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Region/Kontinent: Südamerika
So, nachdem mein Mann am Samstag arbeiten musste und ich keine Lust hatte, alleine zum Langlaufen zu gehen, habe ich auch gearbeitet :wink: :
der Reisebericht unserer Perutour vom letzten Jahr ist endlich fertig!
Und irgendwann schaffe ich es vielleicht auch noch, ein paar der knapp 1000 Bilder rauszusuchen und auf forumstaugliches Format zu bringen.
Viel Spaß beim Lesen (damit es nicht zu viel auf einmal wird, habe ich die 4 Wochen mal in wochenweise Abschnitte geteilt, die ich nacheinander einstelle)
Noch kurz allgemeines vorneweg: nach langem Suchen und überlegen, ob selbstorganisiert oder doch mit deutschem Anbieter haben wir schließlich eine Reise gefunden, die fast genau unseren Vorstellungen entsprach - und alles, was wir sonst noch so machen wollten, konnten wir dazubuchen, so dass wir trotzt "Pauschalreise" genau das Programm hatten, dass wir auch selbstorganisiert gemacht hätten. Für uns wars so optimal, da wir nur mäßig spanisch sprechen und zudem unterwegs keine Zeit damit zubringen mussten, rauszufinden, wann und wo jetzt der Bus zum nächsten Ort abfährt, wo wir übernachten oder durch die Agenturen in Cusco zu tingeln, um die Trekingtouren zu buchen. Das Angebot an Englisch- oder auch deutschsprachigen Touren ist allerdings derart groß, dass auch wer einfach hinfliegt keine Probleme haben wird, kurzfristig was zu finden.
jetzt aber los!
Freitag, 24.06.05
Mitten in der Nacht besteigen wir um 4.50h den Zug nach Frankfurt. Mit umsteigen im Hauptbahnhof sind wir um kurz nach 6h am Flughafen, wo wir dann gleich noch den Sky Train zum Terminal 2 ausprobieren können. Das einchecken geht schnell und problemlos, so dass uns genug Zeit bleibt, um erst mal zu frühstücken.
Der Flug nach Madrid startet bei gutem Wetter, unter uns können wir den Oberrheingraben betrachten und wir haben einen guten Blick auf die Wolfsgrube. Später kommt auch der Mont Blanc ins Blickfeld. Der Service bei Iberia hat sich schon viel bei den Billigfliegern abgeguckt – was zu Essen oder zu Trinken gibt es nur gegen Bezahlung.
In Madrid haben wir nicht viel Zeit, schnell zum anderen Terminal und gleich zum richtigen Gate. Hier sollten wir den Rest unserer Reisegruppe samt Reiseleiter treffen. Aber so sehr wir uns auch umgucken, es ist kein Schild zu sehen. Immerhin können wir zwei Mitreisende ausmachen, die ihre Adventure- Train T- Shirts angezogen haben. Die beiden suchen wir dann im Flugzeug auf und finden dann gemeinsam mit den weiteren beiden aus Frankfurt angereisten Teilnehmern raus, dass der Flug aus Berlin Verspätung hatte und der zweite Teil der Reisegruppe deshalb nicht mit hier im Flieger sitzt.
In Lima kommen wir zügig an unser Gepäck und sehen uns in der Halle einer schier endlosen Menge an hochgereckten Schildern gegenüber. Leider steht auf keinem Adventure- Train, und auch das Hotel, das Petra extra noch erfragt hatte, ist nirgends zu lesen. Nach dem Abwehren einiger Taxiangebote und einem Telefonat mit unserem Reiseleiter Massimo, den wir in Madrid aus dem Schlaf klingeln, geraten wir schließlich noch an den richtigen Abholer und starten ins Gewühl des Peruanischen Verkehrs. In der Umgebung des Flughafens ist die Bebauung sehr amerikanisch, breite Straßen, große Einkaufsläden, Fitnessstudios. Weiter zum Meer hin dann ärmlichere Viertel mit den allgegenwärtigen halbfertigen Häusern. Dann wieder bessere Viertel, erkennbar vor allem an den hohen Mauern und Zäunen um die Häuser. Der Verkehr ist chaotisch, überall Taxis und Kleinbusse, die von ganz links noch schnell rechts abbiegen oder bei drei Spuren fünfspurig nebeneinander herfahren.
Unser Hotel liegt im Stadtteil Miraflores, einem gepflegten und reichen Teil von Lima direkt am Meer. Im schönen Innenhof genießen wir noch ein peruanisches Bier und machen dabei die erste Bekanntschaft mit der Vorratshaltung der Hotels und Restaurants hier: das Bier wird kurz im nächsten Laden gekauft, der Portier verschwindet nach unserer Bestellung kurz und ist 5min später mit einer Plastiktüte mit Bierflaschen wieder da. Mit dem bisher versammelten Teil der Reisegruppe verstehen wir uns sehr gut – und rutschen gleich in die Außenseiterrolle als kinderlose Wessis. Die anderen haben (Ostklischeetypisch) trotz noch nicht allzu fortgeschrittenem Alter von Mitte 30 bzw. Mitte 40 schon fast erwachsenen bzw. erwachsene Kinder!
Samstag, 25.06.
Durch Schlummertrunk und langes Aufbleiben ist der Jetlag schon etwas abgemildert – trotzdem sind wir früh wach und treffen uns um 8h zum Frühstück.
Die Taxifahrt in die Innenstadt lässt uns noch intensiver am Verkehrsgewimmel teilhaben als die gestrige Busfahrt. Auf der Plaza de Armas fällt gleich die allgegenwärtige Touristenpolizei ins Auge. Sehr hilfsbereit werden wir gleich angesprochen, auf Sehenswürdigkeiten, Öffnungszeiten und Geldwechselmöglichkeiten hingewiesen. Als wir mit ein Gruppenphoto vor dem Brunnen machen wollen und Andreas gerade versucht, den Photoapparat auf dem Rucksack auszubalancieren, kommt sofort jemand herbeigeeilt, um Hilfe anzubieten. Viele dieser Hilfssherrifs sind Stundeten und froh, eine Gelegenheit zum Englischsprechen zu haben.
Als erstes besichtigen wir die Kathedrale. Wir bekommen eine gute Führung mit vielen Hintergrundinformationen über die Eroberung der Spanier. Die Kathedrale ist nach einem Erdbeben aus Holz wieder aufgebaut worden, aber dann so verputzt und angestrichen, dass es wie ein Steinbau scheint.
Rund um die Plaza de Armas und die umgebenden Straßen gibt es viele schöne Kolonialbauten mit Holzbalkonen und reich geschmückten Fassaden. Um 13 erleben wir noch den Wachwechsel am Regierungspalast mit großer Kapelle und Aufmarsch im Stechschritt – am Ende sind allerdings alle Wachposten im Innern verschwunden, das Häuschen ist leer.
