• Sylvie
    Erfahren
    • 20.08.2015
    • 361
    • Privat


    [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 68.860348294
    Längengrad 29.53125
    Eigentlich wollte ich dieses Jahr keinen Bericht schreiben. Ist ja eh immer nur das Gleiche, dachte ich mir. Wir laufen halt wieder durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark, schön von Hütte zu Hütte, die Routen sind ähnlich, wenn das Zeitkorsett eng ist. Aber dann fragte mich der Erste und der Zweite und die Dritte usw., ob ich nicht wieder berichten möchte. Und dann war die Tour wieder so anders, als in den letzten Jahren, und vor allem auch so anders, als erwartet. Dann trafen wir Leute im Park, die einen der letzten Berichte gelesen hatten und davon angetan waren. Kurz: Es kam Eines zum Anderen. Ich konnte nicht anders, als wieder die Feder tanzen zu lassen. Dieses Jahr, wie ersehnt, eine Sommertour. Wer weiße Nächte noch nicht erlebte, wird niemals wissen, wovon ich spreche. Es war absolut beeindruckend.


    Der Lankojärvi lässt uns niemals im Stich. Selbst nachts gibt er noch immer ein schönes Motiv.
    Zuletzt geändert von Sylvie; 23.06.2018, 14:38.

  • Lynness
    Erfahren
    • 08.05.2008
    • 421
    • Privat


    #2
    AW: Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

    Bin gespannt auf den Bericht

    Das erste Bild ist schon mal sehr vielversprechend! Man kann die Ruhe dort förmlich spüren.....

    Danke fürs Posten!
    Gruß Lynness

    Kommentar


    • Sylvie
      Erfahren
      • 20.08.2015
      • 361
      • Privat


      #3
      AW: Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

      Zitat von Lynness Beitrag anzeigen
      Bin gespannt auf den Bericht

      Das erste Bild ist schon mal sehr vielversprechend! Man kann die Ruhe dort förmlich spüren.....

      Danke fürs Posten!
      Hallo Lynness,
      ja, die Stille ist wie Balsam. Man wird dort oben regelrecht auf Reset gestellt.

      Ich mach gleich mal weiter.

      Kommentar


      • Sylvie
        Erfahren
        • 20.08.2015
        • 361
        • Privat


        #4
        AW: Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

        1.Juni: Ankunft
        Das vierte Mal landen wir jetzt in Ivalo – und das erste Mal lacht uns dabei die Sonne. Kein Mordor-Feeling dieses Jahr, eher die verlockende Ahnung eines frischen, klaren Frühlingstages. Babyblauer Himmel – die Tümpel und Seen werfen ihn babyblau zurück. Die Natur ist fleißig ergrünt, wie wir jubelnd feststellen. Ein weiterer Winter, den sie gemeistert hat. Frisch ist es in der Tat, als wir das Flugzeug verlassen. Es weht ein scharfer Wind. Flaut er mal ab, ist es fast schon warm. Wir begrüßen den arktischen Sommer in kurzen Hosen; in Berlin waren es satte 32 Grad. Dennoch frieren wir (vorerst) nicht und heißen die Abkühlung eher willkommen. Es ist 18:30 Uhr und taghell. Wie bei uns um zwei an einem klaren Frühlingstag. Während ich all die Jahre zuvor vom Tiefstand der Sonne und in der Folge von den eher milchigen Lichtverhältnissen hier oben ganz verzückt war – strahlt sie mir jetzt mit voller Kraft und aus voller Höhe entgegen. Nix milchig, nix Melancholie – das hier ist finnischer Sommer, pure Lebensfreude, purer Triumph.

        Dieses Jahr starten wir unsere Tour in Kiilopää – jenes Paradies, wo wir sonst immer ankommen. Es wird uns nun unser Ursprung sein und vielleicht auch unser Ziel, das wissen wir noch nicht. Im Bus sitzen mit uns nur acht Personen; es wird vermutlich leer sein im Park. Die Busfahrt ist sonnendurchflutet. Ich summe vor mich hin, hey hey, I saved the world today von Eurythmics. Dann fällt mir auf, dass ich genau dieses Lied auch im letzten Jahr schon gesummt habe während der Fahrt in den Park. Und auch die Jahre zuvor. Der erste Blickkontakt zum finnischen Märchenwald löst dieses Lied in mir aus… everybody is happy now, the bad thing’s gone away. Na dann. Stefan (mein Mann) unterbricht meine Happyness, um den morgigen Tag mit mir durchzusprechen. Erste Station Suomunruoktu. 17 Kilometer, nicht mehr und nicht weniger. Das Gute in diesem Jahr ist, dass der Weg und das Ziel der ersten Tagestour klar definiert sind. Wir kennen den Weg. Wir sind ihn dreimal schon in der anderen Richtung gelaufen. Es ist also keine unbekannte Strecke, bei der die Gefahr bestünde, die noch unbekannte Länge auf +X Kilometer auszudehnen, weil wir uns verschätzt oder verlaufen haben. Beides ist uns passiert in den letzten Jahren. Am ersten Tag mit vollem Gepäck ist das nicht der angenehmste Einstieg in eine Tour. Trotzdem, sag ich zu Stef, sollten wir nicht so spät losgehen. Ich will nicht erst abends im Dunkeln ankomm…aber hey – es wird ja nicht dunkel. Es ist also völlig egal, wann wir starten.

        Von ferne grüßt der Kiilopää.

        Wir erreichen die Ferienanlage Kiilopää gegen halb acht. Bis um acht gibt es Essen hier, also beschließen wir erst mal Nahrung nachzuschieben, bevor wir einchecken (es gibt hier nur ein Restaurant). Der Lachs schmeckt wie frisch gefangen. Dazu gibt es Salat und Rote-Beete-Auflauf. Wir nutzen die Chance auf Grünzeug und Vitamine, bevor wir ab morgen wieder nur Haferflocken und Wandererfastfood im Angebot haben. Nach dem Essen schlendern wir rüber ins Hotel.


        Abends um neun in Kiilopää.


        Wir sind ziemlich kaputt. Die letzten Wochen waren sehr arbeitsintensiv für jeden von uns. Stef fällt so ziemlich sofort gleich ins Bett. Johanna (unsere Tochter) und ich laufen noch ein Stück durch den Wald und die Anlage, bevor wir uns auch ins Nest machen.


        Die Torfsauna in Kiilopää. Wir haben sie noch nie besucht. Wir gehen nur immer am Luirojärvi fleißig schwitzen.


        Das Hotelzimmer zeigt nach Nordwesten; die Mittsommersonne scheint fleißig hinein. Es gibt graue Vorhänge vor den Fenstern. Die verbreiten eine heimelige Mittagsschlafstimmung. Es ist jetzt elf Uhr in der Nacht. Und noch immer taghell. Ich fasse das einfach nicht.
        Zuletzt geändert von Sylvie; 23.06.2018, 14:12.

        Kommentar


        • maahinen
          Erfahren
          • 01.02.2014
          • 303
          • Privat


          #5
          AW: Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

          Hei Sylvie,
          ich freue mich auch schon soooo doll auf deinen neuen Bericht!

          Ich glaube, das erste Foto hast du direkt vor der Hütte Lankojärvi genommen. Richtig?
          Vor gefühlt Millionen von Jahren saß ich an einem wunderbaren Spätherbstmorgen wohl exakt an der gleichen Stelle. Der See hatte in der Nacht eine dünne Eisdecke bekommen, die Sonne ging gerade auf, es war still... Ich saß da und dachte, wie schön das Leben doch ist. Ein wunderbarer Platz für solche Gedanken. In jeder Jahreszeit!

          Bitte schreib ganz, ganz schnell weiter!

          Liebe Grüße
          Maahinen

          Kommentar


          • Mika Hautamaeki
            Alter Hase
            • 30.05.2007
            • 3996
            • Privat


            #6
            AW: Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

            Juhu, es geht wieder los, Sylvie, schreib schnell weiter, bitte!
            So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
            A. v. Humboldt.

            Kommentar


            • Sylvie
              Erfahren
              • 20.08.2015
              • 361
              • Privat


              #7
              AW: Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

              Zitat von maahinen Beitrag anzeigen
              Hei Sylvie,
              ich freue mich auch schon soooo doll auf deinen neuen Bericht!

