[ZA] Johannesburg - Cape Town: There And Back Again (+Fotos)

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    [ZA] Johannesburg - Cape Town: There And Back Again (+Fotos)

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Region/Kontinent: Mittel- und Südafrika

    Südafrika
    23.10.05 - 23.11.05


    Das war kein reiner Trekking- oder Outdoor-Urlaub! Wer sich nur dafür interessiert: An den Tagen 13-17 sind wir den Otter Trail gelaufen, an den Tagen 21-25 den Giant's Cup Hiking Trail. Des weiteren machten wir zwei Tageswanderungen: Tag 7 auf den Tafelberg, Tag 30 im Blyde River Canyon.


    Zuletzt online gestellter Tag: 31.
    Der Bericht ist demnach endlich, nach fast einem Jahr, fertig!!!



    TAGE 1-2 (23.10.05-24.10.05):

    Mit einer riesigen Portion Wut im Bauch über mich selbst liege ich im Willem Pretorius Game Reserve/Südafrika in unserem Zelt. (Oder, ähem...dem, was noch davon übrig ist; doch dazu später...) Es ist Montag, 24.10.05, 18:15 Uhr Ortszeit und ich schreibe die Geschehnisse der ersten zwei Tage unserer Reise nieder. Draußen stürmt es, dass man meinen könnte, der letzte Tag sei angebrochen (Aufmerksame Leser merken schon, dass sich der Kreis mit dem Zelt schließen könnte...).

    Doch von Beginn an: Meine Mutter hat uns am Sonntag, 23.10.05 zum Flughafen München gebracht, dort haben wir noch Annes Familie getroffen und sind dann gegen 12:45 Uhr von München nach Südafrika, bzw. dem Zwischenstopp Doha/Katar abgeflogen. Über den Flug gibt's nix zu meckern, außer dass ich Fliegen generell nicht so prickelnd finde, und sie es nicht geschafft haben, Anne und mich auf der Strecke Doha-Joha nebeneinander sitzen zu lassen. Der Zwischenstopp in Doha wurde dann gleich mal um vier Stunden verlängert. Keine Ahnung warum. Aber dafür haben wir als Ausgleich ein super leckeres Essen in einem Fast-Food-"Restaurant" spendiert bekommen. Anne und ich waren uns nach einem kurzen Blick auf das Huhn, welches trotz Panade blaß wie der Mond war, schnell einig, dass wir lediglich Pommes mit Ketchup wollten. Und selbstverständlich die Cola ohne Strohhalm! Man kennt ja die Horrorgeschichten über die seltsame Auslegung des Wortes "Recycling" in einigen Gebieten der Welt. *würg*

    Die Maschine für den Weiterflug nach Johannesburg war supermodern, mit Bildschirmen für jeden einzelnen Sitz, auf denen man Kinofilme, Fernsehshows (so durfte ich meine heißgeliebten Friends anschauen!!!) oder Musik individuell aussuchen konnte. Ich habe schon beschlossen, dass ich in meinem nächsten Leben ein reicher Ölscheich werde! Ein Herr aus England hat sich übrigens netterweise dazu bereit erklärt, seinen Platz mit mir zu tauschen. So konnten Anne und ich doch nebeneinander sitzen. Sonst hätte ich halt ihm beim Schlafen auf die Schulter gesabbert. Schlafen im Flugzeug ist einfach unbequem. Das hat sich wieder einmal bestätigt. Habe ich schon erwähnt, dass ich nicht gerne fliege!? Allein schon diese Schlange vor den Toiletten! Ätzend!!!

    Um kurz nach acht am Montag sind wir dann schließlich in Johannesburg gelandet. Ich hätte auch keine Minute mehr in diesem Flugzeug ausgehalten. (Ich freu mich schon auf unsere Neuseeland-Reise 2007!)

    Am Flughafen sprach uns dann ein Mann in feinem Anzug an, ob wir einen guten Flug hatten. Yes, we had. Wo wir hinwollten. Car Rental. Schon eilt der Mann voraus in Richtung eines Gebäudes, das - mit zahlreichen Hinweisschildern angekündigt - wirklich nicht zu übersehen war. Allerdings lief der Mann wohlweislich immer genau so weit voraus, dass wir ihn nicht darauf aufmerkasam machen konnten, dass wir seine Hilfe eigentlich gar nicht benötigten. Kurz vor dem Ziel schloß sich dann noch ein zweiter Mann in Anzug unserer kleinen Karawane an und fragte, ob wir einen guten Flug hatten. Yessss, we had. Wahrscheinlich dachte sich dieser Mann, dass acht Augen mehr sehen, als sechs, und half uns, das Car-Rental-Gebäude, welches sich bereits deutlich geradeaus vor uns auftat, zu finden. Nach insgesamt zwei Gehminuten waren wir auch schon angekommen. Das Gepäck haben wir übrigens selber getragen. Der zweite Mann erinnerte uns daran, dass man eine so nette Tat unbedingt mit einem Tip belohnen musste. Ich wollte ihm den Tip geben, dass er sich schleunigst aus dem Staub machen soll, da sonst meine Wanderstiefel gleich am Flughafen die ersten Hügel besteigen würden, aber blöd, wie ich nun mal bin, sagte ich nur, dass wir noch kein Geld gewechselt hatten. Gnädig wie er war, wollte er sich aber auch mit den zehn Euro zufrieden geben, die er in meinem Geldbeutel gesehen hat. Auch wenn ich spätestens hier mein Vorhaben mit den Wanderstiefeln in die Tat umsetzen hätte sollen, habe ich einfach dem lieben Frieden willen jedem 2 Euro in die Hand gedrückt. Mir macht es wirklich nichts aus, auch mal mehr Geld in armen Ländern zu lassen, aber dann bitte bei den Leuten, die es wirklich brauchen...

    Nachdem wir das Mietauto abgeholt und ein bißchen Geld abgehoben haben, konnten wir es gar nicht erwarten, endlich aus der Stadt raus zu kommen und in die Natur Südafrikas zu starten. Wir waren uns zum Glück einig, dass wir (mit Ausnahme von Kapstadt) so wenig Zeit wie möglich in Städten verbringen wollten.

    Die Grundüberlegung dieses Urlaubs war, dass wir von Johannesburg so schnell wie möglich über die N1 nach Kapstadt fahren, um dann von dort aus wieder gemütlich entlang der Ostküste zurück nach Johannesburg zu gelangen. Gebucht hatten wir abgesehen vom Otter Trail, der wegen der großen Nachfrage am besten bereits ein Jahr im Voraus gebucht werden sollte, überhaupt nichts. Wir wollten so unabhängig wie möglich bleiben und spontan entscheiden, wo wir die Nacht verbringen.

    Auf dem Weg zu unserer ersten Übernachtungsetappe, dem Willem Pretorius Game Reserve haben wir in Kroonstad Halt gemacht, um zu schauen, ob wir einen Outdoor-Laden ausfindig machen könnten, wo wir Gaskartuschen für unseren Kocher kaufen konnten. Hier ist uns eine weitere Eigenart der Südafrikaner aufgefallen: Als wir nach dem Weg gefragt haben, haben uns die Leute regelmäßig definitiv in die falsche Richtung geschickt. Unsere Theorie ist, dass die Leute so höflich sind, dass sie lieber irgendwas sagen, als dem Fragenden eine Abfuhr zu erteilen, indem sie ihm mitteilen, dass sie es nicht wissen. Völlig genervt haben wir dann nach der fünften Stadtdurchquerung diese ohne Gaskartusche und Lebensmittel wieder verlassen.

    Im Willem Pretorius GR haben wir auf dem dortigen Camping-Platz als einzige Besucher unser Zelt aufgeschlagen. Bei strahlend blauem Himmel. Da wir noch nichts zu Essen hatten, sind wir noch mal kurz aufgebrochen, um ein paar Lebensmittel einzukaufen. Ich muss hier mal anmerken, dass ich von diesem Urlaub erwartet hatte, Regen nur noch als verblassende Erinnerung aus der Heimat zu begegnen. Hey, immerhin waren wir in Afrika!! Naja, erstens kommt es anders und zweitens... na, Ihr wisst schon. Während wir beim Enkaufen waren, ist völlig unvermittelt ein Unwetter aufgezogen. Und was für eins! In unserem Unterstand, wo wir Schutz vor dem Regen gesucht haben, ist mir beim Gedanken an unser lediglich mit ein paar Heringen fixiertem Zelt heiß und kalt geworden. Vor meinem geistigen Auge habe ich das Zelt schon hoch an uns vorbei fliegen sehen... zum Abschied haben wir ihm noch ein wenig hinterhergewunken! Als das Unwetter vorbei war, sind wir natürlich sofort zu unserem Zeltplatz gelaufen. Und... was für ein Glück, das Zelt war noch da. Mit schräg gehaltenem Kopf habe ich das Zelt dann begutachtet, welches kerzengerade vor mir stand. Leider hat das Zelt aber diese Geradheit verloren, je mehr ich den Kopf wieder in seine Normalhaltung führte. Tränen schossen mir in die Augen, als ich unser schönes Mark II Long völlig schief und verbogen vor mir stehen sah. Eine genaue Inspektion ergab wenigstens, dass nichts gebrochen oder gerissen war. Das Zelt muss ohne die Sturmabspannung wohl flach wie eine Flunder auf dem Boden gelegen haben. Nachdem ich eine gute halbe Stunde damit verbracht habe, das Gestänge vorsichtig wieder einigermaßen gerade zu bekommen, stand das Zelt wieder fast aufrecht vor mir. Lediglich ca. 15 cm neigte es sich noch zur Seite. Ich könnte mich echt ohrfeigen! Ok, nächster Vorsatz: Egal wie schön das Wetter war, wenn wir das Zelt verlassen, nur noch mit allen Strumleinen abspannen!