Als nächstes besichtigen wir noch die San Francisco- Kirche mit einem schönen Kreuzgang und alter Bibliothek. Besonders bemerkenswert sind die Katakomben, in denen noch tausende von Knochen und Schädeln liegen.
Eine weitere Taxifahrt bringt uns zum Goldmuseum, das etwas außerhalb liegt. Die moderne Museumsarchitektur ist hier noch nicht angekommen, in Kellerräumen stehen in kleinen Vitrinen eng zusammen und mit wenig Erklärungen Inka- Goldschätze in großer Zahl, Schmuck, Becher, Kultgegenstände sowie Werkzeuge, Mumien und Stoffe. Die Vielzahl gibt einen Eindruck des unglaublichen Reichtums der Inka und der Vorgängerkulturen.
Die Taxifahrt zurück ins Hotel wird besonders abenteuerlich. Das eine Taxi ist schon leicht durchgerostet mit Löchern im Dach, bei dem anderen wackelt ein Rad – solange es noch fährt, taugts auch als Taxi! Abends machen wir einen Spaziergang zum Meer. An der Steilküste steht ein großes Einkaufszentrum mit Geschäften und Restaurants in mehreren Etagen. Unser Ansinnen, zum Strand runterzulaufen, wird von zwei Securitymenschen vereitelt, die uns eindringlich zu verstehen geben, dass wir dies aufgrund der bald hereinbrechenden Dunkelheit besser lassen sollen. Mit Blick auf den Pazifik essen wir in einem Fischrestaurant zu europäischen Preisen. Auf dem Rückweg treffen wir auf den Rest unserer Reisegruppe, die gerade angekommen sind. Also gehen wir gemeinsam noch mal zurück, damit auch die Neuangekommenen zu einem Abendessen kommen. Nach zwei Pisco Sour kommen wir um kurz vor Mitternacht wieder ins Hotel und werden von Dirk und Petra noch zum Aufbleiben genötigt, da die beiden gleich Geburtstag haben. So stoßen wir also um Mitternacht noch mit Flugzeugwein und Kümmerling an.
Sonntag, 26.06.05
Etwas angematscht vom Vorabend müssen wir heute schon um 7.30h frühstücken. Die Fahrt zum Flughafen ist am Sonntag morgen wesentlich ruhiger als unsere bisherigen Fahrten im Lima. Die Abfertigung dauert allerdings ziemlich lange, es gibt für alle Flüge nur eine Schlange, so dass wir schon ziemlich auf heißen Kohlen sitzen. Kurz vor knapp sausen wir dann durch die Sicherheitskontrolle und weiter im Laufschritt und mit offenen Schnürsenkeln zum Flugzeug. Der Flug ist ein angenehmer Kontrast zum Iberiaflug nach Madrid: obwohl die Flugzeit nur knapp eine Stunde beträgt, gibt es ein Getränk und einen Snack mit Sandwich und Obstsalat. Die Sicht auf die Anden ist grandios und wir bekommen schon einen Eindruck von der Landschaft, die uns die nächsten drei Wochen erwartet.
In Cusco werden wir von Giovanna in Empfang genommen. Ronald, unser eigentlicher Guide (ihr Mann) ist noch mit einer Gruppe auf dem Inkatrail unterwegs.
Nach einer kurzen Pause im Hotel, das von Ronalds Schwester geführt wird, mit dem ersten Genuss von Cocatee geht es gleich los mit der Inkakultur. In Tambo Machay sehen wir eine Brunnenanlage und die ersten der berühmten Mauern mit großen, exakt aufeinander geschichteten Steinen ohne jegliche Fugen. Gleich gibt es auch die erste Begegnung mit den geschäftstüchtigen Frauen und Kindern, die nichts unversucht lassen, uns Mützen, Handschuhe, Taschen oder Fingerpuppen zu verkaufen.
Die nächste Ruine, Puca Pucara, ist eine kleine Festung, vermutlich als Stützpunkt für die Stafettenläufer errichtet. In Kenko bilden riesige Steinblöcke einen Tunnel, der zu einem Altar führt, darüber ist eine Kultstätte mit einem Wasserlauf in Schlangenform. Die Symbole von Kondor, Puma und Schlange tauchen immer wieder auf.
Giovanna zeigt uns noch einen Laden einer Kooperative, bei dem wir Strickwaren aus feinster Alpakawolle kaufen können und wir nutzen die Gelegenheit zu ersten Einkäufen und üben uns im Handeln. Ich kaufe eine Strickjacke aus Baby- Alpaka.
Die letzt Inkastätte für heute ist auch die größte, Sacsayhuaman. Auf drei Ebenen verlaufen zickzack- förmige Mauern mit großen, perfekt eingepassten Steinen um einen großen Platz. Im Abendlicht genießen wir die Stimmung und den Blick auf Cusco und machen uns dann zu Fuß auf den Rückweg.
Zum Abendessen gehen wir auf die Plaza de Armas in Cusco, wo sich Restaurants in großer Zahl befinden. Gleich sind wir von Dutzenden von Werbern umringt, die uns die Karte ihres Restaurants unter die Nase halten und mit Free Drinks, Free Salad und anderen Vergünstigungen locken. Nach dem Zufallsprinzip entscheiden wir uns und bekommen leckeres Alpakafleisch in verschiedenen Varianten.
Ich merke jetzt deutlich die Höhe, ganz plötzlich kommen starke Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit und treiben mich schnell ins Hotel zurück
Montag, 27.06.05
Nach unruhiger Nacht (kalt und mit Kopfschmerzen) hilft ein Frühstück mit Cocatee. Wir machen reichlich von den Angeboten zum Kauen der Blätter oder Teetrinken gebrauch – und sind schnell davon überzeugt, dass es gegen die Auswirkungen der Höhe hilft.
Heute stehen weitere Inkaruinen auf dem Programm. Zuerst geht es nach Pisac. Die große Anlage liegt terrassenförmig am Hang, es gibt verschiedenen Bereiche für Kulthandlungen, Wohnviertel und Landwirtschaft. Auch hier gibt es wieder einen Brunnenanlage sowie mehrere kleine Tempel mit exakt gearbeiteten Mauern, eine Sonnenuhr und gemeißelte Steine und Rinnen für die Wasserführung.
Auf einer langen Treppe bekommen wir einen Vorgeschmack auf den Inkatrail und kommen nach einer halben Stunde Fußweg im Dorf Pisac an. Am Fluss kann man Frauen sehen, die in traditioneller Kleidung Wäsche waschen – hier werden wir wirklich in eine andere Zeit zurückkatapultiert. Im Ort gibt es einen Markt, der ziemlich auf Touristen ausgerichtet ist – es werden hauptsächlich T-Shirts, Mützen, Ponchos und andere Souvenirs verkauft. Auf der weiteren Fahrt durch das Urubambatal, das Heilige Tal der Inka, gibt es viele schon von den Inka angelegte Terrassenfelder zu sehen, die noch heute bewirtschaftet werden. In Ollantaytambo bekommen wir die erste kulinarische Spezialität Perus zu kosten: im Haus von Giovannas Eltern gibt es cuy, Meerschweinchen. Vorsichtig probieren wir die knusprig gebratenen Tiere. Das Fleisch schmeckt ein bisschen nach Kaninchen – viel dran ist aber nicht an so einem Tierchen, zum sattwerden dienen die gebackenen Kartoffeln und eine der vielen Maissorten.
