• tah

    Erfahren
    • 25.01.2009
    • 305
    • Privat


    [IS] Island 2010 - Kinderkram

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 63.87689898
    Längengrad -18.94480895

    Bild: Svinafellsjokull

    Kinderkram
    Es muss an einem dieser verregneten Novembertage gewesen sein, der Kamin brannte und im Schein der Kerzen saßen unsere Kinder Bücher blätternd in ihrer Lieblingsecke unter dem großen Bücherregal. Meine Frau schrieb eine Rezension über eines der vielen Kinderbücher, welche sie Woche für Woche durchackerte auf der Suche nach dem nächsten neuen Bestseller. Ich selbst stand in der Küche, das Abendbrot vorbereitend. Brot, Käse, Rohkostteller, von allem etwas.

    Der Herbst war bisher launisch gewesen. Einige unbeendete und einige neu begonnene Sachen standen sich unentschieden gegenüber. Halbzeit eben. Das Jahr dümpelte träge seinem Ende entgegen. Mein Bruder hatte sich für den Abend angekündigt. Wir würden neuen Wein probieren, von längst vergangenen Zeiten träumen und unseren Gedanken nachhängen.



    Die Klingel schellt und kurze Zeit später tritt mein Bruder poltern in unseren Flur. Er schält sich aus seiner nassen Ledermontur und zieht die schweren Stiefel aus. Im Wohnzimmer nimmt er am Feuer Platz und ist sofort umringt von unseren Jungs.

    „Onkel Finn“, unsere Eltern haben ihn wirklich nach Huckleberry Finn benannt, heben unsere Kinder an, „bist du schon einmal in Island gewesen?“. Sich mit einem fragenden Gesichtsausdruck nach mir umwendend, entgegnet er „Nein, aber warum fragt ihr?“. „Unser Vater ist schon so oft dort gewesen und hat uns noch nie mitgenommen. Immer wieder verspricht er es, aber nie hält er seine Versprechen.“ „Da haben sie Recht.“ mischt sich meine Frau ein. „Kinderkram.“ brumme ich vor mich hin und stelle das Essen auf den Tisch. „Das habe ich gehört.“ merkt meine Frau ironisch an, ohne dabei den Kopf von ihrer Lektüre zu heben. „Schließlich habe ich zu der Zeit dort gearbeitet und ihr wart noch zu jung. Ach was, eigentlich seid ihr es auch jetzt noch.“ antworte ich etwas genervt.

    „Ich war damals noch zu jung? Muss ich erst in Rente gehen, um mich wieder für Island zu qualifizieren?“ fragt meine Frau mit einem sichtlich entrüsteten Blick. „In ein paar Jahren, und das gilt jetzt nur für die Generationen bis zehn Jahre, mag es gehen. Dann starten wir gemeinsam auf unsere erste große Abenteuertour. Und dann von mir aus auch in Island. Erzählt mal lieber, ob ihr die Hausaufgaben fertig habt und die Schultaschen gepackt sind.“ lenke ich das Thema in unbedenklichere Gebiete.

    Später, als die Kinder und meine Frau bereits im Bett sind, kommen Finn und ich noch einmal auf das Thema Island zu sprechen. „Du hast doch seinerzeit mit Iris nach eurer ersten großen Reise einen Bildband über Island angefertigt. Habt ihr den noch?“ fragt mein Bruder in das Knistern des Kamins hinein. Ich stehe auf und beginne im Bücherregal zu suchen. „Ja natürlich, da ist er.“ antworte ich. „Aber das Thema ist tot. Iris zieht es jetzt mehr in die wärmeren Gefilde, und das, obwohl es in Island nicht einmal richtig kalt ist.“

    Ich blättere die großformatigen Seiten um. Schwarzer Hintergrund und davor die leuchtenden Farben der Brennisteinsalda. In der Sonne weißgleißende Gletscher, neongrünes Moos im anthrazitfarbenen Sand, das weite hufeisenförmige Tal von Asbyrgi. Knapp zwanzig Jahre ist das nun schon her.


    Bild: Brennisteinsalda

    „Zeig doch mal her.“ bringt sich mein Bruder mir wieder in Erinnerung. „Und wenn du schon dabei bist, kannst du mir auch gern noch etwas nachschenken.“

    „Die Bilder sehen doch eigentlich ganz zivil aus.“ bemerkt er nach einiger Zeit. „Und das Wetter scheint damals auch ganz passabel gewesen zu sein. Gut, ein, zwei Schneestürme. Wann wart ihr dort noch mal genau?“

    „Anfang August bis in den späten Oktober hinein.“

    „Wieso bist du eigentlich der Meinung, dass das nichts für Kinder ist? Das Land ist doch Abenteuer pur. Ich sehe hier nur tolle Sachen. Robben, Papageientaucher, Eisberge, blubbernde Schlammlöcher. Mir hätte das als Kind schon gefallen.“

    „Ich denke, dass sich die Kurzen dort noch ziemlich langweilen würden. Unsere sind schließlich erst sechs und zehn und deiner ist auch erst knapp zehn Jahre alt. Dort gibt es viel zu viele Steine, wenig Tiere und Pflanzen, kaum Spielplätze. Das Genöle und Gezeter kann ich mir heute schon lebhaft vorstellen. So viel Abwechslung können wir gar nicht organisieren, dass keine Langeweile aufkommt. Das ist wirklich noch nichts.“

    „Und wenn doch? Nur mal so als Gedankenspiel? Was müssten wir tun, dass es funktioniert? So rein theoretisch.“

    „Hm, also rein theoretisch. Es gibt inzwischen einige wirklich gut gemachte Museen. In den Nationalparks gibt es brauchbare Tagestouren. Aber wir bräuchten nicht nur Plan A und B sondern auch C und D. Wir müssten alles doppelt und dreifach absichern. Das Wetter ist launisch und unberechenbar. Wir hätten viele und vor allem lange Bustransfers vor uns, um verschiedene Orte zu erreichen. Und … vergiss es einfach. Iris hat nach der diesjährigen verregneten Alpentour schon angekündigt, dass nächstes Jahr auf jeden Fall Badestrand ansteht.“

    „Den kann sie ja immer noch kriegen. Vielleicht davor, vielleicht danach. Wir müssen ja nicht einen ganzen Monat auf die Insel. Zwei Wochen würden vollkommen ausreichen, um das mal mit den Kids anzutesten.“

    Ich lege etwas Holz nach und hole aus dem Keller eine neue Flasche Wein. Es verspricht eine kurze Nacht zu werden. Als ich zurückkomme, surft Finn bereits im Netz und notiert sich die Ferienzeiten zweier Bundesländer. Glück gehabt, die drei Wochen Überlappung sollten ausreichend sein. Als nächstes suchen wir nach erträglichen Flugpreisen. Die Preise sind keine echten Schnäppchen, wenngleich auch noch nicht wirklich teuer.

    „Was meinst Du?“ fragt Finn, „Sollten wir die mal eine Weile beobachten?“.

    „Nein.“ entgegne ich, „Wir haben nur ein ganz enges Zeitfenster, in welchem wir gemeinsam auf Tour gehen könnten. Und wir sind fünf, vielleicht sechs Leute. Am liebsten würde ich die Flüge sofort buchen, um kein Risiko einzugehen.“

    „ Na ja, vielleicht sollten wir morgen deine Frau und die Kinder doch noch fragen. Sonst hängt dein Haussegen schief. Und wenn dann keiner außer uns mitkommt, wäre das ein teurer Spaß.“

    „Noch habe ich auch nicht gesagt, dass es funktionieren könnte. Wir haben gerade mal den Zeitpunkt und halbwegs akzeptable Flugpreise gefunden. Aber lass uns weitersuchen. Wenn ich mich recht erinnere, können Kinder in Island kostenlos oder zum halben Preis in den Bussen mitfahren. Und auch sonst gibt es eine Menge Vergünstigungen. Die Isländer sind uns, was diese Dinge angeht, meilenweit voraus.“

    Stunde um Stunde tragen wir die kleinen Mosaiksteine einer Tour zusammen, die sich am Morgen wahrscheinlich wieder in Gespinst und Nebel auflösen wird. Aber als der Morgen graut, steht auf dem Papier ein vages Gerüst aus Möglichkeiten. Lücken hier und da, Orte, Preise, Wenn und Aber.

    Wir sind aufgedreht. Aus dem „geht ganz und gar nicht“ ist ein „geht wahrscheinlich nicht“ geworden. Noch gibt es viele Unsicherheiten, aber immerhin, Plan A beginnt sich zu formen und unsere Köpfe zu erobern. Was wäre wenn. Was wäre, wenn sich die Kinder und meine Frau von der Idee ernsthaft, und ich meine ernsthaft, anstecken ließen. Was wäre, wenn alles gelingen würde, das Wetter mitspielte, die Langeweile ausgesperrt bliebe, wenn die Kinder selbst die Mehrtagestouren mit Gepäck klaglos laufen würden, wenn es am Ende ein echtes Abenteuer mit glücklichem Ausgang werden würde.

    Was müssten wir tun, um das zu erreichen?


    Bild: Reykjavik Panorama Seeseite

    Um den Wahnsinn der vergangenen Nacht zu vertreiben, holen wir Brötchen und beginnen das Sonntagsfrühstück vorzubereiten. Verschlafen kommt meine Frau in die Küche und betrachtet nachdenklich das frisch bereitete Frühstück.

    „Das hast du schon lange nicht mehr getan. Ihr meint es wohl wirklich ernst. Aber ich warne dich. Ich bin nicht bestechlich. Island ist für mich ausgeschlossen und für die Kinder auch. Wenn es unbedingt sein muss, könnt ihr ja meinetwegen gern eine Herrentour machen. Aber ohne uns.“

    „Ehm, so ist es wirklich nicht gemeint.“ stottere ich mit fahrigen Handbewegungen. „Es sieht jetzt vielleicht nicht so aus, aber auch ich bin ein ganz entschiedener Gegner einer solchen Tour. Und mit Kindern, geht gar nicht.“ sage ich im Brustton der Überzeugung.

    „Du bist, Gott sei Dank, der schlechteste Lügner weit und breit.“ antwortet meine Frau und greift sich den unscheinbaren Zettel, der auf ihrem Teller unter einer Serviette hervorlugt. Sie überfliegt die eingekreisten Daten, setzt das Mosaik zusammen. Sieht, dass mehr dahinter steckt als nur eine banale Tour. Sie ahnt die angeträumte Geschichte, die hinter dem Ganzen steht. Merkt, dass die Vorbereitungen bereits begonnen haben, dass die Tour hier und jetzt startet. Sie muss nur noch ja sagen.

    „Nein, ohne mich. Und ohne die Kinder. Ich will nicht, dass eure seltsamen Ideen, meine Kinder in Gefahr bringen.“

    „Deine …“

    „Ja, meine Kinder. Wenn du sie in Gefahr bringen willst, sind es meine Kinder.“ Ihre Augen blitzen angriffslustig. „Ansonsten sind sie auch deine, ein bisschen wenigstens.“ Ein versöhnliches Strahlen geht auf.

    „Was macht ihr? Streitet ihr?“ fragt unvermittelt Lukas, unser Ältester, hinter uns. Unbemerkt war er die Treppe herunter gekommen, seinen kleinen Bruder im Schlepptau.

    „Aber wieso denn. Wir überlegen nur laut, ob ihr schon alt genug für Island seid.“ geht Finn in die Offensive und nimmt mich aus der Schusslinie.

    „Natürlich …“ und mit einem ohrenbetäubenden Johlen tanzen die beiden Jungs durch die Küche.

    Der angespannte Gesichtsausdruck meiner Frau verrät allerdings, dass dieser Jubel auf jeden Fall verfrüht ist und dieser Überrumpelungsversuch noch eine ausführliche Diskussion nach sich ziehen wird. „Familienrat.“ sagt sie kurz und knapp.

    Der Waffenstillstand dauert nur kurz. Schon beim Frühstück bedrängen unsere Jungs Finn nach den Einzelheiten, die er natürlich nicht beantworten kann. So bleibt es an mir, das dünne Eis mit den ersten Ideen zu verfestigen. Es knirscht noch oft und sehr verdächtigt und meine Frau vermerkt aufmerksam jede noch so kleine Unwägbarkeit, jedes Risiko. Natürlich schwimme ich. Wie soll es auch anders sein, da ich von der Idee selbst noch nicht felsenfest überzeugt bin.


    Bild: Reykjavik Panorama Innenstadt (Stadtverwaltung)

    Familienrat.
    Es geht um Bedingungen und um Zeit. Wir einigen uns darauf, die Idee nicht von Grund auf abzulehnen. Wir einigen uns darauf, uns zwei Monate Zeit für die Entscheidung zu geben. Wir einigen uns darauf, die Idee richtig auszuarbeiten. Zum Jahresende wollen wir gemeinsam einen definierten Stand der Vorbereitungen erreicht haben, andernfalls werden wir Island verschieben. Und wir einigen uns darauf, mit denjenigen Dingen bereits zu beginnen, welche auf dem Zettel zwar vermerkt sind, aber mit der eigentlichen Reise nicht viel zu tun haben.
    1. Anton muss seinen Schwimmkurs erfolgreich beenden, weil ihm ohne Ziel die Motivation gänzlich zu fehlen scheint.
    2. Lukas muss am Wochenende mit mir Joggen gehen, da er zwar wächst und wächst, aber ohne zusätzliche Bewegung mit der Koordination seiner Gliedmaßen außer Takt zu geraten droht.
    3. An den Wochenenden stelle ich meine Arbeit ab sofort ganz nach hinten, um wieder mehr mit der Familie unternehmen zu können.
    4. Iris wird sich in die Vorbereitungen nicht nur kritisch sondern auch konstruktiv einbringen. Und sie kann demnächst mit ihren Freundinnen einen Badeurlaub ganz ohne Familie verbringen. Nein, Bestechung wollen wir beide das nicht nennen.


    Natürlich geht es bei diesen Dingen nicht vordergründig um Island, sondern um die Idee, wieder mehr Familie sein zu können. Im tagtäglichen Trott gehen uns, wie vielen Anderen auch, die gemeinsamen Ideen etwas verloren, so dass wir zwar gemeinsam gut funktionieren, uns gleichzeitig aber die Visionen fehlen. Dies wird sich jetzt ändern.

    Nach dem kurzen Familienrat gehen Finn und ich nahtlos in die Vorbereitungen über. Wir definieren verschiedene Themen, welche abgearbeitet werden müssen und nach unseren Erfahrungen einige Zeit in Anspruch nehmen werden. Dabei sind die Rahmenbedingungen noch am einfachsten festzulegen.

    Reisezeit:
    zwei Wochen zwischen Juli / August 2010 (20.07. – 03.08.2010)

    Reisegruppe:
    drei Kinder, drei Erwachsene (ironisch: ein Retter pro Kind)

    Reisemittel:
    Bahn, Flugzeug, Bus

    Reiseziele:
    Reykjavik, Tagestouren im Skaftafell Nationalpark, Jökulsarlon, Mehrtagestour auf dem Laugavegur

    Alternativen bei Schlechtwetter:
    Whale Watching, Golden Circle Bustour, Blaue Lagune, Wikinger-Ausstellung im Perlan, Experimente-Pavillon an der Universität in Reykjavik


    Bild: Panorama Thingvellir

    Weitaus spannender gestalten sich anschließend die Themen Bekleidung, Verpflegung, Unterkunft, Rucksäcke, etc. Vor dem Hintergrund der geplanten Mehrtagestour auf dem Laugavegur geht es hauptsächlich darum, das Gepäck von drei großen und drei kleinen Wanderern auf mehr oder weniger drei Rucksäcke verteilen zu können. Natürlich sollen auch die Kurzen ihren Teil tragen, aber im Fall der Fälle müssen es die Großen allein schultern können. Wir nennen diese Projektphase spaßeshalber UL im XL-Format.

    Bekleidung:
    Bei der Auswahl der Bekleidung sind natürlich die üblichen Punkte zu beachten, wie Temperaturen, Wind, Sonne und Regen. Der Sommer auf Island hat normalerweise von Allem etwas zu bieten, wobei ausgemachte Schneestürme recht selten sind. Dafür kann das Wetter mehrmals am Tag von warmem Sonnenschein über Bewölkung in Sturm und kalten Regen drehen. Da wir mit dem Laugavegur eine Mehrtagestour planen, müssen wir zugleich das Gewicht und das Volumen berücksichtigen, um den ganzen Hausrat auch transportieren zu können.

    Letztlich einigen wir uns nach einigen Tests darauf, nur ein Minimum an funktionaler Bekleidung mitzunehmen und angesichts der Preise einen Teil davon selbst herzustellen. Jedem von uns stehen genau fünfzehn Teile oder Sets an Bekleidung zu, von denen immer der größte Teil getragen wird. Das sind pro Person jeweils eine Regenjacke, eine Regenhose, eine normale Wanderhose, eine Jacke aus 100er Fleece, ein Pullover aus 50er Fleece, ein Set lange Unterwäsche aus Merinowolle, ein Set lange Unterwäsche aus Kunstfaserwolle, ein Set kurze Unterwäsche aus Kunstfaserwolle, zwei Sets Wandersocken, ein Paar Wanderstiefel, ein Paar Strandschuhe, ein Paar Handschuhe, eine Bacclava und Badesachen.

    Bei einigen Regen- und Winterwanderungen testen wir die bereits vorhandenen Bekleidungsstücke und beschließen, einige dieser Teile wieder dem weltweiten Rohstoffkreislauf zuzuführen. Auf diesem Wege reduzieren wir so nebenbei den Inhalt unserer Schränke, und das erstmalig ohne die Gegenwehr unserer Kinder, um einen nicht unerheblichen Teil ihrer bereits verschlissenen Lieblingsstücke. Bei den darauf zwangsläufig folgenden Einkäufen keimt so etwas wie eine erste Vorfreude auf. Einkaufen geht immer und Bestechung – nein Bestechung ist etwas anderes.


    Bild: Brennisteinsalda

    Kochen:
    Für die Menge der hungrigen Mäuler und als Ausfallreserve planen wir zwei Kocher ein. Gas ist bei den zu erwartenden Temperaturen kein Problem und vor allem mit Kindern eindeutig einfacher zu handhaben als Benzin. Wir gönnen uns den Luxus eines mittelgroßen Topfes mit zwei Liter und eines kleinen Topfes mit einem Liter Fassungsvermögen. Zusätzlich dazu nehmen wir eine kleine Pfanne mit, welche gleichzeitig als Topfdeckel fungiert.

    Auch die restliche Küchenausrüstung wird unserem begrenzten Trainingszustand angepasst, so dass wir uns freuen, nur sechs leichte Teller, Spork, Tassen und Liquitainer Wasserflaschen tragen zu müssen. Ergänzt wird unsere Feldküche durch zwei Wassersäcke, einen Kochlöffel, einen Messbecher, wasserdicht verpackte Streichhölzer, ein Feuerzeug, einen Schwamm, ein Tuch und etwas Reinigungsmittel. Unsere Maxime ist, weniger Gewicht vor Schönheit, so dass die ganzen wunderbar chromblitzenden, edelstahlmattierten und holzeingefassten Utensilien unserer Küche ausnahmsweise einmal zu Hause bleiben dürfen.


    Bild: Hrafntinusker Gletscherfeld

    Verpflegung:
    Unser interessantestes Testfeld in der Vorbereitungsphase sind die Lebensmittel. Wir sind uns einig, dass wir in der Nähe der Zivilisation auf deren Annehmlichkeiten nicht verzichten werden. Sprich, wir werden die einheimische Küche ausgiebig probieren und mehr oder weniger frische Lebensmittel hinzukaufen. Eigentlich gibt es bis auf drei Stationen im Hochland während der Laugavegur-Tour immer die Möglichkeit in einem Supermarkt, an einer Tankstelle oder in einem Camp unsere Kochbasis aufzupeppen. Sei es, dass wir frischen Fisch oder Krabben dem Abendessen beifügen oder auch Ost und Gemüse verarbeiten.

    Um aber überhaupt eine einigermaßen gerechte Auswahl unserer Basis-Lebensmittel treffen zu können, welche den unterschiedlichen Geschmäckern Rechnung trägt, probieren wir in den Wintermonaten jede käuflich zu erwerbende Fertignahrung aus und vergeben Punkte für Aussehen, Geruch, Geschmack und Konsistenz. Nicht zu vergessen, dass sich die eine Hälfte unserer Familie überwiegend vegetarisch ernährt, während die andere Hälfte … Details erspare ich mir.

    In akribischer Kleinarbeit entsteht so ein olfaktorisches und gustatorisches Lexikon unserer Familie, mit welchem die absoluten Unmöglichkeiten einer gemeinsamen Reise vermieden werden können. Die Tests finden immer unter den gleichen Laborbedingungen statt, welche sich aus einem kargen Frühstück, einer dreistündigen Wanderung und dem Entfall jeglicher Zwischenmahlzeiten zusammensetzen. Der Begriff Sonntagsbraten hat in dieser Zeit für unsere Familie eine leicht abgewandelte Bedeutung bekommen und lässt uns noch heute beim Anblick eines frisch gesottenen Bratens schreiend aus dem Zimmer laufen.

    Neben dem unvermeidlichen Unwohlsein bei einigen dieser Tests und der gegenseitigen Rücksichtnahme bei der Vergabe von Toilettenbenutzungszeiten haben uns die teils wahnsinnigen und völlig gescheiterten Versuche zur Geschmacksverbesserung eines großen Teils dieser Speisen an den Rand des Zwerchfellbruchs geführt. Einzig die Pfannkuchen und die Süßspeisen haben wir in der Überzeugung ihrer Unfehlbarkeit nicht getestet, was sich später noch als einer der größten Fehler unserer Reisevorbereitung herausstellen sollte. Das Ergebnis dieser überaus spannenden Zeit ist bei Licht betrachtet dann doch etwas banal, wie die nachfolgende Auflistung erahnen lässt.

    Grundlage des Frühstücks wird Nussmüsli sein, wahlweise mit Milch oder Kakao aufgekocht. An Getränken wird es Tee, Kaffee, Milch, Kakao oder Zitrone zur Auswahl geben, natürlich nicht jeden Tag, aber zumindest am Anfang. Ergänzen werden wir diese Basis mit den örtlichen Angeboten an Joghurt, Obst und Backwaren.

    Während des Tages werden Obst, Müsliriegel, Fruchtschnitten, Trockenobst, Schokolade, Panzerplatten und Landjäger gereicht, wenngleich wir nicht vorhaben, die Farben unserer Bekleidung den teils martialischen Namen unserer Pausensnacks anzupassen.

    Am Abend wird eine Trekkingmahlzeit gekocht, welche zu einem Teil aus einem dehydrierten Vorfabrikat und zum anderen Teil aus den vor Ort erworbenen Ergänzungen besteht. Nach besonders anstrengenden Tagen wird es auch einen Nachtisch in Form von Pfannkuchen oder einer Süßspeise geben können. Und als allerletzter Notnagel wird in den Tiefen des Medipacks eine große Tüte mit Gummibärchen versteckt.


    Bild: Brennisteinsalda

    Unterkunft:
    In unserer Familie ist eine Vielzahl an unterschiedlichen Zelten vorhanden, welche je nach Einsatzzweck vom Ein-Mann-Zelt über Winterzelte bis hin zur luxuriösen Afrika-Lodge reicht. Nach einer genauen und über den dicken Daumen gespuckten wissenschaftlichen Analyse kommen Finn und ich zum Schluss, dass unsere in etwa gleich alten Winterzelte ihre beste Zeit bereits hinter sich haben und die isländischen Windgeschwindigkeiten nur noch mit einer eingeschränkten Wahrscheinlichkeit meistern können. Das gibt uns somit eine gute Gelegenheit mitten in der Finanzkrise die europäische Outdoor-Wirtschaft wirkungsvoll zu unterstützen.

    Unsere Wahl fällt für Finn und seinen Sohn auf das Nachfolgemodell seines bisherigen Winterzelts, womit er langfristig wieder gut aufgestellt sein sollte.

    Für uns vier habe ich den großen Geodäten von VauDe, das Power Atreus, auserkoren, welches laut VauDe-Werbeversprechen nur vier Kilogramm wiegen und als Expeditionszelt geeignet sein sollte. Um es vorweg zu nehmen, nie wieder und ich meine NIE WIEDER !!!, werde ich auf die Werbung von VauDe hereinfallen. Auch wenn sie früher einmal ein ganz passabler Produzent von Zelten gewesen sind, das Power Atreus wiegt weder vier Kilogramm NOCH ist es für Expeditionszwecke geeignet. Dazu aber später mehr.

    Den Reinfall mit der falschen Gewichtsangabe habe ich nur deshalb nicht mit einer Reklamation geahndet, weil ich ein ähnlich großes und zugleich stabiles Zelt auch bei anderen Anbietern nicht für unter 4,7 Kilogramm gefunden habe. Dazu kommt, dass ich das Zelt zu einem unschlagbar günstigen Preis erworben habe- es ist die Pest des Schnäppchens.


    Bild: Hrafntinusker Gletscherfeld

    Schlafen
    Da wir Erwachsenen gewöhnt sind, unsere Daunenschlafsäcke auch bei widrigen Bedingungen trocken zu halten, erübrigen sich hier Modifikationen. Iris wird einen 800er ME-Helium, Finn und ich werden je einen 350er ME-Zero nutzen. Als Backup gibt es Anda-Seideninletts. Für uns stellt dies erprobtes und ausreichendes Material dar.

    Bei den Schlafsäcken der Kinder entscheiden wir uns stattdessen für den Weg der größeren Sicherheit und nehmen statt der Daunen- die Kufa-Schlafsäcke mit (Deuter Starlight EXP), welche wir mit Fleece-Inletts pimpen. Das Gewicht fällt zwar dadurch deutlich höher aus, aber die Gefahr eines Wärmeverlustes bei feuchten Schlafsäcken reduziert sich für die Kids. Gut, wahrscheinlich geht diese Entscheidung auf das Konto der typischen Eltern-Überheblichkeit, aber sicher ist eben sicher.

    Für drunter wählen wir für alle als Kompromiss zwischen Gewicht und Komfort die TR-Isomatten in der ProLite-Variante aus. Alles in allem entspricht die Kombination aus Schlafsack und Isomatte nicht ganz den Ansprüchen von Iris an ein Himmelbett, wird aber von ihr als akzeptabel abgehakt und löst bei mit im Gegenzug Erleichterung aus. Sie hätte sich ja auch für die superweiche und superschwere Wintervariante entscheiden können.


    Bild: Landmannalaugar Camp

    Rucksäcke
    Auch wenn auf dem einen Schlafsack Helium drauf steht, ist leider keins drin und so müssen wir uns mit dem Thema Gewicht ernsthaft auseinander setzen. Im Ernstfall wird es im schlimmsten Getöse darauf hinauslaufen, dass drei Schultern das gesamte Gewicht tragen können müssen. Das Ergebnis dieser Überlegung sind Gewichtsbegrenzungen der Rucksäcke, jeweils 20 kg für Finn und mich, 16 kg für Iris, 6 kg für die beiden Zehnjährigen, 4 kg für den Sechsjährigen. 72 kg für vierzehn Tage ist die Messlatte, die es zu erfüllen gilt. Hiervon sind 28 kg Lebensmittel und 6 kg Trinkwasser geplant.

