• hungerast
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    • 25.09.2013
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    [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

    ... genauer gesagt: West Highland Way + Ben Nevis, Glen Nevis – Loch Ossian, Bealach Dubh – Dhalwinnie, Glen Tilt, Lairig Ghru, Loch Avon + Glen Avon, Tomintoul – Nethy Bridge, Rob Roy Way (2 Etappen), 09.07 – 02.08. 2018

    „So, Robert ….“, der Beamte am Glasgow Airport beäugt meinen Ausweis, schaut mich an. „… that’s you, isn’t it?“ – „Indeed, Sir, it is me.“ Auf seine freundliche Anfrage, was ich denn so vorhabe, verrate ich ihm meine Wander-Pläne in grobem Umriss. „Just you?“ – „That’s the plan, Sir.“ – „Best way to do it!“ Naja, zwischendurch treffe ich dann doch noch jemanden, aber das finde ich in diesem Moment zu kompliziert zu erklären. Froh bin ich aber über den freundlichen Ton der Erstbegegnung mit der heimischen Bevölkerung – das kennt man als Reisender auch anders. Den erfahrenen Schottland-Wiedergänger wird die oben beschriebene zugewandte Art nicht verwundern, für mich ist es jedoch das erste Mal in Kaledonien. Die Insel hatte ich zwar schon rund ein Dutzend Male besucht, es aber nie bis in den Norden geschafft. Dieses Versäumnis will ich in den nächsten knapp 4 Wochen wieder wettmachen, und zwar mit einem Outdoor-Rundumschlag, der mir den West Highland Way, aber auch die Highlands weiter östlich – inklusive der Cairngorms - erschließen soll. Der WHW kommt mir als Einstieg gelegen, da er vom Schwierigkeitsgrad überschaubar und dicht an die Infrastruktur angebunden ist – sollten sich Probleme in Bezug auf Ausrüstung oder gar die eigene Leistungsfähigkeit manifestieren, dann bitteschön in der ersten Woche, damit ich noch gegensteuern kann.

    (Wie sich an der Datierung ablesen lässt, schreibe ich den Bericht aus der rückschauenden Perspektive, wenn auch zeitnah, damit man möglichst Vieles noch in Erinnerung hat. Der folgende Bericht wird in mehreren Etappen fortgesetzt und verfolgt dabei folgende Ziele:
    • Reisebeschreibung: klar – persönliche Eindrücke, möglichst bebildert, hoffentlich anschaulich
    • Planung: ein paar Gedanken zum wie / wo(mit) / was / wann seien erlaubt – einschließlich der Angabe, wie die ursprünglichen Überlegungen denn hingehauen haben
    • Material: Einen detaillierten „What’s in my pack?“-thread hieraufzumachen würde der Natur des Reiseberichts widersprechen; trotzdem möchte ich zwischendurch die eine oder andere Bemerkung zur Ausrüstung loswerden, wenn es passt.)

    Tag 01 (09.07.): Glasgow – Drymen (WHW)
    Ohne weitere Umschweife wird das Vorhaben noch am „Tag der Landung“ angegangen. Ursprünglich hatte ich mal überlegt, im Hostel in Glasgow zu übernachten, aber meine Ankunft ist am frühen Nachmittag. Selbst wenn der Flug Verspätung haben sollte, wäre immer noch genug Zeit, um aus der Stadt heraus zu kommen und das Zelt in die Landschaft zu stellen. Zudem ist es abends lange hell, was dem Wanderer im Zeitbudget zusätzliche Flexibilität verschafft. Also schnell die nötigen Stationen (Rucksack schnappen + umpacken / Airport Express nach Queen Street / Tiso: Smidge + Gaskartusche kaufen / Zug zum Startpunkt des WHW in Milngavie) abgearbeitet. Vor Ort sacke ich schnell noch ein bisschen Obst im nahen Supermarkt ein und stiefele los. Das Wetter ist gut (sonnig, leichte Brise), bisher lief alles nach Plan – beste Startbedingungen also. Der Weg verläuft zu Beginn durch bewaldetes Gebiet, später durch offenes, leicht hügeliges Gelände.






    Mancher Kilometer fühlt sich aber doch etwas monoton an, hier und da muss man am Straßenrand entlanggehen.
    Meine Planung sieht vor, sich heute möglichst nah an Loch Lomond heranzuarbeiten – dort sind die „byelaws“ in Kraft, weswegen an den südlichen Ufern des Sees nicht gezeltet werden darf. Möchte ich dieses sog. „camping management area“ morgen komplett durchqueren, so muss ich heute noch mindestens 15 km marschieren: dann sind es morgen nämlich „handhabbare“ ~30 km. Irgendwann am frühen Abend macht sich aber dann doch die Müdigkeit breit, schließlich bin ich heute morgen um 4 Uhr aufgestanden. Ich komme schließlich bei einem „privaten Anbieter“ einer Camping-Möglichkeit unter – ein Farmer kurz vor Drymen bietet an, auf seinem üppigen Grundstück für überschaubare 3 Pfund pro Nase zu zelten. Zunächst bin ich ganz allein, später kommt dann doch noch eine dänische Jugendgruppe, die den netten Platz etwas „lebendiger“ gestalten. Bisschen schade, aber in Anbetracht der Tatsache, dass der Tag ansonsten als Auftakt nach Maß zu bezeichnen ist, wollen wir mal nicht allzu kleinlich sein.

    Tag 02 (10.07.): Drymen – Ptarmigan Lodge (WHW)
    Das Tageslicht lässt mich recht früh erwachen – um 4:30 stehe ich auf. Ist für mich total OK, und zwar aus mehreren Gründen: Erstens bin ich noch auf deutsche Zeit (1 Stunde zurück) gepolt, zweitens bin ich gestern früh ins Zelt gekrochen, daher drittens ausgeschlafen und viertens recht motiviert, die Touristenautobahn WHW möglichst früh am Tag anzugehen. Ich rechne mir damit Chancen aus, zumindest um diese Tageszeit noch nicht so vielen Leuten zu begegnen. Diese Hoffnung erfüllt sich tatsächlich und soll in den kommenden Tagen zur allgemeinen Leitlinie werden. Nach zwei Stunden Marsch treffe ich lediglich einen Trailrunner, man grüßt sich freundlich. Ich stapfe vorbei an einigen Zelten, deren Besitzer offenbar alle noch friedlich schlummern. Immerhin haben diese sich gestern deutlich näher an Conic Hill herangepirscht. Auf dem Weg dahin gibt es tatsächlich einige annehmbare Wildcampingplätze, selbst in der Hochsaison wird man da irgendwo fest – zumindest, wenn man ein Zelt mit überschaubaren Dimensionen aufschlagen will.
    Der erste Blick auf Loch Lomond lässt nicht lange auf sich warten ...



    ... wird dann natürlich übertroffen von der respektablen Aussicht vom Conic Hill.



    Ich empfehle, die paar Höhenmeter Umweg mitzunehmen, um sich dort oben einmal umzuschauen – es sei denn, der Rucksack lastet jetzt schon schwer oder die Sicht ist schlecht. Mein Rucksack wiegt inkl. aller Vorräte annehmbare 8-9 kg, was sich auf dem gesamten Trip als für mich angenehmes Gewicht herausstellen soll.
    Den Abstieg hinunter nach Balmaha gehe ich gegen 9:30 an und habe damit schon mehr als die Hälfte des Pflichtprogramms für heute bewältigt, was mir eine Beruhigung ist. Normalerweise bin ich kein Freund von straff durchgeplanten Tagesabschnitten, aber hier erfordert das Verbot des Wildcampens nun mal den wiederholten Blick auf die GPS-Karte (Locus + LoMap Scotland). Die eine oder andere recht steil abwärts gehende Passage wird von meinen Trekkingstöcken abgemildert, die ich etwas länger einstelle – eine sinnvolle Funktion, für die ich immer wieder dankbar sein werde, da das Abwärtsgehen mich doch wiederholt vor Herausforderungen stellen wird.
    Der Weg führt mich auf recht abwechslungsreiche Weise durch Wald bzw. am Ufer des Sees entlang.



    Von den Menschenmassen, die mir mein WHW-Reiseführer (Autor: Charlie Loram) angekündigt hatte, kann ich hingegen wirklich nicht berichten. Natürlich begegne ich Leuten, die hier offenbar Urlaub machen und auch anderen Rucksacktouristen, das Ganze hält sich aber doch in Grenzen. Letztere Gruppe ist vom Alter und der Gepäckgröße bunt gemischt: junges Studentenvolk mit Riesengepäck trifft auf „silver agers“, die offenbar die Komfort-Option mit Koffertransport gebucht haben. Bei einem Kandidaten bleibt mir aber doch die Luft weg – ein junger Wandersbursche ist unterwegs mit einem Monster-Pack auf dem Rücken, von dem, an einem Riemen hängend, ein Popup-Zelt baumelt, welches im zusammengefalteten Zustand immer noch einen Durchmesser von einem knappen Meter hat. Einen besonders glücklichen Eindruck macht er nicht …
    An einem der Mini-Strände des Loch Lomond gönne ich mir eine ausgedehnte Pause, ziehe die Schuhe aus und kühle die Füße im Wasser ab. Zwar bin ich nicht in krachledernen Stiefeln, sondern lediglich in Trailrunner-Schuhen (Altra Lone Peak 3.5) unterwegs, aber diese Erfrischung tut dennoch gut. Da die Steine z.T recht spitz sind, ziehe ich meine Sandalen Marke Eigenbau (sog. Huaraches aus dünner Vibram-Sohle + Kordel, 120g das Paar in Größe 48) an, welche die Fußsohlen vor dem Gröbsten schützen.


    Der Nachmittag ist schon recht fortgeschritten, und ich halte geradewegs auf das Ende der camping management zone zu – die nördliche Grenze befindet sich etwa auf Höhe der Ptarmigan Lodge, die auf Karten zu finden sein sollte. Zwischendurch kann ich nochmal meine Wasservorräte auffüllen, der Ranger-Stützpunkt am Aufstieg zum Ben Lomond hat einen Außenzapfhahn, auf den mit Schildern extra hingewiesen wird. Kurz hinter der Lodge finde ich einen weiteren dieser Mini-Strände und nehme diesen für mich in Beschlag. Zwar ist es ganz schön kieselig hier, aber wofür hat man schließlich ein Groundsheet?
    Jetzt kommt richtig Urlaubs-Feeling auf: das Zelt steht, eine Tasse Tee trägt genauso zur Entspannung bei wie das (für schottische Verhältnisse) grandiose Wetter: warm, wolkig mit sonnigen Abschnitten, der Wind weht leicht. Ich bade im See, drücke meine Socken und mein T-Shirt durchs Wasser, gönne mir schließlich ein üppiges Abendbrot.

    Tag 03 (11.07.): Loch Lomond – Beinglas Campsite (WHW)
    Mein Tag beginnt um 02(!) Uhr morgens: Der Regen trommelt kräftig auf das Flysheet, ein wahrer Sturzbach ergießt sich über das Zelt. Irgendwann merke ich, dass das Fußende meines Zelts (Nigor Pio Pio 1 Pers.) bereits ordentlich zusammengesackt ist – das Innenzelt hängt durch. Hm, da hat wohl jemand nicht vernünftig abgespannt? So’n Pfusch. Viel dramatischer aber sind die feinen Tropfen, die ich immer wieder ins Gesicht bekomme! Ich taste mich im Dunkeln durchs Zelt; eigentlich ist es trocken, aber an einer Stelle ist der Zeltboden feucht. Panik ergreift mich – sollte ein derart essentielles Ausrüstungsteil bereits in der 2. Nacht seinen Geist aufgeben? Das scheinen aber auch Riesentropfen zu sein, die da auf dem Außenzelt landen. Ein paar Tage vor Aufbruch hatte ich extra noch den Hardcore-Gartenschlauch-Test im Garten gemacht und keinerlei Leckagen festgestellt, weshalb ich es auch nicht für nötig hielt, die Nähte nochmal abzudichten bzw. zu imprägnieren. Jetzt verfluche ich meine Trägheit! An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Ich dämmere zwar irgendwann nochmal weg, krauche aber beim 1. Tageslicht (03:30?) aus meiner Behausung, um mir die Sache von außen anzuschauen. Das Fußende hängt tatsächlich ziemlich durch – OK, beim nächsten Mal wird einfach besser aufs Abspannen geachtet. Das fiese Getrommel kam offenbar von einem herabhängenden Ast, von dessen Blättern das Regenwasser genau auf den Firstbereich des Zeltes platschte. Ich habe die Firstnaht als Schwachstelle in Verdacht, in meinem Kopf fängt es an zu rattern – was nun? Kann ich das Zelt unterwegs irgendwie abdichten? Was wenn es damit nicht getan ist? Oder gleich ein neues Zelt kaufen – nur wo? Hm … Missmutig pack ich zusammen, mampfe meinen Porridge und stapfe los. Ein Blick auf die Karte zeigt mir, dass der Campingplatz Beinglas 20 km entfernt ist. Da könnte ich doch vielleicht ein paar Sachen trocknen und etwas in Erfahrung bringen. Nachdem ich gestern mehr als 30 km gelaufen war, sollten die heutigen 20 doch gut zu bewältigen sein. Tja, so naiv kann man sein …
    Das heutige Teilstück führt dicht am Loch Lomond entlang und gilt als eine der herausforderndsten Etappen – rückblickend war sie das für mich definitiv. Aber der Reihe nach. Zunächst führt der Pfad durch die bewaldete Flanke des Seeufers, der romantisch veranlagte Mittelerde-Fan fühlt sich hier ganz zuhause.