    TAG 3 (25.10.05):

    Als ich am nächsten Morgen die Augen aufmache, merke ich, dass draußen bereits eine strahlende Sonne auf uns wartet. Keine Spur mehr von dem Unwetter, das uns gestern noch heimgesucht hat. Vielleicht war ja auch alles nur ein Traum gewesen. Noch etwas wackelig auf den Beinen wanke ich nach draußen. Enttäuschung macht sich breit: Die verbogenen Zeltstangen draußen machen mir bewusst, dass es sich leider nicht um einen Traum gehandelt hat. Unser schönes Zelt steht immer noch ein wenig schief da. "Naja," denke ich mir, "das war wohl der monatliche Regenschauer." Ab jetzt würden wir garantiert Sonne pur haben!!

    Nach einem Frühstück packen wir unsere Sachen zusammen, ordnen den Kofferraum des Autos neu und folgen weiter der N1 Richtung Große Karoo, der Halbwüste, die sich über weite Teile von Südafrika erstreckt. Einst gaben ihr Buschmänner den Namen "kuru", was so viel wie "trocken" bedeutet. Wie sich herausstellt ein passender Name.

    Nach einem kurzen Zwischenstopp in Bloomfontein, wo wir unsere Campingausrüstung um einen Hammer und zwei Gaskartuschen erweitert haben, kommen wir gegen 17:00 Uhr in der netten Ortschaft Graaff-Reinet, an der Grenze des Karoo Nature Reserve, an. In unserem Reiseführer steht, dass das Valley of Desolation in der Abenddämmerung ein atemberaubender Anblick sein soll. Da die Sonne sich langsam dem Horizont nähert, checken wir nur schnell beim Camping-Platz ein und fahren dann sofort weiter in das NR. Wir fahren eine knappe halbe Stunde bergauf, bis wir an einen recht gut gefüllten Parkplatz ankommen. Nach kurzem Fußmarsch gelangen wir an den Hauptaussichtspunkt. Die erste atemberaubende Aussicht dieses Urlaubs tut sich auf: Vor der weiten Ebene der Karoo stehen vereinzelt ein paar wilde Hügel, wobei ein oben spitz zulaufender, runder Hügel besonders ins Auge sticht. In dem roten Licht der Abenddämmerung erinnert das Valley of Desolation stark an den Wilden Westen der USA und verkörpert Abenteuerstimmung pur. Der Lonely Planet Reiseführer hat Recht: Das ist einer der Orte, an dem Du Dir wünscht, ein Adler zu sein. Wie ein Adler über das einsame Tal fliegen können wir leider nicht, aber hindurchwandern. Wir planen für morgen einen Tageswanderung, bevor wir noch den 1,5km langen Rundweg gehen. Leider müssen wir uns etwas sputen, um einer lauten Touristengruppe zu entkommen.




    Valley Of Desolation


    Wieder am Camping-Platz angekommen bauen wir im Dunkeln das verbogene Zelt auf, das ich diesmal auch an den Sturmabspannungsschlaufen abspanne. Anschließend gehen wir zum ersten Mal dem größten Hobby der Südafrikaner nach: Braai, also Grillen. Dadurch, dass es in diesem Land schon so früh dunkel wird, geht einem ziemlich viel Zeit verloren und der Tagesablauf wird enorm gedrückt.

    In der Toilette hängen Schilder, auf denen zu lesen ist, dass das Füttern von Affen zwangsläufig zu deren Erschießung führt. Zu diesem Zeitpunkt ist mir noch nicht so ganz klar, was damit gemeint ist. vielleicht gesundheitliche Probleme durch Überfettung?

    TAG 4 (26.10.05):

    Während wir unsere Sachen zusammenpacken laufen ein paar Grüne Meerkatzen über den Camping-Platz. Sie halten einen großen Sicherheitsabstand, was ich zu diesem Zeitpunkt noch als schade empfinde, weil wir dadurch nur durchs Fernglas die putzigen Tierchen anschauen können.

    Endlich können wir das Auto auch mal stehen lassen und uns auf dem Eerstefontein-Trail durch das Valley of Desolation etwas die Beine vertreten. So wandern wir für ein paar Stunden durch diese wirklich beeindruckende Landschaft und haben auch schon unsere erste Wildtierbegegnung: eine riesige Schildkröte konnte wohl als einziges Tier nicht schnell genug vor uns davon laufen und wird jetzt erstmal ausführlich fotografiert. Schildkröten gehören definitiv zu meinen Lieblingstieren, weil sie auf mich so einen ruhigen, ausgeglichenen und streßfreien Eindruck machen. Eigenschaften, die ich an mir ab und zu vermisse...

    Auf dem Rückweg zum Auto haben wir noch mal richtig Glück: In ca. 200 Meter Entfernung entdecken wir vier Kap-Bergzebras, die laut unserem Reiseführer nur noch in wenigen Nationalparks anzutreffen sind. Inzwischen ist dieses wunderschöne Tier nicht mehr vom Aussterben bedroht, gilt jedoch allgemein noch als bedroht.


    Kap-Bergzebras auf dem Eerstefontein-Trail


    Die Fahrt geht anschließend weiter Richtung Oudtshoorn, wo unser erstes Ziel die nahegelegenen Kangoo-Caves sind. Als wir dort ankommen, werden wir erstmal richtig enttäuscht. Für die Adventure-Tour, bei der man auch in tiefergelegene Höhlenabschnitte gelangt und auch mal ein bißchen klettern darf, sind wir 15 Minuten zu spät dran. Da am nächsten Tag die erste Adventure-Tour auch erst um 09.30 Uhr startet, entscheiden wir uns schweren Herzens für die normale Besichtigung.

    Nachdem die Besucher in drei Gruppen (engl., franz., holländisch) eingeteilt wurden, starten wir in die Tiefen der Kangoo-Caves. Wie Kinder auf dem Rummelplatz laufen wir staunend von Höhle zu Höhle. Stalagniten und Stalagtiten in den verrücktesten Formen wohin das Auge reicht. Anne setzt sich ab, um ein paar Fotos zu machen. Der Führer der französisch sprachigen Gruppe steuert auf mich zu. "Where do you come from?" fragt er. "Germany." Er klatsch enzückt in die Hände. "Ich habe dort vier Jahre in Berlin studiert!" sagt er in fast akzentfreiem Deutsch. Er deutet auf eine Formation: "Was ist das?" "Castle Neuschwanstein?!" "Richtig! Sehr gut!" Er hat eine extrem tuntige Art und sein Rumgehüpfe und sein ständiges Streicheln meines Arms machen mich nervös. "Und wer hat es gebaut?" "König Ludwig." "Und welcher?" "Der vierzehnte!?" Autsch! Das tat weh! Noch während mir die Zahl rausrutscht, ärgere ich mich über meine eigene Dummheit. Klar, der französische Sonnenkönig baut in Bayern ein Schloß! Zu meiner Entschuldigung muss ich sagen, dass mich der Typ echt nervös gemacht hat. Er verzieht das Gesicht: "Neiiiiiiiiiiin!" "Der Zweite. Just kidding!" verbessere ich mich schnell. Seine Miene hellt sich auf und er tätschelt mir wieder lächelnd den Arm: "Richtig!" Ich sehe Anne vor einem Felsen Fotos machen. "Ich muss meiner Freundin sagen, dass sie Neuschwanstein fotografieren muss. Bye!" Verkrampft gehe ich zu Anne, froh, diese Nervensäge endlich los zu sein.

    Um eines klar zu stellen: Ich hab NICHTS gegen Homosexuelle! Es ging einzig und allein um die Art, die dieser Kerl an den Tag gelegt hat, weswegen ich mich so unwohl gefühlt habe.


    Steinformationen in den Kangoo-Caves

    Die Nacht verbringen wir auf dem Zeltplatz eines Backpacker's. Beim Kochen lernen wir einen Arzt aus Panama kennen, der nach seiner Arbeitsunfähigkeit um die Welt reist. Wir unterhalten uns noch eine Weile mit ihm, bis wir müde ins Zelt fallen und sofort einschlafen.

    TAG 5 (27.10.05):

    Der Tag geht nur für die Fahrt nach Kapstadt drauf, wenn auch zugegebenermaßen durch sehr schöne Landschaft.




    Zwichen Oudtshoorn und Kapstadt


    Erste Zweifel an dem Konzept des Hin- und Rückflugs nach und von Johannesburg tun sich auf. Ein Gabelflug wäre wohl erholsamer gewesen und hätte uns mehr Zeit für Schöneres gebracht.

    Am Abend erreichen wir Kapstadt. Nach einem kurzen Besuch im Tourist Information Center, wo wir uns nach dem Wetter für die nächsten Tage erkundigen, machen wir uns auf die Suche nach unserer Unterkunft. Anne hat die Karte und die Beschreibung zum Backpacker's. Sie nennt mir einen Autobahnabschnitt, auf dem die von uns gesuchte Ausfahrt liegen soll. Am Ende der Autobahn, nach gut einer Stunde Stop-and-Go und immer noch ohne ein Zeichen unserer gesuchten Ausfahrt, bitte ich Anne, mir die Beschreibung zu geben. Es ist bereits dunkel geworden und unser Vorsatz, nicht im Dunkeln auf der Straße zu sein, löst sich in Luft auf. Etwas sauer sage ich zu ihr, dass sie vergessen hat zu erwähnen, dass wir die Autobahn hätten wechseln müssen. Bedröppelt sieht sie sich die Beschreibung an und ist erstmal sauer. Ich kann nicht genau sagen, ob sie auf mich wütend ist oder auf sich selbst. Es ist mir zu diesem Zeitpunkt ehrlich gesagt auch egal. Wir fahren also schweigend ein gutes Stück Autobahn zurück und finden schließlich - nach dem Wechseln der Autobahn - die Ausfahrt. Die Unterkunft, in der wir geplant haben zu bleiben, heißt Farm House Lodge im Ould Moule Eco Village. Als wir in das Eco Village fahren, weiß ich im ersten Augenblick nicht, ob das ein Township ist. Autowracks und heruntergekommene Hütten säumen den Straßenrand. Nach kurzer Suche finden wir unsere Unterkunft, um die ein hoher Zaun gespannt ist. "Livin' in a Gangsta's Paradies..." geht mir durch den Kopf. Die Unterkunft selbst sieht recht nett aus und da wir schon sehen, dass es einen privaten Sicherheitsdienst gibt, der durch die Straßen patrolliert, beschließen wir hierzubleiben. Die Sorge, jetzt noch weiterfahren zu müssen und eine neue Unterkunft zu suchen, war auf jeden Fall größer. Auch wenn man die Anwesenheit eines Sicherheitsdienstes durchaus zwiespältig auffassen kann, haben wir es als beruhigend empfunden.

