• GandalftheGrey
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    [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottleden

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 69.029926417
    Längengrad 20.8644104
    Reisezeit: Juli 2014
    Teilnehmer: GandalftheGrey


    Nach dem grandiosen Scheitern meines Thru-Hikes vor drei Jahren hab ich mir fest vorgenommen, den Nordkalottleden (nachfolgend NKL genannt) in den kommenden Jahren nicht in Ruhe zu lassen und es bei nächster Gelegenheit nochmal zu versuchen.
    Beruflich bedingt war aber in den Jahren 2012 und 2013 nichts zu wollen, da konnte ich froh sein, wenn ich mal ein paar Tage am Stück frei hatte.
    Da es bei mir auf der Arbeit die Möglichkeit gibt, Urlaub anzusparen, hätte ich 2015 nochmal eine 2-5 monatige Tour versuchen können und habe auch schon die Kollegen vorsichtig angeimpft, dass das passieren könnte. Im Laufe dieses Jahres hab ich allerdings gemerkt, dass ich nicht schon wieder ein Jahr mit wenig Urlaub erleiden will und außerdem ein langsames Herantasten an so eine lange Solotour vielleicht doch nicht schlecht ist.

    Kurz und gut, ich hab dann "nur" fünf Wochen Urlaub genommen und beschlossen, von Kilpisjärvi bis Vaisaluokta und gegebenenfalls, wenn noch Zeit ist, sogar bis Kvikkjokk zu gehen.

    Mit dem Wissen um meine Fehler beim Rucksackpacken im Jahr 2011 habe ich diesmal weitaus weniger Essen eingepackt und einige Sachen, die unnötig waren (z.B. ein zweiter Satz Ersatzklamotten) weggelassen. Damit konnte ich das Rucksackgewicht im Vergleich zum letzten Mal um über 10 kg reduzieren, obwohl ich diesmal mein neu erworbenes Allak (nochmal tausend Dank an den User kleinschuh!) statt dem Akto mitgenommen habe und meine TAR All Season auch ein paar hundert Gramm schwerer ist als die Selbstaufblasende, die ich das letzte mal dabei hatte.

    Die Anreise erfolgte wieder mit Bahn und Bus, diesmal ging es aber mit dem Zug nach Kiruna und von dort aus mit dem Bus nach Karesuando und Kilpijärvi. Dank ungünstiger Busfahrpläne war diesmal eine Menge Aufenthalt dabei. In Kiruna saß ich fast 9 Stunden am Busbahnhof, den ich wegen kaputter Schließfächer und meiner Unwilligkeit, den Rucksack in die Stadt mitzuschleppen, nicht verlassen konnte/wollte.
    In Karesuando musste ich am Zeltplatz die Nacht verbringen. Dort hab ich erst einmal drei Deutsche getroffen, die ebenfalls am nächsten Tag zum NKL wollten, um bis Abisko zu wandern. Zwei von ihnen sind 2011 von Kautokeino bis Kilpisjärvi gelaufen, allerdings im Herbst und nicht wie ich im Sommer. An eine Wandergemeinschaft hat erst einmal keiner gedacht, aber wir sind dann alle gemeinsam nach Finnland rübergelaufen, um den Bus nach Kilpis zu nehmen.

    1. Tag, 07.07.2014

    Auf der Busfahrt wurde uns recht bald klar, dass dass die Wegbeschaffenheit etwas anders sein würde als erwartet:

    Blick aus dem Busfenster ca. 15 km vor Kilpisjärvi

    Anscheinend war die Schneeschmelze noch in vollem Gange, so dass mit erhöhten Wasserständen beim Furten und mit Massen an Schneefeldern zu rechnen war. Da ich in der Hinsicht noch über praktisch keine Erfahrung verfügte, war mir daher erst mal nicht ganz so wohl in meiner Haut.

    In Kilpisjärvi angekommen, verabschiedete ich mich von den Dreien (die bis zum Campingplatz fuhren), da ich zum einen dort weitermachen wollte, wo ich 2011 aufhören musste, und zum anderen wollte ich im Sportladen noch Einlegesohlen kaufen, um mir einen Fersenkeil zu basteln. Beim letzten Mal haben die Lundhags nämlich mit dem Rand vom Gummiteil bei meinen Knöcheln fiese Scheuerstellen verursacht. Ich hatte zwar eigentlich schon MYOG-Keile dabei, aber die erwiesen sich als unbrauchbar.
    Die HanWag-Einlegesohlen, die sie hatten, waren jedenfalls perfekt geeignet sowohl hinsichtlich der Passform als auch der Stabilität.
    Nach dem Einkauf ging es dann endlich los und nach ca einer Stunde stand ich am Ufer des Saanajärvi, wo ich vor drei Jahren mit weinendem Herzen den Abstieg nach Kilpis begonnen habe.
    Da es wirklich abartig heiß war und der Anstieg auch nicht gerade kurz war, machte ich erst einmal 10 Min. Pause und nutzte die Zeit, um noch etwas Feintuning an den Fersenkeilen zu machen.
    Nach der Pause zog ich erholt und motiviert die Schuhe wieder an, ging 80 Meter und fluchte erst einmal lautstark.



    Der Ablauf des Tsahkaljávri hatte wegen der Schneeschmelze knappe 25 cm Hochwasser und damit mehr als meine Stiefel hoch sind. Also Schuhe wieder ausziehen, Furtausrüstung hin, ab durchs Wasser und Stiefel wieder anziehen.
    Hier machte ich zwei Entdeckungen:
    1.: Niemals die Stiefel mit den Schnürsenkeln um den Hals hängen. Die Dinger baumeln dann bloß im Sichtfeld herum und man sieht nicht, wo man hintritt.
    2.: Meine Neoprensocken sind bei der Durchquerung von eiskaltem Schmelzwasser wirklich Gold wert. Letztes Mal konnte ich alle Flüsse in Lundhags furten, so dass am Ende Sandalen und Neoprensocken eigentlich nur Ballast waren, aber diesmal hatte ich den Kram nicht umsonst dabei.

    Nach der Furt ging es den Saana entlang, wo ich mein erstes Schneefeld überqueren musste, was aber im Vergleich zu den Dingern, die noch kommen sollte, echt einfach war.
    Durch Birkenwald und Moore ging es munter weiter bis zum Campingplatz, wo ich den Weg erst einmal verlor, da er dort irgendwie nicht markiert ist. Daher bin ich dann auf der Straße bis zum Kreuzungspunkt mit dem NKL gelaufen, wo ich erst einmal Pause machte.
    Da das trotz allem mein erster Tag war, bin ich nach der Pause nur noch ein Stündlichen weitergelaufen und hab auf halber Strecke des Anstiegs am Iso-Malla mein Zelt aufgeschlagen. Saublöde Idee, wie ich etliche Stunden später feststellen musste.
    Der Zeltplatz hatte zwar eine tolle Aussicht, aber leider daher auch keine Berge im Norden und Nordosten. Ende vom Lied war, dass die ganze "Nacht" die Sonne auf mein Zelt gebrannt hat, die Temperatur da drin trotz zwei geöffneter Apsiden und leichtem Wind nicht unter 25° C sank, ich den Daunenschlafsack verpackt lassen konnte und mich statt dessen nur mit dem Seiden-Inlett begnügen konnte.
    Da man in Sichtweite des Saana Handyempfang hat, hab ich vor dem schlafengehen noch zuhause mitgeteilt, dass die Anreise gut verlaufen ist und ich mich jetzt auf den Weg ins Fjäll mache.
    Ein Blick in die Karte verriet mir dann noch, dass ich 12 km zurückgelegt hatte, was für den ersten Tag eine echt gute Leistung war. Eingeplant hatte ich nicht einmal 5.

    2. Tag, 08.07.2014

    Die zunehmende Hitze trieb mich schon um kurz vor 07:00 Uhr aus dem Zelt und nach einem gemütlichen Frühstück machte ich mich auf den Weg Richtung Dreiländereck.
    Das Panorama oberhalb der Baumgrenze war wirklich überwältigend und verpasste mir ungelogen einen wohligen Schauer mit Gänsehaut.



    Nach etwa 1,5 Stunden, in denen ich 4 m Fluss mit 20 m Hindernislauf durchquert habe, weil ich ich keine Lust auf Schuhwerkwechsel hatte, erreichte ich die finnsch-norwegische Grenze und folgte dem Grenzzaun ins Tal bis zum Treriksröset, wie das Dreiländereck auf Schwedisch heißt.
    Dort traf ich erst einmal die drei Deutschen wieder, die gestern nur bis zum Iso-Malla gelaufen sind. Nachdem wir uns gegenseitig vorgestellt haben, gingen die Drei weiter Richtung Goldahytta und ich machte erst einmal Pause und einen Besuch beim gelben Betonklotz.



    Während meiner Pause sah ich ein junges Pärchen, schwer bepackt mit Rucksäcken, das mit Rennrädern bewaffnet in Richtung Iso-Malla unterwegs war. Bei fast 30° C im Schatten, ohne einen Hauch von Schatten, ein unbenutzbares Fahrrad durchs Gebirge zu schieben, erschien mir zwar reichlich behämmert, aber ich muss es ja nicht machen.

    Nach der Umrundung des Betonklotztes machte ich mich ebenfalls auf den Weg Richtung Goldahytta, wo ich abermals auf BKK (die Namen der drei Deutschen möchte ich nicht ungefragt ausschreiben und diese Abkürzung drängt sich förmlich auf) traf, die gerade Mittagspause machten.
    Ich zog allerdings weiter und machte meine Pause eine Stunde später, wo ich dann wiederum überholt wurde. Dieses Spielchen zog sich noch eine Weile so weiter, bis ich im Indre Skjaerdalen (einem netten kleinen Canyon) mein Zelt aufschlug. BKK, die kurz darauf vorbeikamen, wollten sich erst ebenfalls hier niederlassen, aber mangels Aufstellfläche mussten sie noch etwas weiter.
    Ich hab das heiße Wetter und den Bach vor der Nase dann erst einmal dazu benutzt, meine Outdoor-Waschmaschine Marke Ortlieb anzuwerfen und mich bei der Gelegenheit dann auch gleich noch von den Salzkrusten zu befreien, die mit die Schwitzerei verpasst hat.
    Bei der Gelegenheit musste ich feststellen, dass ich im Gesicht und an den Unterarmen einen ganz üblen Sonnenbrand kassiert hatte.
    Die zahlreichen Mücken konnten mich bisher nicht dazu bewegen, die Ärmel runterzukrempeln und einen Hut aufzusetzten, aber jetzt hatte ich keine Wahl mehr, wenn ich den Sonnenbrand nicht noch verschlimmern wollte.

    3. Tag, 09.07.2014

    Auf dem Weg Richtung Gappohytta ließ ich die Baumgrenze für die nächsten Tage hinter mir und konnte ab jetzt fast ständig die großartige Weite des Kahlfjälls genießen.



    Dort oben war die Schneeschmelze allerdings noch in vollem Gange, so dass der Weg stellenweise über längere Zeit so aussah:



    Beim Furten des Njearrelahku war BKK mit dabei und hier konnte ich die Vorteile hochschaftiger Stiefel in Lappland direkt sehen.



    Ich war über den Fluß, bevor die anderen, die alle in Meindl Perfekt liefen, ihre Crocs/Sandalen an den Füßen hatten.
    Da ich ja eigentlich solo unterwegs war, machte ich mich alleine auf den Weg Richtung Isdalen, der überwiegend aus einem 200 Hm-Anstieg über Schneefelder bestand. Die Felder waren stellenweise noch mehrere Meter mächtig, aber Bilder wie dieses machten mir nicht gerade Mut:


    Das Schneefeld ist gute 3 m dick und die Delle ist knapp 30 x 10 m

    Mit der Zeit merkte ich aber, dass man eigentlich nur dann einbricht, wenn man an den Rändern nicht aufpasst oder wenn unter dem Schneefeld ein Bach fließt, der die Dicke unsichtbar reduziert hat. Ich hab zwar schnell aufgehört zu zählen, wie oft ich eingebrochen bin, aber es war nie weiter als bis zum Knie und da ich bei kritischen Stellen immer schön langsam gelaufen bin, hatte ich kein Vorwärtsmoment, das mir die Knie durchdrücken und mich so verletzten hätte können. Mit der Zeit lernte ich die Schneefelder sogar zu schätzen, da man darauf meist sehr gut laufen konnte und sie im Gegensatz zum Blockschutt darunter schön weich waren.
    Bei der Gappohytta begegnete ich abermals einem Fahrradfahrer, der aber diesmal ein Mountainbike hatte. Dafür hatte er aber keine Karte dabei und wusste nicht, wie er jetzt nach Schweden kommen sollte.


    Blick zurück Richtung Gappohytta


    Blick aufs Isdalsfjella

    Gegen 16:00 Uhr erreichte ich den Pass zum Isdalen, wo ich beschloss, heute nicht mehr weiterzugehen. Nachdem ich mein Zelt auf einem winzigen Flecken trockenem Boden aufgestellt hatte, kam BKK noch vorbei, die sich 50 m entfernt niedergelassen haben. Zum Abendessen hab ich mich dann zu ihnen gesellt, da ich es irgendwie doof fand, alleine zu essen, wenn Gesellschaft in der Nähe ist.


    Blick ins Isdalen

    Zuletzt geändert von GandalftheGrey; 15.08.2015, 15:30. Grund: Typos korrigiert

  • Prachttaucher
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    • 21.01.2008
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    #2
    AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

    Freut mich daß es diesmal geklappt hat !

    OT: Bei mir geht das eigentlich mit dem Baumeln....

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    • GandalftheGrey
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      • 19.05.2011
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      #3
      AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

      Naja, so ganz geklappt hat´s am Ende dann doch wieder nicht... vom Zeit- und Lust-Aspekt her hätte ich locker bis Kvikkjokk gehen können, aber der Funkmast in Ritsem ging an dem Tag kaputt, als ich dort eintraf, und da Kreditkartenzahlungen beim STF nur noch möglich sind, wenn es eine Internetverbindung gibt, konnte ich keinen Proviant nachkaufen.

      Mehr dazu gibt´s dann aber am Ende des Reiseberichtes.

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      • Mortias
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        • 10.06.2004
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        #4
        AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

        Toller Bericht bisher, macht Spaß zu lesen und die Bilder sind auch sehr schick. Freu mich schon auf mehr.

        OT: Übrigens hab ich eigentlich auch nie Probleme damit, wenn ich beim Furten die Wanderschuhe zusammengebunden an den Schnürsenken um den Hals baumeln habe. Ist halt nur wichtig, denen nicht zuviel Spiel zu lassen.

        Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
        Naja, so ganz geklappt hat´s am Ende dann doch wieder nicht... vom Zeit- und Lust-Aspekt her hätte ich locker bis Kvikkjokk gehen können, aber der Funkmast in Ritsem ging an dem Tag kaputt, als ich dort eintraf, und da Kreditkartenzahlungen beim STF nur noch möglich sind, wenn es eine Internetverbindung gibt, konnte ich keinen Proviant nachkaufen.
        Näää, wie ätzend ist das denn??????? Oh Mann, das tut mir ja echt tierisch leid für Dich.

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        • Fjaellraev
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          • 21.12.2003
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          #5
          AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

          Na dann bin ich mal gespannt wie die schneereiche Strecke weiter geht - will unbedingt wieder in die Ecke, aber natürlich (bei mir) später im Sommer.
          Die Rad"fahrer" die du beim Treriksröset gesehen hast könnten solche gewesen sein die Schweden der Länge nach mit dem Rad durchqueren (Gibt es recht häufig) und da die nördlichste Ecke keinen Strassenanschluss hat gibt es dann solche Aktionen (Wenn man nicht mit dem Boot nach Kilpisjärvi fährt).
          Noch ein Hinweis zur Strecke zwischen Kilpisjärvi und dem Treriksröset: Der Weg führt da durch den (auf schwedischen Karten nicht markierten) Malla Naturpark mit sehr strengen Schutzbestimmungen. Mir ist das auch erst bei meinem zweiten Besuch dort aufgefallen - habe glaub die Tafeln auf Seite Kilpisjärvi übersehen oder nicht beachtet - es ist zum Beispiel verboten die Wege zu verlassen und, ausser bei der Kuohkimajärvi-Hütte, zu zelten. Dies mehr zur Info für Leser des Berichts denn als Kritik (Wie gesagt mir ist es beim ersten Besuch auch nicht aufgefallen und für die zweite Tour hatte ich eine Übernachtung entlang des Weges auch in Betracht gezogen ).

          Die Kreditkartenzahlung ist nicht nur beim STF sondern allgemein in Schweden nur noch bei bestehender Verbindung möglich. In den Hütten im Fjäll geht es im Falle des Falles auch gegen "Rechnung" aber wahrscheinlich hat Ritsem die entsprechenden Formulare nicht, da sie ja eine Verbindung haben. - Ärgerlich ist sowas natürlich...

          Gruss
          Henning
          Es gibt kein schlechtes Wetter,
          nur unpassende Kleidung.

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          • dingsbums
            Fuchs
            • 17.08.2008
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            #6
            AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

            Schöner Bericht, da freue ich mich jetzt weiter drauf. Das Isdalen ist einfach nur grandios. Ich glaube, da will ich auch nochmal bei gutem Wetter hin ...

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            • berniehh
              Alter Hase
              • 31.01.2011
              • 2501
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              #7
              AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

              angenehm zu lesen und schöne Fotos
              ......freue mich auf die Fortsetzung
              www.trekking.magix.net

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              • GandalftheGrey
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                • 19.05.2011
                • 614
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                #8
                AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                Noch ein Hinweis zur Strecke zwischen Kilpisjärvi und dem Treriksröset: Der Weg führt da durch den (auf schwedischen Karten nicht markierten) Malla Naturpark mit sehr strengen Schutzbestimmungen.
                Danke Henning für diesen Hinweis. Es gibt zwar eine Hinweistafel am Eingang des Schutzgebiets, aber irgendwie hab ich darauf nur was davon gelesen, dass die an einem Hang mit Pflanzungen ein "Bild" gemalt haben... das mit dem Schutzgebiet und Zeltverbot muss ich dann wohl voll übersehen haben. Aber BKK haben auch da oben gezeltet, daher gehe ich davon aus, dass die auch nichts mitgekriegt haben.

                Schöner Mist, dann hab ich gleich die erste Nacht an einem verbotenen Platz gecampt.

                Hier hab ich noch eine Karte des Schutzgebiets gefunden: klick

                Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                OT: Übrigens hab ich eigentlich auch nie Probleme damit, wenn ich beim Furten die Wanderschuhe zusammengebunden an den Schnürsenken um den Hals baumeln habe. Ist halt nur wichtig, denen nicht zuviel Spiel zu lassen.
                Für die paar Male, in denen ich tatsächlich nicht in Lundhags furten musste, hat das mit am Rucksack festbinden schon gepasst. Außerdem wächst wohl mit zunehmender Tourenlänge der Mindestabstand der Schuhe zur Nase direkt proportional.

                Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                Näää, wie ätzend ist das denn??????? Oh Mann, das tut mir ja echt tierisch leid für Dich.
                Ist halb so wild... Ein Tourabbruch in dem Sinne war´s ja nicht. Wäre halt das Zitronencreme-Bällchen auf dem Kosakenzipfel gewesen.
                Zuletzt geändert von GandalftheGrey; 01.08.2014, 21:40.

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                • GandalftheGrey
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                  #9
                  AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                  4. Tag, 10.07.2014

                  Heute morgen hat es etwas länger gedauert, bis ich losmarschiert bin, da ich meine Packgewohnheiten umgestellt habe. Bisher hab ich den Rucksack immer so gepackt, dass morgens das oben liegt, was ich dann mittags/abends brauche. Das führte dazu, dass der Kocher und der Fleischvorrat relativ weit oben lagen. Im sanft hügeligen ersten Abschnitt des Nordkalottledens war das noch egal, aber hier im Gebirge wurde mir das schnell zu doof und daher beschloss ich, ab jetzt den Rucksack korrekt zu packen, auch wenn das bedeutete, dass ich ihn zweimal am Tag fast komplett leeren musste. Da das aber spürbare Verbesserungen beim Tragekomfort gebracht hat, war mir der erhöhte Zeitaufwand egal.
                  Außerdem hatte das den angenehmen Nebeneffekt, dass ich meinen FF Osprey morgens länger lüften konnte. Bisher hatte ich nämlich noch nicht so ganz raus, wie ich die Daunen im Sack am besten verteile, um nachts nicht gebraten zu werden. Mit seinen 450 g Daune war der Schlafsack nämlich für die nächtlichen 15°C schon zu warm.

                  BKK sind eine dreiviertel Stunde vor mir los, so dass abzusehen war, dass ich sie im Laufe des Tages einholen würde.
                  Beim Abstieg ins Isdalen stand nach kurzer Zeit erst einmal die Querung des Iselva an, der schmelzwasserbedingt ein größeres Hindernis darstelle als sonst. Gnädigerweise war der Schnee dort unten noch nicht komplett verschwunden.



