogen um die Hütte machen.
An diesem Tag laufe ich noch bis ca. 5km vor dem nördlichen Ende vom Loch Lomond, um dort in der nächsten Bothy, genannt Doune, zu schlafen. Dieser Abschnitt führt noch vorbei an Rob Roy`s Cave, einer beeindruckenden Felsformation, die etwas mehr Geschick abverlangt, als der vorhergehende Teil.
Schließlich erreiche ich Doune und schlafe nach erneuten 30km erschöpft ein...bis die Tür aufgeht ein Mann mit Lampe auf dem Kopf herreinkommt und mir auf breitestem Glasgower Dialekt alles mögliche erzählt. Ich verstehe nur, dass er kein Ranger ist, es wohl aber auch eh erlaubt sei hier zu pennen. Außerdem will er wohl gleich noch mal wiederkommen und irgenwie hat das ganze was mit Wodka zu tun, zack isser raus und ich lieg verdattert in der Bothy und weiss nicht, ob ich schnell abhauen oder dableiben soll.
Ich entscheide mich schließlich mangels Alternative fürs dableiben. Nach einer halben Stunde kommt der Mann wieder, nimmt endlich die Lampe ab und erzählt mir aus seiner Armeezeit(Paratrooper&Sniper mit Ausweis), diversen Frauengeschichten( die vier Kinder hervorbrachten ), und Messerstechereien in Glasgow. Wärend wir da so sitzen rauchen und quatschen bekomme ich langsam angst in Einzelteile zerlegt in nem Müllsack zu enden, aber quatsch sowas passiert nicht!... dachten sich die Leute denen es passiert ist wahrscheinlich vorher auch.
Es bleibt zum Glück dabei dass mich John( sein Name), für den nächsten morgen in sein unweit gelegenes Zelt zum Baked Beans essen einlädt und mit dem Hinweis, dass hier manchmal nachts besoffene Rocker( "You know, fucking Hells Angels") auftauchen in die dunkle Nacht verschwindet.
8. Mai:
Nach nervös, halb durchschlafen, halb durchwachter Nacht mache ich mich auf den Weg zu Johns Zelt. Wir kochen baked beans auf seinem Trangia. Kurz darauf kommt eine Schäferin vorbei die aufgrund ihrer Sprache leicht als Engländerin zu identifizieren ist. Nach einem kurzen Plausch Schafe betreffend verabschiedet sie sich wieder und gibt so John die Gelegenheit über die Tommys zu fluchen. Es stellt sich im weiteren herraus, dass John sich heute eigentlich in der Hütte mit anderen Veteranen zum Vodka trinken in der Bothy verabredet hat, jetzt aber doch zurück nach Glasgow will, da es seinem Vater schlecht gehe. wir verabschieden uns schließlich und ich mache mich auf meinen Weiterweg nach Tyndrum. Es ist sehr sonnig und so schffe ich die gut 20km ohne weitere Probleme.Angekommen quatiere ich mich für 15 pound auf einem Zeltplatz in eine Hütte ein. Auf dem zeltplatz treffe ich noch ein sehr nettes sächsisches Pärchen.Die beiden sind auch auf dem WHW unterwegs, wollen aber die nächsten 30km mit dem Zug quasi überspringen. Nach ein paar Mc Ewans begebe ich mich zu einer ruhigeren Nachtruhe.
9. Mai:
Wiedermal sehr sonnig, scheine wirklich Glück mit dem Wetter zu haben. recht flacher Weg bis zur Bridge of Orchry, doch dann wirds bergig, ich treffe viele sportlich sehr motiviert wirkende Eintagswanderer, die scheinbar alle bis zum Kingshouse Hotel laufen, denn als ich dort ankomme ist großes gedränge an der Bar. Die Gegend ist jetzt sehr schön bergig und auf den Plateaus erstrecken sich ausgedehnte Moorlandschaften.
Von Kingshouse laufe ich noch 5km weiter und schlafe am oberen Ende einiger Serpentinen gegenüber einem Corbett und einer Straße, auf der alle 2 Stunden mal ein Auto lang fährt mein stangenloses Zelt benutze ich als Feuchtigkeitschutz, aber regnen tut es jetzt eh nicht und so verbringe ich die Nacht umgeben von merwürdig schreienden Rotwild.
10. Mai:
Ich wandere noch vor Sonnenaufgang los und erreiche so mit den ersten Strahlen Kinglochleven. Vorräte werden eingekauft und dann gehts auf die letzte Etappe bis Fort William. Beim ersten Anstieg mache ich Rast und lasse die verwunderten mitwanderer an mir vorbeiziehn wärend ich mit T- shirt übern Kopp in der Sonne liege. Da, ich werfe gerade einen Blick unter meiem shirt hervor erscheint das sächsiche Pärchen, dass mit dem Zug vorgefahren war. Die beiden sind ganz fassungslos angesichts dieser Leistung des kapitalistischen Übermenschens.
Als ich in Fort William ankomme bin ich auch ein wenig stolz, dass ich am Tag durchschnittlich30km gelaufen bin, bis ich eine Gruppe vollschlanke Engländer um die 60 treffe, die das gleiche gemacht haben(Ich bin 22). Na ja ist ja auch kein Leistungssport tröste ich mich und quatiere mich in einem B&B in Fort William ein um in den Genuss eines britischen Frühstücks zu kommen.
11.Mai:
Meine Güte! Das britische Frühstück versorgt mich mehr als genug mit Proteinen und Fett, um für die nächsten Unternehmungen gerüstet zu sein.
Heute liegt die Besteigung des Ben Nevis an. Zuerst laufe ich zu der Jugenherberge am Fuß des Berges und lade dort meinen Rucksack ab. Danach werden genug Vorräte für den Gipfelsturm beschafft und auf gehts.
