• carolinenord
    Gerne im Forum
    • 21.11.2009
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    [DK] Über sieben Inseln soll man strampeln...

    Tourentyp Radreise
    Breitengrad 54.849712
    Längengrad 9.48167
    Prolog
    Irgendwann vor ein paar Jahren entstand die Idee dem Ostseeküstenweg zu folgen. Kleinschrittig bummelte ich die deutsche Ostseeküste ab. Eigentlich wollte ich schon 2020 den Sprung nach Dänemark machen, aber es kam Corona.
    Nun erstmals seit zwei Jahren wieder ins Ausland.
    Fortbewegung mit Fahrrad und Zelt. Etappenmäßig bewege ich mich langsam vorwärts. Für Freunde länger und sportlicher Etappen ist dieser Bericht nichts.

    Start Himmelfahrtssamstag morgen

    Der Zug fährt zeitig. Zeitiger als der Bahnhofsbäcker öffnet. Als Start ohne Kaffee.

    Warum im fast leeren IC der Fahrradstellplatz im Hochflurbereich reserviert worden ist durch die App, weiß ich auch nicht. Betrachte es als Test zum abladen des Gepäcks.

    Der knappe Umstieg in den ICE verläuft unspektakulär. Schließlich begrüßt einen Hamburg mit Schmuddelwetter. Genug Zeit für den dortigen Bahnhofsbäcker. Eigentlich auch genug Zeit die Wagenreihung vom RE zu durchschauen. Ob meine Logik ausgesetzt hat oder dieser in umgekehrter Reihung kam, bleibt ein Geheimnis. Am Ende weiß ich, dass ich mit beladenen Rad den Hochflureinstieg hoch komme. Wie, keine Ahnung.

    Das Wetter ist in Flensburg nicht besser und der erste Akt besteht im Anziehen der Regenhose.

    Dann runter rollen in den Hafen. Da die Tour vor zwei Jahren hier endete, kenne ich den Weg.

    Im Hafen ist Hafenfest und eine Gruppe tanzt.
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    Ich halte erstmal und wechsle in den Tourmodus. Küchenkram aus dem Rucksack wandert in die Cargo Caches. Und dann stehe ich am Schild, wo die Tour vor zwei Jahren endete.


    Aus Flensburg raus zieht es sich noch etwas. Erstmal wieder ans Fahren mit Gepäck gewöhnen. Ein Bierautomat mit lokalen Spezialitäten hält auch noch auf und erhöht das Gepäckgewicht.

    Kurz vor Dänemark will ich noch Wasser besorgen, da ich in Dänemark auf einen Lagerplatz will. Der Grenzsupermarkt hat nur Riesenmengen. Also gibt es nur eine Fanta und ein Franzbrötchen und das Wasserproblemwird wird auf Dänemark verschoben.

    Der Grenzübergang mit schmaler Holzbrücke an der Förde ist recht süß. Danach begrüßt ein gleich eine Steigung. Doch halt, was ist das? Ein Wasserhahn neben einem Wanderwegschild. Wenn der hier so prominent neben dem Schild des Gendarmstien steht, wird es sich vermutlich um Trinkwasser handeln, beschließe ich. Warum habe ich mir vorhin den Kopf zerbrochen?

    Der Weg ist auf dem nächsten Stück wunderschön, aber auch schottrig und steigungsreich. Die Fördeumgebung und ihre Steigungen kenne ich bereits von deutscher Seite. Irgendwann geht der Radweg auf die Straße und mit mal läuft es. Durch Kollund nach Sønderhav. Halt, sollte nicht am Ortsausgang von Kollund der Lagerplatz liegen? Blick auf die Karte. Ja, aber am Wanderweg und nicht am Radweg. Karte lesen sollte man können. Die Lagerplatzdichte ab hier, ist nicht mehr so hoch auf den nächsten Kilometern. Auf Campingplatz umdisponiert. Also noch ein paar Kilometer weiter gerollt. Der ausgesuchte Campingplatz entpuppt sich als ordentlich voll. Himmelfahrtswochenende. Für ein kleines Zelt findet sich aber noch ein Plätzchen.