                  Da das die erste Schneebrücke in meinem Leben war und unten drunter ein reißender Fluß strömte, war mir wegen dem Abbruch rechts alles andere als wohl bei dem Teil, aber da kurz vorher schon drei Leute mit Rucksack drüber gekommen sind, beschloss ich, es einfach mal zu versuchen.
                  Kurze Zeit später war ich auf der anderen Seite und freute mich, dass ich mir das Furten sparen konnte.
                  Beim nächsten Bach waren die Sandalen + Neoprensocken aber dann doch fällig. Knietief ging es durch eiskaltes Wasser, das zwar nicht unbedingt reißend war, aber trotzdem ganz schön an meinen Beinen und Wanderstöcken gezerrt hat.
                  Auf der anderen Seite angekommen stand erst einmal Füße trocknen an, um Blasen zu vermeiden. Keine leichte Aufgabe, wenn von allen Seiten blutdurstige Fluginsekten versuchen, auf der nackten Haut zu landen. Da ich diesmal mit meinen Engelbert-Strauß-Klamotten (Bundhose Öland und Arbeitshemd classic) in Sachen Stichdichtigkeit einen Volltreffer gelandet hatte, waren die Pausen, in denen ich meine Füße lüftete/trocknete, die einzige Chance für die Biester, bei mir einen Drink zu zapfen.

                  Gegen 10:00 Uhr erreichte ich die Rostahytta, wo ich auf BKK traf, die gerade eine Pause einlegten. Das machte ich dann prompt auch, denn das Hüttenthermometer zeigte bereits am Vormittag 26°C im Schatten, wobei Schatten nur im direkten Umfeld der Hütte vorkam.
                  Ein Blick in die Karte verriet mir, dass ab jetzt ein zweimal 250 Hm Anstieg bevorsteht und ich beschloss, mich bis zum Scheitelpunkt der Etappe hinter den Dreien zu halten, um zu vermeiden, dass ich den Berg zu schnell hochrenne und mich so verausgabe.

                  Nach der Hütte verlief der Weg dann erst einmal anders als auf der Karte verzeichnet.


                  Auszug aus OpenStreetMap, die rot gestrichelte Variante ist der neue, im Gelände markierte Verlauf;
                  Da eine Kopie aus der Fjällkarte heraus mit Sicherheit einen Urheberrechtsverstoß darstellt, muss ich es leider so machen, ich hoffe, man erkennt es in Verbindung mit der Karte trotzdem einigermaßen


                  Der neue Verlauf führt östlich um den Aslatvarri herum und verläuft dann bis zur Furt entlang am Nordufer des Alsatjohka.
                  Dank einer weiteren Schneebrücke, die uns anlachte, sind wir aber am südlichen Ufer entlang und haben uns die Furt gespart.



                  Nach der Furt warf ich nochmal einen Blick zurück, der sich wirklich gelohnt hat:



                  Gegen Nachmittag stellte sich dann irgendwann die Zeltplatzfrage und ich musste feststellen, dass BKK ebenfalls den Gassavákejávvrit angepeilt hatte.
                  Dieser sag dann aber so aus:



                  Da die Schneefelder, die die potentiellen Zeltplätze unter sich begruben, alle eher abschüssig waren, kam ein Zelten auf Schnee nicht in Frage und so mussten wir gemeinsam noch bis kurz vor der Grenze des Dividalsnationalparks weiterziehen, bevor wir unsere Zelte aufschlagen konnten, was dann wegen beengter Verhältnisse recht nah beieinander passierte.


                  Blick in den Nationalpark

                  Der Boden war sehr steinig und meine Y-Pegs ließen sich nicht motivieren, ihren Dienst zu verrichten und so kamen dann die Rockpins zum Einsatz, die ich dieses mal auch wieder mitgeschleppt hatte.

                  Nach dem gemeinsamen Abendessen unterzog ich die Sohlen meiner Stiefel einer Inspektion, um zu sehen, ob es diesmal wieder Ärger geben würde. Die Sohlen klebten aber unverändert fest und vollständig am Schuh.
                  Dafür bemerkte ich einen kleinen Riss am Übergang von Gummi auf Leder, was wohl auf ein ausgerissenes Nahtloch zurückzuführen war. Mein Versuch, den Schaden mit einem Tropfen SeamGrip zu beheben, scheiterte dann daran, dass durch die Hitze der Kleber mehr aus der Tube gespritzt als geflossen kam und ich mir beim Öffnen der Tube erst einmal die Hände so richtig vollgekleistert habe. Hier sind die Besitzer von Spirituskochern klar im Vorteil, denn sie haben massig geeignetes Lösungsmittel für SeamGrip dabei, das sich sonst kaum von den Händen entfernen lässt, da es nicht wasserlöslich ist und man es auch nicht abwischen kann. Ich hab es zwar dennoch geschafft, etwas Kleber auf den Riss zu kriegen, aber ich zweifelte, dass das was werden würde. Näheres würde ich dann in 12 Stunden sehen.

                  Die Nacht war dann später alles andere als ruhig. Gegen 04:30 Uhr wurde ich von einen plötzlichen Windstoß geweckt. Der Wind war so heftig, dass ich Mühe hatte, meine Apsiden zu schließen, die ich bisher nachts wegen der Hitze nie verschlossen hatte. Kaum war das Zelt zu, begann es heftig zu regnen. Da das Zelt trotz starkem Wind noch nicht einmal ein bisschen wackelte, hätte ich jetzt eigentlich gemütlich weiterschlafen können, aber ein aufziehendes Gewitter hielt mich wach, insbesondere, da es immer näher kam. Glücklicherweise kam es nicht näher als 2 km heran, so dass ich mich wieder beruhigen konnte.
                  Ausgesetzte Zeltplätze sind in Sachen Aussicht ja ganz schön, aber wenn das Zelt zu den höchsten Punkten der Umgebung gehört, ist ein Gewitter nicht gerade eine tolle Sache.

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                  • GandalftheGrey
                    Dauerbesucher
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                    #10
                    AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                    5. Tag, 11.07.2014

                    Nachdem das Gewitter abgezogen war, konnte ich noch ein paar Stündchen schlafen, bevor mich die Sonne wie üblich gegen 07:00 aus dem Zelt getrieben hat. BKK waren auch schon wach und nach einem gemeinsamen Frühstück zogen wir dann auch gemeinsam los. Damit war meine Solotour zumindest bis Abisko beendet, auch wenn nie offiziell gesagt wurde, dass wir jetzt eine Gruppe bilden.

                    Kurz nach dem Loslaufen Richtung Daertahytta kamen wir an den Resten eines Rentiers vorbei, deren Bilder ich hier jetzt nicht zeigen werde. Da das Tier direkt in einem Bach verendet war, war sämtliches Wasser bis zum Rakkasgurajavri runter nicht geniessbar, so dass es einige Zeit dauerte, bis ich wieder was trinken konnte.
                    Kurz nach dem See kam dann ein netter kleiner Abstieg über Blockschutt, der volle Konzentration von allen verlangte, so dass die Aussicht nicht in dem Maße gewürdigt werden konnte, die sie verdiente.


                    Abstieg zur Daertahytta

                    Unten angekommen, zog dann erst einmal Nebel auf, der die Orientierung zum Glück nur unwesentlich erschwerte.



                    Der Weg zur Hütte hat einige Tücken, da er ständig unnötigerweise den Bach überquert. Wer nicht zur Hütte will, sollte ihn daher garnicht, wer hin will nur einmal queren.
                    Nach einer kurzen Pause an der Hütte ging es durch relativ ebenes Gelände weiter nach Süden. Da nur wenig Blockschutt vorhanden war, kamen wir schnell voran.
                    Nach der Durchquerung des Daccavaggi tauchten am Nordhang plötzlich Rentiere auf einem Schneefeld am Nordhang auf. Leider waren sie soweit weg, dass ich keine vernünftigen Bilder machen konnte, was mich sehr geärgert hat, da ich schon letztes Mal keine guten Ren-Bilder zustandegebracht habe.
                    Gegen Mittag erreichten wir die Seen am unna Nannas, wo wir dann von Mücken geplagt unsere Mittagspause machten.



                    Die Umrundung des Stuora Nanna war geprägt von traumhaften Blicken ins Jierrtavouopmi, die aber dank durchziehender Wolken- und Nebelbänder nicht immer in die Ferne gingen.



                    Gegen 15:00 Uhr erreichten wir den Skáktárjohka, der die wohl mit Abstand längste Furt auf dem gesamten Nordkalottleden bietet.



                    Mehr als 50 m (die gesamte Furtstelle ist noch länger) geht es knietief über rutschige Kiesel, die nicht nur glatt sind, sondern sich auch noch gegeneinander verschieben, wenn man drauftritt. Gnädigerweise war das Wasser angenehm warm, so dass man sich Zeit lassen konnte.
                    Am Südufer angekommen wollten wir eigentlich unser Lager aufschlagen - wenn wenn man schon mal an einem Freibad vorbeikommt, sollte man das auch nutzen - aber die Moskitos hatten den Zeltplatz fest in ihrer Gewalt, und so begannen wir dann halt doch noch den 200 Hm-Aufstieg am Jierttasalbmi.
                    Auf halber Höhe kamen wir an einem Zeltplatz vorbei, den man getrost als "perfekt" bezeichnen kann. Bretteben, grasbewachsen, weicher Untergrund, keine Steine und kühles, fließendes Wasser nur wenige Meter entfernt.
                    Leider ebenfalls komplett mückenverseucht und daher wurde er links liegengelassen.
                    Als der Weg dann am Unna Jierttas nach Westen einschlug, haben wir dann doch mal auf gut 900 müN die Zelte aufgeschlagen, weil schlichtweg die Luft raus war. Der Vorteil der ganzen Aktion war, dass wir den Aufstieg jetzt schon hinter uns hatten und am nächsten Tag nur noch die knapp 500 hm ins Dividalen absteigen und nicht morgens erst noch den Berg rauf mussten. Der Nachteil... naja, seht selbst:


                    Schöne Aussicht hat man ja schon, aber...


                    ...der Aussichtspunkt ist weithin bekannt (man beachte auch das Salzbergwerk auf dem Rücken; dank der Hitze sahen meine Klamotten alle zwei Tage so oder noch schlimmer aus, dann wurden sie in der Regel mal kurz an einem Bach "gewaschen")


                    Nein, die Linse ist nicht dreckig...


                    Der schönste Stoff der ganzen Welt ist das Mückennetz am Innenzelt

                    Icaridin (das übrigens genauso gut wirkt wie DEET, wie mein 10-tägiger Parallelversuch ergeben hat) sei Dank konnte ich mein Abendessen ohne Kopfnetz zu mir nehmen, aber den Abendtee hab ich sausen lassen, weil´s mir dann doch zu bunt wurde. Das war schon Kautokeino-Level, was da rumschwirrte.
                    Zuletzt geändert von GandalftheGrey; 06.08.2014, 06:02.

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                    • GandalftheGrey
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                      #11
                      AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                      6. Tag, 12.07.2014

                      Beim Verpacken des Zeltes habe ich gezwungenermaßen dutzende von Blutsaugern mit ins Innenzelt eingerollt. Bleibt nur zu hoffen, dass die abends alle tot sind, sonst hab ich womöglich mehr Plagegeister im Zelt als draußen.

                      Der Weg ins Dividalen begann windstill und bereits um 09:00 Uhr morgens elends heiß, so dass die chemische Keule sehr schnell vom Schweiß weggeschwemmt wurde und ich auf mein Kopfnetz zurückgreifen musste. Das ist zwar weitaus dichter als das, was ich 2011 dabei hatte, aber leider grün und nicht schwarz, so dass meine Sicht stark eingeschränkt wurde.

                      Dadurch wurde es schwierig, solche Anblicke zu genießen:


                      Blick ins Dividalen


                      in Zentrum die Dividalshytta, hinten das Anjavassdalen

                      Der 500 Hm-Abstieg ins Dividalen war das erste Drittel geprägt von Moränenböden, also gewissermaßen riesigen Haufen aus Schotter und Kies, was den steilen Abstieg nicht gerade einfacher machte. Wanderstöcke sind hier sehr von Vorteil.
                      Ab der Baumgrenze wandelte sich das Bild dann schlagartig.



                      Nachdem ich drei Tage lang durch´s Kahlfjäll marschiert bin und Bäume noch nicht einmal gesehen habe, war die heutige Etappe schon eine gewaltige Umstellung. Kaum noch Fernsicht, der Pfad viel gewundener, um Bäumen auszuweichen, ständig hängt was im Weg, gegen das man dank eingeschränkter Sicht donnern kann... obwohl ich Wälder eigentlich mag, ging mir dieser hier schon nach zwei Stunden auf den Zeiger.
                      Dazu trug auch ein Wechsel der gegen uns eingesetzten Geschwader der Sapmi-Air-Force bei. Bisher waren es überwiegend Moskitos und vereinzelte Knotts, aber ab dem Dividalen prägten die bislang eher vereinzelt in Erscheinung getretenen Rentier-Bremsen die alltäglichen Zwangsblutspenden.


                      Detailansicht


                      Stellenweise saßen sogar noch mehr von den Biestern auf B´s Hose, die aus unerfindlichen Gründen eine magische Anziehung auf die Bremsen ausübte

                      Die Stiche sind zwar sehr schmerzhaft, allerdings seltener als bei Moskitos. Außerdem merkt man recht gut, wenn so ein Bomber gelandet ist. Beim Erschlagen sollte man aber aufpassen. Bei ca. jedem zehnten hat man danach eine klare, stark klebrige Flüssigkeit an den Händen, die man mit Wasser abwaschen muss, weil man sie nicht abwischen kann.

                      Nach der Pause an der Dividalshytta, bei der wir mehr Bremsen als Zeit totgeschlagen haben, wandelte sich der Wald und die ersten Kiefern kamen auf. Die lebenden Exemplare waren zwar stattlich, aber die toten Stämme waren einfach der Hammer.



                      Falls jemand erklären kann, wie dieser extreme Drehwuchs zustande kommt, ich bin ganz Ohr.

                      Am Divielva angekommen, führte der Weg durch dschungelartigen Bewuchs für knapp 1,5 km am Ufer entlang. Der Pfad war für norwegische Verhältnisse in eher schlechtem Zustand. Ständig musste man umgestürzten Bäumen ausweichen, die leider meistens so doof lagen, dass man sich dafür durch morastige Stellen kämpfen musste. Das Kopfnetz musste ich bald abnehmen, weil ich den Weg kaum noch erkennen konnte.
                      Die Furt, die eine kleine Abkürzung bietet, ließen wir aber trotzdem links liegen und entschieden uns statt dessen für die Brücke. An selbiger begegneten wir einem norwegischen Ehepaar, das in kurzen Hosen und oben ohne bzw. einem Spaghettiträgeroberteil unterwegs war. Keine Ahnung, ob die in Autan gebadet haben oder schlichtweg unempfindlich waren. Der Anblick muss jedenfalls echt genial gewesen sein: auf der einen Seite vier dick verpackte Deutsche und auf der anderen zwei leicht bekleidete Norweger.

                      Nach einem kurzen Anstieg verriet uns lauter werdendes Rauschen, dass es gleich was zu sehen geben würde und nur wenige hundert Meter später kam dann die Ursache in Sicht:


                      Wasserfall am Anjavasselva


                      nach Westen


                      etwas weiter flussaufwärts

                      Wir folgten dem Pfad und dem Anjavasselva noch eine Weile durch den Wald, der neben dem ständigen Wechsel von Moränenhügelchen und Sumpf bisweilen noch andere Unannehmlichkeiten bereit hielt:


                      von einer Lawine umgeworfene Birken

                      Es kostete einige Mühe, über die ganzen Bäume zu klettern und die Kronen zu umgehen, aber geschafft haben wir es trotzdem.

                      Auf Höhe des Voumavarri, wo der Fluss sich verengt, haben wir dann unser Lager aufgeschlagen. Lebende Blutsauger gab es im Innenzelt keine, aber dafür einen dicken Huppel am Zeltboden, den ich nur schwer mit der Isomatte ausgleichen konnte.
                      Eine kleine Bucht am Ufer, in der die sonst sehr starke Strömung kaum wahrnehmbar war, lud zum Baden ein, insbesondere da der aufkommende Wind zumindest die Moskitos zu einer Flugpause zwang. Nach mehreren Tagen Katzenwäsche war das eine richtige Wohltat, auch wenn das Wasser noch ziemlich frisch war.

                      Ich unterzog die geklebte Stelle an meinem Lundhag einer Kontrolle und stellte fest, dass das SeamGrip zwar gut auf dem Gummi haftete, aber den auftretenden Kräften nicht gewachsen war und selbst einriss.
                      Also musste ich doch schwere Geschütze auffahren und hab die Stelle dann nochmal geklebt, diesmal aber mit Freesole, das ich bei der Gelegenheit auch gleich prophylaktisch noch vorne an die Stiefelspitzen aufgebracht habe.
                      Bevor jetzt die Fragen kommen, ob´s gehalten hat: das war das letzte Mal auf der Tour, dass ich an die Lundhags mit Kleber ran musste. Die nächsten 400 km hat sich da nichts mehr getan.
                      Zuletzt geändert von GandalftheGrey; 21.06.2015, 13:21. Grund: Rächtschraipfälha finnded mann ihma wiehda

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                        #12
                        AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                        Wow, was für ein wundervoller Bericht, habe ihn gerade förmlich gefressen und im Anschluß gleich in einem Rutsch Deinen Bericht von Kautokeino nach Kilpisjärvi. Ständig schwankend zwischen Schmunzeln, Lachen und Flennen vor Fernweh!
                        Aber doch noch eine vielleicht blöde Frage: Ich neige auch dazu, zuviel Essen mitzuschleppen, aber für 20 Tage schaffe ich das gar nicht. Zudem scheint mir Deine "Non-Food"-Grundausrüstung auch nicht sparsam, mit Reparaturkleber und zwei verschiedenen Heringsarten... Wie schwer war Dein Rucksack zu Beginn?

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                        • GandalftheGrey
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                          #13
                          AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                          Dieses Mal hatte ich am Anfang Nahrungsmittel für 14 Tage dabei (10-12 Tage laufen und ne Reserve) plus ne Tüte Bonbons, die ich im Zug nicht gegessen hab. Insgesamt waren das ziemlich genau 11,5 kg Futter, inklusive Getränkepulver, Teebeutel etc.

                          Meine Grundausrüstung wog diesmal knapp über 21 kg, wobei das Zelt allein 20 % davon ausmacht. Mit meinem Akto wäre ich unter den 20 kg geblieben. Mein Deuter-Rucksack ist ebenfalls nicht gerade leicht mit seinen 3,3 kg, aber das macht er halt durch den hohen Tragekomfort wieder wett. Die 33 kg, die ich zu Beginn der Tour auf dem Rücken/den Hüften hatte, waren eigentlich immer nur beim Auf- und Absetzen lästig. Leichter wäre wahrscheinlich noch schöner, aber im Vergleich zu den 45 kg, die ich 2011 rumgewuchtet habe, war der Rucksack diesmal geradezu paradiesisch leicht und hat auch nie gedrückt.

                          Wichtig ist mir mehr, dass ich möglichst wenig Krempel umsonst mitschleppe (abgesehen von der "hoffentlich brauch ich´s nicht"-Fraktion wie Antibiotika oder eben Reparaturzeugs). Und bis auf Kleinigkeiten wie die Ersatzakkus für Kamera und GPS oder der Karte für den 4. Abschnitt war eigentlich alles, was zur Benutzung gedacht war, im Laufe der Tour im Einsatz.

                          Nachtrag:
                          Ich hab was vergessen zu erwähnen, was ich im Überfluss dabei hatte und kaum gebraucht wurde: Müsliriegel!
                          36 Stück hab ich mit nach Norden genommen, in Ritsem hatte ich noch ca. 30 Riegel. Knapp 1 kg für die Katz mitgeschleppt. Eigentlich waren die als Teil des Mittagessens gedacht, aber Mittags hab ich fast nie mehr als ein paar Bissen runtergekriegt und daher waren die Riegel immer über.
                          Zuletzt geändert von GandalftheGrey; 07.08.2014, 07:42.

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                          • Blahake

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                            #14
                            AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                            O.k, 45 kg sind der Hammer, die 33 sind aber doch in etwa das Pendant zu meiner 28-kg-Damenversion, würde ich sagen. Ich muss halt auf n bisschen Grundausrüstung verzichten und kann höchstens für 12 Tage Essen mitnehmen, da komme ich an meine Grenze. Aber 36 Müsliriegel verputze ich locker in 12 Tagen
                            Kriegen wir demnächst die weiteren 400 km zu lesen? Bin schon gespannt!

