• evernorth
    Fuchs
    • 22.08.2010
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    • Privat


    [SE] Mit dem Packraft am Rogen – die Entdeckung der Langsamkeit

    Tourentyp Kanutour
    Breitengrad 62.3292084
    Längengrad 12.4145508


    Reisezeit: 28.08.20 - 11.09.20


    Hier beginnt nun endlich „mein“ Reisebericht, doch das ist nur die „halbe“ Wahrheit:
    Es ist der gemeinsame Reisebericht von Tom und Bernd (evernorth und Borgman), denn schließlich waren wir ja zusammen unterwegs.

    So ein gemeinsamer Reisebericht ist „Neuland“ für uns, was uns mitnichten davon abhalten wird, dieses „neue“ Terrain mit Verve und Leidenschaft zu betreten, denn schließlich entspricht es ganz und gar unserer Trekking - Passion, „neues Land“ zu betreten.

    Wir wünschen beachtliches Vergnügen!




    (Foto: Bernd)
    Zuletzt geändert von evernorth; 30.12.2020, 21:23.
    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

  • Borgman
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    • 22.05.2016
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    #2
    08. September: Vingarna


    Beinahe lautlos gleitet das Packraft über den spiegelglatten Öster Vingarna. Mühelos. Schwerelos. Nur meine eigene Bewegung versetzt das Wasser in sanfte Schwingung, lässt die Reflexion der Wolken auf der Oberfläche pulsieren. Zärtlich wie Schmetterlingsflügel, stelle ich mir vor, sollen die Paddelblätter links und rechts eintauchen. Lautlos, mühelos, gleichförmig verschmelzen sie mit der erwartungsvollen Stille des frühen Morgens. Hier und da dümpeln Enten in Ufernähe, zu weit weg, um sich von mir gestört zu fühlen. Schlafen sie, oder genießen sie wie ich die Morgenflaute? Die Zeit des Tages, in der man sich einfach treiben lassen kann, die keine Entscheidung, keine Anstrengung fordert.






    Öster Vingarna


    Ein Windhauch wellt ganz leicht das Wasser, dann steigt die Sonne über die Wolken im Osten, und wieder ändert sich die Stimmung. Goldenes Spätsommerlicht kleidet gewöhnliche Kiefern und Birken in kostbare Gewänder, wärmt Paddler und Enten gleichermaßen. Zwei Rentiere, ein junges weißes und ein braunes erwachsenes, betrachten von einer Landzunge neugierig das gelbe Gummiboot. Am Himmel zieht ein großer Greifvogel seine Kreise. Den breiten dunklen Schwingen nach könnte es ein Steinadler sein. Gibt es die hier? Erst jetzt fällt mir auf, dass ich während der ganzen Zeit im Rogengebiet keinen einzigen Greifvogel bewusst wahrgenommen habe, was sich wohl daraus erklärt, dass es auch keine Spuren von Nagern gab.








    Eigentlich schade, dass Tom diese besondere Stunde des Tages nicht hier auf dem See erlebt. Er braucht morgens seine Zeit, wogegen ich glücklich bin, wenn ich früh aufbrechen kann. Zumal heute der Wind am Vormittag ungemütlich auffrischen soll. Wir haben verabredet, dass ich an der nördlichsten Bucht des Väster Vingarna auf ihn warte, dann gehen wir gemeinsam zurück zum Käringsjön, wo das Auto steht. Selbst in meinem gemächlichen Tempo erreiche ich bald die Landenge, die den Öster vom Väster Vingarna trennt. Hier muss ich kurz umtragen, aber einen trockenen Platz zum Anlegen gibt es in der nordwestlichen Bucht nicht. Das Ufer ist ein einziges Feuchtgebiet. Na ja, auch egal, dann ziehe ich die wärmenden Neoprensocken aus, trockne auf der anderen Seite die Füße und streife sie wieder über. Man denkt ja, Neopren wärmt auch in nassem Zustand, doch das stimmt nur bedingt. Jedenfalls ist das Material für die herbstliche Temperatur etwas zu dünn.



    Nasse Anlegestelle



    Väster Vingarna


    Mittlerweile bläst der Wind stetig aus Westen, genau wie vorhergesagt. So langsam sollte sich Tom auf die Socken machen, denke ich. Wobei er bislang selbst bei stärkerem Wind keine wirklichen Probleme hatte, er macht immer einen erstaunlich gelassenen Eindruck. Da bin ich schon eher besorgt. Auf dem Väster Vingarna bauen sich natürlich nicht so schnell große Wellen auf wie auf den großen Seen. Wenn ich da an unsere zweite Rogen-Querung denke, die war schon grenzwertig. Die erste eigentlich auch. Ich war sehr erleichtert, dass wir uns danach an die kleineren Seen gehalten haben. Wie viele Tage ist das her? Was ist überhaupt für ein Wochentag? Wie schnell man hier das Zeitgefühl verliert! Haben wir viel oder wenig gemacht? Und wen kümmert das? Wir hatten einfach eine gute Zeit hier am Rogen.


    An der nördlichen Bucht lege ich an, schnalle den Rucksack vom Boot und binde es vorsichtshalber zum Trocknen an eine junge Birke. Man weiß ja nie. Wäre nicht das erste Mal, dass mir das Packraft wegfliegt. So geschmeidig wie beim Paddeln sind auch meine Bewegungen an Land geworden, alles fühlt sich weich und fließend an. Da haben wir zufällig einen perfekte Platz zum Anlanden als Treffpunkt gewählt. In aller Ruhe suche ich eine ebene Stelle, wo ich das Zelt zum Trocknen aufstelle, beginne mit den Vorbereitungen fürs Frühstück und warte auf Tom.

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    • Freedom33333
      Dauerbesucher
      • 09.09.2017
      • 900
      • Privat


      #3
      Bei Packraft-Touren bin ich immer am Start, freue mich schon sehr auf euren Bericht (und hoffentlich auch ein paar Boot-Fotos).

      Gerne auch bei Gelegenheit ein Überblick über die Ausrüstung die man zusätzlich dabei haben muss gegenüber einer normalen Tour, inzwischen ist so eine Tour auch für mich vorstellbar geworden. (Irgendwie erschreckend wie schnell man sich an neue Dinge gewöhnen kann, die man davor noch total speziell und krass fand).

      Und: Beeindruckend literarisch geschrieben Bernd.

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      • Bergahorn
        Erfahren
        • 13.04.2019
        • 441
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        #4
        Boah, was für ein Anfang! Ist ja geradezu Poesie und fängt sprachlich die Stimmung auf den Bildern ein. Bitte bald weiterschreiben, bin schon jetzt Fan dieses Berichts!

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        • vobo

          Vorstand
          Dauerbesucher
          • 01.04.2014
          • 734
          • Privat


          #5
          Hurra, es geht endlich los. Und der eine von vorne und der andere von hinten - wenn das nicht auf einen Höhepunkt hinausläuft. Dramaturgisch perfekt, ich freu mich!

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          • Fjellfex
            Fuchs
            • 02.09.2016
            • 1511
            • Privat


            #6
            Ich reihe mich gerne ein in die Schar der Entzückten!
            Da habt ihr beiden ein interessantes Erzählformat kreiert - das wird extra spannend.
            Johann Wolfgang von Borgman hat sich in der That literarisch selbst übertroffen.
            Und gerne ausführlich über die Erfahrungen rund ums Packraften berichten; die Sache mit den Neoprenschuhen bei Kälte ist schon mal registriert...

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            • Borgman
              Dauerbesucher
              • 22.05.2016
              • 768
              • Privat


              #7
              Dann übernehme ich mal die erste Antwort-Runde. Tom hat es ja schon beschrieben – ein gemeinsamer Bericht ist für uns beide Neuland. Da stellt sich natürlich zuerst die Frage nach der Form. Dass wir gemeinsam an einem einheitlichen Text arbeiten, ist für uns unpraktikabel. Also teilen wir auf, jeder abwechselnd einen Tag? Oder jeder jeden Tag aus seiner Sicht? Ach, lasst Euch einfach überraschen, wir wissen ja selber noch nicht, was am Ende herauskommt.

              @Freedom33333: Jaa, Tom hat mir erzählt, dass Du Dich für Packrafting interessierst. Wir gehen bestimmt noch auf diese Themen ein. Aber hab Geduld, lass uns erst mal in Gang kommen.
              Der Titel ist
              eben nicht ganz zufällig gewählt

              @Bergahorn: Danke! Die Stimmung an jenem Morgen musste ich einfach so gut wie möglich beschreiben. Das war so ein Moment auf dem Wasser, wo man ganz bei sich ist und alles andere unwichtig.

              @vobo: Das mit dem von vorne und von hinten und dem Höhepunkt habe ich zwar nicht ganz verstanden, musste aber grinsen . Ob Deine Erwartungen tatsächlich erfüllt werden, kann ich nicht versprechen...

              @Fjellfex: Haha, Du übertreibst mit Deinen schmeichelhaften Vergleichen – das wird irgendwann noch jemandem zu Kopfe steigen. Nee, wir bleiben hier mal auf dem Teppich und sind, siehe oben, genauso gespannt wie Du, was draus wird.

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              • evernorth
                Fuchs
                • 22.08.2010
                • 1835
                • Privat


                #8
                [SE] Mit dem Packraft am Rogen - die Entdeckung der Langsamkeit -


                Rogen? Ist das nicht dieser glibberige Fischlaich?
                ( Ja / Nein / Vielleicht? Bitte ankreuzen, aber….. Was hat das mit diesem Reisebericht zu tun? )

                Nun, Spaß beiseite, natürlich hatte ich schon recht oft von dem Seengebiet in der norwegisch - schwedischen Grenzregion im schwedischen Jämtland gehört, hatte zahlreiche Beiträge gelesen und beeindruckende Fotos gesehen.
                Ich war aber selbst dort noch nie zuvor unterwegs gewesen.
                Das sollte sich nun ändern, doch wie war es dazu gekommen?

                Das Jahr 2020 stand und steht ( bis heute...und für die nächsten 13 Jahre...steht auf Facebook ) unter teils dramatischen Vorzeichen.
                In diesem Jahr waren bei mir gleich mehrere Touren den Bach runter gegangen.
                Schon im Februar / März, also noch vor dem ersten Lock - down, machte ich eine kurze Foto -
                Exkursion nach Island, wo ich in einer Eishöhle fotografieren wollte. Wollte.....
                Nur, dass ich diese wegen eines verheerenden Sturms - bis zu 180 km/h Windgeschwindigkeit in Böen - und extremen, winterlichen Verhältnissen, gar nicht erreichen konnte.
                Straßen - Sperrung für 3 ganze Tage!
                Die gebuchte Veranstaltung bei einer kleinen, lokalen Firma wurde dann auch vom Veranstalter abgesagt. Da hing ich dann 3 Tage im Hotel, Nähe Skaftafell, fest, und kam noch nicht einmal vor die Tür. Ein Versuch, ein wenig die Beine zu vertreten, endete schon nach 20 Metern. Auf diesem Stück wurde ich etwa fünf Mal! einfach umgeblasen und beendete umgehend mein Ansinnen.
                Am Ende meines Island - Aufenthaltes hatte ich weniger als 10 Fotos gemacht und verließ nach 5 Tagen, völlig frustriert, die Insel wieder.
                Ich brauchte lange, um mich davon zu erholen.

                Ende April wurde das European Packrafting meet - up an der Soca / Slovenien auf Mitte September verlegt, um dann Mitte August erneut verlegt zu werden, nach Österreich.
                Da wollte ich aber nicht hin, denn Österreich reizte mich überhaupt nicht.
                Meine Skandinavien - Tour von Norwegen nach Schweden hatte ich schon früh aufgegeben.
                Im Nachhinein eine völlig richtige Entscheidung, denn die Quarantäne - Bestimmungen in Norwegen hätten das auch nicht zugelassen.
                So kam Bernd, akka Borgman, ins Spiel.
                Seine Erfahrungen in Island, im Juli 2020, machten mir wieder soviel Mut, dass ich für Ende August einen Lufthansa - Flug nach Keflavik buchte. Etwa 10 Tage vor dem Abflug verschärfte Island wieder seine Einreise - Bestimmungen und so musste ich auch diesen Flug wieder stornieren / umbuchen.
                Ich war am verzweifeln, doch ich war nicht allein. Bernd musste seinen Flug nach Norwegen ebenfalls stornieren. Was sollten wir nur machen?
                Dann erreichten mich folgende Zeilen von Bernd:

                „Aber ganz verzichten möchte ich auch nicht. Schweden und Deutschland haben gerade keine Probleme miteinander. Verrückte Idee: was hältst du von einem Road Trip, zum Beispiel nach Grövelsjön? Ganz flexibel, mit oder ohne Fähre... könnte man auch das Packraft mitnehmen... zusammen fahren und mehr oder weniger getrennt wandern? Ich denke nur laut, momentan. Hast du eine andere Idee?“

                Hatte ich nicht. Ich fand die Idee großartig und so haben wir es dann gemacht: Ich fuhr mit dem Auto nach Kiel und traf dort auf Bernd, der mit dem Zug angereist war. Wir nahmen die Fähre nach Göteborg.

                Am Ende wurde es aber doch nicht Grövelsjön, sondern der Rogen.

                Und das war auch gut so.

                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 762F9834-B29D-460B-80EF-90970AB7C77B.png Ansichten: 0 Größe: 1,64 MB ID: 3009053 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: B48B5BEC-C1A7-41B0-A974-CBA3B63E2CA4.jpeg Ansichten: 0 Größe: 612,3 KB ID: 3009054 https://www.lantmateriet.se/
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                • Mika Hautamaeki
                  Alter Hase
                  • 30.05.2007
                  • 3996
                  • Privat


                  #9
                  Herrlich, endlich mal wieder ein Bericht aus der region. Für mich immer noch eine der schönsten Wanderregionen Schwedens mit dem enormen Vorteil, dass man aus Hamburg in einem Tag ankommen kann.
                  So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                  A. v. Humboldt.

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                  • Borgman
                    Dauerbesucher
                    • 22.05.2016
                    • 768
                    • Privat


                    #10
                    @Mika Hautamaeki: Danke – damit lieferst Du mir das perfekte Stichwort für den nächsten Teil. Jaa, man könnte wohl auch an einem Tag ankommen...



                    29. August: Road Trip

                    Wer sich bei einer Überfahrt mit der Stena Scandinavica eine aufregende Schiffsreise erhofft hatte, ist heute wohl einigermaßen ernüchtert. Außer, er hat sich an der einzigen geöffneten Bar bis zum Anschlag die Kante gegeben. In diesem Fall ist er eher verkatert, freut sich auf einen schönen starken Kaffee, mit dem er seine handvoll Aspirin herunterspülen kann und wird wieder enttäuscht. Anscheinend hat man auf der Stena Scandinavica ein Verfahren entwickelt, mit dem restlos jegliches Aroma aus dem Kaffee entfernt werden kann. Danke, Stena, kannst du stolz drauf sein, dafür bezahlen wir natürlich gerne 35 Kronen pro Nase. Oh, da ist ein Påfyllning drin? Das lassen wir uns doch nicht zweimal sagen. So einen ... äh ... Kaffee werden wir so bald nicht wieder bekommen ... hoffentlich.

                    Was für ein Glück, dass ich im Gegensatz zu Tom nicht auf das kulinarische Angebot an Bord gesetzt habe. Das warme Essen gestern Abend sah nicht lecker aus. Unförmige Fleischklumpen von ungewisser Herkunft, zerkochtes Gemüse und eine blassbeige Soße, die vermutlich wahlweise als Suppe gereicht wurde, weckten keinerlei Verlangen. Die Kartoffeln hätte man wahrscheinlich essen können, aber ich hatte ja mein Käsebrot dabei. Tom stand eine Weile ratlos und leicht angewidert vor der Theke und hat sich dann in der Not einen Fischburger bestellt. Der sah dann doch ganz appetitlich aus, jedenfalls besser, als die Auslage erwarten ließ.

                    Man muss allerdings sagen, dass das eingeschränkte Angebot vermutlich auch der sehr geringen Anzahl von Passagieren geschuldet ist. Es dürften ungefähr zur Hälfte Fernfahrer und zur Hälfte Urlauber sein, wobei sich bestimmt noch ein paar Urlauber aus Angst vor Ansteckung in ihren Kabinen verschanzt haben. Die sieht man natürlich nicht. Alle anderen halten sich weitgehend an die Abstandsregeln, Platz ist genug. Weiterer Vorteil der geringen Auslastung: Check-In und Ausfahrt gehen sehr flott. Keine Viertelstunde nach Ankunft in Göteborg fahren wir schon auf der E45 nach Norden.

                    An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an Tom! Hätte ich nicht spätestens seit unserem Leipzig-Trip gewusst, dass es ihm wenig ausmacht, längere Strecken mit dem Auto zu fahren, dann wäre mir die Idee mit Schweden wahrscheinlich gar nicht erst gekommen. Die gut 600 Kilometer bis Grövelsjön (wo wir letzten Endes ja doch nicht hinfahren sollten) auf der Straße hätten mich abgeschreckt. Dass wir sein Auto nehmen, wo wir schon mal bei Vorteilen sind, begünstigt auch die Tatsache, dass wir überhaupt unterwegs sind. Meins steht nämlich seit vorgestern mit einem Getriebeschaden in der Werkstatt.

                    So fahren wir also jetzt tatsächlich durch Schweden, allen Widrigkeiten zum Trotz. Die ersten zweieinhalb Stunden bis zum kleinen Ort Säffle vergehen, wenn nicht unbedingt wie im Flug, dann doch sehr entspannt. Zuerst steuern wir den Coop Extra an, damit ich meine üblichen Lebensmittel für die Tour besorgen kann, Tom braucht eigentlich nichts, kauft aber aus reiner Neugier oder Geselligkeit auch ein paar schwedische Delikatessen, und setzten uns dann mit einem Kaffee an eine Picknickbank. Zeit für erste Naturbeobachtungen. Das Balzverhalten männlicher Jugendlicher in Säffle unterscheidet sich nämlich in amüsanter Weise von vergleichbaren Ritualen in heimischen Habitaten.

                    Man hat sich alte Autos so zurechtgemacht, dass sie die Form, wenn auch nicht die Funktion, verbeulter Pick-Ups erhalten und versucht damit, maximale Aufmerksamkeit zu erregen. Das heißt in diesem Fall, man demonstriert einen möglichst schlechten Musikgeschmack, es klingt ein bisschen wie die Musik zu einem japanischen Werbespot für rosa Plüschtiere oder einer Zeichentrickserie für Dreijährige, und schleicht alleine oder zu zweit so langsam wie möglich im Karree. Wir vermuten die Ursache für das verlangsamte Tempo in dem Umstand, dass sie zwar schon einen gewissen Hormonüberschuss haben, aber noch keinen Führerschein. Für diese Theorie spräche auch das Warndreieck am Heck eines jeden Gefährts. Säffle ist wie gesagt nicht sehr groß, so dass wir bald alle Individuen wiedererkennen. Nach der dritten oder vierten Runde haben wir genug gesehen und setzen gut gelaunt die Fahrt nach Norden fort. Im Stillen wünschen wir ihnen alles Glück bei der Partnersuche. Viel Hoffnung haben wir nicht.

                    Das Albun „Taste of Honey“ vom Trio Ulf Wakenius, Lars Danielsson und Magnus Öström liefert den perfekten Soundtrack für die endlosen Wälder zwischen Torsby und Malung. Was für ein Glück, dass wir uns bei der Musik weitgehend einig sind. Im Zweifel entscheidet natürlich der Fahrer. Zwar könnte man theoretisch die ganze Strecke an einem Tag schaffen, aber dann wird es sehr spät. Wenn wir irgendwas haben, wenn schon keinen Plan, dann ist es Zeit. Und mit der Zeit entwickelt sich vielleicht auch ein Plan. Also halten wir am Campingplatz Malung und schauen uns um. Es regnet. Kein Mensch zu sehen. Tom gefällt der Platz nicht. Warum? Nur so ein Gefühl.

                    Dann fahren wir eben weiter, wird schon noch was kommen. Was sich als Fehleinschätzung erweist. Die nächsten zwei Stunden verbringen wir damit, die eine oder andere Stelle zu besichtigen, die vielleicht zum Wildzelten einlädt, fahren Umwege, hin und zurück, kreuz und quer, aber wirklich überzeugen kann uns nichts. Nur halb im Scherz erwägen wir eine einladende Rasenfläche am Friedhof von Lima. Nee, zu dicht an der Hauptstraße. Dann fahren wir wohl doch noch die halbe Nacht durch ... oder, was ist das? Eine Angelstelle am Fluss? Kurz vor Kläppen werden wir, sogar noch bei Helligkeit, für unsere Geduld mit dem besten kleinen Notzeltplatz aller Zeiten belohnt.


                    Aah, wie herrlich, die erste Urlaubsnacht im Zelt! Wenn die freie Zeit noch vor einem liegt wie ein unbeschriebenes Tagebuch, das begierig darauf wartet, mit Erlebnissen gefüllt zu werden. Wenn alle Ausrüstung und Lebensmittel noch ungeordnet herumliegen und man bis zum nächsten Morgen nichts, aber auch gar nichts findet, ohne das ganze Zeug zweimal zu durchwühlen, wodurch ein noch größeres Chaos entsteht. Wenn dann endlich alles für ein einfaches Abendbrot bereitliegt und das Bier beim Öffnen zischt, wenn die feuchte Kühle das Tal herunter kriecht, die ein Heißgetränk vor dem Schlafengehen unwiderstehlich verlockend macht, dann ... ja, dann fühlt man sich erst so richtig bis in die Knochen sauwohl. Gute Nacht!



                    30. August: Käringsjön

                    Sind wir gestern noch quasi sorglos ins Blaue gefahren, so schleicht heute nach dem Frühstück eine Frage durch unsere Hirnwindungen wie eine Katze durch das hohe Gras. Was wollen wir eigentlich machen? Ein bisschen paddeln, ein bisschen wandern in schöner Landschaft. Paar Berge wären nett. Vom Rogengebiet hatten wir natürlich schon Reiseberichte gelesen, an die wir uns aber bestenfalls vage erinnern. Grövelsjön als Ausgangspunkt ist mir nur deshalb in den Sinn gekommen, weil man bis dahin die kürzeste Strecke fahren muss, nicht weil ich irgendeinen blassen Schimmer hätte, was man da macht.

                    Und überhaupt: gehen wir zusammen los oder macht jeder seine eigene Tour? Die Frage ist mir jetzt neu, weil ich immer davon ausgegangen bin, dass wir den größten Teil der zwei Wochen getrennt wandern. Unser Biorhythmus tickt doch zu unterschiedlich, dachte ich. Tom geht manchmal erst schlafen, wenn ich schon wieder aufstehe. Jetzt stellt sich heraus, dass ich anscheinend der Einzige bin, der sich diese Frage stellt, denn Tom ist auf dem Ohr taub. Nach gut norddeutscher Sitte ignoriert er das Thema einfach. Warum über etwas reden, das doch sowieso schon längst feststeht?

                    Schön, kann ich auch mit leben. Wir werden ja nach ein paar Tagen sehen, wie es läuft. Dann könnte immer noch jeder seiner eigenen Wege gehen. Also, mal auf die Karte gucken. Was macht man in Grövelsjön? Man paddelt längs über den See und landet in Norwegen. Sieht so auf der Karte sehr nett aus, können wir aber knicken. Ein illegaler Grenzübertritt käme höchstens in Betracht, wenn es keine elegante andere Möglichkeit gibt. Und von Grövelsjön am Anfang und Ende einen kilometerlangen Fußmarsch über das Långfjäll, um in Schweden zu bleiben, will Tom mit seinem schwereren Packraft nicht in Kauf nehmen. Kann man nachvollziehen. Was also tun? Die Antwort liegt auf der Hand: wir fahren nach Käringsjön, wo sowieso fast alle Paddler starten. Da ist man mitten drin im Gebiet und aller Sorgen ledig.

                    Nachdem das also beschlossen und besiegelt ist, biegen wir hinter Särna nicht nach Idre sondern nach Tännäs ab. Das Wetter ist so mittelgut. Regenschauer wechseln mit Sonnenstrahlen ab, es weht ein eiskalter Wind. Wir haben es nicht eilig ins Boot zu steigen, zumal für morgen Besserung in Sicht ist. Lieber heute noch den Tag verbimpeln, in Käringsjön übernachten und morgen mit dem ersten Hahnenschrei aufbrechen. Hoffentlich haben sie einen Hahn in Käringsjön.

                    Spätestens als wir von Dalarna nach Jämtland kommen, ändert sich allmählich die Landschaft. Rentiere weiden auf offenen Heideflächen entlang der Straße, Birken gesellen sich zu den Kiefern und bilden aufgelockerte Wäldchen. Fast schon echte Wildnis. Hier hätte man natürlich prima wild zelten können, denken wir beide gleichzeitig und halten auf einem kleinen Parkplatz am Bach. Tom braucht eigentlich einen Kaffee, aber das Wetter ist uns dann doch zu ungemütlich. So lange man ein trockenes, warmes Auto zur Verfügung hat, kann man sich kaum vorstellen, bei Wind und Regen tatsächlich draußen zu sein.

                    Das ersehnte Heißgetränk bekommen wir erst kurz vor Tännäs im Restaurang Árran, das überraschenderweise auch eine kleine Abteilung für Outdoor-Ausrüstung hat. Aber wir brauchen ja nichts. Nettes Lokal jedenfalls, direkt am Skilift gelegen. Nach der Kaffee- und in meinem Fall auch Raucherpause ist es nicht mehr weit, bis wir auf eine Schotterstraße abbiegen, die fünf Kilometer vor Käringsjön zu einer rechten Rumpelpiste wird. Egal, hier müssen wir ja so bald nicht zurück.


                    Bei dem vielen Text brauchen wir hier dringend mal ein Foto zur Auflockerung, auch wenn es vom übernächsten Tag ist:


                    Käringsjön


                    Wir bezahlen die Maut für die Rumpelpiste und Parkgebühren für 8 Tage, dann dürfen wir unsere Zelte auf der freien Fläche neben einem Windschutz aufstellen. Tom hat, wie so oft, eine kleine Auswahl an Zelten dabei, zu denen er bestimmt bei passender Gelegenheit was schreiben möchte. Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Heute entscheidet er sich für das Unna, während ich mangels Alternative (oder eher mangels Verständnis für die Notwendigkeit mehrerer Solozelte) mein geliebtes Akto daneben stelle. Der Boden ist uneben und nass, der Blick auf den Parkplatz nicht unbedingt idyllisch, aber trotzdem gefällt es uns hier ausgesprochen gut.

                    Am Nachmittag entwickelt sich das Wetter erfreulich zum Besseren. Wir machen einen langen Spaziergang zum Ankommen und besprechen verschiedene Tourmöglichkeiten. Tom scheint irgendwie mit allem einverstanden zu sein, was ich vorschlage, sofern wir mehr paddeln als wandern. Ich würde gern den günstigen Nordwind nutzen um zuerst über den Rogen zu paddeln und so weit wie möglich nach Süden zu kommen. Wenn der Wind am Dienstag dreht, drehen wir uns halt mit und schauen mal, wohin er uns treibt...

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                    • wilbert
                      Alter Hase
                      • 23.06.2011
                      • 3083
                      • Privat


                      #11
                      „Taste of Honey“ vom Trio Ulf Wakenius, Lars Danielsson und Magnus Öström liefert den perfekten Soundtrack ...
                      Vielen Dank für den Tip!