    Zumindest die eigenen Gasvorräte braucht es nicht, dank typisch skandinavischer Campingküche.

    Das Gepäck wird noch erleichtert und die Flensburger Bierspezialitäten aufgebraucht mit Blick auf die Förde, eh es in den Schlafsack geht.
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  • carolinenord
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    • 21.11.2009
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    #2
    Sonntag

    Hätte ich Sylvies Dänemarkbericht örtlich besser auf der Karte verortet, dann hätte ich gewusst, dass der Wanderweg die ersten paar hundert Meter am Strand lang geht und an einer kleinen Treppe endet. Und für den Wanderweg hatte ich mich entschieden. Gut, noch einmal sämtliches Gepäck abwerfen und Treppe hoch. Auch die Routenfindung im nächsten Ort bleibt ein bisschen tricky. Am Zugang zu einer Autobrücke beisse ich mir etwas die Zähne aus, bis ich mich für 500 Meter Umweg und Superzufahrt entscheide. Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht.

    Ab da halte ich mich dann aber an die gut ausgeschilderte Route 8.

    Bergauf und bergab oder besser gesagt hügelauf und ab geht es in Richtung Sønderborg. Immer wieder von Begleitfahrzeugen einer Radveranstaltung überholt und schließlich an einem historischen Ort von der ganzen Renngesellschaft. Die Dybbøl Schanze schaue ich mir bei einer dringend benötigteten Riegelpause von außen an. Und dann geht es im Sauseschritt runter nach Sønderborg. Die örtliche Klappbrücke ist heute gelb verhüllt.
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ID: 3171760

    Wo ich die Erfahrung mache, dass es in Dänemark keine Fischimbisse geben zu scheint. Gut, kein Fischbrötchen. Andere Länder. Andere Spezialitäten. Am Imbiss in der Sonne ist es knallig warm.

    Da ich nicht einschätzen kann, wie notwendig Bargeld in Dänemark ist und meine alten Restkronen schon skeptisch angeschaut wurden, schiebe ich noch hoch in die Stadt und suche einen Geldautomaten.

    Dann parallel zu Strand und Steilküste raus aus der Stadt. Ziel ist es irgendwo in der Nähe von Fynshav zu zelten und morgen mit der Fähre nach Æro überzusetzen. In Tandslet Nachmittagspause. Vorräte im Dorfladen aufgefrischt und ein Eis gegessen. Hinterm Dorfladen steht ein Shelter.

    Die folgenden Kilometer bringen einiges an Hügel auf und ab und etwas Regen. Und einen inneren Konflikt mit mir selbst, ob ich mir den Lagerplatz im Wald zutraue. Die Entscheidung fällt zugunsten des Campingplatzes ins Fynshav.

    Am Abend beobachte ich die Fähre. Ob ich mit dieser morgen nach Æro fahre?
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    • carolinenord
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      • 21.11.2009
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      #3
      Insel der Katzen - Dritter Tag


      Den Wecker für die zeitigere Fähre gestellt und beim Trommeln des Regens aufs Zelt gleich wieder ausgestellt.

      Also den Vormittag rumtrödeln. Handy im Aufenthaltsraum laden und in aller Ruhe Tee trinken. Irgendwann aufbrechen und den Schleichweg in den Ort nehmen. Nochmal vom Fährhafen hoch zum Bäcker.

      Irgendwann stellt sich dann heraus, dass die große Fähre von gestern Abend woanders hinfährt und nach Æro eine kleine Fähre fährt. Elektrofähre, wie ich gelesen hatte.

      Auf der Fähre eine nette Begegnung und ein gemeinsamer Kaffee mit einem niederländischen Pärchen. Auf größerer Tour von den Niederlanden nach Dänemark.


      Ich habe mich für eine dreiviertel Runde um die Insel entschieden und rolle über kleine Sträßlein und Schotterpisten. Es scheint mehr Katzen als Einwohner zu geben. Zumindest begegnen einem an fast jedem Gehöft welche.

