• Schlammschnecke
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    • 28.08.2012
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    [UK] Moray & Speyside, Strand & mehr

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 57.671051271
    Längengrad -3.080120086
    Dann versuche ich mich auch mal an einem Schottland-Bericht. Und wo fange ich jetzt an? Am besten mit einer Vorwarnung: Hier gibt es keine großen Abenteuer, keine wilden Tiere, noch nicht mal Midges. Dies wird ein Bericht über einen furchtbar trödeligen Strand-Wanderurlaub! Sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt. Und was die Bilder angeht, übe ich noch, sozusagen. Irgendwo muss man ja mal anfangen.

    Prolog
    Mitten in der Nacht aufstehen, genaugenommen um 3 Uhr, ist nicht gerade meine Lieblingsdisziplin. Aber was tut man nicht alles für einen Flug nach Inverness. Und so schlafe ich kurz nach dem Start ein. Als ich aufwache und müde aus dem Fenster blinzle, liegt genau unter mir der Firth of Forth. Schlagartig bin ich hellwach.
    Es folgt ein Panoramaflug über ein komplett wolkenfreies Schottland. Wow! Am Ende fliegen wir noch eine Schleife um von Norden aus zu landen. Ich habe einen wunderbaren Blick auf die Dünen vor Nairn und auf die Findhorn Bay. Ist das schön! Ich kriege den Mund schier nicht mehr zu. Da will ich hin, genau da.