                      Schöner Bericht von Euch beiden.
                      Ich bin gespannt wie sich das Ganze entwickelt.

                      VG. -Wilbert-
                      https://www.wildoor.de/

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                      • evernorth
                        Fuchs
                        • 22.08.2010
                        • 1835
                        • Privat


                        #12
                        Zitat von wilbert Beitrag anzeigen
                        Vielen Dank für den Tip!

                        Schöner Bericht von Euch beiden.
                        Ich bin gespannt wie sich das Ganze entwickelt.

                        VG. -Wilbert-
                        Moin Wilbert,

                        gern geschehen. Ja, ein tolles Album. Für mich das (Jazz) Album des Jahres 2020. Ein musikalischer Lichtblick....Seufz.
                        My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                        • evernorth
                          Fuchs
                          • 22.08.2010
                          • 1835
                          • Privat


                          #13
                          31.August: Funäsdalen

                          Bernd „drängelt“ ein bisschen und möchte etwas „Struktur“ in unseren noch fehlenden Plan bekommen. Deshalb macht er schon auf der Stena Scandinavica, und während unserer Autofahrt ganz viele Vorschläge. Gleich mehrere, tolle Ideen versucht er mir so schmackhaft, wie möglich aufzufächern. Finde ich alle gut.
                          Im Gegensatz zu mir hat er wohl schon vorher damit begonnen, sich ein wenig mehr mit den Karten und Begebenheiten zu beschäftigen, während ich noch nahezu „unbeleckt“ vor einem weißen Blatt Papier sitze.
                          Bei mir ist es jetzt so, dass ich erst einmal „ankommen“ möchte. Laangsam tauche ich deshalb ein, in diese neue Welt hier in Käringsjön.
                          Während unseres abendlichen Spaziergangs kristallisiert sich dann eine Route heraus, die eigentlich alles (oder zumindest vieles) an unterschiedlichen Aspekten der neuen Gegend berücksichtigt. Das hört sich spannend und sehr abwechslungsreich an: Ein überschaubarer Marsch zur Rogenstuga, und eine Querung des großen Rogen - Sees mit 1. Übernachtung am dortigen Windschutz/Lagerplatz, anschließende, längere Umtrage und Einsetzen in den Bredåsjön. Das klingt fast wie ein Plan und ist ein richtig guter Beginn, mit offenem Ausgang.

                          Hier muss nach längerer Zeit mal ein Foto kommen...



                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 4EC89045-FF76-4B58-8F3F-29DC9F0039BC_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 5,62 MB ID: 3009435 Käringsjön


                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: D2FDA503-A88B-460D-8F4A-75E79A3B36B3_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 5,68 MB ID: 3009436


                          Heute soll es endlich losgehen, doch erstens kommt es anders....
                          .... und zweitens, als man denkt.

                          Funäsdalen? Was zum Henker hat dieser Ort denn hier verloren?
                          Schon gestern Abend habe ich bei der Verwendung meines Gaskochers, Soto Windmaster, eine
                          Nachgiebigkeit beim Anbringen der Triflex Topfauflage bemerkt, ihr aber keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt. Heute morgen ist mir das Teil an der Verbindungsstelle einfach gebrochen. So ohne Topfauflage lässt sich der Brenner nicht mehr benutzen und das entsprechende Ersatzteil liegt bei mir zu Hause.
                          Bei der vorbildlichen Verarbeitungs- Qualität der Firma Soto habe ich mir so einen Ausfall nach gerade einmal 4 Jahren intensiver Nutzung nicht vorstellen können.
                          Nicht allein, dass dieses Versagen zu diesem Zeitpunkt nicht schon ärgerlich genug ist, nein, nun muss auch noch eine zeitaufwändige Lösung her: Ich brauche einen neuen Kocher!
                          Am vielversprechendsten scheint der Ski - Ort Funäsdalen zu sein, wenngleich bis dahin eine etwa neunzigminütige Autofahrt unumgänglich sein dürfte und der erste (und letzte!) Teil erneut über die abenteuerliche Maut - Straße geht.
                          Beim Googeln haben wir entdeckt, dass noch ein weiteres Sportgeschäft (oder war es ein Laden für Angler - Bedarf?) direkt auf dem Weg liegt. Als wir dort vorbeikommen ist der Laden zu. Ohnehin sah es nicht so aus, als hätte es dort einen Camping - Kocher gegeben.
                          Also weiter nach Funäsdalen.
                          Als wir den Ort endlich erreichen, staunen wir nicht schlecht: Hier ist alles auf den Wintersport ausgerichtet. In den Winter - Monaten dürfte hier einiges an Trubel herrschen. Jetzt geht es hier vergleichsweise ruhig zu, geschäftig, aber ruhig. Diese Beobachtung besänftigt meinen unruhigen Geist ein wenig, insbesondere, als wir vor dem Bergsport - Geschäft stehen, welches wir erst im zweiten Anlauf entdecken.
                          Wir betreten den Laden und ich steuere zielsicher auf ein Regal zu. Große Erleichterung, da stehen genau zwei Primus Gasbrenner! Einer ist viel zu schwer, aber der andere, ein Primus Micron Trail, (leider nur mit Piezo - Zündung), passt perfekt. Das dieser, umgerechnet gut 55 € kostet, spielt jetzt einfach mal keine Rolle. Den kaufe ich und dazu noch einen schwedischen Berghaferl aus Kunststoff. Den habe ich zuhause vergessen.
                          Im Anschluss daran ergänzen wir noch unsere Verpflegung durch den Einkauf im gegenüberliegenden Coop Supermarkt.

                          Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, haben wir in Funäsdalen keinen Kaffee getrunken, was schon irgendwie erstaunlich wäre, denn schließlich ist dieses Getränk der Kraftstoff unserer folgenden Tour (und auch der Zeit zwischen den Touren) gewesen. Kaffee fast zu allen Tageszeiten, von schwarz und stark, bis dünn, mit und ohne Milch.
                          Nicht unterschlagen möchte ich allerdings unseren ebenso ausgeprägten Hang zum Genuss eines gewissen Gerstensaftes, allerdings mit Kohlensäure.

                          Über den weiteren Ausgang unserer Funäsdalen - Exkursion gibt es nichts weiteres zu berichten, außer, dass wir am Nachmittag wohlbehalten (und mit neuem Kocher) „zum Kaffee“ wieder zurück in Käringsjön sind.
                          Zuletzt geändert von evernorth; 10.01.2021, 21:20.
                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                          • Borgman
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                            • 22.05.2016
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                            • Privat


                            #14
                            ... immer noch 31. August: Rogen

                            Yippee, endlich geht es los! Am Parkplatz schultern wir die Rucksäcke und laufen über den Hof, am Bootssteg vorbei, auf den schon von gestern bekannten Pfad zur Rogenstuga. Das muss für einen zufälligen Beobachter recht eindrucksvoll ausgesehen haben, besonders Toms Windrider: Paddel, nur in der Mitte geteilt, links und rechts in den Netztaschen, dazwischen eingeklemmt die schmale, dicke Rolle seines MRS Alligator und obendrauf thront die Rettungsweste. Zelt, Matte und Paddelschuhe stecken ebenfalls in den Netztaschen, damit das Ganze nicht noch höher wird. Ja, es dauerte eine Weile, bis alles seinen Platz gefunden hatte, aber gegen viertel nach drei sind wir tatsächlich auf dem Pfad.



                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                            (Foto: Tom)

                            So schön licht wie auf dem Foto ist der Wald allerdings nicht überall. Oft genug bleiben wir mit den Paddeln an Zweigen hängen – anfangs noch lachend, später immer öfter fluchend. Daran müssen wir uns erst noch gewöhnen. Nach anderthalb Stunden erreichen wir die Rogenstuga, wo wir schon von den freundlich lächelnden Stugvards erwartet werden. Na, was habt ihr denn vor? Wo wollt ihr hin? Ääh… also… so genau wissen wir das noch nicht. Erst mal über den Rogen, oder? Wir wirken vermutlich etwas muffelig, aber mehr aus einer gewissen Verlegenheit. So wie das alte Ehepaar, das den Autoschlüssel nicht findet - „du musst doch wissen, wo du ihn hingelegt hast“ - „nee, ich dachte du hättest ihn“.

                            Also, meine Idee, na ja, eher vage Vorstellung ist, dass wir uns nach dem Wind richten. Heute noch mit dem stetigen Nordwind den Rogen queren, mehr wird zeitlich sowieso nicht drin sein, und morgen zum Bredåsjön gehen. Da müssten wir mal sehen, wie weit wir auf dem See kommen, denn der Wind soll drehen. Und überhaupt erst mal abwarten wie es läuft. Wir wissen ja beide noch nicht, was man so schaffen kann und haben auch weder eine konkrete Vorstellung noch große Erwartungen. Der Kiesstrand an der Hütte ist jedenfalls ganz nach meinem Geschmack. Wirklich sehr schön hier!


                            erster Blick auf den Rogen



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                            Rogenstuga
                            (Foto: Tom)





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                            (Foto: Tom)

                            In aller Ruhe blasen wir die Boote auf, verspannen die Rucksäcke und machen die ersten Paddelschläge gegen sechs Uhr. Eine geschlagene Stunde hat das gedauert. Ziemlich genau die Zeit, die der Wind brauchte, um auf West zu drehen und ein bisschen Kraft zu sammeln. Na klasse, dann haben wir ihn statt von hinten jetzt genau von der Seite. Wir versuchen zuerst, den Durchlass neben der westlichsten Insel der Bredåholmarna anzupeilen, merken aber bald, dass es bei dem kräftigen Wind keine gute Idee ist, den Wellen die Breitseite anzubieten. Erstens schaukelt so ein leichtes Packraft wie ein betrunkener Dachs, zweitens spritzt dabei mehr Wasser rein als nötig, und drittens treibt man zu weit ab. Hätte ich nicht letztes Jahr schon Erfahrungen mit dem Blåmannsisvatn bei ähnlichen Bedingungen gemacht, wäre jetzt der geeignete Zeitpunkt, um in Panik zu geraten.

                            Stattdessen denke ich nur: das wird ein ordentliches Stück Arbeit. Tom und ich verständigen uns kurz, dass wir am besten genau gegen den Wind paddeln, und legen uns ins Zeug. Gegen den Wind heißt um diese Uhrzeit auch genau gegen die tief stehende Sonne, was zwar die grobe Orientierung vereinfacht, aber Landmarken wie Buchten und seltsamerweise sogar Inseln kaum noch erkennen lässt. Bald wissen wir nicht mehr, wo genau wir uns auf dem See befinden. Anscheinend sind wir nicht weit vom Kurs West-Südwest abgetrieben, denn die Inselgruppe dürfte ja kaum zu verfehlen sein. Als wir dann endlich nass und frierend ruhigeres Fahrwasser in Landnähe erreichen, ändern wir den Kurs auf Ost-Südost und halten mit dem Wind auf die nächste Insel zu, die wir für die westlichste halten. Jetzt ist auch mal Gelegenheit für ein Foto.


                            endlich in ruhigerem Wasser



                            Nur passt unsere vermeintliche Position überhaupt nicht zur Karte, und außerdem ist die Insel viel zu schmal. In unserem Zustand heiterer Glückseligkeit nach überstandener Rogen-Querung dauert es lange, bis wir das Offensichtliche erkennen: wir sind zwar wie die Irren nach Westen gepaddelt, wurden aber vom Wind immer weiter nach Südosten abgetrieben und haben gerade noch den letzten Durchlass nach Süden erwischt, bevor es wieder auf den offenen See geht. Jetzt müssen wir also die ganze Strecke südlich der Inseln wieder zurück paddeln. Natürlich gegen den Wind... Yeah!

                            Zum Glück sind die Wellen in der breiten Bucht zwischen Festland und Inseln nicht mehr so heftig, vielleicht hat der Wind auch etwas nachgelassen. Trotzdem bin ich völlig erschöpft, als wir die westlichste Bucht erreichen und kurz danach die versteckte Fahrrinne zum Bach aus dem Bredåsjön. Mit klappernden Zähnen und gefühllosen Händen lege ich an der erstbesten Stelle an. Mir doch egal, dass sie schlammig ist, ich will nur an Land und mich aufwärmen. Tom sucht sich ein paar Meter weiter eine bessere Stelle, er scheint auch nicht so zu frieren. Die Sonne geht schon unter. Jetzt schnell die Zelte aufbauen, es gibt gleich hier genügend passende Stellen.

                            In trockenen Sachen nach der kürzesten Katzenwäsche aller Zeiten und mit einer Blechtasse voll heißem Kaffee sieht die Welt schon wieder anders aus. Nämlich erst mal ziemlich dämmrig. Unsere feuchtfröhliche Überfahrt hat wohl inklusive Inselrunde an die zwei Stunden gedauert, viel länger als gedacht. Das Thermometer nähert sich dem Gefrierpunkt. Was bin ich froh, dass der Schlafsack nicht nass geworden ist. Im Gegensatz zu Toms Rucksack ist mein Osprey Xenith 88 nicht wasserabweisend. Er scheint vielmehr jeden Wassertropfen gierig aufzusaugen. Um dem Wind nicht noch mehr Widerstand zu bieten, beim Anfibio Alpha passt der Rucksack ja nicht längs, sondern nur quer auf den Bug, habe ich auf die Regenhülle verzichtet.

                            Tom ist inzwischen auch mit dem Zeltaufbau fertig. Nach zwei Nächten im Unna hat er sich für die eigentliche Tour ein frisches Zelt gegönnt, zu dem er bestimmt noch was sagen möchte... nee, nicht mehr heute, oder? Ich glaube, er ist froh, dass es nach einigem Herumprobieren ganz gut steht.

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                            • Blahake

                              Vorstand
                              Fuchs
                              • 18.06.2014
                              • 1591
                              • Privat


                              #15
                              Was für eine wunderschöne Kombination aus Wasser und Land, Bernd und Tom, Poesie und flotter Schreibe, Frühaufsteher und Langschläfer, zauberhaften Stimmungen und praktischen Ausrüstungstipps.

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                              • Mortias
                                Fuchs
                                • 10.06.2004
                                • 1232
                                • Privat


                                #16
                                Wow, was für ein toller Bericht. Vom Schreibstil wirklich sehr poetisch und fesselnd. Und die Landschaft. Nun ja, die spricht für sich selbst. Die Rogengegend ist einfach wunderschön und manchmal frag ich mich selbst, warum ich erst vor zig Jahren einmal dort gewesen und anschließend nie wiedergekommen bin. Die Idee diese Gegend mit dem Packraft zu erkunden ist jedenfalls genial. Ist ja quasi gerade prädestiniert dafür. Aber sehe ich das richtig, dass Tom ein MRS Alligator hat? Ich nenne selbst solch ein Boot mein eigen, würde es aber aufgrund des hohen Gewichts nicht auf eine Seentour mitnehmen. Von daher würde ich für solch eine Tour eher ein leichteres Boot bevorzugen. Sehe ich das richtig, dass Du ein Anfibio Alpha XC dabei hast? So wie Freedom33333 würden mich auch weitere Details hinsichtlich der Performance des Bootes etc. interessieren.

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                                • Borgman
                                  Dauerbesucher
                                  • 22.05.2016
                                  • 768
                                  • Privat


                                  #17
                                  @Blahake: Danke für die Blumen, Anne . Das hast Du sehr treffend ausgedrückt: was erst mal ziemlich gegensätzlich klingt, kann man tatsächlich gut kombinieren, wenn man sich drauf einlässt.

                                  @Mortias: Für eine Packraft-Tour ist die Gegend tatsächlich optimal, besonders wenn man das angrenzende Gebiet in Norwegen mit einbezieht. Irgendwann werden die Grenzen wieder geöffnet, und dann möchte ich da noch mal hin. Lieber für eine Streckentour als eine Rundtour, um noch mehr unterschiedliche Landschaft zu erleben. Über das MRS Alligator wird Tom sicher noch was sagen, nur schon mal vorweg: er hat das Boot mehr in Hinblick auf Wildwasser-Touren gekauft. Das Anfibio Alpha XC hatte ich ja schon 2019 mit auf Tour und war sehr angetan. Was meinst Du mit Performance? Es tut, was es soll und hat mich (nach anfänglichen Schwierigkeiten , aber das war allein meine Schuld) nie im Stich gelassen. Das Alligator paddelt sich angenehmer und flotter, wiegt aber eben auch deutlich mehr. Für meine Bedürfnisse ist das Alpha auf jeden Fall robust genug und auf längeren Wanderstrecken noch tragbar. Statt des sehr leichten Fly-Paddels hatte ich dieses Mal das Anfibio Basic 4p benutzt - ein wirklicher Komfortgewinn. Wenn man mehr als nur eine kurze Strecke paddelt, lohnt sich das Mehrgewicht.

                                  @naturelover467: Danke auch Dir für Dein Interesse. Die komplette Ausrüstung würde ich lieber am Ende des Berichts besprechen, weil Ausrüstungsthemen hier gerne mal ausufern. Aber wir kommen ganz bestimmt dazu. Tom und ich haben durchaus im Detail unterschiedliche Ansätze, da kommt also noch was zum Thema Gegensätze kombinieren (s.o.) .

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                                  • Borgman
                                    Dauerbesucher
                                    • 22.05.2016
                                    • 768
                                    • Privat


                                    #18
                                    01.September: Bredåsjön

                                    Platsch! Ein dicker Wassertropfen landet mitten auf dem rechten Auge und reißt mich unsanft aus den Träumen. Zu früh. Ich drehe mich auf die andere Seite und versuche, in einen angenehmen Dämmerzustand zurückzufinden. Da löst sich der nächste Tropfen vom Innenzelt und trifft diesmal die Nase. Akto, das Zelt mit integriertem Wecker! Als ich ein kleines Tuch gefunden habe, um das Innenzelt trockenzuwischen, bin ich auch schon wach. Dann kann ich genauso gut aufstehen, hell genug ist es. Das Kondensat am Außenzelt ist gefroren, ebenso der Waschlappen, Ein paar Minusgrade wird es wohl haben.

                                    Unter diesen Bedingungen braucht der Spiritusbrenner ein Streichholz als Docht, aber schon bald stabilisiert sich die Flamme und spendet willkommene Wärme. Bis das Wasser kocht, habe ich Milch angerührt, den Kaffee vorbereitet und die Haferkekse herausgekramt. Gestern hat Tom viel davon gesprochen wie entsetzlich langsam sein neuer Kocher im Gegensatz zum Soto Windmaster ist… ganz ehrlich, beide würden mich überfordern. Ich brauche genauso viel Zeit wie mein Trangia - nach all den Jahren ticken wir im selben Takt.

                                    Durch eine Lücke zwischen den Kiefern erreichen ein paar Strahlen der aufgehenden Sonne den Zelteingang. Der zarteste Nebelschleier schwebt über Wasser und Sumpf. Beeren und Grashalme sind bedeckt mit Raureif. Was - wirklich! - kann es Schöneres auf der Welt geben, als einen leuchtend frostigen Septembermorgen?















                                    Tom ist auch schon wach, aber noch nicht bereit zum Aufbruch. Wir einigen uns darauf, dass wir am Vormittag, jeder nach seinem Rhythmus, auf dem Pfad zum Bredåsjön laufen, dort die Boote einsetzen und auf diesem genau nach Süden paddeln. An der Umtragestelle zum Läsjön wollen wir uns treffen und je nach Bedingungen die weitere Route besprechen. Kann man ja kaum verfehlen.

                                    Der Wind soll heute von Süden wehen und im Tagesverlauf deutlich auffrischen. Also packe ich nach dem Frühstück schnell zusammen, benutze noch das hervorragende Plumpsklo am Windschutz, nicht weit von unserem Lagerplatz, und mache mich gegen 09:00 Uhr auf die Socken. Paddel am Rucksack, Wanderstock in der einen, das aufgeblasene Boot in der anderen Hand. Das ist nicht sehr bequem, aber ich will mir den Umstand ersparen, es jetzt zusammenzufalten und am Bredåsjön wieder aufzublasen.

                                    Geht auch eigentlich ganz gut, bis ich nähere Bekanntschaft mit den allseits beliebten Rogen-Moränen mache: Steinfelder, durchsetzt von Kiefern, Rentiermoos und Heidelbeeren. Die werden wir ab jetzt wohl öfter durchqueren müssen. Wahrscheinlich käme ich besser voran, wenn ich das Boot aufgerollt am Rucksack befestige. Andererseits ist das die offizielle Tragestelle, man hat sich sogar die Mühe gemacht, mit einfachen Steinmännchen eine Route zu markieren. Hier muss man theoretisch sogar die Alu-Leihkanadier rüberschleppen können. Davon hatten meine Frau und ich auch mal einen am Femund – seitdem wissen wir, wie schwer und sperrig diese Biester sind. Dagegen ist das Packraft doch ein Klacks!


                                    Rogen-Moräne




                                    kleiner See am Wegesrand

                                    Als ich den kleinen See in der Mitte der Landenge erreiche, überlege ich kurz, ob ich nicht für ein paar hundert Meter paddeln soll, entscheide mich aber aus unerfindlichen Gründen dagegen. Stattdessen folge ich weiter den Markierungen. Am Seeabfluss passiert es dann: ich trete auf einen wackelnden Stein im Bach, kann mich mit dem Boot in der Hand nicht richtig ausbalancieren und mache instinktiv einen Schritt zurück. Dabei erwische ich leider genau eine wassergefüllte Lücke zwischen drei großen Steinen, in der mein Bein bis zum Knie versinkt. Immerhin bin ich geistesgegenwärtig genug, mich nicht auf das Boot fallen zu lassen, sonst hätte es vielleicht Schaden genommen. So komme ich mit einer 15 cm langen Schramme am Schienbein und einem vollgelaufenen Stiefel davon. Puh, Glück gehabt. Ab jetzt bis zum Bredåsjön bitte ein bisschen besser aufpassen.


                                    Bredåsjön



                                    Am Ufer steht eine verschlossene kleine Hütte, die als Windschutz sehr willkommen ist. Kalt weht es über den See, fast zu frisch für meinen Geschmack. Bevor ich die Wanderstiefel gegen die Sandalen tausche und das Boot fertig mache, hole ich noch die aktuelle Wettervorhersage ein und schicke meiner Frau ein Foto. Es ist kurz nach zehn. Eigentlich will ich sofort in See stechen, doch als eine geeignete Stelle gefunden und alles fertig vorbereitet ist, beschleichen mich Zweifel. Das hier ist ja nur eine geschützte Bucht. Draußen auf dem See wird es noch mehr wehen, schon in zwei Stunden mindestens so stark wie gestern. Momentan geht es ja noch, aber: wenn Tom sich zu viel Zeit lässt, könnte er Probleme kriegen. Und war die Umtrageroute wirklich so gut markiert, oder habe ich sie nur durch Zufall gefunden?

                                    Nein, das ist mir alles zu unsicher. Ich bleibe erst mal hier und warte, dann können wir immer noch gemeinsam entscheiden, ob wir die Überfahrt riskieren. Und warte ... und warte. Es wird elf Uhr, dann halb zwölf. Keine Spur von Tom. Da wird doch nichts passiert sein? Hat er sich im Geröll vielleicht auch so blöd die Haxen vertreten wie ich? Noch länger kann ich hier nicht tatenlos herumsitzen. Lieber laufe ich ohne Gepäck zurück und suche ihn. Hoffentlich ist er nicht an einer anderen Stelle zum See gekommen und paddelt schon zum Treffpunkt. Bestimmt mache ich mir mal wieder zu viele Gedanken.

                                    Die Kiefernwipfel rauschen leise im Wind, und ... ja, und sonst nichts. Nach einer Viertelstunde bleibe ich stehen und lausche. Kein Vogel, kein Tom und schon gar keine anderen Menschen. Fast ein bisschen unheimlich, mitten am Tage. Da bleibt mir nichts, als weiter zurück zu gehen. So spät kann er doch gar nicht aufgebrochen sein. Aber ein Stück danach, am östlichen Zipfel vom kleinen See, leuchtet etwas Blaues, dann etwas Rotes, und ein tiefenentspannter Tom steht daneben. Er hatte sich gerade gefragt, ob das schon der Bredåsjön ist. Die Karte sicher verpackt im Rucksack. Da komme ich ja gerade recht, um ihn zur Hütte zu lotsen.

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                                    • Mortias
                                      Fuchs
                                      • 10.06.2004
                                      • 1232
                                      • Privat


                                      #19
                                      Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                      @Mortias: Für eine Packraft-Tour ist die Gegend tatsächlich optimal, besonders wenn man das angrenzende Gebiet in Norwegen mit einbezieht. Irgendwann werden die Grenzen wieder geöffnet, und dann möchte ich da noch mal hin. Lieber für eine Streckentour als eine Rundtour, um noch mehr unterschiedliche Landschaft zu erleben. Über das MRS Alligator wird Tom sicher noch was sagen, nur schon mal vorweg: er hat das Boot mehr in Hinblick auf Wildwasser-Touren gekauft. Das Anfibio Alpha XC hatte ich ja schon 2019 mit auf Tour und war sehr angetan. Was meinst Du mit Performance? Es tut, was es soll und hat mich (nach anfänglichen Schwierigkeiten , aber das war allein meine Schuld) nie im Stich gelassen. Das Alligator paddelt sich angenehmer und flotter, wiegt aber eben auch deutlich mehr. Für meine Bedürfnisse ist das Alpha auf jeden Fall robust genug und auf längeren Wanderstrecken noch tragbar. Statt des sehr leichten Fly-Paddels hatte ich dieses Mal das Anfibio Basic 4p benutzt - ein wirklicher Komfortgewinn. Wenn man mehr als nur eine kurze Strecke paddelt, lohnt sich das Mehrgewicht.


                                      Danke für die Rückmeldung. Jetzt wo Du es schreibst hab ich mich auch wieder an Deinen Bericht von letztem Jahr erinnert. Was mich halt noch interessieren würde ist auch beispielsweise der Platz um den Rucksack zu verstauen. Wie stabil liegt das Boot dann noch im Wasser, besonders bei stärkerem Wellengang? Und wie bequem sitzt es sich dann so im Boot? Ein ähnliches Modell (was ich für solche Touren mal lose ins Auge gefasst habe) wäre ja noch das Anfibio Sigma, was nochmal ein wenig länger aber dafür auch etwas schwerer ist.

                                      Und tolle Fortsetzung. Die Bilder von dem frostigen Morgen wecken grad so richtig schon das Fernweh wieder nach Skandinavien aufbrechen zu wollen.

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                                      • Freedom33333
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                                        • 09.09.2017
                                        • 900
                                        • Privat


                                        #20
                                        Es ist doch immer wieder schön zu sehen, dass bei Touren, bei denen sich Individuen zusammenschließen (die sonst eigenständig Touren machen) Vorlieben variieren.

                                        Das mit dem Boot tragen, da hätte ich auch Bedenken. Ich erinnere mich z.B. an einen Bericht irgendwo im Internet, wo eine Familie auch ein Packraft gekauft hat und dann eines der Kinder mit dem gerade neu aufgeblasenen Boot an einer scharfen Tischkante vorbeirannte und schon machte es pff. Ich glaube, so schnell wie man das Boot auf- und abbauen kann, würde ich im Zweifelsfall immer die sicherere Option nehmen. Einmal falsch umfallen, einmal hängenbleiben und schon ist der Ärger groß.

