• Sausemann
    Erfahren
    • 11.10.2018
    • 142
    • Privat


    Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rentiere

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 67.7199109
    Längengrad 17.4752998
    So Ihr Lieben. Eigentlich wollte ich ja nicht den X-ten Reisebericht zum Padjelantaleden schreiben, aber da wir doch die ein oder andere (für uns) ungewöhnliche Situation erlebt haben und dazu den Padjelanta in vollem Herbstornat erfahren durften, möchte auch ich unsere Erlebnisse kundtun. Wir sind den Weg auf der ganz profanen, allseits beschriebenen Route, ohne irgendwelchen Abstecher gelaufen. Nichts neues also. Daher wird der Bericht sehr Bilderlastig werden, vielleicht abseits der Wegbeschreibungen einfach unsere, vor allem meine Gefühls- und Gedankenwelt widerspiegeln. (Eventuelle Fehler mit Ortsnamen etc seien mir als Fjällneuling verziehen)
    Es sei vorangestellt, das wir beide fotografische Amateure sind. Die schiere Schönheit der Natur und die famose Kameratechnik haben jedoch einige, m.E. zumindest, wunderschöne Bilder auf die Platte gebrannt.



    Also dann es geht los:

    Mitreisende: Sausemann, Peterle

    Dienstag 03.09.2019. 5:30 Uhr
    Heute soll es losgehen. Ich sitze in der Fjällstation Ritsem. Es scheint ein wunderschöner Morgen zu werden. Ich blicke aus dem großen Panoramafenster im Speiseraum und bekomme Gänsehaut. Vor mir liegt der Akkajaure in der aufgehenden Sonne. Auf der anderen Seite des Sees beginnen die Gipfel und Gletscher des Akkamassivs im Sonnenlicht zu glänzen.
    Pierre mein Laufgenosse liegt noch in den Federn. Ich bin wahnsinnig froh, das er dabei ist. Wir sind seit fast 30 Jahren ziemlich beste Freunde und von all den Chaoten, mit denen ich seit der Jugendzeit befreundet bin, habe ich mit niemand so viel die Welt bereist, wie mit ihm. Von Jamaika über Dänemark, Frankreich, Schweiz und und und. Die Voraussetzungen sind super. Wir wissen genau, wie der andere tickt und auch wann und wo wir uns gegenseitig auf die Nüsse gehen werden.

    Die Anreise lief erstaunlich glatt. Ich war höchst nervös, ob die diversen Verkehrsmittel die wir benötigt hatten um nach Ritsem zu kommen denn auch wirklich fahren, die Fahrpläne, die ich mir mit Internetschwedisch und dem Forum zusammengesucht habe auch wirklich stimmen, kurz ob wir überhaupt in Ritsem ankommen würden. Ich bin zwar der Sohn eines eingefleischten Bundesbahnlers, aber die Koordination von Flieger, Zug, Bus, Boot und das in der gerade begonnenen Nebensaison erschien mir doch sportlich. Aber trotz aller Bedenken ob der Tücken der Logistik trafen wir tatsächlich am 02.09. Nachmittags in Ritsem ein. Da die MS Storlurle heute nicht mehr fuhr quartierten wir uns in der Fjällstation ein und konnten nochmal eine heiße Dusche und ein richtiges Bett genießen bevor es losgehen sollte.


    Teil Eins geschafft



    5:45 Uhr Pierre liegt immer noch in den Federn. Ich bin etwas nervös. Schon in der Nacht bin ich alle 2 Stunden aufgewacht. Ich hab zwar schon diverse Mehrtagestouren hinter mich gebracht, auch in teilweise richtig üblem und steilen Gelände, jedoch noch nie so lange am Stück und noch nie soweit von der Zivilisation entfernt. Wird alles gut gehen? Werden wir unsere Tagesetappen schaffen? Werde ich wieder so zusammenklappen wie in den Cairngorms im Mai? Wird uns der Wettergott gnädig sein? Ich kann verraten das meine Bedenken allesamt nicht erfüllt wurden, sich jedoch andere, unerwartete, brenzlige Situationen auftaten.
    6:00 Uhr. So langsam kommt Leben in die Bude. Pierre schält sich aus dem Bett und wir genießen einen herrlichen Ausblick bei Kaffee und Müsli. Ein Frühstück das sich die nächsten 10 Tage ständig wiederholen soll. Der neue kleine Kaffeefilter, den man sich auf seine Tasse clipsen kann bringt die volle Punktzahl. Vorbei die Zeiten der trüben Instantplörre. Ein erster kulinarischer Triumph.
    Während des Frühstücks lernen wir Wendelin kennen. Einen sehr sympathischen Norddeutschen, vielleicht Mitte dreißig, der von Ritsem aus seiner Liebsten entgegen eilt. Die Gute ist gerade dabei, seit ich glaube Juni, von Süd Norwegen kommend bis ans Nordkap zu laufen. Den Rest ab ? (Sie treffen sich auf dem Padjelantaleden) werden sie dann zusammen gehen. ETA: Oktober
    Um 6:40 Uhr haben wir unsere Sachen zusammengetüdelt und laufen los zur MS Storlurle. Auf dem Weg kommt uns ein junger Kerl Richtung Fjällstation entgegen gerannt. Wir hören nur wie er uns zuruft „Every time I take that fuckin boat I forget something“ Und weg isser. Am Anleger ankommend sehen wir noch den besten Allradantrieb der Welt und entern direkt das Deck. Um 7:15 Uhr sollen wir ablegen und um 7:14 Uhr kommt der vergessliche Junge Mann zurückgerannt. Insgesamt sind wir dann 4 Fahrgäste plus Skipper und Bootsmann. Wir trinken 10kr. Kaffee, der auch genauso schmeckt und genießen die Fahrt über einen spiegelglatten See, der in der Sonne glitzert.


    Best 4-Wheel Drive ever




    Gegen Acht Uhr legen wir an. Wendelin verabschiedet sich und verschwindet in Windeseile Richtung Süden.
    Die Aufregung bei uns beiden ist groß. Das Abenteuer beginnt!
    Am Anfang horche ich wie verrückt auf meinen Rücken. Zwickts hier? Zwickts da? Was macht der Nacken? Leider konnte ich im Vorfeld wegen diverser Zipperlein nicht richtig trainieren und wie das immer vor dem Urlaub ist, muss der Schreiner Schreibtischtäter raus in die Werkstatt und sich wie der Irre den Rücken zugrunde richten.
    Ich bleibe gefühlt alle 5min stehen und rissele an sämtlichen Rucksackriemen herum.
    Ein schöner fast lieblicher Weg durch lichten Birkenwald entlang bringt uns nach 2km zu den Akkastugorna.
    Dort werben sie mit geräuchertem Fisch. Leider nutzen wir die Gelegenheit nicht, da wir denken unterwegs vielleicht noch was zu bekommen. Pustekuchen. Außer der Gisurishütte und Staloluokta ist alles geschlossen. Das es knapp wird wusste ich, nicht jedoch, dass das letzte Datum in Internet den Tag beschreibt, ab dem die Hütte geschlossen ist, nicht den letzten offenen. Nun gut. Zu Essen haben wir eigentlich genug dabei.
    Noch knapp einen Kilometer geht es leicht bergan, dann machen wir auf glatt geschliffenen Felsplatten eine erste Pause. Kocher raus, Kaffee gekocht, Nüsschen und Beef Jerky verdrückt. Die Sonne scheint. Wie soll es besser anfangen? Wir sind trotzdem beide nervös. Pierre hat es ein bisschen am Kreislauf und mich hat die innere Unruhe noch voll im Griff. Nach einer halben Stunde stiefeln wir weiter.
    Das Wetter scheint zu halten, obwohl jetzt bedrohlich dunkle Wolken auf und abziehen. Diese bleiben aber brav an den Gipfeln des Akka Massivs hängen. Gegen 12:00 Uhr das erste mal Mittagspause mit Asia Nudelsüppchen. Am Essen hab ich lange rumgetüftelt, Kalorien gezählt, Müsli und Milchpulver gewogen und und und. Im Grunde ist es dann ganz einfach. Morgens Müsli mit Milchpulver, Mittags ein Nudelsüppchen, Abends ein Trekking Tütenfraß. Dazwischen Nüsse, Beef Jerky und Riegel. So komme ich auf ca 2500 Kcal am Tag, was sich im Laufe der Tour als recht karg erweisen wird. Das nächste mal kommt definitiv mehr mit.






    So ähnlich wie Umckaloabo unausprechlich, aber unaussprechlich toll


    Mittag

    Ca 1 Stunde rasten wir auf einer sonnigen Bank dann geht es weiter. Der Weg erweist sich als erstaunlich einfach. Trotz ein paar schlammigen Stellen kommen wir gut voran. Dann ca 3km vor der Gisurishütte, unserem Tagesziel, die ersten Rentiere! 5 Stück, die sich in einiger Entfernung durch die Birken schlagen.
    Ich könnte vor Freude fast aus der Hose springen. Rentiere!
    Wir bleiben 10min stehen und fotografieren was das Zeug hält. Leider sind die Rens so flink und soweit weg, das wir nur winzige verschwommene Bilder machen können.


    hier sollten sie eigentlich zu sehen sein

    Nach knapp 16km gelangen wir dann zu den Gisurishütten. Dort wollen unser mobiles Eigenheim aufschlagen. Wir sind uns noch am orientieren, da kommt Mads der Stugvard um die Ecke. Ein sympathischer hagerer Mann, ich schätze Mitte 50. Er ist sehr nett, aber auch ein bisschen verhuscht und zeigt uns alles. In seinem kleinen, fast leeren Kiosk, erstehen wir noch die legendäre Käseschmierage über die ich hier im Forum schon soviel gelesen habe. Geschmacksrichtung Bacon. Gewöhnungsbedürftig, aber nach 2 Happen süchtig machend. Als Käseschmierage Trägerrmaterial wird es Fladenbrot geben, welches Mads gerade am backen ist. Nachdem wir das Zelt neben der Hütte aufgebaut haben wird es auch schon so langsam dunkel.




    Meiner Nichte zu Ehren wurden alle BLT Kloapierhalter nach ihr benannt. STF schwört auf Kathrin, diese Dame kenne ich nicht und wenn ja würde ich es abstreiten

    Wir verkriechen uns in die Hütte, wo wir von zwei deutschen Wanderern erstmal in die Hüttenetikette eingewiesen werden. Wasser holen, Gas abdrehen, fegen etc. Die zwei kommen aus der Gegenrichtung, haben es also fast geschafft. Einer der beiden hat sich den flotten Otto eingefangen und musste die letzten Tage alle 10min ins Gebüsch. Als ich im Laufe der nächsten Tage die karge Landschaft sehe, war das für ihn wohl eher eine öffentliche Veranstaltung.
    Jetzt bin ich doch froh den Sawyer Filter eingesteckt zu haben, wobei unsere Filterdisziplin gegen Ende der Tour rasant flöten geht. Ein bisschen Angst macht er mir schon. Ein Kerl wie ein Baum. Meint aber der Weg wäre sowas von fies, das hätte er leichter erwartet. Schon kommen wieder die Zweifel. Pack ich das? Hält mein Rücken das aus? Sind die Etappen nicht zu lang? Im Mai in den Cairngorms haben wir teilweise nur 10km am Tag geschafft und waren danach vollkommen am Ende.
    Egal. Wir trinken noch die 2 Dosen Bier, die wir und luxuriöser Weise aufgebuckelt haben, natürlich nur um schnell Gewicht zu sparen und essen das erste Tütenfutter. Pulled Pork mit Reis. Tatsächlich sehr lecker Danach fallen wir müde, aufgeregt und zufrieden ins Zelt.

    Bilanz: 15,6km in 4 Stunden Laufzeit. 417m rauf und 287m runter
    Zuletzt geändert von Sausemann; 14.12.2020, 17:16.

  • Pfiffie
    Fuchs
    • 10.10.2017
    • 2024
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    #2
    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

    Ich bin gespannt , vor allem aber auch auf den Blick in einer anderen Jahreszeit dort, bei mir wars ja Anfang/Mitte Juli. Ich freu mich jetzt schon auf den weiteren Teil.
    "Freiheit bedeutet, dass man nicht alles so machen muss wie andere"

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    • dingsbums
      Fuchs
      • 17.08.2008
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      #3
      AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

      Schön, dass du einen Bericht schreibst, Sause. Es kann nie zuviel Erzählungen aus dem Padjelanta geben! Vielleicht sollte ich auch mal wieder ... Ich freue mich auf alle Fälle, deinen zu lesen.
      Zuletzt geändert von dingsbums; 25.03.2020, 19:32. Grund: Tippfehler

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      • Fjellfex
        Fuchs
        • 02.09.2016
        • 1511
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        #4
        AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

        Klasse geschrieben, schöne Fotos, tolle Gegend,.... ich bin dabei!

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        • Mortias
          Fuchs
          • 10.06.2004
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          #5
          AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

          Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen
          Es kann nie zuviel Erzählungen aus dem Padjelanta geben!
          Sehe ich ganz genauso. Letztendlich erlebt jeder die Natur dort anders mit unterschiedlichen Eindrücken und Empfindungen. Und auch das Wetter, das Licht und die Vegetation sind stets unterschiedlich. Somit ist es immer schön einen weiteren Bericht darüber zu lesen. Von daher darfst Du gerne weiterschreiben.

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          • Sausemann
            Erfahren
            • 11.10.2018
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            #6
            AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

            Zitat von Pfiffie Beitrag anzeigen
            vor allem aber auch auf den Blick in einer anderen Jahreszeit dort
            Ja der Herbst war wunderschön. Am Anfang noch verhalten, später dann in voller Pracht

            Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen
            Schön, dass du einen Bericht schreibst, Sause. Vielleicht sollte ich auch mal wieder
            Hallo Claudia. Schön das Du mitliest. Nach unserer Begegnung wurde es noch richtig spooky. Vielleicht solltest Du mal wieder...Liebe Grüße an Holger

            Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
            Klasse geschrieben, schöne Fotos, tolle Gegend,.... ich bin dabei!
            Vielen Dank für die Blumen, in Bälde gehts weiter

            Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
            Letztendlich erlebt jeder die Natur dort anders mit unterschiedlichen Eindrücken und Empfindungen. Und auch das Wetter, das Licht und die Vegetation sind stets unterschiedlich.
            Ja die Landschaft, das Licht und die Weite, sowie die herbstlichen Birkenwälder im zweiten Teil der Tour waren einfach unfassbar

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            • Sausemann
              Erfahren
              • 11.10.2018
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              #7
              AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

              Und weiter gehts

              Mittwoch 04.09.2019 Tag 2

              7:30 Uhr Ich wache auf. Eine herrlich erholsame Nacht liegt hinter mir. Die neue Daunenschlaftüte hat sich bestens bewährt. Habe geschlafen wie ein Baby. Gegen 1:00 Uhr bin ich kurz aufgewacht, da zeigte das Thermometer an der Uhr 5°C. Im neuen Daunenparadies kuschelig warm. An den Wänden hat sich auch kaum Kondens gebildet, was bei meinem Vango sonst tatsächlich das größte Problem darstellt. Ich bin allein im Zelt, Pierre ist also schon aufgestanden.




              Sonnenaufgang und der Sause schnarcht noch

              Ich liege kurz da und horche in mich hinein. Tut was weh? Nö. Alles gut. Ich bin erstaunt. Ich war es gewohnt meinen Rücken am Morgen des zweiten Tages zu verfluchen, aber hier...nüscht. Ich bin zufrieden. Die Nervosität, die sich gestern und die letzten Tage über mich gelegt hatte scheint zum großen Teil verflogen und macht einer freudigen, aber unsicheren, Erwartung Platz, was die nächsten Tage bringen werden.
              Ich finde Pierre in der Stuga. Wir frühstücken und tragen uns ins Hüttenbuch ein, mit Wohnort und Ziel. Das werde ich die gesamte Tour gewissenhaft machen. Die einzige Bedingung, die die Sausefrau mir auferlegt hat.
              Der Himmel kleidet sich heute morgen in ein trübes Grau. Es nieselt ab und zu. 9°C zeigt das Thermometer. Naja nach der Sonne gestern hatten wir eigentlich schönes Wetter erwartet, aber wie schnell sich das im Fjäll ändern kann, werden wir die nächsten Tage live erleben können. Ein bisschen lässt es sich auch jetzt schon erahnen. Tiefdunkle Wolken ziehen in rasender Geschwindigkeit heran und auch wieder vorüber.
              Ich laufe zum Zelt zurück um die Karte zu holen. Dabei schrecke ich 2 Rentiere auf, die 5m neben unserem Zelt gemütlich kauen. Eines hat ein Halsband an, das erste sichtbare Zeichen der Rentierwirtschaft denke ich.
              Zurück in der Stuga beschließen wir heute nicht die gesamten 23km bis Laddejahka zu laufen, sondern auf halber Strecke auf einer Insel zu nächtigen, von der uns die zwei Deutschen gestern Abend erzählt haben. Wenn ich die Karte richtig lese heißt sie Skajdde und dort trifft der Nordkalottleden auf den Padjelantaleden. Wir sind immer noch unsicher wegen der Anstrengung und der Wegverhältnisse, daher wollen wir es am Anfang nicht übertreiben. Damit wäre der eine Extra Tag, für den ich mir Verpflegung gebunkert habe schon aufgebraucht. Das hätte sich im Verlauf der weiteren Tour beinahe gerächt, aber dazu später mehr.
              Wir laufen durch den Niesel zum Zelt um unseren Kram zu schnappen. In der Stuga wird dann alles gepackt und im Rucksack verstaut. Wie immer am Anfang braucht es ein bisschen, bis sich die Packroutine einschleicht, aber nach ein paar Tagen klappt das wie am Schnürchen. Pierre ist noch am Packen, da nutze ich eine kurze Nieselpause und verstaue das Zelt erstaunlich trocken im Sack.
              Der Niesel wird langsam weniger. Daher verzichten wir auf das Ölzeug und stiefeln gut gelaunt gegen 10:30 Uhr los. Der Weg ist kinderleicht und wir ziehen durch eine famose Landschaft aus Birkenwäldern, einzelnen kleinen Birken, die tatsächlich je höher wir kommen immer kleiner werden, bis sie von Gebüsch kaum noch zu unterscheiden sind.


              Einsame Krüppelbirke

              Hügel hoch, Hügel runter. Die Sonne blitzt jetzt immer öfter durch die Wolken. Nach ca 3km kommen wir auf eine Ebene. Der Untergrund wird feuchter und wir lernen Bohlenwege zu schätzen. Erstaunlich, wie wenig rutschig die Dinger im feuchten Zustand sind. Die Landschaft, das Licht und das Wetter sind der Wahnsinn.
              Das All, unendliche Weiten.
              So fühlt sichs an.







              Der Himmel zeigt ein beeindruckendes Schauspiel aus Pechschwarzen Regenwolken, grauen Nebelbänken und sonnigen Flächen und Flecken, durch die das Licht in massiven Strahlen durch die Wolken strahlt. In der Ferne große Regenvorhänge. Dieses Zusammenspiel ist eine wahre Lichtorgie. Mir läuft es schaudernd den geschwitzten Rücken runter. Ich beginne so langsam richtig anzukommen und die Situation, den Weg, die Landschaft anzunehmen und in mich aufzusaugen. Elfen und Trolle. Wer hat behauptet die gäbe es nicht? Amateur. Hier muss es welche geben.


              Fjälltrollet lives here

              Hier sehen wir auch die erste Samensiedlung am Wasser. Laut Karte nehme ich an Vuojastugan. Eine kleine Ansammlung versprengt liegender kleiner Hütten und Gebäude direkt am Kutjaure. Menschen sind keine zu sehen, dafür massenhaft Rentiere. Bestimmt 5 oder 6 Gruppen mit ca 10 Tieren. Teilweise fast auf unserem Weg. Ausweichen ist nicht, da links und rechts der Bohlen ein stattlicher Sumpf liegt. Sie interessieren sich aber nicht sonderlich für uns und weichen uns aus.
              An einer Bohlenbank machen wir eine kleine Pause.
              Hier hat annodazumal wohl ein Riese gekämpft und den Kampf verloren. Sein versteinerter Schädel ist der Beweis.



              Nach einer halben Stunde ziehen wir weiter. Pierre wohnt in Hamburg, ich in Saarbrücken. Wir sehen uns also im Normalfall vielleicht zweimal im Jahr. Wie schön jetzt soviel Zeit miteinander verbringen zu können. Wir erzählen und erzählen. Es werden intime Momente, die man so nur mit einem Herzensmenschen erleben kann. Die einfachen Wegverhältnisse tun ihr übriges um die gemeinsame Zeit und die Natur genießen zu können. Man ist nicht gezwungen ständig auf seine Füße zu gucken um nicht umzuknicken oder im Sumpf zu versinken.
              Das Wetter kann sich immer noch nicht entscheiden wie es denn heute weitergehen soll. Immer mal wieder nieselt es, unterbrochen von längeren sonnigen Abschnitten.
              Dieser Wettermix hat den schönen Effekt, das sich plötzlich überall Regenbogen auftun. Wunderschön. Zum ersten mal in meinem Leben sehe ich sogar doppelte Regenbögen. Dazu der vorab beschriebene Licht und Stimmungswahnsinn. It`s magic!





              Es geht immer weiter. Gegen 15:00 Uhr können wir die große Hängebrücke sehen, die uns auf die Insel führen wird. Irritierend. So ein riesiges Bauwerk, mitten im Nichts. Von der Brücke aus können wir eine schöne ebene Fläche erkennen. Die diente wohl schon öfter zum Zelten. Jemand hat aus Steinen und einem Brett eine kleine Bank gebaut, eine kleine Feuerstelle gibt es auch. Um dorthin zu gelangen müssen wir jedoch über ein kleines Hügelchen und hier zeigt sich das diese Stelle wohl öfters frequentiert wird. Leider liegt überall Müll rum. Nicht viel, aber halt trotzdem was. Dazu muss man aufpassen, wo man hintritt. Der Hügel bietet sich als Blickgeschütztes Freiluft WC quasi an.



              Nachdem wir den Hügel des Schreckens überquert haben erweist sich die Campsite jedoch als schön und Müllfrei. Nur in der Feuerstelle hat jemand versucht Bierdosen und Teebeutel zu verbrennen.
              Wir schlagen in der Sonne unser Zelt auf und lungern erstmal ein bisschen rum.
              Komisch. Nichtstun. Ohne Handy, Internet, TV, Arbeit, Freunde, Alltag. Das will gelernt sein. Ich bin es kaum noch gewohnt. Das Wetter war heute zu ungewiss, um unterwegs den Kocher auszupacken. Daher gibt es jetzt erst das Süppchen. Es ist aber noch früh. Ca 17 Uhr.




              Camplife


              Pierre entspannt

              Im Anschluss erkunden wir die weitere Halbinsel. Sehr idyllisch, sehr schön. Jeder hängt seinen Gedanken nach und wir entfernen uns voneinander. Ein richtig meditativer Moment. Alleine mit sich über sich über das Eiland schlendernd, ohne Eile, ohne Gepäck. Die Himmlesdramen, Regenbögen dazu der donnernde Vuojatädno. Es erfasst mich ein Gefühl von tiefer innerer Ruhe, wie ich es nur in der Natur fernab der Zivilisation erreichen kann.
              Diese Ruhe wird nur von einem lauten fröhlichen Miep unterbrochen. Ein Miep Vogel! Ich muss grinsen. Ich meine mich zu erinnern in einem von Pfiffies Berichten von ihm gelesen zu haben. Nur weiß ich nicht mehr, ob er ihn gefreut oder genervt hat. Beides ist bei der Miep Frequenz möglich und aufdringlich ist er auch noch der Kerl. Ich jedenfalls freue mich. Er flattert in einer Tour vor mir rum, dreht kleine Pirouetten und macht Miep, Miep. Würde gerne wissen was das für ein lebensfrohes Exemplar ist.


              Guru Piet


              Headbanging Wollgras



              Zurück am Zelt, packe ich ein Handtuch, die letzten zwei Dosen Mariestads und laufe zum Ufer. Socken waschen. Schon am zweiten Tag, was ein Glück. Während das Bier in Lichtgeschwindigkeit runterkühlt stehe ich im Fluss und schrubbe. Ich werde auch später noch Socken waschen, teilweise mit warmem Wasser und mit Seife, aber so wohlriechend wie aus dem Vuojatädno werden sie nie wieder.


