Land: Island
Reisezeit: Juni 2013
Region/Kontinent: Nordeuropa
Im Juni letzten Jahres habe ich Island besucht. Ich habe die Zeit dort sehr genossen. Da das Thema Juni und Trekking in Island häufiger aufkommt will ich meine Erfahrungen hier kurz schildern. Ich habe auch Fotos und ein Video aufbereitet. Ich hoffe ich kann damit dem ein oder anderen weiterhelfen, so wie mir die Berichte hier im Forum geholfen habe.
Zeitrafferaufnahmen Island 2013 auf Vimeo
(Ich habe leider keine Möglichkeit gefunden das Video direkt einzubinden.)
Flickr Set Island 2013


Fimmvörðuháls & Laugavegur
Ich habe den Plan alleine von Skógar aus den Laugavegur zu gehen. Nach ausgiebiger Recherche ist mir im Vorfeld bewusst, dass der frühe Juni dafür nicht unbedingt geeignet ist. Da ich aber nur dann Zeit habe lege ich mir Alternativrouten zurecht und begebe mich ins Abenteuer.
6. Juni
Ich fliege spät los und komme nachts an. Flybus bringt mich bis zum Campingplatz.
7. Juni
Ich laufe in Reykjavik rum und mache letzte Einkäufe. Wirklich dringend ist nur Spiritus, welchen ich am Campingplatz bekomme. Zur Situation auf dem Laugavegur bekomme ich nur diffuse Informationen. Das Hochland ist noch für den Verkehr gesperrt. Auf die Frage, wann es geöffnet wird, gibt jeder unterschiedliche Auskunft. Weder in der Tourist-Info noch am Campingplatz bekomme ich gute Trekking-Infos.
8. Juni
Ich fahre trotz gesperrten Hochlandpisten nach Skógar. Aus Þórsmörk komme ich auf jeden Fall wieder weg. Also erst mal in aller Ruhe über den Fimmvörðuháls und von da aus weiter sehen.
Ab ca. 600 Meter liegt durchgäng Schnee. Die Brücke über den Fluss sieht aus, als ob jemand die Treppe weggenommen hätte. Ein wenig klettern ist nötig.
Kurz vor der neuen FÍ-Hütte auf dem Pass überholt mich ein Schweizer Paar und laufen bei sehr schlechter Sicht fast an den Hütten vorbei.

9. Juni
Das Wetter klart nach dem Frühstück auf. Perfekt! Blick zurück zum Meer. Für mich als Mensch mit Höhenangst gab es auf der Strecke zwei Situation, bei denen mir die Knie gezittert haben. Ankunft in Básar.


Tage später erzählt mir ein Schweizer, dass einer aus ihrer Gruppe bei der Überquerung im Schnee eingebrochen ist. Er konnte sich noch festhalten und wurde herausgezogen und somit vor einem 5 Meter Sturz bewahrt. Der Altschnee ist also in einigen Abschnitte stark unterhölt. Vorsicht!

10. Juni
Der Hüttenwart in Básar rät mir ab den Laugavegur zu gehen. Die Pisten seien noch nicht eröffnet und die Bedinungen nicht gut. Ich gehe trotzdem los. Ich habe noch 6 Tage Zeit, bevor ich Freunde in Reykjavík treffen muss. Diese würde zumindest reichen den Weg zu 3/4 zu gehen und dann wieder umzudrehen, um von Þórsmörk einen Bus nach Reykjavík zu nehmen.
In Langidalur spreche ich nochmal mit einem Wart und dieser sagt mir, dass ich es versuchen könnte. Eventuell würden die Straßen rechtzeitig eröffnet. Er gibt mir seine Nummer und sagt, dass ich nach 2 Tagen in Álftavatn Empfang hätte und ihn nach aktuellen Infos fragen könnte.
Die Sonne scheint in Þórsmörk und ich begebe mich auf den Weg, allerdings sieht man schon, dass das Wetter in Richtung Emstrur schlecht aussieht. In Emstrur ist es dann auch tatsächlich sehr windig und regnerisch. Zwei Paare haben ihre beiden Zelte schon im Windschutz der Hütten aufgebaut. Ich schließe mich dieser Idee an und keile meine Heeringe zwischen den Holzbrettern fest.