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                            • Fjaellraev
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                              #15
                              AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                              Je weiter dein wunderbarer Bericht geht umso mehr weiss ich weshalb ich lieber erst im August/September in Lappland unterwegs bin.
                              Nicht nur wegen der Mücken auch die Watstellen sind dann angenehmer, die bei euch knietiefe lange Watstelle habe ich auf meiner Tour problemlos in den Lundhags bewältigt. Wenn ich mich recht erinnere ist auch dingsbums in ihren normalen Wanderstiefeln ohne Schuhwechsel durchgekommen - aber da wir uns nur in den Hütten getroffen haben weiss ich das nicht mehr so genau.
                              Bin gespannt wie es weitergeht.

                              Gruss
                              Henning
                              Es gibt kein schlechtes Wetter,
                              nur unpassende Kleidung.

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                              • GandalftheGrey
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                                #16
                                AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                7. Tag, 13.07.2014

                                Endlich wieder raus aus den Bäumen! Zumindest nach ca. 3,5 km.
                                Und die hatten es in sich, denn es ging fast komplett durch Sumpf und Modder.

                                Nach einer kurzen Pause an der Baumgrenze machten wir uns an den Aufstieg zur Voumahytta. Kurz, nachdem wir sie passiert haben, begannen sich im Osten Wolkenberge aufzutürmen und vereinzeltes Donnergrollen erreichte unsere Ohren.
                                Im Laufe des Vormittags häufte sich das Donnern und die undicht gewordenen Wolken schienen immer näher zu kommen. Bloß gut, dass wir nach Westen liefen, sonst würden wir da auch noch freiwillig reinlaufen.
                                Trotz näher kommendem Gewitter machten wir auf Höhe des Voulimus Pause. Bei dieser Gelegenheit begegneten wir der einzigen Person an diesem Tag. Irgendwie ungewohnt, wenn man fast keine Leute sieht, zumindest auf dieser Tour.

                                Nachdem es heute wieder auf über 900 müN ging, gab es endlich auch mal wieder was für´s Auge.


                                Wiese voller Schnee-Hahnenfuß

                                Für die Füße gab es dann ab dem Jierdni auch noch was:





                                Erst mal noch mit Schnee, zum Eingewöhnen, aber der Berg entschied sich, diese Annehmlichkeit ersatzlos zu streichen.
                                Beim Abstieg Richtung Gaskashytta begann der Wind immer heftiger zu werden. Gnädigerweise kam er aus der dem Gewitter entgegengesetzten Richtung, so dass unsere Chancen, heute nass zu werden, wieder gegen Null gingen.

                                Gegen 16:00 Uhr begann dann die Zeltplatzsuche, die zur Abwechslung mal mit dem allseits beliebten "Nur noch eine Düne"-Spiel kombiniert wurde. Einen Huppel nach dem anderen mussten wir erklimmen, und jedes Mal war kein Zeltplatz dahinter.
                                Erst ca. einen km vor der Hütte haben wir was gefunden.
                                Allerdings machte der Wind den Aufbau nicht gerade leicht, was nicht gerade zur Erheiterung beitrug. Und die Laune war eh nicht die Beste, da die verflixten Bremsen offensichtlich auch bei starkem Wind noch voll flugfähig sind und einen pisacken können.

                                Pünktlich zum Essen kochen hat der Wind dann allerdings aufgehört, so dass ich diesmal auf die gründliche Enthaarung meiner Unterarme verzichten musste, die mir mein Trangia bei starkem Wind gern mal spendiert.
                                Beim Gute-Nacht-Tee machte ich dann noch die Feststellung, dass Tee mit Rum echt fies schmeckt, wenn es sich um Pfefferminztee handelt. BKK hatten reichlich Rum dabei, um ihren abendlichen Schwarztee aufzupeppen, und ich hab´s mal testweise nachgemacht.
                                K(m) machte dann noch die Feststellung, dass er am Zeltplatz Handyempfang hat (und hat das gleich mal voll ausgenutzt. Bei mir war aber komischerweise tote Hose in Sachen Empfang (obwohl ich das gleiche Handy habe), so dass ich auf das Versenden von Lebenszeichen verzichten musste. Da ich zu Hause aber gemeint hatte, dass ich mich erst in Abisko melde, hat mich das auch nicht weiter gestört.

                                8. Tag, 14.07.2014

                                Die vergangene Nacht war mit 10°C die bisher kühlste. Damit liegt der Temperaturunterschied zwischen Tag und "Nacht" bei ca. 20°C und fern der lauen Sommernächte, die man sonst erwartet, wenn es tagelang knappe 30°C hat.
                                Der Weg bis zur Gaskashytta war in kurzer Zeit zurückgelegt. Die Brücke über den Gaskasjohka war gut zu überqueren, obwohl sie nur ein Geländer hat.
                                Nach der Brücke wurde es wieder waldig (und bremsig, das Hosenbild von Tag 6 stammt eigentlich von Tag 8).
                                Fast das komplette Stück entlang des Luodnavarri mussten wir bei tropischer Hitze, ohne Wind und von Blutsaugern geplagt durch verwucherten Wald zurücklegen.



                                Die Bohlenwege waren bisweilen sehr rutschig und man musste höllisch aufpassen, dass man sich nicht unvermittelt hinsetzte.
                                Da ich dem Pfad meine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte, entging mir, dass mein Vordermann einen kleinen Schlenker zur Seite machte. Was mir nicht entging, war der Grund. Eine relativ starke (und harte) Birke hing auf Kopfhöhe in den Pfad und dank nach unten gerichteten Blick in Verbindung mit der Hutkrempe bemerkte ich sie erst, als ich volle Kanne mit dem Schädel dagegendonnerte. Dank meines Filzhelms blieb ich aber zumindest vor Verletzungen und größeren Schmerzen verschont.

                                Am Ufer des Altevatnet, einem schmalen, aber dafür recht langen Stausee, gab es dann erst einmal eine Trinkpause, die von den anderen Herren im Bunde gleich noch zum Telefonieren genutzt wurde.

                                Ab hier wurde der Weg zwar wieder offen, aber dafür sumpfiger. Nach den Brücken über den Koievaselva wären wir dann allerdings froh gewesen, wenn es nur sumpfig gewesen wäre.


                                monströs große ATV-Trasse von der Feriensiedlung Altevass nach Norden

                                Glücklicherweise haben wir es bis zum Vasskardeelva am "Ortseingang" von Altevass geschafft, bevor die ersten ATVs auf dem Weg aufkreuzten. Da das letzte Stück der Trasse wegen der Hitze staubtrocken war, wären wir sonst voll eingenebelt worden.

                                Nach der Mittagspause, die wir gleich am Fluss machten, begann der elends lange Straßenabschnitt bis zum Staudamm. Nach einer Woche fernab von Autos und Straßen kommt einem das Auftreten von beidem sehr befremdlich vor. Und da es sich um eine Schotterstraße handelt, hieß es bei jedem der zahlreich fahrenden Autos Staub schlucken, obwohl die Fahrer eher langsam an uns vorbeizogen.
                                Immerhin war ab dem Ortseingang fast Ruhe mit Stechgetier (wahrscheinlich, weil hier ein Nahrungsüberangebot herrscht), so dass ich endlich mal wieder die Ärmel hochkrempeln konnte, um nicht gar so sehr unter der Hitze zu leiden.

                                Nach nicht einmal einer Stunde erreichten wir dann die Staumauer, die es zu überqueren galt.




                                Blick auf den Altevatnet

                                Nach dem Damm und einer kurzen Suche nach dem Weg ging es noch einmal fast 2 km bergauf auf einer Schotterstraße, die aber zum Glück gesperrt ist. Zumindest in der Theorie, wie wir bald feststellen mussten.
                                Ein paar km östlich des Biette Jovvna cohkka gibt es eine Samisiedlung, die über den NKL angefahren wird. Somit hatten wir wieder eine ATV-Trasse vor der Nase, aber diesmal lief der Pfad nur abschnittsweise deckungsgleich.



                                Kurz nachdem wir einem Sami auf einem ATV sowie einer Joggerin begegnet sind, schlugen wir im Salvvasvaggi unser Lager auf, abermals behindert von Wind, der sich legte, sobald die Zelte standen.
                                Da der Zeltplatz nach Norden exponiert war, machte ich mir Hoffnungen, noch ein letztes Mitternachtssonnenbild zu machen, bevor sie wieder anfängt, unterzugehen.

                                Leider war der Gronfjellet bei Innset dann doch im Weg, so dass ich hier nur ein 23:15 Uhr-Sonnenbild bieten kann.



                                Kurz nach dem Foto war die Sonne dann weg und binnen Minuten sank die Temperatur in meinem Zelt von 26° auf 13°.
                                Erst kann man die Daunentüte nicht mal anschauen und dann kann man nicht schnell genug drinliegen.

                                Leider war die Nacht nicht allzu erholsam. Bis in die frühen Morgenstunden fuhren Sami mit ihren Vehikeln (manche sogar mit Anhänger, damit´s richtig schön laut wird) Richtung Innset und zurück.
                                Zuletzt geändert von GandalftheGrey; 12.12.2017, 09:11.

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                                • GandalftheGrey
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                                  • 19.05.2011
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                                  #17
                                  AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                  9. Tag, 15.05.2014

                                  Beim Frühstück war das Wetter noch gut, aber kurz nach dem Loslaufen zog sich der Himmel zu und es sag ganz danach aus, als würde dies der erste Regentag auf der Tour werden. Den Regen in der Nacht von Tag 4 auf Tag 5 zähle ich hier nicht, da er weder aufs Wandern noch aufs Zeltverpacken irgendwelche Auswirkungen hatte.
                                  Immerhin hatten die Blutsauger heute keine Lust auf Treibjagd und ließen uns weitestgehend in Ruhe.
                                  Bei der Furt am Zusammenfluss von Salvasjakka und Lairivaggejakka war mal wieder Schuhe ausziehen für alle angesagt, was für mich die dritte Furt in Sandalen bedeutete. Das Wasser war nicht gerade warm und meine Neoprensocken zogen neidische Blicke auf sich. Meine Blicke schweiften aber eher in die Umgebung, denn kurz vor dem Fluss hatten wir fünf Seeadler aufgescheucht und ich hab es nicht geschafft, auch nur einen zu fotografieren, was mir ganz gewaltig auf den Zeiger ging.

                                  Nach einer Weile kam die Samisiedlung/Rentiersammelstelle Lairivaggegardi in Sicht.



                                  Wir machten gerade eine kurze Pause auf Höhe der Hütten, als es dann tatsächlich anfing zu tröpfeln. Da ich meinen Rucksach eh gerade unten hatte, hab ich gleich mal meine Regenjacke angezogen und die Regenhülle über den Rucksack gestülpt.
                                  Nach wenigen hundert Metern gehen wusste ich, dass das eine voreilige Aktion gewesen ist. Es blieb bei ein paar Tropfen.

                                  Die tief liegenden Wolken sorgen in Verbindung mit dem Schnee allerdings für beeindruckende Kulissen:


                                  vorne ein Schneefeld, dann offenes Gelände bis zur Kuppe und im Hintergrund ein schneebedeckter Berg mit Gletscher, dessen Gipfel in den Wolken verschwunden ist

                                  Die Schneefelder im Lairevaggi waren stellenweise nicht mehr die stabilsten und gerade an den Rändern brachen wir häufig ein. Den Vogel schoss aber mal wieder ich ab, als ich mitten in einem Feld mit beiden Beinen gleichzeitig bis zu den Knien einbrach und plötzlich wie ein abgesägter Gartenzwerg dastand. Wenigstens war der Bach unter der schwachen Stelle nicht tief, sonst hätte ich mir nasse Füße geholt.

                                  Nach dem Lairivaggi ging es erst mal wieder abwärts bis zum Riksoelva. Bisweilen zwar der Pfad zwar etwas nass, aber trotzdem war er recht angenehm zu laufen.


                                  Blick auf den Cahppesbakti

                                  Als der Riskoelva in Sicht kam, waren wir richtig froh, dass es diesmal eine Brücke gab.



                                  Oder auch nicht... In der Karte war eine verzeichnet, aber der Weg wollte davon nichts wissen und hat uns eine weitere saukalte und lange Furt beschert. Da ich keine Lust hatte, zweimal an einem Tag meine Sandalen zu bemühen, bin ich von Höhe der Markierung vor dem Schneefelds aus in einem weiten -S- über den Fluß, war zwar ein vielfaches länger war als der direkte Weg, aber mir trotzdem etliche Minuten Vorsprung verschafft hat. Die Zeit konnte ich auch gut gebrauchen, denn durch das kühle Wetter brauchte es um einiges länger, um meine Socken einigermaßen ausdampfen zu lassen. Das Schuh- und Sockenlüften bei jeder Gelegenheit hab ich mir in den vergangenen Tagen angewöhnt, da die Lundhags sich bei häufigem Wasserkontakt in Sachen Atmungsaktivität bei der Hitze irgendwann doch eher einem vollwertigen Gummistiefel angenähert haben.
                                  Nachdem alle über den Fluß waren, haben wir erst einmal Mittagspause gemacht und durften feststellen, dass die Bremsen mittlerweile doch Hunger gekriegt haben und uns beim Aufstieg entlang des Ganesbakti begleiten wollten.
                                  Der Anstieg begann erst einmal mit der Querung des Savzajakka, der prall mit Schmelzwasser gefüllt war und eher nicht so aussah, als würde er sich gut furten lassen. Das Weiterkommen ermöglichte dann letztendliche eine nicht gerade vertrauenserweckende, aber trotzdem stabile Schneebrücke, die bis zum Tourende die letzte sein sollte.



                                  Nach dem Ganesbakti zeigte sich das Fjäll nochmal von seiner besten Seite und präsentierte uns ein Blütenmeer nach dem anderen.


                                  Silberwurz

                                  Der Blick in Richtung Abisko sah zwar vielversprechend aus, aber leider waren die meisten Berge in Wolken gehüllt, so dass das vermutlich grandiose Panorama kaum zur Geltung kam.
                                  Auf Höhe des Tornesvasslia verloren wir den Weg dann mal für einen knappen Kilometer, da wir mehr auf die Aussicht ins Tal als den Pfad geachtet haben. Wir sind dann einfach dem Hangverlauf gefolgt und standen bald wieder auf dem Weg.
                                  Und dann im Wald.
                                  Diesmal war es zwar nicht tropisch-schwül, aber dafür machten die Bremsen uns das Leben so schwer, dass wir auf eine Pause an der Lappjordhytta verzichteten und uns gleich an den verflixt steilen Abstieg nach Schweden machten.
                                  Hier konnte ich dann immerhin den Einfluss von Höhe auf die Vegetation beobachten und bekam Pflanzenwachstum im Zeitraffer präsentiert. Blumen, die zu Beginn des Abstiegs noch nicht einmal Blüten entwickelt hatten, standen 150 Hm weiter unten in voller Blüte.

                                  An der Grenze machten wir noch einmal eine Verschnaufpause, die aber auch nicht lange dauerte.



                                  Auf der schwedischen Seite wurde der Weg dann schlagartig schlechter. Die Markierungen waren kaum noch zu sehen, der Pfad war stellenweise total zugewachsen und vom Schnee umgeworfene Birken zwangen uns häufig zu Umwegen oder tiefster Gangart. Einmal legte sich einer der beiden anderen Herren sogar in bester Flachköppermanier der Länge nach hin, weil er über einen im Unterwuchs verborgenen Ast stolperte.



                                  Gegen Abend erreichten wir dann die Pålnostugan, die erste schwedische Hütte am NKL.

                                  Leider war sie ziemlich ranzig und verdreckt und innen mit 25°C ziemlich warm, so dass wir auf keinen Fall die Nacht darin verbringen wollten. An der Hütte gibt es ausgezeichneten Handyempfang, sogar Internet geht, und so kam uns die Idee, ein Bootstaxi aufzutreiben und damit vielleicht sogar noch heute in Abisko anzukommen. In der aktuellen Auflage von Peter Bickels Reiseführer ist ein Kontakt genannt, der sogar einen Internetauftritt hat, auf dem er sein Bootstaxi bewirbt.

                                  Nach zig Versuchen, Peter´s Fjällkonsult ans Telefon zu kriegen, hat es dann endlich geklappt, und ich musste mir sagen lassen, dass er das Boot vor vier Jahren verkauft hat. Also nix mit Bootstaxi.
                                  Als Alternative haben sich BKK überlegt, den Bus von Riksgränsen nach Kiruna abzufangen. Anhand des Fahrplans haben wir dann errechnet, dass er ungefähr um 10:30 Uhr am Kreuzungspunkt von NKL und E10 vorbeikommen müsste. Da die Hütte aber noch gut 7 km von der Straße entfernt ist, war heute mal Wecker stellen angesagt, da wir um spätestens 07:30 losmarschieren sollten.
                                  Ich habe beschlossen, ebenfalls den Bus zu nehmen, da der Weg bis Abisko laut Karte überwiegend in Straßennähe entlang führt und obendrein fast komplett durch Wald gehen würde, so dass ich das Mühsal von Lappjord bis Pålno dann gleich auf 22 km Länge nochmal erleben müsste, untermalt von Verkehrslärm.
                                  Außerdem wäre ich mit dem Bus vormittags am Supermarkt und nachmittags auf dem Kungsleden, statt erst nach Ladenschluß in Abisko anzukommen (wenn überhaupt noch an dem Tag) und dann erst am nächsten Tag den 3. Abschnitt beginnen zu können.

                                  Nachdem klar war, dass wir morgen laufen müssen, haben wir dann nach dem Abendessen die Zelte im Umfeld der Hütte verteilt. Ich habe mich für eine ebene Stelle direkt am Torneträsk entschieden, weil da die Aussicht besser war als hinter der Hütte im Wald.
                                  Leider begann es zu regnen, kaum dass das Zelt stand und so hatte ich nichts vom Blick über den See.
                                  Aus dem Regen wurde dann noch recht zügig ein Gewitter, das aber diesmal weiter weg blieb als beim letzten Mal. Außerdem war der Zeltplatz diesmal alles andere als exponiert, und so schlief ich bald ein.


                                  10. Tag, 16.07.2014

                                  Um kurz vor 06:00 Uhr wurde ich noch vor dem Wecker wach und musste erst einmal feststellen, dass das Außenzelt beidseitig klatschnass war. Nach einem gründlichen Lappeneinsatz (Stoff, nicht Mensch) war das Zelt sogar wieder trocken verpackbar.
                                  Beim Frühstück vererbten mir BKK dann ein Kilo Schnellkochspaghetti, die sie übrig hatten und zwei Päckchen Tomatensauce. Da das Kilo für mich 6 Portionen waren und ich nur zwei Saucen in meinem Besitz hatte, setzte ich gleich Nudelzubehör auf meine Einkaufsliste.

                                  Der Weg bis zur Straße auf den ersten (waldigen) Kilometern war ebenso schlecht in Schuss wie gestern, nur dass er heute auch noch nass war. Wir auch bald, da wir eifrig das Wasser von den Blättern streiften. Regenklamotten wären hier sinnvoll gewesen, aber wegen der hohen Luftfeuchtigkeit nicht praktikabel.

                                  Um kurz vor 10:00 Uhr erreichten wir die Straße und bezogen auf einem kleinen Parkplatz in Fahrtrichtung des Busses Stellung.
                                  Der Bus kam dann schließlich mit 10 Minuten Verspätung und hat tatsächlich auf meinen ausgestreckten Daumen reagiert, obwohl wir nicht an einer offiziellen Haltestelle standen.

                                  Nach 20 Minuten Fahrt kamen wir in Abisko an und ich musste mich von meiner Reisebegleitung verabschieden. Obwohl ich die Tour als Solotour begonnen hatte, habe ich meine Begleitung sehr zu schätzen gelernt, so dass ich dem bevorstehenden Solo-Abschnitt mit gemischten Gefühlen entgegen sah.

                                  Lange haben mich diese Gefühle aber nicht geplagt, denn ich stellte fest, dass ich einen gravierenden Fehler gemacht habe, als ich das Ticket bis "Abisko-Trainstation" gelöst habe. Die Touriststation, die ca. 3 km vom Supermarkt entfernt ist, hat nämlich auch einen Bahnhof, was ich zwar eigentlich wusste, aber irgendwie im Eifer des Gefechts beim Ticketkauf nicht bedacht habe. Ich hätte also eigentlich noch 3 km weiter fahren sollen bis zum Bahnhof "Abisko-Östra", der in unmittelbarer Nähe zum Supermarkt COOP Lapporten liegt.

