[PE] Peru: Inkatrail, Auzangate und weiteres + Fotos

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    [PE] Peru: Inkatrail, Auzangate und weiteres + Fotos

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Region/Kontinent: Südamerika

    So, nachdem mein Mann am Samstag arbeiten musste und ich keine Lust hatte, alleine zum Langlaufen zu gehen, habe ich auch gearbeitet :wink: :
    der Reisebericht unserer Perutour vom letzten Jahr ist endlich fertig!
    Und irgendwann schaffe ich es vielleicht auch noch, ein paar der knapp 1000 Bilder rauszusuchen und auf forumstaugliches Format zu bringen.
    Viel Spaß beim Lesen (damit es nicht zu viel auf einmal wird, habe ich die 4 Wochen mal in wochenweise Abschnitte geteilt, die ich nacheinander einstelle)

    Noch kurz allgemeines vorneweg: nach langem Suchen und überlegen, ob selbstorganisiert oder doch mit deutschem Anbieter haben wir schließlich eine Reise gefunden, die fast genau unseren Vorstellungen entsprach - und alles, was wir sonst noch so machen wollten, konnten wir dazubuchen, so dass wir trotzt "Pauschalreise" genau das Programm hatten, dass wir auch selbstorganisiert gemacht hätten. Für uns wars so optimal, da wir nur mäßig spanisch sprechen und zudem unterwegs keine Zeit damit zubringen mussten, rauszufinden, wann und wo jetzt der Bus zum nächsten Ort abfährt, wo wir übernachten oder durch die Agenturen in Cusco zu tingeln, um die Trekingtouren zu buchen. Das Angebot an Englisch- oder auch deutschsprachigen Touren ist allerdings derart groß, dass auch wer einfach hinfliegt keine Probleme haben wird, kurzfristig was zu finden.

    jetzt aber los!

    Freitag, 24.06.05
    Mitten in der Nacht besteigen wir um 4.50h den Zug nach Frankfurt. Mit umsteigen im Hauptbahnhof sind wir um kurz nach 6h am Flughafen, wo wir dann gleich noch den Sky Train zum Terminal 2 ausprobieren können. Das einchecken geht schnell und problemlos, so dass uns genug Zeit bleibt, um erst mal zu frühstücken.
    Der Flug nach Madrid startet bei gutem Wetter, unter uns können wir den Oberrheingraben betrachten und wir haben einen guten Blick auf die Wolfsgrube. Später kommt auch der Mont Blanc ins Blickfeld. Der Service bei Iberia hat sich schon viel bei den Billigfliegern abgeguckt – was zu Essen oder zu Trinken gibt es nur gegen Bezahlung.
    In Madrid haben wir nicht viel Zeit, schnell zum anderen Terminal und gleich zum richtigen Gate. Hier sollten wir den Rest unserer Reisegruppe samt Reiseleiter treffen. Aber so sehr wir uns auch umgucken, es ist kein Schild zu sehen. Immerhin können wir zwei Mitreisende ausmachen, die ihre Adventure- Train T- Shirts angezogen haben. Die beiden suchen wir dann im Flugzeug auf und finden dann gemeinsam mit den weiteren beiden aus Frankfurt angereisten Teilnehmern raus, dass der Flug aus Berlin Verspätung hatte und der zweite Teil der Reisegruppe deshalb nicht mit hier im Flieger sitzt.
    In Lima kommen wir zügig an unser Gepäck und sehen uns in der Halle einer schier endlosen Menge an hochgereckten Schildern gegenüber. Leider steht auf keinem Adventure- Train, und auch das Hotel, das Petra extra noch erfragt hatte, ist nirgends zu lesen. Nach dem Abwehren einiger Taxiangebote und einem Telefonat mit unserem Reiseleiter Massimo, den wir in Madrid aus dem Schlaf klingeln, geraten wir schließlich noch an den richtigen Abholer und starten ins Gewühl des Peruanischen Verkehrs. In der Umgebung des Flughafens ist die Bebauung sehr amerikanisch, breite Straßen, große Einkaufsläden, Fitnessstudios. Weiter zum Meer hin dann ärmlichere Viertel mit den allgegenwärtigen halbfertigen Häusern. Dann wieder bessere Viertel, erkennbar vor allem an den hohen Mauern und Zäunen um die Häuser. Der Verkehr ist chaotisch, überall Taxis und Kleinbusse, die von ganz links noch schnell rechts abbiegen oder bei drei Spuren fünfspurig nebeneinander herfahren.
    Unser Hotel liegt im Stadtteil Miraflores, einem gepflegten und reichen Teil von Lima direkt am Meer. Im schönen Innenhof genießen wir noch ein peruanisches Bier und machen dabei die erste Bekanntschaft mit der Vorratshaltung der Hotels und Restaurants hier: das Bier wird kurz im nächsten Laden gekauft, der Portier verschwindet nach unserer Bestellung kurz und ist 5min später mit einer Plastiktüte mit Bierflaschen wieder da. Mit dem bisher versammelten Teil der Reisegruppe verstehen wir uns sehr gut – und rutschen gleich in die Außenseiterrolle als kinderlose Wessis. Die anderen haben (Ostklischeetypisch) trotz noch nicht allzu fortgeschrittenem Alter von Mitte 30 bzw. Mitte 40 schon fast erwachsenen bzw. erwachsene Kinder!

    Samstag, 25.06.
    Durch Schlummertrunk und langes Aufbleiben ist der Jetlag schon etwas abgemildert – trotzdem sind wir früh wach und treffen uns um 8h zum Frühstück.
    Die Taxifahrt in die Innenstadt lässt uns noch intensiver am Verkehrsgewimmel teilhaben als die gestrige Busfahrt. Auf der Plaza de Armas fällt gleich die allgegenwärtige Touristenpolizei ins Auge. Sehr hilfsbereit werden wir gleich angesprochen, auf Sehenswürdigkeiten, Öffnungszeiten und Geldwechselmöglichkeiten hingewiesen. Als wir mit ein Gruppenphoto vor dem Brunnen machen wollen und Andreas gerade versucht, den Photoapparat auf dem Rucksack auszubalancieren, kommt sofort jemand herbeigeeilt, um Hilfe anzubieten. Viele dieser Hilfssherrifs sind Stundeten und froh, eine Gelegenheit zum Englischsprechen zu haben.
    Als erstes besichtigen wir die Kathedrale. Wir bekommen eine gute Führung mit vielen Hintergrundinformationen über die Eroberung der Spanier. Die Kathedrale ist nach einem Erdbeben aus Holz wieder aufgebaut worden, aber dann so verputzt und angestrichen, dass es wie ein Steinbau scheint.
    Rund um die Plaza de Armas und die umgebenden Straßen gibt es viele schöne Kolonialbauten mit Holzbalkonen und reich geschmückten Fassaden. Um 13 erleben wir noch den Wachwechsel am Regierungspalast mit großer Kapelle und Aufmarsch im Stechschritt – am Ende sind allerdings alle Wachposten im Innern verschwunden, das Häuschen ist leer.
    Als nächstes besichtigen wir noch die San Francisco- Kirche mit einem schönen Kreuzgang und alter Bibliothek. Besonders bemerkenswert sind die Katakomben, in denen noch tausende von Knochen und Schädeln liegen.
    Eine weitere Taxifahrt bringt uns zum Goldmuseum, das etwas außerhalb liegt. Die moderne Museumsarchitektur ist hier noch nicht angekommen, in Kellerräumen stehen in kleinen Vitrinen eng zusammen und mit wenig Erklärungen Inka- Goldschätze in großer Zahl, Schmuck, Becher, Kultgegenstände sowie Werkzeuge, Mumien und Stoffe. Die Vielzahl gibt einen Eindruck des unglaublichen Reichtums der Inka und der Vorgängerkulturen.
    Die Taxifahrt zurück ins Hotel wird besonders abenteuerlich. Das eine Taxi ist schon leicht durchgerostet mit Löchern im Dach, bei dem anderen wackelt ein Rad – solange es noch fährt, taugts auch als Taxi! Abends machen wir einen Spaziergang zum Meer. An der Steilküste steht ein großes Einkaufszentrum mit Geschäften und Restaurants in mehreren Etagen. Unser Ansinnen, zum Strand runterzulaufen, wird von zwei Securitymenschen vereitelt, die uns eindringlich zu verstehen geben, dass wir dies aufgrund der bald hereinbrechenden Dunkelheit besser lassen sollen. Mit Blick auf den Pazifik essen wir in einem Fischrestaurant zu europäischen Preisen. Auf dem Rückweg treffen wir auf den Rest unserer Reisegruppe, die gerade angekommen sind. Also gehen wir gemeinsam noch mal zurück, damit auch die Neuangekommenen zu einem Abendessen kommen. Nach zwei Pisco Sour kommen wir um kurz vor Mitternacht wieder ins Hotel und werden von Dirk und Petra noch zum Aufbleiben genötigt, da die beiden gleich Geburtstag haben. So stoßen wir also um Mitternacht noch mit Flugzeugwein und Kümmerling an.

    Sonntag, 26.06.05
    Etwas angematscht vom Vorabend müssen wir heute schon um 7.30h frühstücken. Die Fahrt zum Flughafen ist am Sonntag morgen wesentlich ruhiger als unsere bisherigen Fahrten im Lima. Die Abfertigung dauert allerdings ziemlich lange, es gibt für alle Flüge nur eine Schlange, so dass wir schon ziemlich auf heißen Kohlen sitzen. Kurz vor knapp sausen wir dann durch die Sicherheitskontrolle und weiter im Laufschritt und mit offenen Schnürsenkeln zum Flugzeug. Der Flug ist ein angenehmer Kontrast zum Iberiaflug nach Madrid: obwohl die Flugzeit nur knapp eine Stunde beträgt, gibt es ein Getränk und einen Snack mit Sandwich und Obstsalat. Die Sicht auf die Anden ist grandios und wir bekommen schon einen Eindruck von der Landschaft, die uns die nächsten drei Wochen erwartet.
    In Cusco werden wir von Giovanna in Empfang genommen. Ronald, unser eigentlicher Guide (ihr Mann) ist noch mit einer Gruppe auf dem Inkatrail unterwegs.
    Nach einer kurzen Pause im Hotel, das von Ronalds Schwester geführt wird, mit dem ersten Genuss von Cocatee geht es gleich los mit der Inkakultur. In Tambo Machay sehen wir eine Brunnenanlage und die ersten der berühmten Mauern mit großen, exakt aufeinander geschichteten Steinen ohne jegliche Fugen. Gleich gibt es auch die erste Begegnung mit den geschäftstüchtigen Frauen und Kindern, die nichts unversucht lassen, uns Mützen, Handschuhe, Taschen oder Fingerpuppen zu verkaufen.
    Die nächste Ruine, Puca Pucara, ist eine kleine Festung, vermutlich als Stützpunkt für die Stafettenläufer errichtet. In Kenko bilden riesige Steinblöcke einen Tunnel, der zu einem Altar führt, darüber ist eine Kultstätte mit einem Wasserlauf in Schlangenform. Die Symbole von Kondor, Puma und Schlange tauchen immer wieder auf.
    Giovanna zeigt uns noch einen Laden einer Kooperative, bei dem wir Strickwaren aus feinster Alpakawolle kaufen können und wir nutzen die Gelegenheit zu ersten Einkäufen und üben uns im Handeln. Ich kaufe eine Strickjacke aus Baby- Alpaka.
    Die letzt Inkastätte für heute ist auch die größte, Sacsayhuaman. Auf drei Ebenen verlaufen zickzack- förmige Mauern mit großen, perfekt eingepassten Steinen um einen großen Platz. Im Abendlicht genießen wir die Stimmung und den Blick auf Cusco und machen uns dann zu Fuß auf den Rückweg.
    Zum Abendessen gehen wir auf die Plaza de Armas in Cusco, wo sich Restaurants in großer Zahl befinden. Gleich sind wir von Dutzenden von Werbern umringt, die uns die Karte ihres Restaurants unter die Nase halten und mit Free Drinks, Free Salad und anderen Vergünstigungen locken. Nach dem Zufallsprinzip entscheiden wir uns und bekommen leckeres Alpakafleisch in verschiedenen Varianten.
    Ich merke jetzt deutlich die Höhe, ganz plötzlich kommen starke Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit und treiben mich schnell ins Hotel zurück