    Beim Betreten der Lodge teilt uns die sympathische Wirtin mit, dass sie leider kein Zimmer mehr frei hätte. Macht nichts, wir wollten eh draußen campieren. Dies sei natürlich kein Problem, allerdings sei dieses Wochenende auch eine Jugendgruppe mit ihren zwei Betreuern im Haus. Das Lächeln gefriert mir. Lärmende Jugendliche und Stacheldraht... ja, das Urlaubsparadies schlechthin. Zähneknirschend akzeptieren wir, da auch der Preis für eine Großstadtunterkunft vergleichbar gering ist.

    Wieder einmal im Dunkeln bauen wir das Zelt auf und schlafen nach dem Abendessen im Nu ein. [/b]
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 04.11.2011, 21:26. Grund: Reisecharakter eingestellt
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    #2
    TAG 6 (28.10.06):

    Wieder wache ich sehr früh auf. zu Hause war ich nie ein Early Bird, aber hier im Urlaub kann ich selten länger als bis 06.00 Uhr schlafen. Eigentlich ja auch kein Wunder, wenn man um 21.00 Uhr bereits tief und selig vor sich hin rüsselt.

    Das Zeltinnere wirkt sehr sonnig und hell. Die Vorfreude auf die geplante Wanderung auf den Tafelberg lässt uns rasch das Zelt verlassen. Strahlender Sonnenschein. Ein Blick auf den Tafelberg jedoch lässt die gute Laune rasch verfliegen. Ein dichtes Wolkentuch hängt bereits auf dem Tisch. Da das Wetter im restlichen Kapstadt gut zu sein scheint, entscheiden wir uns erstmal für eine Stadtbesichtigung. Für morgen war sowieso wolkenloses Wetter angesagt. Nach einer kurzen Horrorgeschichte unserer Wirtin über drei Engländerinnen, die in der Bahn ausgeraubt wurden, nehmen wir das Auto und fahren zum V&A Waterfront-Einkaufszentrum, wo es Möglichkeiten für kostenlose Parkplätze gibt.

    Anschließend machen wir mit einem Touri-Bus eine Stadtbesichtigung. Mir war Kapstadt echt egal und es hätte mir durchaus nur die Wanderung auf den Tafelberg gereicht, aber Anne hatte sich sehr auf Kapstadt gefreut. Ich kann im Urlaub auf Großstadtstreß gut und gerne verzichten. Ich bin von der Stadtbesichtigung auch nicht besonders begeistert, Kapstadt an sich ist meinem Empfinden nach keine schöne Stadt, einzig die Lage zwischen Meer und Tafelberg macht aus ihr etwas besonderes. Zwei Stationen unserer Tour haben mich aber dann doch richtig begeistert: Das Two Oceans Aquarium und der botanische Garten von Kirstenbosch. Sehr schön, wirklich!

    Als wir von der Stadtbesichtigung zurückkommen, hat sich das schlechte Wetter auf ganz Kapstadt ausgebreitet. Es wird eine weitere stürmische Nacht in unserem Zelt. Vorher jedoch kochen wir in der Unterkunft unser Abendessen und unterhalten uns mit den Kids der Jugendgruppe. Es stellt sich heraus, dass sie zu einer Leichtathletikgruppe aus Port Elizabeth gehören und hier in Kapstadt an einem Wettkampf teilnehmen wollen. Zwei Trainer haben sie auch dabei. Wir sind überrascht, wie wohlerzogen,
    offen und freundlich die Kids sind. Auch die Trainer sind wahnsinnig nett und so wird es in gemütlicher Runde ein sehr schöner und ruhiger Abend in der Lodge, während draußen der Wind pfeift und Regen auf das Zelt trommelt.

    TAG 7 (29.10.05):

    Yesssssssssss! Schönes Wetter und kein eiziges Wölkchen am Himmel zu sehen!! So macht das Aufstehen Spaß! Mir fällt ein, dass ich damals in Schottland, das für sein wechselhaftes Wetter berühmt ist, zwei Wochen strahlenden Sonnenschein hatte, und hier in Afrika wechselt das Wetter häufiger als ich meine Unterwäsche.

    Wir fahren nach einem ausgiebigen Frühstück zur Talstation der Tafelberg-Gondelbahn und merken, dass wir unsere Sonnencreme nicht mehr finden können. Auch eine Durchsuchung des Autos fördert keine Sonnencreme zu Tage. Aber zum Glück gibt es ja noch die Touristen-Stände, wo wir zu einem absoluten Schnäppchenpreis Sonnencreme kaufen können.

    Dann stapfen wir los. Unter der Gondelbahn, die fast im Minutentakt die Touristen auf den Gipfel bringt, hindurch plagen wir uns bei hohen Temperaturen dem "Gipfel" entgegen. Ich muss zugeben, dass ich während des Aufstiegs wirklich viel auf die Gondelbahn schimpfe. Ich bin einfach der Meinung, dass man sich manche Sachen, manche Privilegien erarbeiten muss. Anne ist der Meinung, dass es ein Vorteil ist, wenn Menschen, die sonst diese Natur auf Grund körperliche Beeinträchtigung nicht erleben können, durch die Technik die Möglichkeit dafür geboten bekommen. Aber mal ehrlich: Bei wie vielen Leuten, die täglich die Gondel hochnehmen, ist das denn der Fall? Meiner Meinung nach muss man die Faulheit der Leute nicht auch noch fördern und damit auch dauerhaft und nicht unwesentlich die Schönheit der Natur zerstören.

    Auf den Tafelberg

    Entweder so...


    ...oder so.

    Die Route, die wir ausgesucht haben, heißt Indian Vester und ist sehr schön. Kleinere Klettereinlagen lockern den Aufstieg auf. Wir sehen auf der Karte, dass Teile dieser Route als "schwierig" deklariert sind. Noch denken wir uns nichts dabei. Ca. 50 Höhenmeter vor dem Gipfel laufen wir geradewegs auf eine Gruppe Kletterer zu, die mit Seilen eine Steile erklimmen. Anne und ich stehen mit offenen Mündern vor der Kletterern. "Meinst Du, dass..." "Neee. Oder doch?!" Unsicherheit macht sich breit. "Aber davon stand doch nichts in der Karte!" Die letzte Weggabelung liegt einige Zeit hinter uns und ich habe nicht gerade viel Lust, den ganzen Weg wieder runter zu gehen, nur um dann an einer anderen Stelle wieder aufzusteigen. Ein wenig verunsichert gehen wir weiter. Wir sind erleichtert, als wir feststellen, dass der Weg an den Kletterern vorbei eine Kurve beschreibt und in gemäßigtem Aufstieg dem Hochplateau entgegen führt.

    Dort angekommen schweift mein Blick zuerst von den Flip-Flop-beschuhten Mädchen, die aus der Gondel steigen, über die Gaststätte mit ihren Eis- und Getränkeständen zu Anne. Ich glaube, jetzt meine Gedanken lesen zu können, hat nicht viel mit Zauberei zu tun. Schleunigst verlassen wir diesen Ort und suchen uns ein Plätzchen, wo wir ungestört die ungewöhnliche Aussicht genießen können. Aus den meisten Gebirgen ist man ja eher gewohnt, beim Blick vom Berg hinunter bestenfalls ein paar Dörfer zu sehen. Hier liegt einem eine Millionenmetropole zu Füßen! Und ein Ozean! Mir persönlich gefällt es zwar besser, wenn ich auf einem Berg kein Anzeichen von menschlicher Zivilisation sehe, aber ohne Zweifel ist dieser Ausblick irgendwie beeindruckend!


    Berg, Stadt, Meer


    Die Zwölf Apostel

    Nachdem wir einige Zeit auf dem Hochplateau herumgewandert sind, steigen wir, diesmal auf einer anderen Route, wieder zur Talstation der Gondel hinab.

    Wir sind noch vor der Jugendgruppe in der Unterkunft und als sie zurückkommen, sind sie sonderbar schweigsam und reserviert. Wir verkneifen uns grinsend jeglichen Kommentar und Fragen zum Ausgang der Wettkämpfe. Aber leid getan haben sie uns schon.
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      #3
      TAG 8 (30.10.05):

      Dieser Tag sollte unser beider Leben völlig auf den Kopf stellen. Allerdings weiß das beim Aufstehen noch keiner von uns beiden.

      Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von unserer wirklich lieben Wirtin und fahren noch einmal kurz nach Kapstadt rein, wo wir mit dem Touribus die Ecken der Stadt abklappern, die wir am ersten Tag nicht geschafft haben. Für mich mehr Pflichtprogramm und auch Anne muss nach der Tour gestehen, dass Kapstadt mit keiner der schönen europäischen Städte, wie Wien oder Prag, mithalten kann. Im Bus erzählt uns der Reiseführer, dass das District Six Museum sonntags geschlossen hat. Da Anne und ich schon des öfteren mit Murphy's Law Bekanntschaft machen durften, ist natürlich auch gerade heute Sonntag. Ich ziehe ein langes Gesicht und sage zu Anne, dass es mir wirklich leid tut. Insgeheim grinse ich und freue ich mich, weil das auch bedeutet, früher aus dieser Stadt rauszukommen! "So ein Pech aber auch! Das wäre bestimmt interessant gewesen." Mißtrauisch sieht mich Anne mit hochgezogener Augenbraue an. Manchmal muss man wissen, wann man aufhören sollte zu reden.

      Auch diesmal ist unser Auto nicht aufgebrochen worden und auch die Reifen sind alle vier noch vorhanden. So verlassen wir unausgeraubt und unbestohlen die als so gefährlich verschrieene Millionenstadt Kapstadt und ehrlich gesagt weine ich ihr auch keine Träne nach.

