• Highbeat
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    • 04.10.2020
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    [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 67.215389
    Längengrad 17.4805872
    Von Tarraluoppal nach Kvikkjokk in 6 Tagen (5.8. – 10.8.20)

    Wir, mein Mann Tekumseh (noch nicht registriert) und ich (Highbeat), planten seit Monaten unseren Sommerurlaub 2020 in Südgrönland. Eine Einreise nach Grönland war Ende Juli aber nur mit Quarantäne-Auflagen und mehrfachen Tests möglich. Im Frühjahr arbeiteten wir an einem Plan B: Inspiriert durch stundenlanges Schmökern in den Outdoorseiten, wollten wir den Sommer in Lappland verbringen. Die Berichte von Freedom, Evernorth & Co haben wir so gerne gelesen und so viele Tipps für unseren Trip erhalten, dass wir nun ebenfalls über unsere Reise schreiben möchten - vielleicht gibt sie ja ein paar Anregungen und wir können uns so revanchieren.

    Anreise

    Am 28.7. fuhren wir um 10:00 mit unserem ausgebauten Ford Transit in Travemünde auf die Fähre mit dem Ziel Malmö. Das Schiff war coronabedingt sehr leer und wir konnten die 7 Stunden in der Sonne lesend auf bequemen Liegen rumlümmeln.
    Der Plan war sich langsamer oder schneller, je nach Wetter, gen Norden hochzuarbeiten und mit Hilfe von Tageswanderungen fit zu werden. Sollte im Sarek ein Schönwetterfenster angekündigt werden, wollten wir startbereit sein.
    Auf dem Weg nach Norden wanderten wir an der Höga Küsta und starteten am Öreälven unsere erste Packrafting–Tour: Wanderung von Agnäs nach Bjurholm und zurück mit dem Packraft. Das hat riesigen Spaß gemacht.



    Packrafting am Öreälven

    In Jokkmokk, auf dem Artic Camping, trafen wir die letzten Vorbereitungen. Zu unserer Freude gab es ein tolles Freibad, in dem wir herrlich ein paar Bahnen ziehen konnten. Etwas Entspannung war nötig - langsam stieg die Aufregung und das Packen der Rucksäcke und Zusammenmischen der Abendessen war langwierig.
    Am 5. August fuhren wir von Jokkmokk nach Kvikkjokk zum Heliport, wo um 13:00 unser Flug nach Tarraluopal starten sollte. Den Bus konnten wir für eine Woche auf dem Heliport-Parkplatz stehen lassen.


    Tag 1: Kvikkjokk (Tarraluopal) –> Lulep Njoatsosjávrre

    Den Hubschrauberflug (Fiskflyg; 150 Euro/Person) hatte ich mir gewünscht. Zum ersten war ich noch nie Helikopter geflogen und zum zweiten fand ich die Vorstellung toll, in der Wildnis abgesetzt zu werden und nach Abflug des Hubschraubers auf sich allein gestellt zu sein. Recht langsam und rüttelnd flogen wir relativ tief und genossen den Blick auf den Padjelantaleden.



    Der Landeplatz war lustig: Ein Stück Wiese mit einem H-Schild als Haltestellen-Kennzeichnung. Im Gras lag lässig ein Angler und wartete auf einen anderen Heli. Er konnte immerhin ein nettes Loslauf-Bild von uns machen. Eine krasse einsame Wildnis-Stimmung kam noch nicht richtig auf.



    Heli-Landeplatz in Tarraluoppal

    Tekumseh ist der Routenplaner und er hat sich wegen des guten Wetters („einen Tag ohne Gipfel-in-den-Wolken muss man für eine Besteigung nutzen“) für den direkten Weg ins Njoatsosvágge entschieden: Von den Tarraluopal-Hütten nordöstlich hoch, bis zu einer Geländekante oberhalb der kleinen Seen und von dort in den Pass zwischen Vássjábákte und Vássjátjåhkkå. Der Anstieg war mit dem vollen Rucksack schwer - mindestens für mich. Dazu kamen fiese Mücken, die wir mit unserem neuen Mückenmittel (erstanden im Team Sportiva in Jokkmokk, horrend teuer und hautunfreundlich) zu bekämpfen versuchten. Aber der Aufstieg war gut zu gehen und der Blick zurück schön und motivierend. Das Wetter wurde immer besser und die Sonne kam raus, als wir unser Zwischenziel, den Pass, erreichten.


    Schon kurz hinter den Tarraluopal-Hütten musste der Mückenschutz nachgebessert werden


    Auf zum Pass zwischen Vássjábákte und Vássjátjåhkkå




    Auf dem Pass zwischen Vássjábákte und Vássjátjåhkkå

    Den Vássjábákte bestiegen wir ohne Rucksäcke, nahmen nur einen Packsack mit Riegeln und Klamotten für den Gipfel mit. Ohne das schwere Gepäck kamen wir schnell, behände und leicht über eine Menge Blockschutt zum Gipfel. Der Ausblick war atemberaubend, zumal die Sonne schien und das abendliche Licht toll war. Unzählige Sarek-Gipfel waren zu sehen.




    Tiefblick vom Vássjábákte






    Pårte-Massiv


    Gipfelmeer Sarek


    Der Blick über Padjelanta zu den norwegischen Bergen war auch nicht zu verachten

    Den Abstieg erleichterten die Schneefelder, die wir stehend oder auf dem Packsack sitzend kraftsparend und lachend abrutschten. Zurück an unseren Rucksäcken waren wir völlig euphorisch von diesem ersten Highlight der Tour. Der Himmel war fast wolkenlos und wir wanderten beschwingt weiter durch das wunderschöne Hochtal in Richtung Njoatsosvágge.






    Leider verlief der Tag nicht weiter im Traummodus. Wir kamen an eine Geländestufe, wo auf den ersten Blick kein Weg ins Tal sichtbar war. Im Grundsten, der die Route in der anderen Richtung erwähnt, gab es keine Hinweise auf Schwierigkeiten. Wir standen nun oberhalb eines Wasserfalls, rechts und links gesäumt von glatten, senkrechten Felsen und einem viel zu steilen Schneefeld am linken Ende. Aber das Schneefeld schien uns die einzige Option und dummerweise vergaßen wir leider die Grödel, die wir für solche Fälle eingepackt hatten. Tekumseh machte seine Stöcke minimal kurz, um sie im Ernstfall wie eine Art Pickel in den Schnee rammen zu können. Leider lag er bereits nach dem ersten Schritt völlig hilflos auf dem Rücken und wurde rasant schneller. Eine Drehung in Bauchlage war mit dem schweren Rucksack völlig unmöglich und so sah die Situation furchtbar böse aus. Das Schneefeld war lang und der Beschleunigungsweg auch. Ich hatte viel Zeit, angstvoll schreiend das Ganze von oben zu beobachten. Nach dem Schneefeld wurde der Hang flacher und bestand zum Glück nur aus mittelgroßen, eher rundlichen Steinen und Felsen. So überschlug sich Tekumseh drei mal, blieb kurz liegen und reckte dann, was für eine Freude, zögernd den Daumen in die Höhe und stand langsam auf. Das war haarig und soll uns eine Lehre für alle weiteren Wanderungen sein. Ich schickte erstmal meinen Rucksack alleine runter. Der kam heil an, sogar das Solarpanel, welches oben auf der Deckeltasche befestigt war- sehr gute Qualität! Ohne Gepäck konnte ich mit gekürzten Stöcken und dem Gesicht zum Berg ganz langsam absteigen: Immer beide Stöcke fest in den Schnee rammend und beide Fußspitzen (die Knie passten immer exakt in die Fuß-Stufe vom Schritt vorher), dann ein Punkt lösen und neu setzen. Das dauerte eine halbe Stunde, aber ich kam unfallfrei an. Anfangs passte Tekumseh noch auf mich auf, falls ich ins Rutschen geraten würde. Nachdem er meinen Abstieg aber als sicher befand, sammelte er unseren Trailmix wieder ein, der aus der Außentasche meines Rucksacks gefallen und aufgeplatzt war.
    Der Trailmix ist eine unserer liebsten Neuerungen beim Wandern: Wir mischen salzige und andere Nüsse aller Art mit Trockenobst (selbst gedörrt; besonders toll finde ich Ananas, Kiwis und Erdbeeren) und m&m`s in einer Zipptüte zusammen. Das ist der optimale Snack für Zwischendurch.
    Da ich lange unterwegs war, konnte Tekumseh den ganzen Trailmix wieder einsammeln
    Nachdem auch eine verrutschte Kontaktlinse wieder an der richtigen Position saß, waren wir einfach froh und dankbar, dass dieser Leichtsinn so glimpflich abgelaufen war. Schürfwunden und Prellungen waren zu händeln. Ich habe für mich beschlossen, dass ich eine solche Aktion nie wieder ohne Notfallsender unternehme. Auch werde ich kritische Situationen lieber mehrfach prüfen, bevor ich nur auf einen glücklichen Ausgang hoffe!
    Ein bisschen zittrig sind wir wieder los gelaufen und haben uns auf die Suche nach einem Zeltplatz gemacht. Hier war uns das Glück schon wieder hold - wir fanden einen wunderschönen Platz oberhalb des Lulep Njoatsosjávrre.