Auch in Ollantytambo gibt es eine Inkaanlage zu besichtigen. Die Terrassen ziehen sich einen steilen Hang hinauf. Es findet gerade eine Probe statt für eine große Aufführung zur Fiesta einige Tage später. Auf jeder Terrasse stehen einige Schüler in ihren Uniformen als Statisten, auf einer der Felder spielt eine Truppe Schauspieler, die Musikgruppe sorgt für Untermalung. Hier ist noch zu erahnen, wie die Festungen gebaut wurde. Der Steinbruch liegt auf der anderen Talseite, die Rampe, über die die Steine herangeschafft wurden, ist noch zu erkennen. Auf dem Weg vom Steinbruch durch das Tal liegen noch einige Blöcke, auch in der Festung stehen einige riesige Felsblöcke, die schon teilweise behauen sind, aber nicht mehr eingebaut wurden.
Auf der Rückfahrt nach Cusco machen wir noch Halt in einer Besenwirtschaft – in den Hütten wird durch eine rote Plastiktüte an einen Stock gekennzeichnet, das es hier chicha gibt. So probieren eine weitere Spezialität, das Maisbier. Der Geschmack erinnert an Federweißen mit Bier gemischt. Der winzige Ausschankbereich grenzt direkt an den Stall an, wo neben Hühnern auch Meerschweinchen herumlaufen.
Abends lassen wir uns wieder auf dem Hauptplatz umwerben – ein Haufen von 11 Touristen ist natürlich ein lohnendes Ziel. Massimo und Olaf wollen diesmal etwas mehr Bier als gestern – die Bestellung von cerveza grande erbringt dann eine 1l- Flasche für jeden!
Dienstag, 28.06.05
Um 5h klingelt der Wecker, eine Stunde später ist Abfahrt nach Ollantaytambo. Hier werden die Träger zusammengeworben und letzte Dinge eingekauft. Wir haben Zeit, uns auf dem Markt umzusehen. Hier sind noch richtig die Einheimischen unterwegs, es gibt kleine Garküchen, wo allerlei unerkennbare Eintöpfe brodeln, Stände mit Gemüse, Fleisch, Haushaltswaren, Frauen in dicken bunten Röcken, die im Tragetuch auf dem Rücken Bündel mit Getreide davontragen oder vor sich das Tuch voll mit Maiskörnern zum Verkauf ausbreiten.
Weiter geht es mit dem Bus zum Startpunkt des Inkatrails bei km 82 der Bahnstrecke. Wir durften pro Person 5kg Gepäck abgeben, dass jetzt von den Trägern zu Bündeln geschnürt wird und zusammen mit den Zelten und dem Essen verteilt wird. Der starke Andrang auf den Inkatrail hat inzwischen zu einigen Beschränkungen geführt. Als Einzelwanderer kann man die Strecke gar nicht mehr laufen, man braucht zumindest einen Guide. Bei den Agenturen gibt es Regelungen, die Träger dürfen pro Person nicht mehr als 20kg tragen. Diese Gepäckbündel werden dann zusammengeschnürt und mit einem der traditionellen Tücher auf den Rücken gebunden – wir dagegen schnaufen mit unserem leichten Tagesgepäck in modernen Rucksäcken mit ausgefeiltem Tragsystem.
Als erstes steht der Kontrollpunkt an – unsere Permits und Pässe werden kontrolliert und dann geht es über eine Hängebrücke und talabwärts durch kleine Ansiedelungen. Bei der Mittagspause bekommen wir den ersten Eindruck, was organisiertes Trekking bedeutet: es gibt ein Essenszelt, eine Reihe von Schüsseln mit warmen Wasser zum Händewaschen und als erstes warmen Tee. Das Essen ist ein 3-Gänge Menü mit Suppe, einem reichhaltigen Hauptgang mit Huhn und Gemüse und Obst zum Nachtisch.
Auf dem weiteren Weg kommen wir an einer Inkaruinen vorbei, die sich in einem Seitental in Terrassen den Hang hochzieht. Unser Tagesziel liegt in Wayllabamba auf ca. 2.850m Höhe. Auf mehreren Terrassen haben verschiedene Gruppen die Zelte aufgebaut. Wir werden wieder vom Luxus überrascht: nicht nur dass die Zelte aufgebaut sind, es liegen auch noch zwei bereits aufgepumpte Luftmatratzen in jedem Zelt. Doch ein leichter Kulturschock, wo Wanderurlaub für uns normalerweise heißt 18kg auf dem Rücken, Mittagessen mit einem Müsliriegel und einem Apfel und abends Nudeln mit roter Soße. Nachdem wir unsere Füße in den vor jedem Zelt bereit stehenden Schüsseln gewaschen haben, werden wir schon zum „Five-o-clock-tea“ zitiert, wo es Kekse und Tee oder Kaffee gibt. Das geht fast nahtlos ins Abendessen über, wo uns wider ein reichhaltiges Menü erwartet. Nach einem Blick in den tollen Sternenhimmel – zum ersten Mal der der südlichen Halbkugel – sinken wir bald in unsere Schlafsäcke.
Mittwoch, 29.06.05
Wir werden mit einer Tasse Cocatee geweckt. Kaum sind wir aus den Zelten raus, baut die Mannschaft auch schon ab, und bis wir gefrühstückt haben, ist das Lager schon wieder fertig gebündelt. Nach dem reichhaltigen Frühstück (warmer Haferbrei, Obst, Brot, Marmelade, Pfannkuchen mit Karamelsoße) geht es um 8.30 los. Heute steht uns ein langer Aufstieg bevor. Zuerst kommen wir an einem weiteren Kontrollpunkt vorbei, was wir nutzen, um unseren Pass durch einen Stempel zu bereichern. Durch ein schönes Tal geht es teilweise durch Wald stetig bergauf. An jedem Rastplatz, ebenso wie abends an den Zeltplätzen sitzen Frauen, die Getränke oder Schokoriegel verkaufen – die Versorgung ist also gesichert! Bis hier gab es noch einige kleinere Dörfer – entgegen meiner Erwartungen werden wir aber nicht ständig von bettelnden Kindern umringt, obwohl dies aufgrund der Vielzahl der vorbeikomenden Tousristen sicherlich lukrativ wäre.
