• bourne
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    [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hochebene

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 67.939175961
    Längengrad 18.522949218



    [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Skierffe, Boarek-Hochebene
    ABISKO NACH KVIKKJOKK – AUF DEM NICHT SO DIREKTEN WEG
    8. Juli - 28. Juli 2016

    Unsere geplante Tour umfasst die ersten beiden Etappen des nördlichen Kungsleden mit Sondertouren, insgesamt ungefähr 250km mit 4.400 Höhenmetern. Wir sind mit Zelt unterwegs und werden die Hütten nur selten nutzen.

    Die Tour startet bei der Fjällstation in Abisko und führt dann über Abiskojaure, Alesjaure, Tjätkja, Sälka, Singi, Kaitumjaure, Teusejaure nach Vakkotavare. Diese 1. Etappe des nördlichen Kungsleden ist rund 110km lang mit ungefähr 1400 HM, für uns kommen allerdings rund 25km und 1400HM für die Besteigung des Kebnekaise (dem höchsten Berg Schwedens) hinzu und wir haben das besondere Glück, den Gipfel bei strahlendem Sonnenschein zu erreichen.

    Die zweite Etappe des nördlichen Kungsleden führt dann von Saltoluokta über Sitojaure, Aktse, Pårte nach Kvikkjokk. Die Länge der Strecke beträgt rund 75km mit ungefähr 1100 HM. Wir werden aber nicht den direkten Weg wählen, sondern zweimal kurz in den Sarek abbiegen – einmal vor Aktse beim Skierffe (der Pforte des Sarek) und ein weiteres Mal vor Pårte, wo wir eine 3-Tages-Schleife über die Boarek-Hochebene (Pårek) ziehen und den Boarektjåhkkå besteigen wollen. Die Besteigung entfällt aufgrund heftiger Gewitter, in Summe sind unsere Extratouren rund 40km mit ungefähr 500 HM.

    In diesem Reisebericht erwarten euch neben den detaillierten Beschreibungen unserer Erlebnisse einige Fotos der fantastischen Landschaft und natürlich ein paar Elche und Rentiere







    KUNGSLEDEN 2016: PROLOG – ALL IN
    JEDE IDEE FÄNGT EINMAL KLEIN UND HARMLOS AN – DIESER PROLOG BEGINNT IN DER WEIHNACHTSZEIT
    BY MARKUS

    Fünf Jahre zuvor:
    Im Jahr 2010 waren wir ganze vier Wochen mit dem Wohnmobil in Schweden unterwegs (von Südschweden bis nach Abisko im Norden) und 2011 dann weitere vier Wochen in Norwegen und Schweden (norwegische Küste über dem Polarkreis, Lofoten, Vesterålen, Tromsø und dann auf dem Inlandsvägen wieder nach Süden). Diese Touren zählen zu unseren schönsten Urlauben und wir haben uns beide in den hohen Norden verliebt. Zu einer weiteren Wohnmobiltour ist es aber mangels 4 Wochen Urlaub am Stück nie gekommen und für 2-3 Wochen ist es mit >10.000 Kilometer pro Tour einfach viel zu weit.

    In der besinnlichen Weihnachtszeit:
    Auf dem Sofa, im gut geheizten Haus, bei einem Teller Weihnachtskeksen, da hat Elisabeth die zündende Idee, was wir mit 3 Wochen Urlaub im Juli anstellen könnten: Eine Trekkingtour auf dem Kungsleden, dem wohl berühmtesten Fernwanderweg im hohen Norden. Ich bin a.) überrascht und b.) augenblicklich begeistert. Machen wir!

    Eigentlich sind wir ja Camper – mit einem sinnbildlich bis zur Dachkante vollgeladenen Wohnmobil und einem Gesamtgewicht von wohlwollend ausgelegten 3,5 Tonnen. Mit komfortablem Doppelbett, Dusche, Weber Griller und 125er Roller in der Heckgarage. Jeder Menge Nahrungsmittel und – je nach Land – vor Ort gekauftem Wein oder in weiser Voraussicht mitgebrachtem Wein. Hab ich die Kaffeemaschine an Bord erwähnt?

    Gut, diesmal also nicht. Zwei Rucksäcke. Ein Zelt.
    Kein Wein.


    Die freien Tage zu Weihnachten sind die ersten Tage unserer Recherche, und es gibt viel zu recherchieren! Wir haben nämlich noch nie mehr als eine Tagestour bestritten (keine Hüttentouren, keine Zelttouren) und haben uns danach nach einer heißen Dusche bei gutem Essen erholt. Hab ich den Wein erwähnt?

    Irgendwo auf der Strecke zwischen Alesjaure und Tjäktja haben wir einen jungen Norweger getroffen, mit dem wir länger geplaudert haben. Ihm haben wir diese Anekdote erzählt – eine dreiwöchige Tour als Trekking-Einstieg – und von ihm stammt der Kommentar, der den Titel dieses Posts prägt: “All in”.

    Also die Recherche: wir brauchen so ziemlich alles. Ein Zelt, Schlafsäcke, Isomatten. Große Trekkingrucksäcke. Einen Kocher. Abend für Abend verbringen wir Stunden online in diversen Outdoorforen und Outdoorblogs, bis wir alles wissen, was zu wissen es gibt und wir von der Fülle an widersprüchlichen Ansichten fast erschlagen werden. Jänner bis März ist – zu unserem Glück – die große Abverkaufszeit bei Amazon und den großen deutschen Outdoorshops. Rabatte von -30% bis -60% sind sehr hilfreich, wenn man viel braucht! Bei der Gelegenheit wird auch unsere Wanderbekleidung vervollständigt, v.a. div. Merino Baselayer in kurz und lang, Powerstretch Fleeces und Daunenjacken. Und natürlich brauchen wir ordentliche Wanderschuhe – sind wir die letzten Jahre doch meistens mit FiveFingers oder Trailrunnern wandern gewesen. Da sind wir beim Mörtz in Wien fündig geworden, Lowa Lavena II GTX für Elisabeth und Lowa Tibet GTX für mich. Eine große Lustwandler-Empfehlung an dieser Stelle für den Mörtz, das ist noch ein richtiges Fachgeschäft mit ausgezeichneter Beratung!

    Parallel dazu plane ich an der Route und Elisabeth plant, wie wir auf der Tour nicht verhungern, immer mit kritischem Blick auf das Gewicht. Ohne etwas vorweg nehmen zu wollen: es gab tatsächlich keinen Wein!


    Wir springen nun in den April und es hat sich viel getan. Bei uns im Wohnzimmer liegt überall Ausrüstung verteilt und es gibt eine Excel-Tabelle, wo jeder Ausrüstungsgegenstand mit dem exakten Gewicht vermerkt ist. Ja, da kommt ganz schön was zusammen. Die ersten Zahlen zeigen an die 22kg bei Elisabeth und über 28kg bei mir. Nein, so geht das nicht. Sicher nicht!
    Nach ein paar Optimierungen sind wir bei 18kg bei Elisabeth und 24kg bei mir. Mit Essen und Wasser wohlgemerkt. Schon besser. Bei mir sind auch 4kg Fotoausrüstung eingerechnet, ich hab ja wirklich lang überlegt, die Spiegelreflex zu Hause zu lassen und nur die kleine spiegellose Kamera mitzunehmen, das wären nur 800g – aber es dann doch nicht übers Herz gebracht. Schlussendlich hatte ich die 5d mit zwei Objektiven mit, dem 16-35/4 IS und dem 70-300/4-5,6 IS, alles verpackt in einer wasserdichten Kalahari Tasche, die mit selbst geplanten und von Sissy vernähten Aufhängungen vorne an den Schultergurten meines Rucksacks befestigt wurde – 24kg tragen sich verteilt auf 4 + 20kg gleich viel besser!


    Wir wussten also, was auf uns zukommt – Zeit für ein paar Trainingstouren. Also Sandsäcke gefüllt, in die Rucksäcke hinein und auffi aufn Berg. Die erste Tour, einfach auf den Größenberg in Bad Fischau. Trainingsgewicht Elisabeth mit 12kg, ich mit 16kg. Uff. Nicht lustig. Schon nach kurzer Zeit zwickt/krampft irgendwas bei der Hüfte. Und das bei einer einfachen Tour und unter dem Zielgewicht – nicht motivierend.

    Ein paar Tage später gehen wir die gleiche Tour wieder – ah, geht schon besser, unsere Körper passen sich an. Ein paar Tage später wieder mit 14kg und 18kg. Diesmal läuft es schon richtig gut – liebe Grüße an die Spaziergänger in Bad Fischau, die uns mit unseren großen Rucksäcken doch sehr verwundert angeschaut haben.

    Es wird Zeit für eine größere Tour und wir wählen den Enziansteig in Thal, rauf zur Enzianhütte und runter über den Mareschsteig. Das sind rund 700 HM und 14 KM, diesmal mit 16kg und 20kg. Der Aufstieg war wirklich heftig mit dem Gewicht, die Blicke auf der Enzianhütte (Pause!) fallen schon gar nicht mehr auf. Eine Woche später gehen wir die fast gleiche Tour mit kleinen Tagesrucksäcken und da fliegen wir förmlich hinauf. Was so ein paar Kilo doch für einen Unterschied machen.

    Aber es hilft nichts, daher eine Woche vor dem Abflug nach Schweden die letzte Trainingsrunde: Längapiesting/Schober/Öhler, rund 850 HM und 10 KM mit 18 bzw. 24kg Gepäck, also dem Zielgewicht. Der Aufstieg bringt uns wieder an die Grenzen (vor allem die hohen Schritte bei der Überschreitung), aber in Summe haben wir auch die letzte Trainingstour gut geschafft. In Schweden haben wir im Schnitt nur um die 300 HM pro Tag zu überwinden – wir fühlen uns bereit!

    Schweden wir kommen!
    Zuletzt geändert von bourne; 03.06.2018, 15:59. Grund: Geotag
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  • Blubbi
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    • 17.01.2016
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    #2
    AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

    Zitat von bourne Beitrag anzeigen
    Also die Recherche: wir brauchen so ziemlich alles. Ein Zelt, Schlafsäcke, Isomatten. Große Trekkingrucksäcke. Einen Kocher. Abend für Abend verbringen wir Stunden online in diversen Outdoorforen und Outdoorblogs, bis wir alles wissen, was zu wissen es gibt und wir von der Fülle an widersprüchlichen Ansichten fast erschlagen werden. Jänner bis März ist – zu unserem Glück – die große Abverkaufszeit bei Amazon und den großen deutschen Outdoorshops. Rabatte von -30% bis -60% sind sehr hilfreich, wenn man viel braucht!
    Ich bin schon sehr gespannt auf deinen eigentlichen Reisebericht!!!
    Ich habe vor ein paar Tagen hier meinen eigenen Reisebericht hochgeladen und erkenne mich in der Ausrüstungs-Recherche bereits komplett wieder
    Auch ich hatte meine erste Tour geplant, allerdings als Solotour und ohne jegliches Training vorher.
    Wie auch immer, ich freue mich schon auf den Bericht, denn nächstes Jahr werde ich wahrscheinlich meine zweite Tour starten und diese wird auch von Abisko nach Kvikkjokk sein
    Liebe Grüße,
    Blubbi

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    • bourne
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      #3
      AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

      Hej hej,

      ich habe Deinen Reisebericht gestern schon gelesen – ich bin froh, dass wir ein wenig vorbereitet gestartet sind, wir hatten dadurch mit dem Rucksackgewicht keine nennenswerten Probleme. Aber Du hast das super durchgezogen, Hut ab

      LG
      bourne
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      • Gast202105024
        Gelöscht
        Fuchs
        • 03.07.2012
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        #4
        AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

        Vielen Dank für den Berichtsanfang. Auf Deinem Blog ist es aber wirklich deutlich netter zu lesen und bebildert...

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        • bourne
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          #5
          AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

          Danke für das tolle Feedback!

          An dem Design haben wir ein Weilchen gearbeitet, neben dem Magazin-Stil war es vor allem das Foto-Handling, der Blog ist in der Lage, browserfüllend UHD/Retina auszuliefern und so wirklich scharfe Bilder zu bieten - bin halt doch ein Fotofreak
          [dafür allerdings nicht mit den kürzesten Ladezeiten, der Server ist eben ein günstiges Produkt]

          Ich werde aber trotzdem den vollen Text und einen Teil der Bilder als Briefmarken hier in den Reisebericht stellen, morgen geht es weiter!
          Zuletzt geändert von bourne; 14.02.2017, 22:47.
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          • bourne
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            #6
            AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

            TAG 1: VON LICHTENWÖRTH IN DEN ABISKO NATIONALPARK (3.150KM)
            FLUG WIEN – STOCKHOLM – KIRUNA, TAXI KIRUNA – ABISKO, 4KM WANDERUNG
            BY ELISABETH

            Endlich ist es so weit, es geht los! Um 4 Uhr läutet der Wecker – trotz Vorfreude entschieden zu früh, nachdem wir nach Rucksackpacken und Checklisten abhaken erst um 2:30 ins Bett gekommen sind. Um 4:30 holen uns Sissy und Karl ab, die uns dankenswerterweise um diese Höllenzeit zum Flughafen fahren. Um 5:30 betreten wir mit unseren 16,5 bzw. 23 kg schweren Rucksäcken den Terminal – bei der Gepäckabgabe heißt es dann gleich: ab zum Schalter für Großgepäck. Wir erfahren erst auf Nachfrage, dass unser Gepäck nicht durchgecheckt wird – das heißt, wir müssen die Rucksäcke in Stockholm vom Gepäckband abholen und neu aufgeben. Gut zu wissen – was wäre ärgerlicher, als in Kiruna auf Rucksäcke zu warten, die auf dem Stockholmer Flughafen traurig ihre Runden drehen?

            Von hier gehts weiter zur Sicherheitskontrolle. Als normalerweise Handgepäckreisende haben wir alle Flüssigkeiten vorschriftsmäßig im 1-Liter-Beutel verstaut, trotzdem wird uns die Hirschtalgsalbe abgenommen, da die Füllmenge der Verpackung die erlaubten 100ml knapp übersteigt, unerheblich, dass nur mehr 3/4 in der Tube sind. Hätten wir das ganze Zeug im Rucksack abgegeben, wäre alles kein Problem gewesen. Die Sicherheitsleute kennen kein Pardon und unsere Füße müssen nun 3 Wochen ohne Spezialpflege auskommen. Na gut, passiert uns auch kein zweites Mal.

            Nun gehts weiter zum Gate, wo wir bald erfahren, dass wir 30min Verspätung haben und ein neues Flugzeug und ein neues Gate bekommen. Um 7:15 heben wir Richtung Stockholm ab. Der Flug führt über Tschechien und Polen über die Ostsee nach Stockholm. Beim Anflug haben wir einen wunderschönen Blick auf die Schärengärten und die Stockholmer Innenstadt.
            Nachdem wir unser Gepäck abgeholt und wieder aufgegeben haben, heben wir 6.000 Kronen ab (entspricht 632 Euro), mit denen wir auskommen sollten – auf den Hütten kann man ja nach Auskunft auch mit Kreditkarte bezahlen. Wir setzen uns vor dem Flughafen ein bisschen in die Sonne, dann gönnen wir uns um 11 Uhr ein Mittagessen. Markus bestellt kurz vor 11 ein Bier, der Kellner entschuldigt sich: Alkohol darf in Schweden erst ab 11 Uhr ausgeschenkt werden und er bittet noch um ein bisschen Geduld. Tja, die durstigen Österreicher! Nach Steaks und Pommes – die letzte frische Mahlzeit für längere Zeit – geht es Richtung Gate, natürlich wieder durch die Sicherheitskontrolle. Diesmal müssen wir beide die Wanderschuhe ausziehen. Bei Markus schlägt noch dazu eine routinemäßige Sprengstoffkontrolle an, die ihn ein bisschen nervös werden lässt. Warum? Tja, das verraten wir noch nicht. Alles zu seiner Zeit!

            Am Gate begegnen wir Peter aus Dänermark, der gemeinsam mit seiner Freundin nach Leuten sucht, die nach Abisko wollen und Interesse haben, sich ein Taxi zu teilen. Unser Flug landet nämlich exakt 15 Minuten NACH dem letzten Bus nach Abisko und auch der letzte Zug fährt zeitlich zu knapp. Wir hatten eigentlich damit gerechnet, eine Nacht am Campingplatz in Kiruna bleiben zu müssen und so nehmen wir das Angebot dankend an und auch eine junge Polin schließt sich uns an. Um 12:55 geht es nach 3,5 Stunden Wartezeit also Richtung Kiruna. Der Flug verläuft gut, doch bei der Landung setzt das Flugzeug sehr spät auf und der Pilot legt eine Vollbremsung hin und dann, man glaubt es kaum, schieben wir ein bisschen zurück, um die Kurve zum Terminal zu kriegen. Das sorgt natürlich für einiges Gelächter im Flugzeug!

            Am Mini-Flughafen in Kiruna bekommen wir bald unser Gepäck, allein das Gepäck der Polin kommt nicht an. Wir erfahren später, dass sie nicht gewusst hat, dass das Gepäck nicht durchgecheckt wird – ein echtes Glück, dass wir gefragt haben! Sie muss nun in Kiruna bleiben und auf den nächsten Flug warten, der hoffentlich das Gepäck nachbringt. Peter treibt schnell noch 2 Schweden auf, die sich unserer Fahrt anschließen und so teilen wir uns zu sechst das Taxi für gesamt 2500 Kronen. Die Fahrt nach Abisko dauert 1,5 Stunden und ist recht mühsam, da der Taxler alle Zeit der Welt hat und die Straße immer wieder aufgegraben ist und man nur sehr langsam vorankommt. Wir kennen das ja – in unserem ersten Schweden-Jahr hatten wir genau auf diesem Untergrund unsere bisher einzige Reifenpanne am Wohnmobil.

            Um 16:30 erreichen wir die Fjällstation Abisko. Endlich geht es los! Wir kaufen noch eine Gaskartusche (darf man im Flugzeug ja nicht transportieren) und Mygga und Djungelöl (Spezialrezeptur für die einheimischen stechenden Biester) und packen unsere Rucksäcke um – vom Flugmodus in den Trekkingmodus. Flugmodus? Ja, nachdem Fluglinien für aufgegebenes Gepäck im Verlustfall nur rund 1300 EUR erstatten, haben wir das teure Zelt (ohne Gestänge/Heringe, aber das kann man recht günstig nachkaufen) und unsere Goretex Jacken/Hosen gemeinsam im Zeltsack als Handgepäck genommen, um den Wert der aufgegebenen Sachen zu reduzieren. Ein kleiner Lustwandler-Tipp für den Ernstfall 

            Um 18 Uhr starten wir dann tatsächlich unseren Weg. Beim „Tor“ zum Kungsleden schießen wir die traditionellen Startfotos und treffen die ersten Wanderer, mit denen wir kurz plaudern. Für den heutigen Tag sind nur mehr 4km im Nationalpark geplant – diesen Teil kennen wir schon von unserer ersten Reise, wo wir hier schon ein bisschen in den Abisko Nationalpark hineingeschnuppert haben.



            Der Abisko Nationalpark ist ein beliebter Ort für Tageswanderung, entsprechend breit ausgetreten sind die Wege. Unser Weg führt durch den ganzen Abisko-Nationalpark mit seinem charakteristischen dichten Fjällbirkenwald. Auf unserer Tour werden wir uns den Großteil der Strecke oberhalb der Baumgrenze aufhalten, wir sind schon weit im Norden, hier liegt bei Baumgrenze schon um die 550-650m. Zum Vergleich: der aus dem Prolog nun weit über die Region hinaus bekannte Größenberg in Bad Fischau ist 605m hoch.

            Wir gehen nun entlang des breiten Flusses Abiskojåkka, dessen Rauschen uns ständig begleitet und der in engen Canyons eine beachtliche Fließgeschwindigkeit erreicht. 2km nach dem Start erreichen wir an einer Biegung des Flusses den Marmorfelsen und im Hintergrund liegen die hohen Berge südlich von Abisko, die tatsächlich als “Abisko Alpen” bezeichnet werden.



            Die Vegetation entlang des Weges ist nun sehr dicht und der Weg führt teilweise durch Feuchtgebiete. Wir begehen die ersten Bohlenwege, die uns beiden ein Grinsen ins Gesicht zaubern – endlich wieder Bohlenwege! Über den Hauptarm des Nissonjohka, die hier in den Abiskojåkka mündet, führt eine lange, stark schwankende, Hängebrücke.

            Im Nationalpark ist Zelten verboten (sonst gilt in Schweden das Jedermannsrecht), aber es gibt einen ausgewiesenen Zeltplatz. Der Platz ist kein Highlight, da finden wir im Lauf der Tour noch ganz andere Plätze. Bei unserer Ankunft zeltet schon ein Koreaner in einem winzigen 1-Mann Zelt und wir schlagen hier das erste Mal unser Zelt auf und schmeißen Z-Lite, Exped-Matten und Schlafsäcke hinein. Das Wetter war beim Gehen angenehm (ca. 18°C), aber nun wird es sehr schnell kälter, mit den Daunenjacken geht es aber gut. Wir essen unsere erste gefriergetrocknete Speise-Sackerl auf, kochendes Wasser bis zur Markierung auffüllen, umrühren – 10 Minuten ziehen lassen und fertig ist das Chili con Carne (Marke Travellunch: für eine Lustwandler-Empfehlung reicht es leider bei weitem nicht). Nach und nach kommen einige andere Leute, die ihr Zelt aufschlagen, unter anderem zwei Polinnen, die wir in den nächsten Tagen noch des öftereren sehen. Viele Gelsen verderben uns das Draußensitzen, außerdem wirds immer kälter. Wir verkriechen uns ins Zelt und um 23 Uhr mützeln wir nach diesem langen Tag schnell ein.
            Zuletzt geändert von bourne; 22.02.2017, 22:27.
            Trekkingblog: lustwandler.at

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            • bourne
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              #7
              AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche



              TAG 2: ABISKO NATIONALPARK BIS ZUM ZWEITEN MEDITATIONSPLATZ
              EIN ZAUBERWALD, VIEL WASSER UND EINE MÄCHTIGE FELSWAND
              BY MARKUS

              Der Tag beginnt um 8.30 und er beginnt nicht wirklich gut – wir haben beide Kopfschmerzen und mir ist zu allem Übel auch noch richtig übel. An Frühstück nicht zu denken, wir hoffen auf Besserung, lassen uns mit dem Packen Zeit und brechen dann um 10.30 auf. Der Weg führt wie schon gestern durch den bezaubernden Märchenwald des Abisko Nationalpark. Dicht stehende Fjällbirken dominieren den Wald, vereinzelt gibt es Grauerlen, im Unterholz Krähenbeeren und Blaubeeren und zahlreiche Feuchtstellen bzw. kleine Moore mit reicher Vegetation.