              Altbewährte Gerunchsfalle in diesem Fall ohne Geruch

              Danach beginnt es langsam zu dämmern. Wir kochen uns unser Tütenessen, schnappen uns die Fotoapparillos und ziehen los Richtung Hängebrücke. Der Himmel hat sich immer noch nicht beruhigt und wir erleben einen Spektakulären Sonnenuntergang.



              Danach wird es schlagartig kalt. In Schottland habe ich im Mai Abends ordentlich gebibbert, daher habe ich mir eine günstige „Hochgebirgs“ Daunenjacke zugelegt. Die sieht zwar kacke aus und hat Kältebrücken sobald man sich anlehnt, ist aber leicht und bringt Wärme.
              Wir kochen uns noch einen Tee, ich rauche noch eine Zigarette (die werden nie bis zum Schluss reichen) danach ziehen wir uns ins Zelt zurück. 2°C sagt das Thermometer. Pierre quält sich in das Thermoinlett für seinen nicht ganz so warmen Schlafsack. Wir lauschen dem Donnern des Flusses und werden so in den Schlaf gewiegt.
              Bilanz: 12,0 km in 2:59h Laufzeit 256m hoch und 296m wieder runter

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              • Blahake

                Vorstand
                Fuchs
                • 18.06.2014
                • 1591
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                #8
                AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                Oh fein, oh fein, ein Pajelantaledenbericht!!! Da werden bei mir Erinnerungen wach an 2012!
                An Eurer Übernachtungsinsel bin ich letzten Sommer vorbeigekommen und virtuell gerade erst vor ein paar Tagen in meinem eigenen Bericht.

                Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                Elfen und Trolle. Wer hat behauptet die gäbe es nicht?
                Niemand, der lange genug da oben gewandert ist!

                Tolle Bilder, schöner Bericht und feine Beobachtungen, ich werde Euch weiterhin verfolgen!

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                • evernorth
                  Fuchs
                  • 22.08.2010
                  • 1835
                  • Privat


                  #9
                  AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                  Kurzweilig und gut geschrieben - sehr schön.
                  Da bin ich dabei......
                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                  • Sausemann
                    Erfahren
                    • 11.10.2018
                    • 142
                    • Privat


                    #10
                    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                    Donnerstag 05.09.2019 Tag 3 diesmal weniger Fotos due to weather conditions


                    Wassertropfen auf dem Schlafsack

                    6:30 Uhr. Ich höre leichten Regen auf das Zeltdach klopfen. Pierre ist schon wieder nicht im Zelt. Ein morgendlicher Bettflüchter. Ich dachte das kommt erst im senilen Alter. Ich schaue auf meinen Schlafsack: Feucht. So ein Mist. Wir haben jede Menge Kondenswasser im Zelt. Ich habe mir zwar von Cumulus hydrophobe Daune und ein etwas wasserabweisenderes Fußteil in den Sack einbauen lassen, mir kommen jedoch Zweifel ob das alles auch wirklich hält was es verspricht.
                    Ich habe die Nacht wieder super geschlafen, fühle mich jedoch nicht wirklich erholt.
                    Drehe mich noch eine halbe Stunde von links nach rechts, dann hört der Regen auf. Wie gerufen erscheint auch Pete, der schon seinen Morgenspaziergang erledigt hat. Etwas missmutig kochen wir uns auf der Bank Kaffee und Wasser fürs Müsli.



                    Ich bin unentspannt. Jeden Moment könnte es wieder anfangen zu regnen. Daher drücke ich etwas aufs Tempo. Wir verdrücken das Müsli und fangen an zusammenzupacken. Im Regen wäre das doof mit seinem ganzen Tüdelkram ausgebreitet. Ich trage das Zelt und hab mir bei den letzten Touren angewöhnt das ganze als komplette Rolle im Packsack in der Mitte des Rucksacks Richtung Rücken zu platzieren. Der Rest wird dann drumrum gepackt. Leider macht der relaxte Pierre nicht hinne und ich sehe mich schon im strömenden Regen meine Sachen in den Rucksack stopfen. Als ich das Ding endlich einpacke ist es immernoch klatschnass. Der Himmel ist eine einzige Suppe und wir werfen uns in volle Regenmontur. Bis jetzt hatte ich auf Tour immer unverschämtes Glück mit dem Wetter. Jetzt können sich die Regensachen bewähren.



                    Wir laufen über die Hängebrücke zurück zum Padjelantaleden. Es regnet jetzt die ganze Zeit. Mal stärker, mal schwächer. Gefühlt geht es die ganze Zeit bergauf. Nicht steil, aber stetig.
                    Die Landschaft wandelt sich etwas. Wo vorher noch viele Birkengebüsche zu sehen waren sieht man jetzt nur noch Steine, Gräser, Moose und Flechten. Die Moose sind sehr farbenfroh von saftigem Grün über sattes Orange zu leuchtendem Rot. Wirklich schön. Wir laufen den ganzen Tag mit Sicht auf den Vastenjaure. Sofern man ihn in der trüben Suppe sehen kann. Trotz des miesen Wetters packe ich andauernd die kleine Sony aus. Ob der das so gut tut? Dem Garmin tuts auf jedenfall irgendwann gar nicht mehr gut und es muss in der Tasche verschwinden.
                    Ich empfinde die Stimmung surreal. Durch die hochgezogenen Kapuzen und den Nebel wirken alle Geräusche gedämpft. Als wenn Schnee gefallen wäre. Ich laufe die meiste Zeit voran und habe die ganze Zeit Lieder von Sigur Ros im Kopf. Passende Band zur passenden Landschaft. Musik im Ohr. Ein gutes Zeichen übrigens. Wenn sich beim Wandern permanent Musik in meinem Kopf einstellt, dann stellt der Körper auf Autopilot und der Kopf auf Tiefenentspannung. Pierre macht einen unglücklichen Eindruck wegen dem Wetter, aber da muss er jetzt durch.





                    Es ist kalt. Die Gipfel der Umgebung pudern sich Weiß. 4°C wird das Garmin zuhause ausspucken. Pausen machen wir nur kurz im Stehen. Es geht die ganze Zeit weiter bergan. Sehr schön sind die mäandernden Zuflüsse des Vastenjaure. Leider sind auch diese nur ab und zu durch den Nebel zu erkennen. Jetzt beginnt Pierres Knie zu schmerzen. Ohweh. Am dritten Tag schon. Innerlich fange ich an uns Exit Strategien zurechtzulegen. Er kann leider auch nicht einfach geradeaus durch den Schlamm und die Pfützen, da seine Yakleder Schuhe bereits aufgegeben haben und das Wasser reinsuppt. So ist er gezwungen den Pfützen und Schlammstellen über die seitlichen Felsen und Steine auszuweichen. Jedesmal ein kleiner Auf- und Abstieg, der das Knie natürlich nicht besser macht.
                    Ich bin trotz des Wetters weiter verzaubert von dieser Landschaft. Heute läuft jeder mehr oder weniger für sich alleine. Ich lasse meinen Gedanken freien Lauf. Am höchsten Punkt angekommen müssen wir einen kleinen Bach überqueren. Eigentlich kein Problem, aber der steile Ausstieg erweist sich nach dem Regen als extrem rutschig und wir haben ein bisschen Mühe rauszukommen.




                    Sieht leicht aus, der Ausstieg hats aber in sich

                    Wir befinden uns jetzt auf einer Art Hochplateau. Die Fernsicht wäre sicherlich gigantisch, wenn sie denn da wäre. Nachdem wir das Plateau überquert haben sehen wir einen steilen Abstieg vor uns liegen. Unten im Tal die Laddejakha Hütten. Ich sehe Menschen. Sehr gut. Wir beschließen diese Nacht in der Hütte zu verbringen. Pierre braucht einige Zeit für den Abstieg. Das Knie....Eigentlich bin ich der Experte für solche Zipperlein, aber das gesprengte Sprunggelenk lässt brav nichts von sich hören.



                    Es schüttet mittlerweile wie in Strömen und wir kommen nass wie die Pudel an den Laddejahkahütten an.
                    Wir laufen zum Haupthaus. Dort ein Aushang: Closed for the Season. Na toll. Habe doch gerade noch Menschen gesehen. Wir vermuten, daß das der Stugvard war, der das Schild angebracht und dann das Weite gesucht hat. Aber sollte nicht eine Hütte den ganzen Winter offen sein? Mit Nottelefon? Wir schauen uns um und entdecken das Schild zur Winter Hut. Diese entern wir sofort. Drinnen ist es lausig kalt und bis ich den gesamten Gasheizapparat verstanden habe, inklusive der Belüftungsdosen, die man abschrauben muss, vergeht eine Weile. Die Hütte hat einen entscheidenden Vorteil: Ein Trockenraum. Super.
                    Meine Regenklamotten haben sich zwar bewährt, da ist nichts durchgekommen, die Schuhe sind auch noch erstaunlich trocken, aber im Rucksack scheint es trotz Regenhülle kein trockenes Plätzchen mehr zu geben. Das ist alles schön den Rücken runtergelaufen und von hinten eingesickert. Gelobt seien die wasserdichten Packsäcke. Ansonsten ist alles, was nicht dicht verpackt war feucht und klamm. Bei Pierre, der nicht ganz so wasserdicht gepackt hat, hat es einiges und dummerweise auch den Schlafsack angenässt. Lange Rede kurzer Sinn: Wir belegen den kompletten Trockenraum mit unserem Gerümpel. Nur das Zelt bekomme ich leider nicht mehr reingequetscht.
                    Mittlerweile ist es auch in der Hütte mollig warm. Einmal werfe ich mich noch ins Ölzeug um Wasser holen zu gehen. Da war doch was? Da ist doch jemand? Tatsächlich sehe ich bei einer abgelegeneren Hütte eine Gestalt. Ich laufe hin. Es ist Kent der Stugvard. Ein ganz famoser Kerl, den wir mit seiner Familie die nächsten Tage noch öfter sehen werden. Tatsächlich hat er die Anlage vor ein paar Minuten geschlossen. Er war die Saison über mit seiner Frau hier und jetzt haben ihn seine Töchter besucht um zusammen nach Staloluokta zu wandern. Von dort werden sie ausgeflogen. Er macht das seit über 25 Jahren und für seine Töchter ist es eine Art Reise in die Kindheit. Glücklich, wer so aufwachsen kann.



                    Er sagt es sei voll in Ordnung die Hütte zu benutzen. Er käme auch gleich noch zum Kassieren vorbei.
                    Ich gehe Wasser holen und laufe zurück zur Hütte, da kommt er auch schon, einen Karton in der Hand.
                    Das seien die Reste aus seinem Laden. Wir könnten nehmen was wir wollen. Große Augen bei Peter und mir. Wir bedanken uns mehrmals und nehmen dann eine Packung Knäckebrot und Kartoffelbrei. Wir zahlen jeder 360kr für die Nacht und er fragt uns, wie lange wir bleiben wollen. Die zweite Nacht wäre umsonst, weil heute der letzte Tag und er so gut gelaunt wäre. Wir verneinen, aber es ist unglaublich. Sowas hab ich an einem touristisch betriebenen Ort noch nie erlebt.
                    Er ist ein Fuchs, der Kent. Hat mit seiner Freundlichkeit schon vorgebaut. Dadurch verzichten wir darauf seine Hütte zu stürmen oder uns als Wegelagerer zu verdingen, als plötzlich der unverkennbare Geruch von frisch gebackener Steinofenpizza durch die Hütten wogt.
                    Der Rest des Tages besteht aus Tagebuch schreiben, Tee trinken, Körperpflege, essen und Quatsch machen. Es ist herrlich ruhig und wir haben die Hütte für uns alleine. Andere Wanderer waren die letzten Tage kaum zu sehen. Wir trafen vielleicht maximal 4 Leute pro Tag. Ich denke ab jetzt werden wir tatsächlich noch weniger Leute sehen. Zumindest aus der Gegenrichtung. Die MS Storlurle wird in 3 Tagen das letzte mal fahren.
                    Gegen 21:00 Uhr gibt es für mich ein Menu aus Knäckebrot mit Käsecreme, Stew mit Perlgraupen und einem Stück Schokolade als Dessert. Dazu ein Schluck von Pierres Lagavulin, noch eine Verdauungszigarette und ab geht’s in die Federn.
                    Bilanz:12,2km in 3:18h Laufzeit 340m hoch 361m runter
                    Zuletzt geändert von Sausemann; 28.03.2020, 18:09.

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                    • Ljungdalen

                      Alter Hase
                      • 28.08.2017
                      • 3014
                      • Privat


                      #11
                      AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                      Besten Dank für den Bericht bis hierher schon mal... da werden Erinnerungen wach...

                      Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                      Wir trafen vielleicht maximal 4 Leute pro Tag. Ich denke ab jetzt werden wir tatsächlich noch weniger Leute sehen. Zumindest aus der Gegenrichtung. Die MS Storlurle wird in 3 Tagen das letzte mal fahren.
                      Werden wir sicher noch lesen, aber das war dann vermutlich so?

                      Wir sind 2011 mit dem vorletzten Boot rüber, haben in der letzten offenen Nacht in der Akkastuga übernachtet, und ab dort überhaupt keine entgegen kommenden Leute mehr getroffen. Insgesamt auf der gesamten Strecke ab dort nur 6, die in unserer Richtung oder eine ganz andere Route liefen (3 Deutsche, 2 Finnen, 1 Schwedin).

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                      • Sausemann
                        Erfahren
                        • 11.10.2018
                        • 142
                        • Privat


                        #12
                        AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                        Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                        Werden wir sicher noch lesen, aber das war dann vermutlich so?
                        .
                        Dem war tatsächlich so. Entgegen kam uns erst am vorletzten Tag ein Schwede, der ganz zerknirscht war. als wir ihm gesagt haben das Boot führe nicht mehr. Ansonsten haben wir eigentlich nur noch in Arasluokta, Staloluokta und Njunjes Abends 2-3 Leute gesehen. (Bis auf Staloluokta da gabs ein Massenaufkommen von 8 Menschen )

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                        • Sausemann
                          Erfahren
                          • 11.10.2018
                          • 142
                          • Privat


                          #13
                          AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                          Freitag 06.09.2019 Tag 4. „Weine nicht wenn der Regen fällt“



                          Abends in der Hütte. Jetzt ist endlich gut. Sause trocken und zufrieden. (Fast) den ganzen Tag über sah das ganz anders aus.

                          8:00 Uhr In der Bude erwacht Leben. Ich habe nicht gut geschlafen. Es war viel zu warm und das Reißverschlussmuster, das die Regenhose auf meine Hüftknochen gezaubert hat, hat die ganze Nacht geschmerzt und ist jetzt schön rot und blau. Pierre ist mal wieder seit 2 Stunden wach. Draußen sieht es so aus, als könnte es ein ganz passabler Tag werden. Die Gipfel um uns rum sind weiß, es weht ein starker Wind und am Horizont lassen sich helle Flecken und der ein oder andere Sonnenstrahl erkennen. Ich gehe die örtlichen Lokalitäten aufsuchen und entdecke einen Adler, der in der Thermik (welche Thermik bei diesem Wetter?) des nördlichen Steilhangs seine Runden dreht. Wahnsinn. Erstaunlich nahe. Ganz deutlich erkenne ich die abgespreizten Flügelenden. Den charakteristischen Schrei bekomme ich auch noch zu hören.
                          Wieder in der Hütte zurück spielt sich das allmorgendliche Ritual aus Frühstücken und Packen ab. Da wir in der Hütte genächtigt haben etwas entspannter als gestern, da wir weder dem Wetter ausgesetzt sind, noch das Zelt verpacken müssen. Trotzdem ist die Stimmung etwas verhalten. Wir sind beide maulfaul und so langsam merken wir beide die letzten Tage in den Knochen. Pierres Knie hat die Pause zwar gutgetan, aber gut ist anders. Der Trockenraum hat wahre Wunder vollbracht. Alles trocken. Sogar meine Handschuhe.
                          Heute soll es nach Arasluokta gehen. Keine Ahnung warum, aber diese Wort verkörpert für mich die Gegend, die Landschaft, die Tiere und Menschen hier. Lappland. Schon zuhause habe ich mich auf Arasluokta gefreut, einfach des Namens wegen. Außerdem sollen wir heute an einer furchtbar fotogenen Steinformation vorbeikommen, die in so gut wie jedem Reiseführer über den Padjelantaleden erwähnt wird.
                          Nach einer gefühlten Ewigkeit brechen wir endlich gegen 10:00 Uhr in vollem Regenschutz auf. Kurz vor uns ist Kent mit seiner Familie losgezogen, auch dick in Regensachen eingehüllt.
                          Direkt nach den Hütten geht es über eine kleine Hängebrücke, die über tolle Stromschnellen führt. Das Wasser hat kleine Löcher in die Felsen gewaschen und donnert in Strömen abwärts. Wir bleiben etwas und bewundern die Stromschnellen. Irgendwie hat keiner Lust den Anstieg, der direkt vor uns liegt, anzugehen.
                          Aber es hilft alles nichts, wir müssen da jetzt 4km hoch.




                          Shiet Wetter

                          Der Wind wird immer stärker, bis es richtiggehend stürmt. Die Temperaturen bewegen sich um die 3°C und es beginnt zu nieseln und zu regnen. Obwohl der Weg recht einfach ist, beginnt meine Laune stetig in den Keller zu gehen. Ich friere, bin nass, die Handschuhe sind durchnässt und das Gefühl in den Fingern schwindet. Kein Fels, Kein Baum nichts um etwas Schutz vor dem Wetter zu bekommen. Normalerweise krieche ich mit Gepäck die Anstiege hoch. Diesmal renne ich fast. Ich will nur noch weg hier. Ich fluche wie ein Rohrspatz. Ziel meiner Beschimpfungen mein Nachbar Peter (nicht Pierre, sondern Peter aus Saarbrücken) Der findet total klasse, was ich gerade mache. Meint man müsste auch mal raus aus der Komfortzone. Jaja raus aus der Sch.... Komfortzone. Wo ist meine Komfortzone? Ich will sofort meine Komfortzone zurück. A....loch (Peter versteht das richtig, falls er mitliest lacht er sich gerade kaputt)
                          Ich weiß nur, dass die Steinformation den fast höchsten Punkt des Anstiegs darstellt. Wann kommt dieses Mistding endlich? Irgendwann nach viel Gefluche und Gezeter komme ich dort endlich an. Pierre ist noch ein gutes Stück hinter mir. Ganz toll die Formation. Interessiert mich gerade einen ….. Das einzige was ich ihr abgewinnen kann, ist das sie mir wenigstens ein bisschen Schutz vor Regen und Wind bietet. Ich habe die Faxen dicke. Setze mich hinter die Felsen und rauche dem Regen zum Trotz eine Zigarette. Diese eine ist in diesem Moment überlebensnotwendig. Da gibt es Menschen, die werden mich verstehen.
                          Pierre kommt auch an. Der hat erstaunlich gute Laune. Vom Regen des Vortags quasi schon auf heute vorbereitet hüpft er gutgelaunt durch die Gegend und macht fröhlich Fotos.


                          Besser nicht ansprechen


                          Unfassbar gutgelaunter Pierre

                          Nach einer halben Stunde geht es weiter. Die Finger tun jetzt richtig weh. Weiter, weiter, weiter. Wenn wir stehenbleiben kalt, kalt, kalt. Die Regenhose drückt unter dem Hüftgurt und das Ding rutscht nass wie es ist immer wieder bis zum Allerwertesten und schnürt mir diesen ab. Wir erreichen den höchsten Punkt des Tages und gelangen auf eine Hochebene. Dort geht das ganze Spiel weiter, allerdings mit noch mehr Wind. Ich denke schon schlechter kann meine Laune nicht werden, da höre ich hinter mir aus Leibeskräften Gesang. „Weine nicht wenn der Regen fällt dam dam DAM DAM!“ Pierre! Ich muss hysterisch anfangen zu lachen. Er singt einfach gutgelaunt weiter. Ich lache und lache und 5min später ziehen wir Arm in Arm über die Ebene und brüllen aus voller Kehle sämtlichen schlechten deutschen Hits und Schlager der Geschichte.
                          Von Drafi Deutscher über Münchner Freiheit bis zu Helene Fischer.


                          Sangesbühne


                          Wieder gut gelaunt trotz Rotz im Bart

                          Es ist zwar immer noch furchtbar nass, kalt und windig, aber meine Laune hat sich zu hundertprozent gewandelt. In diesem Moment bin ich noch froher Pierre dabei zu haben. Er hat mir gerade den Tag gerettet.
                          Die Laune ist also besser. Jetzt kann ich auch endlich nochmal die Natur um mich rum wahrnehmen.
                          Der Regen und Wind werden weniger als wir den Abstieg von der Ebene angehen. Wir fühlen uns wie vom Sturm ausgespuckt und kommen zum Miellädno. Wieder eine große Hängebrücke. In dem kleinen gelben Reiseführer den wir als Basis für die Tour nutzen wird die Brückenquerung als ein Tageshighlight angepriesen, aber tatsächlich fand ich unsere zweite Übernachtungsstelle wesentlich beeindruckender.


                          Ein kleiner orangener Punkt, vom Sturm ausgespuckt.

                          Jetzt ist es sogar so trocken, das ich sowohl Kamera, als auch Garmin nochmal auspacke. Wir essen eine Kleinigkeit und ziehen dann weiter. Das negative an unserer Gesangsaktion ist, das ich diese furchtbaren Lieder bis zum Schluss der Reise nicht mehr aus meinem Kopf bekomme. Westlich von uns liegt der Virihaure. Ein Riesensee. Auf einer Infotafel lese ich das es der größte im Padjelanta Nationalpark, zudem der sechsttiefste in ganz Schweden ist. Er ist jedenfalls beeindruckend. Sogar durch den Nebel und die Wolken.




                          Arasluokta in Sicht, von Osten wirds heller

                          Wieder stehen wir vor einem Abstieg, der Pierres Knie ordentlich zusetzen wird, aber unten im Tal können wir schon die Arasluoktastugorna mit der dazugehörigen Samensiedlung sehen. Während des Abstiegs reißen die Wolken auf und die Sonne beginnt zu scheinen. Es wird sogar so sonnig, das wir überlegen im Zelt zu schlafen. Da wir aber beide einfach nur noch unsere Sachen trocknen und entspannen wollen beschließen wir wieder die Hütte zu nehmen.
                          Unten angekommen müssen wir uns kurz orientieren und finden dann die Winter Hütte. Einen Bewohner gibt es schon. Laurent ein Franzose, Anfang 60. Er kann nur etwas Deutsch und kaum Englisch. Da Pierre und ich fast fließend französisch sprechen ist das aber kein Problem. Er kommt aus der Nähe von Munster. Wahnsinn, da reise ich hoch in den Norden, nur um jemand aus meinem bevorzugten Vogesen Revier zu treffen. Dort treibe ich mich mehrmals im Jahr rum und kann die Hochvogesen wärmstens empfehlen.
                          Er läuft den Padjelantaleden zum zweiten Mal. Letztes Jahr ging es von Kvikkjokk nach Ritsem und dieses Jahr läuft er die Gegenrichtung. Letzte Nacht schlief er irgendwo kurz nach Laddejakha und ist wie wir voll in den Regen reingekommen. Zuerst sortieren wir die Nassen Sachen und belegen dann den Trockenraum. Das Wetter ist mittlerweile so gut, das ich sogar das Zelt aufbaue, um es im Wind trocknen zu lassen.
                          Zurück in der Hütte kommt noch ein nasser Gast. Ein deutscher, ca Mitte 30. Den Vornamen habe ich vergessen aufzuschreiben. Ein sehr netter kommunikativer Kerl. Er kommt aus dem Sarek und wird querfeldein nach Kvikkjokk laufen, wo wir uns dann wiedersehen werden.
                          Zwischenzeitlich kommt Kent vorbei. Er hat sich mit seiner Familie in der Stugvard Hütte einquartiert und kassiert den Obulus. Dabei kommen wir ins Gespräch. Er erzählt wundervolle Geschichten von den Sami, Bären, Riesenfischen und lauscht ganz fasziniert den Geschichten von uns anderen. Ich merke das in dieser Gegend Kommunikation, Geschichten usw ganz wichtig sind. Man kann sich Abends nicht einfach mal vor das Internet hocken oder sich von der Glotze mit banalem Zeug berieseln lassen. Zwischenmenschliche Interaktion, Geschichten und die Fantasie sich diese auch vorstellen zu können. Ich habe den Eindruck, das beherrscht hier das soziale Leben in dieser verlassenen Gegend.
                          Über der Erzählerei beginnt sich der Himmel draußen rötlich zu färben. Pierre und ich gehen raus zu der Samensiedlung. (In der aber keine Sami mehr sind, da sie laut Kent vor einer Woche alle die Siedlung verlassen haben).