    8.September 2013 Km 0 - Inverness Airport - Nairn 20km+x
    Dank der doch recht kurzen Wege auf dem Flughafen, dauert es nicht lange bis ich selbigen wieder verlasse. Die Sonne scheint, es ist warm, kein Wölkchen am Himmel - ein Traumstart. Äh, apropos Start, wie komme ich jetzt eigentlich vom Flughafen weg? Die Frage konnte ich vorab nicht wirklich klären. Vor allem, weil sich Google Earth und die Karte nicht einig waren, wo denn nun eigentlich die Straße verläuft.
    Der Weg, den ich ausgespäht hatte, ist leider mit einem Tor versperrt. Egal, dann nehme ich halt die Straße. Ist ja nur ein kleiner Umweg... 'Mein' Flieger hebt wieder ab und verschwindet. Bald schon quere ich die A96, und sobald ich über den ersten Hügel drüber bin, stellt dieses wunderbare Gefühl von 'Hurra, ich bin in Schottland!' ein. Jetzt nur noch durch das Örtchen Croy durch und ich bin endgültig von der Straße runter und im Wald. Croy ist das, was man im Maklerdeutsch wohl eine 'schmucke Neubausiedlung' nennen würde. Jedenfalls das, was ich davon zu sehen kriege. Ups, meine Hüfte zickt. Ich rede mir ein, dass das nur von der vielen rumsitzerei im Flieger kommen kann. An den paar Metern, die ich bis jetzt gelaufen bin, kann es nicht liegen. Bestimmt nicht, basta.
    Also schnell über die Straße und dann - stehe ich vor einem Schild. Der Weg ist wegen Forstarbeiten gesperrt. Man bittet die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen. Großartig, danke, das geht ja gut los.
    Also erstmal gründlich die Karte studieren. Die sagt, ich hätte zwei Möglichkeiten. Entweder auf der Straße bis Clephanton und dann auf der B9090 weiter nach Cawdor. Das wäre wohl die kürzeste Ausweichroute. Allerdings ist auf der Straße nach Nairn ziemlich viel los. Kurz wäre der Weg wohl, aber nicht wirklich schön. Habe ich da am ersten Tag wirklich Lust drauf?
    Oder ich laufe ein Stück in die falsche Richtung, also nach Westen, quere auf der nächsten Brücke den Nairn und versuche dann wieder auf die geplante Route zu kommen. Dann habe ich zwar auch ein längeres Straßenstück, aber wenigstens auf einer kleinen Nebenstraße. Die Route wäre also länger aber hoffentlich schöner.
    Ich überlege nicht lange. Was ist schon ein kleiner Umweg? Bald quere ich den Nairn und bin wieder in die richtige Richtung unterwegs. Von der Straße aus sehe ich, wie zum Hohn, immer mal wieder ein Stück von Kilravock Castle.
    Dann bin ich endlich da, wo ich eigentlich schon lang hätte sein wollen, auf dem richtigen Weg und im Wald. Und weil es mittlerweile schon reichlich spät ist und jetzt ja nichts mehr schiefgehen kann, mache ich erstmal ausgiebig Mittagspause.
    Und dann weiter - auf nach Cawdor. Jetzt kommt erstmal nochmal ein kleines Stück Straße und dann müsste links ein Pfad irgendwo abzweigen. Ja, wo ist er denn, der Weg? Also da wo er eigentlich sein sollte, ist er jedenfalls nicht. *seufz* Ich gebe die Suche schließlich auf und beschließe einfach auf der Straße zu bleiben. Die führt nur leider erstmal in die völlig falsche Richtung. Ach was solls, ist ja kein so großer Umweg. Wie war das noch? Aller guten Dinge sind drei? Na gut, also der eine Umweg noch und dann reicht es aber wirklich!
    Also laufe ich, zur Abwechslung, nach Süden anstatt nach Osten. Die Straße schlägt dann einen Haken und führt zurück nach Norden. Schön, damit hätte ich jetzt also alle falschen Himmelsrichtungen durch.
    Irgendwann bin ich dann wieder da, wo ich schon längst hätte sein wollen. Und was kommt da aus dem Wald? 'Mein' Weg! Es gibt ihn also wirklich. Seltsam, sehr seltsam.
    Der restliche Waldweg nach Cawdor ist zum Glück ausgeschildert und nicht zu verfehlen. Und so biege ich irgenwann um die Ecke und stehe direkt vor dem Schloss. Endlich! Nicht, das ich so große Sehensucht nach Cawdor Castle gehabt hätte, aber schön ist doch, mal irgendwo anzukommen. Wenn auch sehr viel später als geplant.
    So, und nachdem ich jetzt endlich da bin, stellt sich die Frage: wie komme ich hier wieder weg? Der Weg, den ich eigenlich nehmen wollte, ist nicht nur privat sondern 'strictly private'. Hm, okay. Ich drehe versuchsweise eine Runde um den Irrgarten. Leider weit und breit kein Hintertürchen zu sehen, nirgends. Tja, am Ende mache ich halt mal wieder einen klitzekleinen Umweg. Nur gut, dass das Wetter so schön ist, sonst hätte ich vermutlich spätestens an der Stelle einen Tobsuchtsanfall gekriegt!
    Dann bin ich aber endlich auf dem Riverside Path am Nairn entlang, nach Nairn. Ein wunderschöner Spazier-Waldweg am Fluss. Keine Überraschungen mehr, keine Umwege. Zum Glück.
    Für die erste Nacht gönne ich mir den Luxus eines B&B. Ich beziehe ein wunderschönes Zimmer im Cawdor House und mache mir erstmal einen Kaffee und eine Tomatensuppe. Auf dem Schild steht schließlich nur, man dürfe keine 'take away meals' mit aufs Zimmer nehmen. Mache ich ja genaugenommen auch nicht. Dann mache ich ganz kurz die Augen zu, in der Absicht, später noch Essen zu gehen.
    Als ich die Augen wieder aufmache, ist es halb zwölf. Na gut, damit hätte sich das auch erledigt. Also Wecker stellen, Zähne putzen, weiterschlafen.
    Zuletzt geändert von Schlammschnecke; 03.10.2013, 23:06.
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    #2
    AW: [UK] Moray & Speyside, Strand & mehr