      Unsere nächste Station ist das Kap der Guten Hoffnung. Hier können wir zum ersten Mal mit unserer teuer erworbenen Wild Card den Eintritt zum Nationalpark sparen. Schon auf dem Weg dorthin merke ich, wie meinem kleinen Meeresfan neben mir das Herz aufgeht und ihre Augen immer größer werden.


      Bucht nahe des Kaps der Guten Hoffnung

      Am Kap angekommen lassen wir das Auto stehen und gehen ein paar Meter hinauf zum Leuchtturm. Auf dem Weg dorthin sehen wir einen kleinen Weg, der nach rechts von der Haupttouristenroute abzweigt. Wir wollen mal schauen, wo der Weg hinführt. Wir kommen zu einer kleinen Aussichtsplattform, auf der wir ganz alleine mit dieser großartigen und atemberaubenden Kulisse sind.

      Schweigend stehen wir nebeneinander und genießen den Augenblick. Ich habe Anne selten so glücklich erlebt. Irgendwie fühle ich, dass dies der richtige Zeitpunkt ist: Ich gehe auf die Knie und Anne sieht mich mit aufgerissenen Augen ungläubig an. Obwohl ich mir vor der Reise schon zu Recht gelegt hatte, was ich sagen wollte, bekomme ich doch nur ein unverständliches Gestammel über Liebe meines Lebens, Fehler in der Vergangenheit und gemeinsame Zukunft hinaus. Irgendwo dazwischen die entscheidenden Worte: "Willst Du mich heiraten?" Ohne dass sie eine Sekunde zögert, höre ich Anne wie aus 100 km Entfernung antworten:

      "Ja, ich will!"

      Die nächste Zeit habe ich nur noch bruchstückhaft in Erinnerung, so überwältigt bin ich von dem Augenblick. Wir stehen noch eine Weile zusammen, sehen dem Spiel der Wellen zu und saugen den Anblick, der sich uns bietet, in uns auf. Ich denke viel über unsere Vergangenheit nach und das, was noch vor uns liegt. Kein anderer Platz auf dieser Welt hätte unsere Beziehung so gut verkörpern können, wie das ehemalige "Kap der Stürme", das jetzt den Namen "Kap der Guten Hoffnung" trägt.

      Schon vor Beginn der Reise wusste ich, dass ich Anne in diesem Urlaub fragen werde, ob sie mich heiraten will. Für den Zeitpunkt und den Ort habe ich mich jedoch spontan entschieden...


      Am schönsten Kap der Welt

      Doch selbst in solchen Augenblicken bleibt die Zeit leider nicht stehen und auch die Welt hört nicht auf, sich zu drehen. Und so müssen wir irgendwann diesen magischen Ort verlassen und weiter über Simon's Town, wo wir noch die Pinguinkolonie besuchen, zu unserer geplanten Unterkunft in Stellenbosch fahren.


      Pinguinkolonie in Simon's Town

      Wir haben uns entschieden, zur Feier des Tages auf unser Zelt zu verzichten und stattdessen die Nacht in einem gemütlichen Bed & Breakfast (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!!), welches auf einem Weingut in der Nähe von Stellenbosch liegt, zu verbringen. Wir bekommen vom Wirt den Ratschlag, unser Glück im Restaurant "La Pineta" zu versuchen, das über eine hervorragende Küche verfügen soll. Der Wirt hat nicht zu viel versprochen: bei gutem Essen und einem fantastischen Blick auf die Kaphalbinsel lassen wir diesen unvergesslichen Tag ausklingen.


      Sonnenuntergang mit Blick auf die Berge der Kaphalbinsel
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        #4
        faszinierende bilder und schöner bericht!
        danke dafür!!!
        Spinat schmeckt am besten, wenn man ihn kurz vor dem Verzehr durch ein saftiges Steak ersetzt!

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          #5
          TAG 9 (31.10.05):


          Nach dem Aufstehen fahren wir noch einmal kurz nach Stellenbosch, um uns die im Reiseführer als sehr hübsch bezeichnete Stadt noch ein wenig anzusehen. Naja, sonderlich beeindruckt bin ich auch von dieser Stadt ehrlich gesagt nicht. Ein paar schöne Häuser, aber sonst?!

          Auf unsere nächste Station hat sich Anne die letzten Tage schon wahnsinnig gefreut: Whale Watching in Hermanus.

          Natürlich fragen wir uns auf dem Weg dorthin, ob wir Glück haben und ein paar dieser wunderschönen Riesen der Meere zu Gesicht bekommen werden. Eine Freundin von Anne war vor einiger Zeit in Hermanus und hat in drei Tagen keinen einzigen Wal gesehen. Das wäre für Anne der absolute Super-GAU!!

          Aber schon auf dem Weg vom Parkplatz zum Hafen wissen wir, dass uns dieses Schicksal nicht ereilen wird. Aus der Ferne sehen wir bereits die ersten Wale aus dem Wasser auftauchen und mit einem großen Platschen wieder im Meer versinken. Wir beeilen uns, um dieses Schauspiel endlich aus nächster Nähe verfolgen zu können.

          Es ist wirklich absolut beeindruckend, wie hoch die Meeessäuger aus dem Wasser springen, und wunderschön zu sehen, welch einen glücklichen und lebensfrohen Eindruck sie dabei machen!

          Zwei Stunden stehen wir am Strand und schauen den Walen zu, wie sie übermütig im Wasser plantschen und dabei manchmal bis aus 20 Meter an die Klippe herankommen. Ein Anblick, der unglaublich ergreifend und faszinierend ist.


          Badespaß in der Bucht von Hermanus

          Nur mit Mühe kann ich Anne dazu bewegen, sich loszureißen, um die Weiterfahrt anzutreten. Aber da es ja in diesem Land so unglaublich früh dunkel wird, haben wir für die Fahrten nur wenig Zeit und müssen weiter, wenn wir unser Date mit dem Otter Trail einhalten wollen.

          Da wir es nicht mehr rechtzeitig schaffen, vor der Dunkelheit unsere anvisierte Tagesetappe "De Hoop Nature Reserve" zu erreichen, schlagen wir unser Zelt auf dem Camping Platz in dem absolut unspektakulären Nest Bredasdorp auf.


          TAG 10 (1.11.05):

          Das De Hoop Nature Reserve ist eigentlich nur auf unserem Programm gelandet, weil wir für die Fahrt von Hermanus zum Tsitsikama NP ein paar Auflockerungen einbauen wollten, um nicht nur im Auto zu sitzen. Die Fahrt dorthin führt über eine scheinbar unendliche Schotterpiste, die einen gehörig durchschüttelt. Immer wenn ich denke, dass ich vielleicht doch ein wenig langsamer über dieses Schlaglochparadies fahren sollte, überholt uns mit doppelter Geschwindigkeit ein Laster, der uns in einer riesigen Staubwolke zurücklässt. Die Radfahrer, die auch diese Piste benutzen müssen, sind auf den ersten Blick unter ihrer Staubschicht oft nicht gleich als Schwarze zu erkennen.

          Stunden später (zumindest kam es mir so vor!) erreichen wir die Einfahrt zum NR. Schon dort stehen die ersten Schilder, die auf die Straßenbenutzung durch Schildkröten hinweisen. Und tatsächlich kreuzen immer wieder putzig-süße Baby-Schildkröten unseren Weg. Wie beschließen, erst einmal im Auto eine kleine Parkrunde zu drehen. Wir sehen die ersten Strauße und Antilopen, doch bald schon wird es so heiß, dass es die Tiere offensichtlich vorziehen, im Schatten zu liegen, als für unsere Fotos zu posieren, was eigentlich ihr Job wäre.

          Wir beschließen daher, einen kleinen Strandspaziergang zu machen. Eine (zunächst) gute Entscheidung. Es ist wunderschön hier. Eine einsame, kleine Bucht mit feinem Sandstrand und Muscheln reiht sich an die nächste, getrennt von kleinen Klippen, an die das türkisfarbene Meer gischt. Um den Erholungsfaktor noch ein bißchen zu erhöhen, ziehen wir uns die Schuhe aus und laufen barfuß durch den Sand von Bucht zu Bucht.


          Strandspaziergang im De Hoop Nature Reserve

          Die Freude an den unberührten Stränden währt genau so lange, bis ich in eine unter dem Sand versteckte Muschelscherbe trete. Blut läuft in den Sand und verfärbt diesen rot. Verdammte S*****e! Ich kann an der Fußsohle unter dem Sand-Blut-Gebatz eine klaffende Schnittwunde erkennen. Und in zwei Tagen soll der Otter Trail starten!!!

          Nachdem Anne die Wunde ausgewaschen und provisorisch mit Pflastern abgedeckt hat, humpel ich, von Anne gestützt, zurück zum Auto. Komisch, auf dem Hinweg kam mir die Umgebung irgendwie erholsamer vor...

          Als die Wunde desinfiziert ist, verlassen wir das Nature Reserve, weil mir ehrlich gesagt der Spaß für heute gehörig verdorben ist. Horrorvisionen von Entzündungen des Fusses und Absagen des Otter Trails lassen meine Stimmung auf den Nullpunkt sinken.

          Und auch die schöne Gegend, durch die die Weiterfahrt nach Mossel Bay führt, und viele anmutige Reiher oder Kraniche am Wegrand können daran nichts ändern.

          Otter Trail, Otter Trail, Otter Trail...
          Meine Gedanken drehen sich nur um den Otter Trail und die Frage, ob ich mit der Verletzung den als anspruchsvoll bezeichneten Weg laufen kann. Im Augenblick kann ich mit dem Fuß nicht einmal auftreten.

          Wenigstens können wir das Zelt diesmal im Hellen aufbauen und sogar unser Abendessen können wir das erste Mal bei natürlichem Licht genießen.

          Was für ein Tag...
          I knew with a sinking heart that we were going to talk equipment. I could just see it coming. I hate talking equipment. "So what made you buy a Gregory pack?" he said. "Well, I thought it would be easier than carrying everything in my arms."