                          Kitschig aber schön





                          Dieser Abend entschädigt für den vorangegangenen Tag. Die untergehende Sonne über dem Virihaure ist einfach unbeschreiblich schön. Es sind immer noch Wolken am Himmel. Die Sonne und die Wolken zaubern Postkartengerechte Panoramen auf die Speicherkarte. Mich erfüllt wieder ein Gefühl der kompletten Entspannung. Wir reden nicht viel. Jeder genießt still und vollkommen entspannt diesen einzigartig schönen Moment. Ich muss an meinen vor 4 Jahren verstorbenen Vater denken. Er hat mir immer ermöglicht die Welt zu bereisen und raus in die Natur zu kommen. Wenn er jetzt hier sein könnte. Mir kommen die Tränen. Eine Mischung aus Glück, Dankbarkeit und Trauer. Happy sad Moment.
                          Mir wird jetzt klarer, warum mich der Name Arasluokta schon vor der Tour fasziniert hat.
                          Vielleicht ist es auch gar nicht so spektakulär, wie in meiner Erinnerung, aber nach dem heutigen Tag kommt mir dieser Abschluss wie ein Geschenk vor.
                          In der Dämmerung packe ich das inzwischen trockene Zelt wieder ein und wir verziehen uns in die Hütte. Es wird noch ein bisschen erzählt, Tagebuch geschrieben und nach einer Tütenmahlzeit geht es dann auch schon ab in die Kiste.
                          Bilanz: 13,8km in 3:34h Laufzeit, 504m hoch und 521m wieder runter

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                          • Sausemann
                            Erfahren
                            • 11.10.2018
                            • 142
                            • Privat


                            #14
                            AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                            Samstag 07.09.2019 Tag 5



                            6:45 Uhr Ich werde wach. Fühle mich, wie mit dem Holzhammer erschlagen. Es war viel zu warm diese Nacht in meiner Daunentüte.
                            Pierre und der Deutsche sind auch schon wach, Laurent berappelt sich so langsam. Ich koche Kaffee und gehe vor die Tür die morgendliche Zigarette rauchen.
                            Mich erschlägt der Wahnsinn. Direkt vor der Hütte spannt sich ein riesengroßer Regenbogen. Es ist teilweise noch bewölkt, aber die Sonne flutet durch den Himmel. Ich trete raus und gucke nach Osten. Es nieselt noch leicht, aber die Sonne bricht durch. Die Luft ist voller Wasser und man sieht die einzelnen Wassertropfen im Gegenlicht funkeln. Magisch.


                            Elfen, wieder einmal

                            Gut gelaunt gehe ich in die Hütte zurück, wo wir frühstücken und mit Laurent abmachen heute mehr oder weniger gemeinsam zu laufen.
                            Wir wollen alle drei nach Staloluokta. Dort soll heute noch offen sein. Wir erhoffen uns die Vorräte an Parfas Kiosk ein bisschen aufzustocken und schielen schon heimlich auf die Sauna. Kent und Familie wollen auch dort hin, werden aber das Boot eines befreundeten Jägers nehmen.
                            Nachdem wir unser Getüdel beisammen haben starte ich das Garmin. Schock. Alles wech. Keine Karten mehr, keine Tracks. Hat die gestrige Dusche doch nicht so gut getan? Naja nicht schlimm, wir haben ja die Karte und der Weg ist so gut markiert, das sich nur Menschen mit extremer Orientierungslosigkeit verlaufen können. Ich zetere trotzdem ein bisschen. Schließlich wollte ich die gesamte Tour tracken. Das Höhenprofil und die Strecke zum Ziel Anzeige waren in den letzten Tagen auch gut für die Moral. Der Deutsche meint ich solle mal nach der Speicherkarte gucken. Natürlich. Ich Depp. Das isses. Sie ist aus ihrer Halterung gerutscht. Richtig wieder eingelegt ist nochmal alles da.
                            Wir verabschieden uns von dem netten Deutschen und machen gegen 9:00 Uhr los. Das Wetter scheint toll zu werden. Keine Regenhose heute. Nur das Raincover wird prophylaktisch über den Rucksack gezogen.
                            Es ist sogar so warm, das ich zum erstenmal auf dieser Tour auf die Hardshell verzichte und nur mit Hemd und Fleece laufe.
                            Am Anfang erwartet uns direkt ein Anstieg. Laurent in seinem betagteren Alter rennt uns davon.
                            Ein ganz netter, sehr sehr schüchterner Kerl, der glaube ich am besten mit sich alleine klar kommt. Es dauert jedenfalls, bis er etwas mehr auftaut.





                            Wir folgen ihm in gemächlichem Tempo. Der Weg wird zum erstenmal ein klein wenig anspruchsvoller. Die Felsplatten, über die wir müssen, sind glatt, steil und glitschig, der Weg teilweise sehr schlammig. Pierres Knie, das ihm gestern Abend schon sehr weh tat, meldet sich direkt zu Beginn. Ob er das bis Kvikkjokk durchhält? In Staloluokta hätten wir noch die Möglichkeit abzubrechen. Wir beschließen abzuwarten, was der Tag bringt.
                            Erstmal bringt er wahnsinnig tolle Aussichten auf den Virihaure. Im Westen weiße Gipfel in Norwegen. Hinter uns in nördlicher Richtung Arasluokta, auf das wir jetzt hinab schauen und das immer kleiner wird. Wir bleiben andauernd stehen um zu fotografieren. Gegen 11:00 Uhr machen wir die erste Pause auf einem kleinen Felsplateau mit wundervoller Aussicht. Laurent gerät jetzt außer Sicht.








                            Ein Herz für Rentiere






                            Ich präsentiere...



                            Nachdem wir eine halbe Stunde die Aussicht genossen und eine Kleinigkeit gegessen haben ziehen wir weiter. Immer an der Bergflanke des Stuor Dijdder entlang. Nach ca 5km haben wir den höchsten Punkt erreicht. Der Weg entfernt sich jetzt vom Ufer und wir steigen auf eine sonnige, von kleinen Gewässern durchsetzte, Ebene hinunter. Die Sonne scheint jetzt mit aller Kraft. Wir ziehen über die Ebene und sehen in einiger Entfernung Laurent auf einem großen Felsen rasten. Wir gesellen uns zu ihm. Es ist einfach nur herrlich. Wir legen uns der Länge nach auf den warmen Fels und genießen die Sonne. Mir ist so wohlig, das ich kurz wegdämmere. Sogar das Fleece wird ausgezogen. Es wird gegessen, erzählt und Fotos gemacht. Laurent trocknet sein winziges Zelt. 11°C wird das Garmin anzeigen.













                            Nach ca 1,5h Pause brechen wir zu dritt wieder auf. Eine Aussicht ist schöner als die andere. Diesen herrlichen Tag haben wir uns gestern hart erkauft.
                            Mittlerweile hat sich bei Pierre und mir auch ein gewisser Flow beim Laufen eingestellt. Mal laufen wir alleine, mit großem Abstand und jeder hängt seinen Gedanken nach, mal laufen wir wieder zusammen und erzählen oder teilen Still die grandiose Natur. Das alles ohne Absprachen, es passiert einfach und hat genau das richtige Tempo und Maß.
                            Ich bin glücklich. Vollkommen im Reinen mit mir und der Welt. Das Leben ist schön!
                            Mit Laurent macht es richtig Spaß. Immer wieder halten wir, oder schließen zueinander auf, um durch sein Fernglas Rentiere, Adler und andere Greifvögel zu beobachten. Man merkt wie er sich freut und auftaut, wenn wir ihm Fragen zu den Tieren stellen. Da kennt er sich aus.
                            So langsam kommt die Bucht von Staloluokta in Sicht. Wir steigen durch Birkenwald ab zu den Sami Hütten, die wir von oben schon erkennen können. Der Wald ist ziemlich dicht. Ich denke sofort, dass sich hier Bär und Elch gute Nacht sagen. Leider werden wir beide nicht sehen. (Bis auf zwei Elche, aber in gänzlich felllosem Zustand)
                            Gegen 14:00 Uhr kommen wir in Staloluokta an und laufen erstmal zu den Hütten. Bis auf ein fernes Motorgeräusch haben wir niemanden gesehen oder gehört.





                            Ein Aushang an der Tür besagt, dass um 18:00 Uhr die Stugvardin da sein wird und das Kiosk ab 16:00 Uhr öffnet. Pierre und ich halten Kriegsrat. Wie geht es seinem Knie? Schmerzhaft, aber auszuhalten. Wir palavern etwas und kommen dann zu dem Entschluss morgen einen Ruhetag einzulegen und zu hoffen das die Schonung dem Knie soweit gut tut, das wir es bis Kvikkjokk schaffen. Das bringt mich in Proviantprobleme. Ich habe dann genau eine Tagesrationn zu wenig. 2 Riegel und ein paar Nüsse sind von den letzten Tagen noch übrig. Wir müssen also am Kiosk noch zuschlagen. (Und haben heimliche Hoffnung auf ein kaltes Bier) Jetzt stellt sich die Frage wo übernachten? Laurent will nochmal in der Hütte schlafen, wir sind jedoch noch unschlüssig. Wir laufen runter zu der Zeltwiese und entdecken massenhaft gute Zeltplätze mit traumhafter Aussicht auf den Virihaure.
                            Der Himmel ist strahlend blau und genau das ist das Problem. Es wird diese Nacht garantiert verdammt kalt werden. Pierre, dessen Schlafsack nicht wirklich für Temperaturen um den Gefrierpunkt ausgelegt ist, hat, trotz Thermoinlett, die 2. Nacht sehr gefroren.
                            Wir beschließen also die warme Hütte zu nehmen und laufen zurück. Die Türen sind offen und wir beziehen mit Laurent ein 4 Bett Zimmer. Jetzt erstmal ein Süppchen und einen Tee. Herrlich. Es geht auch auf 16:00 Uhr zu und wir beschließen zu Parfas Kiosk zu laufen. Dort angekommen verrammelte Türen. Aber es gibt eine Klingel. Wir klingeln also und warten. Nichts. Wir klingeln nochmal. Jetzt hören wir ein Motorgeräusch das näher kommt. Hoffnung....Nichts. Das Geräusch kommt von einem kleinen Boot, das in ca 200m Entfernung an einem Haus am Wasser anlegt. 16:30 Uhr. Da wird heute wohl niemand mehr kommen. Mist. Ich brauche was zu essen. Wir beschließen in Richtung des Bootes zu laufen, um zu fragen ob das Kiosk heute nochmal aufmacht oder schon für die Saison geschlossen ist. Ich bekomme ein Into the wild Feeling. Essen wird nicht langen, Zigaretten werden nicht langen, Pierres Knie. Ohje. Aber diese trüben Gedanken sind schnell verflogen, als wir an dem Haus ankommen.
                            Davor Kent mit seiner Familie. Gerade angekommen. Das Hallo ist groß. Dabei sind noch ein Elchjäger und seine Frau, die hier alles in Personalunion ist. Annelie. Sie ist Stugvardin, kümmert sich um die FyskeFlyg Buchungen und hat eigentlich auch einen Schlüssel für Parfas Kiosk. Da die Betreiber jedoch einen Trauerfall in der Familie hatten und überstürzt schließen und abreisen mussten, haben sie vergessen ihr den Schlüssel zu geben. Och nö.
                            Der Elchjäger hat übrigens Beute gemacht. Neben dem Haus hängen an Haken zwei frisch abgezogene Elche. Das Fell daneben. Auf den blutigen Köpfen kauen zwei schwarze Hunde herum, die sich, entgegen des ersten Eindrucks, als völlig verschmust und verspielt erweisen.





                            Wir unterhalten uns kurz und laufen dann mit Annelie zurück zu den Hütten. Wir fragen nach der Sauna. Yes! Wenn wir sie selbst befeuern dürfen wir heute Abend rein. Super. War noch nie in einer Holz befeuerten Sauna. Bin gespannt. Zurück im großen Aufenthaltsraum mit Blick auf den Virihaure fange ich an Tagebuch zu schreiben und Tee zu trinken. Pierre und Laurent verschwinden um die Schwitzhütte anzuschmeißen.
                            Kent, der mit seiner Familie eine Extra Hütte bezogen hat erklärt, das es eine Stunde braucht, bis die Sauna auf Temperatur ist. Wir sollen zuerst, dann kommt er mit seinen Töchtern.
                            Bis das Feuer auf Temperatur ist essen wir zu Abend.
                            Danach: Sonnenuntergang! Drama Baby!





                            Er ist so klischeehaft schön, das nur noch the big fish jumping fehlt, wie Kent meint.
                            Danach:
                            Sauna!
                            Wahnsinn! So muss dat. Im Vorraum ein Ofen. Dort wird sich umgezogen. Danach die „Dusche“ ein Holzofen auf dem ein großer Wasserkessel thront, in dem das Wasser schon kocht. Draußen ist es jetzt dunkel.
                            Im Duschraum steht der Wasserdampf wie in einem Hamam. Ich lege die Stirnfunzel auf die Fensterbank und es entsteht eine surreale Stimmung aus Lichtstrahlen im Dunkeln, die durch die Wasserdampfwaden scheinen.
                            Wir mischen uns aus heißem und kaltem Wasser eine angenehme „Dusche“ zusammen, die wir mit Schöpfkellen über uns verteilen. Laurent will nicht mit in die Sauna, bei der „Dusche“ ist er jedoch liebend gern dabei. Mein lieber Scholli. Wenn ich mit Mitte 60 so einen Körper habe bin ich stolz.
                            Im Anschluss gehen Pierre und ich in die Sauna. Na sowas. Es ist fast kühl. Eine Kelle Wasser jedoch über die heißen Steine und die Hitze explodiert. Welche Wohltat für die geplagten Knochen. Ich genieße es in vollen Zügen. Pierre ist nicht nur staatlich geprüfter Schauspieler, sondern auch ein staatlich geprüfter Saunameister. Er schüttelt und wedelt was das Zeug hält und so komme ich in den Genuss eines ganz besonderen Aufgusses. Der Rauch des Birkenfeuers ist so intensiv, das es keines Wasserzusatzes bedarf. Zum Abkühlen laufe ich auf den Steg vor der Saunahütte und von dort geht es direkt in einen kleinen See, der durch den ablaufenden Giedavrre geschaffen wurde. Ich liege im kalten Wasser, blicke auf den klaren Sternenhimmel und kann mein Glück kaum fassen.
                            Die beste Sauna meines Lebens.
                            Noch zwei weitere Durchgänge, dann steht Kent mit seinen Mädels vor der Tür.


                            Die "Dusche" am Tag danach


                            Die Duschköpfe am Tag danach


                            Drinnen


                            Der Saunaofen


                            Das Kühlbecken

                            Zurück im Aufenthaltsraum bin ich angenehm müde und wohlig. Nur Laurent guckt komisch. Er war ja schon früher zurück und erzählt, das wir nicht die einzigen Übernachtungsgäste sind. Er meint da wäre ein junger Deutscher, der irgendwie seltsam wäre. Richtig verstanden hat er ihn nicht.
                            Da geht die Tür auf und er kommt herein. Felix ein Sachse Mitte 20. Er ist vollkommen fertig. Er sagt wir wären die ersten Menschen, die er seit 16 Tagen sieht. Kommt aus dem Sarek, wo er wohl sowas wie eine Survivaltour machen wollte.
                            Entschuldigung, aber jetzt muss ich etwas ausholen.
                            Anscheinend hat es ihm Nachts im Sturm die Heringe aus den Tarpleinen gerissen. Er sei dann in einer Wasserlache aufgewacht und konnte bei 0°C nichts mehr trocknen. Er hat dann abgebrochen und ist nach Staloluokta, wo er seit gestern Nachmittag im Zimmer gelegen und geschlafen hat. Beim Abstieg sind seine Karbonstöcke gebrochen und er hat sich beide Fußsohlen in den nassen Schuhen wundgelaufen. Hat keine Ahnung von Hüttenöffnungszeiten (Verdammtes Glück, das hier noch offen war) Und beschwert sich das die Übernachtung Geld kostet, er wäre ja schließlich nicht im Hotel. Eigentlich erzählt er die ganze Zeit, was er falsch gemacht hat und ist dabei vollkommen überheblich und verkauft seine Fehler als unvermeidbaren harten Überlebenskampf. Freunde nimmt er nicht mit, die haben Frau und Kinder und er will den Familien nicht sagen müssen der Vater sei im Sarek geblieben. Ohne Worte. Wir sollen ihm Geld leihen, damit er sich einen Heli ordern kann.
                            Ich greife jetzt vor, aber der Kerl hat mich furchtbar aufgeregt.
                            Am nächsten Morgen informieren wir Annelie über den Gast. Wir erklären die Situation und das er keinen Kilometer mehr gehen kann. Sie schaut nach ihm und besorgt ihm einen Helikopter. Wir helfen ihm seine Ausrüstung zu packen. Dabei lässt er sich furchtbar Zeit und verbreitet einfach nur Arroganz. Wenn hier jemand erfahren ist, schon alles gesehen hat etc ist er das. Wortwörtlich hat er Erfahrung genug für uns alle.
                            Wir setzen ihn in den Heli und statt Danke kommt nur: „Schreibt in meinen Youtube Channel“ Dort wird er sich ein paar Wochen später als ganz großer Held inszenieren, der wie geplant ausgeflogen wurde.
                            Da zeigt sich wieder, was man von ach so tollen Youtube Videos und Erzählungen so halten kann.
                            Ich hatte ihn in einem Post hier erwähnt und wurde daraufhin von einem Forumsmitglied angeschrieben:
                            (Den Namen des Foristen möchte ich ohne Erlaubnis nicht weitergeben)
                            „Hallo Sausemann,
                            ich habe in einem deiner Beiträge Folgendes gesehen:
                            „Wir waren vom 03.09. bis 13.09. auf dem Padjelantaleden unterwegs und mussten in Staloluokta einen jungen Deutschen in den Heli setzen, der im Sarek vom Wetter dermaßen gefrostet und geduscht worden war, das er mit nass wundgelaufenen Füßen keinen Meter mehr gehen konnte. „

                            Ich bin dieses Jahr am X.9. in Duottar auf dem Padjelantaleden nach Norden gestartet und habe am X.9. die Fähre nach Ritsem genommen. (Wir müssten uns also eigentlich begegnet sein, wenn ihr auf dem Weg geblieben seid. Wer wart denn "ihr"? Ich war allein unterwegs.) Vorher war ich im südwestlichen Sarek unterwegs und habe einen jungen, alleinreisenden Deutschen getroffen, der mir etwas schlecht vorbereitet und überfordert schien. Ich habe mich noch ein paarmal gefragt, was aus ihm geworden ist. Er war ein kräftiger, großer Leipziger mit leichtem Dialekt. Ich meine, er hätte gesagt sein Name wäre Felix. Deckt sich das mit demjenigen, den ihr getroffen habt? Hast du eventuell noch ein paar mehr Infos gekriegt, wie es ihm ergangen ist?

                            „Der junge Deutsche, den Du getroffen hast, war tatsächlich derjenige, den wir in den Heli gesetzt haben. Sein Name war Felix, er hatte einen ostdeutschen Akzent und war.....
                            Ich möchte ihm nicht zu nahe treten, aber sagen wir mal so, mein bester Freund wird er nicht.
                            Guck mal nach Platzhirsch Survival auf YouTube, da muss ich eigentlich nicht mehr viel zu sagen.

                            Deine Vermutung er sei schlecht vorbereitet und überfordert gewesen, haben alle, die ihn gesehen und gehört haben geteilt, nur er nicht.
                            Ihm hat es Nachts bei Regen und Temperaturen um 0°C die Heringe aus den Tarpleinen gezogen und er ist in einer Wasserlache aufgewacht. Danach hat er wohl nichts mehr trocken bekommen und ist in, ich glaube 4 Tagen, nach Staloluokta gelaufen.
                            Durch die nassen Schuhe hat er sich die Füße an den Innenseiten wundgelaufen und konnte kaum noch gehen. Seine Karbonstöcke sind unterwegs auch noch gebrochen.
                            Er hatte das Glück seines Lebens, das überhaupt noch jemand in Stalo war. Bis auf uns, einen Elchjäger und die Stugvardin war niemand mehr da und an dem Tag wurde geschlossen.
                            Wir haben der Vardin Bescheid gesagt, sie hat einen Heli organisiert und wir haben dann seine Sachen gepackt und ihn zum Heliplatz gebracht.

                            Tja ich hoffe er hat aus der Geschichte gelernt.

                            Viele Grüße
                            Sause “

                            „Nun gut, dann ist ja zumindest geklärt, dass er ohne Schaden davongekommen ist. Den Eindruck, dass er etwas komisch war (das interpretiere ich jetzt mal frei in deinen Text rein ) habe ich auch gehabt. Unter vielen wirklich netten Begegnungen, die ich bisher beim Wandern hatte, war das eine der unangenehmeren.

                            Den Youtubekanal habe ich mir eben angesehen, er erklärt Einiges. Ohne Chaos - keine Survival. Man erlebt halt das, was man sucht. Ich habe ihn im Tjuoldavagge getroffen nachdem wir gerade separat den Buojdesjahka gefurtet hatten. Er ist an einer hüfttiefen Stelle durch und hat bei der Furt seinen Schlafsack, der unten am Rucksack hing, in den Fluss getunkt (und das erst gemerkt als ich ihn gefragt habe, ob das für ihn garnicht problematisch sei). Ich bin 300 m weiter unten knapp knietief durch...

                            Er scheint ja sogar seine Sarekreise als Videos zu veröffentlichen. Der Heliflug wird als Absetzen in der Wildnis inszeniert...

                            Danke für deine Infos. Ich habe fast vermutet, dass es bei ihm nicht ganz wie geplant ablaufen wird. Andererseits... bei wem tut es das schon. “

                            So nochmals Entschuldigung, aber das musste raus.
                            Als der Typ verschwunden ist trinken wir noch einen Tee und gehen dann ins Bett. Laurent sucht seine Stirnlampe. Mist hat er in Arasluokta vergessen. Er möchte morgen weiter und in 2-3 Tagen in Kvikkjokk sein. Ganz alleine. Im Zelt. Ohne Stirnlampe. Ich mache mir Sorgen. Wenn da Nachts was passiert?
                            Wir haben zwei Stück, also gebe ich ihm meine und wir vereinbaren das er sie in Kvikkjokk abgeben wird, wo ich sie mir dann holen kann. Genauso ist es auch gekommen. Zum Dank schenkt er mir eine Tüte Trekkingfutter die er über hat.
                            Na bitte. Karma funktioniert. Mach was gutes und es kommt zurück. Wegen Essen muss ich mir jetzt nicht mehr so große Sorgen machen.
                            Müde gehen wir gegen 22:30 Uhr ins Bett und ich schlafe direkt ein.



                            Bilanz: 10,7km in 2:51h Laufzeit, 357m hoch und 491m wieder runter

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                            • Mortias
                              Fuchs
                              • 10.06.2004
                              • 1232
                              • Privat


                              #15
                              AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                              Macht wirklich Spaß Deinem Bericht zu folgen und die Fotos gefallen mir auch. Krass aber was Du über die Begegnung mit diesen Felix schreibst.

                              Hab jetzt auch mal einen Blick auf seinen Youtube Channel genommen und er scheint schon ein großer Freund der Selbstinzenierung zu sein. Mir persönlich ist so ein Verhalten auch ziemlich unsympatisch. Einerseits stellt er seinen Trip als ein riesges Survivalabenteuer dar (in meinen Augen weit über Maß) und gleichzeitig beachtet er die notwendig damit verbundenen Tugenden wie kritische Selbsteinschätzung und Demut nicht. Ich selbst hab mir zwar auch schon etliche Fehler und Dummheiten auf Touren geleistet. Wichtig ist dann aber immer daraus zu lernen. Nur wenn diese Lernfähigkeit nicht vorhanden ist, dann stehen die Chancen gut dieselben Fehler zu wiederholen. Nur was macht man, wenn dann nicht zufällig eine Hütte mit anderen hilfsbereiten Wanderern in der Nähe ist?