    Tag 2 - Nairn - Forres - ca. 20km
    Am nächsten Morgen wache ich gut gelaunt auf, die Sonne scheint, und der Tag verspricht mindestens so schön zu werden wie der vorherige. Nach einem wunderbarem, reichlichen Frühstück, gehe ich erstmal Spiritus kaufen. Der erste Versuch endet allerdings ziemlich schnell, um viertel vor neun haben noch alle Geschäfte geschlossen. Beim zweiten Versuch klappt es. Jetzt habe ich alles, glaube ich zumindest. Ich nehme bei der Post noch ein paar Briefmarken mit, für die Karten die ich unvorsichtigerweise mal wieder versprochen habe.
    Jetzt aber los. Also schnell zurück zum B&B, den Spiritus einpacken, das Zimmer bezahlen und dann bin endlich unterwegs.
    Es ist nicht weit bis zum Strand. Ist das schön hier! Unbeschreiblich. Nach den ersten Metern ziehe ich die Wanderschuhe aus und nehme sie in die Hand. Allerdings entschließe ich mich doch, schweren Herzens, sicherheitshalber die Badelatschen anzuziehen. Der vielen Muschelbruchstücke wegen. Das würde mir gerade noch fehlen, dass ich mir am zweiten Tag den Fuß aufschneide! Wenn der Findhorn nicht wäre, könnte ich einfach den ganzen Tage weiter am Strand entlang laufen. So ist mein Strandspaziergang irgendwann zu Ende. Bevor ich im Culbin Forest verschwinde, mache ich meine Füße noch gründlich sauber. Soviel Zeit muss sein. Und dann geht es endlich rein in den Wald. Schön ist er, der Wald, um nicht zu sagen zauberhaft. Es ist ein sehr junger Wald, kann man irgendwie schlecht beschreiben. Die Natur holt sich dieses Stück Land immer mal wieder zurück und spuckt es wieder aus. Eine seltsame Vorstellung, irgendwie. Bald überschreite ich die unsichtbare Grenze, hiermit verlasse ich die Highlands und betrete Moray. Wenn das mal kein Grund für eine Pause ist.
    Nach der Mittagspause geht es weiter durch den Wald. Ich schalte sicherheitshalber das GPS ein, bei all den netten, kleinen Wegen, kann man schnell die Orientierung verlieren. Und so schön ist der Wald dann auch wieder nicht, dass ich den ganzen Tag hierbleiben wollen würde, sage ich zu mir.
    Ich treffe eine Spaziergängerin mit Hund, und wir unterhalten uns kurz. Am Ende sagt sie seltsamerweise, dass wir uns wahrscheinlich nochmal sehen, sie würde auch eine Runde laufen. Häh? Ich habe ihr doch gerade gesagt, ich will zum Brodie Castle. Und da vorne ist schon der Waldrand. Seltsam, sehr seltsam.
    Ja, und dann stehe ich am Waldrand. Vor dem Zaun bzw. Tor. Dem verschlossenen Tor. Na gut, denke ich mir, wenn man hier nicht aus dem Wald rauskommt, dann halt ein Stück weiter. Ein Stück weiter das gleiche Spiel, auch der nächste Weg endet am Zaun. Ja, so ist das mit den verwunschenen, zauberhaften Wäldern: So leicht kommt man nicht wieder raus.
    Und jetzt? Ich könnte bis Kintessack im Wald bleiben, dann müßte ich aber Brodie Castle streichen, wenn ich nicht einen ziemlich großen Umweg laufen will. Hm, und alternativ? Ansonsten könnte ich höchstens versuchen, mich am Waldrand entlang durchzuschlagen, querfeldein. In der Hoffnung, dass ich irgenwann, irgendwo auf einen Weg stoße, der tatsächlich aus dem Wald rausführt. Culbin Forest ist, wie gesagt, ein junger Wald. Ein dichtes Unterholz gibt es hier nicht. Also dann, querfeldein.