    Diesen Baum hat doch bestimmt Tom Bombadil persönlich für die Touristen zum Draufsetzen hindrapiert ...



    Wie im folgenden Bild vielleicht exemplarisch erkennbar ist, besteht der auf und ab ondulierende Pfad streckenweise aus Felsbrocken, die man kraxelnd bzw. mit ordentlich Sohlenhalt überwindet.



    Meine Schuhe sind komplett nass, was mir aber nichts ausmacht, da es nicht kalt ist und meine Füße richtig was zu tun haben. Das Vorankommen ist aber beschwerlich – über ein Tempo von 2,5 km/h bin ich wohl nicht hinausgekommen. Normalerweise wäre die Strecke gut geeignet, um den Weg als schöne Herausforderung zu genießen. Mit meinem Zeltproblem im Kopf will mir das aber nicht recht gelingen, vielmehr hoffe ich auf eine Wifi-Verbindung am Zeltplatz, um per Online-Recherche eine Lösung auszuarbeiten.
    Dennoch kann die mentale schwarze Wolke über meinem Kopf schließlich die Schönheit der Landschaft nicht ganz verdecken.



    Schließlich ist es Zeit, dem Loch Lomond „farewell“ zu sagen. Der Weg wird nun deutlich einfacher, und nach ein paar sorgloseren Kilometern erreiche ich den Campingplatz. Im kleinen Shop fülle ich meine Essensvorräte auf (Erdnussbutter mit Shortbread – Hammer-Kombi!) und baue mein Zelt auf. Es nieselt zumindest, sodass ich den Quilt erst mal in der Drybag lasse, anstatt das Zelt wie üblich gleich wohnlich einzurichten Zumindest habe ich so Gelegenheit, der undichten Stelle auf den Grund zu gehen. Erst einmal begebe ich mich aber ins Pub, wo ich mir einen Burger gönne und mit der Problemlöserei beginne. In Fort William, dem Endpunkt des WHW, gibt es ja verschiedene Outdoorläden, schnell habe ich herausgefunden, dass ich dort im Ernstfall ein Zelt kaufen könnte – das würde dann zwar ein Riesenloch ins Budget brennen, aber zumindest könnte ich die Tour fortsetzen. Gesättigt und informiert gehe ich zurück zum Zelt, das nun seit mehr als einer Stunde im Regen stand. Von innen ist aber alles trocken, was mich einerseits beruhigt, andererseits die Frage unbeantwortet lässt, woher denn nun die Nässe kam. Letztendlich kann ich nur spekulieren: Das Rinnsal, welches vom Ast direkt aufs Zelt platschte, spritzte beim Aufprall stark, so dass einzelne Tropfen vermutlich durch die Belüftungsöffnungen ins Zeltinnere gelangten. Ich beschließe aber, auf Nummer sicher zu gehen: eine Lage Tenacious Tape über die Firstnaht kleben, wenn das Ding wieder trocken ist, eventuell in Fort William ein Tarp kaufen. Wenn man einen Plan hat, fühlt man sich gleich schon besser …

    Tag 04: Beinglas – Inveroran (WHW)
    Erneut erwache ich recht früh (4:00), nutze die Gelegenheit, um die facilities des Campingplatzes (Dusche, Küche, Trockenraum) ohne jegliche Gesellschaft zu nutzen und bin ab 6 Uhr unterwegs. Beim Zusammenpacken des Zeltes überfällt mich das erste Mal ein richtiger Schwarm Midges – ich versäume es, rechtzeitig Smidge aufzutragen und bezahle die Nachlässigkeit mit etlichen roten Punkten an den freigelegten Hautstellen (Knöchel, unterer Rücken, Gesicht). Zwar kann ich erst mal nicht in den Spiegel schauen, vermute aber, dass ich aussehe wie das Sams. Naja, gehört dazu …
    Ursprünglich war mein Plan, heute bei guten Verhältnissen eine Alternativroute zum WHW zu nehmen. Der Reiseführer „Not the West Highland Way“ schlägt vor, zwischen den beiden Munros Ben Oss und Ben Lui hindurchzunavigieren. Erstens ist es aber recht wolkenverhangen mit einzelnen Schauern, so dass man mit Nebel rechnen muss, was für eine z.T. weglose Route sicherlich nicht die besten Wetterverhältnisse sind. Zweitens hat es ja gestern den ganzen Tag geregnet, sodass das grasige Terrain unterhalb der Gipfel aufgeweicht sein dürfte. Kurzum – ich entscheide mich für die Standardroute, auch wenn diese zunächst alles andere als eine Augenweide ist – ich laufe eine geteerte Straße entlang, die von Strommasten gesäumt wird. Augen zu und durch. Zumindest kann ich in den ersten beiden Stunden einfach mal entspannt gehen, denn der Weg bietet wenig Herausforderung. Zudem regnet es nicht mehr. Nach einer Weile komme ich an einer „honesty box“ vorbei, die einer der locals offenbar regelmäßig bestückt mit den Sachen, die dem Wanderer munden: Schokoriegel, Chips, Cola. Ich bediene mich, werfe eine passende Münze in die Kasse und ziehe weiter. Die Laune ist gut, die Füße wollen noch – geht doch!
    Landschaftlich gesehen ist die heutige Etappe zunächst unspektakulär, auch der Eindruck des Morgens setzt sich nicht fort.



    Schließlich kommt sogar etwas Highlands-Feeling auf:





    Dass ich letztendlich doch noch mehr als 30 km gehe, verdanke ich der äußerst angenehmen Gesellschaft von Bob und Jennifer, einem Ehepaar aus Colorado Springs mit ordentlich Wander-Erfahrung, was man ihrem Tempo anmerkt: Die beiden sind zwar nicht mehr die Jüngsten, stiefeln aber unbeirrbar und ohne Pause einfach weiter. Schnell kommen wir ins Gespräch, ich registriere meinen eigenen Redebedarf nach drei Tagen ohne längere Unterhaltung. So vergeht der Großteil des Tages auf kurzweilige Weise. In Bridge of Orchy trennen wir uns, ich zuckel noch ein paar Km weiter. Das wetter bessert sich zusehends.



    Mein Lager schlage ich schließlich hinter Inveroran an einem Wasserlauf auf, der als Wildcamp offenbar beliebt ist. Einige Leute (Niederländer, Deutsche, Dänen) haben sich schon niedergelassen, im Laufe des Abends kommen weitere hinzu. Naja, dann halt in Gesellschaft heute. Mittlerweile hat sich die Sonne herausgewagt, so dass ich die Gelegenheit für eine kleine Wäsche nutze. Man weiß ja nie, wann man wieder dazu kommt ...

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  • codenascher

    Lebt im Forum
    • 30.06.2009
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    #2
    AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

    Liest sich erfrischend unterhaltsam! Freue mich schon auf die Fortsetzung und bin gespannt, wo das Wasser in deinem Zelt her kam.

    Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

    meine Weltkarte

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    • DasBushbaby
      Dauerbesucher
      • 20.01.2015
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      #3
      AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

      Genau so etwas möchte ich hier lesen. Hör' bloß nicht auf.

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      • JensE
        Gerne im Forum
        • 20.01.2006
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        #4
        AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

        Sehr unterhaltsam geschrieben, da freut man sich schon auf die Fortsetzungen.

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        • jiba
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          • 09.03.2018
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          #5
          AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

          Kann nicht genug von Schottland bekommen und bin sehr gespannt, wie es dann nach dem WHW weiterging!

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          • hungerast
            Erfahren
            • 25.09.2013
            • 365
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            #6
            AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

            Danke fürs bisherige Interesse, das motiviert in der Tat zum Weiterschreiben ....

            Tag 05 (13.07.): Inveroran – Kinlochleven (WHW)

            Meinen Biorhythmus behalte ich auch an diesem Tag bei und wache gegen 4 Uhr auf. Ich erinnere mich an das Dutzend Zelte, welches in unmittelbarer Nähe steht und sammle so genug Motivation, um aus den Kunstfaser-Federn zu kriechen. Zusammenpacken und los! Frühstücken kann ich noch unterwegs. Motiviert sind jedoch auch die Midges, die mich recht schnell anfallen. Ich zücke die Smidge-Dose, lege im Halbdunkel hastig meine Brille auf den Rucksack und schmiere mich ein. Als ich meine Sehhilfe wieder aufsetzen will, ist sie weg. Fortgetragen von den gehässigen Viechern? Nein, wahrscheinlich nur heruntergerutscht. Ich taste ein wenig umher und latsche treffsicher genau auf das Teil – ein definiertes „kracks!“ ist zu hören. Kann doch nicht wahr sein! Zumindest habe ich für diesen Fall vorgesorgt und setze meine Ersatzbrille auf. Den Schaden kann ich später bei Tageslicht begutachten. Erst einmal ziehe ich los.
            Rasch bricht der Tag an, es wird Zeit fürs Frühstück. Kaffee, Porridge, Highlands – was will der Wandersmann mehr?



            Ich bewege mich auf der alten Straße durch das Hochmoorland auf Glencoe zu. Hier bleibt man besser auf dem Weg – kann sein, dass man sonst nie wiedergefunden wird.





            Zum ersten Mal muss ich nun zu meinem Kopfnetz greifen, denn obwohl ich mich stetig fortbewege, lassen die Midges nicht von mir ab - in den Mooren scheinen besonders rabiate Exemplare zu wohnen. Das Netz ist mäßig erfolgreich darin, die Insekten abzuwehren, irgendwie finden sie doch einen Weg hinein. Nach einer Weile begegnet mir ein Mann mit einem Maultier, der ein kurzärmeliges Baumwollshirt trägt. Mensch und Tier geben sich von der Mückenplage gänzlich unbeeindruckt. Versuch’s mal mit Gleichgültigkeit …
            An Glencoe vorbei führt der Weg und mündet in eine geteerte Straße, die Richtung Kingshouse führt. Irgendwann muss ich die Schnellstraße überqueren, was morgens noch machbar ist. Wie man das wohl mitten am Tag anstellt? Die Autos sind jedenfalls ziemlich schnell hier. Vielleicht scheint mir das aber auch nur so, nach Tagen der Entschleunigung.
            In Kingshouse frequentiere ich eine öffentliche Toilette und fülle meine Wasservorräte auf, dann geht es auf einem breiten Weg weiter in Richtung „Devil’s Staircase“.



            Nach der Asphalt-Latscherei macht es richtig Spaß, den Anstieg hochzugehen! Oben lege ich ein kleines Päuschen ein, es ist neblig dort, weshalb Fotos – zumindest wenn man nur das Smartphone zur Hand hat - sinnlos sind. Der Rest des Weges bis nach Kinlochleven ist unspektakulär – das letzte Teilstück bis in den Ort hinein ist allerdings eine Zumutung: ein gerölliger Wirtschaftsweg mit teilweise starkem Gefälle, sehr unangenehm zu gehen. Als ich den Campingplatz in Kinlochleven erreiche, beschließe ich, hier für heute Schluss zu machen.


            Tag 06 (14.07.): Kinlochleven – Fort William (WHW)

            Die letzte Etappe des WHW entpuppt sich als landschaftlich gefällig.







            Meine Wanderlust wird davon nachhaltig angestachelt, ich laufe die Strecke mit wenigen kurzen Pausen durch. Schon interessant, an was der Körper sich so gewöhnen kann. In den Monaten seit dem Frühling war ich zur Vorbereitung immer mal wieder zur Arbeit gelaufen, die 13 km kamen mir ganz schön lang vor. An einer Stelle muss ich dann aber doch rasten:



            Das hat das Scottish Tourist Board aber vorzüglich arrangiert.