              Ich glaube, das erste Foto hast du direkt vor der Hütte Lankojärvi genommen. Richtig?
              Vor gefühlt Millionen von Jahren saß ich an einem wunderbaren Spätherbstmorgen wohl exakt an der gleichen Stelle. Der See hatte in der Nacht eine dünne Eisdecke bekommen, die Sonne ging gerade auf, es war still... Ich saß da und dachte, wie schön das Leben doch ist. Ein wunderbarer Platz für solche Gedanken. In jeder Jahreszeit!

              Bitte schreib ganz, ganz schnell weiter!

              Liebe Grüße
              Maahinen
              Hallo Maahinen,
              ja genau, von der Hütte aus. Der Lankojärvi hat uns dieses Jahr verwöhnt mit schönen Motiven.

              Ja, genau, das sind so magische Momente, wo man sich ganz eins fühlt mit der Welt. Die kann man wirklich nur dort in der Stille erfahren. Was ich dabei immer wieder beeindruckend finde: Bei Dir ist das schon so lange her, und trotzdem weißt Du es noch, wie heute. Wir vergessen so viel in der Hektik des Alltags. Aber diese magischen Momente, da passiert gar nicht viel, aber offenbar Wesentliches - die bleiben ein Leben lang. Allein dafür lohnt es sich, immer wieder loszugehen.

              Ich sehe, wir verstehen uns.

              Danke, dass Du mich ermutigst weiter zu schreiben. Bis bald

              Sylvie

              Kommentar


              • Sylvie
                Erfahren
                • 20.08.2015
                • 361
                • Privat


                #8
                AW: Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                Juhu, es geht wieder los, Sylvie, schreib schnell weiter, bitte!
                Hallo Mika,
                ok, ich versuche es, irgendwie komm ich dieses Jahr schreibtechnisch schwer in die Gänge, aber solche netten Ermunterungen hier, wuppen mich dann wieder in den Schreibmodus.

                Danke und bis bald
                Sylvie

                Kommentar


                • Sylvie
                  Erfahren
                  • 20.08.2015
                  • 361
                  • Privat


                  #9
                  AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                  2. Juni: Von Kiilopää nach Suomunruoktu
                  Was für ein herrlicher erster Tag. Alles wunderbar. Unser Vorhaben, vor Ort die privaten Hütten, die Varaustupas, zu reservieren, scheitert zwar an der finnischen Bürokratie, aber sonst läuft alles bestens.


                  Vor dem Start. Die Rucksäcke sitzen und die Sonne scheint. Es kann losgehen.

                  Mein Rucksack ist mit 17 Kilo nicht zu schwer und meine neuen Wanderschuhe bewähren sich gut am ersten Tag. Zumindest sind sie erst mal nicht zu weit, wie meine alten Treter. Auch meine beiden Wanderkameraden können sich nicht beklagen. Hanni hat neue Schuhe (und muss nicht mehr tapen), Stef einen neuen Rucksack (völlig ohne Grund), der sich nach seiner Einschätzung besser trägt als der alte. Den hat er sich ordentlich beladen und stapft damit wacker voran wie ein Held.


                  Einsame Hanni auf der Skipiste.

                  Der Weg über die Fjälls nimmt uns wie immer den Atem. Eben noch in hitzigem Stadtgewühl festgeklebt, können wir jetzt gucken soweit wir es vermögen und atmen bis die Lungen platzen. Wohin wir uns auch wenden: wir sehen Hügel und Wald, bis zum Horizont.



                  Es ist bewölkt und frisch, aber wenn die Sonne rauskommt, wird es sofort prächtig warm. Was uns sofort auffällt, ist die Abwesenheit der Stille, die sonst Hausrecht hier hat. Während sie uns in den letzten Jahren wie eine Wattewand umhüllte, hört man jetzt tatsächlich Vogelrufe. Die sind schon zu Hause ein Zeichen der Hoffnung. Weil sie die Ahnung zur Gewissheit werden lassen: der Frühling ist da; wenn nicht, wird er kommen. Es gibt für den Sommer kein zurück. Hier oben aber, wo man sonst nichts hört, als das Rauschen des eigenen Bluts in den Ohren, hier oben zwitschert es nicht, hier schmettert es triumphal aus allen Richtungen. Es ist also abgemacht: Der Frühling ist da. Er kämpft sich zwar mühsam durch Schnee von gestern, aber die Birken leuchten schon kräftig im grünen Gewand. Bald wird das Heidekraut nachziehen, sind die Vögel sich sicher.


                  Pause auf den Fjälls. Die letzten Schneefelder grüßen von den Bergen.

                  Wir wandern gemütlich über die Fjälls und dann hinunter ins Suomujoki-Tal. Der Fluss donnert eisig an uns vorbei. Die Hütte liegt auf der anderen Seite, wir müssen durch ihn hindurch. Da wir zu faul sind, die Schuhe auszuziehen, wird die Furt zur Herausforderung. Viel Wasser zwängt sich nach langem Winter ins enge Korsett des Flusstals. Aber wir meistern die Challenge mit pochenden Herzen, doch trockenen Fußes. Suomunruoktu ist leer. Das ist erste Mal in den vier Jahren gibt es hier keine Ansammlung von Losgehern und Ankommern. Wir sind allein. Wir setzen uns erst mal ans Feuer und kochen uns was. Selten sind wir so frisch irgendwo angekommen. Und es ist noch hell. Natürlich ist es das. Es ist erst halb sechs. Aber trotzdem, mir wird dieses ewige Sommerlicht so zum Wunder auf dieser Tour, dass ich es immer wieder anspreche und auch aufschreibe. Man möge mir jetzt schon verzeihen, dass ich mich hier wiederholen werde.


                  Blick auf den Suomujoki. Schon dafür lohnt sich die Tour.

                  Später gesellt sich ein junger Mann zu uns, der hier oben nach Goldnuggets forscht. Vier Stück hat er heute gefunden, erzählt er uns stolz. Ich finde, der Typ guckt ziemlich pfiffig aus der Wäsche. Und auch ein bisschen verschlagen. Die Phantasie tanzt sofort wieder Tango mit mir. Der Goldsucher spricht wenig Englisch. Unsere Kommunikationsmöglichkeiten sind daher begrenzt. Irgendwann geht ein leichter Regen herab und wir verziehen uns allesamt in die Hütte. Was für ein Tag! Unterwegs gab es keinen Regen und keine einzige Mücke. Besser kann man es gar nicht treffen. Dafür treffen wir hier in der Hütte gleich auf drei wuselnde Wespen. Die haben sich wohl vor der Kälte verkrochen. Vorsichtig komplimentieren wir sie hinaus. Wespen sah ich hier oben noch nie. Wie schauderlich! Gottseidank hab ich mein Notfallset aufgefrischt. Trotzdem: gebrauchen will ich es nie. Wir spielen noch drei Runden Skat, die der Goldsucherfinne sorgsam verfolgt. Dann fragt er uns, ob wir Poker spielen. Nein, können wir nicht. Um was willst Du spielen? Deine Nuggets etwa? Irgendwann fallen uns allen die Augen zu und wir kriechen beseelt in unsere Schlafsäcke.

                  Kommentar


                  • MaxD

                    Lebt im Forum
                    • 28.11.2014
                    • 8931
                    • Privat


                    #10
                    AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                    Fein...es gibt eine Fortsetzung! Die letzten Berichte habe ich schon verschlungen.
                    ministry of silly hikes

                    Kommentar


                    • maahinen
                      Erfahren
                      • 01.02.2014
                      • 303
                      • Privat


                      #11
                      AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                      Zitat von MaxD Beitrag anzeigen
                      Fein...es gibt eine Fortsetzung! Die letzten Berichte habe ich schon verschlungen.
                      Es ist schön dort, sach ich doch!

                      Kommentar


                      • Staubteufelchen
                        Gerne im Forum
                        • 27.12.2012
                        • 74
                        • Privat


                        #12
                        AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                        Liebe Sylvie,
                        wenn die Natur dich beschenkt, dir das Herz förmlich überläuft, du noch die Zeit findest, dies in Worte zu fassen und uns dabei mitzunehmen, so ist das doch wie Balsam für die Seele. Also, nur Mut und bitte weiter schreiben!