    Montag, 27.06.05
    Nach unruhiger Nacht (kalt und mit Kopfschmerzen) hilft ein Frühstück mit Cocatee. Wir machen reichlich von den Angeboten zum Kauen der Blätter oder Teetrinken gebrauch – und sind schnell davon überzeugt, dass es gegen die Auswirkungen der Höhe hilft.
    Heute stehen weitere Inkaruinen auf dem Programm. Zuerst geht es nach Pisac. Die große Anlage liegt terrassenförmig am Hang, es gibt verschiedenen Bereiche für Kulthandlungen, Wohnviertel und Landwirtschaft. Auch hier gibt es wieder einen Brunnenanlage sowie mehrere kleine Tempel mit exakt gearbeiteten Mauern, eine Sonnenuhr und gemeißelte Steine und Rinnen für die Wasserführung.
    Auf einer langen Treppe bekommen wir einen Vorgeschmack auf den Inkatrail und kommen nach einer halben Stunde Fußweg im Dorf Pisac an. Am Fluss kann man Frauen sehen, die in traditioneller Kleidung Wäsche waschen – hier werden wir wirklich in eine andere Zeit zurückkatapultiert. Im Ort gibt es einen Markt, der ziemlich auf Touristen ausgerichtet ist – es werden hauptsächlich T-Shirts, Mützen, Ponchos und andere Souvenirs verkauft. Auf der weiteren Fahrt durch das Urubambatal, das Heilige Tal der Inka, gibt es viele schon von den Inka angelegte Terrassenfelder zu sehen, die noch heute bewirtschaftet werden. In Ollantaytambo bekommen wir die erste kulinarische Spezialität Perus zu kosten: im Haus von Giovannas Eltern gibt es cuy, Meerschweinchen. Vorsichtig probieren wir die knusprig gebratenen Tiere. Das Fleisch schmeckt ein bisschen nach Kaninchen – viel dran ist aber nicht an so einem Tierchen, zum sattwerden dienen die gebackenen Kartoffeln und eine der vielen Maissorten.
    Auch in Ollantytambo gibt es eine Inkaanlage zu besichtigen. Die Terrassen ziehen sich einen steilen Hang hinauf. Es findet gerade eine Probe statt für eine große Aufführung zur Fiesta einige Tage später. Auf jeder Terrasse stehen einige Schüler in ihren Uniformen als Statisten, auf einer der Felder spielt eine Truppe Schauspieler, die Musikgruppe sorgt für Untermalung. Hier ist noch zu erahnen, wie die Festungen gebaut wurde. Der Steinbruch liegt auf der anderen Talseite, die Rampe, über die die Steine herangeschafft wurden, ist noch zu erkennen. Auf dem Weg vom Steinbruch durch das Tal liegen noch einige Blöcke, auch in der Festung stehen einige riesige Felsblöcke, die schon teilweise behauen sind, aber nicht mehr eingebaut wurden.
    Auf der Rückfahrt nach Cusco machen wir noch Halt in einer Besenwirtschaft – in den Hütten wird durch eine rote Plastiktüte an einen Stock gekennzeichnet, das es hier chicha gibt. So probieren eine weitere Spezialität, das Maisbier. Der Geschmack erinnert an Federweißen mit Bier gemischt. Der winzige Ausschankbereich grenzt direkt an den Stall an, wo neben Hühnern auch Meerschweinchen herumlaufen.
    Abends lassen wir uns wieder auf dem Hauptplatz umwerben – ein Haufen von 11 Touristen ist natürlich ein lohnendes Ziel. Massimo und Olaf wollen diesmal etwas mehr Bier als gestern – die Bestellung von cerveza grande erbringt dann eine 1l- Flasche für jeden!

    Dienstag, 28.06.05
    Um 5h klingelt der Wecker, eine Stunde später ist Abfahrt nach Ollantaytambo. Hier werden die Träger zusammengeworben und letzte Dinge eingekauft. Wir haben Zeit, uns auf dem Markt umzusehen. Hier sind noch richtig die Einheimischen unterwegs, es gibt kleine Garküchen, wo allerlei unerkennbare Eintöpfe brodeln, Stände mit Gemüse, Fleisch, Haushaltswaren, Frauen in dicken bunten Röcken, die im Tragetuch auf dem Rücken Bündel mit Getreide davontragen oder vor sich das Tuch voll mit Maiskörnern zum Verkauf ausbreiten.
    Weiter geht es mit dem Bus zum Startpunkt des Inkatrails bei km 82 der Bahnstrecke. Wir durften pro Person 5kg Gepäck abgeben, dass jetzt von den Trägern zu Bündeln geschnürt wird und zusammen mit den Zelten und dem Essen verteilt wird. Der starke Andrang auf den Inkatrail hat inzwischen zu einigen Beschränkungen geführt. Als Einzelwanderer kann man die Strecke gar nicht mehr laufen, man braucht zumindest einen Guide. Bei den Agenturen gibt es Regelungen, die Träger dürfen pro Person nicht mehr als 20kg tragen. Diese Gepäckbündel werden dann zusammengeschnürt und mit einem der traditionellen Tücher auf den Rücken gebunden – wir dagegen schnaufen mit unserem leichten Tagesgepäck in modernen Rucksäcken mit ausgefeiltem Tragsystem.
    Als erstes steht der Kontrollpunkt an – unsere Permits und Pässe werden kontrolliert und dann geht es über eine Hängebrücke und talabwärts durch kleine Ansiedelungen. Bei der Mittagspause bekommen wir den ersten Eindruck, was organisiertes Trekking bedeutet: es gibt ein Essenszelt, eine Reihe von Schüsseln mit warmen Wasser zum Händewaschen und als erstes warmen Tee. Das Essen ist ein 3-Gänge Menü mit Suppe, einem reichhaltigen Hauptgang mit Huhn und Gemüse und Obst zum Nachtisch.
    Auf dem weiteren Weg kommen wir an einer Inkaruinen vorbei, die sich in einem Seitental in Terrassen den Hang hochzieht. Unser Tagesziel liegt in Wayllabamba auf ca. 2.850m Höhe. Auf mehreren Terrassen haben verschiedene Gruppen die Zelte aufgebaut. Wir werden wieder vom Luxus überrascht: nicht nur dass die Zelte aufgebaut sind, es liegen auch noch zwei bereits aufgepumpte Luftmatratzen in jedem Zelt. Doch ein leichter Kulturschock, wo Wanderurlaub für uns normalerweise heißt 18kg auf dem Rücken, Mittagessen mit einem Müsliriegel und einem Apfel und abends Nudeln mit roter Soße. Nachdem wir unsere Füße in den vor jedem Zelt bereit stehenden Schüsseln gewaschen haben, werden wir schon zum „Five-o-clock-tea“ zitiert, wo es Kekse und Tee oder Kaffee gibt. Das geht fast nahtlos ins Abendessen über, wo uns wider ein reichhaltiges Menü erwartet. Nach einem Blick in den tollen Sternenhimmel – zum ersten Mal der der südlichen Halbkugel – sinken wir bald in unsere Schlafsäcke.

    Mittwoch, 29.06.05
    Wir werden mit einer Tasse Cocatee geweckt. Kaum sind wir aus den Zelten raus, baut die Mannschaft auch schon ab, und bis wir gefrühstückt haben, ist das Lager schon wieder fertig gebündelt. Nach dem reichhaltigen Frühstück (warmer Haferbrei, Obst, Brot, Marmelade, Pfannkuchen mit Karamelsoße) geht es um 8.30 los. Heute steht uns ein langer Aufstieg bevor. Zuerst kommen wir an einem weiteren Kontrollpunkt vorbei, was wir nutzen, um unseren Pass durch einen Stempel zu bereichern. Durch ein schönes Tal geht es teilweise durch Wald stetig bergauf. An jedem Rastplatz, ebenso wie abends an den Zeltplätzen sitzen Frauen, die Getränke oder Schokoriegel verkaufen – die Versorgung ist also gesichert! Bis hier gab es noch einige kleinere Dörfer – entgegen meiner Erwartungen werden wir aber nicht ständig von bettelnden Kindern umringt, obwohl dies aufgrund der Vielzahl der vorbeikomenden Tousristen sicherlich lukrativ wäre.
    Um 14h sind wir auf der Passhöhe am Warmiwanusca- Pass auf 4.200m angekommen – für die meisten von uns ein Höhenrekord. Beim Abstieg beginnen die Stufen, für die der Inkatrail bekannt ist, und die ersten legen ein langsameres knieschonendes Tempo ein. Am Wegesrand gibt es immer wieder neue Pflanzen zu entdecken – in Angelas Nähe (sie ist Besitzerin eines Blumenladens) gibt es dazu viele Erklärungen. Vom Pass zum heutigen Übernachtungsplatz ist es nicht weit, nach einer Stunde ist das Tagesziel in Pacamayu erreicht. Der Platz ist wieder in vielen Terrasse angelegt, es gibt ein Toilettenhäuschen, sogar eine Dusche steht zur Verfügung. Statt der kalten Dusche nehmen wir lieber mit dem warmen Wasser aus den Waschschüsseln vor unseren Zelten vorlieb! Das Abendessen ist wieder reichlich, Salat, Suppe und als Hauptgang gibt es diesmal Alpaka.
    Der Abend verläuft wieder sehr lustig, Horst und Andreas überbieten sich gegenseitig mit Schoten und auch Ronald kann einiges zum besten geben. Da er einige Jahre in Köln studiert hat, ist sein Deutsch hervorragend, er kann der Unterhaltung und den Witzen gut folgen.

    Donnerstag, 30.06.05
    Das Frühstück gibt wieder reichlich Stärkung für den Tag, es gibt Gemüseomelette mit Maniok. Das ist auch nötig, denn gleich geht es wieder bergauf. In Runkuraqay machen wir an einem Tambo, eine rund angelegte Wach- und Verpflegungsstation, eine erste Pause. Weiter bergauf kommen wir an eine weitere Passhöhe auf knapp 4.000m Höhe. Jetzt geht es bergab auf vielen Stufen zu einer weiteren Ruine, Sayamarca. Über eine steile Treppe geht zu der auf einem Felssporn gelegenen Anlage. Weiter unten ist schon ein Zeltplatz zu erkennen, auf dem wir unser Küchenzelt erspähen. Nach der Mittagspause geht es weiter durch Bergregenwald mit großen Farnen und Bambus wieder bergauf bis zu einer weiteren Passhöhe auf 3.600m Höhe. Unterwegs kommen wir noch durch zwei natürlich Tunnel. Auf der Passhöhe ist auch in Lagerplatz, die aufgebauten gelben Zelte inmitten von hohem Gras sehen aus wie eine Installation von Christo.
    Direkt nach dem Pass kommt eine weitere Ruinen, Puyupatamarca, was Stadt in den Wolken bedeutet. Normalerweise hängen an dieser Stelle immer Wolken. Wir aber haben weiterhin strahlenden Sonnenschein! Die Besonderheit dieser Anlage sind mehrere große Wasserfassungen, die durch Rinnen miteinander verbunden sind und durch die auch heute noch das Wasser in Stufen herabfließt. Jetzt geht es durch dichten Wald immer weiter auf Stufen bergab. An einem Tambo vorbei zieht sich der Weg nach Winay Wayna noch ziemlich hin. Bis wir dort ankommen, ist es schon fast dämmrig. Karsten macht noch schnell einen Abstecher zu den Ruinen, eine große Anlage, die sich in vielen Terrassen den Hang hinauf zieht mit einigen erhaltenen Giebeln und Häusern.
    Das Abendessen besteht wieder aus drei leckeren Gängen, zu Schluss gibt es sogar noch frisch gebackenen Kuchen.

    Freitag, 01.07.05
    Es ist noch dunkel, als wir um kurz vor 5h aufstehen und ein letztes Mal auf diesem Treck das gute Frühstück unseres Koches genießen können. Mit der ersten Morgendämmerung brechen wir um 5.30h auf in Richtung Intipunku, dem Sonnentor von Macchu Picchu. Es geht noch mal durch dichten Urwald, eine ziemlich steile Treppe hoch und schließlich sind wir an den Ausläufern der Ruinenstadt angelangt. Es ist inzwischen hell, der erwartete Sonnenaufgang fand irgendwann zwischendurch statt. Jetzt warten wir auf der Terrasse mit gutem Ausblick über die Anlage von Machu Picchu also nicht auf den Sonnenaufgang, sondern darauf, dass die Sonne die Ruinen anstrahlt. Gegen 7.15h ist es dann so weit, die Sonne steigt über den benachbarten Hügel und das Licht wandert langsam über die ganze Anlage. Nach ausgiebigem Fotografieren machen wir uns auf den Weg runter zu den Ruinen. Auf den ersten Terrassen machen wir nochmals Rast, fotografieren die herumlaufenden Lamas und lauschen Ronalds ausgiebigen Erklärungen.
    Schließlich raffen wir uns auf, um die Besichtigung noch vor der Ankunft des ersten Zuges zu starten, und laufen durch die verschiedenen Teile mit unterschiedlichen Tempel, Altären, Wohnhäusern und Palästen. An einigen Häusern ist das Strohdach rekonstruiert, man kann sehen, wie die Holzbalken an herausstehenden Steinbolzen befestigt wurden. In den verschiedenen Tempeln sind die Symbole, die wir schon an den anderen Ruinen gesehen haben, wieder versammelt: Schlange, Puma, Kondor, Sonnentempel oder Sonnenuhr, kunstvoll angelegte Wasserbecken und –läufe.
    Karsten startet mit Olaf, Horst und Petra noch auf den Huayna Picchu, den die Stadt überragenden Berg. Ich habe es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch noch geschafft, Durchfall zu erwischen und bleibe deshalb in der Nähe der Toiletten. Mit Petra, Andreas und Angela streife ich noch ein wenig durch die Ruinen, dann machen wir es uns auf einer Terrasse gemütlich, beobachten das Treiben der inzwischen sehr zahlreich vorhandenen Touristen und lassen die Stimmung auf uns wirken.
    Am frühen Nachmittag geht’s per Bus über die schmale Serpentinenstrasse nach Aguas Calientes. Hier essen wir in einer Pizzeria zu Mittag und haben danach noch kurz Zeit, auf dem Markt, der fast den ganzen Ort einnimmt, noch T-Shirts und andere Souvenirs zu kaufen. Dann wartet schon der Zug auf uns und entgegen dem sonst üblichen Verkehrschaos wird hier ganz sorgfältig waggonweise abgefertigt, für jeden Wagen gibt es einen eigenen Schaffner, der später such für den Getränkeverkauf zuständig ist. In gemütlichem Tempo geht es durchs Urubambatal, mit schönen Ausblicken auf die üppige Vegetation und die Berghänge. Karsten hängt fast die ganze Zeit aus dem Fenster, um möglichst gute Blicke auf den Zug zu erhaschen. Einmal gibt es eine unerwartete Fahrtrichtungsänderung: um die Höhe zu überwinden, machen die Schienen eine Spitzkehre! In Ollantaytambo gibt es einen Halt, sofort kommen von überall die Händler mit Obst, Strickwaren und Getränken an die Zugfenster. Auf der Passhöhe vor Cusco verlassen wir den Zug, da die weitere Fahrt in mehreren Spitzkehren ca. 1,5h dauern würde, mit dem Bus sind wir nach etwas 40 Minuten dort.
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 05.11.2011, 00:33. Grund: Reisecharakter eingestellt