            Auf der Zielgeraden nach Fort William biege ich Richtung Campingplatz ab – der Plan ist, hier möglichst viele Sachen abzuschmeißen und dann in den Ort zu latschen. Man will ja den Weg auch offiziell zu Ende laufen. Außerdem muss ich meine Vorräte für die nächsten 3-4 Tage auffüllen, denn auf dem Zettel stehen sowohl Ben Nevis als auch das Glen Nevis, wo es schon deutlich einsamer werden soll. Außerdem ist da ja noch die Sache mit dem unzuverlässigen Zelt – eine Lösung muss her! Zwar hatte ich keine Gelegenheit, das Flysheet erneut auf Leckagen zu prüfen (außer ein bisschen Nieselregen war das Wetter eher auf der freundlichen Seite), ich will mich jetzt aber absichern. So erstehe ich im Sale eines Outdoor-Ladens ein Silnet-Tarp (Rab), was mir in den kommenden Wochen noch gute Dienste leisten soll. Es ist zwar ausgelegt auf 2 Personen und damit ein ziemlich großer Lappen, aber die 400g extra Gewicht weiß ich zu verschmerzen. Mein Kalkül ist, das Teil mit den Trekkingstöcken aufzustellen, denn so kann es auch als Extra-Lage über dem Zelt dienen, sollte es ganz fies nass werden. Ich erstehe also noch Paracord-Abspannleinen und extra Heringe (MSR ground stakes – empfehlenswert!) und fühle mich gerüstet.
            Meine Essensvorräte erwerbe ich in einem großartig sortierten Supermarkt (Morrison’s, hinter den Bahnhof von F.W.). Auf das gefriergetrocknete Zeugs habe ich jetzt schon keine Lust mehr und stelle mir lieber selbst etwas zusammen. Eine Tagesration sieht dann folgendermaßen aus:



            Frühstück: Porridge + Instant-Kaffee
            Snacks über den Tag: Schokoriegel, Müsliriegel, Trailmix (Mandeln, Cashews, M&Ms, getrockn. Mangostücke)
            Abendbrot: Tomatensuppe, Couscous + Thunfisch im Softpack (Dosen sind lästig im Müllbeutel!), gepimpt mit extra Olivenöl, heiße Schokolade

            Als 3-Tage-Ration abgepackt ist der Planung Genüge getan.



            Nun muss man nur noch den Hunger im Zaum halten, um nicht schon den nächsten Tagesvorrat anzuknabbern.


            Tag 07 (15.07.): Auszeit

            Es regnet, im Tal hängen die Wolken tief. Der eigentliche Plan war heute, Ben Nevis in Angriff zu nehmen, aber in der Suppe werde ich ja wohl gar nix sehen, wenn ich da hochsteige? Ich beäuge die Wettervorhersage, die in der Rezeption des Campingplatzes aushängt. Tatsächlich, morgen soll es deutlich besser werden. Na dann, innerer Schweinehund, hast gewonnen. Ich verbringe den Tag mit faulenzen, lesen, Tagebuch führen, Wäsche waschen …. Mein brandneues Tarp will auch ausprobiert werden! Langweilig ist mir jedenfalls nicht.

            Tag 08 (16.07.): Ben Nevis, Glen Nevis

            Einmal mehr kommt mir mein Frühaufsteher-Rhythmus zugute – ich packe nur das Allernötigste in den Sack, lasse den ganzen übrigen Krempel im Zelt und begebe mich auf menschenleeren Wegen zum Startpunkt des Aufstiegs. Zwar hat der Ben Nevis „nur“ etwas über 1300m Höhe zu bieten, man startet allerdings nur einige Meter über dem Meeresspiegel. Die Bezeichnung „tourist route“ für die leichtere der beiden Aufstiegswege ist also etwas irreführend.
            Der Weg steigt zunächst moderat an. Tiefhängende Wolken sind in den frühen Morgenstunden noch nicht aufgezogen, so dass der Blick hinein ins Glen Nevis freigegeben wird.



            Da will ich im Laufe des Tages noch lang – ich freue mich jetzt schon! Aber erst einmal ruft der Berg. Stetig gewinne ich an Höhe, der schottische Wettergott ist mir hold und die Aussicht wird immer besser. Der Pfad hinauf ist einsam, ich überhole auf dem ganzen Weg drei Leute.



            Irgendwo da unten steht mein Zelt … Im Hintergrund sind Fort William und Loch Eil zu sehen. Als ich mich dem Gipfel nähere, reißt die Wolkendecke auf und die Sonne erhellt die karge, unwirtliche Landschaft um mich herum.



            Mit kurzen Hosen im Schnee – mal was Neues.



            Oben angekommen verweile ich kurz am war memorial, gönne mir anschließend eine Pause.



            Weit und breit ist niemand zu sehen. Mittlerweile ist es gegen 9:30, lange wird dieser Ort nicht so friedlich und still bleiben. Naja, der Wind pfeift hier natürlich schon ganz ordentlich. Ich mache mich auf den Abstieg. Wiederum bin ich dankbar für meine Trekkingstöcke, die mich – wie auf der gesamten Tour – davor bewahren, meine Gelenke zu ruinieren. Einmal mehr merke ich aber auch, dass das Abwärtsgehen für mich der weitaus unerfreulichere Teil des Bergwanderns ist. Nach einiger Zeit kommen mir auch die ersten größeren Gruppen entgegen, viele wollen wissen, wie weit es denn noch sei. Ich gebe, so gut mir das möglich ist, Auskunft. Weiter unten werden die Menschentrauben derart groß, dass es gelegentlich schwierig wird, an ihnen vorbei zu kommen. Ach, wäre ich doch schon nachts aufgestanden 
            Ich schleppe mich zurück zum Campingplatz, wo ich mich ausruhe und Kalorien bunkere. Schließlich habe ich noch etwas vor heute. Irgendwann am Nachmittag wird es denn auch Zeit für mich – ich breche mein Lager ab, verstaue alles sorgfältig im Rucksack und ziehe los. Bald werde ich auf deutlich weniger ausgetretenen Pfaden unterwegs sein.
            Zunächst bewege ich mich auf einem gut definierten Pfad ins Glen Nevis hinein. Das ist auch kein Wunder, denn die erste Strecke führt in Richtung Steall Falls, einem Wasserfall, der als einer der Touristenmagneten gilt. Ich halte mich jedoch nah am Wasserlauf, wo sich angenehm wenige Menschen aufhalten. Dieses Plätzchen lädt zu einer Pause ein:



            Die Füße brauchen auch mal wieder Abkühlung …



            Aaaaaah … die simplen Freuden des Draußen-seins. Ich ziehe weiter, durch die Schlucht, die das Water of Nevis ins Gestein gegraben hat, bis ich nach einer Weile an besagtem Wasserfall vorbeikomme.



            Hier sind selbst am späten Nachmittag noch viele Menschen unterwegs. Umso stärker ist der Kontrast mit der sich anschließenden Landschaft des Tales, denn hier ist so gut wie niemand unterwegs! Ich gehe noch eine Weile weiter und komme schließlich an einer derart einladenden Wiese an, dass ich die heutige Etappe beende. Zelt aufbauen, Tarp drüber, Ausblick (ein weiterer Wasserfall) genießen.



            Der Aufbau des Tarps sieht etwas schlampig aus, aber ich will mir zunächst die Aussicht nicht verbauen und stelle beide Trekkingstöcke vorn auf. Hinter mir rauscht das Water of Nevis. Für die Nacht ändere ich das Setup dann aber doch noch zu einem First-Aufbau. Die vom Fluss organisierten Steine tun ein Übriges für die Stabilität.



            Einigermaßen ausgehungert mache ich mich über mein Abendbrot her – die Couscous-Thunfisch-Kombi entpuppt sich als extrem leckere und sättigende Mahlzeit. Mjam! Mit vollem Bauch und ermüdet vom ereignisreichen Tag krieche ich unter den Quilt ...
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            • Donik
              Erfahren
              • 24.03.2014
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              #7
              AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

              weiter weiter weiter!

              Du hast definitiv viel Glück mit dem Wetter, bin unglaublich neidig, meine Urlaube dieses Jahr sind größtenteils im Regen untergegangen :|

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              • hungerast
                Erfahren
                • 25.09.2013
                • 365
                • Privat


                #8
                AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                Zitat von Donik Beitrag anzeigen
                weiter weiter weiter!

                Du hast definitiv viel Glück mit dem Wetter, bin unglaublich neidig, meine Urlaube dieses Jahr sind größtenteils im Regen untergegangen :|
                Das hatte ich in der Tat - und es kommt, gerade für schottische Verhältnisse, noch viiiel besser! Wenn die Hitzewelle dieses Sommers auch nicht ganz bis in den Norden reichte, bin ich doch mehr als eine Woche lang ausschließlich bei eitel Sonnenschein unterwegs gewesen (Beweisfotos folgen hier in diesem Thread). War schon verrückt ... aber geil!
                Take a load of your feet Pete
                You better watch out what you eat
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                • Borderli
                  Fuchs
                  • 08.02.2009
                  • 1737
                  • Privat


                  #9
                  AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                  Hach, so viele bekannte Aussichten...
                  Im April bin ich am Allt Coire Giubhsachan raufgelatscht, und habe Wasserfälle fotografiert. Durch die Schneeschmelze waren die so richtig schön voll. Die ersten der Falls sieht man auf deinem Foto, auf der anderen Seite der Brücke.

                  Bitte weiterschreiben!

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                  • momper
                    Dauerbesucher
                    • 05.12.2011
                    • 702
                    • Privat


                    #10
                    AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                    Vielleicht habe ich auch etwas überlesen, aber warum hast Du ein extra Tarp gekauft und nicht nur die Nähte Deines Zeltes abgedichtet?
                    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
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                    Kommentar


                    • codenascher

                      Lebt im Forum
                      • 30.06.2009
                      • 5064
                      • Privat


                      #11
                      AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                      Zitat von hungerast Beitrag anzeigen
                      ...
                      Eine Tagesration sieht dann folgendermaßen aus:


                      ....
                      Eine Flasche Öl pro Tag?

                      Da du den Ben Nevis und deine Eeiterwanderung Richtung Glen Nevis an einem Tag erfolgten, weshalb bist du nicht samt Pack hoch auf den Ben und von dort via CMD Arete runter in Richtung Glen Nevis? Sehr Lohnenswert!

                      Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                      meine Weltkarte

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                      • jiba
                        Erfahren
                        • 09.03.2018
                        • 163
                        • Privat


                        #12
                        AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                        Wahnsinn wie grün das alles sein kann! Im April war's zwar auch schön, aber noch ziemlich karg und braun.

                        Du legst da ja ein ganz schönes Tempo vor. Respekt! Darf ich mal fragen, wieviel Du trainiert hast?

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                        • hungerast
                          Erfahren
                          • 25.09.2013
                          • 365
                          • Privat


                          #13
                          AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                          Zitat von momper Beitrag anzeigen
                          Vielleicht habe ich auch etwas überlesen, aber warum hast Du ein extra Tarp gekauft und nicht nur die Nähte Deines Zeltes abgedichtet?
                          Weil ich auf Nummer sicher gehen wollte. Nach meiner Erfahrung klappt das Abdichten nicht so recht, wenn das Material zwischendurch nass wird - bis Fort William war das immer wieder der Fall. Wo das Wasser nun tatsächlich herkam, konnte ich bis zum Schluss nicht zweifelsfrei ergünden. Außerdem habe ich die extra-Veranda sehr zu schätzen gelernt, mein Zelt hat nur eine Mini-Apsis. War aber im Ganzen natürlich schon Overkill, bin jetzt am Überlegen, wie die nächste Outdoor-Behausung beschaffen sein sollte. Das Tarp werde ich aber weiternutzen, wenn die Verhältnisse es erlauben.

                          Zitat von codenascher Beitrag anzeigen
                          Eine Flasche Öl pro Tag?

                          Da du den Ben Nevis und deine Eeiterwanderung Richtung Glen Nevis an einem Tag erfolgten, weshalb bist du nicht samt Pack hoch auf den Ben und von dort via CMD Arete runter in Richtung Glen Nevis? Sehr Lohnenswert!
                          Nee, das Öl hat für drei Portionen Couscous gereicht

                          Die CMD Arete-Route hatte ich auch im Auge - allerdings las ich auch über den deutlich höheren Schwierigkeitsgrad und wollte nichts riskieren, so ganz auf mich allein gestellt.

                          Zitat von jiba Beitrag anzeigen
                          Wahnsinn wie grün das alles sein kann! Im April war's zwar auch schön, aber noch ziemlich karg und braun.

                          Du legst da ja ein ganz schönes Tempo vor. Respekt! Darf ich mal fragen, wieviel Du trainiert hast?
                          Seit Beginn des Jahres bin ich immer mal wieder losmarschiert, die Schuhe hatten mindestens schon 200km runter, als ich in Schottland ankam. Dazu kommt eine Drei-Tage-Wanderung mit meinen Hanwag-Stiefeln, die ich daraufhin aussortiert habe - meine Füße sind, äh, speziell. Eigentlich war es gar nicht mein Ziel, möglichst schnell zu sein, hat sich dann aber so ergeben.
                          Take a load of your feet Pete
                          You better watch out what you eat
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                          • Sternenstaub
                            Alter Hase
                            • 14.03.2012
                            • 3583
                            • Privat


                            #14
                            AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                            das sind teilweise wirklich stimmungsvolle Fotos, wobei ich manchmal ins gedankliche Straucheln komme, wenn du zB deine jeweiligen Rationen erklärst bzw fotografierst, auf sowas käme ich im Leben nie. ok, ich bin auch nicht so der planvolle Typ, der oder besser die alle Eventualitäten überdenkt. Bin gespannt, wie es weiter geht.
                            Two roads diverged in a wood, and I—
                            I took the one less traveled by,
                            And that has made all the difference (Robert Frost)

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                            • Rainer Duesmann
                              Fuchs
                              • 31.12.2005
                              • 1642
                              • Privat


                              #15
                              AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                              Vielen Dank für deinen tollen Bericht und die vielen Fotos. Nur schade das man kein Gesicht mit der interessanten Person verbinden kann.