Um 14h sind wir auf der Passhöhe am Warmiwanusca- Pass auf 4.200m angekommen – für die meisten von uns ein Höhenrekord. Beim Abstieg beginnen die Stufen, für die der Inkatrail bekannt ist, und die ersten legen ein langsameres knieschonendes Tempo ein. Am Wegesrand gibt es immer wieder neue Pflanzen zu entdecken – in Angelas Nähe (sie ist Besitzerin eines Blumenladens) gibt es dazu viele Erklärungen. Vom Pass zum heutigen Übernachtungsplatz ist es nicht weit, nach einer Stunde ist das Tagesziel in Pacamayu erreicht. Der Platz ist wieder in vielen Terrasse angelegt, es gibt ein Toilettenhäuschen, sogar eine Dusche steht zur Verfügung. Statt der kalten Dusche nehmen wir lieber mit dem warmen Wasser aus den Waschschüsseln vor unseren Zelten vorlieb! Das Abendessen ist wieder reichlich, Salat, Suppe und als Hauptgang gibt es diesmal Alpaka.
Der Abend verläuft wieder sehr lustig, Horst und Andreas überbieten sich gegenseitig mit Schoten und auch Ronald kann einiges zum besten geben. Da er einige Jahre in Köln studiert hat, ist sein Deutsch hervorragend, er kann der Unterhaltung und den Witzen gut folgen.
Donnerstag, 30.06.05
Das Frühstück gibt wieder reichlich Stärkung für den Tag, es gibt Gemüseomelette mit Maniok. Das ist auch nötig, denn gleich geht es wieder bergauf. In Runkuraqay machen wir an einem Tambo, eine rund angelegte Wach- und Verpflegungsstation, eine erste Pause. Weiter bergauf kommen wir an eine weitere Passhöhe auf knapp 4.000m Höhe. Jetzt geht es bergab auf vielen Stufen zu einer weiteren Ruine, Sayamarca. Über eine steile Treppe geht zu der auf einem Felssporn gelegenen Anlage. Weiter unten ist schon ein Zeltplatz zu erkennen, auf dem wir unser Küchenzelt erspähen. Nach der Mittagspause geht es weiter durch Bergregenwald mit großen Farnen und Bambus wieder bergauf bis zu einer weiteren Passhöhe auf 3.600m Höhe. Unterwegs kommen wir noch durch zwei natürlich Tunnel. Auf der Passhöhe ist auch in Lagerplatz, die aufgebauten gelben Zelte inmitten von hohem Gras sehen aus wie eine Installation von Christo.
Direkt nach dem Pass kommt eine weitere Ruinen, Puyupatamarca, was Stadt in den Wolken bedeutet. Normalerweise hängen an dieser Stelle immer Wolken. Wir aber haben weiterhin strahlenden Sonnenschein! Die Besonderheit dieser Anlage sind mehrere große Wasserfassungen, die durch Rinnen miteinander verbunden sind und durch die auch heute noch das Wasser in Stufen herabfließt. Jetzt geht es durch dichten Wald immer weiter auf Stufen bergab. An einem Tambo vorbei zieht sich der Weg nach Winay Wayna noch ziemlich hin. Bis wir dort ankommen, ist es schon fast dämmrig. Karsten macht noch schnell einen Abstecher zu den Ruinen, eine große Anlage, die sich in vielen Terrassen den Hang hinauf zieht mit einigen erhaltenen Giebeln und Häusern.
Das Abendessen besteht wieder aus drei leckeren Gängen, zu Schluss gibt es sogar noch frisch gebackenen Kuchen.
Freitag, 01.07.05
Es ist noch dunkel, als wir um kurz vor 5h aufstehen und ein letztes Mal auf diesem Treck das gute Frühstück unseres Koches genießen können. Mit der ersten Morgendämmerung brechen wir um 5.30h auf in Richtung Intipunku, dem Sonnentor von Macchu Picchu. Es geht noch mal durch dichten Urwald, eine ziemlich steile Treppe hoch und schließlich sind wir an den Ausläufern der Ruinenstadt angelangt. Es ist inzwischen hell, der erwartete Sonnenaufgang fand irgendwann zwischendurch statt. Jetzt warten wir auf der Terrasse mit gutem Ausblick über die Anlage von Machu Picchu also nicht auf den Sonnenaufgang, sondern darauf, dass die Sonne die Ruinen anstrahlt. Gegen 7.15h ist es dann so weit, die Sonne steigt über den benachbarten Hügel und das Licht wandert langsam über die ganze Anlage. Nach ausgiebigem Fotografieren machen wir uns auf den Weg runter zu den Ruinen. Auf den ersten Terrassen machen wir nochmals Rast, fotografieren die herumlaufenden Lamas und lauschen Ronalds ausgiebigen Erklärungen.
Schließlich raffen wir uns auf, um die Besichtigung noch vor der Ankunft des ersten Zuges zu starten, und laufen durch die verschiedenen Teile mit unterschiedlichen Tempel, Altären, Wohnhäusern und Palästen. An einigen Häusern ist das Strohdach rekonstruiert, man kann sehen, wie die Holzbalken an herausstehenden Steinbolzen befestigt wurden. In den verschiedenen Tempeln sind die Symbole, die wir schon an den anderen Ruinen gesehen haben, wieder versammelt: Schlange, Puma, Kondor, Sonnentempel oder Sonnenuhr, kunstvoll angelegte Wasserbecken und –läufe.
Karsten startet mit Olaf, Horst und Petra noch auf den Huayna Picchu, den die Stadt überragenden Berg. Ich habe es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch noch geschafft, Durchfall zu erwischen und bleibe deshalb in der Nähe der Toiletten. Mit Petra, Andreas und Angela streife ich noch ein wenig durch die Ruinen, dann machen wir es uns auf einer Terrasse gemütlich, beobachten das Treiben der inzwischen sehr zahlreich vorhandenen Touristen und lassen die Stimmung auf uns wirken.
Am frühen Nachmittag geht’s per Bus über die schmale Serpentinenstrasse nach Aguas Calientes. Hier essen wir in einer Pizzeria zu Mittag und haben danach noch kurz Zeit, auf dem Markt, der fast den ganzen Ort einnimmt, noch T-Shirts und andere Souvenirs zu kaufen. Dann wartet schon der Zug auf uns und entgegen dem sonst üblichen Verkehrschaos wird hier ganz sorgfältig waggonweise abgefertigt, für jeden Wagen gibt es einen eigenen Schaffner, der später such für den Getränkeverkauf zuständig ist. In gemütlichem Tempo geht es durchs Urubambatal, mit schönen Ausblicken auf die üppige Vegetation und die Berghänge. Karsten hängt fast die ganze Zeit aus dem Fenster, um möglichst gute Blicke auf den Zug zu erhaschen. Einmal gibt es eine unerwartete Fahrtrichtungsänderung: um die Höhe zu überwinden, machen die Schienen eine Spitzkehre! In Ollantaytambo gibt es einen Halt, sofort kommen von überall die Händler mit Obst, Strickwaren und Getränken an die Zugfenster. Auf der Passhöhe vor Cusco verlassen wir den Zug, da die weitere Fahrt in mehreren Spitzkehren ca. 1,5h dauern würde, mit dem Bus sind wir nach etwas 40 Minuten dort.