                                  Nachdem jammern nicht hilft, bin ich dann auf dem Fußweg neben der Straße von der Tourist-Station bis zum Supermarkt gelatscht, was gerade mal eine halbe Stunde gedauert hat.
                                  Das Einkaufen selbst benötigte dann mehr Zeit, obwohl ich eigentlich recht wenig nachkaufen musste.
                                  Bislang hatte ich auf der Tour einen Schnitt von 18 km am Tag, aber ich manche Tagesetappen früher beendet hätte, wenn ich alleine unterwegs gewesen wäre, ging ich für den Einkauf von einem Schnitt von 15 km pro Tag aus und beschloss, dafür die Reserve wegzulassen. Ich brauchte demnach Futter für 16 Tage.
                                  Da ich noch für vier Tage Frühstück Abendessen von zu Hause übrig hatte und die Spaghetti von BKK für sechs Abende reichen würden, musste ich nur für sechs weitere Tage Abendessen kaufen. Das Mittagessen wollte ich komplett von bisher ungenutzten Müsliriegeln und Knäckebrot bestreiten und das Frühstück wäre mit zwei Packungen Müsli abgedeckt.

                                  Leider gab es erstaunlich wenig trekkinggeeignetes Futter, und so musste ich bei manchen Sachen improvisieren.
                                  Tomatensauce gab es nur im Glas und nicht im Beutel, daher mussten dann mehrere Tüten mit mexikanischer Hühnersuppe als Geschmack für die Spaghetti herhalten.
                                  Hartgeräucherten und damit haltbaren Speck suchte ich vergebens. Als Ersatz mussten dann 1,5 Kilo ungarische Salami dienen, die mich knappe 600 Kronen gekostet hat und damit dreiviertel der Gesamtkosten des Einkaufs ausmachten.

                                  Nachdem ich meine Vorräte wenigstens einigermaßen gemäß meiner Ansprüche und Vorstellungen wieder aufgefüllt hatte, ging es zurück zum anderen Bahnhof, wo der 3. Abschnitt des NKL begann.
                                  Die ersten ca. 65 km des Abschnitts teilt sich der NKL mit dem Kungsleden, was bedeutete, dass der Weg jetzt erst einmal stärker frequentiert sein würde. Obwohl ich das wusste, war der Einstieg doch ein gewisser Schock.


                                  Pforte zum Königsweg


                                  "Wanderautobahn" trifft es eigentlich recht gut

                                  Nach 9 Tagen auf Pfaden, die so schmal waren, dass man nicht nebeneinander laufen konnte, waren die ersten Kilometer des Kungsleden irgendwie surreal. Hier könnte ich ohne Probleme mit meinem Auto fahren! (Zumindest die ersten zwei km).
                                  Am Abiskojåkka machte ich erst einmal Mittagspause, da sich ausnahmsweise mal die Sonne zeigte. Das Wetter schlug aber bald wieder um und es begann sogar leicht zu regnen. Nach über einer Woche fast ununterbrochener Hitze und Trockenheit genoss ich den Regen sogar, auch wenn die Kamera deswegen kaum Auslauf bekam, und verzichtete auf meine Regenklamotten. Außerdem war ich eh nassgeschwitzt.

                                  Der Kungsleden war von der Wegbeschaffenheit her völlig anders, als ich es bisher gewohnt war. Über so ziemlich jede feuchte Stelle führt ein Bohlenweg und jedes noch so kleine Rinnsal wird von einer mehr oder weniger großen Brücke überspannt. Richtiger Luxus im Vergleich zum NKL.


                                  Blick von einer Brücke aus; hier könnte man eigentlich problemlos furten

                                  Gegen 16:00 Uhr baute ich gute 2 km vor der Abiskojaurestugorna mein Zelt auf, diesmal mit größerem Abstand zum See, um die Kondenswasserbildung zu reduzieren.


                                  Blick auf den Abiskojaure

                                  Kurz nach dem Aufbau wurde der Regen heftiger und ich musste erst einmal noch warten, bis ich mich ans Kochen machen konnte.
                                  Die Zeit bis dahin nutzte ich, um bei ausgehängtem Innenzelt meinen Einkauf in Ruhe umzupacken. Beim Supermarkt war mir zu viel los und zu wenig Platz, um da den ganzen Rucksack aus- und umzuräumen. Besser wäre es allerdings trotzdem gewesen, denn ich hatte natürlich ein paar lebensnotwendige Sachen vergessen. Ohne Milchpulver und Zucker würde das neu erworbene Müsli wohl eher fies schmecken. Tja, selbst Schuld...
                                  Ein weiterer Vorteil des Umpackens in Abisko wäre gewesen, dass ich den Müll gleich losgeworden wäre. Aber es gab ja noch ein paar Hütten auf dem Weg, wo ich das nachholen konnte.

                                  In einer Regenpause traute ich mich dann icaridinbenetzt doch mal ins Freie und testete die Salami auf Kochtauglichkeit.
                                  Nach ein paar Minuten fiel mir dann auf, dass neben vergessenen Lebensmitteln heute noch etwas gefehlt hat... wo waren eigentlich die Blutsauger? Und warum hab ich mich bitte eingeschmiert, wenn keine da sind?
                                  Ich merkte irgendwie erst jetzt, dass seit Abisko kaum noch Moskitos vorhanden waren und die Bremsen gar nicht mehr in Erscheinung getreten sind. Irgendwie unheimlich...

                                  Später lag ich dann im Zelt und wunderte mich, dass trotz der fortgeschrittenen Stunde immer noch Leute Richtung Hütte unterwegs waren. Scheinbar hat am späten Nachmittag nochmal ein Bus oder Zug eine Ladung Wanderer ausgespuckt, die alle unbedingt noch Strecke schaffen wollten.

                                  Nachdem auch noch eine Moorschneehuhnfamilie lautstark an meinem Zelt vorbeigezogen war, schlief in mit der Hoffnung ein, dass am nächsten Tag das Wetter wieder besser sein würde.
                                  Zuletzt geändert von GandalftheGrey; 10.08.2014, 06:26.

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                                  • Fjaellraev
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                                    #18
                                    AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                    Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                    Als der Riskoelva in Sicht kam, waren wir richtig froh, dass es diesmal eine Brücke gab.



                                    Oder auch nicht... In der Karte war eine verzeichnet, aber der Weg wollte davon nichts wissen und hat uns eine weitere saukalte und lange Furt beschert.
                                    Die Brücke gibt es seit über 10 Jahren nur noch auf den Karten und ich vermute schwer dass das auch so bleibt. Also von den Karten wird sie vielleicht mal verschwinden... Auf meiner Tour wäre man da auch in Halbschuhen mit trockenen Füssen rüber gekommen.
                                    Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                    An der Hütte gibt es ausgezeichneten Handyempfang, sogar Internet geht, und so kam uns die Idee, ein Bootstaxi aufzutreiben und damit vielleicht sogar noch heute in Abisko anzukommen. In der aktuellen Auflage von Peter Bickels Reiseführer ist ein Kontakt genannt, der sogar einen Internetauftritt hat, auf dem er sein Bootstaxi bewirbt.

                                    Nach zig Versuchen, Peter´s Fjällkonsult ans Telefon zu kriegen, hat es dann endlich geklappt, und ich musste mir sagen lassen, dass er das Boot vor vier Jahren verkauft hat. Also nix mit Bootstaxi.
                                    Auf der Webseite werden schon seit Jahren nur noch die Winteraktivitäten beworben. Irgendwo hier im Forum findet sich auch ein Thread dazu und zu einem eventuellen (vielleicht auch nicht mehr aktuellen) Alternativanbieter.
                                    Peter Bickel hat die letzte Auflage im Winter 2010 überarbeitet (Habe gerade in meinen Mailwechsel mit ihm geschaut), damals war es wohl noch aktuell.
                                    Der Weg von der Kreuzung mit der E10 bis Abisko wäre schon einfacher zu laufen gewesen als der Weg von der Grenze bis dort, wäre quasi ein Vorgeschmack auf den Kungsleden gewesen, aber wenn man noch weiter will würde ich den auch ablürzen.
                                    Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                    Lange haben mich diese Gefühle aber nicht geplagt, denn ich stellte fest, dass ich einen gravierenden Fehler gemacht habe, als ich das Ticket bis "Abisko-Trainstation" gelöst habe. Die Touriststation, die ca. 3 km vom Supermarkt entfernt ist, hat nämlich auch einen Bahnhof, was ich zwar eigentlich wusste, aber irgendwie im Eifer des Gefechts beim Ticketkauf nicht bedacht habe. Ich hätte also eigentlich noch 3 km weiter fahren sollen bis zum Bahnhof "Abisko-Östra", der in unmittelbarer Nähe zum Supermarkt COOP Lapporten liegt.
                                    Du hättest auch in den Shop der Touriststation schauen können, der hat bei den Sachen die dort erhältlich sind ein ähnliches Preisniveau wie der Supermarkt. - Aber Speck oder eine grosse Salami hättest du dort vergeblich gesucht...
                                    Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                    Gegen 16:00 Uhr baute ich gute 2 km vor der Abiskojaurestugorna mein Zelt auf, diesmal mit größerem Abstand zum See, um die Kondenswasserbildung zu reduzieren.
                                    Hier gibt es halt nochmal, das letzte Mal, Kritik wegen der Wahl des Zeltplatzes.
                                    Im Abisko Nationalpark ist das zelten ausser an den ausgewiesenen Zeltplätzen (Abisko Turiststation, Rastplatz Nissonjohka, Abiskojaurestugan) verboten.
                                    Das wird hier im Forum immer wieder thematisiert, steht am Eingangsportal in Abisko und auch auf den Hinweistafeln zum Nationalpark unterwegs.
                                    Und trotzdem sehe ich eigentlich jedes Mal wenn ich durch den Nationalpark laufe mindestens ein Zelt an unerlaubter Stelle.

                                    Der Reisebericht gefällt mir natürlich trotz meiner kritischen Bemerkungen nach wie vor sehr gut.

                                    Gruss
                                    Henning
                                    Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                    nur unpassende Kleidung.

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                                    • GandalftheGrey
                                      Dauerbesucher
                                      • 19.05.2011
                                      • 614
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                      "Forbidden to pitch a tent, except where indicated" hab ich schon gelesen, aber irgendwie hab ich wohl die Karte neben den Regulations falsch gelesen. Für mich hatte es so ausgesehen, als wäre das Zelten komplett entlang des Kungsleden erlaubt.

                                      Gut, dass du da drauf hingewiesen hast, auch wenn ich jetzt ein schlechtes Gewissen wegen meiner dauernden Camperei in verbotenen Zonen habe.

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                                      • berniehh
                                        Alter Hase
                                        • 31.01.2011
                                        • 2501
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                        Dein Bericht gefällt mir sehr gut und auch die Fotos finde ich gelungen!

                                        Allerdings höre ich hier zum ersten Mal daß es in Lappland auch Bremsen gibt
                                        Um die Plage beneide ich dich nicht!
                                        Dann bin ich ja froh daß ich auf meinen Lapplandtreks bis jetzt noch keine einzige von den Biestern gesehen habe
                                        www.trekking.magix.net

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                                        • GandalftheGrey
                                          Dauerbesucher
                                          • 19.05.2011
                                          • 614
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                          Schön, dass dir mein Bericht gefällt.

                                          Das war jetzt mein viertes Mal in Lappland und vor dieser Tour wusste ich auch nicht, dass es da bromsar gibt.
                                          Ein älterer Schwede, mit dem ich mich unterhalten habe, hat aber gemeint, dass die nur in wirklich heißen Jahren auftreten.

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                                          • dingsbums
                                            Fuchs
                                            • 17.08.2008
                                            • 1503
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                            Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                            Je weiter dein wunderbarer Bericht geht umso mehr weiss ich weshalb ich lieber erst im August/September in Lappland unterwegs bin.
                                            ...
                                            Wenn ich mich recht erinnere ist auch dingsbums in ihren normalen Wanderstiefeln ohne Schuhwechsel durchgekommen - aber da wir uns nur in den Hütten getroffen haben weiss ich das nicht mehr so genau.
                                            Stimmt genau, wir haben auf dem Abschnitt Kilpis - Abisko jeden Fluss in unseren Hanwags/Meindls gefurtet.

                                            Ich lese die Sommerberichte auch immer mit großer Freude, aber sie können mich nicht davon überzeugen, unsere Septemberreisezeit durch eine frühere zu ersetzen.

                                            Bin gespannt auf die weiteren Etappen.

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                                            • GandalftheGrey
                                              Dauerbesucher
                                              • 19.05.2011
                                              • 614
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                              11. Tag, 17.07.2014

                                              Die ganze Nacht lang hat es geregnet und auch am Morgen sah es nicht so aus, als würde sich heute was daran ändern.
                                              Ich frühstückte im Zelt während ich darauf wartete, dass der Regen mal eine Pause einlegen würde, was er gegen 09:00 Uhr dann auch mal kurz tat. Da mir klar war, dass ich heute nass werden würde, war nur die Frage, ob ich nass und warm oder nass und kalt sein wollte. Ich hab mich für warm entschieden und meine Regensachen angezogen, allerdings auf Hemd und Hose verzichtet, da ich keinen Sinn darin sah, die auch noch nass werden zu lassen, und mich mit einem Merino-Shirt begnügt, damit der Oberkörper bei geöffneter Jacke nicht auskühlt.
                                              Nachdem ich Innenzelt und Footprint trocken verstaut hatte, wischte ich das Außenzelt noch schnell ab, um so wenig Wasser wie möglich mit zu verpacken und machte mich auf den Weg nach Süden. Dabei kam ich an zahlreichen Zelten und Leuten in Biwaksäcken vorbei, die ebenso wie ich zu doof waren, die Hinweistafel am Eingang des Nationalparks zu lesen.



                                              Die Bohlen waren zwar nass, aber im Gegensatz zum letzten Abschnitt häufiger begangen und damit bei weitem nicht so rutschig.
                                              Einen knappen Kilometer nach Verlassen des Nationalparks, nach der Brücke über den Siellajohka, begann der stellenweise recht steile Aufstieg ins Garddenvaggi. Dank der Anstrengung wurde mir ziemlich warm und wegen der hohen Luftfeuchtigkeit wollten meine eVent-Klamotten von "vent" nichts mehr wissen. Also blieb nur das möglichst geschickte Öffnen der Reissverschlüsse an Jacke und Hose, um den Dampf rauszulaussen, ohne den Regen reinzulassen.
                                              Ab dem Aufstieg wurde der Weg schmäler und näherte sich wieder dem an, was ich gewohnt war.


                                              Blick Richtung Abiskojaure

                                              Da ich dank des miesen Wetters kaum Fotos machen konnte und auch keine Lust auf Pause hatte, wanderte ich stur vor mich hin, bis ich am frühen Nachmittag so langsam das Gefühl bekam, als stünde Wasser in meinem Stiefeln. Da ich aber heute bisher kaum durch Bäche oder Morast durchgemusst habe und die Regenhose am Gummiteil der Stiefel abschließt und das Tropfwasser somit nicht aufs Leder und damit irgendwann in die Schuhe gelangen konnte, war das eigentlich unmöglich.

                                              Also hab ich dann doch mal angehalten und nachgesehen, was los ist.
                                              Socken und Einlegesohle waren komplett durchtränkt, erstere bis ganz oben. Folglich musste der Schweiß an meinen Beinen, da er nicht verdunsten konnte, der Schwerkraft gefolgt und in die Stiefel gelaufen sein.
                                              Da meine Füße aussahen wie nach zwei Stunden Badewanne hab ich bei einer stark verkürzten Mittagspause dann versucht, sie wieder einigermaßen trocken zu kriegen. Da die Stiefel inklusive Einlegesohlen aber bereits völlig durchnässt waren, würde das wohl nur eine kurze Linderung bringen.
                                              Und in der Tat war das Gefühl, dass ich in feuchten Schuhen laufe, nach zwei Stunden wieder da.

                                              Am Alesjaure angekommen fasste ich den Entschluss, dass ich, so man dort mit Kreditkarte zahlen kann, heute in der Alesjaurestugorna übernachten würde. Selbst wenn sich das Wetter bessern sollte, würde ich bis morgen meine Stiefel nicht trocken kriegen.

                                              Auf den letzten Kilometern zur Hütte schien der NKL dann nochmal richtig durch, mit unverplankten Sümpfen und mehreren Bächen, die gefurtet werden mussten.



                                              Gegen 15:00 Uhr erreichte ich die Hütte, die eigentlich mehr eine Fjällstation war und freute mich, als der Hüttenwirt die Kartenzahlungsmöglichkeit bejahte.


                                              kleiner Teil der Hüttenanlage

                                              Im Shop kaufte ich gleich noch Zucker und Milchpulver und dann machte ich mich daran, mein Zeug trocken zu kriegen und mich von dem miesen Tag zu erholen. Die Sauna am Abend hat dabei tatkräftig mitgeholfen.
                                              Da der Heißwasserkessel der Sauna ziemlich groß ist, war nach dem Saunabetrieb sogar noch genug warmes Wasser übrig, so dass ich meine Klamotten mal anständig waschen konnte. Da das Wetter sich zwischenzeitlich besserte, hätte ich sie außen auf die Wäschespinne hängen können, aber der Trockenraum war mittlerweile wieder so leer, dass ich den nutzen konnte.

                                              Da ich das Zimmer mit einem Schweizer teilte, kaufte ich kurz vor Ladenschluss noch schnell Ohropax im Shop, was sich später als weise Entscheidung herausstellte. Dank der Dinger hatte ich eine wunderbar ruhige und erholsame Nacht.


                                              12. Tag, 18.07.2014

                                              Wunderbar ausgeruht und mit trockenen Sachen begann ich um 08:30 Uhr den Marsch Richtung Sälka. Da die Stiefel wieder völlig trocken waren, spendierte ich ihnen dann gleich noch eine Runde Wilmas Stiefelfett.

                                              Das Wetter war am morgen perfekt fürs Wandern: nicht zu warm, leichte Brise, ab und an Wolken, die die Sonne in Schach hielten. Der Weg war ebenfalls gut begehbar und so konnte ich mir schon am Vormittag Hoffnungen machen, heute bis Sälka zu kommen.


                                              Kungsleden oder Kungslatten?

                                              Stellenweise waren die Bohlenabschnitte wahnsinnig lange, so dass ich mich schon fragen musste, ob so ein Aufwand nicht doch etwas übertrieben ist.

                                              Pünktlich zur Mittagspause erreichte ich die Rasthütte am Tjäktlapasset. Bei einem tollen Ausblick ins Tjäktjavagge rüstete ich mich für den restlichen Marsch zur Hütte.



                                              Nach gut drei Stunden erreichte ich die Hütte dann zusammen mit einem Wanderer, den ich gestern in Alesjaure kennen gelernt habe und der heute morgen fast zeitgleich mit mir aufgebrochen ist.

                                              Ich war erst am überlegen, ob ich nicht noch weiterziehen soll, aber ich hatte genug Bargeld dabei (Karte geht hier nicht), um an der Hütte zu zelten und die Annehmlichkeiten zu geniessen.

                                              Am Abend kam dann noch einmal Regen auf, der sich allerdings vorher sehr fotogen ankündigte.



                                              Ich unterhielt mich noch eine Weile mit dem Wanderer aus Alesjaure, der vom Nordkapp auf dem E1 nach Göteborg unterwegs ist, bevor ich dann ins Zelt verschwand.

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                                              • Mika Hautamaeki
                                                Alter Hase
                                                • 30.05.2007
                                                • 3996
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                Genial geschriebener Bericht!!!!
                                                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                A. v. Humboldt.

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                                                • GandalftheGrey
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                                                  • 19.05.2011
                                                  • 614
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                  Bei so viel Lob schreibt man doch gerne mehr!

                                                  13. Tag, 19.07.2014

                                                  Trotz ergiebiger Regenfälle konnte ich das Zelt nach einem gründlichen Einsatz kapillarischer Trocknungsmittel ohne größere Gewichtszunahme verpacken. Gegen 09:00 Uhr machte ich mich auf den Weg in Richtung Singistugorna und ärgerte mich schon bald, dass ich erst so spät losgekommen bin, denn die heute wieder einsetzende Hitze war in Verbindung mit der regenbedingten Luftfeuchtigkeit nur schwer zu ertragen.

                                                  Nach einer Weile hatte ich dann die Nase voll von gut ausgebauten Wegen, weiten Tälern und dem Blick in Richtung Kebnekaise und wendete mich nach Westen, um im Cuhcavaggi nach dem Nordkalottleden zu suchen.


                                                  Blick ins Cuhcavavvi von der Stelle aus, an der sich NKL und Kungsleden wieder trennen

                                                  Vom Tor des Kungsleden bis nach Sälka fanden sich regelmäßig Hinweise, dass man hier auch auf dem NKL läuft, aber an der Stelle, an der sich die beiden Wege wieder trennen, deutete nur ein verfallenes Hinweisschild ohne Beschriftung darauf hin, dass es hier auch woanders hingehen könnte als nach Singi.
                                                  Bis zur Brücke über den Tjäktjajåkka war der NKL zwar nicht markiert, aber trotzdem nicht verfehlbar. Ab dann kamen zwar Markierungen auf, aber dicht gesät waren die nicht gerade.