    Für uns sechs Wanderer kommt letztlich eine ganze Menge an großen und kleinen Gegenständen zusammen, welche ausgebreitet den Boden unseres Wohnzimmers vollständig ausfüllen. Um Ordnung in das Chaos zu bringen und die Teile auf Tour zuverlässig wiederfinden zu können, entwerfen wir ähnlich einer Expedition ein Pack- und Verladeschema für jeden der Rucksäcke. Dabei werden die Hauptgruppen Bekleidung/ Hygiene, Kochen/Verpflegung, Zelt/Schlafen und Orga/Sonstiges in unterschiedlich farbigen, wasserdichten Packbeuteln sortiert.

    Aus Gewichtsgründen werden wir Erwachsenen unsere Millet 65L verwenden, welche nur 1,56 kg auf die Waage bringen. Für die beiden Zehnjährigen sind jeweils Terra Nova Laser 35L mit 500 g und für den Sechsjährigen die Variante mit 20L und 350 g Gewicht vorgesehen.

    Um es kurz zu machen, unser Startgewicht zum Beginn der Tour beträgt schließlich knapp 80 kg, was jeweils 23 kg für Finn und mich sowie 18 kg für Iris bedeutet. Nach unzähligen Diskussionen und Abwägungen haben wir uns dann doch noch für Buntstifte, Malblöcke, Kartenspiele, Reisespiele, GPS, Kartenmaterial, Kompass, zwei Kameras, eine 20 m lange Repschnur und ein deutlich umfangreicheres Medipack entschieden. Auch die vor Ort gekauften, frischen Lebensmittel schlagen noch einmal mit geschätzten 2 - 3 kg zu Buche.


    Bild: Gullfoss

    MYOG:
    Das Unterfangen, die ganze Familie mit einer entsprechenden Ausrüstung auf den neuesten Stand zu bringen, stellt sich letztlich als recht kostenintensiv heraus, so dass ich die alte Nähmaschine von Iris Mutter für einige Wochen in Beschlag nehme und verschiedene Dinge selbst anfertige. Hilfreich sind dabei die Stoffe von Extremtextil und meine rudimentär noch vorhandenen Fähigkeiten diese zu verarbeiten. Zur Überraschung meines Bekanntenkreises muss dieser in den folgenden Wochen gänzlich neue Seiten mit all ihren Vor- und Nachteilen an mir kennenlernen. Das geht von panischen Versagensängsten, über nächtlichen Telefonterror bis hin zur Bitte, als lebende Kleiderständer und Modeberater auszuhelfen. Die Liste unserer gequälten Freunde, denen ich die Unterstützung ähnlich einem Plattencover danken müsste, ist ellenlang. Ich trage sie in meinem Herzen.

    Aus eigener Produktion stammt für unsere Reise schlussendlich die körperbetonte Merino-Unterwäsche, für deren erfolgreichen Einsatz ausgeschlossen werden muss, in den kommenden Wochen weder Fett- noch Muskelmasse aufzubauen. Ebenso fertige ich das Groundsheets für das Zelt und die Flecce-Inletts für die Kinder-Schlafsäcke an. Für die Kameras entstehen wasserdichte und stoßgepolsterte Rollhüllen, welche am Rucksack oder am Gürtel befestigt werden können. Und als Höhepunkt dieser kurzen aber äußerst produktiven Schaffensphase nähe ich mir und meinem Bruder einen (Alp-) Traum von Hose aus einem bionischen Material von Schöller. Um diese Dinge schaffen zu können, verbringe ich fast jede freie Minute mit meiner Familie, einen Großteil der Zeit zwar geistig abwesend aber in tendenzieller Sicht- und Rufweite. Und ganz nebenbei erfülle ich auf den Pfaden des MYOG wandelnd somit das gegebene Versprechen einer hingebungsvollen Familienpflege.


    Bild: Reykjavik Hafen

    Zwischenstand:
    Zu Weihnachten stellen wir zu unser aller Überraschung fest, dass unsere materiellen Vorbereitungen bereits so weit genug gediehen sind, dass wir das Wagnis auch wagen zu können. Die Entscheidung ist gefallen. Mit einem leichten Schaudern des Entsetzens werden die Flüge gebucht. Das Geld entschwindet von unserem Konto und es gibt kein Zurück mehr.

    Der bisherige Erfolg beflügelt uns und wir beginnen voller Elan mit dem schwierigeren Teil, den mentalen Vorbereitungen. Nach unserer Einschätzung benötigen die Kinder noch ein Grundgerüst aus Erfahrungen und Wissen, um bei ungünstigen Bedingungen nicht zu blockieren. Nicht an jeder Stelle werden wir uns im Hochland basisdemokratische Diskussionen oder einen Abbruch leisten können. Stehenbleiben, Verzweifeln, Ratlosigkeit und Misstrauen sind keine echten Optionen. Die Tour ist nicht wirklich schwierig, aber für Stadtkinder, vorsichtig ausgedrückt, ungewöhnlich.

    Wir lernen. In einigen unserer Bücher finden wir Informationen zu Flora, Fauna, Wetter und Geologie auf Island. Was man kennt, sieht man auch, ist die Devise. Und unsere Kinder werden plötzlich schlau, fühlen sich schon als angehende Naturforscher.

    Wir üben. In anderen Büchern finden wir Verhaltensweisen für Flussdurchquerungen, Schlechtwetter und Notfallsituationen. Was man trainiert, kann man auch, ist die Devise. Und unsere Kinder lernen plötzlich DEN Respekt vor der Natur, den es braucht, um sich in schwierigen Situationen an das Gelernte zu erinnern.

    Und wir Erwachsenen? Wir sind ganz einfach erstaunt über den Elan und die Begeisterung unserer Kinder.

    Einige Wochen später, auf der Insel tobt sich gerade der Eyiajjallajökull aus und hüllt ganz Europa in eine schwarze, undurchdringliche Aschewolke, steigt unsere Nervosität dann doch noch einmal merklich an, ob dieses Projekt vielleicht nicht etwas zu hoch gegriffen ist. Im Bekanntenkreis wird bereits getuschelt, von wegen Verantwortungsbewusstsein. Ein Anruf bei einem befreundeten Geo-Ingenieur auf der Insel rückt das Drama des in ganz Europa verschwundenen Sonnenlichts aber wieder ins Lot. Alles halb so schlimm, typisch europäische Hysterie, sie leben noch und Pompeji ist noch fern. Der Laugavegur, ja, der ist wie vor zwanzig Jahren wieder einmal direkt betroffen, aber es gibt ja auch noch andere Routen. Also statt Plan A stehen uns dann eben noch die Pläne B bis D zur Verfügung. Geht schon.


    Bild: ... der Wanderverein
    Zuletzt geändert von tah; 20.02.2012, 16:22. Grund: Geotagging
    Schnee ist auch nur schick aufgemachtes Wasser.

  • codenascher

    Lebt im Forum
    • 30.06.2009
    • 5064
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    #2
    AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

    Das liest sich ja genial !!! Hoffentlich gehts hier schnell weiter ;)

    Sven

    Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

    meine Weltkarte

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    • TEK
      Dauerbesucher
      • 23.02.2011
      • 717
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      #3
      AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

      Kann meinem Vorredner nur zustimmen! Ich bin gespannt auf den Bericht, oder sollte ich in diesem Fall besser sagen der Erzählung(?), über die "eigentliche" Reise.

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      • Isländer
        Anfänger im Forum
        • 21.07.2005
        • 39


        #4
        AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

        Dringend! Will lesen mehr.

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        • ranunkelruebe

          Fuchs
          • 16.09.2008
          • 2211
          • Privat


          #5
          AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

          Mehr, Mehr, Mehr!!!

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          • Nada_Surf
            Anfänger im Forum
            • 03.04.2007
            • 37
            • Privat


            #6
            AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

            Super (Vor-)Bericht! Habe zwar selber keine Kinder, aber als langjähriger Kindergruppenbetreuer weiß ich was es heißt selbst in unseren Gefilden mit 10-jährigen Jungs "auf Tour" zu gehen. Da ist aus meiner Erfahrung oft schon nach einem Tag Schluss...

            Werde dieses Jahr selber nach Island fliegen und hab auch mal gelesen, um nach etwas Tour-Abstinenz mal wieder ein bisschen das Gefühl zu bekommen, wieviel Vorbereitung eigentlich dahinter steckt,also danke auch von der Seite aus.

            Grüße aus dem angrenzenden Belgien (Eupen)
            Zuletzt geändert von Nada_Surf; 22.10.2012, 00:16.

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            • smeagolvomloh
              Fuchs
              • 07.06.2008
              • 1929
              • Privat


              #7
              AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

              Ganz ganz toll geschrieben. Ich freue mich auf die Fortsetzung!!!
              "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
              Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

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              • Dieter

                Dauerbesucher
                • 26.05.2002
                • 537
                • Privat


                #8
                AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                Uiiiii - nach dieser Einführung liegt die Latte hoch.
                Der Bericht hat Druckqualität und ist der erste (?) zum Thema: "Wandern mit Kindern in Island".
                Freue mich schon auf die Fortsetzungen.

                Dieter

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                • oflow
                  Erfahren
                  • 21.03.2010
                  • 390
                  • Privat


                  #9
                  Wow! Super Schreibstil, ich freu mich schon auf die Fortsetzung.
                  i want to plant a tree

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                  • Voland
                    Anfänger im Forum
                    • 28.11.2010
                    • 36
                    • Privat


                    #10
                    AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                    Ich möchte mehr!!!!

                    Dauerts noch lange???????????????

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                    • stefN
                      Dauerbesucher
                      • 04.06.2004
                      • 544


                      #11
                      AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                      Ich bin auch sehr gespannt, wie es weitergeht.
                      Mein Sohn ist 3 und ich träume davon so eine Tour mit ihm zu machen.

                      Grüße
                      Stefan

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                      • tah

                        Erfahren
                        • 25.01.2009
                        • 305
                        • Privat


                        #12
                        AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                        ... eure Resonanz macht mich immer auch ein bisschen sprachlos - und bis ich mich davon wieder gefangen habe ... nun gut, Anlauf zum Teil 2.
                        Und ich danke euch für eure Zusprache, das beflügelt.
                        Schnee ist auch nur schick aufgemachtes Wasser.

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                        • lina
                          Freak

                          Vorstand
                          Liebt das Forum
                          • 12.07.2008
                          • 43828
                          • Privat


                          #13
                          AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                          Ah, super! *freu*

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                          • tah

                            Erfahren
                            • 25.01.2009
                            • 305
                            • Privat


                            #14
                            AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                            Tag 1
                            Der Tag beginnt früh, um genau zu sein, sehr früh.

                            Am Nachmittag zuvor haben wir ein letztes Mal unsere Ausrüstung geprüft, das Handgepäck sortiert und die Kinder durchgezählt. Auf dem Weg zum Flughafen Wohlwollen und im Flughafen Kontrollen allenthalben. Handgepäck, Schuhe und Kinder in Strümpfen. Wer zu gern im Draussen lebt, ist halt gefährlich. Am Ende aber sind wir erleichtert. Um eine Packung Rei in der Tube und eine Flasche Sonnenmilch, die sich aus mir unerfindlichen Gründen doch noch in das Handgepäck meiner Liebsten verirrt haben. Geschätzte 300 g gespart, ich danke den Göttern des UL, welche über uns wachen.

                            Im Flieger ist kein Schlaf zu finden, wir fliehen vor dem Sonnenuntergang gen Norden. Rotes Licht dringt durch die schlierigen Scheiben. Aufgekratzte Kinder haben große Augen. Skandinavien, Färöer und endloses, dunkelschwarzes Meer. Winzige Schaumkronen jagen. Eine weiße Ebene aus Wolken unberührt fliegendem Schnee.

                            Der Tag bleibt eine Handbreit über dem Horizont hängen, als uns der Bus nach Reykjavik bringt. 03:00 Uhr blinkt grün die Anzeige über dem Mittelgang. Der Fahrer hilft uns am Camp beim Ausladen. Drei Kinder liegen uns im Arm und kein Kinderauge schläft. Ungläubig, dass es auch Nächte ohne Schlaf gibt, aber auch so matt. Ein Wurfzelt wäre jetzt schön.

                            Wir packen, auf einem Bein balancierend, mit den Füßen die Matten und Schlafsäcke aus, schütteln die Daunen auf und betten die Kleinen in die Mitte einer großen Wiese des Camps. Mauer um Mauer ziehen wir die riesige Kuppel über ihnen auf und hüllen sie schützend ein.


                            Bild: Reykjavik Hafen

                            Der Tag beginnt.

                            „Was ist Zeit. Was ist die rechte Zeit. Was ist die rechte Zeit, nach einer solchen Nacht den Tag zu beginnen.“ Tropfen für Tropfen schließt sich ein Wort an das andere, rinnt durch das orange Flirren vor meinen geschlossenen Augen. Kinderlachen. „Zeit, du darfst auch stehenbleiben!“

                            Die Entdecker und Eroberer wollen starten, die Fremde ruft. Nur mühsam können wir sie davon überzeugen, dass ein Frühstück hilfreich sein könnte.

                            Im strahlenden Sonnenschein, nähern wir uns entlang der Küste der Stadt. Früher gab es die Hochhäuser noch nicht. Häuser? Welche Häuser? Die aufgetürmten Felsen der Marina sind viel spannender. Schon gesehen? Es gibt eine Stelle mit polierten Felsen. Architekten nennen so etwas eine Landmarke. Weiter stadtwärts kontrollieren Taucher ein Hafenbecken. Walfänger rosten vor sich hin. Es gibt auch ohne unser Zutun so viel zu entdecken.


                            Bild: Reykjavik Hafen

                            Geschäftiges Nichtstun. Die Stadt ist im Vergleich zum Jahr 2008 still geworden. Damals stand der Aufbruch der Wikinger in die weite Welt gerade kurz bevor. Dann wurde er abgesagt. Zwei Jahre später überstrahlt eine wohlig unbeteiligte Sonne mit einem Hauch arktisch klarer Luft die Szenerie. Die Zeit rückt weiter. Im Cafe Paris thematisiert sich die aktuelle Krise in einem wandbildgroßen Comic. Deutlich weniger einheimische Gäste als früher sind zu sehen. So traurig die Geschichte auch ist, der Lunch und das Flair sind immer noch gut. Ich erzähle den Kindern von der technischen Eroberung dieses wilden Landes. Von der Geothermie, von den endlosen Strom- und Wasserdampftrassen quer durch die Berge, vom Umbau der Blauen Lagune. Käptn Blaubär eben.


                            Bild: Cafe Paris - Krise

                            Die Stadt ist weitläufig aber nicht groß. Langsam zu Camp zurückschlendernd merken wir, wie sich die Kinder Schritt für Schritt diese vertraute aber doch so fremde Welt anzueignen beginnen. Erste Erfahrungen werden ausgetauscht. Englische Brocken fliegen. Stiefel werden an Steine schlagend getestet. Sie sind bereit für ihr erstes großes Abenteuer.

                            Einige Einkäufe noch und der Tag neigt sich bereits seinem Ende zu. Obst, Gemüse, Eier, Fisch, Brot, Gas, Busfahrkarten für den Transfer in den Skaftafell-Nationalpark. Nach dem Essen schlafen sie vor den Zelten in unseren Armen ein.

                            Tag 2
                            Der Tag beginnt früh. Schon wieder.

                            08:00 Uhr startet am Busbahnhof der Transfer gen Osten und bis dahin müssen noch die Zelte verstaut, ein Frühstück gezaubert, das Geschirr abgewaschen und die Kinder gekämmt werden. Auch für geübte Logistiker ist ein solcher Morgen einfach nur Stress, da die Menge der ungeplanten Ereignisse die der geplanten überwiegt. Wie sagt man so schön, die Zeltroutine fluppt noch nicht.

                            Kurz vor der Abfahrt gibt es endlich Kaffee.

                            Ich liebe dieses Bild. Die Landschaft zieht am Fenster vorbei, die Gedanken treiben, die Verantwortung schwindet für einen langen Augenblick. Ich beobachte. Was sie wohl sehen? Unbedeutende Hügel und Schutthaufen oder vermooste Trollhöhlen und Drachenschluchten? Was gäbe ich dafür, jetzt noch einmal Kind sein zu dürfen, um mit eigenen unverbrauchten Augen diese Reise erleben zu können. Reinfall oder Hit, noch ist nichts entschieden.

                            Die stundenlange Fahrt wird regelmäßig unterbrochen. Hier eine Tankstelle, um Reisende von anderen Busrouten aufzulesen, dort ein erster imposanter Wasserfall, dann Halt am Skogafoss. Unmassen von Wasser drängen über die Felskante. Unsere Kinder beginnen zu laufen, rennen dem Tosen entgegen, stehen still in der Gischt. Unfassbar. Unfassbar groß muss dieser Anblick aus ihrer Perspektive sein.


                            Bild: Skogafoss


                            Bild: Skogafoss


                            Bild: Skogafoss

                            In diesem unbändigen Lärm herrscht eine faszinierende Stille. Kein Wort, kein Ruf. Und dann, sie fangen an zu tanzen. Im steten Klopfen der aufprallenden Wassermassen finden sie in einen alten archaischen Rhythmus hinein. Ich schüttele den Kopf. Nass und glücklich kehren wir zum Bus zurück.

                            Nachmittags erreichen wir nach einer weiteren Station in Vik den Skaftafell-Nationalpark. Einige wenige Zelte verteilen sich auf den weitläufigen Wiesen. Es ist trocken und sonnig. Wir trainieren die Zeltroutine, Aufbau in fünf Minuten. Fehlanzeige, wir benötigen zehn Minuten. Das wird noch ein hartes Stück Arbeit.


                            Bild: Strand bei Vik


                            Bild: Landkarte

                            Während wir eine Kaffeepause einlegen, sind die Kurzen schon wieder unterwegs und erkunden das Camp. Nicht weit von unseren Zelten entfernt verschwinden sie in einem großen runden Erlengehölz, welches innen ausreichend Platz für einen versteckten Spielplatz zu bieten scheint. Eine geschlagene Stunde halten sie es in diesem Dickicht aus, bevor sie sich durch einen Wassergraben nur unzureichend geschützt wieder an unsere Zelte heranschleichen. Wir sind natürlich völlig ahnungslos und schwer überrumpelt.

                            „Was habt ihr denn so lange gemacht?“ fragt Iris direkt drauflos.

                            „Ehm nichts. Gespielt?“ antwortet Anton, der Jüngste.

                            „Und wo?“ lässt Iris nicht locker.

                            „Irgendwo da drüben.“ meint Lukas.

                            „Ich dachte kurz, ich hätte euch dort im Gebüsch gesehen.“

                            „Äh nein, dort ist nichts. Da kann man nicht spielen, ist viel zu dicht.“ Schweigen und Grinsen und vielsagende Blicke.

                            „Kommt Jungs, wir wollen noch zu einem dieser Gletscher wandern.“ unterbricht Finn die Stille. „Zieht eure Jacken und langen Hosen an, da unten ist es vermutlich ziemlich kalt.“

                            Die Strecke ist kurz und so stehen wir eine halbe Stunde später vor dem Geschiebe der Gletscherzunge des Skaftafellsjokull. Aus dem Gletschertor dringt eine schwarzbraune Flut und überschlägt sich über die Felsen des angrenzenden Sanders. Durch den Vulkanausbruch im Frühjahr wurde buchstäblich alles mit einem zusammengeschwemmten feinen anthrazitfarbenen Sand überzogen. Der Gletscher glänzt matt und in allen Schattierungen von Blei. Was für ein atemberaubender Unterschied. Vor zwei Jahrzehnten haben Iris und ich an gleicher Stelle Aufnahmen in verschiedenen glasartigen Türkistönen gemacht. Heute besticht der Gletscher in elegantem Grau.


                            Bild: Skaftafellsjokull

                            Details, Details, Details. Filigran zerbrochene Steine, auseinandergestoßen durch einen winzigen Lufthauch. Exakt in den Sand eingefräste Ränder der abnehmenden Schnee- und Gletscherschmelze. Spuren der Vergänglichkeit. Berstendes Eis, spritzendes Wasser, glatt liegender See.


                            Bild: Puzzle


                            Bild: Sinter

                            Was mich begeistert ist langweilig, sagt Lukas. Viel cooler, und an diesem Ort stimmt dieses Wort zum ersten Mal, sind die flach geschliffenen Steine. Beste Form, liegen gut in der Hand, fliegen ruckartig aus dem Handgelenk geschleudert elegant durch die Luft, endlos, knapp über dem still liegenden Wasser, berühren zart das Nass, gleiten empor, senken sich langsam, wieder und wieder, laufen schließlich auf Grund. „Acht! Hast du das gesehen? Acht mal hat er geflippt! Coole Steine gibt es hier.“ Unser Reisegepäck wächst um weitere zwei Kilogramm.

                            Tag 3
                            Heute ist die erste richtige Tagestour geplant. 19 Kilometer einmal quer durch Nationalpark vorbei am Wasserfall des Svartifoss zum Gletschersee des Morsarjokull. Wenn das Wetter mitspielt, steht uns eine unvergessliche Wanderung durch alle Vegetations- und Klimazonen Islands bevor. Wir starten kurzberockt im Sonnenschein. Von Süden her ziehen Wolken heran. Grün. Wer bisher geglaubt hat, nur Steine, Eis und Schnee zu Gesicht zu bekommen, wird eines Besseren belehrt. Die erste Stunde führt stetig bergan durch einen, nun, nennen wir es einfach Wald. Zwar kurz gewachsen ist es doch eindeutig ein Wald.


                            Bild: Hochebene

                            Auf dem ersten Hochplateau angekommen wechselt der Bewuchs in hüfthohe Sträucher und Gehölze. Der Weg führt hinab zum Svartifoss, dessen Halbrund aus sechseckigen basaltischen Säulen bereits von weitem zu erkennen ist. Vor unzähligen Jahren ergoss sich kieselsäurearme Magma über diese Hochebene und kühlte in kürzester Zeit aus. Das Bersten und Reißen der heißen aber schon festen Basaltmasse schwingt noch wie ein leise verklingendes Echo in der Luft. Das Abstürzen der nicht mehr gebrauchten Säulenfüße verhallt von Jahrhundert zu Jahrhundert neu, bis sich irgendwann einmal die endgültige Form einer schwebenden Zitadelle endlich herausgeschält haben wird. Ein Ort voll von mythischer Energie. Eine uneinnehmbare Feste der Elben. Gehalten von der Idee des unbedingten Willens.


                            Bild: Svartifoss

                            Sofern keine anderen Besucher diese Idylle durch ihr hektisches Hantieren stören, ist das der perfekte Platz für eine Rast. Wir erwarten hier die heraneilenden Wolken und genießen ein letztes Sonnenbad, während die Kids zwischen den Fragmenten der Säulen toben.


                            Bild: Svartifoss

                            Nach dem Wiederaufstieg auf das Plateau schlägt, wie zu erwarten, das Wetter um. Regen, Wind, Eisregen. In kürzester Zeit überzieht ein körniger Gries die mit Wollgras bewachsenen Grasflächen. Die wenigen Vögel fliegen tief und suchen Unterstand zwischen den vereinzelt stehenden Sträuchern. Wir eilen die Hänge des Skorar in das Tal Morsadalur hinab, endlich wieder Schutz findend zwischen einer Ahnung von Wald.

                            Die Morsa entspringt dem Gletschersee des Morsarjokull und ist ein kleiner reißender Fluss entlang des Tals. Der Weg entlang der Morsa ist teils unterspült. Keine gute Idee, wenn eines der Kinder auf dem aufgeweichten Weg ausgleiten würde und in den Fluss fiele. Aber auch ohne Ermahnung halten sich die Jungs direkt an uns, sie lernen eben schnell. Einige Zeit später weicht der Baumbewuchs Sträuchern und diese wiederum Flechten und Moosen. Mit jedem Meter wird es jetzt kälter, das Reich des Gletschers beginnt.

                            Auch hier bietet sich das gleiche Bild. Das einst stolze Weiß ist weitflächig von einer schwarzen Ascheschicht überzogen. Nur direkt an der felsigen Abbruchkante des Berges Eystri Hnuta glänzt der Schutt frisch gebrochenen Eises. Ein ewiger Wasserfall stürzt sich aus dem Gletscher hinab auf den Bruch. Erdgewaltiges Räuspern, Knacken, Krachen, Erschüttern bricht durch die gefrorene Luft, eine gewaltige Eisplatte rutscht zeitlupenhaft den Fels hinab, zerbricht in tausende Eiskristalle, überflutet die Asche mit Weiß. Meter für Meter füllt der Gletscher sein Tal wieder mit Helligkeit und Strahlen auf.


                            Bild: Morsajokull

                            Als wir das Tal nach einer ausgiebigen Rast wieder verlassen, zieren drei frisch aufgeschichtete Steinhaufen das Ufer des Gletschersees. Teils abenteuerlich überhängend balancieren die Steine gegen die Schwerkraft, sich windend und drehend. Ein Gruß, wie die Jungs uns versichern. An die Trolle im See oder so. Trolle. Und ich dachte es wären See-Elben. „Aber Alter du hast doch keine Ahnung.“ Protest. Ich kenne mich schließlich hier aus und ihr seid doch nur zu Gast. „Alter, das war früher. Jetzt sind wir hier.“ Die Entzauberung beginnt und Iris lacht.


                            Bild: Gletschersee am Morsajokull

                            Auf dem Rückweg kann ich dann doch noch einmal unverhofft punkten, da ich eine Stelle kenne, an denen Ignimbrite, oder in der Sprache unserer Jungs eben Trollsteine, mit absoluter Sicherheit zu finden sind. Schwere schwarze Steine mit explosionsartigen Einschlussröhren. An sich nicht besonderes, zeichnen sie sich dadurch aus, dass sich in ihnen ähnlich einem Hühnerstein ein kleines Loch befindet, welches meist den ganzen Stein, wie von einer Nadel eingestochen, durchzieht. Und sofern man sich dann mit diesem Ding bückt und rückwärts durch die Beine einen Blick durch das Loch wagt, findet sich im Blickfeld garantiert ein Troll. Sofern der gerade dort steht und diese obskur anmutende Verrenkung gebannt verfolgt. Oder wenn einer der Väter sich erdreistet, auf der anderen Seite des Steins ebenfalls einen Blick zu wagen. Erschrecken auf allen Seiten und spitze Schreie. Eltern sind einfach nur peinlich.

                            Aber ein weiteres Kilogramm verschönert unser Reisegepäck, denn wisse, ein Stein ist kein Stein.

