• evernorth
    Fuchs
    • 22.08.2010
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    • Privat


    [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 64.093807584
    Längengrad -17.06726074
    26.07.16: Im schwarzen Eis.....

    Die beginnende Dämmerung kommt genauso überraschend, wie plötzlich.
    Seit Stunden befinden wir uns in der Kernzone des schwarzen Eises, lange Reihen aus Asche - bedeckten, teilweise haushohen Bergen aus massivem Eis. Dieser, auch " Black Forest " genannte Irrgarten, stellt das eigentliche Haupt - Hindernis bei der anstehenden Gletscher - Querung über den Skeiðarár - Gletscher
    ( einem Nebenarm des großen Vatnajökull ), dar.
    Wir können unser Ziel, den Grænafjall, bei der guten Sicht schon lange sehen, doch wir kommen kaum noch näher. Luftlinie liegen immer noch 3 - 4 Kilometer vor uns und die erwartete, zeitaufwendige Spaltenzone, haben wir noch gar nicht erreicht.

    Vier Jahre zuvor hatte ich diese Passage, aus der Gegenrichtung kommend, bereits erfolgreich gequert, dem schwarzen Eis war ich klugerweise weit nach Süden ausgewichen. Dieses Mal hatte ich spontan entschieden, mitten durch den " Black Forest " hindurch zu gehen, eine Entscheidung, die ich bereits heftig bereute. Bin ich meiner Überheblichkeit erlegen? Was hat mich nur geritten, mitten ins Verderben zu stürmen?
    Ja, die Mountain guides hatten mir vor vier Jahren auf meine Frage, wie sie die Querung angehen, gesagt, dass sie mitten hindurch gehen. Das können wir dann auch, habe ich mir gedacht....hmm.
    Doch die Eis - Barriere steht dicht an dicht, ist gerade so hoch und steil, dass wir mit unseren Hilfs - Steigeisen und ohne Eispickel nicht hoch und hinüber kommen. Drei Eis - Reihen haben wir trotzdem mit viel Glück überwunden und dabei viel Zeit verloren. So langsam kommen wir mit unserer Ausrüstung an unsere Grenzen. Niemand hat mit solchen Hindernissen gerechnet - keine Ahnung, ob das hier Auswirkungen des Klima - Wandels sind. Das schwarze Eis scheint, von nun an, extrem abweisend, undurchdringlich und unüberwindbar.
    Lange Zeit kann ich es nicht fassen, will ich es nicht wahrhaben, gehe weiter, in einer aberwitzigen Hoffnung, doch noch den Durchschlupf zu finden.

    Markus geht seit langem an der Spitze. So langsam wird er unruhig, zweifelt offen an, ob es ein Hindurch - Kommen überhaupt gibt? Er appelliert an mich, dass wir uns auf eine Übernachtung auf dem Eis einrichten müssen. Na, da gibt es wirklich schöneres, aber die aufkommende Dämmerung winkt schon mit dem Stop - Zeichen. Eine Übernachtung war in meiner Vorstellung / Planung und bereits hier auf dem Skeiðarár - Jökull zu keiner Zeit eine erwartbare Option.

    Wind kommt auf, auch das noch. Wir finden relativ rasch einen halbwegs ebenen Platz für die Zelte, und ich beginne sofort damit, mit der einzigen Eisschraube, die ich von Jens bekommen habe, Löcher für die Heringe zu bohren. Die Idee: Die noch losen Heringe sollen über Nacht einfrieren und dem Zelt eine Befestigung gewähren, ein Vorhaben, dass aber nicht aufgeht, da es in der Nacht nicht genügend abkühlt, und die Heringe nicht einfrieren. Gut, dass wir beide ein selbststehendes Zelt mithaben und der gerade etwas auffrischende Wind im Laufe der Nacht wieder abebbt.
    Unsere Island - Tour steht in diesem Jahr unter keinem guten Zeichen. Schon am zweiten Tag trennen wir uns auf dem Blátindur - Grat und unsere Dreier -Gruppe zieht fortan nur noch zu Zweit weiter. Ein Schock, und zu diesem frühen Zeitpunkt nicht absehbar. Jens hatte viel Zeit in die vorausgegangenen Planungen investiert und uns auch einen schönen GPS - Track zusammen gestellt. Eine schwere Entscheidung war das für mich, fortan ohne Jens weiter zu gehen.
    Jetzt noch ein nicht erwartetes Not - Bivak mitten auf dem Skeiðarár - Jökull..... Wie soll das nur weitergehen?




    ( Not ) Bivak im schwarzen Eis



    Harmlos, da meist niedrig und offen, doch hundert Meter weiter......
    Zuletzt geändert von evernorth; 25.04.2017, 11:32. Grund: Mitreisende ergänzt
    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

  • evernorth
    Fuchs
    • 22.08.2010
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    #2
    AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

    Prolog

    Im Herbst 2015 fragte mich Jens, wie es mit einer Island - Tour 2016 im süd-westlichen Hochland wäre. Seine Tour gefiel mir, da sie weitgehend identisch mit dieser ( Klick! ) von BernieHH war ( ein still gehegter Wunsch von mir seit langem ). Der Zeitrahmen Ende Juli passte auch und so trafen wir uns das erste Mal zum Kennenlernen in Schierke / Harz um die Jahreswende.
    Etwa 6 Wochen vor unserem Anreise - Termin meldete sich Markus bei mir mit einer Anfrage, ob er wohl an unserer Tour partizipieren könnte. Ich war spontan unschlüssig, aber Jens war der Idee gegenüber sehr aufgeschlossen. Wir beschlossen also, die Tour zu Dritt anzugehen.

    Die einzelnen Stationen:

    1. - Skaftafell - Færneseggjar
    2. - Grænalon
    3. - Beinadalur / Hotpot?!)
    4. - Gletscherrand (hängt von Furten Vestri-Bergvatnsa und Djupa ab)5. - Sidojökull (Andi Schönberger hat die 35km Gletscher in einem Rutsch gemacht - wenn das Wetter mitspielt wäre das ein Westalpen-Tag - Gletscherrand
    6. - irgendwo Mitte Langisjör
    7. - Sveinstindur-Hütte
    8. - Skaelingar-Hütte
    9. - Holaskjol.
    Bis hierhin im unwahrscheinlichen Idealfall also 9 Tage, Essen für 13 Tage.

    Schon meine Anreise hatte ihre Tücken, wurde doch der Euro/Germanwings Flug am 22.07.16 komplett gecancelt, eine Umbuchung, nach großem Chaos, erst am nächsten, frühen morgen, ermöglicht. Nur gut, dass ich meine Zeit nicht allzu knapp kalkuliert hatte und somit noch ausreichend Zeit blieb, um, rechtzeitig zum Tour - Start, am Nachmittag des 24.07. am Campingplatz in Skaftafell zu sein. Einen ( kleineren ) Teil des gesamten Proviants wollten wir auf dem CP in Kirkjubæjarklaustur, nach Kontakt mit dem dortigen Besitzer, deponieren, nachdem der Bus in diesem Jahr keine Proviant - Pakete nach Hólaskjól liefert. Dieser Proviant sollte für eine kleinere Anschluss - Tour verwendet werden, denn eine Möglichkeit zum Nachkaufen gibt es im Hochland nicht.
    Die Nacht zum 24.07. verbrachte ich, entgegen meiner ursprünglichen Absicht, auf dem Campingplatz in Reykjavík .
    Gegen 7 Uhr am Morgen treffe ich mich mit Jens an der Bushaltestelle des CP und wir steigen direkt in den Sterna Bus, der uns um 13 Uhr in Kirkjubæjarklaustur absetzt. Während der Fahrt erzählt ( ein etwas müder ) Jens von seiner vorangegangenen Tour auf Hornstrandir. Bevor es dort, gemeinsam mit seiner Frau, losging, hat er noch ein paar Stunden im Fjord von Isafjödur gepaddelt. Seitdem hat er Schmerzen im Unterarm und benutzt nur noch einen Trekkingstock. Das sind keine guten Nachrichten, doch weder Jens noch ich sehen darin einen Grund zur Besorgnis.
    Nachdem wir unseren Proviant auf dem Campingplatz deponiert haben, machen wir uns auf, zurück zur Haltestelle. Gegen 15 Uhr nehmen wir den Bus von Reykjavík Excursions, der pünktlich um 16 Uhr in Skaftafell eintrifft. Markus wartet hier bereits auf uns, so dass wir uns schon bald auf den gemeinsamen Weg machen. Wir wollen noch etwas " Strecke " machen, das Morsardalur queren und ein Stück das Blahnukadalur aufwärts gehen, wichtige Höhenmeter, die wir heute zurücklegen, um dann morgen weniger davon vor der Brust zu haben.
    Das Wetter ist trocken und ganz passabel und soll auch die nächsten Tage stabil bleiben.

    Nachdem wir die Busch- artige Vegetationszone hinter uns haben, kommen wir zügig und gut voran. Ebene Plätze zum Zelten sind allerdings rar, je höher wir aufsteigen. So langsam werden wir ungeduldig, doch schließlich finden wir einen ordentlichen Platz mit geringem Gefälle für unsere drei Zelte.

    Die Vorfreude auf die weiteren Tage ist bei uns allen sehr groß ( doch erstens kommt es anders und zweitens als man
    denkt ).




    Blick ins Wolken-verhangene Morsardalur



    Camp 1





    - to be continued -
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    • Alpentrekker
      Erfahren
      • 22.07.2013
      • 136
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      #3
      AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

      Oh es geht weiter... der Appetithappen am Anfang macht natürlich Lust auf den Hintergrund und wie es so weit gekommen ist. Didaktisch also sehr clever . Mit schmerzen schon los zu gehen ist natürlich kein gutes Omen für so ein vorhaben. Das Bild von dem wolkenverhangenen Tal gefällt mir besonders gut, das hat ja schon Kalendercharakter. Ich freue mich wenn es weiter geht
      - Walk, Walk, Walk ... -
      https://reiseelefanten.wordpress.com/

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      • berniehh
        Alter Hase
        • 31.01.2011
        • 2501
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        #4
        AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

        die Fotos sind schonmal absolut spitze

        Was für Zelte sehe ich da? Ein Soulo, ein Unna und das dritte kann ich nicht genau identifizieren, vermutlich auch ein Soulo??