                                                  kurz nach der Brücke gefunden, leider viel zu schwer zum mitnehmen

                                                  Im Cuhcavaggi machte sich der Pfad dann sehr schnell rar, da hier wohl nur selten Leute gehen und die Vegetation die vorhandenen Spuren immer wieder überwächst.



                                                  Ein Blick in die Karte verriet mir, dass sich für die nächste Zeit Sommer- und Winterweg den Verlauf teilen würden. Ein Blick in die Realität verriet mir, dass das nicht sein kann. Die Blockschuttstellen und Sümpfe mögen im Winter kein Problem sein, im Sommer plagt man sich auf der Winterroute nur unnötig.
                                                  Mit wachsamen Auge und etwas Glück beim Wiederfinden des Weges entwickelte ich aber dann doch noch eine Art Gespür, wo es langgehen könnte und so wurden die Zeiten abseits des Pfades immer kürzer. Genervt war ich allerdings trotzdem ohne Ende.
                                                  Gegen Mittag stand dann eine Furt an, für die ich besser meine Hose ausgezogen hätte, statt sie nur bis über die Knie hochzukrempeln. Da ich aber ohnehin erst einmal Pause gemacht habe, waren die Hosenbeine bis zum Weitergehen wieder einigermaßen trocken, so dass mich das groß gestört hat. Außerdem wurde meine Laune dadurch aufgebessert, dass kurz nacheinander zwei Rentiere recht nah an mir vorbei liefen und ich somit endlich mal wieder welche aus der Nähe sehen konnte.

                                                  Nach der Furt wandelte sich die Landschaft. Statt saftiger Wiesen gab es jetzt viel Geröll und Fels. Das hatte den Vorteil, dass den Wegmarkierern mehr Material zur Verfügung stand. Leider haben sie darauf verzichtet, diesen Vorteil zu nutzen, und daher sahen die meisten Wegmarkierungen so aus:


                                                  Irgendwo in diesem Bild befindet sich eine Wegmarkierung; Auflösung hier

                                                  Am Nachmittag zogen im Norden und im Osten dunkle Wolken auf, die sich dann auch bald zu leeren begannen.


                                                  im Norden

                                                  Wäre ich auf dem Kungsleden geblieben, wäre ich jetzt wohl schon völlig durchnässt, aber noch hatte ich über mir blauen Himmel und Sonnenschein.


                                                  im Nordwesten


                                                  im Nordosten

                                                  Ab dem Abzweig Richtung Hukejaurestugan bekam die Markierung des NKL dann plötzlich etwas Farbe und die Steinhäufchen waren oben mit einem blassen Orange gestrichen, was die Sichtbarkeit stark verbesserte.

                                                  Kurz vor dem Rentierzaun, der knapp 2 km nach der Abzweigung kommt, schlug ich dann mein Zelt auf, da ich nach den Mammutetappen der vergangenen beiden Tage mal wieder Lust auf einen längeren Leseabend hatte. Außerdem schmerzten meine Füße wegen der ständigen Geröllfelder.
                                                  Bereits um 18:00 Uhr lag ich dann im Zelt und freute mich, dass der aufgekommene Wind die Regenwolken von mir fern hielt.
                                                  Und während ich noch darüber sinnierte, dass die heutige Etappe durchaus das Prädikat "menschenleer" verdient, liefen binnen einer Stunde mehrmals Wanderer an meinem Zelt vorbei. Ich war wohl doch nicht so allein, wie ich dachte, auch wenn die alle in Gegenrichtung unterwegs waren.

                                                  14. Tag, 20.07.2014

                                                  Heute kamen neben häufigeren Begegnungen mit anderen Wanderern auch die Schneefelder zurück. Am Kungsleden hatte es zwar auch das eine oder andere gegeben, aber insgesamt waren sie da doch eher spärlich gesät.



                                                  Der Weg war heute weitaus besser zu erkennen und ich konnte es häufiger riskieren, die Landschaft zu bewundern, was mich den Ärger von gestern schon wieder fast vergessen ließ.
                                                  Zumindest bis zur norwegischen Grenze. Denn da war der Weg plötzlich verschwunden.
                                                  Laut Karte verläuft der NKL südlich des Vanas, folgt eine Weile der Grenze und wendet sich dann nach Norden. Die orangene Markierung führt allerdings nördlich des Vanas zum Grenzpunkt Rr 259A. Also musste ich einen knappen halben Kilometer nach Westen gehen, um wieder auf den NKL zu stoßen. Da die Norweger aber weitaus besser markieren als die Schweden, war der Pfad schnell gefunden und ich konnte meinen Weg zur Gautelishytta fortsetzen.

                                                  Nach ein paar Kilometern stand ich dann vor einem Meisterwerk norwegischer Brückenbaukunst.


                                                  schwankt furchtbar, aber hat trotzdem gehalten

                                                  Nach der Mittagspause an der Gautelishytta ging es erst einmal einen knackigen Anstieg hoch, der selbst ohne die mörderische Hitze schweißtreibend gewesen wäre. Weiter oben wurde der Anstieg zwar flacher, aber dank zahlreicher Watstellen wurde der Weg nicht einfacher. Schließlich hatte ich den Buckel dann doch hinter mich gebracht und näherte mich wieder dem Gautelisvatnet.



                                                  In der Nähe der Staumauer machte ich noch einmal eine Pause, da meine Füße wieder zu schmerzen begonnen hatten.
                                                  Die zwei Kilometer Straße wollte ich heute auf jeden Fall noch hinter mich bringen, und so machte ich mich bald wieder auf die Socken.


                                                  Staumauer am Gautelisvatnet, für 2 km sieht der Weg so aus


                                                  von der Mauer bis zu der Linie, an der die Steine verschwinden, sind es ca. 2 m

                                                  Nachdem der NKL die Straße wieder verlassen hat, musste ich noch einen guten Kilometer laufen, bis ich bei der erstbesten Gelegenheit mein Zelt aufbaute.
                                                  Nach dem Essen verzog ich mich ins Zelt und kritzelte gerade in meinem Reisetagebuch herum, als ich draußen ein eigenartiges Grunzen hörte. Ich blickte nach draußen und sah in einiger Entfernung am Hang des Gautelifjellet ein paar Rentiere.



                                                  Wenig später zog eine Gruppe weniger als 30 m von meinem Zelt vorbei und ich fand heraus, dass das Gegrunze der Laut der Jung-Rene war. Die Tiere waren so nah, dass ich sogar ohne Fernglas/Kamera sehen konnte, dass sie sich gerade von ihrem Winterfell trennen.



                                                  Schnell stellte ich fest, dass die kleinen Gruppen, die im Minutentakt an meinem Zelt vorbeikamen (und mir dabei immer näher kamen, manche hatten weniger als 10 m Abstand von meinem Zelt), Teil einer Herde waren, die mehrere hundert Tiere umfasste. Mehr als zwei Stunden lang zogen die Rentiere an mir vorbei. Ich hab an dem Abend mehr Rentiere gesehen als in den drei vorherigen Lapplandbesuchen zusammen, und sowohl 1995 als auch 2008 waren das jeweils nicht wenige.





                                                  Irgendwann habe ich es dann geschafft, mich auf´s Beobachten zu beschränken und nicht ständig Fotos zu machen, da ich sonst am Ende einfach zu viele Rentierbilder gehabt hätte. Außerdem hat die Herde die Moskitodichte um den Zeltplatz gewaltig erhöht und ich musste nach jedem dritten Bild erst einmal auf die Jagd gehen, um das Innenzelt wieder mückenfrei zu kriegen, da ich zum knipsen den Reißverschluss aufmachen musste.

                                                  Gegen 22:00 Uhr war die Herde im wesentlichen durch und ich konnte mit dem Gefühl, diesmal was richtig Tolles erlebt zu haben, einschlafen.
                                                  Zuletzt geändert von GandalftheGrey; 21.06.2015, 13:55.

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                                                    • 18.06.2014
                                                    • 1591
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                    Hallo Gandalf,
                                                    ich winke Dir nachträglich, virtuell und entzückt zu! Ich habe nämlich gerade meinen Übernachtungsplatz vom 17.7. auf Deinem Bild entdeckt. Im Wäldchen oben rechts von der Brücke. Wir müssten uns begegnet sein. Na, wahrscheinlich habe ich noch selig geschnarcht, als Du schon unterwegs warst.


                                                    Blick Richtung Abiskojaure

                                                    Aber - an einem Tag vom Alesjaure bis Sälka!? Da muss ich Deine 15 bis 18 Kilometer Tagesdurchschnitt auf den anderen Etappen neu einordnen und mir klar machen, dass ich wesentlich bescheidenere Etappen planen muss, falls ich mich mal von meinen bisherigen Komfort-Wanderautobahnen runtertrauen will. Dabei spukt mir der NKL doch schon lange im Kopf rum...

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                                                      • 19.05.2011
                                                      • 614
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                      An der Brücke war ich um 10:30 Uhr rum, ob du um die Zeit noch gepennt hast?

                                                      Die 25 km von Alesjaure nach Sälka an einem Tag gingen, weil ich gut erholt und der Weg echt einfach war. Ich hab zwar auf dem 3. Abschnitt einen höheren Tageskilometerdurchschnitt hingelegt als auf dem 2. Abschnitt, aber solche langen Tagesetappen waren eher die Ausnahme.

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                                                        Liebt das Forum
                                                        • 21.12.2003
                                                        • 13981
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                        Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                                        Da ich das Zimmer mit einem Schweizer teilte, kaufte ich kurz vor Ladenschluss noch schnell Ohropax im Shop, was sich später als weise Entscheidung herausstellte. Dank der Dinger hatte ich eine wunderbar ruhige und erholsame Nacht.
                                                        Läuft das jetzt schon unter Rassismus?
                                                        Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                                        Im Cuhcavaggi machte sich der Pfad dann sehr schnell rar, da hier wohl nur selten Leute gehen und die Vegetation die vorhandenen Spuren immer wieder überwächst.
                                                        ...
                                                        Ein Blick in die Karte verriet mir, dass sich für die nächste Zeit Sommer- und Winterweg den Verlauf teilen würden. Ein Blick in die Realität verriet mir, dass das nicht sein kann. Die Blockschuttstellen und Sümpfe mögen im Winter kein Problem sein, im Sommer plagt man sich auf der Winterroute nur unnötig.
                                                        Mit wachsamen Auge und etwas Glück beim Wiederfinden des Weges entwickelte ich aber dann doch noch eine Art Gespür, wo es langgehen könnte und so wurden die Zeiten abseits des Pfades immer kürzer. Genervt war ich allerdings trotzdem ohne Ende.
                                                        Ja in dem Tal kann man im Frühsommer herrlich Wegsuche spielen, mir ging es letzten Juli nicht wirklich besser. Kombiniert eingezeichnet heisst wirklich nicht immer gleicher Verlauf, aber 100m Distanz (Die die Wege ja oft nicht voneinander haben) sind auf der Karte 1 mm und nicht wirklich darstellbar.
                                                        Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                                        Gegen Mittag stand dann eine Furt an, für die ich besser meine Hose ausgezogen hätte, statt sie nur bis über die Knie hochzukrempeln. Da ich aber ohnehin erst einmal Pause gemacht habe, waren die Hosenbeine bis zum Weitergehen wieder einigermaßen trocken, so dass mich das groß gestört hat. Außerdem wurde meine Laune dadurch aufgebessert, dass kurz nacheinander zwei Rentiere recht nah an mir vorbei liefen und ich somit endlich mal wieder welche aus der Nähe sehen konnte.

                                                        Nach der Furt wandelte sich die Landschaft. Statt saftiger Wiesen gab es jetzt viel Geröll und Fels. Das hatte den Vorteil, dass den Wegmarkierern mehr Material zur Verfügung stand. Leider haben sie darauf verzichtet, diesen Vorteil zu nutzen, und daher sahen die meisten Wegmarkierungen so aus:
                                                        Hast du ungefähr dort gefurtet wo sie auf der Karte eingezeichnet ist? Mir, und drei Schweden, sah das letztes Jahr nicht so wirklich danach aus, so dass wir erst weiter oben im Tal gefurtet haben. - Markierungen gab es in dem Bereich auf beiden Seiten des Flusses immer wieder mal - aber mehr verwirrend als helfend.
                                                        Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                                        Zumindest bis zur norwegischen Grenze. Denn da war der Weg plötzlich verschwunden.
                                                        Laut Karte verläuft der NKL südlich des Vanas, folgt eine Weile der Grenze und wendet sich dann nach Norden. Die orangene Markierung führt allerdings nördlich des Vanas zum Grenzpunkt Rr 259A. Also musste ich einen knappen halben Kilometer nach Westen gehen, um wieder auf den NKL zu stoßen. Da die Norweger aber weitaus besser markieren als die Schweden, war der Pfad schnell gefunden und ich konnte meinen Weg zur Gautelishytta fortsetzen.
                                                        Sei froh hattest du keinen Nebel, da kann man sich dort gut verfransen...
                                                        Der veränderte Wegverlauf ist etwas komisch: Auf meinen beiden Karten (1998 und 2006) ist der Verlauf runter zur Furt am Ivarsten eingezeichnet, aber schon 2003 als ich das erste Mal in der Ecke unterwegs war (und von Norwegen kommend dem alten verlauf gefolgt bin) gab es eine Auflage der BD6 mit dem aktuellen Verlauf. Da ich dann mehr oder weniger frei nach Schnauze auf den weiteren Weg nach Hukejaure zurückgekehrt bin, könnte ich mir vorstellen dass der Weg gar nie wirklich da unten rum geführt hat - ursprünglich ging er wohl beim Ivarsten über eine Brücke und am Südufer des Vanasjaure nach Hukejaure.

                                                        Gruss
                                                        Henning
                                                        Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                                        nur unpassende Kleidung.

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                                                          • 19.05.2011
                                                          • 614
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                                                          #29
                                                          AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                          Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                                          Läuft das jetzt schon unter Rassismus?
                                                          Nachdem der Kerl an dem Tag von Abisko bis Alesjaure gelaufen ist, kann man ihn wohl nur in Bezug auf nächtliche Geräuschemmissionen als Schnarcher bezeichnen. Womit dann auch der Beweis erbracht wäre, dass nicht alle Schweizer langsam sind. (Das war jetzt Rassismus )

                                                          Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                                          Kombiniert eingezeichnet heisst wirklich nicht immer gleicher Verlauf, aber 100m Distanz (Die die Wege ja oft nicht voneinander haben) sind auf der Karte 1 mm und nicht wirklich darstellbar.
                                                          Das sind die Schattenseiten der 1:100.000er Karten. Aber mit kleineren Maßstäben schleppt und zahlt man sich halt zu Tode.

                                                          Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                                          Hast du ungefähr dort gefurtet wo sie auf der Karte eingezeichnet ist? Mir, und drei Schweden, sah das letztes Jahr nicht so wirklich danach aus, so dass wir erst weiter oben im Tal gefurtet haben. - Markierungen gab es in dem Bereich auf beiden Seiten des Flusses immer wieder mal - aber mehr verwirrend als helfend.
                                                          Die Furt war an der verzeichneten Stelle, und es führten auch einigermaßen erkennbare Markierungen hin und wieder weg.
                                                          Bei den Markierungen hatte ich manchmal den Eindruck, dass Wanderer da eigenmächtig Alternativen anlegen. Ich hab zwar ab der Furt auch angefangen, Markierer zu spielen, aber ich hab mich drauf beschränkt, umgefallene Platten wieder aufzustellen oder zu keine Steinhaufen etwas zu vergrößern. Neu angelegt hab ich nicht

                                                          Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                                          Der veränderte Wegverlauf ist etwas komisch: Auf meinen beiden Karten (1998 und 2006) ist der Verlauf runter zur Furt am Ivarsten eingezeichnet, aber schon 2003 als ich das erste Mal in der Ecke unterwegs war (und von Norwegen kommend dem alten verlauf gefolgt bin) gab es eine Auflage der BD6 mit dem aktuellen Verlauf.
                                                          Ich hab die BD 6 von 2009 und da geht der NKL über den Ivarsten... komisch.

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                                                            Fuchs
                                                            • 18.06.2014
                                                            • 1591
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                                                            AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                            Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                                            An der Brücke war ich um 10:30 Uhr rum, ob du um die Zeit noch gepennt hast?
                                                            Um 10:30 habe ich dann wohl doch langsam mein Frühstück beendet und meinen unten zu sehenden Krempel gepackt (die Wäsche hatte ich aber nachts schon vor dem Regen retten müssen, war dann morgens leider noch nicht ganz trocken). Als ausgesprochenes Murmeltier strecke ich nur selten vor Neun meine Nase aus dem Zelt.



                                                            Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                                            Die 25 km von Alesjaure nach Sälka an einem Tag gingen, weil ich gut erholt und der Weg echt einfach war. Ich hab zwar auf dem 3. Abschnitt einen höheren Tageskilometerdurchschnitt hingelegt als auf dem 2. Abschnitt, aber solche langen Tagesetappen waren eher die Ausnahme.

                                                            "Echt einfach" beschreibt allerdings auch alle Wege, die ich bisher gegangen bin (Laugavegur, Padjelantaleden, Hardangervidda Ost-West und Kungsleden von Kvikkjokk nach Abisko). Auf 25 km bin ich auch da nur selten gekommen. Deshalb ist mir Dein toller Bericht nicht nur eine wundervoll unterhaltsame Lektüre, sondern zeigt mir auch, dass ich auf anderen Wegen u.U. mehr Zeit einplanen muss.

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                                                              Fuchs
                                                              • 17.08.2008
                                                              • 1503
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                                                              #31
                                                              AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                              Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                                              Der veränderte Wegverlauf ist etwas komisch: Auf meinen beiden Karten (1998 und 2006) ist der Verlauf runter zur Furt am Ivarsten eingezeichnet, aber schon 2003 als ich das erste Mal in der Ecke unterwegs war (und von Norwegen kommend dem alten verlauf gefolgt bin) gab es eine Auflage der BD6 mit dem aktuellen Verlauf. Da ich dann mehr oder weniger frei nach Schnauze auf den weiteren Weg nach Hukejaure zurückgekehrt bin, könnte ich mir vorstellen dass der Weg gar nie wirklich da unten rum geführt hat - ursprünglich ging er wohl beim Ivarsten über eine Brücke und am Südufer des Vanasjaure nach Hukejaure.
                                                              Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                                              Ich hab die BD 6 von 2009 und da geht der NKL über den Ivarsten... komisch.
                                                              Als Kartenfetischisten haben wir auch die BD6 vom November 2012 hier liegen. Habe eben nachgeguckt - wie in der Onlineversion ist der Weg nun korrekt eingezeichnet, so wie er wohl auch verläuft. Wir sind 2006 von Gautelis kommend auch unten am Ivarsten gelandet, weil der Weg nun mal so eingezeichnet war und wir ihn suchten. Da wir nach Hukejaure wollten, sind wir einfach gefurtet und auf einem sehr gut markierten, wenn auch nicht eingezeichneten Weg bis Hukejaure weitergelaufen.

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                                                                • 586
                                                                • Privat


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                                                                AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                Bin begeistert, verschlinge jeden neuen Beitrag.
                                                                Freu mich auf mehr!
                                                                Auf meinem Blog Longing for the Horizon:
                                                                Pamir Highway 2019 / Sarek 2018 / Padjelantaleden 2017 / 4500km Radtour Berlin-Nordkapp 2017 / Kungsleden 2015 / Kungsleden 2014 / Israel-Hike 2014 und viele kleinere Radtouren (Berlin - Kopenhagen / Prag - Berlin etc.)

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                                                                  Dauerbesucher
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                                                                  • 614
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                                                                  AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                  15. Tag, 21.07.2014

                                                                  Der Tag begann, wie der letzte aufgehört hat: mit Rentieren. Diesmal aber nur ein Handvoll Tiere, die sich auch gleich aus dem Staub machten, als ich den Kopf aus dem Zelt steckte.

                                                                  Auf dem Weg Richtung Skoaddejavrihytta waren die Spuren des gestrigen Ereignisses nicht zu übersehen. Überall Hufspuren, Fellfetzen und Köttel. Da die Herde (wohl zufällig) dem NKL gefolgt war, war meine Wasserversorgung auf Grund der allgegenwärtigen Hinterlassenschaften erst einmal stark eingeschränkt.
                                                                  Nach zwei Kilometern sah ich dann in der Entfernung noch einmal mehr als nur Spuren.



                                                                  Landschaftlich war die heutige Etappe wirklich was besonderes. Sehr schroff und felsig, mit nur sehr wenig Grün. Karger geht es wohl fast nicht.





                                                                  Auf der Hochebene vor der Hütte hatte ich in Sachen Vogelwelt dann auch noch Glück.