                            Im Camp angekommen machen die Jungs keine Anstalten, es den Alten gleichzutun und nach einer Kaffeepause zu verlangen. Das Versteck bietet Schutz vor allzu großen Aufdringlichkeiten und schließlich müssen die Trollsteine noch einmal ernsthaft und ausführlich auf Funktionsfähigkeit getestet werden. Könnte ja sein, dass das Haltbarkeitsdatum bereits abgelaufen ist.

                            Zum Abend sortieren Finn und ich die Ausrüstung neu. Irgendwie müssen die ganzen Neuerwerbungen noch gerecht auf die wenigen Schultern verteilt werden. Durch das Rascheln angezogen, blicken sechs Augen unisono über unsere Schultern und entdecken das Seil. Natürlich haben wir heute nichts anderes mehr vor außer Seilspringen. Wir LIEBEN Aktivurlaub!


                            Bild: Skaftafell Camp
                            Zuletzt geändert von tah; 03.02.2012, 18:35.
                            Schnee ist auch nur schick aufgemachtes Wasser.

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                            • chriscross

                              Fuchs
                              • 07.08.2008
                              • 1607
                              • Privat


                              #15
                              AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                              Klasse!

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                              • TEK
                                Dauerbesucher
                                • 23.02.2011
                                • 717
                                • Privat


                                #16
                                AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                Oh schön: Es geht weiter!

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                                • Sir_Hawk
                                  Erfahren
                                  • 17.04.2008
                                  • 290
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                  Super Bericht.
                                  Gerade der Anfang mit der Planung ist toll
                                  und sehr aufschlußreich.
                                  Und die Bilder sind ein traum.

                                  Bin auf die weiteren Tage sehr gespannt.

                                  Sir_Hawk

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                                  • Degger
                                    Erfahren
                                    • 29.01.2012
                                    • 349
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                    Ich bin ja ganz neu hier im Forum und lese mich gerade durch diverse Threads und Themen und bin dabei auf diesen Reisebericht gestoßen. Ich bin echt geflasht und es erwacht Sehnsucht in mir!
                                    Vielen Dank für die tollen Zeilen, ich freue mich auf mehr!!

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                                    • Elton911
                                      Erfahren
                                      • 08.02.2011
                                      • 130
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                      Echt super geschrieben!

                                      Da liest man gerne mehr

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                                      • tah

                                        Erfahren
                                        • 25.01.2009
                                        • 305
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                        Tag 4
                                        Es ist kalt, es regnet und wir haben ein Versorgungsproblem. Das Frühstück funktioniert nicht. Streik. Trotz aller Testerei im letzten halben Jahr fangen die Jungs an, das Müsli zu verweigern. Ewiges Einerlei. Was wir Erwachsenen auf Tour klaglos hinnehmen und in uns hineinschaufeln, akzeptieren die Kinder nur noch unter Protest. Ratlosigkeit. Vor meinen Augen sehe ich schon, wie die bald anstehende Mehrtagestour zu wackeln beginnt. Unsere sorgfältig ausbalancierte Planung ist vom Einsturz bedroht. Plan A bis D sind wertlos, denn auf diesen Fall sind wir nicht vorbereitet. Es ist zum aus der Jacke fahren.

                                        Elternrat. Finn und ich sind ausgemachte Sturköpfe. Worte wie zivilisationsgeschädigte Wohlstandskinder und Erpressung machen die Runde. Natürlich ist das unfair, ein Streik aber auch. Iris verweigert eine echte Konfrontation und schlägt sich – glücklicherweise – wieder auf die Seite der Jungs. Sie meint, dass es eben keine Alte-Herren-Helden-Tour sondern unser aller Tour ist. Und, dass in einer guten Seilschaft der Langsamste das Tempo bestimmt. Sie hat natürlich Recht, die Brechstange hilft hier nicht. Ohne sie hätten wir jetzt nicht nur ein Problem sondern ein echtes Problem. Aber das müssen wir erst einmal verdauen, Scheitern durch Eigensinn.

                                        Im Camp erweckt unser kleiner Disput erste Aufmerksamkeit. Immer noch Ratlosigkeit.

                                        Weibliche Intuition hilft manchmal männlicher Beschränktheit beim Denken. Die Lösung ist so simpel und für uns so ungewohnt. Finn und ich sind das Problem. Es geht letztlich nur um die Frage, wieviel Respekt wir verlieren, wenn wir jetzt einfach zur Rezeption des Camps gehen würden, um das kleine Cafe zu plündern. Polternd, aber uns geschlagen gebend, ziehen Finn und ich los. Wir haben das Gefühl, dass das ganze Camp uns mit Blicken verfolgt. In einer riesigen zusammengeschmolzenen Gedankenblase, gleich einer Gewitterwolke, steht „Rabenväter foltern ihre kleinen Jungs“. Euch werden wir es schon noch zeigen. Aus Rache kaufen wir den gesamten kleinen Laden leer. Bis zur nächsten Lieferung herrscht ausgemachter Lebensmittelnotstand auf dem Camp. Aber unsere Kinder sind glücklich und irgendwie auch stolz, auf sich, auf Iris und sogar auf ihre Väter. Wir lernen – letztlich ging es doch nur um die Frage, wieviel Respekt derjenige gewinnt, der als Klügerer auch in der Lage ist, mal nachzugeben. Und wie Iris so treffend anmerkt, auf einem Piratenschiff mit guter Kombüse und guter Bezahlung gibt es keine Meuterei. Letzteren Tipp werden wir noch gebrauchen können.


                                        Bild: Jökulsárlón


                                        Bild: Jökulsárlón


                                        Bild: Jökulsárlón

                                        Nach einem nunmehr opulenten Frühstück starten wir in den Tag und der Regen ist vergessen. Für heute haben wir im Camp einen Ausflug zum Jökulsárlón Gletschersee gebucht, welcher darin besteht, zur rechten Zeit den richtigen Bus zu besteigen. In Anbetracht des Wetters starten wir in voller Montur. Im Bus ist es ziemlich leer und so breiten wir uns über sechs Reihen aus – Fensterplatz für alle.

                                        Für den Ausflug hätten wir uns nur wenig schlechteres Wetter aussuchen können. Ein kalter, nasser Wind zieht vom nahen Meer ins Land und hüllt die Landschaft mit diesigem Nieselregen ein. Die kommenden Stunden bis zur Rückfahrt versprechen spannend zu werden, sofern wir nicht die Annehmlichkeiten des neuerdings vorhandenen Cafes in Anspruch nehmen wollen. Licht, Wärme, Trockenheit und Snacks locken gerade bei miesem Wetter wie eine Honigfalle. Wer heute hier einritt, verlässt das Haus bis zur Rückfahrt nicht mehr.

                                        Da die Sicht nur wenige hundert Meter beträgt und der fahle Himmel mit den schmutzigweißen Gletscherbrocken verschwimmt, ist der Ausblick vom Ufer des Jökulsárlón ziemlich eintönig. Die bei strahlendem Sonnenschein imposant erscheinenden Eisberge sehen heute einfach nur klein und unbedeutend aus. Wir brauchen eindeutig mehr Pepp. Im deutschen Bildungsfernsehen, der Sendung mit der Maus, haben wir uns Monate zuvor entsprechend informiert. Wenn die Eisberge nicht zu uns kommen wollen, müssen wir uns eben zu ihnen begeben. Das Mittel der Wahl sind die Amphibienfahrzeuge, welche am Jökulsárlón stationiert allerlei Touristen und uns auf Entdeckungsfahrt über den Gletschersee schippern.

                                        Nach Aussage der Jungs sind diese Fahrzeuge auf der Coolness-Skala eindeutig ganz weit oben angesiedelt. Über eine hölzerne Brücke gelangen wir an Bord. Nach Anlegen der Schwimmwesten und einer einprägsamen Sicherheitsbelehrung rollt unser Gefährt über den schwarzen Strand in das eisige Wasser. Der Motor geht aus. Betretene Stille. Das Fahrzeug schaltet auf Schiffsbetrieb um und dümpelt zwischen den Eisbergen umher. Kurz bevor Langeweile das Schiff zu entern droht, wird der Coolness-Faktor durch den Bootsführer gekonnt erhöht. Es gibt Whiskey-on-the-thousands-years-old-Rocks. Natürlich nur für die Großen. Die Kurzen bekommen stattdessen das tausendjährige Eis zum Knabbern. „So echtes Eis, das schmeckt schon besser.“, meint Anton, der Jüngste.


                                        Bild: Jökulsárlón


                                        Bild: Jökulsárlón


                                        Bild: Jökulsárlón

                                        Am Ufer des Sees wieder angekommen, können wir der warm leuchtenden Versuchung des Cafes widerstehen, da wir dem Meer noch einen Besuch abstatten wollen. Schon von weitem ist die Brandung zu hören. Sie lockt uns magisch an. Vielleicht können wir Robben entdecken? Mächtige Wellen rollen auf den Strand zu, brechen, rollen aus. Gischt fliegt durch die Luft. Keine Robben, vermutlich ist es ihnen zu kalt.

                                        Auf den weiten schwarzen Sandflächen liegen wie von eines Riesen Hand verteilte Eiswürfel. Wir wandern bis zum Jökulsá á Breiðamerkursandi, den Abfluss des Jökulsárlón in den Atlantik hinein. Eisgewordene Wellen säumen das Ufer, ein Irrgarten aus Eis. So wie es fünfzig Wörter für Schnee gibt, entdecken wir weitere fünfzig für Eis. … Fünfundvierzig – Frozen peeling. Sechsundvierzig – Spiegeleis. Siebenundvierzig – Powder stones. Achtundvierzig – Zu glatt zum Sitzen. Neunundvierzig – Cararra’s dream. Fünfzig – Eis.
                                        Danke Kate.

                                        Die Zeit verfliegt. Leider, leider müssen wir uns mit aller Gewalt aus diesem Märchengarten losreißen. Die Rückfahrt steht kurz bevor. Und doch wollen die Jungs noch bleiben. Kälte? Wo. Nässe? Wie. Trotzig stehen sie zwischen all dem Eis. Schwere Herzen.


                                        Bild: Atlantikküste


                                        Bild: Jökulsá á Breiðamerkursandi


                                        Bild: Jökulsá á Breiðamerkursandi

                                        Tag 5
                                        Zum Geburtstag haben wir Finn eine Gletschertour geschenkt, die es heute einzulösen gilt. Unsere Gruppe trennt sich aus diesem Grund. Finn und ich werden eine geführte Tour auf den Svínafellsjökull unternehmen, während Iris gemeinsam mit den Jungs einen größeren Rundwanderweg hinauf zur Kirstinartindar machen wird.

                                        Beide Touren beginnen bei strahlendem Sonnenschein. Beide Touren müssen nachmittags wegen Schlechtwetter abgebrochen werden. Wieder zieht rasend schnell ein dichtes Regenband vom Meer in die Südflanke des Vatnajökull hinein und verfängt sich im Gebiet des Skaftafell-Nationalparks.


                                        Bild: Einstieg auf dem Svínafellsjökull

                                        Es ist nichts Besonderes, sondern nur ganz normales Island-Wetter. Wegen des an Island vorbeiziehenden Golfstroms und der aus Grönland abfließenden Kaltluft verwirbeln sich ständig die dazwischenliegenden Luftschichten und bilden so einen pulsierenden linksdrehenden Wirbel. Durch das damit verbundene Aufschieben der wärmeren über die kältere Luft und des gleichzeitigen Wirkens der Corioliskraft, welch schönes Wort, entstehen hierdurch neben vielen anderen Dingen die berühmten Island-Tiefs. Und durch die gleichzeitige Anreicherung der Luft mit Feuchtigkeit ziehen aufgrund der fehlenden Topografie die Wolken dann zumeist in sehr geringer Höhe über die Insel. Fast täglich lässt sich in Island an der einen oder anderen Stelle dieses Phänomen durch den steten Wechsel zwischen Schön- und Schlechtwetter beobachten. Eben, nichts Besonderes.

                                        Während wir auf dem Gletscher beim Abstieg mit einem Gemisch aus Eisregen und Whiteout zu kämpfen haben, müssen Iris und die Kinder im strömenden Regen aus der felsigen Ostflanke des Skaftafellsjökull absteigen. Aber als wir glücklich und ausgepowert nach unserem kleinen Abenteuer mit dem Jeep im Camp ankommen, erwarten sie uns bereits auf der mittlerweile wieder sonnenbeschienenen Terrasse der Icelandic Mountain Guides. Bei Kaffee und heißer Schokolade lassen wir die Erlebnisse bei etwas Fachsimpelei noch einmal an uns vorbeiziehen. Mit einem Abstecher im Besucherzentrum des Nationalparks und der Besichtigung der Reste einer final missglückten Gletscherbesteigung enden unsere getrennten Ausflüge. Andächtige Blicke. War schon gut so, dass wir die Ausstellung erst jetzt besuchen. Wenn dich so ein Gletscher erst einmal gepackt hat, lässt er dich eine lange Zeit nicht mehr los. So oder so. Wir sind uns einig, dass es trotz oder wegen des Wetters ein insgesamt schöner Tag war.


                                        Bild: ... hier gehts rüber


                                        Bild: ... hier gehts rauf


                                        Bild: ... das Ziel


                                        Bild: ... und weiter und weiter


                                        Bild: ... Wetterumschwung


                                        Bild: ... Abbruch


                                        Bild: ... wieder unten


                                        Bild: ...

                                        Morgen werden wir in Richtung Þórsmörk weiterreisen und so verbringen wir die Abendstunden damit, die Ausrüstung zu sortieren und einen Teil der Rucksäcke zu packen. In einem Anfall von Verzweiflung versuchen wir noch im Schutz der Dämmerung einen Teil der mittlerweile umfangreichen Steinsammlung an ihren angestammten Platz zurückzuführen. Zwecklos, achtsame Kinderaugen vereiteln jeden Sabotageversuch.

                                        Tag 6
                                        Für den Transfer nach Þórsmörk benötigen wir einen ganzen Tag. Es gibt nur wenige Busverbindungen, welche aber seit Jahrzehnten gut und zuverlässig aufeinander getaktet sind. Der erste für uns mögliche Bus startet 13:10 Uhr und so verbringen wir den Morgen mit ausgiebigem Packen, Duschen und Internet-Surfen. Die beliebteste Seite im Besucherzentrum ist direkt voreingestellt, www.vedur.is. Und in weiser Voraussicht statten wir auch dem Cafe noch einmal einen nachhaltigen Besuch ab.

                                        Gegen 17:00 Uhr endet der erste Teil unserer heutigen Reise an der Tankstelle von Hvolsvöllur. An dieser Station warten wir auf den Bus aus Reykjavik, welcher uns nach Þórsmörk bringen soll.

                                        Auf dem Weg nach Þórsmörk wird dieser Bus einige kleinere und einen größeren Fluss, die Krossa, durchqueren, was bei hohen Wasserständen regelmäßig zu einer Überflutung der unten liegenden Gepäckfächer führt. Der Trick bei diesem zweiten Streckenabschnitt besteht also darin, möglichst spät in den Bus einzusteigen, um die Rucksäcke in den Gepäckfächern soweit es geht nach oben zu lagern. In unserem Fall ist dies aber eine vergebliche Mühe, da außer uns nur noch fünf weitere Wanderer in den fast leeren Bus zusteigen. Mittels der Regenhüllen versuchen wir die Rucksäcke gegen das zu erwartende Wasser zu schützen.

                                        Vorbei am Seljalandsfoss führt die Fahrt immer entlang der breiten Sanderfläche der Markarfljót in Richtung der Nordflanke des Eyjafjallajökull. An der bis in das Tal reichenden Gletscherzunge des Gígjökull legt der Busfahrer schließlich einen kurzen Stop ein, damit wir die Folgen des Ausbruchs vom Frühjahr aus nächster Nähe besichtigen können. Und in der Tat, hier hat sich immens viel verändert. Das einst imposante Gletschertor ist vollständig zerborsten, der Gletscherrücken durch die Folgen von zwei verheerenden Gletscherläufen in sich zusammengesunken und der davor liegende Gletschersee Lónið in Unmassen von Vulkanasche verschwunden. Das einst strahlende Weiß dieser Gletscherzunge ist bis in ihr Mark mit schwarzen Einschlüssen geborstenen Bimssteins durchdrungen. Gleich einem schwer verwundeten Drachen liegt sie langsam erkaltend, grün schimmernd in einer Scharte des Gipfelkraters. Ein Bild brachialer Zerstörung.


                                        Bild: Seljalandsfoss


                                        Bild: Eyjafjallajökull mit der Gletscherzunge des Gígjökull und versandetem Gletschersee Lónið


                                        Bild: Gullivers Reisen

                                        Der weitere Verlauf der Busfahrt wird wider Erwarten für alle Reisenden erheiternd. Die Geländepiste ist durch die Folgen des Vulkanausbruchs immer noch schwer in Mitleidenschaft gezogen und der Straßenbau hat bisher nur behelfsmäßige Arbeiten ausführen können. Und so senkt und neigt sich der Geländebus zur Freude unserer im Takt johlenden Jungs wie ein Schiff in schwerer See abwechselnd nach allen Seiten. Wie die vielen Kapitäne auf der Black Pearl haben sie sich im Sturm auf den glitschigen Planken nach vorn gekämpft, stehen schwankend neben dem Steuermann an die Reling gelehnt, das Metall fest umkrampfend und singen „15 Mann auf des Toten Manns Kiste – Yo-ho-ho, and a bottle of rum.“. Seit diesem Moment glaube ich, dass uns in Zukunft auch die langweiligsten Busfahrten unheimlich viel Spaß machen werden, wenn nur einer wieder dieses Lied anstimmen wird und zugleich in eine unbändige Schunkelei verfällt.

                                        Kurz vor der Durchfahrt der Krossa in der Nähe des Þórsmörk Camps gibt es einen letzten Halt. Der Fahrer muss die Abgasanlage und die Luftansaugung des Busses umbauen, da nach den Regenfällen der letzten zwei Tage Hochwasser angesagt ist. Es knattert, kracht und stinkt, als der Bus sich in Bewegung setzt. Mit einem ohrenbetäubenden Gebrüll springt der Bus in den schwarz-braun aufgewühlten Fluss, Wasser flutet die Treppe, mit Entsetzen wird der Rucksäcke gedacht. Wer hatte sie noch einmal nicht wasserdicht verpackt? Es ist in den Gesichtern zu lesen.

                                        Unsere Jungs sind nach dieser Fahrt aufgedreht und müssen, ja müssen, vor dem Schlafengehen unbedingt noch das Camp erkunden, einen kleinen Wasserlauf anstauen und sich über und über mit schwarzer Lavaasche einsauen. Wir bauen derweil die Zelte in dem schwarzen Staub auf, in welchen wir zentimetertief bei jedem Schritt einsinken.

                                        Nach dem Essen sitzen wir noch eine Weile eng aneinander gelehnt in den Zelteingängen und genießen die Stille dieses Tals. Es ist ein letzter Moment der Ruhe. Morgen werden wir uns in die Wildnis wagen und die Zivilisation verlassen. Sagen die Jungs. Morgen werden sie zeigen, was sie können und mit viel Freude durchhalten. Hoffen die Alten.
                                        Na ja, wird schon.
                                        Zuletzt geändert von tah; 06.02.2012, 01:11.
                                        Schnee ist auch nur schick aufgemachtes Wasser.

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                                        • stefN
                                          Dauerbesucher
                                          • 04.06.2004
                                          • 544


                                          #21
                                          AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                          Hach, einfach schön zu lesen!

                                          Grüße
                                          Stefan

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                                          • Asterixhuetchen
                                            Fuchs
                                            • 11.06.2009
                                            • 1836
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                            Jetzt hab ich das 3rd und fast die Hälfte vom 4th beim Superbowl verpasst^^aber klasse geschrieben und ich warte auf das nächste Kapitel.
                                            To the sea on the sea from the sea at the sea bordering the sea.

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                                            • TEK
                                              Dauerbesucher
                                              • 23.02.2011
                                              • 717
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                              Von so einem Text lasse ich mich gerne vom Arbeiten abhalten!

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                                              • willo
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                                                Administrator
                                                Lebt im Forum
                                                • 28.06.2008
                                                • 9799
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                Ein toller Bericht! Vielen Dank!
                                                Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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                                                • m_stoelk
                                                  Anfänger im Forum
                                                  • 09.02.2004
                                                  • 20
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                  Vielen Dank für den tollen Bericht. Eigentlich wollte ich ja schon längst schlafen gehen ...

                                                  Wir waren zur gleichen Zeit in Island, wer weiß, vielleicht sind wir uns ja sogar über den Weg gelaufen. Wir waren jedenfalls zum Teil an denselben Orten.

                                                  Bin gespannt, wie es weiter geht!

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                                                  • Peter83
                                                    Fuchs
                                                    • 22.08.2010
                                                    • 1115
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                    Spannender Bericht und schöne Bilder - Danke!

                                                    Grüsse,
                                                    Peter
                                                    "A man who is a man goes on till he can do no more and then goes twice as far."

                                                    Norwegian saying

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                                                    • anja13

                                                      Alter Hase
                                                      • 28.07.2010
                                                      • 4889
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram



                                                      Hoffentlich geht's bald weiter!

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                                                      • tah

                                                        Erfahren
                                                        • 25.01.2009
                                                        • 305
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                        ... so dann möchte ich mich mal wieder zurückmelden, um den Bericht ein weiteres Stück voranzubringen.
                                                        Aber an dieser Stelle erst einmal vielen Dank für Eure vielen Kommentare.

                                                        @Asterixhuetchen:
                                                        "Jetzt hab ich das 3rd und fast die Hälfte vom 4th beim Superbowl verpasst ..."
                                                        Hm, da bin mir eigentlich gar keiner Schuld bewußt. Zur der Zeit war ich schon tief am Schlummern:-)

                                                        @TEK:
                                                        "Von so einem Text lasse ich mich gerne vom Arbeiten abhalten!"
                                                        Oh weh. Bitte nicht in Rechnung stellen:-)

                                                        @m_stoelk:
                                                        "... Wir waren zur gleichen Zeit in Island, wer weiß, vielleicht sind wir uns ja sogar über den Weg gelaufen."
                                                        Stimmt, ich erinnere mich, wir sind ab und zu einigen Leuten begegnet:-)
                                                        ... und wer weiß ...


                                                        Bis gleich. Tom
                                                        Schnee ist auch nur schick aufgemachtes Wasser.

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                                                          • 25.01.2009
                                                          • 305
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                          Tag 7: Þórsmörk (Husaladur) – Emstrur
                                                          Husaladur: GPS 63°41.438 - 19°32.462 // 17,1 km // 09:22 - 17:02 // 7 h 40 min

                                                          Seit etwa 06:00 Uhr sind Iris und ich wach. Anton und Lukas schlafen noch versunken in den unendlichen Tiefen ihrer Schlafsäcke. Wir können sie nicht sehen, nur das regelmäßige Atmen ist gedämpft zu hören. Ab heute wird es also ernst, gehen wir den vor uns liegenden Tag noch einmal durch. So eine zusammenhängende Tour haben wir mit den Kurzen noch nie gemacht. Die Alpen, ja, kein Problem. Alpen und Regen, auch kein Problem. Klettern, gar kein Problem. Wintertouren, Hitzetouren, alles ja, alles kein Problem. Aber das hier ist anders, vielleicht geringfügig existentieller. Das waren bisher nur Tagestouren ohne volles Gepäck. Wir werden gut zusammenhalten und aufeinander aufpassen müssen, um sauber durchzukommen. Angst? Nein Angst haben wir nicht, nur aufrichtig Respekt.

                                                          Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen starre ich auf einen imaginären Punkt tief im Himmel und lasse den Morgen in mich eindringen. Mentale Stärke ist wichtig. Die Tour ist einfach. Punkt, … aber. Das Wetter der nächsten zwei Tage wird mitspielen. Punkt, … aber. Wir kennen jeden Stein und jede Gefahr der Tour. Genau. Kopf, lass mich in Ruhe, du denkst zu viel.

                                                          Auf meiner letzten Tour gab es weiter oben im Hochland mächtig Schietwetter. Ich konnte galant den Helden spielen und Leute raushauen. Genau das aber lässt sich nicht so einfach verdrängen. Wir und vor allem ich haben die Verantwortung für das, was ab jetzt kommt. Das kann uns keiner abnehmen.


                                                          Bild: ... am Morgen

                                                          Ach diese Spannung, es ist nicht zum aushalten, ich muss mich beschäftigen und stehe auf.

                                                          Das Frühstück im langsam aufziehenden Tag vorzubereiten gehört für mich mit zu den schönsten Dingen auf Tour und lenkt wunderbar ab. Du bestimmst damit ein wenig, wie der Tag werden wird. Zu karg, bleibt die Freude weg. Zu üppig, verwandeln sich die Beine am Berg in Blei. Genau in der Mitte, leicht und unbekümmert, ohne Verzicht, beflügelt es den Schritt und lässt dich fliegen. Es braucht nicht viel dazu, aber es müssen die richtigen Dinge sein. Und ein guter Duft gehört dazu.

                                                          Einen guten Teil unserer Müslivorräte haben wir in der Hoffnung, dass sie jemand besser gebrauchen kann als wir, in der Küche des Skaftafell Camps zurückgelassen. Im Gegenzug hat uns unser letzter Besuch im Cafe frische Eier, etwas Speck, Yoghurt, Milch und frisches Brot beschert. Der Geruch der knusprigen Speckscheiben schwebt in unser Zelt und entlockt dem einen Schlafsack ein kräftiges „Yeah.“ und dem anderen ein noch kräftigeres „Bäh.“. Glück und Unglück liegen bei uns in der Familie eben eng beieinander.

                                                          „Paul, hast du auch Lust auf eine Geschichte?“ ruft Iris. Die freudige Antwort kommt prompt. Das Zelt meines Bruders öffnet sich und Paul klettert quer über die wild gestapelten Ausrüstungsteile, um in unser Zelt zu gelangen. Dort angekommen versammelt Iris die drei Buben um sich und beginnt mit der Geschichte „Trolle nach Island“ von Bernd Gieseking, welche wir uns für diese Tour aufgespart haben. Eine Geschichte über die dramatische und wundersame Reise auf einem Wal, über eine mystische Tontafel mit noch mystischeren Gesetzen der Nebenwelt, den beiden letzten Drachen auf Island und allerlei Trollzeugs. Elben und Island-Ponys gibt’s darin auch, soweit ich mich erinnere.

                                                          Während die Geschichte langsam an Fahrt aufnimmt und die Kinder entführt, forciert Finn die Vorbereitungen unserer Wanderung. Die Federbetten werden aufgeschüttelt, getrocknet und gepresst. Die Zelte werden trockengerieben und gestriegelt. Die Ausrüstung wird verpackt.

                                                          In der Zwischenzeit arrangiere ich das Traumfrühstück auf einem nah gelegenen, runden Holztisch. Und als ich schließlich den frisch dampfenden Kaffee in die Tassen eingieße, wird klar, dass, egal was heute passiert, es nicht am Frühstück liegen wird. Denn das ist für diesen Ort und diesen Tag perfekt. Finde ich.