    Bulkas in der Abendsonne



    Anfang August stand die Sonne am späten Abend noch am Himmel, und wir hatten genügend Zeit, in Ruhe das Zelt aufzustellen und die Wunden zu verarzten (hier waren wir ebenfalls mäßig aufgestellt: Das 1. Hilfe Paket wurde glücklicherweise in den letzten Jahren nie benötigt und stammte noch von Tekumsehs Alaskareise aus dem Jahr 1988). Essen gab es dann um 23 Uhr und das Licht war noch immer wunderschön.
    Zuletzt geändert von Highbeat; 07.02.2021, 19:04. Grund: Formatierung überarbeitet

  • vobo

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    • 01.04.2014
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    #2
    AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

    Tolle Blicke von oben auf das Njoatsosvágge und die gegenüberliegende Bergwelt. Mortias hatte in seinem Bericht vor dem Pass gewarnt, leider sind die Bilder nicht mehr verfügbar. Diese Warnung wird durch Euren Bericht jetzt verstärkt.

    Bin gespannt wie es weiter geht.

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    • Lhor
      Erfahren
      • 01.10.2020
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      #3
      AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

      Interessanter Anfang, verspricht spannend zu werden. Hoffe es geht bald weiter..

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      • Matthzi
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        • 16.03.2014
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        #4
        AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

        Hallo Ihr,

        toll!
        Der erste Beitrag bei outdoorseiten ist direkt der Einstieg in einen Reisebericht!

        Beste Grüße,
        Matthias

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        • Highbeat
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          • 04.10.2020
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          #5
          AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

          Zitat von vobo Beitrag anzeigen
          Tolle Blicke von oben auf das Njoatsosvágge und die gegenüberliegende Bergwelt. Mortias hatte in seinem Bericht vor dem Pass gewarnt, leider sind die Bilder nicht mehr verfügbar. Diese Warnung wird durch Euren Bericht jetzt verstärkt.

          Bin gespannt wie es weiter geht.
          Leider hatten wir den Bericht von Mortias nicht gelesen Vielleicht lag auch einfach zu viel Schnee, wir wissen es nicht. Oberhalb des Schneefeldes fanden wir auch eine alte Plastikflasche und Reste einer Aluschutzdecke.


          Steilstufe mit Schneefeld

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          • Highbeat
            Erfahren
            • 04.10.2020
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            #6
            AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

            Zitat von Lhor Beitrag anzeigen
            Interessanter Anfang, verspricht spannend zu werden. Hoffe es geht bald weiter..
            Nach dem Titel deines neuen Berichtes, hatte ich schon Skrupel einen weiteren Sarek-Bericht ins Forum rein zu stellen

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            • Highbeat
              Erfahren
              • 04.10.2020
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              #7
              AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

              Zitat von Matthzi Beitrag anzeigen
              Hallo Ihr,

              toll!
              Der erste Beitrag bei outdoorseiten ist direkt der Einstieg in einen Reisebericht!

              Beste Grüße,
              Matthias
              Bin auch aufgeregt

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              • vobo

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                #8
                AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                Zitat von Highbeat Beitrag anzeigen
                Leider hatten wir den Bericht von Mortias nicht gelesen Vielleicht lag auch einfach zu viel Schnee, wir wissen es nicht. Oberhalb des Schneefeldes fanden wir auch eine alte Plastikflasche und Reste einer Aluschutzdecke.


                Steilstufe mit Schneefeld
                Und ihr seid von hier geblickt rechts vom Wasserfall über das Schneefeld runter? Wahnsinn, das ist steil und am Ende felsig ... Glück gehabt.

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                • Highbeat
                  Erfahren
                  • 04.10.2020
                  • 270
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                  #9
                  AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                  Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                  Und ihr seid von hier geblickt rechts vom Wasserfall über das Schneefeld runter? Wahnsinn, das ist steil und am Ende felsig ... Glück gehabt.
                  Genau. Wir sind oben noch etwas traversiert, was auch schon unangenehm war und dann rechts das Schneefeld runter. Jawohl, großes Glück gehabt - ansonsten war der Tag wunderschön.

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                  • Freedom33333
                    Dauerbesucher
                    • 09.09.2017
                    • 900
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                    #10
                    AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                    Wunderschöne Ausblicke von oben ins Njoatsosvagge, schade dass ich mit Evernorth damals dort so Sturm hatte, sonst wäre das sicher auch ein interessanter Abstecher gewesen.

                    Das mit dem Schneefeld ist ja echt krass, Glück im Unglück gehabt. Ich stand dieses Jahr im Sarek selbst zum ersten Mal - wenn auch aufwärts - vor einem Schneefeld auf einem Pass, bei dem ich mich dagegen entschieden habe, da hoch zu laufen, weil ich es zu gefährlich fand. Man tut sich nicht leicht mit so einer Entscheidung. Ich hatte aber auch keine Grödel dabei. War auch extrem rutschig. Selbst mit hätte ich es mir aber zweimal überlegt glaube ich, da alleine hochzulaufen ohne große Grödel-Erfahrung.

                    Wäre es nicht noch eine Alternative gewesen (Ich habe jetzt nicht in den Grundsten geschaut, aber beim Blick auf die Karte), umzudrehen und den kleinen Umweg zum anderen Pass nach Süden zu machen? (Zwischen Vassjatjahkka und den namenlosen Gipfeln auf 1401 und 1773 m?
                    Zuletzt geändert von Freedom33333; 05.10.2020, 09:07.

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                    • Ljungdalen

                      Alter Hase
                      • 28.08.2017
                      • 3014
                      • Privat


                      #11
                      AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                      Zitat von Highbeat Beitrag anzeigen
                      Im Grundsten, der die Route in der anderen Richtung erwähnt, gab es keine Hinweise auf Schwierigkeiten.
                      Naja, man muss ihn einfach *richtig* verstehen/interpretieren

                      Über diesen Pass können konditionsstarke Wanderer vom Tarradalen ins Njoatsosvágge gehen.
                      (S.87, Hervorhebung von mir )

                      Und vielen Dank für den schon bis hierher interessanten Bericht.

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                      • Highbeat
                        Erfahren
                        • 04.10.2020
                        • 270
                        • Privat


                        #12
                        AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                        Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
                        Wäre es nicht noch eine Alternative gewesen (Ich habe jetzt nicht in den Grundsten geschaut, aber beim Blick auf die Karte), umzudrehen und den kleinen Umweg zum anderen Pass nach Süden zu machen? (Zwischen Vassjatjahkka und den namenlosen Gipfeln auf 1401 und 1773 m?
                        Das war auch in unseren Überlegungen, aber es war schon spät..., mit etwas mehr Vorsicht wäre es gut gegangen (siehe Abstieg Heartbeat).

