Tourentyp | Trekkingtour |
Breitengrad | 57.0775547 |
Längengrad | -4.0515518 |

Die Kurzfassung:
- Flug nach Inverness, Übernachtung dort, morgens Fahrt mit dem Zug nach Kingussie
- Wanderung in Nord-Süd-Richtung nach Blair Atholl und von dort wieder nach Norden bis Aviemore
- Insgesamt 5 Tage und vier Nächte, 129km und vier Munros
- Übernachtung in Aviemore, dann mit dem Zug nach Inverness und Rückflug
Prolog – Von Flaschen, Karten und einem neuen Rucksack
Nachdem ich letztes Jahr mit dem WHW meine Schottlandpremiere feiern konnte, musste ich einfach wieder in dieses wilde und schöne Land. Am besten dorthin, wo es noch ein bisschen wilder und schöner ist. In die Cairngorms. Nachdem ich sämtliche Anreisewege studiert und für mich bewertet hatte, lief es auf den Flug nach Inverness hinaus. Obwohl ich schon gerne mit dem Caledonian Sleeper gefahren wäre. Allerdings hätte es die Anreise sowohl zeitlich als auch vom Preis verdoppelt. Also nix Schlafwagenromantik. Dafür lieblos gereichte Tütchen mit Sour Pretzels von British Airways. Immerhin zweimal, da ich einen Zwischenstopp in Heathrow habe.
Dann feile ich noch ein wenig an meiner Ausrüstung. Der 75+20 L Cerro Torre Rucksack von Lowe Alpine, der mir die letzten rund 20 Jahre treue Dienste in den Alpen und anderswo geleistet hatte, ist leider mit seinen 3kg nicht der leichteste und etwas klobig noch dazu. So leiste ich mir den Aether Pro 70 von Osprey, nachdem ich nur Gutes über ihn gehört hatte. Er ist mit 1,9 kg inklusive Regenhülle deutlich leichter und sitzt sehr gut. Drei Testwanderungen mit 18kg Gepäck auf meiner 10km-Laufstrecke bestätigen den ersten Eindruck. Um es vorwegzunehmen: Der Rucksack hat sich auf der Wanderung super bewährt. Das Tragesystem ist der Hammer. Das liegt vor allem an dem super geformten und exakt einstellbaren Hüftgurt, der mit seiner runden Form perfekt den oberen Beckenknochen umschließt. Lediglich die Regenhülle ist sehr passgenau. Insbesondere, wenn man das Deckelfach nach oben hochpackt und noch etwas darauf schnallt, kann man nicht mal eben das obere Ende der Hülle wegziehen, um an das Hauptfach zu kommen. Stattdessen muss man die Hülle von unten komplett abziehen, was bei strömendem Regen und schwimmendem Boden schon etwas dumm ist. Vielleicht nehme ich nächstes mal doch lieber eine größere Hülle, auch wenn sie im Wind hin und her flattert.
Ein Wort noch zu den Karten. Ich habe die OS Landranger 35, 36, 42 und 43 dabei, ohne die Pappdeckel. Die 42 werde ich bei meiner geplanten Tour nur an der oberen rechten Ecke streifen. Ich überlege lange, ob ich sie überhaupt mitnehme. Am Ende überwiegt der Sicherheitsgedanke und ich packe sie ein. Es könnte ja sein, dass ich spontan umplanen muss oder ich von der Route abkomme und doch mehr von der Karte benötige. Zusätzlich lade ich mir alle vier auf mein Smartphone. Kleiner Vorgriff: Die GPS-Funktion in der OS-App werde ich das eine oder andere mal nutzen. Meistens allerdings nur, um festzustellen, dass ich an der richtigen Stelle bin, der eingezeichnete Weg allerdings nicht. Die Erklärung ist, dass die Karten zum Teil ziemlich alt sind. Ausgerechnet die, in der ich mich die meiste Zeit bewege, ist von 2011 (!).