                              LG
                              Rainer
                              radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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                              • DasBushbaby
                                Dauerbesucher
                                • 20.01.2015
                                • 539
                                • Privat


                                #16
                                AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
                                ...wenn du zB deine jeweiligen Rationen erklärst bzw fotografierst, auf so was käme ich im Leben nie.
                                Seine Verpflegung auf Mehrtagestouren tageweise zu portionieren macht m. E. Sinn, wenn unterwegs keine oder nur wenige Möglichkeiten hat, seine Vorräte wieder aufzufüllen. So behält man jederzeit einen Überblick.

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                                • Ljungdalen

                                  Alter Hase
                                  • 28.08.2017
                                  • 3014
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                  Zitat von DasBushbaby Beitrag anzeigen
                                  Seine Verpflegung auf Mehrtagestouren tageweise zu portionieren macht m. E. Sinn, wenn unterwegs keine oder nur wenige Möglichkeiten hat, seine Vorräte wieder aufzufüllen. So behält man jederzeit einen Überblick.
                                  Mir isses in der gezeigten Form ja ein bisschen zu viel Verpackung(smüll). Bequem, aber...

                                  Ich meine nicht gewichtsmäßig, sind ja nur Tüten.

                                  Aber die Tour gefällt mir, danke für den Bericht. Ich fahre da im September auch hin (Cairngorms und vielleicht, separat, Ben Nevis & Umgebung).

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                                  • Sternenstaub
                                    Alter Hase
                                    • 14.03.2012
                                    • 3583
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                    Zitat von DasBushbaby Beitrag anzeigen
                                    Seine Verpflegung auf Mehrtagestouren tageweise zu portionieren macht m. E. Sinn, wenn unterwegs keine oder nur wenige Möglichkeiten hat, seine Vorräte wieder aufzufüllen. So behält man jederzeit einen Überblick.
                                    mit Sicherheit ist das sinnvoll, wollte auch nichts anderes unterstellen. Es fiel mir halt nur der Unterschied zu mir selber auf, ich habe zwar immer irgendwelche Tütchen mit von einem Freund selbst getrockneten Mahlzeiten dabei, die ich aber zu großen Teilen wieder mit nach hause bringe. aber ist eigentlich von mir OT gewesen, sry.
                                    freue mich, wenn es weiter geht.
                                    Two roads diverged in a wood, and I—
                                    I took the one less traveled by,
                                    And that has made all the difference (Robert Frost)

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                                    • Galadriel
                                      Dauerbesucher
                                      • 03.03.2015
                                      • 913
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                      Zitat von DasBushbaby Beitrag anzeigen
                                      Seine Verpflegung auf Mehrtagestouren tageweise zu portionieren macht m. E. Sinn, wenn unterwegs keine oder nur wenige Möglichkeiten hat, seine Vorräte wieder aufzufüllen. So behält man jederzeit einen Überblick.
                                      OT: Ist allerdings ein extremer Verpackungswahnsinn...
                                      Wandern & Flanieren
                                      Neues entdecken durch Langsamkeit

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                                      • Borderli
                                        Fuchs
                                        • 08.02.2009
                                        • 1737
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                        Ich oute mich als noch jemand, der auf mehrtägigen Touren das Futter in Tagesportionen zusammenpackt. Vorteil: Ich fühle mich gezwungen, die Portion zu essen, auch wenn ich abends meine, keinen Hunger zu haben. Die Ziplock-Beutel verwende ich danach als Müllbeutel.

                                        Ich bin auch gespannt, wie es weitergeht. Glen Nevis - da bin ich schon seit Jahren nicht mehr durchgesumpft. Und der Weg zum Bealach Dubh interessiert mich auch; dort war ich zum letzten Mal, bevor das Corrour Estate wegen Hydro Schemes die Wege, ähm, sagen wir mal, neu gemacht hat.
                                        Ich überlege gerade, ob ich ein paar Urlaubstage und Überstunden übrig habe, um im November nochmal loszuziehen. Rucksack und Zelt brauchen dringend wieder frische Schottland-Luft!

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                                        • hungerast
                                          Erfahren
                                          • 25.09.2013
                                          • 365
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                          Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
                                          Es fiel mir halt nur der Unterschied zu mir selber auf, ich habe zwar immer irgendwelche Tütchen mit von einem Freund selbst getrockneten Mahlzeiten dabei, die ich aber zu großen Teilen wieder mit nach hause bringe.
                                          Genau, und diesen Vergleich zur eigenen Praxis finde ich persönlich immer hilfreich für die eigene Planung. Mein Hintergedanke beim Einschieben solcher Details ist eben auch, diese Überlegungen anzustoßen - und sei es nur, um zu dem Schluss zu kommen: "Für mich ist das nix, ich mach das lieber soundso". Mehrjährige "ods"-Lektüre haben für mich jedenfalls diesen Effekt gehabt - von allein wäre ich auf gewisse Praktiken, die ich heute selbst anwende, nicht so schnell gekommen.

                                          Verpackungswahnsinn betreibe ich m. E. nicht - die ziplocs wurden immer und immer wieder verwendet, und sei es als Mülltüte (siehe auch Foto unten). Es sei denn, man bezieht sich auf die Supermarkt-Verpackungen. Da wäre die Alternative, sein Essen für die ganze Tour schon vorher abzupacken - bei mehr als 3 Wochen hätte mein Rucksack in diesem Fall aber wohl locker das Doppelte gewogen ... Für mehr als 3-4 Tage habe ich nie Essen mit mir herumgeschleppt. Danach war dann wieder jeweils ein "food run" fällig. Für mich hat das gut funktioniert.

                                          Danke für alle Kommentare - gleich geht's weiter mit dem nächsten Teil ...
                                          Take a load of your feet Pete
                                          You better watch out what you eat
                                          Better take care of your life
                                          'Cause nobody else will

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                                            • 20.01.2015
                                            • 539
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                            Zitat von hungerast Beitrag anzeigen
                                            Genau, und diesen Vergleich zur eigenen Praxis finde ich persönlich immer hilfreich für die eigene Planung. Mein Hintergedanke beim Einschieben solcher Details ist eben auch, diese Überlegungen anzustoßen - und sei es nur, um zu dem Schluss zu kommen: "Für mich ist das nix, ich mach das lieber soundso". Mehrjährige "ods"-Lektüre haben für mich jedenfalls diesen Effekt gehabt - von allein wäre ich auf gewisse Praktiken, die ich heute selbst anwende, nicht so schnell gekommen.

                                            Verpackungswahnsinn betreibe ich m. E. nicht - die ziplocs wurden immer und immer wieder verwendet, und sei es als Mülltüte (siehe auch Foto unten). Es sei denn, man bezieht sich auf die Supermarkt-Verpackungen. Da wäre die Alternative, sein Essen für die ganze Tour schon vorher abzupacken - bei mehr als 3 Wochen hätte mein Rucksack in diesem Fall aber wohl locker das Doppelte gewogen ... Für mehr als 3-4 Tage habe ich nie Essen mit mir herumgeschleppt. Danach war dann wieder jeweils ein "food run" fällig. Für mich hat das gut funktioniert.

                                            Danke für alle Kommentare - gleich geht's weiter mit dem nächsten Teil ...
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                                            • hungerast
                                              Erfahren
                                              • 25.09.2013
                                              • 365
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                              Tag 09 (17.07.): Glen Nevis - Loch Ossian

                                              Ritsch-ratsch! Ich öffne den Zelteingang – mal wieder am frühen Morgen – und orientiere mich zunächst in Bezug auf die Wetterverhältnisse. Es ist bedeckt, aber es regnet nicht, zudem ist es windstill. Hm … das verheißt nichts Gutes. Das Innenzelt wird wieder verschlossen und meine Schlafstatt sowie anderer Krempel komplett in den Drybags verstaut. Erst dann wage ich mich hinaus. Und richtig, der Überfall lässt nicht lange auf sich warten:

                                              „Kampfgeschwader William Wallace – Attacke!“



                                              Oder so ähnlich könnte der Schlachtruf in midge-esque gelautet haben. Was soll’s, ich setze mein Kopfnetz auf, der Rest ist sowieso schon komplett bedeckt, die Hände mit Smidge imprägniert. Ein bisschen schaue ich in die Landschaft, baue schließlich mein Zelt in Ruhe ab und hoffe in der Zwischenzeit, dass es etwas windiger werden möge – dann könnte ich womöglich noch hier frühstücken. Diese Hoffnung erfüllt sich zwar nicht, aber immerhin fängt es an zu regnen, was die kleinen Plagegeister ebenfalls vertreibt. Auf das kaledonische Wetter ist im Zweifelsfall eben doch Verlass!
                                              Die heutige Etappe nimmt sich auf der Karte recht einfach aus, was die Navigation anbelangt: immer das Tal entlang, mehr oder weniger am Wasserlauf. Da ich viel durchs Gras marschieren werde, ziehe ich mal lieber meine Gamaschen an. Die halten zwar nicht das Wasser aus den Schuhen – damit lebe ich ja - , aber dafür bleiben die Hosenbeine trocken. In der Morgensonne, die sich nun ab und zu durch die Wolken arbeitet, bietet das tropfenbesetzte Gras eine schöne Szenerie.






                                              Überhaupt zeigt sich das glen in den wechselnden Licht- und Wetterverhältnissen von seiner bezaubernden Seite.





                                              Der Pfad ist allerdings nicht immer einfach zu finden, oft verliert er sich in dieser oder jener Richtung. Ab und an stehe ich vor einer Stelle, die mir doch arg sumpfig / matschig anmutet und versuche, einen Weg drumherum zu finden. Zudem ist das Gelände bisweilen von kleinen Rinnsalen durchzogen, die sich etwa 30cm unter der Grasnarbe befinden – da heißt es, die Augen aufzubehalten um zu schauen, wo man hintritt. Zwischendurch treffe ich mal wieder auf eine Herde Kühe, die einige Kälber mit sich führen. Der herannahende Wanderer wird kritisch beäugt, einer der Bullen stellt sich vor die Jungtiere. Ich gehe kein Risiko ein und umlaufe den Weidegrund der Herde so großräumig wie möglich. So ist das Tempo auf der Strecke denn auch deutlich geringer, als ich ursprünglich angenommen habe. In meiner Situation bin ich entspannt, denn die permanente Augenweide mich herum sorgt für Hochstimmung.





                                              In einem alternativen Szenario, welches die Übernachtung im relativ nah gelegenen „Meanach“-Bothy einplant, könnte man jetzt eventuell schon in Schwierigkeiten sein, etwa wenn es schon später Nachmittag ist. Soviel zum Thema „Karte vs. Realität“.
                                              Am Bothy angekommen, treffe ich einen knorrigen Schotten namens Jim. Man hält einen kleinen Schwatz, wie man das in einer an Menschen armen Gegend halt automatisch tut. Jim schaut nach dem Rechten im Bothy, engagiert sich also für die Mountain Bothies Association. Nach einer kurzen Weile zieht er weiter, ich bleibe noch ein bisschen und belohne mich mit einem Kaffee und einem Snack.



                                              Jedes Verpackungsschnipselchen landet da, wo es hin gehört:

                                              Leave No Trace, baby!

                                              Ein Blick zurück ins Tal …



                                              … dann geht’s weiter, am Lauf des Abhainn Rath entlang. Der Weg ist nun deutlich einfacher zu finden. Die Landschaft ändert sich allmählich, auch der Wasserlauf wird zunehmend wilder.



                                              Schließlich erreiche ich Loch Treig. Nach dem intensiven Grün des Glen Nevis nehmen sich die Ufer des Sees wie eine Mondlandschaft aus.



                                              Langsam wird es Zeit, sich eine Bleibe zu suchen. Vorher möchte ich aber noch einen „Funkspruch“ Richtung Heimat absetzen. Man will ja seine Lieben zu Hause wissen lassen, dass man sich erfolgreich durch die Wildnis gekämpft hat . Also steuere ich die Jugendherberge am Loch Ossian an, von der ich annehme, dass es dort eine Möglichkeit zur Kommunikation gibt. Die Herbergsleiterin, eine entspannt-freundliche Frau, muss bei der Frage nach dem Wifi leider passen – das könne sie nicht bieten. Die etwa 1 Meile entfernte Corrour Station habe allerdings ein Wifi; wenn ich mag, könne ich ihr Rad benutzen. Fantastisch, damit habe ich nicht gerechnet, in den Highlands Rad zu fahren (und sei es auch nur für 2 Meilen). Ich werfe meinen Rucksack ab, erledige meine Kommunikationspflicht und kehre zurück. Ins Blaue hinein frage ich, ob zufällig noch ein Platz im men’s dorm frei sei – ich weiß, dass die Herberge sehr klein und daher im Sommer gut belegt ist. Zufällig ist aber wirklich noch ein Bett zu haben und ich nehme an. Das Hostel steht mit seiner Lage direkt am Loch in wirklich schöner Umgebung, zudem führt nur ein Wirtschaftsweg dorthin.