                                                                  Seeadler

                                                                  Da ich die Hütte schon vormittags erreichte, hielt ich mich gar nicht lang dort auf und zog weiter.
                                                                  Der steinige Weg machte meinen Füßen zwar bald wieder Probleme, aber noch konnte die grandiose Landschaft davon ablenken.



                                                                  Lange würde die Ablenkung nicht mehr funktionieren, denn je näher ich der Sitashytta kam, desto mehr graute mir vor den Dingen, die mir harrten.
                                                                  Gegen Mittag erreichte ich dann die Kante der Hochfläche, von der aus das Grauen auch erstmalig sichtbar wurde.


                                                                  in der Entfernung sieht man sie schon...

                                                                  Bevor ich vor Selbstmitleid darüber zerfliessen konnte, dass es von der Talsohle an für fast 15 km auf einer Schotterstraße weitergehen würde, musste ich erst einmal lebend dort ankommen. Und das stellte sich als gar nicht so leicht heraus.
                                                                  Der Abstieg war zwar nicht übermäßig lang, aber dafür kraftraubend und stellenweise gefährlich.

                                                                  Bei den zu überwindenden Geröllfeldern reichte die Spanne von großen Blöcken, bei denen man schon mal die Hände einsetzen musste, um weiter zu kommen bis hin zu kleineren Steinen, die nicht immer liegen blieben, wenn man drauf trat.
                                                                  Zu allem Überfluss lag an manchen Stellen noch Schnee, der heute noch keine Sonne gesehen hatte und deswegen recht hart war. Die Krönung war ein sehr steiles Schneefeld, das ich rückwärts heruntersteigen musste, weil ich sonst zu wenig Halt mit den Stöcken gehabt hätte.
                                                                  An einem Wasserfall machte ich dann erst einmal Mittagspause, um mir und meinen Füßen Gelegenheit zur Erholung zu geben. Beim Blick über die Berge bemerkte ich, dass auf einem ein Mast stand und in mir keimte die Hoffnung auf, dass ich hier Handyempfang haben könnte. Dies bestätigte sich auch und so konnte ich nach der Pause den Abstieg mit dem Wissen fortsetzten, dass ich hier im Notfall Hilfe rufen könnte.
                                                                  Ich bin sonst zwar nicht unbedingt zimperlich, was das angeht (ich nehme auch keinen PLB oder ähnliches mit nach Skandinavien), aber hier war ich echt froh um den Mobilfunkempfang.

                                                                  Da ich während der Pause mehrere Autos auf der Straße gesehen habe, standen die Chancen für mich nicht schlecht, dass ich zumindest einen Teil der Straße per Daumentaxi hinter mich bringen könnte.
                                                                  Auf den ersten Kilometern war aber erst einmal Verkehrsruhe, und als dann ein Auto kam, fuhr es in die falsche Richtung.
                                                                  Erst nach drei Kilometern näherte sich von hinten ein Auto, das dann sogar angehalten hat. Das norwegische Ehepaar wollte mich zuerst nicht mitnehmen und ist weitergefahren, aber nach 200 m haben sie es sich anders überlegt und mich doch noch eingesammelt. Sie wollten zwar nicht zur Sitashytta, aber zumindest ein Stückchen würden sie mich mitnehmen. Im Laufe der Fahrt beschlossen sie dann, einen kleinen Umweg zu fahren und mich doch bei der Hütte abzusetzen, worüber ich sehr froh war, da ich mir so einen Großteil des Straßenabschnitts sparen könnte.
                                                                  Leider wurde die Freundlichkeit der Norweger nach nur drei km von einer Schranke gestoppt, die die Straße nach Sitas versperrte. Also würden mir die letzten 9 km der Straße wohl nicht erspart bleiben.
                                                                  Ich verabschiedete mich von den Beiden und dankte ihnen nochmal herzlich für ihre Bemühungen und setzte meinen Weg wieder zu Fuß fort. Da die Schranke geschlossen war, machte ich mir erst gar keine Hoffnungen, dass ich nochmal per Anhalter weiterkommen würde, und so hielt sich sie Enttäuschung in Grenzen, als nach weniger als einem Kilometer dann doch ein Auto in meine Richtung fuhr und leider nicht anhielt.

                                                                  Da es noch etwas zu früh für meinen Geschmack war, das Zelt aufzustellen, ignorierte ich die recht schönen Zeltplätze auf dem Weg zum Sitasjaure und marschierte weiter der Hütte entgegen. Da aber am See der Berghang nahtlos ins Wasser übergeht, gab es für mehrere Kilometer keinen ebenen Flecken, auf dem ich mein Zelt hätte aufstellen können. Selbst bei der Hütte war Fehlanzeige und erst einen weiteren halben km später hab ich einen passenden Flecken gefunden, der dann aber gleich richtig gut war. Mit fließendem Wasser zum kochen nah am Zelt und dem See zum Baden nicht weit, beschloss ich, erst einmal ein Bad zu nehmen und meine Klamotten zu waschen.
                                                                  Als ich die Hand in den See hielt, änderte ich meine Pläne zur Wassernutzung sofort. Trinkwasser aus dem See und Reinigung am Bach. Der Sitasjaure war nämlich eiskalt. Mehr als 4 °C kann das Wasser nicht gehabt habe und so verabschiedete ich mich von dem Gedanken, planschen zu gehen und spulte nur das normale Programm runter.



                                                                  Obwohl die heutige Etappe auch ohne die 3 km im Auto noch sehr lang gewesen war, freute ich mich trotzdem, denn ich hatte jetzt nur noch knappe 1,5 km Straße vor mir.

                                                                  Da ich um Mitternacht zufällig mal kurz wach war, nutzte ich die Gelegenheit, mal festzuhalten, wie hell es auch ohne Mitternachtssonne noch ist.

                                                                  Zuletzt geändert von GandalftheGrey; 21.06.2015, 14:04.

                                                                  Kommentar


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                                                                    • 543
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                                                                    AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                    Ganz, ganz toller Bericht ! Da kommen viele Erinnerungen wieder hoch! In der Tat ist der Weg von Abisko bis zur Lappjord - Hütte nicht ganz so toll, jedenfalls bis es von der Straße rüber zur Grenze geht! Habe mich da böse verschätzt und bin das an einem ziemlich langen Tag gegangen! Aber Trampen oder Busfahren ging ja nicht Bin gespannt wie es weiter geht!

                                                                    Beste Grüße Simon
                                                                    NPL 2013 - It's not the fart that kills you, it's the smell! - Petter Solberg

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                                                                      • 1591
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                                                                      AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                      Danke für die schöne Sonntagvormittagslektüre, ich habe die BD 7 in meinem Regal gefunden und bin auf der Karte mitgewandert. Jetzt weiß ich auch, wo die ganzen Rentiere waren, die ich kurz vorher auf dem Kungsleden vermisst habe. Freue mich schon auf die Fortsetzung.

                                                                      Kommentar


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                                                                        • 13981
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                        Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                                                        Lange würde die Ablenkung nicht mehr funktionieren, denn je näher ich der Sitashytta kam, desto mehr graute mir vor den Dingen, die mir harrten.
                                                                        Gegen Mittag erreichte ich dann die Kante der Hochfläche, von der aus das Grauen auch erstmalig sichtbar wurde.


                                                                        in der Entfernung sieht man sie schon...
                                                                        Ich habe echt das Gefühl die meisten Wanderer machen sich da selber im Kopf kaputt. Mir hat die Strasse damals, obwohl ich vorher auch nur die negativen Beurteilungen gelesen hatte, gar nichts ausgemacht. Ich habe es versucht positiv zu sehen: Keine Wegsuche, keine Stolper- und Umknickgefahr - Also die Möglichkeit die Landschaft ohne grosse Ablenkung zu geniessen. Aber ich hatte ja auch einen absoluten Prachtstag nach einem Regen-/Nebeltag und die Strasse gleich am Morgen nach dem Aufbruch von der Sitashytta das macht es vielleicht etwas einfacher.
                                                                        Und im Hinterkopf waren auch immer noch die 2 Tage Schotterstrasse 2 Jahre vorher, da war das kaum der rede wert.
                                                                        Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                                                        Bevor ich vor Selbstmitleid darüber zerfliessen konnte, dass es von der Talsohle an für fast 15 km auf einer Schotterstraße weitergehen würde, musste ich erst einmal lebend dort ankommen. Und das stellte sich als gar nicht so leicht heraus.
                                                                        Der Abstieg war zwar nicht übermäßig lang, aber dafür kraftraubend und stellenweise gefährlich.
                                                                        Die Gegenrichtung ist da definitiv einfacher aber anstrengend ist der Aufstieg auch.

                                                                        Gruss
                                                                        Henning
                                                                        Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                                                        nur unpassende Kleidung.

                                                                        Kommentar


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                                                                          Alter Hase
                                                                          • 31.01.2011
                                                                          • 2501
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                          Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                                                          Lange würde die Ablenkung nicht mehr funktionieren, denn je näher ich der Sitashytta kam, desto mehr graute mir vor den Dingen, die mir harrten.
                                                                          Gegen Mittag erreichte ich dann die Kante der Hochfläche, von der aus das Grauen auch erstmalig sichtbar wurde.


                                                                          in der Entfernung sieht man sie schon...

                                                                          Bevor ich vor Selbstmitleid darüber zerfliessen konnte, dass es von der Talsohle an für fast 15 km auf einer Schotterstraße weitergehen würde,
                                                                          Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                                                          Ich habe echt das Gefühl die meisten Wanderer machen sich da selber im Kopf kaputt. Mir hat die Strasse damals, obwohl ich vorher auch nur die negativen Beurteilungen gelesen hatte, gar nichts ausgemacht.
                                                                          Da ist jeder Mensch wohl unterschiedlich......
                                                                          Mir persönlich würde diese 15 km Straßenwanderung auch so richtig den Trekkingtag vermiesen
                                                                          Aber ich würde die Straße wahrscheinlich nicht langlaufen, sondern nur queren und weglos weiterwandern. Wenn man weglos Richtung Nordwesten über das Kjørdafjellet wandert stößt man nach 5 bis 6 km auf meine Route, die am Middagsvatnet vorbeiführt und dann beim Forsvatnet wieder zurück auf den NKL stößt. Auf dieser Strecke hat man zwar keine Straße, dafür aber eine häßliche Hochspannungsleitung, was auch nicht gerade das Gelbe vom Ei ist.
                                                                          So ganz kann man in diesem Gebiet die Zivilisation wohl leider nicht meiden

                                                                          Ansonsten: sehr interessanter Bericht. Bin gespannt wie es weitergeht
                                                                          www.trekking.magix.net

                                                                          Kommentar


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                                                                            Dauerbesucher
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                                                                            • 614
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                            16. Tag, 22.07.2014

                                                                            Dank der Lage im Talkessel erreichte mich die Sonne heute morgen etwas später, so dass ich länger schlafen konnte. Das kompensierte sie dann aber hundsgemeinerweise mit mehr Kraft, so dass ich schon am frühen Vormittag gebraten wurde.

                                                                            Die Straße und den leichten Anstieg zum Filtinden hab ich noch einigermaßen hinter mich bringen können, aber als der Aufstieg entlang der Stromleitung zum Hochtal zwischen Filtinden und Baugefjellet zu bewältigen war, hat es mich beinahe niedergestreckt. Auf einem knappen halben Kilometer geht es schnurstracks 100 Hm aufwärts ohne jede Kehre. Die Anstrengung des Aufstiegs in Verbindung mit der sengenden Sonne haben meinen Kreislauf gefährlich nach unten gebracht.

                                                                            Glücklicherweise gab es an der Stelle, wo der Pfad die Leitung quert, einen kleinen Bach, an dem ich mich erfrischen konnte.
                                                                            Der Rest des Aufstiegs war dann flacher und einfacher, und außerdem kam ein kühlender Wind auf. Bald erreichte ich den Abstieg zum Baugevatnet und dort verlor die Sonne erst einmal sämtlichen Schrecken.




                                                                            Baugevatnet

                                                                            Nach dem recht leichten Abstieg machte ich eine kurze Pause, um die Kühle, die vom See ausging, voll auszukosten, und ging dann weiter nach Südosten, um das Paurofjellet zu umrunden.
                                                                            Am Auslass des Sees fand ich dann den wohl bisher größten Zelt-/Campingplatz, den ich je Lappland gesehen habe.



                                                                            Bretteben und Platz für dutzende von Zelten, mit Wasser direkt nebendran. Allerdings ist er erst nach der Schneeschmelze verwendbar, vorher ist er etwas nass.

                                                                            Kurz nach dem Zeltplatz erreichte ich dann die Brücke, die wieder mal wenig vertrauenserweckend aussah.



                                                                            Hier wollte ich Mittagspause machen, da es laut Karte eine Rasthütte geben sollte. Die war aber nicht mehr da und so machte ich es mir auf dem Holzstapel neben der Brücke gemütlich und genoss den kühlen Wind, der vom See her wehte.

                                                                            Nach kurzer Zeit kam dann ein Wanderer mit Hund aus Richtung Pauro vorbei, aber das Gespräch war eher kurz, da er noch einiges an Weg schaffen wollte.

                                                                            Auf dem Weg um das Paurofjellet ging es dann ein kurzes Stück auf schwedischem Boden weiter, wobei die Norweger hier durchgehend ihre Markierung beibehalten haben.


                                                                            in Grenznähe

                                                                            Der Pfad ging dabei die ganze Zeit bergauf und erst kurz vor dem Bovrojavri ging es wieder nach unten.




                                                                            Bovrojavri

                                                                            Nach dem Erreiched des Sees stand ich vor dem gleichen Problem wie gestern: keine trockene ebene Fläche vorhanden und so erreichte ich dann am späten Nachmittag die Paurohytta. Bei der es aber auch keinen vernünftigen Zeltplatz gab, da alle ebenen Flächen klatschnass waren.
                                                                            Dafür war dann die kleine der beiden Hütten offen und ich beschloss, heute mal wieder eine Hüttenübernachtung einzulegen. Da da aber gerade niemand da war, musste ich noch eine Weile warten, bis mir jemand die andere Hütte aufsperrte. Während der Wartezeit konnte ich dann die zahlreichen Kühlboxen und Wassermelonen und dergleichen bewundern, die überall herumstanden. Dabei waren doch nur vier Personen in der Hütte einquartiert, zwei davon Teenager... wer hat das alles hergeschleppt?

                                                                            Die Antwort zu dieser Frage machte dann um 22:00 lautstark auf sich aufmerksam.



                                                                            Auch eine Möglichkeit, Urlaub zu machen. Man niste sich drei Tage in ner Wanderhütte ein, zu der man sich fliegen hat lassen und macht dann Tagestouren mit der Angel.
                                                                            Zuletzt geändert von GandalftheGrey; 31.03.2016, 08:58. Grund: Name korrigiert

                                                                            Kommentar


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                                                                              Alter Hase
                                                                              • 31.01.2011
                                                                              • 2501
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                              Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                                                              16. Tag, 22.07.2014

                                                                              Unglaublich wieviel Schnee da noch war. Ich war ein Jahr zuvor dort, fast die gleiche Zeit (17.Juli), da war der See komplett eisfrei,......dafür war das Wetter aber auch richtig mies.


                                                                              Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                                                              Hier wollte ich Mittagspause machen, da es laut Karte eine Rasthütte geben sollte. Die war aber nicht mehr da und so machte ich es mir auf dem Holzstapel neben der Brücke gemütlich und genoss den kühlen Wind, der vom See her wehte.
                                                                              Das ist ja merkwürdig Wurde sie abgerissen??
                                                                              Ein Jahr zuvor stand sie noch da.
                                                                              www.trekking.magix.net

                                                                              Kommentar


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                                                                                Fuchs
                                                                                • 17.08.2008
                                                                                • 1503
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                                Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                                                Das ist ja merkwürdig Wurde sie abgerissen??
                                                                                Ein Jahr zuvor stand sie noch da.
                                                                                Der NOT meint auf seiner Homepage: "tatt av snøskred april 2014".
                                                                                Eine Lawine hat sie das Leben gekostet ...

                                                                                Kommentar


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                                                                                  • 614
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                                  17. Tag, 23.07.2014

                                                                                  Da ich heute mal nicht in einem Backofen aufgewacht bin, konnte ich ausnahmsweise mal länger schlafen. Ich war ohnehin unschlüssig, ob ich nicht vielleicht endlich mal einen Ruhetag einlegen sollte, wenn ich schon in einer Hütte war.
                                                                                  Ein Blick aus dem Fenster änderte meine Meinung aber prompt.



                                                                                  Bei so einem Anblick kriegt man einfach Wanderlaune. Außerdem war es heute mal verhältnismäßig kühl und ich war nicht gewillt, gutes Wanderwetter an einen Ruhetag zu verschwenden. Also fix den Rucksack wieder vollgestopft und los ging es mit flottem Schritt über die Landbrücke durch den Borojavri. Zumindest für eine knappe viertel Stunde. Dann war eine Vollbremsung angesagt.



                                                                                  Wer (richtig) rudern kann, ist hier klar im Vorteil... paddeln geht zwar auch, ist aber in den Nussschalen nicht sehr geradlinig.
                                                                                  Das Übersetzen lässt sich in folgende Schritte aufteilen:

                                                                                  1.) sperriges und relativ schweres Boot losbinden und zum Wasser zerren
                                                                                  2.) quer zur von Nord nach Süd (im Bild von rechts nach links) fließenden Strömung paddeln, dabei vermeiden, von Eisschollen (nicht im Bild) getroffen zu werden und/oder abgetrieben zu werden
                                                                                  3.) Boot an Land ziehen, damit es nicht abgetrieben wird
                                                                                  4.) zweites Boot losbinden, zum Wasser zerren und mit Boot 1 vertäuen
                                                                                  5.) Boot 1 wieder ins Wasser schieben, quer zur Strömung zurück paddeln, dabei ständig von Boot 2 ausgebremst werden, welches überall hin treibt nur nicht dort, wo man hin will, dabei auf Eisschollen achten und versuchen, den Kurs zu halten
                                                                                  6.) Boot 1 an Land ziehen, damit es nicht abgetrieben wird
                                                                                  7.) Boot 2 an Land ziehen und zum Vertäuungspunkt zerren, dort ordentlich festmachen und die Ruder nicht vergessen
                                                                                  8.) Rucksack in Boot 1 laden
                                                                                  9.) gegen besagte Strömung paddeln, dabei aufpassen, dass man nicht abgetrieben oder von Eisschollen getroffen wird
                                                                                  10.) Boot an Land ziehen, Rucksack ausladen, das Boot zum Vertäuungspunkt zerren, dort ordentlich festbinden und die Ruder nicht vergessen
                                                                                  11.) den NOT verfluchen, weil sie keine Brücke gebaut haben
                                                                                  12.) den STF verfluchen, weil sie keine Brücke bei der Landbrücke mit der Renvaktarstuga 5 km südöstlich gebaut haben, was auch noch 10 km Weg sparen würde

                                                                                  Und schon ging es weiter.
                                                                                  Allerdings nicht dorthin, wo die Karte hinwollte.


                                                                                  grün: markierter Verlauf; rot: in der Karte verzeichneter Verlauf

                                                                                  Der Weg war nicht schwierig und so stand ich dann nach einer halben Stunde vor der Brücke über den Noaidejavri. Oder sollte ich lieber Furt sagen? Ich weiß nicht... stimmt beides.


                                                                                  Blick zurück nach der Überquerung

                                                                                  Einen Kilometer nach der Brücke kam die schwedische Grenze. Und so wie es aussah, hatte die Markierung kein Visum, denn ab Punkt Rr 252 war sie weg. Da ich keine Lust auf ein zweites Osterfest hatte, machte ich mich auf eigene Faust auf nach Süden und pfiff auf die Markierung. Nach zwei Kilometern fand ich sie aber durch Zufall wieder und folgte ihr durch einen neu gebauten Rentierzaun bis kurz vor den Marggojåhkå, wo sie wieder verschwand.
                                                                                  Da der Fluß recht gut gefüllt war, musste ich ohnehin eine Weile suchen, bis ich eine stiefeltaugliche Watstelle gefunden habe, so dass ich hier ohnehin vom Pfad abgewichen wäre.

                                                                                  Diesmal dauerte es aber nur ein paar Minuten, bis ich sie wieder hatte und ich nahm mir vor, sie ab jetzt wirklich nicht mehr aus den Augen zu lassen.

                                                                                  Leider sorgte dieser Vorsatz dafür, dass ich halb am Rentierzaun verzweifelte, der mehrmals den Pfad querte und ich daher jedes Mal drübersteigen musste. Zum Glück war der Zaun sehr niedrig und an den Pfosten nur oben und unten mit Nägeln eingehängt, so dass man mit langen Beinen drüber kann, ohne Schaden anzurichten.