        Bin schon sehr gespannt wie es weitergeht
        www.trekking.magix.net

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        • evernorth
          Fuchs
          • 22.08.2010
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          #5
          AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

          Ahoi Bernd und......

          Besten Dank!

          Das dritte Zelt ist ein Big Sky International Chinook 1Plus von Jens. Das habe ich mir seit neustem auch zugelegt und
          kommt dieses Jahr wohl mit nach Island.
          Dazu später mehr.
          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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          • evernorth
            Fuchs
            • 22.08.2010
            • 1835
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            #6
            AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

            25.07.16

            Die Nacht war angenehm und erholsam. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wann wir aufbrachen, doch die Beiden mussten etwas auf mich warten. Es wird so zwischen 9 Uhr und 9.30 Uhr gewesen sein. Nun, wir sind heute ja nicht in Eile.
            Es ist wieder etwas neblig und bewölkt, wie so oft. Der Weg liegt klar und unmissverständlich vor uns: Recht steil und abwechslungsreich - es gibt immer wieder etwas zu gucken. Hier der kleine Gumpen im Bach, nach dem ich schon die ganze Zeit Ausschau gehalten habe, dort ein schöner Wasserfall. Kurz vor dem Gipfel des Blátindur, auf knapp 1177m Höhe, geniessen wir eine spektakuläre Aussicht.




            Kleiner Gumpen im Bach









            Großartige Aussicht schon vor dem Gipfelgrat



            Es liegt noch reichlich Restschnee




            Das letzte Stück vor dem Gipfel ist dann noch einmal richtig steil, doch genauso schnell sind wir plötzlich auf dem Grad. Von hier oben ist der Blick noch überwältigender, wenn auch weniger für mich, da ich hier nun schon zum zweiten Male stehe.




            Der Gipfelgrat





            Auf dem Gipfelgrat



            Abstieg ins Norðurdalur




            Was dann folgt, trifft Markus und mich völlig unvorbereitet und ist für mich wie ein Schock:
            Jens eröffnet uns, dass er uns jetzt verlassen wird. Für ihn sei die Tour hier zu Ende, er hat Schmerzen und traut sich auch mit nur einem Trekking - Stock nicht den steilen Weg hinunter ins Norðurdalur. Wir könnten gerne ohne ihn weiter gehen. Dann reicht er mir seinen
            PBL und die Eisschraube, für die wir vielleicht noch Verwendung haben werden.
            Ich brauche mehrere Minuten, um die Tragweite und Bedeutung für mich zu erfassen, schaue Markus an, der auch etwas unschlüssig wirkt. Er wartet auf meine Entscheidung. Ich schaue ihn erneut an und dann nicken wir uns zu: Wir setzen die Tour fort, zu zweit.

            Nach einer kurzen Pause verabschieden wir uns schweren Herzens voneinander und ich suche mit Markus nach der besten Abstiegsroute. Der Anfang ist sehr steil und ein wenig haarig, doch im Anschluss gibt es keine weiteren Schwierigkeiten, und wir kommen zügig und sicher immer tiefer und weiter vorwärts durch das Norðurdalur. Jetzt bewährt es sich, dass ich schon einmal an dieser steilen Flanke des Norðurdalurs gewesen bin. Von oben betrachtet sieht es schon gefährlich - steil aus, aber mitten drin ist es halb so wild.




            Camp 2 an den Færneseggjar


            Nach etwa drei bis vier Stunden erreichen wir unser Camp 2 an den Færnesseggjar, ein Traum von einer grandiosen Aussicht und einer der Top 5 - Camp - Stellen in Island.
            Rasch errichten wir die Zelte, essen gemeinsam und genießen anschließend die Aussicht:
            Wortlos und in Stille.
            Gegen Abend gelingen noch einige tolle Fotos, da die Sonne noch einmal durchkommt und diesen magischen Platz in ein traumhaftes Licht taucht.




            Auf dem " Balkon "






            Wir schauen hinüber zu unserem morgigen Ziel: Dem Grænafjall, etwa 14 km Luftlinie entfernt. Dazwischen: Der Skeiðararjökull - nichts als Eis, etliche Spalten und unzählige, schwarze, massive Ablationskegel aus hartem Eis, aus dieser Ferne sichtbar als schwarze Bänder, inmitten des Gletscherstroms. Na, dem schwarzen Eis wollen wir ja weiter südlich ausweichen, so, wie ich es auf meiner Solo - Tour vor vier Jahren mit Erfolg getan hatte.





            Das Wetter verspricht gut und sogar sonnig zu werden, ganz nach dem Wetterbericht von vor 1,5 Tagen.
            Noch lange schaue ich von diesem großartigen Balkon auf die riesige Fläche aus Eis, dann gehe auch ich zurück zum Zelt.




            - to be continued -
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            • berniehh
              Alter Hase
              • 31.01.2011
              • 2501
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              #7
              AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

              Whow, eine Hammergegend, da werden Erinnerungen wach

              Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
              Das dritte Zelt ist ein Big Sky International Chinook 1Plus von Jens.
              das Zelt sieht ja nicht schlecht aus. Bei meinem nächsten Zeltkauf muss ich es evtl auch mal mit in die engere Wahl nehmen.
              Worin unterscheidet es sich, außer dem leichterem Gewicht, denn noch vom Soulo? Vor- und Nachteile zum Soulo?
              www.trekking.magix.net

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              • evernorth
                Fuchs
                • 22.08.2010
                • 1835
                • Privat


                #8
                AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                Worin unterscheidet es sich, außer dem leichterem Gewicht, denn noch vom Soulo? Vor- und Nachteile zum Soulo?
                Hauptsächlich durch den größeren und wesentlich flexibleren Innenraum. Das IZ bietet sogar im Notfall einer zweiten Person einen Schlafplatz, oder ist für eine Person ein kleiner Tanzpalast ( Stichwort: Abwettern ).
                Beide Apsiden werden vom IZ ausgefüllt, lassen sich aber einzeln, oder gemeinsam aushängen, schaffen also wieder Apsiden - Platz, ganz nach Wunsch / Bedarf.
                Siehe hier: klick!

                Ein Zelttest folgt in Kürze.
                My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                • Horst24
                  Erfahren
                  • 01.02.2012
                  • 211
                  • Privat


                  #9
                  AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                  Das ist wirklich eine tolle Landschaft und ein sehr spannender Bericht.

                  Hast du die Bilder nachbearbeitet, oder ist das Rot der Zelte wirklich so intensiv?
                  Viele Grüße aus Nürnberg
                  Horst

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                  • evernorth
                    Fuchs
                    • 22.08.2010
                    • 1835
                    • Privat


                    #10
                    AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                    Moin Horst,

                    vielen Dank. Ja, das ist es, eine richtig tolle Landschaft und vor allem: Noch nicht von den allgegenwärtigen Besucher - Massen ( dazu später mehr ) überlaufen.

                    Das Rot ist schon intensiv, fällt aber durch die ( leichte ) Nachbearbeitung der Fotos etwas
                    " nachdrücklicher " aus.
                    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                    • evernorth
                      Fuchs
                      • 22.08.2010
                      • 1835
                      • Privat


                      #11
                      AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                      26.07.16

                      Der neue Morgen begrüßt mich mit einem leicht bewölkten Himmel. Ich bin noch nicht ganz an die Belastungen angepasst und daher noch etwas müde. Vielleicht kommen wir auch deshalb nicht so zeitig los und stehen etwa gegen 9 Uhr dreißig an der Eiskante. Zuvor sind wir recht steil und auf überwiegend losem Geröll und Mergel von unserem Balkon zum Gletscher abgestiegen, oder besser: abgerutscht.
                      Das Anlegen der Kathoola micro - spikes geht gewohnt zügig und ruck - zuck betreten wir das Eis. Das Wetter wird noch besser und sonniger und mir fällt ein, dass ich keinen Sonnenschutz dabei habe ( mein Gesicht wird es mir später nicht danken ).
                      Ich gehe zunächst voraus und wir kommen gut voran. Nach einiger Zeit wechseln wir die Führung
                      ( Jugend first  ) und wir gehen mehr und mehr den sehr direkten Weg in Richtung Grænafjall.
                      Dann soll das eben so sein.
                      Nach wenigen Stunden kommen wir langsam hinein in das schwarze Eis und die Dichte desselben nimmt langsam zu. Sehr oft müssen wir über kleinere Spalten steigen und über größere springen. Dabei verliert Markus plötzlich seinen Notfall - Spot. Er hat es gar nicht bemerkt und ist überrascht ( und sicher auch erfreut ), als ich ihm das Gerät zurück reiche.
                      Das ihm das später noch einmal passiert, ist schon bemerkenswert, gell, Markus? Einen Notruf absenden ohne Gerät? Nun, ja.....
                      Je tiefer wir in die Zone des schwarzen Eises vordringen, desto langsamer wird unsere Vorwärtsgeschwindigkeit. Neben der zunehmenden Anspannung registriere ich, wie der Tag immer weiter voranschreitet, ohne das wir messbar ( GPS ) vorankommen.
                      Die erste, geschlossene, haushohe Barriere einer Wand aus schwarzem Eis haben wir irgendwie gemeistert, doch die nächste lässt nicht lange auf sich warten.
                      Ja, hätten wir jetzt besseres Eis - Equipment, Steigeisen mit Frontalzacken und ein, besser zwei Eisbeile / Pickel, dann ginge auch das Überqueren der schwarzen Reihen leichter.
                      Vermutlich wäre der Zeitaufwand dennoch zu hoch.
                      Es ist nicht zu fassen, wo kommt bloß das ganze, heftig - hohe schwarze Zeug her? Das sah doch vor vier Jahren noch ganz anders aus?
                      Nach der dritten, überwundenen Eisreihe kommen wir in eine noch dichter werdende, schwarze Zone. Markus wird deutlich unruhiger und auch meine betonte Gelassenheit weicht langsam der Erkenntnis, dass hier bald für heute Schluss ist. Schon lassen sich in der beginnenden Dämmerung keine Kontraste mehr ausmachen.
                      Zu allem Überfluss kommt Wind auf, gepaart mit etwas Regen. Es ist bereits gegen 22 Uhr, als wir beschließen, auf dem Gletscher zu biwakieren. Markus entspannt sich etwas, ist etwas beruhigter.
                      Wir wollen morgen strikt nach Süden gehen, um die Zone des schwarzen Eises möglichst komplett zu umgehen.
                      Das hätten wir von Anfang an machen sollen.....ja, ich weiss.