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                        • Highbeat
                          Erfahren
                          • 04.10.2020
                          • 270
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                          #13
                          AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                          Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                          Naja, man muss ihn einfach *richtig* verstehen/interpretieren



                          (S.87, Hervorhebung von mir )

                          Und vielen Dank für den schon bis hierher interessanten Bericht.

                          Grundsten hat schon seinen eigenen Stil. Wir hatten aber eher ein technisches Problem. Die Kondition "braucht" es ja nur für den weiteren Übergang ins Tarradalen, nicht für den Aufstieg auf den Vássjábákte, wie wir es verstanden haben.

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                          • Highbeat
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                            • 04.10.2020
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                            #14
                            AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                            Tag 2: Lulep Njoatsosjávrre -> Svenonius Gletscher



                            Die Sonne briet schon frühmorgens so auf das Zelt, dass an ausschlafen nicht zu denken war. Draußen konnte man anfangs in der Unterwäsche den Morgen genießen. Erst als dann ein wenig Wind aufkam, zogen wir uns an. Bei wunderschönem Wetter frühstückten wir und berieten, ob Tekumseh in der Lage war, die ursprünglich geplante Route trotz der Blessuren zu gehen.



                            Am Tag vorher fragte er mehrfach, wo das Haupttal wäre - ein außerordentlich beunruhigendes Zeichen bei jemandem, der eine prima Orientierung hat. Anfangs lief er auch etwas wackelig los, aber wir beschlossen erst einmal wie vorgesehen weiter zu wandern: Vom Zeltplatz das nördliche Ufer des Gasska Njoatsosjávrre entlang, dann über den Bach, der aus dem rechten Hochtal herunterströmt, und anschließend direkt steil in dieses hinein. Vom Vássjábákte konnten wir gestern diesen Weg einsehen und haben ihn als besser empfunden als eine diagonale Querung direkt schräg hoch.


                            Gasska und Teil vom Lulep Njoatsosjavrre

                            Die meiste Zeit konnten wir auf Geländerücken ohne größere Felsstufen oder lose Steine emporsteigen. Wanderstöcke erleichtern bei dieser Steilheit den Anstieg enorm. Auf dem letzten Absatz machten wir Pause und genossen die Aussicht auf das Njoatsosvágge mit Vássjábákte, und dass die Höhenmeter für heute getan waren.



                            Nach der flachen Passhöhe wanderten wir ohne Höhenverlust rechts ins obere Jiegnavágge.
                            Wolken zogen auf und es fing an, leicht zu regnen. Erstmals zogen wir die Regenklamotten an und die Hülle über den Rucksack. Irgendwie passte das Wetter exzellent zur Landschaft.



                            Oben nach Osten ins obere Jiegnavagge abgebogen

                            Der Weg wurde zunehmend anstrengender und am Schluss kletterten wir über hohen Blockschutt. Nach dem Pass kamen wir wieder besser voran und konnten in den Regenpausen bis zum Pårte schauen. Die umliegenden Gipfel steckten die ganze Zeit dick in den Wolken.


                            Zum Teil über große Felsblöcke


                            Luahttolahko und Pårte kommen in Sicht

                            Wir liefen noch bis unterhalb des Svenonius-Gletschers und suchten dann schon recht früh einen Zeltplatz. Es gab kaum ebene Stellen und alles sah recht feucht aus.



                            Wetter und Licht passten perfekt zum Eis. Wir wollten unterhalb des Eisfalls zelten und ihn uns am folgenden Morgen bei hoffentlich besserem Wetter aus der Nähe, vielleicht sogar von oben, ansehen. Anfangs waren wir ein wenig unzufrieden mit der Wahl, aber der Zeltplatz stellte sich als toll heraus. Wann kann man denn mal in so einer Kulisse zelten!



                            Zuletzt geändert von Highbeat; 07.02.2021, 19:09. Grund: Formatierung überarbeitet

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                            • toppturzelter
                              Fuchs
                              • 12.03.2018
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                              #15
                              AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                              Oha, das Jiegnavágge, da war ich auch. So sieht's da also aus


                              Am Tag vorher fragte er mehrfach, wo das Haupttal wäre
                              Den Teil versteh ich nicht ganz. War er verwirrt in Folge seines "Abgangs"? Oder einfach nur so verwirrt durch die vielen Täler?

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                                • 04.10.2020
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                                #16
                                AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                Zitat von toppturzelter Beitrag anzeigen
                                Oha, das Jiegnavágge, da war ich auch. So sieht's da also aus



                                Den Teil versteh ich nicht ganz. War er verwirrt in Folge seines "Abgangs"? Oder einfach nur so verwirrt durch die vielen Täler?
                                Wegen ersterem. Zum Glück hat sich ab dem 2. Tag aber alles gebessert

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                                • Highbeat
                                  Erfahren
                                  • 04.10.2020
                                  • 270
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                  Tag 3: Svenonius Gletscher -> Luohttoláhko

                                  Am Morgen hörte der Regen auf und wir konnten gemütlich vor dem Zelt frühstücken. Weil die Wolken zu tief hingen, verzichteten wir auf den Südostkamm des Jiegnatjåhkkå. Stattdessen stiegen wir nur zum Fuß des Eisfalls auf, genossen den Ausblick und bestaunten das knirschende Eis.

                                  Eisfall des Svenonius-Gletschers

                                  Nach einer Stunde kehrten wir wieder zum Zelt zurück, packten zusammen und machten uns auf in Richtung Luohttoláhko. Von dieser Hochebene haben wir im Forum so tolle Bilder gesehen und Berichte gelesen, dass die Vorfreude groß war.
                                  Über Gras und Schneefelder wanderten wir möglichst die Höhe haltend aus dem Tal raus und in das Tal des Luohttojåhkå hinein, vorbei an Girlanden am Gegenhang (aufgrund von Solifluktion für die Bodenkundler), überquerten diesen auf ca. 1100m und erreichten entspannt und früh unser Ziel.



                                  Hinten steckt der Tsähkkok immer noch in den Wolken




                                  Grashang mit Girlanden


                                  Auf der Hochebene Luohttoláhko gen Pårtemassiv

                                  An einem perfekten Liegestuhl-Felsen lümmelten wir ein wenig in der Sonne und bauten dann das Zelt auf. Der Nåite lachte uns an, und nach einem warmen Essen beschlossen wir um 18:00 die schöne frühabendliche Stimmung zu nützen und ihn zu besteigen.



                                  Apropos Essen: Wir haben einen Großteil unseres Essens selbst gemacht. Dabei mischten wir die Rezepte von der Website: littleredhikingrucksack.de zusammen und füllten die Gerichte in Zipptüten. Uns hat das super geschmeckt und wir waren total begeistert. Die Portionen konnten wir etwas größer machen und wurden satt. Den Inhalt aus den Zipptüten kippten wir in isolierende Gefäße mit Schraubverschluss, füllten den Becher mit kochendem Wasser auf und ließen alles 5 Minuten ziehen. So hatten wir auch viel weniger Verpackungsmüll als mit der käuflichen Trekkingnahrung. Das hat uns gut gefallen. Cool war auch unser neues Vollmilchpulver. Das alte, aus Magermilch, klumpte sehr und schmeckte nach wenig. Für das Frühstück fügten wir mehrere Tipps zusammen: Ich pürierte Crunchmüsli mit dem Stab (ebenfalls ein Tipp aus littleredhikingrucksack.de) . Dann haben wir in Anlehnung an Stefan Kuhn’s „Kochen ultraleicht“ Haferflocken, gepufftes Amaranth, Mandeln, Cashew- und Kürbiskerne, Chiasamen, Rosinen, Cranberries und Leinsamen zugemischt und alles in eine große Zipptüte gefüllt. Morgens rührten wir das Milchpulver in heißem Wasser an und schütteten das Müsli dazu. Ich hatte zuhause Bananen gedörrt. Wenn man das Müsli mit den Bananen ein bisschen ziehen lässt, hat man ein klasse Frühstück. Aus den Zipptüten musste man nur vor dem Schließen vollständig die Luft raus drücken, sonst sind die Verschlüsse beim Rucksackpacken doch kaputt gegangen.