11. Juni
Ein paar Trekker waren am Abend zuvor noch eingetroffen, doch alle, bis auf ein sehr gut ausgestatteter Trupp Schweizer (mit Satellitentelefon, Seilen und Fahrer auf Standby), wollen bei diesen Bedingungen nicht weiter. Auch ich werde unsicher und gehe ohne Gepäck weiter, um mir die Strecke anzusehen. Stark böiger Wind und Regen setzen mir ein wenig zu. Manche Böen veranlassen mich Ausgleichschritte rückwärts zu machen. Mein Ziel ist bis zu einem Gletscherfluss zu gehen, der wohl zur Zeit nur schwer zu überqueren ist. In Emstrur erzählte man mir, dass 3 Frauen aus Alaska den Fluss überqueren wollten und eine von ihnen auf einer Schneebrücke eingebrochen und in den Fluss gefallen war. Da ich alleine unterwegs bin sollte mir so etwas natürlich nicht passieren. Bevor ich den Gletscherfluss erreiche taucht jedoch ein weiterer kleiner Fluss vor mir auf. Da ich meine Schuhe für die Durchwatung in Emstrur gelassen hatte und bei dem sehr ungemütlichen Wetter weder nasse Schuhe riskieren, noch baarfus die Überquerung probieren wollte, kehrte ich dort schon um und beschloss am nächsten Tag zurück nach Þórsmörk zu gehen.
Die meisten Trekker wetterten den Tag in Emstrur ab und so saßen wir mit einigen Mann zusammen in dem Notzimmer einer der Hütten und froren zusammen. Fast alle hatten trotz guter Outdoor-Kleidung mit Nässe zu kämpfen, da der starke Wind den Regen durch fast jede Jacke gedrückt hatte. Erstaunlicherweise kam ich mit meiner preiswerten Ausrüstung den Umständen entsprechend gut zurecht.
(An diesem Tag traue ich mich aufgrund des Wetters auch kaum die Kamera zu zücken.)
12. Juni
Auf geht es zurück nach Þórsmörk, diesmal schlage ich meine Zelte bei den Húsadalur auf. Im Tal ist es wieder sonnig und obwohl mir der Laugavegur versperrt blieb ging es mir gut.


13. Juni
Ich genieße einen Ruhetag.
14. Juni
Ich unternehme eine Tagestour zum Rjúpnafell. Von dort oben hat man eine super Sicht und das Wetter spielt mit. Nachts fahre ich zurück nach Reykjavik.

15. Juni
In der Touri-Info in Reykjavik erfahre ich, dass die Straßen immer noch gesperrt sind. Ich werde ein wenig befragt über die Bedingungen für den Fimmvörðuháls und Laugavegur, da sie keine aktuellen Infos dort haben.
Hornstrandir
17. Juni bis 25. Juni
Mittlerweile sind zwei Freunde zu mir gestoßen. Mit einem Mietwagen fahren wir nach Bolungarvik. Von da aus nehmen wir das Boot nach Hesteyri. Mit einem netten Ranger besprechen wir nochmal unserer Route. Wir wandern rüber nach Adalvík, machen von dort aus eine Tagestour zur ehemaligen Militärbasis und ziehen weiter über die große Furt bis vor den Pass Þorleifsskarð. Von da aus geht es mit einer Übernachtung in Skál weiter nach Háumelar. Dort machen wir einen Tagesausflugt nach Horn, bevor es zum Veiðileysufjörður geht, wo wir wieder vom Boot aufgesammelt werden. Das Wetter war super. Ab und an war es neblig, aber meist schien die Sonne und es war klare Sicht. Auf den Pässen war überall noch eine Menge Altschnee, der teilweise gefroren war. Bei einem Pass bin ich vorgegangen und habe Stufen in eine steile Schnee-/Eiswand geschlagen.





Mein Fazit nach einem dreiviertel Jahr: Im Team und auch gerne alleine durch die Natur zu stapfen ist ein Perspektivwechsel, welcher mich bereichert. Ich sehe danach die Welt mit anderen Augen und komme voller Energie zurück in mein "normales" Leben. Ich genieße es aus dem Alltags-Trott heraus zu kommen und auf einmal über ganz andere Sachen nachzudenken und nachdenken zu müssen. Es ist nicht so, als ob ich mich selbst finde oder tiefschürfende Gedanken hätte. Es ist vielmehr das Substanzielle, auf dass das Leben auf einmal beschränkt wird, was mich so reizt. Ich überlege, wann ich wo Wasser herbekomme und beobachte das Wetter. Ich achte auf den Weg vor mir und darauf wie mein Körper auf die Belastung reagiert. Ich überlege welchen Weg ich nehme und achte auf Gefahren. Gerade diese sehr fundamentalen Dinge, auf welche man sich auf einmal den ganzen Tag konzentriert, scheinen mich zu befreien.
Auch wenn ich den Laugavegur nicht wie geplant bewältigen konnte, so trauere ich keine Sekunde dem Versuch nach. Ich denke es war nur wichtig ein Ziel zu habe, damit ich meine Sachen packe. Dass ich es nicht erreicht habe hat im Nachhinein gesehen keine große Bedeutung. Und wer weiß, vielleicht habe ich so einen Grund es noch einmal zu probieren. Dann vielleicht eher im Juli?
Reisezeit: Juni 2013
Region/Kontinent: Nordeuropa
Im Juni letzten Jahres habe ich Island besucht. Ich habe die Zeit dort sehr genossen. Da das Thema Juni und Trekking in Island häufiger aufkommt will ich meine Erfahrungen hier kurz schildern. Ich habe auch Fotos und ein Video aufbereitet. Ich hoffe ich kann damit dem ein oder anderen weiterhelfen, so wie mir die Berichte hier im Forum geholfen habe.
Zeitrafferaufnahmen Island 2013 auf Vimeo
(Ich habe leider keine Möglichkeit gefunden das Video direkt einzubinden.)
Flickr Set Island 2013