                      Am Gletscherrand angekommen



                      Micro - Spikes, ohne Steileis perfekt







                      Noch wenig vom schwarzen Eis zu sehen





                      Schmelzwasser - Bäche verschwinden tief im Inneren des Gletschers



                      Blick zurück

















                      Camp 3. Wie geht es weiter.......?
                      Zuletzt geändert von evernorth; 17.04.2017, 21:54. Grund: Ergänzt
                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                      • neumania
                        Erfahren
                        • 22.02.2015
                        • 309
                        • Privat


                        #12
                        AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                        Hallo Thomas,

                        schöner Bericht mit sehr schönen Fotos, allzumale ich dann nichts mehr schreiben "muss"
                        Tatsächlich war die Tour auf dem Eis echt spannend, so viel darf ich wohl schon vorausgreifen...

                        Und jaja, der Notfallsender: dafür, dass der immer am Mann bleiben soll, war die Klammer zur Befestigung tatsächlich eher dürftig, aber im weiteren Verlauf meiner (dann) Solo-Tour hatte ich dann ja leider andere Verluste

                        Freue mich schon auf die Fortsetzung,
                        Grüße,
                        Markus

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                        • Antracis
                          Fuchs
                          • 29.05.2010
                          • 1280
                          • Privat


                          #13
                          AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                          Tolle Bilder und eine spannende Story. Ich würde mich als Sicherheitsfanatiker da vermutlich nur mit Steigeisen, Eispickel und dreifach gesichertem Notfallsender hintrauen - vermutlich wäre das aber genauso verlaufen.

                          Ich freue mich auf die Fortsetzung.

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                          • Borgman
                            Dauerbesucher
                            • 22.05.2016
                            • 768
                            • Privat


                            #14
                            AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                            Hammer!

                            Ich muss auch mal wieder nach Island!!

                            Ich will auch auf den Skeiðararjökull!!!

                            Ich will auch ein rotes Zelt für so abgefahrene Bilder!!!!

                            Folge Dir gespannt...

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                            • evernorth
                              Fuchs
                              • 22.08.2010
                              • 1835
                              • Privat


                              #15
                              AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                              27.07.16

                              In meiner Erinnerung bin ich mir nicht mehr ganz sicher, warum unser Aufbruch am nächsten Tag erst um die Mittagszeit stattfindet, und ich mich dabei noch völlig entspannt finde.
                              Jetzt kann ich es wieder hören: Es sind die Regentropfen, die den gesamten Vormittag auf das Zeltdach trommeln und Schauer auf Schauer folgt und deshalb unseren früheren Aufbruch verhindern. Bei Regen gehe ich nur äußerst ungern los. Ein früher Aufbruch ist ja auch nicht zwingend nötig, denke ich, denn obgleich wir ja zunächst wieder ein Stück zurück, Richtung Süden, gehen wollen, ist die geschätzte Rest - Strecke vielleicht bei 60, maximal 70 Prozent, und das sollten wir in den verbleibenden 7-8 Stunden eigentlich gut schaffen.
                              Leider sollte sich meine Schätzung als grober Fehler herausstellen. Schon unter guten Gehbedingungen wäre das Ziel in einer etwa halben Tagesetappe kaum zu schaffen gewesen.
                              Jetzt kommt es faustdick: Schon kurz nach unserem Aufbruch kommen wir auf unserem Weg gen Süden in eine heftige Spaltenzone. Immer wieder müssen wir vorausschauen und abwägen, ob ein Hinüberspringen und Durchkommen überhaupt gelingen kann. Viel Zeit vergeht und wir kommen kaum voran. Zuweilen geht nur ein Sprung auf tiefer gelegenes Eis. Das ist immer ein Risiko, weil es danach kein Zurück mehr gibt. Das geht nur mit Frontalzacken; damit ist ein Hinausklettern wohl kein Problem. Haben wir aber nicht.
                              Markus will gerade zu einem Sprung auf tieferes Eis ansetzen, als ich ihn gerade noch zurückrufen kann. Nach vorne ist alles durch tiefe, und vor allem breite Spalten verbaut.
                              Puh, da wäre er ( und auch ich, wenn ich ihm gefolgt wäre ) nicht so ohne weiteres wieder herausgekommen.
                              Ein Blick auf die Uhr lässt Schlimmes ahnen: Wir können es heute zeitlich nicht mehr hinüber schaffen, nicht einmal, wenn wir jetzt ohne Probleme weitergehen können. Doch das können wir nicht. Wir müssen uns entscheiden: Tour - Abbruch und Rückkehr zum Ausgangspunkt Norðurdalur, oder eine weitere Nacht auf dem Eis.
                              Wir entscheiden uns für den Abbruch und müssen nun den neuerlichen Durchschlupf, durch und über die Reihen aus schwarzem Eis suchen.
                              Das gelingt mit ausgesprochen viel Glück sehr viel schneller, als erwartet. Ich entdecke unsere Fußspuren und wir können auf dem gleichen Wege und an der gleichen Stelle die erste, von drei Eisbarrieren, überwinden. Das Glück bleibt uns weiter gewogen, und ich / wir finden auch noch den Durchschlupf über die verbliebenen, zwei Eisreihen, immer genau an der Stelle ( der jeweils einzigen?? ), wo wir gestern schon Erfolg hatten. Schwein gehabt!
                              Von nun an liegt der Rückweg klar vor Augen und Markus legt ein höllisches Tempo vor. In unfassbaren 4 Stunden haben wir den Gletscherrand erreicht und sind wieder wohlbehalten zurück auf fester Erde. Allerdings - mit der festen Erde ist das auf Island ja so eine Sache.
                              Zurück auf dem " Balkon ", unterhalb der Færnesseggjar, errichten wir rasch unser Camp 4.
                              Danach zieht sich jeder schnell zurück. Ich merke jetzt die 36 Stunden Anspannung auf dem Eis und teile Markus noch mit, dass ich am nächsten Tag erst einmal einen Ruhetag einlegen werde. Markus will unbedingt zurück und seine Frau anrufen. Na, dann ist unsere Gemeinsamkeit hier bereits zu Ende und es trennen sich unsere Wege auf Island - schade.
                              Ich will jetzt erst einmal darüber nachdenken, wie es nun für mich auf Island weitergehen soll, und da kommt der Ruhetag gerade recht. Ich kann mir wahrlich Schlimmeres vorstellen, als hier, unterhalb der Færnesseggjar, meinen Ruhetag zu verbringen. Da das Wetter auch recht gut ist, verspricht das noch einige interessante Foto - Motive.

                              Mitten in der Nacht erwache ich, da mir an den Schultern kalt ist.
                              Ich muss bei der Recherche über den Karten eingeschlafen sein. Der Körper holt sich eben immer sein Recht.




                              Auf dem Rückweg



                              Unser Ziel rückt näher - keine weiteren Probleme bei unserem Rückzug



                              Wieder zurück


                              28.07.16

                              Am nächsten morgen lasse ich mir viel Zeit und gehe erst einmal den weiten Weg zum Wasser - Quelle. Etwas Morgen - Toilette und die Wasservorräte für den Tag ergänzen.
                              Dann habe ich reichlich Gelegenheit, um Fotos zu machen.
                              Zum Ende des Tages habe ich doch sehr viele Steine umgelegt, kenne fast jeden Halm in der Umgebung. Mein Geist wird etwas unruhig und verlangt wieder nach etwas Abwechslung und neuen Taten.






















                              Am Ende hat es sich - wie meist - gelohnt, noch einen Tag hier verbracht zu haben.


                              29.07.16

                              Noch vor 9 Uhr breche ich auf und erreiche noch um die Mittagszeit den Grat des Blátindur.
                              Hier treffe ich auf einen sehr netten Franzosen mit seiner taffen, deutschen Freundin. Sie haben hier am Grat die Nacht verbracht und haben gestern Markus getroffen. Sie wollen auch noch über den Gletscher. Leider bin ich in Gedanken schon ganz mit meinem Rückweg beschäftigt, so dass ich ganz vergesse, nach einer Adresse oder Telefonnummer der beiden zu fragen. Zu gerne hätte ich gewusst, ob sie es geschafft haben.




                              Zurück auf dem Grat: Letzter Blick auf den Skeiðararjökull


                              Der weitere Abstieg geht zügig und einfach von statten. Im mittleren Teil treffe ich noch auf ein isländisches Paar, die sich wundern, dass Utivist die Gletscher - Traverse nicht mehr als geführte Tour anbieten. Interessant wäre die Begründung?
                              Im unteren Teil, ungefähr auf Höhe des Retargil, komme ich wieder in die " elende " Busch / Vegetationszone, die mir sehr zu schaffen macht und mir ein wenig den Nerv raubt.
                              Gegen 17 Uhr treffe ich auf dem CP in Skaftafell ein. Markus wollte noch hier sein, aber sein rotes Zelt finde ich nicht. Er ist schon weitergezogen.
                              Nachdem ich mein Zelt errichtet habe, gehe ich erst einmal duschen. Dann esse ich lecker in der Cafeteria und plane für die weiteren Tage.

