Ich sehe in letzter Zeit hin und wieder Neuigkeiten über das Galileo-Projekt und denke ich Ihr könnt daran interessiert sein...
Esa-Millionen retten pünktlichen Start von Galileo
Die europäische Weltraumagentur stellt Vorfinanzierung für das Satellitennavigationssystem
MARKUS FASSE, CHRISTOPH HARDT HANDELSBLATT, 31.10.2005 MÜNCHEN. Galileo Industries ist zuversichtlich, den Zeitplan für den Aufbau des gleichnamigen Satellitennavigationssystems einhalten zu können. "Wir rechnen damit, dass wir jetzt mit der Esa zügig den Vertrag unterzeichnen", sagte Günter Stamerjohanns, Chef von Galileo Industries, dem Handelsblatt. Die europäische Raumfahrtagentur Esa hatte am Freitag die Zwischenfinanzierung für die Startphase des Projektes in Höhe von fast einer Milliarde Euro übernommen. Die Zwischenfinanzierung wurde nötig, weil unter anderem Deutschland die Zahlungen für Galileo Mitte Oktober blockiert hatte. Galileo Industries, dem Gemeinschaftsunternehmen führender europäischer Raumfahrtunternehmen, drohte daraufhin das Geld auszugehen.
"Jetzt können wir im Dezember dieses und im April kommenden Jahres die ersten Satelliten starten", sagte Stamerjohanns. Beide werden vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur ins All geschossen. In den kommenden Jahren soll das System auf insgesamt 30 Satelliten erweitert werden. Ab 2008 soll Galileo das bisherige Satellitennavigationssystem GPS ergänzen und gilt als wichtigstes Infrastrukturprojekt der Europäischen Union. Die Gesamtkosten von 3,4 Mrd. Euro sollen von der Esa, der EU und der Industrie getragen werden.
Vor allem die Logistikbranche setzt große Hoffnungen in Galileo. Mit Hilfe der Meter genauen Satellitenpeilung sollen beispielsweise Autos, Flugzeuge und Schiffe künftig gesteuert werden. Das bisher von den Amerikanern gelieferte GPS Signal gilt alleine als zu ungenau und kann jederzeit von den US-Militärs modifiziert werden.
Die jetzt vereinbarte Zwischenfinanzierung der Esa ist eine Notoperation. Die Weltraumagentur mit Sitz in Paris kratzte nach eigenen Angaben die Mittel aus "allen verfügbaren Fonds" zusammen. Das Geld will sich die Esa von den Mitgliedsstaaten des Galileo-Projektes im kommenden Jahr zurück holen. Deutschland, Spanien, Frankreich und Finnland hatten ihre Zahlungen gestoppt, weil sie ihre Industrien bei dem Projekt nicht ausreichend berücksichtigt sehen. Deutschland ist mit 500 Mill. Euro der größte Beitragszahler in dem Projekt.
Für die deutsche Raumfahrtindustrie ist Galileo von entscheidender Bedeutung. Weil die Bundesregierung den nationalen Raumfahrtetat in den vergangenen Jahren um 25 Prozent gekürzt hat, steht die Branche möglicherweise vor einem Stellenabbau. Vor allem deshalb macht der scheidende Verkehrsminister Manfred Stolpe erheblichen Druck, um das Galileo-Kontrollzentrum nach Oberpfaffenhofen bei München zu holen. Obwohl das Zentrum weniger als einhundert Technikern einen Arbeitsplatz sichert, gilt es als Schlüssel für die Ansiedlung weiterer Firmen.
Europaweit könnten durch Galileo nach Berechnungen der EU bis zu 100 000 neue Arbeitsplätze entstehen. Auch deswegen will die EU das Gezerre um Rückflüsse und Kompetenzen jetzt schnell beenden. So hat der Verkehrskommissar Jacques Barrot vergangene Woche den ehemalige Wettbewerbskommissar Karel van Miert als Sonderbeauftragten zur Vermittlung eingesetzt. Die EU fürchtet Verzögerungen, weil die USA ab 2010 ihr GPS-System ebenfalls aufrüsten wollen.
Mit der jetzt beschlossenen Zwischenfinanzierung der Esa ist der Erfolg Galileos aber noch nicht gesichert. Offen ist derzeit noch die Arbeit des Betreiberkonsortiums, das Galileo ab 2008 in eine wirtschaftliche Zukunft führen soll. Im Juni hatten sich, ebenfalls auf Druck der europäischen Regierungen, die bisher konkurrierenden Betreiberkonsortien zusammengeschlossen. Denn weder das von EADS geführte Inavsat-Konsortium noch die Eurely-Gruppe (Alcatel und Finmeccanica) hatten in ihren Angeboten den geforderten Länderproporz berücksichtigt. "Das ist keine Liebesheirat", klagte die Industrie jüngst hinter vorgehaltener Hand.