Fimmvörðuháls & Laugavegur
Ich habe den Plan alleine von Skógar aus den Laugavegur zu gehen. Nach ausgiebiger Recherche ist mir im Vorfeld bewusst, dass der frühe Juni dafür nicht unbedingt geeignet ist. Da ich aber nur dann Zeit habe lege ich mir Alternativrouten zurecht und begebe mich ins Abenteuer.
6. Juni
Ich fliege spät los und komme nachts an. Flybus bringt mich bis zum Campingplatz.
7. Juni
Ich laufe in Reykjavik rum und mache letzte Einkäufe. Wirklich dringend ist nur Spiritus, welchen ich am Campingplatz bekomme. Zur Situation auf dem Laugavegur bekomme ich nur diffuse Informationen. Das Hochland ist noch für den Verkehr gesperrt. Auf die Frage, wann es geöffnet wird, gibt jeder unterschiedliche Auskunft. Weder in der Tourist-Info noch am Campingplatz bekomme ich gute Trekking-Infos.
8. Juni
Ich fahre trotz gesperrten Hochlandpisten nach Skógar. Aus Þórsmörk komme ich auf jeden Fall wieder weg. Also erst mal in aller Ruhe über den Fimmvörðuháls und von da aus weiter sehen.
Ab ca. 600 Meter liegt durchgäng Schnee. Die Brücke über den Fluss sieht aus, als ob jemand die Treppe weggenommen hätte. Ein wenig klettern ist nötig.
Kurz vor der neuen FÍ-Hütte auf dem Pass überholt mich ein Schweizer Paar und laufen bei sehr schlechter Sicht fast an den Hütten vorbei.

9. Juni
Das Wetter klart nach dem Frühstück auf. Perfekt! Blick zurück zum Meer. Für mich als Mensch mit Höhenangst gab es auf der Strecke zwei Situation, bei denen mir die Knie gezittert haben. Ankunft in Básar.


Tage später erzählt mir ein Schweizer, dass einer aus ihrer Gruppe bei der Überquerung im Schnee eingebrochen ist. Er konnte sich noch festhalten und wurde herausgezogen und somit vor einem 5 Meter Sturz bewahrt. Der Altschnee ist also in einigen Abschnitte stark unterhölt. Vorsicht!

10. Juni
Der Hüttenwart in Básar rät mir ab den Laugavegur zu gehen. Die Pisten seien noch nicht eröffnet und die Bedinungen nicht gut. Ich gehe trotzdem los. Ich habe noch 6 Tage Zeit, bevor ich Freunde in Reykjavík treffen muss. Diese würde zumindest reichen den Weg zu 3/4 zu gehen und dann wieder umzudrehen, um von Þórsmörk einen Bus nach Reykjavík zu nehmen.
In Langidalur spreche ich nochmal mit einem Wart und dieser sagt mir, dass ich es versuchen könnte. Eventuell würden die Straßen rechtzeitig eröffnet. Er gibt mir seine Nummer und sagt, dass ich nach 2 Tagen in Álftavatn Empfang hätte und ihn nach aktuellen Infos fragen könnte.
Die Sonne scheint in Þórsmörk und ich begebe mich auf den Weg, allerdings sieht man schon, dass das Wetter in Richtung Emstrur schlecht aussieht. In Emstrur ist es dann auch tatsächlich sehr windig und regnerisch. Zwei Paare haben ihre beiden Zelte schon im Windschutz der Hütten aufgebaut. Ich schließe mich dieser Idee an und keile meine Heeringe zwischen den Holzbrettern fest.