                              30.07.16

                              Ich habe beschlossen, noch einen Tag hier zu bleiben und erst am folgenden Sonntag nach Kirkjubæjarklaustur zu fahren.
                              So nehme ich mir etwas Zeit für die Umgebung, die ich noch nicht so gut kenne: Einen Abstecher zum nahegelegenen Skaftafellsjökull. Ich bin fassungslos, als ich feststelle, wie weit sich der Gletscher in den letzten Jahrzehnten zurückgezogen hat. War die Eiskante Ende der 80er Jahre noch gefühlt in 10 - 15 Minuten zu erreichen, ist dies nunmehr zu einer Halbtages - Tour geworden. Zumindest hat mein gesamter Foto - Ausflug so viel Zeit in Anspruch genommen.
                              Dafür hat es sich mehr als gelohnt.




                              Hvannadalsnukur, Íslands höchster Berg



                              Skaftafellsjökull












                              Epilog

                              Eine Tour kann auch mal scheitern. Ist ja nichts Schlimmes dabei und habe ich auch vorher schon mehrmals kennengelernt, sei es auf dem Weg zur Dufourspitze in den Alpen, Hvannadalsnukur in Island, oder auf der Lyngen - Halbinsel in Norwegen.
                              Doch das Scheitern zehrt auch an der eigenen Person ( Stichwort: Selbstzweifel ) und schlimmer noch: Manchmal lebt der Traum einfach weiter. Tzzz.....
                              Was bleibt?
                              Die Bilder einer großartigen Natur, die schon jetzt wieder mein Fernweh gepackt haben. Ein paar wichtige Erkenntnisse
                              ( Ausrüstung, stay tune, be clear ), also sich selbst vertrauen und treu bleiben.
                              Mein Traum lebt weiter......2017!



                              Und so sieht mein neuer Plan aus: Zurück zum Skaftafell und Übernachtung auf dem CP. Mit dem RE - Bus zurück nach Kirkjubæjarklaustur und deponierte Vorräte aufnehmen. Übernachtung dort und am anderen Morgen den Bus zur Eldgjá nehmen. In Hólaskól kurz aus dem Bus springen ( der hat hier keinen Aufenthalt! ) und den Proviant erneut deponieren.
                              An der Eldgjá aussteigen und von dort in einem Tag an den Langisjór. Umrundung des Sees in drei Tagen und in einem Tag zurück nach Hólaskól, Proviant aufnehmen. Über den Strútsstígur nach Hvanngil und über den Laugarvegur zur Þórsmörk. Ende Gelände.
                              Da der Langisjór ein absoluter Landschafts - Höhepunkt schon der ursprünglichen Tour war, möchte ich unbedingt an den See. Der Wetterbericht sagt aber nichts Gutes, mein Optimismus hält dagegen. Doch erstens kommt es anders und zweitens.........


                              Hier geht es weiter: ISLAND 2016 - Allein zum Langisjór - über Strútsstígur zum Laugarvegur.
                              My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                              • MartinHuelle
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                                • 31.01.2010
                                • 898
                                • Privat


                                #16
                                AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                Interessant, interessant! Lese gerade äußerst gierig jeden Erfahrungsbericht aus der Ecke. Ende Juni will ich selbst nach Island, um via Langisjór über Ausläufer des Vatnajökull zur Gletscherlagune Grænalón und weiter nach Skaftafell zu laufen. Mal sehen, wie sich dann das Durchkommen auf den Gletschern gestaltet ... Wie exponiert ist der Grat am Blátindur?
                                www.martin-huelle.de

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                                • evernorth
                                  Fuchs
                                  • 22.08.2010
                                  • 1835
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                  Zitat von MartinHuelle Beitrag anzeigen
                                  Interessant, interessant! Lese gerade äußerst gierig jeden Erfahrungsbericht aus der Ecke. Ende Juni will ich selbst nach Island, um via Langisjór über Ausläufer des Vatnajökull zur Gletscherlagune Grænalón und weiter nach Skaftafell zu laufen. Mal sehen, wie sich dann das Durchkommen auf den Gletschern gestaltet ... Wie exponiert ist der Grat am Blátindur?
                                  Hallo Martin,

                                  das wäre ja dann " unsere " Tour in umgekehrter Richtung.
                                  Wann wirst du unterwegs sein? Vielleicht treffen wir uns?
                                  Zum Grat: Es geht schon recht steil hinauf / hinunter, doch eigentlich kein Problem. Möchtest du denn über den Grat gehen?
                                  BernieHH hat das gemacht. Frag ihn.
                                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                  • MartinHuelle
                                    Dauerbesucher
                                    • 31.01.2010
                                    • 898
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                    Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                    Hallo Martin,

                                    das wäre ja dann " unsere " Tour in umgekehrter Richtung.
                                    Wann wirst du unterwegs sein? Vielleicht treffen wir uns?
                                    Zum Grat: Es geht schon recht steil hinauf / hinunter, doch eigentlich kein Problem. Möchtest du denn über den Grat gehen?
                                    BernieHH hat das gemacht. Frag ihn.
                                    Wir werden zu zweit sein. Nach aktuellem Plan werden wir ca. die erste Juli-Hälfte dort auf Tour sein von Hólaskjól bis Skaftafell.

                                    Zum Grat: Uns interessiert der einfachste und direkteste Übergang - es kursieren da die verschiedensten Geschichten, was die Steilheit und Exponiertheit des Geländes dort betrifft ...
                                    www.martin-huelle.de

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                                    • Dieter

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                                      • 26.05.2002
                                      • 537
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                      Hallo Martin,

                                      Zum Grat: Uns interessiert der einfachste und direkteste Übergang - es kursieren da die verschiedensten Geschichten, was die Steilheit und Exponiertheit des Geländes dort betrifft ...
                                      Ich habe hier mal ein interaktives 360° Panorama, aufgenommen vom Gipfel des Blátindur:

                                      http://www.isafold.de/panorama/Blatindur_Pano_1.html

                                      Der Westgrat, ist oberhalb der letzten Einsattelung ein breiter Rücken, der nach oben hin steiler wird (nicht exponiert!). Dieser Teil ist auf dem Panorama nicht sichtbar.

                                      Der Ostgrat ist auf dem Bild teilweise verdeckt aber neben den Gipfelfelsen ist ein typischer Abschnitt erkennbar. Nur direkt am Gipfel ist der Ostgrat felsig und etwas exponiert. Wenn es die Schneelage erlaubt, kann man die Felsen auf der Westseite direkt unterhalb der Felsen querend umgehen. Das Hang dort ist aber steil und grusig. Trittsicherheit ist hier erforderlich.

                                      Übrigens: großes Lob an evernorth - tolle Tour und toller Bericht! Vor allem den Mut(!) umzukehren, wenn man merkt es passt nicht. Der Gletscher ändert sich dort im Laufe des Jahres und ganz sicher von einem Jahr auf das andere enorm stark. Es ist nicht vorhersagbar, wo und wie stark sich Spaltengebiete ausbilden. Ziemlich sicher aber am "Eingang" des Eises in das Norðurdalur.

                                      Hier zur Eränzung ein Panorama aus dem Randbereich des "Black Forest", aufgenommen im Juli 2012:
                                      http://www.isafold.de/panorama/Black_Forest_Pano_b.html

                                      Dieter

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                                      • MartinHuelle
                                        Dauerbesucher
                                        • 31.01.2010
                                        • 898
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                        Zitat von Dieter Beitrag anzeigen
                                        Ich habe hier mal ein interaktives 360° Panorama, aufgenommen vom Gipfel des Blátindur:

                                        http://www.isafold.de/panorama/Blatindur_Pano_1.html

                                        Der Westgrat, ist oberhalb der letzten Einsattelung ein breiter Rücken, der nach oben hin steiler wird (nicht exponiert!). Dieser Teil ist auf dem Panorama nicht sichtbar.

                                        Der Ostgrat ist auf dem Bild teilweise verdeckt aber neben den Gipfelfelsen ist ein typischer Abschnitt erkennbar. Nur direkt am Gipfel ist der Ostgrat felsig und etwas exponiert. Wenn es die Schneelage erlaubt, kann man die Felsen auf der Westseite direkt unterhalb der Felsen querend umgehen. Das Hang dort ist aber steil und grusig. Trittsicherheit ist hier erforderlich.
                                        Hallo Dieter,

                                        danke dafür. Da sicherlich auch viel von der Schneelage abhängt, lässt sich wahrscheinlich nur vor Ort so richtig abschätzen, wie gut sich die Passage meistern lässt.

                                        Und auf den Gletschern muss man sich auch überraschen lassen, wie sie gerade aussehen

                                        PS:
                                        Mein Mitwanderer, der Michael, hatte ja schon direkten Kontakt zu Dir ...
                                        www.martin-huelle.de

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                                        • Mika Hautamaeki
                                          Alter Hase
                                          • 30.05.2007
                                          • 3996
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                          Was für Bilder.....
                                          So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                          A. v. Humboldt.

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                                          • SarahBerg
                                            Neu im Forum
                                            • 16.11.2009
                                            • 8
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                            Tolle Bilder!! Sehr authentisch. Auch der Bericht. Vielen Dank.

                                            Ich les mich gerade durch sämtliche Islandberichte und dieser hat mich echt gepackt.

                                            Wir (2) sind in der zweiten Juli Hälfte selbst in Island; das erste mal, bisher einige Touren in Norwegen und Schweden gemacht.