                                                                                  Am Skuogejavrre schlug ich dann bei erstbester Gelegenheit mein Zelt auf, da die Karte in Sachen Zeltplatzgelegenheiten nichts Gutes verhieß.
                                                                                  Beim Abendessen musste ich dann verärgert feststellen, dass auch auf dieser Tour ein Paar Schuhe größeren Schaden genommen hatte. Diesmal waren es aber die Sandalen, die im Sterben lagen. Obwohl ich sie kaum beansprucht hatte. Ich führte umgehend eine Not-OP mit Freesole durch und hoffte, dass die Patienten am nächsten Morgen außer Lebensgefahr sein würden, denn obwohl ich sie abgesehen vom Zeltplatz nur selten gebraucht habe, so waren sie dennoch beim furten tiefer Flüsse zwingend erforderlich.

                                                                                  Tut mir Leid, dass es nach der Brücke keine Bilder für heute gab, aber irgendwie hab ich an dem Tag fast nicht fotografiert. Weiß selbst nicht, warum.
                                                                                  Zuletzt geändert von GandalftheGrey; 19.08.2014, 18:57.

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                                    Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                                                                    Da ich heute mal nicht in einem Backofen aufgewacht bin, konnte ich ausnahmsweise mal länger schlafen. Ich war ohnehin unschlüssig, ob ich nicht vielleicht endlich mal einen Ruhetag einlegen sollte, wenn ich schon in einer Hütte war.
                                                                                    Ein Blick aus dem Fenster änderte meine Meinung aber prompt.



                                                                                    Bei so einem Anblick kriegt man einfach Wanderlaune. Außerdem war es heute mal verhältnismäßig kühl und ich war nicht gewillt, gutes Wanderwetter an einen Ruhetag zu verschwenden.
                                                                                    Auch ein Ruhetag macht doch bei dem Wetter riesig Spass. Muss ja nicht immer abwettern sein...
                                                                                    Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                                                                    1.) sperriges und relativ schweres Boot losbinden und zum Wasser zerren
                                                                                    2.) quer zur von Nord nach Süd (im Bild von rechts nach links) fließenden Strömung paddeln, dabei vermeiden, von Eisschollen (nicht im Bild) getroffen zu werden und/oder abgetrieben zu werden
                                                                                    3.) Boot an Land ziehen, damit es nicht abgetrieben wird
                                                                                    4.) zweites Boot losbinden, zum Wasser zerren und mit Boot 1 vertäuen
                                                                                    5.) Boot 1 wieder ins Wasser schieben, quer zur Strömung zurück paddeln, dabei ständig von Boot 2 ausgebremst werden, welches überall hin treibt nur nicht dort, wo man hin will, dabei auf Eisschollen achten und versuchen, den Kurs zu halten
                                                                                    6.) Boot 1 an Land ziehen, damit es nicht abgetrieben wird
                                                                                    7.) Boot 2 an Land ziehen und zum Vertäuungspunkt zerren, dort ordentlich festmachen und die Ruder nicht vergessen
                                                                                    8.) Rucksack in Boot 1 laden
                                                                                    9.) gegen besagte Strömung paddeln, dabei aufpassen, dass man nicht abgetrieben oder von Eisschollen getroffen wird
                                                                                    10.) Boot an Land ziehen, Rucksack ausladen, das Boot zum Vertäuungspunkt zerren, dort ordentlich festbinden und die Ruder nicht vergessen
                                                                                    Kommt mir irgendwie bekannt vor Nur dass ich den Rucksack glaub bei der ersten Querung mitgenommen habe, natürlich nicht auf Eisschollen achten musste und noch Punkt 1 bzw. 4 a) "Über mangelnde Knotenkenntnisse der Vorbenutzer ärgern" hinzufügen könnte.
                                                                                    Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                                                                    11.) den NOT verfluchen, weil sie keine Brücke gebaut haben
                                                                                    12.) den SNT verfluchen, weil sie keine Brücke bei der Landbrücke mit der Renvaktarstuga 5 km südöstlich gebaut haben, was auch noch 10 km Weg sparen würde
                                                                                    Wer soll SNT sein?
                                                                                    Diese beiden Punkte sind unnötig, denn es gab an beiden Orten Brücken, was das Schicksal der zweiten besiegelt hat weiss ich nicht (Fundamente sind noch zu sehen), die am Standort der Boote wurde, obwohl hoch und weit gespannt, so oft vom Schmelzwasser und dem Eis weggerissen oder beschädigt bis es dem NOT zu dumm wurde.
                                                                                    Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                                                                    Beim Abendessen musste ich dann verärgert feststellen, dass auch auf dieser Tour ein Paar Schuhe größeren Schaden genommen hatte. Diesmal waren es aber die Sandalen, die im Sterben lagen. Obwohl ich sie kaum beansprucht hatte. Ich führte umgehend eine Not-OP mit Freesole durch und hoffte, dass die Patienten am nächsten Morgen außer Lebensgefahr sein würden, denn obwohl ich sie abgesehen vom Zeltplatz nur selten gebraucht habe, so waren sie dennoch beim furten tiefer Flüsse zwingend erforderlich.
                                                                                    Da kommen ja noch mindestens zwei Stellen an denen du sie wohl gebraucht hast bei denen ich schon irgendwie gespannt bin wie sie aussahen.

                                                                                    Gruss
                                                                                    Henning
                                                                                    Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                                                                    nur unpassende Kleidung.

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      • 614
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                                      Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                                                                      Wer soll SNT sein?
                                                                                      Das ist der Svenska-Norske-Turistförening. Der ist entstanden, als ich beim Schreiben aufgepasst habe, dass ich NOT und DNT nicht durcheinanderbringe und dann beim STF falsch abgebogen bin.

                                                                                      Die Mitgliedschaft kostet 27,96 Euro im Monat und dafür kriegt man 30% Rabatt auf alle Zeltübernachtungen über 900 müN, wenn der Zeltplatz weiter als 2 km von einer Hütte entfernt ist.
                                                                                      Zuletzt geändert von GandalftheGrey; 19.08.2014, 19:09.

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Fuchs
                                                                                        • 10.06.2004
                                                                                        • 1232
                                                                                        • Privat


                                                                                        #44
                                                                                        AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                                        Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                                                                        [B]
                                                                                        Einen Kilometer nach der Brücke kam die schwedische Grenze. Und so wie es aussah, hatte die Markierung kein Visum, denn ab Punkt Rr 252 war sie weg. Da ich keine Lust auf ein zweites Osterfest hatte, machte ich mich auf eigene Faust auf nach Süden und pfiff auf die Markierung. Nach zwei Kilometern fand ich sie aber durch Zufall wieder und folgte ihr durch einen neu gebauten Rentierzaun bis kurz vor den Marggojåhkå, wo sie wieder verschwand.
                                                                                        Ja das kommt mir doch sehr bekannt vor. Ich hab vor einigen Jahren auf dem Abschnitt auch ständig die Markierung verloren und bin dann einfach meinen eigenen Weg gelaufen. Wirklich verlaufen kann man sich da ja nicht (außer vielleicht bei Nebel). Davon abgesehen echt klasse Dein Bericht. Bin jetzt endlich nach langer Zeit mal wieder dazu gekommen die vergangenen Reisetage nachzulesen und muss sagen, dass mir Dein ironisch-humoristischer Schreibstil echt Spaß macht (beispielsweise kannst Du sehr glaubhaft Deine "Begeisterung" über die Geselligkeit der Mücken zum Ausdruck bringen ). Die Bilder tun ihr ürbriges um den guten Gesamteindruck abzurunden.
                                                                                        Ich selbst war ab dem 17ten Juli in der Gegend weiter östlich unterwegs und hab den Eindruck, dass Du in Norwegen etwas besseres Wetter hattest als ich in Schweden. Trotz gutem Wetter und viel Sonnenschein kam doch oftmals zum Nachmittag hin noch ein bisschen mehr Bewölkung auf. Und der Regenschauer, dem Du am 19. Juli ausweichen konntest, ist in voller Härte über mir niedergegangen als ich grad im Kaskasavagge den Aufstieg zum Pyramidenpass gemacht hat. Bei dem warmen Wetter war das kein Vergnügen, ich glaube ohne Regenklamotten wäre ich weniger nass geworden.

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          • 614
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                                                                                          AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                                          Freut mich, wenn der Bericht gefällt!

                                                                                          Da gibt´s gleich noch was hinterher.

                                                                                          18.Tag, 24.07.2014

                                                                                          Die Feuchtigkeit vom See hat mich heute Nacht weitestgehend verschont und so konnte ich ohne lange Trocknungsmaßnahmen am Zelt zeitig loslegen.

                                                                                          Das Gestrüpp am hab ich bald hinter mir gelassen und mit der Aufmerksamkeit fest auf die Markierung gerichtet erreichte ich nach gut einer Stunde die Brücke über den Svartijåhkå.


                                                                                          Schon so ne Mischkonstruktion

                                                                                          Nach der Brücke musste ich mich entscheiden, ob ich den regulären Weg über die Røysvannhytta gehen sollte oder ob ich südöstlich des Svartitjåhkkå (Berg) querfeldein gehen sollte und mir ein paar Kilometer spare.
                                                                                          Ich hab mich dann trotzdem für den Weg über Norwegen entschieden, da ich eigentlich schon genug abgekürzt und getrickst habe. Außerdem wollte ich ein letztes Mal auf dem NKL nach Norwegen, denn bei der Route nach Kvikkjokk passiert man die Grenze nicht mehr.
                                                                                          Ich sollte ob dieser Entscheidung heute noch mehrfach laut fluchen...

                                                                                          Bereits wenige hundert Meter nach der Brücke machte sich die Markierung mal wieder rar. Das Gelände war aber an manchen Stellen nicht beliebig passierbar und so fand ich sie recht bald wieder. Ab hier wurde ich bis zur norwegischen Grenze zum hauptamtlichen Markierer. Ständig habe ich angehalten und Steinplatten wieder aufgerichtet, was in der Regel in wenigen Sekunden erledigt war. Nur selten musste ich größere Baumaßnahmen durchführen, um die Erkennbarkeit des Weges zu verbessern. Irgendwie schade, dass nicht mehr Leute so handeln...


                                                                                          Blick entlang des Svanijavrre Richtung Norwegen

                                                                                          Je näher ich Norwegen kam desto trüber wurde der Himmel. An den Bergkanten sammelten sich die Wolken und hingen quasi fest.


                                                                                          Blick zurück Richtung Schweden


                                                                                          vermutlich der Skuogecohkka

                                                                                          Nach dem See stand erst einmal wieder ein Anstieg an (Willkommen in Norwegen!). Als ich diesen erklommen hatte, tauchte ich in eine andere Welt ein. Statt sonnig und warm war es schlagartig trüb und kalt. Als ich Mittags die Røysvannhytta erreichte, zeigte das Thermometer dort 15°C. Das dürfte die kälteste Tagestemperatur auf der gesamten Tour gewesen sein, Regentage eingerechnet.
                                                                                          Nach einer kurzen Mittagspause vor der Hütte (die übrigens über eine Sauna verfügt) zog ich dann auch bald weiter.

                                                                                          Zurück in Schweden stellte ich erfreut fest, dass bei der Markierung die Norweger das Heft in der Hand behalten haben. Rote Kleckse, große Steinhaufen und ab und an ein rotes T ließen da keine Zweifel aufkommen. Als Bonus wurde auch noch das Wetter wieder besser.

                                                                                          Nach einer Stunde stand eine Wegkreuzung an, deren Beschilderung nicht sehr aufschlussreich war.



                                                                                          Gnädigerweise gab es ein Begleitschreiben zu den Schildern:



                                                                                          Ich folgte also weiter dem NKL und sah bald darauf, dass sich zwei Wanderer vor mir befanden, die in die gleiche Richtung gingen. Irgendwann müssen die beiden dann eine Pause abseits des Weges eingelegt haben, denn plötzlich waren sie hinter mir.



                                                                                          Als ich gerade dabei war, eine ziemlich große Steinplatte wieder aufzustellen, haben mich die beiden dann eingeholt. Die beiden kamen aus Hamburg und waren auf dem Weg nach Vaisaluokta.
                                                                                          Erst mal ging es alleine weiter, aber da die Markierung bisweilen trotz allem gesucht werden wollte, wurde die jeweils vorne laufende Partei so ausgebremst, dass wir am Ende dann doch irgendwie gemeinsam liefen.
                                                                                          Beim Zufluss des Sargajavrre war für mich mal wieder Sandaleneinsatz angesagt. Gut, dass ich die Dinger geklebt hatte. Die Furt hatte es in sich. Das Wasser war knietief und die Strömung so stark, dass die Stöcke zu vibrieren anfingen.



                                                                                          Nach der Furt ging es erst einmal wieder bergauf, was aber mit einem tollen Blick über die Seenlandschaft beim Sargajavrre belohnt wurde:



                                                                                          Überhaupt war das Gelände auf diesem Abschnitt sehr abwechslungsreich.



                                                                                          In der Entfernung schälte sich am Nachmittag dann auch das Ende des 3. Abschnitts aus den Wolken:


                                                                                          Akka

                                                                                          Gegen 17:00 Uhr erreichten wir dann mein Minimalziel, den Rikkekjahka.



                                                                                          Diesen konnte ich wieder ohne Sandalen furten, nur beim letzten Schritt hab ich ein kleines bisschen geschöpft.
                                                                                          Da ich hier keinen Zeltplatz fand, lief ich mit den beiden Hamburgern noch eineinhalb Stunden weiter bis zum Jiegnajavrasi. Dort waren die Zeltplätze zwar dank Felsen und nasser Stellen auch eher rar, aber wir haben es dann doch geschafft, zwei Zelte unterzubringen, wenn auch direkt nebeneinander. So hatte ich immerhin Gesellschaft beim Abendessen.
                                                                                          Für den Aufbau musste ich aber mal wieder auf natürliche Materialien zurückgreifen:



                                                                                          Da die beiden aber eher in der "spät ins Zelt und spät hinaus"-Ecke angesiedelt waren, war schon nach dem Abendessen wieder verabschieden angesagt, denn ich würde am nächsten Tag verschwunden sein, ehe die beiden aufstehen.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Alter Hase
                                                                                            • 30.05.2007
                                                                                            • 3996
                                                                                            • Privat


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                                                                                            AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                                            Herrlich
                                                                                            So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                            A. v. Humboldt.

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Dauerbesucher
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                                                                                              • 614
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                                                                                              AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                                              19. Tag, 25.07.2014

                                                                                              Meinen Zeltabbau und das morgendliche Prozedere hab ich heute mal weitaus leiser als sonst durchgeführt, da im Nachbarzelt noch Funkstille herrschte.
                                                                                              Nach einem kurzen Anstieg bis auf knapp unter 800 Hm sollte es von nun an langsam aber stetig bergab gehen, so dass ich dem Kahlfjäll bald für diesen Abschnitt auf Wiedersehen sagen musste.





                                                                                              Schon bald nahm das Grün in der Landschaft wieder zu und der Pfad führte öfter durch zwergwüchsiges Gestrüpp.



                                                                                              Kurz nach Mittag überquerte ich den vom Skajdevarre kommenden Bach und hielt es trotz der Hitze nicht für nötig, einen Wasservorrat einzupacken, was sich später als lästiger Lapsus herausstellen sollte.

                                                                                              Eine knappe halbe Stunde später kam ich an den Punkt nördlich des Valldajåhkå, an dem laut Karte der NKL eine scharfe Rechtskurve nach Westen beschreibt (Dieser Weg ist auch in der aktuellen Onlineversion so verzeichnet). Daher blickte ich etwas verdutzt und ungläubig, als ich die Markierung sah.



                                                                                              Laut Karte führte nur ein unmarkierter Trampelpfad in diese Richtung. Aber da ich aufgestellte Steine und zahlreiche Fußspuren sehen konnte, bin ich dann doch der wohl neuen Route gefolgt. Zumindest so lange, bis ich vor einem Sumpf stand, den ich nicht mal in Lundhags durchqueren wollte.
                                                                                              Hier war weder von Fußspuren noch von einer Markierung etwas zu sehen. Den Sumpf hab ich dann weiträumig umlaufen und fand auf der anderen Seite dann tatsächlich einen Pfad und auch Markierungen.


                                                                                              Blick zurück

                                                                                              Da ich langsam durstig wurde, konnte ich es nicht erwarten, bis der Pfad den in der Karte verzeichneten kleinen Bach erreichte, der auf halbem Weg zum Skardjejåhkå sein sollte. Leider war das nur ein kleines Rinnsal, das auch noch aus einem Sumpf kam, so dass ich lieber auf einen Drink verzichtete.
                                                                                              Am Fluss angekommen war nach dem Trinken erst einmal furten angesagt. Da auf der anderen Seite kein Weg erkennbar war, würde ich nach dem Queren wohl suchen müssen. Glücklicherweise gibt es, wenn man geradeaus aus dem Wald auf den Fluss zuläuft, eine Furtstelle, die man mit hochschaftigen Stiefeln bewältigen kann. Diese führt einen geradewegs zum Pfad.

                                                                                              Nach einem kurzen Waldstück, in dem der Weg kaum mehr erkennbar war, stand die nächste Furt an. Diesmal ging es über den Valldajåhkå und hier war der Fluss so tief, dass die Sandalen mal wieder herhalten mussten.

                                                                                              Das Wasser war angenehm kühl und ich beschloss, nach der Furt erst einmal meine Mittagspause nachzuholen. Bei der Gelegenheit nahm ich trotz vereinzelter Bremsen, die seit der Baumgrenze wieder unterwegs waren, ein Bad, um mich abzukühlen.

                                                                                              Nach der Pause wollte ich mich erfrischt und erholt auf den Weg machen, aber hier gab es keinen Weg. Ich suchte einen 200 m Streifen am Ufer ab und fand nichts. Da ich ohnehin nur knapp 2 km direkt nach Süden musste, bin ich dann auf eigene Faust los. Leider war das bei weitem nicht so leicht, wie ich mir vorgestellt hatte. Kaum durchdringbare Birkenwälder/-Gebüsche wechselten sich mit Sümpfen ab, so dass ich mehr im Zickzack lief als den geplanten Kurs zu halten.

                                                                                              Als ich wieder mal ein Sumpfloch umgehen wollte, stolperte ich schon fast über etwas Erfreuliches:


                                                                                              Die Bretter, die den Weg bedeuten

                                                                                              Endlich war ich wieder auf dem NKL! Auch wenn die gerade beendete Episode im Nachgang schon irgendwie Spaß gemacht hat, war ich froh, dass es von nun an immerhin einen Weg gab, wenn ich ihn suchen musste.

                                                                                              Zu verlieren war der NKL zwar von hier an nicht unbedingt, aber er hatte weiterhin seine Tücken. Zahlreiche Äste und umgestürzte Bäume machten das Vorwärtskommen bisweilen schwieriger als nötig.
                                                                                              Dazu kam die völlig verwahrloste Infrastruktur.
                                                                                              Kurz nach der ersten Brücke seit meiner Rückkehr zum NKL sah ich im Wasser die Reste einer anderen Brücke



                                                                                              und kurz darauf kam ich an ihren alten Standort.



                                                                                              Kurz vor der Sommerbrücke am Rautåive bekam ich plötzlich ein unstillbares Verlangen nach einer Machete.



                                                                                              Als ich die Sommerbrücke erreichte und mich ein schöner Zeltplatz anlachte, hab ich diesen dann gleich in Beschlag genommen, da die Karte mal wieder nichts Gutes in der Richtung prophezeite.



                                                                                              Für die nächsten Kilometer wohl nur Hang und wenig Wasser. Außerdem waren es von hier noch genau 20 km bis Vaisaluokta und dem Boot nach Ritsem, was eine schöne runde Zahl für die letzte Etappe des 3. Abschnitts war.
                                                                                              Beim Abendessen fiel mir auf, dass ich heute keine Menschenseele gesehen habe, wenn ich die Unterkunft der beiden Hamburger nicht berücksichtige.
                                                                                              Vor dem schlafengehen machte ich noch eine Bestandsaufnahme meiner Nahrungsreserven, damit ich schon mal abschätzen konnte, was ich in Ritsem alles kaufen musste. Viel würde es wohl nicht werden, da ich doch um einiges schneller war als ich in Absiko angesetzt habe und daher noch einiges an Futter übrig hatte.
                                                                                              Zuletzt geändert von GandalftheGrey; 23.08.2014, 21:15.

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Fuchs
                                                                                                • 17.08.2008
                                                                                                • 1503
                                                                                                • Privat


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                                                                                                AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                                                Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                                                                                Eine knappe halbe Stunde später kam ich an den Punkt nördlich des Valldajåhkå, an dem laut Karte der NKL eine scharfe Rechtskurve nach Osten beschreibt (Dieser Weg ist auch in der aktuellen Onlineversion so verzeichnet).
                                                                                                Nach Westen, oder? Wir sind vor 6 Jahren "geradeaus weiter", also nach Süden, um den Valldajåhkå gleich zu furten und so abzukürzen, das hatte ich in mehreren Berichten gelesen. Auch da kamen wir um einige Schlenker aufgrund diverser Sumpfstellen nicht herum. Vielleicht gibt es doch einen guten Grund, dass der Weg den Bogen nach Westen macht.