      Der Frühsommer bringt schöne blühende Landschaften…
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      Einen Abzweig zur Steilküste nehme ich mit und unternehme einen Spaziergang runter ans Wasser. Geht ganz schön tief runter!
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      Der Tag endet am Campingplatz in Marstal, wo mich der Hund einer deutschen Familie nicht mag und mehrfach wegbellt.

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      • carolinenord
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        • 21.11.2009
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        #4
        Inselhopping - Vierter Tag


        Irgendwann gegen Mittag fährt die Fähre von Æreskøbing nach Svendborg. Bis dahin will ich aber noch ein bisschen Insel erkunden.


        Im Ort befindet sich ein Schiffsbaumuseum. Den Außenteil erkundige ich ausgiebig.
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ID: 3171963
        Danach geht es wieder über kleine Sträßlein und ein paar wenige Hügel in Richtung Fähre.


        In Æreskøbing angekommen ist noch Zeit für einen Bäckerbesuch. Und der Frage in der Touriinfo, ob meine alten Kronen von früheren Dänemarkbesuch noch gültig sind. Letztere Frage kann nicht so endgültig geklärt werden, aber ein Schein erscheint der Mitarbeiterin schon etwas historisch zu sein. Schauen wir Mal, ob ich den noch einlösen kann.


        Viele Segelboote und Schiffe sind unterwegs. Die Handyknipse kann sie leider nur bedingt einfangen.
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ID: 3171964

        Svendborg und damit Fyn streife ich nur kurz. Über eine große Autobrücke geht es gleich rüber auf die nächste Insel Tåsinge.


        Hier geht der Radweg gefühlt halb durchs Schloss.
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        Neben dem Schloss gibt es eine Menge Fasane, die regelmäßig am Straßenrand auftauchen. Fotografien lassen sie sich aber nicht.


        Irgendwann geht der Radweg straßenbegleitend an der Hauptstraße lang. Eine ziemlich laute Angelegenheit, die sich zieht. Ich bin heute mit zu wenig Wasser gestartet. So kommt eine kalte Fanta an einem Campingplatz gerade recht.

        Der Radweg geht dann über Damm und Brücke über Siø rüber nach Langeland.

        Rudkøbing war heute Minimalziel. Da ich meiner ursprünglichen Etappenplanung aber ein paar Kilometer vorneweg fahre, geht noch etwas. Spodsbjerg wird zum neuen Ziel erklärt.

        Die Querung von Langeland spule ich nach einer Pause in Rudkøbing recht zügig ab.


        Spodsbjerg scheint vor allem Fährstation zu sein.
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ID: 3171966
        Der Campingplatz ist ganz in Ordnung und kurzzeitig überlege ich meinen Pausentag hier zu machen. Vertage ihn dann aber doch auf Lolland.

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        • November
          Freak

          Liebt das Forum
          • 17.11.2006
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          #5
          Danke für den Bericht und auch für die Idee.
          Ich liebe ja die Ostsee und für eine Kurzradtour scheint es mir recht interessant: Flensburg - Gedser und von dort mit der Fähre zurück nach Rostock.
          Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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          • Sternenstaub
            Alter Hase
            • 14.03.2012
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            #6
            ich freue mich auch über den Bericht. Schön geschrieben und gute Erinnerungen weckend an Dänemark mit Rädern und Kindern.
            bin gespannt, wie es weiter geht. (Den Titel finde ich auch klasse!)
            Two roads diverged in a wood, and I—
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            • carolinenord
              Gerne im Forum
              • 21.11.2009
              • 99
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              #7
              Vielen Dank für euer Feedback 😀

              November
              Gedser war auch Ziel. Mit längeren Etappen, kann man die Strecke auch in kürzerer Zeit fahren. Ich habe mir ja mit über einer Woche ordentlich Zeit gelassen.