                              Sorry für dieses Off-Topic Statement, aber mich regt so ein Verhalten einfach extrem auf. Davon abgesehen finde ich aber hast Du die ganze Thematik sehr neutral und ausgewogen beschrieben.

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                              • oesine63
                                Erfahren
                                • 27.11.2013
                                • 430
                                • Privat


                                #16
                                AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                Hallo Sausemann,
                                ich war schon gespannt wie ein Flitzebogen auf den Bericht dieser Etappe. In der 2. Augusthälfte 2019 bin ich einen Teil des Padjelantaleden gelaufen und diese Etappe war mit Abstand die eindrucksvollste und schönste für mich (hatte aber auch Kasierwetter). Ganz erstaunt bin ich über das Foto des Sauna-Ofens. Ich war zwar auch in der Sauna, aber ohne Brille ist mir die schöne Inschrift im Ofen gar nicht aufgefallen Freue mich auf den Rest des Berichtes! Gruß von der oesine

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                                • Sausemann
                                  Erfahren
                                  • 11.10.2018
                                  • 142
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                  Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                  .... Ich selbst hab mir zwar auch schon etliche Fehler und Dummheiten auf Touren geleistet. Wichtig ist dann aber immer daraus zu lernen. Nur wenn diese Lernfähigkeit nicht vorhanden ist, dann stehen die Chancen gut dieselben Fehler zu wiederholen. Nur was macht man, wenn dann nicht zufällig eine Hütte mit anderen hilfsbereiten Wanderern in der Nähe ist?
                                  Ich hoffe in seinem Fall hat er aus der Geschichte gelernt und die Selbstinszenierung war ein Teil des Versuches sein Gesicht als harter Survivaltüp zu wahren

                                  Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                  Sorry für dieses Off-Topic Statement, aber mich regt so ein Verhalten einfach extrem auf. Davon abgesehen finde ich aber hast Du die ganze Thematik sehr neutral und ausgewogen beschrieben.
                                  Kein Problem, ich habe mich bemüht im Rahmen meiner Eindrücke neutral zu bleiben

                                  Zitat von oesine63 Beitrag anzeigen
                                  Hallo Sausemann,
                                  ich war schon gespannt wie ein Flitzebogen auf den Bericht dieser Etappe. In der 2. Augusthälfte 2019 bin ich einen Teil des Padjelantaleden gelaufen und diese Etappe war mit Abstand die eindrucksvollste und schönste für mich (hatte aber auch Kasierwetter). Ganz erstaunt bin ich über das Foto des Sauna-Ofens. Ich war zwar auch in der Sauna, aber ohne Brille ist mir die schöne Inschrift im Ofen gar nicht aufgefallen Freue mich auf den Rest des Berichtes! Gruß von der oesine
                                  Hallo Oesine,
                                  schön das Du mitliest. Du warst dann ja wohl knapp vor uns unterwegs. Ob es die schönste Etappe der Tour war kann ich garnicht sagen, später folgten noch so vollkommen unterschiedliche, aber auch auf ihre Art wunderschöne Etappen...
                                  Sie war auf jedenfall ein Highlight.
                                  Das Foto des Ofens ist von Pierre, die Inschrift ist mir damals auch nicht aufgefallen.
                                  Bald geht es weiter.

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                                    Fuchs
                                    • 18.06.2014
                                    • 1591
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                    Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                    ... da höre ich hinter mir aus Leibeskräften Gesang. „Weine nicht wenn der Regen fällt dam dam DAM DAM!“ Pierre! Ich muss hysterisch anfangen zu lachen. Er singt einfach gutgelaunt weiter. Ich lache und lache und 5min später ziehen wir Arm in Arm über die Ebene und brüllen aus voller Kehle sämtlichen schlechten deutschen Hits und Schlager der Geschichte.
                                    Von Drafi Deutscher über Münchner Freiheit bis zu Helene Fischer.

                                    Ich glaube, ich habe mich gerade in Pierre verliebt!

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                                    • Sausemann
                                      Erfahren
                                      • 11.10.2018
                                      • 142
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                      Zitat von Blahake Beitrag anzeigen

                                      Ich glaube, ich habe mich gerade in Pierre verliebt!
                                      Hab ich, spätestens in diesem Moment

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                                      • Sausemann
                                        Erfahren
                                        • 11.10.2018
                                        • 142
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                        Sonntag 08.09.2019 Tag 6 „easy goin'“

                                        Der heutige Tag ist kurz erzählt. Es ist kurz nach 7:00 Uhr. Ich habe Super geschlafen. Pierre und Laurent sind schon wach. Wir frühstücken im schönen großen Aufenthaltsraum mit einem bezaubernden Blick auf den Virihaure. Das Wetter ist sonnig und leicht bewölkt und wenn man dem Elchjäger Glauben schenken darf wird das auch die nächsten Tage so bleiben. Yihaa!


                                        Der allmorgendliche Regenbogen

                                        Dem folgenden habe ich ja bereits am letzten Tag vorgegriffen. Wir informieren Annelie, sie informiert FyskeFlyg und wir bringen Felix zum Heli.
                                        Der kommt auch 20min. später. Immerhin komme ich jetzt mal in den Genuss einen Helikopter An- und Abflug aus nächster Nähe zu beobachten. Zufälligerweise sehen wir hier auch Mads den Stugvard aus Gisuris nochmal, der sich heute ausfliegen lässt. Heute ist sowieso der große Abreisetag erklärt uns Annelie.
                                        Andauernd hören wir Hubschrauber, die die Stugvards wieder in die Zivilisation bringen.





                                        Während wir unsere Zimmer räumen sind Annelie und ihr Mann damit beschäftigt die Bude zu schließen und winterfest zu machen. Wir dürfen sogar mit Schuhen ins Innere. Sie ist sehr kurz angebunden, aber auch sehr nett. Wir dürfen sogar unsere Powerbanks und Handys laden.
                                        Da sie heute das Haupthaus dicht machen werden wir in die Winterhütte umquartiert. Kent und Familie wollen noch einen Tag in der Gegend wandern und werden dann morgen fliegen.
                                        Als wir die Hütte entern sehe ich die zurückgelassenen Bücher und muss erstmal lachen


                                        Wenn ichs richtig verstanden habe eine tragische Liebesgeschichte über Vietnampilot und Krankenschwester

                                        Im neuen Domizil wird erstmal Wasser heiß gekocht und Wäsche gewaschen. Leider gibt es keinen Trockenraum, so das wir die Sachen in die Sonne hängen. Es geht kaum Wind und so richtig wollen sie nicht trocknen.
                                        Pierre möchte sich die Kotenkirche angucken und ich verziehe mich zur Saunahütte, setze mich davor in die Sonne und mache: nüscht. Sitze einfach nur in der Sonne guck mir die Landschaft, den See und die ganzen kleinen Insekten an und relaxe. Seltsam. Nichts tun. Ich habe den Eindruck mein Körper ist nach den letzten 5 Tagen voll auf laufen gepolt. Ausruhen ist zwar schön, aber ich würde mir am liebsten die Stiefel schnüren und weiterziehen.







                                        Heute ist übrigens Premiere. Ich war noch nie länger als 5 Tage am Stück auf Tour.
                                        Ca 2h sitze ich da rum und gehe dann zur Hütte zurück, wo Pierre schon rumlungert und seinen Kram durchtüdelt.
                                        Die Tür geht auf und ein junger Schwede kommt herein, der hier Mittagspause machen will und dann weiter in die Wälder. Wohin sagt er nicht. Er fängt an unter seinen Achseln rumzupulen und zum Vorschein kommt seine sehr spezielle Sockenstrategie. Er schwört auf reine Wollsocken, die er alle 2h!! wechselt. Die getragenen klemmt er sich unter die Achseln und schwört darauf sie so bis zum nächsten Wechseln trocken zu bekommen. Er erwähnt noch 2 Deutsche, von denen er meint sie würden gegen 16:00 Uhr hier aufschlagen. Eine halbe Stunde später ist er wieder weg.
                                        Pierre macht sich ein Süppchen und ich zaubere aus dem Kartoffelbrei, den wir in Laddejahka bekommen haben und einer Knoblauchzehe, die ich in einem left over Schrank gefunden habe, eine widerlich scharfe Kartoffelpampe. Diese ist wirklich nicht lecker und liegt im Magen wie ein Stein. Egal, der Hunger treibts rein.
                                        Wir schauen nach den Klamotten und beschließen sie in der Hütte zu trocknen, draußen sind sie noch immer klatschnass.
                                        Nachdem wir die Hütte schön mit Socken, Unterhosen und T-Shirts drapiert haben machen wir ein Mittagsschläfchen. Pierre pooft richtig ein, während ich nach 30min aufwache und vollkommen relaxt Fotos gucke, mache, Tagebuch schreibe, Wanderführer lese.




                                        Suchbild mit Pierre

                                        Pierre wacht auf und es entspinnt sich wiedereinmal ein furchtbar intimes gutes Gespräch über unsere Liebsten, Beziehungen, die ganze Sch..., die teilweise so auf einen zukommt. Dieser persönliche Moment wird jäh unterbrochen, denn die Tür fliegt auf und herein kommen:
                                        Holger und Claudia. Ein lustiges, positives Pärchen zwischen 40 und 50 Jahren und wie sich herausstellen wird auch Foristen hier.
                                        Claudia ich weiß Du liest mit. Ihr seid genau im richtigen Moment gekommen
                                        Sie sind wirklich sehr munter und wir haben gleich viel zu erzählen. Gespenstisch die Ausrüstung der beiden. Als hätten wir alles zu dritt besorgt. Wir haben den gleichen Rucksack, die gleichen Schuhe, die gleichen Stöcke, sogar Holgers Hose ist die gleiche wie meine.
                                        Sie kommen aus der Pfalz, ich aus dem Saarland, da scheint es wohl gleiche Vorlieben zu geben im Südwesten der Republik.
                                        Als sie mitbekommen, das Pierres Knie lädiert ist, packen sie netterweise eine Packung Voltaren auf den Tisch, mit der er sich gut einreibt.
                                        Der Tag ist jetzt auch schon fortgeschritten. Wir kochen und hauen uns in die Kiste. Morgen geht es weiter nach Duottar (Claudia hat schon in den höchsten Tönen geschwärmt).

                                        Bilanz: 2xums Haus in 15min Laufzeit, 15 Stufen runter und 15 Stufen wieder hoch.

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                                        • Fjaellraev
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                                          Liebt das Forum
                                          • 21.12.2003
                                          • 13981
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                          Ich habe in letzter Zeit selten bei einem Reisebericht soviel geschmunzelt wie bei diesem. Absolut genial geschrieben, Danke dafür.

                                          Mal schauen wann ich es mal wieder auf einen längeren Abschnitt des Padjelantaleden schaffe, sind diesen Sommer schliesslich auch schon 19 Jahre und den Teil zwischen Duottar und Tarrekaise kenne ich immer noch nicht...
                                          Abschnitte in Tagestourlänge gab es ja danach noch ab und zu, wobei der letzte Besuch auch schon 9 Jahre her ist.
                                          Und Claudia und Holger sollte ich auch mal wieder treffen...

                                          Mal schauen was sich so ergibt: Wenn man wieder los kann werde ich mich diesen Sommer wohl zumindest am nördlichen Ende rumtreiben - "müsste" in Kutjaure vorbei und in einem der nächsten Jahre bin ich dann vielleicht auch endlich mal wieder im September unterwegs.

                                          Zu diesem Felix sage ich jetzt mal lieber nichts, es wäre vermutlich alles andere als nett.

                                          Bin gespannt was noch so alles kommt.

                                          Gruss
                                          Henning
                                          Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                          nur unpassende Kleidung.

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                                          • Sausemann
                                            Erfahren
                                            • 11.10.2018
                                            • 142
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                            Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                            Ich habe in letzter Zeit selten bei einem Reisebericht soviel geschmunzelt wie bei diesem. Absolut genial geschrieben, Danke dafür.
                                            Dankeschön, freut mich wenn es Dir gefällt.

                                            Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                            und den Teil zwischen Duottar und Tarrekaise kenne ich immer noch nicht...
                                            Da solltest Du unbedingt hin. Das Tarradalen in Herbst war einfach der Hammer

                                            Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                            Und Claudia und Holger sollte ich auch mal wieder treffen...
                                            Auf jedenfall. Wir hatten unbekannterweise viel Spaß

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                                            • Sausemann
                                              Erfahren
                                              • 11.10.2018
                                              • 142
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                              Montag 09.09.2019 Tag 7 „The thrill of racing reindeer“


                                              Ein paar Tage später wurde mir dieses Bier im Vandrahem in Jokkmokk kredenzt. Wie passend

                                              Ich wache um 6:40 Uhr auf. Um mich herum schläft noch jeder. Ich verziehe mich aufs Örtchen und draußen herrscht eine wunderbare Morgenstimmung.


                                              Morgens 7:00 Uhr in Staloluokta

                                              Es ist noch leicht bewölkt, aber man kann erkennen das es ein wunderschöner Tag werden wird. 19Km stehen heute an. Die bislang längste Etappe.
                                              Ich bin voller Vorfreude und kann meine Füße nach dem Ruhetag kaum still halten. Zurück beginne ich mich leise in die Wandermontur zu streifen, da werden Pierre und Claudia wach. Wir kochen Kaffee und Milch fürs Frühstück. Sind heute morgen alle ein bisschen albern und blödeln rum. In unserer Gegend nennt man das Dummgeschwätz.
                                              Die zwei wollen heute ihren faulen Tag machen, also haben sie es nicht so eilig. Ich drücke etwas aufs Tempo und um 8:40 Uhr geht’s los. Heute wird es den ganzen Tag leicht bergan gehen, aber das Höhenprofil zeigt keinen gemeineren Anstieg.
                                              Wir müssen an der Haupthütte vorbei, wieder zurück auf die Zeltwiese und gelangen wieder auf den Padjelantaleden.
                                              Sind wir die letzten Tage immer Richtung Süden, Südwesten gelaufen, immer die großen Seen im Blick, kehren wir nun dem Virihaure den Rücken und ziehen Richtung Osten, einer Hochebene entgegen.
                                              Nach ca 1,5 km kommen wir aus der Senke weiter hoch und ziehen weiter Richtung Gieddavrre.


                                              Bye Bye Virihaure




                                              Trolle haben diesen Kreis gelegt





                                              Die Landschaft besteht aus niedrigen Birkengebüschen und vielen Gräsern und Moosen. Heidelbeeren überall.
                                              Es ist ein traumhafter Tag. Die Sonne scheint mittlerweile mit voller Kraft und die Wolken werden immer weniger. Bei mir purzelt Schicht um Schicht und ich laufe im Hemd.
                                              Kurz hinter dem Gieddavrre kommen wir an eine kleine Flussbiegung und können in der Ferne die nächste Hängebrücke sehen, die uns endgültig auf das Hochplateau führen wird.
                                              Wir machen kurz Pause und sehen ein Rentierjunges. Ca 300m entfernt. Es rennt von links nach rechts durch den seichten Fluss, hüpft und springt, spritzt mit dem Wasser rum. Lebensfreude pur. Einfach toll.
                                              Wir kommen der Hängebrücke immer näher.
                                              Von Ferne haben wir es schon gehört. Bei der Brücke ergießt sich ein gar nicht so kleiner Wasserfall mit tollen Stromschnellen.


                                              Hier sollte das Junge zu sehen sein




                                              Von dem Wasserfall und der Brücke hab ich wohl kein Foto gemacht

                                              Nach der Hängebrücke kommen wir dann endgültig auf das Hochplateau. Die Landschaft ändert sich und wird karger. Waren am Anfang noch Birkenwäldchen und kleine Krüppelbirken zu sehen, wird es jetzt steiniger und voller Flechten, Moose und Gräser.
                                              Dann das nächste Highlight. Am Horizont kommen die beeindruckenden Schneebedeckten Gipfel des Sarek näher. Die werden uns heute den ganzen Tag begleiten.
                                              Rentiere sind hier oben vereinzelt zu sehen. Aber nie in Gruppen sondern immer alleine.
                                              Wir ziehen den Weg weiter und Pierre macht mich auf einen besonders fotogenen Rentierbullen aufmerksam, der in 150-200m Entfernung direkt vor uns auf einer kleinen Kuppe thront. Ich mache natürlich ein Foto. Er guckt. Wir gucken. Fehler!!!! Im saarländischen gibt es nur ein Wort, das beschreibt was jetzt passiert: Oh leck!
                                              Er senkt sein Geweih und stürmt mit voller Geschwindigkeit den Weg runter auf uns zu.
                                              Ähm was passiert hier?
                                              Pierre und mir wird es mehr als mulmig. Der attackiert uns! Wir laufen ein paar Meter neben den Weg und sind wie paralysiert. Ca 10m vor uns wird er etwas langsamer und weicht uns in 2-3m Entfernung aus. Er macht einen aggressiven Eindruck. Wir gucken nicht zurück und laufen schnell weiter, haben aber den Eindruck, das er uns verfolgt. Das tut er auch mit etwas Abstand, wie ich aus dem Augenwinkel erkennen kann. Irgendwann lässt er ab. Uff. Kent hatte im Gespräch schon erwähnt, das die Bullen zu dieser Jahreszeit etwas „funny“ seien. Aber so „funny“ war das gar nicht.


                                              Da oben steht das Biest

                                              Wir ziehen weiter und die Landschaft wir immer alpiner und karger. Etwa 10min nach unserer Begegnung mit dem übel gelaunten Bullen sehen wir den nächsten. Das darf nicht wahr sein. Der greift auch an.
                                              Schnell treten wir neben den Weg und machen uns ganz klein. Er rennt wieder auf uns zu, macht eine kleine Schleife, bleibt 10m neben uns stehen und starrt uns an. Wir versuchen einerseits Blickkontakt zu vermeiden, auf der anderen Seite müssen wir ja gucken was er macht. Wir starten einen zaghaften Versuch nochmal aufzubrechen, aber da kommt er in unsere Richtung, bleibt stehen, als wir uns wieder hinkauern, starrt und pinkelt dann demonstrativ vor unsere Füße.
                                              Mann Mann Mann. Die Machos sind los. Natürlich. Brunftzeit. Und diese herrliche Ebene an einem so schönen Tag ist der ideale Platz um sich zu präsentieren und zu kämpfen.
                                              Nachdem wir uns 5min nicht bewegen lässt er von uns ab. Wir ziehen vorsichtig weiter, nur um hinter der nächsten Kurve dem nächsten Testosteronbolzen zu begegnen. Das gleiche Spiel. Das kann doch nicht wahr sein. Wenn das so weitergeht kommen wir heute vielleicht noch 5km weit und dürfen dann zwischen diesen netten Burschen das Zelt aufschlagen.


                                              Der nächste

                                              Blickkontakt ist übel, das haben wir schon rausgefunden. Jetzt hat Pierre aber eine gute Idee. Er meint wir sollten mal mit größerem Abstand zueinander laufen, damit sie nicht denken wir wären ein großes Tier.
                                              Gesagt, getan. Es ist schonmal ein Anfang und sie sind nicht ganz so aggressiv, machen jedoch jedesmal unmissverständlich klar, wer hier der Chef ist. Verfolgen und umrunden uns.
                                              Deeskalation Stufe 2: Ich laufe voran und beginne, sobald ich einen Bullen im Augenwinkel entdecke, einfach durch die Pampa in genau die entgegengesetzte Richtung zu laufen, bzw einen sehr großen Bogen um ihn zu schlagen. Mit dieser Taktik haben wir Erfolg. Kein Blickkontakt, große Abstände und immer ausweichen. Das wird noch bis ca 5km vor Duottar so gehen.


                                              Wir haben Angst

                                              Nach Pause machen ist uns nicht hier oben, wir können aber wieder die Landschaft und das Wetter genießen. Die Sarekgipfel kommen immer näher und sind einfach nur majestätisch. Wir kommen uns vor, wie eine Expedition im Anmarsch auf den Himalaya.
                                              Gegen Nachmittag haben wir das Plateau so langsam überquert und die Rens werden weniger, bzw sind auch Kühe und Jungtiere zu sehen. Die Lage entspannt sich. Je weiter wir kommen, desto herbstlicher wird die Flora. Immer mehr Moose und Sträucher färben sich leuchtend rot oder gelb.









                                              In einer kleinen Senke machen wir dann eine längere Pause, essen eine Kleinigkeit und senken den Adrenalinpegel. Hören Hubschrauber aus Richtung Staloluokta kommen. Da sitzt bestimmt die Familie Kent drin. Der hätte sich über uns wahrscheinlich halb tot gelacht.
                                              Die Sonne strahlt immernoch am Himmel, aber so langsam kommt ein ziemlich kräftiger, kühler Wind auf. Also Fleece und Hardshell wieder an. Es ist jetzt ca 15:00 Uhr. Das Licht ist einzigartig. Schon an den letzten 2 Tagen ist mir aufgefallen, das hier teilweise schon gegen 14:00 Uhr Nachmittag, Abendstimmung herrscht.
                                              Wie in unseren Gefilden gegen 18:00 Uhr Abends, das aber den ganzen restlichen Tag lang. Eine ganz besondere Nachmittagsstimmung.









                                              Kurz vor Duottar entdecken wir einen wunderschönen Zeltplatz, mit Blick auf die Sarekgipfel. Der ist jedoch so exponiert und Wind und Wetter ausgesetzt, das wir beschließen bis zu den Hütten zu laufen. Wenn es dort einen guten Platz gibt wird gezeltet, wenn nicht bleibt die Winterhütte.
                                              Kurz vor Duottar dann die erste „richtige“ Furt der Tour, auch wenn das Wasser recht seicht scheint.
                                              Ich gehe als erster und versuche mein Glück mit Stiefeln und Gamaschen. Na bitte. Das Wasser ist nie höher als Mitte Schienbein und ich komme mit trockenen Füßen rüber. Pierres Schuhe, die mittlerweile alles andere als dicht sind, werden in den Rucksack gepackt und die Vibram Zehenschuhe angepasst.
                                              Direkt nach der ersten Furt die zweite, ganz ohne Schwierigkeiten und schon sind wir da.


                                              Sause macht rüber


                                              Pierre macht rüber

                                              Duottar. Claudia hatte ja schon geschwärmt und ich muss ihr Recht geben. Von allen BLT Hütten auf dieser Tour sind das die am schönsten gelegenen. Leider ohne Blick auf den Sarek
                                              Wir suchen etwas und finden zwischen den Hütten einen guten, relativ windgeschützten Platz für das Vango. Es wird diese Nacht zwar wieder verdammt kalt werden, aber wir wollen jetzt unbedingt wieder im Zelt schlafen. Pierre wird sich dick anziehen und eine Flasche warmes Wasser als „Wärmflasche“ mit in den Sack nehmen.
                                              Während ich das Zelt aufbaue holt Pierre Wasser und richtet die Freiluftküche ein. Wir essen Süppchen mit einer tollen Aussicht auf Kierkevare. Die Sonne senkt sich langsam und es wird deutlich kühler. Zum Abendessen ziehen wir uns dann doch in die Winterhütte zurück. Im schwindenden Tageslicht herrscht eine besondere Stimmung in der Hütte. Ich fühle mich wie 100 Jahre zurück versetzt.











                                              Der Sonnenuntergang ist wiedereinmal spektakulär und nachdem die Sonne untergegangen ist, wird es empfindlich kalt. Schnell ziehen wir uns ins Zelt zurück. Pierre dick eingepackt mit Wärmflasche und ich nehme alle überflüssigen Klamotten auch mit in den Schlafsack. Mir wird gleich warm und ich lobe mich dafür den Carinthia Kufasack gegen die Daunentüte getauscht zu haben. Mit dem Pfeifen des Windes im Ohr schlafen wir gegen 21:30 Uhr todmüde ein.



                                              Bilanz: 18,6km in 4:39h Laufzeit, 599m hoch und 309m wieder runter

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                                              • Pfiffie
                                                Fuchs
                                                • 10.10.2017
                                                • 2024
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                Ihr habt bestimmt mit den Stöckern rumgefuchtelt, die armen Rentierbullen


                                                Die Etappe habe ich zwecks Höhenmeter in nicht so guter Erinnerung, nicht wegen der Höhenmeter, aber ich hatte das Gefühl wenn man 5m hochgelaufen ist wieder 2 runter zu laufen .