                                            Diese von dir beschriebene Tour ist für uns vlt etwas zu krass. Von dem Klassiker Laugavegaur schrecken wir auf Grund des Hiker massen etwas zurück. Kannst du oder kann irgendjemand hier in der Community denn eine Mehrtagestour empfehlen, die irgendwo dazwischen liegt, also nicht ganz so extrem, landschaftlich trotzdem intensiv und nicht ganz so frequentiert?

                                            Beste Grüße, Sarah

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                                            • evernorth
                                              Fuchs
                                              • 22.08.2010
                                              • 1835
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                              Hallo Sarah,

                                              vielen Dank für die Blumen.
                                              Auch, wenn der Rat jetzt viel zu spät kommt: Strutstigur.
                                              Ich bin gespannt, für welche Mehrtagestour ihr euch entschieden habt.
                                              Wie war es auf Island?
                                              Kommt da vielleicht noch ein Reisebericht?

                                              Schöne Grüße
                                              Tom
                                              My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                              • nunatak

                                                Alter Hase
                                                • 09.07.2014
                                                • 3613
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                Toller Bericht, die Tour werde ich mir merken. Werde mir wohl auch noch ein rotes Zelt zulegen müssen, das sieht auf den Bildern einfach toll aus.

                                                Was mich als bergsteigernder Mensch etwas wundert ist die Wahl eurer Schuhe auf dem Gletscher. Ich habe auf Gletschern immer feste Trekking/Bergschuhe an, mind. Kategorie B/C. Durch den festen Schaft weiß ich, dass ich nicht umknicke, gerade mit Steigeisen o.ä. kann das sonst schnell passieren. Außerdem halten sie mehr oder weniger warm auf dem Eis und geben auch ohne Steigeisen recht guten Halt auf aperen, mehr oder weniger flachen Gletschern, zumindest bei rauher Eisoberfläche. Wenn sie eine verwindungssteife Sohle haben und man so auf kleinen Unebenheiten antreten kann, kommt man mit etwas Glück auch kurze steilere Stellen hoch, wenn es sein muss.

                                                Als leichte Steigeisen hätte ich vor meinem Hintergrund so etwas wie die Petzl Leopard genommen. Die wiegen ca. 350 gr. und bieten bei so einer Tour vielleicht etwas mehr Redundanz, wenn man gewollt oder ungewollt in etwas steilere Eisflächen gerät.

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                                                  Fuchs
                                                  • 22.08.2010
                                                  • 1835
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                  Moin nunatak,
                                                  vielen Dank für die netten Worte.
                                                  Die Leopard FlexLock von Petzl hatte ich dieses Jahr auf einem anderen Teil des Vatnajökull dabei. Die hätten auf der relativ kurzen Passage über den Skeiðarárjökull sicher geholfen, aber auf dem weiteren Weg wären sie too much gewesen.
                                                  Ich laufe schon seit einigen Jahren in Trailrunner - Schuhen und das Konzept hat sich zu 100% bewährt. Auf dieser Tour gibt es zwischen 6 - 8 Furten pro Tag und in unmittelbarer Nähe zum Vatnajökull noch unzählige mehr. Da würden mich die anstehenden Schuhwechsel in den Wahnsinn treiben. Die Katoola micro spikes haben sich auf aperen Gletschern auf Island und in Norwegen bestens bewährt.
                                                  Ich gehe sehr leicht ( nicht ultra ) und verzichte auf etliches, was mir zu gewichtig erscheint. Schwere Schuhe gehören definitiv dazu. In denen knicke ich häufiger um, als in Trailrunner.
                                                  Der größte Anteil am Rucksack - Gesamtgewicht fällt auf die Nahrung. Alles andere muss schon aus Platzgründen reduziert werden. Warme Füße werden nach meiner Meinung während des Tages überbewertet. Meine sind sowieso meistens nass. Wichtig sind warme Füße während der Nachtruhe.
                                                  Redundanz klingt gut. Ich brauche sie nicht.
                                                  Grüße Tom
                                                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                                    Alter Hase
                                                    • 28.08.2017
                                                    • 3014
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                    Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                    ... Ich laufe schon seit einigen Jahren in Trailrunner - Schuhen und das Konzept hat sich zu 100% bewährt. Auf dieser Tour gibt es zwischen 6 - 8 Furten pro Tag und in unmittelbarer Nähe zum Vatnajökull noch unzählige mehr. Da würden mich die anstehenden Schuhwechsel in den Wahnsinn treiben. ...
                                                    Ich gehe sehr leicht ( nicht ultra ) und verzichte auf etliches, was mir zu gewichtig erscheint. Schwere Schuhe gehören definitiv dazu. In denen knicke ich häufiger um, als in Trailrunner. ...
                                                    Warme Füße werden nach meiner Meinung während des Tages überbewertet. Meine sind sowieso meistens nass. Wichtig sind warme Füße während der Nachtruhe.
                                                    +1 zu *allem*. Dahin geht der Trend, ich mache diese Entwicklung auch gerade mit und mir geht es gut damit.

                                                    Erinnere mich bspw. auch noch an die (isbd. schwedische/skandinavische) Überzeugung, es sei *unmöglich*, bspw. in Lappland ohne Gummistiefel zu wandern. Heute sieht man, dass das mitnichten der Fall ist.

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                                                      Alter Hase
                                                      • 09.07.2014
                                                      • 3613
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                      Ich habe volle Akzeptanz für dein Vorgehen. Das Schöne am Draußen-Sein ist ja auch, dass jeder für sich selbst entscheiden kann, wie er seine Touren angeht. Es gibt abgesehen von komplett ungeeignetem, weil (lebens)gefährlichem Herangehen kein absolut richtiges (am ehesten kommen dem noch die allgemein gültigen Empfehlungen für die jeweilige Tourenkategorie) oder falsches, sondern nur das, was zu den eigenen körperlichen und mentalen Fähigkeiten und Erfahrungen passt. In der Praxis zeigt sich v.a. in heiklen Situationen, ob sich das eigene Konzept bewährt oder man es künftig ändern muss (zumindest wenn man bei Fehlern die Chance auf das nächste Mal hat...).

                                                      Ich komme eher vom Bergsteigen und habe mir z.B. Trailschuhe als Zu- und Abstiegsschuhe abgewöhnt, wenn ich nicht genau weiß, welches Gelände mich dabei erwartet. Bin vor 20 Jahren nach einer Klettertour am Miroir Argentine im Abstieg im nassen Schiefergelände damit (waren damals aber auch eher Joggingschuhe) ein paar Meter den steilen Hang runterrutscht. Das ging so schnell, dass ich keine Chance hatte zu reagieren, so was ist dann einfach eine prägende Erfahrung. Seitdem bleiben Trailschuhe bei meinem Outdoorkonzept auf wenige Einsatzzwecke beschränkt. Auffallend ist aber auf jeden Fall, dass in den letzten Jahren immer mehr Leute auch beim Wandern in den Bergen mit Trailschuhen unterwegs sind. Die sind inzwischen besser und griffiger geworden als damals. Nach einem Bänderriss habe ich selbst keine stabilen Bänder mehr, ich werde also auch deshalb bei meinem Stabilschuh-Konzept bleiben. Das Gewicht an den Füßen ist mir im Vergleich zur Ausrüstung, die ich sonst trage, nicht so wichtig, weil ich mit stabilen Schuhen gefühlt weniger Kraft brauche in schwierigem Gelände, die graben sich fast von selbst in den Untergrund ein, während ich mit Trailschuhen aktiver arbeiten muss und in meinem Fall halt leider immer wieder auch mal leicht umknicke. Nasse und kalte Füße brauchen als Nebeneffekt aus meiner Sicht mehr Energie, also Nahrung. Ich bin bei so was wohl einfach ein Teilzeit-Weichei, habe zugleich aber auch kein Problem, zur Not ein paar Mal am Tag zum Flussqueren die leichten Wasserschuhe rauszuholen aus dem Rucksack.

                                                      Wie du habe ich auch ein paar weiche Faktoren, die ins übergeordnete Konzept reinspielen und das zwingend Notwendige überlagern. Auch wenn ich gern leicht unterwegs bin, werde ich immer etwas mehr Essen mitnehmen als unbedingt nötig und benutze wegen der großen Apsis lieber ein Tunnelzelt als ein freistehendes Zelt, auch wenn ich damit vielleicht manchmal länger suchen muss, um einen Platz zum Aufbauen zu finden. Ein bisschen Komfort und Wohlfühlen ist bei einer Tour ein wichtiger Faktor. Dein grundsätzliches Leichtgewichtskonzept durchbrichst du beim Zelt, indem jeder sein eigenes Zelt dabei hat, wahrscheinlich auch wegen des Wohlfühlfaktors.

                                                      Bei Steigeisen o.ä. gehe ich persönlich eher auf Nummer sicher, wenn ich nicht genau weiß, was mich erwartet und das Mehrgewicht gegenüber den leichten Krallen klein ist. In den Bergen bedeutet Abrutschen auf geneigten Gletschern oder keinen Halt haben auf vereistem Fels leider fast immer einen Absturz. So prägt mich mein alpiner Background, auch in grundsätzlich eher flacherem Gelände. Wenn ich deinen Bericht richtig gelesen habe, warst du knapp davor, in eine heikle Spaltenzone zu kommen, wo es ungewiss gewesen wäre, wie du mit deinen Spikes zurückgekommen wärst. So etwas können dann Momente sein, in denen man sein Konzept evtl. ändert oder mitnimmt, dass es zur Not auch in heiklen Situationen funktioniert.
                                                      Zuletzt geändert von nunatak; 21.11.2017, 14:50.

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                                                        • 26.05.2002
                                                        • 537
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                                                        #28
                                                        AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                        Ich muss hier nunatak in seiner Meinung zum Gebrauch von sog. Trailrunnern bei Trekkingtouren in weglosem, alpinen Gelände voll zustimmen. Warum heißen die Dinger eigentlich so? Genau - weil sie dafür gebaut sind über "Trails" zu rennen - aber nicht mit schwerem Rucksack über Geröll-, Schneefelder und Gletscher zu.