    Puh, also ohne den großen Rucksack auf dem Rücken wäre das ja vielleicht ganz lustig. Aber so hoffe ich schon nach den ersten Metern, dass ich da bald raus bin. Die Hoffung stirbt zuletzt, oder so ähnlich. Also weiter. Und weiter. Irgendwann stoße ich tatsächlich auf eine Straße. Juhuu! Äh, und wo bin ich jetzt? Kurze Orientierungspause. Ah, kurz vor Brodie Castle. Na dann.
    Leider habe ich mit meinem gestolper durch den Wald ziemlich viel Zeit verloren. Ich komme beim Schloss an, kurz bevor es schließt. Aber einen Kaffee bekomme ich noch, den habe ich jetzt auch nötig. Puh! Die Aktion hat nicht nur Zeit gekostet sondern auch Kraft, merke ich jetzt. Ein kritischer Blick auf die Uhr sagt mir, wenn ich nicht den ganzen Weg bis Findhorn laufen will, sollte ich mich jetzt besser beeilen, damit ich den letzten Bus in Forres noch erwische. Und nein, bis Findhorn will ich heute wirklich nicht mehr laufen.
    Aber vorher schaue ich noch bei Rodney's Stone vorbei, soviel Zeit muss sein. Es ist ein sehr schöner piktischer Stein, ein Kreuz auf der einen Seite, die typischen, rätselhaften Bilder auf der anderen.
    Die nächsten Kilomter geht auf der Straße weiter. Das ist vielleicht nicht schön, aber dafür komme ich relativ schnell vorwärts. Ich kreuze den Muckle Burn, der auch in die Findhorn Bay fließt. Den Bus krieg ich noch, wär ja gelacht! Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Findhorn. Und vor allem bis zur einzigen Brücke über den Findhorn, abgesehen von der A96.
    Aber was ist das? Vor mir liegt eine riesige Baustelle. Oh, oh! Eine Tafel weißt mich darauf hin, dass es sich hierbei um ein Anti-Überflutungsprojekt handelt, oder so ähnlich. Mir schwant fürchterliches. Aber ich habe zur Abwechslung einmal Glück. Ich befinde mich gerade auf der 'National cycle route 1' und die sperrt man nicht so einfach wegen einer Baustelle. Deswegen gibt es nur eine Hinweistafel, man solle doch bitte aufpassen wegen der kreuzenden Baufahrzeuge. Mach ich doch, gerne doch, hauptsache ich komme hier weiter.
    Am Ende bin ich dann eine halbe Stunde zu früh in Forres. Aber besser als zu spät, sage ich mir. Und jetzt? Die Geschäfte haben anscheinend schon alle geschlossen. Im dem Moment fällt mir ein, dass ich vergessen habe Streichhölzer zu kaufen. Hiiiiilfe!
    Aber ich habe Glück, ich finde noch einen Laden. Und der hat nicht nur geöffnet sondern auch Streichhölzer. Jetzt kann aber wirklich nichts mehr schiefgehen. Also zurück zur Bushaltestelle.
    Und wie so ganz entspannt auf den Bus warte, taucht er auf einmal auf. Auf der anderen Straßenseite. Wie jetzt, was jetzt? Der kann doch nicht einfach auf der falschen Seite halten. Natürlich ist genau in dem Moment so viel Verkehr, dass ich nicht auf die andere Straßenseite komme. Tja, da fährt er, mein Bus. Ein Mann bemerkt meinen verzweifelten Versuch mich vor die Autos zu werfen oder meinen entsetzen Gesichtsausdruck. Er beruhigt mich, der Bus dreht noch eine Runde in Forres und kommt dann wieder zurück. Nochmal: Puh! Also für einen gemütlichen Tag war mir das dann doch entschieden zu viel Aufregung.
    Bald darauf kommt er tatsächlich wieder, der Bus. Der lädt mich später direkt vor dem Campingplatz ab. Bezahlen, Zelt aufbauen, duschen, Nudeln kochen, Zähne putzen, ab in den Schlafsack. Gute Nacht.
    Zuletzt geändert von Schlammschnecke; 03.10.2013, 23:08.
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      #3
      AW: [UK] Moray & Speyside, Strand & mehr