Mir kommen ganze Herrscharen entgegen unter anderem auch wieder das Päärchen aus Chemnitz. Wir verabreden uns für den Abend in der Lounge Bar des nahen Campingplatzes und weiter gehts. Es ist sehr schön sonnig und ich verbrenne bestimmt einiges der morgens eingenommenen fried eggs und des bacons. 1340m sind doch sehr viel wenn man knapp überm Meeresspiegel startet. Doch der Gipfel wird ohne größerer Probleme erreicht und die Aussicht auf das Great Glen ist einfach genial. Wieder abgestiegen verzehre ich für teuer Geld ein Hirschgulasch und lasse danach den Abend in der Bar mit den beiden Chemnitzern in sehr schöner, guinessschwangerer Atmosphäre ausklingen.
12. Mai:
So der zweite Weg der Great Glen Way wird in Angriff genommen. Zum Glück bleiben die vorhergesagten Gewitter vorerst aus. Und so laufe ich erst eine ganze Zeit am kaledonischen Kanal entlang, was erst sehr entspannend ist(keine Steigungen) mit der Zeit aber sehr eintönig wird, am Kanl entalng, überall blühender Ginster, Unmengen an Radfahrern....Hm, ich fühl mich fast wie in Holland!
Doch auch diese Landschaft ändert sich nach einiger Zeit und der Kanal geht über in das schönere Loch Lochy. Bis zu dessen Ende läuft man durch sehr schöne Waldlandschaft.
In der Jugenherberge kurz hinter Loch Lochy angekommen stelle ich überrascht fest, dass die Herbergswirtin deutsche ist und sie wundert sich nicht minder, dass ich Ihre baden-würtembergische Herhunft errate( bei dem badischen Dialekt!)
13. Mai:
Ich beschließe einen Tag in der Jugendherberge zu bleiben um zwei nahe Munroes zu besteigen( Ich kann die Namen und Höhe leider nicht finden, aber so um 1000m glaube ich) und somit mein Munroe Konto von 1 auf 3 zu erhöhen. Da aber die Sonne schon wieder herrlich scheint entscheide ich mich dazu auf Munroe Nr.2(bzw.3) zu pfeifen und den Nachmittag auf der windgeschützten Nordseite von Munroe1(bzw.2) zu verbringen. Abends gehts wieder in die Jugenherberge. Dort treffe ich einen Schotten mittleren Alters der alle(!) Munroes bestiegen hat und jetzt auf seinem zweiten Durchgang ist. Beeindruckt gehe ich ins Bett.
14.Mai:
Weiter laufe ich auf dem GGW vorbei an Loch Oich und ein Stückchen an Loch Ness entlang.Dort schlage ich mich in einen Nadelwald und schlafe wieder mit meinem Zelt als Regenschutz, der in dieser Nacht auch angebracht ist. Es stellt sich herraus das dieses Provisorium auch nur als solches taugt, denn am nächsten morgen bin ich zwar nicht nass, aber doch recht klamm.
15.Mai:
Der Plan ist heute im Loch Ness Backpackers kurz vor Drumnadrochit zu schlafen.Hat doch Vorteile gegenüber ohne vernünftigen Zelt bei Regen im Wald zu schlafen.
Das klappt auch nach eineigen Stunden recht schöner, landschaftlich allerdings nicht so abwechslungsreicher Wanderung auch.
Hier treffe ich auf eine Reisegruppe bestehend aus Australiern und Kanadiern die mit zwei Guides und einen Bus durch Schottland fahren. Eine Kandierin lädt mich ein mit ein paar "really crazy people" abzufeiern, aber da die Leute meieer Ansicht nach nicht so richtig crazy sind und ich keinen Stuhl abbekommen beschließe ich alleine den local pub zu besuchen. Ein sehr interessanter Abend schottische Trinkgewohnheiten betreffend folgt. Später kommen noch die Australier/ Kanadier zum Teil mit lustigen Hüten auf dem Köpfen und meiner neuer schottischer Saufkumpan versucht sein Glück, erfolglos.
I`m very amused.
16.Mai:
Boah scheiße! Zu viel Carlsberg, mir gehts hundmiserabel und ich habe Durchfall. Darum nehme ich jetzt für die letzten 30km nach Inverness den Bus. ,Außerdem habe ich von meiner Waldschlafaktion 5 Zecken. In Inverness angekommen nehme ich ein B&B.
17-19 Mai:
Von Inverness neheme ich recht günstig den Bus nach Edinburgh. Besuche dort das Whisky heritage museum und den dungeoun, beides absolut empfelenswert. Besonders der Dungeoun, ich habe echt selten so gelacht.Genieße noch zwei Tage die wirlich unfassbar malerische Stadt und fliege schließlich mit Germanwings zurück nach Köln- Bonn.
Fazit:
Der WHW ist meiner Meinung nach absolut wandernswert und die Übergänge von Low-zu Highlands muss man einfach mal erlaufen haben. Den GGW kann man auch gut laufen, aber man kann auch drauf verzichten, da gibts glaube ich wirklich schönere und abgelegenere Stellen in Schottland. Bei meinem nächsten mal Schottland würde ich eher munroe bagging, die Inseln, oder den Norden bevorzugen.Ich hatte einen rauh aber herzlichen Eindruck von der schottischen Mentalität, so ähnlich wie ich mir den positiven schottischen Stereotyp vorstelle. Edinburgh ist klasse und Glasgow soll nette Pubs haben.
Für mich war es ein sehr erlebnisreicher Urlaub in den ich mich sofort wieder reinbeamen würde anstatt morgen zur Krankenpflegeschule zu gehen und Diskussionen über die Beschaffenheit von Männerärschen zu hören.
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