                                              Das Gebäude verbirgt sich hinter der Baumgruppe am See. Die Ausstattung ist sehr einfach, zwar gibt es eine Dusche, aber die Toiletten sind nicht mehr als Plumpsklos. Ich verbringe den Abend im Gemeinschaftsraum und unterhalte mich mit den anderen Gästen. So erhalte ich noch ein paar Infos zur morgigen Etappe über den bealach dubh – ein munro bagger kennt den Weg und weiß, dass der Pfad über den Bergpass gut sichtbar ist. Das ist für mich wichtig zu wissen, da meine Wegplanung ein kleines Stück wegloses Gelände vorsieht, bis ich auf besagten Pfad treffen werde. Na, wird schon gut gehen …
                                              Take a load of your feet Pete
                                              You better watch out what you eat
                                              Better take care of your life
                                              'Cause nobody else will

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                                                • 27.09.2015
                                                • 1022
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                Schöne Landschaft, bei deinen Rationen könnte ich gerade glatt Hunger kriegen.
                                                Natur pur, was will man mehr?
                                                Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

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                                                • hungerast
                                                  Erfahren
                                                  • 25.09.2013
                                                  • 365
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                  Tag 10 (18.07.): Loch Ossian – Bealach Dubh – Loch Pattack

                                                  Zu gewohnter Stunde schleiche ich mich aus dem Schlafraum der Herberge – alle anderen schlafen noch. Mein Frühstück nehme ich noch im Gemeinschaftsraum ein, dann will ich aber auch los. Voller Spannung erwarte ich den heutigen Tag, trete aus dem Haus und werde gleich von einem gloriosen Eindruck empfangen:



                                                  Die Delle zwischen den Gipfeln, welche auf so spektakuläre Weise erleuchtet wird, ist der Bergpass bealach dubh, den ich heute ansteuern will. Ist ja gut, ich komm ja schon!
                                                  Die geplante Strecke führt mich mehr oder weniger in einer Geraden auf den Bergpass zu, so dass dieser oft in meinem Sichtfeld bleibt. Zunächst bewege ich mich am rechten Ufer des Loch Ossian entlang und schwenke dann auf einen Pfad ein, der mich am Lauf des Uisge Labhair entlangführt. Einmal mehr wechseln sich Sonne und Wolken ab und liefern besonders in den Morgenstunden die Gelegenheit, ein paar Eindrücke fotografisch festzuhalten:





                                                  Das Wollgras setzt Akzente in der Landschaft:



                                                  Der Pfad am Wasserlauf entlang ist erfreulich gut erkennbar, nur wenige Mal muss ich mich per GPS vergewissern. Ich gewinne stetig an Höhe, die Strecke ist jedoch nicht allzu fordernd. So nähere ich mich dem Gebiet, in welchem ich zunächst den Wasserlauf furten und mir danach meinen Weg selbst suchen muss, da ein Pfad, der meinen bisherigen Weg mit dem Weg hinauf zum bealach verbinden würde, nicht vorhanden ist.



                                                  Zumindest ist der anzupeilende Weg als meine Auffanglinie bei den heutigen klaren Sichtverhältnissen gut erkennbar. Das Furten stellt mich nicht vor große Schwierigkeiten, da genug Steine im Flussbett liegen und der Bach eh nicht viel Wasser führt. Das sich anschließende Gelände ist hingegen wie erwartet unwegsam: verschiedene Moose wechseln sich ab mit Gräsern und Heidekraut, die Beschaffenheit des Bodens ist per visuellem Eindruck oft nicht zu ergründen. Meine Trekkingstöcke leisten mir als Sonden mal wieder unschätzbare Dienste, erst recht, als ich mich das letzte Stück hinauf zum höher gelegenen Pfad hocharbeiten muss, denn kurz vor Erreichen des Weges wird die Flanke des Trogtales noch einmal richtig steil. Aber schließlich stehe ich oben auf dem Weg und kann zurückschauen:



                                                  Obwohl das letzte Stück nur ungefähr einen Kilometer ausmachte, habe ich dafür sicherlich mehr als eine halbe Stunde gebraucht. Nun hingegen bewege ich mich fort auf einem Pfad, der in der Tat sehr definiert bis zur Passhöhe hinaufführt. Dort angekommen, leiste ich mir erneut einen ausgiebigen Blick zurück:



                                                  In der Ferne ist Loch Ossian zu erkennen. Es ist schon ein besonderes Gefühl, in die Landschaft hinein schauen zu können und den Punkt zu erkennen, von dem man bei Tagesanbruch gestartet ist.
                                                  Auf der anderen Seite des Passes treffe ich nach einer Weile die ersten Wanderer. Es ist eine Gruppe Jugendlicher mit unförmigen Rucksäcken, die mir entgegenkommen. Mit ihrem erwachsenen „Betreuer“ unterhalte ich mich kurz, er verweist auf gute Campspots am Loch Pattack. Na, das merke ich mir mal. Von der immer noch erhöhten Lage aus überblickt man die Landschaft recht gut:



                                                  Links ist Culra Bothy zu sehen – immer noch von der Asbest-Problematik betroffen und für mich nicht nur deshalb kein Ort zum Übernachten. Stattdessen folge ich dem Rat, mich mal am Loch umzuschauen. Es ist zwar erst gegen 14:00, aber wer früh aufsteht darf auch früh „Feierabend“ machen. Ein geeigneter Lagerplatz am Seeufer ist schnell gefunden. Zelt aufbauen, ein Heißgetränk brauen, genießen. Ja, das ist Urlaub!
                                                  In der Nähe grasen Ponys, von denen das Größere sich in Trippelschritten auf mein Lager zubewegt. In der offensichtlichen Hoffnung auf ein Leckerli steht es schließlich vor mir.



                                                  Ich nehme mal an, die Teenager (und andere vor ihnen) hatten es mit süßen Sachen versorgt. Im Wissen um empfindliche Pferdemägen verweigere ich dem Tier allerdings seine heutige „Belohnung“, außerdem will ich ja nicht, dass es mir andauernd auf die Pelle rückt. So trollt es sich letztendlich auch zu seinem kleineren Gefährten, der sich schüchtern im Hintergrund gehalten hatte. Für den Rest des Tages kann ich die beiden beobachten, sie halten gebührenden Abstand zu mir.



                                                  Im Laufe des Nachmittags klart der Himmel zunehmend auf. Der Wind spielt mit dem langen Gras und kräuselt die Wasseroberfläche. Greifvögel ziehen ihre Kreise. Mit sinkendem Stand der Sonne intensivieren sich die Farben der Natur, das Blau des Himmels und das allgegenwärtige Grün in seinen Schattierungen hinterlassen einen Eindruck, der allein beim Zurückdenken an diesen Tag schon fast wehtut.







                                                  Morgen geht es zurück in die „Zivilisation“ – ich sauge die Impressionen in mich auf und schlafe schließlich zufrieden ein.


                                                  Tag 11+12 (19.07., 20.7.): Loch Pattack – Dhalwinnie + Zugfahrt, Blair Atholl

                                                  Im Dunkeln erwache ich davon, wie ich zittere: es ist verdammt kalt, deutlich kälter als in irgendeiner schottischen Nacht bisher! Ich ziehe meine Hose und meine Iso-Jacke an, den Quilt verbinde ich mit der Isomatte. Schon besser. Interessehalber hänge ich meine Uhr, die über ein Thermometer verfügt, außen ans Zelt und lege mich noch mal hin.
                                                  Im Morgengrauen krabble ich aus meiner Behausung. Für die Midges ist es deutlich zu kalt – das ist schon mal gut! Mein Kocher braucht ewig, um das Wasser zu erhitzen, an der Unterseite der Gaskartusche bildet sich Reif. Ach ja, da war doch was – wie kalt ist es denn nun? Meine Uhr zeigt 5°C an. Holla, die Waldfee, und das im Sommer. Naja, wenn das der Preis für die außergewöhnlich freundlichen Lichtverhältnisse bei Tage sind … Außerdem hat einmal mehr die Wasserlage besondere Blicke zu bieten:



                                                  Ich genieße das Frühstück, so gut es eben geht (im Sitzen wird es k-k-kalt!), packe dann zusammen und mache mich auf den Weg nach Dhalwinnie. Auch dieser Tag verspricht außergewöhnlich schöne Wetterverhältnisse: die Sonne klettert über die Hügel taucht das Gras in weiches Licht:



                                                  Über den Wirtschaftsweg gelange ich an das Ufer des Loch Ericht. Von dort zieht sich der schnurgerade Weg scheinbar ewig hin. Die Forstwirtschaft ist in vollem Gange, überall wird Holz geschlagen. Ich erreiche nach einer recht langweiligen Wegstrecke den Ort, der sich als Ansammlung von wenigen kleinen Häusern, einer großen Destillerie und einem Bahnhof entpuppt. Wegen Letzterem bin ich ja hier.



                                                  Ich beschließe, den Zug in Richtung Aviemore zu nehmen, wo ich laut meiner Offlinekarte deutlich bessere Einkaufsmöglichkeiten vorfinden werde als in dem kleineren Blair Atholl, in das ich eigentlich will. Gesagt, getan – mein Plan geht auf: In Aviemore befinden sich nicht nur gut bestückte Supermärkte (Aldi, Tesco), sondern auch ein paar Outdoorläden, wo ich auch neue Spitzen für meine Trekkingstöcke bekomme – die alten waren gnadenlos runtergerockt. Beladen mit Einkäufen schwinge ich mich auf den Zug nach Blair Atholl, dem Startpunkt meiner nächsten Unternehmung durch das Glen Tilt. Außerdem würde ich dort am übernächsten Tag plangemäß einen deutschen Freund treffen. Wir haben gemeinsam schon einige erfolgreiche Unternehmungen hinter uns gebracht, und nach der bisherigen Solo-Tour freue ich mich doch auf die Gesellschaft in Gestalt eines bewährten Wandergefährten.
                                                  Die Zeit in Blair Atholl ist leider eine Enttäuschung – der Ort ist gnadenlos ausgebucht, weil just in diesem Zeitraum irgendein internationales Treffen von Pfadfinderorganisationen dort stattfindet. Auf dem voll besetzten Campingplatz muss ich viele viele Pfund hinlegen, um mein Zelt aufzustellen, da dort nur ein Platz mit Stromanschluss zu haben ist. Ich nehme es, wie es kommt und warte auf die Verstärkung, die am 20.7 abends dann auch eintrifft. Cairngorms – wir kommen!
                                                  Take a load of your feet Pete
                                                  You better watch out what you eat
                                                  Better take care of your life
                                                  'Cause nobody else will

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                                                  • Borderli
                                                    Fuchs
                                                    • 08.02.2009
                                                    • 1737
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                    Schön, es geht weiter!

                                                    Sag' mal, gibt es denn inzwischen einen Pfad bis zu der Stelle, an der man sinnvollerweise über den Uisge Labhair (auf Hessisch: Babbelwasser) gehen sollte? Ich habe da, vom Uisge Labhair kommend, nur Wegfragmente, Torfabbrüche und jede Menge Matsch im Gedächtnis (außer im Mai 2010, da war der Matsch getrocknet). Erst kurz vor dem Loch Ossian war da wieder ein Pfad.
                                                    Und: Sieht man viel von den Arbeiten rund um das Hydro Scheme? Die Strecke Corrour - Rannoch hat man damit ja ordentlich verschandelt.

                                                    Im übrigen beneide ich dich um die Tour. Loch Pattack bei Sonnenaufgang - einfach nur schön. Und die Ponies, die recht zudringlich werden können, waren auch das, was will man mehr?

                                                    Jetzt bin ich auf das Glen Tilt gespannt. Da war ich schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr.

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                                                    • inselaffe
                                                      Fuchs
                                                      • 23.06.2014
                                                      • 1716
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                      Huebsch, huebsch,

                                                      Wir sind die Thieves' Road letzte Woche gelaufen, haben aber vom Loch Pattack die noerdliche Variante am River Pattack entlang, vor Beinn Eilde am Allt Beinn Eilde hoch uebers erfreulich trockene Hochmoor und dann zwischen Creag nan Adhaircrean und Meall Laith durchs Dirc Mhor gewaehlt, um dem Allt ant Sluic folgend nach Dalwhinnie zu gelangen. Das hat uns den nicht enden wollenden Wirtschaftsweg und das Geholze am Loch Ericht gespart und war als Variation die schoenste Etappe der Tour.















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                                                        Lebt im Forum
                                                        • 30.06.2009
                                                        • 5064
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                        Zitat von inselaffe Beitrag anzeigen
                                                        ...
                                                        Wir sind die Thieves' Road letzte Woche gelaufen....
                                                        OT: beim lesen des Textes dachte ich mir gerade, die Hunde kennste doch!