                                        Nochmal zur Ausrüstung, ich schließe mich Matthias Frage an und ergänze sie: es gibt ja zwei Alternativen zum Alpha, die eine ist 20cm länger, die andere 40cm länger. Du schreibst, das du den Rucksack nur quer befestigen konntest. Hättest du ihn denn gerne längs befestigt? Was für Vorteile hätte das gebracht? (und, schwerer zu beantworten da hypothetischer) Wäre das mit 20cm mehr möglich gewesen?

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                                        • evernorth
                                          Fuchs
                                          • 22.08.2010
                                          • 1835
                                          • Privat


                                          #21
                                          Ich will da mal vorgreifen und zunächst für mich antworten: Es kommt darauf an, z. B., wie lang der Rucksack ist.
                                          Auf meinem Alligator lässt sich auch ein eher langer Rucksack gut (in der Länge) verspannen. Letztlich ist es aber relativ egal, an der Wasserlage des Bootes ändert es relativ wenig. Eigentlich war Bernds Rucksack sogar schneller befestigt, da er meist nur mit einem Riemen befestigt wurde und ich immer noch einen zweiten Riemen benutzt habe. Der zweite Riemen ist eigentlich bei „Zahmwasser“ überflüssig. Ich bin da eher der „Pingelige“ und benutze ihn von Anfang an, das heißt, seit der Befahrung des Vistasjohka. Da war das natürlich „von Vorteil“, denn das Wasser war eher nicht so zahm.
                                          Zuletzt geändert von evernorth; 10.01.2021, 21:24.
                                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                          • Borgman
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                                            • 22.05.2016
                                            • 768
                                            • Privat


                                            #22
                                            Zum Alpha: für meine 1,77m passt die Größe perfekt, da ist auch noch ein bisschen Reserve drin. Wer wesentlich größer ist, sollte mal ausprobieren, ob es nach ein, zwei Stunden immer noch bequem ist. Den Rucksack kann man wie gesagt nur quer auf den Bug schnallen, dafür geht das extrem einfach mit zwei Handgriffen. Gegen den Wind könnte das nachteilig sein, weil er quer eine größere Angriffsfläche bietet als längs. Beim Delta oder Sigma könnte man den Rucksack vielleicht eher längs verspannen, weiß ich nicht, aber wirklich komfortabel ist das nur, wenn das Boot eine Spritzdecke hat. Wo sollte er sonst längs aufliegen? Vielleicht auf einem extra Spannriemen. Quer geht jedenfalls gut, man sitzt genau so wie ohne Gepäck. Später kommen auch noch Bilder, wo man das besser erkennen kann.

                                            Wie stabil liegt das Boot dann noch im Wasser, besonders bei stärkerem Wellengang? Na ja, man darf es nicht mit Bootstypen vergleichen, die einen Kiel haben. Ein Packraft dreht sich ständig. Dafür ist es sehr kippstabil. Nach meinem Empfinden macht es keinen großen Unterschied, ob ein normaler Trekkingrucksack mit 20 kg Gewicht drauf liegt oder nicht. Ich fühle mich mittlerweile sehr sicher darin, auch bei spürbaren Wellen. Vor der allerersten Tour habe ich auf einem großen See in der Nähe ausprobiert, bei welchem Wind man noch paddeln kann und wie sich das anfühlt. Eine Richtungsfinne bringt eine gewisse Verbesserung im Geradeauslauf, kann ich auf jeden Fall empfehlen, aber Wunder sollte man davon nicht erwarten.

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                                            • Mika Hautamaeki
                                              Alter Hase
                                              • 30.05.2007
                                              • 3996
                                              • Privat


                                              #23
                                              Ein Traum!!!!
                                              So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                              A. v. Humboldt.

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                                              • oesine63
                                                Erfahren
                                                • 27.11.2013
                                                • 430
                                                • Privat


                                                #24
                                                Einfach herrlich! Ein Bericht zweier Skandinavien-Giganten mit - wie es eh schon viele vor mir gesagt haben - wunderbar poetischen Worten geschrieben und mit stimmungsvollen Bildern ergänzt. Es gehört Mut dazu, sich auf die jeweiligen Eigenarten eines Reisepartners einzulassen. Für uns Leser lohnt es auf jeden Fall! Ich freu mich!!!

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                                                • Borgman
                                                  Dauerbesucher
                                                  • 22.05.2016
                                                  • 768
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  Also, äh ... Giganten sehe ich hier zwar weit und breit nicht (wir sind beide, wohlwollend ausgedrückt, eher durchschnittlich groß ), aber danke für die lobenden Worte. Schön, dass Du dabei bist, Oesine. Die jeweiligen Eigenarten – ja, das ist eine spannende Sache. Hätten wir eine vorgeplante Tour absolviert, dann hätten wir uns jeder für sich mal zusammengerissen und einen Kompromiss gefunden. Tatsächlich wollten wir aber genau das nicht – sich zusammenreißen und Kompromisse finden muss man im Alltag schon genug, oder?

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                                                    • 22.08.2010
                                                    • 1835
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    Noch 01. September: Bredåsjön


                                                    Was ist….was ist los??
                                                    Nur langsam komme ich zu mir, denn eigentlich ist es noch recht abgedunkelt im Inneren meines Zeltes. Die Sonne ist jedenfalls noch nicht über die nahen Baumwipfel gestiegen.
                                                    Ist es jetzt 5:00 oder 6:00 Uhr (oder doch noch später?), so genau weiß ich das heute gar nicht mehr, da ich nicht auf die Uhr gesehen habe. Früh ist es und ja, recht kalt, wenn nicht frostig, ist es auch noch dazu.
                                                    Hej, sage ich mir, es ist Urlaub, ich stehe unter keinem besonderen Zeitdruck, kuschelig - warm im Schlafsack und somit noch viel zu früh, um jetzt schon aufzustehen.
                                                    Eben noch wundere ich mich, warum ich denn trotzdem aufgewacht bin, da zieht ein feiner Rauchgeruch in meine Nase. Das ist also der Grund!
                                                    Bernd ist bereits wach und hat sich wohl bereits einen Kaffee gekocht. Jetzt raucht er eine seiner legendären Zigarillos. Der feine Rauchgeruch, vermischt mit dem Duft von frischem Kaffee, wird mich ab jetzt noch des öfteren begleiten und, je nachdem, wie nah unsere Zelte zusammenstehen, oder wie die jeweilige Windrichtung ist, meinen morgendlichen Wecker ersetzen.
                                                    So döse ich noch ein bisschen weiter bis gegen 7:00 Uhr.
                                                    Die Sonne hat endlich die Baumwipfel erreicht und jetzt ist es auch bereits viel heller im Zelt.
                                                    Also Zeit, aufzustehen.
                                                    Beim Öffnen des Zeltes rieselt mir erst einmal ordentlich Raureif in den Nacken. Genau der richtige Zeitpunkt (nun bin ich definitiv wach! ), um ein paar Fotos zu machen.
                                                    Beim Aussteigen aus meinem Lan Shan 1Plus muss ich aufpassen, dass ich nicht gleich in den Modder rutsche, da das Ufer hier sehr morastig wird. Wie so oft muss ich mich erst mal „sortieren“. Die Nacht war nur teilweise erholsam, da ich mich leicht abschüssig hinstellen „musste“. Da bin ich etwas gerutscht, allerdings nicht so doll wie bei der Petersburger Schlittenfahrt….was auch immer da abgegangen ist, also in Petersburg, auf dem Schlitten. Ist in dieser Gegend leider überhaupt nicht so trivial, für das Lan Shan einen guten Platz zu finden, da das Zelt schon überdurchschnittlich viel Platz beansprucht. Gestern Abend habe ich fast eine Ewigkeit gebraucht, bis es vernünftig stand.



                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 7B6B3125-A215-4708-AF9A-70EC55A12C21_1_201_a.jpeg Ansichten: 344 Größe: 3,51 MB ID: 3012260


                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 8E536B29-2157-498D-BFCB-4FCF8FF01E51_1_201_a.jpeg Ansichten: 333 Größe: 3,67 MB ID: 3012261


                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 0E59DDAE-F560-4732-A8DD-B155CD892853_1_201_a.jpeg Ansichten: 326 Größe: 4,02 MB ID: 3012262


                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 24A17CCC-8062-4EAF-B104-E75C2B647B10_1_201_a.jpeg Ansichten: 327 Größe: 6,87 MB ID: 3012263

                                                    Dieser frische und strahlend - sonnige Morgen ist einfach herrlich.


                                                    Als Bernd, der sich extra Zeit gelassen hat, gegen 9:00 Uhr alleine aufbricht, verabreden wir uns an der Umtragestelle zum Läsjön.
                                                    Ich will diesen wunderbaren Platz noch etwas genießen, außerdem soll mein inzwischen nasses Zelt möglichst abtrocknen. Bernd hat in windeseile alles zusammengepackt, ein Tatbestand, der im Laufe der Zeit noch des öfteren bei mir für Erstaunen und Bewunderung sorgen wird.
                                                    „Bis gleich“ sagt er noch augenzwinkernd, und schon ist er hinter den Büschen und Blättern und hinter zwei knorrigen Kiefern verschwunden.
                                                    Jetzt kann ich die Zeit nutzen, um das Plumpsklo zu nutzen. Sogar Toilettenpapier ist vorhanden.
                                                    Da kann ich meinen diesmal viel zu dürftigen, eigenen Vorrat schonen (Am Ende sollte sich das aber doch nicht ausgehen und ich musste Bernd noch das eine oder andere Blatt „abschnorren“ ).
                                                    Ein Himmelreich für ausreichend Klopapier!



                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: F102A9BB-362F-48CA-8ADC-72FB3BFB70CE_1_201_a.jpeg Ansichten: 326 Größe: 6,86 MB ID: 3012264

                                                    Windschutz

                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                    Beachtliche Geröll - Moräne



                                                    Nach 10 Uhr (vermutlich aber eher noch später als 10:30 Uhr) breche ich endlich auf. Auch ich habe mir das Packraft unter den Arm geklemmt, was, nach etwas Eingewöhnung, doch einigermaßen gut geht.
                                                    Schließlich ist es ja nur ein „Katzensprung“. Ein „Katzensprung“ mit etlichen ups and downs, um viele Ecken und vor allem: über eine beachtliche Geröll - Moräne. So dauert dieses kleine Stück doch etwas länger, als ich veranschlagt hatte. Immerhin ist der Weg erstaunlich gut markiert.
                                                    Schließlich erreiche auch ich den kleinen See, den ich bereits für einen Teil des Bredåsjön halte.



                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 1217FF2F-FFDC-4ABC-8EE9-7D8D860569DA_1_201_a.jpeg Ansichten: 320 Größe: 5,05 MB ID: 3012265

                                                    Kleiner See


                                                    Ich werfe das Packraft auf den Boden für eine kurze Pause, als just in diesem Moment Bernd um die nächste Kiefer biegt, um mich, schon etwas erleichtert, darauf hinzuweisen, dass dies noch nicht der Bredåsjön ist.
                                                    So, so,…..ist das so? Ja, so ist das.
                                                    Schließlich gehen wir also noch ein Stück gemeinsam, und Bernd, der gerade beide Hände frei hat, schnappt sich meinen Alligator und klemmt ihn sich unter den Arm. Das nehme ich nur zu gerne an.
                                                    Er zeigt mir unterwegs die Stelle, wo er mit dem Bein ins Wasser getreten ist. Schade, dass ich nicht dabei war. Das kann in manch angespannter Lage durchaus belustigend wirken, sofern alles glimpflich und gut ausgeht. „Befreites Lachen“, sozusagen.



                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 3E1F892B-F4EC-4992-8BB9-6D7EC03A44D8_1_201_a.jpeg Ansichten: 312 Größe: 6,25 MB ID: 3012266

                                                    Entspannter "Sherpa" Bernd

                                                    Kurz darauf erreichen wir den Zugang zum Bredåsjön mit der Schutzhütte. Leider verschlossen, da wohl privat.



                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 89639A17-C420-4D74-9F1B-729EA87BAD20_1_201_a.jpeg Ansichten: 313 Größe: 5,49 MB ID: 3012267

                                                    Hütte mit Bredåsjön


                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 0998F8AA-57D8-41D7-A71C-8A920C4BC69D_1_201_a.jpeg Ansichten: 314 Größe: 6,66 MB ID: 3012268


                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 8B7EB26C-BF66-436F-971E-4CE1B00FDE1F_1_201_a.jpeg Ansichten: 309 Größe: 6,96 MB ID: 3012269


                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 7589F7C7-DAD9-417E-AA12-EB251D6AB1BD_1_201_a.jpeg Ansichten: 303 Größe: 5,29 MB ID: 3012270

                                                    Wir einigen uns dann sehr schnell darauf, dass der Wind für einen größeren See inzwischen zu stark ist. Den Kick müssen wir uns heute nicht geben. Zumal es an den kommen Tagen nicht besser wird und nördlich des Rogen genügend kleine Seen liegen. Der neue Plan: hier noch einen Spaziergang machen, am Nachmittag zurück zu unserem wunderschönen Platz, morgen früh über den Rogen und dann auf die Karte gucken. Rückzug auf ganzer Linie.
                                                    Aber zuerst eine gepflegte Mittagspause mit Kaffee, , Kornmo, Käse und luftgetrockneter Salami.

                                                    Da wir die Boote heute sowieso nicht mehr brauchen, lassen wir die Luft ab und schnallen sie auf die Rucksäcke. Dann laufen wir ohne Gepäck über die Hügel nach Süden bis zu einer Landzunge, wo wir einen guten Blick auf das offene Wasser haben. Ja, zur Not ginge es, aber gemütlich ist was Anderes.



                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: F634B9E4-7D5E-4070-B938-D3624CCCC10F_1_201_a.jpeg Ansichten: 307 Größe: 4,85 MB ID: 3012271

                                                    Bredåsjön


                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 42139D8A-2406-4626-8214-F4377D8B1F1B_1_201_a.jpeg Ansichten: 303 Größe: 5,54 MB ID: 3012272


                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: D73021F9-36EE-4669-8FAB-6CFB71C29030_1_201_a.jpeg Ansichten: 305 Größe: 5,48 MB ID: 3012273


                                                    Ohne sperriges Packraft in der Hand ist der Rückweg zum Rogen sogar richtig entspannt. Gerade die Mischung aus viel Geröll und knorrigen Kiefern macht diese Gegend so besonders reizvoll, es wirkt alles ein bisschen rauer, vielleicht auch wilder als andere Paddelgebiete, die wir so kennen. In stillschweigendem Einverständnis beschließen wir an diesem Nachmittag, dass wir eigentlich gar keine riesige Tour machen müssen. Wenn man nach Norwegen rein dürfte, tja, dann würden sich ganz andere Möglichkeiten eröffnen. Doch darauf wollen wir es nicht ankommen lassen. Wir halten uns an die Bestimmungen.
                                                    Die vielen, kleinen Seen wecken ganz neue Begehrlichkeiten. Auf schwedischer Seite gibt es bestimmt auch viel zu entdecken.
                                                    Da lässt sich doch gewiß eine spannende Route zusammenstellen?
                                                    Zuletzt geändert von evernorth; 19.01.2021, 21:47.
                                                    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                                    • karteundkanu
                                                      Erfahren
                                                      • 01.08.2011
                                                      • 333
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      Toller Bericht und wieder einmal richtig geile Bilder, das macht noch mehr Lust auf diese Gegend, vielen Dank!
                                                      LG Heinz
                                                      PS.: ein paar Schritte oberhalb des Windschutzes am Bredån gibt es ganz gute Stellen für ein paar Zelte, die sind trocken und nicht ganz so kondensgefährdet, aber halt nicht direkt am Wasser...

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                                                      • ChuckNorris
                                                        Erfahren
                                                        • 03.08.2018
                                                        • 177
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        Das sieht nach einer sehr schönen Tour aus. Eine tolles Format habt ihr auf jeden Fall auch gefunden.

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                                                          • 22.05.2016
                                                          • 768
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          @karteundkanu, @ChuckNorris: Danke für Euer Feedback! Bei der Januar-Grütze da draußen macht es uns aber auch einen Heidenspaß, an das sonnige Schweden zurückzudenken. Also schnell weiter im Text:



                                                          02. September: Rückzug zur Rogenstuga

                                                          Heute soll das Wetter ähnlich werden wie gestern, also sonnig und windig. Von beidem ist noch nicht viel zu merken, als ich in der Dämmerung einen frühen Kaffee zubereite und schon mal die Sachen sortiere. Das Zeitfenster für die Rogenquerung ist von sieben bis neun Uhr offen. Für den Rest des Tages sagt yr.no zunehmend kräftigen Wind um 9 m/s aus Süden voraus, was bedeutet, dass die Böen durchaus noch stärker ausfallen können. Zur Erinnerung: km/h = m/s x 3,6. Also schon 32,4 km/h als Basiswind. Zum Wandern absolut harmlos, aber auf einem großen See wird das ungemütlich.

                                                          Am liebsten wäre mir, wenn Tom gleich mitkäme. Andererseits ist er erwachsen und im Vollbesitz seiner geistigen und körperlichen Kräfte. Mit anderen Worten: er muss es selber wissen. Als ich um halb acht das Packraft besteige und in See steche, sortiert er immerhin schon seine Sachen auf einer Plane vor dem Zelt. Wir wollen uns auf der kleinen Insel direkt südlich der Rogenstuga treffen.









                                                          Momentan ist alles noch sehr ruhig. Die geschützte innere Buch durchfahre ich zügig und erwische diesmal sogar auf Anhieb die richtige Stelle, um vor der westlichsten Insel auf den offenen See zu kommen. Als ich die Insel schon fast passiert habe, entdecke ich darauf die perfekte Rogen-Kiefer für ein Foto. Das kann ich mir nicht entgehen lassen, so viel Zeit muss sein.


                                                          ikonische“ Rogen-Kiefer

                                                          Jetzt frischt der Wind schon merklich auf. Leicht angespannt lasse ich das sichere Ufer hinter mir und halte mit kräftigen Paddelschlägen direkt auf den Punkt zu, wo nach der Karte die kleine Insel sein sollte. Von hier, anderthalb Kilometer über den Rogen, ist sie zwar noch nicht genau zu erkennen, aber sie muss rechts von einer großen Bucht mit Hütte liegen, die wiederum rechts von einem größeren Moor ist. Letzteres kann ich von hier gut sehen. Natürlich versucht der Wind immer, mich nach Norden zu schieben, was ich ein paar Mal im Zickzack korrigieren muss, um nicht vom Kurs zu abzukommen. Soll heißen, die größeren Wellen möglichst in Längsrichtung nehmen und dazwischen wie wild nach Osten paddeln.


                                                          auf dem Rogen


                                                          Insel fast erreicht

                                                          Trotzdem dauert es ab der Kiefer kaum mehr als eine halbe Stunde, bis ich glücklich den ersten Fuß auf die Insel setze. Es ist kurz vor neun, ich hoffe sehr, dass Tom schon unterwegs ist. Das gelbe Boot binde ich gut sichtbar an einer Uferbirke fest und mache erst mal einen Rundgang. Da steht ein recht großes Zelt, ein Ally liegt nicht weit davon.

                                                          Am Windschutz treffe ich ihn dann. Den Deutschen. Den König der Insel. Er scheint nicht sehr erfreut über den Besuch. Und noch weniger, als er hört, dass noch ein Anderer kommt. Wahrscheinlich befürchtet er, dass wir uns frech in seinem Reich einnisten. Und außerdem ist er natürlich der Experte. Bei dem Wind macht man das doch nicht! Und wenn, dann so und so, damit das klar ist. Ist doch scheißgefährlich! Ich fasse jetzt mal beide knappen Gespräche zusammen. Da fühlt man sich gleich ganz klein und unwissend. Hoffentlich belehrt er die schwedischen Paddler nicht auch so barsch, sonst ist der Ruf unserer Landsleute hier am Rogen bald ruiniert.

                                                          Selbstverständlich wage ich nicht, ihn um einen Platz im Windschutz zu bitten, da hat er vorsorglich überall seine Sachen deponiert, auch auf der Picknickbank, sondern stelle bescheiden mein Zelt an unauffälliger Stelle zum Trocknen auf. Ist sowieso viel gemütlicher als der blöde, zugige Windschutz. Abgesehen von dem griesgrämigen Bewohner ist die Insel ganz zauberhaft. Zwischen den üblichen Kiefern und Birken finden sich etliche schöne Zeltplätze, daneben laden kleine Sandstrände und familienfreundliche Badebuchten zum Verweilen ein. Wie aus der Schwedenwerbung: "Besuchen Sie den Rogen! Lassen Sie die Seele baumeln! Zu Paddeltouren berät Sie gerne, ungefragt und umfassend unser freundlicher Experte."


                                                          Urlaubsidyll Rogeninsel



                                                          Alles sehr schön, aber wo bleibt Tom? Déjà-vu, ick hör dir trapsen. Der Wind hat noch deutlich zugelegt und verziert nach und nach immer mehr Wellen mit Schaumkronen. Da will man nicht mehr auf dem Wasser sein. Nachdem ich vergeblich eine Weile Ausschau nach einem blauen Packraft gehalten habe, schmeiße ich den Kocher an und beginne mit den Vorbereitungen fürs Frühstück. Dann kriegt Tom gleich einen Kaffee, wenn er hoffentlich bald wohlbehalten anlegt. Langsam mache ich mir Sorgen. Soll ich ihn anrufen? Nee, er ist jetzt irgendwo da draußen und hat ganz sicher alle Hände voll zu tun.

                                                          Um 10:48 Uhr dann die erlösende Nachricht per WhatsApp. Tom hat es über den Rogen geschafft, aber nicht auf die Insel. Wir treffen uns an der Rogenstuga. Erleichtert packe ich zusammen, hole das Boot auf die Leeseite und setze über zum Festland. Von da ist es nur noch ein kurzer Fußmarsch. Bin gespannt, was er zu erzählen hat...

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                                                            Dauerbesucher
                                                            • 09.09.2017
                                                            • 900
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            Dass du da noch das Handy oder die Kamera rausfriemelst beim Boot fahren, Respekt .
                                                            Die Bilder sind natürlich auch ein Traum!

                                                            Zu der Begegnung - ausgerechnet ein Deutscher. Mir ist bei Tour-Start im Stora Sjöfallets ein Schwede begegnet, den habe ich zweimal auf 5m eingeholt, er hat mich trotzdem keines Blickes gewürdigt und ist demonstrativ möglichst schnell weggerannt ohne auch nur kurz zuzunicken. Naja, manche Leute sind halt seltsam. Das einen vielleicht nicht zwingend die pure Freude durchströmen muss wenn auf der vermeintlich einsamen Insel Leute kommen und man erstmal beobachtet, was das für Leute sind ist ja noch verständlich, Unhöflichkeit geht aber gar nicht. Am Ende kommts halt auch drauf an, wenn man mit den Leuten zusammen rumsitzt ist es doch ne nette Abwechslung, Mist ist es dagegen wenn die ne geschlossene Gruppe sind und sich trotzdem laut unterhalten. Ist mir aber noch nie passiert im Urlaub.

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                                                            • Highbeat
                                                              Erfahren
                                                              • 04.10.2020
                                                              • 270
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              Toller und total amüsanter Bericht (ich habe immer wieder laut aufgelacht) mit wunderbaren Fotos!
                                                              Da wir seit letztem Jahr auch ein Packraft haben, bin ich an Paddelberichten sehr interessiert und gespannt wie es weiter geht.

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                                                              • Borgman
                                                                Dauerbesucher
                                                                • 22.05.2016
                                                                • 768
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
                                                                Dass du da noch das Handy oder die Kamera rausfriemelst beim Boot fahren, Respekt .
                                                                Die Bilder sind natürlich auch ein Traum!
                                                                Danke! Die Kamera habe ich eigentlich fast immer in einer passenden Tasche um den Hals hängen (beim Paddeln zusätzlich in einem Gefrierbeutel). Beide Fotos sind in relativ ruhigen Momenten bei stetigem Wind gemacht, da kann man schon mal kurz das Paddel ablegen. Problem ist nur, dass sich das Packraft dann sofort zu drehen anfängt und das angepeilte Motiv in Sekunden aus dem Blickfeld verschwindet . Am besten richtet man das Boot vorher entsprechend aus (so dass es sich in die gewünschte Richtung hineindreht) und beeilt sich mit dem Foto .

                                                                Zu der Begegnung -[....] Unhöflichkeit geht aber gar nicht.
                                                                Ist mir im Norden auch extrem selten passiert. Vielleicht hatte der König auch nur einen schlechten Tag (oder kurz vorher sein Porridge über die Hose gekleckert) und ist sonst ganz umgänglich – man soll ja nie nach einer einzigen Begegnung urteilen. Andererseits kann man als Autokrat schon mal das Gespür für den richtigen Tonfall im Umgang mit Eindringlingen verlieren. Schließlich ist Pünktlichkeit die Höflichkeit der Könige und nicht, äh ... Höflichkeit



                                                                Zitat von Highbeat Beitrag anzeigen
                                                                Toller und total amüsanter Bericht (ich habe immer wieder laut aufgelacht) mit wunderbaren Fotos!
                                                                Da wir seit letztem Jahr auch ein Packraft haben, bin ich an Paddelberichten sehr interessiert und gespannt wie es weiter geht.
                                                                Ja, jetzt wo Du es sagst, erinnere ich mich – da gab es ein Foto mit Packraft vor Eurer Sarek-Tour. Dann gibt es vielleicht auch bald von Euch einen Paddel-Bericht . Freut mich jedenfalls, dass Du Spaß an diesem hast.

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                                                                • TilmannG
                                                                  Fuchs
                                                                  • 29.10.2013
                                                                  • 1352
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  Wunderschön!!!
                                                                  Lasst euch weiter Zeit, ich bin dabei, voller Sehnsucht nach dem Norden.
                                                                  Grüße von Tilmann
                                                                  http://www.foto-tilmann-graner.de/

                                                                  Kommentar


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                                                                    Fuchs
                                                                    • 10.10.2017
                                                                    • 2024
                                                                    • Privat


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                                                                    Herrlich und schlechtes Wetter gabs bis hier hin auch nicht . Die Gegend soll ja auch die trockenste in Schweden sein. Ich war schon mehrmals dort in der Gegend, leider noch nicht so intensiv wandernd, aber ich kann mich ganz gut hineinversetzen.
                                                                    "Freiheit bedeutet, dass man nicht alles so machen muss wie andere"

                                                                    Kommentar


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                                                                      Fuchs
                                                                      • 22.08.2010
                                                                      • 1835
                                                                      • Privat


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                                                                      Noch 02. September: Rückzug zur Rogenstuga und weiter zum Öster - Rödsjön

                                                                      Da ich für meine Verhältnisse gestern recht früh schlafen gegangen bin, werde ich heute auch schon früh wach.
                                                                      06:30 Uhr zeigt mir meine Armbanduhr an. Beim Öffnen des Zelteingangs ziehe ich unwillkürlich den Nacken ein: Plipp - Plapp - Plopp macht es und ein paar Kondens - Tropfen landen zielsicher ….genau dort!
                                                                      Brrrr…. hat also der Kondens diese Nacht den Raureif der vorherigen Nacht ersetzt.
                                                                      Geht doch, denke ich, so früh, und dann auch gleich wach!