              Der Weg ist unschwierig, man geht meist auf hartem Untergrund oder auf Bohlenwegen. Hier gibt es sogar die absolute Luxusausführung eines Bohlenwegs – abseits des Nationalparks wird nur mit 1-2 Bohlen gebaut, nicht gleich mit 3 und außerdem sind die Bohlenwege dank der harten Winter selten in einem derart guten Zustand (dieser hier ist gerade neu gebaut).

              Später treffen wir auch auf einen Bautrupp, der knapp vor der Abiskojaure-Hütte durch ein größeres Sumpfgebiet eine weitere Luxusausführung baut: einen 2-spurigen Bohlenweg! Der Hintergrund: es geht nicht nur um den Komfort der Wanderer, die Breite entspricht genau der Spurbreite der von den Samen und Hüttenwirten verwendeten Quads. Eingezwängt zwischen See und Giron gibt es hier keine Ausweichmöglichkeit.

              Im Lauf des Vormittags erhole ich mich langsam, die wenigen kurzen doch teilweise knackigen Anstiege jagen meinen Puls aber unnatürlich in die Höhe. Dennoch, die reine Luft und die großartige Umgebung sind die beste Medizin, jede halbe Stunde geht es mir besser und ich kann die Tour immer mehr genießen. Wir verlassen nun den dichten Wald und folgen dem Kungsleden entlang des Sees Ábeskojávri. Im Osten ragt der Giron (1543m) mit seinen mächtigen Felswänden steil auf.



              Am Ende des Sees treffen wir auf die Abzweigung zu den Abiskojaure-Hütten. Abisko Fjällstation bis Abiskojaure ist die klassische 1. Etappe mit ca. 13km Länge, für uns waren es dank Übernachtung im Nationalpark nur 9km. Da die morgige 2. Etappe von Abiskojaure bis Alesjaure 22km mit ca. 350HM beträgt und es ohnehin erst 15.30 Uhr ist, beschließen wir, noch ein wenig weiterzugehen und dann einen schönen Zeltplatz zu suchen. Direkt an der Abzweigung finden wir eine digitale Spiegelreflexkamera und bei kurzem Durchblättern der Bilder erkennen wir eine der beiden Polinnen darauf. Während wir noch überlegen, ob es besser ist, sie Richtung Alesjaure mitzunehmen (weil wir die beiden nicht weit vor uns vermuten) oder doch lieber bei der Hütte abzugeben (falls die beiden einen kurzen Tag machen und bei der Hütte zelten), kommt eine der beiden schon leicht außer Atem aus Richtung Alesjaure und nimmt ihre Kamera in Empfang. Die beiden sind ohnehin lustig. In der Früh sind sie nach ausgiebigem Frühstück etwas vor uns aufgebrochen, etwa 6km später sind wir an Ihnen vorbei, als sie gerade gekocht haben. Bei einem Fotostop haben sie uns wiederum überholt, doch knapp vor unserem abendlichen Zeltplatz haben wir sie wieder eingeholt – sie haben gerade gekocht. Wir haben sie dann kurzerhand im weiteren Verlauf der Tour nur mehr die beiden Hobbits genannt.

              Nun steigt der Weg deutlich an und der Birkenwald lichtet sich. Den tief eingeschnittenen Fluß Šiellajohka queren wir wieder auf einer hohen Hängebrücke, um dann auf einem steilen Anstieg endgültig die Baumgrenze hinter uns zu lassen. Rund zwei Kilometer vor der Brücke haben wir den Abisko Nationalpark verlassen, ab jetzt dürfen wir dank Allemansrätten [Wikipedia] überall unser Zelt aufstellen.



              Um 17.30 erreichen wir den zweiten Meditationsplatz des Weitwanderwegs “Dag Hammarskjöldsleden” am Fuß des Gárddenvárri (1154m). Wir finden einen schönen ebenen Zeltplatz, schlagen unser Zelt auf und genießen unser Abendessen (Pasta Bolognese, Travellunch, ganz gut) mit einem weiten Ausblick auf den See und den Abisko Nationalpark – mittlerweile mit Daunenjacken, es weht ein kräftiger Wind bei nur 10°, dafür gibt es aber auch kaum Gelsen. Als uns zu kühl wird, ziehen wir uns für Snacks, Tagebuch und Kindle-Lesen ins Zelt zurück und gehen bereits um 20 Uhr schlafen.

              [Tipp: wenn man noch weiter gehen möchte, findet man nach der Umrundung des Berges vor und nach der Samensiedlung gute Zeltplätze]
              Zuletzt geändert von bourne; 22.02.2017, 22:27.
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              • attue
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                #8
                AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                schön, die Bilder erinnern mich an unsere 1. Tour auf dem Kungsleden 2013!!



                OT: Habe mich auch mal auf deinem Blog umgeschaut, sieht super aus. Gehe ich der Annahme richtig, dass dies ein Wordpress-Theme ist? Bin da noch totaler Anfänger, schaue mich aber momentan auch gerade etwas um, da ich gerne eine HP machen würde.

                LG attue

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                  #9
                  AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                  OT: Ja, da steckt Wordpress dahinter und das Theme ist von kriesi.at (Enfold). Allerdings stark angepasst und mit einigen Plugins, u.a. WP Retina 2x für die UHD/Retina Auflösung der Bilder und Media Library Assistant für IPTC/EXIF.

                  Edit: hab grad Deine Wintertour gefunden, großartig!
                  Zuletzt geändert von bourne; 16.02.2017, 20:10.
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                    #10
                    AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                    ah danke, muss ich mich irgendwann mal einlesen. Der Blog ist wirklich gelungen, und die Photos sind super!

                    Danke für die Rückmeldung bezüglich der Wintertour, am 15. März gehts wieder auf nach Norden zur nächsten!!

                    LG aus Salzburg nach NÖ

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                    • bourne
                      Dauerbesucher
                      • 30.01.2016
                      • 583
                      • Privat


                      #11
                      AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche




                      TAG 3: ENTLANG DER SEEN NACH ALESJAURE
                      LICHTBLICKE BEI WOLKEN UND NEBEL
                      BY ELISABETH

                      Um 3:30 wachen wir auf und beschließen, in den Tag zu starten – worauf warten? Es ist hell, wir sind ausgeschlafen und draußen wartet das Abenteuer!
                      Wir machen uns Frühstück (Schokomüsli, getrocknete Marillen, Milchpulver und warmes Wasser), das wir aus unseren Edelstahlbechern löffeln. Danach beginnt das tagtägliche Ritual: Exped-Matten zusammenrollen, Schlafsack einpacken, Zelt abbauen und alles was im Rucksack ist ausräumen, um es gleich wieder einzuräumen –besser gesagt: hineinzustopfen. Das geht mit jedem Tag besser und wir werden immer schneller. Um 5:15 starten wir unsere Tour, ca. 16km sind es heute bis zur Alesjaurehütte.





                      In der Nacht hat es geregnet, aber jetzt ist es schön, das heißt: es hat ca. 10°C bei kühlem Wind, in den Bergen hängt der Nebel, der Himmel ist grau und es regnet nicht! Im Laufe des Tages wechseln wir mehrmals zwischen Handschuhe an/aus, Regenjacke an/aus. Teilweise nieselt es ein bisschen aber meist ist es trocken mit mehr oder weniger starkem Wind. Nach Süden hin ist das Wetter besser und wir gehen immer Richtung Sonnenschein, der aber weg ist, sobald wir die zuvor gesehene Sonnenstelle erreicht haben. Es stimmt uns aber positiv, immer in Richtung Schönwetter zu gehen. Wir haben immer wieder super Ausblicke: hohe Berge, große Seen, der Blick reicht weit ins Tal. Die Gipfel der Berge sind aber immer im Nebel. Wir sehen kaum Leute, aber einige Zelte am Weg (u. a. unsere Hobbits).

                      Am Anfang des Tages führt unser Weg bergauf durch dichtes Weidengestrüpp, ohne Weg würden wir hier kaum vorankommen. Der Pfad besteht aus einem harten Untergrund mit großen Steinen. Man muss immer schauen, wo man den nächsten Schritt setzt. Dann ist es wieder extrem matschig und auch recht rutschig – manchmal gibt es Bohlenwege, aber wo es diese nicht gibt bzw. diese vermodert sind, gehen wir im argen Gatsch dahin.

                      Nach der Umrundung des Gárddenvárri (1154m) führt unser Weg über ein Plateau auf etwas über 800m Höhe. Von diesem Massiv hat man bei guter Fernsicht großartige Ausblicke auf das Kåtojåkka-Massiv und nach Osten bis zum Alip Vealevárri. Tja, gute Fernsicht haben wir heute nicht, aber die Landschaft ist bei Wolken und Nebel nicht weniger beeindruckend, noch dazu zaubert die ab und zu durchbrechende Sonne fantastische Lichtstimmungen!





                      Später gehen wir am Ufer des Sees Alisjávri entlang. Unser Ziel, die Alesjaurehütten, sehen wir schon bald, es ist aber noch ein ordentlicher Weg bis dahin. Es gibt die Möglichkeit, sich hier 4km Weg zu ersparen und sich per Motorboot zu den Hütten bringen zu lassen. Wir entscheiden uns aber dagegen und gehen den nun einfachen Weg, vorbei an Wiesen, immer mit Blick auf den See. Die Angabe „4km“ ist aber überaus fragwürdig, denn nach der „Bootshütte“ kommt nach gefühlten 2-3km Weg ein Schild, das den Weg zu den Hütten mit 3km ausweist. Nun brennen die Fußsohlen schon ordentlich und die Hütten scheinen nicht und nicht näher zu kommen.





                      Der Weg führt nun über wunderschöne blühende feuchte Wiesen und wir furten den aus dem Čoalmmevággi kommenden Bach an einer Stelle, wo er in mehrere Arme aufgefächert ist und wir dank niedrigem Wasserstand und einiger Steine problemlos durchkommen, ohne die Schuhe auszuziehen.
                      An der Südspitze des Sees geht es nochmals leicht bergauf zu den Hütten.

                      Mit mehreren Pausen (Jause – erstmals mit vakuumverpackter Salamella: Danke @Monika/Fleischerei Seidl Lichtenwörth), Fotografieren oder einfach nur Stehenbleiben und die Sicht genießen – wir haben es nicht eilig und nehmen uns die Zeit die wir wollen) kommen wir um 13:30 bei der Hütte an. Wir freuen uns nach 3 Tagen auf die im Wanderführer beschriebene Sauna, denn bei den Temperaturen ist die Wäsche im Fluss nur eine Katzenwäsche.

                      Bei der Hütte lernen wir mal die Gepflogenheiten kennen – es ist ja unser allererste Hüttenübernachtung überhaupt. Rucksäcke bleiben draußen, Schuhe werden ausgezogen. Der Hüttenwirt (in Schweden genannt Stugward) ist ein älterer netter Herr, der uns geduldig alles erklärt: Wo wir Frischwasser bekommen, den Müll entsorgen können, das Abwasser hinbringen sollen etc.
                      Wir fragen gleich nach der Sauna – doch die wird gerade saniert. Grrr.

                      Wir werden Mitglieder des STF (Schwedischer Touristenverein), was sich lohnt, wenn man öfter in Hütten übernachtet bzw. die Seen per Motorboot überqueren will. Wir bekommen in Hütte 2 Zimmer Nr. 3 zugewiesen. Ein Vierbettzimmer (2 Stockbetten), das wir uns zu zweit teilen. Wir hoffen, dass niemand mehr dazukommt!





                      In unserer Hütte gibt es ca. 6 Zimmer und eine Gemeinschaftsküche in der es sich ein dänisches Paar schon gemütlich gemacht hat. Bevor wir es ihnen gleich tun wollen wir uns aber unbedingt waschen. Wir gehen runter an den Fluss zum Waschen. Das geht mit den Waschlappen gut, ist auch nicht so kalt wie wir befürchtet haben. Aaaaber: Die Gelsen sind nicht dumm – die warten schon auf uns und können es nicht erwarten, uns anzuknabbern. Also: einer wäscht sich und der zweite hält ihm den Rücken frei. Geht ganz gut, aber trotzdem nicht ohne Stiche.
                      In der Hütte ist es kühl. Wir ziehen uns warm an, schreiben Tagebuch, trinken Tee und lesen. Bald fallen uns beim Lesen die Augen zu und wir halten einen Nachmittagsschlaf …

                      … bis lärmende Wesen in "unsere" Hütte einziehen – eine ganze Gruppe trampelnder Wanderer, die alles ins Zimmer schleppen, kochen und essen. Bis wir um 20 Uhr wieder in die Küche kommen, sind sie schon wieder im Zimmer. Die beiden Dänen haben in der Zwischenzeit aber eingeheizt und so steht einem angenehmen Abend nichts im Weg. Wir gehen in den kleinen Shop und kaufen Cola und Kex. Schon jetzt freuen wir uns, nicht immer nur Wasser trinken zu müssen! Wir treffen Peter und Ilsa, mit denen wir eine gute halbe Stunde plaudern. Wir haben ähnliche Erfahrungen gemacht (schmerzende Fußsohlen; der Weg vom Bootsanleger zum Schild kann nicht nur 1km sein; ). Die beiden wollen den Kungsleden nun verlassen und die Route Vista/Nallo gehen – ein Weg, der in den Foren und im Wanderführer oft beschrieben wird und wir sind gespannt, wie es den beiden gefällt. Wir bitten sie um einen kurzen Bericht und geben ihnen unsere E-Mail-Adresse.

                      Wieder in der Hütte essen wir Curry mit Reis (Travellunch: ok), danach Kex. Wir machen uns noch einen Tee und lesen bis Mitternacht. Der Hüttenwirt kommt, um nach dem Rechten zu sehen und wir tratschen ein bisschen mit ihm. Er erzählt uns, wo er in Österreich schon überall war und wir erfahren auf Nachfrage, dass es zwischen dem Gruß „hej“ und „hej hej“ keinen Unterschied gibt – eine Frage, die uns schon seit 6 Jahren verfolgt.

                      Um Mitternacht gehen wir schlafen und freuen uns schon auf die morgige Etappe. Es war wirklich ein sehr erholsamer Nachmittag.
                      Zuletzt geändert von bourne; 22.02.2017, 22:26.
                      Trekkingblog: lustwandler.at

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                      • Mortias
                        Fuchs
                        • 10.06.2004
                        • 1232
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                        #12
                        AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                        Sehr schön detailliert geschriebener Bericht. Aber lärmende Gruppen trampelnder Wanderer sind auf dem Kungsleden leider keine allzugroße Seltenheit. Freu mich schon auf die Fortsetzung.

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                        • bourne
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                          • 30.01.2016
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                          • Privat


                          #13
                          AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                          Zur Verteidigung des Kungsleden muss ich sagen, dass wir auf der Tour nicht viele andere Wanderer getroffen haben – unterwegs an den einzelnen Tagen waren das so 5-10, mit Ausnahme des Kebnekaise ;)
                          Trekkingblog: lustwandler.at

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                          • bourne
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                            • 30.01.2016
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                            #14
                            AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche




                            TAG 4: VON ALESJAURE ÜBER DEN TJÄKTJAPASS
                            EIN ORT, DEN WIR NIE VERGESSEN WERDEN
                            BY ELISABETH

                            Um 10 Uhr wachen wir nach einer sehr angenehmen Nacht im Bett auf und draußen scheint die Sonne! Hurra!

                            Nach gemütlichem Frühstück und Packen marschieren wir um 12 Uhr ab. Von Alesjaure geht es in Richtung Tjäkjahütten und eventuell gleich heute noch über den Tjäktjapass. Der Weg geht unschwer und meist sanft ansteigend im breiten Tal namens Alisvággi dahin. Wir sind gut ausgeruht durch fast 24 Stunden Pause und es geht flott vorwärts. Generell kommen wir mit unserem hohen Rucksackgewicht recht gut zurecht, besser als wir uns das nach unseren Testtouren vorgestellt haben.





                            Landschaftlich ist das einer der schönsten Streckenabschnitte. Es macht unglaublich Spaß, hier zu gehen. Wir treffen einen Norweger, der den ganzen nördlichen Kungsleden geht und seit fast 4 Wochen unterwegs ist. Er ist mit über 38kg Gepäck und Essen im Süden gestartet und berichtet, dass das Gehen mit jedem Tag leichter fällt. Von ihm stammt auch der geniale Sager „all in“ – nachdem wir ihm erzählt haben, dass dies unsere erste Trekkingtour überhaupt ist. Er schwärmt uns vom Kebnekaise vor und wie genial der Blick von oben ist. Als er vor ein paar Tagen oben war hat es geschneit, die Sichtweite war zwar eher gering, aber er war fast alleine oben. Klingt schon toll!

                            Am Hang vis à vis der Tjäktja-Hütten machen wir eine lange Pause. Hier treffen wir die junge Polin, deren Gepäck erst 24 Stunden später in Kiruna angekommen ist. Sie setzt stoisch einen Schritt vor den anderen, den Blick trotz der fantastischen Landschaft nach unten gerichtet. Bei uns angekommen erzählt sie uns, dass sie die erste Nacht in Kiruna verbracht hat und erst am Nachmittag danach in Abisko gestartet ist. Sie ist extrem müde und klagt über schmerzhafte Blasen an beiden Füßen – kein Wunder, hat sie doch einiges an Zeit auf uns aufgeholt. Ihr Tagesziel sind die Tjäktja-Hütten, sie geht weiter, bevor wir unsere Pause beenden und wir werden sie im weiteren Verlauf der Tour nicht wieder treffen.





                            Nun geht es steiler hinauf, der letzte Anstieg zum Tjäktjapass. Die Farbe unseres Weges wechselt nun von grün auf mehrheitlich grau. Steine, wohin das Auge reicht, dazwischen karges blühendes Leben in der kurzen Wachstumsperiode zwischen Schneeschmelze und neuer Schneedecke.

                            Von unten sieht man schon die Hütte – und einige Schneefelder, von denen aber nur eines ganz oben zu queren ist. Auf diesem Schneefeld sind „blutige“ Spuren zu sehen. Markus witzelt, dass da wohl vor kurzem ein Bär einen Wanderer zerlegt hat und wir uns besser beeilen sollten. Klar, dass dem nicht so ist aber irgendwie gruslig ist das schon, mitten in der Einöde diese „Blutspuren“ zu sehen. Die Erklärung ist eine einfache, das entsteht durch Mikroorganismen (Schneealgen).

                            Am Pass auf 1150m Höhe gönnen wir uns eine Pause und bewundern die Aussicht und den Blick zurück auf unseren Weg. Eine Pfadfindergruppe kommt auch herauf und bezieht die Nothütte für die Nacht – anscheinend ist ein Mädel aus der Gruppe angeschlagen und kann nicht mehr weiter.


                            Wir fotografieren und genießen die tolle Aussicht. Dann schlägt Markus vor, dass wir ein paar Schritte von der Hütte hinunter zu einem kleinen Schmelzwassersee gehen. Ich frage ihn, ob ich die Kamera mitnehmen soll, aber er meint nein, die brauchen wir nicht. Unten angekommen merke ich, wie Markus immer nervöser wird und – nach einer wunderschönen Liebeserklärung, einem Kniefall von Markus und einem „Jaaaa!“ von mir habe ich einen Ring am Finger und – wir sind verlobt!
                            ❤️ ❤️ ❤️





                            Wir können gar nicht aufhören zu grinsen! Nach einem kurzen, mäßig steilen Abstieg vom Pass zelten wir nicht weit vom Pfad mit traumhafter Sicht auf das langgestreckte Tal, das wir morgen durchwandern werden. Mittlerweile ist es 21.30, aber dank Mitternachtssonne spielt die Tageszeit hier im Norden keine wirkliche Rolle. Auf einem großen Stein legen wir eine Isomatte aus und essen gefriergetrocknetes „Beef Stroganoff“ – Reis mit Schwammerlsauce und ganzen 4% faschiertem Rindfleisch. Als Nachtisch gibts zur Feier des Tages noch ein Mousse au Chocolat. Wer auf den Bildern genau schaut, sieht die Gelsen, die uns umkreisen – wir haben die Kapuzen nicht nur wegen der Kälte auf …

                            Dann wirds zu kalt, um noch weiter draußen zu sitzen – wir sind im Schatten der Berge und auf rund 1000m Höhe herrschen hier hoch alpine Verhältnisse – und wir verschwinden im Zelt. Vollgepackt mit Glückshormonen treffen wir vor dem Einschlafen noch die Entscheidung, den Kebnekaise zu besteigen.