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          • Ranger
            Erfahren
            • 15.12.2004
            • 435
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            Wow, bin jetzt erst auf diesen Thread gestoßen.

            Tolle Bilder, sobald ich Zeit hab werd ich den ganzen Bericht lesen.

            Mfg Robert
            Gruß
            Robert

            www.roberthaasmann.com

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            • Dominik

              Lebt im Forum
              • 11.10.2001
              • 9176
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              • Meine Reisen

              #7
              Schließe mich meinem Vorredner an. Bin auch erst heute auf den Thread gestoßen!

              Super und Danke für die Bereicherung!
              So langsam bewegt sich das Forum in vielen Bereichen der Erde

              Grüße
              Dom
              Offizieller Ansprechpartner: Naturlagerplätze - Eifel

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              • Der Waldläufer

                Alter Hase
                • 11.02.2005
                • 2941
                • Privat

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                #8
                TAG 11 (2.11.05):

                "Wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her."

                Blöd nur, dass in unserem Fall das "Lichtlein" ein Feuer im Tsitsikama National Park ist.

                In der Nacht zieht ein Sturm auf und ich verlasse das Zelt, um es mit zusätzlichen Sturmleinen abzusichern. Anne wird hiervon wach und kommt heraus. Wir sehen über das Meer hinweg eine glühende Linie auf der anderen Seite der Bucht. Allerdings ist es einfach zu weit entfernt, um erkennen zu können, wobei es sich hierbei genau handelt.
                "Mein Gott, hoffentlich ist das kein Feuer!"

                Am morgen dann bestätigt dieses Bild unsere Befürchtungen:


                Blick von Mossel Bay auf den Tsitsikama National Park, der durch Rauchschwaden verdeckt ist

                Wenn ich oben geschrieben habe, dass meine Stimmung auf Null gesunken ist, dann ist sie jetzt im Minusbereich. Deutlich im Minusbereich.

                Im Radio überschlagen sich die Feuerwarnungen. Zahlreiche Küstenabschnitte und Straßen im Eastern Cape sind komplett gesperrt. Der Bereich, in dem das Feuer am schlimmsten wütet, ist jedoch ein gutes Stück (ca. 150 km) nordöstlich des Tsitsikama National Parks.

                Unser ursprünglicher Plan war, bereits einen Tag vor Beginn des Otter Trails im Park zu sein, um noch einen richtig erholsamen Tag einlegen zu können, bevor die Strapazen der Wanderung beginnen.

                Da im Radio noch nichts über Evakuierungen oder Sperrung des TNP gesagt wurde, versuchen wir unser Glück. Mit Kurs auf Storm's River Mouth, Startpunkt des Otter Trails, fahren wir dem Feuer genau entgegen. Bald ist der Himmel vom Rauch verdeckt, Brandgeruch macht sich breit. Ab und an sehen wir Rauch und sogar Flammen von kleineren Feuern neben der Fahrbahn.


                Auf dem Weg zum Tsitsikama National Park

                40 km vor dem TNP ist dann Ende: Straßensperre. Die Feuerwehr schickt alle zurück. Wie lange das ganze dauern wird, kann keiner sagen. Man hofft auf Regen. Weil der Regen dieses Jahr so lange auf sich warten lässt, ist alles trocken und die Waldbrandgefahr dementsprechend groß.

                Wir fahren zurück zum letzten Ort - Plettenburg Bay. Dort sitzen wir im Auto, denn es regnet. Leichte Tropfen, wahrscheinlich nicht stark genug, um die Feuer zu löschen.

                Wir sitzen und sitzen.

                "Ich versuch es jetzt noch mal!"
                Anne ist skeptisch. "Es sind gerade mal zwei Stunden vergangen. Die Straßensperren sind bestimmt noch nicht weg!"

                Doch für mich ist der Otter Trail die Kernessenz dieses Urlaubs! Um ihn herum haben wir alles andere geplant. Ich bin verzweifelt. Klar, mein Verstand sagt mir auch, dass es wohl vergeblich ist, aber meine Panik ist stärker.

                An der Straßensperre steht jetzt glücklicherweise ein anderer Feuerwehrmann als der, der uns vorher zurückgeschickt hat. Ich will ihn eigentlich nur fragen, ob sie inzwischen schon eine Prognose abgeben können. Leider kommt kurz bevor wir an der Reihe sind seine Ablösung: Klar, der Kerl, der uns vorher weggeschickt hat. Prompt erkennt er uns auch wieder. "Listen, Buddy: The roads are closed and there's no way this will change today!" sagt er merklich genervt von unserer, na gut, meiner Beharrlichkeit.

                Anne versinkt im Sitz neben mir.

                Naja, wenigstens weiß ich jetzt, was Sache ist.

                Wir fahren wieder nach Plettenburg Bay und checken dort beim Camping Platz ein, wo wir dann wenigstens noch ein bißchen Wäsche waschen und unsere Ausrüstung auf Vordermann bringen können.

                Kurze Zeit später trifft ein "Rotel" ein, ein Zeltdachbus, in dem die Reisenden in Kabinen schlafen. Der Anblick bringt wenigstens ein wenig Heiterkeit in diesen Katastrophentag. Wider Erwarten sind es dann aber doch keine Sardinen, die aus dem Bus steigen, sondern normale Touristen.

                Hey, nach den letzten beiden Tagen hab ich es mir ja wohl verdient, mal ein bißchen spöttisch zu sein! :wink:

                Mal sehen, was der Tag morgen bringt...
                I knew with a sinking heart that we were going to talk equipment. I could just see it coming. I hate talking equipment. "So what made you buy a Gregory pack?" he said. "Well, I thought it would be easier than carrying everything in my arms."

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                • H1LC
                  Erfahren
                  • 02.12.2005
                  • 137

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Mir fällt auch nichts anderes ein als "Wow!" zu sagen!

                  Normalerweise heißt es ja "ein Bild sagt mehr als tausend Worte", aber hier......super geschrieben, und dazu noch die Bilder......einfach nur klasse.

                  Bin begierig auf mehr!


                  Gruß & vielen Dank

                  Lukas


                  P.S.: Ich habe den Thread auch heute erst entdeckt?!
                  Murphys Law: Was zusammengehört um zu funktionieren, muss getrennt transportiert werden.

                  Kommentar


                  • Nammalakuru

                    Lebt im Forum
                    • 21.03.2003
                    • 9352
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    ... noch nicht alles gelesen, aber kann mich meinen Vorrednern nur anschließen.
                    Sehr guter Reisebericht!

                    Nam

                    Kommentar


                    • Hannes1983
                      Dauerbesucher
                      • 15.07.2003
                      • 835
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      Wow, selten hier im Forum so einen ausführlichen Bericht gelesen. Danke dafür.

                      Gruß Hannes

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                      • Der Waldläufer

                        Alter Hase
                        • 11.02.2005
                        • 2941
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        TAG 12 (3.11.05):

                        Selten habe ich so schlecht geschlafen, wie in dieser Nacht. Immer wieder beschäftige ich mich gedanklich mit den Waldbränden und ihren Folgen, für die Menschen und die Natur hier und auch für uns. Sollten wir heute nicht starten können, wird es diesen Urlaub sicher nichts mit dem Otter Trail. Am Vortag wurde uns am Telefon von einer Dame der Tsitsikama National Park Rezeption mitgeteilt, dass der Park selbst nicht evakuiert wurde. Allerdings war er aus keiner Richtung erreichbar, weil die Straße in beiden Richtungen gesperrt war.

                        Selbstverständlich würden wir unser Geld erstattet bekommen, falls der Trail heute auf Grund des Feuers nicht begehbar sein sollte. Ein nur sehr kleiner Trost...

                        Kaum bin ich vollends aus meinem unruhigen Schlaf erwacht, stürme ich aus dem Zelt und sehe mich in der Umgebung um. Alles ist naß und deutet auf viel Regen in der Nacht hin. Das macht Hoffnung.

                        Ohne noch einmal beim TNP anzurufen, fahren wir auf gut Glück los und sehen.... keine Straßensperre mehr an der gestrigen Stelle!!!! Die Sorge, dass diese lediglich um ein paar Kilometer näher zum TNP verlegt wurde, ist unbegründet: Ungehindert können wir bis zum Park durchfahren.

                        Die Fahrt ist alles andere als schön: immer wieder liegen beidseits der Straße verkohlte, noch rauchende Wald- und Steppengebiete. An einer Stelle sind sogar die Straßenschilder angekokelt. Rauchschwaden und Brandgeruch liegen in der Luft. Wenn es auf dem Otter Trail auch so stinkt, wird die Wanderung sicher alles andere als zum Genuß.

                        Einmal steht plötzlich ein großer Vogel mitten auf der Fahrbahn, sichtlich orientierungslos und verstört. Auch Hupen kann ihn nicht dazu bringen, wegzufliegen. Wir fürchten, er hat von dem Feuer Schaden genommen. Vielleicht ist er blind? Kein schönes Bild, das uns beiden lange Zeit nicht aus dem Kopf geht.

                        Endlich erreichen wir die Rezeption des Tsitsikama National Parks, wo wir uns für den Otter Trail melden. Wir erfahren, dass neben uns noch 10 andere Wanderer heute starten werden. Die maximale Kapazität also. Pro Tag dürfen nur 12 Wanderer (oder Trekker :wink: ) starten, was ich als sehr positiv erachte, weil man sich dann nicht auf den Füßen stehen wird.

                        Das Wetter ist immer noch kalt und naß, immer wieder regnet es. Ich kann nicht aufhören mich zu fragen, ob ich beim Umsteigen in Doha auch wirklich in das Flugzeug nach Südafrika gestiegen bin. So einen Frühling hätte ich vielleicht in Schottland oder Irland erwartet, aber sicher nicht in Afrika.

                        Trotzdem packen wir voller Tatendrang und unglaublich erleichtert unsere Rucksäcke. Bei dem Trail kann man ausschließlich in Hütten übernachten, das Zelt bleibt daher im Auto.