                                  Ohne Rucksack liefen wir zügig und leichtfüßig in Richtung Nåite. Das Wetter wurde immer schöner und wir waren froh über unsere Entscheidung, den Abend zu nutzen.



                                  Kurz vor dem Gipfel des Nåite

                                  Der Blick vom Nåite war ein Traum.


                                  Blick ins obere Sarvesvágge mit dem Seitental Niejdariehpvágge

                                  Sarvesvágge bis zu seiner Mündung ins Rappdalen

                                  Leichtfüßig und beschwingt stiegen wir ab. Was für ein Tag! Und dazu weitgehend easy going
                                  Die Abendstimmung wurde immer schöner und wir können nur zustimmen, dass diese Hochebene mit dem Nåite ein absolutes Highlight ist.



                                  Letzte Sonnenstrahlen aus Richtung Ryggåsberget


                                  Pårte-Massiv

                                  Der Tag war lang und wir krochen müde ins Zelt. Hier ging die allabendliche, höchst penible Kontaktlinsenaktion vonstatten. Tekumseh hatte nämlich seine Brille vergessen, ohne die er, wenn er die Kontaktlinsen raus nimmt, wirklich gar nichts sieht. Das Horrorszenario wäre, wenn wir eine Linse verlören (passiert zuweilen bei der Putzaktion) oder der Wind sie aus dem Auge pustet. Dann gingen ein Blinder und eine Orientierungslose ohne Notfallsender und mit einem inzwischen unvollständigem 1. Hilfe-Paket aus dem Jahr 1988 durch den Sarek und diese Vorstellung war nicht gut. Also verlief diese zähe Aktion jeden Abend äußerst konzentriert und vorsichtig im geschlossenen Zelt ab.

                                  Zuletzt geändert von Highbeat; 07.02.2021, 19:12. Grund: Formatierung überarbeitet

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                                  • Taffinaff
                                    Fuchs
                                    • 03.01.2014
                                    • 1067
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                    Was fuer eine feine Tour! Da wollte ich dieses Jahr auch hin, das ging dann nicht wegen Logistik, ist aber fuer nächstes Mal fest eingeplant.

                                    Zitat von Highbeat Beitrag anzeigen
                                    isolierende Gefäße mit Schraubverschluss
                                    So etwas habe ich auch schon lange ueberlegt, auch hinsichtlich Kaffee, war mir dann aber immer zu schwer zum Mitschleppen. Habt ihr da was leichtgewichtiges gefunden?

                                    Taffi

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                                    • evernorth
                                      Fuchs
                                      • 22.08.2010
                                      • 1835
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                      Unverschämtes ( Wetter- ) Glück gehabt!
                                      Nein, Spaß beiseite - eine schöne Sarek - Tour habt ihr da gemacht.
                                      Ist schon beeindruckend, um wieviel toller es dort ausschaut, wenn das Wetter
                                      stimmt und wenn das besondere Licht ganz ausdrucksstarke Fotos ermöglicht.
                                      Freut mich auch, wenn meine Berichte zu eigenen Touren anregen.
                                      Ich bin gespannt, wie es weiter geht.
                                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                      • Highbeat
                                        Erfahren
                                        • 04.10.2020
                                        • 270
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                        Zitat von Taffinaff Beitrag anzeigen
                                        Was fuer eine feine Tour! Da wollte ich dieses Jahr auch hin, das ging dann nicht wegen Logistik, ist aber fuer nächstes Mal fest eingeplant.



                                        So etwas habe ich auch schon lange ueberlegt, auch hinsichtlich Kaffee, war mir dann aber immer zu schwer zum Mitschleppen. Habt ihr da was leichtgewichtiges gefunden?

                                        Taffi
                                        Wir haben jeder 2 Gefäße von GSI Outdoors: Einen für Tee/Kaffee (GSI Infinity Backpacker Mug) und einen fürs Essen (GSI Fairshare Mug II). Ich bin total zufrieden damit. Erstens bleibt alles warm und zweitens kann man bei schlechtem Wetter super im Zelt essen, ohne dass es eine Sauerei gibt. Die Isolation kann man zum Säubern des Bechers entfernen.
                                        Hoffe, dass deine Tour im nächsten Jahr mit warmem Kaffee klappt

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                                        • Highbeat
                                          Erfahren
                                          • 04.10.2020
                                          • 270
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                          Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                          Unverschämtes ( Wetter- ) Glück gehabt!
                                          Nein, Spaß beiseite - eine schöne Sarek - Tour habt ihr da gemacht.
                                          Ist schon beeindruckend, um wieviel toller es dort ausschaut, wenn das Wetter
                                          stimmt und wenn das besondere Licht ganz ausdrucksstarke Fotos ermöglicht.
                                          Freut mich auch, wenn meine Berichte zu eigenen Touren anregen.
                                          Ich bin gespannt, wie es weiter geht.
                                          Ja, deine Bilder haben uns sehr animiert, Evernorth!

                                          Für das schöne Wetter haben wir uns auch ein bisschen Zeit gelassen. Wir waren insgesamt fast 6 Wochen in Schweden und völlig flexibel, dann kann man auch selbst im Sarek zumindest bei guten Wetteraussichten starten.

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                                          • Highbeat
                                            Erfahren
                                            • 04.10.2020
                                            • 270
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                            Tag 4: Luohttoláhko -> Absatz unterhalb des Loametjåhkkå


                                            Tiefe Wolken am Morgen

                                            Am Morgen zogen gespenstische Wolken aus unserem Tal des Bálgatjåhkå. Das machte das Licht mystisch und uns Spaß loszulaufen. Ich war glücklich, einige „Eisberge“ auf einem See schwimmen zu sehen (leider nur abgebrochener Schnee vom Land), das gab mir ein wenig Grönland-Feeling.


                                            "Eisberge" auf dem Bálgatjávrásj

                                            Der Bálgatjåhkå beendete unseren Wanderflow: Im Grundsten steht „…den Bach furtet man recht einfach oberhalb der Schlucht.“ Eigentlich lief das Furten der Bäche bisher völlig problemlos, immer von Stein zu Stein laufend. Wir hatten ja keinen Vergleich, weil das unsere erste Sarek-Tour war. Aber bei diesem Bach fanden wir lange keine geeignete Stelle.
                                            Dreiviertel der Strecke über den Bálgatjåhkå ging gut und dann wurde es immer deutlich über knietief. Das war der erste Bach mit direktem Gletscherabfluss, auch lag auf dem Luohttoláhko noch recht viel Schnee. Und diesen Winter soll besonders viel Schnee gefallen sein, hörten wir von unseren Mitreisenden im Hubschrauber. Vielleicht lag es auch an den hohen Temperaturen, dass er bereits vormittags mehr Wasser „als üblich“ hatte. Nach unserem Schneefeld-Unfall waren wir vorsichtig und tigerten mehrmals den Bach hoch und runter. Dabei konnten wir wenigstens eine ziehende Rentierherde auf der gegenüberliegenden Seite beobachten.



                                            Rentierherde auf der gegenüberliegenden Seite des Bálgatjåhkå

                                            Nach geraumer Zeit fanden wir weiter bachaufwärts eine Stelle und kamen problemlos über die drei Zuflüsse. Bei einem spürten wir auch das deutlich kältere Gletscherwasser. Ich war froh an meinen Sealskinz-Socken, die ich bei dieser Gelegenheit erstmals anzog. Vielleicht waren wir etwas übervorsichtig.
                                            Kurz darauf rasteten wir am Wasserfall.