                        Gruß, Andreas

                        Kommentar


                        • Sylvie
                          Erfahren
                          • 20.08.2015
                          • 361
                          • Privat


                          #13
                          AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                          Zitat von MaxD Beitrag anzeigen
                          Fein...es gibt eine Fortsetzung! Die letzten Berichte habe ich schon verschlungen.
                          Oh.... das ist schön, das zu hören. Ich sehe, die Latte hängt hoch, ich muss mich anstrengen.

                          Kommentar


                          • Sylvie
                            Erfahren
                            • 20.08.2015
                            • 361
                            • Privat


                            #14
                            AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                            Zitat von Staubteufelchen Beitrag anzeigen
                            Liebe Sylvie,
                            wenn die Natur dich beschenkt, dir das Herz förmlich überläuft, du noch die Zeit findest, dies in Worte zu fassen und uns dabei mitzunehmen, so ist das doch wie Balsam für die Seele. Also, nur Mut und bitte weiter schreiben!

                            Gruß, Andreas
                            Orr, vielen Dank Andreas. Ich bin ganz gerührt. Du hast mich schon letztes Jahr so erfreut mit Deinen Zeilen. Jetzt kann es ja nur noch gut gehen. :-) Das nächste Kapitel ist fertig, ich muss nur erst noch die Bilder hochladen.

                            Bis bald
                            Sylvie

                            Kommentar


                            • Sylvie
                              Erfahren
                              • 20.08.2015
                              • 361
                              • Privat


                              #15
                              AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                              3. Juni: Suomunruktu – Tuiskukuru
                              Weit nach Mitternacht kommen noch zwei Besucher in die Hütte. Sie sind aber so leise, dass ich am nächsten Morgen erstaunt bin, wer hier noch alles schläft. Stefan nutzt offenbar die Gelegenheit, um wieder aus- und ins Zelt zu ziehen. Auch das kriegt keiner mit. Nachts träume ich, dass der Goldschürferfinne mich in den Wald entführt und nur gegen Nuggets wieder rausrücken will. Ich sehe im Traum, wie alle panisch im Heidekraut nach mir suchen. Der Goldsuchertyp liegt neben mir im Wald und beobachtet die Aktion mit seinem verschlagenen Grinsen; ich glaube, seine Zähne sind auch ganz gülden. Morgens wache ich auf und Stef ist verschwunden. Auch der Nuggethascher ist fort. Mein Traum geht im Kopf sofort weiter. Nicht ich bin das Opfer, sondern Stef.

                              Aber Entwarnung: Der Glücksritter frühstückt draußen vor der Hütte. Er zeigt mir seine Goldsucherkarte, auf der man viel nicht erkennen kann, nur irgendwelche Streifen, die wohl die lohnenden Verwerfungen anzeigen. Stefs Zelt schlummert friedlich zwischen den Kiefern. Ich wecke ihn. Ich will heute los und los. Die Sonne lugt immer mal scheu zwischen dicken Wolken hervor. Es ist frisch und sehr trübe heute im hohen Norden. Überhaupt sieht die Wetterprognose düster aus. Die komplette Abwesenheit der Mücken macht uns zwar mehr als froh, dafür ist es aber auch kalt und regnerisch. Und so soll es bleiben die nächsten Tage. Sollten wir erstmals Pech haben mit dem Wetter? Nun gut, man kann halt nicht alles haben – keine Mücken und warm funktioniert hier wahrscheinlich nicht. Wir trösten uns damit, dass es hier wie im Hochgebirge immer mal krasse Umschwünge gibt. Kein Mensch kann das vorhersagen, wir sollten also nicht so viel geben auf dumme Prognosen. Und ab morgen haben wir eh kein Netz mehr, sodass wir dem Klima ohne Vorwarnung ausgesetzt sind. Wir scheren uns also nicht weiter ums Wetter und frühstücken erst mal draußen am Feuer.

                              Die nächtlichen Besucher sind inzwischen auch aufgestanden. Zwei baumhohe Kerle: blond, athletisch, wortkarg und kühn. Sie beachten uns wenig, ihre Bewegungen sind zackig und effizient, ich glaube, die machen hier sowas wie ein arktisches Trainingslager. Die finnischen Recken schaffen uns unser erstes Gesprächsthema auf dem Weg in die Wilderness Zone. Hanni und ich diskutieren heiß, ob dieses nordische Reckentum eher eine Folge von genetischer Drift ist, oder ob es zu Zeiten als die hellhäutigen Menschen Skandinavien von Mitteleuropa kommend besiedelten, einen Selektionsdruck gab, der die Beibehaltung des Reckentums begünstigte. Konnten vielleicht nur die Größten und Stärksten dem krassen nordischen Klima trotzen und es überleben? Bei dieser arktischen Kälte mitten im Sommer kommt uns das mit dem Überleben gar nicht so abwegig vor. Wir kommen indes zu keinem Ergebnis. Hanni plädiert für die Drift, ich für die Selektion.

                              Während wir uns langsam warm laufen und reden kommt Stef uns plötzlich wieder entgegen. Ohne Rucksack. Also hat er etwas vergessen. Genau, seine Karte. Kapitalfehler. Hastig rennt er uns aus dem Blickfeld. Wir aber lassen uns zur ersten Zwangspause ins ergrünende Moos nieder. Wir befinden uns noch in der Komfort Zone, auf der Waldautobahn. Heute wollen wir nach Tuiskukuru, aber nicht den schlängelnden Weg durchs Tal, sondern hoch hinaus über die Fjälls. 17 Kilometer liegen vor uns und wir sind frisch und guter Dinge. Der Weg über die Fjälls ist etwas länger als der durchs Tal, aber er ist wunderschön und besser zu laufen. Zur Hälfte kennen wir ihn bereits, denn er war Teil unserer Mördertour im letzten Herbst von Karapulju nach Suomunruoktu.

                              Kurz vor dem Anstieg, an der Grenze zur Wilderness Zone rasten wir noch einmal kurz, um unsere Flaschen zu füllen. Da holen die finnischen Recken uns ein. Sie rennen mit riesigen Schritten den Waldweg hinauf und schon sind sie entschwunden. Sie wollen heute noch zum Luirojärvi, was zehn Kilometer weiter ist, und also müssen sie sich sputen. Obwohl… es muss sich hier niemand sputen, denn der Tag dauert endlos fort. Stef garantiert mir witzelnd, dass wir, egal wie weit wir laufen, dieses Jahr immer im Hellen ankommen werden. Hehe, ich hasse es nämlich, im Dunkeln anzukommen und also ist diese Mittsommerzeit genau meine Zeit, um zu wandern.

                              Wir spazieren gemütlich die Obstbaumwiesenzone hoch. Stef hat eine geniale Vogel-App gekauft, die kommt jetzt extrem zum Einsatz. Wir sehen und hören Lapplandmeisen und Polarbirkenzeisige. Die Unglückshäher konnten wir indes noch nirgends entdecken, aber vielleicht besuchen sie uns wieder an irgendwelchen Hütten. Oben angekommen, kommt sogar die Sonne hervor und es wird sofort heiß. Wir rasten lange inmitten der Birken.



                              Mittagspause. Es gibt Beef Jerky, Mandeln, Feigen und Schokolade. Ein Festmahl für hungrige Mägen. Dann ist die Sonne plötzlich weg und es wird sofort kühl. Also ziehen wir weiter. Der Himmel ist inzwischen dunkelgrau. Das helle Grün der Birkenblätter leuchtet uns hohn vor dieser Kulisse. Die Natur ist ausgetrocknet. Sie lechzt dem Regen entgegen. Wir aber nicht.