                                                          Wir sind aufgeregt. Wir sortieren unsere letzten Siebensachen und studieren immer wieder die Packlisten. Prüfend heben wir die Rucksäcke an und wiegen sie ab. Die Zuwächse der letzten Tage wollen nicht so recht in unser angedachtes Trageschema passen. Irgendwer wird heute bluten müssen. Entweder die Steinsammlung fliegt hier in den Bach oder Iris, Finn und ich werden einen äußerst interessanten ersten Tag haben. Mit knappem Mehrheitsentscheid – weiß der Teufel wie das ausgezählt wurde, aber Wahlfälschung wollen wir uns gegenseitig nicht unterstellen – kommt die Steinsammlung mit auf Reisen und so verbuchen wir diese basisdemokratische Entscheidung generös unter Trainingseffekt. Wenn das mal gut geht. Aber notfalls kann ich ja immer noch die Monarchie, und wenn das nicht hilft die Diktatur, aus dem Rucksack zerren – schließlich gehören diese überlebensnotwendigen Dinge in jedes Notfall-Pack.


                                                          Bild: Þórsmörk

                                                          09:30 Uhr verlassen wir leicht überladen das Camp in Husaladur und durchqueren nach kurzer Zeit ein bezauberndes Birkenwäldchen, die eigentliche Þórsmörk. Die Vegetation entlang dieser ersten dreiviertel Stunde gleicht der im Skaftafell-Nationalpark und ist uns merklich vertraut. Ich könnte schwören, dass der Wald mit uns spricht. Mit Erreichen des Flusses Þröngá ändert sich schlagartig die Landschaft und verfällt aus dem üppigen Grün wieder in die typisch Isländische Kargheit. Und so stehen wir auf dem Hügel oberhalb des Flusses, welcher lautstark strömend unter uns dahinfließt, und schauen uns an. Da müssen wir jetzt durch. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, das Gefühl einer unsichtbaren, starken Bande mit dem hinter uns liegenden, freundlich heiteren Waldstück nicht zu spüren.

                                                          „Der Wald hält mich fest.“ behauptet Anton. “Die Wald-Elben wollen nicht, dass wir heute schon losziehen.“ pflichtet Lukas ihm bei. „Hier ist es doch auch ganz schön.“ meint Paul lakonisch.

                                                          „Nichts da. Und Iris, du erzählst den Jungs eindeutig zu viele Schauergeschichten. Da gruselt es ja selbst mich.“ Ich beginne mit dem steilen Abstieg und suche eine möglichst flache Stelle zum Furten. Schließlich kommt dieser Fluss nicht ganz unverhofft und wir sind vage vorbereitet. In den vergangenen Tagen haben wir die Querung mehrfach im Trockenen geübt. Da die Furt für die Kinder wegen der Wassertiefe, der Kälte und der Strömung zu schwierig ist, werden Finn und ich sie huckepack auf die andere Seite tragen. Genau an dieser Stelle ist die vielbeschworene mentale Stärke gefragt, denn es gehört nicht wirklich zu unseren Lieblingsbeschäftigungen diese Furt gleich siebenmal hintereinander hinzulegen.

                                                          Direkt neben dem reißenden Wasser richten wir ein kleines Lager ein, um die Querung vorzubereiten. Wir entkleiden uns bis auf die Unterwäsche und ziehen die leichten Strandschuhe an. Die Bergstiefel werden zusammengebunden, um sie um den Hals gehängt zu transportieren. Die Jungs werden kein Gepäck, weder Rucksäcke, Beutel noch Schuhe tragen, um im Fall der Fälle ihr Seepferdchen beweisen zu können.

                                                          Die erste Strecke werde ich allein gehen, um einen möglichst unkomplizierten Weg durch die Furt zu finden. Unkompliziert heißt in diesem Fall, flach mit wenigen großen Steinen und geringer Strömung. Die langsamste Strömung findet sich erfahrungsgemäß in einem besonders breiten Teilstück eines Gletscherflusses, welcher gleichzeitig an dieser Stelle dadurch auch flacher ausfällt. Zusätzlich dazu ist noch das Wellenbild wichtig, denn, je weniger springende Wellen zu beobachten sind, desto homogener fließt das Wasser. Untiefen sind dann in der Regel nicht zu befürchten. Ebenso sollten die Geräusche beachtet werden, da rollende und deshalb polternde Steine auf schnellere Strömungen und somit Untiefen hindeuten. Sehen kann man diese Steine nicht, da ein Gletscherfluss von den aufgewühlten Sedimenten eingetrübt ist. Eine unkomplizierte Furt heißt im Umkehrschluss nicht, dass es unbedingt ein gerader Weg sein muss. Meistens findet sich ein besserer Weg, welcher ein Stück den angeschwemmten Ablagerungen folgt.

                                                          Vier absolute Regeln habe ich mir noch beim Furten zu Eigen gemacht. Erstens gehe ich immer mit Stöcken, um den Körper ausbalancieren und die Tiefe ausloten zu können. Zweitens sind alle Schnallen am Rucksack gelöst, um diesen notfalls abwerfen zu können. Besser er fällt ins Wasser, als ich. Drittens halte ich den Körper immer flussaufwärts gerichtet, um das entgegenkommende Wasser zu sehen und, was noch viel wichtiger ist, die Strömung auf die Kniescheibe zu bekommen. Der Wasserdruck in der Kniekehle lässt einen unter Umständen zusammensacken. Viertens gehe ich mit gleichmäßig hoher Geschwindigkeit, um ein Unterspülen der Füße zu vermeiden. Beim Zaudern und Rumstehen lässt einen die Strömung unweigerlich Zentimeter für Zentimeter einsinken. Also egal ob vor- oder rückwärts, Speed ist angesagt.

                                                          Rotzfrech sprinte ich durch den Fluss, durch die angrenzenden Nebenarme und dann noch ein Stück das Schwemmland entlang, um die eiskalten Füße wiederzubeleben. Grrr, und jetzt das Ganze wieder zurück. Runde eins ist erledigt, der erste Rucksack liegt am anderen Ufer.

                                                          Da es recht früh am Tage ist, hat die Þröngá noch nicht ihren Höchststand erreicht, welcher üblicherweise durch die Gletscherschmelze erst am späten Nachmittag auftritt. Glück für uns. Das Wasser reicht im Gegensatz zu früheren Begegnungen nur bis zum halben Oberschenkel. Das kennen Iris und ich auch noch ganz anders.

                                                          Finn und ich furten die nächsten drei Runden gemeinsam, um die Jungs an das andere Ufer zu bringen. Einer von uns beiden nimmt dabei jeweils einen der Jungs huckepack, wobei dieser sich selbst festklammern muss, damit die Arme zum Ausbalancieren freibleiben. Zugleich nimmt der Andere nur einen der Kinderrucksäcke und einen Teil der Schuhe mit, um im Fall der Fälle beim Seepferdchen unterstützend eingreifen zu können. Zum Beispiel durch ehrlich gemeintes Anfeuern.


                                                          Bild: Furt an der Þröngá


                                                          Bild: ... und retour


                                                          Bild: Lagebesprechung


                                                          Bild: Huckepack


                                                          Bild: ... weiter gehts

                                                          Nummer zwei, drei und vier sind für mich erledigt. Die Jungs und ihr Gepäck sind drüben und ich spüre meine Füße nicht mehr. Geschafft. Das Adrenalin kreist mir durch den Kopf und macht mich besoffen. Aufgekratzt erzählen sich die Jungs die Details ihrer Furt. Wie das Wasser gespritzt und nach ihren Füßen gegriffen hat. Wie kalt und wie rasend schnell das Wasser war. Wie wenig Angst sie gehabt haben und wie stolz sie jetzt sind. Zu Recht.

                                                          In Finn‘s vierter Runde kommen er und Iris gemeinsam mit dem restlichen Gepäck zu uns hinüber. „Siebenmal Fluss ist wirklich inflationär.“, meint mein Bruder nach seiner ersten bestandenen Querung. „Aber allein durch die Zahl entwertet sich auch ein bisschen dieses kleine Abenteuer.“

                                                          Für das Furten haben wir mit allem Drum und Dran eine Stunde Zeit gebraucht.

                                                          Die nächsten Kilometer führen durch die hügelige Landschaft Almenningar, in der wir nach etwa zwei weiteren Stunden auf einer Anhöhe eine ausgiebige Rast machen. Die Strecke ist eigentlich nicht schwer und das Wetter nicht zu warm, aber der feine Aschestaub lässt uns bei jedem Schritt einsinken und kostet mehr Kraft als erwartet.

                                                          Die erste wirkliche Krise bahnt sich an, denn die Kinder können ihre Kräfte nicht wie wir Erwachsenen gleichmäßig über den Tag verteilen. Wie sollten sie auch, da ihnen die Erfahrung einer langen Strecke mit Gepäck noch fehlt. Reden hilft da überhaupt nicht, das müssen sie einfach ausprobieren. In den Pausen pulst ihre Energie enorm nach oben und wird anschließend auf den ersten Metern durch Jux und Tollerei ebenso schnell verbraucht. Schwierige Verhandlungen beginnen, denn die Steinsammlung steht nicht zur Disposition und die Last in den Rucksäcken der Kinder muss trotzdem reduziert werden.


                                                          Bild: Rast


                                                          Bild: Meuterei


                                                          Bild: die wilde Luzi zieht davon


                                                          Bild: Markarfljót


                                                          Bild: ... auf dem Hochplateau

                                                          Der Versuch einer Lösung ist ein Deal. Die Kinder tragen ab sofort nur noch ihre Schlafsäcke, alle Isomatten, die Tagesverpflegung sowie das Trinkwasser und werden im Gegenzug von allen anderen Dingen entlastet. Das hat den Vorteil, dass sich bei jeder Rast ihr Gepäck etwas erleichtert und wir ab sofort mit Essen und Trinken wie in einem Fünf-Sterne-Restaurant umsorgt werden. „Schmeckts? Darf es noch etwas zum Trinken sein, der Herr? Wie wäre es mit einem Snack, die Dame?“, werden uns pausenlos und ungefragt die schönsten Müsliriegel und das klarste Quellwasser der Welt angepriesen. „Sehr aufmerksam von euch. Und übrigens, diesen Trick merken wir uns für Zuhause.“, kontern wir. Ich könnte schwören, dass wir Erwachsenen in Folge dieses Deals bis nach Landmannalaugar trotz aller Strapazen kein Gramm verloren haben.

                                                          Der zweite Teil des Deals ist ein goldener Piratenschatz, welcher scheinbar am Ende der Tour irgendwo in der Nähe des schwarzen Drachens vergraben liegt und dessen Stelle ich bereit bin zu verraten, wenn die Reise klaglos überstanden wird. Das sitzt, die Kurzen ziehen an der Kette. Nur mein Problem ist jetzt, mal nebenbei in dieser Steinwüste einen Schatz zu finden.

                                                          Aber kommt Zeit, kommt Rat.

                                                          Die Jungs sind derart motiviert und, so scheint es, auch entlastet, dass die nächsten Kilometer die wilde Luzi durch die Wüste tobt. Wir Alten können kaum noch folgen. Auf dem Hochplateau vor dem Fluss Syðri-Emstruá ist bei mir dann der Akku derart leer, dass ich die ganze Bande ziehen lassen muss. Vielleicht hätte ich mir den Spruch mit dem Schatz lieber doch verkneifen sollen.


                                                          Bild: platt wie nix


                                                          Bild: Blick vom Hochplateau


                                                          Bild: Brücke über die Syðri-Emstruá


                                                          Bild: Syðri-Emstruá

                                                          Als sie nach dem halben Tal dann nach links abbiegen und nur noch wie kleine farbige Punkte durch die Landschaft springen, raffe ich mich endlich auf, ihnen zu folgen. Mit viel Mühe hole ich sie kurz vor der Brücke über die Syðri-Emstruá wieder ein.

                                                          Nach dem Fluss sind es nur noch knapp zwei Kilometer bis zum Camp in Emstrur, aber die ersten Meter haben es noch einmal schwer in sich. Auf Serpentinen und teils durch ein Seil gesichert, geht es steil bergauf. Oben angekommen können wir das mittlerweile auf ein kleines Dorf angewachsene Camp bereits aus der Ferne sehen. Gegen 17:00 Uhr erreichen wir das Camp und es beginnt zu regnen. Wir parken die Kinder im Waschhaus und beginnen sofort mit dem Zeltaufbau. Die Zeltroutine sitzt.

                                                          Nach diesem anstrengenden Tag zieht uns die Kälte in die Glieder und wir sind zu müde zum Kochen. Zwei Stunden Schlafsackpause. Kochen. Essen. Augen zu.


                                                          Bild: Regen


                                                          Bild: Streckenplan


                                                          Bild: Höhenprofil
                                                          Zuletzt geändert von tah; 10.02.2012, 01:49.
                                                          Schnee ist auch nur schick aufgemachtes Wasser.

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                                                          • Sir_Hawk
                                                            Erfahren
                                                            • 17.04.2008
                                                            • 290
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                            Sehr schön.

                                                            Toll geschrieben und tolle Fotos.
                                                            Island wird sicher bei mir als Reiseziel aufgenommen.

                                                            Sir_Hawk

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                                                            • en dråpe
                                                              Gerne im Forum
                                                              • 31.05.2009
                                                              • 61
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram


                                                              Hervorragend geschrieben, sehr schöne Fernwehfotos-kann kaum die Fortsetzung abwarten!

                                                              PS:Wann geht's weiter?
                                                              en dråpe

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                                                              • bjoernsson
                                                                Fuchs
                                                                • 06.06.2011
                                                                • 1863
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                Kann mich meinen Vorschreibern nur anschließen. Ein toller Bericht von einer beneidenswerten Reise! Ich glaube, eure drei Lütten werden euch ewig dankbar sein, dass ihr diese mit ihnen gemacht habt!

                                                                Kommentar


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                                                                  Erfahren
                                                                  • 25.01.2009
                                                                  • 305
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                  @en dråpe:
                                                                  "... sehr schöne Fernwehfotos ..."

                                                                  Das ist leider ein bekanntes Leiden, welches unheilbar zu sein scheint. Und der einzig mir bekannte Therapieansatz besteht im Hinreisen:-)

                                                                  Momentan schreibe ich täglich ein paar Zeilen kurz vor dem Zubettgehen - aber tagsüber komme ich leider aus den üblichen Gründen zu gar nichts. Sofern alles klappt, kann ich den nächsten Teil am Sonntag einstellen:-(


                                                                  @bjoernsson:
                                                                  "... Ich glaube, eure drei Lütten werden euch ewig dankbar sein, dass ihr diese (Tour) mit ihnen gemacht habt!"

                                                                  Stimmt, sie schwärmen immer noch begeistert davon und lesen fleißig diesen Bericht mit. Das ist ja das eigentlich Tolle an dieser Tour. Wir hatten anfangs so viel Bedenken und haben unterwegs immer mehr gemerkt, was eigentlich auch mit Kindern geht, wenn man sich mal richtig auf sie einläßt.

                                                                  Und Fortsetzungen sind bereits geplant, bei denen die Kids schon in der Vorbereitungszeit immer mehr Verantwortung übernehmen wollen/dürfen/müssen.

                                                                  Viele Grüße. Tom
                                                                  Schnee ist auch nur schick aufgemachtes Wasser.

                                                                  Kommentar


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                                                                    Fuchs
                                                                    • 02.03.2010
                                                                    • 2100
                                                                    • Privat


                                                                    #34
                                                                    AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                    Der Bericht ist echt toll, ich wäre zu gerne dabei gewesen wenn ich das so lese
                                                                    Zitat von tah Beitrag anzeigen
                                                                    @en dråpe:
                                                                    Das ist ja das eigentlich Tolle an dieser Tour. Wir hatten anfangs so viel Bedenken und haben unterwegs immer mehr gemerkt, was eigentlich auch mit Kindern geht, wenn man sich mal richtig auf sie einläßt.

                                                                    Und Fortsetzungen sind bereits geplant, bei denen die Kids schon in der Vorbereitungszeit immer mehr Verantwortung übernehmen wollen/dürfen/müssen.
                                                                    Ich hab schon Wanderungen mit Kindern erlebt,d waren einige bei die konnte man vergessen, aber der Großteil war wirklich gut dabei, und da wo´s schwächelte lags wohl eher an mangelnder Kondition oder an 0 Bock Stimmung.
                                                                    Man sollte Kinder einfach viel mehr zutrauen- dann schaffen die warnsinniges.
                                                                    Heutzutage hört man doch ständig Zu gefährlich, das kann der nicht, oh nein Bloß nicht, viel zu schwer....

                                                                    Mal erhlich traut man den Kindern mal was zu dann geht das auch! Klar muss man evtl. anfangs noch nen Auge drauf haben, unterstützen, helfen, und sich drauf einstellen- aber wenn man das tut lernen die kids fürs leben und haben richtig Spaß dabei. Das kommt in deinem Bericht schön rüber
                                                                    Ob das Nun eine Wanderung ist oder ob man einer 12 Jährigen Stichsäge und Bohrmaschine in die Hand gibt oder sonst was - traut den Kindern was zu sie sind schließlich unsere Zukunft.

                                                                    KINDER AN DIE MACHT.

                                                                    freue mich auf die Fortzsetzung.
                                                                    Wir sind blinde Passagiere unter einem Sternenzelt.Wir sind Koenige und Bettler auf der Suche nach uns selbst. Sind die Herrscher des Planeten, bis sie auseinander fällt.
                                                                    Und nur zu Gast auf dieser Welt.

                                                                    Kommentar


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                                                                      Alter Hase
                                                                      • 13.07.2005
                                                                      • 3047
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                      Ich bin heute morgen mit Freude eine halbe Stunde Später im Büro gewesen, weil ich erst noch den Neuen Teil Deines genialen Reiseberichts lesen wollte :-)

                                                                      Und ich freu mich schon auf den nächsten Teil...
                                                                      Wo war ich bloß?

                                                                      Kommentar


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                                                                        Freak

                                                                        Liebt das Forum
                                                                        • 07.04.2008
                                                                        • 20009
                                                                        • Privat


                                                                        #36
                                                                        AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                        tah, ein wirklich wunderbarer Bericht!
                                                                        "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

                                                                        Kommentar


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                                                                          Erfahren
                                                                          • 29.01.2012
                                                                          • 349
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                          Vielen Dank für die Fortsetzung! Ich bin schwer begeistert von diesem Bericht und eueren Erfahrungen!

                                                                          Kommentar


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                                                                            Anfänger im Forum
                                                                            • 28.11.2010
                                                                            • 36
                                                                            • Privat


                                                                            #38
                                                                            AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                            Zitat von tah Beitrag anzeigen

                                                                            Bild: Huckepack
                                                                            Ein tolles, sehr erzählendes Bild.

                                                                            Der Vater, sichtlich nicht im jugendlichen, ungestümen Alter, sondern alters- und lebensweise angestrengt, sich der Verantwortung gegenüber seines "Rucksackes" bis in die kleinste Körperfaser bewusst, sein Bruder ähnlich aufmerksam, obwohl nicht mit so einer brisanten Fracht beladen, mit angespannte Blick.

                                                                            Ganz groß.

                                                                            Insgesamt sind die Fotos meiner Meinung nach, unheimlich ehrlich. Ich fühle mich fast zugehörig.

                                                                            Kommentar


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                                                                              Fuchs
                                                                              • 02.03.2010
                                                                              • 2100
                                                                              • Privat


                                                                              #39
                                                                              AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                              Zitat von Voland Beitrag anzeigen
                                                                              Ganz groß.

                                                                              Insgesamt sind die Fotos meiner Meinung nach, unheimlich ehrlich. Ich fühle mich fast zugehörig.
                                                                              Ich stimme dir im Ganzen Beitrag voll zu.
                                                                              und das mit der Zugehörigkeit stimmt, irgendwie hatte ich beim lesen auch so ein Gefühl.
                                                                              Aber weil mir das albern und komisch vor kam habe ich nicht geschrieben.
                                                                              Wir sind blinde Passagiere unter einem Sternenzelt.Wir sind Koenige und Bettler auf der Suche nach uns selbst. Sind die Herrscher des Planeten, bis sie auseinander fällt.
                                                                              Und nur zu Gast auf dieser Welt.

                                                                              Kommentar


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                                                                                Fuchs
                                                                                • 30.08.2009
                                                                                • 1094
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                Tolle Fotos, die irgendwie zu leben scheinen und ein wirklich packender und mit hinein nehmender Bericht! Freue mich auch auf die Fortsetzung...
                                                                                "Gehe nicht, wohin der Weg führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und hinterlasse eine Spur."
                                                                                Jean Paul

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Anfänger im Forum
                                                                                  • 18.01.2012
                                                                                  • 15
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                  Moin,

                                                                                  wow, mir fehlen echt die Worte. Was geschrieben wird, wie geschrieben wird, dann noch die Fotos, das berührt mich sehr, ich hatte oft Tränen in den Augen, teils vom Lachen, teils von Rührung. Wen das nicht motiviert, dem ist auch nicht zu helfen.

                                                                                  Vielen Dank!
                                                                                  Gruß,
                                                                                  Simon

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    • 25.01.2009
                                                                                    • 305
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                    ... auf gehts, neuer Tag = neuer Elan. Die Fortsetzung naht.

                                                                                    Vorher aber an dieser Stelle noch einmal meinen Dank für Eure Kommentare. Ich bin wirklich überrascht, dass Euch diese Tour im besten Wortsinn etwas mitnimmt. Dabei ist hier bisher nicht viel passiert - keine Katastrophen, keine Heldentaten. Wir haben einfach nur etwas ausprobiert. Schön, dass es Euch so gefällt.

                                                                                    Viele Grüße. Tom
                                                                                    Schnee ist auch nur schick aufgemachtes Wasser.

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      • 25.01.2009
                                                                                      • 305
                                                                                      • Privat


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                                                                                      Tag 8: Emstrur – Álftavatn
                                                                                      Emstrur: N63 45.973 W19 22.422 // 16,8 km // 10:05 - 16:53 // 6 h 48 min

                                                                                      Das Zelt knattert im Wind. Eine unruhige und regnerische Nacht liegt hinter uns. Am Vorabend hat es noch einen Wettersturz gegeben und die bisher moderaten Temperaturen sind in Richtung Frost gefallen. Die letzten Stunden hat sich dann das Unwetter direkt über unseren Köpfen mit Regen und Hagel ausgetobt. Im Schlafsack aber ist es wohlig warm.

                                                                                      Die Zeit verstreicht und so richtig Lust zum Aufstehen zeigt keiner von uns. Draußen ist bestimmt alles nass und kalt. Ich wage einen Blick hinaus. Ein blank geputzter Himmel steht über dem Camp und das Zelt ist fast abgetrocknet. In weiter Ferne sind weiße Wolkenbänder zu sehen. Der Wind hat am Morgen nochmals gedreht und weht jetzt straff aus Osten. Eine kurzfristige Schönwetterlage mit wärmeren Temperaturen hat uns erreicht.


                                                                                      Bild: ... am Morgen


                                                                                      Bild: ... keine Lust zum Aufstehen?

                                                                                      „Lukas? … Anton? … Iris?“. Demonstrativ halten die drei im Schlafsack verkrochen die Luft an. Ich spüre förmlich, wie sie sich anstrengen, sich schlafend zu stellen. „Lebt ihr noch?“ Ich rüttele an den Schlafsäcken. „Ich glaube ihr seid erfroren, so steif wie ihr rumliegt.“ Unterdrücktes Prusten in den Schlafsäcken.

                                                                                      Finn schaut ins Zelt hinein „Frühstück? Es ist ziemlich perfektes Wetter, wir haben einen richtigen Sonnentag. Kommt doch raus.“

                                                                                      „Geht nicht.“ antworte ich. „Wir haben hier leider drei Verluste zu beklagen, die noch verpackt und vergraben werden müssen.“

                                                                                      „Was ist den passiert?“

                                                                                      „Gefrierbrand und Kältetod, vermutlich genau in der Reihenfolge. Schau nur wie steif die sind.“, sage ich und lasse das angehobene Fußende eines Schlafsacks wieder auf den Boden plumpsen. Verstecktes Kichern dringt aus den Tiefen des Zeltes hervor.

                                                                                      „Wir könnten versuchen sie aufzutauen, die Sonne ist schon recht warm.“

                                                                                      „Ach wozu, Leichen und Scheintote brauchen kein Frühstück, da bleibt mehr für uns.“

                                                                                      „Wir könnten sie auch rausziehen und über dem Kocher aufschichten. Das gäbe einen lecker Kinderteller.“

                                                                                      Gemeinsam schnappen wir uns den ersten Schlafsack und ziehen ihn mit vereinten Kräften in Richtung Ausgang. Und siehe da, es ist noch mächtig viel Leben drin. Wie ein Aal windet sich Lukas in Windeseile heraus und fällt mit einem wilden Gebrüll überraschend über uns her. Klar, dass ihm die anderen beiden Jungs sofort zu Hilfe eilen. Ich denke, jetzt ist auch der Rest des Camps putzmunter und kann gemeinsam mit uns den schönen Morgen genießen.

                                                                                      Hm, diese Blicke. Alles klar, Verstoß gegen Wanderkodex 48.

                                                                                      Während Finn und ich die Ausrüstung verpacken, kümmert sich Iris mit den Jungs um das Frühstück und liest, keine Ahnung wie sie das macht, nebenher die nächsten Kapitel aus „Trolle nach Island“ vor. Fabelhafte Frauen und ihr Multitasking.

                                                                                      Beim Verpacken der Küchenutensilien fallen uns drei neue Steine auf, welche scheinbar selbständig den Weg in die Rucksäcke gefunden haben. Schön sehen sie aus, etwa faustgroß, anthrazitfarben mit goldenen Einsprengseln. Aber so geht das nicht weiter. Wir können nicht die ganze Wüste leerräumen. Das muss jetzt hier an Ort und Stelle geklärt werden. Diplomatie? Diplomatie.

                                                                                      „Jungs, wir haben, wie soll ich das nur sagen, ein ernstes Problem zu besprechen.“, rufe ich die Jungs herbei.
                                                                                      Zögernd und sich irgendwie ertappt fühlend kommen die drei näher. Wir müssen dabei ernst bleiben, denn noch sind ihre Gesichter so einfach zu lesen. Das wird schwer. Wie will man denn jemand die Leviten lesen, wenn er einen so ansieht.

                                                                                      „Also ihr erinnert euch doch bestimmt noch an Gestern, als Tom plötzlich so schlapp gemacht hat.“, fängt Iris an. „Könnt ihr euch vorstellen, woran das gelegen haben könnte?“

                                                                                      Verschämtes Herumdrucksen.

                                                                                      „Wir haben es gerade herausgefunden. Es liegt an den Steinen.“, fährt Iris fort.

                                                                                      „Aber die Steine sind doch so schön. Wir MÜSSEN sie mitnehmen.“, antworten die drei unisono.