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              • carolinenord
                Gerne im Forum
                • 21.11.2009
                • 99
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                #8
                Die Geschichte vom unendlichen Deich - Fünfter Tag


                Der Tag beginnt mit der Überfahrt nach Lolland. Da die Fähre eine überbrückt, sind viele LKWs drauf. Das Runterfahren mit den LKWs im Rücken ist nicht wirklich angenehm. Zum Glück geht der Radweg dann auch gleich wieder weg von der Straße. Am Wegesrand blühen die Mohnblumen
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ID: 3172410

                In Nakskov erstmal Einkaufen. Den erstandenen geräucherten Fisch will ich dann in aller Ruhe verzehren. An einer Ausschilderung zu einem Pausenplatz biege ich auf eine Landzunge ab. Beim Essen dann ein Grollen. Der Himmel ist ziemlich bewölkt. Also sehe ich zu, dass ich bald wieder von der Landzunge weg komme. Später dann zwar etwas Nieselregen, aber kein Gewitter. Kam das Grollen vielleicht doch von der nahen Industrieanlage?


                Es beginnt ein Deichweg. Und dieser zieht sich. Obwohl total flach und kein nennenswerter Gegenwind, komme ich gefühlt schneckenartig vorwärts. Motivationstief. Durchaus bekannt in seinem Auftreten am dritten oder vierten Fahrtag.

                Ich hole den mp3 Player aus dem Gepäck und setze Musik auf. Das sehr gepflegte Langø Cykel Camping lasse ich links liegen. Ein paar Kilometer will ich noch kommen. Albuen Strand Camping locken die Hütten. Die Rezeption hat aber heute nicht offen. Auf telefonieren habe ich keine Lust.

                Es wird der Shelter in Næsby Strand. Die erste Übernachtung im Shelter überhaupt.

                Nach dem Abendessen gesellt sich noch ein anderes Radlerpaar hinzu und es wird ein sehr netter Abend am Lagerfeuer. Die beiden sind mit leichten Gepäck und langen Etappen unterwegs.

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                • carolinenord
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                  • 21.11.2009
                  • 99
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                  #9
                  Ruhetag - Sechster Tag


                  Die Nacht war kalt und morgens heult der Wind um die Shelter. Was die Entscheidung zum Pausentag einfach macht. Beim Frühstück dann läuft die erste Gaskartusche leer. Ich bin mit zwei kleinen Restkartuschen gestartet. Deren Füllstand habe ich etwas überschätzt. Doof an dieser Stelle, da auf den nächsten Kilometern kein größerer Ort kommt. Also verbringe ich die Zeit mit etwas Tourenplanung. Vielleicht doch der Ev10 über Maribo folgen anstatt küstennah zu fahren?

                  Ich drehe eine große Spazierrunde durch den Küstenwald und auf Deich und Strand zurück. Ganz schön windig heute. Es wäre allerdings zum fahren Rückenwind gewesen.

                  Am Strand sehe ich zum ersten Mal blühenden Seekohl.
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ID: 3172412

                  Ich halte etwas Mittagschlaf. Im Naturzentrum neben der Shelter zieht eine Rockergruppe ein. Ein bisschen bin ich skeptisch, sie begrüßen einen aber freundlich und informieren, dass es abends etwas lauter werden kann.

                  Am Nachmittag schnappe ich mir dann das Rad und mache mich auf den Weg ins nächste Dorf. Auf dem Weg kommt mir dann auch die Idee, mal nach Spiritus zu schauen. Ich habe zwar meinen Dosenkocher als Backup nicht mit, selbigen aber vor Jahren selbst gebaut. Die Idee erweist sich als Volltreffer.

                  Zurück an der Shelter muss erstmal die Füllung der Carlsberg Dose aufgebraucht werden und dann mache ich mich ans Werk. Heikel ist, dass die Dose aus verdammt dünnen Alu ist. Dadurch schneidet sie sich zwar einfach mit dem Taschenmesser, legt aber beim Zusammenstecken eine ziemlich widerspenstige Haltung ein. Am Ende gelingt aber das Abendbrot. Damit ist das Kocherproblem für den Rest des Urlaubs gelöst.

                  Am Abend versuche ich mich noch etwas an einem Lagerfeuer. Gelingt aber durch das feuchte Holz nicht wirklich.

                  Anders als gedacht, ist die Truppe im Naturzentrum keine reine Herrengruppe, sondern viele Pärchen. Nach einer Weile Musik, wird es aber zu sehr vernünftiger Zeit ruhig und auch ich krieche wieder ins Shelter.