                                                An dem Wasserfall hab ich letztes Jahr Pause gemacht, ein tolles Fleckchen, auch alles rund um die Hütten dann, kann ich nur bestätigen.
                                                "Freiheit bedeutet, dass man nicht alles so machen muss wie andere"

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                                                • Sausemann
                                                  Erfahren
                                                  • 11.10.2018
                                                  • 142
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                  Zitat von Pfiffie Beitrag anzeigen
                                                  Ihr habt bestimmt mit den Stöckern rumgefuchtelt, die armen Rentierbullen

                                                  Nee haben wir lieber nicht. Wir dachten das macht sie bestimmt noch aggressiver
                                                  Und wenn so ein ausgewachsener Rentierbulle auf einen zugedonnert kommt weiß man instinktiv ganz schnell das 2 kleine Stöckchen den nicht aufhalten werden

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                                                  • Ljungdalen

                                                    Alter Hase
                                                    • 28.08.2017
                                                    • 3014
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                    Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                                    Und wenn so ein ausgewachsener Rentierbulle auf einen zugedonnert kommt...
                                                    Hm, ganz schön früh im Jahr für so ein Verhalten. Beginnt die Brunftzeit nicht erst so frühestens Ende September? (Und dauert bis November?)

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                                                      Alter Hase
                                                      • 28.08.2017
                                                      • 3014
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                      Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                                      <Staloluokta>
                                                      Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                                      <Duottar>
                                                      Der Sonnenuntergang ist wiedereinmal spektakulär ...
                                                      Hehe, wie es sich Jahr für Jahr gleicht! Und das ist auch gut so! Staloluokta 18.09.2017:





                                                      (nach unserem längsten Tagesabschnitt übrigens, 30 km von Darreluoppal... bei Duottar waren wir viel zu früh (vor 12), und da war das Wetter auch noch relativ mies... ab dem nächsten Morgen dann die zwei restlichen Tage bis Ny Sulitjelma wolkenlos)

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                                                        Erfahren
                                                        • 11.10.2018
                                                        • 142
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                        Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                                                        Hm, ganz schön früh im Jahr für so ein Verhalten. Beginnt die Brunftzeit nicht erst so frühestens Ende September? (Und dauert bis November?)
                                                        Hm da bin ich nicht der Experte. Das ging ja den ganzen Tag so und da auf dieser Ebene tatsächlich nur einzelne Bullen zu sehen waren und alle ziemlich schräg drauf waren, konnten wir es uns nur so erklären. Vielleicht meinte Kent das ja auch als er sagte die wären etwas "funny" im Moment

                                                        Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                                                        Hehe, wie es sich Jahr für Jahr gleicht! Und das ist auch gut so! Staloluokta 18.09.2017:


                                                        Gottseidank nicht! Sie haben die Bettwäsche gewechselt

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                                                          • 17.08.2008
                                                          • 1503
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                          Es ist so interessant, den Bericht zu lesen und die Eindrücke zu vergleichen. Wir waren ja von den Brücken bis Stalo einen Tag hinter euch unterwegs. So oft liegt mir ein Kommentar auf der Zunge. Ich muss unbedingt auch einen Bericht schreiben, über Ostern sollte sich ja dafür etwas Zeit finden, dann plane ich zu beginnen.

                                                          Danke für das "lustige, positive Pärchen zwischen 40 und 50 Jahren", Holger (52) meinte zu mir (50): Was für ein Charmeur. Kent saß übrigens sicher nicht in dem Hubschrauber, die waren abends immer noch da, übernachteten aus welchem Grund auch immer aber im Zimmer direkt nebenan. Und wir hatten Action, der Gasalarm löste nämlich aus. Dazu dann mehr in meinem Bericht, wobei es (zum Glück) unspektakulär blieb. Das Gas wurde natürlich sicherheitshalber abgestellt.

                                                          Und dann noch zwei Kommentare zu diesem Bild:

                                                          Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                                          Derselbe Sonnenuntergang weiter westlich über dem Virihaure:



                                                          Tuottar 2003, da muss man sich doch in die Gegend verlieben (habe gerade nur den alten Scan zur Hand):

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                                                          • Sausemann
                                                            Erfahren
                                                            • 11.10.2018
                                                            • 142
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                            Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen
                                                            . Ich muss unbedingt auch einen Bericht schreiben, über Ostern sollte sich ja dafür etwas Zeit finden, dann plane ich zu beginnen.
                                                            Ich bitte drum

                                                            Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen
                                                            Danke für das "lustige, positive Pärchen zwischen 40 und 50 Jahren", Holger (52) meinte zu mir (50): Was für ein Charmeur.
                                                            Da hab ich nur wahrheitsgemäß meine Eindrücke wiedergegeben

                                                            Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen
                                                            Kent saß übrigens sicher nicht in dem Hubschrauber, die waren abends immer noch da, übernachteten aus welchem Grund auch immer aber im Zimmer direkt nebenan. Und wir hatten Action, der Gasalarm löste nämlich aus. Dazu dann mehr in meinem Bericht, wobei es (zum Glück) unspektakulär blieb. Das Gas wurde natürlich sicherheitshalber abgestellt.
                                                            Ach Mist, hoffe es wurde nicht zu kalt




                                                            Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen
                                                            Derselbe Sonnenuntergang weiter westlich über dem Virihaure:



                                                            Tuottar 2003, da muss man sich doch in die Gegend verlieben (habe gerade nur den alten Scan zur Hand):

                                                            Wow fast die gleiche Färbung und der gleiche Winkel. Duottar war ein Traum

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                                                              Erfahren
                                                              • 11.10.2018
                                                              • 142
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                              Dienstag 10.09. Tag 8 „The thrill of the lonsesome Hiker“

                                                              Ich schlafe gut diese Nacht. Es ist zwar richtig kalt, ich friere aber nicht, sondern habe es schön warm.
                                                              Um 6:00 Uhr treibt es Pierre aus dem Zelt. Ich will noch nicht. Es ist so kuschlig warm und draußen sind es nur 5°C . Drehe mich nochmal rum und döse vor mich hin. 6:20 Uhr ist das Regen? 6:25 Uhr Ach Mist. Ja es nieselt aufs Zelt. Da brauch ich auch nicht aufstehen. Wird’s halt noch von außen nass, innen steht eh das Kondenswasser.
                                                              6:45 Uhr Pierre kommt angelaufen. Ich soll schnell aufstehen und das Zelt abbauen es käme eine große Regenfront auf uns zu. Sollte das Wetter nicht schön bleiben? Ich mache also einen Kaltstart und ziehe mich hastig an. Pierre trägt Schlafsäcke und Isomatten zur Hütte, kommt zurück und holt den Rest, während ich schnell das Zelt abbaue. Noch ist es noch nicht klatschnass. Von Westen her kommt tatsächlich eine übel schwarze Wolkenfront aus der es in der Ferne auch schon heftig pladdert.


                                                              rain is coming

                                                              Schaff ich das noch bevor der große Guss kommt? Nicht wirklich. Beim Abbau werde ich noch schön geduscht. Naja bin ich wenigstens wach. Ich eile zur Hütte, wo Pierre schon das Frühstück vorbereitet hat.
                                                              Eine halbe Stunde regnet es, dann wird es langsam weniger.
                                                              Wir packen zusammen und warten noch, wie sich das Wetter entwickelt.
                                                              Die Etappe heute ist nicht sehr lang. 10Km und soll uns über den höchsten Punkt der Tour führen. Nach Gestern hatte ich mir erhofft, wir könnten heute wieder den ganzen Tag mit Blick auf die Sarekgipfel laufen, aber ich zitiere den Wanderführer: „Meist wandert man in den Wolken...“
                                                              Das Wetter kann sich nicht wirklich entscheiden. Manchmal blitzt sogar die Sonne durch.


                                                              Der Blick zurück. Wirds noch was mit dem Wetter?


                                                              So sieht es vor uns aus

                                                              Gegen 10:00 Uhr laufen wir dann los. Der Weg ist steinig, stellenweise schlammig und sehr hügelig. Es geht aber stetig bergan. Wir befinden uns jetzt wirklich in den Wolken. Neblige, gedämpfte Stimmung. Es fühlt sich wiedereinmal nach Sigur Ros, Skandinavischen Sagen, Elfen und Trollen an. Wir sehen tolle Felsformationen und Bergseen im Nebel. Mystisch.






                                                              Es kann nur einen geben



                                                              Gestört wird diese Idylle nur durch den Ohrwurm den Pierre mir soeben verpasst hat. I wanna hold your Hand von den Beatles beißt sich gerade mit der Stimmung um mich rum
                                                              Beim Laufen fange ich an meine rechte Achillessehne zu spüren. Aua. Was soll das denn? Die schmerzt richtig bei jedem Schritt bergauf. Das Sprunggelenk fängt auch an Ärger zu machen. Ich beschließe die Wehwechen einfach zu ignorieren und hoffe das sich das bis morgen erledigt hat. Wir nähern uns dem höchsten Punkt. An einem schönen Fels machen wir eine längere Pause und essen unser Daypack. Der Fels hat es Pierre angetan und er krabbelt die ganze Zeit darauf herum. Ich bin nicht wirklich höhenfest und auf der anderen Seite geht es runter. Das kann ich sogar durch den Nebel sehen. Mir ist etwas mulmig. Pass bloß auf Junge.


                                                              Ahab auf dem Wal!


                                                              Das Signalorange des Raincovers wird die nächsten Tage eine hervorragende Tarnung werden



                                                              Wir laufen weiter und kommen zum höchsten Punkt. 948m wird das Garmin sagen. Es suppt jetzt immer mehr ein und die Sicht fällt auf ca 20m. Laufen jetzt monoton einfach weiter. Diese Passage ist ziemlich trübsinnig. Zum erstenmal auf dieser Tour vermisse ich auch die Sausefrau und die schnurrenden Stubentiger.
                                                              Jetzt beginnt es stetig bergab zu gehen. Wir kommen langsam aber sicher aus den Wolken und auf „der anderen Seite“ erwartet uns der Herbst. Es ist wieder viel mehr Vegetation zu sehen. Die kleinen Birken und die Beeren und Moose sind jetzt vornehmlich gelb, orange, rot gefärbt.
                                                              In der Ebene vor uns liegen die Darreluoppalhütten. Der gesamte Himmel ist eine einzige Suppe, nur über den Hütten scheint die Sonne. Schon wieder eines dieser unglaublichen Lichtspiele.





                                                              Wir steigen ab zu den Hütten und sind schon um 14:00 Uhr da.
                                                              Während wir die Anlage in Augenschein nehmen zieht der Himmel Blitzartig zu und es beginnt wie aus Eimern zu gießen. Die Entscheidung ist schnell gefällt, die nächste Nacht in einer Hütte wird gebucht.
                                                              Wir treten ein. Außer uns ist niemand da und wir erwarten auch nicht, das noch jemand kommt. Wir belegen also die Hütte und machen es uns gemütlich. Viel Zeit zum Tee trinken und Tagebuch schreiben.
                                                              Als ich den Left over Schrank öffne muss ich schmunzeln. Uns ist heute morgen das Milchpulver für den Kaffee ausgegangen. Kaffee schwarz mag ich nicht und soviel Zucker um ihn genießbar zu machen haben wir auch nicht dabei. Aber was finde ich? Genau. Milchpulver.
                                                              Wie war das mit dem Karma?
                                                              Noch ein bisschen Körperpflege und dann spielen Pierre und ich zum erstenmal auf der Tour 66. Ein den meisten vollkommen unbekanntes 2 Personen Kartenspiel, aber bei Pierre und mir seit Jahrzehnten unser Travelklassiker.
                                                              Während wir spielen poltert es im Vorraum. Na da kommt wohl doch noch jemand. Die Tür geht einen Spalt auf und wir rufen ein freundliches Hej, Hej. Batz. Die Tür fliegt zurück in die Angeln, hastiges Gepolter und dann knallt die Tür nach draußen, wo es immer noch in Strömen gießt.
                                                              Was war das denn? Seltsam. Ich stehe auf und gucke durch das Fenster des Vorraums. Draußen sehe ich einen Kerl wie ein Schrank rumlaufen. Hat einen riesigen Rucksack mit Osprey Raincover auf dem Buckel.
                                                              Er laüft von Hütte zu Hütte und rüttelt an der Tür. Hat der ein Problem mit Menschen? Es ist mittlerweile 17:30 Uhr und sehr viel weiter wird er heute nicht können. Zudem ist das Wetter richtig fies. Mittlerweile stürmt es auch. Als er bei der Stugvard Hütte angekommen ist verliere ich ihn aus den Augen. Sehr seltsam der Kerl. Dem möchte ich jetzt nicht unbedingt über den Weg laufen.
                                                              Wir spielen weiter, aber ich bin unentspannt. Pierre gewinnt die Chose. Auch das noch.
                                                              Ich muss aufs Klo und Wasser brauchen wir auch noch. Ich schnappe mir also die Eimer und stiefel durch den Regen. Da die Wasserpumpen über den Winter abgestellt sind muss ich runter ans Ufer des Vassjajahka steigen. Gar nicht so einfach die vollen Eimer ohne große Verluste wieder nach oben zu bringen. Auf dem Rückweg such ich noch das stille Örtchen auf. Es fällt mir auf, das eine Tür nicht verriegelt ist, mache mir aber keine Gedanken. Als ich das so sitze steigt mir der Duft von 5min Terrine in die Nase. Bitte? Kann nicht wahr sein. Der Typ sitzt auf dem Klo neben mir und kocht! Jetzt wird es mir langsam unheimlich. Wieso kommt der nicht einfach in die Hütte? Setzt sich lieber auf das zugige kalte Klo und kocht dort?
                                                              Ich gucke das ich Land gewinne und laufe durch den Regen zur Hütte. Der Rest des Abends ist unentspannt. Pierre ist zwar auch besorgt, macht sich aber nicht so viele Gedanken wie ich. Habe wohl ein paar zuviel Horrorfilme geguckt.
                                                              Auf jedenfall machen wir zum erstenmal überhaupt die Vorhänge zu. Ich linse noch ein paar mal durch die Fenster im Vorraum, kann den Kerl aber nicht mehr sehen. Es wird jetzt auch dunkel und es regnet immer noch unablässig. Wir essen unser Tütenmahl und verrammeln dann tatsächlich die Tür. Wenn er wirklich will, wird er es wohl schaffen unsere Psychopathensicherung zu durchbrechen, es wird aber einen Heidenlärm geben.
                                                              Wir verziehen uns in die Kojen und ich schlafe mit ungutem Gefühl ein.


                                                              Türsicherung mit Eimer Alarmanlage

                                                              Bilanz: 10km in 3:46h Laufzeit, 190m hoch und 390m wieder runter
                                                              P.S.: Zur Beruhigung: Wir haben es überlebt

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                                                                Alter Hase
                                                                • 28.08.2017
                                                                • 3014
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                                                Hat der ein Problem mit Menschen? ... Sehr seltsam der Kerl.
                                                                Ja, solche auch schon öfter getroffen. Machen in strömendem Regen auf der Bank vor der Hütte "Pause" und kommen partout nicht rein, wenn man auf sich aufmerksam macht. Oder antworten einsilbig, wenn man sie trifft - dann gebe ich i.d.R. sofort auf, bringt nichts...

                                                                Naja, einige wollen halt (vermeintliche) "Einsamkeit" auf Teufel komm raus, ich versteh's auch nicht, aber wie es halt jedem gefällt ...

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                                                                  Erfahren
                                                                  • 27.11.2013
                                                                  • 430
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                  Na ihr trefft vielleicht Leute (und Elchbullen) unterwegs . Auf jeden Fall wunderschön und auch sehr unterhaltsam für uns Mitleser! Wenn ich mir die Fotos so ansehe, weiß ich, dass ich den restlichen Led ab Staloluokta unbedingt auch mal gehen muss, hab sowas von lange Zähne! Danke für's Mitnehmen!

                                                                  Kommentar


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                                                                    Fuchs
                                                                    • 10.10.2017
                                                                    • 2024
                                                                    • Privat


                                                                    #34
                                                                    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                    Waren in dem Klo immer noch so viele Fliegen wie im Juli? Haste die Tür aufgemacht haste das Gefühl gehabt dir wirft jemand ne Hand voll Reis ins Gesicht.

                                                                    Das Stück nach Kvikkjokk fand ich hatte einen ganz tollen Kontrast zum Kahlfjäll, bin gespannt wie es weiter unten dann im September aussah.

                                                                    Für mich hat es bei meinen ersten Hütten 2018 unheimlich viel Überwindung gekostet mit Fremden Menschen Seite an Seite zu schlafen. Allerdings war das innerlich, rein gelaufen bin ich trotzdem, ohne Zelt hatte ich ja auch keine Wahl damals . Ich weiß noch in der Hütte in Durottar das ich in der Hütte saß und die Daumen gedrückt habe das ich alleine in der Hütte bleibe.
                                                                    "Freiheit bedeutet, dass man nicht alles so machen muss wie andere"

                                                                    Kommentar


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                                                                      Erfahren
                                                                      • 11.10.2018
                                                                      • 142
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                      Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                                                                      ...
                                                                      Naja, einige wollen halt (vermeintliche) "Einsamkeit" auf Teufel komm raus, ich versteh's auch nicht, aber wie es halt jedem gefällt ...
                                                                      Das ist schon krass. Wenn man bei eisigen Temperaturen lieber auf dem Klo kocht und schläft (das vermute ich jetzt mal), als sich in die Sicherheit und Wärme einer Hütte zu begeben, selbst wenn da Menschen sind.
                                                                      Abgesehen davon haben wir uns gefragt, warum der nicht einfach in den Müllraum gegangen ist. Da wäre es bestimmt noch ein bisschen angenehmer gewesen.
                                                                      Auf jedenfall hat er, zumindest mir, einen unangenehmen Abend beschert.

                                                                      Zitat von oesine63 Beitrag anzeigen
                                                                      Na ihr trefft vielleicht Leute (und Elchbullen) unterwegs . Auf jeden Fall wunderschön und auch sehr unterhaltsam für uns Mitleser! Wenn ich mir die Fotos so ansehe, weiß ich, dass ich den restlichen Led ab Staloluokta unbedingt auch mal gehen muss, hab sowas von lange Zähne! Danke für's Mitnehmen!
                                                                      Zum Glück waren es "nur" Rentierbullen. Bei einem Elch hätte ich mir garantiert in die Hose gemacht (Hab ich ja so schon fast) Den restlichen Weg musst Du unbedingt gehen. Komplett anders als der Teil bis Tarreluoppal. Und im Herbst einfach gigantisch.

                                                                      Zitat von Pfiffie Beitrag anzeigen
                                                                      Waren in dem Klo immer noch so viele Fliegen wie im Juli? Haste die Tür aufgemacht haste das Gefühl gehabt dir wirft jemand ne Hand voll Reis ins Gesicht.
                                                                      Nee gottseidank waren die weg. Es war wohl schon zu kalt.

                                                                      Zitat von Pfiffie Beitrag anzeigen
                                                                      Das Stück nach Kvikkjokk fand ich hatte einen ganz tollen Kontrast zum Kahlfjäll, bin gespannt wie es weiter unten dann im September aussah.
                                                                      Genau fanden wir auch. Morgen gehts weiter, dann gibts da auch Bilder von

                                                                      Zitat von Pfiffie Beitrag anzeigen
                                                                      Für mich hat es bei meinen ersten Hütten 2018 unheimlich viel Überwindung gekostet mit Fremden Menschen Seite an Seite zu schlafen. Allerdings war das innerlich, rein gelaufen bin ich trotzdem, ohne Zelt hatte ich ja auch keine Wahl damals . Ich weiß noch in der Hütte in Durottar das ich in der Hütte saß und die Daumen gedrückt habe das ich alleine in der Hütte bleibe.
                                                                      Da kann ich Dich sogar verstehen. Ich hab auch öfter misanthropische Züge an mir. (vor allem Samstags beim einkaufen )
                                                                      Aber auf so einer Tour erwartet man doch in etwa gleichgesinnte zu treffen, man muss ja nicht mit jedem direkt Freund sein.
                                                                      Du bist ja reingegangen. Laurent z.B. wäre bestimmt auch lieber alleine geblieben und hat sich im Endeffekt dann gefreut, die nächsten Tage etwas Gesellschaft zu haben.
                                                                      Das Verhalten von dem Kerl fand ich einfach nur strange.

                                                                      Kommentar


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                                                                        Erfahren
                                                                        • 11.10.2018
                                                                        • 142
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                                                                        AW: [SE] Padjelantaleden 2019 von Licht, Schatten, Freunden und Rentieren

                                                                        Mittwoch 11.09.2019 Tag 9 Herbstdämmerung

                                                                        6:30 Uhr Ich wache auf mit einem schlechten deutschen Schlager im Ohr. Milva. Hurra wir leben noch.
                                                                        Pierre liegt auch gänzlich unbeschadet im Bett gegenüber und schläft noch. Ich öffne die Vorhänge und schaue aus dem Fenster. Das Wetter kann sich mal wieder nicht entscheiden. Wird’s gut oder schlecht? Wir werden sehen. Im Moment scheint jedenfalls etwas die Sonne. Mit einem komischen Gefühl trete ich vor die Tür und guck mich um. Alle Klos verriegelt, der Müllraum verriegelt, kein Zelt zu sehen. Der Kerl scheint weg zu sein. Was der wohl letzte Nacht getrieben hat?
                                                                        Beruhigt steige ich wieder zum Fluss runter und hole Wasser. Danach das allmorgendliche Ritual aus frühstücken, Kaffee trinken, zusammenpacken. Da mir morgen auch das Frühstücksmüsli fehlen wird nehme ich mir eine Packung Haferflocken aus dem Left over Schrank.
                                                                        Pierre hat sich mittlerweile mit seinem Knie arrangiert. Es schmerzt zwar, aber nicht übermäßig. Meine Achillessehne ist über den ganzen Ausflug gar nicht mehr erfreut und schmerzt schon beim Wasser holen heftig. Blöd, geht aber. Bald haben wir es eh geschafft. Wir buckeln die mittlerweile gar nicht mehr so schweren Rucksäcke und laufen gegen 9:00 Uhr los.
                                                                        Die Fläche vor uns ist noch eben und weit, im Süden können wir aber schon den Eingang ins Tarradalen sehen. Eine ganz andere Landschaft, als die Tage zuvor. Keine große karge Ebene, sondern ein Tal liegt vor uns. Die Berghänge sind bewaldet und leuchten orange.


                                                                        Morgens 7:00 Uhr

                                                                        Am Anfang führt der Weg durch hüfthohes Gebüsch. Es regnet zwar nicht, aber die Büsche sind so triefend nass, das wir die Regenhosen anziehen müssen, um nicht komplett durchnässt zu werden. Der Untergrund ist sumpfig, also geht es über Bohlenwege. Plötzlich bewegt sich was vor uns. Ein Wanderer. Der erste (ohne den Typ gestern Abend) den wir seit Staloluokta sehen. Es ist ein Schwede um die 50 der den Padjelantaleden laufen will. Wir müssen ihm leider sagen, das das Boot nach Ritsem nicht mehr fährt. Er ist ganz erstaunt. Hat der vorher nicht die Fahrpläne gecheckt? Etwas zerknirscht schaut er auf seine Karte und beschließt dann durch den Sarek zu einem Ort zu laufen, wo ein Bus fahren soll. Wir haben gehörig Respekt vor dem Sarek, aber das scheint für ihn kein Problem zu sein. Hoffentlich kennt er sich mit Buslinien besser aus, als mit Bootsrouten. Er warnt uns noch vor den glitschigen Bohlen und zieht weiter. Er hat recht. Gestern Nacht hat es ordentlich geregnet und die Dinger sind immer noch ganz nass und rutschig. Zudem an manchen Stellen fast permanent unter Wasser und mit einer schleimigen Algenschicht überzogen.