So, nachdem mein Mann am Samstag arbeiten musste und ich keine Lust hatte, alleine zum Langlaufen zu gehen, habe ich auch gearbeitet :wink: :
der Reisebericht unserer Perutour vom letzten Jahr ist endlich fertig!
Und irgendwann schaffe ich es vielleicht auch noch, ein paar der knapp 1000 Bilder rauszusuchen und auf forumstaugliches Format zu bringen.
Viel Spaß beim Lesen (damit es nicht zu viel auf einmal wird, habe ich die 4 Wochen mal in wochenweise Abschnitte geteilt, die ich nacheinander einstelle)
Noch kurz allgemeines vorneweg: nach langem Suchen und überlegen, ob selbstorganisiert oder doch mit deutschem Anbieter haben wir schließlich eine Reise gefunden, die fast genau unseren Vorstellungen entsprach - und alles, was wir sonst noch so machen wollten, konnten wir dazubuchen, so dass wir trotzt "Pauschalreise" genau das Programm hatten, dass wir auch selbstorganisiert gemacht hätten. Für uns wars so optimal, da wir nur mäßig spanisch sprechen und zudem unterwegs keine Zeit damit zubringen mussten, rauszufinden, wann und wo jetzt der Bus zum nächsten Ort abfährt, wo wir übernachten oder durch die Agenturen in Cusco zu tingeln, um die Trekingtouren zu buchen. Das Angebot an Englisch- oder auch deutschsprachigen Touren ist allerdings derart groß, dass auch wer einfach hinfliegt keine Probleme haben wird, kurzfristig was zu finden.
jetzt aber los!
Freitag, 24.06.05
Mitten in der Nacht besteigen wir um 4.50h den Zug nach Frankfurt. Mit umsteigen im Hauptbahnhof sind wir um kurz nach 6h am Flughafen, wo wir dann gleich noch den Sky Train zum Terminal 2 ausprobieren können. Das einchecken geht schnell und problemlos, so dass uns genug Zeit bleibt, um erst mal zu frühstücken.
Der Flug nach Madrid startet bei gutem Wetter, unter uns können wir den Oberrheingraben betrachten und wir haben einen guten Blick auf die Wolfsgrube. Später kommt auch der Mont Blanc ins Blickfeld. Der Service bei Iberia hat sich schon viel bei den Billigfliegern abgeguckt – was zu Essen oder zu Trinken gibt es nur gegen Bezahlung.
In Madrid haben wir nicht viel Zeit, schnell zum anderen Terminal und gleich zum richtigen Gate. Hier sollten wir den Rest unserer Reisegruppe samt Reiseleiter treffen. Aber so sehr wir uns auch umgucken, es ist kein Schild zu sehen. Immerhin können wir zwei Mitreisende ausmachen, die ihre Adventure- Train T- Shirts angezogen haben. Die beiden suchen wir dann im Flugzeug auf und finden dann gemeinsam mit den weiteren beiden aus Frankfurt angereisten Teilnehmern raus, dass der Flug aus Berlin Verspätung hatte und der zweite Teil der Reisegruppe deshalb nicht mit hier im Flieger sitzt.
In Lima kommen wir zügig an unser Gepäck und sehen uns in der Halle einer schier endlosen Menge an hochgereckten Schildern gegenüber. Leider steht auf keinem Adventure- Train, und auch das Hotel, das Petra extra noch erfragt hatte, ist nirgends zu lesen. Nach dem Abwehren einiger Taxiangebote und einem Telefonat mit unserem Reiseleiter Massimo, den wir in Madrid aus dem Schlaf klingeln, geraten wir schließlich noch an den richtigen Abholer und starten ins Gewühl des Peruanischen Verkehrs. In der Umgebung des Flughafens ist die Bebauung sehr amerikanisch, breite Straßen, große Einkaufsläden, Fitnessstudios. Weiter zum Meer hin dann ärmlichere Viertel mit den allgegenwärtigen halbfertigen Häusern. Dann wieder bessere Viertel, erkennbar vor allem an den hohen Mauern und Zäunen um die Häuser. Der Verkehr ist chaotisch, überall Taxis und Kleinbusse, die von ganz links noch schnell rechts abbiegen oder bei drei Spuren fünfspurig nebeneinander herfahren.
Unser Hotel liegt im Stadtteil Miraflores, einem gepflegten und reichen Teil von Lima direkt am Meer. Im schönen Innenhof genießen wir noch ein peruanisches Bier und machen dabei die erste Bekanntschaft mit der Vorratshaltung der Hotels und Restaurants hier: das Bier wird kurz im nächsten Laden gekauft, der Portier verschwindet nach unserer Bestellung kurz und ist 5min später mit einer Plastiktüte mit Bierflaschen wieder da. Mit dem bisher versammelten Teil der Reisegruppe verstehen wir uns sehr gut – und rutschen gleich in die Außenseiterrolle als kinderlose Wessis. Die anderen haben (Ostklischeetypisch) trotz noch nicht allzu fortgeschrittenem Alter von Mitte 30 bzw. Mitte 40 schon fast erwachsenen bzw. erwachsene Kinder!
Samstag, 25.06.
Durch Schlummertrunk und langes Aufbleiben ist der Jetlag schon etwas abgemildert – trotzdem sind wir früh wach und treffen uns um 8h zum Frühstück.
Die Taxifahrt in die Innenstadt lässt uns noch intensiver am Verkehrsgewimmel teilhaben als die gestrige Busfahrt. Auf der Plaza de Armas fällt gleich die allgegenwärtige Touristenpolizei ins Auge. Sehr hilfsbereit werden wir gleich angesprochen, auf Sehenswürdigkeiten, Öffnungszeiten und Geldwechselmöglichkeiten hingewiesen. Als wir mit ein Gruppenphoto vor dem Brunnen machen wollen und Andreas gerade versucht, den Photoapparat auf dem Rucksack auszubalancieren, kommt sofort jemand herbeigeeilt, um Hilfe anzubieten. Viele dieser Hilfssherrifs sind Stundeten und froh, eine Gelegenheit zum Englischsprechen zu haben.
Als erstes besichtigen wir die Kathedrale. Wir bekommen eine gute Führung mit vielen Hintergrundinformationen über die Eroberung der Spanier. Die Kathedrale ist nach einem Erdbeben aus Holz wieder aufgebaut worden, aber dann so verputzt und angestrichen, dass es wie ein Steinbau scheint.
Rund um die Plaza de Armas und die umgebenden Straßen gibt es viele schöne Kolonialbauten mit Holzbalkonen und reich geschmückten Fassaden. Um 13 erleben wir noch den Wachwechsel am Regierungspalast mit großer Kapelle und Aufmarsch im Stechschritt – am Ende sind allerdings alle Wachposten im Innern verschwunden, das Häuschen ist leer.
Als nächstes besichtigen wir noch die San Francisco- Kirche mit einem schönen Kreuzgang und alter Bibliothek. Besonders bemerkenswert sind die Katakomben, in denen noch tausende von Knochen und Schädeln liegen.