                              Wir nutzen die letzten trockenen Minuten, um unsere Regencapes über die Rucksäcke zu ziehen. Vor uns liegt eine weite offene Senke. Dahinter die Hügel, die das Tuiskutal umgeben. Bevor wir weiterlaufen ein prophylaktischer Blick auf die Karte. Einige Hügel sind namenlos, andere hat man mit klangvollen Namen bedacht, die für uns schwierig zu merken sind. Wir versuchen sie dennoch zu identifizieren; nicht weil wir nicht wissen, wo wir hinmüssen, sondern weil wir unseren Karten- und Geländeblick schulen wollen. Obwohl… gerade stellen wir fest: So ganz genau wissen wir nicht, wo es langgeht, dieser Weg ist wieder mal neu für uns. Und er scheint sich in dieser Senke in nichts aufzulösen.

                              Als die ersten dicken Tropfen fallen, stapfen wir missmutig weiter. Wir laufen durch die Senke, vorne kommt ein Sumpf. Den wollen wir schnell durchqueren, um uns im Schutz der kommenden Obstbaumwiese wetterfester zu kleiden (wenn man von Schutz sprechen kann unter blattarmen Krüppelbirken).


                              Noch ist Stefan vorne....

                              Stef hingegen fällt plötzlich ein, seine Regenjacke und seine Gamaschen sofort anzuziehen. Einsam und schutzlos steht er mitten auf diesem… Feld und zieht sich um, während Hanni und ich im Schlamm auf ihn warten. Und dabei nass werden. Nun ist es auch egal; ich gehe ohne Gamaschen und in der Softshell weiter. Die hält zwar den Regen nicht so gut ab, aber dafür schwitzt man auch nicht so darin.


                              ...doch dann fällt er zurück.
                              Mehr Bilder gibt es heute nicht, sorry, aber das Wetter nahm uns die Lust am Fotografieren.


                              Die letzten Kilometer bis zur Hütte sind also weniger schön, sondern nasskalt und feucht. Immerhin sehen wir ein paar Schnabelschnepfen, die uns aus der Ferne lautstark begrüßen.

                              Wir erreichen die Hütte ziemlich kaputt. Das Wetter hat uns fertig gemacht. Die Reckenfinnen sind längst schon hier und rüsten sich grade zum Weitermarsch. In ihren taillierten Regenmänteln sehen sie aus wie Armeeoffiziere, die sich bereitmachen für die nächste Schlacht. „War der Anstieg sehr schwer?“, fragt mich der Hauptmann, als wir die Hütte erreichen. Oh Gott nein, wir müssen so erbärmlich aussehen, dass diese wackeren Menschen Mitleid mit uns haben. Ich fand eigentlich nicht, dass der Anstieg sehr schwer war, aber vor lauter Verblüffung sage ich erst mal ja. „Aber der Weg war sehr schön“, schiebe ich hinterher, „nur der Regen am Ende nicht.“ „Ja“, meint der Recke, „wir waren vor dem Regen hier.“ Darauf weiß ich nichts Schlaues mehr zu sagen, bis auf das Offensichtliche: „Ihr wart eben schneller als wir.“ Lachend ziehen die Finnen von dannen. Ich aber denke bei mir, dass manche Dialoge ziemlich bekloppt sind, wenn man total fertig ist und keine Lust auf Smalltalk hat.

                              Aber nun husch, rein in die Hütte, der Ofen ist noch warm. Wir schleudern die nassen Klamotten von uns, legen noch zwei Scheite nach und werfen uns erst mal aufs Bettenlager, wo Hanni und ich sofort (die Kinder würden sagen, instant) einschlafen. Danach überkommt uns ein Bärenhunger. Wir kochen uns unsere Tütennahrung, zum Nachtisch gibt’s heute sogar noch ein Schokomüsli, dann fallen wir gleich wieder in die Waagerechte. Stef baut sein Zelt auf und verschwindet. Hanni und ich quatschen noch 13 Minuten, dann bin ich weg. Im warmen Schein des Feuers schlafe ich zwölf Stunden, von um neun bis um neun. Gott, bin ich fertig. Wir alle sind es. Nix weiße Nächte, wir verpennen sie.
                              Zuletzt geändert von Sylvie; 26.06.2018, 10:57.

                              Kommentar


                              • Mika Hautamaeki
                                Alter Hase
                                • 30.05.2007
                                • 3996
                                • Privat


                                #16
                                AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                OT: Ich tippe auch auf die Selektion der "Recken", die Bergmannsche Regel basiert doch auch auf Selektion, oder? Obwohl, heißt das, dass nördliche Menschen auch kleineren Ohren und Nasen haben? ..Und welchen Einfluss hat die so wehr propagierte "Mittelmeerdiät" mit viel Rotwein und Olivenöl auf mein Körperwachstum und das meines Nachwuchses....Das kommt halt raus, wenn der Chemiker über den Tellerand blickt und seine kleinen Moleküle verlässt um sich mal was komplexes anzusehen.
                                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                A. v. Humboldt.

                                Kommentar


                                • Sylvie
                                  Erfahren
                                  • 20.08.2015
                                  • 361
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                  Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                                  OT: Ich tippe auch auf die Selektion der "Recken", die Bergmannsche Regel basiert doch auch auf Selektion, oder? Obwohl, heißt das, dass nördliche Menschen auch kleineren Ohren und Nasen haben? ..Und welchen Einfluss hat die so wehr propagierte "Mittelmeerdiät" mit viel Rotwein und Olivenöl auf mein Körperwachstum und das meines Nachwuchses....Das kommt halt raus, wenn der Chemiker über den Tellerand blickt und seine kleinen Moleküle verlässt um sich mal was komplexes anzusehen.
                                  Hehe... wenn Deine Gene es nicht hergeben, wirst Du durch die Mittelmeerdiät, wenn Du sie übertreibst, höchstens fett und nicht groß.

                                  Ich weiß nicht, ob die Bergmannsche Regel auf Selektion beruht. Sie besagt ja erst mal nur, dass Organismen in kalten Gebieten größer sind. Ob dieser Größenunterschied durch Selektion oder genetischer Drift entstand, habe ich nirgendwo gefunden. Da sie aber generell für Warmblüter gilt, scheint es mir plausibel zu sein, dass es ein echter selektiver Prozess war. Andererseits, die Samen, die ja schon viel früher dort oben siedelten, sind kleiner. Bei ihnen vermutet man (eine Hypothese von mehreren), dass ihre eher asiatischen Merkmale eher durch Gendrift sich durchgesetzt haben: also, eine relativ kleine Gründerpopulation mit überproportional vielen Individuen mit eher asiatischen Merkmalen hat sich dort oben angesiedelt und lebte über Jahrtausende isoliert. Die asiatischen Merkmale wurden so überproportional häufig in der Population weitergegeben und haben sich so manifestiert - ganz ohne Selektionsdruck. Das Gleiche könnte sehr viel später auch mit einer Recken-Gründerpopulation mit zufällig überproportional vielen großen Menschen passiert sein. Große Menschen sollen ja auch generell mutiger sein und keine Angst haben vor wilden fremden Gegenden. Die sind da hochgewandert, haben sich vermehrt, die Größe blieb. Man weiß es nicht. Mir persönlich gefällt aber die Selektionsdrucktheorie besser, weil sie so schön kausal ist.

                                  Fakt ist: Man sieht in diesem Park diese großen Menschen in großer Zahl. Ich möchte fast sagen überproportional viel. Die Lust nach Abenteuern scheint noch immer in den Recken zu wohnen.

                                  Kommentar


                                  • Sylvie
                                    Erfahren
                                    • 20.08.2015
                                    • 361
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                    4. Juni: Tuiskukuru – Karapulju
                                    Der Regen peitscht die ganze Nacht und auch am Morgen hindert er uns am Fortkommen. Draußen sind sieben Grad und Dauerregen – da gehen wir gar nicht erst los. Stef kann sein Zelt nicht abbauen. Nach einem feinen Frühstück dümpeln wir faul in der Hütte rum und warten auf bessere Zeiten. Unsere Rucksäcke sind gepackt, wir sind startklar, jetzt müsste nur noch kurz der Himmel aufreißen, das wäre wunderbar. Aber der Himmel tut uns nicht diesen Gefallen. Stattdessen schickt er uns Bindfäden und eiskalten Wind. Die Hütte füllt sich langsam. Erst kommen zwei junge Männer, dann zwei junge Frauen und schließlich eine ganze Familie: Mama, Papa, Kind und Hund. Sie alle sind furchtbar verfroren und pitschenass. In der Hütte fängt es an zu dampfen. Es wird Zeit, dass wir das Weite suchen. Gegen vier hört der Regen auf, Stef packt sein Zelt zusammen, gegen fünf brechen wir auf.