                                            Wasserfall des Bálgatjåhkå


                                            Hinter dem Wasserfall

                                            Das Tal verengte sich immer mehr zur Schlucht und wir suchten unseren Weg im steilen, saftigen Grashang gen Süden. Wie im Grundsten beschrieben, kämpften wir uns nach rund 2 km den Steilhang in Fallrichtung geradewegs nach oben. Die Felsstufe am Ende des Grashangs sah hier wenigstens machbar aus. Wir testeten die Stufe ohne Rucksack und mit etwas Kraxelei gelang alles gut.


                                            Schlucht des Bálgatjåhkå mit saftigen Wiesen oberhalb


                                            Grashang mit Felsstufe am oberen Ende

                                            Allzuweit liefen wir an diesem Tag nicht mehr. Wir fanden einen sehr hübschen Platz, der zum Zelten einlud. Irgendwie fiel uns beiden das Gehen an diesem Tag etwas schwer und die langwierige Furt hatte uns Energie geraubt. Wir entschieden also, diesen Tag zu entspannen und hörten früh mit wandern auf. Anfangs saßen wir noch schön in der Sonne, aber das hielt nicht sehr lange an. Nebelschwaden kamen auf und zogen vorüber. Das Licht wechselte ständig. Und plötzlich umringte unser Zelt eine große Rentierherde. Wir blieben ganz still sitzen und beobachteten die Tiere lange. Das war spannend und wie Kino


                                            Schöner Lagerplatz


                                            Rentierherde im Hintergrund







                                            Am Abend liefen wir noch mit einer Tasse Tee in der Hand vor an die Kante. Von hier aus hatte man einen schönen Blick hinunter ins Njoatsosvágge. Fasziniert schauten wir lange in dieses schöne Tal und dem Wolkenspiel am Gipfel des Vássjabákte zu. Auch unser Abgangs-Schneefeld war von hier aus zu sehen.


                                            Njoatsosvágge


                                            Vássjabákte thront über dem oberen Njoatsosvágge

                                            Das Zelt stand so schön getarnt am Bachlauf, dass wir beim Rückweg vom abendlichen Tee genau hinschauen mussten, um es zu entdecken.


                                            Gut getarntes Zelt

                                            Die Nacht wurde ungemütlich. Wir verfluchten schon unsere Entscheidung, das Zelt auf der relativ feuchten Wiese aufgestellt zu haben. Zeitweise schüttete es wie aus Kübeln. Der Regen ging in starken Wind über. Aufgrund der Sorge um das Zelt und des Krachs, den Wind und Regengeprassel verursachten, schlief ich miserabel. Das Zelt trotzte Wind und Regen wie eine Eins. Im letzten Moment hatten wir eine etwas zu kleine Zeltunterlage erstanden, für unser altes Mountain Equipment-Zelt gab es keine passende. Der Komfortgewinn, auch beim Packen, ist aber überzeugend und das Mehrgewicht wert. Wir sind richtig froh über diese Neuerung.
                                            Zuletzt geändert von Highbeat; 07.02.2021, 19:15. Grund: Formatierung überarbeitet

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                                            • andrea2
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                                              • 23.09.2010
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                                              AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                              Hallo Highbeat, da habt ihr euch eine tolle Strecke für eure erste Sarektour ausgesucht. Vielen Dank für den schönen Bericht.

                                              Was für ein Glück, dass bei der "Abfahrt" im Schneefeld nicht mehr passiert ist. Dass man nach so etwas übervorsichtig ist, kann ich gut nachvollziehen. Wir sind die Strecke über das "1260er Plateau" in die andere Richtung gelaufen und haben uns aufgrund verschiedener Berichte auf utsidan.se gegen die Route von Grundsten entschieden und sind nicht in die Schlucht des Bálgatjåhkå abgestiegen sondern sind auf einer Höhe etwa 1350 m am Loametjåhkkå entlang gelaufen. Das ging relativ gut und hat auch den Vorteil, dass man den Fluss relativ weit oben queren kann/muss. Nun bin ich gespannt wie sich der Ruopsokjåhkå furten ließ.

                                              Gruß Andrea
                                              Zuletzt geändert von andrea2; 10.10.2020, 17:32.

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                                                Erfahren
                                                • 04.10.2020
                                                • 270
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                                                #24
                                                AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                                Zitat von andrea2 Beitrag anzeigen
                                                Hallo Highbeat, da habt ihr euch eine tolle Strecke für eure erste Sarektour ausgesucht. Vielen Dank für den schönen Bericht.

                                                Was für ein Glück, dass bei der "Abfahrt" im Schneefeld nicht mehr passiert ist. Dass man nach so etwas übervorsichtig ist, kann ich gut nachvollziehen. Wir sind die Strecke über das "1260er Plateau" in die andere Richtung gelaufen und haben uns aufgrund verschiedener Berichte auf utsidan.se gegen die Route von Grundsten entschieden und sind nicht in die Schlucht des Bálgatjåhkå abgestiegen sondern sind auf einer Höhe etwa 1350 m am Loametjåhkkå entlang gelaufen. Das ging relativ gut und hat auch den Vorteil, dass man den Fluss relativ weit oben queren kann/muss. Nun bin ich gespannt wie sich der Ruopsokjåhkå furten ließ.

                                                Gruß Andrea
                                                Hallo Andrea,
                                                wir hatten uns im Vorfeld nicht so umfassend informiert. Ursprünglich wollten wir ja woanders hin. Über den Grundsten als Quelle waren wir dann sehr dankbar. Auch die Outdoorseiten haben wir erst spät entdeckt. Nach und nach lesen wir jetzt immer mehr Berichte und nun eröffnen sich noch einmal ganz neue Möglichkeiten der Tourenplanung. Andererseits ist es auch spannend, wenn man noch nicht zu viel über die Strecke weiß und sich überraschen lassen kann.
                                                Freut mich sehr, dass dir der Bericht gefällt. Gleich geht es weiter...

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                                                  • 04.10.2020
                                                  • 270
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                                                  #25
                                                  AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                                  Tag 5: Absatz unterhalb des Loametjåhkkå -> Pårek

                                                  Am nächsten Morgen war es plötzlich eisig kalt, und im starken Wind fühlte sich alles noch viel frostiger an.
                                                  Wir starteten mit Handschuhen, Mütze, Buff und warmen Jacken. Stürmischer Wind und Regen peitschte uns ins Gesicht. Der Regen hörte schnell auf und die Sonne kam zuweilen durch, der starke, kalte Wind blieb den ganzen Tag.



                                                  Plateau oberhalb des Njoatsosvágge

                                                  Das Plateau entlang wanderten wir bis in eine steile Schlucht, wo wir routiniert den Bach Ruopsokjåhkå furteten
                                                  Der Weg zum Bach sah von der gegenüberliegenden Seite fast unpassierbar steil aus. Beim Laufen selbst war es aber kein Problem und hat Spaß gemacht. Den Bach testete ich erstmal ohne Rucksack an und als wir eine gute Furt gefunden hatten, kamen wir entspannt zur anderen Seite.



                                                  Abstieg zum Ruopsokjåhkå


                                                  Stöcke noch einmal festgedreht



                                                  Tiefer wurde es nie!

                                                  Ich hatte für mich eine Technik entwickelt, wo ich bei jedem Schritt meinen Fuß stromaufwärts hinter einen großen Stein stelle, um stabil zu stehen. Die Strömung drückt Fuß und Unterschenkel gegen den Stein, der mir Halt gibt. Später habe ich gelesen, dass man es genau andersrum machen soll und den Fuß stromabwärts hinter den Stein stellen soll, weil weniger Strömung ist. Ich kam mit meiner Version gut zurecht, die Strömung war aber auch nicht so stark. Das andere muss ich erst mal ausprobieren.