                        Noch in Deutschland wollte Anne sich einen großen 70L-Rucksack kaufen, aber aus meiner bisherigen Erfahrung war ich sicher, dass für eine 5-tägige Tour mit Hüttenübernachtung mein Katanga 70 und für Anne ein 40L-Rucksack locker reichen müssten. Doch unterschätze niemals einen absoluten Trekking-Neuling!

                        "Diese Packung Brot bekomme ich nicht mehr unter!" "WAS?!?! Wir haben 110 Liter Volumen! Wie können wir da unser Zeug nicht unterbringen?!" Unweigerlich muss ich an den Film Spaceballs denken und verkneife mir nur mühsam die Frage, ob sie denn ihren Föhn dabei hat.

                        Ehrlich, ich weiß bis heute nicht, was wir alles dabei hatten, aber ich tippe mal auf seeehr viel Wechselklamotten. Und natürlich viele Notfallreserven an Essen. "Für den Fall, dass uns etwas verloren geht." Aha.

                        So geht es aber fast jedem am Anfang: man tendiert einfach dazu, vorsichtshalber alles mitzunehmen. 'Sie wird beim Schleppen schon jedes überflüssige Gramm spüren!' denke ich und grinse schadenfroh vor mich hin. Bis mir auffällt, dass ja ich den schweren Rucksack trage.

                        Aber als Mann, von Geburt an in die Rolle des starken Beschützers und Versorgers gepresst, DARF man nicht die Frau den schweren Rucksack tragen lassen.

                        Die beiden vollgepackten Rucksäcke sehen nebeneinander gestellt aus wie Schwarzenegger und DeVito. Ich spüre, dass etwas nicht stimmt. Und mein Gefühl soll mich nicht täuschen: "Mein Rucksack sieht so klein aus im Vergleich zu Deinem!" Ich weiß echt nicht, was ich antworten soll.

                        Wenn man eine Frau hat, die sich nicht mit der Rolle des schwachen Frauchens abfinden will, ist das gut. Meistens. Und noch halten sich ihre Bedenken bzgl. des "viel zu kleinen" Rucksacks auch in Grenzen. Noch.

                        Nachdem wir fertig gepackt haben, fahren wir zum Startpunkt des Trails. Dort treffen wir zwei der Mitwanderer, André und Piet, zwei Südafrikaner, die uns erzählen, dass die restlichen Plätze komplett von ihrer Gruppe belegt seien. Es sind nette Kerle und ich mache mir über das Zusammenleben keine Sorgen.


                        Am Startpunkt des Otter Trails

                        Dann geht es los!

                        Direkt an der Küste schlängelt sich der Pfad am Waldrand entlang. Bald geht es die ersten Male bergauf und bergab, ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns die nächsten Tage erwarten wird.


                        Die perfekte Verbindung von Meer und Wald ist ein Pfad!

                        Nach ca. 2 Stunden kommen wir an einen kleinen Wasserfall, der aber auf Grund der geringen Mengen an Wasser nicht sehr beeindruckend ist. Hier kehren die Tageswanderer um und der Otter Trail gehört nur noch den Trekkern!

                        Für ungefähr eine weitere Stunde führt der Trail entlang der rauhen See, die immer wieder mit tosenden Wellen gegen die Klippen bricht.


                        Zwar nicht die Wild Coast, aber trotzdem ganz schön wild!

                        Dann erreichen wir die ersten beiden Hütten, NGUBU. Wunderschön liegen sie wenige Meter vom Wald und vom Meer entfernt! Sogar das Toilettenhäuschen hat eine Scheibe, durch die man den fantastischen Blick auf das Meer genießen kann.


                        Die erste Etappe: NGUBU

                        In jeder Hütte befinden sich sechs Schlafplätze in Dreierstockbetten. Während der Wanderung haben wir schon kurz unsere restlichen Mitwanderer kennengelernt und da eigentlich alle ein gutes Stück älter sind als wir, nehmen wir freiwillig die obersten Betten.


                        It's a long way from the top, if you wanna rock and ROLL!

                        Nachdem wir unsere Betten bezogen haben (d.h. Schlafsack drauf), machen wir uns noch einmal auf, um diese fantastische Stimmung draußen ein wenig länger zu genießen, bevor uns der Hunger wieder zurück zur Hütte treibt. Das Fauchen des Gaskochers verbreitet ein wohliges Gefühl der Gemütlichkeit.

                        Als es dunkel wird, werden wir von den zehn südafrikanischen Mitwanderern an ihr Braii-Feuer eingeladen. In gemütlicher Runde plaudern wir noch ein wenig mit ihnen und lassen diesen ersten Tag auf dem Otter Trail in gemütlicher Runde ausklingen.
                        I knew with a sinking heart that we were going to talk equipment. I could just see it coming. I hate talking equipment. "So what made you buy a Gregory pack?" he said. "Well, I thought it would be easier than carrying everything in my arms."

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                        • Buschkind
                          Erfahren
                          • 21.08.2003
                          • 103

                          • Meine Reisen

                          #13
                          Ein sehr schöner, ausführlicher Reisebericht!
                          Echt super!

                          Freu mich schon auf die Fortsetzung.

                          Buschkind

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                          • Der Waldläufer

                            Alter Hase
                            • 11.02.2005
                            • 2941
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            TAG 13 (4.11.05):

                            Angeblich erwartet uns heute das schwierigste Stück des Otter Trails. Ca. 7 km ständiges Bergauf und Bergab.

                            Ich bin wieder ein wenig angefressen. So ganz will ich mich mit der Wettersituation hier nicht anfreunden. Meiner Schätzung nach hat es maximal 13 Grad Celsius. Anne hat natürlich nicht Unrecht, wenn sie sagt, dass es für so anstrengende Wanderungen ein recht angenehmes Wetter ist. Für mich ist es trotzdem eine Enttäuschung.

                            Lange Zeit hatte ich mich geweigert, nach Afrika zu fliegen, weil ich ein falsches Bild dieses Kontinents in meinem Kopf hatte. Für mich bestand Afrika fast ausschließlich aus Wüste oder Steppe. Der Otter Trail war der Gegenbeweis! Wir tauchen ein in einen wunderschönen, in allen Grüntönen leuchtenden Wald. Immer wieder bleibe ich stehen, schließe die Augen und genieße den Augenblick: Vogelzwitschern um uns herum, die Brandung des Meeres zu unseren Linken.

                            Diese Abwechslung ist es, die den Otter Trail so unvergleichlich macht:

                            Atemberaubende Blicke auf die Küste.


                            Flüsse, die es gilt zu überqueren.


                            Wälder, die einen beim Betreten sofort gefangen nehmen. Dichter, als man sie in einem sonst so trockenen Land erwarten würde, mit Lianen, allen möglichen grünen und blühenden Pflanzen, zwischendurch immer wieder mächtige, knotige alte Bäume und kleine, dunkle Bäche.


                            Auch ein paar einheimischen Tieren begegnen wir auf unserer Wanderung: Riesige, schwarz-glänzende Tausenfüßler, fingerlange Heuschrecken in braun, grün und orange, und alle möglichen Vögel. Manchmal erhaschen wir sogar einen Blick auf einen Knysna-Lourie, einen wunderschönen, grün-roten Vogel, der jedoch viel zu schnell ist, um sich von uns auf Foto verewigen zu lassen. Das muss man ihm lassen: Eitel ist er nicht.

                            Nachdem wir einige Stunden gewandert sind, beschließen wir, zum Ufer hinabzusteigen und nach einem schönen Rastplatz zu suchen. In einem isländisch anmutenden Fleckchen werden wir fündig und lassen uns die Fertigsuppe schmecken.


                            Hier schmeckt die Suppe besonders gut.

                            Nach insgesamt ca. sechs Stunden für 7,9 km erreichen wir die zweite Hütte, Scott. Auf der Karte ist als Schnitt vier Stunden angegeben, was uns einiges Kopfzerbrechen bereitet, v.a. da wir mit großem Vorsprung vor den anderen angekommen sind und später sogar gefragt werden, ob wir denn geflogen wären. Wir denken bereits an die vierte Etappe, die 13,8 km lang ist. Das Problem an der Sache ist nämlich, dass am vierten Tag nach 10 km eine Flußüberquerung ansteht, wobei in der Karte dringend geraten wird, diese nur bei Ebbe zu machen. Aus der beigefügten Gezeitentabelle können wir entnehmen, dass die Ebbe um 12.00 Uhr mittags ist. Wenn man den Berechnungen jetzt zu Grunde legt, dass wir für 8 km sechs Stunden gebraucht haben, können wir davon ausgehen, dass wir, um mittags am Fluß zu sein, um 4:30 Uhr loslaufen müssten. Toll!! Wir beschließen, uns erst morgen darüber den Kopf zu zerbrechen und erholen uns stattdessen lieber von der zugegebenermaßen sehr anstrengenden Tagesetappe.


                            Die Hütten "Scott" - wieder wunderschön gelegen.

                            André, einer der Südafrikaner, hat sich am ersten Tag auf einem glitschigen Stein den Knöchel verstaucht. Als er an der Hütte ankommt, bietet er ein Bild des Elends. Der Knöchel scheint höllisch zu schmerzen. Es tut einem schon weh beim bloßen Gedanken daran, wie er sich mit seinem schweren Rucksack über diese ständigen Auf und Abs geschleppt hat. Der Knöchel ist fast auf das Doppelte angeschwollen. Verdammt zäher Hund, denke ich. Im Vergleich dazu kommt mir meine Schnittwunde fast lächerlich vor.

                            Noch früher als gestern liegen wir heute im Bett und schlafen auch sofort ein.