                                    Heute mal eine Nachtwanderung, was für ein Luxus. Es ist eiskalt, aber immer mal, falls man je dazu kommt, den Kopf zu heben, grüßt uns ein Fetzen Himmelsblau aus luftigen Höhen. Der Anblick erfüllt uns so sehr mit Hoffnung, dass wir beginnen, uns gegenseitig darauf aufmerksam zu machen. Fast wird eine kleine Challenge draus, aber dann müssen wir runter vom Weg und sehr aufmerksam sein; also haben wir keine Zeit mehr auf Blaufetzenjagd zu gehen. Wir laufen offroad heute. Karapulju ist unser Ziel – die kleine Hütte hinter Sümpfen und Mooren, die so versteckt und malerisch im finnischen Märchenwald liegt, dass wir sie schwerlich unbesucht lassen können. Der Waldfuchsfinne hatte uns vorigen Herbst Karapulju empfohlen – wir sind ihm noch heute dankbar dafür. Zwei der drei garstigen Moore, die wir aus dieser Richtung kommend passieren müssten, wollen wir dieses Jahr auslassen, also gehen wir den Weg über die Fjälls, den uns Peter letztes Jahr hier im Forum empfohlen hatte.

                                    Wir laufen nur kurz in Richtung Luirojärvi und biegen beim ersten Anstieg auf halber Höhe in die Obstbaumwiesen ein, um uns einen Weg um die Felsen zu suchen. Stef lenkt uns GPS-gesteuert von Point of Interest zu Point of Interest (POI). Geröllhalden lassen wir über uns, garstige Untiefen werden sorgsam umschifft. Zwischen den Gipfeln ziehen wir hindurch, um auf der anderen Seite, ganz am Ende des Luirojokitals (heißt das dann eigentlich Luirojokikuru?) abzusteigen. Es regnet nicht, aber der Wind bläst zum Teil so heftig, dass die Luft ständig von einem wütenden Tosen erfüllt ist, so als befände sich ganz in der Nähe eine riesige Autobahn.


                                    Hier kann man vielleicht ein bisschen erahnen, wie der Wind durch die Wipfel braust.

                                    Der Weg ist anfangs sehr angenehm, man läuft in der Tat wie auf Moos.


                                    Laufen ohne Weg. Hier sind wir schon wieder im richtigen Wald.

                                    Erst später beim Abstieg wird es wieder anstrengender, denn der Wald ist hier auf Geröll gebaut. Das aber versteckt sich verschlagen unter Moos und Heidekraut. Man kann nicht mehr forsch drauflos schreiten, zu oft tritt man unverhofft ins Leere oder auf einen Stein, den man dort nicht vermutete. Die Sonne guckt kurz aus ihren Federn, wir nutzen die Zeit, um Pause zu machen.


                                    Der Stuhl musste wieder mit.

                                    Der letzte POI liegt bereits auf dem Weg den wir treffen wollen und müssen, denn er führt uns zu einem Tor im Rentierzaun. Und das müssen wir passieren, um die Karapulju-Gegend zu erreichen. Der Weg entspringt hier wie ein Wunder irgendwo im Nirgendwo. Plötzlich ist er da. Und tatsächlich finden wir ihn. Die erhoffte Erleichterung nach der anstrengenden Geröllhoppertour bringt er aber nicht: er liegt größtenteils unter Wasser. Auch die angrenzenden Areale sind ein einziges Feuchtgebiet. Also laufen wir weiter offroad und versuchen, trockene Füße zu bewahren.


                                    Weg unter Wasser. Das letzte Bild leider für heute. Alles, was danach kam, hat uns zu sehr beansprucht, sodass an Fotos nicht zu denken war.


                                    Das ersehnte Rentiertor ist nicht an seinem Platz. Wir teilen uns auf und laufen fluchend den Zaun in beide Richtungen ab, um irgendwo einen Durchgang zu finden. Stefan findet ihn, hundert Meter in Richtung Fluss und pfeift uns gellend zurück. Also gut, hindurch mit uns und rein in den finnischen Märchenwald.

                                    Jetzt müssen wir nur noch den Abzweig finden, der uns zu dem garstigen Moor führen wird, das vor der Hütte liegt. Wir finden ihn, juchu. Erwartungsgemäß ist das Moor dieses Jahr besonders garstig und nass so kurz nach dem Winter, oder sollte ich sagen, im Winter? Stefan hat sich für diese böse Falle eine neue Taktik ausgedacht: Wat-Strümpfe. Die sind aus Gummi, man zieht sie über die Hosen und Socken und knapst sie oben am Gürtel fest. Die sexy Strapse gehen bis zum Oberschenkel. Dann schlüpft man noch in seine Crocs und schon kann es losgehen. Ich muss sagen: die Taktik hat sich bewährt. Zwar sanken wir teilweise knietief ein, zwar mussten wir immer noch vorsichtig die noch tieferen Löcher umschiffen, damit uns das Moor nicht die Crocs von den Füßen lutscht, aber wir fühlten uns wesentlich besser als vorigen Herbst, als wir die Sümpfe in Wanderschuhen bewältigten.

                                    Der Adrenalinspiegel ist dennoch ausreichend hoch, um gleich danach den noch garstigeren Fluss zu durchqueren. Der Fluss macht beeindruckende Kurven hier, er schlängelt sich wild durch ein enges und sandiges Bett. Schon im letzten Jahr war es nicht einfach, hier rüberzukommen. Jetzt müssen wir erst mal einen Einstieg finden, wo Hanni das Wasser nicht bis zur Hüfte reicht. Das Wasser ist zu tief, um an der Strömung die flacheren Stellen zu erkennen. Wir richten uns eher nach der Farbe und folgen den Sandbänken, die heller durchschimmern. Selbstredend sind Sandbänke nicht der kürzeste Weg durch den Fluss, sie folgen dem Wasserlauf in einem Bogen. Selbst in Wat-Strapsen ist die Furt anstrengend, das Wasser will uns beständig mitreißen. Während wir rübergehen lernen wir auch, unsere Wanderstöcke richtig einzusetzen. Man muss sie akzentuiert, willensstark und möglichst schnell in den Boden stampfen. Tut man das nicht, reißt der Fluss sie Dir weg, sobald Du sie halb nur ins Wasser tunkst. Hanni passiert das leider. Sie ist abgelenkt, ein kleiner Fehltritt und schon entert das Wasser ihren rechten Wat-Straps und kühlt ihre Wade.

                                    Aber die Hütte ist ja nicht mehr fern. Hannis Socken und Hosen kommen gleich zuerst auf die Leine. Karapulju ist leer. Seit einer Woche ist niemand mehr hier gewesen, zumindest laut Hüttenbuch. Wir befeuern den Ofen, hängen alles zum Trocknen auf und kochen uns was. Unterwegs hatten wir einen kurzen, fast finnisch-lieblichen Regenschauer – jetzt aber gießt es wieder aus großen Containern. Zwischendurch gibt es Hagel und Schnee. Vor einer Woche noch waren hier oben 20 Grad. Wir hatten das vorfreudig im Netz verfolgt. Ganz Finnland jubelte in einer Hitzewelle. Jetzt ist der Nordwind zurückgekehrt und plagt uns mit seiner Kälte. Wir sind müde. Auch heute war der Weg 16 Kilometer lang. Nach dem Essen fallen wir um. Stef baut sein Zelt heute nicht auf und schläft in der Hütte.
                                    Zuletzt geändert von Sylvie; 28.06.2018, 12:50.