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    #2
    Samstag, 02.07.05
    Nachdem wir schon mehrere Abende hier verbracht haben, steht jetzt endlich eine Besichtigung der Stadt auf dem Programm. Ronald zeigt uns sein Qosqo, die alte Inkahauptstadt. Zuerst geht es zum Kloster Sto Domingo, das auf den Grundmauern einer alten Inka- Tempelanlage erbaut ist. Nach mehreren Erdbeben sind Teile der darauf von den Spaniern erbauten Anlage wieder eingestürzt, die Inkamauern stehen noch immer und sind mit jetzt mit neueren Schutzbauten überdacht und restauriert. Durch schmale Gassen vorbei an vielen alten Inkamauern, die als Grundsteine für die neueren Häuser dienen, kommen wir zum Hauptplatz und besichtigen die Kathedrale. Hier gibt es mehrere prachtvolle Altäre mit reichlich Silber und Gold, Gemälde der Cusco- Schule und ein kunstvoll geschnitztes Chorgestühl aus Zedernholz.
    Ronald gibt uns noch einen Tip für eine kleine Gaststätte, in der wir wie die Einheimischen essen können. In einem großen Topf werden Fleisch und Kartoffeln gekocht, daneben in einer Pfanne zum Teil gebraten – mit zwei Gerichten zur Auswahl war die Speisekarte auch schon beendet. Ich esse nur eine Hühnersuppe – aber danach meldet sich mein Durchfall wieder, also machen wir erst noch einen Abstecher ins Hotel. Der Versuch, später noch ein bisschen in die Stadt zu schlendern, scheitert, noch bevor wir wieder auf dem Hauptplatz angekommen sind. So verbringe ich den restlichen Nachmittag nicht weiter als 200m von der Toilette entfernt, während Karsten durch die Stadt streift. Danach ist noch das große Umpacken angesagt: alles auf dem Bett ausbreiten, entscheiden, was für die nächsten Tage mit muss, der Rest bleibt im Hotel.

    Sonntag, 03.07.05
    Wieder heißt es früh aufstehen, denn es steht uns eine lange Busfahrt bevor. Bis Urcos ist die Straße gut ausgebaut. Auf dem großen Markt machen wir eine Pause, hier können wir noch mal zu unglaublich günstigen Preisen Bananen, Orangen und anderes kaufen. An den Ständen gibt es Maisbier, lebende Küken, Meerschweinchen, bergeweise Fleisch, Gewürze in großen Säcken, Schuhe, Haushaltswaren. Am Rand stehen junge Männer mit Lastenfahrrädern bereit, um die Einkäufe zu transportieren, ein LKW wird mit allen möglichen Waren und Menschen beladen. Auf der weiteren Fahrt über eine staubige, serpentinenreiche Straße sehen wir noch lange Leute mit ihren Einkäufen zu Fuß in ihre weit entfernt liegenden Siedlungen wandern. Bei einem Halt an einer aussichtsreichen Stelle kommen auch gleich Kinder von irgendwo angelaufen, die wir mit unseren mitgebrachten Stiften und Heften versorgen können. In vielen der kleinen Orte, durch die wir kommen, ist gerade Markt. An zwei Stellen entlang der Straße verdienen sich ein paar Jungs ein Trinkgeld, indem sie mit der Schaufel die schlimmsten Schlaglöcher zuschütten und von den vorbeikommenden Busfahrern mit einer „propuna“ bedacht werden. Im Örtchen Auzangate ist gerade Volksfest, wir können im Vorbeifahren noch eine Tanzgruppe in bunten Kostümen bewundern.
    In Tinky endet die Fahrt, die Zelte werden auf einem Grundstück einer ehemaligen Hacienda aufgebaut. Die Begleitmannschaft für die nächsten Tage kommt hier aus dem Ort, die Männer stehen schon in ihren schicken Trachten da. Beim Zeltaufbau versuchen sich dann die Deutschen gemeinsam mit den einheimischen Frauen mit ihren vielen bunten Röcken.
    Unser Bergbegleiter für die nächsten Tage, der Ausangate, präsentiert sich in schönem Abendrot mit einer Wolke bekrönt.

    Montag, 04.07.05
    Die Wandertour beginnt mit dem beladen der Pferde, die diesmal die Tragarbeit für uns übernehmen.
    Nach einem guten Frühstück geht es los dem Ausangate entgegen, immer bergauf. Ich bin noch etwas lädiert und komme nur langsam voran, so dass nach 2h das Begleitpferd geholt wird und ich den weiteren Aufstieg zu Pferd zurücklege. Gleich der erste Anstieg führt uns bis auf 4.400m – immer wieder neue Höhenrekorde! In einem Flusstal machen wir Mittagspause, umgeben von hunderten von Alpakas und Schafen, die hier weiden. Unterwegs treffen wir noch eine Mutter mit ihren Kindern, die hier die Herden hüten. Die kleine Tochter, vielleicht drei Jahre alt, läuft mit uns mit bis zur Mittagsrast, wo sie mit uns mitisst. Hierbei wird deutlich, wie abgeschieden die Menschen hier leben: Tomaten, die in den Dörfern bergeweise auf dem Markt verkauft werden, sind ihr unbekannt, weshalb sie die Tomatensuppe, die es zuerst gibt, nicht essen will. Später treffen wir an einer kleinen Ansiedlung noch weitere Frauen mit ihren Kindern. Die Hefte und Stifte, die wir verschenken, freuen auch die Mütter – eine hofft, dass ihr Sohn jetzt lieber den weiten Schulweg auf sich nimmt, wenn er eine so gute Ausstattung hat. Die Begleitung durch Ronald ermöglicht uns hier einen guten Kontakt zu den Einheimischen, da er sich mit ihnen auf Quechua unterhalten kann und wir so mehr über die Lebensumstände hier erfahren. Die Hütten sind klein, kaum vorstellbar, dass dort jemand lebt, es gibt weder Wasser noch Strom, nicht einmal Fensterscheiben – meist haben die Hütten deshalb nur eine Türöffnung.
    Das Nachtlager schlagen wir am Fluss auf. Abends werden wir wieder mit einem mehrgängigen Menü verwöhnt – während ich wieder fit bin, hat jetzt Karsten Probleme mit Magen und Darm.

    Dienstag, 05.07.05
    Heute wartete der erste größere Anstieg auf uns. Zügig aufwärts, mit tollem Ausblick auf die Eisflanken des Ausangate- Massivs. Heute macht Karsten vom Begleitpferd Gebrauch. Die Blicke auf die umgebenden Berge erinnern teilweise an Island, mit Farbtönen von grün, rot, braun wie in Landmannalaugar. Auf dem Pass sind wir in 4.600m Höhe – wieder ein Höhenrekord und ohne größere Anstrengung in Höhen, die wir in den Alpen wohl nie erreichen werden!
    An einem kleinen See machen wir Mittagspause und genießen die Sonne. Das Wetter ist wie schon die ganze Zeit durchgehend sonnig, an einem windsgeschützten Eckchen kann man auch im T-Shirt liegen. Der weitere Weg führt fast eben an kleinen Seen und Bächen entlang, immer mit Blick auf die vergletscherten Flanken der umgebenden Berge. Ein falscher Abzweig beschert uns noch eine kleine Klettereinlage, bevor wir unvermittelt an unserem Übernachtungsplatz unterhalb eines Gletschersees ankommen. Die Gletscherzungen läuft bis unmittelbar hinein, in der kleinen Talsenke weiden unsere Tragpferde, von der Abendsonne beschienen – man kann gar nicht so schnell staunen und fotografieren, wie die Bilder wechseln. Das Camp liegt auf 4.500m Höhe, was man vor allen Dingen an der Nachttemperatur merkt – sobald die Sonne weg ist, wird es schweinekalt. Unsere neuen Schlafsäcke erweisen sich aber als voll tauglich für die Minusgrade, gut eingemummelt schlafen wir bestens. Auch die von bereits Anden- oder Himalayabereisten Freunden mitgegebene Warnung, auf der Höhe könne man sowieso nicht mehr schlafen, erweist sich als falsch – wir schlafen ohne Probleme 8 oder 9h durch. Erfreulicherweise auch ohne nächtliches Blasendrücken, dass bei den Temperaturen ziemlich unangenehm wäre.

    Mittwoch, 06.07.05
    Heute starten wir mit schönem Rückblick auf den Gletschersee und die benachbarten Felszacken, die an die Dolomiten erinnern, zum ersten Pass in 4.800m Höhe. Dicht am Gletscher und mit einem weiten Tal vor uns genießen wir den Ausblick. Leider geht es nun ordentlich runter – der Weg ist zwar schön und einfach zu gehen, aber wir wissen, dass der nächste Pass noch höher wird, und so tut uns jeder verlorene Höhenmeter leid. Beim Weg hinab kommen wir wieder an putzig dreinblickenden Alpakas vorbei, später überholen uns dann noch die Träger mit den schwer bepackten Pferden. Die Bergrücken ragen steil aus dem Talboden hervor und zeigen wieder interessante Färbungen und schöne Felsschichtungen. Unten im Tal sind wir wieder in der Nähe von ein paar Hütten, aus denen uns Kinder entgegengelaufen kommen. Nach einer Stärkung mit Energieriegeln und Cocatee machen wir uns auf, den höchsten Punkt der Reiseroute zu bezwingen. Erst geht es steil hoch, dann langsam weiter ansteigend und schließlich wieder steiler bis zur Passhöhe. Ganz gemächlich stapfen wir voran, bis wir schließlich die Passhöhe auf 5.100m erreichen. Der Ausblick ist faszinierend, auf der einen Seite das vergletscherte Auzangate- Massiv, in der weiteren Runde Berge in den verschiedensten Braun- und Rottönen, teilweise mit Grün oder Grau vermischt. So könnte man manche Berge nach Island versetzen, andere sehen aus wie Sanddünen in Marokko, und weiter hinten blinken die vergletscherten Eisriesen. Es ist sehr windig hier oben und so verweilen wir nicht allzu lange. Bei der Mittagsrast ein paar Meter weiter unten ereilt uns der einzige Regenschauer des ganzen Urlaubs, so dass wir schnell weiter talwärts laufen. In der Nähe einer kleinen Siedlung, direkt am Fluss, ist unser heutiges Nachtlager. Es werden schon die ersten Vorbereitungen fürs Abschlussfest getroffen: Ronald und der Koch kaufen einem der Dorfbewohner ein Alpaka ab, das unser Festessen sein wird.
    Die mutigen waschen sich noch im Fluss – sehr kalt, und nach dem wie immer reichlichen Abendessen fallen wir schnell in die Schlafsäcke.

    Donnerstag, 07.07.05
    Der letzte Tag richtig in den Bergen. An kleinen gefrorenen Wasserfällen vorbei geht es durch ein alpin anmutendes Hochtal. Wir sehen wieder Schafe und Alpakas und Viscachas, eine Art Andenkaninchen. Einer der Träger ist extra dazu abgestellt, das gekaufte Alpaka an der Leine zu führen. Langsam gewinnen wir wieder an Höhe und sind gegen Mittag am Jampa- Pass auf 5.050m Höhe. Von beiden Seiten kommen die vergletscherten Bergmassive ganz nah, bei gleißender Sonne machen wir eine kurze Rast zwischen Steinmännchen. Etwas tiefer machen wir Mittagsrast an einem kleinen See und genießen den Blick auf die vergletscherten Berge, die uns von drei Seiten umgeben. Immer wieder gibt es neue Zacken und Formen zu entdecken, wir können uns gar nicht satt sehen. Der weitere Abstieg führt uns über Geröllfelder und zwischen Alpakaherden vorbei ans Ufer eines in der Sonne glänzenden Sees. Hier warten schon die Zelte auf uns und wir genießen die Sonnenstrahlen und den Rückblick auf die grandiose Bergwelt.
    Wir sind schon wieder näher an der Zivilisation – zu bemerken an den Frauen, die uns Mützen, Pullover und andere Handarbeiten anbieten.
    Nach dem Abendessen nimmt der größte Teil von uns noch mal seinen Mut zusammen und wir beobachten unsere Begleitmannschaft, wie sie das gestern erworbene Alpaka schlachten und ihm das Fell abziehen – nichts für schwache Nerven!