                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 542B0F8A-240F-4AB4-BFE3-5736B7FD04F9_1_201_a.jpeg Ansichten: 135 Größe: 7,81 MB ID: 3014172

                                                                      Morning glory

                                                                      Im anderen Zelt rührt sich scheinbar noch nichts. Das ist mir ganz recht, dann können wir heute ja zeitgleich aufbrechen, frohlocke ich gerade so vor mich hin, da knackt es hinter mir und ein gut gelaunter, ausgeschlafener und total fokussierter Bernd schlendert mir entgegen.
                                                                      „Ich war grad mal pieseln an der Landzunge, hab schon einen Kaffee getrunken und will gleich aufbrechen, noch bevor der Wind zu stark auffrischt.“
                                                                      „Ach, ja, nun…..bin noch nicht ganz so weit“, druckse ich rum. „Will noch frühstücken und einen Kaffee…..“ „Wie du meinst“, sagt Bernd, „ich will nur rasch zusammenpacken, dann bin ich um 07:30 Uhr auf dem Wasser.“
                                                                      Mist, denke ich, so wird das wieder nichts mit dem gemeinsamen Aufbruch.
                                                                      Ehrlicherweise möchte ich anmerken, dass wir bereits gestern diese Möglichkeit diskutiert hatten und somit waren wir beide auf eine getrennte Rogen - Passage bereits vorbereitet.
                                                                      Als Bernd gegen 07:30 Uhr guter Dinge an mir vorbei paddelt, bin ich gerade dabei, mein Zelt auszuräumen und alles für den Rucksack bereitzulegen.
                                                                      Am Ende dauert alles wieder so seine Zeit und als ich - ganz zum Schluss, also nach dem Frühstück und dem Kaffee - das Zelt einpacke, ist es doch wieder Dreiviertel neun. Dann noch das Packraft aufblasen und kurz nach neun lege ich vom Ufer ab.
                                                                      Für mich ist das ein beinahe zügiger Aufbruch.
                                                                      Fotos gibt es von der Passage keine, denn ich mache mich auf eine ungemütliche und feuchte Überfahrt gefasst. Alles ist wasserdicht im Inneren verpackt.
                                                                      Bis ich die ganzen, vorgelagerten Inseln hinter mich habe, vergeht bestimmt eine Dreiviertel Stunde, wenn nicht mehr.
                                                                      Dann geht es hinaus aufs offene Wasser und, was soll ich sagen, das sieht schon von hier erstaunlich weit und vor allem recht „kabbelig“ aus. Der Wind bläst jedenfalls ganz anständig aus Süd und vereinzelt kann ich einige Schaumkronen entdecken. Das ganze stellt sich in etwa so dar, wie die erste Überfahrt war. Bei diesen Verhältnissen, wie sie jetzt hier vorherrschen, fühle ich mich recht sicher in meinem Alligator und noch genieße ich den „Ritt“ auf den schwankenden Wellen. Ähnlich wie Bernd fahre ich „offen“, na, ja, so halb - offen. Der Alligator ist ja im Gegensatz zum Alpha vorne geschlossen. Auf meine Spritzschürze habe ich verzichtet, die habe ich bewusst im Auto gelassen.
                                                                      Meine Erfahrungen im Wildwasser geben mir viel Selbstvertrauen. Zeitweilig macht mir der „Tanz auf den Wellen“ richtig Spass und ich jauchze laut vor mich hin. Hört mich ja sowieso keiner.
                                                                      Zur Orientierung peile ich eine gut sichtbare Hütte an, die ich für die Rogenstuga halte.
                                                                      Als ich schon näher gekommen bin, erkenne ich, dass ich viel zu weit westlich gelandet bin und eine ganz andere Hütte angepeilt habe. Nun muss ich, zwar in Ufernähe, aber doch voll gegen den Wind, nach Osten paddeln…. und das auch noch wie ein Weltmeister!
                                                                      Inzwischen hat der Wind erheblich an Stärke zugenommen und nun wird es doch glatt noch einmal hart. Ich paddel, was das Zeug hält! Dann passiere ich die Rogenstuga und somit weiss ich schon mal, dass es nun bis zur Insel nicht mehr weit ist.
                                                                      So ein kurzes Stück kann sich beachtlich in die Länge ziehen, das merke ich gerade. Kostet richtig Körner!
                                                                      An einer kleinen Landzunge bläst mir der Wind unbarmherzig und gnadenlos entgegen. Keine Chance, da komme ich nicht mehr gegen an. Im entscheidenden Moment fahre ich gerade noch so an großen Steinen vorbei und kann an Land setzen.
                                                                      Ich ziehe das Boot ans Ufer und schnaufe erst mal durch. Dann schnappe ich mir den Rucksack, Paddel und Boot und bringe alles in ein lichtes Birkenwäldchen.




                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 229C8390-8D5F-4E00-9C0E-2C4E0F7E21CC_1_201_a.jpeg Ansichten: 125 Größe: 7,04 MB ID: 3014173

                                                                      Windstille

                                                                      Unfassbar, hier ist es fast windstill. Windstill ja, aber nicht wirklich still und - erstaunlicherweise - nicht menschenleer. Es kommen mir gleich drei schwedische Angler entgegen. Wir staunen alle zusammen nicht schlecht. Die drei sind aber nicht zum Gespräch aufgelegt, sondern stattdessen sehr mit sich und irgendetwas, nach dem sie Ausschau halten (Fisch?) beschäftigt.
                                                                      Dann eben nicht, ich brauche jetzt erst mal einen Riegel!
                                                                      Den Riegel noch halb im Mund finde ich auf dem Mobiltelefon Bernds Nachricht. Seinen Worten nach ist es auf der Insel auch nicht soo toll und wir verabreden uns bei der Rogenstuga.
                                                                      Ich schnappe mir meine Sachen und schwenke auf einen deutlichen Pfad ein.
                                                                      Keine 5 Minuten später stehe ich an der Rogenstuga, wo Bernd bereits kurz vorher eingetroffen ist.
                                                                      Natürlich kocht er erst mal für uns einen Kaffee und danach sieht die Welt schon wieder viel besser aus.



                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 22088492-E54C-4515-99F0-65DD5423D972_1_201_a.jpeg Ansichten: 117 Größe: 5,97 MB ID: 3014174

                                                                      Rogenstuga

                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 4F64806A-DD5F-4344-95C7-DBA90ADC314D_1_201_a.jpeg Ansichten: 120 Größe: 5,59 MB ID: 3014175

                                                                      Gehört zur Rogenstuga

                                                                      Wir einigen uns recht schnell über unseren neuen Tour - Verlauf: Ein kleines Stück zurück in Richtung Käringsjön, dann auf einen markierten Pfad wechseln und diesen für ingesamt etwa 8,5 km folgen, bis zum Ende der roten Bucht, Rödviken. Dort ist ein Windschutz eingezeichnet, bei dem sich vielleicht auch gut zelten lässt. Sonst findet sich gewiss etwas in der Nähe.
                                                                      Morgen wollen wir dann dem Bustvålen, ein knapp 1000m hoher Aussichtsberg, einen Besuch abstatten. Zelt wollen wir stehen lassen und nach unserer Rückkehr alles einpacken, um dann über den Öster - Rödsjön zum Väster - Rödsjön zu einer eingezeichneten Hütte zu paddeln.
                                                                      Im Verlauf der nächsten zwei Tage wollen wir den vielen, kleinen Seen in Richtung Käringsjön folgen, kleine Umtragen über Land inbegriffen. Über den Stor - Tandsjön, Öster - und Väster - Vingarna wieder zurück nach Käringsjön. So soll sich der Kreis schließen.



                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: F5CA2D32-15D6-44F3-8400-6EA3F4E8867A_1_201_a.jpeg Ansichten: 124 Größe: 6,57 MB ID: 3014177

                                                                      Durch den Rogen - Wald


                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 070057D5-01D1-4477-B23F-549A8A61B902_1_201_a.jpeg Ansichten: 119 Größe: 5,56 MB ID: 3014176


                                                                      Bei bestem, sonnigen Wetter brechen wir um die Mittagszeit auf.
                                                                      Über den Weg, bis zum Ende der roten Bucht, gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen.
                                                                      Alles gut zu finden und am Ende stehen wir vor dem erhofften Windschutz. Wenig spektakulär, doch vor allem völlig ungeeignet für einen Zeltaufbau.
                                                                      Also schauen wir, ob wir direkt etwas am Öster - Rödsjön finden. Hier gibt es ein paar einzelne Bootsschuppen und die eine, oder andere kleine Hütte, doch ist alles einsam und verlassen - niemand weit und breit zu sehen.
                                                                      Nach einigem Suchen findet am Ende jeder von uns im recht rauem und unebenem Gelände ein Plätzchen für sein Zelt.
                                                                      Mein Platz, direkt unter einer Kiefer ist der einzige, größere und ebene Platz weit und breit.
                                                                      Glück gehabt.
                                                                      Trotzdem dauert es wieder eine Ewigkeit, bis ich zufrieden bin und mein Zelt endlich vernünftig steht.
                                                                      Als ich schließlich mein Abendessen zubereiten kann, wird es bereits etwas duster. Bernd hat zu diesem Zeitpunkt bereits seinen Abwasch längst erledigt. Sein Akto steht immer im Handumdrehen.
                                                                      Vielleicht hätte ich doch das Unna, Chinook…..

                                                                      Ich schaue auf das Zelt und dieses wunderbare Ensemble aus Wasser, Ufer und knorrigen Kiefern, die einen magischen, umwölkten Himmel zu berühren scheinen.
                                                                      Dieser Platz ist wunderschön, ja, einmalig, und im letzten Licht der untergehenden Abendsonne berührt mich ein Windhauch ganz sanft in meinem Nacken, fast mystisch - unerklärlich, wie ein Kuss von…..ich habe Tränen in den Augen und bin fast ein wenig überfordert, überwältigt geradezu „angefasst“ von dieser gewaltigen Emotion.
                                                                      Deshalb bin ich hier, für diese Momente, wenn die Seele der Natur die Seele des Menschen berührt.
                                                                      So innig und tief beseelt schlafe ich „wie auf Wolken im goldenen Licht“.



                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 0BB0EA49-9FA7-4DBE-99F0-044318E6DCAD_1_201_a.jpeg Ansichten: 118 Größe: 3,78 MB ID: 3014178

                                                                      Camp am Öster - Rödsjön


                                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 78AAE163-E493-4D9B-893A-535EE3132DE4_1_201_a.jpeg Ansichten: 119 Größe: 4,64 MB ID: 3014179
                                                                      Zuletzt geändert von evernorth; 23.01.2021, 12:53.
                                                                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                      Kommentar


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                                                                        Dauerbesucher
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                                                                        • 900
                                                                        • Privat


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                                                                        Wie viel wiegt denn das rote Zelt & Was war für dich der Grund das mitzunehmen? So richtig komme ich bei deinen Zelten nicht mit. Weil dass das Unna recht schwer ist ok, dann hattest du doch das Chinook als leichtere Variante, im Sarek letztes Jahr hattest du ein noch leichteres Zelt mit Rundbogen - und jetzt wieder ein anderes. Worin liegt der Vorteil dieses Zelts gegenüber den beiden anderen? Noch leichter?

                                                                        Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                        Statt des sehr leichten Fly-Paddels hatte ich dieses Mal das Anfibio Basic 4p benutzt - ein wirklicher Komfortgewinn. Wenn man mehr als nur eine kurze Strecke paddelt, lohnt sich das Mehrgewicht.
                                                                        Da muss ich nochmal mit einer Ausrüstungsfrage einhaken. Ich hatte bisher schon irgendwie das Fly Paddel auf dem Schirm fürs Trekking, wiegt es doch immer nur die Hälfte des anderen. Was genau ist beim Fly anders? Ist das Blatt kleiner und damit das Paddeln anstrengender? Oder woran liegt es?

                                                                        Siehst du dann denn überhaupt noch legitimen Anwendungsbereich für das Fly, wenn du es nichtmal beim Trekking mitnimmst?

                                                                        Jenseits des Komfortgewinns stellt sich dann ja auch die Frage der Sicherheit. Wenn nämlich die Überfahrt über eine kritische Stelle bei nicht wenig Wind, wie du es ja hattest, schon verlangt, dass du dich körperlich anstrengen musst, dann wäre das ja womöglich mit schlechterem Paddel auch gefährlicher.

                                                                        @ Tom welches Paddel hattest du?

                                                                        Kommentar


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                                                                          Fuchs
                                                                          • 22.08.2010
                                                                          • 1835
                                                                          • Privat


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                                                                          Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
                                                                          Wie viel wiegt denn das rote Zelt & Was war für dich der Grund das mitzunehmen? So richtig komme ich bei deinen Zelten nicht mit. Weil dass das Unna recht schwer ist ok, dann hattest du doch das Chinook als leichtere Variante, im Sarek letztes Jahr hattest du ein noch leichteres Zelt mit Rundbogen - und jetzt wieder ein anderes. Worin liegt der Vorteil dieses Zelts gegenüber den beiden anderen? Noch leichter?

                                                                          Bei meinen zahlreichen Zelten verliere ich auch langsam den Überblick....
                                                                          Das Zelt wiegt etwa 1300g und war das Leichteste der Zelte, die ich dabei hatte. Ich wollte es unbedingt mal unter Tour - Bedingungen testen. Außerdem wollte ich dem höheren Boots - Gewicht etwas entgegensetzen, Ich war allerdings reichlich konsterniert, wie viel „Tuning“ so ein Mid auf Tour benötigt. Ich habe auf den letzten Tagen noch einmal das Zelt gewechselt. Dazu später mehr.


                                                                          Da muss ich nochmal mit einer Ausrüstungsfrage einhaken. Ich hatte bisher schon irgendwie das Fly Paddel auf dem Schirm fürs Trekking, wiegt es doch immer nur die Hälfte des anderen. Was genau ist beim Fly anders? Ist das Blatt kleiner und damit das Paddeln anstrengender? Oder woran liegt es?

                                                                          Bernd wird bestimmt noch etwas zu ergänzen haben, aber ich habe mich auch bereits mit dem Fly beschäftigt.
                                                                          1. Das Blatt ist deutlich kleiner. 2. Das Blatt - Material ist dünner und filigraner. Dadurch lässt sich nicht so druckvoll paddeln, es gibt mehr nach. 3. Der Paddel - Schaft hat einen deutlich geringeren Durchmesser. Dadurch „greift“ er sich nicht so gut. Aber: Es ist seehr leicht und wiegt etwa nur die Hälfte.


                                                                          Siehst du dann denn überhaupt noch legitimen Anwendungsbereich für das Fly, wenn du es nichtmal beim Trekking mitnimmst?

                                                                          Ja, natürlich! Wenn es aufs Gewicht ankommt.
                                                                          Trekking stand ja diesmal nicht ganz so im Vordergrund. Wir sind ja häufiger auf dem Wasser gewesen, als an Land.


                                                                          Jenseits des Komfortgewinns stellt sich dann ja auch die Frage der Sicherheit. Wenn nämlich die Überfahrt über eine kritische Stelle bei nicht wenig Wind, wie du es ja hattest, schon verlangt, dass du dich körperlich anstrengen musst, dann wäre das ja womöglich mit schlechterem Paddel auch gefährlicher.

                                                                          @ Tom welches Paddel hattest du?

                                                                          Ich hatte ein Aquabound Sting Ray dabei.


                                                                          Zuletzt geändert von evernorth; 20.01.2021, 16:14.
                                                                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                          Kommentar


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                                                                            • 768
                                                                            • Privat


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                                                                            @Freedom33333: Zum Anfibio Fly hat Tom schon alles gesagt – genau so sehe ich das auch. Bei den Touren, wo Gewicht und Packmaß im Vordergrund stehen, werde ich das Fly auf jeden Fall wieder nutzen. 2019 bin ich damit ja auch prima klargekommen.


                                                                            03. September: Bustvålen

                                                                            Nachdem wir gestern so lange nach einem geeigneten Zeltplatz gesucht hatten und ich dann mein Zelt („für das Akto findet man überall was“) kurzerhand an die am wenigsten hubbelig aussehende Stelle setzte, war ich doch angenehm überrascht wie saumäßig bequem ich hier lag. Schweinegemütlich! Das dicke Moos unter mir passte sich perfekt meiner Seitenschläfer-Position an.

                                                                            Ausgeruht und für meine Verhältnisse recht spät koche ich einen ersten Kaffee und warte darauf, dass sich im roten Zelt was regt. Wir wollen die Zelte hier stehen lassen und am Vormittag ohne Gepäck auf den Bustvålen steigen. Der Berg verspricht einen netten Rundumblick, ist aber mit 996m nur knapp 240 Meter höher als der Rogen und somit auch für faule Gesellen wie uns ohne übermäßige Anstrengung zu bewältigen. Im Gegensatz zu den vorherigen Tagen drängt es mich nicht zu einem frühen Aufbruch. Anscheinend komme ich langsam dem entspannten Zustand zeitloser Gelassenheit näher, den Tom bereits perfektioniert hat.

                                                                            Heute ist es ja auch völlig egal, wann wir was machen. Mit dem anhaltend kräftigen Südwind werden wir uns später noch ein Stück auf den Väster-Rödsjön treiben lassen und morgen dann das Gewirr von kleinen Seen in Richtung Käringsjön erkunden. Wenn das Wetter mitspielt - es ist Regen angesagt. Gedankennotiz: Telefon mitnehmen und auf dem Bustvålen die Vorhersage checken. Hier unten gibt es nämlich kein Netz.

                                                                            Tom ist inzwischen aktiv und bereitet sein Porridge zu. Was nicht heißt, dass wir bald aufbrechen. Wer die Langsamkeit entdecken will, darf sich nicht zu viel auf einmal vornehmen. Ich bin ja noch blutiger Anfänger auf dem Gebiet, soll heißen immer einen oder zwei Schritte voraus. Leben kannst du nur in der Gegenwart, nicht in der Zukunft, also schau und lerne.

                                                                            Als ich meinen Leichtrucksack mit allen lebenswichtigen Dingen für eine unvergessliche Gipfeltour gepackt habe und zu Toms Zelt hinüberschlendere um ihn ein bisschen zu motivieren, sortiert er gerade in aller Seelenruhe seine Sachen. Also, nicht dass das jetzt nötig wäre, wir lassen sie ja hier, aber ich glaube, es ist für ihn eine Art von Meditation um die innere Ordnung zu erhalten. Das dauert immer gut und gerne eine Stunde. Vielleicht hilft es, wenn ich so unaufdringlich wie möglich daran erinnere, dass wir eigentlich jetzt was vor haben. „Ich will ja nicht drängeln, aber wir könnten dann langsam aufbrechen.“ - „Ja, na klar - Bustvålen ... bin gleich fertig ... ... ... die Piezozündung funktioniert jetzt übrigens gar nicht mehr ... das kann doch nicht an der Temperatur liegen ... so kalt ist es heute nicht ... also, das hatte ich beim Soto Windmaster nie ...“

                                                                            Tom lässt alles stehen und liegen und beginnt ein Gespräch über Kocher. Dazu kann ich nur sagen, dass mein Trangia nie einen Piezozünder hatte und ich auch nie einen vermisst habe. Aber hätte er einen, dann fände ich es nur recht und billig, dass dieser auch funktioniert. Was natürlich irrelevant ist, das ganze Thema ist jetzt irrelevant. Andererseits steht der Bustvålen auch in zwei Stunden noch da, morgen bestimmt auch noch, und mit etwas Glück vielleicht sogar noch übermorgen. Also, hey, entspann dich - nur der Augenblick ist wichtig. Willkommen in der wunderbaren Welt der Langsamkeit!

                                                                            Älskade vare de som sätter sig”, denke ich und suche einen guten Sitzstein. Das Zitat aus einem Gedicht von César Vallejo in dem Film „Sånger från andra våningen“ (Songs from the Second Floor) kommt mir bestimmt nicht ohne Grund in den Sinn. Fühle ich mich wie eine Figur aus einem Roy-Andersson-Film? Ja klar, manchmal schon, aber heute nun überhaupt nicht.

                                                                            Allt har sin tid, Pelle. - Jojo. - Pyramiderna hade sin tid. - Jao, visst, visst. - Ångloken hadde sin. - Förlåt, vad sa du? - Ångloken... - Ja. - ...hade sin tid!“ Genau, das ist es: alles hat seine Zeit. Die Dampflokomotive hatte ihre Zeit. Geburt hat ihre Zeit und Tod hat seine Zeit. Pflanzen hat seine Zeit und Ernten hat seine Zeit. Sachen sortieren hat seine Zeit und zum Bustvålen wandern hat seine Zeit. Der Piezozünder vom Primus hatte seine Zeit, wenn auch nur eine sehr kurze. Tom hat seine Zeit und ich habe meine. Manchmal passt es zusammen und manchmal nicht.

                                                                            Abschweifen hat seine Zeit und Weiter-im-Bericht hat seine Zeit.



                                                                            Wanderung zum Bustvålen




                                                                            Öster-Rödsjön


                                                                            Rogen, Rödvika


                                                                            Skedbrofjället


                                                                            Väster-Rödsjön

                                                                            Der Anstieg ist von Osten tatsächlich genau so einfach, wie es auf den Bildern aussieht. Nur sehr kurz überlegen wir, ob es lohnt, noch auf den westlichen, etwas höheren Gipfel zu laufen, entscheiden dann aber dagegen. Besser kann der Blick von da auch nicht sein, zumal der Wind über die Höhen noch viel ungemütlicher bläst als unten am See. Wir suchen eine geschützte Stelle für ein Müsliriegel-Päuschen, ergötzen uns an der prächtigen Aussicht und konsultieren den Wetterpropheten. Morgen dreht der Wind auf West, außerdem soll es bis Mittag regnen. Danach bleibt es wechselhaft.

                                                                            Kommentar


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                                                                              • 02.09.2016
                                                                              • 1511
                                                                              • Privat


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                                                                              Mensch Bernd, was hast du da für eine Perle rausgehauen!
                                                                              Tom der Gelassenheitsguru mit seinem quengeligen Novizen...
                                                                              Wobei letzterer literarisch und fotografisch auch schon Oberguru ist.

                                                                              Kommentar


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                                                                                • 734
                                                                                • Privat


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                                                                                Ja, das ist tatsächlich ein literarischer Edelstein über das Er-warten ... wunderschön. Gut dass ich das schon mal mündlich gehört hatte, da hat die Geschichte einen etwas anderen Eindruck hinterlassen .

                                                                                Kommentar


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                                                                                  • 02.09.2016
                                                                                  • 1511
                                                                                  • Privat


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                                                                                  Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                                                                                  Gut dass ich das schon mal mündlich gehört hatte, da hat die Geschichte einen etwas anderen Eindruck hinterlassen .
                                                                                  Ach; wie interessant!
                                                                                  Es ist dann der Borgman-Forschung vorbehalten, hier "Dichtung und Wahrheit" zu ermitteln. Erste sachdienliche Hinweise könnten von evernorths Beschreibung der Begebenheit kommen - auf geht´s Tom: hau in die Tasten.

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Erfahren
                                                                                    • 13.04.2019
                                                                                    • 441
                                                                                    • Privat


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                                                                                    Interessant, wie unterschiedlich man diese schöne Passage lesen kann. Ich hatte dann doch den Eindruck, dass da so ein leiser Unterton - oder sollte ich im Falle dieses Hau-in-die-Tastenspezialisten lieber Oberton sagen? - von Ungelduld mit dabei ist. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich eher der "Losgehen-hat-seine-Zeit-Typ" bin. In jedem Fall mal wieder super geschrieben! Bin nun auf die Darstellung aus anderem Blickwinkel gespannt!

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Dauerbesucher
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                                                                                      • 977
                                                                                      • Privat


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                                                                                      Was für ein wunderbarer Bericht. Vielen Dank euch beiden. Ihr hängt die Latte für zukünftige Reiseberichte ganz schön hoch. Es ist toll die gleiche Reise aus zwei so unterschiedlichen Blickwinkeln nahegebracht zu bekommen.

                                                                                      Ich denke so gerne an unsere Kanutour dort zurück und freue mich über eure Erlebnisse und die wunderbaren Fotos. Vielen, vielen Dank.

                                                                                      Bredåsjön steht auch immer noch auf unserer Liste, aber so recht traue ich mir/uns die Überfahrt über den Rogen nicht zu, wenn ich daran denke, wie lange wir in Rödviken festsaßen bis wir endlich nach Reva fahren konnten. Ganz zu schweigen vom Rückweg. Sehr schade, dass ihr in Rödviken unseren Zeltplatz nicht gefunden habt, mit eigenem Hafen und Badestrand. Hängt in dem Windschutz eigentlich immer noch der „wunderschöne“ Wandtepppich?

                                                                                      Als ich die Karte eurer Tour das erste Mal ansah, hab ich mich gefragt, warum nur haben sie die schöne Schleife von Reva nach Norwegen nicht gemacht. Dann hat es erst klick gemacht, das ging ja gar nicht, dank Corona.

                                                                                      Auf den Bildern schaut das Wetter so wunderschön aus, zum Wander perfekt, aber zum Paddeln oft viel zu windig. Das haben wir aber auch erst gemerkt als wir mit dem Boot dort waren, auf den beiden Wandertouren haben wir keinen Gedanken an den Wind verschwendet.

                                                                                      Ich kann Bernd ja ein bisschen verstehen. Wir saßen damals oft schon fertig im Zelt und das liebe Kind hatte keine Lust aufzustehen. Nun wollten wir ja auch keine mega schlecht gelaunte Tochter den ganzen Tag dabei haben. Also erst warten, dann vorsichtige Anfrage, später drängen und irgendwann gings dann tatsächlich los.

                                                                                      Ich hoffe es geht bald weiter.

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        • 04.10.2020
                                                                                        • 270
                                                                                        • Privat


                                                                                        #44
                                                                                        Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen

                                                                                        Da muss ich nochmal mit einer Ausrüstungsfrage einhaken. Ich hatte bisher schon irgendwie das Fly Paddel auf dem Schirm fürs Trekking, wiegt es doch immer nur die Hälfte des anderen.
                                                                                        Ich habe mein Fly-Paddel auf dem Neckar bei bestem Wetter und ruhigem Wasser stromabwärts geschrottet. Es ist am Schaft gebrochen. Das hat mich ein wenig beunruhigt. Wir saßen zum Glück zu zweit im Packraft. Das Paddel konnte ich natürlich einschicken aber nun lege ich mir ein stabileres zu.

                                                                                        Bin weiterhin mit Genuss beim Lesen und immer wieder am Lachen 😀

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Erfahren
                                                                                          • 05.05.2016
                                                                                          • 269
                                                                                          • Privat


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                                                                                          Vielen Dank euch beiden schon mal für den Bericht, die tollen Fotos und die Idee mit den beiden Perspektiven. Das erhöht den Reiz noch mehr. Bin eh' schon gespannt wie ein Flitzebogen, wie es weiter geht. Ich habe mit der Gegend noch eine Rechnung offen, und die wird mit dem Packraft beglichen... Da legt ihr ganz prima einen Rahmen vor, vor allem mit den "dos" und "don'ts" (z.B. den Wind unterschätzen oder über den Rogen paddeln...). Ich lese da übrigens auch so einen Unter- bzw. Oberton der Ungeduld heraus und warte jetzt auf Toms Replik.
                                                                                          Die Entdeckung der Langsamkeit ist übrigens so ganz nach meinem Geschmack...

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Fuchs
                                                                                            • 02.09.2016
                                                                                            • 1511
                                                                                            • Privat


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                                                                                            Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                                                                                            Bin nun auf die Darstellung aus anderem Blickwinkel gespannt!
                                                                                            Das sind wir alle, aber vielleicht muss Tom erst noch ein bisschen Ausrüstung sortieren...