                                                        Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                                        meine Weltkarte

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                                                        • hungerast
                                                          Erfahren
                                                          • 25.09.2013
                                                          • 365
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                          Zitat von Borderli Beitrag anzeigen
                                                          Schön, es geht weiter!

                                                          Sag' mal, gibt es denn inzwischen einen Pfad bis zu der Stelle, an der man sinnvollerweise über den Uisge Labhair (auf Hessisch: Babbelwasser) gehen sollte? ...
                                                          Und: Sieht man viel von den Arbeiten rund um das Hydro Scheme? Die Strecke Corrour - Rannoch hat man damit ja ordentlich verschandelt. ...
                                                          Ja, der Weg war tatsächlich gut sichtbar, in etwa so, wie er in osm-Karten bzw. auf der entsprechenden OS-Explorer-Karte eingezeichnet ist.

                                                          Baulich ist offenbar einiges passiert und in Ausführung - wie es vorher aussah, kann ich nicht beurteilen. Das eine oder andere Beton-Auffangbecken wurde gebaut, örtlich sieht man auch die Wege für die Baufahrzeuge, die wohl dafür befestigt wurden. Das ist aber eher auf der kurzen Strecke vom Loch Ossian bis zum Allt Feith a'Mheallain, der zum Uisge Labhair fließt, der Fall. Danach folgt Natur pur.

                                                          Zitat von inselaffe Beitrag anzeigen
                                                          Huebsch, huebsch,

                                                          Wir sind die Thieves' Road letzte Woche gelaufen, haben aber vom Loch Pattack die noerdliche Variante am River Pattack entlang, vor Beinn Eilde am Allt Beinn Eilde hoch uebers erfreulich trockene Hochmoor und dann zwischen Creag nan Adhaircrean und Meall Laith durchs Dirc Mhor gewaehlt, um dem Allt ant Sluic folgend nach Dalwhinnie zu gelangen. Das hat uns den nicht enden wollenden Wirtschaftsweg und das Geholze am Loch Ericht gespart und war als Variation die schoenste Etappe der Tour.
                                                          Ah ja, nette Alternative. Ich hatte während der Planung überlegt, mir nach dem Loch Pattack einen Weg bis hoch zum Meall Cruaidh zu suchen - laut einem Bericht auf Walkhighlands kann man zwischen dem Forstbestand hochlaufen - und dann den Grat bis zu the Fara und wieder hinunter entlang zu gehen. Wollte dann aber lieber den Zug von Dhalwinnie erwischen, habe also mit dem öden Weg Vorlieb genommen.
                                                          Take a load of your feet Pete
                                                          You better watch out what you eat
                                                          Better take care of your life
                                                          'Cause nobody else will

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                                                            Fuchs
                                                            • 08.02.2009
                                                            • 1737
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                            Danach folgt Natur pur.
                                                            Das ist gut. Ich hatte schon Befürchtungen, dass die Baumaßnahmen noch weiter in Richtung Bealach Dubh gehen. Also kann ich die Strecke auf meiner "will-ich-nochmal-gehen"-Liste lassen.

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                                                              Erfahren
                                                              • 25.09.2013
                                                              • 365
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                              Tag 13 (21.07.): Glen Tilt

                                                              Es fällt mir nicht schwer, Blair Atholl hinter mich zu lassen – schnell zurück in die Natur! Unser Weg führt direkt am Campingplatz vorbei, da ist es ein Leichtes, sich zu orientieren. Erst laufen wir eine Weile an der Schlucht des River Tilt entlang, dann öffnet sich diese zu einem Tal. In den Morgenstunden kommen uns immer wieder Offroad-Autos entgegen, was ziemlich nervt. Irgendwelche Lodge-Bewohner auf der Suche nach Abenteuer, aber auf Rädern halt. Im Großen und Ganzen sind wir jedoch zufrieden – der Weg steigt langsam, aber stetig an, die Landschaft des Tales ist gefällig.





                                                              Ich merke, wie mir die Gesellschaft gut tut. Ich berichte ein bisschen von meinen vergangenen Tagen, man witzelt, diskutiert, erzählt. Selbst wenn es mal nichts zu bequatschen gibt, läuft man einfach miteinander. Eine Riesen-Etappe haben wir uns heute nicht vorgenommen, es ist sinnvoll, sich einen geeigneten Platz im Glen zu suchen, von denen es nicht gar so viele gibt, da die Flanken des Tales nur wenige flache Stellen zum Lagern hergeben. Die Route für die Wanderung bis nach Aviemore sowie unsere anschließende Runde durch die Cairngorms habe ich übrigens einem kleinen Wanderführer entnommen:

                                                              Schottland: Central Highlands und Cairngorms National Park (D. Dietrich, A. Vogel)

                                                              Hatte, wenn ich mich recht erinnere, Borderli hier mal im Forum empfohlen. An dieser Stelle vielen Dank für den Tip – das Buch war sein Geld mehr als wert! Der Verlag bietet online die gpx-Dateien für die Routen zum Download an, was ebenfalls sehr hilfreich war. Einfach in Locus importieren und fertig ist die Wegeplanung.
                                                              Wir kommen an den Falls of Tarf und an der pittoresken Brücke vorbei, die dem Wanderer die Querung erleichtert. Keine Beweisfotos – warum eigentlich nicht? Hm, man stumpft doch ab ob der vielen Eindrücke. Vielleicht waren wir aber einfach nur zu sehr mit dem Quatschen beschäftigt. Im Laufe des späten Nachmittags finden wir eine Stelle für unser Camp und bauen uns eine kleine „Wagenburg“:



                                                              Die Stelle befindet sich etwa unterhalb des weiter oben gelegenen Loch Tilt. Es weht ein stetiger, die Midges in Schach haltender Wind, so dass man noch lange vor dem Zelt sitzen kann, bevor wir uns in unser jeweiliges Zelt verkriechen.


                                                              Tag 14 (22.07.): Glen Tilt – Corrour Bothy

                                                              Am Morgen macht mein Wandergenosse – nennen wir ihn T. – seine ersten Erfahrungen mit dem Midges. Kurze Zeit später frischt der Wind jedoch auf und die Plagegeister sind verschwunden. Frühstück, zusammenpacken, Start! Auch heute ist die Strecke eher übersichtlich, wir wollen bis zum Corrour Bothy am Fuße des Devil’s Point. Auf dem Weg dahin müssen wir allerdings noch den Geldie Burn furten, der laut oben erwähntem Wanderführer unterschiedlich viel Wasser führen soll, was das Überqueren mal recht leicht, mal komplett unmöglich machen soll. Wir sind gespannt!

                                                              Das überwiegend enge Tal öffnet sich im Verlauf unseres Weges. Vor dem Bynack Burn schaue ich mich zurück:



                                                              Das Überqueren des Geldie Burn ist ein Kinderspiel – wir können aufgrund des niedrigen Wasserstandes (logisch – bei den Wetterverhältnissen!) einfach von einem „Trittstein“ zum nächsten schreiten und kommen so trockenen Fußes auf die andere Seite. Wir folgen dem Geldie bis zu seinem Zusammenfluss mit dem Dee und folgen Letzterem in Richtung Norden:



                                                              Die löchrige Wolkendecke hinterlässt wieder einmal ein Spiel von Licht und Schatten auf der profilierten Landschaft, und der Autor dieser Zeilen strebt kontinuierlich Devil’s Point zu:



                                                              Schon von da unten wird klar – diese Aussicht sollte sich lohnen, wenn das Wetter so bleibt. Aber erst mal steuern wir Corrour Bothy an. Es ist erst früher Nachmittag, es ist noch niemand da. Der Wind pfeift ganz ordentlich, so dass wir den Eingangsbereich des Bothy als Windschutz nutzen, um unsere Heißgetränke zuzubereiten:



                                                              Wir stellen die ollen Plastikstühle, die wir im Bothy finden, vor die Hütte und schauen uns um. Schön ist es hier:



                                                              Eine ausgedehnte Pause später wollen wir es noch mal wissen – der Aufstieg will in Angriff genommen werden. Wir lassen unsere Rucksäcke im Bothy, nehmen nur das Nötigste mit und stiefeln los. Zunächst fühle ich mich gut, endlich mal wieder ein knackiger Anstieg! Mein Übermut rächt sich jedoch bereits kurze Zeit später, als sich weiche Knie einstellen. Hoppla – zu wenig gegessen? Das erste Mal auf dieser Tour macht der Autor seinem Forum-Alias alle Ehre. Blöd nur, dass sich in unserem kleinen Überlebensrucksack nichts Essbares befindet. Hinsetzen, ruhig bleiben. Der Weg nach unten ist schon recht lang geworden. Also weiter oder zurück? Nach ein paar Minuten stabilisiere ich mich einigermaßen und entschließe mich, den Aufstieg – wenn auch deutlich langsamer - fortzusetzen.
                                                              Das Wetter ist uns nach wie vor wohlgesonnen, wenn auch weiter oben der Wind deutlich schärfer und in kräftigen Böen weht.



                                                              Schließlich erreichen wir den Gipfel – die Aussicht enttäuscht nicht:





                                                              Als wir unten wieder ankommen, gewahren wir ein paar Besucher mehr – auf dem Gelände um das Bothy herum stehen vereinzelt Zelte. Im Laufe des Abends sollen es ein knappes Dutzend werden. Ist auch kein Wunder – der Ort ist ein brauchbares Basiscamp für den aktiven munro bagger. Eigentlich hatte ich ja vor, im Bothy zu übernachten, aber auch hier herrscht irgendwann dichtes Gedränge. Schon bemerkenswert, dass Leute sich ohne Zelt o.ä. auf den Weg machen in der festen Überzeugung, im Bothy eine Schlafstatt abzubekommen. Ich räume jedenfalls das Feld – nach meiner Erfahrung beherbergt ein Raum, in dem mehr als drei Männer gleichzeitig übernachten, quasi garantiert einen Schnarcher. Wenn sich das also vermeiden lässt … Wir finden einen schönen Spot weiter unten am Wasser. Der Wind lässt nach, die Mücken kommen aus ihren Schutzräumen, das bekannte Spiel. War ein schöner Tag.

                                                              Tag 15 (23.07.): Lairig Ghru – Aviemore

                                                              Das Zelt wackelt und macht Lärm im Wind, der in kräftigen Böen durch das Tal braust. Mitten in der Nacht fing das Theater an und hält bis zum Morgen an. Viel zusammenhängenden Schlaf habe ich bei dem Krach nicht bekommen. Wenigstens bleibt uns der Wind auch beim Frühstück erhalten – so haben die Midges keine Chance.

                                                              Zunächst geht es ein Stück am Dee entlang, dann weiter in Richtung Passhöhe.



                                                              Man geht dabei stetig hinauf, die Schwierigkeit ist aber nicht der Aufstieg an sich, sondern das bisweilen verblockte Gelände:



                                                              So ist das Vorankommen wieder einmal deutlich langsamer, als es der Blick auf die Karte zunächst vermuten lässt. Nach der Passhöhe geht es wiederum langsam bergab:



                                                              Es eröffnet sich schließlich ein Blick in die jenseits liegende Landschaft:



                                                              Die sich anschließende Strecke in Richtung Aviemore bietet landschaftlich willkommene Abwechslung, führt sie doch durch den Rothiemurchus Forest, einem Überbleibsel des Kaledonischen Waldes, der sich hier in grauer Vorzeit über das gesamte Gebiet erstreckte.



                                                              Hier wird es wieder etwas belebter: einige Mountainbiker schroten durch die Gegend, ein paar Wanderer auf Tagestour kommen uns entgegen. Der Wald bietet so manches schattige Plätzchen für eine Pause.
                                                              In Aviemore werden die Essensvorräte nach bewährter Manier aufgefüllt. Außerdem belohnen wir uns mit je einer Monster-Portion Fish’n’Chips, die wir trotz des berüchtigten hiker hunger kaum vertilgen können. In einem der Outdoorläden bekomme ich einen Ersatz für meinen zwischenzeitlich zerbrochenen Langstiel-Löffel:



                                                              Das alte Teil wog 25g, das neue Exemplar von MSR lediglich 9,5! Der Gewichtsfetischist rechnet nach und kommt zu dem Schluss: nur noch 27 andere Teile auf gleiche Weise austauschen, dann habe ich das Tarp gewichtsmäßig eingespart! (Naja, ist getrickst – die extra Heringe wiegen ja auch was. Mist …)
                                                              Vom Manager eines ausgebuchten Campingplatzes bekommen wir den Tipp, am nahe gelegenen Loch an Eilein zu übernachten. Passt ganz gut, denn so bewegen wir uns nicht nur von Aviemore weg, sondern gleich in die richtige Richtung, die uns hin zu unserer nächsten Etappe zum Loch Avon führen soll. Nach etwa 5km Fußweg sind wir am Ziel. Nett hier, wir bleiben dann mal.
                                                              Zuletzt geändert von hungerast; 18.08.2018, 06:52.
                                                              Take a load of your feet Pete
                                                              You better watch out what you eat
                                                              Better take care of your life
                                                              'Cause nobody else will

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                                                              • Borderli
                                                                Fuchs
                                                                • 08.02.2009
                                                                • 1737
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                                Hach, wie schön. Da werden Erinnerungen wach...