      Tag 3 - Forres - Findhorn, 13km
      Ich trödle erstmal ewig rum. Eigentlich wollte ich heute den Rucksack im Zelt lassen und die paar Sachen, die ich heute brauche, in die Stofftasche packen. Selbige Tasche ist mir nur leider am Flughafen gerissen. Also leere ich den Rucksack doch komplett aus und packe die Wasserflasche, die Regenjacke und den Geldbeutel in den großen Rucksack.
      Dann nehme ich den Bus zurück nach Forres. Zuerst geht es ein paar Kilometer nach Süden, zur Dallas Dhu Distillery. Ich laufe ein kleines Stück auf dem Dava Way und denk mir, da wär ich sehr viel schneller in Grantwon on Spey. Aber will ich das? Der Weg ist das Ziel, zumindest theoretisch.
      Aber jetzt heißt das Ziel erstmal Dallas Dhu. Hier wird schon lange kein Whisky mehr gebrannt. Aber man hat (fast) alles so stehen lassen wie es zu 'aktiven' Zeiten war. Nur ein Teil des alten malting floors ist jetzt ein Besucherzentrum. Ich betrete selbiges mit dem festen Vorsatz keinen 'unnützen Krempel' zu kaufen. Keine Erinnungsstücke, keine Mitbringsel, kein Whisky. Sonst wird der Rucksack wieder jeden Tag schwerer, ich kenn mich doch. Ich zahle meinen Eintritt und bekomme dafür den Audio Guide ausgehändigt. Aber was sehe ich da? Stofftaschen, Dallas Dhu Stofftaschen. Also wo die andere doch kaputt ist, und überhaupt ist so eine Tasche ja schließlich nützlich und überhaupt. Also: eine Stofftasche bitte.
      Dann mache ich mich auf, alles zu erkunden. Man kann hier kreuz und quer übers Gelände laufen und die Nase überall so tief reinstecken wie man möchte. Also kurz, man darf alles, was man sons t in einer Distillery nicht darf. Nur den typischen Geruch muss man sich dazu denken.
      Am Ende gibt es noch ein Filmchen, einen Whisky und einen Plausch mit der Dame an der Kasse. Die wirkt etwas unterbeschäftigt, außer mir ist keiner da. Und ich bin dann auch weg. Ich mache mich auf den Weg zurück nach Forres. Erstmal Tee trinken, die Porridge Vorräte auffüllen und dann, dann mache ich die ersten Schritte auf dem Moray Coast Trail. Fühlt sich aber auch nicht anders an als vorher, ehrlich gesagt.
      Die erste Station auf dem MCT ist Sueno's Stone. Der größte piktische Stein den man bis jetzt gefunden hat. Was den 'Glaskäfig' angeht, scheiden sich die Geister. Es stimmt schon, fotografieren kann den Stein wirklich schlecht. Aber anschauen kann man ihn. Jederzeit. Die Alternative wäre wohl gewesen, ihn irgendwo ins Museum zu stellen, wo man ihn dann nur zu den Öffnungszeiten und gegen Gebühr hätte anschauen können.
      Vom nächsten Wegstück war ich dann so richtig enttäuscht. Ich hatte eigentlich tolle Ausblicke auf das Flussdelta und die Findhorn Bay erwartet. Aber man sieht - nichts. Gar nichts. Einfach nur kilometerlang Straße ohne Aussicht. Ich ärgere mich, dass ich nicht versucht habe, aus dem Flugzeug raus zu fotografieren. Aber da war ich zu sehr mit schauen und staunen beschäftigt. Außerdem dachte ich, ich seh ja eh noch alles aus der Nähe.
      Dafür sind die Ruinen von Kinloss Abbey um so schöner. Ich setzte mich eine Weile hin und denke so vor mich hin. An Melrose, das Mutterkloster, und an einen König, der die Aufgabe hatte, ein Land zusammen zu halten, in dem die Menschen fünf verschiedene Sprachen gesprochen haben und von einem vereinigten Schottland ungefähr so viel hielten wie von fünf Tagen Regenwetter. Na gut, im Fall von Moray eher zehn Tage Regenwetter. Auch wenn von Kinloss Abbey nicht viel geblieben ist, ich würde sagen, der 'schottisierungs Plan' hat funktioniert.
      Dann mache ich mich auf den Weg zurück zum Campingplatz. Heute gibt es ein Experiment zum Abendessen. Ich habe Reis und rote Linsen eingeweicht. Mal sehen, ob man mit etwas Asia Suppe, Kokosflocken und Curry etwas brauchbares draus machen kann. Es schmeckt am Ende zwar nicht ganz wie erwartet aber durchaus brauchbar, würde ich sagen. Ich lese noch ein paar Seiten und dann ist der Tag auch schon wieder zuende. Das waren zwar nicht viele Kilometer und Gepäck hatte ich auch keins auf dem Rücken, aber dafür war es ziemlich viel Straßenlauferei. Muss ich auch nicht jeden Tag haben.
      Zuletzt geändert von Schlammschnecke; 05.10.2013, 21:37.
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      • Rainer Duesmann
        Fuchs
        • 31.12.2005
        • 1642
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        #4
        AW: [UK] Moray & Speyside, Strand & mehr