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Dauerbesucher
                                                                                              • 22.05.2016
                                                                                              • 768
                                                                                              • Privat


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                                                                                              @Fjellfex: Nee, mach Dich mal nicht lustig über den Tom. An jenem 3. September hatte ich wahrscheinlich zum ersten Mal wirklich akzeptiert, dass jeder sein eigenes Zeitgefühl hat. Dass man sogar davon lernen kann. Das ist beim Berichteschreiben nicht anders.

                                                                                              Und zu „Dichtung und Wahrheit“: Denk mal an die Erdnuss, mein Guter - die Wahrheit liegt im Kern, nicht in der Schale. Und mit einem Körnchen Salz schmeckt sie noch besser. Steht im Bericht jeder Gedanke, jedes Zitat minutengenau an der korrekten Stelle? Nein. Ist er dennoch wahr? Ja, absolut.

                                                                                              @vobo: Also, Volker, Du hast ja Recht: mündlich (ziemlich kurz nach der Tour) habe ich wohl mehr die Unterschiede betont, und dass ich mir gerade an den ersten Tagen einen strafferen Tagesablauf gewünscht hätte. Nach der zweiten windigen Rogenquerung habe ich mir in Wirklichkeit auch mehr Sorgen gemacht, als im Bericht rüberkommt, das war schon etwas stressig. Aber beim Schreiben sortiert sich das alles ein bisschen besser, man sieht mehr den größeren Zusammenhang. Am Ende war es doch die entspannteste und erholsamste Tour aller Zeiten – nur das zählt .

                                                                                              @Bergahorn: Ooh ja ... Du hast richtig gelesen. Mit Obertönen kenne ich mich tatsächlich ganz gut aus ... wir sagen lieber Teiltöne, weil das den Grundton einschließt. Nicht alle Teiltöne sind harmonisch, aber ohne sie klingt es langweilig . Die mehr oder weniger dezente ironische Brechung ist Dir also nicht entgangen. Eine Erkenntnis über Zeit und Gelassenheit heißt ja nicht automatisch, dass man sie schon verinnerlicht hat...

                                                                                              @Andrea2: Deinen schönen Bericht über Eure erste Kanutour möchte ich auch noch mal lesen, jetzt kommt mir bestimmt manches bekannt vor. Freut mich, dass Du dabei bist . Wandteppich, Wandteppich ... da klingelt was, ohne dass ich es vor Augen hätte. Vielleicht weiß Tom es noch genauer. Ich war da mit Kaffeekochen beschäftigt, wie immer . Über den Rogen fegte so ein ungemütlicher Wind, dass wir an der Bucht nicht lange nach einem Zeltplatz gesucht haben. Sandstrand hatten wir zwar nicht, aber schön war es trotzdem am Öster-Rödsjön. Und mit Kind ist es natürlich ganz anders, soll ja allen Spaß machen. Tom und ich hätten als gestandene Solowanderer genauso gut getrennt losziehen können.

                                                                                              @Highbeat: Danke für den Hinweis zum Fly. Hätte nicht gedacht, dass so was passiert. War das ein Materialfehler, haben sie was gesagt? Ich war zuerst sehr vorsichtig damit, weil es so leicht ist, bekam dann aber doch mehr Vertrauen. Vielleicht etwas zu viel, denn letztes Jahr im Westhavelland ist mir beim Abstoßen von einem Stein das Blatt eingerissen. Konnte ich flicken ... seitdem bin ich wieder vorsichtig.

                                                                                              @agricolina: Die Entdeckung der Langsamkeit lohnt sich – aber ich bin trotzdem froh, dass Du jetzt an Deinem Bericht weiter arbeitest . Für Deine erste Packraft-Tour kannst Du Dich gut an dem orientieren, was bei uns noch kommt. Das dürfte gut passen. Alleine mit Hund würde ich den Rogen auch nicht so ohne Not queren. Jedenfalls nicht für den Anfang.

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Fuchs
                                                                                                • 02.09.2016
                                                                                                • 1511
                                                                                                • Privat


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                                                                                                Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                [FONT=Arial] Steht im Bericht jeder Gedanke, jedes Zitat minutengenau an der korrekten Stelle? Nein. Ist er dennoch wahr? Ja, absolut.
                                                                                                Eine gewagte These! Hier auf ODS - seines Zeichens ein Verein von (Lebens-)künstlern - darfst du auf volles Verständnis hoffen, ein pingeliger Jurist würde dir das aber nicht durchgehen lassen.

                                                                                                Abgesehen davon gefällt mir gar nicht, was ich hier über das Anfibio Fly zu lesen bekomme. Dann lieber 500g mehr schleppen (z.B. Anfibio Basic 4p), aber man hat dafür was Zuverlässigeres... oder geht dieses Paddel auch so leicht kaputt?

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Fuchs
                                                                                                  • 22.08.2010
                                                                                                  • 1835
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                                                                                                  Abgesehen davon gefällt mir gar nicht, was ich hier über das Anfibio Fly zu lesen bekomme. Dann lieber 500g mehr schleppen (z.B. Anfibio Basic 4p), aber man hat dafür was Zuverlässigeres... oder geht dieses Paddel auch so leicht kaputt?
                                                                                                  Das Anfibio Basic 4p wird nicht grundlos beim Verleih des Packrafting Store verwendet, wo ich es bei meiner Vistasjohka - Befahrung auch in den Händen hielt. Sehr solide und überaus robust. Auch wegen des Preises sehr empfehlenswert.
                                                                                                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Erfahren
                                                                                                    • 13.04.2019
                                                                                                    • 441
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    Naja, so ein literarischer Tourbericht ist ja (zum Glück) keine Zeugenaussage, das würde ein pingeliger Jurist, pingelig, wie er ist, sicher differenzieren können. Hoffe ich jedenfalls!

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Fuchs
                                                                                                      • 02.09.2016
                                                                                                      • 1511
                                                                                                      • Privat


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                                                                                                      Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                                                                                                      Naja, so ein literarischer Tourbericht ist ja (zum Glück) keine Zeugenaussage, das würde ein pingeliger Jurist, pingelig, wie er ist, sicher differenzieren können. Hoffe ich jedenfalls!
                                                                                                      Also was Bernd andernorts in seinen Berichten über Geländebeschaffenheit, Furtbarkeit von Flüssen etc. schreibt nehme ich durchaus als Zeugenaussage und nicht als "literarisch".

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Fuchs
                                                                                                        • 02.09.2016
                                                                                                        • 1511
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        Zitat von evernorth Beitrag anzeigen

                                                                                                        Das Anfibio Basic 4p wird nicht grundlos beim Verleih des Packrafting Store verwendet, wo ich es bei meiner Vistasjohka - Befahrung auch in den Händen hielt. Sehr solide und überaus robust. Auch wegen des Preises sehr empfehlenswert.
                                                                                                        Danke für den Tip! Deine Vistasjohka-Befahrung war ja ein wilder Ritt - wenn das Basic 4p den überstanden hat, sollte es für meine Zwecke absolut ausreichend sein.

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Fuchs
                                                                                                          • 22.08.2010
                                                                                                          • 1835
                                                                                                          • Privat


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                                                                                                          Noch 03. September: Bustvålen, Öster - Rödsjön, Hütte am Väster - Rödsjön

                                                                                                          Das püstert hier oben ganz ordentlich! Hat da jemand „Säcke vor der T..“?
                                                                                                          Also ab in die geschützte Nische am Hang. Dass es nach einem ruhigen Aufstieg zum Bustvålen oben auf dem Gipfel aber auch gleich so winden muss….nee!


                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 357E8069-69F6-46E3-AB88-E904C59D62FA_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 3,70 MB ID: 3016279

                                                                                                          Der große Rogen - See


                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: C7686C60-F2E8-4084-9734-6CCCB8D90AEA_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 4,78 MB ID: 3016280

                                                                                                          Öster - Rödsjön


                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 18C2C2A5-7699-4F46-B65A-1257FAEBAE09_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 4,47 MB ID: 3016281

                                                                                                          Nachbar - Gipfel (li., 28m höher), Skedbrofjället (re.)


                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 0CE2E0D7-15E6-41E5-9570-D14EBE222EFF_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 4,78 MB ID: 3016296

                                                                                                          On the top


                                                                                                          Schnell ist klar, dass wir hier oben nicht so lange verweilen werden. Also nur eine kurze Riegel - Pause.
                                                                                                          Bernd will langsam wieder runter und gibt Gas, wie schon den ganzen Vormittag.
                                                                                                          Heute kann ich ihn ja verstehen. Schon der Start in den Tag geriet für ihn zu einer kleinen? Geduldsprobe.

                                                                                                          Ich war so ein wenig im „Verwaltungsmodus“ verstrickt.
                                                                                                          Wobei mir eigentlich gar nicht zum Lachen zumute war.
                                                                                                          In der Nacht hatte ich nicht nur „beseelt“, sondern auch „wild“ geträumt, und ich war nach dem Aufstehen noch ganz mit meinen Gedanken beschäftigt. „Abschweifen“ ist dann so eine Form, die Art und Weise, der ich mich dann „hingebe“, um das nächtliche Chaos zu „bewältigen“.
                                                                                                          Die Monate der Obskurität forderten ihren Tribut und führten letztlich zu diesen nächtlichen „Verwerfungen“.
                                                                                                          All die geplatzten Pläne, Träume und Sehnsüchte….ungewöhnlich viele Enttäuschungen….und das in weniger als sechs Monaten! Über allem die Ungewissheit: Wie soll es weitergehen? Was kommt noch?
                                                                                                          Nur ein Virus, ein neues und nicht einmal ein besonders gefährliches (zumindest nicht für alle) hatte alles durchsetzt und vollständig in Beschlag genommen: Gedanken, Verstand, Geist und Seele, gelähmt und ausgebremst, das ganze Leben, die „alte“ Kommunikation, die Vitalität und ganz besonders die Nähe.
                                                                                                          Der Schleier der Ungewissheit hatte sich in der Nacht ein wenig gelichtet und aus den Niederungen des Unterbewusstseins war so eine Art Erkenntnis hervorgekommen und das wurde mir an diesem Morgen langsam bewusst:
                                                                                                          Nichts ist mehr so, wie es mal war, alles unterliegt gerade einem allumfassenden Wandel und das Vergangene ist definitiv vorbei, kommt auch nicht mehr wieder. „Jetzt“ ist wichtig und wir haben die Chance für einen Neubeginn, der jetzt beginnt.
                                                                                                          Noch deutlicher: Im Grunde haben wir gar keine andere Wahl.

                                                                                                          Hier oben auf dem Bustvålen ist davon wenig zu spüren, eigentlich gar nichts. Ich weiß nicht, wie der Neubeginn aussieht, auch der Bustvålen weiß es nicht. Der steht hier nur, also steht hier nur rum. Dem ist das scheißegal.

                                                                                                          Also weiter im Text.

                                                                                                          Der Abstieg vom Bustvålen geht natürlich ruck zuck. Hört, hört, auch so kann es gehen.



                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 58CE82E4-CA54-4BCA-BBDF-EF1E7005E223_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 4,26 MB ID: 3016297

                                                                                                          Rogen im Abstieg

                                                                                                          An den Rückweg habe ich kaum eine Erinnerung. Da hat sich ein wenig der „Schleier des Vergessens“ drübergelegt.
                                                                                                          Kaum sind wir wieder auf dem Pfad, erreichen wir auch schon unsere Bucht am Öster - Rödsjön, ebenfalls ruck zuck. Das ist fast wie bei Raumschiff Enterprise: Scotty, Öster - Rödsjön, beam me to the beach.…..und schon da!

                                                                                                          Ganz so fix sind wir dann am Öster - Rödsjön nicht in die Boote gekommen, ganz nach dem Motto:
                                                                                                          Das alte „Schnell“ ist das neue „Langsam“.
                                                                                                          Bis das Gerödel verpackt und die Boote klar sind vergeht etwas….Zeit!
                                                                                                          Die folgende Zeit auf dem Wasser entschleunigt dann noch umso mehr. Es ist Nachmittag und genug Zeit, ja, alle Zeit der Welt.
                                                                                                          Wir haben nur eine recht kurze Strecke vor uns und könnten uns auch treiben lassen….wenn der Wind mitspielt. Tut er aber nicht. Die Boote drehen lustig umher, sobald wir mit dem paddeln innehalten.
                                                                                                          Eine Hütte ist im Übergang zum Väster - Rödsjön in der Karte eingezeichnet. Die ist nicht weit entfernt und unser heutiges Paddel - Ziel. Wir haben keine Ahnung, was wir dort vorfinden werden.
                                                                                                          Hoffentlich einen guten Platz für unser Camp.


                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                          Wo ist die Hütte?



                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 18C73138-C01C-4B5E-8B3E-EC211D9AD23E_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 3,94 MB ID: 3016299

                                                                                                          Dort muss sie sein


                                                                                                          Nach etwas Rumsuchen finden wir die Hütte, die sich nicht nur als private Hütte entpuppt, sondern zudem eine beachtliche Größe hat. Jedenfalls, was wir so vom Wasser aus erkennen können.
                                                                                                          Der offizielle Zugang zur Hütte ist das aber nicht, und so beschließen wir noch, um die Landzunge herum zu paddeln.
                                                                                                          Wir haben aber nicht bedacht, wie sehr sich diese Umfahrung in die Länge zieht, aber, hey, schnell hat sich totgelaufen. Wir haben doch Zeit, und so dauert es eben, bis wir die Spitze erreicht haben.
                                                                                                          Jetzt nur noch bis zum Ende der rückwärtigen Bucht……



                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 469DBF06-738C-4874-BB9B-E098E226AE6B_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 3,56 MB ID: 3016282


                                                                                                          Dort ist ein richtiger, kleiner Anlege - Steg. Wir steigen aus und schauen uns das ganze mal an.
                                                                                                          Es ist niemand da, kein Boot, kein Mensch. Gerade wird ein neues Nebengebäude errichtet, in dem wohl eine Sauna untergebracht werden soll.
                                                                                                          Zwar gibt es direkt vor dem Anleger wunderbar - ebene Flächen für mehrere Zelte, doch hier, so dicht am Haus, mag keiner von uns zelten.
                                                                                                          So gehen wir erst einmal zum weiteren Erkunden der Bucht am Ufer entlang und, siehe da, schon nach recht kurzer Zeit werden wir fündig und finden einen schönen Platz unter Kiefern.
                                                                                                          Wir gehen zurück zu den Booten und umfahren auch diese Landzunge, die aber deutlich weniger ausladend ist.
                                                                                                          Auf Höhe des vermuteten Zeltplatzes gehen wir an Land und binden erst einmal die Boote an, damit sie nicht plötzlich davon fliegen.
                                                                                                          Es dauert nicht lange und schon steht das Akto von Bernd.
                                                                                                          Bei mir dauert`s……etwas länger, aber das kenne ich ja schon.
                                                                                                          Nach einer Wäsche im See, dem folgenden Abendessen und einem guten Schluck schottischen single malt ist es auch schon bald Zeit, schlafen zu gehen.
                                                                                                          Wie auf Bestellung kommt noch mal kurz die Sonne raus:



                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 503F0065-EC02-4546-8BDF-A1356D04E60B_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 6,04 MB ID: 3016287


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                                                                                                          Camp Väster - Rödsjön


                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 772B22A5-DAA0-422A-93B6-B507C8F91BA1_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 7,19 MB ID: 3016285


                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 73A7EA6C-7C67-4500-BE8C-5187C25D80C5_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 6,65 MB ID: 3016286


                                                                                                          04. September: Uthussjön

                                                                                                          Unser heutiges Ziel ist ein offizieller Lagerplatz mit Windschutz am Ende des Uthussjön.
                                                                                                          Doch es geht mal wieder nicht los, also so gar nicht. Ich bin recht früh wach, liege aber einfach nur so da. Es wird 8 Uhr, dann 9 Uhr. Aufbruch? Ne, ne,ne,nee!
                                                                                                          Was ist los? Was ist denn nun schon wieder? Habe ich meine Regel??
                                                                                                          Nein, es ist diesmal ganz einfach: Es regnet, und da bleiben wir schön im Zelt und warten erstmal ab, bis der vorüber ist. Bis 10 Uhr müssen wir warten, dann ist es endlich trocken.

                                                                                                          Ja, wir brechen gemeinsam auf, und, nein, ich weiß nicht mehr genau, wie lange es diesmal gedauert hat. Geht aber schneller los, weil ich schon einen Teil im Zelt in den Rucksack verstaut habe.
                                                                                                          Rein von der Entfernung, also Luftlinie, ist es nicht allzu weit. Schwer einzuschätzen sind allerdings die „Portagen“, die erst einmal gefunden werden müssen und deren Länge und mögliche Schwierigkeiten wir nicht kennen. Außerdem erwarten wir zum Ende des Tages noch Regen. Der norwegische „Sprühregen“, „YR“, also der norwegische weather forecast, hat sich da eindeutig festgelegt.

                                                                                                          Wir setzen also auf der günstigen, der Hütte zugewandten, Seite die Boote ins Wasser.
                                                                                                          Bernd hat schon angekündigt, das kurze Stück direkt bei der Hütte zu Fuss zu überqueren.
                                                                                                          Da hatte ich meinen brainstorm wohl noch nicht eingeschaltet und ich denke nur: Alles wieder abtüdeln?? Nein, nach dem doch recht kurzen Stück über die kleine Bucht will ich unbedingt noch weiter paddeln.
                                                                                                          Bernd ist erstaunt.
                                                                                                          „Wirklich?“
                                                                                                          „Ja, bis gleich.“
                                                                                                          Ich paddel also alleine los und so langsam dämmert mir, auf was ich mich da eingelassen habe:
                                                                                                          Ich Schussel! Das ist doch diese ewig lange Landzunge!
                                                                                                          Also haue ich in die Blätter und treffe, nach einer gefühlten Ewigkeit und mit wirklich schlechtem Gewissen auf einen schon recht lange wartenden Bernd, der inzwischen nicht nur Moos angesetzt hat, sondern auch einen gaanz langen, grauen Bart bekommen hat.
                                                                                                          Diese Episode der „gelernten“ Langsamkeit war definitiv vermeidbar.

                                                                                                          Wir paddeln eine ganze Zeit....paddeln und paddeln und
                                                                                                          nach etwas Rumsuchen finden wir die richtige Bucht. Schon von weitem können wir am Ende den aufsteigenden, deutlichen Pfad erkennen.
                                                                                                          Hier sind definitiv schon etliche Boote über den Hügel gekarrt worden.



                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 9B18BBFE-D311-419B-8B33-EE8F09CCDE73_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 4,33 MB ID: 3016288

                                                                                                          Kurz vor der Portage 1


                                                                                                          Hinter dem Hügel setzen wir wieder ins Wasser ein. Später geht es noch einmal einen Sumpf- und Wiesenfluss ein Stück hoch, bis es nicht mehr weiter geht und wir die Boote aus dem Wasser nehmen. Dieser sumpfigen Gegend folgen wir eine Weile, bis wieder offenes Wasser vor uns auftaucht. Hier baut Bernd das Akto zum Kochen und trocknen auf und wir machen erst einmal eine Essens- und Kaffee - Pause.



                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: E5544660-BF68-4585-9CF5-A51AECB24072_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 5,90 MB ID: 3016290

                                                                                                          Versumpft


                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 49CF6E8B-6DB2-448E-93AD-0A4A2A626113_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 5,46 MB ID: 3016289

                                                                                                          Portage 2


                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 04690CB3-2FD9-405E-9CFC-4332ECFF613F_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 5,50 MB ID: 3016291


                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image_14766.jpg Ansichten: 4 Größe: 5,89 MB ID: 3016293

                                                                                                          Pause

                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image_14765.jpg Ansichten: 4 Größe: 5,14 MB ID: 3016292


                                                                                                          Nachdem wir die Pause beendet haben, dürfen wir erst einmal ein längeres Stück paddeln, denn bis zum Ende des Uthussjön und seinem Windschutz liegt nun noch ein Gewirr einzelner, kleiner und größerer Inseln und Landzungen. Das ist schon ein wenig verwirrend, doch bleibt man fokussiert und gleicht das Bild immer wieder mit der Karte ab, so gelingt die Orientierung recht gut.


                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 74759854-AB06-42C3-A1C7-F4CA4F1C9144_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 4,75 MB ID: 3016300

                                                                                                          Uthussjön


                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DB360048-F8A7-48E4-81A0-3579E3F6E2BA_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 3,94 MB ID: 3016295


                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 9E2E5C95-6C69-4BD9-B4B3-7146B636EC6F_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 3,54 MB ID: 3016294


                                                                                                          Das Wetter sieht heute die ganze Zeit wirklich gut und sonnig aus und zumindest ich habe die Schlechtwetter - Front im Rücken nicht allzu ernst genommen.
                                                                                                          Die ist (scheinbar?) noch recht weit entfernt und vor uns liegt traumhafter Sonnenschein.
                                                                                                          Da sollten wir uns aber schwer getäuscht haben.



                                                                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 57BBB0ED-9F3F-421C-AEE3-0D3514A58637_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 4,04 MB ID: 3016301

                                                                                                          Oha!

                                                                                                          Zuletzt geändert von evernorth; 27.01.2021, 08:03.
                                                                                                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Erfahren
                                                                                                            • 13.04.2019
                                                                                                            • 441
                                                                                                            • Privat


                                                                                                            #54
                                                                                                            Die wilden Träume sind also der Grund für das ausführliche Sortieren des Inventars. Auch ein Weg, sich nach solchen "Verwerfungen" wieder in dieser Welt zurechtzufinden!
                                                                                                            Schlauerweise hast du natürlich mit dem Ende wieder Spannung erzeugt, mal sehen, wie sich das Zeitempfinden unter diesen Wolken entwickeln wird!

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Vorstand
                                                                                                              Fuchs
                                                                                                              • 18.06.2014
                                                                                                              • 1591
                                                                                                              • Privat


                                                                                                              #55
                                                                                                              Ihr macht einem ja schon arg Lust, das Packraften mal auszuprobieren!

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Dauerbesucher
                                                                                                                • 22.05.2016
                                                                                                                • 768
                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                                                Ihr macht einem ja schon arg Lust, das Packraften mal auszuprobieren!

                                                                                                                ... also, so eine Tour wie diese, ja klar, aber bei längeren Wanderstrecken und Deinem üblichen Rucksackgewicht hätte ich schon Bedenken, noch mal drei oder vier Kilo draufzupacken ... oder Du müsstest an anderer Stelle Abstriche beim Komfort machen .


                                                                                                                Bevor es weitergeht, kommen noch ein paar Fotos vom 03. September mit Tom und seinem schicken Alligator:


                                                                                                                Aufbruch am Öster-Rödsjön










                                                                                                                Väster-Rödsjön, an der Anlegestelle der Hütte


                                                                                                                Weiter am 04. September auf dem Uthussjön



                                                                                                                Die dunklen Wolken im Westen haben wir schon viel zu lange nicht ernst genommen, schienen sie doch kaum näher zu ziehen. Außerdem war unser Ziel, der Windschutz zwischen Uthus- und Källsjön, nicht mehr weit. Als wir dort anlegen, sehen wir ein Zelt auf dem Hügel ... aha, da wohnt schon jemand ... ist ja nicht schlimm ... wird wohl kein Griesgram wie der Inselherrscher sein. Wir steigen auf den Hügel ... mal gucken wie die Leutchen hier so drauf sind ... dann taucht das nächste Zelt auf, dann noch eins und ganz viele andere. Hier lagert eine ganze Gruppe, aber es ist niemand zu sehen. Sind wohl noch auf dem Wasser. Nee, hier bleiben wir nicht.





                                                                                                                Inzwischen haben die Wolken uns eingeholt, es riecht nach Regen. Dann sollten wir mal zackig einen Platz für die Nacht finden. Der Übergang zum Källsjön ist steinig und nicht wirklich paddelbar, ständig sitzen wir auf Felsen direkt unter der Wasserlinie auf, aber danach dauert es lediglich ein paar Minuten bis zur nächsten Landzunge. Hier müssen wir was finden, nur an welcher Stelle? Sieht alles steinig und dicht bewachsen aus. Tom erkundet das Ufer an der südlichen Bucht, sein Zelt stellt ja die höheren Ansprüche, und kommt kopfschüttelnd zum Boot zurück. Dann also an der schmalsten Stelle der Landzunge. Tom macht wieder den Vorgucker.

                                                                                                                Ja“ sagt er, „für mein Zelt gibt es eine Stelle, aber für dich wird es schwieriger.“ - „Egal, ich finde schon was. Das Akto passt fast überall hin.“ Erste Regentropfen treiben zur Eile. Um die Boote kümmern wir uns später. Als ich die Landzunge absuche, muss ich feststellen, dass Tom recht hatte. Der Boden ist überall steinig und uneben. Das wird hier nix. In mittlerweile kräftigem Regen laufe ich eine ganze Weile den Hügelrücken entlang, bis ich hinter einem umgestürzten Baumstamm, unter den tropfenden, tief hängenden Zweigen einer Kiefer die einzig mögliche Stelle finde. Noch ein paar Äste und Butzeln wegräumen, dann passt es schon. Aber ich ärgere mich, dass wir nicht früher aufgebrochen sind. So‘n Scheiß, der Rucksack ist auch ganz nass geworden, das war echt nicht nötig. Eine Stunde früher wäre ja wohl ohne die geringste Hetze möglich gewesen. Ist jetzt auch egal. Ich knalle ihn in die Apsis, gehe zurück zum Boot und binde es an einen Baum. War ja nicht geplant, dass ich so weit weg von der Anlegestelle zelte, sonst hätte ich das vorhin noch gemacht.

                                                                                                                Dann schaue ich bei Tom vorbei, dem auch etliche Sachen nass geworden sind. Geteiltes Leid ist halbes Leid, sagt man, aber so richtig hilft das nicht. Wenn ich eins nicht mag, dann sind das klitschnasse Sachen, die man am nächsten Morgen zum Paddeln braucht. Einigermaßen schlecht gelaunt sage ich Tom, dass ich am nächsten Tag meinen eigenen Rhythmus haben möchte. „Ich wäre ja heute schon früher aufgebrochen!“ - „ Warum hast du‘s nicht gemacht?“ Na, warum wohl – weil ... sonst kann ja jeder für sich losziehen ... und eigentlich hat das heute zusammen doch Spaß gemacht ... bis zum Regen jedenfalls. Der hat eben auch seine eigene Zeit.


                                                                                                                Rückblende: Zwei ausgeschlafene Gesellen an einem wunderschönen Platz am Väster-Rödsjön. Jeder frühstückt für sich im eigenen Zelt, weil es regnet ... schon seit vielen Stunden. Man kann ja gegen Regen sagen, was man will, aber dies Art von Regen, der gemächliche schwedische Landregen, erfüllt alle Zeltbewohner mit einer äußerst befriedigenden Trägheit. Wer will da raus? Wir jedenfalls nicht. Dafür hat man schließlich ein gutes Buch dabei und genügend Spiritus für einen zweiten Kaffee.