                                                                                                Schade, dass der Bericht bald fertig ist. Ich könnte noch ganz lange und viel davon lesen ...

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Dauerbesucher
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                                                                                                  • 614
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                                                  Das kommt davon, wenn beim Schreiben die Karte falsch rum liegt... Danke für Hinweis, ist korrigiert.

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Dauerbesucher
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                                                                                                    • 614
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                                                                                                    20. Tag, 26.07.2014

                                                                                                    Heute Nacht muss es irgendwann einmal ganz leicht genieselt haben. Das Zelt und die Sachen in den Apsiden waren mit Wasser benetzt. Das war aber nur minimal und nichts, was mich beim Zusammenpacken groß aufgehalten hätte.
                                                                                                    Der Himmel war jedenfalls komplett bedeckt.

                                                                                                    Der Pfad führte schon kurz nach dem Loslaufen mehr oder weniger aus der Baumgrenze heraus, so dass der heutige Abschnitt wenigstens nicht gänzlich ohne Aussicht auskommen musste.





                                                                                                    Meine gestrige Vorahnung in Sachen Zeltplätze bestätigte sich völlig. Bis zur Rautojaure-Schutzhütte gab es keinen Flecken, der Wasser und ebenen Boden halbwegs unter einen Hut brachte.

                                                                                                    Was es aber reichlich gab, waren kaputte Brücken, deren Todesumstände nicht immer Alter oder Wassermassen waren.



                                                                                                    Hier stand mal eine Brücke. Ihre Reste liegen verkohlt bachabwärts. Offenbar hat sie jemand abgefackelt.

                                                                                                    Altersmüdigkeit war aber auch vertreten.



                                                                                                    Der Nieselregen, den ich am Zelt gehabt hatte, war offenbar nur der äußerste Rand eines Regengebiets gewesen, denn je näher ich der Schutzhütte kam, desto nasser wurde das Buschwerk. Auch wenn ich heute mal nicht vor Hitze schwitzte, wurde ich klatschnass.

                                                                                                    Nach zwei Stunden erreichte ich die Schutzhütte, die sich in einem desolaten Zustand befindet. Die Müllhütte sieht aus, als wär darin was explodiert (was bei der Masse an leeren Gaskartuschen gar nicht so abwegig ist), und auch in der eigentlichen Hütte stapeln sich Abfall und Angelmagazine. Also verzichtete ich auf eine Pause und lief weiter.

                                                                                                    Nach der Hütte wurde das Gelände flacher und sumpfiger. Stellenweise ging es längere Strecken auf Bohlenwegen durch Moore, was dank der Feuchtigkeit und niedrigen Nutzungsfrequenz einiges an Aufmerksamkeit erforderte, um nicht auf dem Hintern zu landen.
                                                                                                    Die Moore hatten aber ach ihre guten Seiten:



                                                                                                    Zu Beginn meiner Tour haben die Moltebeeren noch nicht einmal geblüht. In den vergangenen 20 Tagen habe ich also auf dem Weg nach Süden die komplette "Fortpflanzungszeit" von der Blütenentwicklung bis zur Fruchtreife verfolgen können.

                                                                                                    Am Wegesrand fand ich ein frisch abgeworfenes Rentiergeweih, das mich anflehte, es mit nach Hause zu nehmen.



                                                                                                    Doch da ich ja noch einen Abschnitt des NKL vor mir hatte und ich das Teil nicht 190 km durch die Pampa schleppen wollte, ließ ich es zurück.

                                                                                                    Am späten Vormittag begegnete mir ein Wanderer, der nach Helemobotn unterwegs war. Die Frage nach dem Zustand des Weges beantwortete jeder von uns beiden mit "Das Schlimmste hast du noch vor dir."
                                                                                                    Ich hatte Recht...

                                                                                                    Mittags erreichte ich Akkajaure, an dessen Ufer ich meine Mittagspause machte.


                                                                                                    Der namensgebende Berg versteckte sich natürlich wie üblich hinter Wolken

                                                                                                    Ab dem Stausee verschlechterte sich der Weg wieder etwas, es gab zahlreiche morsche und glitschige Bohlenwege, aber ich kam trotzdem gut voran und erreichte um kurz vor 15:00 Uhr die Vaisaluoktastugan. Ein Blick auf den Bootsfahrplan hellte meine Laune noch weiter auf, denn in ca. 15 Minuten würde das letzte Boot für heute nach Ritsem fahren. Das würde mir mindestens einen halben Tag sparen, da ich morgen schon am späten Vormittag mit vollem Rucksack wieder auf dem NKL stehen würde, statt erst um halb Eins in Ritsem anzukommen und dann in 1,5 Std vom Boot zum Laden hetzten zu müssen, meinen Einkauf tätigen und dann wieder zurück zum Boot rennen zu müssen, da das letzte Boot nach Vaisaluokta schon wieder um 14:00 abfährt.

                                                                                                    Auf der Überfahrt versuchte ich, ein paar vernünftige Fotos vom Akka zu machen, aber wie schon bei meiner Padjelanta-Tour 2008 waren die Gipfel wokenverhangen.

                                                                                                    An der Touriststation in Ristem angekommen, erlebte ich eine böse Überraschung: der Funkmast hatte heute seinen Dienst quittiert und war noch nicht wieder am Netz, so dass im Shop keine Zahlung mit Kreditkarte möglich war, da für die Verifikation des Kartenchips eine Internetverbindung nötig ist, die in Ritsem über den Mast läuft. Bargeld hatte ich nur genug für eine Übernachtung im Zelt und für den Bus nach Gällivare, für Essen und die beiden Bootsfahrten bis Kvikkjokk reichte es nicht.

                                                                                                    Da ich ohnehin die Nacht in Ritsem verbringen musste, konnte ich aber auch erst einmal abwarten, ob der Mast bis morgen früh wieder funktionierte. Wenn nicht, dann müsste ich den 4. Abschnitt auf ein andermal verschieben und mit dem Bus nach Gällivare fahren, um die Heimreise anzutreten. Einkaufen und Geld holen in Gällivare und dann mit dem Bus zurück war keine Option, da zum einen die Fahrt mit 350 Kronen einfach nicht gerade billig ist, ich dafür sowohl in Gällivare als auch nochmal in Ritsem hätte übernachten müssen, was nochmal eine Stange Geld gekostet hätte und obendrein durch die Verzögerungen mein Zeitfenster für die Rückreise sehr knapp geworden wäre.

                                                                                                    Also nistete ich mich für die Nacht auf dem Zeltplatz der Station ein, neben drei Deutschen in meinem Alter, die auf dem Weg in den Sarek waren. Nach dem Zeltaufbau stattete ich erst einmal der Dusche einen Besuch ab. Ich hätte nicht gedacht, dass heißes Wasser so süchtig machen kann, aber ich hatte echt Schwierigkeiten, die Kabine wieder zu verlassen.

                                                                                                    Auf dem Zeltplatz standen zwei Lavvus vom STF, die an Gemütlichkeit nicht zu überbieten sind, und wenn nicht die Bewohner im Laufe des Abends ein Feuer darin entzündet hätten, hätte ich es bereut, nicht darin geschlafen zu haben. Aber auf Rauchgeruch an meiner Daunentüte kann ich verzichten.



                                                                                                    Am Abend besserte sich das Wetter immer mehr und um halb Elf erstrahlte der Akka wolkenlos in vollem Glühen.



                                                                                                    Am nächsten Morgen ging der Mast immer noch nicht und so musste ich dem NKL für dieses Jahr auf Wiedersehen sagen. Da ich mit Vaisaluokta mein gestecktes Ziel erreicht hatte und der restliche Weg nach Kvikkjokk nur optional war, zog mich dieser Umstand aber nicht komplett runter. Ich musste die Tour nicht abbrechen, ich konnte sie nur nicht verlängern.

                                                                                                    Da ich das Zelt jetzt für die nächsten Tage nicht auspacken würde, war extra gründliches Trocknen angesagt. Das schloss auch den Footprint mit ein. Und hier haben freistehende Zelt einen großen Vorteil:



                                                                                                    Einer der deutschen bat mich kurz vor der Abfahrt, dass ich eine Nachricht an seine Familie weiterleite, da er das wegen dem fehlenden Netz nicht selbst machen konnte. Er bot mir sogar Geld, aber da Hilfeleistung in solchen Situationen eine Selbstverständlichkeit ist, konnte er die Knete behalten.
                                                                                                    Um 09:00 Uhr war dann Abfahrt und damit das Ende meiner diesjährigen Tour.

                                                                                                    Rückreise, 27. bis 30.07.2014

                                                                                                    Nachdem die Rückreise auch noch ihre Tücken und Momente hatte, schreibe ich darüber auch noch ein paar Zeilen.

                                                                                                    Bis Gällivare verlief die Fahrt ereignislos und ich kam fast pünktlich am Bahnhof an. Dort erwarteten mich prompt ein paar Schwierigkeiten beim Ticketkauf. Einen Schalter gab es nicht, so dass ich nicht bis nach Hause buchen konnte. Der Automat wollte mir nur einen Sitzplatz im Nachtzug nach Stockholm verkaufen und kein Schlafabteil.
                                                                                                    Daher musste mein Smartphone herhalten, mit dem die Buchung eines Schlafwagens funktionierte. Mein Anschlussticket buchte ich bei der Gelegenheit auch gleich, musste dies aber direkt über die DB machen.

                                                                                                    Der Nachtzug fuhr mit 10 Minuten Verspätung aus Gällivare heraus, erreichte Boden mit 1,5 Std Verspätung und verliess Boden mit 12 Std Verspätung. Da ich einen redefreudigen Schweden mit guten Englischkenntnissen als Abteilgenossen hatte, hatte ich immerhin jemanden, mit dem ich mich unterhalten konnte. Von ihm erfuhr ich auch, dass wohl ein Stromausfall für die Verspätung verantwortlich war. Auch übersetzte er, ohne dass ich fragen musste, alle Durchsagen, die nicht auch auf Englisch kamen, so dass ich über den Aufwand, den SJ betrieb, um die Leute bei Laune zu halten, im Bilde war.

                                                                                                    Und der Aufwand war enorm:
                                                                                                    Gratis Kaffee und Knabbereien, es wurden Sandwiches und kalte Getränke verteilt (gratis) und das Zugpersonal versuchte sogar, für alle Reisenden ein kostenloses warmes Essen zu organisieren. Das hat aber leider nicht geklappt, da sich auf dem Weg keine Küche befand, die groß genug dafür gewesen wäre. Dafür wurden Unmengen an Obst und anderen Kleinigkeiten besorgt, die man sich dann im Bistro holen konnte.

                                                                                                    Der Weg zum Bistro kam mir jedes Mal wie ein Gang in die Slums vor. Das klingt zwar hart, lässt sich aber nicht anders beschreiben. Ich musste von den 3er-Abteilen über die 6er und dann durch die Sitzwagen. Je näher ich dem Bistro kam, desto wärmer, stickiger und dreckiger wurde es.

                                                                                                    Da die meisten Anschlusszüge nicht mehr fuhren, als wir Stockholm mit 12,5 Stunden Verspätung erreichten, wurden wir in einem Hotel einquartiert. Ich habe eine billige Kaschemme erwartet, wurde aber höchst angenehm überrascht, als ich das Nordic-Light-Hotel erreichte, in dem ich untergebracht war. Das muss SJ eine Menge Geld gekostet haben, den halben Zug dort übernachten zu lassen.

                                                                                                    Nach dem Frühstück am nächsten Tag machte ich mich zusammen mit dem Schweden aus dem Zug auf zum Ticketschalter, wo mir nicht nur der Zug nach Kopenhagen neu gebucht wurde, sondern auch der Anschlusszug bis nach Hause. Ohne dass ich dafür zahlen musste!
                                                                                                    Darüber war ich sehr froh, denn dank der kundenunfreundlichen Stornopolitik der DB konnte ich mein von denen gekauftes Ticket gar nicht zurückgeben. Die 105 Euro waren wohl weg, falls sie nicht meinen noch in Boden gestellten Erstattungsantrag bewilligen würden.
                                                                                                    Hätte SJ nicht die Kosten übernommen, hätte ich die Strecke dann zweimal bezahlt.

                                                                                                    Im Zug nach Kopenhagen erhielt ich von SJ eine Mail, dass in den nächsten Tagen eine Kontaktaufnahme wegen Erstattung des Verspätungsrabatts erfolgen würde.

                                                                                                    Vier Tage später wurde mir mitgeteilt, dass SJ mir den gesamten Fahrpreis für die Strecke Gällivare-Kopenhagen erstattet und als Zucker einen 600 Kronen Reisegutschein drauflegt. Weitere drei Tage später war das Geld auf meinem Konto, ohne das ich irgendwas tun hätte müssen.
                                                                                                    14 Tage nach Ende meiner Reise kam von der DB die Mitteilung, dass eine Stornierung des nicht nutzbaren Tickets ausgeschlossen sei.

                                                                                                    Punktestand Kundenservice: SJ: 5 - DB: -1
                                                                                                    Zuletzt geändert von GandalftheGrey; 21.06.2015, 14:27. Grund: Ergänzung

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                      • 30.05.2007
                                                                                                      • 3996
                                                                                                      • Privat


                                                                                                      #51
                                                                                                      AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                                                      Ein traumhafter Bericht. Vielen Dank dafür, schade daß er zu Ende ist.
                                                                                                      Zum Thema SJ:
                                                                                                      Anno Domini 2004 hatte mein Zug von Malmö nach Stockholm nur 15 min verspätung, da der Anschluss nach Mora aber genau 15 min nach planmäßiger ankunft fahren sollte, schnappte der Oberschaffner des Zuges sich die drei deutshcen mit 20 kg Rucksäcken, rannte im Sprint mit uns durch den Stockholmer Bahnhof und fluchte laut, als wir nur noch die Rücklichter sahen. (Irgendwas mit die verd....... .... .... haben versprochen zu warten). Danach buchte SJ uns einen kostenlos Nachtzug quer durch Mittelschweden (bis Östersund sowie die Anschlüsse), da wir um diese Zeit ja kein Hotel Stockholm mehr bekommen würden. Das nenn ich Service!
                                                                                                      So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                      A. v. Humboldt.

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Fuchs
                                                                                                        • 29.05.2010
                                                                                                        • 1280
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                                                        Toller Bericht, auch über die Fotos hinaus gut zu lesen und informativ.

                                                                                                        Die Insekten finde ich krass. Da bin ich froh, das Anfang August das schlimmste schon vorbei gewesen zu sein scheint. Wir hatten sehr wenig Mücken und ich hab nur eine Bremse erlegen müssen. Aber die Rentierbremsen da auf der Hose...


                                                                                                        Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen

                                                                                                        Bei der Schneebrücke würde mich die Meinung von erfahrenen Wintertourern interessieren, ob die da auch rübergehen würden, oder ob es die berühmten 10 Pferde bräuchte. Geht jetzt auch keinesfalls um eine Diskussion Deiner Entscheidung, sondern um eine Risikobewertung, weil ich mit sowas null Erfahrung habe (aber wie Du auch ein eher schlechtes Gefühl beim Anschauen...) Der Fluss sieht ja schon relativ kräftig aus und die Dicke der Schneebrücke ist ja halbwegs gut abzuschätzen, denke ich.

                                                                                                        Gruß
                                                                                                        Sascha

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Fuchs
                                                                                                          • 10.06.2004
                                                                                                          • 1232
                                                                                                          • Privat


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                                                                                                          AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                                                          Danke für den tollen Bericht, hat mir viel Freude gemacht ihn zu verfolgen. Die Bilder waren klasse und der Schreibstil auch sehr erheiternd. Schade nur, dass er jetzt vorbei ist und Du die Strecke nach Kvikkjokk nicht noch laufen konntest. Muss auch sagen, dass ich es beeindruckend finde wie scheinbar gelassen Du den Ausfall der Strommastes und damit den verbundenen Tourabbruch hingenommen hast. Ich glaube ich hätte da richtig rumgeflucht.
                                                                                                          Und das mit der Kundenfreundlichkeit von SJ kann ich nur aus eigener Erfahrung bestätigen. Vor etlichen Jahren hatte der Zug auf der Rückfahrt von Murjekt nach Stockholm auch 5 Stunden Verspätung (umgeknickter Strommast) und alle Passagiere haben gratis ein Brötchen, Wasser und nen Kaffee bekommen und zusätzlich noch einen Reisegutschein im Wert der gebuchten Strecke. Schade dass die Deutsche Bahn in punkto Kundenfreundlichkeit nicht ähnlich lässig ist.

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Dauerbesucher
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                                                                                                            • 614
                                                                                                            • Privat


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                                                                                                            AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                                                            Freut mich immer, so viel Lob für meine Reiseberichte zu bekommen!

                                                                                                            Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                            Muss auch sagen, dass ich es beeindruckend finde wie scheinbar gelassen Du den Ausfall der Strommastes und damit den verbundenen Tourabbruch hingenommen hast. Ich glaube ich hätte da richtig rumgeflucht.
                                                                                                            Ich bin ja da hingekommen, wo ich mindestens hin wollte. Dann war es höhere Gewalt und ich konnte nichts dafür.
                                                                                                            Und außerdem wird man ganz schön leidensfähig, wenn man mal ne 3-Monatstour nach zwei Wochen abbrechen musste.
                                                                                                            Zuletzt geändert von GandalftheGrey; 30.08.2014, 21:27.

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Erfahren
                                                                                                              • 15.06.2010
                                                                                                              • 188
                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                                                              Hallo Gandalf,

                                                                                                              wir haben uns in Alesjaure getroffen und dort abends zusammen mit deinem Schweizer "Bekannten" in der Stuga gekocht.

                                                                                                              Schön von dir zu lesen wie die Tour ab dort weiterging..... Interessant auch, dass du mit dem NKL im gleichen Gebiet (Grenzgebiet nach Hukejaure) Schwierigkeiten hattest. Wir kamen ja seinerzeit von Gautelis und sind einen halben Tag querfeldein gepuschelt weil wir den Pfad auch nicht wirklich gefunden haben....

                                                                                                              LG, Trolli
                                                                                                              Travel the world and enjoy every day of your life.

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Dauerbesucher
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                                                                                                                • 614
                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                                                                Hi Trolli!

                                                                                                                Ich erinnere mich an euch (sandfarbenes Hilleberg, von Gautelis kommend, aus der Frankfurter Gegend), wir haben uns aber in Sälka getroffen, wenn ich da jetzt nicht was durcheinanderbringe.

                                                                                                                Ihr hattet ja beim Essen schon angedeutet, dass der Weg ab Hukejaure nicht so dolle zu erkennen ist, aber dass es so schlimm wird, hab ich dann auch nicht gedacht.
                                                                                                                Zuletzt geändert von GandalftheGrey; 21.06.2015, 14:33.

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                  • 15.06.2010
                                                                                                                  • 188
                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                  #57
                                                                                                                  AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                                                                  Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                                                                                                  Hi Trolli!

                                                                                                                  Ich erinnere mich an euch (sandfarbenes Hilleberg, von Gautelis kommend, aus der Frankfurter Gegend), wir haben uns aber in Sälka getroffen, wenn ich da jetzt nicht was durcheinanderbringe.

                                                                                                                  Ihr hattet ja beim Essen schon angedeutet, dass der Weg ab Huckejaure nicht so dolle zu erkennen ist, aber dass es so schlimm wird, hab ich dann auch nicht gedacht.
                                                                                                                  ... du hast natürlich recht. Sälka...
                                                                                                                  Travel the world and enjoy every day of your life.

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                    • 07.03.2014
                                                                                                                    • 3154
                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                    #58
                                                                                                                    AW: [FI][NO][SE] Von Kilpisjärvi nach Vaisaluokta, Tropenfeeling am Nordkalottle

                                                                                                                    Zitat von GandalftheGrey Beitrag anzeigen
                                                                                                                    Ihr hattet ja beim Essen schon angedeutet, dass der Weg ab Huckejaure nicht so dolle zu erkennen ist, aber dass es so schlimm wird, hab ich dann auch nicht gedacht.
                                                                                                                    Ja, auf dem Weg zwischen Gautelis und der Abzweigung nach Hukejaure hab ich mich auch 2009 in Richtung Osten und dieses Jahr in Richtung Westen jeweils verfranst und bestimmt ein-zwei Stunden nach dem richtigen Weg gesucht... komischerweise jeweils bei bescheidenem Wetter

                                                                                                                    MfG, Heiko

                                                                                                                    Kommentar