                                    Kommentar


                                    • danobaja
                                      Alter Hase
                                      • 27.02.2016
                                      • 3287
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                      Zitat von Sylvie Beitrag anzeigen
                                      3. Juni: Suomunruktu – Tuiskukuru
                                      Weit nach Mitternacht kommen noch zwei Besucher in die Hütte. Sie sind aber so leise, dass ich am nächsten Morgen erstaunt bin, wer hier noch alles schläft. Stefan nutzt offenbar die Gelegenheit, um wieder aus- und ins Zelt zu ziehen. Auch das kriegt keiner mit. Nachts träume ich, dass der Goldschürferfinne mich in den Wald entführt und nur gegen Nuggets wieder rausrücken will. Ich sehe im Traum, wie alle panisch im Heidekraut nach mir suchen. Der Goldsuchertyp liegt neben mir im Wald und beobachtet die Aktion mit seinem verschlagenen Grinsen; ich glaube, seine Zähne sind auch ganz gülden. Morgens wache ich auf und Stef ist verschwunden. Auch der Nuggethascher ist fort. Mein Traum geht im Kopf sofort weiter. Nicht ich bin das Opfer, sondern Stef.

                                      Aber Entwarnung: Der Glücksritter frühstückt draußen vor der Hütte. ...
                                      ich brech ab vor lachen! bitte unbedingt sofort weiterschreiben!

                                      danke für den bericht, sehr schööööön! auch die bilder!
                                      danobaja
                                      __________________
                                      resist much, obey little!

                                      Kommentar


                                      • Sylvie
                                        Erfahren
                                        • 20.08.2015
                                        • 361
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                        Zitat von danobaja Beitrag anzeigen
                                        ich brech ab vor lachen! bitte unbedingt sofort weiterschreiben!

                                        danke für den bericht, sehr schööööön! auch die bilder!
                                        Ohh, vielen Dank, ... die Fotos ... ganz wundes Thema. Dieses Jahr gibt es leider nicht viele gute, zumindest vom Anfang der Tour nicht. Das Wetter war einfach zu grau für schöne Bilder. Und Stef, der den tollen Apparat mit sich rumschleppte, hat leider nur wenige gemacht. Die anderen sind Handyfotos, die aber irgendwie alle so verwaschen waren, dass ich mich pausenlos wunderte. Bis ich dann nach ein paar Tagen drauf kam, dass meine Linse total verschmiert war. Jetzt versuche ich hier mit bekloppten, nichts taugenden Windows-Fotoprogrammen, die Bilder noch ein bisschen aufzupimpen, mit eher mäßigem Erfolg. Aber ich wollte dennoch ein paar Bilder reinstellen, zur Illustration wenigstens.

                                        LG Sylvie

                                        Kommentar


                                        • Sylvie
                                          Erfahren
                                          • 20.08.2015
                                          • 361
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                          5. Juni: Karapulju – Luirojärvi


                                          Karapulju. Mein Traum von Finnland.

                                          Karapulju liegt so niedrig und feucht, dass man nicht mal bis aufs Klohäuschen kommt, ohne sich nasse Füße zu holen. Ich mache den Fehler und will schnell in Crocs rüber – schon sind sie nass. Nach dem Frühstück steck ich sie zurück in den Schlafsack, um sie irgendwie wieder warm zu kriegen, aber vergeblich. Heute nur eine kurze Tour. Wir warten die ersten 15 Schauer ab, ehe wir losgehen. Es ist ja völlig egal, wann wir losgehen, es ist immer hell, wir fallen hier oben komplett aus der Zeit. Also können wir ebenso gut starten, wenn die Sonne mal scheint. So für zwei Minuten.


                                          Bye bye Karapulju. Zum Abschied scheint sogar die Sonne.

                                          Der Weg ist einfach heute. Finnisch-lieblichst, wenig Steine, kaum Steigungen. Ich laufe ohne Stöcke und verstecke meine Hände lieber unter den Ärmeln von zwei Pullovern und zwei Jacken. Handschuhe haben wir zu Hause gelassen. Wir waren geblendet und euphorisiert von den Wetteraussichten, die uns das Netz letzte Woche versprach. Strafe der Technik. Hätten wir nicht die Möglichkeit gehabt, uns vorher zu erkundigen, hätten wir bestimmt prophylaktisch Handschuhe eingepackt – so wie sonst auch immer übrigens. Für Hanni haben wir in Kiilopää noch ein paar hässliche babyblaue Fäustlinge erstanden. Für 22 Euro. Wir fanden den Preis so unverschämt, dass wir uns selbst keine kauften. Der Nachwuchs wurde versorgt, das muss reichen. Es ist aber nicht unaushaltbar ohne Handschuhe, nur maximal ein bisschen unangenehm.


                                          Hier auf dem Bild sieht es vom Wetter her ganz nett aus. Aber es fühlte sich nicht so an.

                                          Es ist polarfuchsmäßig kalt. Das Wetter bringt uns heute, wie auch an den Tagen zuvor, an die Grenzen unserer Gutmütigkeit. Und guten Mut brauchen wir, sonst sind wir verloren im Jammertal. Obwohl…eigentlich ist die Stimmung erstaunlich gut bei diesen miesen Bedingungen. Wir rennen halt nur ein bisschen schneller durch Finnisch-Lieblich, immer dem grausamen Nordwind entgegen, immer wieder heimgesucht von Regen, Hagel und Schnee. Was für ein Wetter!


                                          Aufbruch in finsteres Wetter.

                                          Aber immerhin, es gibt keine Mücken. Man kann eben nimmermehr alles haben. Wir nutzen die raren Sonnenpausen, um selbst zu pausieren, dann hasten wir weiter durch Grausam-finnisch-lieblich und gucken nicht viel nach links und nach rechts. Eine Auerhenne, die gleich am Wegesrand brütet, fliegt zeternd aus ihrem Nest – wir sind genauso erschrocken wie sie. Ein Blick in ihr Wohnzimmer gibt uns Hoffnung: fünf Eier, der Sommer wird kommen!


                                          Feines Gelege am Wege.

                                          Erstaunlich schnell kommen wir an.


                                          Der Luirojoki, der in den Luirojärvi fließt.

                                          Am Luirojärvi erwartungsgemäß viele Leute, die alte Hütte ist schon besetzt, vor der großen neuen Hütte hängen wie immer einige Rucksäcke, aber hey, immerhin können wir saunieren, und das so ziemlich sofort. Ein sehr netter Finnenpapa, der hier mit seinen drei Kindern durch den Park wandert, ist gerade fertig im Saunahaus und also nutzen Stef und ich die Gunst der Stunde und übernehmen das Ruder auf dem Dampfschiff. Sauber und frisch sind wir wieder versöhnt mit der Unbill des Tages. Wir arrangieren das alte Schlafregiment: Hanni und ich übernachten in der Hütte, Stefan im Zelt.

                                          Während wir sitzen und essen, füllt sich das Haus. Die beiden Damen von Tuiskukuru trudeln ein. Sie haben blonde geflochtene Zöpfe, alle beide, sind sie vielleicht Geschwister? Ich ärger mich heute noch, dass ich das nicht gefragt habe. Es würde meine romantische Vorstellung von Schwestern befeuern. Aber egal, nehmen wir an, sie wären es. Eine von ihnen ist Lehrerin, die andere schminkt und frisiert im Theater. Beide nutzen die Sommerferien, die ab dem 1. Juni begannen, um sich hier im Park zu erfrischen. Na der Plan ging gut auf, nur dass es nicht unbedingt ne Sommerfrische ist. Die Lehrerin unterrichtet Mathematik und Nadelarbeit. Wir finden, das passt gut zusammen. In Finnland, erzählt uns die Lehrerin, werden noch wichtige Fertigkeiten vermittelt: Handarbeit, Holzbearbeitung, Kochen und Ernährungslehre. Die Fächer sind bis zur achten Klasse alle im Lehrplan, danach können die Schüler wählen, welche dieser Fähigkeiten sie weiter vertiefen wollen. Ich persönlich finde das sehr vernünftig. Vor allem Kochen und Ernährungslehre sollte man dringend auch in deutschen Schulen lehren, und zwar durchgängig, nicht nur in der Grundschule. Wir diskutieren eine Weile das finnische Bildungssystem, ehe wir neue Gäste begrüßen. Ein deutsches Pärchen gesellt sich zu uns. Sie sind seit sechs Wochen im Auto unterwegs und wollten mal eine Wandertour einschieben. Nach der Stippvisite im Park wollen sie weiter ans Nordkap fahren.