                                                                                                                Wir hatten uns angesichts der Wettervorhersage darauf verständigt, dass wir gegen zwölf Uhr aufbrechen, doch schon um zehn zeigt sich, dass der Vormittag ganz offensichtlich trocken bleibt. Keine Regenwolke in Sicht, im Gegenteil – die Sonne kommt durch. Mein Vorschlag, die Gunst der Stunde zu nutzen und schon früher loszupaddeln, stößt bei Tom nicht auf Zustimmung. Okay, das kommt anscheinend zu plötzlich – der Mann möchte die meditative Stimmung noch länger auskosten. Dann bleibt es eben bei zwölf Uhr, so war es schließlich verabredet.

                                                                                                                Um alleine aufzubrechen, sehe ich keinen Grund, und es wäre auch schwierig, einen Treffpunkt auszumachen. Wir wissen ja noch nicht, welche Route wir durch das Gewirr der kleinen Seen nehmen und wo gute Tragestellen sind. Das sollten wir auf jeden Fall gemeinsam machen.

                                                                                                                Also verdödeln wir den Vormittag an diesem tatsächlich sehr netten Platz. Gegen elf oder halb zwölf dränge ich zum Packen, was erfahrungsgemäß eine Weile dauert. Nämlich in diesem Fall bis 13:00 Uhr. Da setzt Tom sein Packraft ins Wasser und paddelt aus unerfindlichen Gründen zurück, wie wir gestern gekommen sind, während ich meine Sachen zur Hütte trage, um direkt dort auf der anderen Seite einzusetzen. Das gibt mir auch Gelegenheit, noch mal das Plumpsklo zu benutzen, eine zu rauchen, aufs Wasser zu starren und ... aha, da kommt er. Ging ja eigentlich recht schnell.

                                                                                                                Gut gelaunt paddeln wir mit dem Wind über den See, entlang der Inseln und Buchten, die wir von gestern schon kennen. Nur suchen wir heute die Durchfahrt zur nordöstlichen Bucht des Öster-Rödsjön. Ob man da überhaupt fahren kann wissen wir nicht, das wird sich zeigen. Vom Boot aus kann man oft nicht erkennen, was Insel und was Landzunge ist, wo nur eine Bucht ist oder der Durchlass zum nächsten See.

                                                                                                                Schließlich finden wir eine fahrbare Engstelle, die richtig aussieht und freuen uns schon über die souverän gelöste Orientierungsaufgabe. Plötzlich sehen wir einen Berg voraus, der da gar nicht hingehört. Ja, nee, auf der Karte ist da kein Berg, aber den kennen wir - das ist Bustvålen! - haha, na toll, das war ja eine navigatorische Glanzleistung! Wir sind um eine Insel herumgepaddelt und fahren gerade wieder zurück nach Westen. So kann man auch den Tag verbringen.

                                                                                                                Nachdem im zweiten Versuch die richtige Stelle gefunden ist, läuft allerdings alles wie am Schnürchen. Vom Südzipfel der östlichsten Bucht kommen wir über eine breit ausgetretene Tragestelle auf einen kleineren See, über eine weitere Tragestelle auf den nächsten kleinen See und dann folgt eine längere Portage durch Moor zum Uthussjön. Mittagspause!


                                                                                                                erste Tragestelle


                                                                                                                Moor am Uthussjön


                                                                                                                Uthussjön

                                                                                                                Das hat Spaß gemacht. Anlanden, Rucksack schultern, Boot unter den Arm klemmen und wieder einsetzen ging mit den Packrafts ganz mühelos. Dazu das unerwartet gute Wetter, Sonnenschein, mäßiger Westwind, es ist einfach nur herrlich! Ich bin ganz überrascht, dass seit dem Aufbruch tatsächlich schon drei Stunden vergangen sind.

                                                                                                                Die Pausen sind für Tom eigentlich nicht so wichtig, wogegen ich mich gerne an einem schönen Platz einrichte, das Zelt trockne, Kaffee koche und ein bisschen ausspanne. So wird es viertel nach fünf, bis wir wieder die Boote besteigen und über den Uthussjön paddeln. Morgentrödler und Pausentrödler – kein Wunder, dass wir am Ende nass werden.












                                                                                                                Über die elende Zeltplatzsuche ist der Abend hereingebrochen. Uff! Ich reiße mir die tropfnassen Regenklamotten vom Leib, verstaue sie mit den anderen nassen Sachen in der Apsis, koche im Dunklen meinen verspäteten Nachmittagskaffee und denke nach. Ja, jeder hat mit den Jahren seine Marotten kultiviert, die werden wir beide nicht mehr ändern. Meine lange Mittagspause hat uns schließlich auch aufgehalten. Es war wirklich nicht in Ordnung, Tom den späten Aufbruch vorzuwerfen. Hoffentlich denkt er jetzt nicht, ich wäre sauer auf ihn. Eigentlich könnte man das morgen wieder so machen wie am Mittwoch. Als Tom über den Rogen kam, hatte ich schon meine Pause und jeder war zufrieden. Ohne Regen hätte ich noch mal bei ihm vorbeigeschaut, ja, und wenn sein Zelt nicht so weit weg wäre, aber ... nee, so schlimm ist mein schlechtes Gewissen auch wieder nicht ... ich schreibe ihm lieber ne Nachricht mit dem Vorschlag für morgen.

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Dauerbesucher
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                                                                                                                  • 900
                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                  Ich finde es prima, dass ihr hier so einen ehrlichen Reisebericht schreibt .
                                                                                                                  Es zeigt eben doch einmal mehr, dass die ständige Frage von Bekannten - warum machst du das alleine, warum nicht mit anderen, das wäre doch viel besser - der zugrundeliegenden Thematik einfach nicht gerecht wird.

                                                                                                                  Wenn nicht sehr viel passt, dann müssen die Kompromisse auf beiden Seiten sehr groß sein. Welches Reiseziel, welche Gehgeschwindigkeit, welche Tagesdistanz, Zeltplätze mit schöner Aussicht vs. ebene Stellfläche, Ruhetag bei schlechtem Wetter vs. Weiterlaufen usw.

                                                                                                                  Deine Analyse mit "Früh-Aufbrechen-Mensch der gerne tagsüber Pausen macht" vs. "Morgens Zeit lassen und tagsüber durchmarschieren" ergänzt hier nur einen weiteren Faktor, den man vorher nicht unbedingt auf dem Schirm hat.

                                                                                                                  Keines von beidem ist besser oder schlechter - aber beides passt letztlich nur dann zusammen, wenn man sich vorher auf ein gemeinsames Tagesziel festlegt (und auch miteinander kommunizieren kann per Satellit).
                                                                                                                  Zuletzt geändert von Freedom33333; 02.02.2021, 19:11.

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Vorstand
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                                                                                                                    • 18.06.2014
                                                                                                                    • 1591
                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                    #58
                                                                                                                    Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                                    ... also, so eine Tour wie diese, ja klar, aber bei längeren Wanderstrecken und Deinem üblichen Rucksackgewicht hätte ich schon Bedenken, noch mal drei oder vier Kilo draufzupacken ... oder Du müsstest an anderer Stelle Abstriche beim Komfort machen .
                                                                                                                    Hm, wohl wahr! Da muss ich wohl entweder weniger Essen mitnehmen, statt im Zelt unterm Boot schlafen oder mehr Calisthenics trainieren.

                                                                                                                    Da reise ich lieber erst mal virtuell bei Euch weiter mit, das macht schon arg viel Spaß und ist so leicht!

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                                      • 28.08.2017
                                                                                                                      • 3014
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
                                                                                                                      Deine Analyse mit "Früh-Aufbrechen-Mensch der gerne tagsüber Pausen macht" vs. "Morgens Zeit lassen und tagsüber durchmarschieren" ergänzt hier nur einen weiteren Faktor, den man vorher nicht unbedingt auf dem Schirm hat.
                                                                                                                      Haha, ja. Und ich bin der "Früh-Aufbrechen-UND-Tagsüber-Durchmarschieren"-Typ. Länger als 15 min Pause mache ich nie. Und koche dementsprechend tagsüber nichts. Von äußerst seltenen Ausnahmen abgesehen.

                                                                                                                      Eigentlich kenne ich nur unsere mittlere Tochter, die sowas mitmacht. OK, die große auch, aber da ist der frühe Aufbruch problematischer.

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                        • 23.04.2007
                                                                                                                        • 293
                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                        Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                                                                                                                        Haha, ja. Und ich bin der "Früh-Aufbrechen-UND-Tagsüber-Durchmarschieren"-Typ. Länger als 15 min Pause mache ich nie. Und koche dementsprechend tagsüber nichts. Von äußerst seltenen Ausnahmen abgesehen.
                                                                                                                        Dann oute ich mich mal als "Morgens Zeit lassen UND tagsüber viele lange Pausen machen" - Typ. Hat sich zusammen mit meiner Frau so eingependelt und wir fühlen uns beide wohl damit. Das kann auch zu einer halben Stunde Pause im strömenden Regen führen. Aber dafür machen wir dann auch um so früher Feierabend 😉. Unser Rekord war, dass wir um 15:30 schon unser Zelt aufgebaut haben. Aber der Platz war einfach zu genial, als dass man hätte weiterlaufen können.

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                          • 22.08.2010
                                                                                                                          • 1835
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          Hallo Andrea,

                                                                                                                          das freut mich natürlich sehr, dass dir unser Reisebericht so gut gefällt. Deinen Reisebericht über eure Rogen - Tour habe ich gerade vor mir liegen. So erfahre ich doch noch, welche Ecken uns in der Gegend entgangen sind und wie es dort ausschaut. Sehr schön.

                                                                                                                          Zitat von andrea2 Beitrag anzeigen
                                                                                                                          Hängt in dem Windschutz eigentlich immer noch der „wunderschöne“ Wandtepppich?
                                                                                                                          Auch bei mir klingelt es da, wenn auch nicht allzu laut. Den „wunderschönen“ Wandteppich habe ich
                                                                                                                          auch nicht vor Augen.

                                                                                                                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            • 977
                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                            Hier ist er der Wandteppich aus Rödviken

                                                                                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC07198.jpg Ansichten: 0 Größe: 353,1 KB ID: 3018998

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              Fuchs
                                                                                                                              • 22.08.2010
                                                                                                                              • 1835
                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                              05. September: Källsjön, Kråksjön, Südspitze Käringsjön

                                                                                                                              Die Nacht war etwas unruhig, denn der heftige Regen verfolgte mich noch bis weit in die Nacht hinein.
                                                                                                                              Heute morgen ist die Welt wieder eine andere, denn der Regen hat irgendwann in der Nacht aufgehört. Draußen strahlt alles im hellsten Licht, die Sonne ist bereits in der Frühe warm und gibt ihr Bestes. Die Luft ist klar, im Schatten noch etwas frisch, aber im Zelt schon fast zu warm. Reingewaschen und sauber wirkt die Landschaft, und kleinste Wellen kräuseln die Wasseroberfläche.




                                                                                                                              Herrlicher Morgen



                                                                                                                              Alles muss trocknen

                                                                                                                              Rückblende: Mit den Worten „Egal, ich finde schon was. Das Akto passt fast überall hin“ lässt Bernd sein Alpha stehen und liegen und steigt mit seinem Rucksack rasch den Hang hoch.
                                                                                                                              „Kümmere mich später um das Boot“, ruft er noch hinterher.
                                                                                                                              Mist, jetzt fallen bereits immer mehr Tropfen. Ich haste mit meinem Gepäck hinterher. Im Gegensatz zu Bernd habe ich das Glück, direkt zu dem Platz aufzusteigen, den ich mir vorher bereits ausgeguckt habe. Oben angekommen, packe ich gleich aus und beginne mit dem Zeltaufbau im jetzt strömenden Regen. Warum geht das nicht schneller? Es dauert wieder viel zu lange, bis es einigermaßen gut steht. Viele Sachen sind richtig nass geworden. Die wichtigen Sachen, wie der gut verpackte Schlafsack, sind immerhin trocken geblieben. Alles, was zu nass ist, landet in der Apsis.
                                                                                                                              Frisch ist es geworden und erst, als ich die nassen Klamotten gewechselt habe, kommt langsam die Wärme zurück. Ein heißer Tee, in Verbindung mit einen guten Schluck Whiskey, lässt mich dann vollständig „durchglühen“.
                                                                                                                              Noch beim Essen kommt Bernd vorbei, um sein Boot zu sichern.
                                                                                                                              Morgen wollen wir wieder getrennt starten, da Bernd möglichst früh in den Tag starten will und ich noch einmal zum Auto nach Käringsjön paddeln will. Hauptsächlich, um das Zelt gegen das Chinook auszutauschen, Müll dort zu lassen, eine Gaskartusche auszutauschen. Letztere, da ich wohl eine mit der reinen Butan - Befüllung erwischt habe. Ich fülle manchmal leere Kartuschen wieder mit reinem Butan - Gas per Adapter auf. Bei den kalten Morgentemperaturen will die aber nicht so richtig loskacheln, bzw. verbraucht viel zu viel Gas.
                                                                                                                              Kekse, und saubere Klamotten könnte ich bei der Gelegenheit auch gleich….
                                                                                                                              Wir vereinbaren noch einen Treffpunkt an der äußersten Südspitze des Käringsjön. Gute Nacht.
                                                                                                                              Mir ist natürlich nicht der leicht gereizte Unterton in unserer nur kurzen Unterhaltung entgangen.
                                                                                                                              Ja, natürlich, mit etwas Glück und einem zeitigeren Aufbruch (und einer kürzeren Mittagspause ) hätten wir diese nasse Dusche vermeiden können. Aber eigentlich ist nichts Schlimmes passiert, außer nass werden….
                                                                                                                              Das trocknet schon wieder. …..Ende der Rückblende.

                                                                                                                              Jetzt verteile ich erst einmal meine nassen Sachen, hänge sie in die Äste der nächsten Kiefer, oder hänge sie anderweitig in die Sonne. Ein herrliches Wetter ist das. Ich könnte ewig nur so herumschauen…und die Sonne genießen.
                                                                                                                              Als Bernd - „ready for the boat
                                                                                                                              - vorbeikommt, bin ich noch ganz und gar im Trocknung - und Genuss - Modus.
                                                                                                                              Dann ist es Zeit und Bernd verlässt unsere Halbinsel. Danach bin ich allein und schaue mal, wie weit die Trocknung vorangeschritten ist. Während einige Kleidungsstücke schon trocken sind, benötigen andere Teile und vor allem das Zelt noch etwas mehr Zeit. Gerade letzteres möchte ich so weit wie möglich trocken bekommen, denn danach liegt es noch tagelang komprimiert im Auto.






                                                                                                                              Nach und nach packe ich die trockenen Sachen in den Rucksack, bis ich ganz zum Schluss das noch immer etwas feuchte Zelt abbaue. Ich schaue extra noch einmal ganz genau umher, ob ich nicht etwas vergessen habe, schließlich hing mein halber Hausstand zum Trocknen herum. Eine solch umfassende Trocknungs- Aktion kommt schlußendlich nicht jeden Tag vor.

                                                                                                                              Etwa 2 Stunden nach dem Aufbruch von Bernd verlasse ich bei weiterhin strahlendem Sonnenschein die Halbinsel. Zunächst paddel ich in den Källsjön und wähle den für mich logischsten Punkt für die erste, von heute nur zwei Portagen: Treffer! Am Ende einer fast winzigen Bucht steige ich zielsicher aus dem Boot. Hier sind definitiv schon viele vor mir ausgestiegen. Beflügelt von dieser beruhigenden Erkenntnis schultere ich den Rucksack und klemme mir das Boot unter den Arm. Inzwischen klappt das schon sehr routiniert. Diesmal sind es schon ein paar hundert Meter, am Anfang noch auf so etwas wie einem Pfad, der sich jedoch schon bald, nach dem Erklimmen einer Anhöhe, wieder verliert. Von oben ist der Kråksjön bereits zu sehen, und so gehe ich weglos hinunter an das Ufer. Hier mache ich erst einmal eine kleine Snack - Pause, um im Anschluß meinen Weg auf dem Wasser fortzusetzen.




                                                                                                                              Kråksjön

                                                                                                                              Bei der kurzen Überquerung des Kråksjön sehe ich schon die kleine Bucht, wo am Ende die ganz offensichtliche, zweite Portage des heutigen Tages auf mich wartet. Den daran anschließenden, kleinen See fahre ich aus einem unerfindlichen Grund bis zum Ende, steige aus, und entdecke einen sehr deutlichen Pfad. Es handelt sich um den Wanderweg, der von Käringsjön auf unseren Weg Richtung Bustvålen trifft. Ich folge dem Weg etwa 200 m zurück und erreiche die Stelle, wo ich in den Käringsjön einsetze. Dort befindet sich in der Nähe eine Brücke.
                                                                                                                              So komme ich also, etwas unfreiwillig, zu einer kurzen, dritten Portage.
                                                                                                                              Über den Käringsjön bin ich schnell hinüber; muss nur noch kurz nach dem sehr schmalen Wasserlauf suchen, der zum Ausstieg führt. Zu Beginn fahre ich mich im beginnenden Schilf regelrecht fest, da es hier super flach ist, und so muss ich ordentlich mit dem Paddel wühlen und abstoßen, um wieder frei zu kommen. Einmal in dem Flusslauf hineingekommen, staune ich doch sehr über die Enge. Maximal 2 Meter ist es hier breit und ich kann mir kaum vorstellen, wie da jemand mit einem sperrigen Kanadier durchkommen soll.
                                                                                                                              An der Anlegestelle, ziehe ich nur kurz das Boot aus dem Wasser und gehe den Pfad hinauf zu den Gebäuden und entriegele schon von weitem mein Auto. Das Zelt nehme ich nun doch aus dem Packsack und lege es zum weiteren Trocknen locker auf der Rückbank aus.
                                                                                                                              Die fehlenden Sachen sind schnell beieinander, oder ausgetauscht.
                                                                                                                              Zurück beim Boot ist alles schnell im Rucksack verstaut und ich fahre den schmalen Flusslauf ein zweites Mal hinunter, was nun schon deutlich flüssiger abgeht.
                                                                                                                              Einmal zurück auf dem Käringsjön ist es nun nicht mehr weit bis zum Treffpunkt mit Bernd an seiner Südspitze.
                                                                                                                              Als ich dort ankomme, ist Bernd schon beim Kaffee trinken….
                                                                                                                              Nicht ganz leicht, hier einen einigermaßen ebenen Platz für das Zelt zu finden…..




                                                                                                                              Platzsuche im buckligen Gelände nicht ganz einfach



                                                                                                                              Da passt es

                                                                                                                              Heute sind wir deutlich zeitiger am Platz und das entspannt die Abläufe schon sehr und zieht sie entsprechend auseinander.
                                                                                                                              Herrlich hier, absolut still und selbst in Wurfweite des Wanderweges waren nur einmal in Stunden Stimmen zu hören.
                                                                                                                              Gesehen haben wir niemanden.






                                                                                                                              Südspitze Käringsjön



                                                                                                                              Blick aus dem Zelt


                                                                                                                              Langsam senkt sich die Sonne und verschwindet hinter den Baumwipfeln. Der Abend folgt, und ein weiterer, herrlicher Tag endet. Eine tiefe Ruhe kehrt ein und taucht den Wald in sein dunkles Nachtkleid.

                                                                                                                              My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                • 20.09.2010
                                                                                                                                • 152
                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                #64
                                                                                                                                Oha, da gibt es was zu lesen, wie schön.
                                                                                                                                Ich glaube, ich bin ein paar Minuten hinter Euch hergelaufen, da hat gerade einer von Euch sein Packraft zum Wasser getragen. Das muss irgendwo knapp nördlich von Rogenstugan gewesen sein. Wir haben uns aber nicht unterhalten.

                                                                                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                                                                                  Dauerbesucher
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                                                                                                                                  • 768
                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                  Zitat von weisseruebe Beitrag anzeigen
                                                                                                                                  Oha, da gibt es was zu lesen, wie schön.
                                                                                                                                  Ich glaube, ich bin ein paar Minuten hinter Euch hergelaufen, da hat gerade einer von Euch sein Packraft zum Wasser getragen. Das muss irgendwo knapp nördlich von Rogenstugan gewesen sein. Wir haben uns aber nicht unterhalten.
                                                                                                                                  Schade, wär doch nett gewesen. An der Rogenstuga sind wir nur ein einziges Mal aufs Wasser gegangen, am 31.08., da haben wir aber die Boote am Strand aufgeblasen. Wie warst Du denn da unterwegs, auf welcher Route?



                                                                                                                                  Und jetzt geht es endlich weiter im Text!


                                                                                                                                  Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                                                                                  Das trocknet schon wieder.

                                                                                                                                  Na, das hätte mir auch mal jemand vorher sagen können, dann wäre ich gestern Abend vielleicht nicht so angespannt gewesen. Am Morgen des 05. September sieht die Welt, Tom hat es gesagt, ganz anders aus. Das Zelt packe ich nass ein, aber dank Sonne und leichtem Wind sind meine Regensachen schon getrocknet, als ich das Boot besteige. Nicht mal besonders kalt ist es – einfach nur ein herrlicher, leuchtender Tag, paar Wolken am Himmel, kaum Wind. Kurz vor der ersten Tragestelle queren zwei Rentiere, ein kleines und ein großes, von einer Mini-Insel zum Festland. Dem Kleinen scheint es nichts auszumachen, dass es bis zum Hals im Wasser ist, hätte nämlich auch eine flachere Stelle wählen können. Ich kann mich wirklich nicht erinnern, schon mal schwimmende Rentiere gesehen zu haben, aber ja, klar, natürlich sind sie nicht wasserscheu.




                                                                                                                                  Rentier beim Morgenbad, das kleine ist schon durch (rechts)



                                                                                                                                  Gemächlich paddele ich über den nächsten See, dann folgt eine weitere Tragestelle, und schon stehe ich am Käringsjön. Da haben wir uns ja keine besonders ambitionierte Strecke vorgenommen. Also, was machen mit dem angebrochenen Tag? Für die Pause ist es noch zu früh, und auf Abstecher zu benachbarten Seen habe ich auch keine Lust, sehen eh alle gleich aus, aber ich würde gerne am Nachmittag in der Gegend herumlaufen und vielleicht ein paar Fotos machen, falls es interessante Motive gibt. Also quere ich auch den Käringsjön auf direkter Route zu unserem vereinbarten Treffpunkt am südlichen Zipfel.


                                                                                                                                  Käringsjön (links die kleine Siedlung, wo unser Auto steht) ...


                                                                                                                                  ... und dessen südliches Ende

                                                                                                                                  Hier gibt es einen kleinen Bootssteg. Das Gelände ist, wenig überraschend, ziemlich hubbelig – auf den ersten Blick nicht sehr einladend für einen Lagerplatz. Aber da kann man sich bekanntlich täuschen. Ich gehe davon aus, dass Tom ein paar Stunden braucht, also habe ich genügend Zeit, eine passende Stelle zu finden. Wollte ja sowieso in der Gegend herumlaufen, nach der Pause. Am westlichen Ufer wird es nach Norden hin noch steiniger, da geht gar nix, und nach Südwesten kommt bald ein Moor, auch nicht gut. Östlich liegt der Wanderpfad, den wir schon gegangen sind – auch alles zu uneben. Eine nasse Stelle gegenüber vom Anleger ginge zur Not, wenn man nichts gegen Kondens hat. Wie gut, dass Tom sein Mid gegen ein weniger anspruchsvolles Zelt tauscht. Da kommt er schon.










                                                                                                                                  06. September: Der Morgen

                                                                                                                                  Nach einer windstillen Nacht nähert sich der Morgen unserem Zeltplatz auf Zehenspitzen, lässt vorsichtig erste Sonnenstrahlen über das Wasser gleiten und den Raureif auf einer Heidelbeere glitzern, hüllt sich in zarten Nebel. Er lässt sich Zeit, dieser Morgen, zögert kurz hinter den Kiefern, als wollte er die Geister der Nacht sanft verabschieden und die Geister des Tages ebenso sanft dazu einladen, an seinem Zauber teilzuhaben. Langsam wie eine Blüte entfaltet sich der Sonntagmorgen, und ich lasse mich von ihm leiten, wandere hierhin und dorthin, sehe die Landschaft in neuem Licht. Die gestern noch struppig graugrüne Bartflechte glänzt golden wie Elfenhaar ... na ja, fast ... bisschen struppig wirkt sie immer noch ... aber schön ist es trotzdem, wie die Morgensonne den Sinn für Details schärft.

















                                                                                                                                  Wer braucht da noch eine große Tour, wenn es hier im Kleinen so viel zu entdecken gibt? Tom ist auch schon auf den Beinen und genießt den Morgen auf seine Weise. Wir freuen uns auf die Runde über die Seen östlich von Käringsjön und Rogenstuga, die wir noch vorhaben, aber momentan sind wir beide tiefenentspannt. Es würde völlig reichen, wenn wir heute nur zum Stor-Tandsjön laufen und uns da ein bisschen umsehen.

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    • 1511
                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                    #66
                                                                                                                                    Klasse, es geht weiter!

                                                                                                                                    Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                                                    Ich kann mich wirklich nicht erinnern, schon mal schwimmende Rentiere gesehen zu haben, aber ja, klar, natürlich sind sie nicht wasserscheu.
                                                                                                                                    Die sind echt nicht wasserscheu, sondern durchschwimmen sogar schon mal einen Meeressund. Wer Anschauungsmaterial haben will:
                                                                                                                                    Reinflytting – Minutt for minutt (nrk.no)
                                                                                                                                    (Etwas runterscrollen zum Video wo drunter steht "Gikk du glipp av reservefinalen"?, und dort ab etwa 1:58)

                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      Dauerbesucher
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                                                                                                                                      • 768
                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                      06. September: Wanderung zum Stor-Tandsjön

                                                                                                                                      Es wird später Vormittag, bis wir von unserem Platz am Südende des Käringsjön aufbrechen. Tom freut sich, dass wir jetzt doch noch die östliche Runde machen, die er sich schon vor vier Tagen nach der windigen Rogenquerung gewünscht hatte, und ich freue mich tatsächlich besonders auf die Wanderstrecke bis zum Stor-Tandsjön. Von mir aus könnte sie gerne deutlich länger sein. So schön das Paddeln hier auf den kleinen Seen ist, bleibt das Wandern doch meine natürliche Bewegungsart. Jedenfalls sind wir beide äußerst gut aufgelegt an diesem Tag.

                                                                                                                                      Über den schon bekannten Pfad Richtung Rogenstugan kommen wir flott voran und nehmen dann den Abzweig, der direkt zum breiten, ruhig fließenden Abfluss des Stor-Tandsjön führt. Auf diesem könnte man sehr nett zum Rogen paddeln, denke ich, man käme direkt zu der Bucht mit der idyllischen Insel. Klingt verlockend, liegt aber zu weit abseits unserer geplanten Route. Stattdessen laufen wir noch ein Stück weiter, bis wir den eingezeichneten Windschutz am Stor-Tandsjön erreichen. Ziemlich schnell ist uns klar, dass wir hier nicht zelten werden. Alles zu steinig. Deshalb bleibt es bei einer Pause, während der wir überlegen, in welcher Richtung wir einen Übernachtungsplatz suchen wollen. Weder das Nord- noch das Südufer sieht besonders verheißungsvoll aus. Tatsächlich sieht man nicht mal besonders viel vom See, weil Inseln und Landzungen den Blick versperren.