                                                                        Ganz, ganz langsam wird die Ebene enger und die Bergflanken rücken näher. Wir folgen die ganze Zeit dem Lauf des Darrejahka. Die herbstlichen Birkenwälder sind einfach unfassbar schön. Die Farben sind unglaublich intensiv. Gelb und Orange bestimmen die Landschaft.
                                                                        Nach ca 1h kommen wir an einem schönen Wasserfall vorbei, wo wir kurz Pause machen. Bald ist das Ende des Padjelantanationalparks erreicht. Schade er fehlt mir jetzt schon. Der Himmel ist jetzt vollkommen bewölkt, es regnet zwar nicht, es herrscht aber eine hohe Luftfeuchte.
                                                                        Wir genießen den Herbst. Auch ohne Sonne haben die Wälder und Flussniederungen eine faszinierende, bezaubernde Ausstrahlung. Wir machen noch einmal kurz Pause mit herrlichem Blick auf das Flusstal und die gegenüberliegenden Berge. Vereinzelt sind auch Rentiere zu sehen.






                                                                        Der einzige Selbstauslöser in 11 Tagen

                                                                        Nach ca 2,5h kommen wir dann an die kleine Hängebrücke, die das Ende des Padjelanta markiert. Wehmut. Den Unterschied merkt man sofort an den Bohlenwegen. Diese sind ab der Grenze in einem viel schlechteren Zustand. Wald und Wiesenpassagen wechseln sich ab und in den Birkenwäldchen ist der Untergrund ziemlich morastig. Die Bohlen teilweise glatt wie Eis. Im beinahe stürzen steht es mittlerweile
                                                                        4-0 für mich. Das ist gar nicht so ungefährlich, mit dem Rucksack auf dem Rücken, auf einem Bein balancierend...2mal verdrehe ich mir das Knie, es passiert aber gottseidank nichts.









                                                                        Heute vermisse ich die Sausefrau noch mehr. Schiele schon heimlich auf morgen. Ab der Njunjeshütte soll es wieder Handyempfang geben. Unfassbar. Kaum besteht die Aussicht wieder auf dieses Wischding zu gucken und schon kann ich es kaum erwarten. So degeneriert bin ich schon
                                                                        Nachdem wir die letzten Tage ja immer eine unfassbare Weite vor uns hatten, ist die Sicht nun beschränkt. Bis zum nächsten Wäldchen, bis zur nächsten Kurve....dazwischen immer wieder grandiose Fernblicke auf die gegenüberliegende Seite und das Tarradalen entlang. Laut Karte wird der Darrejahka jetzt zum Tarraätno, der uns bis Kvikkjokk begleiten wird.
                                                                        Wir kommen immer tiefer und bleiben nur leicht über der Höhe des Flusstals. Dort unten wird der Wald lichter, es kommen immer mehr Gebüsche und Wiesenflächen. Die hohen bewaldeten Bergflanken immer im Blick, die Gipfel im Nebel.



                                                                        Dann kommt die Sonne raus. Wow. Mit einem Schlag beginnen die bunten Birken und Gräser zu leuchten und zu funkeln. Die Sonne schießt Laserstrahlen durch die Wolkenlücken. Magisch. Mich überkommt wieder ein Gefühl tiefster Entspannung. Ich denke an nichts und bin einfach da. Eins mit mir und der Umgebung.
                                                                        Die Sony summt und summt.












                                                                        keine Tour ohne Frosch

                                                                        Weiter geht’s dem Tagesziel entgegen. Es ist so schön und wir liegen so gut in der Zeit, das wir Dampf vom Kessel nehmen, einfach nur genießen und der Sammarlappahütte entgegen schlendern.
                                                                        Jetzt kommen wir auch ganz nah an den Tarraätno. Folgen seinen Flussbiegungen, bewundern die aufgeschwemmten Kiesbänke.







                                                                        Da kommt auch schon die Hütte in Sicht. STF. Ganz andere Anlage als im Padjelanta. Nur eine große Haupthütte, daneben ein Notraum, wesentlich spartanischer als in den BLT Hütten und ein großer Schuppen. Dafür sind die Klosetts beheizt
                                                                        Die Hütte sieht aus, wie ich mir eine schwedische Hütte so vorstelle, seit ich als Kind Michel von Lönneberga gelesen habe. Giebeldach, schön rot gestrichen, mit weißen Fenstern und Türen.
                                                                        Dazu ist sie wunderschön gelegen. Direkt am Fluss, mit Fernblick auf die gegenüber liegenden Berge. Im Fluss eine idyllische Kiesbank. Ich liebe Kiesbänke. Im Nordwesten die Gipfel von Goathnjunjes, Vuoksakvahta und Fierro Es sieht fast aus wie in British Columbia. Nur der Herbst ist hier eindrucksvoller.






                                                                        Sanitäre Anlage mit Sitzheizung

                                                                        Jetzt muss ich mich selbst zitieren:

                                                                        Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen

                                                                        Meiner Nichte zu Ehren wurden alle BLT Kloapierhalter nach ihr benannt. STF schwört auf Katrin, diese Dame kenne ich nicht und wenn ja würde ich es abstreiten

                                                                        Und hier ist Katrin

                                                                        Wir erkunden die Gegend und finden in einem leichten Birkenwäldchen einen schönen, von Büschen geschützten Zeltplatz.





                                                                        Pierre entdeckt einen Naturkühlschrank mit Käseschmierage und die beheizten Lokusse, ich entdecke im left over Schrank das passende Knäckebrot und schaue mir dann den Schuppen nebenan an.
                                                                        Ich öffne die Tür und das Schreinermeister Herz gerät in Wallung. Ein Holzschuppen!
                                                                        Bis unters Dach voll mit Birkenholz. Rundware. Eine scharfe Bügelsäge, eine Premium Fiskars Axt. Sägebock, Hauklotz, alles da und vom feinsten.
                                                                        Sogar Birkenrinde als Anzünder. Das hier alles mit Holz geheizt wird hab ich schon im Wanderführer gelesen. Vor der Haupthütte gibt es auch eine kleine Feuerstelle mit Sitzbank und Tisch. Ich kann mich nicht beherrschen und fange an wie bekloppt zu sägen und Holz zu spalten. Als ich mich abreagiert habe setzen wir uns erstmal an den Tisch und essen unser Süppchen und endlich wieder Knäckebrot mit Käseschmierage. Was für ein kulinarischer Genuss, nach der Eintönigkeit der letzten Tage. In diesem Moment besser als jedes Filet Steak.










                                                                        Irgendein schlauer Geist hat auf diesem Keil eine komplizierte Gleichung hinterlassen. Ich dachte aber immer die Lösung wäre 42



                                                                        Danach fangen die großen Jungs an zu spielen. Wir haben ein Fährboot entdeckt. Quer zum Flusslauf liegt es am Ufer vertäut. 2 Leinen führen auf die andere Flusseite und man kann sich über den Fluss ziehen, was wir auch ausgiebig machen. Skipper Pierre legt sich ordentlich ins Zeug und zieht uns rüber, während ich die Anlegemanöver übernehme. Auf der anderen Seite erkunden wir eine Zeitlang die Gegend und schippern dann wieder ans heimische Ufer.



                                                                        Es wird so langsam dunkel und Pierre zieht sich zum Tagebuch schreiben zurück.
                                                                        Der Schreiner hat aber noch eine Mission. Ein Span hier, einer da, ein bisschen Birkenrinde, ein Feuerzeug, noch ein paar Scheite et voila: Es brennt! Mich erfasst ein unheimlich archaisches Gefühl.
                                                                        Ich freu mich diebisch. Pierre kommt zurück und wir essen bei Feuerschein unser Tütenmahl. Wir lungern noch ein bisschen am Feuer rum und ziehen uns dann ins Zelt zurück.


                                                                        Mann hat Feuer gemacht!

                                                                        Bilanz: 15,3km in 3:57h Laufzeit, 261m hoch und 470m wieder runter

                                                                        Kommentar


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                                                                          Alter Hase
                                                                          • 28.08.2017
                                                                          • 3014
                                                                          • Privat


                                                                          #37
                                                                          AW: [SE] Padjelantaleden 2019 von Licht, Schatten, Freunden und Rentieren

                                                                          Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                                                          ...und schaue mir dann den Schuppen nebenan an.
                                                                          Ich öffne die Tür und das Schreinermeister Herz gerät in Wallung. Ein Holzschuppen! ...

                                                                          Auch hervorragend... naja, einigermaßen geeignet zum Übernachten:


                                                                          (16.09.2017) Wir kamen da im Regen und im Dunkeln an (hätte ich den Weg nicht von früher in Erinnerung gehabt, hätte ich das nicht gewagt)... hatten die 29 km von Vaimok doch etwas unterschätzt und unterwegs getrödelt, bspw. die Tarraälvshydda - bei noch guten Wetter - angeguckt. Ausgerechnet hier war der Notraum besetzt - wir rochen den Rauch schon von Weitem: 2 Deutsche, zwei von insgesamt fünf Menschen überhaupt, die wir in den sieben Tagen (Padjelanta-Runde ab Ny Sulitjelma) trafen.

                                                                          OK, der Schuppen ging auch, nur beim Einschlafen hat eine Maus genervt, die direkt neben meinem Kopf einen Lappen fressen wollte. Lebensmittel haben sie offenbar nicht interessiert, aber ich bin dann doch noch mal aus dem Schlafsack und habe sicherheitshalber alles im Rucksack verstaut...

                                                                          Von der Seilfähre wusste ich da noch nicht, sonst wären wir vielleicht die kürzere Querfeldeinstrecke gegangen, nur ca. 15 km. (PS Ehrlich gesagt, habe ich die Fähre auch gar nicht gesehen... wird das Boot bei Sommersaisonende rausgenommen?)
                                                                          Zuletzt geändert von Ljungdalen; 05.04.2020, 20:55.

                                                                          Kommentar


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                                                                            Erfahren
                                                                            • 11.10.2018
                                                                            • 142
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [SE] Padjelantaleden 2019 von Licht, Schatten, Freunden und Rentieren

                                                                            Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                                                                            ...OK, der Schuppen ging auch, nur beim Einschlafen hat eine Maus genervt, die direkt neben meinem Kopf einen Lappen fressen wollte. Lebensmittel haben sie offenbar nicht interessiert, aber ich bin dann doch noch mal aus dem Schlafsack und habe sicherheitshalber alles im Rucksack verstaut...

                                                                            Von der Seilfähre wusste ich da noch nicht, sonst wären wir vielleicht die kürzere Querfeldeinstrecke gegangen, nur ca. 15 km. (PS Ehrlich gesagt, habe ich die Fähre auch gar nicht gesehen... wird das Boot bei Sommersaisonende rausgenommen?)
                                                                            Was denn ich hätte mich nirgends wohler als im Holzschuppen gefühlt

                                                                            Ich vermute das das Boot zu Saisonende rausgenommen wird, das würde ja wahrcheinlich im Winter kaputt gehen, oder bei der Schneeschmelze weggerissen. Andererseits war da schon alles zu und Winterfest.
                                                                            Sah auf jedenfall relativ neu aus.

                                                                            Kommentar


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                                                                              Erfahren
                                                                              • 11.10.2018
                                                                              • 142
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                                                                              AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                              Donnerstag 12.09.2019 Tag 10 „The Huntsmen“

                                                                              5:00 Uhr. Es regnet. Die ganze Nacht schon und zwar aus allen Luken. Jetzt ist es nicht mehr ganz so schlimm, der Sound auf dem Zeltdach ist jedoch deutlich. Pierre steht auf und ich dreh mich wieder rum. Eine halbe Stunde später kann ich mich nicht mehr von einer Seite auf die andere drehen und stehe auf. Noch etwas verschlafen schlüpfe ich in die Regenklamotten und suche Pierre. Er sitzt auf den Stufen der überdachten Veranda an der Haupthütte und trinkt Kaffee. Es nieselt und regnet noch, aber uns macht das nichts aus. Es ist eine herrlich ruhige Morgenstimmung. Pierre kocht mir einen Kaffee und ich probiere die Haferflocken von gestern. Mann was für ein Gaumenkleister. Total geschmacklos, aber mit einem Schuss Kaffee drin geht’s.
                                                                              Die Etappe heute wird lang. 19Km bis zur Njunjeshütte und dann wars das schon fast. Die Sorgen, ob wir die Etappen schaffen würden, ob der Rücken durchhält, ob wir uns andauernd total verausgaben würden sind spätestens seit Staloluokta vollkommen verflogen. Wir können uns und unser Tempo mittlerweile gut einschätzen. OK, es ist X Uhr, wir müssen X km durch X-beliebiges Gelände laufen, dann sind wir gegen X Uhr da. Das sind so unsere allmorgendlichen Gedanken. Nicht mehr und nicht weniger. Das tägliche Laufen ist zur Routine geworden.
                                                                              Mir gefällts auf unserem geschützten Plätzchen und ich habe so gar keine Lust das nasse Zelt abzubauen und den Kram zu packen. Aber es hilft alles nichts, heute wird lang und wir müssen los.



                                                                              Wir packen zusammen und um kurz vor 9 geht es dann los.
                                                                              Der Weg ist von Anfang an alles andere als leicht. Das erstemal hier. Er erinnert mich sogar ein bisschen an den Uferweg am Loch Avon in den Cairngorms. Steinig, schon fast verblockt und nach den Regenfällen der letzten Nacht sehr schlammig. Ein ständiges Auf- und ab. Bohlenwege gibt es nur vereinzelt über die übelsten Stellen. Es ist gleich richtig anstrengend und ich komme ins schwitzen. Watch your steps. Die Felsen sind spiegelglatt und ich beginne bevorzugt im Schlamm zu laufen, da kann ich wenigstens nicht abrutschen. Der Himmel lockert langsam auf. Aber nur über dem Tarraätno und dem Westufer. Auf unserer Seite hängt eine dicke schwarze Wolkenfront am Tarrekaisemassiv und regnet über uns ab. Da drüben Sonne, hier Regen. Verrückt. Es herrschen gefühlte 100% Luftfeuchtigkeit. Nasses Gestrüpp und Gebüsch, das an den Klamotten zerrt. Der Weg verlangt volle Konzentration und uns haut es mehrfach beinahe hin.









                                                                              Immer wieder hört es auf zu regnen und die Sonne kommt auch auf unserer Seite ein bisschen durch.
                                                                              Gottseidank steigen wir etwas höher und der Birkendschungel lichtet sich. Jetzt können wir auch wieder die unglaublichen Farben um uns rum wahrnehmen.
                                                                              Im weiterlaufen sehe ich etwas auf dem Weg liegen, was da augenscheinlich nicht hingehört. Wir kommen näher. Da liegt ein Stück Tier. Ein Ohr? Nein ein halber Huf. Ziemlich grob dem Besitzer entrissen, wie es aussieht. 5 Meter weiter liegt ein sauber abgenagtes Skelett. Ich vermute von einem Rentier. Ohne Beine und Rippen, der Kopf ist noch dran. Es sieht ziemlich frisch aus. An den Wirbeln sind noch rote Stellen und kleine rote Fleischreste zu sehen. Wow! Wer war das? Vielfraß? Wolf? Luchs oder Bär? In der Fjällstation Kvikkjokk haben wir das Bild später einem Stuffmitglied gezeigt und der meinte in dieser Gegend im Tarradalen wäre zurzeit ein Bär sehr aktiv.
                                                                              Wir sind jedenfalls erstmal beeindruckt. Einem schlecht gelaunten Bär möchte ich doch nicht unbedingt begegnen.













                                                                              Wir laufen weiter und kommen zu einem großen Geröllfeld. Zwischen den Steinen und den Blöcken hören wir schon von weitem einen tosenden Strom. Jetzt sehen wir ihn. Er kommt direkt vom Tarrekaise runtergedonnert. Im Wanderführer steht er wäre ziemlich leicht zu furten, aber nach den Regenfällen gestern Nacht und heute führt er ziemlich viel Wasser und sieht stellenweise recht tief aus.











                                                                              Es sieht zuerst so aus als könnten wir trotzdem über freiliegende oder nur schwach überspülte Steine gut auf die andere Seite kommen, aber der vermeintliche Übergang entpuppt sich jedesmal als Sackgasse.
                                                                              Während ich die Furt suche knallt es plötzlich laut. Bang. Und nochmal Bang. Übertönt sogar das Tosen des Wassers. Und nochmal Bang. Was ist das? Das hört sich an wie Schüsse. Und das sind sie auch. Wir gucken genauer und entdecken im Dickicht auf der anderen Seite in ca 100m Entfernung einen Jäger. Oh Shit. Der hat uns nicht mitbekommen und ballert wie der Blöde. Das Wasser ist auch viel zu laut, der hört uns nicht.
                                                                              Wo schießt der rum? Uns wird extrem bange. Nur schnell weg hier. Aber wo rüberkommen? Pierre zieht sich die Zehenschuhe an und in dem Moment flattert ein Odinshühnchen (hab ich mir später sagen lassen) aus dem Gebüsch und fliegt nur Zentimeter an Pierres Kopf vorbei. Dem hätte der Kerl nur hinterherschießen müssen.......Ich will gar nicht weiter denken.
                                                                              Jetzt isses uns egal. Ich peile eine halbwegs vernünftige Stelle an und haste auf die andere Seite. Gamaschen und Schuhe. Beinahe hätte es wieder funktioniert, aber kurz vor Schluss erwische ich doch noch eine tiefe Stelle und das Wasser läuft von oben in meinen rechten Stiefel. Nicht viel. Glück gehabt. Pierre guckt ebenfalls, das er schnell rüberkommt. Auf der anderen Seite wechselt er gar nicht erst die Schuhe sondern wir entfernen uns schnell von dem Geballer. Der Jäger hat uns immer noch nicht spitz bekommen und wir hören bestimmt noch eine halbe Stunde immer wieder einen Knall. Besonders gut schießen scheint der nicht zu können.










                                                                              Gefahr gebannt, Pierre entspannt

                                                                              Zur Belohnung für die überstandene Gefahr kommt die Sonne jetzt endlich etwas länger zum Vorschein.
                                                                              Wir machen erstmal Pause und essen eine Kleinigkeit. Pierre war bis jetzt nicht gut drauf heute. Der Weg war anstrengend und Pierres Körper und Kopf müde. Jetzt ist er wieder voll da. Die Zipperlein wie weggeblasen. Was so ein kaltes Fußbad und ein Adrenalinschub auslösen können. Bei mir läufts genau andersrum, jetzt beginne ich zu schwächeln und die Achillessehne schmerzt so heftig, das ich eine Schmerztablette nehmen muss. Es geht weiter durch Birkenwald. Die Bäume stehen nicht so dicht beieinander, dafür gibt es eine Menge Unterholz.
                                                                              Der Weg führt wieder leicht bergab Richtung Flussufer. Gegen 13:00 Uhr kommen dann die Tarrekaisehütten in Sicht. Mal wieder traumhaft schön gelegen. Noch 6km jetzt. Wir machen an den Hütten Pause und setzen uns auf der Veranda in die Sonne. Was für eine Wohltat. Pierre besteht auf Suppe. Richtig so. Ich esse mein letztes Asiasüppchen und verdrücke die letzten Nüsse. Wir sind ziemlich platt und ich döse in der Sonne ein. 1,5h machen wir Pause. Der Aufbruch fällt schwer, die müden Knochen würden noch gerne in der Sonne sitzen bleiben.









                                                                              Der Weg ist immernoch schlammig und rutschig. Da passierts. Einen Moment nicht aufgepasst und mir zieht es die Füße unter den Beinen weg. Zum Glück stürze ich relativ kontrolliert. Nichts passiert und 1-0 für mich.
                                                                              Es folgt dann der gefühlt gemeinste Anstieg auf der ganzen Tour. Es geht tatsächlich nochmal hoch. Muss das jetzt sein? Wir gewinnen an Höhe und die Fernsicht wird wieder herrlich. Wir laufen über große glatt geschliffene Felsbuckel. Die Sonne versteckt sich nun wieder öfter und es wird nochmal richtig kühl.
                                                                              13°C wird das Garmin sagen. Gar nicht mal so kalt, aber ich bin erschöpft und müde. Gleichzeitig wiedereinmal vollkommen ruhig und ausgeglichen. Der Körper und Geist fühlen sich an, als hätte ich gerade einen Halbmarathon hinter mir.









                                                                              Wir kommen zum höchsten Punkt des Anstieges und können im Tal die Njunjes Hütte ausmachen. Funktioniert hier evtl schon? Vielleicht? Ich packe das Rappelding aus. Na wer sagt's denn 4G.
                                                                              Schnell schreibe ich der geliebten Sausefrau und den daheimgebliebenen. Pierre macht sich schon an den Abstieg. Ich folge. Jetzt ist es ja nicht mehr weit. Der Abstieg hat es aber in sich. In trockenem Zustand bestimmt leicht, aber so schlammig und rutschig, wie er jetzt ist, wird’s wieder eine Wackelpartie. Mich haut es schon wieder beinahe hin. Ärger. Ich bin doch nicht die ganze Strecke vom Akkajaure aus gelaufen, nur um mir kurz vor Schluss die Haxen zu brechen.
                                                                              Ich steige also vorsichtig ab, als ich Pierre in einer Kurve stehen sehe. Offensichtlich macht er sich sein rechtes Hosenbein sauber. Ich will fragen was passiert ist....Platsch. Findet sich mein rechtes Bein in einem Schlammloch wieder. Pierre grinst und meint nur „Tief. Ne?“






                                                                              Das Ziel

                                                                              Weiter geht’s den Berg runter. Da huscht was über den Weg. Ein Lemming! Juhu hab ich den endlich auch noch gesehen.
                                                                              Wir kommen vollkommen platt gegen 18:00 Uhr an den Hütten an. Vor der Nothütte steht ein Rucksack. Mist. Zelten wollten wir heute nicht. Die Aussicht auf einen warmen Ofen ist doch zu verlockend. Wir entern die Hütte. Darin befinden sich Gerwin ein Holländer um die 40 und ein weiterer großer Rucksack. Wir begrüßen uns und sind erleichtert, als er meint er wolle im Zelt schlafen. Wem der andere Rucksack gehört weiß er nicht. Wir breiten uns also aus, machen Feuer und verdrücken das letzte Knäckebrot mit Käsecreme.
                                                                              Die Tür geht auf und herein kommt die Besitzerin des zweiten Rucksacks. Amalia ein entzückendes kleines Mädel Mitte 20. Sehr goldig. Vor 20 Jahren hätte ich mich wohl in die Brust geworfen, jetzt bekomme ich schon fast Vatergefühle. Sie arbeitet in der Fjällstation Kvikkjokk und hat sich ein paar Tage frei genommen um Tiere zu beobachten. Seit 2 Tagen schläft sie schon in der Hütte. Hmm. Es gibt nur 2 Kojen. Pierre und ich überlegen zu knobeln wer auf dem Boden schläft, entscheiden uns dann aber dafür es zusammen in dem winzigen Bett zu versuchen.
                                                                              Gerwin verabschiedet sich und der Abend endet mit Tütenessen und Geschichten erzählen.
                                                                              Todmüde schlafen Pierre und ich wie die Ölsardinen in der Dose, Kopf an Fuß ein.

                                                                              Bilanz: 20,3km in 6:23h Laufzeit, 339m hoch und 449m runter

                                                                              Kommentar


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                                                                                • 734
                                                                                • Privat


                                                                                #40
                                                                                AW: [SE] Padjelantaleden 2019 von Licht, Schatten, Freunden und Rentieren

                                                                                Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                                                                Danach fangen die großen Jungs an zu spielen. Wir haben ein Fährboot entdeckt. Quer zum Flusslauf liegt es am Ufer vertäut. 2 Leinen führen auf die andere Flusseite und man kann sich über den Fluss ziehen, was wir auch ausgiebig machen. Skipper Pierre legt sich ordentlich ins Zeug und zieht uns rüber, während ich die Anlegemanöver übernehme. Auf der anderen Seite erkunden wir eine Zeitlang die Gegend und schippern dann wieder ans heimische Ufer.

                                                                                Also ich habe 2015 ordentliche Hilfe beim Spielen gebraucht. Gut dass das Boot jetzt nicht mehr quer zum Wasser verläuft. Aber wer sollte es für den Winter noch reinholen, kann ich mir kaum vorstellen?

                                                                                Ansonsten macht Euer Bericht richtig Spass. Schön die vielen kleinen Nickligkeiten oder Quergedanken zu lesen, die bestimmt jeder von uns auf solchen Touren hat - und sei es nur die Sehnsucht nach den Liebsten zuhause.