                                          Erwähnte ich die Steckdose schon? Es gibt eine Steckdose in der Hütte. Keine Ahnung, welche Witzkuller sie einst dort anbrachte. Sie ist natürlich ein Fake und es ist immer wieder erhellend zu beobachten, wie manche Leute drauf reinfallen und gleich erst mal ihre Handys anstöpseln. Das Gelächter ist jedes Mal groß. Die Steckdose hat demnach eine wichtige Funktion: sie dient den Besuchern als Eisbrecher. Aber wer weiß? Vielleicht ist hier irgendwann mehr geplant? Wir wollen uns das gar nicht vorstellen und machen uns lieber bettfertig.

                                          Der Finnenpapa hat sich schon längst schlafen gelegt. Seine drei Kinder, zwei Mädchen und ein Junge, vielleicht 6, 9 und 12 Jahre alt, liegen neben ihm wie die Orgelpfeifen. Auch sie haben Schlafbefehl bekommen, aber wer will schon schlafen? Es ist ja noch hell und das Hüttenleben ist spannend. Aber Schlafbefehl ist Schlafbefehl. Also liegen sie brav neben Papi und seufzen und verdrehen die Augen. Sobald der Alte kräftig schnarcht, stehen sie auf und rennen nach draußen. Herrlich. In Finnland hört man noch auf seine Eltern, zumindest solange sie wach sind. Das alles ist mir sehr sympathisch.
                                          Zuletzt geändert von Sylvie; 30.06.2018, 21:31.

                                          Kommentar


                                          • danobaja
                                            Alter Hase
                                            • 27.02.2016
                                            • 3287
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                            hi silvie,

                                            na, du hast bei mir gestöbert und gesehen, dass ich auch an der qualität meiner bilder verzweifelt bin, fast zumindest. klar, bei meinen seh ich den unterschied zu was war, was möglich ist und was dann gepostet wird. dir gehts ähnlich. ich hab mich auch für denali und aconcagua mit bearbeitungsprogrammen gequält. richtig viel aufwand für wenig besserung. bei den anderen touren hab ich nur verkleinert was ich hatte an pics, keiner merkt den unterschied auf bildschirm.

                                            aber ganz ehrlich, deine pics sind absolut ok. es ist einfach schwierig strahlende farben im regen zu bekommen. und die lust zum fotografieren sinkt natürlich auch. das nimmt dem ganzen aber niemals die auflockerung im text. die qualität reicht absolut aus um uns hier alle glücklich zu machen. also ruhig her mit den bildern, trau dich.

                                            und jetzt kommt dann sowieso die sonne raus für euch!! ... oder?

                                            wenns zu kalt ist eignen sich auch die ersatzsocken gut als nothandschuhe. 22 eus für babyblaue handschuhe hätt ich auch nicht ausgegeben. für pink ja, aber babyblau... niemals nicht!
                                            danobaja
                                            __________________
                                            resist much, obey little!

                                            Kommentar


                                            • Sylvie
                                              Erfahren
                                              • 20.08.2015
                                              • 361
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                              Zitat von danobaja Beitrag anzeigen
                                              hi silvie,

                                              na, du hast bei mir gestöbert
                                              Gestöbert? Ich habe atemlos Deinen ganzen Bericht gelesen, alles auf einmal, zwischendurch hatte ich mehrere Herzkasper... Ich habe so mit Dir mit gelitten... mit Deinem mineraliengefüllten Magen... Herre, was es alles gibt. Und Du hast das Zeug getrunken und getrunken und der Durst ist nicht weggegangen, weil nichts davon im Körper ankam. Ich werde bestimmt noch weitere Berichte von Dir lesen, kannst Du einen empfehlen? Das, was Ihr da macht, ist natürlich Gigantenliga, während wir eher in der Mikrobenliga wandern. Aber hey, Gottes Tierpark ist groß, und selbst die kleinste Mikrobe kann den größten Giganten zum Lachen bringen. Ich hoffe natürlich jetzt ein bisschen (aber nur weil Du mir so sympatisch bist), dass Du nicht allzusehr auf uns herabsiehst, auf uns Hüttenbewohner (es gibt natürlich Gründe, warum wir das tun) und trotzdem weiter an meinen Berichten Freude hast.

                                              und gesehen, dass ich auch an der qualität meiner bilder verzweifelt bin
                                              Deine Bilder waren wunderbar. Wahrscheinlich sieht man das selbst immer viel kritischer, weil man den Unterschied kennt. Aber die anderen wissen nicht, wie es wirklich aussah und also sollte man sich hier wirklich nicht zu sehr ne Platte machen.

                                              das nimmt dem ganzen aber niemals die auflockerung im text.
                                              Das sehe ich absolut wie Du. Ich denke dann aber auch oft, Herrgott, diese Hütte hast Du doch letztes Jahr schon gezeigt... aber eigentlich ist das auch Quatsch, weil niemand guckt die Berichte der letzten Jahre an und außerdem sieht es sowieso immer anders aus.

                                              wenns zu kalt ist eignen sich auch die ersatzsocken gut als nothandschuhe. 22 eus für babyblaue handschuhe hätt ich auch nicht ausgegeben. für pink ja, aber babyblau... niemals nicht!
                                              Ja, danke für den Tipp. Wir hatten die Idee auch irgendwann, aber da hatten wir uns schon akklimatisiert, Oder ist es vielleicht wärmer geworden????

                                              Und ja, HAHAHAH; man muss schon Prioritäten setzen, bei Pink wäre ich absolut schwach geworden, aber für babyblau war es einfach nicht kalt genug. Und unsere Hoffnung auf besseres Wetter war gewissermaßen gigantisch, die hat alles überlagert.

                                              Ich grüße Dich vielmals und wünsche noch ein feines Wochenende!

                                              Sylvie

                                              Kommentar


                                              • danobaja
                                                Alter Hase
                                                • 27.02.2016
                                                • 3287
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                OT: hi silvie,

                                                ja, und die kleinste mikrobe kann den grössten giganten zu fall bringen.... elefanten haben deswegen ja auch eine solche angst vor mäusen!

                                                und nein, ich seh auf gar niemanden herab. zum einen ist das nicht meine art, und zum anderen hat mir das leben schon sehr früh gezeigt, dass wertungen immer sch*** sind. andere leute sind anders, klar, aber niemals schlechter, dümmer, etc. eine ebene, verschiedene koordinaten. vielleicht auch nur eine gerade, weil sich unterschiedlich geneigte ebenen schneiden und dort ein, sehr oft zeitlich begrenztes, treffen stattfindet.

                                                ich hab in meinem bekanntenkreis einen jungen, inzwischen ist auch schon 23 oder 24, der das down syndrom hat. in vielen punkten langsamer als die meisten, manches, zb radfahren kann er gar nicht. aber ich kenn keinen der besser boogie woogie am klavier spielt wie der jonas. stundenlang und es wird nie langweilig. und ein ganz lieber kerl ist er obendrein. steh ich über ihm weil ich radeln kann? steh ich unter ihm weil ich nicht klavier kann? ich versuch neben ihm zu stehen wenn er da ist. wir haben gelernt uns mit unseren vorzügen zu ergänzen. uns so macht der umgang mit ihm (und ihm der umgang mit mir) richtig spass. und umarmungen kann der kerl geben, .... ein traum!

                                                auf dem at hab ich einen top-manager von einer grossen automobilfirma getroffen. der hat mir erzählt, dass er wandern geht um demut zu lernen. er lernt dort immer wieder, dass man leute nicht nach dem aussehen oder alter oder vermeintlichem wissen beurteilen darf. in seinem beruf hat er ständig mit fachidioten zu tun, soviel, dass er sich selbst auch dazu zählt. weil ein 15 jähriger, der in seinem real life nur der "dumme" lehrling ist, ihm beim kochen auf dem trail sehr wohl was vormachen kann. oder beim zeltaufbau, etc. alter, bildung, vermeintliche intelligenz,... schmeiss alles über bord und sieh den menschen an. jeder kann dir in irgendeinem punkt was vormachen. finde diesen punkt und du kannst von jedem etwas lernen. (scherz: und wenns klauen oder morden ist.)