                            Das Wetter wird von Tag zu Tag besser, wir sind fit – was solls, lass es uns einfach probieren!
                            Kebnekaise, wir kommen!
                            Trekkingblog: lustwandler.at

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                            • pekra62
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                              • 02.03.2012
                              • 896
                              • Privat


                              #15
                              AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                              Hallo

                              Zur Verteidigung des Kungsleden muss ich sagen, dass wir auf der Tour nicht viele andere Wanderer getroffen haben – unterwegs an den einzelnen Tagen waren das so 5-10, mit Ausnahme des Kebnekaise ;)
                              Upps, das wundert mich. War nur einmal dort im Sommer unterwegs und fand es recht "voll", für skandinavische Verhältnisse. Sonst bin ich im September in der Gegend, da ist es genial leer

                              Von unten sieht man schon die Hütte – und einige Schneefelder, von denen aber nur eines ganz oben zu queren ist.
                              Glück gehabt - oder wir damals Pech. Mussten mehrere km den Hang hoch auf (bzw im) Schnee laufen

                              Schöner Bericht und echt tolle Fotos

                              Peter

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                              • bourne
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                                • 30.01.2016
                                • 583
                                • Privat


                                #16
                                AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche




                                TAG 5 – TEIL I: VOM TJÄKTJAPASS ÜBER SÄLKA IN RICHTUNG SINGI
                                GROSSE PLÄNE
                                BY MARKUS

                                Unser Tag beginnt um 7.45 Uhr mit einem Frühstück auf unserem Balkon hoch über dem Tjäktjavagge. Der Ausblick ist traumhaft, wir genießen die wärmenden Sonnenstrahlen nach einer Nacht knapp über 0°C. Wir sind beide happy und überdreht! [Wer sich jetzt wundert, muss noch den vorigen Tag nachlesen].

                                Ausserdem sind wir voll motiviert – der höchste Berg Schwedens ist unser Ziel! Wir beschließen, heute richtig aufs Tempo zu drücken, wir haben keine Wetterprognose, die über heute hinausgeht und befürchten, dass die Schönwetterphase zu Ende gehen könnte, bevor wir den Gipfel des Kebnekaise erreichen. Der Gipfel ist berüchtigt dafür, sich in den Wolken zu verstecken. Außerdem befinden wir uns auf der falschen Seite, die Hauptaufstiegsrouten kommen für uns nicht in Frage – das war ursprünglich auch der Grund, warum wir den Berg auslassen wollten – es gibt aber eine wenig begangene Nebenroute, die zwischen Sälka und Singi vom Kungsleden abzweigt. Zu der haben wir jetzt natürlich auch keine Informationen mit, immerhin ist sie in der Wanderkarte BD6 eingezeichnet. Das Kartenstudium zeigt, dass es von unserem Zeltplatz zur Abzweigung ungefähr 17km sein müssten, von unseren aktuellen 1.050m Höhe verlieren wir fast 300m, um dann von 760m auf 2.100m aufzusteigen. Wir beschließen gemeinsam, zu der ursprünglich für heute geplanten Route noch ein paar Kilometer und vor allem Höhenmeter draufzulegen und ein Basislager über 1.000m für den Gipfeltag aufzubauen. Also dann, auf gehts! Zelt abbauen, Rucksäcke packen und vor 10 Uhr brechen wir dann auf.





                                Das breite Tal Tjäktjavagge liegt tief unter uns. Wir werden dieses Tal auf seiner ganzen Länge durchwandern, drei der Kungsleden-Hütten liegen in diesem Tal: Sälka, Singi und Kaitumjaure. Das Tjäktjavagge liegt meist um die 700-800m Höhe, das bedeutet, das wir uns die ganze Zeit oberhalb der Baumgrenze befinden. Erst knapp vor Kaitumjaure werden wir auf einen Birkenwald treffen. Von unserem Standort sieht man nur einen Teil des Tals. Seht ihr, wo das Tal einen Knick nach rechts macht? “Vor” dem rundlichen Berg (Stuor-Jiertá, 1543m), der den Blick versperrt? Kurz nach dem Knick werden wir nach links abzweigen. Ich hätte das besser mit 35mm fotografiert – das entspricht dem menschlichen Sehen – mit 70mm wirkt es näher als es ist, der Stuor-Jiertá befindet sich ungefähr 10km hinter dem Knick des Tals, einige Kilometer nach Singi.

                                Der nun folgende Abstieg ist steil. Das westlich gelegene Tal Geargevággi stellt eine Verbindung nach Norwegen dar und bietet eine Möglichkeit, die Hukejaure-Hütten und den Weitwanderweg Nordkalottleden direkt zu erreichen (eine weitere Verbindung gibt es vor der Sälka Gruppe und dann natürlich den Hauptweg zwischen Sälka und Singi).

                                Landschaftlich ist das Tjäktjavagge ein Traum. Es ist ein grünes und blühendes Tal und der Fluss Tjäktjajåkka ist meist in Sichtweite. Die Berge im Westen sind eher rund mit steilen Abbrüchen zum Tal hin, die Berge im Osten weit weniger steil, dafür aber mit markanten Gipfeln.







                                Wir erreichen die Sälka-Hütten um ungefähr 14 Uhr. Für einen Kungsleden-Hüttenwanderer wäre der Tag nun zu Ende, die Hütten stehen hier recht nahe beinander: von Tjäktja nach Sälka sind es 12km (wovon wir aber gestern schon 4 bis zu unserem Zeltplatz gegangen sind, also heute nur mehr 8km für uns), von Sälka nach Singi sind es weitere 12km. Zeit für eine ausgiebige Pause, wir nutzen den kleinen Shop, kaufen Cola und Kex und stocken unseren Proviant um zwei gefriergetrocknete Mahlzeiten auf. Dann sitzen wir mit ausgezogenen Schuhen und Socken in der Sonne und gönnen unseren Füßen eine Auszeit – und neben uns döst der riesige Hüttenhütehund. Nach etwas mehr als einer Stunde brechen wir wieder auf und folgen dem Kungsleden nach Süden in Richtung Singi. Der Weg ist unschwierig, wir schlagen ein höheres Tempo an und kommen gut voran.

                                Direkt vor uns, nur leicht in der Richtung versetzt, ziehen dicke schwarze Wolken auf und kurz darauf folgen Blitz und Donner. Das Wetter zieht schnell und direkt auf uns zu. Unsere Lage ist etwas exponiert, wir sind gerade auf einer Erhöhung und nicht weit vor uns – man glaubt es kaum – befindet sich eine der wenigen Hängebrücken. Eine Stahlbrücke, na toll. Blitz und Donner liegen bei drei Sekunden Abstand als wir die Brücke über den Guobirjohka erreichen, unmittelbar nach einem Blitz düsen wir im Laufschritt über die schwankende Hängebrücke. Ein Gutes hat die Brücke, in unmittelbarer Nähe befindet sich eine Winter-Nothütte. Als wir dort waschelnass ankommen, ist die kleine Hütte bereits voll, der Ofen glüht und alle trocknen ihre Sachen.

                                Alle rücken zusammen und wir haben auch noch Platz auf einem Bankerl. Wir treffen eine Amerikanerin und eine Deutsche, die sich vom Schüleraustausch kennen, vier junge Franzosen und einen Niederländer, der allein unterwegs ist. Schnell drehen sich die Gespräche um die bisherigen Erlebnisse und die künftigen Planungen. Die Franzosen sind etwas bedrückt, weil Frankreich am Wochenende das EM-Finale gegen Portugal verloren hat. Das Gewitter lässt bald nach und nachdem die schweren Trekkinghosen halbwegs getrocknet sind (der Regen ist so schnell gekomen, dass wir die Regenhosen nicht mehr anziehen konnten – nach dem Motto “die Wolken gehen eh in die andere Richtung …), brechen wir alle wieder auf. Von hier sind es nur mehr bisschen über zwei Kilometer bis wir den Kungsleden verlassen werden. Im Regen, nicht weit vor der Brücke, haben wir bereits einen Blick auf den Kebnekaise erhascht!


                                Trekkingblog: lustwandler.at

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                                • bourne
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                                  • 30.01.2016
                                  • 583
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche





                                  TAG 5 – TEIL II: BASISLAGER IM SINNIVÁGGI FÜR DEN AUFSTIEG ZUM KEBNEKAISE
                                  GROSSE MÜHEN
                                  BY MARKUS

                                  Ja, es ist noch immer Tag 5. Wir sind heute um 10 Uhr beim Tjäktjapass gestartet, waren in Sälka und sind nun nur mehr 3km von den Singi-Hütten entfernt, auf 760m Höhe. Es ist 19.30, wir haben den Fluss Sinnijohka überquert und wir verlassen jetzt Kungsleden. Zu unserer Überraschung steht der Niederländer, den wir bei der Hütte kennengelernt haben, bei der Brücke und fragt, ob er sich uns anschliessen darf. Er hat keine Karte, wusste nichts von der alternativen Route, bis ich ihm in der Hütte davon erzählt habe, und wollte eigentlich über die Westroute auf den Kebnekaise gehen. Allein würde er diesen Weg nicht gehen, aber mit uns … na klar doch

                                  Es bleibt Zeit für einen letzten Blick zurück zum Tjäktjapass – ganz schön weit weg. Wir sind auf unserer Tour immer wieder fasziniert, welche Entfernungen man in einem Tag zurücklegt. Dieser Moment, wenn man sich umdreht und kaum mehr erkennt, wo man eigentlich hergekommen ist!





                                  Während wir hier bergauf stapfen, bleibt ein wenig Zeit für ein paar Hintergrundinformationen. Der Kebnekaise [ˈkɛbnəˈkaisə] ist der höchste Berg Schwedens. Bei perfektem Wetter kann man vom Gipfel rund 8% der Fläche Schwedens überblicken – allerdings ist der Berg dafür bekannt, dass er sich gerne in oder über den Wolken versteckt.

                                  Der Kebnekaise hat zwei Gipfel: zum einen den felsigen Nordgipfel mit 2096m (Nordtoppen) und zum anderen den vereisten Südgipfel (Sydtoppen). Die traditionelle Höhenangabe des Südgipfels ist 2111m, ältere Messungen sprechen von 2117m. Allerdings schmilzt das Eis und im Sommer 2014 waren es lediglich 2097m – nur mehr 1m trennte ihn da vom kleineren Nordgipfel. Im Sommer 2015 hat sich dank eines strengen Winters die Lage ein wenig entspannt, da waren es wieder 2102m.
                                  Die traditionellen Routen auf den Gipfel starten bei der Fjällstation Kebnekaise. Die Westroute (västra leden) ist ca. 18km lang und führt über mehrere Hügel und einen Berg, den Vierranvárri – wer über die Westroute geht, steigt zum Vierranvárri auf und dann vom Vierranvárri wieder 200 Höhenmeter ab, bevor dann der letzte lange Anstieg auf den eigentlichen Gipfel beginnt. Die Ostroute (östra leden) ist mit 10km deutlich kürzer, führt aber über einen spaltenreichen Gletscher.

                                  Keine der beiden Routen ist für uns wirklich geeignet. Für den Gletscher fehlen uns sowohl Ausrüstung als auch Erfahrung und die Westroute wäre eine extrem lange Tour, liegt die Kebnekaise Fjällstation doch gut 14km von unserer Route entfernt, das wären also hin und zurück 28km extra und dann noch die 18km für die Westroute, in Summe also 46km und sehr viele Höhenmeter.

                                  Doch wie so oft gibt es noch einen anderen Weg, den Durlings led.

                                  Diese Route ist nach G. Durling benannt, der 1895 als dritter Mensch den Kebnekaise bestiegen hat. Eine wenig begangene und außer mit seltenen Steinmännchen unmarkierte Route, die einige Kilometer vor Singi durch das Sinnivágge und dann das Tal zwischen Guobirčohkka und Sinnibákti führt und genau dort auf die Westroute trifft, wo die armen Westtourengeher gerade die 200 HM abgestiegen sind. Die Schweden bezeichnen diesen Tiefpunkt der Westroute übrigens als “Kaffedalen” (coffee valley, ~1500m), die meisten Wanderer legen dort eine lange Pause ein.

                                  Mittlerweile haben wir deutlich an Höhe gewonnen, Zeit für einen Blick zurück!

                                  Unterwegs unterhalten wir uns mit Marc, unserem niederländischen Weggefährten. Er erzählt uns, dass er 18 Jahre alt ist und er derzeit ein Jahr Auszeit macht und abwechselnd 1 Monat arbeitet und 1 Monat in der Welt unterwegs ist. Er sagt von sich, dass er keinen guten Orientierungssinn hat, immerhin war er aber in letzter Zeit schon am Mont Blanc und im Himalaya Basecamp.
                                  Nicht lange und der Weg wird beschwerlich und führt durch die Geröllhalden des Sinničohkka (Talus). Nur wenige Passagen sind leicht zu gehen, meist klettert man über mehr oder weniger wackelige Steine in allen Größen.






                                  Mittlerweile ist es nach 21.30 Uhr, direkt durch den Fluß kommen wir nicht durch, wir queren auf einer gewaltigen Moräne, wo der Fluß unten durchfließt. 20 Minuten später sind wir dann am Anfang jenes Teils des Sinnivággi, wo das Tal breiter wird, knapp unter 1000m Höhe, im Delta der aus der Höhe kommenden Flüsse. Uns ist es hier zu feucht, wir steigen noch weitere 60m auf ein kleines Plateau auf und schlagen dort unser Zelt auf. Im Schatten der Berge ist es kühl, wir sind beide schon dick angezogen, Essen aber trotzdem im Freien unsere Nudeln mit Olivensauce und genießen die Abendstimmung mit Regenbogen.

                                  Das letzte Foto ist knapp vor 23 Uhr entstanden – Mitternachtssonne ist einfach toll!


                                  Zuletzt geändert von bourne; 28.02.2017, 22:17.
                                  Trekkingblog: lustwandler.at

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                                    • 27.09.2015
                                    • 1022
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                                    Klasse , was für ein Land , was eine Natur !
                                    Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

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                                    • bourne
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                                      • 30.01.2016
                                      • 583
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche




                                      TAG 6: KEBNEKAISE – GIPFELTAG
                                      SVERIGES HÖGSTA BERG
                                      BY MARKUS

                                      Unser Tag beginnt um 7 Uhr früh. Marc schläft noch, wie wir am Vortag vereinbart haben, starten wir in diesem Fall getrennt.

                                      Wir – naja, eigentlich ich – haben ein kleines Problem. 4kg Fotoausrüstung in einer Tasche, die kein Fotorucksack ist. Ich brauche den Trekkingrucksack, um sie vorne einzuhängen und der hat 3,3kg Leergewicht. Mit Tagestouren habe ich nicht gerechnet, das kam in den Planungen nicht vor. Elisabeth kann ohne Rucksack gehen, ihre Goretex Hose/Jacke und ein Midlayer kommen bei mir hinein, dasselbe nochmal für mich, dazu ein paar Riegel und Wasser. In Summe schlanke 13kg – ich weiß schon in der Früh, dass ich das bereuen werde …

                                      Direkt nach unserem Zeltplatz queren wir zwei kleinere Flüsse und einen größeren, durch den wir sogar mit Schuhen durchkommen, indem wir eine tiefere Rinne überspringen und dann in der seichteren Flussmitte flussaufwärts gehen, bis wir eine Möglichkeit finden, über Steine die Rinne auf der anderen Seite zu queren, ohne dass uns Wasser von oben in die Schuhe rinnt.

                                      Gestern sind wir durch das Sinnivággi gegangen, heute gehen wir durch ein namenloses Seitental zwischen Guobirčohkka (1506m) und Sinnibákti (1614m) bis zum Fuß des Vierranvárri, wo wir auf die traditionelle Westroute treffen und dieser bis zum Gipfel folgen werden. In Summe liegen rund 1100 Höhenmeter (reiner Höhenunterschied, ohne Zwischenanstiege) vor uns.





                                      Der Weg ist steinig und es liegt noch recht viel Schnee im Tal. Die Dicke der Schneedecke und ihre Tragfähigkeit ist allerdings fraglich, deshalb umgehen wir die Schneefelder wo immer möglich. Wir haben perfektes Wetter, blauer Himmel, die Sonne scheint und wärmt uns nach der kalten Nacht. Bald gehen wir kurzärmelig und nach den ersten 90 Minuten suchen wir uns einen sonnengewärmten Felsen für unser Frühstück und machen eine halbe Stunde Pause. Das Bild oben zeigt den Aufstieg, der vor uns liegt. Nach dem Frühstück wird der Weg deutlich anspruchsvoller, wir queren vorsichtig Schneefelder oder umgehen sie mit einigem Aufwand. Der Anstieg wird dann immer steiler und ist von großen Felsblöcken durchsetzt.

                                      Um 10.30 Uhr haben wir den Großteil des Anstiegs geschafft und Zeit für einen Blick zurück auf die letzten drei Stunden durch das namenlose Tal. Obwohl, namenlos ist es mittlerweile nicht mehr, wir haben es liebevoll auf den Namen “Bruchtal” getauft





                                      Eine halbe Stunde später (um 11 Uhr) treffen wir im Kaffedalen auf die Westroute (auf rund 1500m Höhe) und damit auch auf die ersten Menschen an diesem Tag. Die sind gleich einmal ganz erstaunt und fragen, wo wir herkommen. Im Gespräch erfahren wir, dass sie heute vor 7 Uhr bei der Kebnekaise Fjällstation aufgebrochen sind und schon recht müde sind. Ich hätte ihnen wohl besser nicht gesagt, dass es eh nur mehr 600 Höhenmeter sind, sie empfinden das gerade nicht als wenig und sind außerdem leicht frustriert wegen der verlorenen 200 Höhenmeter durch den Abstieg vom Vierranvárri – herzlich willkommen im Kaffedalen!
                                      [Anmerkung: manchmal wird auch das namenlose Tal auf der gesamten Länge nach Westen als Kaffedalen bezeichnet und nicht nur der östliche Teil zwischen Vierranvárri und Kebnekaise.]





                                      Nun beginnt der finale Anstieg auf den Gipfel und er ist ordentlich steil. Der Untergrund ist steinig, besteht teilweise aus recht kleinen Steinen und ist damit ziemlich rutschig. Wir rutschen bei unseren Schritten bergauf immer wieder zurück – das kostet zusätzlich Kraft (und Nerven, Anm. Elisabeth).







                                      Der Anstieg auf den Kebnekaise ist psychologisch ein mühsamer Anstieg. Man sieht einen steilen Hang vor sich, über dessen obere Kante man nicht hinweg sieht. Wenn man dann endlich dort ist, erkennt man, dass hier der nächste steile Hang ansetzt. Der Aufstieg über die Südschulter des Kebnekaise erstreckt sich über 400 Höhenmeter. Den Gipfel selbst hat man die ganze Zeit nicht vor Augen, diesen sieht man erst sehr spät. Jetzt ist auch die Zeit gekommen, meinen Rucksack zu verfluchen – ich hab am Anstieg Mühe, Elisabeths Tempo zu halten. Aber die Momente, wenn man sich umdreht: unbezahlbar. Selten sieht man so direkt den Lohn für all die Mühe!





                                      Wir sind jetzt auf der Hauptroute auf Schwedens höchsten Berg – entsprechend viele Bergsteiger sind hier unterwegs. Locker geht hier so gut wie niemand mehr, das Gegenteil ist der Fall, viele schleppen sich nur mehr stückweise hinauf, mit langen Pausen. Das gilt nicht für Elisabeth, sie überholt munter eine Gruppe nach der anderen!


                                      Nach der Südschulter kommt man zu den beiden kleinen Nothütten, die mit 1880m Höhe die höchst gelegenen Gebäude in Schweden sind, sich aber mittlerweile in keinem guten Zustand mehr befinden. Wir passieren sie um ungefähr 12.30 und wenig später kommt endlich die Gipfelpyramide des Kebnekaise in Sicht. Auf dem Bild sieht man auch ein in Bau befindliches Gebäude – das neue höchste Gebäude Schwedens, die neue Schutzhütte auf 2000m.





                                      Der Kebnekaise wird auch als die Krone des schwedischen Fjälls bezeichnet. Es ist ein Zweitausender aus schwarzem Fels mit einem gletscherartigen Pyramide aus Schnee und Eis. Die Spitze ist sehr schmal, eine kleine Gruppe hat gerade genug Platz und muss sich vorsichtig bewegen. Der Gipfel ist ein schmaler Rücken und fällt extrem steil ab – nach Westen zum Rabotsgletscher, nach Osten zum Björlingsgletscher. Der Rücken führt weiter zum niedrigeren Nordgipfel, allerdings nur für Gruppen, die mit Steigeisen und Seil ausgerüstet sind.

                                      An dieser Stelle eine Warnung: bei uns waren die Schneefelder ordentlich aufgetaut – wenn das nicht der Fall ist, dann ist der letzte Anstieg und vor allem der Gipfel selbst nicht ungefährlich. Ohne Steigeisen sollte man dann nicht hinaufgehen, ein Sturz wäre fatal.

                                      Wir erreichen den Gipfel um 13.30 Uhr und haben damit in 2 ½ Stunden 600 Höhenmeter zurückgelegt. Gipfelfotos!





                                      Nur kurz haben wir den Gipfel ganz für uns, danach kommen und gehen laufend kleinere Teams. Wir können uns nicht losreißen und bleiben fast eine halbe Stunde am Gipfel. Natürlich entstehen hier auch noch viele Fotos, vor allem aber ein 360°-Rundumblick – das Panorama findet ihr am Ende des Artikels. Hier der Blick nach Westen, man sieht zu unseren Füßen im Tal den Rabots glaciär, die markanten Gipfel Stuor Ruška und Sälka und im Hintergrund in der rechten Bildhälfte bereits Berge in Norwegen.





                                      Mit Blick auf die Gletscherpyramide machen wir noch eine Snackpause, bevor wir um 14.30 mit dem Abstieg beginnen. Wir treffen Marc, auch nicht mehr ganz frisch, rund 300m unterhalb des Gipfels und plaudern ein bisschen. Im Gegensatz zu uns ist er längere Strecken über Schneefelder gegangen und damit natürlich ein wenig schneller vorangekommen bei erhöhtem Risiko.

                                      Unser Abstieg über den Südrücken ist wie erwartet noch rutschiger als der Aufstieg, aber wir kommen gut und ohne unfreiwilligen Bodenkontakt im Kaffedalen an. Dort verlassen wir wieder die Westroute und ziehen uns in die Einsamkeit zurück. Nach dem steilen ersten Teil des Abstiegs in unserem Seitental sehen wir die ersten Rentiere der heurigen Tour! Diesmal keine Herde, zwei Einzelgänger und offensichtlich gerade nicht gut aufeinander zu sprechen, sie stehen einander gegenüber und stampfen mit dem Huf auf!