        Prima Bericht.
        In der Ecke war ich vor 13 Jahren auch mal.
        Schön zu hören.
        Rainer
        radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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        • Borderli
          Fuchs
          • 08.02.2009
          • 1737
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          #5
          AW: [UK] Moray & Speyside, Strand & mehr

          Na, dann warte ich mal auf die Fotos. An meinem Abreisetag, auf dem Weg von Inverness nach Aberdeen, habe ich nämlich viel, viel Zeit und kann bestimmt den einen oder anderen Strand besuchen.

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          • Schlammschnecke
            Erfahren
            • 28.08.2012
            • 373
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            #6
            AW: [UK] Moray & Speyside, Strand & mehr

            Tag4 Findhorn - Hopeman 17km
            Ich frühstücke gerade ganz gemütlich, da fängt es an zu regnen. Hätte ich nicht wieder so getrödelt, denke ich mir, hätte ich ein trockenes Zelt einpacken können. Andererseits, wenn ich noch mehr getrödelt hätte, hätte ich nicht mal einen Kaffee.
            Es nützt alles nichts, Krempel packen, Regenjacke anziehen, nasses Zelt einpacken. Der Himmel ist grau in grau, mein Kreislauf ist am Boden und meine Laune auch. Der Rucksack hängt an mir wie ein nasser Sack und ich habe das ganze Gewicht auf den Schultern. Irgendwas muss ich gestern verstellt haben, als ich mit dem leeren Rucksack unterwegs war. Aber dank Matschbirne finde ich leider nicht raus . Und so schleppe ich mich vorwärts. Findhorn Bay? Doof. Strand? Doof. Alles doof. Zwischendurch pfeffere ich den Rucksack mit Schwung in die Dünen, aber dadurch wirds auch nicht besser.
            Nach ein paar Kilometern weißt mich ein freundliches Schild darauf, dass ich jetzt ungefähr einen Kilometer vom Campingplatz weg bin. Wie bitte?? Anscheinend gibt es eine Inlandsabkürzung, falls man nicht die ganze Küstennase entlang laufen will. In der Karte ist die Abkürzung natürlich nicht drin. Herzlichen Dank, das hab ich
            jetzt noch gebraucht.
            Eigentlich ist es nicht weit bis Burghhead, aber heute zieht sich der Weg endlos. Wenigstens schaffe ich es unterwegs irgendwann, den Rucksack wieder richtig einzustellen. Bis ich dann endlich in Burghead bin, ist es ziemlich spät und es hat so ziemlich alles geschlossen. Dreckstag. Ich mache wenigstens ein Bild von Burghead
            Well - durch das verschlossene Tor. Näher komme ich nicht ran. Ich lege einen Endspurt nach Hopeman hin. Die schöne Küste sehe ich nur aus den Augenwinkeln. Tunnelblick. Ich will einfach nur ankommen.
            Endlich der Campingplatz. Einchecken, Zelt aufstellen. Ich bin wieder der einzige Fußgänger auf dem Platz. Die erhoffte Dusche scheitert erst mal daran, dass ich das Geld im Zelt gelassen habe.
            Duschen kostet 20 pence. Dann eben zuerst essen. Das Kartoffelpüree muntert mich etwas auf.
            Wieso gibt es eigentlich kein deutsches Wort für Soulfood? Dann endlich unter die Dusche. Erst hinterher sehe ich den Fön. Mist, das wäre eine gute Gelegenheit zum Haare waschen gewesen.
            Und dann? Zelt zu, Schlafsack zu, Augen zu. Schwamm drüber, morgen wird alles besser.

            Zuletzt geändert von Schlammschnecke; 05.10.2013, 22:57.
            Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
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            • Schlammschnecke
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              • 28.08.2012
              • 373
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              #7
              AW: [UK] Moray & Speyside, Strand & mehr

              Für Borderli schon mal ein Strandfazit vorab:
              Am schönsten fand ich die Strände um Lossiemouth. Der einzige Wermutstropfen sind unsere 'Freunde' von der RAF. Die starten und landen leider in Lossiemouth. Dadurch ist zwar der Strand nicht weniger schön, aber ab und an kommt schon der Wunsch nach einer Packung Ohropax auf.
              Den zweiten Platz kriegt der Strand in Nairn. Mit etwas Punktabzug wegen der schon erwähnten Muschelbruchstücke. Also wunderschön, aber nicht unbedingt zum Barfußlaufen geeignet.
              Den Strand zwischen Findhorn und Burghead kann ich leider nicht bewerten. Wegen schlechtem Wetter und schlechter Laune.
              Ein paar Kilometer hinter Lossiemouth wird es dann steinig. Und leider nicht malerisch-felsig wie um Hopeman, sondern einfach nur Kieselsteinig. Zwischen Burghead und dem Lossiemouth West-Beach gibt es wunscherschöne, sandige Buchten. Da muss man aber runter bzw. hinterher wieder raufklettern. Mit einem kaputten Knie nicht unbedingt zu empfehlen, denke ich.
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              • Borderli
                Fuchs
                • 08.02.2009
                • 1737
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                #8
                AW: [UK] Moray & Speyside, Strand & mehr

                Schon mal danke schön vorab für die "Strandbewertung"; sehr nett, dass du an mein lädiertes Knie gedacht hast!