    Freitag, 08.07.05
    Unser letzter Wandertag beginnt wieder kalt, vorbei an kleinen, an den Rändern gefrorenen Seen und über einen gut zugefrorenen, weit verzweigten und flachen Bachlauf, wo Karsten sich noch einen für die nächsten Tage anhaltenden Spott einfängt, als er nach einem kurzen Rückblick einfach weiterläuft, statt mir, die auf dem Eis ausgerutscht flach auf der Seite liegt, aufzuhelfen. Das nächste in Sicht kommende Gehöft ist schon etwas besser ausgestattet, Steinmauern umziehen die Häuser und bilden Flächen, in denen die Herden zusammengetrieben werden können. Nach ca. 3h sind wir in Pacchanta, einem kleinen Dorf. Hier gibt es eine warme Quelle, die in ein Betonbecken geleitet wird und natürlich ausgiebig zum Baden genutzt wird. Nach dem Genuss von ein wenig Margerito (so heißen die 1l- Flachen Bier) wird die Stimmung immer besser und zur allgemeinen Erheiterung – vor allem der zahlreich anwesenden Dorfbevölkerung- gibt es kleine Showeinlagen. Die Herren wetteifern um den schönsten Hintern und dann werden noch die Glocken von Rom geläutet.
    Auf einer Wiese neben dem Bad gibt es Mittagessen und dann geht es zur letzten Etappe zurück nach Tinky. Die Zivilisation ist schon wieder voll um uns: leicht bergauf geht es über eine geschotterte Straße, vorbei an einer Schule und einzelne Gehöften. Über die weite Hochebene zeiht sich der Weg über die Felder lange, die Berge verschwinden immer weiter hinter uns. Im nächsten Dorf geht es steil bergab und plötzlich stehen wir unvermittelt knapp über unserem Startpunkt am Fluss. Auf dem Lagerplatz verteilen wir unsere letzten Müsliriegel und Trockenfrüchte an die Dorfjugend. Einige spielen Fußball, die Frauen des Dorfes eifrig mit dabei.
    Zur Zubereitung des Alpakas wird aus Feldsteinen ein Ofen aufgeschichtet und gut eingefeuert. Nach einiger Zeit werden die oberen Steine abgenommen, die Alpakastücke und Kartoffeln werden direkt in die Glut gelegt und mit Steinen, Eukalyptuszweigen und Erde wieder abgedeckt. Etwa eineinhalb Stunden später wird das ganze auseinandergenommen und serviert. So genießen wir ein peruanisches Festessen mit gut gewürztem, knusprigem Fleisch, Kartoffeln und cerveza.
    Anschließend steigern wir durch ein paar Rundgesänge und anderen Blödsinn die Stimmung, bis die Musik startet. Zu immer gleicher Musik und Gesang wird getanzt, dass die Röcke fliegen – vor allem mit schier endloser Kondition. Bei jeder kleinen Pause schleichen sich ein paar erschöpft ins Zelt, die eintönige Musik begleitet uns in den Schlaf.

    Samstag, 09.07.05
    Früh um 8h verabschieden wir uns von unserer Begleitmannschaft und machen uns auf den Rückweg. Nach einem kurzen Verpflegungshalt in Ocongate geht es über schauklige und kurvige Straßen zurück. An einer Brücke genießen wir den letzten Blick zurück auf das Auzangatemassiv.
    Ein Stückchen vor Urcos sehen wir neben der Straße einige Bauern bei der Arbeit und statt nur zu fotografieren, helfen einige gleich mit, die Esel im Kreis zu treiben, um so das Korn zu dreschen. Der Fortschritt hat auch hier schon Einzug gehalten: als Peitsche wir ein alter Keilriemen verwendet.
    Ohne das bunte Markttreiben wirkt Urcos viel kleiner und unbedeutender als knapp eine Woche zuvor, wir fahren zügig weiter in Richtung Cusco.
    Hier ist wieder das übliche umpacken angesagt – Ritual jeder Ankunft hier im Hostal: alles, was mit war neben dem hiergebliebenen auf dem Bett ausbreiten und entscheiden, was jetzt für die nächsten Tage gebraucht wird und was in den großen Müllsack kommt bis zur nächsten Rückkehr.
    Den Nachmittag haben wir noch mal Zeit zur Erkundung von Cusco – der Großteil der Gruppe steht ja schon fast am Ende der Reise, da heißt es letzte Mitbringsel einkaufen. Bei uns ist gerade mal Halbzeit, uns drängt es also noch nicht so. Wir gehen in eine große Markthalle, die etwas außerhalb des Zentrums und damit der Touristenströme liegt, wo es Berge von Obst und Gemüse kunstvoll aufgetürmt bis unter die schmiedeeiserne Dachkonstruktion zu bestaunen gibt. Auf dem Rückweg kaufen wir noch ein paar T- Shirts – schließlich haben wir auf anraten von anderen Perureisenden nur wenige mitgenommen, um uns hier eindecken zu können.
    Abends gehen wir zusammen in eine Pizzeria ganz in der Nähe des Hotels – günstig, aber dafür zum ersten Mal hier richtig schlecht. Zum Ausgleich finden wir noch ein gutes Cafe, wo wir die Geschnacksnerven mit Capuccino und Kuchen wieder versöhnen. Im Anschluss geht de Hälfte der Gruppe noch in eine Disco, wo wir uns zu guter Musik noch unter das Internationale Publikum mischen.

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    • Nammalakuru

      Lebt im Forum
      • 21.03.2003
      • 9352
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      Goiler Bericht ...
      Gibts ein paar Bilder zur Untermalung des Ganzen?

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      • carola_trekking
        Erfahren
        • 22.03.2005
        • 252

        • Meine Reisen

        #4
        wenn nächstes Wochenende schlechtes Wetter ist, könnte ich mich mal dran machen und ein paar Bildchen ins richtige Format bringen....
        wenn gutes Wetter ist muss ich natürlich raus in den Schnee!
        als Mini- Vorgeschmack kannst Du schon mal die beiden Bilder nehmen, die ich in letzter Zeit im "wo bin ich" Thread zum raten eingestellt habe

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        • carola_trekking
          Erfahren
          • 22.03.2005
          • 252

          • Meine Reisen

          #5
          damit es nicht ganz so textlastig wird, vor der Fortsetzung des Berichtes noch ein paar Bilder auf die schnelle hochgeladen :wink:

          Start zum Inkatrail bei km 82 der Bahnstrecke


          auf dem Warmiwanusca- Pass (4.200m)


          Blick vom Sonnentor auf Macchu Picchu


          auf dem Markt in Urcos


          kleines Mädchen beim Mittgaessn auf dem Auzangate- Trek


          Alpakas


          unsere Begleitmannschaft mit Pferden


          der höchste Punkt der Tour (und der höchste bisher in meinem Leben): 5100m


          Rückblick auf den Auzangate


          mehr dann morgen oder so - jetzt mach ich erst mal Feierabend vom Computer! :kaffee:

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          • -Flo-
            Erfahren
            • 09.03.2004
            • 146

            • Meine Reisen

            #6
            Wow, klasse Bericht und super Fotos. Das macht Lust auf mehr...bin schon auf die Fortsetzung gespannt

            Wie hast Du denn eigentlich die Höhe vertragen? Hattest Du nach den Kopfschmerzen am Anfang der Reise anschließend auf dem Inkatrail noch Probleme mit der Höhe?

            Grüße, FLO

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            • carola_trekking
              Erfahren
              • 22.03.2005
              • 252

              • Meine Reisen

              #7
              @ Flo:
              die Höhenanpassung hat erstaunlich gut funktioniert - wir sind ja morgens in Cusco gelandet, dann gleich mal bei den ersten Inkaruinen rumgestiefelt, wobei es mir prächtig ging. Beim Abendessen überfielen mich dann Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit schlagartig - nach zwei Aspirin und wenig Schlaf wars am nächsten Tag mittags weg.
              Danach hatte ich keine Probleme mehr - wobei ich den kurzen Ausfall zwischen Inkatrail und Auzangate- Tour auch teilweise auf die Höhe zurückführe, beim Wasser haben wir jedenfalls extrem aufgepasst, und nur das Essen kanns nicht gewesen sein.
              Den Anstieg auf den 5.100m hohen Pass fand ich jedenfalls nicht anstrengender als einen auf einen 3.000er der Alpen.
              Gruß Carola

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              • carola_trekking
                Erfahren
                • 22.03.2005
                • 252

                • Meine Reisen

                #8
                so, damit ihr nicht zu lange warten müsst, mal wieder ein Stück Bericht!

                Sonntag, 10.07.05
                Wieder geht es mit dem Bus los, die nun schon bekannte Strecke bis Urcos. Die eigentlich geplante Zugfahrt von Cusco an den Titicacasee entfällt für uns leider, da sonntags keine Personenzüge fahren. Als Ausgleich bekommen wir einige Sehenswürdigkeiten der Strecke zu Gesicht. Kurz vor Urcos machen wir den ersten Stop, in Andahuayllas. Hier gibt es eine sehr schöne Kirche, die als Sixtinische Kapelle der Anden bezeichnet wird und auch eine wirklich tolle Innenbemalung aufweist. Leider ist sie ziemlich heruntergekommen, einiges kaum noch zu erkennen. Am Markt in Urcos fahren wir diesmal vorbei, es geht weiter nach Combapata. Hier ist Viehmarkt. Neben Rindern, Schafen und Lamas zieht vor allem ein Schamane die Blicke auf sich, der nur mit Lendenschurz bekleidet ein Urwald- Heilmittel verkauft, das gegen alle nur erdenklichen Leiden hilft.
                Das ganze Dorf ist ein großer Markt, es gibt Kaninchen, Berge von bunter Wolle, lebende Küken, Berge von Fleisch in Stücken oder als ganze Tiere und beeindruckend viele Sorten von Mais und Kartoffeln.
                Auf der Weiterfahrt kommen wir immer höher durch karger werdende Landschaft und erreichen schließlich bei La Raya die Passhöhe auf 4.300m. Wieder sind wir nahe an die vergletscherten Berge herangekommen. Der Haltepunkt ist ganz auf die vorbeikommenden Touristen ausgelegt, es gibt große Tische, an denen alle Sorten von Strickwaren feilgeboten werden, und ein festlich gekleidetes Mädchen posiert neben einem bunt geschmücktem Lama.
                In Ayaviri hat Ronald für uns ein Mittagessen organisiert, in einem kleinen Hinterhof gibt es ein ganzes Lamm, grob zerteilt in Stücke zum Abknabbern vom Knochen.
                Als wir in Puno ankommen, ist es schon fast dunkel, schnell schlendern wir noch zur Kathedrale und anschließend über den Markt. Es gibt ein gutes und günstiges Angebot an Strickwaren und Decken, so dass wir einige Mützen, Handschuhe und bunte gewebte Tücher kaufen. Etwas abseits liegt noch der Markt für die Einheimischen – neben einigen Obst- und Fleischständen gibt es hier Radios, Schreibwaren, Kleidung, Drogerieartikel und vieles mehr. Karsten greift gleich zu und kauft für 30 soles (10$) eine Jeans.
                Zum Abendessen gehen wir wieder in eine Pizzeria, diesmal eine sehr gute!

                Montag, 11.07.05
                Um als Guide Touren auf dem Titicacasee zu begleiten, braucht man eine spezielle Lizenz – und so überlässt uns Ronald heute einem Kollegen, der uns auf der Bootsfahrt begleitet. Zuerst geht es zu den Schilfinseln der Urus. In der flachen Puno- Bucht wächst sehr viel Schilf, dass von diesem Bevölkerungszweig als Lebensgrundlage genutzt wird. An einem stabilen Schilfbusch wird über dem Wurzelstocke soviel Material aufgelegt und eingewoben, dass sich eine stabile, begehbare Fläche bildet. So entstehen die schwimmenden Inseln, die allerdings nur bei Hochwasser wirklich schwimmen. Auch die Häuser und Boote sind aus Schilf. Bei diesem Volksstamm fand Thor Heyerdahl die Fertigkeiten, die sein Schilfboot schließlich über den Atlantik brachten.