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                                                                  Erfahren
                                                                  • 25.09.2013
                                                                  • 365
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                                  Tag 16 (24.07.): Loch Avon

                                                                  Der Tag beginnt nach Maß: zum Frühstück gibt es sowohl frische Milch als auch Scottish Vintage Cheddar. Die Kühlprodukte hatten wir im Cosy einigermaßen temperiert gehalten. Das selbstgebastelte Teil habe ich ja eigentlich für das freezer bag cooking dabei, es entpuppt sich aber auf der Tour als vielseitig einsetzbar (weitere Gebrauchsmöglichkeit: Verlängerung der Iso-Sitzmatte, wenn man sich doch mal hinlegen will). Das Loch Avon auf 800m Höhe soll laut Wanderführer ein echter Höhepunkt (pun intended) sein, na da sind wir mal gespannt.
                                                                  Zunächst stapfen wir jedoch weiterhin durch den Rothiemurchus Forest, etwas später durch eine wellige, von Heidekraut und Gräsern geprägte Landschaft.



                                                                  Die vereinzelten Bäume und Sträucher vermitteln in Kombination mit den sonnigen Verhältnissen eher schon einen mediterranen Eindruck. „Schottland hab‘ ich mir anders vorgestellt.“, denkt der teutonische Tourist kopfschüttelnd … In der größeren Version des Fotos ist übrigens gaaanz im Hintergund links Ryvoan Bothy zu sehen.
                                                                  Wir überqueren einen Wasserlauf, danach beginnt ein Anstieg. Ja sicher, davon hatte das Cairngorms-Büchlein auch berichtet. Soll ganz schön fordernd sein. Im Moment ist das Fortkommen durch den steilen Weg selbst eine Herausforderung – der Weg ist aber gut beschaffen. Ich fühle mich gut, gehe ein bisschen voraus. Das geht ja besser als gedacht! Lange kann die Strecke bis zur Passhöhe nicht mehr sein. Aber immer wenn ein vermeintliches Plateau in Sicht kommt, geht der Weg anschließend weiter. Ich bleibe stehen, zücke mein Smartphone – und möchte es vor Wut in die Landschaft pfeffern – wir Deppen sind natürlich falsch gelaufen! Anstatt gleich nach dem Wasserlauf rechts abzubiegen sind wir geradeaus weitergestratzt, und haben mal eben halb den Munro Bynack More bestiegen. Der Abstieg zurück zieht sich, die Laune verfinstert sich, und als wir den richtigen weg erreichen, merken wir auch schnell, was die Wegbeschreibung mit dem Prädikat „fordernd“ meinte: ein gerölliger und allgemein unwegsamer Anstieg zieht sich einige Kilometer lang hinauf, bis nach oben brauchen wir eine gefühlte Ewigkeit, in der sich bemerkbar macht, wieviel Kraft ich auf dem „falschen“ Anstieg gelassen hatte. Aber man beißt sich ja durch – und schließlich ist man oben:





                                                                  “I’m the king of the Cairngorms!”


                                                                  Irgendwie findet die Umgebung immer einen Weg, um die Strapazen vergessen zu machen. Naja, fast, denn wir sind ziemlich fertig vom bisherigen Tag. Die eigentlich tollen camping spots sollen ja am südwestlichen Ende des Lochs sein, dort, wo auch der offenbar bekannte shelter stone zu finden ist. Dahin müsste man sicher aber erst mal durchkämpfen. Der Weg an den steilen Flanken des Sees ist nämlich ebenfalls kein Spaziergang. So entscheiden wir uns für eine Stelle, die den See ganz gut überblickt und uns nicht noch zusätzliche 2 km beschert – es reicht nämlich für heute!



                                                                  Gottseidank macht sich die Routine beim Lagerbau bemerkbar – recht fix haben wir uns eingerichtet und genießen sowohl unsere verdiente heiße Mahlzeit als auch das 1a Panorama. Obwohl die Sonne uns noch lange erhalten bleibt, ist es nicht gerade warm; der Wind weht ganz ordentlich hier oben.


                                                                  Tag 17 (25.07.): ins Glen Avon

                                                                  Am darauf folgenden Morgen begrüßt uns die Sonne auf der nordöstlichen Seite:



                                                                  Man bekommt hier schon ne Menge geboten für sein nicht bezahltes Geld. Die Nacht war wieder einmal von der unruhigen Sorte: böig und damit sehr laut im Zelt, was aber auch nicht anders zu erwarten war in dieser exponierten Lage. Unsere Route führt uns nun durch das Glen Avon in Richtung Osten – wir begeben uns daher auf den Pfad am River Avon entlang. Die karge Landschaft hat ihren eigenen Reiz: baumlos, von Heidekraut überwuchert, menschenleer.







                                                                  Vereinzelt findet sich auch sumpfiges Gebiet. Bei nassen Bedingungen sähe das hier alles sicherlich noch ganz anders aus:



                                                                  Wanderkumpan T. unterschätzt die Tücken des Scottish bog etwas, tritt voll hinein und muss nun runter zum Fluss, um seine Stiefel auszuspülen:



                                                                  Sonst bleibt der Tag trocken In dieser schattenlosen Gegend wird die Sonneneinstrahlung schon irgendwann zum Problem. Ich bin zwar mit Schirmmütze und Sonnencreme im Gesicht unterwegs, trotzdem hat meine Nase ihr UV-Limit längst überschritten und muss mit 50er Blocker eingeschmiert werden. Den hat mir meine Frau vor der Abfahrt gottseidank noch in Form einer Probepackung aufgenötigt.
                                                                  Grün und lila sind nach wie vor die beherrschenden Farben der Umgebung:



                                                                  Gelegentlich verengt sich das Tal und verändert sich auch den Blick:



                                                                  Schließlich gelangen wir in Sichtweite der Faindouran Lodge, einem nett gelegenen Bothy. Nur das rechte Gebäude ist nutzbar:



                                                                  Das Bothy ist ganz gut in Schuss und wird offenbar regelmäßig in Stand gehalten. Ein Holzofen könnte in der kälteren Jahreszeit Wärme spenden – falls man das nötige Brennholz denn im Gepäck hat! Auch der Dachboden ist ausgebaut und enthält einen zusätzlichen Schlafplatz:



                                                                  Wir nutzen die simple, aber sympathische Bleibe für eine Pause und werden von den natives dabei kritisch beäugt:



                                                                  Ein bisschen Strecke können wir aber noch machen, weswegen wir den gemütlichen Ort irgendwann wieder verlassen und das Tal noch etwas weiter entlang marschieren. Eine Ebene am Fluss nehmen wir schließlich temporär in Besitz und errichten unser Lager.



                                                                  Besonders das Schatten spendende Tarp hat Hochkonjunktur an diesem Nachmittag, da sich bis zum Abend nicht eine Wolke vor die Sonne schiebt.



                                                                  Ja, so kann man’s aushalten. Der nahe Fluss murmelt, eine leichte Brise weht, die Essensvorräte werden genussvoll dezimiert. Zwischen den Gesteinsbrocken im Flussbett findet sich eine Stelle, in der man sogar mal baden kann. Die Sonne senkt sich, die Schatten werden länger. Wieder geht ein fantastischer Tag zu Ende …

                                                                  Tag 18 (26. 07.): Glen Avon – Tomintoul

                                                                  T. schläft noch, ich bin mal wieder früher wach. Macht nichts, das Licht ist großartig, das gilt es zu genießen – am besten mit einem Kaffee in der Hand:







                                                                  Heute soll es noch bis nach Tomintoul, einem Örtchen nördlich von unserer momentanen Position, gehen. Grund zur Eile besteht aber nicht, und so spulen wir die morgendliche Routine des Nomadendaseins in aller Ruhe ab, bis wir uns auf den Weg begeben. Dieser bewegt sich meist nah am Wasserlauf entlang, lediglich ein Teilstück gestaltet sich etwas herausfordernder, weil der enge Pfad nah an einer Abbruchkante vorbeiführt – ist eher was für behände Paarhufer als für den rucksackbeschwerten Wanderer.
                                                                  Schließlich schauen wir ungläubig in die Landschaft – was ist denn das? Etwa ein Baum? Stimmt, so sehen die Dinger aus … Langsam ändert sich auch das Flussbett, der Avon wird deutlich „bewegter“:



                                                                  Unter Schatten spendenden Baumkronen verbringen wir noch so manche angenehme Pause. Der Weg nach Tomintoul ist leider auf den letzten Kilometern asphaltiert, was meine Füße langsam übel nehmen. Im Ort angekommen, schauen wir uns erst mal um. Nett ist es hier – ein beschauliches Dorf mit zentralem Square, wo der Dorfladen, die Bushaltestelle und ein paar Pubs zu finden sind. Busse fahren hier allerdings nicht etwa jeden Tag. Im spektakulär sortierten Whiskyladen erstehen wir eine kleine Flasche des lokal destillierten Single Malt, den wir nach Deutschland importieren werden. Eine Bleibe finden wir im Hostel. Morgen wollen wir die letzte Etappe unserer „Cairngorms-Runde“ angehen …
                                                                  Zuletzt geändert von hungerast; 18.08.2018, 06:50.
                                                                  Take a load of your feet Pete
                                                                  You better watch out what you eat
                                                                  Better take care of your life
                                                                  'Cause nobody else will

                                                                  Kommentar


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                                                                    Erfahren
                                                                    • 25.09.2013
                                                                    • 365
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                                    Tag 19 (27.07.): Tomintoul – Nethy Bridge + Bustransfer

                                                                    Auf dem letzten Teilstück unserer Cairngorms-Expedition bewegen wir uns durch hügeliges, mal offenes, mal bewaldetes Gelände. Den typischen Blick in die Landschaft habe ich mal hier eingefangen:



                                                                    Nichts allzu Forderndes also, und recht nett anzuschauen. Die oben erwähnte Route des Wanderführers führt uns eine Weile lang an einem kleinen Wasserlauf entlang, der in der Tat in den osm-Karten bisher nicht eingezeichnet ist. Tsk, tsk. Danach geht es weiter auf einer Schotterpiste, meinem erklärten Liebling unter den Wanderpfaden :



                                                                    Ein letztes Mal begegnet uns der River Avon, den wir mittels dieser Brücke queren:



                                                                    Da wir es heute noch bis nach Aviemore schaffen wollen (T. will seinen Zug morgen früh erreichen), kürzen wir die Strecke nach Nethy Bridge etwas ab und nehmen die Asphaltstraße dafür in Kauf. In Nethy Bridge angekommen springen wir in den Bus nach Aviemore, von wo aus wir unseren bereits vertrauten campspot etwas außerhalb des Orts aufsuchen. Vorher habe ich nochmal den Tesco geplündert und kann jetzt auftischen:



                                                                    Scones, clotted cream, strawberry jam! Wenigstens einmal muss ich mir so einen zünftigen Cream Tea gönnen.

                                                                    An dieser Stelle erscheint mir ein Fazit der Cairngorms-Unternehmung angebracht zu sein: Die Höhepunkte der Tour lagen eindeutig im ersten Teil – die Wanderung durch das Glen Tilt und über den Lairig Ghru kann ich sehr empfehlen. Da bin ich aber beileibe nicht der erste. Auch Loch Avon war die Strapazen wert. Die anschließende Etappe am River Avon entlang ist zwar ebenfalls reizvoll, man nimmt jedoch in Kauf, sich in ein Gebiet nahezu ohne Zug- oder Busanbindung zu bewegen. Der Weg nach Tomintoul ist denn auch eher mäßig, und die Strecke zurück Richtung Aviemore kann man sich m.E. sparen – ganz nett, aber nach den landschaftlichen Reizen der vorangegangenen Tage bleibt man eher unbeeindruckt.


                                                                    Tag 20 (28.07.): Pitlochry – Kenmore (Rob Roy Way)

                                                                    Durch Wald und offene Landschaft stapfend bewege ich mich seit heute Morgen wieder allein durch die schottische Gegend. Zuvor hatte ich mit T. zusammen den Zug von Aviemore genommen, war dann aber in Pitlochry ausgestiegen, um meine letzten Wandertage anzugehen. Die Streckenführung des Rob Roy Way kommt mir dabei entgegen, führt er mich doch kontinuierlich in die Nähe von Glasgow, wo in ein paar Tagen mein Flieger Richtung Heimat geht.
                                                                    Meine Umgebung – wie auch die Wetterverhältnisse – bieten einen starken Kontrast zu den Tagen zuvor:







                                                                    Das satte Grün der üppigen Vegetation tut den Augen gut. Zudem werden auch mal andere Sinne angesprochen: Verschiedene Gerüche, von Fenchel bis zu frisch geschlagenem Holz begleiten mich durch den Tag. Das Wetter ist sehr wechselhaft, mehrere Wolkenbrüche ergießen sich überfallartig über den Wanderer, um sich wenig später mit sonnigen Abschnitten abzuwechseln.