                                                                                      „Stimmt, die Steine sind alle wunderschön, besonders die drei neuen. Und nein, zu schwer sind die Steine auch nicht. Aber wir haben einen Fehler gemacht. Wir haben vergessen, euch eine wichtige Sache zu erklären. Man darf die Steine nicht einfach so aufheben und mitnehmen. Hier auf Island wohnen manchmal kleine Trolle in den Steinen und deshalb muss man jeden Stein vorher fragen, ob er auf Reisen mitgenommen werden darf. Falls ihr das vergesst, wird aus dem einfachen Wohnstein ein Reisestein, den alle Trolle als eine Art Bus benutzen können. Mit der Zeit sitzen dann immer mehr Trolle auf dem Rucksack, in dem sich so ein Stein befindet. Und das wird dann richtig schwer. Genau das ist übrigens gestern Tom passiert. Nur durch Zufall habe ich heute Morgen aus Spaß mal durch einen der Trollsteine geschaut und die ganze Bagage auf Toms Rucksack entdeckt, wie sie bereits wieder am Feiern war.“

                                                                                      „Können wir die auch mal sehen?“, fragen neugierig die Jungs.

                                                                                      „Nein, nein, das ist jetzt schon zu spät. Wir haben sie vorhin bereits gemeinsam verjagt.“, wehrt Iris ab und blickt Finn und mich bestätigungsheischend an.

                                                                                      „Ja, na klar. Genauso war es.“, antworten wir überrascht. Frauen, die viel lesen, haben manchmal super praktische Geschichten auf Lager. Nee, nee, nee und mir sagt sie immer, ich soll nicht so viel flunkern.

                                                                                      „Und wie geht es jetzt weiter?“, wollen die Jungs zu Recht wissen.

                                                                                      „Na ja, die Steine, welche wir bisher noch nicht gefragt haben, sind ja quasi schon entführt worden. Ich denke, dass es bei denen jetzt auch nichts mehr ausmacht. Aber alle neuen Steine solltet ihr fragen, bevor ihr die in die Taschen oder in die Rucksäcke steckt. Und wenn euch euer Rucksack ein wenig zu schwer vorkommt, dann solltet ihr vielleicht den Übeltäter einfach suchen und am Wegesrand aussetzen. Mit einem Reisestein müssen nämlich auch alle Trolle wieder aussteigen. Der ist so eine Art Fahrkarte, ohne die sie bei einem Menschen nicht weiter mitreisen dürfen.“

                                                                                      „Ok, machen wir. Und eine Strafe gibt es nicht?“

                                                                                      „Was denn für eine Strafe? Wir haben doch den Fehler gemacht, euch von dieser Geschichte nichts zu erzählen.“

                                                                                      Die Trollstein-Besprechung hat uns etwa eine halbe Stunde Zeit gekostet, welche aber gut investiert zu sein scheint, da die Jungs nunmehr eine neue Ernsthaftigkeit im Umgang mit den Steinen an den Tag legen. Finn und ich sind natürlich nicht überzeugt, dass die Kurzen sich dauerhaft an diese, sagen wir sehr spezielle, Regel halten werden. Aber Asche auf mein Haupt und Einsicht über mich, es wurden ab sofort von Tag zu Tag nicht mehr sondern immer weniger Steine. Rätselhafte Frauen, die ihren Kindern Gruselmärchen erzählen.


                                                                                      Bild: Aufstieg auf die Hochebene der Innri Emstrua


                                                                                      Bild: Hochebene der Innri Emstrua


                                                                                      Bild: ... ostwärts weiter und weiter

                                                                                      Gegen 10:00 Uhr verlassen wir Emstrur im strahlenden Sonnenschein und brechen auf in das Land der grünen Berge inmitten von schwarzem Lavasand. Mit den ersten 80 Höhenmetern erklimmen wir die Hochebene der Innri Emstrua, welche im Süden durch den Slettjökull und den davor liegenden Mælifellssandur begrenzt werden. Mehrere Kilometer zieht sich der Weg durch die schwarze Lavastaubwüste, welche an manchen Stellen jeden der Schritte knöcheltieftief einsinken lässt. Die traumhaften Ausblicke werden hart erarbeitet.

                                                                                      Und so geht es erst an dem rechts liegenden 660 Meter hohen Berg Tuddi, danach an dem linkerhand aufragenden 910 Meter hohen Berg Hattafell und anschließend an dem rechts stehenden 880 Meter hohen Berg Storkonufell vorbei. Da sich die Hochebene auf etwa 550 Meter Höhe befindet, überragen die teils pyramidenartigen Berge uns zwar nur um 350 Meter, sind aber trotzdem imposant anzuschauen, da sie wie Einsiedler jeweils für sich in der Landschaft ruhen.

                                                                                      Um den Jungs das Laufen im Lavasand etwas zu erleichtern, haben wir eine Neuerung im Programm. An meinem Rucksack habe ich einen Teil des Seils so befestigt, dass sich die Kurzen einfach daran festhalten oder einklinken können, um sich ein Stück des Wegs ziehen zu lassen. Für mich ist das auf jeden Fall eine deutlich kräftesparendere Methode, als die Kurzen an der Hand hinter mir herzuziehen. Und die Jungs genießen es, ab und an auf diese Weise abschalten und die Kräfte schonen zu können.

                                                                                      Nach etwa 6,5 Kilometern erreichen wir die unbefestigte Hochlandstraße F261, welcher wir einen halben Kilometer bis zum Gletscherfluss Nyrðri Emstruá folgen. Dort befindet sich eine Brücke, auf der wir den Fluss überqueren, welcher in diesem Gebiet ziemlich tief und gefährlich ist. Am anderen Ufer machen wir eine ausgiebige Rast und beobachten das Spiel der reißenden Strömung. Der Wind hat inzwischen wieder gedreht und bläst uns aus Westen die Reste des Unwetters der vergangenen Nacht hinterher. Die Sonne wird in rasend kurzer Zeit von regenschweren Wolken verdeckt und wir ziehen uns gerade noch rechtzeitig um.


                                                                                      Bild: Gletscherfluss Nyrðri Emstruá


                                                                                      Bild: ... auf dem Weg zum Storasula


                                                                                      Bild: Storasula

                                                                                      Nach der Brücke verläuft der Weg bis zum Camp in Hvanngil in weiten Teilen parallel zur F261, so dass wir in dem beginnenden Regen diese benutzen, um schneller voran zu kommen. Linkerhand zieht währenddessen uns der markante 910 Meter hohe Berg Storasula in seinen Bann, welchen wir in den nächsten Stunden zum Teil umrunden werden.

                                                                                      Nach etwa 4,5 Kilometern erreichen wir im kalt strömenden Regen die nächste, in unserer Erinnerung als harmlos eingestufte Furt am Fluss Blafjallakvísl. Schon von weitem haben wir an der Furt zwei Jeeps entdecken können, deren Fahrer sich unter einer geöffneten Heckklappe angeregt und ausdauernd unterhalten. Insgeheim hoffen wir natürlich, dass sie uns mit den Kindern bei der Furt etwas helfen können. 20, 30 Meter Autofahrt für die Kurzen würden wir bei dem Wetter ganz und gar nicht als Verletzung unserer Wanderehre empfinden. Kommt schon, ihr habt doch bestimmt noch ein paar Themen auf Lager. Und wir brauchen auch gar nicht mehr lange, um euch zu erreichen.

                                                                                      Vergeblich. Mit einem Seufzer der Enttäuschung müssen wir mit ansehen, wir die beiden Fahrer sich mit Handschlag und Umarmung voneinander verabschieden, gerade soweit von uns entfernt, dass man sich keine Fragen stellen muss, warum sie gerade jetzt davonfahren. Es hätte so einfach sein können. Türe auf, drei Kinder rein, Türe zu und nach 10 Sekunden spuckt das Fahrzeug sie auch schon wieder aus. Na gut, es wird auch ohne Schummelei gehen.

                                                                                      Minuten später stehen wir am Fluss und wundern uns über das viele Wasser. In unserer Erinnerung war das hier mal ein nur knöcheltiefes Rinnsal. Natürlich hat es die letzten Tage in der Gegend viel geregnet, aber das hier ist eine echte Hausnummer. Die Furt an der Þröngá war geradezu harmlos gegen dieses Ding vor uns. Es schäumt und poltert. Irgendwann wird mir bewusst, dass die anderen mich seit einer Weile ansehen und auf eine Antwort auf ihre nicht gestellte Frage hoffen. Ja, wir müssen hier durch. Auf andere Jeeps zu warten, könnte schließlich auch eine dumme Entscheidung sein. Aber noch sage ich nichts. Mentale Stärke, wo bist du, wenn man dich mal wirklich braucht.

                                                                                      Unsicherheit ist der schlechteste Ratgeber auf Tour und so setze ich im strömenden Regen mein bezauberndstes Lächeln auf. „Alles gar kein Problem. Das haben wir ja gestern geradezu ausgiebig geübt. Schwupp di wupp sind wir drüben und dann ist es auch gar nicht mehr weit bis zum Camp in Hvanngil.“

                                                                                      Keine Antwort, stattdessen skeptische Blicke. „Das meinst du doch nicht wirklich, dass das hier mal eben eine Sonnenscheinnummer wird.“, fängt Iris an, mich in die Mangel zu nehmen.

                                                                                      Ich kenne meine liebste Frau nur zu gut. Wenn dieser Blick sich weiter verfestigt, versteinert auch der Rest und dann bewegt sie sich keinen Meter mehr. Recht hat sie ja, denn nicht nur auf einer Tour hat uns ihr Bauchgefühl vor Schlimmerem bewahrt. Aber, und das sagt mir mein Instinkt, diese Furt geht gerade noch so gut, dass wir sie auch mit den Jungs wagen können. Ich bin mir sicher, es wird sich ein Weg finden lassen, der nicht zu gefährlich oder zu tief ist.

                                                                                      Also jetzt bloß keine Diskussion, denn die kriege ich nicht mehr unter Kontrolle. Wenn die Kinder anfangen echte Zweifel zu bekommen, erledigt die aufkeimende Angst den Rest und dann sitzen wir hier fest. Das Wetter wird in den nächsten Tagen nicht besser werden und wir wären im schlimmsten Fall zwischen zwei Furten gefangen. Und so hole ich mein an diesem Fluss vielleicht letztes Argument heraus.

                                                                                      „Ich verspreche, dass wir schnell und sicher an das andere Ufer kommen werden. Und weil ich so überzeugt davon bin, trage ich extra auch noch deinen Rucksack rüber. Was meinst du?“

                                                                                      „Ok, das kriegen wir schon hin.“, mischt sich mein Bruder in absoluter Ruhe und besänftigend ein.

                                                                                      „Ok, aber meinen Rucksack trägst du trotzdem.“, antwortet herausfordernd und mit einem ebenso bezaubernden Lächeln meine Frau. Ein Deal ist ein Deal.

                                                                                      Wir beginnen mit der Wasserschlacht. Unter ein Footprint gekauert ziehen wir uns um. Der Regen ist abartig kalt und das Wasser ist hüfttief. Zu tief. Neuer Versuch und gleiche Tiefe. So richtig viel Zeit kann ich mir in dem Fluss nicht mehr gönnen, ohne zu unterkühlen. Letzter Versuch. In einem gewagten Zickzackmuster finde ich endlich eine handbreit flachere Furt. Es geht.

                                                                                      Aufmerksam hat mein Bruder den Weg verfolgt, welcher auf die Schnelle der einzig erfolgversprechende zu sein scheint und sich mit zwei Windungen etwa 50 Meter entlang des Flusses zieht. Als ich mich noch auf dem Rückweg befinde, startet er bereits mit dem nächsten Gepäck. Auf der anderen Seite angekommen baut er mit dem zweiten Footprint ein provisorisches Lager auf. Und so geht es ohne nachzudenken Zug um Zug. Die Kinder spielen still und eingeschüchtert mit, Iris kämpft sich tapfer durch die Fluten, wir trocknen uns ab, kleiden uns ein und kochen zum Aufwärmen Tee und Kaffee. Nach gerade einmal 37 Minuten ziehen wir weiter. Versprechen gehalten.


                                                                                      Bild: Blafjallakvísl


                                                                                      Bild: Kaldaklofskvísl


                                                                                      Bild: Hochebene bei Hvanngil

                                                                                      Kurze Zeit später erreichen wir den Fluss Kaldaklofskvísl, in welchen flussabwärts der zuvor gefurtete Fluss mündet. Und noch weiter talabwärts ergießen sich dann die so vereinigten Wassermassen in die Markarfljót. Unseren nächsten Fluss müssen wir aber, Gott sei Dank, bei diesem herzallerliebsten Wetter nicht auch noch furten, da er von einer hölzernen Fußgängerbrücke überspannt wird.

                                                                                      Auf der anderen Seite des Flusses stößt unser Weg auf die Hochlandroute F210. Der nach Osten abzweigende Teil führt dabei in die Mælifellssandur und auf dem nach Norden führenden Teil erreichen wir 20 Minuten später Hvanngil. Unglaublich. Das Wetter klart unverhofft auf und auch dieses Abenteuer liegt ebenso plötzlich in weiter Ferne hinter uns. Die Sonne bricht durch.

                                                                                      Nach einer kurzen Rast beschließen wir, zum Álftavatn weiter zu wandern, da das Wetter einen sehr eigenen Anblick bietet. Wie im Auge eines Sturms befinden wir uns zwischen den Bergen in einer ruhigen Zone und können um uns herum das Toben der Wolken betrachten. Vielleicht haben wir ja Glück und erwischen eine Regenpause, welche die letzten Kilometer anhält.

                                                                                      Der anschließende Weg führt uns über eine mit neongrünen Moosen und Flechten bewachsene Hochebene hinab zum Fluss Bratthálskvísl, welcher ebenfalls gefurtet werden muss. Die Stimmung hat sich in dem trockenen Wetter inzwischen wieder merklich gebessert und die Jungs springen ausgelassen umher. Da die Furt nur knöcheltief ist und der Fluss zudem aus warmen Quellen gespeist wird, wagen die Jungs ihre erste eigene Furt mit vollem Gepäck. Praktisch, das Abenteuer reizt und wir kommen in einem Zug hinüber. Über den Bergrücken des 750 Meter hohen Bergs Brattháls ziehen wir schließlich hinab zum Álftavatn. Ein letzter kleiner Bach und wir sind am Ziel.


                                                                                      Bild: Hochebene am Brattháls


                                                                                      Bild: Weg zum Bratthálskvísl


                                                                                      Bild: Camp am Álftavatn


                                                                                      Bild: Álftavatn

                                                                                      Was für eine Tour. Wir hatten uns ja viel ausgemalt, aber jetzt, wo wir mittendrin stecken, ist es alles noch einmal ganz anders. Emotionen pur. Jeder Tag ein ganzes Leben. Auf der Veranda der neu gebauten, großen Hütte sitzen wir also und lassen die Beine baumeln, als uns das Unwetter wieder einholt.

                                                                                      Kurzes Überlegen und die Kinder werden mit Finn in die große Küche der Hütte gesteckt. Während Iris und ich die Anmeldung für die Zelte machen und nebenher ein wenig über das anstehende Wetter plaudern, überkommt uns das Erbarmen mit den Kindern. Zur Feier des Tages gibt es ein Hütten-Upgrade und welch Glück, wir bekommen einen der Schlafsäle ganz für uns allein.

                                                                                      Trockenheit und Wärme umgibt uns für den Rest des Tages. Und genau, das haben wir uns redlich verdient. Während draußen der Regen prasselt, liegen wir auf unseren Betten und erzählen uns Geschichten. Später dann noch Schaulaufen in der Küche, die üblichen Hüttengespräche und der genussvolle Aufstieg in den puren Luxus unserer Schlafstätte. Geborgenheit.


                                                                                      Bild: Streckenplan


                                                                                      Bild: Höhenprofil
                                                                                      Zuletzt geändert von tah; 19.02.2012, 23:52. Grund: Fehlerteufel
                                                                                      Schnee ist auch nur schick aufgemachtes Wasser.

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        • 717
                                                                                        • Privat


                                                                                        #44
                                                                                        AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                        Danke Dir für den wieder großartig geschriebenen Text und die schönen Bilder. Ein schöner Start in den Tag!

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Erfahren
                                                                                          • 25.05.2011
                                                                                          • 404
                                                                                          • Privat


                                                                                          #45
                                                                                          AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                          Danke für den klasse Bericht. Auch uns hat letzten Sommer dieser Fluss am meisten zu schaffen gemacht (gut hüfthoch - Bade bzw. Unterhose wurde ziemlich nass) und wir waren froh dann im Regen in Hvanngil unterzukommen. Wegen strömenden Regen hatten wir uns damals dort Pause gemacht und sind nicht mehr bis zum See weitergelaufen - da einzige Mal, dass wir uns auf unserer Tour eine Hütte geleistet haben.

                                                                                          wait




                                                                                          Bearbeitet: Rechtschreibfehler entfernt.
                                                                                          Zuletzt geändert von wait; 17.02.2012, 00:04.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Lebt im Forum
                                                                                            • 07.06.2010
                                                                                            • 5368
                                                                                            • Privat


                                                                                            #46
                                                                                            AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                            Super Bericht!

                                                                                            Als ehemalige Pfadfinderleiterin verzweifle ich immer an Eltern die ihren Kindern nix zutrauen. Dabei sind das so zähe Knochen und sie haben richtig Spaß dabei wenn man sich ihrem Tempo und ihrem Lebensrhytmus anpasst! Da ich selber noch keine Kinder habe freut es mich immer solche Berichte zu lesen. Der Beweis dass meine Eltern nicht zwei bekloppte Ausnahmen waren und man nicht auf einmal zum Sicherheitsfanatiker, der den Kurzen nix zutraut mutieren muss, sobald man eigene Kinder hat.

                                                                                            Ich war im gleichen Jahr auf dem Laugavegur unterwegs, allerdings erst Ende August. Da war das Furten deutlich einfacher als das was du beschrieben hast. Eisig kalt war das Wasser aber trotzdem...

                                                                                            Weiter so!
                                                                                            Uuuups... ;-)

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Fuchs
                                                                                              • 02.03.2010
                                                                                              • 2100
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                              Besser kann ein Tag wirklich nicht beginnen. Und wenn ein Kinderlachen den Kodex stört - hm besser von Kindern geweckt werden als von Regen (wenn es nicht um 5 Uhr nachts ist).

                                                                                              Sabine kann ich nur zustimmen, aber da drüber hatte ich mich ja auch schon ausgelassen.

                                                                                              Wurden denn Steine gefragt ob sie mit möchten- und hat einer genatwortet
                                                                                              Lesen denn die Kurzen diesen Bericht? Wenn ja habt ihr auf der nächsten Tour ein Steinproblem . Wie war die Reaktion auf das Geflunker?
                                                                                              Wir sind blinde Passagiere unter einem Sternenzelt.Wir sind Koenige und Bettler auf der Suche nach uns selbst. Sind die Herrscher des Planeten, bis sie auseinander fällt.
                                                                                              Und nur zu Gast auf dieser Welt.

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Fuchs
                                                                                                • 17.08.2008
                                                                                                • 1503
                                                                                                • Privat


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                                                                                                AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                Danke!

                                                                                                Nachdem ich letztens die ersten 3 Abschnitte angelesen hatte, wusste ich, den Bericht hebe ich mir auf, bis ich die Muße habe, ihn in Ruhe zu lesen und zu genießen! Das habe ich eben getan, es hat sich gelohnt. Und er ist noch gar nicht fertig, da kommt also noch mehr ...

                                                                                                Wie so viele finde ich den Schreibstil klasse, die Szene am Skogafoss zusammen mit diesem Bild ist für mich persönlich bisher das Highlight:

                                                                                                Zitat von tah Beitrag anzeigen
                                                                                                Außerdem ist es schön, die ganzen Orte wiederzuerkennen. Vielleicht sollte ich auch mal wieder nach Island - wenn da nicht so viele Ziele in Lappland wären, die mich noch dringender sehen wollen.

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Erfahren
                                                                                                  • 25.01.2009
                                                                                                  • 305
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                  @dingsbums:
                                                                                                  ... genau, da fehlt ja noch ein Stück der Strecke:-) Und ausgerechnet das wurde dann noch einmal mehr als interessant.

                                                                                                  Aber: Ich habe die letzten Tage leider gar nichts mehr zustande bekommen und sitze erst seit eben wieder an der Geschichte. Es dauert also noch eine kleine Weile. Leider, denn es macht mir selber ziemlichen Spass, die Erinnerungen noch einmal schweifen zu lassen und mit den Kurzen die Bilder zu sichten. Es ist irre, wie lange unsere Familie bereits von dieser Tour "zehren" kann.

                                                                                                  Mit dem Skogafoss hast Du übrigens auch eines meiner liebsten Bilder 'ausgewählt'. Wenn man vor dem Wasserfall steht, ist es einfach nur überwältigend, weil nur der eigene Mut den Abstand wählt. Ich denke, mit dem Bild ist dieses Gefühl ganz gut eingefroren.
                                                                                                  Wir hatten dort übrigens wahnsinniges Glück, weil das Wetter mitgespielt hat und das Gelände während der Fotos fast menschenleer war.


                                                                                                  @Leitwolf:
                                                                                                  Ich kann auf jeden Fall beschwören, dasss einige der Steine geantwortet haben. Probiere es ruhig einmal aus:-)

                                                                                                  Wahrscheinlich sah das immer ziemlich bescheuert aus, als wir die einzelnen Steine gefragt und uns mit ihnen unterhalten haben. Aber wir hatten mächtig viel Spass dabei und nicht jeder der Steine durfte dann auch mit auf Reisen. Dieser Trick hat ganz gut zum Wohlbefinden der 'Alten' beigetragen, denn die Rucksäcke wurden mit der Zeit nicht, wie erwartet, leichter.

                                                                                                  Und mitlesende Kinder? Hier im Forum? Natürlich, denn die Geschichte wird durch alle Beteiligten qualitätsgesichert.

                                                                                                  Was ist schon ein Geflunker. Wir für unseren Teil befinden uns alle noch in der Phase zwischen es gibt einen oder es gibt keinen Weihnachtsmann. So richtig kann es also nicht ausgeschlossen werden, ob die Trolle nun auf dem Rucksack gesessen haben. Und ganz ehrlich, es ist ein ziemlich unheimliches Gefühl, so einen fiesen, fetten Troll vielleicht unbemerkt mitschleppen zu müssen. Wer aber das Gegenteil unumstößlich beweisen kann, sollte sich ruhig bei uns melden.


                                                                                                  @Sabine83:
                                                                                                  Ich denke, dass die Pfadis einen ganz guten Draht dazu haben, was das Draussen-Leben-Lernen angeht. Wir gehören zwar nicht dazu - trotzdem Hut ab, finde ich wichtig. In den Klassen unserer Jungs gibt es eine ganze Menge von Kindern, welche drei Multimediaschlagmichtot-Geräte haben (bei nur zwei Händen!) und noch nie eine Nacht im Zelt verbracht haben. Was wächst da ran, frage ich mich manchmal:-)
                                                                                                  Bei guter Vorbereitung gehen auch solche Touren mit den Kids, bin ich mittlerweile überzeugt. Es ist, wie Du schön geschrieben hast, immer die eigene Angst, welche einen zurückzucken läßt.

                                                                                                  @wait:
                                                                                                  Die zweite Furt war zu dieser Zeit wirklich abartig. Für mich selbst urteile ich zwar manchmal noch etwas anders (und scheitere dann umso schöner:-), aber mit der Lebendfracht auf dem Rücken pocht zwischen den Schläfen immer auch die Angst, dass die Kurzen loslassen könnnten. Irgendwie gruselig und dass läßt sich nicht abschütteln.

                                                                                                  Gruss. Tom
                                                                                                  Zuletzt geändert von tah; 19.02.2012, 22:59.
                                                                                                  Schnee ist auch nur schick aufgemachtes Wasser.

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Fuchs
                                                                                                    • 20.06.2005
                                                                                                    • 2170
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                    Ich finde den Bericht auch super, obwohl ich normalerweise die Berichte aus den kalten Gegenden meide, aber der hier hat so viel innere Wärme ...

                                                                                                    Zitat von tah Beitrag anzeigen
                                                                                                    In den Klassen unserer Jungs gibt es eine ganze Menge von Kindern, welche drei Multimediaschlagmichtot-Geräte haben (bei nur zwei Händen!) und noch nie eine Nacht im Zelt verbracht haben. Was wächst da ran, frage ich mich manchmal.
                                                                                                    Ich denke das darf man nicht so schwarz/weiß sehen. Ich hab auch beim Bund zum ersten Mal im Zelt (naja, was die halt so Zelt nennen) geschlafen und danach eigentlich gedacht nie wieder. Trotzdem bin ich heute outdoor unterwegs und schlafe im Urlaub auch oft im Zelt. Außerdem hab ich viel mehr als nur drei Multimediaschlagmichtot-Geräte , aber das muss sich ja auch gar nicht gegenseitig ausschließen. Ich kenn auch Leute die als Kind oft zelten waren und heute unter keinen Umständen dazu zu bringen wären.

                                                                                                    Mehr schreib ich nicht, denn eigentlich sollst ja auch du den Bericht weiter schreiben ...

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Erfahren
                                                                                                      • 25.01.2009
                                                                                                      • 305
                                                                                                      • Privat


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                                                                                                      AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                      Hi Matthias,
                                                                                                      Du hast ja vollkommen Recht. Es ist schon peinlich, mit welchen Vorurteilen ich durchs Leben rennen muss:-( Manchmal fehlt einem dabei glatt die Farbe.
                                                                                                      Das gibt eine schwere Runde aus dem Asche-auf-mein-Haupt-Thread. Und nebenbei vernebelt es gleichzeitig auch die Peinlichkeit.


                                                                                                      Gruss. Tom

                                                                                                      PS: … war im Kontext nicht so bierernst gemeint – aber das ist eine ganz andere Geschichte:-)
                                                                                                      Zuletzt geändert von tah; 19.02.2012, 23:54.
                                                                                                      Schnee ist auch nur schick aufgemachtes Wasser.

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Lebt im Forum
                                                                                                        • 07.06.2010
                                                                                                        • 5368
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                        Zitat von tah Beitrag anzeigen
                                                                                                        @Sabine83:
                                                                                                        Ich denke, dass die Pfadis einen ganz guten Draht dazu haben, was das Draussen-Leben-Lernen angeht. Wir gehören zwar nicht dazu - trotzdem Hut ab, finde ich wichtig. In den Klassen unserer Jungs gibt es eine ganze Menge von Kindern, welche drei Multimediaschlagmichtot-Geräte haben (bei nur zwei Händen!) und noch nie eine Nacht im Zelt verbracht haben. Was wächst da ran, frage ich mich manchmal.
                                                                                                        Bei guter Vorbereitung gehen auch solche Touren mit den Kids, bin ich mittlerweile überzeugt. Es ist, wie Du schön geschrieben hast, immer die eigene Angst, welche einen zurückzucken läßt.
                                                                                                        Ja, das glaube ich auch... Das gleicht bei einigen Kindern echt die überängstlichen Eltern aus. Obwohl ich natürlich verstehen kann dass ein Elternteil alles, aber auch wirklich alles, tun würde um sein Kind zu beschützen. Doch muss man einem Kind halt auch mal was zutrauen und ihm bei schwierigen Dingen wenn nötig unter die Arme greifen, bzw. da sein um sie aufzufangen. Nur so kann ein Kind wachsen und lernen sich auch selber etwas zuzutrauen.