                Das Leben heute scheint nur noch für die Touristen auf den Inseln stattzufinden – etwas abseits stehen Hütten aus Wellblech, auch auf Schilfinseln, in denen die Menschen zum größten Teil leben. Wie uns die Eltern hinterher erzählt haben, war dies allerdings schon vor 30 Jahren so.
                Auf der Weiterfahrt gibt uns der Führer einen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Titicacasees und seine Kulturen – leider wirkt das sanfte Schaukeln und sein auswendiggelernter Text sehr ermüdend und so verschwinden nach und nach alle unauffällig hinter der Sonnenbrille.
                Auf der Insel Taquile legen wir an einem kleinen Hafen etwas abseits an und machen erst einmal eine sehr schöne Wanderung über die Insel. Die Landschaft mutet mediterran an, nicht zu glauben, dass wir hier auf fast 4.000m Höhe sind.



                Aus Bolivien grüßt die Cordillera Real, die Königskordillere herüber, später ist auch die Sonneninsel in der Ferne auszumachen. Im Hauptort der Insel gibt es Mittagessen. Die Bewohner sind in einer Kooperative organisiert, so dass alle vom Touristenrummel profitieren. Im Restaurant der Kooperative gibt es becherelle (= kingfish) aus dem Titicacasee, sehr lecker. Auf dem Marktplatz haben sich auch die strickenden Männer versammelt. Die Tracht ist sehr farbenfroh, und die langen Mützen werden hier traditionell von den Männern gestrickt, die das Strickzeug immer locker in der Hand halten. Fleißig mit den Nadeln geklappert wird allerdings vorwiegend, wenn gerade ein Fotoobjektiv im Anschlag ist.
                Ein wenig abseits des Touristenstroms wandern wir noch zum höchsten Punkt der Insel, auf dem eine archäologische Stätte zu besichtigen ist, ein altes Aymara- Heiligtum.



                Auf der Rückfahrt genießen wir die Sonne an Deck und das warme Abendlicht über dem Schilfgürtel.
                Den gemeinsamen Abschlussabend verbringen wir in einem netten Restaurant mit gutem Essen (Alpaka, Quinoa- Spezialitäten, Fisch) mit musikalischer Unterhaltung und Tanzdarbietungen.
                Wir finden spät abends sogar noch einen Laden, der Spirituosen verkauft, so dass wir noch eine Flasche Sekt erstehen können.
                In kleiner Gruppe gehen wir anschließend noch in eine nette Kneipe, wo wir die junge Bedienung mit unseren Wünschen und Bezahlungen in Dollar etwas durcheinanderbringen.

                Dienstag, 12.07.05
                Anlässlich unseres Hochzeitstages bereichern wir das mäßige Hotelfrühstück durch ein wenig Sekt. Danach geht es nach Juliaca, wo der größte Teil der Reisegruppe den Flieger nach Lima besteigt. Nach großer Abschiedszeremonie fahren wir mit Angela und Dirk, die mit uns noch ein paar Tage in den Dschungel fahren, und Ronald zurück Richtung Cusco. In Juliaca staunen wir noch über den wilden Verkehr, hier gibt es nicht so viele Taxis wie in Cusco oder gar Lima, dafür massenhaft Rikscha- Fahrräder oder Motorräder, die mit abenteuerlicher Beladung durch die Straßen heizen.
                Dirk hat im Reiseführer noch eine Sehenswürdigkeit am Wegesrand entdeckt, und kann Ronald überzeugen, den ca. 10km langen Abstecher zu den Steinformationen von Tanijani zu machen. Wind und Wasser haben hier über Jahrhunderte bizarre Felsstrukturen geformt, ähnlich wie ich es aus dem Bryce- Canyon kenne, deutlich kleiner in der Fläche, aber dafür urtümlicher. Mitten durch begegnet uns auf der Staubstrasse ein Mädchen auf dem Fahrrad. Auf der Fahrt genießen wir noch den Blick über das weite Altiplano, immer wieder stehen verstreut einzelne Hütten, obwohl die Gegend völlig unwirtlich aussieht. Eine faszinierende Landschaft ist es in jedem Fall.

                Die Strasse zwischen Juliaca und Cusco ist sehr gut ausgebaut, so dass wir schon am frühen Nachmittag ankommen. Nach einem späten Mittagessen im Cafe suchen wir noch eine andere Markthalle etwas außerhalb auf, wo es T- Shirts, Strickwaren und anderes Kunsthandwerk gibt und ich endlich Töpferwaren finde, die mir gefallen (nicht nur kleine Becher, sondern schöne große Schüsseln mit typischen Mustern).
                Am späteren Nachmittag kommt Shirley, unsere Guide für den Urwald, zu uns ins Hotel und wir erfahren, was uns die nächsten Tage erwartet.
                Abends entscheiden wir uns für das Restaurant, in dem wir schon am ersten Abend in Cusco gegessen haben – die fleißigen Anwerber auf der Plaza bieten hier neben dem obligatorischen Free Drink auch noch Free Salad dazu.

                Mittwoch, 13.07.05
                Um 7.30 ist Abfahrt, in einen sehr urigen Bus, der offensichtlich schon einige Jahre Einsatz im fernen Osten zugebracht hat (oder ist das von hier aus der ferne Westen?). Auf jeden Fall sind die Scheiben der Tür mit chinesischen Schriftzeichen beklebt. Die geteerte Straße aus Cusco heraus bleibt uns nicht lange erhalten, bald beginnt das Geschuckel über Schotterstraßen, dass uns 8h begleiten wird. Bei Ninamarca besichtigen wir Grabtürme der Tianaco- Kultur, die das Inkareich erobern wollten und gescheitert sind. Um 13h sind wir in Paucartambo, einem kleinen Ort am gleichnamigen Fluss. Hier machen wir Mittagspause und schlendern noch kurz über die nette Plaza und vorbei an einigen farbenprächtigen Marktständen. Schon zu Inkazeiten war der Ort ein Umschlagplatz für Verkehr und Handel, aus dem Andenhochland war dies der letzte Vorposten vor dem endlosen Urwald. In ein paar Tagen ist hier die Große Fiesta de la Virgen del Carmen und der ganze Ort ist mit Vorbereitungen beschäftigt. Am Ortseingang war unser Bus schon angehalten worden, an einem Bretterverschlag, an dem ein Mann gerade damit beschäftigt war, das Wort „peaje“ auf die Wand zu pinseln, und vor dem ein provisorischer Schlagbaum aufgebaut war. Im Ort fegten Schulkinder in Uniform den Staub von rechts nach links und überall wurde Fähnchen aufgehängt.
                Da der Rio Paucartambo erst noch einige hundert Kilometer nach Norden fließt, bevor er ins Amazonastiefland abbiegt, müssen wir jetzt noch einen Pass von 3.700m Höhe überwinden. Oben auf dem Acjanacupass gibt es einen Aussichtspunkt, von dem wir schon die endlosen Wälder einsehen können und das erste Urwaldtal mit der darinstehenden Wolkenwand. Dem Erbauer der Straße bis hierher und weiter in den Urwald ist hier ein Denkmal errichtet, der schwedische Ingenieur Ericson war hier ca. 1880 tätig. Kurze Zeit später beginnt der Manu- Nationalpark und die Abfahrt über eine abenteuerlich schmale Straße 2.000 Höhenmeter hinab. Es ist schon dunkel, als wir in der San Pedro Lodge auf 1.700m Höhe ankommen. Die letzten 2 Kilometer gehen wir zu Fuß durch die Dämmerung, vorbei an riesigen Bäumen und Farnen und begleitet von lauten Gezwitscher und Gekrächze von hunderten von Vögeln. Die Lodge besteht aus vier Häusern, eins mit Küche und Essraum, eins mit Schlafzimmern, eins als großer Aufenthaltsraum bzw. Matratzenlager und ein Waschhaus. Unsere Gruppe ist bunt zusammengewürfelt, neben uns vier Deutschen gibt es zwei Amerikaner, zwei Kanadier und einen Paraguayer, der in Kanada lebt.

                Donnerstag, 14.07.05
                Noch im Dunkeln, um 5 Uhr stehen wir auf, um ab 5.30 an einem Aussichtspunkt auszuharren. In den Baumwipfeln um uns rum tauchen in der Dämmerung Papageien auf, die Cock of the Rocks, der Peruanische Nationalvogel. Die Männchen führen hier ihre Balztänze auf und wir bekommen auch einige zu sehen.
                Nach der Schaukelei im Bus gestern werden heute unsere Bandscheiben auch etwas andere Weise strapaziert: nach dem Frühstück geht es weiter abwärts mit dem Mountainbike. Bis nach Pilcopata stehen uns 1000 Höhenmeter auf holpriger Straße bevor. Immerhin können wir jetzt anhalten, wann und wo wir wollen, und genießen immer wieder Blicke ins Tal oder unbekannte, farbenprächtige oder großblättrige Pflanzen am Wegesrand, Angela erklärt die Blumen. Hinter einem kleinen Ort besichtigen wir noch eine Cocafarm. Die Abwechslung zur Busfahrt war sehr nötig, für mich war diese Kostprobe des Mountainbiken aber gleichzeitig ausreichend, um zu wissen, dass die Wochenendausfahrten im Pfälzer Wald auch weiterhin ohne mich stattfinden können – da geh ich doch lieber zu Fuß!



                Die schmerzenden Arme konnten wir kaum ausruhen, in Pilcopata hatten wir kurz Zeit zum umziehen, dann ging es auf den Fluss. Im Schlauchboot stand uns eine einstündige Raftingtour bevor. Glücklicherweise war der Fluss nicht sehr wild, so dass genug Zeit war, um die Landschaft zu bestaunen, zwischendurch zu baden (und dabei die Sonnenbrille verlieren) und sich von Mücken zerstechen zu lassen. Morgens hatte ich mich ja sehr gründlich eingeschmiert – aber zum Mountainbiken hatte ich lange Hosen an. Und bei dem schnellen umziehen war dann keine Zeit mehr zum nachschmieren der jetzt freien Stellen, so dass ich prompt völlig zerstochenen Beine hatte. Da wir nicht in einem Malariagebiet waren, nicht weiter tragisch, nur sehr juckend!
                In Atalaya gab es einen Mittagsimbiss, dann ging es per Boot, eine Art Dschunke, weiter zur Lodge. Auch hier sind wieder mehrere kleine Häuser locker auf einer Lichtung gruppiert, mit Lüftungsschlitz zwischen Wänden und Dach und Moskitonetz überm Bett. Angela, Dirk, Karsten und ich machen noch einen kurzen Urwaldspaziergang mit Shirley, wo wir schon einige interessante Pflanzen und Insekten sehen – einen walking tree, der sich durch bilden von neuen Wurzeln und absterben der alten bis zu 4cm im Jahr fortbewegt, Kautschukbaum, und verschiedene andere, deren Saft oder Rinde heilende Wirkung hat.

                Freitag, 15.07.05
                Beim Frühstück gibt es Fruchtsalat aus eigenem Anbau. Vormittags gibt es noch eine sportliche Aktivität – die canopy tour, ein Hochseilgarten mit 4 Seilstrecken durch die Baumwipfel mit anschließendem Abseilen. Ein netter Spaß, für uns aber kein besonderer Nervenkitzel – Klettern ist aufregender! Durch die Konzentration auf das Anlanden an der nächsten Plattform und das rechtzeitige Bremsen kann man die Sicht durch die Baumwipfel auch nicht so richtig genießen.
                Mittags bekommen wir ein bisschen was vom Urwaldklima mit, es wird ziemlich schwül und wir faulenzen in der Hängematte und am Fluss. Vom Amazonastiefland trennt uns noch eine Bergkette, so dass noch nicht das typische Urwaldklima mit einmal täglich Regen anzutreffen ist. Auch hier haben wir wieder durchgängig Sonnenschein.
                Nachmittags machen wir dann noch eine Wanderung durch den Urwald. Bei einem Anwesen in der Nähe der Lodge sehen und probieren wir Kakaobohnen und Zuckerrohr. Im Wald sehen wir Blattschneiderameisen, einen Mammutbaum, schwingen an einer Liane und betrachten Würgebäume, die an anderen hochwachsen und sie dadurch erwürgen.
                Auf dem Gelände der Lodge wachsen noch Ananas, Papayas und Pampelmusen.

                Samstag, 16.07.05
                Im Morgengrauen fahren wir noch ein Stück flussabwärts zu einer Kiesbank. An einem Steilabbruch richten die Guides ihre fernrohre aus und nach einiger Zeit sind tatsächlich riesige Mengen an Papageien zu sehen. Die Vögel fressen viele unreife Früchte und Samen. Um die bei der Verdauung entstehenden giftige Stoffe zu neutralisieren, benötigen sie Mineralstoffe und Kalk, die sie dort an den Steinen finden und fressen.
                Nach dem Frühstück nehmen wir Abschied von der Lodge und dem Hausschwein, dass es in einem unbeachteten Moment noch geschafft hat, sich in Karstens Bett zu legen, und fahren mit dem Boot wieder flussaufwärts. Es ist sehr niedriger Wasserstand, an einigen Stellen müssen wir aussteigen und am Ufer entlang laufen, damit das Boot über die Stromschnellen hinwegkommt. In Atalaya steigen wir wieder in den Bus, diesmal ein alterschwacher Kleinbus. Zum Mittagessen sind wir in der San Pedro Lodge und können noch Schmetterlinge und einen Kolibri beobachten.