Eine weitere Taxifahrt bringt uns zum Goldmuseum, das etwas außerhalb liegt. Die moderne Museumsarchitektur ist hier noch nicht angekommen, in Kellerräumen stehen in kleinen Vitrinen eng zusammen und mit wenig Erklärungen Inka- Goldschätze in großer Zahl, Schmuck, Becher, Kultgegenstände sowie Werkzeuge, Mumien und Stoffe. Die Vielzahl gibt einen Eindruck des unglaublichen Reichtums der Inka und der Vorgängerkulturen.
Die Taxifahrt zurück ins Hotel wird besonders abenteuerlich. Das eine Taxi ist schon leicht durchgerostet mit Löchern im Dach, bei dem anderen wackelt ein Rad – solange es noch fährt, taugts auch als Taxi! Abends machen wir einen Spaziergang zum Meer. An der Steilküste steht ein großes Einkaufszentrum mit Geschäften und Restaurants in mehreren Etagen. Unser Ansinnen, zum Strand runterzulaufen, wird von zwei Securitymenschen vereitelt, die uns eindringlich zu verstehen geben, dass wir dies aufgrund der bald hereinbrechenden Dunkelheit besser lassen sollen. Mit Blick auf den Pazifik essen wir in einem Fischrestaurant zu europäischen Preisen. Auf dem Rückweg treffen wir auf den Rest unserer Reisegruppe, die gerade angekommen sind. Also gehen wir gemeinsam noch mal zurück, damit auch die Neuangekommenen zu einem Abendessen kommen. Nach zwei Pisco Sour kommen wir um kurz vor Mitternacht wieder ins Hotel und werden von Dirk und Petra noch zum Aufbleiben genötigt, da die beiden gleich Geburtstag haben. So stoßen wir also um Mitternacht noch mit Flugzeugwein und Kümmerling an.
Sonntag, 26.06.05
Etwas angematscht vom Vorabend müssen wir heute schon um 7.30h frühstücken. Die Fahrt zum Flughafen ist am Sonntag morgen wesentlich ruhiger als unsere bisherigen Fahrten im Lima. Die Abfertigung dauert allerdings ziemlich lange, es gibt für alle Flüge nur eine Schlange, so dass wir schon ziemlich auf heißen Kohlen sitzen. Kurz vor knapp sausen wir dann durch die Sicherheitskontrolle und weiter im Laufschritt und mit offenen Schnürsenkeln zum Flugzeug. Der Flug ist ein angenehmer Kontrast zum Iberiaflug nach Madrid: obwohl die Flugzeit nur knapp eine Stunde beträgt, gibt es ein Getränk und einen Snack mit Sandwich und Obstsalat. Die Sicht auf die Anden ist grandios und wir bekommen schon einen Eindruck von der Landschaft, die uns die nächsten drei Wochen erwartet.
In Cusco werden wir von Giovanna in Empfang genommen. Ronald, unser eigentlicher Guide (ihr Mann) ist noch mit einer Gruppe auf dem Inkatrail unterwegs.
Nach einer kurzen Pause im Hotel, das von Ronalds Schwester geführt wird, mit dem ersten Genuss von Cocatee geht es gleich los mit der Inkakultur. In Tambo Machay sehen wir eine Brunnenanlage und die ersten der berühmten Mauern mit großen, exakt aufeinander geschichteten Steinen ohne jegliche Fugen. Gleich gibt es auch die erste Begegnung mit den geschäftstüchtigen Frauen und Kindern, die nichts unversucht lassen, uns Mützen, Handschuhe, Taschen oder Fingerpuppen zu verkaufen.
Die nächste Ruine, Puca Pucara, ist eine kleine Festung, vermutlich als Stützpunkt für die Stafettenläufer errichtet. In Kenko bilden riesige Steinblöcke einen Tunnel, der zu einem Altar führt, darüber ist eine Kultstätte mit einem Wasserlauf in Schlangenform. Die Symbole von Kondor, Puma und Schlange tauchen immer wieder auf.
Giovanna zeigt uns noch einen Laden einer Kooperative, bei dem wir Strickwaren aus feinster Alpakawolle kaufen können und wir nutzen die Gelegenheit zu ersten Einkäufen und üben uns im Handeln. Ich kaufe eine Strickjacke aus Baby- Alpaka.
Die letzt Inkastätte für heute ist auch die größte, Sacsayhuaman. Auf drei Ebenen verlaufen zickzack- förmige Mauern mit großen, perfekt eingepassten Steinen um einen großen Platz. Im Abendlicht genießen wir die Stimmung und den Blick auf Cusco und machen uns dann zu Fuß auf den Rückweg.
Zum Abendessen gehen wir auf die Plaza de Armas in Cusco, wo sich Restaurants in großer Zahl befinden. Gleich sind wir von Dutzenden von Werbern umringt, die uns die Karte ihres Restaurants unter die Nase halten und mit Free Drinks, Free Salad und anderen Vergünstigungen locken. Nach dem Zufallsprinzip entscheiden wir uns und bekommen leckeres Alpakafleisch in verschiedenen Varianten.
Ich merke jetzt deutlich die Höhe, ganz plötzlich kommen starke Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit und treiben mich schnell ins Hotel zurück
Montag, 27.06.05
Nach unruhiger Nacht (kalt und mit Kopfschmerzen) hilft ein Frühstück mit Cocatee. Wir machen reichlich von den Angeboten zum Kauen der Blätter oder Teetrinken gebrauch – und sind schnell davon überzeugt, dass es gegen die Auswirkungen der Höhe hilft.
Heute stehen weitere Inkaruinen auf dem Programm. Zuerst geht es nach Pisac. Die große Anlage liegt terrassenförmig am Hang, es gibt verschiedenen Bereiche für Kulthandlungen, Wohnviertel und Landwirtschaft. Auch hier gibt es wieder einen Brunnenanlage sowie mehrere kleine Tempel mit exakt gearbeiteten Mauern, eine Sonnenuhr und gemeißelte Steine und Rinnen für die Wasserführung.
Auf einer langen Treppe bekommen wir einen Vorgeschmack auf den Inkatrail und kommen nach einer halben Stunde Fußweg im Dorf Pisac an. Am Fluss kann man Frauen sehen, die in traditioneller Kleidung Wäsche waschen – hier werden wir wirklich in eine andere Zeit zurückkatapultiert. Im Ort gibt es einen Markt, der ziemlich auf Touristen ausgerichtet ist – es werden hauptsächlich T-Shirts, Mützen, Ponchos und andere Souvenirs verkauft. Auf der weiteren Fahrt durch das Urubambatal, das Heilige Tal der Inka, gibt es viele schon von den Inka angelegte Terrassenfelder zu sehen, die noch heute bewirtschaftet werden. In Ollantaytambo bekommen wir die erste kulinarische Spezialität Perus zu kosten: im Haus von Giovannas Eltern gibt es cuy, Meerschweinchen. Vorsichtig probieren wir die knusprig gebratenen Tiere. Das Fleisch schmeckt ein bisschen nach Kaninchen – viel dran ist aber nicht an so einem Tierchen, zum sattwerden dienen die gebackenen Kartoffeln und eine der vielen Maissorten.