                                      Wir beobachten die Rentiere, ich werfe meinen Rucksack ab und arbeite mich langsam näher an die beiden heran, in der Hoffnung auf mehr. Tatsächlich geht dieser Wunsch in Erfüllung, es entsteht eine ganze Bilderserie mit laufenden Rentieren – aber da dieser Artikel schon so viele Fotos hat, folgen diese ausnahmsweise erst im nächsten Artikel.

                                      Der Rest des Tages ist schnell erzählt, es geht abwärts und das Tal scheint kein Ende zu nehmen. Mittlerweile sind wir beide müde und Pausen helfen auch nicht wirklich weiter. Essen würde helfen, aber wir haben keines mehr mit, Müsliriegel und Snickers sind längst verspeist. Um 20.45 Uhr kommt endlich unser Zelt in Sicht!

                                      Erinnert ihr euch noch an den Fluss, den wir in der Früh mit Schuhen durchquert haben? Jetzt ist es ein reißender Fluss, wir sind 200 m vom Zelt entfernt, aber wir kommen nicht durch. Drei Furtversuche breche ich noch in der ersten Hälfte ab. Zu riskant. Wir könnten uns in den Hintern beißen, das in der Früh nicht bedacht zu haben – ein sonniger heißer Tag und die Gipfel voller schmelzender Schneefelder, das war vorhersehbar. Jetzt dürfen wir ins Delta absteigen, wir haben am Vortag gesehen, wie der Fluss unten auffächert. Dort ist zwar heute auch deutlich mehr Strömung und Wasser, aber kaum Gefälle, wir furten problemlos durch sechs Arme und steigen dann wieder zu unserem Zelt auf, das wir knapp vor 22 Uhr erreichen.


                                      Unser Zeltplatz liegt im Schatten der Berge, ein eisiger Wind pfeift jetzt am Abend durch das Tal. Unser Plan ist daher, in der Apsis zu kochen und im Zelt zu essen. Waschen wäre nach diesem Tag zwar dringend angebracht, aber es hat nur mehr wenige Plusgrade und durch den Wind fühlt es sich wie Minusgrade an – Waschen entfällt, wir wechseln nur auf trockene Ersatzbaselayer. Auf dem Weg zum Wasserholen kommt mir Marc vom Fluss entgegen – waschelnass. Er hat versucht, die tiefe Rinne mit einem Sprung zu überqueren und ist abgerutscht. Nass bis auf die Haut, Knie angeschlagen, zum Glück ist nicht mehr passiert. Er verschwindet augenblicklich im Schlafsack, nicht lustig, bei den Temperaturen. Wenig später koche ich aus dem Schlafsack heraus in der Apsis, wir essen und schlafen erschöpft und glücklich ein.

                                      Hier am Ende des Artikels noch das versprochene 360°-Panorama. Es beginnt auf der linken Seite SSW mit unserer Aufstiegsroute und im Hintergrund den Gipfeln des Sarek, leicht erkennbar im Westen die markanten Gipfel Stuor Ruška und Sälka, der Rabots glaciär tief unter uns, im Norden natürlich der Nordgipfel des Kebnekaise, östlich unter uns die Gletscher Storglaciären und Björlings glaciär und im Osten der Blick nach Nikkaluokta und zum See Paittasjärvi.



                                      ---------------


                                      An dieser Stelle ein Hinweis, falls ihr den Durlings led gehen wollt: auf unserem Blog findet ihr noch viele weitere Fotos, alle hochauflösend und bildschirmfüllend sowie ein großes Gipfel-Panorama, in dem man sich umsehen kann:
                                      http://lustwandler.at/2016/07/13/tag-6-kebnekaise-gipfeltag/



                                      Zuletzt geändert von bourne; 04.03.2017, 21:42.
                                      Trekkingblog: lustwandler.at

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                                      • pekra62
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                                        • 02.03.2012
                                        • 896
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                                        4kg Fotoausrüstung in einer Tasche...
                                        umpf, das ist verdammt viel Extra-Gepäck - aber die Fotos sind wirklich spitze .

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                                        • bourne
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                                          • 30.01.2016
                                          • 583
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                                          Zitat von Dogmann Beitrag anzeigen
                                          Klasse , was für ein Land , was eine Natur !
                                          Ja, so gehts uns auch. Wir haben uns 2010/11 bei einer Wohnmobiltour in den hohen Norden verliebt, hat eine Weile gedauert, bis wir wiederkommen konnten. Heuer war das noch ein Vielfaches intensiver, der enge Kontakt mit der Natur und natürlich auch, dass man viel tiefer in die weitgehend unberührte Landschaft eintauchen konnte.

                                          Zitat von pekra62 Beitrag anzeigen
                                          umpf, das ist verdammt viel Extra-Gepäck - aber die Fotos sind wirklich spitze .
                                          Danke
                                          Ich hab wirklich lang überlegt, nur eine kleine kompakte Kamera mitzubringen - aber rückwirkend betrachtet war es eine gute Entscheidung und ich werde auch heuer nach Island und Schweden die große D-SLR mitnehmen. Die 4kg klingen schlimmer als es ist, da ich sie vor dem Körper habe und nur 16-20kg am Rücken. Die Gewichtsverteilung ist damit sehr fein, ich komm eigentlich gut zurecht.
                                          Trekkingblog: lustwandler.at

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                                          • Mortias
                                            Fuchs
                                            • 10.06.2004
                                            • 1232
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                                            Wirklich sehr schöne Fotos und interessante Beschreibung einer nicht ganz so bekannten alternativen Aufstiegsroute zum Kebnekaise. Was ich nur nicht ganz verstehe ist wieso ihr die vielen weiteren tollen Fotos aus Eurem Blog hier dem Reisebericht vorenthaltet??? Also ich bin ja immer ein großer Fan davon wenn ein Reisebericht viele Bilder enthält und hätte daher überhaupt nichts dagegen, wenn Eurer ODS Bericht dann auch noch ein paar mehr Bilder bekommt.

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                                            • bourne
                                              Dauerbesucher
                                              • 30.01.2016
                                              • 583
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                                              Oh weh....tja, was soll ich sagen. Der Grund ist ganz banal: es ist total mühsam, die Fotos hier herüberzubringen, das muss ich ja alles händisch machen. Und den Text nachformatieren. Direkt verlinken will ich die Bilder auch nicht, auf dem Blog fahre ich die in sehr hoher Auflösung (die hier nicht verwendet würde) und das erzeugt mit dort wiederum zuviel Last.
                                              Aber ich geb mir Mühe, möglichst viele Bilder mitzubringen
                                              Trekkingblog: lustwandler.at

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                                              • bourne
                                                Dauerbesucher
                                                • 30.01.2016
                                                • 583
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche





                                                TAG 7: GEMÜTLICH ZURÜCK AUF DEN KUNGSLEDEN
                                                EIN VERDIENTER RUHETAG
                                                BY ELISABETH

                                                Um halb 10 wachen wir auf, essen Frühstück und schreiben Tagebuch. Die Sonne scheint, aber der Wind bläst noch immer kräftig. Wir relaxen, trödeln herum und legen Schuhe und Kleidung zum Trocknen vors Zelt. Bis 16 Uhr verbringen wir die Zeit mit schlafen, lesen und Fotos durchblättern. Immer wieder schauen wir aus dem Zelt und genießend den Ausblick auf die Landschaft, den See und den imposanten Geröllkegel. Erst am Abend packen wir alles zusammen und starten um 18 Uhr zu unserer heutigen Tagesetappe.







                                                Über die Blockfeldkatastrophe geht es im Seitental wieder zurück Richtung Kungsleden. Der Weg ist bei Sonne und kaltem Wind nicht mehr so schlimm wie beim Hinweg – oder wir sind Bruchtalbedingungen einfach schon gewohnt!
                                                Nach 1 Stunde 45 erreichen wir wieder den Kungsleden. Es sind noch 3 Kilometer nach Singi und wir erreichen die Hütten nach ungefähr einer Stunde. In Singi werden wir von der Hüttenwirtin sehr nett begrüßt und sie spendiert uns zwei Becher Limonade. Wir setzen uns an eine windstille Stelle hinter einer Hütte und kochen uns Chili con Carne von Turmat (sehr gut, die erste Lustwandler-Empfehlung!)







                                                Dann gehen wir noch 2 km weiter, wo wir einen attraktiven Zeltplatz bei einem See finden mit einer wundervollen Aussicht. Wir stellen das Zelt auf, wehren die Mücken ab und gehen gleich schlafen. Der Wind weht stark und diese Nacht ist es Markus (der viel zu wenig zu essen bekommen hat und dessen Körper nur mehr im Notbetrieb läuft), dem kalt ist und der heute mehrere Schichten Gewand zum Schlafen braucht.


                                                Gestern beim Abstieg vom Gipfel des Kebnekaise hatten wir das Glück, zwei Rentiere über längere Zeit aus nächster Nähe beobachten zu dürfen. Dabei sind drei Bilderserien der laufenden Rentiere entstanden, eines davon hier, für Rentierfans gibt es alle 22 auf unserem Blog.


                                                Trekkingblog: lustwandler.at

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                                                • Mortias
                                                  Fuchs
                                                  • 10.06.2004
                                                  • 1232
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                                                  Schön es geht weiter und der Kungsleden hat auch wieder. Aber ich könnte das ja nicht, erst ordentlich zu Abend zu essen und dann noch zwei Kilomter weitermarschieren. Dann hätte ich ja beim Aufstellen des Zeltes gleich schon wieder Hunger und müsste was essen.

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                                                  • Alpentrekker
                                                    Erfahren
                                                    • 22.07.2013
                                                    • 136
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                                                    Ein sehr lesenswerter Bericht von euch beiden, ich freue mich schon wenn es weiter geht. Und man merkt das Zusatzgewicht der Kamera an dem tollen Bildern. Aus meiner Sicht lohnt sich das definitiv immer die "schwere" dslr mitzunehmen. Ich hab jetzt auch meine Kamera auf eine Canon eos 6d geupgradet und bin schon auf die Ergebnisse im Sommer gespannt
                                                    Bei euch scheint es ja insgesamt relativ leer auf dem Kungsleden zu sein, wann wart ihr denn dort?
                                                    - Walk, Walk, Walk ... -
                                                    https://reiseelefanten.wordpress.com/

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                                                    • bourne
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                                                      • 30.01.2016
                                                      • 583
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                                                      Kungsleden und überlaufen - nach manchen Berichten könnte man den Eindruck gewinnen. Bei uns war das definitiv nicht der Fall, wir haben pro Tag maximal eine Handvoll Leute gesehen, wenn man die unmittelbare Umgebung der Hütten und den Kebnekaise nicht mitzählt. Wir waren voll in der Hauptsaison, die letzten 3 Juliwochen.

                                                      Dazu kommt noch mehr im Epilog - hier geht es demnächst weiter, einfach zu viel zu tun in letzter Zeit (beruflich) und in der Freizeit wird trainiert und für den Sommer geplant: Island UND Schweden
                                                      Trekkingblog: lustwandler.at

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                                                        • 30.01.2016
                                                        • 583
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche




                                                        TAG 8 UND 9: SINGI – KAITUMJAURE
                                                        VOM FJÄLL IN DEN BIRKENWALD UND HÜTTENTAG MIT ELCHEN
                                                        BY ELISABETH

                                                        Um 9 Uhr gibts das tagtägliche Haferflockenmüsli mit Milchpulver und Wasser, das schön langsam seinen anfänglichen Reiz verliert. Mit getrockneten Marillen und Nüssen bringen wir aber zumindest etwas Abwechslung rein. Unser Zeitplatz ist wieder einmal traumhaft gelegen. Bevor wir mit dem Packen beginnen, genießen wir die Aussicht und beobachten den frechen Rotschenkel, der laut piepend sein Revier verteidigt.







                                                        Nach Zeltabbau und Rucksackpacken gehts um 11 Uhr los. Ihr denkt euch jetzt: Ach, jetzt schreibt sie schon wieder vom Zelt abbauen und vom Rucksackpacken – aber tatsächlich braucht das immer seine Zeit und deshalb soll dieser denkwürdige Teil des Tages auf keinen Fall unerwähnt bleiben – es ist echt ein Wahnsinn, wie lange das immer dauert …

                                                        Ich habe von den letzten Tagen noch sehr müde Füße und Beine, aber es geht dennoch gut voran. In 5 Stunden legen wir ca. 12 km zurück, zwei lange Pausen bereits eingerechnet. Wir gehen auf leichtem Weg durch ein Tal, das links und rechts von beeindruckenden Steilwänden flankiert wird. Danach öffnet sich der Blick, der Weg wird wieder ein wenig anspruchsvoller, wir gehen über mit Weidengestrüpp bewachsene Steine.





                                                        Bei der geplanten Querung des Tjäktajåkka sind wir sehr froh über die robuste Hängebrücke, der Fluß ist wild und die Strömung sehr stark. Wir sehen weit nach Süden, in das Kaitum-Tal, über die Huorki-Hochebene und weiter ins Teusedalen. Außerdem erhaschen wir auch die ersten Blicke auf die schneebedeckten Berggipfel im Sarek.

                                                        Die Landschaft wechselt nun schnell von Fjäll zu Birkenwald und somit von karger zu grüner Landschaft. Der Weg geht nun steil hinunter zu den Kaitum-Hütten.

                                                        In Kaitumjaure checken wir ein und uns wird ein 4er Zimmer zugewiesen. Erst scheint es, als wären wir zu viert im Zimmer, aber zwei Wanderinnen haben nur ihre Rucksäcke hier geparkt und wir haben das Zimmer für uns. Hier haben wir auch Gelegenheit, einzukaufen. Wir kaufen Nachschub an Mittagessen, Snickers, Kex, Nudeln, Tomatensauce und Wurst. 500 SEK bitte – ganz schön teuer! Das sind die Opfer, die man bringt, wenn man nicht die Nahrungsmittel für die gesamte Tour vom Start weg mitschleppen will.





                                                        Als Stugward sind während unserer Anwesenheit zwei sehr nette Damen im Dienst, die viel mit uns plaudern und wir erzählen ihnen von unserer bisherigen Tour. Den Rest des Nachmittags verbringen wir lesend auf der Terrasse und plötzlich stürmt eine der Damen zu uns und zeigt uns drei Elche (eine Elchkuh mit zwei Kälbern) die unten in der sumpfigen Wiese grasen. Wir erfahren, dass das Trio öfter hier ist. Wir sind ganz aus dem Häuschen und beobachten die drei riesigen Tiere in der Ferne. Auch die anderen Wanderer freuen sich, diese eindrucksvollen Riesen zu sehen.

                                                        Wir beschließen, ein bisschen näher zu den Elchen zu gehen, um sie noch besser fotografieren zu können. Auf leisen Sohlen schleichen wir uns heran, aber die Elchkuh ist sehr wachsam, schaut uns mit großen Augen an und beschließt dann, mit ihren Jungen abzuhauen. Laufende Elche sind schnell, davon gibt es nichtmal mehr ein Foto…







                                                        Nacheinander benutzen wir die Sauna. Ich bin anfangs skeptisch, aber dann treffe ich dort eine nette Polin, mit der ich mich lange unterhalte. Auch Markus genießt die Wärme der Sauna und das Waschen im kalten Bach ist danach richtig angenehm! Endlich wieder gut riechend kochen wir uns Spaghetti mit Packerl-Tomatensauce. Ein echtes Highlight, mal was nicht Gefriergetrocknetes zu essen!
                                                        Die Elche sind mittlerweile wieder an anderer Stelle grasend zu beobachten und wir sitzen gebannt am Fenster der Hütte.
                                                        Nach und nach treffen Gäste ein – eine schwedische Familie und junge Franzosen. Wir trinken Tee und naschen noch ein bisschen Kex, während wir lesen und gegen Mitternacht geht es ins Bett.


                                                        Hüttentag!

                                                        Am nächsten Tag ist chillen angesagt. Ein angenehmes Gefühl, heute mal nicht gehen zu müssen – zumal es heute den ganzen Tag schüttet. Diesen Tag als Ruhetag zu wählen war also eine wirklich tolle Idee! Die Berge stecken im Nebel und selbst die Elche lassen sich erst am Abend blicken.

                                                        Wir wachen um 10 Uhr auf und riechen – Pancakes! Die schwedische Familie brät doch tatsächlich Pancakes und Markus bringt in Erfahrung, dass sie die Mischung, die einfach mit Wasser anzurühren ist, im Shop gekauft haben. Markus macht sich gleich auf den Weg – fragt besser nicht nach dem Preis für ein bisschen Luxus. Wir frühstücken Knäckebrot und getrockneten Schinken, die Pancakes heben wir uns für die Jause auf.

                                                        Nach und nach treffen patschnasse Wanderer ein. Alle suchen Unterschlupf vor dem Regen und es scheint, als würden alle in unsere Hütte kommen. Ein Bayer, der uns beim Frühstücken Gesellschaft leistet und dann wieder weitergeht, zwei Schweden, die in unser(!) 4-Bett-Zimmer einziehen, einige Solo-Wanderer, ein Schweizer Pärchen und eine 4köpfige deutsche Familie, die eigentlich nur kurz Schutz sucht, es sich dann aber auch länger gemütlich macht (STF Mitglieder zahlen als Tagesgäste nichts). Erst am späten Abend brechen sie auf, um wenige hundert Meter weiter draußen kostenlos zu übernachten.

                                                        Durch die vielen Gäste kocht und isst ständig jemand und es riecht die ganze Zeit nach Essen. Wir heizen ein und in der Hütte wird es gemütlich warm. Die schwedische Familie geht zum Fischen und kommt kurz darauf mit ihrem Fang zurück, der im Holzbackofen zubereitet wird. Wir trinken Tee und Vitamindrinks, essen Schokolade und Pancakes und genießen nochmals die Sauna. Jetzt sind wir unglaublich sauber! Nach dem Abendessen lesen wir wieder und tratschen mit den anderen Hüttengästen.

                                                        Wir schauen immer wieder zur „Elchwiese“ und entdecken dann tatsächlich einen großen männlichen Elch der mit Karacho in den See läuft und dann quer über den See davon schwimmt. Einen schwimmenden Elch haben wir beide noch nie in echt gesehen, wirklich faszinierend, wie schnell großen Tiere schwimmen. Auch aus der Ferne ein tolles Erlebnis – da hatten wir Glück, gerade aus dem Fenster geschaut zu haben!
                                                        Trekkingblog: lustwandler.at

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                                                          • 30.01.2016
                                                          • 583
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                                                          AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche




                                                          TAG 10 – ÜBER TEUSEJAURE BIS KNAPP VOR VAKKOTAVARE
                                                          25 KM HATSCHER MIT ÜBER 400 RENTIEREN
                                                          BY ELISABETH

                                                          Wieder eine angenehme Nacht in den Hütten-Stockbetten! Die beiden Schweden waren leise und wir wachen ausgeruht um 7 Uhr auf. Unsere Zimmerkollegen sind auch schon aktiv. Das Wetter ist unerwartet schön, es ist sogar ein bisschen blauer Himmel zu sehen!
                                                          Wir frühstücken Pancakes, packen unsere Rucksäcke und um 9 Uhr starten wir zur heutigen Etappe. Wir wandern ca. 10km nach Teusejaure. Erst gehen wir durch den Birkenwald bis zur Brücke über den Kaitumjåkka.







                                                          Hier betreten wir das Naturreservat Sjaunja. Nach der Brücke wird der Weg steiniger und die Landschaft hügelig.
                                                          Der Weg ist leicht – vorausgesetzt man findet am Rentiergatter den richtigen Weg. Für uns gilt das nicht, wir gehen rechts an einem Rentiergatter vorbei (der richtige Weg wäre durchs Gatter gegangen, was aber nicht markiert war) und landen am Winterweg. Dieser wird immer gatschiger und sumpfiger und wir furten das erste Mal mit unseren Furtschuhen. Das Wasser reicht uns bis zu den Knien, brrr, ist das kalt!





                                                          Aber wir haben unseren Spaß – noch haben wir ja noch nicht bemerkt, dass wir auf dem falschen Weg sind. Allerdings folgt bald die nächste Stelle, diesmal ein Seitenarm mit mehr Strömung, später dann eine große Sumpffläche, die wir mühsam queren.

                                                          Wir gehen rechts neben dem Rentierzaun und bald sehen wir Wanderer auf der anderen Seite des Zauns – und stellen fest: Das ist wohl der richtige Weg. Was tun? Den Weg inklusive der Furten wieder zurückgehen oder hoffen, dass wir im Rentierzaun irgendwo ein Loch finden, durch das wir kriechen können. Wir entscheiden uns für zweiteres und finden eine Stelle an der wir über den Zaun kraxeln können und finden durchs hüfthohe Gestrüpp bald wieder auf den richtigen Weg. Nun sind wir also wieder am leichten Weg! Die Blicke sind hier – verglichen mit den letzten Etappen – nicht sehr spektakulär, wodurch wir aber auch nicht so oft stehenbleiben.





                                                          Der Weg über die Hochebene Muorki ist nach dem gestrigen Regentag sehr gatschig, unsere Schuhe sehen furchtbar aus! Bevor es wieder in den Birkenwald geht, gibt es noch einige tolle Ausblicke hinunter auf den Teusejaure.
                                                          Beim kurzen steilen Abstieg ins Teusedalen ist unser Weg aber ein kleiner Fluss und unsere Schuhe werden wieder sauberer, wenn auch nicht unbedingt trockener. Aber innen ist alles trocken – unsere Lowa sind super!





                                                          In Teusejaure treffen wir wieder die beiden Schweizer Maira und Jakob, die jungen Franzosen, unsere schwedischen Zimmerkollegen und die deutsche Familie.