                Danach gibt es wieder ein Stück Abenteuertrip: der Bus fährt seltsam, mal langsam, dann wieder schneller, komisch ruckartig. Wir kommen noch langsamer voran als auf der Herfahrt. Am späten Nachmittag sind wir in Paucartambo. Hier ist die Fiesta in vollem Gange und wir machen eine Pause, um die Tänzer zu sehen. Verschiedenen Gruppen defilieren in bunten Kostümen um die Plaza, wie Karneval.
                Mit Einbruch der Dunkelheit fahren wir weiter. Plötzlich bleibt unser Bus stehen. Der Fahrer steigt aus, klappt den Sitz hoch und lässt langsam den Druck vom Kühler ab, den er bei laufendem Motor aufschraubt. Jetzt verstehen wir auch, warum er vorher suchend nach einem Bach oder ähnlichen geguckt hat: mit einer Plastikflasche holt er mehrmals Wasser und füllt es nach. Die Weiterfahrt geht nun etwas zügiger, dafür sind die Insassen etwas beunruhigt, selbst die Holperstrecke will uns nicht recht in den Schlaf wiegen. Einige Zeit später wiederholt sich das ganze noch mal, jetzt sind wir allerdings schon kurz hinter Kenko mit Blick auf Cusco. Gut, dass wir für die Trekkingtour mit Stirnlampen ausgerüstet sind, so können wir auch noch helfen! Um 22h sind wir endlich in Cusco und froh, diese Fahrt gesund überstanden zu haben.
                Schnell gehen wir noch was essen und landen in einer sehr netten Kneipe in San Blas, klein, gemütlich und gut.

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                • Julia
                  Fuchs
                  • 08.01.2004
                  • 1384

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Zitat von carola_trekking
                  Bei diesem Volksstamm fand Thor Heyerdahl die Fertigkeiten, die sein Papyrusboot schließlich über den Pazifik nach Polinesien brachten.
                  Nur ein kleiner Einwurf: so weit mir bekannt, fuhr Heyerdahl mit der Ra I und II (Schilfboote) über den Atlantik, nicht den Pazifik, und später mit der Tigris (ebenfalls Schilf) im Persischen Golf. Die Kontiki dagegen, mit der er den Pazifik nach Polynesien überquerte, war ein Balsafloss, kein Schilfboot nach der Titicacasee-Art.

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                  • Waldschreck
                    Erfahren
                    • 19.10.2005
                    • 238

                    • Meine Reisen

                    #10
                    Eine fast identische Tour habe ich ein paar Wochen später im August
                    auch gemacht. Die Unmengen von Eindrücken insbesonders die Menschen
                    die tollen Landschaften und die Weite der Landschaft benötigen schon
                    eine längere Zeit um "verdaut" zu werden. Man sieht dann erst einmal,
                    mit "wie wenig" die Leute zurechtkommen und sieht hier dann vieles
                    gelassener. Die Höhe hat trotz guter Akklimatisierung ziemlich gezehrt.
                    In fast allen höher gelegenen Hotels gab es an der Rezeption Sauerstoff-
                    flaschen die auch rege gebraucht wurden. Auch die extrem trockene
                    Luft machte uns Probleme. Die meisten unsere Reisegruppe hatte Nasen-
                    bluten. Ich habe ja schon viele Ecken der Welt besucht, Peru war für
                    mich persönlich das intensivste Erlebnis.

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                    • carola_trekking
                      Erfahren
                      • 22.03.2005
                      • 252

                      • Meine Reisen

                      #11
                      So, es wird mal Zeit, dass ich den letzten Teil des Reiseberichtes veröffentliche, bevor die nächste Reise ansteht

                      Sonntag, 17.07.05
                      Wir verabschieden uns von unseren beiden Mitreisenden, die heute nach Lima und dann weiter nach Deutschland zurückfliegen. Für uns bleibt noch etwas Zeit, so bummeln wir noch mal durch die Stadt. Auf der plaza mayor ist eine große Parade. Wie wir später erfahren, findet dies jeden Sonntag statt, die Schulen und Vereine der Stadt defilieren hier in Schuluniform oder mit Motivwagen und Kostümen. Nach letzten Souvenireinkäufen geht es nachmittags zum Flughafen. Wir waren schon etwas beunruhigt, da wir keine Unterlagen für unsere weiteren Flüge hatten – aber am Flughafen reichte dann der Pass zum Check- in, sehr modern!
                      Mit Zwischenstopp in Juliaca fliegen wir nach Arequipa. Toller Ausblick über die zurückgelegte Strecke zum Titicacasee und das Altiplano. In Arequipa haben wir schon am Flughafen einen traumhaften Blick auf den Vulkan Misti. Der Flughafen ist klein und die Gepäckbeförderung erfreut uns besonders: aus dem Flugzeug werden die Koffer auf einen Wagen ausgeladen. Der wird vor das Gebäude gefahren, dort auf das Förderband geladen, dass für 2m außerhalb des Gebäudes verläuft und durch eine Glasscheiben vom Innenraum getrennt ist – wir können unsere Rucksäcke also schon im großen Stapel auf dem Gepäckwagen orten und beobachten wir sie aufs Band geladen werden, damit wir sie drei Meter weiter wieder runternehmen können. Vom Flughafen werden wir abgeholt und zum Hotel begleitet. Es liegt etwas außerhalb des Zentrums und ist eher ein Businesshotel denn für Touristen – wir genießen den Luxus eines großen Bades und lernen endlich mal, was Jacuzzi ist.
                      Zum Abendessen spazieren wir noch ins Zentrum, essen in der Nähe der Kathedrale (mal wieder Alpaka) und gönnen uns auf dem Rückweg das Abenteuer Taxifahrt.


                      Montag, 18.07.05
                      Schon geht es wieder los zu einer Tour. Die Gruppen werden immer einheimischer: jetzt sind wir die einzigen Europäer zwischen 4 Peruanern und einem Argentinier. Unsere Guide erklärt uns erst noch einiges zu Arequipa. Die Stadt wurde insgesamt dreimal gegründet, erst von den Aymara, für die Artekipa von den Bergen kommend heißt. In Quechua, der Sprache der Inka, hieß die Stadt Arekipal, was bedeutet. gutes Klima. Die dritte Gründung erfolgte dann durch die Spanier, die sie zur bedeutendsten Kolonialstadt Perus machten. Der weiße Tuffstein aus der Umgebung wurde hier verbaut, so dass die gesamte Innenstadt aus diesem einheitlichen Material ist.
                      Mit schönem Blick auf die Hausberge Arequipas, Misti und Chachani, geht es zuerst entlang der stillgelegten Bahnstrecke nach Juliaca. Hoch in die Berge kommen wir durch ein Vicuna- reservat und sehen auch gleich ein paar der seltenen Tiere. Vicunas geben noch feinere Wolle als Alpakas und sind daher sehr begehrt. Auch hier müssen wir wieder über einen über 4.800m hohen Pass. Für uns kein Problem, nach über zwei Wochen in diesen Höhen, aber einige unserer Mitreisenden plagen sich mit Kopfschmerzen. Mittags kommen wir in Chivay an, einem kleinen Ort am Rio Colca. Nach kurzer Besichtigung des Ortes und der Markthallen gehen wir zu den Thermalquellen. In einem Innen- und einem Außenbecken genießen wir das warme Wasser. Die Anlage ist eine Mischung aus Folkloremuseum, stillgelegten Gebäuden, im Bau befindlichen Bereichen und dazwischen wilde Leitungsführungen mit dem warmen Wasser.
                      Das Abendessen wird umrahmt von Folkloreprogramm mit Musik und Tanz in typischen Trachten.

                      Dienstag, 19.07.05
                      Auf der Fahrt zum Colca- Canyon halten wir in Maca. Das Dorf wurde bei einem Vulkanausbruch vor einigen Jahren von einer Schlammlawine zerstört. In der frisch renovierten Kirche sind Bilder zu sehen.



                      Die Straße verläuft jetzt nahe am Canyon- Rand, immer wieder gibt es spektakuläre Ausblicke in die Tiefe und auf die vielen Terrassen.




                      Zwischendurch kommen wir noch an Felsengräbern der Guari vorbei, einer prä- Inka- Kultur im Colcatal. Der Colcacanyon ist laut Aussagen der Peruaner tiefer als der Grand Canyon in den USA – was mir nicht so vorkommt, aber vielleicht ist die Abbruchkante hier nicht ganz so steil. Am Cruz del Condor angekommen reihen wir uns in die Besuchermassen ein, die sich auf den Aussichtsterrassen am Rand der Schlucht verteilen. In den steilen Wänden nisten die Kondore, die Thermik hier ist ideal für sie zum in die Luft kommen. Nach kurzem Warten ertönen die ersten ahhs und ohhs und wir bekommen unseren ersten Kondor zu sehen, der majestätisch über uns kreist. Nach und nach kommen immer mehr, so dass es kein Glückstreffer bleibt, einen aufs Foto zu bannen und wir in Ruhe die riesigen Vögel beobachten können, die ihre Runden drehen.



                      Die Rückfahrt erfolgt auf gleicher Strecke wie hin und am frühen Abend sind wir wieder in Arequipa.
                      Die in unserem Reiseführer empfohlenen Restaurants finden wir nicht bzw. sagen uns nicht zu, und so landen wir nach einiger Suche in einem guten Restaurant in der Nähe der San Francisco Kirche, wo wir mal wieder Alpaka essen.

                      Mittwoch, 20.07.05
                      Heute haben wir den ganzen Tag zur Verfügung, um uns Arequipa anzuschauen. Als erstes wollen wir im museo santuarios andinos uns den Leichnam von Juanita anschauen, dem Ötzi der Anden. Die Ortsangabe in unsrem Reiseführer erweist sich hier aber als irreführend, und nachdem wir einmal den ganzen Komplex des Santa Catalina Klosters umrundet haben, gegenüber dessen das museo eigentlich liegen soll, fragen wir einen Polizisten. Der kann uns auch nicht weiterhelfen, aber der Besitzer eines nahegelegenen Geschäftes weist uns schließlich den Weg. Im Museum sind mehrere mumifizierte Leichname ausgestellt, der besterhaltene davon der eines Mädchens, das Juanita genannt wird. Die Leichname wurde in großer Höhe an den Vulkanen der Umgebung gefunden. Vermutlich wurden hier Kinder geopfert, die von den Inkapriestern auserwählt waren und darauf vorbereitet wurden, irgendwann Pacha Mama oder anderen geopfert zu werden, um die Vulkane zu besänftigen. Die gesamten Funde, auch der Kleidung und anderer Opfergaben, sind gut aufgearbeitet und dargestellt. Im Anschluss an den Museumsbesuch schlendern wir weiter durch die Stadt, besichtigen verschiedenen Kirchen und bummeln durch die Einkaufsstraßen. Auf den verschiedenen Märkten und in kleinen Geschäften suchen wir noch nach den Reifensandalen, die im Hochland an vielen Füßen zu sehen waren und die wir als Souvenir mitnehmen wollen. Aber selbst nachfragen in der Touriinfo bringt uns nicht auf die richtige Spur. So sitzen wir nach dem Besuch der Kathedrale auf der plaza de armas und beratschlagen den weiteren Tag. Die Kathedrale mit ihrer prächtigen Schauseite zur plaza hat eine ungewöhnliche Grundform: das Schiff liegt quer zur Hauptfassade, sie ist also gar nicht so riesig, wie es vom Fassadenanblick her scheint.
                      Wir entscheiden uns, doch noch das Santa Catalina Kloster zu besichtigen. Wegen des deftigen Eintrittspreises von 25 Sol wollten wir erst darauf verzichten – aber wer weiss, ob wir je wieder herkommen. Und der Besuch lohnt sich voll und ganz. In der riesigen Klosteranlagen brachten die reichen Spanier ihre Töchter unter, die dort von der Welt abgeschottet lebten, aber keinesfalls wie Nonnen: die Zellen sind entlang von verwinkelten Straßen angeordnet, die nach spanischen Städten benannt sind, und sind kleine Appartements mit einer separaten Kammer für eine Dienerin und einer Küche für jede Zelle, so dass die Frauen sich selbst versorgen konnten bzw. versorgen lassen. Die in kräftigen Farben gestrichenen Wände leuchten in Rot, blau und orange und bilden einen deutlichen Kontrast zu den weißen Gebäuden der Stadt.



                      Zum Schluss treffen wir noch den Guide, der uns vom Flughafen abgeholt hat, und der Besuch lohnt sich noch etwas mehr, da er für uns einen Tip hat, wo wir die Reifensandalen finden können.
                      So machen wir uns auf in eine etwas von der Innenstadt entfernte Gegend, wo wir in unserer Touristenkleidung schon deutlich auffallen. Und tatsächlich findet sich zwischen all den Schuh-, Kleidungs- und CD- Läden rund um die Markthalle, in der wir auf unserer Suche schon waren, ein kleiner Laden mit einem Berg Reifensandalen. Glücklich machen wir uns auf den Rückweg zur Plaza de armas, besichtigen noch ein hübsches Kolonialhaus, in dem eine Treppe aufs flache Dach führt und einen netten Blick zur Kathedrale und auf den Hauptplatz freigibt. Nach letzten Einkäufen von Mützen, Pisco, Cocatee und anderen Mitbringseln setzen wir uns in ein Restaurant direkt an der Plaza, auf einen der Balkone im Obergeschoss, genießen das letzte peruanische Abendessen mit Alpaka und Pisco Sour und erfreuen uns am Blick auf die Kathedrale, die schön beleuchtet ist.
                      Nach der Taxifahrt zurück ins Hotel müssen wir uns damit beschäftigen, all unseren Kram samt der vielen Neuerwerbungen in den Rucksäcken unterzubringen.