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                  • carolinenord
                    Gerne im Forum
                    • 21.11.2009
                    • 99
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                    #10
                    Siebter Tag - das Ende vom Deich


                    Weiter geht es noch einige Kilometer auf dem Deich. Nächstes Zwischenziel ist Rødbyhavn. Hier zweigt auch die Küstenroute und die EV10 von der Küste ab. Ich will aber weiter parallel zur Küste fahren. Erstmal geht es in Rødbyhavn am Fährterminal vorbei. Schon komisch hier mit dem Fahrrad zu sein. An diesem Ort betrat ich vor 23 Jahren das erste Mal nordeuropäischen Boden. Mehrfach mit dem Auto und einmal mit dem Zug per Fähre die Landenge von/nach Deutschland überquert. Auf der Karte habe ich mich gewundert, was der Radweg für einen Schlenker um ein Industrie- bzw. Gewerbegebiet macht. Es braucht mehrere Hinweisschilder "Tunnelfabriken" bis es bei mir Klick macht. Da wird der neue Tunnel zwischen Deutschland und Dänemark gebaut.

                    Später bestätigt sich meine Erklärung in einem kleinen Infozentrum, in dem eindrucksvoll die riesigen Dimensionen des Bauprojekts aufgezeigt werden.

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ID: 3174415
                    Die Pause neben selbigen verbringe ich gut überwacht von einer ständig kreisenden Drohne. Eigentlich wollte ich nur in Ruhe ein bisschen Proviant futtern. Mit der Ruhe war wohl nichts.

                    Weiter geht es parallel zur Küste. Irgendwann zweigt der Weg über die Dörfer ab. Für eine Zwischenpause lädt ein Naturinfozentrum am Wegesrand ein. Die haben auch eine sehr liebevoll eingerichtete Shelter hinter dem Haus. Da ich noch ein paar Kilometer weiter will, kommt diese nicht in Frage.


                    Ziel ist heute Errindlev havn. Ein kleiner von Einheimischen gepflegter Hafen. Die Zeltwiese ist noch nicht wirklich gemäht, ich darf aber neben der Shelter zelten.
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ID: 3174416
                    Der improvisierte Kocher darf heute gleich Mal Gemüsepfanne braten, was auch problemlos funktioniert.

                    Abends mache ich noch ein Spaziergang im Abendlicht.
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ID: 3174417


                    Zeltsuchbild

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                    • Sternenstaub
                      Alter Hase
                      • 14.03.2012
                      • 3583
                      • Privat


                      #11
                      ja. Dänemark ist wirklich schön zum radwandern, danke für den Bericht. Bin hier mal mit meinen Kindern an der Westküste entlang geradelt, von der deutschen Grenze immer hoch in den Norden. Wenn das mit einem neuen (alten) Rad klappt, wäre deine Tour vielleicht auch eine Alternative. für mich..grübel
                      Two roads diverged in a wood, and I—
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                      • carolinenord
                        Gerne im Forum
                        • 21.11.2009
                        • 99
                        • Privat


                        #12
                        Achter Tag - Genussradeln und Strandentspannung


                        Über kleine Dorfstraßen geht es heute weiter. Der ein oder andere kleine Verfahrer ist auch dabei. Auf der Nebenstrecke ist die Ausschilderung zwar immer noch gut, aber nicht mehr ganz so perfekt wie auf der nationalen Radroute. Trotz guten und warmem Wetter war ich total fotofaul. Es gibt kein Foto von diesem Tag.

                        An einem Grundstück läuft ein kläffender Hund rum. Ab irgendwie komme ich unbeschadet mit ziemlich viel Unbehagen dran vorbei.

                        Am Ortseingang von Nysted komme ich an einer großen Schlossanlage vorbei. Vielleicht hätte ich recherchieren sollen, was es zu sehen gibt, Lust auf einen Abstecher habe ich gerade nicht.

                        In Nysted dann Fisch essen an einem Imbiss. Es sind nur noch ein paar Kilometer bis zum Lagerplatz. Diese verlaufen teilweise dicht am Ufer bei schönstem Wetter. Genussradeln.