                                                          Am See haben wir die Möglichkeit, uns mit dem Motorboot auf die andere Seite fahren zu lassen (das kostet 100 SEK pP) oder das kostenlose Ruderboot für die ca. 1km lange Strecke zu nehmen. Bei den Seen gibt es immer 3 Ruderboote, wobei immer mindestens eines auf jedem Ufer sein muss. Liegt auf der eigenen Seite nur ein Boot, muss man also auf die andere Seite rudern, mit dem zweiten Boot zurückrudern, um dann endlich nach der dritten Querung am anderen Ufer anzukommen. Je nach Wind- und Wetterlage und Ausdauer kann das ein romantischer Rudernachmittag oder eine reine Qual sein. Natürlich liegt auf unserer Seite nur ein Boot.

                                                          Wir haben schon vorher beschlossen, das Motorboot zu nehmen, da wir auf der anderen Seite noch bis knapp vor Vakkotavare weitergehen wollen – wir kombinieren also zwei klassische Kungsleden-Tagesetappen. Die beiden jungen Franzosen überqueren den Fluss mit dem Ruderboot. Der Anblick dieser Fahrt amüsiert alle anderen, denn die beiden haben keinen Plan und driften immer weiter ab. Wir plaudern mit einem deutschen Pärchen, die die Vista-Nallo Runde gegangen sind und schwärmen, wie schön diese Strecke ist. Sie haben hunderte Rentiere gesehen, die gerade gezählt wurde. Ein sichtlich beeindruckendes Ereignis und wir sind ein bisschen neidisch, denn so eine Zählung würden wir auch gerne mal sehen.
                                                          Die beiden Schweizer nehmen das Motorboot um 13:30 Uhr, während wir uns in der Hütte Nudeln mit Tomatensauce kochen und gemütlich Mittagessen. Um 15 Uhr lassen wir uns übersetzen, mit an Bord ist auch eine Sami-Frau, die auch einen Teil unseres Weges geht – vermutlich bis zu ihrer Siedlung.

                                                          Auf der anderen Seite treffen wir auf die beiden Franzosen, die noch immer da sind, erschöpft von der Überfahrt





                                                          Der Anstieg auf der anderen Seite wird, nach dem ersten Kilometer, der durch den Birkenwald geht, sehr anstrengend – obwohl wir frisch gestärkt sind. Der Untergrund ist aber angenehm und wir kommen gut voran. Der Weg führt uns nun durch den Nationalpark Stora Sjöfallet. Zweimal kommen uns Wanderer aus Vakkotavare entgegen, die schon ziemlich müde aussehen.





                                                          Wir queren eine neue Brücke über den Guolbbantjåkkå (danke an den Brückenbauer, der Fluss ist reißend!). Im Windschatten legen wir eine kurze Snickers-Pause ein.

                                                          Es bläst ein starker Wind und es wird zunehmend kälter. Unsere Stimmung wird ein bisschen schlechter, doch das ändert sich abrupt als wir Rentiere erblicken! Erst nur ein paar, bald sehen wir zehn, dann hunderte im weiten Tal! Anscheinend ist auch hier vor kurzem eine Zählung oder Markierung erfolgt und die Tiere haben sich noch nicht in kleine Herden verteilt. Wir schätzen, dass es um die 400 Stück sind – Rentiere so weit das Auge reicht.







                                                          Sie sind recht weit weg und wir gehen langsam einen Hang hinunter, um ein bisschen näher zu kommen, zu beobachten und zu fotografieren. Dabei verlieren wir viel Zeit (ca. 1 Stunde) und es ist schon gegen 19 Uhr, als wir weitergehen. Wir gehen durch Wiesen- und Weidelandschaft bzw. Sumpflandschaft, die hier wunderschöne Färbungen zeigt. Hier müssen wir einfach nochmals stehen bleiben und diese unglaubliche Farbenpracht genießen, obwohl es mittlerweile schon 21 Uhr ist. Noch immer sehen wir in der Ferne die Rentiere.





                                                          Wir haben heute schon 25 Kilometer in den Beinen und daher recht müde Beine und Füße. Vor allem die Fußsohlen schmerzen extrem durch die vielen Stunden mit schwerem Gepäck. Wir wollen so weit wie möglich kommen, damit wir am nächsten Tag nur noch einen kurzen Abstieg bewältigen müssen, um den ersten Bus nach Saltoluokta in der Früh zu erreichen.

                                                          Wir passieren zwei Brücken, die zweite über einen reißenden Fluss und finden einen geeigneten Zeltplatz. 2-3 Zeltplätze gibt es direkt nach der zweiten Brücke, danach einige weitere nahe am Weg, bevor der Abstieg beginnt (weiter unten im Birkenwald gibt es dann nur sehr noch wenige geeignete Plätze zwischen den Birken).

                                                          Es ist kalt und es beginnt zu regnen. Wir bauen schnell und relativ trocken unser Zelt auf. Während ich im Inneren unsere Matratzen und Pölster aufblase und es mir im warmen Schlafsack gemütlich mache, nimmt Markus Kontakt mit den unmittelbaren Zeltnachbarn auf, die Österreicher sind! Das Gespräch beginnt auf Englisch, bis einer der Tiroler meint, ob Markus vielleicht auch aus Österreich stammt. Tja, den Dialekt kann man auch im Englischen nicht verleugnen

                                                          Wir essen wieder im Zelt (und Schlafsack) und schlafen dann schnell ein.
                                                          Zuletzt geändert von bourne; 23.04.2017, 21:21.
                                                          Trekkingblog: lustwandler.at

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                                                            AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche




                                                            TAG 11 UND 12 – SALTOLUOKTA
                                                            NACH GERÄUCHERTEM RENTIER FRISCH GEDUSCHT UNTER DIE DAUNENDECKE
                                                            BY ELISABETH

                                                            Die ganze Nacht über hat es geregnet. Die schweren Tropfen landen laut am Zelt, aber wir haben sehr gut geschlafen. Unser Wecker läutet um 5:30 Uhr. Wir packen – diesmal ohne Frühstück, denn dieses wollen wir unten in der Hütte einnehmen – und um 6:45 Uhr ist Abmarsch.

                                                            Der relativ steile Abstieg ist nass und sehr rutschig durch den Matsch und die glitschigen Steine, aber um 8 Uhr erreichen wir bereits die Hütte. Unsere Schuhe und Regenhosen sind voll eingeschlammt und wir deponieren alles im Eingangsbereich der Hütte, wo schon andere ihre Jacken, Regenhosen und Rucksäcke deponiert haben.

                                                            Die Hütte ist berstend voll – gut, dass wir oben im Zelt übernachtet haben! Wir frühstücken, plaudern ein bisschen mit einem netten Franzosen und beobachten staunend die Teilnehmer einer geführten Kungsleden-Tour, die über eine Stunde lang die Nahrung für die nächsten Tage vorbereiten. Jeder der ca. 10 Teilnehmer legt seine Nahrungsmittel auf den Tisch, einer der Guides ordnet diese in Gruppen (Nudeln, Wurst, Konservendosen, …) und teilt sie dann wieder auf die Rucksäcke der Teilnehmer auf. Ein Wahnsinn, wie umständlich man das machen kann. Überhaupt dauert es ewig, bis die Gruppe endlich losgeht.
                                                            Nach und nach kommen immer mehr Wanderer herein und alle warten auf den Bus nach Saltoluokta. Der Kungsleden hat hier eine Unterbrechung und da kaum jemand 30 Kilometer auf der Straße hatschen will, nehmen die meisten den Bus.

                                                            Dieser kommt pünktlich um 9:20 Uhr. Nach einer Fahrzeit von 20 min bleibt der Bus bei einer Feriensiedlung stehen. Der Busfahrer sagt ein paar Worte auf schwedisch, woraufhin die meisten Fahrgäste aussteigen, die anderen – nicht schwedisch sprechenden – schauen sich fragend an. Ein junger Schweizer mit schwedischen Wurzeln übersetzt für uns: Der Bus macht nun 1 Stunde Pause, bevor es weiter geht. Der Bus wird nicht verschlossen, die Klappen sind offen und unsere Rucksäcke, also unser ganzes Hab und Gut, liegen gut sichtbar drin. Wir trauen uns nicht, weiter weg zu gehen, aber draußen ist es kalt und windig. Also gehen wir ein bisschen umher und schauen uns im Shop um, der hier strategisch sehr günstig liegt. Wir vermuten ja, dass das Busunternehmen ein Abkommen mit diesem Shop hat, denn was machen alle Leute, die hier für eine Stunde festsitzen? Essen, trinken und einkaufen.

                                                            Nach einer Stunde geht es endlich weiter und wir erreichen 40 min später die Anlegestelle des Schiffes, das uns zu unserem Fjällhotel in Saltoluokta bringt.

                                                            Der Franzose, mit dem wir in der Hütte gesprochen haben, wird am Boot gleich zum Einladen der Nahrungsmittel eingeteilt. Das Boot (100 SEK pro Person) bringt uns flott zu unserem heutigen Ziel.







                                                            Wir checken ein, aber unser Zimmer wird erst um 14 Uhr fertig. Bis dahin vertreiben wir uns die Zeit mit lesen und tratschen. Um 14 Uhr beziehen wir unser Zimmer, in dem wir uns nun 2 Tage entspannen können. Wir packen unsere Rucksäcke aus und legen das nasse Zelt zum Trocknen aus. Dann gehen wir duschen – eine richtige Dusche mit warmem Wasser und Seife – richtiger, duftender Seife, nicht die Outdoorvariante. Es ist herrlich

                                                            Wir legen uns ins Bett unter die dicke Daunendecke, lesen, schlafen und warten, bis wir zum Abendessen ins Haupthaus gehen können.

                                                            Als wir im Haupthaus ankommen, stehen schon viele hungrige Leute vor der noch verschlossenen Tür zum Speisesaal. Wir bekommen einen Tisch zugewiesen, den wir uns mit unserem bekannten Franzosen, einer netten Engländerin und einem ebenso netten Schweden teilen. Vor dem Essen erzählen die Kellner ein bisschen über den Ablauf des Essens und zur Geschichte der Hütte. Interessantes Detail: Die Sessel, die Uhr und andere Gegenstände haben die Form des Hausberges Kierkau, konzipiert vom Archiketen des ganzen Hauptgebäudes, John Åkerlund.

                                                            Wir genießen das Essen, vor allem die Hauptspeise begeistert uns: geräuchertes Rentierfleisch mit Erdapfelpüree und Preiselbeeren. Dazu trinken wir schwedisches Bier. Ein Highlight ist auch der starke schwarze Kaffee aus einer schweren Eisenkanne. Nach dem Essen ziehen wir uns wieder in unser Zimmer zurück, lesen noch ein bisschen und schlafen bald ein.
                                                            Am nächsten Tag stehen wir um 8:15 auf und ab gehts zum Frühstück. Wir essen Brote mit Wurst und Käse, dazu gibt es viel Obst und Gemüse und frischen Orangensaft. Und guten Kaffee! Anschließend planen wir unsere nächsten Tage, schauen die Fotos der letzten Tage an und schreiben Tagebuch, alles in unserem kuscheligen Bett! Am Nachmittag kaufen wir das Essen für die nächsten Tage ein und Markus geht für zwei Runden in die Sauna.

                                                            Beim Abendessen sitzen wir diesmal mit Jordi aus Norwegen und einem Pärchen aus Wales. Als Vorspeise gibt es heute geräuchertes Rentier und Salat, als Hauptspeise Fisch mit Erdäpfel und rote Rüben (Markus bekommt nur Grillkäse statt dem Fisch – gehofft hat er wohl auf ein Elchsteak) und als Nachspeise ein Blaubeercrumble mit Vanillesauce.





                                                            Alles sehr gut – aber an das gestrige geräucherte Rentier kommen die Speisen nicht heran. Wir sind halt Rentierfans oO

                                                            Nach dem Essen packen wir unsere Sachen wieder in die Rucksäcke. Wenn unser Hab und Gut so in den zwei großen Regalen steht, können wir wieder kaum glauben, dass das alles in die Rucksäcke passen kann. Aber es geht sich alles aus – mehr oder weniger locker.
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                                                              AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche




                                                              TAG 13 – WEITER RICHTUNG SITOJAURE
                                                              ON THE TRAIL AGAIN …
                                                              BY ELISABETH

                                                              Der Wecker läutet um 7 Uhr – da haben wir gestern Abend allerdings etwas zu ambitioniert gedacht – um 8 Uhr kriechen wir aus dem gemütlichen warmen Bett und gehen mal frühstücken. Danach packen die letzten Sachen ein und um 9:30 gehts los.

                                                              Damit startet nun der zweite Teil unserer Tour. Die zweite Etappe des Kungsleden führt von Saltoluokta nach Kvikkjokk. Die Länge der Strecke beträgt rund 75km mit ungefähr 1100 HM, normalerweise auf 4 Tage aufgeteilt. Wir werden aber nicht den direkten Weg wählen, sondern zweimal kurz in den Sarek abbiegen – einmal vor Aktse beim Skierffe (der Pforte des Sarek) und ein weiteres Mal vor Pårte, wo wir eine 3-Tages-Schleife über die Boarek-Hochebene (Pårek) ziehen und den Boarektjåhkkå besteigen wollen.

                                                              Saltoluokta ist einer der großen Ausgangspunkte, vor allem für Touren in den Sarek, entsprechend ausgetreten sind die Wege. Von der Fjällstation weg führt unser Weg erst durch den Wald, aber schon bald steigen wir wieder hoch ins Fjäll.





                                                              Markus ist heute etwas müde, also gehe ich voran. Ich führe uns munter und ausgeruht durch die wunderschöne Landschaft – nur leider auf der völlig falschen Route! Von der Hütte aus führen viele Wege weg und irgendwo hab ich die falsche Abzweigung genommen. Markus, der heute wie erwähnt nicht in Topform ist, findet das natürlich alles andere als lustig. Querfeldein versuchen wir, wieder auf die richtige Route zu kommen. Anstrengend gehts durch Gestrüpp und Sumpflandschaft und immer hoffen wir, dass wir nicht irgendwo aufgrund der großen und tiefen Sumpfflächen nicht mehr weiterkommen und umdrehen müssen. Nach einem Umweg von 2-3 Kilometern und mehr als einer Stunde erreichen wir wieder den Kungsleden.





                                                              Nun geht es auf dem richtigen und leichten Weg schnell voran. Um 13 Uhr legen wir auf halbem Weg bei einer Rasthütte eine lange Pause ein. Ein deutsches Paar kommt bei uns vorbei, sie waren gerade am Skierfe und bestätigen uns unsere geplante alternative Route als gut gehbar. Wenig später kommt eine junge Wanderin aus der Richtung Salotluokta, sie sagt, sie sei völlig erschöpft, weil sie den falschen Weg eingeschlagen hat und nun endlich wieder am richtigen Weg ist. Tja, kann passieren…







                                                              Der Weg geht unschwer weiter und um 17 Uhr erreichen wir unseren Zeltplatz, knapp vor dem Abstieg nach Sitojaure. Markus fühlt sich mittlerweile wieder fit. Wir bauen unser Zelt auf, waschen uns in einem nahen See und setzen uns zum Lesen in die Sonne. Wenig später kommen zwei Niederländer vorbei, die ihr Zelt sehr nahe – unserer Ansicht nach zu nahe – an unserem aufbauen. Es ist meilenweit Platz zum Zelten und sie wählen den Platz so nahe bei uns …


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                                                                Fuchs
                                                                • 27.09.2015
                                                                • 1022
                                                                • Privat


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                                                                AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                                                                Einfach herrlich.............., wunderschön !
                                                                Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

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                                                                  Dauerbesucher
                                                                  • 30.01.2016
                                                                  • 583
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche




                                                                  TAG 14: ÜBER DEN SITOJAURE ZUM SKIERFFE
                                                                  AUF DIREKTEM WEG IN DEN SAREK
                                                                  BY MARKUS

                                                                  Unser Wecker geht um 6 Uhr, wir bauen routiniert unser Zelt ab, packen die Rucksäcke und machen uns dann an den unschwierigen Abstieg zum Sitojaure. Wir erreichen das Ufer und die Hütte der Sami etwa eine Stunde vor der geplanten Abfahrt des Bootes. Ausreichend Zeit für ein gemütliches Frühstück bestehend aus Knäckebrot, Salamella und dem legendären Tubenkäse. Knapp vor der Abfahrt kaufen wir bei den Sami noch luftgetrocknetes Rentierfleisch, selbstgemachtes Fladenbrot und definitiv nicht selbstgemachte Schokolade, die dafür in der Großpackung.







                                                                  Mittlerweile sind 11 weitere Wanderer eingetroffen, sie kommen von der nahen STF-Hütte. Der Transfer auf die andere Seite erfolgt dann mit zwei Booten, die 200 SEK pro Person sind gut investiert, die Fahrzeit mit dem Motorboot beträgt fast 15 Minuten, da wären wir lange gerudert …

                                                                  Von der Anlegestelle geht es zuerst sanft ansteigend durch den Birkenwald, oft auf unseren geliebten Bohlenwegen. Das “sanft ansteigend” ändert sich mit dem Ende des Birkenwaldes, dann geht es ordentlich bergauf und es weht ein kräftiger Wind. Nach einer Stunde des Aufstiegs gönnen wir uns eine Pause an einem windgeschützten Platz.







                                                                  Der Sitojaure liegt auf ungefähr 600 Meter Höhe. Auf einer klassischen Kungsleden-Tour würden wir heute von Sitojaure nach Aktse gehen, zuerst vom Sitojaure auf rund 950 Meter aufsteigen und dann wieder auf 550 Meter absteigen. Das passt aber nicht zu unseren Plänen – wir verlassen heute wieder den Kungsleden und wollen für 3-4 Tage in den Nationalpark Sarek abbiegen und danach den Kungsleden über Aktse fortsetzen. Unser heutiges Tagesziel ist der Skierffe, ungefähr 20km von uns entfernt und um rund 600m höher gelegen. Ihr seht, das wird ein anstrengender Tag!

                                                                  Nach der Pause geht es weiter bergan, mal steiler, mal weniger steil. Keine Ahnung was gestern mit mir los war, aber heute bin ich wieder fit, dafür plagt sich Elisabeth an den steilen Passagen. Unsere Rucksäcke sind auch wieder recht schwer, wir haben in Saltoluokta unsere Lebensmittel kräftig aufgestockt, um genug Proviant für unsere Sondertouren zu haben. Aber wie immer, die Belohnung für anstrengende Aufstiege liegt in grandiosen Ausblicken, in diesem Fall zurück auf den Sitojaure.





                                                                  Von da dauert es nicht lange, bis wir den Rücken erreichen. Der Kungsleden führt nun über den Rücken am Njunjes vorbei und dann wieder nach Aktse hinunter. Die offizielle Route zum Skierffe zweigt nach einem Teil des Abstiegs nach Westen ab, auf 780 Meter Höhe. Unpraktisch für uns, sind wir doch jetzt schon auf 950 Meter Höhe. Daher gehen wir weglos und umrunden den Njunjes im Norden, um dann weitgehend ohne Höhenverlust in den Pfad zum Skierffe einzuschwenken.





                                                                  Der Weg ist gut zu gehen, wir sind im Hochfjäll und gehen über Heideflächen, die mit großen Steinen durchsetzt sind. Die Sonne strahlt, der kühle Wind ist mittlerweile auch weg, die Farben des Fjälls leuchten, einfach perfekt! Nach der Umrundung des Njunjes taucht in der Ferne die massive Silhouette des Tjahkelij auf, des Berges, der das Laitaure-Delta beherrscht. Mittlerweile ist es knapp vor 13 Uhr, Zeit für eine ordentliche Mittagspause mit Rentier. Luftgetrocknetem Rentier!





                                                                  Etwas später füllt Elisabeth unsere Wasservorräte an einem nahen See auf, sogar den 2l Reservebeutel – nach unseren Erfahrungen am Kebnekaise sind wir diesbezüglich vorsichtig und schleppen jetzt 4kg Wasser über die letzten 200 Höhenmeter. Ein Fehler, wie sich später herausstellt, als wir ein Gewirr kleiner Bäche queren. Umsonst geschleppt.


                                                                  Überhaupt ist heute nicht unser Tag bzw. nicht Elisabeths Tag. Schwierige Auf- und Abstiege, rutschige Steine, Blockfeld, nichts konnte sie stoppen; und nun: ein harmloses kleines Bacherl, irgendwie abgerutscht, zwischen Steine geraten, Fuß ein wenig verdreht. Das schon mehrfach eingerissene Seitenband, wieder einmal. Nach einem ersten Schreck und einer längeren Pause sieht es dann ganz passabel aus, schmerzt zwar, ist aber nicht gerissen.

                                                                  Eigentlich wollten wir auf den Skierffe, dann weiter unten zelten und am nächsten Tag tiefer in den Sarek gehen. Leicht angeschlagen noch weiter in die Wildnis? Nein, keine gute Idee, wir planen um: morgen Ruhetag im Sarek zur Erholung des Bandls. Ich suche einen schönen Zeltplatz und werde nicht allzuweit von der Unglücksstelle fündig, hole Elisabeth wieder ab und wir stellen erst einmal unser Zelt auf.

                                                                  Das Wetter ist recht schön, Elisabeth kann ohne den schweren Rucksack und mit Stöcken ganz gut gehen und so beschließen wir, den Skierffe doch noch heute zu besteigen, wir sind mittlerweile auch nur mehr rund 100 Meter unterhalb des Gipfels. Und so machen wir uns auf den Weg, um nur wenig später grandiose Ausblicke auf das Laitaure-Delta und das Rapadalen zu geniessen!


                                                                  Trekkingblog: lustwandler.at

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                                                                    • 583
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                                                                    AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche




                                                                    TAG 15: SKIERFFE, LAITAURE-DELTA UND RAPADALEN
                                                                    DAS LANDSCHAFTLICHE HIGHLIGHT IM SAREK
                                                                    BY MARKUS


                                                                    Das Laitaure-Delta ist einer der magischen Orte im schwedischen Fjäll und eine der schönsten Flusslandschaften in ganz Europa. Das Delta ist fast 10 km² groß, etwa 7 km lang und 2 km breit. Hier mündet der Ráhpaädno in den See Laitaure. Der Ráhpaädno ist einer der wasserreichsten Flüsse in Schweden und führt das Wasser von 30 Gletschern. Unvorstellbare 175 – 250 m³ fließen hier pro Sekunde in den See (ich habe es für euch umgerechnet: das sind 1.250 – 1.785 Badewannen pro Sekunde). Der Fluss transportiert entsprechend viel Sediment und Gestein, alle zwei Jahre wird der See um einen Meter kleiner und das Delta schiebt sich weiter vor.