                                                        Ich halte z.B. das Begehen von Schneefeldern, deren Zustand ich vorher nicht kenne (siehe Blátindur Westseite) mit nicht angemessener Ausrüstung schlicht für fahrlässig und hirnrissig. Scheint aber wohl der Trend zu sein.

                                                        evernorth schrieb:
                                                        Redundanz klingt gut. Ich brauche sie nicht.
                                                        Wer nie Fehler macht, braucht vielleicht keine Redundanz.
                                                        Na ja, wenn man Schwein hat, dann kommt auch in Island lange durch, ohne auf die Nase zu fallen. Aber irgendwann braucht man sie die Redundanz, und dazu muss man noch nicht einmal große Fehler gemacht haben. Und dann????

                                                        Ich plane Redundanz auf solchen Touren so weit wie möglich ein.
                                                        Hat mich schon am Leben gehalten.

                                                        Dieter

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                                                          • 21.08.2015
                                                          • 642
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                                                          #29
                                                          AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                          Ich selbst benutze auf Trekkingtour bislang keine Trailrunner, sondern Lowa Cevedale Pro, Lowa Irox, LaSportiva Nepal Evo Trek. Dennoch ist mir aufgefallen, dass in Alaska die Leute wesentlich härtere und extremere Touren machen, als sie hier normalerweise im Forum berichtet werden. Mit Trailrunnern.

                                                          Vermutlich halten Trailrunner dann auch nur eine Tour. Andererseits sah mein Lowa Irox nach einer Woche Pyrenäen (inkl. Geröllfelder) auch nicht mehr gut aus; die Sohle begann sich zu lösen.

                                                          Infolge der niedrigen Sprengung kann man mit flach besohlten Trailrunnern kaum umknicken.

                                                          "Warme Füße werden nach meiner Meinung während des Tages überbewertet. Meine sind sowieso meistens nass." = Kann ich unterschreiben.

                                                          Vielleicht denken wir zu kurz und konservativ und sollte es einfach mal mit modernen Trailrunnern versuchen ...

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                                                            • 21.08.2015
                                                            • 642
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                                                            #30
                                                            AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                            @Evernorth

                                                            Vielen Dank für den Bericht. Ich habe die Tour auch schon seit längerem auf dem Radar und will sie vielleicht mit weibl. Begleitung (Höhenangst) im August oder September 18 laufen.

                                                            Kannst Du mit sagen, wie steil/ausgesetzt die Passagen vor dem Gletscher sind (insbes. falls man über den Kamm und nicht durch das Tal läuft)?

                                                            Meinst Du, dass man den schwierigeren Zonen auf dem Eis entgehen kann, wenn man sich später etwas weiter südl. od. nördlich hält?

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                                                              Fuchs
                                                              • 22.08.2010
                                                              • 1835
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                              Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                                                              Ich selbst benutze auf Trekkingtour bislang keine Trailrunner, sondern Lowa Cevedale Pro, Lowa Irox, LaSportiva Nepal Evo Trek. Dennoch ist mir aufgefallen, dass in Alaska die Leute wesentlich härtere und extremere Touren machen, als sie hier normalerweise im Forum berichtet werden. Mit Trailrunnern.

                                                              Vermutlich halten Trailrunner dann auch nur eine Tour. Andererseits sah mein Lowa Irox nach einer Woche Pyrenäen (inkl. Geröllfelder) auch nicht mehr gut aus; die Sohle begann sich zu lösen.

                                                              Infolge der niedrigen Sprengung kann man mit flach besohlten Trailrunnern kaum umknicken.

                                                              "Warme Füße werden nach meiner Meinung während des Tages überbewertet. Meine sind sowieso meistens nass." = Kann ich unterschreiben.

                                                              Vielleicht denken wir zu kurz und konservativ und sollte es einfach mal mit modernen Trailrunnern versuchen ...

                                                              In der Tat, mein lieber Shades, dein letzter Satz zielt, meines Erachtens, in genau die richtige Richtung. Ich habe die Benutzung von Trailrunner vor etwa 7 Jahren auch noch für " komplett hirnrissig " gehalten. Sogenannte " bewährte
                                                              ( Schuh- ) Konzepte " lassen oft keine wirklichen Innovationen mehr zu. Klar kann man als Schuster bei seinen alten Leisten bleiben ( hundertfach bewährt ), aber neue Erfahrungen bleiben so außen vor. Die Angst vor negativen Erfahrungen ist meist ein schlechter Berater. Ich sehe hier oft eine Diskrepanz: Mut und Innovation in der Wahl der Tour ( zumindest manchmal ), aber Mutlosigkeit und starres Festhalten an alten Konzepten ( Schuhwahl ).
                                                              Jedem das Seine, doch bin ich wirklich heilfroh, diesen ( Schuh- ) Schritt gewagt zu haben.
                                                              My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                                                Fuchs
                                                                • 22.08.2010
                                                                • 1835
                                                                • Privat


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                                                                AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                                Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                                                                @Evernorth

                                                                Vielen Dank für den Bericht. Ich habe die Tour auch schon seit längerem auf dem Radar und will sie vielleicht mit weibl. Begleitung (Höhenangst) im August oder September 18 laufen.

                                                                Kannst Du mit sagen, wie steil/ausgesetzt die Passagen vor dem Gletscher sind (insbes. falls man über den Kamm und nicht durch das Tal läuft)?

                                                                Meinst Du, dass man den schwierigeren Zonen auf dem Eis entgehen kann, wenn man sich später etwas weiter südl. od. nördlich hält?
                                                                Ahoi Shades,
                                                                Du spielst auf die Kamm - Passage von Bernd, Vincent und Malte aus dem Jahr 2012 an?
                                                                Nun, das ist bestimmt eine großartige Tour, die ich aber bei bekannter Höhenangst wohl eher nicht empfehlen würde.
                                                                Steil ist es auf der Westseite des Blátindur auf jeden Fall, doch ich halte das, bei entsprechender Erfahrung
                                                                ( die du ja hast ), für absolut machbar.
                                                                Zu den schwierigen Zonen im sog. " Black Forest " habe ich mir eine neue Meinung gebildet.
                                                                Es hat seine Gründe, warum Utivst diese Gletscher - Passage als geführte Tour für seine Mitglieder schon seit wohl etwa
                                                                2 Jahren nicht mehr anbietet. Der Gletscher hat sich insbesondere im Bereich des " Black Forest " so stark verändert, das die Passage wohl so, wie bisher, d. h., mit Grödel oder Micro Spikes, nicht mehr machbar ist. Das war jedenfalls in diesem Jahr die Aussage eines französischen guides, der für eine isländische Kompanie in Höfn arbeitet und sich auf dem Vatnajökull gut auskennt. Er sagte wörtlich: Impossible without special ice - equipment and no longer more in one
                                                                day!
                                                                Meine Intuition sagte mir schon vor dieser Aussage, dass ich davon auf meiner Tour in diesem Jahr Abstand nehmen sollte. Ich habe es deshalb nicht erneut versucht und mir einen anderen Zugang zur Tour gesucht.
                                                                Am Wochenende beginne ich mit meinem Report zu meiner 2017 - Tour. Überraschungen und eine " Premiere " inklusive.
                                                                Zuletzt geändert von evernorth; 22.11.2017, 23:55. Grund: Ergänzt
                                                                My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                                                  Fuchs
                                                                  • 25.05.2007
                                                                  • 1557
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                                  Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                                                                  Ich habe die Tour auch schon seit längerem auf dem Radar und will sie vielleicht mit weibl. Begleitung (Höhenangst) im August oder September 18 laufen.
                                                                  Dann trifft man sich ja vieleicht unterwegs.
                                                                  Meine ganz private Meinung ist, versucht es eher im August als im September zu machen. Es kann im September oft sehr schnell gehen das sich das Wetter massiv verschlechtert etc, es kann genauso gut ein schönes Wetter sein, aber versucht lieber etwas eher hin zu kommen.
                                                                  Geprüfter Tungnaá-Bademeister

                                                                  Kommentar


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                                                                    Alter Hase
                                                                    • 09.07.2014
                                                                    • 3613
                                                                    • Privat


                                                                    #34
                                                                    AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                                    Zitat von Dieter Beitrag anzeigen
                                                                    Ich muss hier nunatak in seiner Meinung zum Gebrauch von sog. Trailrunnern bei Trekkingtouren in weglosem, alpinen Gelände voll zustimmen. Warum heißen die Dinger eigentlich so? Genau - weil sie dafür gebaut sind über "Trails" zu rennen - aber nicht mit schwerem Rucksack über Geröll-, Schneefelder und Gletscher zu.

                                                                    Ich halte z.B. das Begehen von Schneefeldern, deren Zustand ich vorher nicht kenne (siehe Blátindur Westseite) mit nicht angemessener Ausrüstung schlicht für fahrlässig und hirnrissig. Scheint aber wohl der Trend zu sein.

                                                                    evernorth schrieb:

                                                                    Wer nie Fehler macht, braucht vielleicht keine Redundanz.
                                                                    Na ja, wenn man Schwein hat, dann kommt auch in Island lange durch, ohne auf die Nase zu fallen. Aber irgendwann braucht man sie die Redundanz, und dazu muss man noch nicht einmal große Fehler gemacht haben. Und dann????

                                                                    Ich plane Redundanz auf solchen Touren so weit wie möglich ein.
                                                                    Hat mich schon am Leben gehalten.

                                                                    Shades schrieb:

                                                                    "Infolge der niedrigen Sprengung kann man mit flach besohlten Trailrunnern kaum umknicken.
                                                                    ...