                      Donnerstag, 21.07.05
                      An diesem Morgen müssen wir wieder früh aufstehen – extra für uns gibt es schon um 6.30h Frühstück, um 7h kommt unser Transfer zum Flughafen. Nach dem einchecken haben wir noch ausreichend Zeit, um auf der Aussichtsterrasse (zu der man einfach aus der Halle eine Treppe nach oben läuft und die Terrassentür rausgeht) die zwei noch vor unserem ankommenden bzw. abfliegenden Maschinen zu beobachten. Beim Flug nach Lima versuchen wir noch einen Blick auf die Scharrbilder und Linien von Nasca zu erhaschen, was aber trotz guter Sicht nicht gelingt. Der Blick auf die Anden ist jedenfalls wieder traumhaft. In Lima landen wir in Wolken und Nebel. Nach einigem umherirren schaffen wir es auch, unser Gepäck aufzugeben. Die Innenstadt haben wir ja schon bei unserer Ankunft besichtigt, jetzt wollen wir noch richtig ans Meer. Also nehmen wir ein Taxi nach Miraflores und stehen nach flotter Fahrt und guter Unterhaltung mit dem Taxifahrer an dem uns schon bekanten Shopping- und Restaurantcenter. Also gleich die Treppe runter zum Strand. Der Strandbereich ist schön hergerichtet, mit strohgedeckten Sonnenschirmen, sorgfältig angelegten Kieswegen, ein bisschen Rasen und sogar einem sauberen Klohäuschen. Wir setzen uns erst mal in den Sand, gucken aufs Meer und essen Bananen. Nach einiger Zeit will Karsten dann doch mal im Pazifik baden und wir suchen eine etwas flachere Stelle, wo er bis zu den Knien in den Wellen steht. Das Ufer ist relativ steil und Strömung und Wellen stark, richtig baden geht also nicht – zumal das Wetter nicht dazu einlädt. Wir spazieren noch zu einer Seebrücke mit vornehmen Restaurant darauf, gucken den Wellenreitern zu, die im Wasser paddeln, und machen uns dann wieder auf den Weg nach oben. Miraflores ist das Viertel der Reichen, wir gehen vorbei an schönen Häusern, dicht bewachsenen Gärten mit Blütenpracht – alles hinter hohen Mauern, mit Stacheldraht und Glasscherben gespickt. Dazwischen auch wieder etwas einfachere Häuser, verspiegelte Büro- und Geschäftshäuser, viele Geschäfte. In einem Cafe essen wir gut und günstig zu Mittag und schlendern dann weiter durch die Geschäftsstraßen. Zwischen den schicken Boutiquen gibt es immer wieder auch ganz „normale“ Geschäfte für den täglichen Bedarf oder mit allerlei Kruscht. Manche Kaufhäusern haben ein derart gehobenes Sortiment, dass wir uns in unseren Trekkinghosen richtig underdressed vorkommen. In einer Straße entdecken wir einige schöne Gebäude im Stil der 20er Jahre, eine interessante Kirche, die leider verschlossen ist, und eine lustige Tankstelle: da steht einfach eine Tanksäule auf dem Bürgersteig. Immer wieder begegnen uns auch alte VW- Busse – wenn die Eltern ihren damals hiergelassen hätten, würde er vermutlich heute noch hier rumfahren.
                      Da wir hier etwas unbehelligter von den Abfangprofis nach einem Taxi Ausschau halten können, gelingt es uns sogar, im Vergleich zur Hinfahrt noch einige Sol einzusparen. Beim Warten auf den Abflug flimmern über eine Leinwand Werbespots, die für mich die Unterschiedlichkeit dieses Landes noch einmal so richtig auf den Punkt bringen: zwischen Filmchen für Fruchtsaft, Handys und Waschmittel, die genau so auch in Europa oder USA laufen könnten, gibt es einen Spot der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft, in der ein kleiner Junge Hausaufgaben macht und das in der zweiten Einstellung nicht mehr bei Kerzenlicht tun muss, sondern es baumelt eine Glühbirne überm Tisch. Im Abspann heißt es: dieses Jahr werden wieder 500 Dörfer an das Stromnetz angeschlossen. Der Unterschied zwischen der Bevölkerung in den großen Städten, die mit moderner Kleidung, Handy, Internet und Studium voll den westlichen Lebenssitten folgt, und den Menschen im Hochland, die in selbstgewebten Röcken und gestrickten Jacken barfuss auf 4500m Höhe Schafe hüten und in winzigen strohgedeckten Lehmhütten zwei Tagesmärsche vom nächsten Dorf entfernt leben, ist schockierend und faszinierend zugleich. Was mich erstaunlich wenig berührt hat sind die Slums in den Städten. Wir sind beim Durchfahren sicher nicht an den schlimmsten Stellen vorbeigekommen – aber im Vergleich zum völlig ärmlichen Leben im Hochland gab es hier ein ummauertes Grundstück mit einem Haus drauf, meistens Strom und Berge von Material unterschiedlichster Art – ob nun alte Autos, Holz oder Bauschutt – das auf wie auch immer geartete wirtschaftliche Aktivitäten hindeutete.
                      Hier waren unsere verschiedenen Reiseleitungen aber auch nicht sehr auskunftsfreudig – so genau und begeisternd Ronald von der Inkakultur erzählen konnte und über die Plünderer herziehen, so zurückhaltend war er bei Fragen zur aktuellen politischen oder wirtschaftlichen Situation im Land.
                      Durch unsere Vorinformationen über die CVJM- Arbeit in Arequipa waren wir ein bisschen sensibilisiert – aber um wirklich etwas zu erfahren, muss man sich wohl länger und intensiver im Land aufhalten.
                      Unser Rückflug erfolgte in der Dunkelheit, so dass der Fensterplatz mehr symbolische Bedeutung hatte. Immerhin konnten wir überm Urwald ab und zu Siedlungen durchblitzen sehen, und eine große Stadt mitten im grünen Meer überflogen wir auch, vielleicht Manaus. Nach wenig Schlaf kamen wir früh morgens in Madrid an. Zum Anschlussflug haben wir nicht viel Zeit und so geht es im Laufschritt zum anderen Terminal, die Wanderschuhe ziehen wir gleich mal schon in der Schlange vor dem Securitycheck aus. Für uns ist es noch früh am morgen, hier schon Nachmittag – vor dem Weiterflug holen wir uns noch schnell ein Sandwich, da wir auf dem Weiterflug nicht mit einem Mittagessen rechnen können. In Frankfurt kommen wir schnell an unser Gepäck, nach Pisco und Cocablättern durchsucht uns auch keiner. Bevor wir im Eilschritt zum Bahnhof laufen können, werde wir von Mutti und Anne mit Sekt empfangen, die sich am Flughafen getroffen haben, um uns abzuholen. Wenn wir nach der Rückkehr vom Colcacanyon noch mal Mails gelesen hätten, wären wir sogar vorgewarnt gewesen – so ist die Überraschung perfekt und wir verbringen noch einen netten Abend in Ludwigshafen mit viel erzählen (nach ausgiebigem Duschen).

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                      • carola_trekking
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                        • 252

                        • Meine Reisen

                        #12
                        So, es wird mal Zeit, dass ich den letzten Teil des Reiseberichtes veröffentliche, bevor die nächste Reise ansteht

                        Sonntag, 17.07.05
                        Wir verabschieden uns von unseren beiden Mitreisenden, die heute nach Lima und dann weiter nach Deutschland zurückfliegen. Für uns bleibt noch etwas Zeit, so bummeln wir noch mal durch die Stadt. Auf der plaza mayor ist eine große Parade. Wie wir später erfahren, findet dies jeden Sonntag statt, die Schulen und Vereine der Stadt defilieren hier in Schuluniform oder mit Motivwagen und Kostümen. Nach letzten Souvenireinkäufen geht es nachmittags zum Flughafen. Wir waren schon etwas beunruhigt, da wir keine Unterlagen für unsere weiteren Flüge hatten – aber am Flughafen reichte dann der Pass zum Check- in, sehr modern!
                        Mit Zwischenstopp in Juliaca fliegen wir nach Arequipa. Toller Ausblick über die zurückgelegte Strecke zum Titicacasee und das Altiplano. In Arequipa haben wir schon am Flughafen einen traumhaften Blick auf den Vulkan Misti. Der Flughafen ist klein und die Gepäckbeförderung erfreut uns besonders: aus dem Flugzeug werden die Koffer auf einen Wagen ausgeladen. Der wird vor das Gebäude gefahren, dort auf das Förderband geladen, dass für 2m außerhalb des Gebäudes verläuft und durch eine Glasscheiben vom Innenraum getrennt ist – wir können unsere Rucksäcke also schon im großen Stapel auf dem Gepäckwagen orten und beobachten wir sie aufs Band geladen werden, damit wir sie drei Meter weiter wieder runternehmen können. Vom Flughafen werden wir abgeholt und zum Hotel begleitet. Es liegt etwas außerhalb des Zentrums und ist eher ein Businesshotel denn für Touristen – wir genießen den Luxus eines großen Bades und lernen endlich mal, was Jacuzzi ist.
                        Zum Abendessen spazieren wir noch ins Zentrum, essen in der Nähe der Kathedrale (mal wieder Alpaka) und gönnen uns auf dem Rückweg das Abenteuer Taxifahrt.


                        Montag, 18.07.05
                        Schon geht es wieder los zu einer Tour. Die Gruppen werden immer einheimischer: jetzt sind wir die einzigen Europäer zwischen 4 Peruanern und einem Argentinier. Unsere Guide erklärt uns erst noch einiges zu Arequipa. Die Stadt wurde insgesamt dreimal gegründet, erst von den Aymara, für die Artekipa von den Bergen kommend heißt. In Quechua, der Sprache der Inka, hieß die Stadt Arekipal, was bedeutet. gutes Klima. Die dritte Gründung erfolgte dann durch die Spanier, die sie zur bedeutendsten Kolonialstadt Perus machten. Der weiße Tuffstein aus der Umgebung wurde hier verbaut, so dass die gesamte Innenstadt aus diesem einheitlichen Material ist.
                        Mit schönem Blick auf die Hausberge Arequipas, Misti und Chachani, geht es zuerst entlang der stillgelegten Bahnstrecke nach Juliaca. Hoch in die Berge kommen wir durch ein Vicuna- reservat und sehen auch gleich ein paar der seltenen Tiere. Vicunas geben noch feinere Wolle als Alpakas und sind daher sehr begehrt. Auch hier müssen wir wieder über einen über 4.800m hohen Pass. Für uns kein Problem, nach über zwei Wochen in diesen Höhen, aber einige unserer Mitreisenden plagen sich mit Kopfschmerzen. Mittags kommen wir in Chivay an, einem kleinen Ort am Rio Colca. Nach kurzer Besichtigung des Ortes und der Markthallen gehen wir zu den Thermalquellen. In einem Innen- und einem Außenbecken genießen wir das warme Wasser. Die Anlage ist eine Mischung aus Folkloremuseum, stillgelegten Gebäuden, im Bau befindlichen Bereichen und dazwischen wilde Leitungsführungen mit dem warmen Wasser.
                        Das Abendessen wird umrahmt von Folkloreprogramm mit Musik und Tanz in typischen Trachten.

                        Dienstag, 19.07.05
                        Auf der Fahrt zum Colca- Canyon halten wir in Maca. Das Dorf wurde bei einem Vulkanausbruch vor einigen Jahren von einer Schlammlawine zerstört. In der frisch renovierten Kirche sind Bilder zu sehen.



                        Die Straße verläuft jetzt nahe am Canyon- Rand, immer wieder gibt es spektakuläre Ausblicke in die Tiefe und auf die vielen Terrassen.




                        Zwischendurch kommen wir noch an Felsengräbern der Guari vorbei, einer prä- Inka- Kultur im Colcatal. Der Colcacanyon ist laut Aussagen der Peruaner tiefer als der Grand Canyon in den USA – was mir nicht so vorkommt, aber vielleicht ist die Abbruchkante hier nicht ganz so steil. Am Cruz del Condor angekommen reihen wir uns in die Besuchermassen ein, die sich auf den Aussichtsterrassen am Rand der Schlucht verteilen. In den steilen Wänden nisten die Kondore, die Thermik hier ist ideal für sie zum in die Luft kommen. Nach kurzem Warten ertönen die ersten ahhs und ohhs und wir bekommen unseren ersten Kondor zu sehen, der majestätisch über uns kreist. Nach und nach kommen immer mehr, so dass es kein Glückstreffer bleibt, einen aufs Foto zu bannen und wir in Ruhe die riesigen Vögel beobachten können, die ihre Runden drehen.