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Erfahren
                                                                                  • 03.04.2008
                                                                                  • 443
                                                                                  • Privat


                                                                                  #41
                                                                                  AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                  Ich möchte hier auch mal ein Lob loswerden, der Bericht macht richtig Spaß zu lesen.

                                                                                  Und die Sache mit dem Typen auf den Klo ist schon echt ziemlich spooky.

                                                                                  Vielen vielen Dank
                                                                                  "We aren't lost! We only don't know where we are!" - Cartman

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Anfänger im Forum
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                                                                                    • 49
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                    Vielen Dank für den humorvollen Bericht! Da habt ihr ja ein paar seltsame Bekanntschaften gemacht

                                                                                    Hatte mir für diesen Sommer auch den Padjelantaleden vorgenommen (toitoitoi) und dein Bericht hat die Vorfreude nochmal gesteigert!

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Anfänger im Forum
                                                                                      • 10.01.2019
                                                                                      • 14
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                      Wow, Sausemann, vielen Dank für den tollen Bericht und die vielen schönen Bilder!
                                                                                      Der Padjelantaleden ist schon länger auf meiner unbedingt-machen-wollen-Liste und jetzt
                                                                                      möchte ich da noch unbedingter hin;)

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Erfahren
                                                                                        • 11.10.2018
                                                                                        • 142
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                        Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                                                                                        ..ich habe 2015[/URL] ordentliche Hilfe beim Spielen gebraucht. Gut dass das Boot jetzt nicht mehr quer zum Wasser verläuft. Aber wer sollte es für den Winter noch reinholen, kann ich mir kaum vorstellen?
                                                                                        Hallo Vobo. Also gibt es das Boot dann doch schon länger. Das die Ausrichtung geändert wurde erscheint mir sinnvoll. Du hast ja anscheinend Deine liebe Müh gehabt.

                                                                                        Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                                                                                        Ansonsten macht Euer Bericht richtig Spass. Schön die vielen kleinen Nickligkeiten oder Quergedanken zu lesen, die bestimmt jeder von uns auf solchen Touren hat - und sei es nur die Sehnsucht nach den Liebsten zuhause.
                                                                                        Zitat von TheAnswerIs42 Beitrag anzeigen
                                                                                        Vielen Dank für den humorvollen Bericht! Da habt ihr ja ein paar seltsame Bekanntschaften gemacht

                                                                                        Hatte mir für diesen Sommer auch den Padjelantaleden vorgenommen (toitoitoi) und dein Bericht hat die Vorfreude nochmal gesteigert!
                                                                                        Zitat von Voronwe Beitrag anzeigen
                                                                                        Ich möchte hier auch mal ein Lob loswerden, der Bericht macht richtig Spaß zu lesen.

                                                                                        Und die Sache mit dem Typen auf den Klo ist schon echt ziemlich spooky.

                                                                                        Vielen vielen Dank
                                                                                        Zitat von leop93 Beitrag anzeigen
                                                                                        Wow, Sausemann, vielen Dank für den tollen Bericht und die vielen schönen Bilder!
                                                                                        Der Padjelantaleden ist schon länger auf meiner unbedingt-machen-wollen-Liste und jetzt
                                                                                        möchte ich da noch unbedingter hin;)
                                                                                        Ich danke Euch fürs mitlesen und die vielen netten Worte.

                                                                                        The Answer und Leop. Fahrt da unbedingt hin. Ich weiß ja nicht wieviel Fjäll Erfahrung Ihr so habt, aber für uns war es das erstemal und für den Einstieg empfand ich die Tour perfekt. Die Wegverhältnisse sind relativ einfach und es gibt eine gute Hütteninfrastruktur. Die Mischung aus Zelt und Hütte war für uns "angegrauten" ziemlich perfekt. Jeden Tag hätte ich nicht zelten wollen, bei dem Wetter, das zwischendurch geherrscht hat.
                                                                                        Was aber noch nicht sicher ist, ist der Bootstransfer ab Ritsem. STF stellt den Bootstransfer ein und ob es schon eine Altenative gibt, kann ich nicht sagen.

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Alter Hase
                                                                                          • 28.08.2017
                                                                                          • 3014
                                                                                          • Privat


                                                                                          #45
                                                                                          AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                          Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                                                                          Was aber noch nicht sicher ist, ist der Bootstransfer ab Ritsem. STF stellt den Bootstransfer ein und ob es schon eine Altenative gibt, kann ich nicht sagen.
                                                                                          Das wird schon noch. (Wer weiß, ob u.a. wegen Corona in diesem Jahr, aber generell).

                                                                                          Vielzahl von Alternativen sonst:
                                                                                          1. doch versuchen, dort ein lokales Boot "klarzumachen" (keine Ahnung, ob praktikabel)
                                                                                          2. Hubschrauber. Kostet nicht wenig, aber auch kein Vermögen.
                                                                                          3. anderen Aus-/Einstieg als Ritsem/Boot wählen (geht aber beides nur mit Zelt): entlang Sarek-Nordgrenze von/nach Suorva, oder
                                                                                          4. nordwestlich um den Akkajaure inkl. Teil des Gränsleden ("kostet" einige Tage mehr)
                                                                                          5. andere (auch als reine Hüttentour mögliche) Varianten: Rundtour ab Kvikkjokk (Ståddajåkka - Pieskehaure ist weit, 30+ km, aber machbar), oder
                                                                                          6. Rundtour ab Sulitjelma, oder
                                                                                          7. Kvikkjokk - Sulitjelma via Padjelanta (oder Gegenrichtung)

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Erfahren
                                                                                            • 11.10.2018
                                                                                            • 142
                                                                                            • Privat


                                                                                            #46
                                                                                            AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                            Freitag 13.09.2019 Tag 11 „Endspurt“

                                                                                            Um 4:30 Uhr werde ich mit Pierres Füßen im Gesicht wach. (Gottseidank stecken die im Schlafsack) Ich habe in der engen Kiste besser geschlafen als gedacht. Drehe mich nochmal rum und döse bis 6:00 Uhr vor mich hin. Dann muss ich raus. Leise, leise um niemand wach zu machen. Pierre und Amalia schlafen noch.
                                                                                            Ich setze mich vor der Hütte auf die Veranda und lasse die letzten 10 Tage Revue passieren. Was für eine Tour. Abenteuerlicher als erwartet. In Gedanken bin ich noch bei den Machorentierbullen, da höre ich, wie sich drinnen Leben regt. Als ich reinkomme sind Pierre und Amalia schon wach. Das letzte Frühstück auf Tour? Nee die Haferpampe bekomme ich heute morgen nicht rein. Das Frühstück wird französisch. Kaffee und Zigarette. Ohje nur noch 4 Stück. Ich hoffe, das ich in Kvikkjokk Nachschub bekomme, hab jedoch überhaupt keine Ahnung, wie die Fjällstation ausgestattet ist. Gibt es einen Laden? Gibt es sowas wie ein Restaurant?
                                                                                            Die Vorfreude auf die Zivilisation steigt nach 11 Tagen Entbehrung. Die letzte Etappe soll laut Wanderführer durch viel Wald gehen und ansonsten sehr einfach sein. 13km. Davor haben wir keine Angst mehr.
                                                                                            Um kurz vor neun brechen wir auf. Amalia ist kurz vor uns gestartet. Warum hab ich die eigentlich nicht über die Fjällstation ausgefragt?
                                                                                            Wir legen nochmal Ölzeug an. Der Himmel sieht nicht nett aus und es tröpfelt etwas. Der Weg gestaltet sich am Anfang erstmal wie gestern. Schlamm, blockige Steine, auf- und ab. Nach kurzer Zeit wird er jedoch besser. Fast schon eine deutsche Waldautobahn.


                                                                                            Zeugen des gestrigen Tages







                                                                                            Jetzt sehen wir auch erste zaghafte Zeichen der Zivilisation. Hier ein Zaun, da ein Häuschen. Die Menschheit kommt wieder näher.
                                                                                            Wir sehen Amalia am Tarraätno sitzen. Sie erzählt uns, sie habe Björn angerufen und um 14:00 Uhr würde er sie abholen kommen. Na bitte, da haben wir ja noch massig Zeit.
                                                                                            Das Wetter wird jetzt deutlich besser und die Regenklamotten verschwinden im Rucksack. Ca 7Kg. Essen hab ich da raus gefuttert. Er wiegt jetzt gefühlt gar nichts mehr.
                                                                                            Der Weg führt jetzt durch Mischwald. Außer den beherrschenden Birken der letzten 10 Tage sehen wir jetzt auch Nadelbäume. Die Birken sind zudem wieder richtig groß, die Stämme dick.
                                                                                            Das Wetter ist jetzt traumhaft gut. Die Sonne scheint aus voller Kraft und mir wird so warm, das ich Jacke und Fleece ausziehe und im Hemd laufe.







                                                                                            Der Weg ist jetzt auch nur noch einfach, ich beginne wieder total zu entspannen. Pierre und ich laufen weit auseinander und jeder verabschiedet sich innerlich von dieser famosen Landschaft. Ich laufe sehr langsam und jeder Schritt ist bei diesem Wetter und diesem wunderschönen herbstlichen Wald ein Geschenk. Von mal zu mal wird der Wald lichter und wir laufen über Bohlenwege durch sumpfiges Gebiet. Auch dort ist die rotgelborange Färbung der Moose und Gräser faszinierend. Jedesmal, wenn wir an eine Sumpffläche kommen fängt es an ganz kräftig nach ätherischen Ölen zu riechen. Erinnert mich an Wacholder.







                                                                                            Die sumpfigen Flächen werden weniger und wir kommen wieder näher zum Fluss, wo wir eine längere Pause machen und Amalia uns wieder überholt.




                                                                                            Weiß jemand welches Tier so eine Spur macht?

                                                                                            Jetzt ist es nicht mehr weit. Noch einmal durch ein kleines Waldstück und über eine Hängebrücke, dann sehen wir schon den Bootsanleger und die Schutzhütte in der ein Telefon sein soll, mit dem man Björn oder Helena anrufen kann, wenn man nicht gerade Amalia trifft, die sich um den Transfer kümmert.

                                                                                            Wir haben es geschafft!



                                                                                            Sind stolz wie Oskar und posieren für das Finalfoto. Jetzt kommt der Holzhammer. Mit einem mal bin ich todmüde.
                                                                                            Es ist erst 13:00 Uhr. Um mir die Zeit zu vertreiben schaue ich mir das kleine Hüttchen an. Ein paar Informationstafeln, Tisch, Bank und tatsächlich ein Telefon mit 4 Tasten. An einer steht Björn, an der anderen Helena. Idiotensicher.
                                                                                            Wir unterhalten uns noch ein bisschen mit Amalia und gegen 14:00 Uhr hören wir Björns Außenborder knattern. Ich bin gespannt. Habe hier im Forum schon soviel über den Kerl gelesen. Der scheint eine Legende zu sein.
                                                                                            Das Knattern kommt näher und ein großes offenes Boot kommt um die nächste Flussbiegung geschippert.
                                                                                            Björn, der schon 2 Fahrgäste hat. Dann legt das Boot an und Björn ein seltsames Verhalten an den Tag. Er springt wie ein Derwisch an Land, eine Mischung aus Besen und Handfeger in der Hand. Dann fegt er in einer wahnsinns Geschwindigkeit die Stufen des Anlegers. Kein Blatt darf liegen bleiben. Als nächstes ist das Hüttchen dran, auch das wird hingebungsvoll gefegt und wir dürfen an Bord. Kaum sitzen wir, geht’s auch schon los. Jetzt können wir die Herbstlandschaft vom Fluss aus bewundern. Björn erzählt viel, ich verstehe leider nur die Hälfte. Anscheinend sollen wir nach Bibern Ausschau halten, wir sehen aber keine.
                                                                                            Die 2 Fahrgäste sind ein deutsches Pärchen, die eine Tageswanderung machen wollen.
                                                                                            Als wir sie abgesetzt haben wird Björn entspannter und die Fahrt ruhiger.
                                                                                            Jetzt können wir schon die ersten Häuser von Kvikkjokk sehen.



                                                                                            Wir legen an. Ich steige etwas wackelig aus dem Boot und werfe den Rucksack auf den Rücken. Einmal nicht aufgepasst, ein Schritt nach hinten. 2-0 für mich. Bei dem Sturz hab ich mir das Knie verdreht, na zum Glück haben wir die Tour hinter uns. Jetzt kann es ruhig etwas wehtun. Wir folgen Amalia zur Fjällstation. Sie geht nicht gerne den normalen Weg, daher laufen wir an den Stromschnellen entlang, die direkt neben der Station nach unten donnern. Gibt es hier irgendeine Ecke, die einfach nicht unglaublich schön ist?
                                                                                            Wir kommen an und Amalia verabschiedet sich.


                                                                                            Stromschnellen an der Fjällstation

                                                                                            Die Station ist wesentlich größer, als ich es mir vorgestellt habe. Wir öffnen die Tür und betreten unser persönliche Konsumparadies.
                                                                                            Beim Einchecken schon kann ich die heiß ersehnten Zigarettenpackungen sehen (Ja ich bin ein alter Suchtler). Wir erspähen kalte Bierflaschen zum Verkauf und direkt neben der Rezeption ist der Eingang zum Restaurant. Ein Restaurant! Ich habe schon seit Tagen latenten Hunger und kann die Tütenessen einfach nicht mehr sehen. Sehr genau studiere ich die 2 verschiedenen Abendmenus. Einmal Rentier, einmal Fisch.
                                                                                            Ich entscheide mich innerhalb von 5min bestimmt 10mal um und ordere dann Rentier. Pierre tut es mir gleich und wir stoßen erstmal mit einem kalten Bier auf unsere Tour an.
                                                                                            Danach wird das Zimmer bezogen. Ein 4 Bett Zimmer, aber noch sind wir alleine. Jetzt schnellstens Wäsche in die Waschmaschine und ab unter die heiße Dusche.
                                                                                            Es wird die beste meines Lebens. Ich schaffe es solang zu duschen, das das kleine Seifenstück, das ich mir gerade gekauft habe, fast weg ist.
                                                                                            Pierre duscht mindestens eben solange. Während dessen schnappe ich mir mein Handy und telefoniere fast eine Stunde mit der Sausefrau.
                                                                                            Danach noch ein Kaltgetränk, Wäsche aufhängen und schon ist es Zeit zum Abendessen.
                                                                                            Wir belegen einen Platz direkt am Panorama Fenster mit Blick auf die Berge.


                                                                                            Aussicht beim Abendessen

                                                                                            Ein komisches Gefühl, hier frisch gewaschen schön im warmen zu sitzen und die gleiche Landschaft und Natur der letzten Tage zu sehen.
                                                                                            Das nächste Kaltgetränk wird geordert und während wir auf das Menu warten plündern wir die Salatbar. Unglaublich. Frischer Salat. Frisches Brot, Butter, Wassermelone. Ich hab schon ganz vergessen wie gut das schmeckt und haue so rein, das ich Angst habe später nichts mehr zu packen.
                                                                                            Dann kommt das Menu. Entree Toast Skagen mit frischer Dillcreme, Hauptgang Rentierfilet mit Kartoffelgratin und als Nachtisch Schokokuchen mit Sahne und Beerensoße. Der Himmel auf Erden.



                                                                                            Zuhause hätte ich das nie gepackt, hier erscheint es mir ein bisschen zu wenig. Ich verputze alles bis auf den letzten Krümel und kann mich gerade noch beherrschen den Teller abzulecken.
                                                                                            Den Rest des Abends trinken wir noch einen Whisky und sichten die ersten Fotos. Gegen 21:30 Uhr fallen wir dann todmüde und verdammt glücklich ins Bett.

                                                                                            Bilanz: 12,6km in 3:10h Laufzeit, 92m hoch und 240m wieder runter

                                                                                            Prolog:
                                                                                            Am nächsten Abend sitzen wir in Jokkmokk. Wer je dort ist, sollte diese Bar nebst Besitzer kennenlernen.
                                                                                            Sehr lecker, günstig (für Schweden) und der Typ ist ein echtes Original.



                                                                                            -The end-

                                                                                            Fazit:
                                                                                            Es war das erstemal für uns im Fjäll. Gelungener für einen Trekking Einstieg dort, kann ich mir keinen anderen Weg vorstellen. Es war leicht, stellenweise herausfordernd, abenteuerlich, einsam und einfach traumhaft schön. Die karge Landschaft, das Licht, die Weite und der waldige Herbst sind im Rückblick die bestimmenden Themen gewesen. Alle meine Bedenken, die ich im Vorfeld hatte haben sich unterwegs in Luft aufgelöst.
                                                                                            Wir hatten kein Glück mit dem Wetter, aber auch kein Pech. Bis auf Schnee, war einfach alles dabei. Von frostigen Temperaturen, Sturm und Regen bis zu herrlichem Sonnenschein und fast schon T-Shirt Temperaturen.
                                                                                            Das Zusammenspiel zwischen Pierre und mir war, wie erwartet, gut und ich bin einfach verdammt froh ihn dabei gehabt zu haben.
                                                                                            Die Ausrüstung habe ich in dem Jahr vor der Reise immer weiter optimiert, getestet, gewogen, Packlisten geschrieben und wieder umgeworfen. Was dabei herauskam hat für mich sehr gut funktioniert. Im nachhinein hätten wir eine Gaskartusche weniger mitnehmen können, durch das Kochen in den Hütten haben wir nur eine gebraucht (die aber fast gänzlich). Bis auf das Klopapier, die Reparatursachen und das erste Hilfe Pack haben wir tatsächlich alles in Gebrauch gehabt.
                                                                                            Das war zwar nicht UL, aber mir ist ein mehr an Komfort auf Tour einfach wichtiger, als noch 2 oder 3kg zu sparen.
                                                                                            Die Tracks und die Packliste habe ich angehängt. Dabei sind auch die Sachen, die ich Pierre aufs Auge gedrückt habe.
                                                                                            Ohne die Sachen die ich abgegeben habe kam ich so auf knapp 18Kg
                                                                                            Angehängte Dateien

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Erfahren
                                                                                              • 27.11.2013
                                                                                              • 430
                                                                                              • Privat


                                                                                              #47
                                                                                              AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                              Hallo Sausemann, echt schade, dass eure Tour nun fertig erzählt ist. So schöne Bilder noch von den letzten Tagen (das vom Tarraätno mit den Felsen - whow)! Ja, du hast völlig recht, ich muss den restlichen Padjelantaleden auch gehen, unbedingt. Der Herbst ist für mich sowiese die schönste Jahreszeit dort oben, die Farben sind einfach umwerfend.

                                                                                              Zur Tierspur: Ich vermute ganz simpel Hund. Vielleicht war er ja mit eurem Baller-Mann unterwegs?

                                                                                              Ihr beide seid ein super Gespann voller Witz und Humor und wenn euch mal der Blues überkommt, dann sicher nicht für lange

                                                                                              Nochmals vielen Dank für den Bericht und lieben Gruß von der oesine

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Alter Hase
                                                                                                • 07.03.2014
                                                                                                • 3154
                                                                                                • Privat


                                                                                                #48
                                                                                                AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                                Auch von mir vielen Dank für den tollen Bericht!

                                                                                                Padjelantaleden (und Sarek-Nordrand) stand bei mir eigentlich für diesen Sommer an, mal sehen, ob das noch klappt oder ob ich das auf 2021/2022 verschieben muss. Aufgehoben ist es jedenfalls nicht, erst Recht nicht nach deinen tollen Bildern und der tollen Beschreibung

                                                                                                MfG, Heiko

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Dauerbesucher
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                                                                                                  • 780
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                                                                                                  #49
                                                                                                  AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                                  Hallo Sausemann,

                                                                                                  vielen Dank für Deinen mitreißenden Bericht. Mittlerweile überfliege ich Padjalantaleden-Berichte nur noch, da ich schon zweimal auf dem Leden unterwegs war. Aber Deinem Bericht habe ich glücklicherweise gleich von Anfang gelesen und wurde mit einem vielseitigen toll zu lesenden Bericht belohnt. Vielen Dank auch für die vielen herbstlichen Bilder, die Padjelanta von einer Seite zeigen, wie ich sie noch nicht kennengelernt habe. Wenn ich mal wieder den Padjelantleden laufe, dann auch mal im Herbst
                                                                                                  Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 08.04.2020, 20:13.
                                                                                                  Das Leben ist kein Ponyhof!

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Fuchs
                                                                                                    • 10.10.2017
                                                                                                    • 2024
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                                    Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen, ein sehr witzig geschriebener Bericht, mir hat er richtig gut gefallen, vor allem habt ihr Euch von den teils schlechten Bedingungen nicht wirklich ärgern lassen. Irgendwie weiß man das es in Schweden auch mal mehr regnet als bei uns. Aber Ziggies in Kvikkjokk? Ich werd verrückt. Damals sagte mir der Mann sie verkaufen keine , ich bin gestorben. Aber wir waren ja noch am selben Tag in Jokkmokk, also dann abends Entwarnung. Ich hatte meine 2 Schachteln glaube in 3 Tagen aufgeraucht gehabt. Mus fragte mich mal aufn Treffen warum ich nicht gleich aufgehört hätte. Recht hatte sie, nun bin ich seit Oktober rauchfrei

                                                                                                    Bei Schlechtwetter sind die Bowlenwege dort nicht so dolle, das durfte ich ja auch schmerzlich erfahren, aber bis heute verstehe ich nicht das man in Staluokta in den Hubschrauber steigt ohne dieses Stück nach Kvikkjokk kennen zu lernen. Ich würde jederzeit dort wieder laufen.

                                                                                                    Also nochmals vielen Dank für diese schön Rückblende und bin gespannt was du so als nächstest machst

                                                                                                    Grüße Maik
                                                                                                    "Freiheit bedeutet, dass man nicht alles so machen muss wie andere"

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Freak
                                                                                                      Liebt das Forum
                                                                                                      • 21.12.2003
                                                                                                      • 13981
                                                                                                      • Privat


                                                                                                      #51
                                                                                                      AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                                      Nochmals Besten Dank für den kurzweiligen Bericht.
                                                                                                      Der Hügel vor Njunjes ist wirklich gemein Wenn man an dem Tag schon aus Vaimok kommt raubt er einem echt die letzte Energie und selbst wenn man nur aus der Tarraälvhyddan kommt ist er anstrengend...

                                                                                                      Das Boot in Såmmarlappa gibt es schon seit "Ewigkeiten", eventuell war es früher mal ein normaler "Fährbetrieb", aber sicher seit Anfang Jahrtausend (wahrscheinlich länger) gibt es die Seilfähre. Wann und von wem das Boot für den Winter an Land gelegt wird entzieht sich meiner Kenntnis - aber vielleicht hat es der letzte Stugvärd auch einfach vergessen (Es soll leider vorkommen dass nicht immer alles perfekt eingewintert wird, was dann zu vollgeschneiten Räumen oder eingeblasenen Gasflaschen führen kann).

                                                                                                      Fährbetrieb in Ritsem wird es weiterhin geben, wie Vintervik an anderer Stelle geschrieben hat laufen im Moment Gespräche mit möglichen neuen Betreibern. Und selbst wenn die Storlule wider Erwarten nicht fahren sollte gibt es ja schon heute diverse Anbieter mit kleineren Schiffen.

                                                                                                      Gruss
                                                                                                      Henning
                                                                                                      Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                                                                                      nur unpassende Kleidung.

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Vorstand
                                                                                                        Fuchs
                                                                                                        • 18.06.2014
                                                                                                        • 1591
                                                                                                        • Privat


                                                                                                        #52
                                                                                                        AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                                        Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                                                                                        ...der meinte in dieser Gegend im Tarradalen wäre zurzeit ein Bär sehr aktiv.
                                                                                                        War bestimmt einer von diesen beiden (runterscrollen!)
                                                                                                        https://www.outdoorseiten.net/forum/...=1#post1648721

                                                                                                        Die zwei waren 2017 nicht weit von der Fähre auf der anderen Flusseite. Daniel (the slayer) hat in der Gegend auch schon einen Bären gesehen, deutlich näher sogar! Das Bild hat er aber, glaube ich, nur auf seinem Blog und nicht hier veröffentlicht.