Auch in Ollantytambo gibt es eine Inkaanlage zu besichtigen. Die Terrassen ziehen sich einen steilen Hang hinauf. Es findet gerade eine Probe statt für eine große Aufführung zur Fiesta einige Tage später. Auf jeder Terrasse stehen einige Schüler in ihren Uniformen als Statisten, auf einer der Felder spielt eine Truppe Schauspieler, die Musikgruppe sorgt für Untermalung. Hier ist noch zu erahnen, wie die Festungen gebaut wurde. Der Steinbruch liegt auf der anderen Talseite, die Rampe, über die die Steine herangeschafft wurden, ist noch zu erkennen. Auf dem Weg vom Steinbruch durch das Tal liegen noch einige Blöcke, auch in der Festung stehen einige riesige Felsblöcke, die schon teilweise behauen sind, aber nicht mehr eingebaut wurden.
Auf der Rückfahrt nach Cusco machen wir noch Halt in einer Besenwirtschaft – in den Hütten wird durch eine rote Plastiktüte an einen Stock gekennzeichnet, das es hier chicha gibt. So probieren eine weitere Spezialität, das Maisbier. Der Geschmack erinnert an Federweißen mit Bier gemischt. Der winzige Ausschankbereich grenzt direkt an den Stall an, wo neben Hühnern auch Meerschweinchen herumlaufen.
Abends lassen wir uns wieder auf dem Hauptplatz umwerben – ein Haufen von 11 Touristen ist natürlich ein lohnendes Ziel. Massimo und Olaf wollen diesmal etwas mehr Bier als gestern – die Bestellung von cerveza grande erbringt dann eine 1l- Flasche für jeden!
Dienstag, 28.06.05
Um 5h klingelt der Wecker, eine Stunde später ist Abfahrt nach Ollantaytambo. Hier werden die Träger zusammengeworben und letzte Dinge eingekauft. Wir haben Zeit, uns auf dem Markt umzusehen. Hier sind noch richtig die Einheimischen unterwegs, es gibt kleine Garküchen, wo allerlei unerkennbare Eintöpfe brodeln, Stände mit Gemüse, Fleisch, Haushaltswaren, Frauen in dicken bunten Röcken, die im Tragetuch auf dem Rücken Bündel mit Getreide davontragen oder vor sich das Tuch voll mit Maiskörnern zum Verkauf ausbreiten.
Weiter geht es mit dem Bus zum Startpunkt des Inkatrails bei km 82 der Bahnstrecke. Wir durften pro Person 5kg Gepäck abgeben, dass jetzt von den Trägern zu Bündeln geschnürt wird und zusammen mit den Zelten und dem Essen verteilt wird. Der starke Andrang auf den Inkatrail hat inzwischen zu einigen Beschränkungen geführt. Als Einzelwanderer kann man die Strecke gar nicht mehr laufen, man braucht zumindest einen Guide. Bei den Agenturen gibt es Regelungen, die Träger dürfen pro Person nicht mehr als 20kg tragen. Diese Gepäckbündel werden dann zusammengeschnürt und mit einem der traditionellen Tücher auf den Rücken gebunden – wir dagegen schnaufen mit unserem leichten Tagesgepäck in modernen Rucksäcken mit ausgefeiltem Tragsystem.
Als erstes steht der Kontrollpunkt an – unsere Permits und Pässe werden kontrolliert und dann geht es über eine Hängebrücke und talabwärts durch kleine Ansiedelungen. Bei der Mittagspause bekommen wir den ersten Eindruck, was organisiertes Trekking bedeutet: es gibt ein Essenszelt, eine Reihe von Schüsseln mit warmen Wasser zum Händewaschen und als erstes warmen Tee. Das Essen ist ein 3-Gänge Menü mit Suppe, einem reichhaltigen Hauptgang mit Huhn und Gemüse und Obst zum Nachtisch.
Auf dem weiteren Weg kommen wir an einer Inkaruinen vorbei, die sich in einem Seitental in Terrassen den Hang hochzieht. Unser Tagesziel liegt in Wayllabamba auf ca. 2.850m Höhe. Auf mehreren Terrassen haben verschiedene Gruppen die Zelte aufgebaut. Wir werden wieder vom Luxus überrascht: nicht nur dass die Zelte aufgebaut sind, es liegen auch noch zwei bereits aufgepumpte Luftmatratzen in jedem Zelt. Doch ein leichter Kulturschock, wo Wanderurlaub für uns normalerweise heißt 18kg auf dem Rücken, Mittagessen mit einem Müsliriegel und einem Apfel und abends Nudeln mit roter Soße. Nachdem wir unsere Füße in den vor jedem Zelt bereit stehenden Schüsseln gewaschen haben, werden wir schon zum „Five-o-clock-tea“ zitiert, wo es Kekse und Tee oder Kaffee gibt. Das geht fast nahtlos ins Abendessen über, wo uns wider ein reichhaltiges Menü erwartet. Nach einem Blick in den tollen Sternenhimmel – zum ersten Mal der der südlichen Halbkugel – sinken wir bald in unsere Schlafsäcke.
Mittwoch, 29.06.05
Wir werden mit einer Tasse Cocatee geweckt. Kaum sind wir aus den Zelten raus, baut die Mannschaft auch schon ab, und bis wir gefrühstückt haben, ist das Lager schon wieder fertig gebündelt. Nach dem reichhaltigen Frühstück (warmer Haferbrei, Obst, Brot, Marmelade, Pfannkuchen mit Karamelsoße) geht es um 8.30 los. Heute steht uns ein langer Aufstieg bevor. Zuerst kommen wir an einem weiteren Kontrollpunkt vorbei, was wir nutzen, um unseren Pass durch einen Stempel zu bereichern. Durch ein schönes Tal geht es teilweise durch Wald stetig bergauf. An jedem Rastplatz, ebenso wie abends an den Zeltplätzen sitzen Frauen, die Getränke oder Schokoriegel verkaufen – die Versorgung ist also gesichert! Bis hier gab es noch einige kleinere Dörfer – entgegen meiner Erwartungen werden wir aber nicht ständig von bettelnden Kindern umringt, obwohl dies aufgrund der Vielzahl der vorbeikomenden Tousristen sicherlich lukrativ wäre.