                                                                    Das von den Wassermassen transportierte Sediment ist der Grund für das besondere Farbenspiel, das uns beim Ausblick vom Skierffe in den Bann zieht. Die Arme des Ráhpaädno erscheinen türkis, in den größeren Wasserflächen spiegeln sich der blaue Himmel und die weißen Wolken. Die undurchdringliche Sumpflandschaft strahlt kräftig grün, die Sandbänke sind hell bis dunkel – es gibt so viel zu sehen! Und zu fotografieren!





                                                                    Im Delta grasen die Sarek Elche – wenn ihr auf den obigen Fotos genau schaut, seht ihr die Fußspuren im Sand bzw. die Fährten durch das Sumpfgebiet.







                                                                    Das Laitaure-Delta ist die Pforte in den Sarek, mit ungefähr 2.000 km² eine der wenigen noch erhaltenen großen Flächen im westlichen Europa, die völlig unerschlossen sind (zum Vergleich: Vorarlberg hat 2.533 km²). Keine Straßen, keine Hütten, keine Wege – dafür eine Wildnis, in der noch nennenswerte Populationen der “de fyra stora” (die großen Vier) anzutreffen sind: Braunbär, Luchs, Vielfraß und Polarfuchs. Eigentlich sollte man ja auch noch den Elch dazuzählen – die nicht bejagten Sarek-Elche sind die größten Elche in Schweden. Gemeinsam mit den Nationalparks und Naturreservaten Muddus, Stubba, Sjaunja, Stora Sjöfallet, Padjelanta und Tjuolda ist der Sarek Bestandteil des UNESCO-Weltkulturerbes „Laponia“ (ungefähr 9.500 km², das entspricht der Größe Kärntens).

                                                                    Das Laitaure-Delta wird von drei markanten Bergen beherrscht:
                                                                    Der Tjahkelij (1214 m) liegt im Süden und ist mit Abstand der größte (siehe Titelbild). Untypisch für die schwedische Bergwelt handelt es sich um einen Plateauberg mit Steilabbrüchen an allen Seiten. Der Berg wird selten bestiegen, ein Aufstieg ist über die Ostseite durch eine Scharte möglich, auf dem Plateau kann man rund 4 km nach Westen gehen und sieht dann weit ins Rapadalen. Wir haben uns die Besteigung kurz überlegt, uns dann aber dagegen entschieden.

                                                                    Direkt im Laitaure-Delta erhebt sich der Nammásj (823m), ein markanter, würfelförmiger Berg. Die Besteigung ist von Westen einfach möglich, eine Bootstour durch das Delta bis zum Fuß des Berges wird von Aktse aus angeboten. Alternativ erreicht man ihn auch zu Fuß durch den Sarek Nationalpark, z. B. bei einer Querung des Sarek.

                                                                    Im Norden liegt der Skierffe (1179 m), ein spitzer Berg mit einer langen, fast senkrecht abfallenden Felswand, die 700 m über dem Delta aufragt. Von der Hinterseite ist der Skierffe einfach zu besteigen.







                                                                    Unser Zeltplatz liegt westlich des Skierffe, mit Blick auf den Nammásj und den unteren Teil des Rapadalen. Den Skierffe haben wir noch gestern Abend bestiegen, alle Fotos und Panoramas des Laitaure-Deltas sind dort entstanden, teilweise vom Gipfel aus, teilweise von einer etwas tieferen, dafür aber etwas exponierten Stelle. Wir haben mehrere Stunden dort oben verbracht, es ist einfach unbeschreiblich cool, dort oben zu stehen und in alle Richtungen zu schauen!

                                                                    Der Skierffe ist dadurch natürlich nicht auf den Fotos zu sehen, Bilder vom Skierffe gibt es dann morgen nach dem Abstieg.





                                                                    Den heutigen Tag haben wir in der Nähe des Zeltes sitzend mit unseren Kindles verbracht. Wir sind in der Sonne gesessen, haben gelesen und dabei immer wieder den Blick gehoben, unter uns Nammásj und das Rapadalen, in der Ferne die schneebedeckten hohen Gipfel des Sarek. Wir wechseln mehrmals am Tag zwischen kurzärmelig, Fleece und sogar Daunenjacke, je nach Sonne, Bewölkung und Wind. Außerdem füllen wir unsere Speicher auf: es gibt Müsli, viel Schokolade, Rentierfleisch, Knäckebrot und natürlich auch ein Fertiggericht (Nudeln mit Rindfleisch), aber von den Fertiggerichten haben wir mittlerweile wirklich genug. Durch die recht hohe und doch leicht exponierte und dadurch windige Lage haben wir wenig Mücken und werden tagsüber kaum belästigt.

                                                                    So ist der Erholungstag für Elisabeths Fuß wie im Flug vergangen – und so ganz nebenbei haben wir beschlossen, dass wir bei einem unserer nächsten Urlaube eine Sarek-Querung machen wollen!





                                                                    Jetzt wird es Zeit für die versprochenen großen Panoramen. Auf unserem Blog unter http://lustwandler.at/2016/07/22/tag-15-skierffe-laitaure-delta-und-rapadalen/ findet ihr die folgenden drei Panoramen in einer hochauflösenden Version, da kann man sich im Bild umsehen. Für Fotofans: auch die anderen Bilder sind dort in UHD/Retina-Auflösung mit 3820x2560 verfügbar.


                                                                    Das erste Panorama beginnt auf der linken Seite mit dem Gipfel des Skierffe (wir stehen westlich etwas unterhalb des Gipfels auf einem Felsvorsprung). In der Ferne der See Laitaure, zu unseren Füßen das Laitaure-Delta, vis à vis der Tjahkelij und unten im Delta der vergleichweise kleine Nammásj, dahinter fern erkennbar der vergletscherte Barddejiegna. Das zweite Panorama ist dann direkt vom Gipfel aus aufgenommen und zeigt einen weiteren Blick von Osten nach Westen. Das dritte Panorama ist vom Westhang des Skierffe aufgenommen und zeigt den Blick nach Westen und die traumhafte Lage unseres Zeltplatzes.









                                                                    Morgen werden wir dann unser Zelt im Sarek abbrechen. Elisabeths Fuß schmerzt noch, wir sind skeptisch, wie er auf längere Belastung reagiert. Wir bleiben bei unserem Entschluss, nicht tiefer in den Sarek zu gehen und planen für den morgigen Tag nur die Etappe bis Aktse.
                                                                    Trekkingblog: lustwandler.at

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                                                                      • 583
                                                                      • Privat


                                                                      #35
                                                                      AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche




                                                                      TAG 16: AKTSE
                                                                      DIE PFORTE ZUM SAREK
                                                                      BY MARKUS

                                                                      Aktse ist die letzte Bastion vor dem Eingang in den Sarek. Es liegt direkt am Ende des Laitaure-Deltas mit Blick auf Tjahkelij, Nammásj und Skierffe. Hier haben Siedler bereits im Jahr 1830 der Natur mühsam ein Stück Land abgetrotzt. Sie haben ein Stück Wald gerodet und Sümpfe trockengelegt, um hier von Fischfang, Jagd und Viehzucht leben zu können. Die in diesem Jahrhundert entstandenen blühenden Wiesen werden heute noch gepflegt. Heute stehen ein paar einfache Gebäude auf diesen Wiesen, darunter zwei STF-Hütten. Aktse liegt nicht im Sarek Nationalpark, ebenso befindet sich das gesamte Laitaure-Delta noch immer in Privatbesitz – bisher sind alle Versuche, es anzukaufen und in den Nationalpark einzugliedern, gescheitert.

                                                                      Von unserem Zeltplatz sind es auf direktem Weg rund 8km und 600 Höhenmeter (abwärts) bis Aktse. Wir wählen allerdings nicht den direkten Weg sondern gehen weglos möglichst nahe an der Geländekante, um weitere tolle Blicke in das Delta zu erhaschen.







                                                                      Dabei erreichen wir einen tollen Aussichtspunkt unterhalb des Skierffe, wo das folgende Panorama entstanden ist, das einzige, bei dem der Skierffe selbst mit drauf ist [die anderen findet ihr im vorigen Post, auch dieses Panorama ist in XL auf unserem Blog zum Umsehen verfügbar]. Unten im Tal, auf unserer Seite beim See, sieht man eine kleine freie rechteckige Fläche im Wald, das sind die Wiesen von Aktse.






                                                                      So schön unser Weg ist, er hat seine Schattenseiten – so nah an der Kante kommt man irgendwann nicht mehr weiter, wir müssen zurück ins Hinterland und damit leider auch eine überaus steile Flanke hinauf. In engen selbstgewählten Serpentinen und teilweise unter Zuhilfenahme der Hände kämpfen wir uns mit unserem schweren Gepäck hinauf und treffen dann nach fast einer Stunde wieder auf den normalen Weg.





                                                                      Auch heute haben wir wieder strahlendes Wetter und es wird warm, richtig warm. Das kleine Thermometer am Rucksack springt schon vor Mittag über die 30°C Marke. Sobald wir wieder auf dem Hauptpfad sind, treffen wir auch wieder andere Wanderer, teilweise Tagesausflügler von Aktse auf dem Weg zum Skierffe und auch ein nettes schwedisches Paar, die exakt unsere Rucksäcke, Fjällraven Kajka und Abisko in gleicher Farbe haben – für Gesprächsstoff ist gesorgt. Die beiden kommen aus dem Sarek und haben ein paar kleine Rentiergeweihe dabei – wir schauen seit dem ersten Tag und haben noch keines gefunden. Wir bekommen sogar eines angeboten, voll nett, lehnen aber dankend ab – nur selbst gefunden zählt!

                                                                      Wir sind schon am frühen Nachmittag in Aktse und freuen uns auf die Sauna – ja, lacht nur, wir waren fest der Meinung, Aktse hätte eine Sauna. Aktse hat zwar einen einmaligen Luxus zu bieten, aber es ist keine Sauna: es ist eine Dusche! Eine Outdoor-Dusche, eine kleine Kabine mit Tür, selbst gebaut und ihr ahnt schon, was das Problem dabei ist: ein Bach, mit Rohrleitungen umgeleitet, das Gefälle nutzend für den Wasserdruck – und eiskalt. Da ist das Waschen im Fluß mit Waschlappen viel gnädiger, ich hab gedacht, ich werde schockgefrostet! Aber was tut man nicht alles, um nach ein paar Tagen Wildnis wieder gut zu riechen!





                                                                      Wir nutzen den kleinen Shop, um ein letztes Mal unsere Vorräte aufzufüllen, bis Kvikkjokk gibt es keine Einkaufsmöglichkeit mehr und wir wollen ja noch einmal für ein paar Tage vom Kungsleden in den Sarek abbiegen. Aktse ist für seine Mückenplage bekannt, kein Wunder bei dieser Sumpflandschaft. Wir haben schlimmeres erwartet, so übel ist es gar nicht. Den Nachmittag verbringen wir lesend in einer der beiden STF-Hütten, die derzeit nicht belegt ist, zum Abendessen gibt es wieder einmal Nudeln mit Tomatensauce, wir trinken Bier und Cola, essen Kekse und Schokolade – was man halt in der Zivilisation so macht! Und wir können es uns erlauben, denn mit 15-20kg Gepäck am Rücken steigt der Kalorienverbrauch beim Wandern nochmal ordentlich an. In einem der Zimmer raschelt und knabbert immer wieder was, wir tippen auf eine Maus, sehen sie aber nicht. Gut, dass wir im Zelt schlafen.









                                                                      Dann übersiedeln wir in unser Zelt, es ist immer noch warm, die vielen Schichten Gewand in der Nacht sind Geschichte, die Schlafsäcke weit offen. Auf der Terrasse der belegten Hütte wird bis spät in der Nacht gelacht und getratscht – bei garantiert hohem Verbrauch von Mygga und Djungelolja.
                                                                      Trekkingblog: lustwandler.at

                                                                      Kommentar


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                                                                        • 601


                                                                        #36
                                                                        AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                                                                        Zitat von bourne Beitrag anzeigen
                                                                        In einem der Zimmer raschelt und knabbert immer wieder was, wir tippen auf eine Maus, sehen sie aber nicht. Gut, dass wir im Zelt schlafen.
                                                                        Mäuse fressen sich auch ein Loch durch's Außenzelt um Vorratstüten zu plündern! Selber so erlebt kurz hinter Abiskojaure!

                                                                        Du kannst dir meine Überraschung vorstellen, als ich es morgens im Halbschlaf neben mir rascheln hörte!

                                                                        Super Bilder! Bitte bald weitererzählen! Ich kann es nicht abwarten, bis ihr zur Boarek-Hochebene kommt ...

                                                                        Kommentar


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                                                                          Dauerbesucher
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                                                                          • 583
                                                                          • Privat


                                                                          #37
                                                                          AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche


                                                                          Na wehe, die knabbbern unser Hilleberg an!

                                                                          Ich kann Dich beruhigen, hier geht es jetzt rasch weiter, Boarek kommt bald (im Blog ist ja schon alles, muss nur mehr die Bilder hier herüberbringen).
                                                                          Trekkingblog: lustwandler.at

                                                                          Kommentar


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                                                                            • 601


                                                                            #38
                                                                            AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                                                                            Das war ein HB!

                                                                            Kommentar


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                                                                              Dauerbesucher
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                                                                              • 583
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche




                                                                              TAG 17: VON AKTSE IN RICHTUNG BOAREKTJÅHKKÅ
                                                                              EIN STÜCK KUNGSLEDEN NACH PÅREK, DANN WEGLOS WEITER
                                                                              BY MARKUS

                                                                              Wir starten um 9 Uhr mit dem Boot über den Laitaure, gemeinsam mit ein paar anderen Wanderern. Während der Überfahrt hat man einmal mehr einen schönen Blick auf Tjahkelij, Nammásj und Skierffe. Als Kungsleden-Etappe würde man heute von Aktse nach Pårte gehen, das wären 20km mit ungefähr 400 Höhenmetern. Von Pårte wäre es dann aber nur mehr ein Tag bis Kvikkjokk und wir haben noch Zeit. Westlich unseres Weges liegt die Pårek-Hochebene und ein weiterer 2000er, der Boarektjåhkkå.

                                                                              Besonders interessiert uns die Ostflanke des Tjahkelij. Claes Grundsten beschreibt den Aufstieg über diese Seite als einzigen möglichen Weg, zuerst den steilen Osthang hinauf, dann durch eine “senkrechte Spalte, die durch diesen scheinbar unbezwingbaren Abbruch schneidet”. Nach der Baumgrenze könne man diese erkennen, weiter oben wäre sie nicht mehr zu sehen, aber dennoch leicht zu überwinden. Wir haben es heuer nicht ausprobiert, aber seht selbst, wie das von unten aussieht. Leicht zu überwinden?





                                                                              Vom See weg führt unser Weg durch Wald und Sumpf, oft auch über Bohlenwege. Die erste Stunde geht es relativ flach dahin, es ist sehr angenehm zu gehen. Die Luft ist gut, überall Wasser und schöne Farbstimmungen durch das Licht. An einer Stelle mit fließendem Wasser füllen wir unsere Flaschen auf, obwohl es erst knapp nach 10 Uhr ist, ist es schon sehr warm.





                                                                              Wir sind flott unterwegs und kommen gut voran, der Weg wird allerdings immer steiler und steiler. Und es wird wärmer, nein falsch, es ist heiß und die Sonne brennt auf uns herunter. Das Thermometer zeigt 33°C, das Wasser wird knapp – und es gibt keine Möglichkeit, es nachzufüllen. Nach dem steilsten Stück machen wir eine 3/4-Stunde Mittagspause mit Brot und luftgetrocknetem Schinken. Ohne Wasser.

                                                                              Der Weg läuft nun hoch gelegen an der Flanke des Bårddegiehtje mit schönen Ausblicken auf das Tal. Hier finden wir endlich wieder Wasser und treffen am Bach bei einer Nothütte ein junges Paar bei der Mittagspause. Sie ist Amerikanerin, er Schwede und sie machen eine Langstreckenwanderung namens “Gröna Band” (http://www.vitagronabandet.se/en-GB). Die Tour beginnt in Mittelschweden an der norwegischen Grenze bei der STF Fjällstation Grövelsjön und geht 1.300km in den Norden an den Punkt, wo Schweden, Norwegen und Finnland aufeinandertreffen. Dabei werden natürlich bestehende Fernwanderwege kombiniert, so eben auch hier einige Etappen des Kungsleden. Wir plaudern eine Weile mit den beiden und setzen dann unseren Weg fort.





                                                                              Um 15 Uhr sind wir schon knapp unterhalb des höchsten Punktes, Zeit für unsere Pause. Wir suchen uns einen windgeschützten Platz, werfen den Kocher an und essen Thai Curry Huhn von Blô Band (definitiv eine der besseren Mahlzeiten) und genießen dabei die Aussicht. Nach einer Stunde Pause geht es weiter.

                                                                              Der traditionelle Weg führt über Kvikkjokk am Stuor Dáhtá vorbei auf die Hochebene und zur Samensiedlung Pårek. Das kommt uns ungelegen, kommen wir doch von der anderen Seite – das wird dann unser Rückweg zum Kungsleden und dann weiter zum Tourende nach Kvikkjokk. Von unserer Seite kommend finden wir im Vorfeld nur eine Beschreibung von Claes Grundsten, der erst nach der Brücke über den Gállakjåhkå den Kungsleden verlassen würde und dann dem Fluß in einiger Entfernung folgend durch den Wald bis auf die Heideflächen östlich des Berges Gállakvárre aufsteigt. Das gefällt uns auch nicht, denn diese Brücke liegt auf nur 560m Höhe und wir kommen vorher über einen Pass auf 860m Höhe.

                                                                              Wir wollen daher eine eigene Route gehen und zweigen 15 Minuten nach der Pause direkt beim Pass zwischen Favnoajvve und Huornnásj nach Nord-Westen ab. Wir haben diese Routenidee mit dem freundlichen Stugvärd in Aktse besprochen und dieser hat uns darin bestärkt. Auf der Karte sieht man schön, dass die Höhenlinien in diesem Bereich etwas weiter auseinander liegen, in diesem Bereich kann man gut gehen.





                                                                              In der Ferne kann man gut unser Ziel erkennen, den kleinen Unna Jierttá und den größeren Stuor Jierttá. Links von uns liegt der Gallákvárre und die große Bergkette, die das Bild dominiert, ist natürlich das Boarektjåhkkå-Massiv. Wir wollen zwischen Unna Jierttá und Stuor Jierttá durchgehen, man darf sich aber nicht verleiten lassen, dies zu früh anzupeilen – die direkt Route besteht aus Sumpf und Weidengestrüpp – nicht empfehlenswert.  Wir peilen deutlich rechts am Stuor Jierttá vorbei und steigen auch immer wieder ein Stück weiter auf, um Weidengestrüpp oder Feuchtstellen zu umgehen.





                                                                              Nach ca. einer Stunde erreichen wir eine weite Fläche, die wie geschaffen für unser Nachtlager ist. Wir schlagen unser Zelt auf, waschen uns in einem kleinen Bach – wobei wir uns gegenseitig vor den Gelsen beschützen – und verbringen dann den Abend im Zelt – das Zelt weit geöffnet, nur mit dem Mückenschutz vor den beiden großen Türen.
                                                                              Trekkingblog: lustwandler.at

                                                                              Kommentar


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                                                                                • 583
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche




                                                                                TAG 18: STUOR JIERTTÁ
                                                                                WIR LAUFEN MIT DEN GEWITTERN UM DIE WETTE
                                                                                BY MARKUS

                                                                                Diese Nacht haben wir richtig gut geschlafen, das Zelt ganz geöffnet, nur den Mückenschutz vor den Türen. Wir frühstücken unser Müsli wegen der Mücken im Zelt, packen dann routiniert alles zusammen und sind knapp nach 10 Uhr unterwegs. Die letzte Wettervorhersage haben wir vom Stugvard in Aktse bekommen, tendenziell warm, aber mit hoher Gewittergefahr, ansteigend in den nächsten Tagen.

                                                                                In unserer ursprünglichen Routenplanung hatten wir den Bårddetjåhkkå als Option, ein 2000er, der einen tollen Ausblick auf den Bårddejiegna, den mit 11 km² größten Gletscher im Sarek (und dem drittgrößten in Schweden), bietet. Ihr erinnert euch vielleicht an den Namen, vor ein paar Tagen vom Skierffe aus haben wir diesen Gletscher schon gesehen.

                                                                                Historisch ist dieses Massiv in Schweden von großer Bedeutung, ist es doch eng mit Axel Hamberg verbunden, der hier im Jahr 1911 ein Observatorium knapp unterhalb des Gipfels auf 1830 m geplant und errichtet hat. Axel Hamberg war Geograph und Polarforscher, er hat den Sarek erforscht und ihm ist es auch zu verdanken, dass hier ein Nationalpark eingerichtet wurde.

                                                                                Wir haben uns die Entscheidung ob Besteigung oder nicht wegen Elisabeths Bandl jetzt lange offen gehalten, wir haben zwei mögliche Zeitfenster: heute am frühen Nachmittag oder morgen vormittag, danach müssen wir in Richtung Kvikkjokk weiter. Heute morgen hängen die Gipfel komplett in den Wolken, aber seht selbst.





                                                                                Seht ihr unseren Weg auf dem Bild oben? Nein?
                                                                                Verständlich, denn es gibt hier keinen ausgetretenen Pfad mehr. Unser “Weg” ist eine lose Abfolge von Weidengestrüpp und Sumpf in unterschiedlicher Tiefe, meist aus der Ferne gut durch das blühende Wollgras markiert. Ab und zu gibt es dazwischen freie Fjällflächen. Entsprechend ist unser Weg auch keine auch nur annähernd gerade Linie sondern ein wirres Zick-Zack Muster – immer wieder steigen wir Richtung Norden höher auf, um schwierige oder vor allem zu tiefe Sumpfstellen zu umgehen.