                            Hier möchte ich mal aus Annes Tagebuch zitieren:
                            "Wie immer muss ich nachts raus und zum ersten Mal in meinem Leben ist meine schwache Blase zu was gut: Noekie, eine der Südafrikanerinnen, wacht auf und warnt mich, sie hätten am Feuer wilde Tiere gesehen. Zwei Stück, wahrscheinlich Leoparden! Ich sollte nicht den weiten Weg bis zur Toilette gehen und ich sollte die Hüttentür offen lassen, damit die anderen eventuelle Hilfeschreie hören könnten! Mir ist sehr mulmig, als ich raus tapse. Leoparden soll es im Park tatsächlich geben. Was ich dann im Schein meiner Taschenlampe um die Feuerstelle schleichen sehe, ist eine wunderschöne Wildkatze, aber meiner Meinung nach kein Leopard. Es schein ein adultes (Anne ist Tierärztin, normale Menschen würde wohl eher "erwachsenes" sagen ;)) Tier zu sein, etwa doppelt so groß wie eine Hauskatze, mit runden Ohren, schwarzgetupftem Fell und sehr langem Schwanz. Vielleicht eine Wildkatze, ein Serval oder ein Caracal!? Was immer es auch sein mag, es zeigt recht wenig Angst vor mir. Ich dagegen verzichte auf meinen Gang zur Toilette und befolge Noekies Ratschlag. Man weiß ja nie... sie meinte nämlich noch, das zweite sei größer! ;)"

                            Ich bin heute immer noch ein bißchen sauer auf Anne, weil sie mich nicht geweckt hat.
                            I knew with a sinking heart that we were going to talk equipment. I could just see it coming. I hate talking equipment. "So what made you buy a Gregory pack?" he said. "Well, I thought it would be easier than carrying everything in my arms."

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                              • 11.02.2005
                              • 2941
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                              #15
                              TAG 14 (5.11.05):

                              Gegen halb acht brechen wir auf. Die heutige Etappe ist in der Tat nicht so anstrengend wie die gestrige. Schweißtreibend bleibt der Otter Trail dennoch.

                              Heute haben wir zum ersten Mal sonnige Abschnitte zwischen den Wolken, meistens ist aber immer noch kühl und schattig. Auch dieser Tag führt uns durch eine wunderschöne Landschaft, die uns jedes Mal von Neuem fasziniert, fesselt und begeistert. Die traumhaften Ausblicke auf die Felsküste, die sich hinter Waldstücken immer wieder öffnen, gewinnen bei Sonnenlicht noch an Wärme.


                              Wandern vor imposanter Kulisse

                              Nach einiger Zeit erreichen wir den ersten Fluß. Die Überquerung ist nicht der Rede wert, zumindest von der Schwierigkeit her. Schön ist das River Mouth zweifellos. Auf einem Bein, damit kein Wasser an meine Wunde kommt, hüpfe ich durch das knöchelhohe Rinnsal. Gut, dass wir noch einigen Vorsprung vor den anderen haben. Für diesen Anblick hätte ich ungern Zeugen gehabt.


                              Wie dieser Fluß wohl nach heftigen Regenfällen aussieht?!

                              Nach dem Fluß geht es eine Zeit lang nur knapp über Meereshöhe entlang. Ein besonders schönes Teilstück des Weges verläuft nicht auf Klippen oder Kiesel, sondern auf Erdboden, mit einem dünnen Gürtel aus Schilf und blühenden Pflanzen zwischen sich und dem Meer...


                              ...und auch die Sonne zeigt sich ein paar Mal.

                              Danach geht's mal wieder steil nach oben. An einem Steilhang entdecken wir beim Runterschauen eine Klippschliefer-Familie. Die Tierchen sind bei weitem nicht so fett und überfressen wie im Touristen-Ort Harmanus.


                              Kaum zu glauben, dass dieses Tier ganz nah mit dem Elefanten verwandt sein soll.

                              Kurze Zeit später blicken wir von oben auf eine wunderschöne Flußmündung hinab. Dort liegen sie, unsere Hütten Oakhurst. Direkt vor ihnen der Flußarm, den wir überqueren müssen. Von dem Punkt aus, an dem wir stehen, scheint dies ein Ding der Unmöglichkeit. Gut 40 Meter breit mit starken Wellen zeigt sich hier der Fluß. Zum ersten Mal habe ich Angst, dass wir die Warnungen doch unterschätzt haben.


                              Wie sollen wir da nur hinüber kommen?!?!

                              Wir machen uns an den Abstieg zum Flußbett hinunter. Schon gegen 12:00 Uhr erreichen wir den Fluß, der kurz vor den Hütten liegt. Zusammen mit der morgigen soll diese Überquerung die gefährlichste sein. Was von oben noch furcheinflößend gewirkt hat und bei Flut vielleicht wirklich ein Hindernis darstellt, lässt uns nun bei Ebbe nur ein müdes Lächeln über die Gesichter huschen.

                              Je weiter der Fluß ins Landesinnere reicht, desto niedriger wird sein Pegel und so ruhiger sein Charakter. An der Stelle, wo wir ihn überqueren müssen, ist er nur noch ein sanftes Bächlein, das wir auf ein paar Steinen leicht passieren können.

                              Begeistert sind wir nicht gerade, dass wir hinter dem Fluß nochmal steil nach oben steigen müssen. Aber wir wissen, dass die Hütten nicht mehr fern sind.

                              Malerisch liegen sie da, wie ihre Vorgänger auch. Nach dem üblichen Einräumen und einer ausgiebigen Brotzeit, nehmen wir unser Badezeug und gehen zurück zum Fluß, um dort ein wenig zu Baden. Vorher machen wir noch einen kurzen Ausflug am Fluß entlang weiter ins Landesinnere und finden ein steiles, einsames Tal mit Farnen, Einblättern, dunklen Teichen und beeindruckenden Felsformationen... sehr romantisch! Leider hatten wir den Fotoapparat vergessen. Zum Schwimmen finden wir aber keine geeignete Stelle und so gehen wir doch lieber zurück zum Meer.

                              Der Fluß bietet sich hier zum Baden geradezu an. Felsen bilden zwischen Fluß und Meer ein Tor, das die schlimmsten Wellen abhält. So hat sich ein großes Becken gebildet, das einen angenehmen Wellengang vorweist. Fast wie im Wellenbad... nur 1000x schöner!

                              Nach und nach trifft der Rest der Gruppe ein und schließt sich uns beim Wellenbaden an. Ein tierischer Spaß!

                              Als letztes kommen die Tochter von André, Charlotte, und ihr Freund Gustav. André hat sich vernünftigerweise entschlossen, den Otter Trail abzubrechen. Er hat ihn an einer Escape-Route verlassen und ist nördlich zur N2 gegangen. Charlotte und Gustav haben ihn noch ein Stück begleitet, weitere Begleitung hat er jedoch strikt abgelehnt. ("Typisch Mann" ist später die einhellige Meinung der Damen in der Gruppe) An der N2 wollte er dann per Anhalter nach Port Elizabeth fahren und dort einen Arzt aufsuchen.

                              Erst am späten Abend die erlösenden SMS von André, dass er gut in PE angekommen ist.

                              Neben Andrés Abbruch ist die Überquerung des Bloukrans-Rivers das Gesprächsthema Nr. 1 am Lagerfeuer, bis uns ein heftiger und plötzlicher Regen in die Hütten treibt. Naja, morgen müssen wir eh richtig früh raus. Der Bloukrans-River wartet mit seiner Ebbe nicht auf uns!
                              I knew with a sinking heart that we were going to talk equipment. I could just see it coming. I hate talking equipment. "So what made you buy a Gregory pack?" he said. "Well, I thought it would be easier than carrying everything in my arms."

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                                • 11.02.2005
                                • 2941
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                                #16
                                TAG 15 (6.11.05):

                                Anne und ich sind die letzten, als wir gegen viertel nach sechs aufbrechen. Die Überquerung des Bloukrans-Rivers hat wohl allen Sorgen bereitet. Auch wir beeilen uns mehr als uns lieb ist, weil wir so kaum Zeit haben, die tolle Natur, die nach wie vor nichts an Wildheit und Schönheit eingebüßt hat, wirklich zu genießen. Das Wetter ist trüb, kühl und verregnet. Das trifft im Übrigen auch auf Annes Stimmung zu, die sich immer noch wegen ihres kleinen Rucksacks aufregt.

                                Das Wetter ist sogar so schlecht, dass wir es nicht einmal an den schönsten Stellen wagen, unsere Kamera auszupacken.

                                Und so eilen wir weiter dem Bloukrans-River entgegen. Wir gönnen uns auf dem Weg nur eine kurze Pause, um uns mit Äpfeln und Müsliriegeln zu stärken.

                                Immerhin erreichen wir auf diese Weise 1/2 Stunde vor Wassertiefstand den Fluß und haben so auch Zeit für eine warme Suppe zum Mittagessen. Hätte vorher auch keiner gedacht, dass man sich mal im Frühling in Afrika über eine heiße Suppe freuen würde...

                                Der Fluß ist doch wesentlich breiter als der gestrige, aber auch er stellt uns vor keine ernsthaften Probleme. Man muss wieder ein kleines Stück landeinwärts laufen, den Fluß an der engsten Stelle überqueren und dann auf der anderen Seite an den Felsen wieder in die andere Richtung zurück klettern. Bei dem Niesel-Regen ist das auf den glittschigen Felsen zwar nicht ganz leicht, aber die ganze Gruppe schafft es sicher und trocken auf die andere Seite.

                                Als alle drüben sind, fängt es wie aus Kübeln zu schütten an. Glück gehabt! Bei diesem Regen wäre die Kletterei an den Felsen richtig gefährlich geworden.

                                Nachdem wir unsere komplette Regenausrüstung angezogen haben, laufen wir weiter. Es ist inzwischen richtig ungemütlich. Es geht natürlich auch wieder steil bergauf. Unter den Regenklamotten entsteht bald ein Klima wie in der Sauna und nach kürzester Zeit ist innen alles genauso naß wie außen.

                                Der Pfad bergauf hat sich in einen kleinen Bach verwandelt, so dass uns jetzt Wassermaßen entgegen laufen. Meinen Kopf habe ich komplett in der Kapuze versteckt, den Blick starr auf den Boden gerichtet.

                                *Dong* Ich stoße mir den Kopf an einem in den Weg ragenden Ast. Meine Laune ist nicht die beste. Der Regen lässt mir trotzdem keine Chance, den Blick zu heben. Möglichkeiten zum Unterstellen gibt es weit und breit nicht.