                        Der Lagerplatz ist gut besucht von picknickenden Menschen. Es wird ein fauler Nachmittag lesend am Strand.

                        Abends füllt sich der Platz mit dänischen Familien. Man merkt, dass mittlerweile Pfingsten ist. Die ersten Mücken wittern auch ihre Chance auf Nahrung.

                        Der Tag endet mit Sonnenuntergang gucken auf dem Steg.

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                        • carolinenord
                          Gerne im Forum
                          • 21.11.2009
                          • 99
                          • Privat


                          #13
                          Neunter Tag - Expedition zur Südspitze


                          Die letzte Etappe steht an. Ich brauche wieder so meine Zeit am Morgen. Die meisten anderen haben ihr Lager schon abgebaut. Irgendwann kommt auch das Gemeindeauto vorbei. Es hat aber kein Interesse an mir und meine Buchung für den Lagerplatz wird auch nicht kontrolliert.

                          Es geht wieder über kleine Dorfstraßen und ein Stück durch den Wald. Es sind auch mal 200 Meter loser schwer fahrbarer Schotter dabei. Das ist dann auch schon das schlechteste Wegstück auf der ganzen Dänemarktour. Mein Rad bleibt aufgrund der durchweg guten Wegen sauberer als auf den meisten Deutschlandtouren.

                          Die Landstraße von Nysted nach Nykøbing hat einen neuen Radstreifen. Sodass ich eine Weile auf ihr bleibe. Es geht an einem bekannten Kunstmuseum vorbei. Dies besuche ich nicht. Aber eine Holunderblütenlimo und ein Eis im Museumscafe passen gut. Mit meinen Radsachen fühle ich mich allerdings etwas deplatziert. Der durchschnittliche Besucher ist etwas feiner angezogen.

                          Dann nehme ich doch noch einen Weg über kleine Dorfstraßen, anstatt der Hauptstraße.

                          Und dann müsste dieser Reisebericht nach dem Titel her eigentlich enden. Ich stehe nämlich an der Brücke nach Falster. Falster ist die achte Insel. Oder anders ausgedrückt, über sieben Inseln muss man strampeln, um das Tourenende auf der achten Insel zu erreichen.

                          In Nykøbing gebe ich noch dänischen Pfand ab und sammle noch etwas süßes Gebäck ein. Eine Verzehrstatistik über Kanelsnegl habe ich auf der Tour nicht geführt, es ist aber der ein oder andere Snegl in meinem Bauch gelandet.

                          In Nykøbing begegnen mir viele Tourenradler. Meine Strecke führt jetzt bis Gedser auf dem Berlin- Kopenhagen - Radweg und der ist gut befahren. Gut befahren ist auch die Europastraße. Der Radweg führt allerdings nur kurze Strecken an ihr entlang und führt sonst über Dorfstraßen. Irgendwie ein komisches Stück. Einerseits Tourende und andererseits eine Strecke, die wieder von vielen Autotouren in Richtung Schweden und Norwegen bekannt ist.

                          In Gedser sagt mir der Lagerplatz am Yachthafen nicht zu. Der Platz an der Naturschule ist allerdings fein gepflegt. Im Ort läuft mir auch ein Schild zum südlichsten Punkt Dänemarks über den Weg.

                          Den nehme ich noch mit. Ein ganz interessantes Infozentrum oberhalb der Südspitze.
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                          Am Abend will ich essen gehen. Suche eine Weile rum und lande schließlich in einer Mikrobrauerei. Eigentlich wollten die schon schließen, machen aber noch etwas zu essen. Mit mal füllt sich die Lokalität noch. Ganz spannend zu beobachten, was sich so alles an unterschiedlichen Gästen aus verschiedenen Ländern hier trifft. Man merkt halt das Gedser Fährhafen ist.

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                            #14
                            Danke Dir für Deinen schönen Bericht! Das könnte eine schöne Strecke für eine Tour mit den Kindern sein: sehr viele Zeltplätze und Strandurlaub inklusive.

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                            • carolinenord
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                              • 21.11.2009
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                              #15
                              Danke für deine Rückmeldung!