                                                                                                        Von deinem Bericht her habe ich den Eindruck dass ihr da ein gutes Gleichgewicht zwischen beschützen und loslassen gefunden habt. Das finde ich super und hoffe dass ich das dann auch irgendwann mal hinbekomme.
                                                                                                        Uuuups... ;-)

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Erfahren
                                                                                                          • 25.01.2009
                                                                                                          • 305
                                                                                                          • Privat


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                                                                                                          AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                          Zitat von Sabine83 Beitrag anzeigen
                                                                                                          ... Von deinem Bericht her habe ich den Eindruck dass ihr da ein gutes Gleichgewicht zwischen beschützen und loslassen gefunden habt. Das finde ich super und hoffe dass ich das dann auch irgendwann mal hinbekomme.
                                                                                                          Was soll ich sagen, wir lernen täglich dazu.

                                                                                                          Gruss. Tom

                                                                                                          PS: ... bin gerade dabei, den nächsten Teil einzustellen, kann sich also nur um Stunden handeln
                                                                                                          Schnee ist auch nur schick aufgemachtes Wasser.

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Erfahren
                                                                                                            • 25.01.2009
                                                                                                            • 305
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                                                                                                            AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                            Tag 9: Álftavatn – Hrafntinnusker
                                                                                                            Álftavatn: N63 51.443 W19 13.659 // 12,6 km // 09:46 - 15:31 // 5 h 45 min

                                                                                                            Mithilfe der gut ausgestatteten Küche hatten wir am Vorabend versucht, als Nachtisch einen Outdoor-Fertig-Pfannkuchen zu kreieren. Aber irgendetwas musste dabei völlig aus dem Ruder gelaufen sein. Es war nicht so sehr der Geruch, denn der war ganz passabel. Auch am Aussehen war nicht viel herumzumäkeln. Es war im besten Sinne die Konsistenz, welche dem Experiment erst einen Anschein von Fragwürdigkeit und später die absolute Gewissheit einer Katastrophe bescherte. Gummi, beschreibt das Ergebnis am besten. Unverwüstlicher Outdoor-Gummi, welcher noch nach Jahrtausenden am Álftavatn in perfekter kreisrunder Form Heerscharen von Forschern in Verzweiflung stürzen wird. Ist es vielleicht ein magmatischer Auswurf, in der Hitze eines Vulkans gebacken, durch einen kreisrunden berstenden Gletschergang ausgespuckt und während des Fluges vom fallenden Schnee reingewaschen? Oder vielleicht doch nur ein Produkt der chemischen Industrie des zwanzigsten Jahrhunderts, welches trotz mit Todesstrafe belegtem Importverbot von taiwanesischen Untergrundhändlern in das Land gebracht und als Replikat zu einem original einheimischen Vulkanbrot zu horrenden Preisen an arglose Urlauber verhökert worden ist? Sie werden Jahre brauchen, um seine atomare Struktur entschlüsseln zu können. Sie werden Jahrzehnte brauchen, um den erbittert geführten Streit quer durch alle Fakultäten in Ansätzen beilegen zu können. Und in all diesen Jahren wird es nur eine einzige Gewissheit geben, dass dieses runde Ding unverwüstlich und durch nichts Natürliches auf dieser Welt zu zerstören ist. Auch wir konnten es nicht essen.

                                                                                                            Da es sich um eines der wenigen von uns nicht getesteten Lebensmittel handelte, hielten wir uns sklavisch an die aufgedruckten Zubereitungsanweisungen. Ein Fehler wie sich herausstellte. Vielleicht lag es aber auch an unserer Unfähigkeit, die exakte Wassermenge bis auf einen Zehntelliter genau abzumessen. Der Teig wurde zäh. So zäh, dass wir trotz erbitterter Reinigungsversuche einen Löffel verloren. Er liegt nunmehr unter der Hütte begraben. Der Versuch den Teig aus dem Topf herauszubekommen, ein Desaster. Es blieb uns nur übrig, die angemischte und sich bereits von allein verfestigende Masse mitsamt dem Topf auf den Herd zu stellen, in der Hoffnung diesen ausbrennen zu können. Aber inmitten dieser hektisch und unkoordiniert durchgeführten Rettungsarbeiten geschah eine Metamorphose. Der Teig löste sich unter Hitzeeinwirkung wie Wasser auf einer Lotusblüte vom Blech des Topfes, schrumpfte einige Millimeter, bauschte sich zu einem Brotlaib auf und gedieh zu einem hellbraunen Ding. Als hätten die Moleküle nur diese eine einzige Wahl zu ihrer Ausrichtung gehabt.

                                                                                                            Das Ergebnis ließ sich leicht aus dem Topf herausstürzen. Wohl riechend lag es vor uns. Anerkennende Worte von allen Seiten. Ehrfürchtig nahmen wir eines der Küchenmesser und versuchten das Backwerk in Scheiben zu schneiden. Es gelang uns nicht. Grob rückten wir der widerspenstigen Masse mit dem größten, schärfsten und brutalst aussehenden Messer zu Leibe, wellengeschliffener siebenunddreißiglagiger Damaszenerstahl. Federnd prallte er ab. Verzweifelt liehen wir uns eine Axt, welche nach zwecklosem Wüten abgestumpft zu Boden sank. Kleinlaut verbrachten wir unsere Scham nach Draußen und vergruben sie neben dem Löffel.

                                                                                                            Und die Moral von der Geschicht? Koch ungeprüftes Essen nicht.

                                                                                                            Am Morgen danach sind wir uns einig, dass dieses denkwürdige Ereignis unser aller Glück bedeutet. Nicht ausmalen wollen wir uns die Folgen dieser Speise auf unsere Verdauung. Oder eigentlich doch, denn zum Frühstück beherrscht der Klumpen immer noch das Gespräch in unserer Runde. Wenn die äußeren Vorzeichen doch bei allen Entscheidungen immer so eindeutig zu lesen wären.

                                                                                                            Nach den Regenschauern der Nacht hat das Wetter etwas aufgeklart, unsere Sachen sind getrocknet und das Packen der Rucksäcke verläuft völlig entspannt. Wir sind abmarschbereit und mein Kopf tickt. Etwas gefällt mir nicht, ich traue dem Braten nicht, mein Bauch sträubt sich mit aller Macht gegen den heutigen Start. Ich kann es nicht genau artikulieren, aber ich fühle, dass das Wetter schief steht. Einige Kilometer entfernt von uns, hinter dem Gletscher Torfajökull braut sich irgendetwas zusammen und kippt das sorgsam austarierte Gefüge aller Wolkenschichten durcheinander. Der Wind. Der Wind kommt auf und sorgt für Veränderung. Finn und Iris schauen in den Himmel und sehen nichts außer lockerer Bewölkung. Stimmt, mehr sehe ich auch nicht und trotzdem biete ich zum ersten Mal auf dieser Reise an, einen Tag auszusetzen, um die Gegend zu erkunden.


                                                                                                            Bild: ... Bleiben oder Gehen, dass ist hier die Frage


                                                                                                            Bild: Blick vom Jökultungur zurück zum Álftavatn


                                                                                                            Bild: Blick vom Jökultungur nach vorn

                                                                                                            Verständnislose Blicke. Die Alternative ist, nochmals die Wetterinfo vom Vorabend zu aktualisieren. Mäßiger Wind aus Nordost, begrenzte Regenschauer, Temperaturen um die 12° Celsius, immer wieder aufklarend, vereinzelt Sonne. Die freundlichen Betreiber der Station lassen keine Zweifel aufkommen, dass die heutige Tour auch mit Kindern kein Problem sei. Das Wetter sei dem gestrigen ebenbürtig. Bauch sei still.

                                                                                                            Nun geht es also endlich los. Über die grasbewachsene Ebene ziehen wir dem Bergrücken des Svartihryggur entgegen, an dessen Fuß die erste Furt des Tages ansteht. Nach meiner Erinnerung werden wir heute, je nach Wasserstand, zwei oder drei Bäche und zwei Gletscherflüsse queren. Nummer eins ist der an dieser Stelle harmlose Grashagakvísl, welchen wir trockenen Fußes auf Steinen balancierend überwinden wollen. Wo Steine fehlen, bauen wir stabile Fundamente in das Wasser ein. Einige der Steine bleiben von Wasser überspült. Das erste Kind beginnt mir zu folgen, verpasst die helfende Hand und steht im Wasser. Der Schreck ist groß. Also wählen wir wieder die konventionelle Methode, Stiefel aus, Wasser marsch, Stiefel an. Währenddessen tröstet Iris und küsst die Tränen weg. Heute ist mehr Vorsicht vonnöten als sonst.


                                                                                                            Bild: Furt an der Ljosá


                                                                                                            Bild: Ljosá


                                                                                                            Bild: Gletscherfeld am Háskerðingur

                                                                                                            Eine halbe Stunde später ziehen wir Kehre auf Kehre das 400 m hohe Steilstück zum Jökultungur hinauf und stehen auf seinem Hochplateau im Wind. Wir haben keine Zeit und keine Ruhe, die Aussicht über die malerische Vulkansandebene mit ihren grünen Bergen, Seen und Gletschern zu genießen. Ja, der Wind ist erwacht und verändert das Wetter. Kalt schleicht er sich über den vergletscherten Abhang des Háskerðingur an uns heran, bringt Nebel und böigen Eisregen. Was jetzt? Weiter. Nach einigen Minuten erreichen wir das Kammstück am Jökultungur und der Wind zeigt uns sein wahres Gesicht. Er bläst mit unbarmherziger Gewalt. Und nichts und niemand bleibt davon unberührt. Die Kinder wanken und stemmen sich gegen den Sturm. Wir suchen Zuflucht hinter einem Fels. Eines der Kinder blockiert. Keinen Schritt mehr weiter, brüllt es trotzig in das Brüllen um uns herum. Was jetzt? Weiter. Aber es geht nicht. Ich gebe der restlichen Gruppe ein Zeichen, weiterzuziehen. Das hier müssen wir zu zweit ausstehen. Druck und Gewalt? Freundliche Worte und Überzeugungskraft? Während sich die anderen immer tiefer in ihre Jacken, Mützen und Handschuhe verziehen, möchte es keine weitere Wärme, obwohl es am ganzen Körper zittert. Eine geführte Wandergruppe zieht an uns vorbei, sieht das Elend, erkennt zuviel der Katastrophe und bietet uns beiden ihre Hilfe an. Handschuhe werden uns erreicht und trotzig weggestoßen. Entschuldigung, aber das müssen wir leider, leider ganz allein und zu zweit aushandeln. Die entsetzten Blicke der Wanderer beim Weiterziehen bleiben haften. Ruhe hilft vielleicht. In den Arm genommen reden wir über Angst. Über Hoffnung. Über Kraft. Und über gemeinsames Durchstehen. Beschuldigungen brüllt es in den Wind. Du hast ja so recht. Nichts kann ich dir abnehmen von deiner Angst. Ich kann nur hier sein und deine Hand halten, sie mit warmem Atem anwärmen und beruhigend auf dich einreden. Meine Nerven sind jetzt auch nicht viel fester, nur erfahrener.

                                                                                                            Mich graust vor dem Gedanken, in diesen Minuten zu scheitern. Nichts kann ich wirklich beeinflussen. Es kann so oder so ausgehen. Ich rede von den nächsten Schritten, von allerlei Schwachsinn und dass der Wind nur hier an dieser Stelle so schlimm sei. Wider besseren Wissens, aber es hilft. Trotzig und voller Angst klammert es sich an meinen Arm, so dass ich vor Schmerz die ersten Meter kaum laufen kann. Wenn ich schon leide, dann du gefälligst auch, denkt es. Ich nehme es auf die windabgewandte Seite und schlage ein schnelles Tempo an. Denken vermeiden, Ablenken, Beschäftigen, Treiben. Wir eilen den anderen hinterher. Wenig später erreichen wir den Windschatten des Háskerðingur und sind vorerst gerettet.


                                                                                                            Bild: Gletscherfeld am Háskerðingur


                                                                                                            Bild: ... Wasser?


                                                                                                            Bild: Gletscherfeld am Háskerðingur

                                                                                                            Oberhalb der Ljosá, welche dem Gletscherfeld des Háskerðingur entspringt, treffen wir auf den Rest der Gruppe. Gemeinsames Aufatmen. Fast windstill ist es an dieser Stelle und zum ersten Mal können wir alle die bunt vor uns liegende Rhyolithlandschaft genießen. Stinkende Schwefeldämpfe der aus dem gegenüberliegenden Abhang austretenden, heißen Quellen treiben zu uns hinüber. Der Weg hinunter zum Fluss ist einfach und zugleich schwer. An den Stiefeln klumpt in immer größer werdenden Stücken der vom Regen aufgeweichte schlammige Mergel fest und lässt uns alsbald auf High-Heels kippelig den Weg hinunter wanken. Eben noch voll von Panik, können sich die Jungs kaum vor Lachen wieder einkriegen. An der Ljosá benötigen wir einige Minuten, um wieder auf die gewohnte Körpergröße zu schrumpfen.

                                                                                                            Flussaufwärts lässt sich dieser Gletscherfluss etwas einfacher furten. Von Stein zu Stein schreiten wir in gleichmäßiger Prozession dem anderen Ufer entgegen. Das Wetter trübt sich wieder ein und Regen beginnt in Schauern über das Land zu ziehen. Aber noch lässt uns der Wind in Frieden.

                                                                                                            Eigentlich ist dieser Abschnitt ein Traum zum Verweilen. Vor Jahren und bei besserem Wetter strahlte dieses Gletscherfeld so rein und weiß, dass wir blind wurden und kein Grün mehr vermisst haben. Nicht satt sehen konnten wir uns und waren fixiert auf die unendlichen Formen von Eis und Schnee, heißem Dampf unter eisigen Brücken austretend, zum Durchscheinen dünn und trotzdem begangen. Sehnsucht des Nordens. Wenn ich unruhig werde, hohle ich mir diese Bilder hervor.


                                                                                                            Bild: ... Wasser


                                                                                                            Bild: ... Wasser


                                                                                                            Bild: ... und nochmals Wasser

                                                                                                            Der Regen fällt und fällt. Wir queren die Bäche und Hügel. Aus dem Windschatten des von Ascheschwaden überzogenen Gletscherfeldes bricht der Sturm wieder unbändig über uns herein. Ach Angst, zu oft gespürt wirst du LANGWEILIG, brüllen sich die Kinder den Mut wieder an. Den Kleinsten müssen wir an das Seil nehmen, da er sich kaum aufrecht halten kann. Immer wieder stoßen ihn die Böen einige Meter in Richtung des linkerhand liegenden steilen Abbruchs. Neblige Sturmböen, was für eine Ausgeburt der Isländischen Hexenküche. Wer den Weg nicht kennt, lernt heute hier das Fürchten. Aber wir werden Meter für Meter gefasster. Noch hast du uns nicht bezwingen können, Wind elender. Und so werden wir den Rest auch noch packen.

                                                                                                            Im Windschatten des Reykjafjöll wird es bis kurz vor die Hrafntinnusker Hütte endlich wieder ruhiger. Nur noch eine endlose Anzahl steile, sich bei geringster Belastung in Schlammlawinen verwandelnde Abhänge, zu rauschenden Bächen angeschwollene Rinnsale und vereinzelte, die scharfen Einschnitte der Landschaft überbrückende Schneefelder müssen gequert werden. Und trotz größter Vorsicht fordert die Mattigkeit dieses anstrengenden Tages gegen Ende doch noch ihren Tribut. Einem gerade bei unserem Eintreffen einstürzenden Schneefeld können wir rechtzeitig ausweichen, dem selbst ausgelösten Hangabbruch aber nicht. Eines der Kinder rutscht ab und schlägt der Länge nach im Schlamm hin. Wir können nur den Sturz mildern. Es ist nichts passiert. Aber wie soll man das so schnell bei einem über und über mit Schlamm überkrustetem Kind erkennen, was vor lauter Frust wie ein Derwisch in die schwarze Pampe tritt und alles und jeden verflucht. Und als auch dieser Schreck verflogen ist, muss man trotz der durchschießenden Glücksgefühle auch noch ernst bleiben. Wir werden hier alle echt gefordert.


                                                                                                            Bild: ... sie hält, sie hält nicht, sie hält, sie ...


                                                                                                            Bild: ... einstürzende Neubauten


                                                                                                            Bild: ... irgendwo im Regen

                                                                                                            Kurze Zeit später treffen wir als hoffnungslos besudelte Gestalten mit voll Wasser schwappenden Stiefeln im strömenden Regen an der Hrafntinnusker Hütte ein. Der Sturm tobt. Nie zuvor haben wir eine über dem letzten Hügel auftauchende Flagge inbrünstiger begrüßt, wie an jenem Tag. Wir sind am Ziel.

                                                                                                            Beim Eintreten in die Hütte merken wir sofort, hier hat sich heute ein Großteil der Welt versammelt. Der Vorraum ist voll von durchnässten Jacken, Hosen und Stiefel jeglicher Art. Der unverkennbare Dunst trocknender Kleidung hängt in der Luft. Nicht gerade angenehm, aber unsere gesamte Hoffnung. Vermutlich wird es für uns keinen Platz mehr in der Hütte geben, da wir keine Voranmeldung haben. Aber in dem jetzigen Zustand die Zelte aufbauen? Hoffnungsvoll schauen uns die Kinder an. Wir können doch hier bleiben? Oder?

                                                                                                            Sofern hier noch alles beim alten ist, kenne ich die Hüttenwirtin. Vor zwei Jahren habe ich sie auf meiner letzten Tour in diesem Gebiet kennengelernt. Vermutlich wird sie sich sogar an mich erinnern, da wir uns lang und breit mit einer Gruppe einheimischer Geologen über den Einsturz der Eishöhlen im Hrafntinnusker Gletscherfeld unterhalten haben. Einen Versuch ist es also wert. Überraschung, sie ist es nicht. Aber die neue Hüttenwirtin hat ein warmes Herz. Sie sieht unsere verdreckten Kinder durch die offene Tür lugen und runzelt die Stirn. Natürlich ist die Hütte schon mächtig überbelegt. Aber uns mit den Kleinen wieder vor die Tür zu setzen, ist für sie ein Ding der Unmöglichkeit. Sie grübelt über ihrer Belegungsliste. Der Konflikt ist ihr in das Gesicht geschrieben. Etliche Wanderer sind heute bei diesem Wetter gar nicht erst aufgebrochen und die nachströmenden müssen ebenfalls untergebracht werden. Und obendrauf kommen wir jetzt noch als unangemeldeter Problemfall.


                                                                                                            Bild: Hrafntinnusker Hütte

                                                                                                            Ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Lösungen. Sie räumt die gesamte obere Etage aus, welche sonst den Guides der geführten Gruppen vorbehalten ist. Aus dem Matratzenlager schleppt sie sämtliche Reservematten heran und lässt uns damit den gesamten Fußboden bis in den letzten Winkel bedecken. Ein winziger Gang unter dem Giebel bleibt frei, um die Matten erreichen zu können. Was anfangs noch übertrieben aussieht, entpuppt sich als weise Voraussicht. Bis zum Abend ist auch die letzte Matratze belegt. Und oh Wunder, wir entdecken Gleichgesinnte. Eine italienische Familie ist ebenfalls mit drei kleinen Kindern unterwegs und quartiert sich direkt neben uns ein. Irgendwie fühlen wir uns sofort verstanden.

                                                                                                            Was uns von diesem Tag bleibt?

                                                                                                            Das Gefühl, gemeinsam mit unseren Kindern Angst gespürt und überwunden zu haben.

                                                                                                            Die Gewissheit, am nächsten Tag trockene Schuhe und Kleidung zu haben.

                                                                                                            Die Überzeugung, dass die Fertigmischung Mousse au Chocolat auch als Fensterkitt verwendet werden könnte.

                                                                                                            Und die Erkenntnis, dass auch der isländische Wetterdienst mal mächtig daneben liegen kann. Denn unser abschließender Wetterbericht für diesen Tag lautet: mächtig auffrischender Wind aus Nordost mit stürmischer Vorliebe zur Unbeherrschtheit, hemmungslosen Regenschauern und Temperaturen aus dem Eisfach. Dafür aber mit konsequentem Verzicht auf Sonne und sonstigen Annehmlichkeiten. Vielen Dank.


                                                                                                            Bild: Streckenplan


                                                                                                            Bild: Höhenprofil
                                                                                                            Schnee ist auch nur schick aufgemachtes Wasser.

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Erfahren
                                                                                                              • 25.05.2011
                                                                                                              • 404
                                                                                                              • Privat


                                                                                                              #55
                                                                                                              AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                              Einfach klasse geschrieben!

                                                                                                              Wie anders diese Strecke doch aussieht, wenn es trocken ist (nur an der Hütte selbst - im Zelt verbracht - hatte ich am nächsten Morgen Hagel und Graupelschauer). Wie anders der Eindruck, wenn man fast genau der gleichen Stelle fast identische Bilder macht - nur mit viel weniger Wasser. Dagegen hatte ich einen ganz anderen - fast mystischen Blick - zurück auf den See, von dem ihr losgegangen seit. Aber das kennst Du ja, wenn Du diese Strecke schön öfter gegangen bist.

                                                                                                              Wann genau seid Ihr denn diese Etappe gelaufen (oder habe ich das jetzt überlesen) - es müßte fast zur gleichen Zeit gewesen sein.

                                                                                                              P.S.: Euer Kampf mit dem Essen ist einfach köstlich beschrieben.

                                                                                                              Wait
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                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                • 717
                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                Auch wenn ich mich wiederhole: Wieder ein fantastisch geschriebener Text! Und er erinnert mich, an den Stellen, an denen Du die kleinen und größeren Missgeschicke beschreibst (z.B. Pfannkuchen backen), an meine erste Wandertour. Auch wenn ich als Studentin und ohne Kinder, zudem nicht in Island, sondern in Schweden unterwegs war: Noch heute erinnern meine damaligen Wandergefährtinnen und ich uns beim Zusammensitzen vor allem an diese zumindest im Nachhinein lustigen Missgeschicke, von denen unsere Tour durchzogen war.

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                  • 06.06.2011
                                                                                                                  • 1863
                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                  AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                  Wieder ein großartiger Abschnitt deines großartigen Berichts!

                                                                                                                  Bei der Beschreibung eures "Kampfes mit dem Pfannkuchen" musste ich an das "Rührei aus der Tüte" bei meiner Schwedentour denken. An diesem Abend gingen wir hungrig in den Schlafsack... Die Einschätzung zum Mousse au Chocolat kann ich allerdings nicht teilen...

                                                                                                                  Sehr ergriffen hat mich die Stelle, wo du die Angst vor dem Sturm beschreibst. Ich kann die Situation gut nachvollziehen - hat mich ein isländischer Sturm doch schon einmal in ähnliche Grübeleien (allerdings "nur" mit mir selbst) gestürzt. In dieser Situation einem Kind die Angst nehmen zu müssen, wenn man selbst Angst (oder auch "nur" Respekt) hat, weil man die Gefahren kennt, da gehört verdammt viel Kraft dazu. Auch das weiß ich aus eigener Erfahrung in sehr viel "harmloseren" Situationen.

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    • 80
                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                    AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                    Vielen Dank für diesen Reisebericht! Seit einigen Tagen ist er der Grund warum ich voller Ungeduld den Rechner hochfahre.

                                                                                                                    Oh Mann, ich muss gestehen, ich hatte bei der "Szene" mit dem verängstigten Kind im Sturm einen kleinen Kloß im Hals. Vermutlich bin ich ein Weichei...

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Gerne im Forum
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                                                                                                                      • 61
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                      Ganz, ganz großes "Kino"!

                                                                                                                      Hoffentlich ist die Tour noch schöööööööön lang-damit ich noch einige von Euren Erlebnissen lesen darf.
                                                                                                                      Pfannkuchenkampf so schön bildhaft beschrieben und bei der Szene mit dem Kind hatte ich auch wie Haggis einen Kloß im Hals, aber allergrößten Respekt für Deine Ruhe und dass die Tour fortgesetzt wurde.
                                                                                                                      en dråpe

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                        • 22.02.2002
                                                                                                                        • 1627
                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                        AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                        Ganz wunderbar! Ich lese den Bericht voller Begeisterung.
                                                                                                                        havet - Ölmalerei
                                                                                                                        Blomstene på fjellet er formet som klokker og stjerner. Sagnet sier at det er fordi vidda ligger så nær himmelen. Pedder W. Cappelen

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Erfahren
                                                                                                                          • 25.01.2009
                                                                                                                          • 305
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          @wait:
                                                                                                                          "... Wie anders der Eindruck, wenn man fast genau der gleichen Stelle fast identische Bilder macht - nur mit viel weniger Wasser. Dagegen hatte ich einen ganz anderen - fast mystischen Blick - zurück auf den See, von dem ihr losgegangen seit. Aber das kennst Du ja, wenn Du diese Strecke schön öfter gegangen bist. ..."

                                                                                                                          Das stimmt genau, jedesmal habe ich von dieser Tour völlig andere Bilder mitgebracht. Das ist mir noch an keiner anderen Stelle in den Bergen so deutlich vor Augen gewesen. Vermutlich braucht es sehr viel mehr Zeit, um dort alle möglichen Eindrücke aufnehmen zu können.
                                                                                                                          Am beeindruckensten fand ich auf unserer ersten Tour vor zwanzig Jahren den Wechsel aus den Rhyolithbergen in die von frischer schwarzer Asche überzogene Ebene am Altavatn, in welcher strahlend grün die Berge standen. Bei blankem Himmel standen wir in der beginnenden Dämmerung auf dem Abhang des Jökultungur und waren einfach nur stumm vor Ehrfurcht. Vielleicht war das auch so ein mystischer Augenblick, wie Du ihn erlebt hast.
                                                                                                                          Kurz zuvor war damals übrigens die Hekla ausgebrochen und hat Teile der umliegenden Gletscher mit einer flockigen rußartigen Asche überzogen, aus welcher spitze Obsidiandolche ragten. Wir sind so vorsichtig wie in einem Mienenfeld gelaufen, um uns nicht zu verletzen. Werde ich niemals vergessen.


                                                                                                                          @TEK:
                                                                                                                          "Auch wenn ich mich wiederhole: ..."

                                                                                                                          Ach was, höre ich immer wieder gern:-) Ganz so uneitel bin ich nicht:-(

                                                                                                                          "... Noch heute erinnern meine damaligen Wandergefährtinnen und ich uns beim Zusammensitzen vor allem an diese zumindest im Nachhinein lustigen Missgeschicke, von denen unsere Tour durchzogen war."