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                • Schlammschnecke
                  Erfahren
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                  • 373
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                  #9
                  AW: [UK] Moray & Speyside, Strand & mehr

                  Tag5 Hopeman - Silver Sands Campground 7km
                  Für heute nehme ich mir vorsichtshalber nicht viel vor. Das Zelt ist mal wieder nass, aber jetzt scheint die Sonne. Also trödle ich morgens erst mal wieder endlos rum. Natürlich nur, damit das Zelt trocken wird. Natürlich!
                  Ich beschließe, mir noch eine 20 pence Dusche zu gönnen, und die Haare zu waschen. Auf dem Weg zur Dusche komme ich mit einem Wohnwagen-Besitzer ins Gespräch. Er kann nicht glauben, dass ich in der letzten Nacht wirklich nicht gefroren habe. Muss wohl sehr kalt gewesen sein, im Wohnwagen. Und ich bin froh, dass ich mir kurz vor der Abreise noch spontan einen neuen Schlafsack geleistet habe. Der alte Ajungilak ist mittlerweile immerhin stolze 13 Jahre alt. Cat's Meow ist vielleicht ein etwas seltsamer Name für einen Schlafsack, aber kuschlig warm ist er.

                  Irgendwann komme ich dann doch mal los. Erstmal durch die ausgewiesene 'Danger Zone'. Nein, die RAF ist nicht der Grund, sondern der örtliche Golfplatz. Ich überstehe dieses gefährliche
                  Stück zum Glück unbeschadet.Heute gibt es keinen Strand sondern eine felsige Küste. Eine sehr
                  schöne felsige Küste. Und es geht zur Abwechslung nicht einfach flach dahin, sondern immer mal wieder rauf und runter. Bin ich froh, dass ich heute Zeit habe und mich nicht beeilen muss.
                  Nur die RAF-Flieger sind etwas nervig. Fliegt der eine endlose Runden genau über meinem Kopf oder kommt mir das nur so vor?
                  Und dann - Brombeeren. Mehr Brombeeren. Und noch mehr Brombeeren. Sind die lecker! Ein paar Kratzer sind unvermeidlich aber die nehme ich in Kauf. Im bin im siebten Brombeerhimmel, sozusagen.
                  Und als ob der Tag bis dahin nicht schon schön genug gewesen wäre, gibt es am Ende nochmal eine wunderbare Strandwander-Etappe.
                  Und dann bin ich auch schon am Campground. Der hat eine riesige Tent-area und die hab ich für mich alleine. Weit und breit kein anderes Zelt.
                  Da es hier auch eine Waschmaschine gibt, beschließe ich einen Waschtag einzulegen. Ist zwar noch etwas früh, aber man muss die Waschmaschinen nehmen wie sie kommen, oder so ähnlich. Dann schlägt gegen vier Uhr das Wetter plötzlich um und es fängt an zu schütten.
                  Bin ich froh, dass das Zelt schon steht.
                  Ich verzieh mich ins trockene Zelt und krieche nur noch einmal raus, um die Wäsche aus der Maschine zu holen und sie in den Trockner zu stecken.
                  Gegen sechs lässt der Regen etwas nach und es nieselt nur noch leicht. Ich stelle schnell den Kocher raus und mache einen Topf Wasser heiß. Kaum ist das Wasser heiß, fängt es wieder an zu
                  schütten. Perfektes Timing!
                  Ein Teil vom Wasser wandert in die Teetasse, der Rest ist für den Couscous. Jetzt kann es von mir aus so lange regnen wie es will. Irgendwann wird der Wind stärker. Und stärker. Und stärker. Das finde ich jetzt weniger lustig. Ich drehe eine Runde ums Zelt und spendiere ihm ein paar zusätzliche Häringe.
                  Und entweder hat der Wind dann aufgehört oder ich bin einfach trotzdem eingeschlafen.
                  Zuletzt geändert von Schlammschnecke; 06.10.2013, 00:53.
                  Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
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                    #10
                    AW: [UK] Moray & Speyside, Strand & mehr