                        Die Rückfahrt erfolgt auf gleicher Strecke wie hin und am frühen Abend sind wir wieder in Arequipa.
                        Die in unserem Reiseführer empfohlenen Restaurants finden wir nicht bzw. sagen uns nicht zu, und so landen wir nach einiger Suche in einem guten Restaurant in der Nähe der San Francisco Kirche, wo wir mal wieder Alpaka essen.

                        Mittwoch, 20.07.05
                        Heute haben wir den ganzen Tag zur Verfügung, um uns Arequipa anzuschauen. Als erstes wollen wir im museo santuarios andinos uns den Leichnam von Juanita anschauen, dem Ötzi der Anden. Die Ortsangabe in unsrem Reiseführer erweist sich hier aber als irreführend, und nachdem wir einmal den ganzen Komplex des Santa Catalina Klosters umrundet haben, gegenüber dessen das museo eigentlich liegen soll, fragen wir einen Polizisten. Der kann uns auch nicht weiterhelfen, aber der Besitzer eines nahegelegenen Geschäftes weist uns schließlich den Weg. Im Museum sind mehrere mumifizierte Leichname ausgestellt, der besterhaltene davon der eines Mädchens, das Juanita genannt wird. Die Leichname wurde in großer Höhe an den Vulkanen der Umgebung gefunden. Vermutlich wurden hier Kinder geopfert, die von den Inkapriestern auserwählt waren und darauf vorbereitet wurden, irgendwann Pacha Mama oder anderen geopfert zu werden, um die Vulkane zu besänftigen. Die gesamten Funde, auch der Kleidung und anderer Opfergaben, sind gut aufgearbeitet und dargestellt. Im Anschluss an den Museumsbesuch schlendern wir weiter durch die Stadt, besichtigen verschiedenen Kirchen und bummeln durch die Einkaufsstraßen. Auf den verschiedenen Märkten und in kleinen Geschäften suchen wir noch nach den Reifensandalen, die im Hochland an vielen Füßen zu sehen waren und die wir als Souvenir mitnehmen wollen. Aber selbst nachfragen in der Touriinfo bringt uns nicht auf die richtige Spur. So sitzen wir nach dem Besuch der Kathedrale auf der plaza de armas und beratschlagen den weiteren Tag. Die Kathedrale mit ihrer prächtigen Schauseite zur plaza hat eine ungewöhnliche Grundform: das Schiff liegt quer zur Hauptfassade, sie ist also gar nicht so riesig, wie es vom Fassadenanblick her scheint.
                        Wir entscheiden uns, doch noch das Santa Catalina Kloster zu besichtigen. Wegen des deftigen Eintrittspreises von 25 Sol wollten wir erst darauf verzichten – aber wer weiss, ob wir je wieder herkommen. Und der Besuch lohnt sich voll und ganz. In der riesigen Klosteranlagen brachten die reichen Spanier ihre Töchter unter, die dort von der Welt abgeschottet lebten, aber keinesfalls wie Nonnen: die Zellen sind entlang von verwinkelten Straßen angeordnet, die nach spanischen Städten benannt sind, und sind kleine Appartements mit einer separaten Kammer für eine Dienerin und einer Küche für jede Zelle, so dass die Frauen sich selbst versorgen konnten bzw. versorgen lassen. Die in kräftigen Farben gestrichenen Wände leuchten in Rot, blau und orange und bilden einen deutlichen Kontrast zu den weißen Gebäuden der Stadt.



                        Zum Schluss treffen wir noch den Guide, der uns vom Flughafen abgeholt hat, und der Besuch lohnt sich noch etwas mehr, da er für uns einen Tip hat, wo wir die Reifensandalen finden können.
                        So machen wir uns auf in eine etwas von der Innenstadt entfernte Gegend, wo wir in unserer Touristenkleidung schon deutlich auffallen. Und tatsächlich findet sich zwischen all den Schuh-, Kleidungs- und CD- Läden rund um die Markthalle, in der wir auf unserer Suche schon waren, ein kleiner Laden mit einem Berg Reifensandalen. Glücklich machen wir uns auf den Rückweg zur Plaza de armas, besichtigen noch ein hübsches Kolonialhaus, in dem eine Treppe aufs flache Dach führt und einen netten Blick zur Kathedrale und auf den Hauptplatz freigibt. Nach letzten Einkäufen von Mützen, Pisco, Cocatee und anderen Mitbringseln setzen wir uns in ein Restaurant direkt an der Plaza, auf einen der Balkone im Obergeschoss, genießen das letzte peruanische Abendessen mit Alpaka und Pisco Sour und erfreuen uns am Blick auf die Kathedrale, die schön beleuchtet ist.
                        Nach der Taxifahrt zurück ins Hotel müssen wir uns damit beschäftigen, all unseren Kram samt der vielen Neuerwerbungen in den Rucksäcken unterzubringen.

                        Donnerstag, 21.07.05
                        An diesem Morgen müssen wir wieder früh aufstehen – extra für uns gibt es schon um 6.30h Frühstück, um 7h kommt unser Transfer zum Flughafen. Nach dem einchecken haben wir noch ausreichend Zeit, um auf der Aussichtsterrasse (zu der man einfach aus der Halle eine Treppe nach oben läuft und die Terrassentür rausgeht) die zwei noch vor unserem ankommenden bzw. abfliegenden Maschinen zu beobachten. Beim Flug nach Lima versuchen wir noch einen Blick auf die Scharrbilder und Linien von Nasca zu erhaschen, was aber trotz guter Sicht nicht gelingt. Der Blick auf die Anden ist jedenfalls wieder traumhaft. In Lima landen wir in Wolken und Nebel. Nach einigem umherirren schaffen wir es auch, unser Gepäck aufzugeben. Die Innenstadt haben wir ja schon bei unserer Ankunft besichtigt, jetzt wollen wir noch richtig ans Meer. Also nehmen wir ein Taxi nach Miraflores und stehen nach flotter Fahrt und guter Unterhaltung mit dem Taxifahrer an dem uns schon bekanten Shopping- und Restaurantcenter. Also gleich die Treppe runter zum Strand. Der Strandbereich ist schön hergerichtet, mit strohgedeckten Sonnenschirmen, sorgfältig angelegten Kieswegen, ein bisschen Rasen und sogar einem sauberen Klohäuschen. Wir setzen uns erst mal in den Sand, gucken aufs Meer und essen Bananen. Nach einiger Zeit will Karsten dann doch mal im Pazifik baden und wir suchen eine etwas flachere Stelle, wo er bis zu den Knien in den Wellen steht. Das Ufer ist relativ steil und Strömung und Wellen stark, richtig baden geht also nicht – zumal das Wetter nicht dazu einlädt. Wir spazieren noch zu einer Seebrücke mit vornehmen Restaurant darauf, gucken den Wellenreitern zu, die im Wasser paddeln, und machen uns dann wieder auf den Weg nach oben. Miraflores ist das Viertel der Reichen, wir gehen vorbei an schönen Häusern, dicht bewachsenen Gärten mit Blütenpracht – alles hinter hohen Mauern, mit Stacheldraht und Glasscherben gespickt. Dazwischen auch wieder etwas einfachere Häuser, verspiegelte Büro- und Geschäftshäuser, viele Geschäfte. In einem Cafe essen wir gut und günstig zu Mittag und schlendern dann weiter durch die Geschäftsstraßen. Zwischen den schicken Boutiquen gibt es immer wieder auch ganz „normale“ Geschäfte für den täglichen Bedarf oder mit allerlei Kruscht. Manche Kaufhäusern haben ein derart gehobenes Sortiment, dass wir uns in unseren Trekkinghosen richtig underdressed vorkommen. In einer Straße entdecken wir einige schöne Gebäude im Stil der 20er Jahre, eine interessante Kirche, die leider verschlossen ist, und eine lustige Tankstelle: da steht einfach eine Tanksäule auf dem Bürgersteig. Immer wieder begegnen uns auch alte VW- Busse – wenn die Eltern ihren damals hiergelassen hätten, würde er vermutlich heute noch hier rumfahren.
                        Da wir hier etwas unbehelligter von den Abfangprofis nach einem Taxi Ausschau halten können, gelingt es uns sogar, im Vergleich zur Hinfahrt noch einige Sol einzusparen. Beim Warten auf den Abflug flimmern über eine Leinwand Werbespots, die für mich die Unterschiedlichkeit dieses Landes noch einmal so richtig auf den Punkt bringen: zwischen Filmchen für Fruchtsaft, Handys und Waschmittel, die genau so auch in Europa oder USA laufen könnten, gibt es einen Spot der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft, in der ein kleiner Junge Hausaufgaben macht und das in der zweiten Einstellung nicht mehr bei Kerzenlicht tun muss, sondern es baumelt eine Glühbirne überm Tisch. Im Abspann heißt es: dieses Jahr werden wieder 500 Dörfer an das Stromnetz angeschlossen. Der Unterschied zwischen der Bevölkerung in den großen Städten, die mit moderner Kleidung, Handy, Internet und Studium voll den westlichen Lebenssitten folgt, und den Menschen im Hochland, die in selbstgewebten Röcken und gestrickten Jacken barfuss auf 4500m Höhe Schafe hüten und in winzigen strohgedeckten Lehmhütten zwei Tagesmärsche vom nächsten Dorf entfernt leben, ist schockierend und faszinierend zugleich. Was mich erstaunlich wenig berührt hat sind die Slums in den Städten. Wir sind beim Durchfahren sicher nicht an den schlimmsten Stellen vorbeigekommen – aber im Vergleich zum völlig ärmlichen Leben im Hochland gab es hier ein ummauertes Grundstück mit einem Haus drauf, meistens Strom und Berge von Material unterschiedlichster Art – ob nun alte Autos, Holz oder Bauschutt – das auf wie auch immer geartete wirtschaftliche Aktivitäten hindeutete.
                        Hier waren unsere verschiedenen Reiseleitungen aber auch nicht sehr auskunftsfreudig – so genau und begeisternd Ronald von der Inkakultur erzählen konnte und über die Plünderer herziehen, so zurückhaltend war er bei Fragen zur aktuellen politischen oder wirtschaftlichen Situation im Land.
                        Durch unsere Vorinformationen über die CVJM- Arbeit in Arequipa waren wir ein bisschen sensibilisiert – aber um wirklich etwas zu erfahren, muss man sich wohl länger und intensiver im Land aufhalten.
                        Unser Rückflug erfolgte in der Dunkelheit, so dass der Fensterplatz mehr symbolische Bedeutung hatte. Immerhin konnten wir überm Urwald ab und zu Siedlungen durchblitzen sehen, und eine große Stadt mitten im grünen Meer überflogen wir auch, vielleicht Manaus. Nach wenig Schlaf kamen wir früh morgens in Madrid an. Zum Anschlussflug haben wir nicht viel Zeit und so geht es im Laufschritt zum anderen Terminal, die Wanderschuhe ziehen wir gleich mal schon in der Schlange vor dem Securitycheck aus. Für uns ist es noch früh am morgen, hier schon Nachmittag – vor dem Weiterflug holen wir uns noch schnell ein Sandwich, da wir auf dem Weiterflug nicht mit einem Mittagessen rechnen können. In Frankfurt kommen wir schnell an unser Gepäck, nach Pisco und Cocablättern durchsucht uns auch keiner. Bevor wir im Eilschritt zum Bahnhof laufen können, werde wir von Mutti und Anne mit Sekt empfangen, die sich am Flughafen getroffen haben, um uns abzuholen. Wenn wir nach der Rückkehr vom Colcacanyon noch mal Mails gelesen hätten, wären wir sogar vorgewarnt gewesen – so ist die Überraschung perfekt und wir verbringen noch einen netten Abend in Ludwigshafen mit viel erzählen (nach ausgiebigem Duschen).

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                        • Virginia
                          Anfänger im Forum
                          • 02.06.2005
                          • 48

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [PE] Peru: Inkatrail, Auzangate und weiteres + Fotos

                          Klasse Bericht, toll.
                          Noch ne Frage zum Wasser. Du meintest im Zusammenhang mit dem Durchfall, dass Ihr beim Wasser sehr aufgepasst habt. Woher hattet Ihr Euer Wasser? Plastikflaschen gekauft? Gefiltert? Mikropur?
                          Man braucht doch ne ordentliche Menge zu trinken in der Höhe.

                          Danke im Voraus für Deine Antwort,
                          Virginia

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                          • peter-hoehle
                            Lebt im Forum
                            • 18.01.2008
                            • 5175
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [PE] Peru: Inkatrail, Auzangate und weiteres + Fotos

                            Ich war im November 2009 auf dem Inka.Trail.
                            Wasser in Flaschen kannst du überall kaufen.Auf dem
                            Trail stellen die Köche jeden Früh und Abend
                            abgekochtes Wasser bereit.Ich hatte
                            Aquamira dabei,und das hat bestens
                            funktioniert...keine Flitzekacke

                            Gruß Peter
                            Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
                            Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

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