                                                                    Vielleicht denken wir zu kurz und konservativ und sollte es einfach mal mit modernen Trailrunnern versuchen ..."
                                                                    Interessante Diskussion. Wer möchte soll das ruhig für sich ausprobieren. Ich würde aber davon abraten, eine große Tour einfach mal mit Trailschuhen anzugehen, weil es jetzt "in" ist, sondern würde eher dafür plädieren, sich der Sache wenn überhaupt in kleinen Schritten anzunähern. Für wenige besonders veranlagte Trekker ist die Kombination aus Trailschuhen und schwerem Rucksack vielleicht kein Problem. Normalusern würde ich davon abraten oder zumindest erst mal kürzere Touren mit wenig Gewicht zum Ausprobieren empfehlen.
                                                                    Normalerweise bedeutet hochwertige moderne Leichtgewichtsausrüstung kein zusätzliches Risiko, ein hochwertiges Leichtzelt funktioniert abgesehen von Extremsituationen und Wintertouren in aller Regel problemlos. Bei Trailschuhen sehe ich das anders. Während sie beim Traillaufen natürlich perfekt sind, um Grip und Geschwindigkeit zu haben, geht es beim Trekking weniger um Geschwindigkeit, sondern primär darum, die Strecke sicher zu meistern und durchzukommen. Eine gewisse Redundanz halte auch ich dabei für wichtig. Bei meinen Touren kommt es z.B. ab und zu vor, dass ich mal wegrutsche, z.B. auf einem nassen Geröllfeld, wenn ein großer Stein beim Belasten kippt. Ist mit den Meindl Island meist kein Problem, weil die mir Halt und am Knöchel Schutz geben, wenn ich bei sowas zwischen zwei Geröllbrocken lande und an der Landestelle ein schmaler Spalt lauert. Wenn ich mit großem, mehr oder weniger schwerem Rucksack unterwegs bin, habe ich dabei weniger Kontrolle und das Gewicht beschleunigt die Sache, da wirken dann ganz andere Kräfte. Die Gefahr, dass ich mich mit Trailschuhen dabei ordentlich verletze und dann ungewollt den Endpunkt der Tour erreiche oder mich nur noch unter Qualen weiterschleppen kann, ist für normal veranlagte Tourengeher deutlich höher, zumal ich gerade bei einer Knöchelverletzung den Halt benötigen würde, den mir Trekkingschuhe bieten....
                                                                    Ich selbst bekomme mit niedrigen Schuhen und schwerem Rucksack neben Bänderproblem auch solche mit der Achillessehne und bin einfach froh, wenn ich bei Regen, Sturm und unerwartetem Neuschnee mit hohen Trekkingschuhen einen Sicherheits- und Komfortpuffer habe. Auch die sind schließlich z.T. deutlich leichter als früher. Das bewährte Schuhkonzept langweilt mich nicht, interessant und Horizont erweiternd ist die Tour als solche (z.B. die hier beschriebene ), weniger der ständige Wechsel bei der Ausrüstung.

                                                                    Kommentar


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                                                                      Fuchs
                                                                      • 10.07.2008
                                                                      • 2381
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                                      Wow, geniale Bilder einer überwältigenden Landschaft.
                                                                      Habe deinen Bericht gerade erst gefunden.
                                                                      Danke dafür!
                                                                      Island steht schon sooo lange auf meiner Liste!

                                                                      Viele Grüße,
                                                                      Sylvia

                                                                      Kommentar


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                                                                        Fuchs
                                                                        • 22.08.2010
                                                                        • 1835
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                                        Hallo Sylvia,
                                                                        vielen Dank.
                                                                        Mach endlich einen Haken auf deiner Liste.....Island wartet auf dich.

                                                                        @ nunatak, Dieter
                                                                        Ihr beide habt Recht, ehrlich, in allen Punkten.
                                                                        Wer bereits vorgeschädigte Sprunggelenke hat..... bleibt bei eurem Schuh - Konzept, ich kann es verstehen.
                                                                        Ich habe / hatte auch überdehnte Bänder im Sprunggelenk. Na und? Das Gehen in Trailrunner Schuhen fordert und fördert die Fußmuskulatur. Die haben endlich wieder etwas zu tun und werden stärker / kräftiger. Ein Schritt " back to the roots ".
                                                                        Fußfehlstellungen, Einlagen....wäre alles nicht nötig. Ich weiss, wovon ich schreibe, bin Physiotherapeut.
                                                                        Das ich als " Anfänger " in Trailrunner mir nicht gleich die 25+ kg " Schrankwand auf den Rücken auflaste, versteht sich von selbst.
                                                                        Ja, und was kann nicht alles passieren...... Das kann schon beeindrucken, nachdenklich stimmen und Besorgnis auslösen. So ist es.
                                                                        Eine Frage: Ambitionierte Touren in ausgesetzter, weitgehend wilder Landschaft, mehr oder weniger weit entfernt von der
                                                                        " sicheren " Zivilisation - Warum tut ihr euch das an? Weil ihr es wollt, mit oder ohne Redundanz und weil ihr ( heil ) zurückkommen wollt. Metoo. Dieter hat es am Leben gehalten, mit Redundanz. Jeder weiss, dass er sich nicht vor allem schützen kann. Mit " Schwein " oder Glück ( ja, das braucht man natürlich auch ) hat das wenig zu tun, eher mit Erfahrung, Intuition und einer Vision von " das möchte ich ( erfolgreich ) durchziehen ".
                                                                        Angst ist da, wie ich finde, ein schlechter Ratgeber. Dann könnte ich womöglich gar nicht mehr los.
                                                                        " Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um " - in diesem Sinne: Berg heil, god tur und nice trip.
                                                                        My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                        Kommentar


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                                                                          Alter Hase
                                                                          • 14.03.2012
                                                                          • 3583
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                                          OT: Zwischen Angst und angebrachtem Risikobewusstsein ist ein himmelweiter Unterschied! Deine Aussage
                                                                          Angst ist da, wie ich finde, ein schlechter Ratgeber. Dann könnte ich womöglich gar nicht mehr los.
                                                                          finde ich zumindest hinterfragenswert. Angstlos grenzwertige Risiken einzugehen, ist das nicht recht unklug?
                                                                          Two roads diverged in a wood, and I—
                                                                          I took the one less traveled by,
                                                                          And that has made all the difference (Robert Frost)

                                                                          Kommentar


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                                                                            Fuchs
                                                                            • 22.08.2010
                                                                            • 1835
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                                            O.K., dann also etwas spezifischer: Wer jahrelang " in the outdoors " unterwegs war, verhält sich doch fast schon automatisiert - Risikobewust? Wenn ich mir aber im Bewustsein eines Risikos vor Angst ständig " in die Hosen scheisse ", sollte ich vielleicht besser zu Hause bleiben. Ist stressfreier und viel entspannter. Ich käme so nicht zum Ziel. Abgesehen davon würde es mir nur wenig / kein Vergnügen bereiten.
                                                                            Und: Es geht mir nicht um völlige Angstfreiheit. Gibt es das überhaupt? Auch ich kenne Angst und sie begleitet mich ( im Hintergrund ), doch sie leitet / diktiert mein Handeln nicht. Ist eher mein Äquivalent für " Beratung ", jedoch eines von vielen ( nicht alleiniges).
                                                                            Zuletzt geändert von evernorth; 25.11.2017, 02:44. Grund: Ergänzt
                                                                            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                            Kommentar


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                                                                              Alter Hase
                                                                              • 14.03.2012
                                                                              • 3583
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                                              ich bestreite durchaus nicht, dass du vermutlich weißt, was du machst und das dies für dich richtig und passend ist.
                                                                              Andererseits setzt du durch deine Wortwahl und die Art der Argumentation die aus meiner Sicht berechtigten Einwände von Nunatak und Dieter herab, als ob die eben sich eben ständig "vor Angst in die Hose scheißen".
                                                                              Was macht ein Unwissender nun aus deinen statements? ok, evernorth hat die Ahnung und was er macht, kann ich mit genügend power auch machen, er hat es ja auch gemacht und die anderen sind halt Angsthasen?
                                                                              Aber ok, geht mich ja letztlich nichts an, es hat mich halt eben gestört.

                                                                              OT: btw - nicht ganz so viel Farbe innen Pott schmeißen, ok
                                                                              Two roads diverged in a wood, and I—
                                                                              I took the one less traveled by,
                                                                              And that has made all the difference (Robert Frost)

                                                                              Kommentar


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                                                                                Fuchs
                                                                                • 22.08.2010
                                                                                • 1835
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                                                Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
                                                                                Andererseits setzt du durch deine Wortwahl und die Art der Argumentation die aus meiner Sicht berechtigten Einwände von Nunatak und Dieter herab, als ob die eben sich eben ständig "vor Angst in die Hose scheißen".[/OT]
                                                                                Also wirklich: Wo bitte habe ich das denn behauptet?? Komm mal runter.....bisschen frische Luft könnte helfen.
                                                                                Nochmal: Aus meiner Sicht sind das eher antiquierte Einwände. Nicht mehr und nicht weniger wollte ich dazu sagen.
                                                                                My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Erfahren
                                                                                  • 15.09.2012
                                                                                  • 295
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                                                  Es soll absolut jede_r so machen, wie es beliebt. Es wird in der Welt schon zu viel um Deutungshoheit gerungen. Ich finde manche Aussagen hier allerdings zu pauschal und zu wenig differenziert. Ein paar Anekdoten dazu:
                                                                                  Ich habe drei künstliche Bänder im Sprunggelenk. 3 Monate nach der OP habe ich die erste Tour noch mit Stiefeln gemacht. Alle weiteren nicht technisch-alpinen Reisen seither wieder in Trailrunnern.