                                                                                                        Dir ein ganz dickes Danke für den großartigen Bericht! Der auch wieder auf sehr erfreuliche Weise beweist, dass man nicht die megataffen QuerfeldeinGipfelbesteigungsFlussdurchschwimmenWildernessSurvivaltouren machen muss, um wundervolle Abenteuer zu erleben und die allerfeinsten Berichte zu schreiben. Hat mir ausgesprochen viel Freude gemacht, virtuell mit Euch mitzuwandern. Auch wenn ich in Zukunft wesentlich weniger entspannt Rentiere beobachten und in Hütten übernachten werde. Bisher bin ich ja davon ausgegangen, das Menschen, die man da oben beim Wandern trifft, ausnahmslos lieb sind. Bestimmt war Euer gruseliger Klo-Übernachtungsgast das ja auch!
                                                                                                        Also noch mal dicken Dank und verliebte Grüße an Pierre!

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Erfahren
                                                                                                          • 11.10.2018
                                                                                                          • 142
                                                                                                          • Privat


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                                                                                                          AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                                          Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                                          War bestimmt einer von diesen beiden


                                                                                                          Wow Du glückliche. Pierre und ich lieben beide Bären. Die waren ja zum Glück noch in einer ganz guten Distanz. Näher muss nicht unbedingt sein.
                                                                                                          Die einzigen, die ich bis jetzt gesehen habe waren Schwarzbären auf Vancouver Island. Vom Boot aus.



                                                                                                          Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                                          ..... Der auch wieder auf sehr erfreuliche Weise beweist, dass man nicht die megataffen QuerfeldeinGipfelbesteigungsFlussdurchschwimmenWildernessSurvivaltouren machen muss, um wundervolle Abenteuer zu erleben ...
                                                                                                          Also für uns war es Taff genug Wir haben in der Tat wundervolle Abenteuer erfahren dürfen. Ich glaube das lag aber auch am Zeitpunkt unserer Tour. Ich vermute in der Nachsaison ist einfach viel, viel weniger los. Und für die Rentierbullen haben wir wahrscheinlich einfach nur wie die perfekten Opfer ausgesehen

                                                                                                          Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                                          Also noch mal dicken Dank und verliebte Grüße an Pierre!
                                                                                                          Gern geschehen. Die Grüße richt ich aus


                                                                                                          Ansonsten vielen lieben Dank für all die netten Kommentare zu unserem Bericht. Aber wie anfangs schon geschrieben, haben es mir die Ereignisse unterwegs leicht gemacht was halbwegs unterhaltsames zu schreiben

                                                                                                          Ich hoffe diese Jahr noch in die Hardangervidda zu kommen. Ich werde berichten...

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Anfänger im Forum
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                                                                                                            • 49
                                                                                                            • Privat


                                                                                                            #54
                                                                                                            AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                                            Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                                                                                            The Answer und Leop. Fahrt da unbedingt hin. Ich weiß ja nicht wieviel Fjäll Erfahrung Ihr so habt, aber für uns war es das erstemal und für den Einstieg empfand ich die Tour perfekt. Die Wegverhältnisse sind relativ einfach und es gibt eine gute Hütteninfrastruktur. Die Mischung aus Zelt und Hütte war für uns "angegrauten" ziemlich perfekt. Jeden Tag hätte ich nicht zelten wollen, bei dem Wetter, das zwischendurch geherrscht hat.
                                                                                                            Habe es auf jeden Fall fest vor und bin optimistisch. Zug ist schon gebucht. Ich habe schon etwas Erfahrung im Fjäll sammeln können, aber für meine Frau wird es das erste Mal. Daher dachte ich auch an den Padjelantaleden.

                                                                                                            Danke auch an Ljungdalen für die Anregungen zur Alternativroute :-)

                                                                                                            Danke für den letzten Teil des Berichts! So einen Rentierbraten steht bei mir definitiv auf der Liste für den Abschluss der Tour. Den habe ich mir nämlich das letzte Mal aus Geiz nicht gegönnt

                                                                                                            Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                                                                                            Ich hoffe diese Jahr noch in die Hardangervidda zu kommen. Ich werde berichten...
                                                                                                            Freu mich schon drauf

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Anfänger im Forum
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                                                                                                              • 12
                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                                              Sehr schöner und lustiger Bericht-
                                                                                                              will da auch wieder mal hin, aber dieses Jahr sieht das wohl ganz schlecht aus.


                                                                                                              Aber da kann ich helfen:

                                                                                                              Weiß jemand welches Tier so eine Spur macht?
                                                                                                              Das ist Otter...

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                • 28.08.2017
                                                                                                                • 3014
                                                                                                                • Privat


                                                                                                                #56
                                                                                                                AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                                                Zitat von Truschka Beitrag anzeigen
                                                                                                                Das ist Otter...
                                                                                                                Unwahrscheinlich. Beim Otter (Fischotter) sind eigentlich fünf Zehen zu sehen, und die Krallen kleiner, nicht?

                                                                                                                Glaube doch Hund.

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                  • 10.06.2004
                                                                                                                  • 1232
                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                  AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                                                  So, auch von mir jetzt nochmal ein Lob für diesen sehr schönen und unterhaltsamen Bericht. Für die erste Tour in Lappland habt ihr aber ziemlich viel erlebt. Erst diesen selbstdarstellerischen Felix getroffen, dann die agressiven Rentierbullen und dann noch diese seltsame Typ der aufm Klo übernachtet hat. Von daher großes Vergnügen beim Lesen.

                                                                                                                  Übrigens habe ich mit Rentieren vor vielen Jahren eine ähnliche Erfahrung gemacht. Das war auch im September und ich hatte das Gefühl, dass mir ein Rentierbulle partout nicht Platz machen wollte und sich sehr dominant benahm. Bin dann in einem größeren Bogen um ihn rumgelaufen und hab ich mich immer wieder nach hinten umgedreht ob der noch zu sehen ist. Das hätte ich damals nicht erwartet, dass ich mal vor nem Rentier Reißaus nehmen würde. Aber beruhigend zu sehen, dass ich nicht der einzige bin, dem es so ergangen ist.

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    • 13.11.2013
                                                                                                                    • 586
                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                    #58
                                                                                                                    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                                                    Hey, riesen Dank für den Bericht.
                                                                                                                    Als jemand, der bereits auf dem Padje unterwegs war, ist es toll wieder solche Flashbacks durch die Berichte durchleben zu können.
                                                                                                                    Besonders begeistert bin ich von deinem Schreibstil. Gedanken, Annekdötchen, Erheiterndes... das gibt es zwar bei mir auch, aber ich finde es schwer, dies anschließend in Berichtsform zu packen. Das ist bei dir gänzlich anders und macht den Bericht erfrischend zu lesen.
                                                                                                                    "Käseschmierage" werde ich mir als Wort für zukünftige Reisen merken. Ich bin ja großer Freund des Bacon-Käses, soweit dass mir eine Bekannte ne Tube ausm Urlaub mitbrachte. Hält sich vorallem nun seit knapp 10 Monaten einwandfrei im Kühlschrank, man kann den guten Stoff also auch auf Vorrat kaufen. (Du siehst, einige haben ihre Zigaretten, bei mir ist es der Tubenkäse )

                                                                                                                    Spannend die Jahreszeitunterschiede zu sehen, die Färbung im Terradalen war bei dir wirklich fantastisch, da fand ich den Wald im Hochsommer weit langweiliger.

                                                                                                                    Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                                                                                                    Im weiterlaufen sehe ich etwas auf dem Weg liegen, was da augenscheinlich nicht hingehört. Wir kommen näher. Da liegt ein Stück Tier. Ein Ohr? Nein ein halber Huf. Ziemlich grob dem Besitzer entrissen, wie es aussieht. 5 Meter weiter liegt ein sauber abgenagtes Skelett. Ich vermute von einem Rentier. Ohne Beine und Rippen, der Kopf ist noch dran. Es sieht ziemlich frisch aus. An den Wirbeln sind noch rote Stellen und kleine rote Fleischreste zu sehen. Wow! Wer war das? Vielfraß? Wolf? Luchs oder Bär? In der Fjällstation Kvikkjokk haben wir das Bild später einem Stuffmitglied gezeigt und der meinte in dieser Gegend im Tarradalen wäre zurzeit ein Bär sehr aktiv.
                                                                                                                    Wir sind jedenfalls erstmal beeindruckt. Einem schlecht gelaunten Bär möchte ich doch nicht unbedingt begegnen.
                                                                                                                    Blahake hat es ja schon angesprochen, ich bin genau in der Gegend (Dem steinigen Stück hinter der Tarrekaisestugan) dem recht jungen Bär begegnet.



                                                                                                                    Der war zum Glück nicht schlecht gelaunt, sondern überaus geübt im fotogenen posieren.

                                                                                                                    Das ganze Erlebnis findest du hier: https://longing-for-the-horizon.de/t...an-luoppalsee/

                                                                                                                    Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                                                    Daniel (the slayer) hat in der Gegend auch schon einen Bären gesehen, deutlich näher sogar! Das Bild hat er aber, glaube ich, nur auf seinem Blog und nicht hier veröffentlicht.
                                                                                                                    Leider hast du recht, irgendwann übertrag ich die alten Reisen noch hierher...


                                                                                                                    Sausemann, vielen, vielen Dank dir für diesen Bericht, du bist ab nun für zukünftige Reisen auch angehalten weiterzuschreiben
                                                                                                                    Mir gehts da übrigens ebenso wie Blahake, Pierre scheint ein fantastischer Reisekompagnon zu sein, hoffe der darf noch mal mit

                                                                                                                    Liebe Grüße
                                                                                                                    Daniel
                                                                                                                    Auf meinem Blog Longing for the Horizon:
                                                                                                                    Pamir Highway 2019 / Sarek 2018 / Padjelantaleden 2017 / 4500km Radtour Berlin-Nordkapp 2017 / Kungsleden 2015 / Kungsleden 2014 / Israel-Hike 2014 und viele kleinere Radtouren (Berlin - Kopenhagen / Prag - Berlin etc.)

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      • 977
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                                                      Hallo Sausemann, von mir ebenfalls ein herzliches Dankeschön für den unterhaltsamen Bericht. Du kommst nun sogar in den Genuss einer ausführlichen Antwort, da ich gerade mal am PC schreiben kann und nicht nur mit dem Handy, da zitiert es sich doch einfacher. Es hat mir großen Spaß gemacht eure Wanderung zu verfolgen, zumal wir nur ein paar Tage nach euch auf dem Padjenlanta unterwegs waren.

                                                                                                                      Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen
                                                                                                                      Schön, dass du einen Bericht schreibst, Sause. Es kann nie zuviel Erzählungen aus dem Padjelanta geben! Vielleicht sollte ich auch mal wieder ... Ich freue mich auf alle Fälle, deinen zu lesen.
                                                                                                                      Dem kann ich nur zustimmen, jeder Bericht ist anders. Manches mal erlebt man eine Ecke ganz anders als man sie selber gesehen hat. Mich interessiert es auch immer sehr wie die jeder mit den Herausforderungen umgeht. Das ist oft genauso interessanter als der eigentliche Weg.

                                                                                                                      Claudia, von dir haben wir schon viel zu lange nichts mehr gelesen. Du solltest unbedingt wieder schreiben!!!

                                                                                                                      Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                                                                                                      Der Untergrund wird feuchter und wir lernen Bohlenwege zu schätzen. Erstaunlich, wie wenig rutschig die Dinger im feuchten Zustand sind.
                                                                                                                      Widerspruch, das hab ich schon ganz anders erlegt und dabei mehr Bekanntschaft mit dem Boden gemacht, als mir lieb war. Aber das habt ihr im weiteren Verlauf der Tour ja auch noch erfahren müssen.

                                                                                                                      Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                                                                                                      Fjälltrollet lives here
                                                                                                                      Natürlich leben die dort, das sind die, die immer die Steine in die Rucksäcke packen wenn man während der Pausen nicht aufpasst, sonst wären die doch nicht so schwer.

                                                                                                                      Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                                                                                                      Der attackiert uns! Wir laufen ein paar Meter neben den Weg und sind wie paralysiert. Ca 10m vor uns wird er etwas langsamer und weicht uns in 2-3m Entfernung aus. Er macht einen aggressiven Eindruck. Wir gucken nicht zurück und laufen schnell weiter, haben aber den Eindruck, das er uns verfolgt. Das tut er auch mit etwas Abstand, wie ich aus dem Augenwinkel erkennen kann. Irgendwann lässt er ab. Uff. Kent hatte im Gespräch schon erwähnt, das die Bullen zu dieser Jahreszeit etwas „funny“ seien. Aber so „funny“ war das gar nicht.
                                                                                                                      Entschuldige, dass ich lachen muss, dabei bin ich doch die erste die sich bei Begegnungen mit großem Viehzeug, sei es nun Kühe, Pferde oder Elche ins Hemd macht, aber bei Rentieren hab ich das hab ich in all den Jahren noch nie erlebt

                                                                                                                      Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                                                                                                      Als ich das so sitze steigt mir der Duft von 5min Terrine in die Nase. Bitte? Kann nicht wahr sein. Der Typ sitzt auf dem Klo neben mir und kocht! Jetzt wird es mir langsam unheimlich. Wieso kommt der nicht einfach in die Hütte? Setzt sich lieber auf das zugige kalte Klo und kocht dort?
                                                                                                                      Das war bestimmt der Klogeist! Gibt schon komische Typen. Wir sind auch gerne allein unterewegs, aber wenn man dann mal an einer Hütte ist oder jemanden trifft, ist es doch wunderbar sich unterhalten zu können. Scheint, dass ihr besonderes Glück hattet in Bezug auf seltsame Begegnungen. Erst dieser Felix und nun noch das. Ich fühle mich ich Sylvies Berichte nach Finnland versetzt, spukt dort nicht der Axtmann herum?

                                                                                                                      Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                                                                                                      Danach fangen die großen Jungs an zu spielen. Wir haben ein Fährboot entdeckt. Quer zum Flusslauf liegt es am Ufer vertäut. 2 Leinen führen auf die andere Flusseite und man kann sich über den Fluss ziehen, was wir auch ausgiebig machen. Skipper Pierre legt sich ordentlich ins Zeug und zieht uns rüber, während ich die Anlegemanöver übernehme. Auf der anderen Seite erkunden wir eine Zeitlang die Gegend und schippern dann wieder ans heimische Ufer.
                                                                                                                      Als wir ein paar Tage später dort vorbei kamen, war nichts mehr mit schippern, da hätten wir erst mal lange schöpfen müssen, das Boot war ziemlich vollgelaufen.

                                                                                                                      Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                                                                                                      … Dem hätte der Kerl nur hinterherschießen müssen.......Ich will gar nicht weiter denken.
                                                                                                                      Deshalb: immer Signalfarben tragen im September. Aber ich muss zugeben uns war auch etwas unwohl, als wir die Jäger in der Tarrekaisestugan getroffen hatten.

                                                                                                                      Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                                                                                                      Die Tür geht auf und herein kommt die Besitzerin des zweiten Rucksacks. Amalia ein entzückendes kleines Mädel Mitte 20. Sehr goldig. Vor 20 Jahren hätte ich mich wohl in die Brust geworfen, jetzt bekomme ich schon fast Vatergefühle. Sie arbeitet in der Fjällstation Kvikkjokk und hat sich ein paar Tage frei genommen um Tiere zu beobachten.
                                                                                                                      Lustig, Amalia steht tatsächlich als letzte im Hüttenbuch von Njunjes. Euch konnte ich dort aber nicht finden.

                                                                                                                      Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen

                                                                                                                      Wir hatten kein Glück mit dem Wetter, aber auch kein Pech. Bis auf Schnee, war einfach alles dabei. ..
                                                                                                                      Den Schnee habt ihr ganz knapp verpasst, am 15.09. kam der Wintereinbruch. Also alles richtig gemacht.

                                                                                                                      Eine wirklich gelungene Tour, auch wenn sie "nur" dem Padjelantaleden folgte. Wer weiß wo es euch das nächste mal hinzieht.

                                                                                                                      Andrea

                                                                                                                      Kommentar


                                                                                                                      • Sausemann
                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                        • 11.10.2018
                                                                                                                        • 142
                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                        #60
                                                                                                                        AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                                                        Zitat von Truschka Beitrag anzeigen
                                                                                                                        Sehr schöner und lustiger Bericht-
                                                                                                                        will da auch wieder mal hin, aber dieses Jahr sieht das wohl ganz schlecht aus.


                                                                                                                        Aber da kann ich helfen:



                                                                                                                        Das ist Otter...
                                                                                                                        Ich drücke die Daumen das es dieses Jahr vielleicht doch noch klappt. Wir alle würden uns glaube ich wünschen, das sich die Situation halbwegs normalisiert. Dabei haben wir ja ein Hobby bei dem man in i.d.R keinen großen Kontakt zu andern Menschen hat

                                                                                                                        Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                                                                                                                        Unwahrscheinlich. Beim Otter (Fischotter) sind eigentlich fünf Zehen zu sehen, und die Krallen kleiner, nicht?

                                                                                                                        Glaube doch Hund.
                                                                                                                        Also ich habe mir jetzt alle möglichen Hunde und Otterspuren auf Tante Google angeguckt. Ich kann es wirklich nicht sagen. Für den Otter fehlen Krallen, für den Hund erscheint sie mir zuweit gespreizt und die Krallen zu deutlich

                                                                                                                        Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                        ...Für die erste Tour in Lappland habt ihr aber ziemlich viel erlebt....
                                                                                                                        Hatte ich ja schon anfangs geschrieben. Wir hatten auch das ein oder andere Abenteuer erwartet, aber das wir gleich mit soviel obskuren Situationen konfrontiert würden, hätten wir dann doch nicht gedacht. Auf jedenfall Erfahrungen, die uns niemand mehr nehmen kann.

                                                                                                                        Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                        Übrigens habe ich mit Rentieren vor vielen Jahren eine ähnliche Erfahrung gemacht. Das war auch im September und ich hatte das Gefühl, dass mir ein Rentierbulle partout nicht Platz machen wollte und sich sehr dominant benahm. ...
                                                                                                                        Interessant, ich denke das bestätigt unsere Vermutung, das die Bullen in Brunftstimmung waren. Ansonsten kann ich mir so ein Verhalten absolut nicht erklären.

                                                                                                                        Zitat von theslayer Beitrag anzeigen
                                                                                                                        ... Gedanken, Annekdötchen, Erheiterndes... das gibt es zwar bei mir auch, aber ich finde es schwer, dies anschließend in Berichtsform zu packen. Das ist bei dir gänzlich anders und macht den Bericht erfrischend zu lesen...
                                                                                                                        Hi Daniel, freut mich das es Dir gefällt und vielen Dank für das Kompliment. Ich führe unterwegs Tagebuch, in dem ich so meine Gedanken, die Anekdötchen und das Erheiternde festhalte. Dadurch fiel es mir relativ leicht, das alles auch wiederzugeben

                                                                                                                        Zitat von theslayer Beitrag anzeigen
                                                                                                                        Blahake hat es ja schon angesprochen, ich bin genau in der Gegend (Dem steinigen Stück hinter der Tarrekaisestugan) dem recht jungen Bär begegnet.



                                                                                                                        Der war zum Glück nicht schlecht gelaunt, sondern überaus geübt im fotogenen posieren.
                                                                                                                        Wahnsinn. Wie nah warst Du dran an dem? Sieht schon ziemlich nahe aus. ich muss gestehen ich bin dezent neidisch

                                                                                                                        Zitat von theslayer Beitrag anzeigen
                                                                                                                        ...du bist ab nun für zukünftige Reisen auch angehalten weiterzuschreiben
                                                                                                                        Mir gehts da übrigens ebenso wie Blahake, Pierre scheint ein fantastischer Reisekompagnon zu sein, hoffe der darf noch mal mit

                                                                                                                        Liebe Grüße
                                                                                                                        Daniel
                                                                                                                        Ich werde mich bemühen. Pierre darf immer mit...wenn er denn will

                                                                                                                        Zitat von andrea2 Beitrag anzeigen
                                                                                                                        Claudia, von dir haben wir schon viel zu lange nichts mehr gelesen. Du solltest unbedingt wieder schreiben!!!
                                                                                                                        Aber Hallo! Claudia? Wolltest Du Ostern nicht....?

                                                                                                                        Zitat von andrea2 Beitrag anzeigen
                                                                                                                        Natürlich leben die dort, das sind die, die immer die Steine in die Rucksäcke packen wenn man während der Pausen nicht aufpasst, sonst wären die doch nicht so schwer.
                                                                                                                        Dann kurz vor Njunjes gut aufpassen. Ich bin kaum den Anstieg hochgekommen soviel haben die da rein gepackt

                                                                                                                        Zitat von andrea2 Beitrag anzeigen
                                                                                                                        Deshalb: immer Signalfarben tragen im September. Aber ich muss zugeben uns war auch etwas unwohl, als wir die Jäger in der Tarrekaisestugan getroffen hatten.
                                                                                                                        Naja da war ich ganz clever und hab mir einen Signalorangenen Regenschutz für den Rucksack zugelegt. Was ich nicht bedacht habe war die Herbstfärbung der Birken. Pierre meinte besser hätte ich mich garnicht tarnen können

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                          • 17.08.2008
                                                                                                                          • 1503
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                                                          Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                                                                                                                          Am höchsten Punkt angekommen müssen wir einen kleinen Bach überqueren. Eigentlich kein Problem, aber der steile Ausstieg erweist sich nach dem Regen als extrem rutschig und wir haben ein bisschen Mühe rauszukommen.




                                                                                                                          Sieht leicht aus, der Ausstieg hats aber in sich
                                                                                                                          Ich vergleiche ja nach dem Schreiben immer meine Eindrücke auf dem Weg mit denen von euch und oesine63. Hier diese beiden Fotos und deine Kommentare passten von Anfang an nicht zu meiner Erinnerung. Und oesine63 hat in ihrer Beschreibung diesen Eindruck verstärkt. Ihr Fotos passen perfekt zu meiner Erinnerung, wir selbst haben keine gemacht.

                                                                                                                          Was meinst du? Seid ihr da evtl. ein kleines Stück weiter flussabwärts gequert? Falls ja, warum?

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                            • 11.10.2018
                                                                                                                            • 142
                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                            AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

                                                                                                                            Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen
                                                                                                                            Was meinst du? Seid ihr da evtl. ein kleines Stück weiter flussabwärts gequert? Falls ja, warum?
                                                                                                                            Hallo Claudia, habs jetzt erst gelesen. War die letzten Tage bei Euch in der Nähe mit Zelt im Pfälzer Wald von Neustadt nach Annweiler unterwegs. ( Was für ein Auf und Ab, der Padjelantaleden war schon fast ein Klacks dagegen )

                                                                                                                            Wir sind da tatsächlich ein paar Meter flussabwärts gequert, weil an dieser Stelle mehr Hüpfsteine im Wasser lagen. Da Pierres Schuhe an diesem Tag ziemlich leck geschlagen sind, versuchte er jede "tiefere" Pfütze oder eben jede "tiefere" Querung zu vermeiden, damit sie nicht komplett durchnässen.
                                                                                                                            Hab mir meine anderen Fotos auch nochmal angeguckt. Der Ausstieg auf der durchgängigen Route wäre viel einfacher gewesen, andererseits sieht das Wasser da ein Stückchen tiefer aus.
                                                                                                                            Lustig das Dir das aufgefallen ist. Dieses Detail hatte ich schon vollkommen vergessen.

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              Dauerbesucher
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                                                                                                                              • 583
                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                              Servus! Danke für Deinen unterhaltsamen Reisebericht, der dient uns - unter anderem - grad als Planungsgrundlage für eine sehr spontane Herbsttour heuer
                                                                                                                              Trekkingblog: lustwandler.at

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                • 11.10.2018
                                                                                                                                • 142
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                Zitat von bourne Beitrag anzeigen
                                                                                                                                Servus! Danke für Deinen unterhaltsamen Reisebericht, der dient uns - unter anderem - grad als Planungsgrundlage für eine sehr spontane Herbsttour heuer
                                                                                                                                Hallo Bourne,
                                                                                                                                das freut mich doch und um so mehr, weil Euer Ritsem Riksgränsen Bericht die Grundlage für eine eigene Tour nächstes Jahr bildet

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  • 583
                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                  Hehe, perfekt! Wir hatten heuer eine schöne Tour inkl. Schnee in Padjelanta (und werden dazu auch noch etwas schreiben) – und zum Gränsleden/Nordkalottleden, das war eine geniale Tour, wir haben heuer drüber gesprochen, dass wir das nochmal gehen wollen
                                                                                                                                  Trekkingblog: lustwandler.at

                                                                                                                                  Kommentar