                    Tag 6 Silver Sands Campground - Spey Bay 23km

                    Wenigstens ist das Zelt heute morgen trocken. Aber richtig schön ist es heute nicht, die Sonne will nicht wirklich rauskommen. Aus irgendwelchen seltsamen, nicht mehr nachvollziehbaren Gründen, beschließe ich, die Straße nach Lossiemouth zu nehmen, anstatt am Strand entlang zu gehen.
                    Dann schnell durch Lossiemouth durch und ich bin wieder am Strand. Auch ohne Sonne wird es ein wunderschöner Strand-Wandertag. Außer mir ist nur noch eine Frau mit Hund unterwegs. Habe ich schon gesagt, dass es hier wunder-wunderschön ist?
                    Nur der Sand hört leider irgendwann auf und es gibt nur noch große, lose Steine. Nicht schön zum laufen! Den Strand begrenzt eine riesige Kieselstein-Düne. Dahinter sieht man zwar das Meer nicht mehr, aber es läuft sich etwas besser. Zumindest zunächst. Irgendwann wird es mir dann zu doof. Ich klettere nochmal über die Steine zum Wasser, ne da komme ich nicht vorwärts. Also ist es mal wieder Zeit für einen klitzekleinen Umweg. Ich beschließe, für ein paar Kilometer in den Wald auszuweichen. Da läuft es sich gleich viel angenehmer.
                    Der Waldweg endet dann beim Schießplatz. Aber ich habe Glück - heute keine rote Fahne, es wird nicht geschossen, ich darf weiter laufen. Also laufe ich einmal quer über die Riffle Range zurück zum Wasser. Hier gibt es auch wieder einen Trampelpfad. Und so bin ich ziemlich schnell in Kingston. Tja, wenn der Spey nicht wäre, wäre ich jetzt fast da. In Kingston geht mir irgendwie die Luft aus. Auf einem Spielplatz lege ich noch mal ein Päuschen ein, vor dem Endspurt.
                    Dann geht es über Garmouth zum Spey Viaduct. Und von da aus wieder zurück zur Küste.
                    Hier gibt es zwar keinen Campingplatz, aber für 5 Pfund darf ich mein Zelt am Golfplatz aufstellen. Das Bier im Clubhaus ist da sozusagen Pflicht. Das war jetzt also der halbe Weg nach Aviemore, sozusagen. Schön wars bis jetzt, nicht immer, aber meistens.
                    Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                    Tacitus (über das Wetter in Britannien)

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                    • Schlammschnecke
                      Erfahren
                      • 28.08.2012
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                      • Privat


                      #11
                      AW: [UK] Moray & Speyside, Strand & mehr

                      Hm,
                      irgendwie habe ich das Gefühl, dieser Bericht braucht mehr Drama, wenn ich schon keine dramatischen Bilder zu bieten habe.
                      Aber woher nehmen? Das war die erste längere Tour seit ca. 20 Jahren, während der ich überhaupt keine Fuß-, Knie- oder Achillessehnenprobleme hatte. Ich hatte noch nicht mal schmerzhafte Blasen an den Füßen. Ernsthaft verlaufen konnte ich mich auch nicht, ich hatte ja das GPS dabei.
                      *seufz* Ich fürchte, ich bin der langweiligste Mensch in diesem Forum. Mir sind unterwegs mal die Schuhbänder aufgegangen. Meint ihr, das wäre irgendwie ausbaufähig? Ich werde mal überlegen was sich machen lässt.
                      Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                      Tacitus (über das Wetter in Britannien)

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                      • blitz-schlag-mann
                        Alter Hase
                        • 14.07.2008
                        • 4851
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                        #12
                        AW: [UK] Moray & Speyside, Strand & mehr

                        Bau einfach ein paar Reizworte ein, z. B. Vegetarier, UL, Lebendrupf und so, dann ist hier lebhafte Diskussion

                        Und ein paar Fotos :thumbup:

                        Viele Grüße
                        Ingmar
                        Viele Grüße
                        Ingmar

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                        • Schlammschnecke
                          Erfahren
                          • 28.08.2012
                          • 373
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                          #13
                          AW: [UK] Moray & Speyside, Strand & mehr

                          Tja, die Bilder...
                          Wie man unschwer sieht, hatte ich anscheinend die ganze Tour über einen Fleck auf dem Objektiv. Vermutlich ein angetrockneter Wassertropfen. Und ich Tropf hab es natürlich nicht gemerkt. Deswegen ist die Ausbeute an brauchbaren Bildern diesmal wirklich mehr als mager. *seufz*
                          Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                          Tacitus (über das Wetter in Britannien)

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                            Erfahren
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                            • Privat


                            #14
                            AW: [UK] Moray & Speyside, Strand & mehr

                            Zitat von Schlammschnecke Beitrag anzeigen
                            Mir sind unterwegs mal die Schuhbänder aufgegangen. Meint ihr, das wäre irgendwie ausbaufähig?
                            Hab's auch ohne Schuhbänder-Drama verfolgt und gelesen
                            Also Danke für's Erzählen

                            ... obwohl ... das mit den Schuhbändern wäre schon wahnsinnig interessant

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