                                                                                  Auch hatte ich Plattfüße und lief jahrelang mit Einlagen rum, bis mir die Physiotherapeutin im Zuge der Sprunggelenk-Reha nach einem Blick auf meinen Stand sagte: "Deine Füße machen wir gleich mit." Ein paar Monate später waren die Plattfüße weg. Da es sich bei der Problematik größtenteils um erschlaffte bzw. niemals im Leben trainierte Muskeln handelt, kann man das in den meisten Fällen prima wegtrainieren.

                                                                                  Als ich meinen Kumpel Gerald das erste mal traf – es muss 2014 gewesen sein – verweigerte er sich aufgrund von Bänder-Problemen im Sprunggelenk der Idee auf Stiefel zu verzichten. Ein Versuch kurze Zeit später war genug und er ist seither sicher mehr als 4000km auch durch gröbstes Gelände in Trailrunnern gelaufen.

                                                                                  Fazit: Bänder-Sorgen müssen nicht unbedingt im Vorhinein ein K.O. Kriterium sein. Das muss jeder für sich rausfinden.

                                                                                  Und allgemeiner zur Verwendung auf fordernden Touren fernab der Zivilisation:
                                                                                  Bernd Looft, der hier im Forum vermutlich die extremsten Touren geht, läuft seit ein paar Jahren exklusiv in Halbschuhen und Trailrunnern. Die ganze Riege der Alaska Boys & Girls um Luc Mehl und die Wilderness Classics bis Skurkas Alaska-Yukon Expedition sowieso.

                                                                                  Ich sage gar nicht, dass es für jeden die richtige Lösung ist. Ist es sicher nicht. Wäre auch völlig vermessen. Aber sich dem Neuen a priori zu verschließen, und das nicht nur für sich selbst, sondern auch pauschal auf andere ausgedehnt, halte ich für typische German Angst.
                                                                                  Zuletzt geändert von BohnenBub; 25.11.2017, 11:41.

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Freak

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                                                                                    • 43828
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                                                    OT: Nur mal so als Ergänzung: Es gibt auch Leute, die besaßen jahrzehntelang gar keine Wanderstiefel und liefen undd kraxelten alles mit normalen Schuhen, Mokassins mit dünnen Sohlen, Sneakers, etc. Von mangelndem Training konnte also überhaupt keine Rede sein. Sind häufig umgeknickt und zogen sich immer mal wieder Verletzungen zu, die sie länger beeinträchtigten. Mit halbhohen Wanderstiefeln war das dann endlich kein Thema mehr. Gibt’s auch

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Erfahren
                                                                                      • 15.09.2012
                                                                                      • 295
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                                                      Da bin ich ja ganz bei dir, Lina. Drum schrieb ich auch:

                                                                                      Zitat von BohnenBub Beitrag anzeigen
                                                                                      Ich sage gar nicht, dass es für jeden die richtige Lösung ist. Ist es sicher nicht.
                                                                                      Mir ging es nur um das pauschale Verdammen.

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Fuchs
                                                                                        • 22.08.2010
                                                                                        • 1835
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                                                        Ob sie wirklich häufig umgeknickt sind?? Vielleicht.....vielleicht nicht?
                                                                                        Die Schuh - Industrie hat jedenfalls schon erfolgreich ihren dicken Stempel in die Hirne gesetzt ( damit sie nicht länger rissig bleiben? ).
                                                                                        Dänen und Holländer würden noch bis zum heutigen Tag in ihren geliebten Clogs und Klompen rumschlurfen, wenn da nicht eine neue Einsicht gewachsen wäre.
                                                                                        My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Freak

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                                                                                          • 43828
                                                                                          • Privat


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                                                                                          AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                                                          OT:
                                                                                          Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                                          Ob sie wirklich häufig umgeknickt sind?? Vielleicht.....vielleicht nicht?
                                                                                          Ja, man merkt das, wenn man umknickt Auch weil man dann ruckartig kurz das Gleichgewicht verliert, oder sogar (automatisch!) nach etwas in der Nähe greift, um sich festzuhalten als Gegenmaßnahme zu einem möglichen Sturz. Und die Begleiter merken das auch, die gucken einen dann besorgt an und man sagt i.d.R.: Ist nicht schlimm, kenne ich, passiert öfter, geht schon wieder.


                                                                                          Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                                          Dänen und Holländer würden noch bis zum heutigen Tag in ihren geliebten Clogs und Klompen rumschlurfen, wenn da nicht eine neue Einsicht gewachsen wäre.
                                                                                          Holzschuhe schützen übrigens ziemlich gut gegen Umknicken. Die Anfälligkeit entsteht nämlich eher durch abgerundete Seiten, welche die Holzschuhe nicht haben. Es gab aber eine vor einiger Zeit sehr hippe Sneakers-Marke mit einer Sohlenform, die das Umknicken sehr beförderte, weil die Sohle schmal und schalenförmig geformt ist. Da reicht Anprobieren und im Laden ein paar Schritte gehen – schon stellt man sie freiwillig ins Regal zurück ...



                                                                                          Edit:
                                                                                          Zitat von BohnenBub Beitrag anzeigen
                                                                                          Mir ging es nur um das pauschale Verdammen.
                                                                                          Mir auch :-)
                                                                                          Zuletzt geändert von lina; 25.11.2017, 12:14.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Alter Hase
                                                                                            • 09.07.2014
                                                                                            • 3613
                                                                                            • Privat


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                                                                                            AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                                                            Zitat von lina Beitrag anzeigen
                                                                                            OT:

                                                                                            Holzschuhe schützen übrigens ziemlich gut gegen Umknicken. Die Anfälligkeit entsteht nämlich eher durch abgerundete Seiten, welche die Holzschuhe nicht haben.
                                                                                            Eine Kollegin von mir ist vor ein paar Jahren im Büro auf dem Weg zum Kaffeekochen mit ihren Holzclogs umgeknickt. Die Arme hat sich dabei einen Bänderriss plus Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen. Hätte sie wenigstens Trailschuhe angehabt...

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Fuchs
                                                                                              • 22.08.2010
                                                                                              • 1835
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                                                              Zitat von nunatak Beitrag anzeigen
                                                                                              Eine Kollegin von mir ist vor ein paar Jahren im Büro auf dem Weg zum Kaffeekochen mit ihren Holzclogs umgeknickt. Die Arme hat sich dabei einen Bänderriss plus Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen. Hätte sie wenigstens Trailschuhe angehabt...
                                                                                              My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                • 3
                                                                                                • Privat


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                                                                                                AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                                                                Bislang bin ich nur leiser Mitleser gewesen, möchte mich aber ganz herzlich vor allem bei evernorth, Dieter, MartinHuelle und nunatak für die vielen nützlichen Hinweise in diesem und auch in anderen Threads zum Graenalon Trail bedanken. Wir sind heute aus Island nach Berlin zurückgekommen und auch wir wurden vom Black Forest besiegt. Ich muss mich erst einmal sortieren und vor allem auch die vielen Fotos sichten, habe mir dann aber vorgenommen, mich einmal ausführlicher zu melden. Kein separater Reisebericht, aber zumindest ein Update aus dem Gebiet.

                                                                                                Wir haben viele der von evernorth und von Dieter (auf seiner Website) angesprochen Themen selbst erlebt und sind noch immer voller Ehrfurcht. Insgesamt haben wir inklusive eines Rückzuges aus dem Black Forest und dem Abstieg gen Skaftafell über den Gletscher über 50km auf dem Skeiðarárjökull verbracht und ein Wechselbad der Gefühle erlebt. Eine tolle Tour. Auch wettertechnisch mit fast allem, was Island so zu bieten hat in der Sommerzeit.



                                                                                                Bis vermutlich bald.

                                                                                                Chris

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Fuchs
                                                                                                  • 22.08.2010
                                                                                                  • 1835
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                                                                  Das klingt wirklich sehr spannend für mich und deshalb bin ich schon sehr neugierig auf dein Update.
                                                                                                  Das Foto ist ja schon mal sehr vielversprechend. Ein toller Platz auf „dem Balkon“ vor den Faenessegjar, gell?
                                                                                                  Ich bin auch gerade wieder „ vor Ort“ auf Island und gehe morgen die Tour nach Holaskjol erneut an. Start ist wieder an der Ringstraße, in Richtung Nupstadarskogar. Ich freue mich schon riesig und bin gespannt, wie es diesmal mit dem Wetter, dem Wind und den Wasserständen der Flüsse sein wird.

                                                                                                  Lass dir etwas Zeit. Du hast schon recht: Tolle Tour, die aber auch sehr fordert und einen sehr „anpacken“ kann.
                                                                                                  Freue mich, dann wieder etwas von dir zu hören.
                                                                                                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Dauerbesucher
                                                                                                    • 26.05.2002
                                                                                                    • 537
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    AW: [IS] ISLAND 2016 - Gefangen im schwarzen Eis

                                                                                                    Im Moment geht gerade ein Skaftarhlaup ab. Also ein geothermisch bedingter Schmelzwasserausbruch aus dem Vatnajjökull in das Einzugsgebiet der Skaftá. Der Abfluss am Pegel Sveinstindur hat sich in den letzten 24 h grob verzehnfacht und soll jetzt bei 1500 m3/s liegen(der Rhein bei Köln hat gerade 861 m3/s) Die Fjallabak Piste ist gesperrt und die Gegend evakuiert. Es besteht neben der Gefahr durch das extreme Hochwasser auch Gefahr durch giftige Schwefelgase die aus abgelagerten Sedimenten freigestezt werden können.
                                                                                                    Gestern (Freitag) Morgen bin ich mit einer Gruppe Richtung Landmannalaugar gefahren. Am Mittag setzte das Hochwasser ein und am Nachmittag war die Piste schon gesperrt.

                                                                                                    Bin gespannt, was evernorth davon mitbekommen wird. Island ist und bleibt spannend!

                                                                                                    Dieter
                                                                                                    Zuletzt geändert von Dieter; 04.08.2018, 23:20. Grund: Ergänzung

                                                                                                    Kommentar