                                                                    Bei Aberfeldy stelle ich mich auf der Flucht vor einem dieser Güsse unter das überhängende Dach einer Bootsverleih-Halle. Die dortigen Angestellten entdecken mich jedoch schnell und nötigen mir sowohl einen Sitzplatz im Trockenen als auch einen Kaffee auf – na gut, überredet. Das sich anschließende nette Gespräch bestätigt meinen Eindruck der locals als einem auf authentische Weise freundlichen Menschenschlag.
                                                                    Hinter Aberfeldy verliere ich den Weg erst mal – die Beschilderung ist eher für die Wanderung in Gegenrichtung gemacht. Längere Zeit laufe ich einen Wirtschaftsweg entlang, der auf der osm-Karte nicht zu finden ist. Schließlich finde ich eine Möglichkeit, zum eigentlichen Weg zurückzufinden und lege bis zum frühen Abend noch mehr als 30 km zurück. Zwischenzeitlich wird der Zugang zum Wasser ein Problem – die Rinnsale sind hier etwas spärlicher. Eigentlich würde ich gern Schluss machen, habe auch schon einen geeigneten Platz für das Lager gesehen – aber ohne Wasservorräte? Letztlich werde ich aber doch noch fündig, filtere fleißig und fülle so alle Flaschen (2x0,75l + 1l Platypus) auf, dann laufe ich den Weg zurück. Auch heute kann ich nicht meckern über die Aussicht:



                                                                    Ich schaue auf das Tal des River Tay, unten ist Castle Taymouth zu erkennen, weiter links ist Loch Tay bereits zu sehen.

                                                                    Tag 20 (28.07.) Kenmore – Killin (Rob Roy Way)

                                                                    Noch recht müde ziehe ich los – die Nacht war mal wieder turbulent. Sturmböen erfassten Zelt und Tarp, wobei Letzteres sogar recht lange standhielt, bis sich schließlich die Ecke löste, deren Schlaufe nicht über eine Leine, sondern direkt mit dem Hering verankert war. Mitten in der Nacht hatte ich daher das Tarp abgebaut aus Angst, es könnte sonst mitsamt Trekkingstöcken den Hang hinunterfliegen. Glücklicherweise schien der Mond recht hell, zusammen mit meiner Lampe (Nitecore Tip) war so ausreichend Licht vorhanden, um nicht über die anderen Zeltleinen zu stolpern. Bis auf den einen Hering konnte ich so alle anderen retten.
                                                                    Am Morgen war es dann windstill – midge action! Also erst abbauen, packen, Rucksack schultern und nach einem Platz Ausschau halten, an dem es sich frühstücken lässt. Irgendwie merke ich, dass ich das heute alles nicht mehr ganz so gut wegstecke.
                                                                    Weiter geht’s am südlichen Ufer des Loch Tay entlang, allerdings in sicherer Entfernung auf einem Forstweg am Hang.



                                                                    Zunächst ist die Strecke hinter Kenmore recht reizvoll:



                                                                    Das sich anschließende Teilstück bis nach Killin ist allerdings eine echte Zumutung: Eine asphaltierte Straße führt an lückenlos eingezäunten Privatgrundstücken vorbei, und zwar über viele, viele Kilometer. Einen geeigneten Platz für eine Pause sucht man vergebens. Man fühlt sich regelrecht gefangen! Zudem fängt es wieder an zu regnen. Nach mehreren Stunden Straßen-Latscherei ist meine Motivation im Keller – meine Füße und Gelenke beschweren sich, ich will nicht mehr! Ich nehme den kürzesten Weg bis nach Killiin (noch mehr Asphalt!) und suche mir dort ein Quartier (teuer, aber mit zünftigem Frühstück und damit OK).
                                                                    Der Rest ist schnell erzählt: Ich kann nach diesem Tag nicht mehr genug Moral zusammenkratzen, um mich wieder auf den Wanderpfad zu begeben. Stattdessen nehme ich den Bus nach Stirling, wo ich einen Tag verbringe (Express-Fazit: kann man machen, muss man aber nicht). Weitere Stationen bis zum Rückflug nach Deutschland: das Falkirk Wheel, eine Kanalschleuse der besonderen, britisch-verrückten Art:



                                                                    Lag auf dem Weg, musste ich als erklärter Narrowboating-Fan einfach mitnehmen.

                                                                    Glasgow:



                                                                    Die Story rund um die Kopfbedeckung des Duke of Edinburgh in Glasgow erzählt viel über die Bevölkerung dieser charmant-rauen Stadt. Muss ich hier aber nicht zum Besten geben, kann man ja ergooglen …
                                                                    Stattdessen sei hier als Abschluss dieses Reiseberichtes eine persönliche Statistik aufgelistet:

                                                                    Strecke gesamt: 480 km
                                                                    längste Teilstrecke: 33km
                                                                    Höhenmeter gesamt: ~ 9900m
                                                                    Blasen am Fuß: 0
                                                                    Gesamtkosten (inkl. Flug): ~ 1300€ (wobei ein erheblicher Anteil auf die letzten Tage entfällt – Stadt ist teuer …)
                                                                    Temperatur-Bereich: 5 – 25°C
                                                                    Mückenstiche gesamt: 321 (oder so)
                                                                    Zuletzt geändert von hungerast; 18.08.2018, 06:48.
                                                                    Take a load of your feet Pete
                                                                    You better watch out what you eat
                                                                    Better take care of your life
                                                                    'Cause nobody else will

                                                                    Kommentar


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                                                                      Dauerbesucher
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                                                                      • 539
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                                      Die Cairngorms stehen ganz oben auf meiner Liste. Einige Ecken wie Braemar, Pitlochry und Blair Atholl kenne ich ja bereits. Aber Dein Bericht hat noch einiges an neuen Infos gebracht. Vielen Dank.

                                                                      Kommentar


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                                                                        Erfahren
                                                                        • 09.03.2018
                                                                        • 163
                                                                        • Privat


                                                                        #36
                                                                        AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                                        Danke, danke, danke für den tollen Bericht!
                                                                        Der hat sich super gelesen, mit guten Infos und mal wieder wahnsinnig schönen Bildern. Wird mir und anderen bei zukünftigen Tourenplanungen sicher hilfreich sein.

                                                                        Ich hoffe Du hattest, trotz des abgekürzten Endes, auch selbst eine super Tour und bist voll auf Deine Kosten gekommen.
                                                                        Jetzt wieder in den Alltag ist bestimmt eine krasse Umstellung, oder?

                                                                        Kommentar


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                                                                          Fuchs
                                                                          • 23.06.2014
                                                                          • 1716
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                                          Schön, den Rest deiner Reise nachzuverfolgen.

                                                                          Die Statue ist übrigens vom 1st Duke of Wellington (gewann in Waterloo über Napoleon) und nicht vom Duke of Edinburgh, ein Ehrentitel, der in der Geschichte erst wenige Male Mitgliedern des Königshauses verliehen wurde.

                                                                          Kommentar


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                                                                            Fuchs
                                                                            • 27.09.2015
                                                                            • 1022
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                                            Ohhhh, da lacht das Herz!
                                                                            Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

                                                                            Kommentar


                                                                            • hungerast
                                                                              Erfahren
                                                                              • 25.09.2013
                                                                              • 365
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                                              Zitat von inselaffe Beitrag anzeigen
                                                                              Schön, den Rest deiner Reise nachzuverfolgen.

                                                                              Die Statue ist übrigens vom 1st Duke of Wellington (gewann in Waterloo über Napoleon) und nicht vom Duke of Edinburgh, ein Ehrentitel, der in der Geschichte erst wenige Male Mitgliedern des Königshauses verliehen wurde.
                                                                              Oh ha, danke für die Berichtigung! Über den Duke-of-Edinburgh-Award habe ich auf der Tour mit verschiedenen Leuten gesprochen, dass mir der einfach noch im Ohr war ...
                                                                              Take a load of your feet Pete
                                                                              You better watch out what you eat
                                                                              Better take care of your life
                                                                              'Cause nobody else will

                                                                              Kommentar


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                                                                                Fuchs
                                                                                • 29.05.2010
                                                                                • 1280
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                                                Schöner Bericht, danke fürs mitnehmen!

                                                                                Zitat von hungerast Beitrag anzeigen
                                                                                Über den Duke-of-Edinburgh-Award habe ich auf der Tour mit verschiedenen Leuten gesprochen, dass mir der einfach noch im Ohr war ...
                                                                                Hab ich mal in den Cairngorms erlebt. Massenhaft sehr gut genährte Jugendliche und junge Erwachsene mit Expeditionsrucksäcken, die gefühlt mindestens 50% des Körpergewichts wogen. (und das war nicht wenig )Die meisten waren schon 1km nach dem Bahnhof in Aviemore reif fürs Sauerstoffzelt. Aber allemal besser, als im dunklen Hinterzimmer zocken und Rachitis bekommen!

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Erfahren
                                                                                  • 25.09.2013
                                                                                  • 365
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                                                  Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
                                                                                  Schöner Bericht, danke fürs mitnehmen!



                                                                                  ... Massenhaft sehr gut genährte Jugendliche und junge Erwachsene mit Expeditionsrucksäcken, die gefühlt mindestens 50% des Körpergewichts wogen ...
                                                                                  Die Gruppe, die ich am bealach dubh traf (s.o.), entspricht dieser Beschreibung Der Betreuer hatte keine Eile und unterhielt sich entspannt mit mir, weil er einfach wusste, dass er mühelos zu den wandelnden Monster-Rucksäcken würde aufschließen können.
                                                                                  Take a load of your feet Pete
                                                                                  You better watch out what you eat
                                                                                  Better take care of your life
                                                                                  'Cause nobody else will

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Erfahren
                                                                                    • 19.02.2012
                                                                                    • 280
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                                                    Bin spät dran, nicht aber zu spät um mich bei dir für diesen tollen Reisebericht zu bedanken. Dieses satte Grün im Sommer...wow. Der Preis ist bekanntermaßen hoch, Midges.
                                                                                    Ich habe Talente, Rechtschreibung gehört nicht dazu.

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Anfänger im Forum
                                                                                      • 16.07.2009
                                                                                      • 34
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                                                      Sehr schöner Bericht und (großteils) beeindruckende Gegenden.

                                                                                      Großteils deshalb, weil mich die Wegführung bzw. -beschaffenheit des Rob Roy Ways schon aufgrund der Bilder auf Walkhighlands eher abschreckt bzw. wenig reizen würde... hat mich gewundert dass du das als Abschluss gewählt hast. Da ist ja der WHW noch "zivilisationsfern". Aber die Briten haben mit Asphalt- und/oder Schotterwegen offenbar generell weniger ein Problem.
                                                                                      Willkommen Fremder, die Pfade sind tückisch heute.
                                                                                      --
                                                                                      http://www.magis-reiseseiten.info

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Alter Hase
                                                                                        • 28.08.2017
                                                                                        • 3014
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                                                        Zitat von hungerast Beitrag anzeigen
                                                                                        ...wir Deppen sind natürlich falsch gelaufen! Anstatt gleich nach dem Wasserlauf rechts abzubiegen sind wir geradeaus weitergestratzt, und haben mal eben halb den Munro Bynack More bestiegen. Der Abstieg zurück zieht sich...
                                                                                        Hm, nachdem ich jetzt in der Gegend war und das gesehen haben: da hättet ihr gut weiter bis zum Gipfel und dahinter wieder runterlaufen können. Da ist ein teilweise sogar aus der Ferne erkennbarer Pfad. Wäre, glaube ich, nicht schwerer gewesen, als zurück und dann durch's Tal, und ihr wärt letztendlich an der gleichen Stelle am Loch Avon gelandet...

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Fuchs
                                                                                          • 10.07.2008
                                                                                          • 2381
                                                                                          • Privat


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                                                                                          AW: [Sco] Schottland zum Hochleveln - WHW und Cairngorms, 480km

                                                                                          Ach, herrlich!
                                                                                          Ich hatte gerade nur Zeit die Bilder zu betrachten und hier und dort ein wenig in die Texte hineinzulesen. Mir scheint, es lohnt sich, dass ich mir dafür später noch einmal mehr Zeit nehme!

                                                                                          Bei mir hast du das Schottland-Fieber wieder heftig auflodern lassen. Ich war das ganze Jahr noch nicht dort und habe mächtig Entzugserscheinungen ...

                                                                                          Danke für Bilder und Bericht!
                                                                                          Sylvia

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Erfahren
                                                                                            • 23.07.2009
                                                                                            • 226
                                                                                            • Privat


                                                                                            #46
                                                                                            Sehr schöner Reisebericht. Vielen Dank für die Arbeit.
                                                                                            Nur wo du zu Fuß warst,
                                                                                            bist du auch wirklich gewesen.
                                                                                            Johann Wolfgang von Goethe

                                                                                            Kommentar