Fasse, Markus
Hardt, Christoph
31. Oktober 2005
Esa-Millionen retten pünktlichen Start von Galileo
Die europäische Weltraumagentur stellt Vorfinanzierung für das Satellitennavigationssystem
MARKUS FASSE, CHRISTOPH HARDT HANDELSBLATT, 31.10.2005 MÜNCHEN. Galileo Industries ist zuversichtlich, den Zeitplan für den Aufbau des gleichnamigen Satellitennavigationssystems einhalten zu können. "Wir rechnen damit, dass wir jetzt mit der Esa zügig den Vertrag unterzeichnen", sagte Günter Stamerjohanns, Chef von Galileo Industries, dem Handelsblatt. Die europäische Raumfahrtagentur Esa hatte am Freitag die Zwischenfinanzierung für die Startphase des Projektes in Höhe von fast einer Milliarde Euro übernommen. Die Zwischenfinanzierung wurde nötig, weil unter anderem Deutschland die Zahlungen für Galileo Mitte Oktober blockiert hatte. Galileo Industries, dem Gemeinschaftsunternehmen führender europäischer Raumfahrtunternehmen, drohte daraufhin das Geld auszugehen.
"Jetzt können wir im Dezember dieses und im April kommenden Jahres die ersten Satelliten starten", sagte Stamerjohanns. Beide werden vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur ins All geschossen. In den kommenden Jahren soll das System auf insgesamt 30 Satelliten erweitert werden. Ab 2008 soll Galileo das bisherige Satellitennavigationssystem GPS ergänzen und gilt als wichtigstes Infrastrukturprojekt der Europäischen Union. Die Gesamtkosten von 3,4 Mrd. Euro sollen von der Esa, der EU und der Industrie getragen werden.
Vor allem die Logistikbranche setzt große Hoffnungen in Galileo. Mit Hilfe der Meter genauen Satellitenpeilung sollen beispielsweise Autos, Flugzeuge und Schiffe künftig gesteuert werden. Das bisher von den Amerikanern gelieferte GPS Signal gilt alleine als zu ungenau und kann jederzeit von den US-Militärs modifiziert werden.
Die jetzt vereinbarte Zwischenfinanzierung der Esa ist eine Notoperation. Die Weltraumagentur mit Sitz in Paris kratzte nach eigenen Angaben die Mittel aus "allen verfügbaren Fonds" zusammen. Das Geld will sich die Esa von den Mitgliedsstaaten des Galileo-Projektes im kommenden Jahr zurück holen. Deutschland, Spanien, Frankreich und Finnland hatten ihre Zahlungen gestoppt, weil sie ihre Industrien bei dem Projekt nicht ausreichend berücksichtigt sehen. Deutschland ist mit 500 Mill. Euro der größte Beitragszahler in dem Projekt.
Für die deutsche Raumfahrtindustrie ist Galileo von entscheidender Bedeutung. Weil die Bundesregierung den nationalen Raumfahrtetat in den vergangenen Jahren um 25 Prozent gekürzt hat, steht die Branche möglicherweise vor einem Stellenabbau. Vor allem deshalb macht der scheidende Verkehrsminister Manfred Stolpe erheblichen Druck, um das Galileo-Kontrollzentrum nach Oberpfaffenhofen bei München zu holen. Obwohl das Zentrum weniger als einhundert Technikern einen Arbeitsplatz sichert, gilt es als Schlüssel für die Ansiedlung weiterer Firmen.
Europaweit könnten durch Galileo nach Berechnungen der EU bis zu 100 000 neue Arbeitsplätze entstehen. Auch deswegen will die EU das Gezerre um Rückflüsse und Kompetenzen jetzt schnell beenden. So hat der Verkehrskommissar Jacques Barrot vergangene Woche den ehemalige Wettbewerbskommissar Karel van Miert als Sonderbeauftragten zur Vermittlung eingesetzt. Die EU fürchtet Verzögerungen, weil die USA ab 2010 ihr GPS-System ebenfalls aufrüsten wollen.
Mit der jetzt beschlossenen Zwischenfinanzierung der Esa ist der Erfolg Galileos aber noch nicht gesichert. Offen ist derzeit noch die Arbeit des Betreiberkonsortiums, das Galileo ab 2008 in eine wirtschaftliche Zukunft führen soll. Im Juni hatten sich, ebenfalls auf Druck der europäischen Regierungen, die bisher konkurrierenden Betreiberkonsortien zusammengeschlossen. Denn weder das von EADS geführte Inavsat-Konsortium noch die Eurely-Gruppe (Alcatel und Finmeccanica) hatten in ihren Angeboten den geforderten Länderproporz berücksichtigt. "Das ist keine Liebesheirat", klagte die Industrie jüngst hinter vorgehaltener Hand.
Fasse, Markus
Hardt, Christoph
31. Oktober 2005
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