Um 14h sind wir auf der Passhöhe am Warmiwanusca- Pass auf 4.200m angekommen – für die meisten von uns ein Höhenrekord. Beim Abstieg beginnen die Stufen, für die der Inkatrail bekannt ist, und die ersten legen ein langsameres knieschonendes Tempo ein. Am Wegesrand gibt es immer wieder neue Pflanzen zu entdecken – in Angelas Nähe (sie ist Besitzerin eines Blumenladens) gibt es dazu viele Erklärungen. Vom Pass zum heutigen Übernachtungsplatz ist es nicht weit, nach einer Stunde ist das Tagesziel in Pacamayu erreicht. Der Platz ist wieder in vielen Terrasse angelegt, es gibt ein Toilettenhäuschen, sogar eine Dusche steht zur Verfügung. Statt der kalten Dusche nehmen wir lieber mit dem warmen Wasser aus den Waschschüsseln vor unseren Zelten vorlieb! Das Abendessen ist wieder reichlich, Salat, Suppe und als Hauptgang gibt es diesmal Alpaka.
Der Abend verläuft wieder sehr lustig, Horst und Andreas überbieten sich gegenseitig mit Schoten und auch Ronald kann einiges zum besten geben. Da er einige Jahre in Köln studiert hat, ist sein Deutsch hervorragend, er kann der Unterhaltung und den Witzen gut folgen.
Donnerstag, 30.06.05
Das Frühstück gibt wieder reichlich Stärkung für den Tag, es gibt Gemüseomelette mit Maniok. Das ist auch nötig, denn gleich geht es wieder bergauf. In Runkuraqay machen wir an einem Tambo, eine rund angelegte Wach- und Verpflegungsstation, eine erste Pause. Weiter bergauf kommen wir an eine weitere Passhöhe auf knapp 4.000m Höhe. Jetzt geht es bergab auf vielen Stufen zu einer weiteren Ruine, Sayamarca. Über eine steile Treppe geht zu der auf einem Felssporn gelegenen Anlage. Weiter unten ist schon ein Zeltplatz zu erkennen, auf dem wir unser Küchenzelt erspähen. Nach der Mittagspause geht es weiter durch Bergregenwald mit großen Farnen und Bambus wieder bergauf bis zu einer weiteren Passhöhe auf 3.600m Höhe. Unterwegs kommen wir noch durch zwei natürlich Tunnel. Auf der Passhöhe ist auch in Lagerplatz, die aufgebauten gelben Zelte inmitten von hohem Gras sehen aus wie eine Installation von Christo.
Direkt nach dem Pass kommt eine weitere Ruinen, Puyupatamarca, was Stadt in den Wolken bedeutet. Normalerweise hängen an dieser Stelle immer Wolken. Wir aber haben weiterhin strahlenden Sonnenschein! Die Besonderheit dieser Anlage sind mehrere große Wasserfassungen, die durch Rinnen miteinander verbunden sind und durch die auch heute noch das Wasser in Stufen herabfließt. Jetzt geht es durch dichten Wald immer weiter auf Stufen bergab. An einem Tambo vorbei zieht sich der Weg nach Winay Wayna noch ziemlich hin. Bis wir dort ankommen, ist es schon fast dämmrig. Karsten macht noch schnell einen Abstecher zu den Ruinen, eine große Anlage, die sich in vielen Terrassen den Hang hinauf zieht mit einigen erhaltenen Giebeln und Häusern.
Das Abendessen besteht wieder aus drei leckeren Gängen, zu Schluss gibt es sogar noch frisch gebackenen Kuchen.
Freitag, 01.07.05
Es ist noch dunkel, als wir um kurz vor 5h aufstehen und ein letztes Mal auf diesem Treck das gute Frühstück unseres Koches genießen können. Mit der ersten Morgendämmerung brechen wir um 5.30h auf in Richtung Intipunku, dem Sonnentor von Macchu Picchu. Es geht noch mal durch dichten Urwald, eine ziemlich steile Treppe hoch und schließlich sind wir an den Ausläufern der Ruinenstadt angelangt. Es ist inzwischen hell, der erwartete Sonnenaufgang fand irgendwann zwischendurch statt. Jetzt warten wir auf der Terrasse mit gutem Ausblick über die Anlage von Machu Picchu also nicht auf den Sonnenaufgang, sondern darauf, dass die Sonne die Ruinen anstrahlt. Gegen 7.15h ist es dann so weit, die Sonne steigt über den benachbarten Hügel und das Licht wandert langsam über die ganze Anlage. Nach ausgiebigem Fotografieren machen wir uns auf den Weg runter zu den Ruinen. Auf den ersten Terrassen machen wir nochmals Rast, fotografieren die herumlaufenden Lamas und lauschen Ronalds ausgiebigen Erklärungen.
Schließlich raffen wir uns auf, um die Besichtigung noch vor der Ankunft des ersten Zuges zu starten, und laufen durch die verschiedenen Teile mit unterschiedlichen Tempel, Altären, Wohnhäusern und Palästen. An einigen Häusern ist das Strohdach rekonstruiert, man kann sehen, wie die Holzbalken an herausstehenden Steinbolzen befestigt wurden. In den verschiedenen Tempeln sind die Symbole, die wir schon an den anderen Ruinen gesehen haben, wieder versammelt: Schlange, Puma, Kondor, Sonnentempel oder Sonnenuhr, kunstvoll angelegte Wasserbecken und –läufe.
Karsten startet mit Olaf, Horst und Petra noch auf den Huayna Picchu, den die Stadt überragenden Berg. Ich habe es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch noch geschafft, Durchfall zu erwischen und bleibe deshalb in der Nähe der Toiletten. Mit Petra, Andreas und Angela streife ich noch ein wenig durch die Ruinen, dann machen wir es uns auf einer Terrasse gemütlich, beobachten das Treiben der inzwischen sehr zahlreich vorhandenen Touristen und lassen die Stimmung auf uns wirken.
Am frühen Nachmittag geht’s per Bus über die schmale Serpentinenstrasse nach Aguas Calientes. Hier essen wir in einer Pizzeria zu Mittag und haben danach noch kurz Zeit, auf dem Markt, der fast den ganzen Ort einnimmt, noch T-Shirts und andere Souvenirs zu kaufen. Dann wartet schon der Zug auf uns und entgegen dem sonst üblichen Verkehrschaos wird hier ganz sorgfältig waggonweise abgefertigt, für jeden Wagen gibt es einen eigenen Schaffner, der später such für den Getränkeverkauf zuständig ist. In gemütlichem Tempo geht es durchs Urubambatal, mit schönen Ausblicken auf die üppige Vegetation und die Berghänge. Karsten hängt fast die ganze Zeit aus dem Fenster, um möglichst gute Blicke auf den Zug zu erhaschen. Einmal gibt es eine unerwartete Fahrtrichtungsänderung: um die Höhe zu überwinden, machen die Schienen eine Spitzkehre! In Ollantaytambo gibt es einen Halt, sofort kommen von überall die Händler mit Obst, Strickwaren und Getränken an die Zugfenster. Auf der Passhöhe vor Cusco verlassen wir den Zug, da die weitere Fahrt in mehreren Spitzkehren ca. 1,5h dauern würde, mit dem Bus sind wir nach etwas 40 Minuten dort.
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