Als Anleihe aus dem UL-Lager tausche ich die Sigg-Flaschen gegen hundsgewöhnliche 1L-PET-Pfand-Mineralwasserflaschen. Die Vorteile sind offensichtlich: Man sieht (ohne Etikett), wieviel noch drin ist und wie sauber das Wasser ist, man kann sie vor dem Rückflug wegwerfen und sie wiegen nur 30g anstatt 135g, was bei zwei Flaschen über 200g Gewicht einspart. Also lasse auch ich das Zeitalter der Siggflaschenromantik (je verbeulter, desto Abenteuer) hinter mir. Ein bisschen skeptisch bin ich schon wegen der Stabilität, aber um es vorwegzunehmen: Beide Flaschen habe die ganze Tour über perfekt dicht gehalten. Und das, obwohl ich einmal beim Nachfüllen am Fluss mit einer leeren, offenen Flasche in meiner Hand ausgerutscht bin und sie beim Abstützen völlig zusammengeknautscht habe. Nach dem sie durch Aufblasen wieder in Form gebracht war, war sie wie neu. Außerdem habe ich noch zwei 500ml Camelbak-Trinkblasen. Sie passen sehr schön rechts und links in die Hüftgurttaschen des Rucksacks (diese Taschen sind echt superpraktisch). Ja, ich oute mich: Ich bin kein Trinkschlauch-Freund. Und das, obwohl fast jeder mittlerweile mit einem Schlauch über der Schulter herumläuft. Ich mag es weder beim Laufen noch beim Wandern. Das Trinken ist mühsam, man sieht nicht, wie voll der Vorrat noch ist und man weiß nie, wieviel man getrunken hat. Meistens ist es weniger als man denkt.
Die meisten anderen Sachen sind praxisbewährt und hier nicht erwähnenswert, obwohl alles minutiös geplant, auf den Nutzwert geprüft und gewogen wird. Meine Frau schüttelt nur belustigt den Kopf, wenn sie auf die auf dem Boden ausgebreitete Ausrüstung blickt. Insgesamt habe ich am Körper (inkl. Stöcke und Wanderschuhe) 3,6kg. Der Rucksack wiegt beim Start 19,1kg einschließlich der 3L Wasser und 3,4kg Essen. (Nicht gezählt die drei Käsebrötchen, die vom Viererpack aus dem Tesco in Inverness noch übrig sein werden. Ich will sie nicht wegwerfen, und so baumeln sie eben außerplanmäßig in einer Plastiktüte vorne am Rucksack.)
Anreise (Mittwoch, 17.5.2023) – Es geht los
Meine Frau bringt mich zum Frankfurter Flughafen und wir verabschieden uns an der Kurzparkzone vor Terminal 1. Die Flugverbindung klappt relativ planmäßig, aber in Heathrow funktionieren die Pass-Scanner an den vielen automatischen Kontrollen nicht und so müssen alle an dem einzigen mit einem Menschen besetzten Schalter vorbei und ihren Pass kontrollieren lassen. Das dauert eine gefühlte Ewigkeit, denn jeder wird interviewt, was er denn in UK wolle und wie lange er zu bleiben gedenke. Dann staut es sich noch an der Sicherheitskontrolle, durch die man nochmal muss. Als ich endlich dran bin, sehe ich auf der Anzeigetafel, dass das Boarding für meinen Anschlussflug schon begonnen hat. Ich raffe also alles aus den Wannen zusammen, halte mich nicht mit dem Schuhebinden auf und renne mit schlackernden Wanderschuhen durch das ganze Terminalgebäude zum Gate A20. Ich komme gerade noch rechtzeitig und gehe als einer der letzten in die Maschine.
Am Inverness Airport wird mein Rucksack mit anderem Sondergepäck von Hand in den Gepäckausgaberaum gereicht. Uff, ich bin erleichtert, er ist nicht verloren gegangen. Obwohl der Rucksack in einem robusten Transportsack steckt, war ich doch etwas nervös, ob er auch ankommt, besonders wegen des Zwischenstopps in London. Ich nehme den Bus 11 vom Flughafen in die Stadt und bin um 16:30 endlich in Inverness. Am erstbesten Outdoorladen schräg gegenüber vom Bahnhof kaufe ich eine 220g Gaskartusche. Wahrscheinlich hätte es eine 100er auch getan, aber da ich viele Nescafe-Tütchen und Teebeutel dabei habe, will ich mir bei den Heißgetränken keine Gedanken über den Gasverbrauch machen müssen. Ich beziehe mein Zimmer in einem schlichten aber okayen B&B und bummel dann noch ein bisschen durch die (nicht wirklich schöne) Stadt. Vorfreude mischt sich mit Anspannung. Es ist kühl, regnerisch und windig. Mal schauen, wie es morgen wird. Die Wetterprognose ist durchwachsen.
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