                                                                                Auf einer der höheren Flächen finden wir dann auf einmal ein Elchgeweih! Wir, die noch nie ein Rentiergeweih gefunden haben, finden ein Elchgeweih
                                                                                Unglaublich, wie schwer so ein Geweih ist – für das Foto hab ich einige Kraft verbraucht! In der Nachlese daheim auf Wikipedia stellt sich heraus, dass europäische Elche eine Geweihspannweite von bis zu 1,35 m haben und das vollständige Geweih bis zu 20 kg schwer werden kann.
                                                                                Wir legen das Geweih wieder gut sichtbar ab – zum Mitnehmen ist es leider viel zu schwer. Eine Tagesetappe hätte ich mir vielleicht angetan, aber so, lieber nicht.





                                                                                Das Wetter ist heute lustig drauf, zum einen ist es richtig warm, zum anderen ziehen in der Umgebung immer wieder Gewitter umher – und sie ziehen rasch. Um 12 erwischt uns der erste Ausläufer, Regenhose und Regenjacke an, Rucksackcover drauf und 5 Minuten und viele schwere Wassertropfen später ist alles wieder vorbei, wir ziehen wieder alles aus und machen gleich eine kurze Pause. Wenig später zieht das nächste Gewitter heran, wir sind überzeugt, dass es vorbeizieht, dann kommt es so schnell, dass wir ziemlich nass sind, bevor wir was Wasserdichtes anhaben, 5 Minuten später, ach, das kennt ihr ja schon. Wenigstens ist es warm und wir trocknen schnell. Mittlerweile ist uns klar, dass es mit der Bergtour heute nichts werden kann – exponiert und hoch oben möchten wir bei diesen schweren Gewittern nicht sein!








                                                                                Unser Weg ist nach wie vor abwechslungsreich, die Landschaft weitläufig und im Westen dominiert von den großen Bergen des Sarek. Es macht Spaß, hier zu gehen, wir sind völlig allein, weit und breit kein Mensch. Das Gelände ist zwar nicht wirklich schwer, aber anstrengend, da wir bei den Schritten oft einsinken und so doch relativ langsam vorankommen.







                                                                                Um 15 Uhr zieht die nächste Gewitterfront direkt auf uns zu und diesmal sind wir schneller. Wir sind gerade bei einem nahezu perfekten Zeltplatz, zwischen Unna Jierttá und Stuor Jierttá, eben, mit toller Aussicht und nahem Fluß – das Zelt steht in 5 Minuten und das Gewitter kann uns gern haben. Hat es auch, es dreht ab und das Zelt bleibt trocken. Nicht weit entfernt sehen wir allerdings weiter heftige Gewitter, ein Beispiel im Titelbild des Posts, bei dem Pass zwischen dem großen und dem kleinen rundlichen Berg haben wir gestern den Kungsleden verlassen.

                                                                                Wir waschen uns gemütlich am Fluß – was bei den heutigen Temperaturen wieder Spaß macht, trotz eisigem Wasser – und genießen den Nachmittag und Abend!


                                                                                Trekkingblog: lustwandler.at

                                                                                Kommentar


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                                                                                  • 583
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                                                                                  AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche




                                                                                  TAG 19 UND 20 – PÅREK
                                                                                  REGENWETTER UND RENTIERGEWEIHE
                                                                                  BY ELISABETH

                                                                                  Ohne Frühstück starten wir um 9:30 – heute haben wir eine lange Etappe vor uns. Wir wissen die Richtung, in die wir wollen, aber den exakten Weg müssen wir uns suchen. Was von der Weite nach einem Klacks ausschaut, erweist sich “dank” der vielen Sumpfstellen komplizierter als erwartet. Bald finden wir eine blaue Markierung, die uns bis zu einem Rentierzaun führt. Da endet die Markierung und wir gehen nach Gefühl. Nach einer Stunde legen wir eine Frühstückspause ein und essen Salamella und Knäckebrot mit Blick auf die Pårek Hochebene. Sumpflandschaft so weit das Auge reicht!







                                                                                  Wir halten unseren Weg also so hoch wie nötig und so nieder wie möglich. Wir kommen gut voran, orientieren uns mit Kompass und Karte. Auf unserer Route queren wir viele kleine Bäche, die kein Problem darstellen. Auf dem selten begangenen Weg finden wir nun endlich, was wir schon die ganze Reise suchen: Rentiergeweihe! Markus hat bald den “Rentiergeweih-Blick” und sieht sie schon aus großer Entfernung weiß hervorblitzen. So kommt es, dass auf unseren Rucksäcken bald einige Geweihe hängen.







                                                                                  Nach einigen Kilometern erreichen wir den großen Fluss Gasskagårsså (siehe das Bild rechts oben). Tief eingeschnitten liegt der Fluß in der Schlucht, schmal, schnell und zu tief, um ihn gefahrlos zu furten. Das ist aber auch nicht nötig, wir steigen weiter Richtung Pårek ab und finden vor der Baumgrenze eine geeignete Stelle. Gut, aber dennoch knietief und saumäßig kalt. So ist das beim Furten – bei den ersten Schritten denkt man: kein Problem; bei den nächsten Schritten: naaa, ist doch recht kalt; wenig später: kaaaaaalt und wenn man dann endlich das andere Ufer erreicht hat und denkt: geschafft!, dann spürt man noch eine weitere Minute die Kälte wie Nadelstiche auf der Haut. Wer das Gefühl noch nicht nachvollziehen kann, achte bitte auf meinen Gesichtsausdruck!









                                                                                  Während wir uns wieder die Wanderschuhe anziehen, wird der Himmel über uns schwarz. Es beginnt zu regnen und bald schüttet es. Natürlich haben wir wieder mal nicht rechtzeitig die Regenhose übergezogen (das müssen wir bei der nächsten Tour wirklich verbessern!) und unsere Wanderhosen sind schnell waschelnass. Wir passieren die Baumgrenze und sind damit bei der Pårek-Samensiedlung angelangt. Der Weg ist unklar, irgendwie verlieren wir unseren Weg und die Wege, die wir finden, verbinden nur die einzelnen Hütten. Den richtigen Weg durch die Siedlung finden wir nicht so schnell; der starke Regen hilft hier natürlich auch nicht weiter. Wir stellen uns bei einem unbewohnten Haus unter und warten, bis der Regen etwas nachlässt.

                                                                                  Das Finden des richtigen Weges ist so eine Sache, in der Siedlung steht man mehr oder weniger im Wald und sieht nicht weit. Erst ein kurzer Umweg auf einen Hügel bringt Klarheit und Markus führt uns nun gut aus der Siedlung und wir finden den “richtigen” Weg, was wichtig ist, denn wie sollen wir sonst die Furtstelle zwischen den Seen finden? Immer wieder regnet es und die kurzen Regenpausen nutzen wir für Fotos und Snackpausen.

                                                                                  Wir passieren eine weitere Furtstelle, durch den Boarekjávrre und dem nächsten See. 20 Meter lang ist diese Furt und sie wird durch Steinkisten mit Bretterrahmen erleichtert. Vorsicht ist dennoch geboten, da die Bretter und Steine großteils unter Wasser liegen und es eine dementsprechend rutschige Partie ist. Markus probiert es balancierend über die Steinkisten und einzelne Steine, gleich mit den Wanderschuhen und kommt trocken drüben an. Mir ist das zu unsicher (und meine Wanderschuhe sind auch so schon nass genug) und ich wechsle wieder auf die Furtschuhe. Meine Reise durch den eiskalten See wird von Markus natürlich wieder fotografisch dokumentiert





                                                                                  Der Weg ist nun wieder gut; wir gehen über viele Bohlenwege und Steige, die beide durch den Regen etwas rutschig sind.









                                                                                  Wir kommen schnell voran und gegen 17 Uhr erreichen wir eine Stelle mit zwei Zeltplätzen. Eigentlich wollten wir noch ein bisschen weiter gehen, aber es beginnt wieder zu nieseln und wer weiß, wie sich das Wetter entwickelt und wo die nächste so gute Zeltmöglichkeit kommt? Wir bauen schnell das Zelt auf.








                                                                                  Schnelles Waschen im See, genau als Markus nackt im/am See steht, sehen wir die ersten Menschen seit 3 Tagen und sie uns Dann lesen wir und dösen im Zelt. Um 19:30 regnet es noch immer und wir sind froh, schon im Trockenen zu liegen. Immer wieder hören wir Donnergrollen und wir warten schon ungeduldig, dass der Regen nachlässt und wir kochen können. Gegen 20:15 essen wir endlich, das Zelt verlassen wir nur noch schnell zum Zähneputzen. Die Gelsen sind brutal aggressiv hier.





                                                                                  Die ganze Nacht schüttet es und nun können wir bestätigen: unser Zelt ist dicht! Wir frühstücken draußen unser Müsli und müssen dann wieder ins Zelt wechseln, da es schon wieder zu tröpfeln beginnt. Wir lesen, tratschen, schauen die Fotos an und lassen unsere Reise revuepassieren. Nun kommt auch noch ein Sturm auf und wir müssen im Zelt bleiben. Das rächt sich, denn wir können erstens nicht mehr liegen und futtern zweitens aus Langeweile all unsere Vorräte auf. Folglich diskutieren wir bald über einen Notabstieg nach Kvikkjokk zwecks Auffüllen des Schokovorrats
                                                                                  Trekkingblog: lustwandler.at

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche




                                                                                    TAG 21, 22 UND 23 – KVIKKJOKK UND RÜCKFAHRT
                                                                                    DAS ENDE UNSERER REISE
                                                                                    BY ELISABETH

                                                                                    Um 4 Uhr stehen wir auf, um 5:15 starten wir unsere letzte Etappe nach Kvikkjokk. Wir frühstücken unsere letzte Salamella und das letzte Knäckebrot. Bald gelangen wir in den Wald und gehen auf sehr feuchten Waldwegen und/oder steinigen Wegen. Wir kommen flott voran und bald gelangen wir auf die Kreuzung zum Kungsleden.














                                                                                    Wieder am Kungsleden geht es noch ca. 2 Stunden bis nach Kvikkjokk. Bei einer Brücke legen wir eine letzte Pause ein und essen Vanillepudding – jetzt sind wirklich alle Vorräte restlos verbraucht. Der Weg wird nun immer breiter, ganz am Ende gehen wir auf Feldwegen, wie wir sie auch aus Lichtenwörth kennen.











                                                                                    Um ca. 11 Uhr erreichen wir Kvikkjokk. Ein seltsames Gefühl – einerseits sind wir froh, unser Ziel erreicht zu haben, andererseits sind wir fast ein bisschen neidisch auf jene Wanderer, die sich gerade für ihre Tour nach Abisko oder weiter in den Süden aufmachen. Wir machen ein “Zielfoto”, bauen unser Zelt auf (keine Zeltgebühr!) und suchen als nächstes gegen einen geringen Obolus die Duschen auf. Kvikkjokk besitzt auch eine Sauna, die ist allerdings sehr klein und wird selbst vom Hüttenpersonal nicht empfohlen. Die Duschen sind aber super – mit gutem Strahl und herrlich warmem Wasser.







                                                                                    Danach gönnen wir uns ein Mittagessen (Burger, Cola und Bier) und gehen anschließend ein bisschen im “Ort” spazieren. Viel gibt es nicht, ein paar Häuser, eine Kirche, einen Bootsanleger und die Bushaltestelle. Wieder zieht ein Gewitter auf. Wir schnappen unsere Kindles und gehen zur Rezeption, wo wir es uns auf den Sofas gemütlich machen, das arme Zelt bleibt allein im Regen zurück.
                                                                                    Am Abend gibts Rentiersteaks mit Rotweinsauce und Erdäpfel, davor Lachspastete (Markus: kurz abgebratenes Rentierfleisch) und als Desert Topfenkuchen mit Vanille-Zitrone-Eis und Karamell. Wir geniessen das Essen und sind erst um 21 Uhr wieder im Zelt.

                                                                                    Am nächsten Tag nehmen wir den Bus um 9:30. Auch auf dieser Busstrecke machen wir wieder ausgedehnte Pausen in Arrenjarka und Jokkmokk. Das Feriendorf Arrenjarka kennen wir schon von unserer Wohnmobiltour, wir gehen hier ein bisschen spazieren. In Jokkmokk setzen wir uns in eine Konditorei. 45 Minuten haben wir Zeit – man sollte meinen, genug Zeit für Kaffee und Kuchen. Nun, den Kuchen bekommen wir gleich, für den Cappuccino müssen wir aber fast 30 Minuten warten. Wir eilen zur Busstation und sind 5 Minuten vor Abfahrt da. Nur: unser Bus ist weg!

                                                                                    Panik!!! 😱😱😱

                                                                                    Ist der Bus ohne uns abgefahren? Mit unseren Rucksäcken drin? Mit unseren Reisepässen drin? Oder hätten wir den Bus wechseln müssen und unsere Rucksäcke sind gerade auf der Fahrt nach Irgendwo im Nirgendwo? Die Bahnhofsuhr zeigt 10 Minuten später an als meine Armbanduhr – ist der Bus nach der Zeit auf der Bahnhofsuhr abgefahren? Ich stürme ins Gebäude des Busbahnhofs: Where is the Bus to Murjek? Nach dem ersten Schock sehe ich einige bekannte Gesichter in der Halle, alle ohne Gepäck und ein Stein fällt mir vom Herzen. Ein Busfahrer beruhigt mich: Der quer parkende Bus da draußen ist unser Bus, der hat sich nur umgeparkt und die Haltestelle freigemacht. 🤗

                                                                                    Eine Stunde später kommen wir in Murjek an, wo wir eine Stunde auf den verspäteten Zug nach Kiruna warten. Im Zug lesen wir und plaudern ein bisschen mit der netten Zugbegleiterin. Sie erklärt uns, dass man im Norden ohne weiteres die Zugtickets auch im Zug kaufen kann – entgegen der Infos, die man online bekommt.





                                                                                    In Kiruna nehmen wir den kostenlosen Bus ins Zentrum. Dort gönnen wir uns einen Double-Hamburger mit Pommes und Cola bei Empes (ein recht beliebter Burgerstand) und gehen danach zum Campingplatz. Nach dem Zeltaufbau heißt es nur mehr duschen und relaxen, Markus geht auch noch in die Campingplatzsauna.

                                                                                    Am Morgen packen wir alles zusammen und frühstücken ausgiebig am Campingplatz. Wir setzen uns in die Sonne und genießen die Zeit bis zur Fahrt zum Flughafen. Wir gehen zurück ins Zentrum, der Flughafenbus fährt von der Polizeistation weg.

                                                                                    Am kleinen Flughafen in Kiruna warten wir auf den Abflug nach Stockholm. Von Stockholm geht es weiter nach Frankfurt und von dort endlich nach Wien. Der Flug Stockholm-Frankfurt ist etwas verspätet und da wir von Haus aus nicht viel Zeit zwischen den beiden Flügen hatten, eilen wir mit vielen weiteren Passagieren zum anderen Gate. Wir schaffen es rechtzeitig, mein Rucksack aber leider nicht, wie wir in Wien feststellen müssen. Markus Rucksack ist einer der ersten Gepäckstücke, aber meiner kommt und kommt und kommt nicht. Meine Eltern, die uns vom Flughafen abholen, fragen sich schon, wo wir so lange bleiben – am Lost&Found Schalter sind wir nicht die einzigen, die ein Gepäckstück von diesem Flug vermissen…

                                                                                    Nach einer kurzen Autofahrt, auf der wir den ersten kurzen Reisenbericht geben, kommen wir endlich daheim an. Und genießen die erste Nacht wieder im eigenen Bett, ach, wie haben wir es vermisst!

                                                                                    Am nächsten Tag gegen 23 Uhr kommt dann auch mein Rucksack per Hauszustellung wohlbehalten bei uns an!
                                                                                    Trekkingblog: lustwandler.at

                                                                                    Kommentar


                                                                                    • bourne
                                                                                      Dauerbesucher
                                                                                      • 30.01.2016
                                                                                      • 583
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                                                                                      EPILOG – STF-HÜTTEN, MÜCKEN UND AUSRÜSTUNG
                                                                                      INFORMATIONEN FÜR EURE TREKKINGTOUR IM HOHEN NORDEN
                                                                                      BY MARKUS


                                                                                      Und damit sind wir endgültig am Ende angelangt! Unsere erste Trekkingtour hat unsere (hohen) Erwartungen noch weit übertroffen und wir haben schon vor unserer Rückkehr in die Zivilisation geplant, was wir denn als nächste Tour machen könnten.

                                                                                      Aktueller Planungsstand: Island UND Schweden 2017 – dann natürlich auch hier im Forum und auf unserem Blog, wir freuen uns, wenn ihr auch dann wieder dabei seid (www.lustwandler.at bzw. www.facebook.com/lustwandler.at).


                                                                                      Als Abschluss gibt es nun noch eine Seite mit Informationen für eure eigene Trekkingtour im hohen Norden – wer nicht wie wir direkt mit einer mehrwöchigen Zelttour einsteigen will, dem empfehlen wir eine einwöchige Hüttentour zwischen Abisko und Nikkaluokta, um diese wunderbare Landschaft einmal zu erleben!


                                                                                      Der Kungsleden – überlaufen oder nicht?
                                                                                      In manchen Foren kann man den Eindruck gewinnen, dass der Kungsleden hoffnungslos überlaufen ist und sich dort kein Trekkinggenuss einstellen kann. Unsere Erfahrungen sind definitiv anders. Obwohl wir in der Hauptsaison dort waren, haben wir viel Ruhe und Stille gefunden.

                                                                                      Im Abisko Nationalpark waren wir zu viert am Zeltplatz, auf dem Weg nach Alesjaure haben wir 7 Wanderer gesehen, nach Tjäktja 6, auf dem Weg nach Sälka um die 10 Menschen, im Singivaggi haben wir außer Marc zwei kleine Gruppen getroffen. Auf dem Kebnekaise (Westroute) dafür an die 100 Wanderer. Ein paar Leute dann bei der Singi-Hütte, am nächsten Tag nach Kaitumjaure waren wir ganz allein, auf der Hütte waren am ersten Tag keine 10 Leute, am Regentag dann mehr. Nach Teusejaure und weiter nach Vakkotavare begegneten wir dann wieder weniger als 10 Menschen pro Tag und das wurde für den Rest der Tour auf dem Kungsleden auch nie mehr. Westlich des Skierffe waren wir ganz allein und auf der Boarek-Hochebene auch bis nach Pårek.

                                                                                      Eine Warnung, für alle, die die Ruhe schätzen: im August findet jedes Jahr der Fjällräven Classic statt, 2.000 Teilnehmer, die von Nikkaluokta nach Abisko gehen.


                                                                                      STF-Hütten entlang des Kungsleden (Infos Stand 2016)
                                                                                      Viele stellen sich wohl die Frage, ob sich eine STF-Mitgliedschaft lohnt oder nicht. Aus unserer Sicht ein klares JA, allein schon um den STF zu unterstützen, der uns in der Wildnis ein wenig Infrastruktur zur Verfügung stellt – und sei es nur für Notfälle. Aber auch finanziell kann es durchaus attraktiv sein, wenn man öfter Hütten oder Boote nutzt.

                                                                                      Die STF Mitgliedschaft kostet 225 SEK pro Person. Die Übernachtung in STF Hütten kostet 410 SEK pro Person (510 SEK für Nichtmitglieder), dieser Preis gilt für Abiskojaure, Alesjaure, Tjäktja, Singi, Sälka und 360 SEK pro Person in Kaitumjaure und Aktse. Die Zeltgebühr fürs Zelten direkt bei der Hütte kostet 100 SEK pro Person (200 SEK für Nichtmitglieder). Als STF Mitglied darf man Hütten (Küche, Trockenraum, Aufenthaltsraum oder Sauna) für “wenige Stunden” kostenlos nutzen, für Nichtmitglieder beträgt die Tagesgebühr 50 SEK pro Person. Dort wo die Motorboote vom STF betrieben werden, gibt es 50 SEK Rabatt für Mitglieder (Saltoluokta, Ritsem, Teusajaure). Das Boot in Sitojaure und Aktse kostet 200 SEK pP (keine Rabatte).

                                                                                      Wichtig: die STF Hütten haben Öffnungszeiten, die Sommersaison geht von Juni bis September, die genauen Tage ändern sich von Jahr zu Jahr und – aufpassen – sind nicht für alle Hütten gleich. Wenn die Hütten geschlossen sind, dann werden auch die Ruderboote entfernt und auch manche Brücken. Die aktuellen Öffnungszeiten findet ihr hier: https://www.svenskaturistforeningen.se/hitta/?boende

                                                                                      Einige der Hütten verfügen über einen Shop, das Angebot ist unterschiedlich groß:
                                                                                      Large: Abiskojaure, Alesjaure, Aktse, Gåsen, Kaitumjaure, Lunndörren Stensdalen, Sälka.
                                                                                      Medium: Rogen, Serve, Syter, Såmmarlappa, Tärnasjö, Unna Allakas, Vakkotavare, Vistas, Viterskalet, Vålåstugan
                                                                                      Small: Aigert, Anaris, Arådalen, Fältjägaren, Pieskehaure, Skedbro, Storrödtjärn, Tarrekaise.
                                                                                      Strom gibt es nur in den Fjällstationen, also Abisko, Saltoluokta und Kvikkjokk.

                                                                                      Die Nahrungsmittel sind nicht gerade günstig, verständlich, wenn man bedenkt, dass der Großteil der Hütten im Sommer nur per Hubschrauber erreichbar ist und die Sachen im Winter mit Raupenfahrzeugen angeliefert werden. Ein paar Preisbeispiele: gefriergetrocknete Mahlzeit 90 SEK, Nudeln 40 SEK, Tomatensauce 30 SEK, luftgetrockneter Schinken 45 SEK, Olivenöl 25 SEK, Knäckebrot 25 SEK, Cabanossi 25 SEK, Cola 25-40 SEK, KEX und Snickers 15 SEK. Und immer dran denken: ein paar schwedische Kronen mehr ersparen euch ein paar Kilo Gewicht im Rucksack!