                                                  Blick zurück auf den steilen Einschnitt des Ruopsokjåhkå

                                                  Wir kämpften uns im Gegenwind weiter in Richtung Sähkok. Kurz vor dem Gipfel erreichten wir zum ersten mal seit dem Start einen Pfad, der dann auch noch markiert war. Eine Menge Spaß machte es, auf dem Sähkok sich gegen den Wind zu lehnen ohne umzufallen.


                                                  Windspiel - Kvikkjokk hinter der linken Hand


                                                  Blick vom Sähkok

                                                  Kurz danach passierte es. Wir begegneten dem ersten Menschen seit 5 Tagen! Der hetzte, schwarz gekleidet und den Blick starr nach unten gesenkt mit einem Minimalgruß in der Gegenrichtung an uns vorbei.
                                                  Den Säkokjåhkå wollten wir, wie im Grundsten beschrieben, über eine Schneebrücke queren. Aber wie erkennt man, ob eine Schneebrücke hält? Wir sahen nirgendwo Fußspuren und tigerten mal wieder das Ufer hoch und runter und berieten uns. Richtig zuverlässig sah es an keiner Stelle aus. Oftmals war der Schnee schon eingebrochen oder senkte sich über dem Bachbett bedrohlich ab. Aber es half nichts, wir mussten drüber und entschieden uns für eine relativ breite Stelle mit mächtig viel Schnee. Ich lief voran, weil ich leichter bin und machte schlürfende Schritte und stocherte mit meinen Stöcken, um den Schnee zu prüfen und möglichst sanft aufzutreten. Wir kamen gut am anderen Ufer an und wahrscheinlich hätte die Schneebrücke auch einen Elefanten ausgehalten – aber woher soll man das wissen.



                                                  Hier sind wir nicht drüber!


                                                  Unteres Ende unserer "stabilen" Schneebrücke


                                                  Wohlbehalten auf der anderen Seite angekommen

                                                  Als wir auf der anderen Seite wieder abstiegen, sahen wir mehrere Fußspuren auf einer sehr schmalen Schneebrücke flußabwärts. Das wäre wohl die gängige gewesen.
                                                  Plötzlich gab es einige Wanderer und wir waren beständig auf dem Pfad unterwegs. Den ganzen Tag schon lauerte das schlechte Wetter hinter unserem Rücken. Aber wir waren schneller



                                                  Laufen gen Pårek

                                                  Der Plan war bald das Zelt aufzubauen und am besten mit Sicht in der Höhe: Sicht ist immer schön und oben gibt es keine Mücken.


                                                  Schöner Zeltplatz, war uns aber doch zu windig

                                                  Noch eine laute, unentspannte Windnacht war aber keine Option und so entschieden wir uns, bis nach Pårek runter zu laufen. Das zog sich wie ein Kaugummi. Im beginnenden Waldgebiet gab es einige geschützte Plätze und noch viel mehr Mücken. Wir bauten unser Zelt deshalb ein bisschen oberhalb des Wäldchens auf – mit etwas Sicht und immer noch genug Quälgeistern, den ersten seit dem Tarradalen. Die Mückennetze hatten ihren Auftritt . Ich sehe mit meinem Netzhut kaum etwas und es atmet sich schwer. Länger möchte ich den sicher nicht aufhaben. Da müssen wir uns auch hinsichtlich unseres Grönland-Plans noch etwas überlegen.
                                                  Die Nacht war dafür wunderbar windstill und wir schliefen blendend






                                                  Tag 6: Pårek -> Kvikkjokk


                                                  Ausgeschlafen

                                                  Am Morgen konnten wir fast ohne Mücken ausgiebig frühstücken, keine Ahnung, wo die jetzt waren. So machten wir uns relativ spät auf und kamen in eine völlig andere Landschaft.


                                                  Den Vormittag genießen

                                                  Ab jetzt wanderten wir auf einem Pfad durch üppiges sich fortwährend änderndes Grün: Anfangs Weiden und Birken, dann niedrige „Stangenfichten“, später ausladendere Fichten und große Tannen.


                                                  Zum Glück gab es einen Pfad

                                                  Immer wieder trafen wir Wanderer, und mit den meisten wechselten wir ein paar nette Worte. Viele gingen alleine auf ihre Tour, meist 10 bis 14 Tage. Nach jedem Gespräch blieb Tekumseh einen Augenblick stehen und schaute unseren Gesprächspartnern interessiert nach – anschließend analysierte er ausführlich die Ausrüstung: Von riesengroßen Rucksäcken und schweren Bergschuhen bis hin zum Ultraleicht-Trecker mit Trailschuhen gab es alles.
                                                  Es freute uns, dass wir diesen landschaftlich völlig neuen Teil unserer Sarek-Wanderung bei Sonnenschein und Trockenheit machen konnten. Für den nächsten Tag war Regen angesagt und der Pfad wäre in matschigem Zustand und nasser Vegetation weniger Vergnügen. Überhaupt entpuppte sich das Rauslaufen als deutlich interessanter als erwartet, es blieb bis zum Schluss ein richtig schöner Tag.
                                                  Die rote Boarek-Hütte, von Axel Hamberg 1912 erbaut, tauchte auf. Sie wird noch immer von Forschern genutzt, ist aber die meiste Zeit verschlossen. Im Laufe unseres Urlaubs sollten wir noch mehr Hamberg-Hütten zu sehen bekommen, auch von innen.



                                                  Boarek-Hütte von Axel Hamberg

                                                  Vor dem Furten des Boarekjávrre unterhielten wir uns mit einer Schwedin, die für 14 Tage alleine unterwegs im Sarek war. Ich fragte sie nach Notfallsendern aus. Sie, wie einige andere, hatten Crogs zum Furten dabei. Wir nahmen unsere Trailschuhe, um durchs Wasser zu laufen. Denn in der Vergangenheit löste sich bei mir schon mal eine Sohle vom Wanderschuh und Tekumseh konnte einmal wegen Achillessehnenschmerzen nur mit Trailschuhen weiterlaufen. Nach jedem Schuhwechsel hingen die patschnassen Dinger dann aber seitlich an den Rucksäcken, machten alles feucht, und meine waren auch geruchstechnisch mit der Zeit eine Zumutung. Das hatte zur Folge, dass wir immer lange nach einer Furt Ausschau hielten, um den Schuhwechsel zu sparen. Crogs sind leicht und trocknen schnell – eine Alternative, die wir für die nächste Wanderung ins Auge fassen wollten.
                                                  Bei diesem See wurden die Schuhe wieder nass.



                                                  Für das Foto lief ich mit den frisch angezogenen Wanderschuhen noch einmal zurück




                                                  Meine Lieblingsblume


                                                  Abschiedsblick auf das Pårte-Massiv


                                                  Durch ganz andere Vegetation

                                                  Mehr und mehr nervten uns die fiesen Mücken. Mit unserem giftigen Mückenmittel waren wir sparsam und so wurde ich dauernd gestochen. Meine Laune ging ein wenig in den Keller, obwohl die Landschaft schön war und wir mittlerweile auf dem breiten Kungsleden einfaches Geläuf hatten, vielleicht war ich auch nur müde und kaputt. Tekumseh machte das alles nichts aus. Die Blutsauger störten ihn nicht und er flog in kurzen Hosen quasi dahin. Immer wieder musste er auf mich warten.


                                                  Kungsleden



                                                  An der Kvikkjokk Fjällstation war auch ich wieder bester Laune. Als wir an der hübschen Holzkirche vorbei liefen, ließ es sich Tekumseh nicht nehmen, dem lieben Gott schriftlich für den glimpflichen Ausgang seiner Rutschpartie zu danken. Wir mussten noch ein Stück Straße in der Abendsonne entlang wandern, der Bus stand ja am Heliport.