                                                                                                                                      Am schlauesten wäre es, jetzt die Boote aufzublasen und vom Wasser aus weiter zu suchen. Warum wir das nicht machen? Keine Ahnung. Wahrscheinlich sind wir einfach zu faul. Stattdessen entscheiden wir uns für das Südufer und laufen eine Weile pfadlos durch unebenes, steiniges, krautiges Gelände. Was unsere gute Laune zwar nicht nachhaltig trübt, aber ein bisschen blöd kommen wir uns dabei doch vor. Schließlich könnten wir einfach entspannt paddeln. Habe ich irgendwann gesagt, ich laufe lieber? Der magere Lohn für unsere Mühe ist eine unebene, steinige, krautige Landzunge, die auf den ersten Blick keinen traumhaften Lagerplatz bietet. Auch nicht auf den zweiten. Das hatten wir uns irgendwie anders vorgestellt. Zu allem Überfluss beginnt es leicht zu regnen. Ja, nee, jetzt blasen wir die Boote auch nicht mehr auf, um woanders zu suchen. Bevor der Regen stärker wird, sucht sich jeder eine halbwegs ebene Stelle und beeilt sich mit dem Zeltaufbau. Okay, so schlecht ist es nicht, man liegt hier ganz passabel und hat einen schönen Blick auf den See. Am späteren Nachmittag hört der Regen auf, und die Sonne kommt durch.


                                                                                                                                      Lagerplatz am Stor-Tandsjön


                                                                                                                                      07. September: Über den Stor-Tandsjön zum Öster-Vingarna

                                                                                                                                      Am Abend und in der Nacht zog noch mehr Regen durch, aber dafür sieht der Morgen äußerst vielversprechend aus. Es ist absolut windstill, und die Wolkendecke lässt an manchen Stellen schon blauen Himmel durchschimmern. Wir haben verabredet, dass ich heute wieder ganz früh alleine aufbrechen darf und Tom seinem eigenen Rhythmus folgt. Treffpunkt ist der Windschutz am Öster-Vingarna. Nach dem obligatorischen Frühkaffee packe ich ein sehr nasses Zelt ein, mache mit klammen Fingern das Boot startklar und bin gegen 07:30 Uhr auf dem Wasser. Ein Traum! Kiefern leuchten in der Morgensonne, spiegeln sich im glatten See. Eine tiefe, glückliche Ruhe breitet sich in mir aus. In diesem Moment möchte ich nichts anderes sein als ein Teil dieser Landschaft, verschmelzen mit dem See, mit dem Morgen, dieser schwebenden Stimmung, die sich selbst genug ist, keinen Anfang und kein Ende hat. So lasse ich mich eine Weile nur treiben, bevor ich mit langsamen Paddelschlägen meine Richtung finde.














                                                                                                                                      Stor-Tandsjön

                                                                                                                                      Mit aufkommendem Wind werde ich auch aktiver, suche eine Route zwischen Inseln und Landzungen nach Osten. Die richtige Anlegestelle ist schon von Weitem an ein paar kleinen Hütten zu erkennen. Als ich sie erreicht und das Boot an Land habe, überlege ich nicht lange, sondern laufe gleich auf dem gut erkennbaren Pfad hinüber zum Öster-Vingarna. Genau wie bei den Hütten ist auch hier kein Mensch, obwohl dieser Platz ganz perfekt ist. Es gibt einen Windschutz mit Feuerstelle und Klohäuschen, eine flache Anlegestelle und jede Menge ebene Flächen für Zelte. Keine Frage – hier werden wir bleiben.

                                                                                                                                      Zuerst stelle ich das Zelt zum Trocknen auf, binde das Boot an einen Baum, man weiß ja nie, und melde mich dann bei meiner Frau, denn hier gibt es wieder ein Mobilnetz. Ja, uns geht’s gut, wir erholen uns prächtig … ich schick mal ein Foto, damit ihr daheim ein bisschen neidisch werdet … hehe, hier kann man’s aushalten, und zu warm isses auch nicht.


                                                                                                                                      Öster-Vingarna

                                                                                                                                      Irgendwann kommt auch der Tom angeschlendert, wie gewohnt tiefenentspannt, sein blaues Boot unter dem Arm und voller Begeisterung für diesen herrlichen Platz. Den wir jetzt ganz offiziell in Beschlag nehmen. Also, es wäre natürlich noch genügend frei für weitere Zelte, aber sehr stark frequentiert scheint diese Route nicht zu sein.

                                                                                                                                      Erst später am Nachmittag legt dann doch noch ein Kanadier an, dem elegant ein junges italienisches Pärchen entsteigt. Sehr nett, die beiden, nur behagt ihnen entweder unsere Gesellschaft nicht so ganz oder sie sehnen sich einfach nach mehr Privatsphäre. Jedenfalls lassen sie sich nicht bei uns nieder, sondern erkunden den Pfad zum Stor-Tandsjön. Unser dezenter Hinweis, dass sich dort lange nicht so gute Zeltstellen finden wie hier, bleibt unbeachtet. Ja, sollen sie mal machen wie sie wollen. Weil wir gerade sowieso nichts besseres zu tun haben (und auch ein bisschen neugierig sind), machen wir einen kleinen Nachmittagsspaziergang in ebendiese Richtung und treffen sie ganz zufällig wieder. Nein, sie haben sich noch nicht entschieden, holen erst mal ihr Boot, das muss ja sowieso zum nächsten See getragen werden. Schließlich dämmert uns, dass sie nicht nur wenig, sondern noch überhaupt keine Erfahrung mit dem Zelten in schwedischer Natur haben, dass sie lieber unbeobachtet zum ersten Mal ihr Lager einrichten möchten und auch keine neunmalklugen Ratschläge von den deutschen Oberexperten. Klar, das verstehen wir natürlich. Wenn sie irgendwas brauchen, wissen sie ja, wo sie uns finden.
                                                                                                                                      Zuletzt geändert von Borgman; 03.05.2021, 04:39. Grund: Fehlerkorrektur

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                        • 22.08.2010
                                                                                                                                        • 1835
                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                        #68
                                                                                                                                        Hier geht es jetzt auch endlich mal weiter:

                                                                                                                                        6.September: Der Tag

                                                                                                                                        Fürwahr - wir müssen uns wirklich nicht sputen, denn die heutige Wegstrecke ist sehr überschaubar.
                                                                                                                                        Wir schätzen, dass wir wohl kaum länger als 1,5 Stunden für die wenigen Kilometer bis zum Stor Tandsjön benötigen werden. Dazu gehen wir auf einem deutlichen und markierten Pfad, an dessem Ende sich ein Windschutz befinden soll. Vielleicht finden wir dort gute Camp - Plätze und wir können vor dem Windschutz einmal ein Feuer entzünden?
                                                                                                                                        So lassen wir uns, bei bestem Wetter, mit dem Aufbruch noch etwas Zeit. Davon haben wir heute wirklich genügend zur Verfügung.
                                                                                                                                        Mittlerweile gibt es so eine stillschweigende Übereinkunft zwischen uns: Tiefenentspanntes Abwarten, schauen, was es zu schauen gibt, dann vielleicht ein paar Fotos machen, also nach dem Schauen, und dann meldet sich vielleicht der Hunger, doch zumindest ist es dann wieder Zeit für……einen Kaffee!
                                                                                                                                        Bernds Frühstück, gegen 10 Uhr, haben wir bestimmt noch am südlichen Ende des Käringsjöns verbracht, doch ich vermute mal, dass wir erst am späten Vormittag zum Stor Tandsjön aufgebrochen sind. Die Tageszeiten gehen inzwischen so fließend ineinander über, dass ich nur noch rudimentäre Erinnerungen an die einzelnen Zeitabläufe habe.
                                                                                                                                        Ich finde das nicht unangenehm, denn mitunter mag ich diese zeitlosen Tagesabschnitte sehr, drücken sie doch für mich den hohen Grad an tiefer Entspannung aus, ganz nach dem Credo: „After action….satisfaction“.

                                                                                                                                        Nun, was soll ich sagen: Kaum sind wir wieder auf dem Weg und haben uns gerade mal ein wenig eingelaufen, stehen wir auch schon vor dem Windschutz am Stor Tandsjön. Etwas enttäuscht müssen wir feststellen, dass wir hier leider keine schönen Camp - Stellen vorfinden.
                                                                                                                                        Deshalb entscheiden wir uns spontan, noch etwas weiter weglos bis zum Ende der südlichen Bucht zu marschieren, um auf einer kleinen Landzunge nach geeigneten Plätzen zu suchen. Warum wir uns für die südliche Bucht entschieden haben? Keine Ahnung. Ging es am Nordufer vielleicht „bergauf“?? Wohl kaum.
                                                                                                                                        Ja, und warum sind wir nicht einfach zum Erkunden in die Boote „gesprungen“?
                                                                                                                                        Könnte mit der „inneren Programmierung“ auf „zu Fuß laufen / wandern“ zusammenhängen.
                                                                                                                                        Jedenfalls bleiben die Boote unbenutzt auf dem Rucksack.
                                                                                                                                        Krautig soll es gewesen sein? War es das nicht immer, jedenfalls mehr oder weniger?
                                                                                                                                        Wie dem auch sei, der Lohn unseres kleinen Ausflugs ist eher ernüchternd, auch wenn ein jeder schon nach kurzer Zeit fündig wird und bereits Augenblicke später die Zelte stehen.
                                                                                                                                        Dabei soll es auch noch geregnet haben? War das so? Regen? Hmm….meine Erinnerung lässt doch zu wünschen übrig…..Regen?
                                                                                                                                        Nun, mag sein, doch am Ende verbringen wir einen unbeschwerten, späten Nachmittag, bei herrlich - sonnigem Wetter.
                                                                                                                                        In unmittelbarer Nähe meines Zeltes befindet sich ein feuchtes und pilziges Micro - Biotop, inmitten eines umgestürzten ,offenen Baumstammes, in dem sich kleine, stielige Pilze offenbar richtig wohl fühlen. Ich schaue fasziniert in meinen natürlichen „Balkon - Kasten“:




                                                                                                                                        Feucht - Biotop



                                                                                                                                        Camp am Stor Tandsjön

                                                                                                                                        Als die Sonne langsam hinter den Baumwipfeln untergeht, teilt mir Bernd noch mit, dass er wieder früh aufbrechen will.
                                                                                                                                        Der Weg über den Stor Tandsjön führt durch ein regelrechtes Insel - Gewirr, an dessen nordwestlichen Ende eine? Hütte liegen soll. Von hier geht ein kurzer Weg hinüber zum Öster Vingarna, mit einem weiteren Windschutz. Hier wollen wir uns am Nachmittag des 7. September treffen.
                                                                                                                                        Insgeheim denke ich allerdings daran, in aller Frühe und zusammen mit Bernd aufzubrechen.
                                                                                                                                        Davon sage ich ihm aber noch nichts, denn diesmal will ich ihn einfach mal „überraschen“.




                                                                                                                                        Stor Tandsjön

                                                                                                                                        7. September: Über den Stor Tandsjön zum Öster Vingarna

                                                                                                                                        Als ich aufwache ist es noch sehr früh am Morgen. Na, fein, das hat ja schon mal prima geklappt und dazu noch ganz ohne Wecker.
                                                                                                                                        Es ist ganz still und von Bernds Zelt dringt nicht ein Laut zu mir herüber. Wunderbar, dann kann ich jetzt meine „Aufbruchs-Maschinerie“ in Gang setzen. Noch schnell zum Pieseln, denke ich, und schwinge mich, mehr oder weniger behände, aus dem Zeltausgang.
                                                                                                                                        Sogleich umgibt mich ein goldenes Morgenlicht, während meine Füße die wenigen Schritte in Angriff nehmen, die sich mein noch schlafendes Hirn für den nächsten Baum überlegt hat.
                                                                                                                                        Da knackt es ein wenig abseits auf dem krautigen Untergrund und ein hellwacher und bestens gelaunter Bernd betritt meine gerade gewählte, sonnenbeleuchtete Piesel - Lichtung.
                                                                                                                                        „Ach, du bist schon wach, da hätten wir ja zusammen…., na, hab schon Kaffee getrunken, ich will gleich los, in 30 Minuten bin ich weg,“ spricht mich Bernd an.
                                                                                                                                        „A…so, ja, nun, das ist mir dann doch…..äh, etwas zu…äh…früh“, druckse ich herum.

                                                                                                                                        So kommt es dann auch und gegen 7.30 Uhr legt Bernd mit seinen leuchtend - gelben Alpha vom Ufer ab und gleitet auf dem spiegelglatten Stor Tandsjön mitten hinein in die phantastische Inselwelt.
                                                                                                                                        Etwas „bedröppelt“ schaue ich ihm hinterher.
                                                                                                                                        „Bis später,“ höre ich ihn noch rufen, und schon kurz darauf ist er um die nächste Landzunge verschwunden.
                                                                                                                                        Also war es doch nicht mehr ganz so früh, wie ich nach dem Aufwachen angenommen hatte.

                                                                                                                                        Merke: Wenn du morgens in der Frühe erwachst, hat Bernd schon alles für den Aufbruch gemacht.


                                                                                                                                        Vielleicht hält sich deshalb meine Ernüchterung in Grenzen und ich beginne damit, diesen zauberhaften Morgen in Bildern festzuhalten:






                                                                                                                                        Morning glory




                                                                                                                                        Etwa zwischen 9 Uhr und 9.30 Uhr lege auch ich mit dem Alligator vom Ufer ab. Der große Zauber, wie in den frühen Morgenstunden, ist es nun nicht mehr, aber immer noch phantastisch genug, um mich das eine, oder andere Mal staunen zu lassen.
                                                                                                                                        Wind ist heute definitiv kein Problem und so gleite ich still und geschmeidig durch die wundervolle Inselwelt des Stor Tandsjön.
                                                                                                                                        Die Orientierung ist anfänglich leicht und erst, als die Inseln wieder größer und teilweise nicht mehr so leicht von Landzungen abzugrenzen sind, muss ich doch öfter mal die Karte zu Rate ziehen.
                                                                                                                                        Schließlich dämmert es mir aber doch, dass ich wohl schon zu weit südlich gepaddelt bin und so muss ich wieder in kleines Stück zurück paddeln.
                                                                                                                                        Dann bin ich aber richtig und kann ein paar Hütten am Ufer ausmachen.

                                                                                                                                        Nach einer kurzen Pause finde ich schnell den Pfad und kaum bin ich so richtig in Bewegung gekommen, da erscheint auch schon das Wasser des Öster Vingarna, ein Windschutz, ein gelbes Alpha und Bernd selbst, der gerade seiner Frau ein Foto geschickt hat.
                                                                                                                                        „Hier gibt es Netzempfang“, informiert er mich auf der Stelle.
                                                                                                                                        Ein toller Platz ist das, ich bin begeistert.
                                                                                                                                        Hier bleiben wir auch allein, nachdem ein ankommendes Kanadier - Boot mit junger, italienischer Besatzung doch einen Platz etwas weiter entfernt und außer Sichtweite bevorzugt.
                                                                                                                                        Da solo nel deserto per la prima volta….sagt man das so auf Italienisch?

                                                                                                                                        Wie dem auch sei, irgendwann geht auch dieser phantastische Tag dem Ende entgegen.
                                                                                                                                        Ein letzter Tag auf dem Wasser liegt vor uns, danach geht es nur noch zu Fuß zurück zu unserem Ausgangspunkt und zurück zum Auto nach Käringsjön.




                                                                                                                                        Windschutz am Öster Vingarna









                                                                                                                                        Camp am Öster Vingarna



                                                                                                                                        My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          Erfahren
                                                                                                                                          • 13.04.2019
                                                                                                                                          • 441
                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                          #69
                                                                                                                                          Wie schön, dass ihr Packraft-Poeten wieder in Gang gekommen seid, ich war fast schon versucht, hier eine Abhandlung zum Unterschied von Langsamkeit und Stillstand in die Tasten zu hauen, um ein wenig positiven Druck zu machen...
                                                                                                                                          Traumhafte Bilder, ich kann mich an den sonnenbeschienenen regenschwangeren Wolken ähnlich berauschen wie an diesem fantastischen Morgenlicht.
                                                                                                                                          Und die nette Kombi von Lerche und Eule auf Tour bringt zusätzliches Lesevergnügen!

                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Dauerbesucher
                                                                                                                                            • 22.05.2016
                                                                                                                                            • 768
                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                            #70
                                                                                                                                            Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                                                                                                                                            Wie schön, dass ihr Packraft-Poeten wieder in Gang gekommen seid, ich war fast schon versucht, hier eine Abhandlung zum Unterschied von Langsamkeit und Stillstand in die Tasten zu hauen, um ein wenig positiven Druck zu machen...
                                                                                                                                            Traumhafte Bilder, ich kann mich an den sonnenbeschienenen regenschwangeren Wolken ähnlich berauschen wie an diesem fantastischen Morgenlicht.
                                                                                                                                            Und die nette Kombi von Lerche und Eule auf Tour bringt zusätzliches Lesevergnügen!
                                                                                                                                            Danke! Die nette Kombi wird an Pfingsten wieder gemeinsam auf (kleiner) Tour sein, aber gleich danach - versprochen!!! - bringen wir den Bericht zum Abschluss. Bezüglich des Schreibtempos haben wir uns wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert, da hast Du Recht. Unter jedem Dach ein Ach. Je länger der Lockdown, umso schmerzlicher war mir jeder Gedanke, der in die Ferne streifte. Erdenschwere. Aber jetzt gibt es ja Hoffnung, und die Nordland-Denkmaschine rollt langsam wieder an. Könnte … … doch … was … werden … dieses … Jahr!

                                                                                                                                            Und für alle, die es über die stockend gelieferten Beiträge der vergangenen Monate längst vergessen haben - der nächste Tourtag beginnt mit dem Teaser am Anfang

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                              • 01.08.2011
                                                                                                                                              • 333
                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                              #71
                                                                                                                                              Waaaaahnsinn, in jedes Wort und in jedes Bild des Berichts kann man sich reinlegen und in Nordlandsehnsucht schwelgen...

                                                                                                                                              Vielen, vielen Dank für eure Bemühungen und die Doppelconference, die wirklich Spaß macht!
                                                                                                                                              LG Heinz

                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                Dauerbesucher
                                                                                                                                                • 22.05.2016
                                                                                                                                                • 768
                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                #72
                                                                                                                                                Danke für die Blumen, Heinz . Wir bemühen uns heute noch um die Fortsetzung. Hier erst mal noch ein Bild ...




                                                                                                                                                ... zur Erinnerung: Öster Vingarna am Morgen

                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                                  • 22.08.2010
                                                                                                                                                  • 1835
                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                  #73
                                                                                                                                                  An Heinz und Bergahorn: Vielen Dank für das ermunternde und positive Feedback.
                                                                                                                                                  Deshalb geht es auch gleich weiter.


                                                                                                                                                  08.September: Vingarna

                                                                                                                                                  Heute habe ich leider keine Fotos für euch.

                                                                                                                                                  Wie denn?? Ne, was soll das denn? Der Herr belieben wohl zu scherzen?

                                                                                                                                                  Na ja, so ganz stimmt das nun doch nicht. Eins habe ich am Ende noch gefunden, und da ihr ja aufmerksam mitgelesen habt, habe ich ja auch von Fotos geschrieben.
                                                                                                                                                  Deshalb habe ich auch nicht gelogen!
                                                                                                                                                  Würde ich nie tun. Ich doch nicht.

                                                                                                                                                  Die kleine Geschichte will ich deshalb - passend dazu - auch erst am Ende meines heutigen Beitrags erzählen.

                                                                                                                                                  Doch weiter im Text.
                                                                                                                                                  Als ich am Morgen endlich startklar bin und mit einem kräftigen Paddelschlag vom Ufer ablege, ist von dem für heute angekündigten Wind noch nichts zu spüren.
                                                                                                                                                  Bernd ist schon lange weg. Sicher sind seitdem schon 2 Stunden vergangen.
                                                                                                                                                  Ich komme gut und rasch voran. Das Alligator ist schon ein schnelles Boot.
                                                                                                                                                  Von der grandiosen Morgenstimmung bekomme ich zumindest noch die letzten Atemzüge mit, während der Mittagszeit schon - ganz langsam - Flügel wachsen. Doch soweit ist es noch nicht.
                                                                                                                                                  Das Licht des Tages beginnt sich etwas zu verändern, zum Gewöhnlichen. So recht mag ich da nicht fotografieren, und irgendwann ist auch die letzte Chance dazu vorüber.

                                                                                                                                                  Schließlich erreiche ich die geschlossene Landzunge, die den Öster vom Vester Vingarna trennt.
                                                                                                                                                  Auch ich muss diese sehr schmale Zunge überqueren. Da ich etwas zu weit westlich angekommen bin, liegt nun die bereits von Bernd beschriebene, recht sumpfige Passage vor mir, die mich aber wenig anspricht, so dass ich an der Landzunge entlang noch etwas weiter nordöstlich paddel.
                                                                                                                                                  Schon bald treffe ich auf die offizielle Umtrage - Stelle, was ich gleich an den deutlichen Schleifspuren der Kanadier - Kiele erkenne.
                                                                                                                                                  Das Umsetzen in den Vester Vingarna ist schnell gemacht.
                                                                                                                                                  Kaum bin ich im freien Wasser, gibt es hier offenbar nichts mehr, das den Wind, der plötzlich von Null auf Hundert um die Ecke bläst, aufhalten kann.
                                                                                                                                                  Spätestens hier vergesse ich vollständig, die Fahrt per Fotos zu dokumentieren.
                                                                                                                                                  Es ist eine anstrengende und kräftezehrende Paddelei, und während ich noch überlege, wie lange ich dieser Battle mit dem Wind durchhalten kann, biege ich um eine Landzunge herum. Schlagartig befinde ich mich im Windschatten und kann kurz durchschnaufen.

                                                                                                                                                  Ab hier ist alles ein Kinderspiel und diesmal kann ich es kurz machen: In der vermeintlich letzten Bucht, die wir uns für unseren Treffpunkt ausgesucht haben, kann ich schon von weitem Bernds leuchtend - gelbes Alpha ausmachen.
                                                                                                                                                  Nach dem Anlegen binde ich mein Boot fest und greife mir meinen Rucksack. Ich entdecke im Schatten der Mittagssonne Bernds Akto Zelt unter Bäumen, doch kein Bernd kommt mir zur Begrüßung entgegen. Nichts ist zu hören; kein Bernd, kein Wind, kein Vogelgezwitscher und…..nochmal: Kein Bernd! Wo ist Bernd?
                                                                                                                                                  Das einzige, was mir in den Sinn kommt: Bernd hält eine Mittags - Siesta und hat sich dazu ins Zelt zurückgezogen.
                                                                                                                                                  Na, dann will ich mal nicht stören.

                                                                                                                                                  Nun, das Ende naht.
                                                                                                                                                  Nicht nur das Ende meines heutigen Beitrags, nein, noch schlimmer, das Ende unserer Rogen - Exkursion, denn nun liegen nur noch wenige Stunden Wanderung bis zu unserem Ziel Käringsjön vor uns.

                                                                                                                                                  Doch was ist nun mit dem einzigen Foto dieses heutigen Beitrags?
                                                                                                                                                  In der Nacht hatte ich einen Traum. Ich träumte von einem halben Regenbogen.
                                                                                                                                                  Ich weiß noch, wie enttäuscht ich nach dem Aufwachen war: Ein halber Regenbogen?
                                                                                                                                                  Das passte nicht, denn ich wollte einen Ganzen. Ich hatte einen ganzen Regenbogen bestellt!
                                                                                                                                                  Hmm, aber sind nicht die meisten Regenbogen nur halbe Regenbogen?
                                                                                                                                                  Mit diesen nagenden Gedanken verließ ich den Windschutz am Öster Vingarna.

                                                                                                                                                  Am Ende sollte jedoch noch eine Überraschung auf mich / uns warten.





                                                                                                                                                  Ein halber Regenbogen?
                                                                                                                                                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                    Dauerbesucher
                                                                                                                                                    • 22.05.2016
                                                                                                                                                    • 768
                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                    #74

                                                                                                                                                    immer noch 08. September: Zurück nach Käringsjön



                                                                                                                                                    Kurz vor zehn bin ich am Treffpunkt


                                                                                                                                                    Väster Vingarna


                                                                                                                                                    Aufbruch gegen 13:30 Uhr nach einer späten, laaangen Frühstückspause

                                                                                                                                                    So, da wären wir also. An Land. Nämlich am nordwestlichsten Zipfel des Väster Vingarna. Das war die letzte Paddelstrecke am letzten Wandertag. Zelt und Boot sind getrocknet, die leere Kaffeetasse auch ... kann sein, dass ich ein bisschen geschlafen habe. Jetzt heißt es einpacken und zurück zum Auto. Während wir die Boote einrollen und alles an den Rucksäcken befestigen, was drin keinen Platz findet, fällt mir auf, dass ich mich seltsam anders fühle als sonst. So weit ich mich erinnern kann, hatte ich auf der Zielgeraden, in der unbestimmten Zeit, wenn die Tour eigentlich zu Ende ist, und die Rückreise sich ganz allmählich von einem blinden Fleck zur konkreten Vorstellung entwickelt, mit der man sich sehr bald wird beschäftigen müssen, immer eine Mischung aus Freude und Wehmut. Freude über die geglückte Tour, je nach Wetter auch auf die Aussicht, alle nassen Sachen zu trocknen - und natürlich auf die Lieben zu Hause. Und Wehmut … na ja, wer kennt das nicht … ein Teil von mir, ein Stück vom Herzen, bleibt immer im Norden, das reist nicht mit zurück.

                                                                                                                                                    Heute ist das anders. Als wir vom Väster Vingarna aufbrechen, durch dem Wald die letzte steinige Moräne überschreiten, bin ich … ganz. Weder euphorisch noch wehmütig, und es bleibt auch nichts zurück. Alles ist gut und richtig so, wie es ist. Was nehme ich mit aus diesen Tagen mit Tom am Rogen? Ist schon Zeit für ein Fazit? So entspannt wie jetzt in der zweiten Hälfte der Tour habe ich bisher selten in den Tag hinein gelebt, und bestimmt noch nie so viele Tage hintereinander. Dabei haben Zeiten eine große Rolle gespielt, Toms Zeit und meine Zeit ... wann frischt der Wind auf, und schaffen wir es bis dahin über den Rogen … danach Zeit für einen Kaffee … Regenzeit, Trockenzeit. Aber das waren alles natürliche Zeiten. Wann wir was gemacht haben, zusammen oder jeder für sich, ergab sich aus den Umständen, aus Lust und Laune. Klar, wir hätten uns mehr vornehmen können, in den 9 Tagen mehr Strecke schaffen, mehr sehen … wir hätten die Zeit „besser“ nutzen können. Schon der Gedanke kommt mir seltsam vor, während wir an einem Moor entlang die paar Hundert Meter zur Rumpelpiste laufen. Was wäre denn besser als jetzt, in diesem Moment, mit sich und der Welt zufrieden zu sein? Oh, ja natürlich! Wie konnte ich das vergessen? Ein Bier!! „Haben wir noch Bier im Auto, Tom?“ - „Ja, ich glaube schon.“ - „Klasse, das wär’s jetzt! Lass mal ’n Zahn zulegen.“

                                                                                                                                                    Pünktlich mit unserer Ankunft in Käringsjön beginnt es zu regnen. Nicht schlimm, nur ein Schauer. Wir bezahlen die Parkgebühr für eine zusätzliche Nacht und dürfen auch wieder neben dem Windschutz zelten. Den wir diesmal sogar nutzen, denn der nächste Schauer folgt auf dem Fuße. So bleibt es dann auch für den Rest des Tages – Regen, Sonne, Regen. Der Westwind sorgt stetig für Nachschub an dicken Wolken. Hmm, eigentlich wollten wir heute endlich mal ein Lagerfeuer anzünden, das haben wir immer aus irgendeinem Grund verworfen. Macht aber nix, spätestens nach dem ersten Bier ist uns alles egal. Wir haben hier ein trockenes Plätzchen und die beste Aussicht auf den Regenbogen.