                                                                                                                          Ist schon kurios. Alle Touren ohne diese kleinen "liebenswerten" Mißgeschicke empfinde ich inzwischen irgendwie unvollständig. Einfach zu glatt. Da fehlt eindeutig der Glamour.

                                                                                                                          Eine Auswahl? ... am Flughafen festgestellt, dass der Ausweis abgelaufen ist ... am ersten Abend im Zelt mit gebrochener Benzinleitung ohne warmes Essen rumgesessen ... mitten im Hochland die Verpflegung nicht mehr vertragen, und und und

                                                                                                                          Peinlich, nicht? Irgendwann hat man so viel Erfahrung angehäuft und es reicht (zum Glück) immer noch nicht aus.


                                                                                                                          @bjoernsson
                                                                                                                          "Bei der Beschreibung eures "Kampfes mit dem Pfannkuchen" musste ich an das "Rührei aus der Tüte" bei meiner Schwedentour denken. An diesem Abend gingen wir hungrig in den Schlafsack... "

                                                                                                                          ... inzwischen testen wir vor lauter Paranoia selbst die Müsliriegel - sie könnten ja die Mischung verändert haben:-)

                                                                                                                          "Sehr ergriffen hat mich die Stelle, wo du die Angst vor dem Sturm beschreibst."

                                                                                                                          Das war so eine Situation, bei der ich mich im Nachhinein auch gefragt habe, wie viel Kontrolle wir noch hatten. Es war bei weitem nicht existentiell, aber es hat uns wieder einmal gezeigt, wie dünn letztlich das Eis sein kann. Das Einzige was uns in diesen Situationen geholfen hat, war übrigens Ruhe auszustrahlen. Einfach so zu tun, als gäbe es nichts Normaleres auf der ganzen Welt.


                                                                                                                          @Haggis
                                                                                                                          "... Seit einigen Tagen ist er der Grund warum ich voller Ungeduld den Rechner hochfahre."

                                                                                                                          ups, was habe ich getan:-)

                                                                                                                          "Oh Mann, ich muss gestehen, ich hatte bei der "Szene" mit dem verängstigten Kind im Sturm einen kleinen Kloß im Hals. Vermutlich bin ich ein Weichei... "

                                                                                                                          Nein, ging mir dort auch genau so. Und dazu stehe ich, Punkt.


                                                                                                                          @en dråpe
                                                                                                                          "Hoffentlich ist die Tour noch schöööööööön lang-damit ich noch einige von Euren Erlebnissen lesen darf."

                                                                                                                          Ja, da kommen noch ein paar Stellen, über die es sich zu berichten lohnt.


                                                                                                                          @all:
                                                                                                                          Es freut mich natürlich, dass es Euch weiterhin so gefällt:-)
                                                                                                                          Nach ein paar Tagen Zwangspause, wird es hier auch in Kürze auch weitergehen. ... noch ein paar Fotos ... noch ein paar Zeilen ...

                                                                                                                          Viele Grüße bis dahin. Tom
                                                                                                                          Schnee ist auch nur schick aufgemachtes Wasser.

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            • 25.01.2009
                                                                                                                            • 305
                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                            #62
                                                                                                                            AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                            Tag 10: Hrafntinnusker – Landmannalaugar (Teil 1)
                                                                                                                            Hrafntinnusker: N63 55.999 W19 10.092 // 6,8 km // 08:20 - 11:10 // 2 h 50 min

                                                                                                                            Wie funktioniert eigentlich eine vollkommen überfüllte Hütte am Morgen? Es ist ein Experiment, auf welches wir gespannt sind. Am Abend zuvor war es von allen Beteiligten schon eine Meisterleistung an Geduld und freundlicher Ausdauer, das Zubereiten der Speisen auf den nur sechs Kochstellen zu organisieren. Draußen zu kochen war ausgeschlossen, da der Sturm das Plateau weiter mit Regen überschwemmte. Die wenigen Plätze an den Tischen wurden reihum genutzt. Geschätzt neunzig Personen haben die Nacht in der Hütte zugebracht, fast doppelt so viele wie vorgesehen. Auf den etwas breiteren, unteren Schlafplätzen der Stockbetten haben die Leute zu zweit geschlafen und selbst auf den oberen Plätzen lagen sie oft eng aneinander gedrängt. Die Hüttenwirtin war in diesem Fall, wie man so sagt, freundlich aber sehr bestimmt. Und der Rest der Meute verteilte sich eben überall dort, wo auf dem Boden noch ein Platz zu finden war. Irgendwie hat uns die Enge an unsere besten Interrail-Zeiten erinnert, ganz, ganz weit im Osten. War eine schöne Zeit.

                                                                                                                            Das Besondere an der Situation scheint allen bewusst zu sein, denn obwohl bereits Tuscheln und Rascheln aus fast jeder Ecke der Hütte zu hören ist, getraut sich scheinbar niemand den Anfang zu machen. Aufgereiht wie Seidenspinnerraupen liegen wir ausgerichtet und eng aneinander geschmiegt nebeneinander. Es wird auf einen Wettlauf hinauslaufen. Der erste, der aufsteht, gibt den Startschuss und der Rest folgt in wilder Hatz. Gespannte Unentschlossenheit liegt in der Luft. Nebel wabert am Fenster im Dachgiebel vorbei und gibt manchmal den Blick auf blau scheinende Flecken frei.

                                                                                                                            Zeitgleich erheben sich an drei verschiedenen Stellen auf unserer Ebene die ersten Wanderer, grüßen sich und gehen beton langsam aber synchron zu Treppe. Ohne eine Sekunde zu verlieren, folgen Finn und ich der sich im Nu bildenden Schlange. Mit Iris haben wir ausgemacht, dass sie sich um die Kinder und das Packen der Rucksäcke kümmern wird, währenddessen wir die Organisation unseres Frühstücks versuchen wollen. Auf der Treppe bildet sich ein Stau, da aus den unteren Räumen ebenfalls die ersten Wanderer das Rennen um die Küchenplätze aufgenommen haben. Wir stehen an. Vor uns warten etwa zehn Leute und in der Küche fauchen die Kocher. Hinter uns ein unendliches Meer an hungrigen Mäulern. Nicht dass wir uns in irgendeiner Weise bedrängt fühlen. Aber jetzt mal eben aus der Reihe ausscheren, um sich zu waschen oder … das WC wird bestimmt ein Spaß. Auch die Suche nach den Schuhen, Regenjacken, Hosen, Strümpfen, Handschuhen und Stöcken im Trockenraum wird eine Herausforderung. Ich bin mir mit Finn einig, dass das so nicht funktionieren kann.

                                                                                                                            Während die Köche bereits ihre Bewegungen gleich einem Ballett choreografieren – ein gehobener Arm überfliegt einen sich galant im Halbkreis abtauchenden Kopf, ein Rücken schiebt sich im Takt der klappernden Löffel an einem anderen vorbei, wehende Haare, glitzernde Augen, durcheinander stampfende Füße – formt das Bollern des kochenden Wassers in den überdimensionalen, zwanzig Liter fassenden Töpfen einen Beat, welcher die Hütte einnimmt, die Balken schwingen und vibrieren lässt – Köpfe zucken im Takt, Hände trommeln nervös auf dem Geländer, Geruch frischen Frühstücks pulst aus der Öffnung des im Dunst verschwindenden Küchenraums, blau zischend züngelnde Flammen peitschen die Temperatur in ungeahnte Höhen – und eine Symphonie gleicher Gedanken giert dem Moment entgegen, endlich selbst eintreten zu können.


                                                                                                                            Bild: Weg zum Hrafntinnusker Gletscherfeld


                                                                                                                            Bild ... Trolle?


                                                                                                                            Bild: Querung über das Eisfeld

                                                                                                                            Hart fällt die Tür hinter uns ins Schloss. Trockener Morgenwind mit dem reinen Duft eines unberührten Gletschers umgibt uns. Der erste tiefe Atemzug jenseits der subtropischen Hitze der hinter uns liegenden Hütte. Kühle. Stiller Wohlklang. Wolkenfetzen treiben. Himmel.

                                                                                                                            Wir haben plötzlich Zeit, denn unser Plan wurde durch eine unbeirrbare Eingebung geändert. Wir zäumen das Pferd von hinten auf und machen trotzdem das einzig Richtige. Die hinter uns in der Schlange stehenden werden aus Dank dafür, dass wir sie um zwei Plätze vorrücken ließen, uns kochendes Wasser für Tee und Kaffee bringen, während wir die Gunst der Stunde nutzen, unsere Habseligkeiten aus dem Trockenraum zu klauben. Wir werden ein ausgiebiges Frühstück und unseren Abmarsch verschieben. Wir werden die Hektik und das Gedränge vermeiden und uns so den Tag retten. Wir werden spazieren gehen. Unbeschwert von jeder Last wird uns unser Ausflug zu den beiden vor zwei Jahren eingestürzten Eishöhlen auf der anderen Seite des Hrafntinnusker Gletscherfeldes bringen. Und später, wenn die Hütte entvölkert dem nächsten nachmittäglichen Ansturm entgegendämmert, werden wir allen Platz der Welt für uns beanspruchen können, ohne jemanden behelligen zu müssen. Das ist der neue Plan.

                                                                                                                            Eine riesige Auswahl an Kleidung hängt im Trockenraum vor uns. Marken, bessere Marken, verbotene Marken, Nicht-Marken, selbst gestrickte Marken. Noch ist alles da, selbst den Schlamm hat sich noch keiner getraut zu entfernen. Wir graben unter einem riesigen Berg Schuhe die richtigen aus, schlagen die hart gewordenen Krusten ab und schälen Schicht für Schicht die ursprünglichen Formen heraus. Dutzende Stöcke vergleichen wir, bevor wir mit einiger Sicherheit, aber wer will dass schon beschwören, die unsrigen gefunden haben. Auf einem Haufen zusammengelegt und verschnürt werden wir unsere Sachen in wenigen Minuten wiederfinden.

                                                                                                                            Das heiße Wasser kommt. Wir bedanken uns gegenseitig voller Freundlichkeit und steigen zum Rest unserer Gruppe auf. Die Rucksäcke sind fast fertig gepackt. Die Idee ist schnell erklärt und stößt auf Gegenliebe. Ein kurzes Katzenfrühstück auf der Treppe, während wir das Chaos aus der Vogelperspektive genießen. Es ist so wenig Platz auf der unteren Ebene, dass alle Bewegungen in Zeitlupe gefrieren. Entschleunigung pur, gebremste Entropie. Akrobatische, denkmalgleiche Verrenkungen. Voller Vorfreude, der Enge entschwinden zu können, winden wir uns durch die erstarrte Menschenmasse dem Ausgang zu, finden unseren Kleiderberg und haben es geschafft. Mit dem Durchschreiten der Schwelle sind wir aus der Hütte ehrwürdiger Nacht alle an das Licht gebracht. Wolfgang, Wolfgang, das werde ich dir nie vergessen.


                                                                                                                            Bild: Hrafntinnusker Gletscherfeld


                                                                                                                            Bild: Hrafntinnusker Gletscherfeld


                                                                                                                            Bild: Heiße Quelllen

                                                                                                                            Feucht glänzend liegen die anthrazitfarbenen Obsidian-Steinfelder vor uns, als wir uns in Richtung Norden aufmachen, um den Hrafntinnusker zu umrunden. Der anfangs leicht ansteigende Weg ist nicht weit. Eine dreiviertel Stunde lang geht es durch Nebelschwaden, so dünn, dass das Licht gleißend blendet. Lichtflecken tanzen um uns herum. Bizarre Felsgestalten tauchen unvermutet auf, bleiben zurück. Trolle eben. Die Jungs sind ehrfürchtig gespannt, denn die sagenumwitterten, menschenverschlingenden Eisgrotten sind unser Ziel.

                                                                                                                            Und genauso plötzlich, wie wir in den Nebel eingetaucht sind, stehen wir am Anfang des zu querenden Gletscherfeldes. Zu weit links begangen würde es gefährlich werden. Direkt an der vierzig, fünfzig Meter hohen Abbruchkante würden wir enden. Ein etwa vier bis fünf Grad nach Norden weisender Westkurs ist die richtige Richtung. In guten Jahren mit weniger Sturm stehen hier Markierungsstangen oder eingetretene Spuren sind zu finden. Das Gletscherfeld ist nicht wirklich steil aber immer noch steil genug, dass wir uns eine Unachtsamkeit nicht leisten wollen. Uns mit den Stöcken abstützend, trippeln wir Meter für Meter hinab. Die Kinder gehen zwischen uns.

                                                                                                                            Als wir uns am Ende des Eisfeldes umdrehen, bricht kurz die Sonne durch den Dunst. Heute ist sie auf unserer Seite, heute zeigt sie uns den Weg. Einige Meter noch und wir ahnen es, bevor wir es sehen. Linkerhand fällt die Landschaft ab, breitet sich der Talkessel aus. Einige Meter noch und der mit rostbraunen Bächen durchzogene schwarze Sander wird sichtbar, das Grün der Moose und Flechten an den heißen Quellen leuchtet. Einige Meter noch und der Nebel lichtet sich gleich einem Vorhang, gibt den Blick frei auf die zertrümmerten Eishöhlen. „Unspektakulär.“, sagen die Jungs. „Wartet es nur ab.“, sage ich.

                                                                                                                            Im Angesicht des harmlos und einladend aussehenden Gletscherfeldes möchte ich von den Gefahren erzählen. Aber wie? Es ist so ruhig hier, fast frühlingshaft. Mich würde es nicht wundern, wenn jetzt gleich noch ein Vogel anfangen würde zu tschilpen. Wir steigen ab, um uns den Gletscher aus der Nähe anzusehen. Menschenleer liegt die Ebene vor uns.


                                                                                                                            Bild: ... nah dran


                                                                                                                            Bild: ... abgestürzte Eishöhle


                                                                                                                            Bild: ... neue Baby-Grotten

                                                                                                                            Weiter unten wird die Neugierde der Jungs wieder geweckt, gibt es doch sprudelnde und fauchende heiße Quellen zu entdecken, in deren Nähe sich verschiedene Farben bunt mischen. Türkis, Grellweiß, Schwarz, Rostrot, Grau, Grün, Gelb, Rot. Alle möglichen Schattierungen sind vertreten. Etwas näher an den eingestürzten Eishöhlen, aber immer noch in einer mehr als sicheren Entfernung, entdecken wir die alte, zerstörte Sicherheitsmarkierung. Völlig zerschlagen und verbogen liegen die mit gelber Farbe angestrichenen Stahlrohre auf einem Haufen aufgeschichtet. Das zerbeulte Schild weist noch eindringlich darauf hin, sich den Höhlen nicht zu sehr zu nähern. Vor einem Betreten wird gewarnt. Nun, letzteres hat sich seit dem Einsturz der Höhlen im Frühjahr vor zwei Jahren inzwischen erledigt. Aber auch davor hätten unzählige Abenteurer dieses Schild lieber beherzigen sollen. Für einen von ihnen kam diese Erkenntnis zu spät.

                                                                                                                            Ehrfurcht? Fehlanzeige. Respekt? Wovor. Wie also erklären wir nur, dass dieser riesige massige Berg aus Eis nicht so harmlos ist, wie er heute aussieht? Keine Ahnung. Abgestürzt liegt der Rest des riesigen Dachs der Höhlen vor uns, eher dem Zubehör eines Abenteuerspielplatzes gleichend als dem des Todes. „Bitte, Bitte, Bitte, wir möchten doch nur bis zum Rand des Eishaufens gehen. Weiter fällt doch bestimmt kein Eis.“, betteln die Jungs uns die Ohren voll. Ein Sack voller Flöhe ist einfacher zu hüten. Näher und näher versuchen sie die unsichtbare Barriere an das Eis zu verschieben, welche wir mit Worten immerfort neu auslegen.

                                                                                                                            Der Gletscher hilft uns. Er räuspert sich. Schickt eine schmale Eisgirlande von ganz oben herab. Sie segelt majestätisch, neigt sich, dreht sich im Kreis, um die eigene Achse, zerbirst in tausend fußballgroße Splitter, welche donnernd auf dem Boden einschlagen. Na das hat gesessen. Der Schreck ist wieder einmal groß. Vielen Dank auch. Wenn wir schon keinen Respekt verdienen, dann wenigsten du. Der Abstand der Jungs zum Eis vergrößert sich wieder merklich. Erziehung kann so einfach sein.


                                                                                                                            Bild: Eisbruch


                                                                                                                            Bild: Sander


                                                                                                                            Bild: ... es gibt ein Eis unter dem Sander

                                                                                                                            Neben dem riesigen Gletscherbruch ist natürlich noch viel mehr zu entdecken, wenn man sich die Mühe macht, den Hrafntinnusker in Richtung Westen weiter zu umrunden. Aus dem Gletscher fließt das Regenwasser der vergangenen Tage ab. Überall sprudelt Wasser heraus. Die Sanderflächen, mal fest wie Stein, mal weich wie Treibsand, werden von unzähligen Rinnsalen und Bächen zerschnitten. Und doppelte Vorsicht ist angesagt. Unter dem ganzen Dreck verbirgt sich manchmal noch ziemlich viel Eis. Ausgehöhlt vom steten Strom des Wassers liegt es wie ein morscher Schwamm verborgen darnieder, auf unvorsichtige Wanderer wartend, um sie je nach Tageslaune passieren zu lassen oder in die Tiefe zu schicken. Wir wären nicht die ersten, die sich hier die Beine brechen. Oder gar für immer verschwinden? Keine Ahnung, Kinder. Das wird sich noch zeigen, so in ein- bis zweihundert Jahren.

                                                                                                                            Auf dem Weg nach Westen schärfen wir unseren Blick, können bald mühelos an der Farbe des Sandes und des Eises erkennen, ob der Boden hält oder bricht. Können am versteckten Gurgeln des Wassers unter unseren Füßen hören, wann besonders große Gefahren lauern. Sehen, dass die Welt aus vielen Schichten gleich einer Zwiebel besteht. Jahresringe aus Sand und Eis. Und tiefer und tiefer fließt das Wasser in Kaskaden hinab in ein verstecktes Reich. Elben? Trolle? Egal. Sicher ist nur, dass da etwas lebt. Die Stimmen sind eindeutig zu hören.


                                                                                                                            Bild: ... unheimliche Spalten


                                                                                                                            Bild: ... Welt unter der Welt


                                                                                                                            Bild: ... unter der Welt

                                                                                                                            Das andere Ende des Gletschers wird wieder von heißen Quellen eingerahmt. Und dort endlich kann ich mein Versprechen mit dem versteckten Schatz einlösen. Wurde auch höchste Zeit, fast wäre mir nichts mehr eingefallen. Mitten im schwarzen Sand liegen sie, die riesigen goldfarbenen Steine. Glitzern in den wenigen verschämt ausgesandten Sonnenstrahlen.
                                                                                                                            „Ist das alles GOLD?“, fragen die Kurzen.

                                                                                                                            „Nur die schweren Brocken.“, antwortet Iris und krümmt sich vor Lachen, denn es ist klar, was jetzt folgt. Unbeirrt von sämtlichen guten Ratschlägen die Natur nicht zu verändern, graben die Jungs die schönsten Steine aus, wiegen sie kennerisch in den Händen und wählen zweifelsfrei die schwersten von ihnen aus.

                                                                                                                            „Was noch einmal kostet ein Kilogramm Gold?“, fragen die Schatzsucher unverblümt, „Fünftausend Euro?“.

                                                                                                                            „Zu wenig. Dreißigtausend Euro.“, brummt Finn.

                                                                                                                            „Oh, noch viel besser.“ und die Suche wird hektischer. „Ist das jetzt alles Gold, oder was?“, versuchen die Jungs die letzten Zweifel auszuräumen.

                                                                                                                            „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wer weiß schon so genau, was sich alles in den Bergen versteckt.“, antworte ich ausweichend, denn aus der Nummer komme ich nicht mehr raus. Klar ist nur, wer die Brocken tragen wird, denn diese Idee ist nur einem einzigen kranken Hirn entsprungen.

                                                                                                                            Und wie ärgerlich, genau an diesem Tag antwortet auch keiner der Steine. Wir hören alle ganz genau hin und ich werde überstimmt. Zwei Kilo? Nein, eher drei.


                                                                                                                            Bild: ... Giftküche


                                                                                                                            Bild: ... eindeutig GOLD


                                                                                                                            Bild: Streckenplan


                                                                                                                            Bild: Höhenprofil
                                                                                                                            Schnee ist auch nur schick aufgemachtes Wasser.

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                              • 26.02.2012
                                                                                                                              • 184
                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                              AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                              Ganz großes Abenteuer.

                                                                                                                              Durch die Augen eurer Kinder sicher mehr als gigantisch.
                                                                                                                              Spannung für die Kapitäne ist reichlich vorhanden. Da lacht mein Herz.

                                                                                                                              Volle Kraft vorraus !

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                • 717
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                Wann gibt's denn die Fortsetzung?

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                  • 02.03.2010
                                                                                                                                  • 2100
                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                  Hoffe es endet nicht wie der Korsika Bericht
                                                                                                                                  ,
                                                                                                                                  Du schreibst Echt Gut daher bitte weiter schreiben
                                                                                                                                  Wir sind blinde Passagiere unter einem Sternenzelt.Wir sind Koenige und Bettler auf der Suche nach uns selbst. Sind die Herrscher des Planeten, bis sie auseinander fällt.
                                                                                                                                  Und nur zu Gast auf dieser Welt.

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                                    • 30.08.2009
                                                                                                                                    • 1094
                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                    Ganz großes Kino... bitte weiterschreiben
                                                                                                                                    "Gehe nicht, wohin der Weg führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und hinterlasse eine Spur."
                                                                                                                                    Jean Paul

                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                                      • 25.01.2009
                                                                                                                                      • 305
                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                      AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                                      Ganz am Anfang von diesem leider noch sehr kurzen Post >>> vielen, vielen Dank für Eurer anhaltendes Feedback. Hier wird es auf jeden Fall in den nächsten Tagen wieder weitergehen. Momentan muss ich leider beruflich eine ganze Menge schreiben, mir fehlt dann am Abend einfach die Lockerheit für die wirklich wichtigen Zeilen. Männer haben ganz offensichtlich nur ein begrenztes Reservoir an Wörtern im Kopf:-)

                                                                                                                                      ABER: Ihr wollt es - unsere Kinder wollen es - meine Frau will es - und ich will es auch. Also wird es auch.

                                                                                                                                      @Kamille:
                                                                                                                                      "Durch die Augen eurer Kinder sicher mehr als gigantisch."
                                                                                                                                      Hmm...ja, auf jeden Fall...und im wahrsten Sinne des Wortes. Ich kann mich noch an den längsten Flur der Welt erinnern. Den gabs bei MEINER Oma im gleichen Alter:-)

                                                                                                                                      "Spannung für die Kapitäne ist reichlich vorhanden."
                                                                                                                                      Hmm...auch ja. Und die wollen wir auch gar nicht mehr missen.

                                                                                                                                      "Volle Kraft vorraus !"
                                                                                                                                      Ey Ey Sir-rrrrrrr!!!


                                                                                                                                      @TEK:
                                                                                                                                      "Wann gibt's denn die Fortsetzung?"
                                                                                                                                      Am Wochenende?


                                                                                                                                      @Leitwolf:
                                                                                                                                      "Hoffe es endet nicht wie der Korsika Bericht..."
                                                                                                                                      Ups, einer hats gemerkt. Und ich hatte gehofft, dass der noch eine Weile so einfach vor sich hin schlummern kann:-)
                                                                                                                                      Aber die Korsika-Geschichte hat so ungleich viel mehr Höhenmeter, die ist sooo viel anstrengender. Ich bin quasi noch am Regenerieren. Wird schon, ich gebe die Hoffnung nicht auf.


                                                                                                                                      @MonaXY:
                                                                                                                                      "Ganz großes Kino..."
                                                                                                                                      Genau, die nächsten Bilder sind schon eingesammelt - ganz groß in HD:-)

                                                                                                                                      ... und wieder ganz ernsthaft: Danke.

                                                                                                                                      Tom
                                                                                                                                      Schnee ist auch nur schick aufgemachtes Wasser.

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                        • 02.03.2010
                                                                                                                                        • 2100
                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                        AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                                        Zitat von tah Beitrag anzeigen


                                                                                                                                        @Leitwolf:
                                                                                                                                        "Hoffe es endet nicht wie der Korsika Bericht..."
                                                                                                                                        Ups, einer hats gemerkt. Und ich hatte gehofft, dass der noch eine Weile so einfach vor sich hin schlummern kann:-)
                                                                                                                                        Aber die Korsika-Geschichte hat so ungleich viel mehr Höhenmeter, die ist sooo viel anstrengender. Ich bin quasi noch am Regenerieren. Wird schon, ich gebe die Hoffnung nicht auf.

                                                                                                                                        Schön das es weitergehen wird. Wollte damit keinen druck aufbauen, man bangt halt etwas um das Ende da es ja doch den einen oder anderen Bericht gibt der nie zu einem Ende fand.
                                                                                                                                        Aufgefallen ist es mir weil ich den Bericht damals schon spannend fand, meinte wegen darf der auch noch etwas weiter schlummern so lange es hier weiter geht.
                                                                                                                                        Und kein Stress deswegen - ich kenne das auch das man nicht alles schafft was man gerne würde. Lass dir die zeit die Du brauchst- dann wird es auch wieder so gut wie der bisherige Bericht.


                                                                                                                                        Lass dich nicht hetzten.
                                                                                                                                        Wir sind blinde Passagiere unter einem Sternenzelt.Wir sind Koenige und Bettler auf der Suche nach uns selbst. Sind die Herrscher des Planeten, bis sie auseinander fällt.
                                                                                                                                        Und nur zu Gast auf dieser Welt.

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                          • 20.02.2012
                                                                                                                                          • 1310
                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                          #69
                                                                                                                                          AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                                          Zitat von Leitwolf Beitrag anzeigen
                                                                                                                                          Lass dich nicht hetzten.
                                                                                                                                          Ja, dem möchte ich mich anschließen.
                                                                                                                                          Mach einfach weiter, wie es dir in den Kram passt, hauptsache die Kinder spielen weiter mit.

                                                                                                                                          Deine Erfahrungen decken sich mit den meinen, auch wenn "meine" Kinder nicht meine eigenen waren.
                                                                                                                                          Kinder laufen, Kinder entdecken, Kinder maulen, und vor allen: Kinder regenerieren in der Zeit, in welcher ich gerade mal den Rucksack abstelle. Und doch drehen sich nahzu alle Gedanken auf Tour um Sie, und das ist gut so.
                                                                                                                                          Ich hoffe ja auf "Dividende" wenn ich einmal nicht mehr auf Tour kann
                                                                                                                                          Vor allem fesselt mich dein ehrlicher und trotzdem verklärter Schreibstil, neben deinen Bildern natürlich.
                                                                                                                                          Die Bilder die mir am besten gefallen sind:




                                                                                                                                          und, wegen der Situation auch


                                                                                                                                          Die ersten beiden zeigen, warum ich auf Tour gehe: Neue, teils mystische, rätselhafte, aber immer schöne Landschaften und Eindrücke.
                                                                                                                                          Das dritte zeigt einfach Kinder, die eine Welt kenne lernen, die so fern Ihres Alltags liegt, aber trotzdem so erreichbar und erlebbar ist. Völlig eins mit der Umwelt, den Eindrücken und den Eltern.