                                                  Kirche in Kvikkjokk


                                                  Die letzten Meter



                                                  Auf dem Parkplatz des Hubschrauber-Flugplatzes fanden wir den Bus unbeschadet vor und fühlten uns direkt wieder gut aufgehoben. Noch ein kurzes Erinnerungsbild mit dem Bus und dem Heli und dann fuhren wir einige Kilometer zu einem geeigneten Übernachtungsplatz am See. Den nächsten Tag begingen wir dann sehr gemütlich auf dem Zeltplatz in Jokkmokk mit Wäsche waschen, unendlich langem Duschen, schwimmen im mollig warmen Freibad und natürlich Kaffee und Stückchen aus der Bäckerei. Wir wollten uns gut erholen für Sarek Teil 2
                                                  Was für eine wunderschöne Tour und großartiges Erlebnis.
                                                  Zuletzt geändert von Highbeat; 07.02.2021, 19:21. Grund: Formatierung überarbeitet

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                                                    Erfahren
                                                    • 04.10.2020
                                                    • 270
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                                    Den 1. Reisetag habe ich gestern noch mit ein paar zusätzlichen Bildern ergänzt und den letzten Reisetag fertig gestellt. Viel Spaß beim Lesen

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                                                      • 12.03.2018
                                                      • 1872
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                                                      #27
                                                      AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                                      Danke fuer den Bericht einer wunderbaren Tour. Und nochmal, gut dass Tekumseh's Angang ohne grössere Folgen blieb.
                                                      Zitat von Highbeat
                                                      ... Sarek Teil 2
                                                      oder war das gar nicht das Ende und es geht gleich weiter ?

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                                                        Fuchs
                                                        • 18.06.2014
                                                        • 1591
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                                        Ich muss gestehen, dass ich Deinen Bericht mit einer nicht unerheblichen Portion Neid gelesen habe, weil ich diesen Sommer auch an einigen dieser schönen Plätze hätte sein wollen. Dann haben mir aber das Wetter und meine eigene Ängstlichkeit einen Strich durch die Rechnung gemacht.
                                                        Trotzdem lieben Dank für den schönen Bericht und die tollen Bilder und Glückwunsch zu dieser gelungenenTour. Nachdem der erste Neidanfall vorüber war, hat es dann doch viel Spaß gemacht, virtuell mit Euch zu reisen!

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                                                        • Shades
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                                                          • 21.08.2015
                                                          • 642
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                                          Vielen Dank für den schönen Bericht.

                                                          "wahrscheinlich hätte die Schneebrücke auch einen Elefanten ausgehalten – aber woher soll man das wissen. "

                                                          Nur colorandi causa: Wir waren dieses Jahr im Kebnekaisefjell unterwegs und uns wurde erzählt, dass im Sarek ein Paar unterwegs war (vor ein paar Jahren?). Er sei bei so einer Schneebrücke eingebrochen, vom Fluss unter das Eis gezogen und nie wieder gesehen worden. Sie hätte dann allein noch 2 Tage zurück in die Zivilisation laufen müssen. Klingt gruselig und ich weiss nicht, ob das wirklich stimmt. Aber ein wenig Vorsicht oder ein Umweg können bei instabilen Schneebrücken nicht schaden.

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                                                          • Lhor
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                                                            • 01.10.2020
                                                            • 110
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                                            Aus diesem schönen Bericht geht hervor dass viel Abenteurergeist in euch vorhanden ist und ihr die richtige Portion Ehrfurcht der Natur entgegenbringt. Das finde ich toll

                                                            Somit wünsche ich euch weiterhin viel spass und spannende Erlebnisse in der Natur.

                                                            Gruss
                                                            Lhor

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                                                            • Highbeat
                                                              Erfahren
                                                              • 04.10.2020
                                                              • 270
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                                              Zitat von toppturzelter Beitrag anzeigen
                                                              Danke fuer den Bericht einer wunderbaren Tour. Und nochmal, gut dass Tekumseh's Angang ohne grössere Folgen blieb.

                                                              oder war das gar nicht das Ende und es geht gleich weiter ?
                                                              Es freut mich sehr, dass dir der Bericht gefallen hat, toppturzelter!
                                                              Jawohl, es wird einen 2. Teil geben. Wir haben uns 4 Tage erholt und sind dann erneut losgezogen - das Rapadalen wollte ich unbedingt sehen

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                                                              • Highbeat
                                                                Erfahren
                                                                • 04.10.2020
                                                                • 270
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                                                Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                Ich muss gestehen, dass ich Deinen Bericht mit einer nicht unerheblichen Portion Neid gelesen habe, weil ich diesen Sommer auch an einigen dieser schönen Plätze hätte sein wollen. Dann haben mir aber das Wetter und meine eigene Ängstlichkeit einen Strich durch die Rechnung gemacht.
                                                                Trotzdem lieben Dank für den schönen Bericht und die tollen Bilder und Glückwunsch zu dieser gelungenenTour. Nachdem der erste Neidanfall vorüber war, hat es dann doch viel Spaß gemacht, virtuell mit Euch zu reisen!
                                                                Gerne, Blahake Das Berichtschreiben hat Spaß gemacht. Man durchlebt die Tour quasi noch einmal und eigentlich möchte man den Rucksack gleich wieder packen.
                                                                Warum Ängstlichkeit, wegen Corona?

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                                                                  Erfahren
                                                                  • 04.10.2020
                                                                  • 270
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                                                  Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                                                                  Vielen Dank für den schönen Bericht.

                                                                  "wahrscheinlich hätte die Schneebrücke auch einen Elefanten ausgehalten – aber woher soll man das wissen. "

                                                                  Nur colorandi causa: Wir waren dieses Jahr im Kebnekaisefjell unterwegs und uns wurde erzählt, dass im Sarek ein Paar unterwegs war (vor ein paar Jahren?). Er sei bei so einer Schneebrücke eingebrochen, vom Fluss unter das Eis gezogen und nie wieder gesehen worden. Sie hätte dann allein noch 2 Tage zurück in die Zivilisation laufen müssen. Klingt gruselig und ich weiss nicht, ob das wirklich stimmt. Aber ein wenig Vorsicht oder ein Umweg können bei instabilen Schneebrücken nicht schaden.
                                                                  Gerne, Shades
                                                                  So ähnliche Bilder hatte ich vor Augen - ein Horrorszenario. Insofern sucht man lieber ein bisschen länger nach einer guten Stelle. Wohl war mir trotzdem nicht.
                                                                  Das Kebnekaisefjell steht auch noch auf unserer Liste!

                                                                  Kommentar


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                                                                    Erfahren
                                                                    • 04.10.2020
                                                                    • 270
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                                                    Zitat von Lhor Beitrag anzeigen
                                                                    Aus diesem schönen Bericht geht hervor dass viel Abenteurergeist in euch vorhanden ist und ihr die richtige Portion Ehrfurcht der Natur entgegenbringt. Das finde ich toll

                                                                    Somit wünsche ich euch weiterhin viel spass und spannende Erlebnisse in der Natur.

                                                                    Gruss
                                                                    Lhor
                                                                    Vielen Dank Lhor - das wünsche ich dir auch

                                                                    Kommentar


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                                                                      Vorstand
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                                                                      • 18.06.2014
                                                                      • 1591
                                                                      • Privat


                                                                      #35
                                                                      AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                                                      Zitat von Highbeat Beitrag anzeigen
                                                                      Gerne, Blahake Das Berichtschreiben hat Spaß gemacht. Man durchlebt die Tour quasi noch einmal und eigentlich möchte man den Rucksack gleich wieder packen.
                                                                      Warum Ängstlichkeit, wegen Corona?
                                                                      Die Antwort kommt sehr ausführlich, wenn ich meinen Bericht fertig habe!