                                                                                      Neben den Einkaufsmöglichkeiten ist natürlich das Vorhandensein einer Sauna ein gewichtiger Grund, ab und zu eine Hütte anzusteuern. Eine Sauna gibt es in Abiskojaure, Alesjaure, Sälka, Kaitumjaure (sehr gemütlich!), Teusejaure, natürlich in Saltoluokta (mit Panoramafenster und Ausblick auf den See) und Kvikkjokk (dort rät selbst das Hüttenpersonal von der Sauna ab, wir waren daraufhin auch nicht drin). In Aktse gibt es nur eine kalte Outdoor-Dusche, in Kvikkjokk eine warme Dusche, die man gegen eine geringe Gebühr auch nutzen darf, wenn man in der Nähe der Hütte auf dem Zeltplatz ist (dieser ist übrigens kostenlos). Wir benutzten unterwegs nur die Sauna in Kaitumjaure, dort war die Sauna getrennt in zuerst eine Stunde Damen, dann eine Stunde Herren und dann eine Stunde gemischt, mit für uns normalen Saunaregeln, also nackt und Handtuch als Unterlage. In Alesjaure war die Sauna leider gerade an diesem Tag außer Betrieb und in Saltoluokta gibt es getrennte Saunen.
                                                                                      In Saltoluokta und Kvikkjokk kann man sich ein wenig Luxus gönnen, beide bieten ein hervorragendes 3-gängiges Abendessen an. In Saltoluokta Frühstück/Lunch für 95 SEK pP, 345 SEK pP (Starköl 65 SEK, Weinbegleitung 199 SEK). In Saltoluokta kann man neben seinem Zelt und normalen Mehrbettzimmern auch Doppelzimmer mit WC/Dusche am Gang buchen, für kostengünstige 700 SEK pP (Nichtmitglieder 800 SEK).


                                                                                      Gelsen (Mücken)
                                                                                      Ein Thema über das man wahre Schauergeschichten hört und über das wir uns im Vorfeld auch so einige Gedanken gemacht haben.

                                                                                      Alles in allem sind wir gut zurechtgekommen. Die wichtigste Empfehlung ist, schon einmal eine gute Ausgangsbasis an relativ stichsicherem Gewand zu haben: Wanderschuhe, Goretex Hosen/Jacken und unsere Haglöfs Daunenjacken mit “Pertex Quantum” sind 100% stichdicht.

                                                                                      Meine bewährte Lundhags Traverse hat sich ebenfalls als geeignet herausgestellt und ich habe mir kaum Stiche durch den Stretch eingefangen. Beim Gehen/Stehen absolut problemlos, beim Sitzen in sehr mückenreichen Gegenden (Aktse, Boarek) den einen oder anderen Stich am Knie und noch weniger an den beim Sitzen mit angezogenen Füßen gestreckten Beininnenseiten/Gesäß. Also nicht perfekt, aber auch nicht wirklich problematisch. Bei Elisabeth mit der Fjällräven Keb war es ähnlich.

                                                                                      Unsere große Empfehlung ist Polartec Powerstretch, wir hatten beide Haglöfs Fleeces (Bungy III Hood), das hat sich inklusiv der Kapuze als stichdicht erwiesen. So geschützt, braucht man nur mehr Mygga Roll-on für Gesicht und Hände.

                                                                                      Auf der Tour war es sehr unterschiedlich – viele Mücken hatten wir im Abisko Nationalpark, kaum welche beim zweiten Medidationsplatz, wo wir unser Zelt hatten, Alesjaure viele beim Waschen am Fluß, im Singivaggij absolute Ruhe, ebenso am Kebnekaise, moderat in Kaitumjaure. Unser Zeltplatz beim Skierffe war nicht mückenfrei aber es waren sehr wenige und wir sind den ganzen Tag im Freien gesessen. Auf der Boarek-Hochebene war es ganz okay, solange wir etwas höher waren, aber nach der Samensiedlung und der Seenquerung waren es viele und dann im Wald hinunter nach Kvikkjokk waren sie richtig nervig.
                                                                                      Zusammenfassend kann man sagen: meidet den Wald, meidet die Sümpfe, je höher und windiger, desto besser ist es meist. Keine bahnbrechenden Neuigkeiten – aber keine Angst vor den Biestern, man kommt ganz gut durch, auch ohne Vollverschleierung. Kauft Mygga Roll-on, das können sie überhaupt nicht ausstehen. Kein einziger Stich dort, wo es aufgetragen war – sie fliegen zwar nahe hin, landen manchmal sogar, aber sie stechen nicht. Und noch zwei interessante Erfahrung: im Gegensatz zu unserem heimischen Gelsen entzünden sich die Stiche nicht oder kaum und jucken recht wenig. Außerdem kann man die Gelsen leicht erschlagen, sie sind zutraulich und viel zu langsam – bringt aber überhaupt nichts, es sind zu viele, man kann nicht gewinnen



                                                                                      Ausrüstung


                                                                                      Zelt – Hilleberg Allak
                                                                                      Unser erstes Zelt! Wir haben lange überlegt, unzählige Berichte in den Foren gelesen, uns mit den Vor- und Nachteilen von Tunnelzelten und Kuppelzelten beschäftigt und mit Fragen des richtigen Verhältnisses von Gewicht zu Robustheit. Wir haben uns erst für ein Kuppelzelt entschieden und dann für ein Hilleberg – das hat zwar einmalig stattliche Anschaffungskosten, aber wenn man 10 Jahre Nutzung rechnet, relativiert sich das doch.

                                                                                      Nach unserer ersten Tour sind wir mit der Entscheidung sehr glücklich. Der Aufbau funktioniert auch bei Wind und Regen einfach und schnell. Im wesentlichen legt man das Zelt auf, fixiert den Boden mit 6 Heringen, schiebt die 3 Zeltstangen ein (diagonal, die Schlaufen sind farblich gut sichtbar markiert und die Stangen alle gleich, d. h. vertauschungssicher). Dann muss man nur noch das Zelt in die Stangen einklipsen und schon kann einer mit dem Innenausbau beginnen und der andere spannt in Ruhe die Zeltleinen ab.

                                                                                      Jeder hat eine kleine Apside mit ausreichend Platz für Rucksack und Schuhe und man kann – vorsichtig! – darin kochen. Gute Dachlüftung, bei schönem Wetter kann man beide Apsiden offen lassen und hat auf beiden Seiten große Mückennetze. Innen reicht der Platz gut für unsere Exped Matten und selbst mit meinen 1,86m ist es in der Länge ausreichend, um noch Fototasche und ein wenig Bekleidung beim Kopf oder bei den Füßen liegen zu haben.


                                                                                      Rucksäcke – Fjällräven
                                                                                      Unser Tipp: lasst euch Zeit, probiert viel aus. Ich habe insgesamt 7 Rucksäcke getestet, 3 in Geschäften in Wien und 4 dann in Ruhe daheim. Immer wieder voll beladen und damit wirklich stundenlang im Garten herumspaziert. Dabei waren Gregory Baltoro und Denali, Lowe Alpine, Deuter AirContact, Osprey Xenith und Fjällräven Absiko und Kajka. Kurz und bündig, ich hatte mit fast allen Probleme, einzig der Abisko war recht ok und der Kajka saß von Anfang an wie angegossen. Egal wie stark ich ihn beladen habe. Dabei hatte ich ihn wegen des höheren Eigengewichts eigentlich ausgeschlossen. Elisabeth war mit meinem Test-Abisko sehr zufrieden und hat sich dann direkt den kleineren Abisko in der Damenversion (65W) gekauft.

                                                                                      On Tour haben sich beide Rucksäcke bewährt. Der Kajka (75l) ist ein Arbeitstier und lässt sich bereits leicht gefüllt gut tragen, bietet aber viel Platz wenn man ihn braucht. Hervorragend gelöst finde ich die beiden Seitentaschen, die von der dem Rücken zugewandten Seite zu öffnen sind. Der Rucksack schaut zwar aus wie ein Hamster mit gefüllten Backen, wenn man die vollstopft, aber es passt wirklich viel hinein. Im Hauptfach habe ich unten quer den Daunenschlafsack (in einem Drysack), das Hilleberg Zelt darauf, daneben die Exped-Matte und die Daunenjacke, das Zeltgestänge und die Heringe im Trinkblasenfach direkt mittig am Rücken und oben dann noch ein wenig Ersatzgewand und die Goretex Sachen, in den Hamsterbacken passend die Essensvorräte – so sieht man meinen Rucksack auch direkt an, wann wir wieder dringend nachkaufen müssen. Im getrennten Bodenfach sind Furtschuhe, Rucksackcover, Handtuch und ggf. nasses Zeug.


                                                                                      Fototasche Front – modifizierte Kalahari Okavango W-11 Fototasche (Ortlieb)
                                                                                      Große Empfehlung! Die Tasche ist wasserdicht (hinter Kalahari steckt Ortlieb) und hat einen riesigen Zippverschluss an der Oberseite. Die Tasche ist von der Bauform her schmal, recht leicht, hat aber trotzdem eine dünne Schaumstoffeinteilung drinnen (herausnehmbar). Von der Größe geht sich eine EOS 5d mit angesetztem Objektiv gut darin aus und daneben noch ein zweites Objektiv. Mit meinem 70-300/4-5,6L IS daneben und dem 16-35/4L IS aufgesetzt geht die Tasche gut zu, mit angesetztem Tele eher schwer bzw. nicht ganz – aber doch weit genug, um damit sicher zu gehen (wenn es nicht regnet).

                                                                                      Der Fjällräven Kajka hat auf den Schultergurten zwei Schnallen, um das Deckelfach auch vorne tragen zu können. Fjällräven war so nett, mir die Gegenstücke als Ersatzteile zu geben, diese haben wir dann fix an der Fototasche angebracht und damit kann man sie nun vorne am Rucksack einhängen. Zusätzlich – sowohl als Sicherung als auch gegen das Wackeln beim Gehen laufen unten von der Tasche zwei Riemen zum Rucksack nach hinten, ebenfalls mit Schnallen. Sehr praktisch beim Absetzen, da kann ich eine Seite – also zwei Schnallen – ausklinken und den Rucksack samt Fototasche in einem absetzen (und gleichzeitig hängt die Fototasche immer noch sicher an zwei Schnallen, man weiß ja nie …). Zusätzlich gibt es noch einen selbstgebauten Trageriemen mit vier Schnallen, der ist für den Transport der Tasche ohne Rucksack, z. B. beim Flug.

                                                                                      Zum Fotografieren war die Lösung einfach perfekt, kein großer Aufwand, kein Absetzen des Rucksacks, ich habe oft nicht einmal die Stöcke weggelegt, sondern einfach an den Schlaufen baumeln lassen. Zip auf, Kamera heraus und Foto. Außerdem kann man sicher halb in/über der Tasche das Objektiv wechseln ohne Fallgefahr. Bei Fotos in Bodennähe sollte man aber vorher darüber nachdenken, wie man mit 20+kg Zusatzgewicht wieder aufkommt


                                                                                      Stöcke
                                                                                      Wir sind beide mit Leki Sherpa XL gegangen, das war für mich – der bisher immer nur mit Barfußschuhen oder Trailrunnern und ohne Stecken unterwegs war – eine sehr interessante Erfahrung. Mit dem Gewicht am Rücken und den schweren Lowa Tibet hab ich es aber sehr geschätzt, man gewinnt doch an Power bergauf und spart einiges an Kraft in den Beinen, die man sonst zum “Ausbalancieren” bräuchte. Wir haben uns bewusst gegen leichtere Carbon-Stöcke entschieden. Unsere Sherpa haben wir im Blockfeld manchmal ziemlich strapaziert und verbogen, sie haben alles mitgemacht und sind noch immer ein einwandfreiem Zustand – ich bin nicht sicher, ob Carbon-Stöcke noch ganz wären.


                                                                                      Schlafsack
                                                                                      Unsere Wahl ist auf Daunenschlafsäcke gefallen, Western Mountaineering Badger MF (einmal large, einmal regular). Gewicht rund 1,1 kg, Komforttemperatur Frauen -5°, Männer -10°. An sich sind wir zufrieden, ich frage mich manchmal, ob die Normalversion wirklich so eng ist, wie man oft liest, denn deswegen haben wir die Badger genommen (leider ohne Möglichkeit, sie vorher anzusehen/auszuprobieren). In kalten Nächten wäre mir ein wenig enger lieber gewesen, allerdings war ich da auch recht ausgehungert und hatte deutlich zu wenig gegessen, vielleicht lag es auch daran. Unsere Kopfpölster sind Exped AirPillow.


                                                                                      Matten

                                                                                      Jetzt werdet ihr lachen: Nur Schaumstoff war uns auf unsere alten Tage zu wenig Komfort und dem luftgefüllten Zeug trauen wir auch nicht wirklich über den Weg. Schlußendlich haben wir auf eine Kombination gesetzt: jeder eine Therm-a-Rest Z-Lite SOL (410g) außen am Rucksack und eine Exped SIM LITE UL 3.8 (M: 580g; LW 790g) im Rucksack. Im Freien die Z-Lites, im Zelt die Z-Lites als Zeltboden und die Expeds drauf. Komfortabel? Ja! Leicht? Eher nicht :/


                                                                                      Bekleidung
                                                                                      Den Punkt werden wir kurz halten, da hat sicher jeder seine Präferenzen. Für uns bewährt hat sich komplettes Base-Layer in 100% Merino, d.h. 2x Socken, 1x Socken dick für die Nacht, 3 Unterhosen, 1 lange Unterhose, 2 Shirts Kurzarm, 2 Shirts Langarm (200 und 260er Stärke), Buff und Haube, bei uns war das alles von Icebreaker. Meine Trekkinghose ist eine Lundhags Traverse, Elisabeth hat eine Fjällräven Keb. Für Hütten und Nacht hatte ich noch eine sehr leichte lange Wolfskin Mosquito mit.
                                                                                      Unser meistgeliebtes Bekleidungsstück waren unsere Haglöfs Bungy Fleeces (siehe oben, stichdicht!), die Daunenjacken waren gut, aber selten in Verwendung, meist hat das Fleece gereicht und wenn nicht, waren wir dann eigentlich direkt im Zelt/Schlafsack. Die Daunenjacke fällt also mehr unter Sicherheitsausrüstung für Notfälle und wird aus genau diesem Grund auch bei der nächsten Tour wieder mit dabei sein. Als third layer haben wir Goretex Jacken (Haglöfs Goretex ProShell bei mir, ich ziehe sie meiner leichteren Haglöfs Paclite wegen der Unterarmreißverschlüsse vor, ein Berghaus Paclite bei Elisabeth) und als Hose hatten wir beide Haglöfs L.I.M. III Pants (Goretex Paclite), die mit ihren beidseitigen Reißverschlüssen sehr praktisch sind.
                                                                                      Wirklich vermisst habe ich nur ein stichsicheres T-Shirt. Sobald es für das Fleece zu warm war, haben mich die Biester am unbewachten Rücken oder an der Seite durch die Merino-Shirts gestochen.


                                                                                      Kocher und Küche
                                                                                      Primus Power Stove (Brenner, Windschutz, 1,8l Topf und Deckel = 780g). Einfache Bedienung, sehr geringer Gasverbrauch und überaus stabiler Stand. Alles gut ineinander verpackbar (außer dass die 230g Kartusche nicht dazu hineinpasst) und gut transportierbar, dafür aber relativ schwer. Zwei Leichtgewichte sind dafür unsere Messer von Deejo: lange Klinge, die einrastet und dabei nur 37g pro Stück. Fürs Müsli haben wir Tatonka Mugs (150g pro Stück), in die wiederum die Nalgene Flaschen hineinpassen. Sehr praktisch.


                                                                                      THE END
                                                                                      Zuletzt geändert von bourne; 03.07.2017, 22:10.
                                                                                      Trekkingblog: lustwandler.at

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Erfahren
                                                                                        • 23.04.2007
                                                                                        • 293
                                                                                        • Privat


                                                                                        #44
                                                                                        AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                                                                                        Super Bericht und klasse Fotos.

                                                                                        Zitat von bourne Beitrag anzeigen
                                                                                        Wir sind schon am frühen Nachmittag in Aktse und freuen uns auf die Sauna – ja, lacht nur, wir waren fest der Meinung, Aktse hätte eine Sauna.
                                                                                        Ich befürchte, ihr seid ein Jahr zu früh unterwegs gewesen. Ich meine, ich hätte gelesen, dass Aktse dieses Jahr eine Sauna bekommen hätte. Da hilft nur eins: Nochmal hin...

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Fuchs
                                                                                          • 05.11.2012
                                                                                          • 1929
                                                                                          • Privat


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                                                                                          AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                                                                                          OT:
                                                                                          Zitat von LapplandJens Beitrag anzeigen
                                                                                          Ich befürchte, ihr seid ein Jahr zu früh unterwegs gewesen. Ich meine, ich hätte gelesen, dass Aktse dieses Jahr eine Sauna bekommen hätte.
                                                                                          Jupp, sie ist vergangenen Winter gebaut worden.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Dauerbesucher
                                                                                            • 30.01.2016
                                                                                            • 583
                                                                                            • Privat


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                                                                                            AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                                                                                            Haha, na toll

                                                                                            Aber Du hast recht, da kommen wir bestimmt noch einmal hin! Heuer aber nicht mehr, wir sind jetzt mal in Island auf Tour und im Herbst dann wieder in Schweden, diesmal Vista - Nallo - Unna Allakas und Herbstfärbung
                                                                                            Trekkingblog: lustwandler.at

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Fuchs
                                                                                              • 29.05.2010
                                                                                              • 1280
                                                                                              • Privat


                                                                                              #47
                                                                                              AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Kvikkjokk, Kebnekaise (Durlings led), Boarek-Hoche

                                                                                              Ich hab den ganzen Bericht, zu großen Teilen auch in Eurem Blog, jetzt ganz gelesen, wenn ich in der Bahn Zeit hatte oder nicht arbeiten wollte.

                                                                                              Wo fange ich an? Erstmal Danke für die Mühe! Ich weiß bei einigen Sachen aus eigener Erfahrung, wieviel Arbeit das macht und kann es mir bei anderen vorstellen. Wirklich tolle Fotos, schöne unterhaltsame Texte und im Blog wie hier auch ein gelungenes Layout.

                                                                                              Beim Lesen kamen viele Erinnerungen hoch, teils an die eigenen Anfänge (Onlinerecherche, Kaufrausch und Packlisten-Wiege-Wahn) und auch an Details, die heute noch so geblieben sind, wie damals. Auch vor 4 Wochen dachte ich mir noch, wie elendig lange morgens doch das Packen dauert und hab mich dann doch gefreut, wie es von mal zu mal doch wieder schneller ging. Naja, ganz gleich geblieben ist es nicht, ich ertrage es gelassener.

                                                                                              Auch toll, dass Ihr so viele Infos recherchiert und eingeflochten habt und die Seite mit der Flora ist super, die kannte ich noch nicht. Und nicht zuletzt: Eure Strukturierte Vorgehensweise und Vorbereitung war sicher Teil des Erfolges. Kann auch schiefgehen, aber einige Geschichten hier zeigen ja, dass es blauäugig und risikoreich auch mal sehr wenig Spaß machen kann.

                                                                                              Abschließend, was mir in Erinnerung geblieben ist zu euren (rhetorischen ? Fragen): Ich war im März mit meinem Kumpel im winterlichen Schottland unterwegs, ich hatte meinen WM Apachen, er hat den Badger - weil er sich sehr beengt fühlte, als er meine Tüte probegelegen hat. Ich hab so auch den Badger probeliegen dürfen und kann sagen, dass er schon merklich weiter ist. Die Isolierung schätze ich aber ähnlich ein, die Werte gehen ja auch eher akademisch auseinander.

                                                                                              Ich hatte, in Erwartung deuticher Minusgrade in Schottland meinen Apachen übrigens mit einem Sea to Summit Reaktor-Inlet getuned. Sehr bequem, nicht einengend, das elastische Fasern. Bringt ca. 5 Grad, würde ich sagen ( Hersteller gibt 8 Grad an), wiegt nur 100g mehr als ein Seideninlet. Das nur als Tip, wenns nochmal kalt wird. Ausreichend Essen ist natürlich auch wichtig.

                                                                                              Und natürlich wären die Carbonstöcke kaputt gegangen.

                                                                                              (Zumindest bei mir...)
                                                                                              Zuletzt geändert von Antracis; 16.08.2017, 18:26.

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Danke! Freut mich sehr, wenn Dir der Bericht gefallen und ein paar öde Bahnfahrten Unterhaltung geboten hat (kenn das, ich pendle täglich).

                                                                                                Es stimmt, der Blog und vor allem die Fotos sind eine Menge Arbeit – aber mit dem Ergebnis haben wir selbst viel Freude. Ist schön, wenn die Fotos nicht nur irgendwo auf der Platte herumliegen, sondern ein paar Friends & Freaks was davon haben Außerdem ist das auch unser Reisetagebuch; wir haben von fast all unseren bisherigen Reisen Tagebücher in Papierform und natürlich die Fotos, aber halt nie aufgearbeitet. Mal schauen, ob wir das eine oder andere noch nachziehen, da waren schon coole Touren dabei....

                                                                                                ad. Schlafsack: ich hatte heuer in Island keine Probleme mit dem Badger mehr; habe aber auch aufgepasst, ein bissl mehr zu essen – und damit heuer nur 4-5 statt letztes Jahr 10 Kilo abgenommen. Dein Tipp mit dem Reaktor-Inlet ist toll, ich brauch eh einen Hüttenschlafsack, das wird dann gleich dual-use.

                                                                                                Bei den Carbonstöcken - wenn nicht letztes Jahr, dann hätte ich sie heuer in Island bei einem Sturz geschrottet ;)
                                                                                                Trekkingblog: lustwandler.at

                                                                                                Kommentar