                                                                                                                                          Das alles lässt einen manche Last vergessen.

                                                                                                                                          Ich freue mich auf den nächsten Teil,

                                                                                                                                          Frederik

                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Anfänger im Forum
                                                                                                                                            • 08.06.2010
                                                                                                                                            • 36
                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                            AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                                            Gerade erst gefunden.Toll, toll, toll!!!! Ich hoffe, Ihr fahrt noch ganz viel wandern---und ich kann hier dann später dabei sein. Freue mich aufs Wochenende .

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                              • 25.01.2009
                                                                                                                                              • 305
                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                              AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                                              Gleich gehts hier weiter, aber vorher noch schnell die Post, während sie die Bilder upladen.

                                                                                                                                              @Leitwolf:
                                                                                                                                              "... man bangt halt etwas um das Ende da es ja doch den einen oder anderen Bericht gibt der nie zu einem Ende fand."

                                                                                                                                              Ja wie schade. Bei solchen Berichten gehen mir auch immer ganz viele Gedanken durch den Kopf. Wenn es nur die Unlust ist, weiter fleißig Wörter zu drechseln, kann ich damit noch ganz gut leben. Aber was wäre, wenn noch ganz andere Dinge dahinter steckten? Ich vermisse hier inzwischen schon den einen oder anderen "Kopf". ... Sarekmaniac, Järven, Cody ... ... schon klar, finden ließe sich so manche(r) ...

                                                                                                                                              ... ja, ja, trällert Rocketman, die Panik hat so viele Gesichter.


                                                                                                                                              @Echnathon:
                                                                                                                                              "... Kinder laufen, Kinder entdecken, Kinder maulen, und vor allen: Kinder regenerieren in der Zeit, in welcher ich gerade mal den Rucksack abstelle. Und doch drehen sich nahzu alle Gedanken auf Tour um Sie ..."

                                                                                                                                              Wie wahr und wie vollständig.

                                                                                                                                              "Die ersten beiden (Bilder) zeigen, warum ich auf Tour gehe: Neue, teils mystische, rätselhafte, aber immer schöne Landschaften und Eindrücke."

                                                                                                                                              Du wirst es nicht glauben, aber es gibt Nächte, in denen ich in diesen Farben träume und am nächsten Morgen einige Minuten verstört in meine Welt blicke. Wenn ich ein Fluchttier wäre, dann wäre ich vermutlich ganz schnell weg.

                                                                                                                                              "Das dritte (Bild) zeigt einfach Kinder, die eine Welt kenne lernen, die so fern Ihres Alltags liegt, aber trotzdem so erreichbar und erlebbar ist."

                                                                                                                                              Das, die Nähe auf Tour und die Unbedingtheit sich auf die anderen einlassen zu müssen und zu wollen ist für mich der (An-) Reiz es immer wieder zu probieren.


                                                                                                                                              @cassia
                                                                                                                                              ... ups, das Wochenende ist schon wieder vorbei. !?!?:-(

                                                                                                                                              Viele Grüße. Tom
                                                                                                                                              Zuletzt geändert von tah; 13.03.2012, 01:44.
                                                                                                                                              Schnee ist auch nur schick aufgemachtes Wasser.

                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                • 305
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                                                                                                                                                In der Hütte wieder angekommen wuchte ich die goldglänzenden Brocken auf den Tisch und grübele verzweifelt nach einer Strategie sie wieder loszuwerden, während die Jungs von ihrem großen Fang ganz begeistert allerlei Anschaffungen anfangen zu planen. An oberster Stelle stehen natürlich die kompletten Serien einer nordischen Klötzchenbaufirma, welche im normalen Leben unerschwinglich, nunmehr in greifbare Nähe rücken. Ihre Stimmen überschlagen sich, Nummern und Namen fliegen durch den Raum, Verzückung liegt in der Luft. Und über dem Tisch schweben in einer bunten Wolke die verschiedensten Formen, Bauten und Figuren. Drachen sitzen auf hohen Zinnen einer stolzen Feste, Flaggen wehen im Wind, urzeitliche Seemonster durchfurchen furchtlos feindliche Gefilde, Schiffe in schwerer See neigen sich auf die Seite und umkreisen immer kurz vor dem Kentern den Tisch, an welchem wir sitzen.

                                                                                                                                                Die Hüttenwirtin runzelt ihre Stirn und ich schüttele leise den Kopf. Als Iris und Finn beginnen unser Mittagessen zu kochen, nutze ich die Gunst der Stunde und geselle mich zu ihr. Die Geschichte ist schnell erzählt, sie lacht und bietet mir ihre Hilfe an. Von einem Bücherregal nimmt sie ein Buch, schlägt eine bestimmte Seite auf und begleitet mich zu unseren Kindern. Erwartungsvolle und zugleich skeptische Blicke empfangen uns.

                                                                                                                                                „Müssen wir das Gold jetzt wieder abgeben?“

                                                                                                                                                „Nein, warum? Ich habe aber auch keine Ahnung, um was es jetzt geht.“

                                                                                                                                                Die Wirtin bittet mich, für die Kindern zu übersetzen. Sie lässt sich die Steine zeigen, zieht ein Klappmesser aus ihrer Hosentasche und schabt etwas Glimmer ab. Mit einem Finger nimmt sie etwas von dem Brösel vom Tisch, leckt ihn auf und kaut kennerisch darauf herum.

                                                                                                                                                „Da habt ihr ja einen ganz fabelhaften Fund gemacht.“, fängt sie an zu sprechen. „Es ist eindeutig Gold. Es gehört euch und ihr dürft es mitnehmen, aber es gibt in diesem Land auch einige der alten Regeln zu befolgen.“

                                                                                                                                                Sie schiebt das aufgeschlagene Buch in die Mitte, welches eine stark zerfledderte Ausgabe des Hengilssvæðið von Kristinsson ist. Ein auf Isländisch geschriebener Wanderführer, welcher auch Geologie und Naturgeschichte beinhaltet und sich auf ungeklärten Wegen in diese Hütte verirrt hat. Im hinteren Teil des Buchs befinden sich einige der ursprünglichen Regeln des isländischen Wandervereins Feršafelag Íslands, welche sie uns in einer Art Singsang vorliest.

                                                                                                                                                „Þér, sem ferðist til þess að njóta fegurðar, hreinleika og göfgi íslenskrar náttúru, lítilsvirðið aldrei fegurstu blettina með því að skilja þar eftir úrgang og matarleifar.

                                                                                                                                                Njótið fegurðarinnar,ilmsins og gróðursins en skiljið við hvern stað svo að hann beri ekki brennimerki eftir komu ykkar.

                                                                                                                                                Þegar þér veljið fegursta blettinn og hvílið yður um stund, þá skiljið ekki við hann í sárum eftir jarðrask.

                                                                                                                                                Virðing fyrir fegurð náttúrunnar er fyrsta skilyrði þess að þér getið notið hennar og hinna göfgandi áhrifa, sem hún veitir.

                                                                                                                                                Munið að hvar sem þér leitið hvíldar í náttúrinni, þar er helg jörð.“


                                                                                                                                                Erwartungsgemäß verstehen wir rein gar nichts, aber es schindet mächtig viel Eindruck, uralte Gesetze der Wikinger vorgelesen zu bekommen. Und wenn uns bei der anschließenden Übersetzung aus dem Isländischen in das Englische und von dort in das Deutsche nicht allzu gravierende Fehler unterlaufen sind, bedeuten diese Regeln nichts anderes, als den Respekt vor der Natur zu wahren, sie zu schützen und mit allen anderen zu teilen. Vor allem aber der letzte Satz hat es uns angetan, ist er doch sehr, sehr poetisch.

                                                                                                                                                Der Hinweis mit dem Teilen bringt uns schließlich zum Kern der Sache. Von dem Gletschergold, so sagt es die Wirtin, steht jedem der es findet nur ein einzelnes Nugget zu. Jetzt ist ein Nugget in seiner Größe zwar nicht definiert, aber wen scheren schon solche Kleinigkeiten und wir einigen uns darauf, dass ein heutiger Nugget genau die Größe eines Hühnereis haben darf.
                                                                                                                                                Panik macht sich breit.

                                                                                                                                                „Jungs, ich glaube, wir müssen die Regeln befolgen, sonst kommen wir hier nicht mehr weg. Ein Nugget für jeden von euch. Den Rest lassen wir hier.“

                                                                                                                                                „Sie will sich doch nur das ganze Gold selbst einstecken!“, flehen mich die Jungs verzweifelt an. „Schau nur, wie sie sich freut! Wir hatten die Arbeit und sie macht den Gewinn! Du kannst doch nicht zulassen, dass sie uns beraubt!“

                                                                                                                                                „Na ja, streng genommen habe ich euch einen großen Teil der Arbeit abgenommen. Also steht mir auch ein ziemlicher großer Teil des Gewinns zu.“

                                                                                                                                                „Ok, ok.“, kurzes Nachdenken. „Siehst Du, dann beraubt sie dich ja auch! Du musst DRINGEND etwas unternehmen!“, antworten sie in ihrer unnachahmlichen Logik.

                                                                                                                                                Ich komme mit dem Übersetzen kaum noch hinterher.

                                                                                                                                                „Warum sollte ich ausgerechnet euch süße Jungs bestehlen wollen? Ich könnte mir doch jeden Tag ein paar von den Nuggets holen. Nein, ich darf das genauso wenig wie ihr. Die Regeln sind dazu da, dass der Gletscherschatz gerecht an viele verteilt werden kann.“, kontert die Wirtin. „Ihr müsst leider einen Teil davon wieder zurücklegen.“

                                                                                                                                                Über dem Tisch entschweben die Drachen, die Mauern brechen in sich zusammen, die Seemonster lösen sich auf und die Schiffe sinken auf den Grund der Meere – unerreichbar jetzt. Die Enttäuschung ist förmlich mit Händen zu greifen und ich schwöre insgeheim, mir nie wieder eine derart blöde Idee auszudenken.

                                                                                                                                                „Was haltet ihr davon, dass ich auf meinen Anteil verzichte und ihr etwas mehr behalten könnt?“, versuche ich die gedrückte Stimmung aufzuhellen. Starre Blicke und Stille. So knapp vor dem absoluten Hauptgewinn und alles zerrinnt. Ich brauche nichts mehr zu übersetzen, alles ist eindeutig und klar.

                                                                                                                                                Und wieder einmal kommt Hilfe ganz unverhofft. Die Wirtin bietet uns an, das Gold an einer geheimen Stelle in der Nähe der heißen Quellen unterhalb der Hütte zu vergraben, so dass wir es in den nächsten Jahren Stück für Stück abholen können. Begeistert stimmen die Jungs dem Vorschlag zu. Mit einer Schaufel bewaffnet machen wir uns an den Abstieg und graben unweit der Quellen, welche die Hütte mit Wärme versorgen, eine tiefe Grube. Gold glänzend liegen die Steine in dem Loch, ein letzter wehmütiger Blick, bevor die erste Schippe nassen schwarzen Sandes auf sie fällt. Geschafft.

                                                                                                                                                Nach getaner Arbeit betreten wir, wieder einmal schmutzstarrend und vom steilen Aufstieg schwer keuchend, die Hütte. Stolz steht in den Gesichtern der Jungs geschrieben. Stolz breiten sie die Skizze, ihre erste eigene echte Schatzkarte, vor der Wirtin aus. Das Gold ist gerettet und das Essen steht auf dem Tisch. Die Helden lassen es sich schmecken und über ihren Köpfen kreisen wieder die bereits verloren geglaubten Figuren.

                                                                                                                                                Als wir nach über einer Stunde endgültig aufbrechen, bedanken wir uns ausnahmslos alle und überschwänglich bei der Hüttenwirtin. Natürlich hat jeder so seine eigenen kleinen Gründe dafür. Die Jungs, weil sie wissen, dass ihr Schatz in guten Händen ist und ich, weil ich weiß, dass er dort viel, viel besser aufgehoben ist als in meinem Rucksack. Wie immer ist Glück für jeden von uns etwas völlig anderes.


                                                                                                                                                Bild: Orientierung?


                                                                                                                                                Bild: Querung des Hrafntinnusker Gletscherfeldes


                                                                                                                                                Bild: Hochebene Austurdalir

                                                                                                                                                Das passable Wetter des Vormittags ist in der Zwischenzeit wieder einem diffusen Zustand zwischen dichter Wolkensuppe und eisig scharfen Windböen gewichen, welche uns unverhofft und hinterrücks aus dem Nichts angreifen. Tief vermummt beginnen wir mit dem Abstieg nach Landmannalaugar. Ein fahles Licht hüllt uns ein und der nieselnde Nebel schluckt jedes Geräusch. Die Sicht ist so schlecht, dass wir scheinbar ziellos in den Lavafeldern umherirren. Auch die Markierungen sind nicht mehr auszumachen. Wir müssen auf das GPS zurückgreifen, um den Weg nicht zu verlieren.

                                                                                                                                                Nach einigen hundert Metern queren wir noch einmal einen Ausläufer des Hrafntinnusker Gletscherfeldes. Irgendwo hier in der Nähe ist vor sechs Jahren im Sommer in einem Blizzard ein junger Israeli umgekommen. Es ist inzwischen der dritte Platz auf unserer Reise, welcher in der jüngeren Vergangenheit ein solches Opfer gefordert hat. Nicht nur der kalte, vom Gletscher abfließende Wind, lässt uns hier frösteln. Wir rücken enger zusammen. Es gibt heute hier nichts zu sehen und zu reden gibt es auch nichts. Meter um Meter steigen wir ab.

                                                                                                                                                Etwa einhundertfünfzig Höhenmeter unterhalb der Hütte erreichen wir endlich die Wolkenuntergrenze, welche binnen weniger Meter scharf geschichtet die Sicht wieder völlig frei gibt. Das ungute, beklemmende Gefühl und die uns begleitenden, dunklen Schatten bleiben in den Wolken zurück. Die Geister des Hochlandes ziehen von dannen. Ein tiefes Durchatmen, ein kurzes Abschütteln. Vorbei.


                                                                                                                                                Bild: heiße Quellen am Storihver

                                                                                                                                                Direkt vor uns liegen jetzt die heißen Quellen, welche sich durch ihr unentwegtes Fauchen und rhythmisches Spucken schon seit einiger Zeit angekündigt haben. Wie aus den Nüstern eines schlafenden Drachen dringen weiße Schwaden in steten Atemzügen aus einer Erdhöhle. Und als hätte er den Rotz, schickt er heißen, wässrigen Glibber hinterher, flachsen die Jungs.

                                                                                                                                                „Aber natürlich.“, sagt Iris. „Wir stehen hier an einer wichtigen Grenze. Ab jetzt betretet ihr das Land des schwarzen Drachen aus der Geschichte, welche ich euch vorgelesen habe. Er schläft. Aber hütet euch davor, ihn aufzuwecken, denn er ist immer noch gefährlich.“

                                                                                                                                                „Ach das sind doch nur alte Kamellen und Drachen gibt es eh nicht.“, krakeelt Lukas.

                                                                                                                                                „Wollen wir wetten, dass wir heute noch über seinen Schuppenpanzer klettern müssen? Ganz dicht an ihm vorbei führt der Weg und ich sage euch, sein Atem, der stinkt so was von gewaltig.“, lässt Iris nicht locker.

                                                                                                                                                „Nie und nimmer gibt es hier einen Drachen und wenn, dann ist das nur so ein Spielzeugding.“, haut Anton vorlaut in die gleiche Bresche. „Wenn da ein Drache ist, werde ich ihn aufspießen.“, brüllt Paul wild mit den Stöcken um sich fuchtelnd.

                                                                                                                                                „Kommt ihr Helden, wir werden ja noch sehen, ob ihr euch traut, dem Biest einen Drachenzahn aus seinem verrotteten Maul zu ziehen.“

                                                                                                                                                Fast haben die Jungs den kleinen Disput im steten Auf und Ab des folgenden Weges vergessen, als wir nach einer weiteren Stunde den Rand des Plateaus oberhalb der Brandsgil erreichen. Schockschwerenot, da ist er. Majestätisch ausgebreitet liegt er vor uns, der schwarze Drache. Und vertrackterweise führt auch der Weg direkt an seiner linken Flanke vorbei. Haben die Alten wieder einmal recht behalten? Zusammengerottet schleichen die Jungs in unserem Wind- oder gar Sichtschatten und beraten sich. So richtig klar gestaltet sich die Situation für sie nicht, da wir unbeirrt den Weg abspulen und keinerlei Zeichen von Unruhe oder Angst zeigen.


                                                                                                                                                Bild: Der schwarze Drache

                                                                                                                                                „Der Drache ist inzwischen tot, oder? Ihr werdet niemals eure eigenen Kinder in Gefahr bringen, oder? Das macht ihr nicht, oder?“

                                                                                                                                                „Wir haben doch euch dabei, die wilden Drachentöter mit den spitzen Aufspießstöcken. Uns kann also gar nichts passieren. Am besten ihr geht ab jetzt voran.“

                                                                                                                                                „Ihr macht doch nur Spaß, oder?“

                                                                                                                                                „Findet es einfach mal heraus. Habt Vertrauen, aber geht bitte vor uns. Und eins noch, da wir keine anderen Wanderer sehen, hat der Drache vermutlich schon gespeist und hält jetzt sein wohlverdientes Nickerchen. Euch kann also gar nichts passieren. Und wenn er wider Erwarten doch aufwachen sollte, dann müsst ihr eben ganz schnell rennen.“


                                                                                                                                                Bild: Brennisteinsalda


                                                                                                                                                Bild: Brennisteinsalda


                                                                                                                                                Bild: Brennisteinsalda


                                                                                                                                                Bild: Brennisteinsalda


                                                                                                                                                Bild: Brennisteinsalda

                                                                                                                                                Die Jungs sind weiterhin skeptisch und gehen erst einmal ihre Waffen durch. Die da wären, drei Schweizer Taschenmesser, eines davon mit ultrascharfer Säge, eins mit einem äußerst gefährlichen Korkenzieher, eins mit einer noch unerklärlich unscharfen Nagefeile, drei klapprige Wanderstöcke dafür aber mit Titaniumspitze, drei Elbenlichter zum Knicken in den Farben rot, rot und nochmals rot. In der Summe alles mächtig gefährlich, wie wir einhellig feststellen. Zur Stärkung legen wir vor dem gefährlichsten aller unserer Wegstücke noch ein Picknick ein. Und als ultimativen Höhepunkt der Vorbereitungen gibt es aus den Geheimfächern des Medipacks noch für jeden eine weiß glänzende Unverwundbarplatte aus dem heiligen Material Dextroenergen, welche unter die Zunge gelegt jede Verletzung in Sekundenschnelle wieder verheilen soll. Abenteuer, wir kommen.

                                                                                                                                                Vorsichtig tasten sich die Jungs Schritt für Schritt weiter. Damit es gerecht zugeht, wechseln sie sich aller zehn Schritte mit der Führung wie bei einem Vierer-Bahnradrennen ab. Nur bei der Geschwindigkeit hapert dieser Vergleich etwas, denn diese scheint sich eher reziprok proportional zu entwickeln. Je schneller die Radrennfahrer dem Ziel zustreben, umso bedächtiger geht es bei uns voran. Alles Taktik, wie man uns versichert.

                                                                                                                                                Uns macht das Tempo, sofern man unsere Zeitlupenbewegungen mit einem derartigen Begriff adeln möchte, nichts aus. Das Wetter ist stabil, die Landschaft traumhaft und das Ziel in Sichtweite. Wozu also hetzen. Endlich haben wir einmal ausreichend Zeit für Fotos.


                                                                                                                                                Bild: ... die Drachenjäger


                                                                                                                                                Bild: Zufluss zum Brandsgil


                                                                                                                                                Bild: Reste des Brennisteinsalda


                                                                                                                                                Bild: Abstieg vom Brennisteinsalda

                                                                                                                                                Irgendwann erreichen wir dann auch die Reste des Vulkans Brennisteinsalda, welcher die farbenfrohe Landschaft geschaffen hat, und können aus direkter Nähe den Drachen, einen Teil des Lavafeldes Laugahraun, betrachten. Wir sind uns einig, dass der sich schon seit mindestens einigen Tagen nicht mehr bewegt haben kann, da er über und über mit Moosen, Flechten und dottergelben Blumen bewachsen ist. Und stinken tut er, Iris hat ja so recht. Richtig am verwesen ist der, sagen die Jungs.

                                                                                                                                                Zum Schluss des Abenteuers ist natürlich noch die Sache mit den Drachenzähnen zu regeln. Da aber vor dem toten Steinhaufen jetzt doch keiner mehr richtig Angst hat, ist auch das keine Hürde und schnell erledigt. In einem seitlichen Abzweig des Lavafeldes Laugahraun lassen sich linkerhand des Pfades ausgezeichnete Brocken zersplitterten Obsidians finden, welche als spitze, messerscharfe und glasartige Dolche den Boden zu einem gefährlichen Weg werden lassen. Schon wieder Steine? Ach was, so kurz vor dem Ziel, macht es uns wirklich nichts mehr aus, die Steinsammlung um weitere bedeutende Exemplare zu vergrößern.


                                                                                                                                                Bild: Landmannlaugar, Zugang zum Camp


                                                                                                                                                Bild: Landmannlaugar, Ausgang vom Camp


                                                                                                                                                Bild: Streckenplan


                                                                                                                                                Bild: Höhenprofil
                                                                                                                                                Zuletzt geändert von tah; 13.03.2012, 02:02.
                                                                                                                                                Schnee ist auch nur schick aufgemachtes Wasser.

                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                  • 61
                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                  #73
                                                                                                                                                  AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                                                  Hach ist das schön mal wieder ein paar Etappen zu lesen.
                                                                                                                                                  Ich hoffe da kommt noch der finale Abschluss!?
                                                                                                                                                  Danke für den tollen Reisebericht!
                                                                                                                                                  en dråpe

                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                    #74
                                                                                                                                                    AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                                                    Auch mich zieht dieser Bericht immer wieder magisch an. Sind es die faszinierenden Bilder? Die unterhaltenden Erzählungen über die Kinder? Einfach toll und weiter so.

                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                                      • 04.04.2004
                                                                                                                                                      • 1307
                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                      AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                                                      Wirklich toll erzählt.
                                                                                                                                                      Sehr schöön

                                                                                                                                                      Gruß Folko
                                                                                                                                                      www.mitrucksack.de
                                                                                                                                                      Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                        Lebt im Forum
                                                                                                                                                        • 15.09.2011
                                                                                                                                                        • 5177
                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                        AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                                                        Wunderbar geschrieben und die Bilder... die Farben sind einfach nur berauschend!
                                                                                                                                                        Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                                                                          • 28.07.2010
                                                                                                                                                          • 4889
                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                          AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                                                          Geht es dieses Wochenende weiter? Bitte, bitte, bitte ...

                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                                            • 25.01.2009
                                                                                                                                                            • 305
                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                            AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                                                            @anja13:

                                                                                                                                                            "Geht es dieses Wochenende weiter? Bitte, bitte, bitte ..."

                                                                                                                                                            ... leider nein, plage mich noch mit einer Grippe rum - mein Kopf ist voll Watte:-(


                                                                                                                                                            @Rattus, Nicki:

                                                                                                                                                            ... vielen Dank für Euer Lob.


                                                                                                                                                            @en dråpe:

                                                                                                                                                            "Ich hoffe da kommt noch der finale Abschluss!?"

                                                                                                                                                            ... ja natürlich.


                                                                                                                                                            Bis dahin viele Grüße. Tom
                                                                                                                                                            Schnee ist auch nur schick aufgemachtes Wasser.

                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                              Lebt im Forum
                                                                                                                                                              • 22.08.2008
                                                                                                                                                              • 8843
                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                              AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                                                              Ich beneide euch einfach wegen dieser Tour mit den Kindern.
                                                                                                                                                              Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                Anfänger im Forum
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                                                                                                                                                                • 36
                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                                                                Mit Verlaub lieber tah:
                                                                                                                                                                Es wird Zeit. Der Winter naht.

                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                  • 07.05.2008
                                                                                                                                                                  • 232
                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                  AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                                                                  Genau. Winter is coming.
                                                                                                                                                                  http://static.neatoshop.com/images/p...-l.jpg?v=19437


                                                                                                                                                                  Wird es noch einen kleinen Abschlussbericht geben? Es wäre toll, einen der besten Reiseberichte im Forum vollendet zu wissen!

                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                    Anfänger im Forum
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                                                                                                                                                                    • 36
                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                    AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                                                                    MEHR SCHREIBEN!!!!! Bitttteeeee!!!!!

                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                                                      • 08.02.2008
                                                                                                                                                                      • 2096
                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                      AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                                                                      Ein genialer Bericht.

                                                                                                                                                                      Traumhafte Bilder und klasse geschrieben. Das hat bis jetzt richtig Spass gemacht und ich freue mich auf mehr.
                                                                                                                                                                      Gruß

                                                                                                                                                                      Thomas

                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                        Anfänger im Forum
                                                                                                                                                                        • 13.06.2006
                                                                                                                                                                        • 37
                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                        #84
                                                                                                                                                                        AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                                                                        Lieber tah,

                                                                                                                                                                        vielen Dank, das du uns an eurer Reise hast teilhaben lassen.

                                                                                                                                                                        Bitte lass es nicht so enden. Euer Abschlussbericht fehlt doch noch!
                                                                                                                                                                        Es wäre wie ein gutes Buch, bei dem die letzte Seite fehlt!!

                                                                                                                                                                        In freudiger Erwartung
                                                                                                                                                                        Thomas
                                                                                                                                                                        Gott hat den Menschen erschaffen, weil er vom Affen enttäuscht war. Danach hat er auf weitere Experimente verzichtet.
                                                                                                                                                                        Mark Twain

                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                                                                                          • 30.05.2007
                                                                                                                                                                          • 3996
                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                          AW: [IS] Island 2010 - Kinderkram

                                                                                                                                                                          Wieso konnte ich diesen Bericht bloß übersehen...Danke an sabine fürs verlinken. Und bitte tah, falls Du noch aktiv bist, bitte beende den Bericht! Mein Lütter ist zwar noch viel jünger, aber ich habe neuen Mut gesammelt, daß meine nächste Tour icht erst in 16 Jahren ist....
                                                                                                                                                                          So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                                                                                          A. v. Humboldt.

                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                            Neu im Forum
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                                                                                                                                                                            • 4
                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                            tah, das ist super! Vielen vielen Dank dafür. Auch wenn ich selbst schon in Island war, es immer wieder toll, andere Schtweisen, die genauso faszinierend sind, zu sehen!

                                                                                                                                                                            Kommentar