                                                                      Kommentar


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                                                                        Dauerbesucher
                                                                        • 23.09.2010
                                                                        • 977
                                                                        • Privat


                                                                        #36
                                                                        AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                                                        Zitat von Highbeat Beitrag anzeigen
                                                                        Das Plateau entlang wanderten wir bis in eine steile Schlucht, wo wir routiniert den Bach Ruopsokjåhkå furteten
                                                                        Der Weg zum Bach sah von der gegenüberliegenden Seite fast unpassierbar steil aus. Beim Laufen selbst war es aber kein Problem und hat Spaß gemacht. Den Bach testete ich erstmal ohne Rucksack an und als wir eine gute Furt gefunden hatten, kamen wir entspannt zur anderen Seite.
                                                                        Uns ging es genauso von der anderen Seite kommend. Erst denkt man, da kommt man nie im Leben runter/rauf, aber dann ist es gar nicht schlimm. Bei nassem Wetter, sind die steilen Grashänge aber schon extrem unangenehm. Die eigentliche Watstelle fand ich sehr einfach. Wir sind genau an der gleichen Stelle durch. Im Vorfeld hatten wir uns schon etwas Gedanken gemacht, da Grundsten ja schreibt, die Furt kann schwierig sein und auch noch Ausweichmöglichkeiten beschreibt. Z.B. über denn Pass 1425 direkt zum Tjievrájávrátja, was ich für eine kaum gehbare Alternative halte.


                                                                        Zitat von Highbeat Beitrag anzeigen
                                                                        Den Säkokjåhkå wollten wir, wie im Grundsten beschrieben, über eine Schneebrücke queren. Aber wie erkennt man, ob eine Schneebrücke hält?...
                                                                        Wir haben es nicht mehr gemacht, sind lieber gefurtet. Allerdings sind wir auch erst Angang September dort gewesen. Vorher trafen wir einen Schweden, der ausdrücklich davor warnte die Schneebrücke zu nutzen und später einen Deutschen, der sie benutzt hat. Wir haben uns selber ein Bild gemacht, und nachdem wir sahen, wie hohl es darunter war, dagegen entschieden. Im Falle eines Falles wäre es sicher 10 Meter abwärts gegangen. Im Ohr hatten wir auch noch den Bericht von Feigenbaum, hier aus dem Forum, den wir letztes Jahr trafen, und der erzählte, wie im Gaskasvágge hinter ihm eine Schneebrücke teilweise einbrach. Den nächsten, in eurer Richtung, kleineren Bach, querten wir dann auch über die Schneebrücke.


                                                                        Zitat von Highbeat Beitrag anzeigen
                                                                        ...dann niedrige „Stangenfichten“, später ausladendere Fichten und große Tannen.
                                                                        OT: Klugscheißermodus: bist du sicher, dass du nicht Kiefern meinst statt Tannen?

                                                                        Ihr habt ja echt ein Glück, dass ihr beide heftigen Auguststürme in diesem Jahr mit genommen habt.

                                                                        Vielen Dank noch einmal für den tollen Bericht und auf in den nächsten.

                                                                        Kommentar


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                                                                          • 05.10.2020
                                                                          • 16
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                                                          Zitat von andrea2 Beitrag anzeigen
                                                                          OT: ...bist du sicher, dass du nicht Kiefern meinst statt Tannen?
                                                                          Gut aufgepasst, Andrea!
                                                                          Ausnahmsweise melde ich mich mal zu Wort: Ich hatte die „Tannen“ noch irgendwoher im Kopf, ich meine aus dem Grundsten. Dort wohl Übersetzungsfehler, oder allgemein für Nadelbaum verwendet. Eine echte Tanne kommt soweit im Norden wohl nicht vor. Aber es war auffallend, wie die „Bäume“ immer mächtiger wurden, je näher wir Kvikkjokk kamen. Das machte den Waldabschnitt recht interessant.

                                                                          Kommentar


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                                                                            Erfahren
                                                                            • 04.10.2020
                                                                            • 270
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                                                            Zitat von andrea2 Beitrag anzeigen
                                                                            Wir haben es nicht mehr gemacht, sind lieber gefurtet. Allerdings sind wir auch erst Angang September dort gewesen. Vorher trafen wir einen Schweden, der ausdrücklich davor warnte die Schneebrücke zu nutzen und später einen Deutschen, der sie benutzt hat. Wir haben uns selber ein Bild gemacht, und nachdem wir sahen, wie hohl es darunter war, dagegen entschieden. Im Falle eines Falles wäre es sicher 10 Meter abwärts gegangen. Im Ohr hatten wir auch noch den Bericht von Feigenbaum, hier aus dem Forum, den wir letztes Jahr trafen, und der erzählte, wie im Gaskasvágge hinter ihm eine Schneebrücke teilweise einbrach. Den nächsten, in eurer Richtung, kleineren Bach, querten wir dann auch über die Schneebrücke.
                                                                            Die Schneebrücken-Situation war schon spektakulär: An manchen Stellen sah es aus, als wäre die Schneedecke unglaublich dick, aber überall auch Absenkungen und Abbrüche. Wie lief das Furten? Daran hatte ich gar nicht gedacht

                                                                            Kommentar


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                                                                              Dauerbesucher
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                                                                              • 977
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                                                              Die Furt war einfach, vergleichbar dem Ruopsokjåhkå, nur dass man nicht so weit runter und wieder rauf musste. Wir sind ein bisschen flussaufwärts oberhalb der Schneebrücke gefurtet.

                                                                              Kommentar


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                                                                                Fuchs
                                                                                • 10.06.2004
                                                                                • 1232
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                                                                Eine tolle Tour seid ihr da gelaufen. Bin ehrlich gesagt erst eben so richtig dazu gekommen mir mal den Bericht in Ruhe durchzulesen, aber hat sich echt gelohnt. Von den Fotos wirklich herrlich und vom Anspruch ja auch echt nicht ohne, schließlich habt ihr ja auch gleich noch ein paar nette Gipfel mitgenommen (mit herrlichen Gipfelpanoramabildern). Hut ab muss ich da sagen.

                                                                                Besonders interessant fand ich übrigens, dass ihr beim Abtieg vom Vássjábákte ins Njoatsosvágge dann diesen einen etwas steileren Abstieg gewählt habt. Aber beruhigend zu lesen, dass ihr es überlebt habt und mit dem Schrecken davon gekommen seid. Und da fällt mir ein, ich muss mir irgendwann mal die Zeit nehmen in meinen alten Berichten die Bilder wieder neu hochzuladen. Nicht dass sonst noch wieder jemand versehentlich diesen Abstieg wählt.

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Erfahren
                                                                                  • 04.10.2020
                                                                                  • 270
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                                                                  Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                  Eine tolle Tour seid ihr da gelaufen. Bin ehrlich gesagt erst eben so richtig dazu gekommen mir mal den Bericht in Ruhe durchzulesen, aber hat sich echt gelohnt. Von den Fotos wirklich herrlich und vom Anspruch ja auch echt nicht ohne, schließlich habt ihr ja auch gleich noch ein paar nette Gipfel mitgenommen (mit herrlichen Gipfelpanoramabildern). Hut ab muss ich da sagen.
                                                                                  Besonders interessant fand ich übrigens, dass ihr beim Abtieg vom Vássjábákte ins Njoatsosvágge dann diesen einen etwas steileren Abstieg gewählt habt. Aber beruhigend zu lesen, dass ihr es überlebt habt und mit dem Schrecken davon gekommen seid. Und da fällt mir ein, ich muss mir irgendwann mal die Zeit nehmen in meinen alten Berichten die Bilder wieder neu hochzuladen. Nicht dass sonst noch wieder jemand versehentlich diesen Abstieg wählt.
                                                                                  Herzlichen Dank für deine lobenden Worte, Mortias! Ich fühle mich geehrt.
                                                                                  Das klare Gipfelwetter haben wir uns durch jahrelanges Wetterpech auf Norwegens Bergen hart erarbeitet

                                                                                  Nachdem Vobo deinen Bericht zitiert hat, haben wir ihn gleich gelesen - sehr schade, dass die Bilder weg sind. Die Warnung besteht zurecht! Wäre toll, wenn du die Fotos wieder hochladen würdest. Nur aus der Karte und dem Grundsten geht es nicht hervor, dass hier eine steile, glatte Felsstufe im Weg ist.

                                                                                  Kommentar