                                *Dong* Der nächste Ast trifft meinen Kopf. "*zensiert*!!!" Völlige Verzweiflung, Frustration, Wut und ...*Dong*... Traurigkeit wechseln sich in mir ab.

                                Irgendwie ist das ganze so absurd, dass man lachen könnte. Anne tut das auch über mein kontinuierliches Fluchen, was meine Laune in dieser Situation aber auch nicht unbeding anhebt.

                                Trekking-Urlaub in Südafrika, genau wie man ihn sich vorstellt!!!

                                Nach ca. 1,5 Stunden und diversen *Dongs* treffen wir bei immer noch sintflutartigem Regen bei den Hütten "André" (wie sarkastisch) ein. Zuerstmal legen wir uns hin und machen ein kleines Nickerchen.


                                Eine der Hütten "André"

                                Am späten Nachmittag hört es für eine Weile zum Regnen auf und es entsteht eine traumhafte Abendstimmung. Am Horizont türmen sich aber schon die nächsten Wolken auf...






                                After The Rain

                                Zum Duschen ist es viel zu kalt, auch wenn es jeder vertragen könnte. Und da keiner Lust hat, sich mit dem durchnässten Feuerholz rumzuschlagen, sind alle noch früher als sonst im Bett.
                                I knew with a sinking heart that we were going to talk equipment. I could just see it coming. I hate talking equipment. "So what made you buy a Gregory pack?" he said. "Well, I thought it would be easier than carrying everything in my arms."

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                                  • 01.07.2005
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                                  #17
                                  Perfekt!

                                  Kann mich meinen Vorrednern nur anschliessen: Danke für diesen genialen Bericht, sehr schön geschrieben und fotografiert

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                                  • Der Waldläufer

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                                    • 11.02.2005
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                                    #18
                                    TAG 16 (7.11.05):

                                    Die Freude nach dem Aufwachen ist riesengroß: Aus einem (fast) wolkenlosen Himmel lacht uns endlich die Sonne entgegen!

                                    Da an diesem Tag keine Flußüberquerung angesagt ist und es sowieso nur noch 6,8 km bis Nature's Valley sind, lassen wir uns beim Aufbruch Zeit. Obwohl die Wanderstiefel noch naß sind, führen uns das schöne Wetter und die inzwischen sehr leichten Rucksäcke in ein Stimmungshoch.

                                    Ein letztes Mal müssen wir steil hinauf, um gleich darauf wieder mit einer atemberaubenden Aussicht auf die sonnenbeschiene Küste mit unserem Quartier der letzten Nacht belohnt zu werden.


                                    Blick zurück nach Osten auf die Hütten "André"

                                    Von jetzt an gibt es keine nennenswerten Steigungen mehr zu bewältigen. Nahezu eben zieht sich der Weg an der Kante des Plateaus entlang. Es ist genau wie ich es erwartet hatte: im glänzenden Sonnenschein wirkt die Küste noch exotischer und verträumter, wenn auch nicht mehr ganz so wild und geheimnisvoll.




                                    Immer weiter nach Westen dem Ende des Otter Trails entgegen

                                    Des öfteren passieren wir abgebrannte Landschaftsstriche. Später erfahren wir, dass die Wanderer, die einen Tag vor uns auf dem Otter Trail wanderten, auf Grund des Feuers sogar evakuiert werden mussten.

                                    Nach ca. drei Stunden erreichen wir das offizielle Ende des Otter Trails. 41 wunderschöne, aber auch anstrengende Kilometer liegen hinter uns. Wie nach jedem Trek wechseln sich in mir Erleichterung und Wehmut, Glücksgefühl und Traurigkeit ab.

                                    Für den letzten Blick auf den traumhaft schönen Strand des Nature Valley Rest Camp lassen wir uns viel Zeit.


                                    Nature Valley Rest Camp

                                    Nachdem wir uns von dem Postkarten-Motiv losreißen konnten, machen wir uns an den Abstieg ins Tal. Ironischerweise wird die Flußdurchquerung, die mit keinem Wort in der Broschüre erwähnt wird, die einzige, bei der wir naß werden. Der Abfluß eines Sees ins Meer, sonst wohl eher ein unbedeutendes Rinnsal, ist durch die anhaltenden Regenfälle der letzten Tage zu einem relativ tiefen Hindernis geworden. Und so kommen wir doch noch zu unserer "richtigen" Flußdurchquerung"!

                                    Nach und nach findet sich die ganze Gruppe in der Bar des Rest Camps ein. Wir blicken in müde und erschöpfte, aber gleichzeitig glückliche und erleichterte Gesichter. Amanda, die mich vor ein paar Tagen noch zur Seite genommen hat und zu mir meinte: "Roland, I can't do that! I'm dying! What am I supposed to do?", platzt schier vor Stolz.

                                    In der Bar findet das Wiedersehen mit André statt, der uns alle mit einem großen Pick-Up zurück zum Storm River Mouth kutschieren will. Leider hat er schlechte Nachrichten mitgebracht. Ein Band in seinem Knöchel ist an- oder abgerissen und der Doktor meinte, dass die Wahrscheinlichkeit einer Operation hoch ist. Dadurch, dass er noch einen ganzen Tag weitergewandert ist, hat sich der Knöchel so verschlimmert, dass er um die OP wohl nicht herumkommen wird. Trotzdem sitzt er mit uns gutgelaunt am Tisch und verkündet, dass er den Otter Trail nochmal machen wird, sobald er wieder fit ist. Dann fügt er leise hinzu: "...from the point where I had to give up this time!" und zwinkert mir zu.

                                    Jetzt gibt es erstmal für alle Otter-Trail-"Bezwinger" einen Himbeer-Likör und Urkunden. In der Mitte des "Biergartens" steht ein Baum, an dem unzählige Wanderstiefel hängen. Manche in Fetzen oder nur noch durch ein Tape zusammengehalten, andere hingegen niegelnagelneu. Es scheint also Leute zu geben, für die der Otter Trail eine so abschreckende Erfahrung war, dass sie ihre Wanderstiefel sprichwörtlich "an den Nagel gehängt haben". Das verstehe, wer will. Ich in keinster Weise.


                                    Das Wandern ist scheinbar nicht jedermanns Lust.

                                    Nachdem uns André alle mitsamt unserer Rucksäcke zurück zu unseren Autos gefahren hat, ist es Zeit, Abschied von dieser wirklich sehr netten Gruppe zu nehmen. Rührend wünschen Sie uns alles Gute für unsere Hochzeit und die Ehe. Wir tauschen E-Mail-Adressen aus und ich verspreche, eine CD mit Fotos vom Otter Trail zu schicken.

                                    Hm, da fällt mir ein, dass ich die CDs hier irgendwo noch rumliegen haben muss... tja, je später, desto größer die Überraschung.

                                    Mit dem Auto geht es jetzt (übrigens völlig überraschend mal wieder durch heftigen Regen ) 100 km weiter nach Jeffrey's Bay.

                                    Während der Fahrt bin ich mit meinen Gedanken noch auf dem Otter Trail, der definitiv zu den schönsten Wanderungen zählt, die ich je machen durfte. Ich kann diesen Trek nur jedem empfehlen, der vorhat, nach Südafrika zu reisen. Es ist wahrlich ein Must-Do! Kümmert Euch aber frühzeitig (ca. 1 Jahr im Voraus) um die Reservierungen!

                                    Jeffrey Bay ist eine gepflegte Kleinstadt, die für Kenner ein Surf- und Wellenreit-Mekka darstellt. In der Hauptstraße reiht sich ein Surf-Shop an den anderen.

                                    Wir haben einvernehmlich entschieden, uns heute nacht mal wieder ein bißchen Komfort zu gönnen und checken daher im schönsten B&B ein, das wir je gesehen haben: Das Lazee Bay aus dem Lonely Planet.

                                    Das Lazee Bay ist ein Gebäude in Form von zusammengesetzten Kästen, blau angestrichen und mit allen möglichen Meeresbewohnern bemalt. Ein Pool, verschachtelte Holztreppen, eine Feuerstelle und sehr gemütliche und liebevoll-exotisch eingerichtete Zimmer perfektionieren den Gesamteindruck.




                                    Unser Tipp für Jeffrey's Bay: Das B&B "Lazee Bay"

                                    Wir erfahren in Jeffrey's Bay die nächste Konsequenz der Unwetter: Seit Vormittag herrscht in der ganzen Stadt Stromausfall. Daher bekommen wir noch ein paar Kerzen ins Zimmer gestellt. Wenn es nicht zufällig der letzte Tag des Otter Trails gewesen wäre, hätte ich dies durchaus als romantische Amosphäre wahrnehmen können. Die nette Gastgeberin fragt, ob sie die getrennten Betten zusammenstellen soll und wundert sich, dass sie von uns beiden nur ein emotionsloses Achselzucken als Antwort erhält...

                                    Ein Supermarkt in der Stadt hat mittels eines Notstromaggregats sogar geöffnet. Nachdem wir uns mit Schokolade, Chips und Cola eingedeckt haben, machen wir es uns in den (immer noch getrennten) Betten gemütlich.

                                    Später am Abend geht der Strom wieder an. Nach einer heißen Dusche schlafen wir beide zwischen Chips und Schokolade vor dem Fernseher ein.
                                    I knew with a sinking heart that we were going to talk equipment. I could just see it coming. I hate talking equipment. "So what made you buy a Gregory pack?" he said. "Well, I thought it would be easier than carrying everything in my arms."

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                                    • rover
                                      Erfahren
                                      • 22.07.2004
                                      • 337

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      Toller Bericht.
                                      bei mir geht´s End Oktober nach SA.

                                      cheers
                                      rover

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                                      • vince
                                        Fuchs
                                        • 31.07.2006
                                        • 1322
                                        • Privat

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                                        #20
                                        Hey klasse Reisebericht und dazu noch viele tolle Bilder. 1a

                                        Gruß
                                        vince
                                        Cauf Club -30Mark

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