11. Juni
Ein paar Trekker waren am Abend zuvor noch eingetroffen, doch alle, bis auf ein sehr gut ausgestatteter Trupp Schweizer (mit Satellitentelefon, Seilen und Fahrer auf Standby), wollen bei diesen Bedingungen nicht weiter. Auch ich werde unsicher und gehe ohne Gepäck weiter, um mir die Strecke anzusehen. Stark böiger Wind und Regen setzen mir ein wenig zu. Manche Böen veranlassen mich Ausgleichschritte rückwärts zu machen. Mein Ziel ist bis zu einem Gletscherfluss zu gehen, der wohl zur Zeit nur schwer zu überqueren ist. In Emstrur erzählte man mir, dass 3 Frauen aus Alaska den Fluss überqueren wollten und eine von ihnen auf einer Schneebrücke eingebrochen und in den Fluss gefallen war. Da ich alleine unterwegs bin sollte mir so etwas natürlich nicht passieren. Bevor ich den Gletscherfluss erreiche taucht jedoch ein weiterer kleiner Fluss vor mir auf. Da ich meine Schuhe für die Durchwatung in Emstrur gelassen hatte und bei dem sehr ungemütlichen Wetter weder nasse Schuhe riskieren, noch baarfus die Überquerung probieren wollte, kehrte ich dort schon um und beschloss am nächsten Tag zurück nach Þórsmörk zu gehen.
Die meisten Trekker wetterten den Tag in Emstrur ab und so saßen wir mit einigen Mann zusammen in dem Notzimmer einer der Hütten und froren zusammen. Fast alle hatten trotz guter Outdoor-Kleidung mit Nässe zu kämpfen, da der starke Wind den Regen durch fast jede Jacke gedrückt hatte. Erstaunlicherweise kam ich mit meiner preiswerten Ausrüstung den Umständen entsprechend gut zurecht.
(An diesem Tag traue ich mich aufgrund des Wetters auch kaum die Kamera zu zücken.)
12. Juni
Auf geht es zurück nach Þórsmörk, diesmal schlage ich meine Zelte bei den Húsadalur auf. Im Tal ist es wieder sonnig und obwohl mir der Laugavegur versperrt blieb ging es mir gut.


13. Juni
Ich genieße einen Ruhetag.
14. Juni
Ich unternehme eine Tagestour zum Rjúpnafell. Von dort oben hat man eine super Sicht und das Wetter spielt mit. Nachts fahre ich zurück nach Reykjavik.

15. Juni
In der Touri-Info in Reykjavik erfahre ich, dass die Straßen immer noch gesperrt sind. Ich werde ein wenig befragt über die Bedingungen für den Fimmvörðuháls und Laugavegur, da sie keine aktuellen Infos dort haben.
Hornstrandir
17. Juni bis 25. Juni
Mittlerweile sind zwei Freunde zu mir gestoßen. Mit einem Mietwagen fahren wir nach Bolungarvik. Von da aus nehmen wir das Boot nach Hesteyri. Mit einem netten Ranger besprechen wir nochmal unserer Route. Wir wandern rüber nach Adalvík, machen von dort aus eine Tagestour zur ehemaligen Militärbasis und ziehen weiter über die große Furt bis vor den Pass Þorleifsskarð. Von da aus geht es mit einer Übernachtung in Skál weiter nach Háumelar. Dort machen wir einen Tagesausflugt nach Horn, bevor es zum Veiðileysufjörður geht, wo wir wieder vom Boot aufgesammelt werden. Das Wetter war super. Ab und an war es neblig, aber meist schien die Sonne und es war klare Sicht. Auf den Pässen war überall noch eine Menge Altschnee, der teilweise gefroren war. Bei einem Pass bin ich vorgegangen und habe Stufen in eine steile Schnee-/Eiswand geschlagen.





Mein Fazit nach einem dreiviertel Jahr: Im Team und auch gerne alleine durch die Natur zu stapfen ist ein Perspektivwechsel, welcher mich bereichert. Ich sehe danach die Welt mit anderen Augen und komme voller Energie zurück in mein "normales" Leben. Ich genieße es aus dem Alltags-Trott heraus zu kommen und auf einmal über ganz andere Sachen nachzudenken und nachdenken zu müssen. Es ist nicht so, als ob ich mich selbst finde oder tiefschürfende Gedanken hätte. Es ist vielmehr das Substanzielle, auf dass das Leben auf einmal beschränkt wird, was mich so reizt. Ich überlege, wann ich wo Wasser herbekomme und beobachte das Wetter. Ich achte auf den Weg vor mir und darauf wie mein Körper auf die Belastung reagiert. Ich überlege welchen Weg ich nehme und achte auf Gefahren. Gerade diese sehr fundamentalen Dinge, auf welche man sich auf einmal den ganzen Tag konzentriert, scheinen mich zu befreien.
Auch wenn ich den Laugavegur nicht wie geplant bewältigen konnte, so trauere ich keine Sekunde dem Versuch nach. Ich denke es war nur wichtig ein Ziel zu habe, damit ich meine Sachen packe. Dass ich es nicht erreicht habe hat im Nachhinein gesehen keine große Bedeutung. Und wer weiß, vielleicht habe ich so einen Grund es noch einmal zu probieren. Dann vielleicht eher im Juli?

Kommentar