                                                                                                                                                    09. September: Reisetag

                                                                                                                                                    An den Aufbruch kann ich mich jetzt wirklich nicht mehr erinnern, aber ich schätze, wir haben es ruhig angehen lassen. Irgendwann sind wir jedenfalls auf der Straße und fahren genau so zurück, wie wir gekommen sind – Rumpelpiste, Schotterstraße, dann auf die 311 und schließlich die 70 nach Särna. Zeit für was Leckeres! Weil wir sowieso tanken müssen, setzen wir uns erst mal mit Kaffee und süßen Teilchen von der Tanke an den See, besichtigen kurz das kleine Freilichtmuseum (Gebäude sind verschlossen, aber man kann aufs Gelände) und entern dann mit besänftigtem Appetit den Coop, um frische Verpflegung für die letzten zwei Tage zu kaufen. Oder wir gehen zuerst mit gierigen Augen in den Coop, decken uns mehr als reichlich mit Brot, Käse und Obst ein und stürzen uns danach auf die süßen Teilchen von der Tanke. Vielleicht weiß Tom noch die richtige Reihenfolge. So oder so verlassen wir Särna zutiefst befriedigt, beladen mit Leckereien und mit einem satten Grinsen im Gesicht. Was für ein lieblicher Ort.

                                                                                                                                                    Angenehm ereignislos und höchstwahrscheinlich mit guter Musik, ansonsten nicht weiter erinnernswert, vergehen knapp zwei weitere Stunden. Tom fährt, während ich erbauliche Informationen zu allen am Weg liegenden Sehenswürdigkeiten recherchiere, die eventuell einen Abstecher lohnen. Weil das nicht viele sind, genauer gesagt gar keine, bis auf Old Tjikko, den angeblich ältesten Baum (bzw. das älteste Wurzelsystem … ? so genau habe ich das nicht kapiert) der Welt im Nationalpark Fulufjället, befasse ich mich schon mal mit möglichen Campingplätzen. Irgendwas muss man ja machen als ambitionierter Beifahrer. Am Fulufjäll sind wir sowieso schon vorbei. Unser Notzeltplatz von der Hinfahrt erscheint uns nicht mehr attraktiv genug, um ihn ein zweites Mal anzusteuern. So so, anspruchsvoll sind wir also geworden. Eine heiße Dusche soll es mindestens geben, und direkt an der Hauptstraße kommt auch nicht in Frage. Bisschen gefällig, bitte schön, eine gepflegte Anlage. Ist das zu viel verlangt?

                                                                                                                                                    Nun gibt es viele Dinge, mit denen ich mich überhaupt nicht auskenne, eines davon sind Campingplätze in Schweden. Und Google hilft hier nur begrenzt weiter ... die Bildchen sehen irgendwie alle gleich aus ... dann hätten wir vielleicht einen Riesenumweg gemacht und sind am Ende doch enttäuscht. Nachdem wir also eine Reihe abseits gelegener Plätze nacheinander erwogen und wieder verworfen haben, werfe ich ausgerechnet jenen Platz ins Rennen, den Tom schon bei der Hinfahrt nach einer kurzen Besichtigung abgelehnt hat: Malung Camping. Mir hat er ja recht gut gefallen, und bis auf den variablen Tom-Sympathie-Faktor entspricht er nach meiner Erinnerung allen Kriterien. „Damals hat es geregnet“, sage ich. „Wir sollten ihm noch eine Chance geben.“

                                                                                                                                                    Und das tun wir. Als wir auf den Platz rollen, beleuchtet die warme Nachmittagssonne saftig grüne Zeltwiesen, den Badesee auf der einen und den majestätischen Fluss auf der anderen Seite, Birken und Kiefern auf das Vorteilhafteste. Wer kann da widerstehen? Dieser Campingplatz ist herrlich! Nach Zeltaufbau und Dusche machen wir auch gleich einen Foto-Spaziergang.


                                                                                                                                                    Malung Camping


                                                                                                                                                    Der majestätische Fluss … ein ganz kleines bisschen juckt es uns, die Boote aufzublasen




                                                                                                                                                    Keine Rogen-Kiefer, so viel steht fest


                                                                                                                                                    Die Abendsonne badet … im Badesee

                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                                      • 22.08.2010
                                                                                                                                                      • 1835
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                                                                                                                                                      08. und 09. September: Das Ende…ein Gutes!

                                                                                                                                                      So recht kann sich keiner von uns erklären, wieso wir nach kurzer Wanderung plötzlich wieder auf genau die Schotterstraße stoßen, auf der wir schon mit dem Auto nach Käringsjön gelangt sind.
                                                                                                                                                      Die Wege des Herren? sind manchmal unergründlich, auch, wenn dieser wohl kaum für unsere Karte verantwortlich ist.
                                                                                                                                                      Damit hat keiner von uns gerechnet. Es ist, wie so manches Mal auf den unterschiedlichsten Touren: Das Unergründliche trifft auf das Merkwürdige.
                                                                                                                                                      Das ist weder schön, noch besonders tragisch, und so nehmen wir auch diese „Überraschung“ gelassen an und tragen sie „wie zwei Männer“.
                                                                                                                                                      Irgendwann tauchen die Häuser von Käringsjön hinter der letzten Kurve auf.
                                                                                                                                                      Der Kreis schließt sich.
                                                                                                                                                      Wahrscheinlich haben wir als erstes einen Kaffee getrunken, oder war es doch bereits das erste Bier seit neun Tagen?
                                                                                                                                                      What ever.
                                                                                                                                                      Ich erinnere mich an den Regen, der gleich mehrmals in Schauern niedergeht. Tja, und dann stutze ich doch und staune, denn: Da ist er ja! Mein Regenbogen, und dazu noch genau so, wie ich ihn mir erträumt habe!
                                                                                                                                                      Ein ganzer Regenbogen, jawohl! Ich bin direkt etwas gerührt. Mein Traum verwirklicht sich.




                                                                                                                                                      Das ist genau der Augenblick, einen Moment inne zu halten. Ich fühle mich anders, ganz anders als zu Beginn, als wir in Kiel unseren Road Trip begannen. Jetzt und hier ist alles da, was es braucht, um glücklich und zufrieden sein: Saubere Luft, Wasser von oben und unten, Stille und Weite und das Sonnen- leuchtende, nordische Licht des beginnenden Herbstes, umspannt von einem traumhaften Regenbogen.
                                                                                                                                                      Wie heißt das doch so schön: "My home is, where my heart is."
                                                                                                                                                      Wie Bernd schon schrieb: Auch ein Teil meines Herzens bleibt für immer im Norden.

                                                                                                                                                      Wie war die Zeit mit Bernd am Rogen? Zu meinem Erstaunen sehr entspannt, meistens jedenfalls, eigentlich fast immer.
                                                                                                                                                      Gelassenheit trägt den Tag und seine Aktionen, und der Tag, die Tage, tragen die Gelassenheit.
                                                                                                                                                      Viele gemeinsame Tage waren geprägt von einer Leichtigkeit des Seins, in der sich herrlich endschleunigen ließ.
                                                                                                                                                      Eine Freundin von mir sagte später dazu: „Bernd ist Krebs und Krebse sind sehr geduldige Menschen.“
                                                                                                                                                      Ist das so?
                                                                                                                                                      Ja, in unserem Fall ist das so. Da habe ich wohl auch Glück gehabt, und Glück gehört bekanntlich im Leben dazu.
                                                                                                                                                      Respekt für den jeweils anderen, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

                                                                                                                                                      Nun, ich will es kurz machen: Zu meiner und auch Bernds Verblüffung habe ich gar nichts dagegen, die letzte Nacht in Schweden ausgerechnet auf dem Campingplatz von Malung zu verbringen. Es ist genau die richtige Wahl.

                                                                                                                                                      Und jetzt habe ich auch wieder mehrere Fotos für euch, vom richtigen Ort und zu genau der richtigen Zeit.





                                                                                                                                                      Letzte Übernachtung in Käringsjön



                                                                                                                                                      Malung Camping - schöner Platz.





                                                                                                                                                      Brücke über den Västerdalälven



                                                                                                                                                      Badestelle mit Badesee



                                                                                                                                                      Malung Kiefer



                                                                                                                                                      Västerdalälven mit Stromleitung



                                                                                                                                                      Letzte Sonnenstrahlen über dem Badesee



                                                                                                                                                      .....in dem nur noch die Sonne badet



                                                                                                                                                      Next Morning - Foto: Bernd



                                                                                                                                                      Foto: Bernd

                                                                                                                                                      Ende
                                                                                                                                                      Zuletzt geändert von evernorth; 09.06.2021, 20:20.
                                                                                                                                                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                                                                        • 28.08.2017
                                                                                                                                                        • 3014
                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                        #76
                                                                                                                                                        Sehr schön, vielen Dank... auch so Hin- und Rückreisen mit Camping finde ich immer wieder schön (wenn ich mal mit Auto unterwegs bin, kommt vor)... da lernt man mit der Zeit so einige kennen. Meist gut, nur an den südlichen Küsten gelegentlich zu volll...



                                                                                                                                                        Kleine Anmerkung:
                                                                                                                                                        Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                        ...Brücke über dem Malung...Malung mit Stromleitung...
                                                                                                                                                        Malung heißt nur der Ort, der Fluss ist der Västerdalälven. (Vereinigt sich später oberhalb von Borlänge mit dem von Idre via Siljansee kommenden Österdalälven zum Dalälven, und der mündet dann südlich von Gävle in die Ostsee. Den kreuzt man da u.a. auf der E4, ist da richtig breit...)

                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                                          • 22.08.2010
                                                                                                                                                          • 1835
                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                          @ Ljungdalen: Vielen Dank und freut mich, wenn es dir gefallen hat.
                                                                                                                                                          Malung, das klang so schön prosaisch, viel angenehmer, als Västerdalälven.
                                                                                                                                                          Wird natürlich noch geändert.
                                                                                                                                                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                            • 18.06.2014
                                                                                                                                                            • 1591
                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                            #78
                                                                                                                                                            Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                            Ende
                                                                                                                                                            Schade! Ich hätte noch viel länger mit Euch paddeln und schlendern wollen! War nicht nur eine wundervolle Tour, sondern auch ein grandioser Bericht von Euch beiden! Offenbar eine sehr gute Idee, wenn sich zwei versierte ODSforisten zusammentun! Habt Dank fürs Mitnehmen!

                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                              Dauerbesucher
                                                                                                                                                              • 22.05.2016
                                                                                                                                                              • 768
                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                              #79
                                                                                                                                                              Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                              Schade! Ich hätte noch viel länger mit Euch paddeln und schlendern wollen! War nicht nur eine wundervolle Tour, sondern auch ein grandioser Bericht von Euch beiden!

                                                                                                                                                              Vielen Dank, Anne, für Dein Lob und Deine ausgesprochen nett formulierte Geduld . Viel länger hätte der Bericht jetzt nicht mehr werden dürfen, so kurz vor der neuen Nordland-Saison. Man ist ja mit den Gedanken schon ganz woanders. Aber ja, wir waren selber angenehm überrascht, dass aus einer von vorne bis hinten improvisierten Tour doch noch ne runde Sache geworden ist, auch der Bericht war nie in dieser Form geplant … hat sich einfach so ergeben. Tom hat es gut auf den Punkt gebracht: wichtig ist, dass man sich gegenseitig in den jeweiligen Eigenarten respektiert.

                                                                                                                                                              Offenbar eine sehr gute Idee, wenn sich zwei versierte ODSforisten zusammentun!
                                                                                                                                                              Oder drei ODS-Poetinnen … vielleicht? Ich bin da jetzt nicht auf dem Laufenden…



                                                                                                                                                              Und als Nachtrag noch ein Lifehack für die Überfahrt mit der Stena Scandinavica. Tut Euren Geschmacksknospen nicht die unzumutbare Brühe an, die dort für viel Geld als Kaffee verkauft wird! Auf der Rückfahrt waren wir auf dieses ernsthafte Problem vorbereitet und fanden folgende Lösung:
                                                                                                                                                              1. Ein Päckchen gemahlener Kaffee, die eigene Tasse und in meinem Fall Tassenfilter und Stäbchen gehören ins Kabinengepäck. Wer auf ganze Bohnen steht: Kaffeemühle nicht vergessen, sonst wird es mühsam.
                                                                                                                                                              2. Man bezahlt brav für ein Heißgetränk, nutzt aber nur das heiße Wasser aus dem Automaten. Es hat die richtige Temperatur, um sich einen richtigen Kaffee aufzubrühen, der nach was schmeckt.
                                                                                                                                                              3. Um den neidischen Blicken der anderen Passagiere zu entkommen (wer weiß wozu die fähig sind, wenn sie missmutig ihren Original Stena Scandinavica Geschmacksfrei schlürfen), ist jetzt der geeignete Zeitpunkt, schnellstmöglich an Deck zu gehen und eine zu rauchen. Wer nicht raus will, kann sich auch unauffällig in eine dunkle Ecke der Cafeteria oder die Kabine zurückziehen.
                                                                                                                                                              4. Påfyllning, naturligtvis!

                                                                                                                                                              und im Bordshop gibt es solche Mini-Fläschchen Jameson zu kaufen …

                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                                                                • 28.08.2017
                                                                                                                                                                • 3014
                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                OT:
                                                                                                                                                                Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                Und als Nachtrag noch ein Lifehack für die Überfahrt mit der Stena Scandinavica. Tut Euren Geschmacksknospen nicht die unzumutbare Brühe an, die dort für viel Geld als Kaffee verkauft wird!
                                                                                                                                                                Stena?! Hm, wird sind 2019 schon eine Richtung mir der Stena "Skåne" Rostock-Trelleborg gefahren und waren nicht sonderlich begeistert, 2020 war es nicht besser, und die Rückfahrt mit der Stena "Mecklenburg-Vorpommern" setzte noch einen (negativ) drauf. Kaffee dabei noch das geringste Übel, eher so ein "strukturelles Problem". Keine Ahnung, ob es nur an Corona lag, fürchte, nicht. Wir sind mit der mal vor 20 Jahren gefahren, da war die noch neu und gehörte Scandlines, habe ich viel besser in Erinnerung. Und ich bin eigentlich nicht pingelig.

                                                                                                                                                                In diesem Jahr nehme ich jedenfalls die TT Line (obwohl die Schiffe noch älter sind... Scandlines nach Gedser passt leider logistisch nicht).

                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                                                  • 02.09.2016
                                                                                                                                                                  • 1511
                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                  Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                  Tut Euren Geschmacksknospen nicht die unzumutbare Brühe an, die dort für viel Geld als Kaffee verkauft wird!
                                                                                                                                                                  Du hast ja schon manche grimmige Wildnis durchquert, aber es scheint, dass unter survival-Aspekten das Kaffeeangebot gewisser Reedereien die größte Herausforderung war.
                                                                                                                                                                  Meine Rettung in vergleichbaren Situationen lautet Eiskaffee. In den Kühlregalen von Supermärkten/ Pressbyran/ Narvesen findet man (wie ich meine) geschmacklich erstklassige Sachen.

                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                    Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                    • 768
                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                    Haha, ja, so hat jeder seine eigene Survival-Strategie … und ja, kann sein, dass es mir manchmal wirklich so vorkommt, als sei das Überleben in der Zivilisation herausfordernder als in der Wildnis … aber das ist natürlich Unsinn. Beklagenswert finde ich allerdings, dass in unserer Überflussgesellschaft, und eine Autofähre ist ja letztlich ein gutes Abbild davon, die einfachen Dinge so gering geschätzt werden. Eine leckere Gemüsesuppe, ein gutes Stück Brot dazu und ein aromatischer Kaffee würden mich glücklich machen. So schwer ist das eigentlich nicht. Stattdessen muss ich mir Brot, Käse, Gurken, Tomaten und einen Apfel mitbringen, um ein ausgewogenes Essen zu bekommen und den Kaffee selber aufbrühen, damit er nach was schmeckt. Ich bin auch nicht pingelig, ich denke Ljungdalen hat Recht – das ist ein strukturelles Problem. Keine Ahnung, ob es nur Stena betrifft.

                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                                                                      • 03.08.2010
                                                                                                                                                                      • 232
                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                      Habe diesen Bericht erst vorgestern entdeckt und sehr genossen - schöne Fotos, schöne Beschreibung der unterschiedlichen Erfahrungen. Ich war noch nie in Skandinavien, aber dieser Bericht hat mich neugierig gemacht. Vielen Dank für's Mitreisenlassen!!!

                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                        Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                        • 768
                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                        Gern geschehen! Wenn du noch nie in Skandinavien warst, dann könnte sich die Rogen-Femund-Region ziemlich gut als "Einstiegsdroge" eignen ... besonders, wenn man irgendwann wieder grenzüberschreitend wandern darf.

                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                          Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                          • 977
                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                          Nachdem ich nun auch bis zum Ende gelesen hab, möchte ich mich noch mal für den wundervollen Bericht bedanken. Wir müssen auch mal wieder auf den Rogen. Vielleicht irgendwann wenn wir wieder einen Hund haben und der noch nicht so weit laufen darf? Auf jedenfall war es sehr schön mit euch die alten Erinnerungen aufzufrischen.
                                                                                                                                                                          Zum Kaffee von Stenaline, den haben wir immer nur mit dem Buffet genossen, und da fand ich ihn jetzt nicht so schlecht. Im letzten Jahr ohne Buffet hatten wir für die Kabine einen Tausieder dabei, aber auch nur Instantkaffee.

                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                            Fuchs
                                                                                                                                                                            • 22.08.2010
                                                                                                                                                                            • 1835
                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                            #86
                                                                                                                                                                            Danke schön!
                                                                                                                                                                            Tja, das Gebiet rund? um den Rogen ist immer wieder einen (weiteren) Besuch wert.
                                                                                                                                                                            Aus lange zurück liegenden Jahren habe ich den Stena - Kaffee (Peng! Und schon hat er ein völlig unverdientes Label bekommen ) auch anders in Erinnerung. Ich nenne ihn jetzt mal „das Pandemie - Dingens“.
                                                                                                                                                                            Die Tauchsieder - Benutzung erinnere ich aus deinem Bericht. Gibt es die überhaupt noch zu kaufen?
                                                                                                                                                                            Aber Instantkaffee!!
                                                                                                                                                                            Früher habe ich das auch einmal für eine kurze Zeit gemacht.
                                                                                                                                                                            Sicher ist das praktisch, aber für mich als Kaffee - Gourmet käme das heute - never ever - mehr in meine
                                                                                                                                                                            Tasse.
                                                                                                                                                                            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                              Alter Hase
                                                                                                                                                                              • 28.08.2017
                                                                                                                                                                              • 3014
                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                              OT:
                                                                                                                                                                              Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                              Die Tauchsieder - Benutzung erinnere ich aus deinem Bericht. Gibt es die überhaupt noch zu kaufen?
                                                                                                                                                                              Offenbar ja, Google "Reisetauchsieder"...

                                                                                                                                                                              ...und ansonsten gibt es ja noch diesen alten *Lifehack* (russisch, weil auf Deutsch nichts Passendes gefunden... der Typ meint auch, dass er das nicht unbedingt *empfiehlt*... aber... funktioniert und so...)


                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                Fuchs
                                                                                                                                                                                • 22.08.2010
                                                                                                                                                                                • 1835
                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                #88
                                                                                                                                                                                Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                OT:

                                                                                                                                                                                Offenbar ja, Google "Reisetauchsieder"...

                                                                                                                                                                                ...und ansonsten gibt es ja noch diesen alten *Lifehack* (russisch, weil auf Deutsch nichts Passendes gefunden... der Typ meint auch, dass er das nicht unbedingt *empfiehlt*... aber... funktioniert und so...)

                                                                                                                                                                                Ja, klar.....Google.
                                                                                                                                                                                War mehr ne spontane Frage. Aber immer wieder schön, wie schnell irgendjemand drauf anspringt. 😉
                                                                                                                                                                                My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                  Alter Hase
                                                                                                                                                                                  • 28.08.2017
                                                                                                                                                                                  • 3014
                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                  #89
                                                                                                                                                                                  OT:
                                                                                                                                                                                  Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                  Ja, klar.....Google.
                                                                                                                                                                                  War mehr ne spontane Frage. Aber immer wieder schön, wie schnell irgendjemand drauf anspringt. 😉
                                                                                                                                                                                  Ja, oder andere Suchmaschine, Google mehr so als generischer Begriff... mir ging es auch eher um das Kleingeschriebene, höhöhö ...

                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                    Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                    • 768
                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                    #90
                                                                                                                                                                                    Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                    OT:

                                                                                                                                                                                    ...und ansonsten gibt es ja noch diesen alten *Lifehack* (russisch, weil auf Deutsch nichts Passendes gefunden... der Typ meint auch, dass er das nicht unbedingt *empfiehlt*... aber... funktioniert und so...)
                                                                                                                                                                                    OT: das ist mal ein wirklich hilfreicher Lifehack ... hmm, wenn es funtioniert, warum nicht zu Hause in der Werkstatt mal ausprobieren? Dann ist man in Survival-Situationen um eine Option reicher...

                                                                                                                                                                                    Ansonsten, ja, einen Reisetauchsieder will ich seit Jahren schon kaufen, hab es immer wieder vergessen. Danke für die Erinnerung!

                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                                                                                                      • 28.08.2017
                                                                                                                                                                                      • 3014
                                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                                      Zitat von Borgman Beitrag anzeigen

                                                                                                                                                                                      OT: das ist mal ein wirklich hilfreicher Lifehack ... hmm, wenn es funtioniert, warum nicht zu Hause in der Werkstatt mal ausprobieren? Dann ist man in Survival-Situationen um eine Option reicher...
                                                                                                                                                                                      Funktioniert! Selber schon zugesehen, allerdings nicht selbst gebaut. Auch in Russland, wo sonst Das war sogar ein komplizierterer, mit 6(!) Rasierklingen, die Pole immer abwechselnd. Ziemliche Fummelei, und man muss natürlich sicherstellen, dass die sich nicht berühren. Und nicht ins Wasser fassen, klar! Keine Ahnung, wieviel Strom das frisst Und die Klingen zersetzen sich natürlich relativ schnell, manch einer meinte "metallischen Geschmack" des Wassers bemerken zu können (ich nicht)...

                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                                                                        • 13.04.2019
                                                                                                                                                                                        • 441
                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                        #92
                                                                                                                                                                                        Auch von mir zum Abschluss ein großes Dankeschön für diesen tollen Gemeinschaftsbericht! Hat sich Hollywood schon wegen der Verfilmung gemeldet? Oder ein Projekt "Mit dem Packraft nach Santiago" (Jakobsweg zieht ja immer...) angeregt? Wäre sicher kurzweilig!
                                                                                                                                                                                        Tja, nun hinterlässt das Ende eures Gemeinschaftswerkes direkt ein kleines Gefühl der Wehmut...befeuert aber auch Vorfreude auf die Beschreibung neuer Abenteuer. Ich hoffe, die Forumsgemeinde wird nicht enttäuscht!
                                                                                                                                                                                        (Ach ja, mit den drei Poetinnen wird das meines Wissenstandes nach so bald nichts, zumal sich 2/3 davon gerade in einer aktiven Schreibblockade befinden...)

                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                                                                          • 22.08.2010
                                                                                                                                                                                          • 1835
                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                          Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                          Auch von mir zum Abschluss ein großes Dankeschön für diesen tollen Gemeinschaftsbericht! Hat sich Hollywood schon wegen der Verfilmung gemeldet? Oder ein Projekt "Mit dem Packraft nach Santiago" (Jakobsweg zieht ja immer...) angeregt? Wäre sicher kurzweilig!
                                                                                                                                                                                          Tja, nun hinterlässt das Ende eures Gemeinschaftswerkes direkt ein kleines Gefühl der Wehmut...befeuert aber auch Vorfreude auf die Beschreibung neuer Abenteuer. Ich hoffe, die Forumsgemeinde wird nicht enttäuscht!
                                                                                                                                                                                          (Ach ja, mit den drei Poetinnen wird das meines Wissenstandes nach so bald nichts, zumal sich 2/3 davon gerade in einer aktiven Schreibblockade befinden...)
                                                                                                                                                                                          Ha, Ha. Das ist ja mal eine geniale Drehbuch - Vorlage, frei nach dem Vorbild: „Mit dem Kühlschrank durch Irland“. Herrlich.
                                                                                                                                                                                          Vielen Dank und schön, wenn wir dich amüsieren konnten.
                                                                                                                                                                                          So viel sei verraten: Für diesen Sommer plant jeder etwas Eigenes, aber, hey, nicht ausgeschlossen, dass wir uns für etwas Gemeinsames in Zukunft mal wieder zusammenschließen.
                                                                                                                                                                                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                            Freak

                                                                                                                                                                                            Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                            • 21.01.2008
                                                                                                                                                                                            • 11979
                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                            #94
                                                                                                                                                                                            Von mir auch vielen Dank für den schön zu lesenden Bericht und die tollen Bilder. Ein bißchen sportlich sieht es für mich schon aus wenn das Packcraft so mit Mann und Rucksack vollgepackt ist - sicher viel Angriffsfläche für den Wind. Aber natürlich mit dem enormen Vorteil daß Ihr dort auf dem Wasser unterwegs sein konntet - mit schwerem Kajak möchte ich dies nicht versuchen wollen. Da nutzen die großen Gepäckluken dann auch nichts.

                                                                                                                                                                                            Für die Fähre ist bei mir immer ein kleiner Wasserkocher dabei, vor allem weil ich mir das frühe Frühstück am Buffet spare und lieber noch einen Kabinentee trinke. Kaffee aber lieber dann echten beim ersten Stop bei Ekerödsrasten oder so.

                                                                                                                                                                                            Bin gespannt ob und wie es bei Euch eine Fortsetzung gibt.

                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                              Anfänger im Forum
                                                                                                                                                                                              • 30.07.2020
                                                                                                                                                                                              • 39
                                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                                              #95
                                                                                                                                                                                              Auch von uns einherzliches Dankeschön für diesen tollen Bericht und die schönen Bilder. Könnt Ihr Bitte ein wenig zu den Tages- & Nach-Temperaturen und Mückenherausforderung am Rogen Ende August schreiben. Danke im voraus

                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                Fuchs
                                                                                                                                                                                                • 22.08.2010
                                                                                                                                                                                                • 1835
                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                #96
                                                                                                                                                                                                Ahoi fwde,

                                                                                                                                                                                                eigentlich waren die Temperaturen so, wie man sie auf der Höhe im mittleren Gebirge Skandinaviens in etwa
                                                                                                                                                                                                erwarten darf: Tageüber zwischen + 15 und 22 Grad und Nachts ging es vereinzelt auch mal in den leichten Frost- Bereich, bis max. - 3 Grad.
                                                                                                                                                                                                Mücken gab es praktisch keine. Da waren wir beide etwas überrascht.

                                                                                                                                                                                                Vielen Dank für eure Blumen. Es freut mich sehr, wenn es euch gefallen hat.

                                                                                                                                                                                                Beste Grüße, Tom
                                                                                                                                                                                                My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                                                                                                                Kommentar