                              Jetzt kommt noch der Abschluss.

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                                #16
                                Zehnter Tag - Heimfahrt


                                Der Tag beginnt ungewöhnlich früh. Zügiger Zeltabbau und dann zum Fährhafen rollen. Vorbuchen konnte man die Fähre nicht, also hoffe ich, dass man problemlos mitkommt. Das Ticket ist schnell am Automaten gezogen. Draußen fängt es an zu schütten. Das Servicepersonal gibt zu verstehen, dass noch eine Viertelstunde Zeit ist, bis ich ans Tor kommen soll. Also schaue ich mir die Terminalhalle samt Ausstellung zur Geschichte des Fährhafens an. Neben der alten Dampflok schläft eine Katze. Es stehen auch ein paar Futternäpfe rum. Es gibt sie also noch, die Hafenkatzen von Gedser. Auf irgendeiner Autotour haben wir mal welche auf der Wartespur erlebt, die Akrobaten darin waren, in den Mülleimern nach Futter zu suchen. Gut, dass sie jetzt ordentlich gefüttert werden und einen trockenen Platz haben.
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                                Ich bin gespannt, wie die Beladung auf der großen Fähre funktioniert. Ich darf als Erste rauf. Nach hinten soll ich fahren und dann links. Mhh. Wenig konkret. Mal schauen, wo es links gehen soll.

                                Aha. Da sind Haltestangen und große Fahrradmarkierungen. Perfekt. Fahrrad lässt sich super sichern. Das sollen wir diesen Sommer auf einer anderen Fähre noch viel chaotischer erleben.


                                Ich gehe hoch in die Cafeteria. Dänemark verabschiedet sich mit Regen.

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                                Zeit für ein ausgiebiges Frühstück. Zwei Stunden später rolle ich von der Fähre und suche den Weg aus dem Fährterminal. Irgendwann lande ich an einer Schranke, die aber der Meinung ist, sich nicht für Radfahrer öffnen zu wollen. Also an ein Tor rollen, an dem ein Port Rostock Auto mit Personal steht.

                                Die Mitarbeiterin befreit mich mit Schlüssel aus dem Fährterminal und es geht auf deutschen Radweg. Irgendwie hat mir die Strecke zwischen Fährhafen und Bahnhof vorher Gedanken verursacht. Ich habe mich schließlich für viel Abstand zwischen Fähre und Zug entschieden.

                                Also rolle ich gemütlich los. Die Routenfindung funktioniert ganz gut, auch wenn ich mich erstmal wieder an deutsche Ausschilderung gewöhnen muss. Ist aber gut ausgeschildert.

                                Am Stadthafen angekommen, ist noch viel Zeit. Ich schlendere einige Zeit herum und schaue mir die Aktivitäten auf einem Segelschiff an. Wenn ich die anderen Schaulustigen richtig verstanden habe, soll auf dem Schiff ein Mitglied der Kellyfamily weilen.

                                Zum Tourabschluss gibt es noch ein Fischbrötchen und dann geht es hinauf zum Bahnhof und rein ins Abenteuer Eisenbahn am ersten 9- Euro - Ticket Wochenende.

                                Ich habe von vornherein darauf gesetzt einen großen Teil der Strecke mit dem Fernverkehr zu fahren, was auch sehr gut klappte. Das letzte Stück muss aber Regionalverkehr sein. Mein Partner sitzt in dem Zug, in den ich eigentlich möchte. Aber keine Chance hinein zu kommen. Also verbringen wir die Stunde bis zum nächsten Zug gemeinsam auf dem Bahnsteig. Der nächste Takt ist eine RB, die nicht ganz so überfüllt wie der RE ist.

                                Man kommt rein, auch wenn es etwas Gemurre von anderen Fahrgästen gibt. Mit etwas durchrücken und gegenseitiger Rücksichtnahme funktioniert es aber.

                                Es zeigt mir aber, dass wir im Sommer definitiv auf Fernverkehr setzen sollten und damit die Fähre von Sassnitz nach Schweden ausscheidet. Aber das ist ein anderes Reisekapitel.

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