                                                gottes tierpark ist gross. ist der tiger besser wie die ratte? oder sind sie nur unterschiedlich, jeder mit seinen ihm ganz eigenen vorzügen? klar, der tiger lebt wie ein tiger, aber "besser" macht ihn das nicht. nur anders. was entscheidend ist, das ist, dass beide hoffentlich glücklich sind so wie sie leben und gute vibes haben und ausstrahlen.

                                                ich fühl mich total wohl in deinen berichten, auch wenn ich zugeben muss, dass ich noch nicht alles gelesen und zum teil -bis jetzt- nur überflogen habe. also mach so weiter, das ist ganz prima so! und wenn du mal über billige pinkene handschuhe stolperst, kauf sie dir!

                                                meine schönste tour war denali (für mich). die war sooo intensiv. so grenzwertig an jedem einzelnen tag. so energiegeladen, einfach "unstoppable". ob das der beste bericht ist, das überlass ich dem auge des betrachters.


                                                und jetzt her mit den sonnenbildern von eurer tour!
                                                bitte!
                                                danobaja
                                                __________________
                                                resist much, obey little!

                                                Kommentar


                                                • Sylvie
                                                  Erfahren
                                                  • 20.08.2015
                                                  • 361
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                  Hallo Dan,
                                                  hab Dank für Deine vielen guten Gedanken zu diesem Thema. Es war herzerwärmend.

                                                  Zitat von danobaja Beitrag anzeigen

                                                  und jetzt her mit den sonnenbildern von eurer tour!
                                                  bitte!
                                                  Na... schaun mer mal...

                                                  Kommentar


                                                  • Sylvie
                                                    Erfahren
                                                    • 20.08.2015
                                                    • 361
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                    6. Juni: Luirojärvi – Lankojärvi
                                                    Heute haben wir viel vor. Etwa 25 Kilometer sind es vom Luirojärvi bis zum Lankojärvi. Den Weg sind wir noch nie gegangen und wir freuen uns drauf. Dennoch lassen wir den Tag sehr entspannt angehen und genießen erst mal unser Frühstück und das turbulente Hüttenleben. Die blondbezopften Schwestern finden sich ein, wir flaxen laut und lange miteinander. Sie wollen heute den Sokosti besteigen, den höchsten Berg im Park. Ich weiß nicht, bei dem Wetter triebe mich nur die Aussicht auf Sonne da hoch. Die aber ist rar.


                                                    Etwas später sind wir schon unterwegs. Hinten sieht man den Sokosti mit weißem Zuckerhut.

                                                    Das Thermometer vor der Hütte zeigt 1 Grad, es sieht trübe aus und Besserung scheint nicht in Sicht. Auch der Finnenpapa will mit seinen Zöglingen hoch auf den Berg. Zur Eile muss er sie nicht antreiben. Ich staune ziegelsteingroße Bauklötzer, als ich sehe, wie organisiert die drei Kinder sind. Sie wissen genau, wo ihre Sachen sind, sie machen selbständig ihr Essen, sie packen ruhig und besonnen alles zusammen und zack – sind sie startklar. Sie lieben das Wandern, erklärt uns der Papa. Ich zolle ihm meinen höchsten Respekt vor seiner Leistung. Mit Kindern wandern zu gehen ist nicht immer einfach. Das wissen wir selbst nur zu gut. Und wo ist die Mama?, will ich wissen. Die ist mit den Kleinen zu Hause. Es gibt noch drei weitere Sprösslinge im finnischen Wanderheldenclan. Bestimmt sind die Kleinen genauso zauberhaft wie seine Großen hier: blond, blauäugig, etwas schüchtern und mit wunderschönen, graden, klaren Gesichtern.

                                                    Der Finnenpapa lächelt sein breites, offenes Finnenlächeln und ich bemerke, wie ich anfange, die Finnen in Schubladen stecken zu wollen. Mein Gehirn sortiert sie effizient in die Heiteren, Offenen, in Düstere und Melancholische, in blonde Recken oder Nerds mit Brille und Glatze. Bei den Damen im Park gibt es viele Bezopfte, die meisten von ihnen sind blond. Und wie das so ist mit den Schubladen: alles, was hineinpasst, nimmt man stärker wahr. Für alles, was nicht hineinpasst müsste man sich neue Schubladen ausdenken; es würden der Schubladen zu viele werden und das ganze Schubladensystem liefe irgendwann aus dem Ruder. Also nimmt man die anderen weniger stark wahr und vergisst sie vermutlich irgendwann, falls sie sich nicht durch Anderes stark hervortun. So entstehen dann Tendenzen, Eindrücke und letztlich auch Filterblasen.

                                                    Während ich noch über Schubladen nachsinne, kommt die deutsche Wandersfrau zu mir und bittet um Hilfe: sie hat furchtbare Schmerzen im Knie. Ich gebe ihr drei Voltarentabletten mit auf den Weg. Auch sie startet mit ihrem Freund heute zum Lankojärvi, nur gehen die beiden viel früher los als wir. Wir wollen zunächst mal schauen, ob sich das Wetter nicht doch noch entschließt, etwas milder zu wettern. Aber das finnische Wetter ist ne schnippische Diva. Sie zeigt uns die kalte Schulter.


                                                    Graue Regenkulisse allerorten.

                                                    Also zieht es auch uns irgendwann auf den Weg, nachdem wir in aller Ruhe Hannis Einpack-Marathon abgewartet und uns von allen Hüttenbewohnern grandios verabschiedet haben. Es ist bereits Nachmittag, als wir endlich aufbrechen. Der kürzeste Weg auf der Karte sieht zunächst eine lange Strecke am Ufer des Luirojärvi vor, bevor es hinauf in die Berge geht. Diesen Weg lehnen wir gleich ab. Wir wissen, wie feucht und sumpfig das Ufer ist. Also steigen wir gleich hoch in die Obstbaumwiesenzone und folgen einem Pfad, der sich abwechslungsreich durch die Krüppelbirken schlängelt. Wir überwinden die erste Hügelkette und am zweiten Bach, der uns kreuzt, müssen wir scharf rechts abbiegen.


                                                    Wenn wir im Tal unterwegs sind oder voraussichtlich schnell wieder runterkommen, schleppen wir wenig Wasser mit uns rum. Wir trinken direkt aus dem Fluss.

                                                    Der Weg dazu ist allerdings nicht auffindbar, sodass wir uns erst mal ohne Weg in die Büsche schlagen. Nach einer Weile und zwei Etagen höher finden wir den Weg. Er führt uns schlängelnd durch ein Joch, das uns einen wunderbaren Blick in das angrenzende Tal freigibt.


                                                    Und abwärts geht's wieder.

                                                    Tag 5 ist der Tag, an dem wir uns an das arktische Klima gewöhnen. Die Akklimatisierung erfolgt dabei über die Laufgeschwindigkeit, wie ich verwundert feststelle. Wir laufen wie immer doppelhosig und auch sonst mit fast allem, was wir an Klamotten mithaben. Wenn der Wind nicht allzu scharf weht, ist es zu ertragen. Ab und zu schneit es in winzigen Flocken finnischen Nieselschnee.


                                                    Action in der Wetterkiste.

                                                    Irgendwann hören wir auf, an unseren Reißverschlüssen zu zuppeln, wir regeln die Temperatur nicht mehr durch Öffnen und Schließen der Kleidung, sondern durch die Bewegung. Wenn uns kalt ist, laufen wir etwas schneller. Aber nicht zu schnell, denn wenn der Schweiß nicht richtig abdampfen kann, kühlt er sich ab und wir frieren wieder. Also finden wir irgendwann genau jenes Tempo, bei dem uns angenehm warm ist. Genau so, stell ich mir vor, machen es Tiere auch, um sich in adäquater Wärme zu halten.

                                                    Nach dem Joch steigen wir ab ins Tal in eine liebliche Flusslandschaft ein. Der Weg führt abwechslungsreich mal durch Finnisch-Lieblich, mal durch morastige Wiesen am Flussufer entlang. An der ersten Feuerstelle rasten wir lange. Wir kochen Kaffee und heiße Tassen. Auch hier liegt das Holz in Säcken bereit und harrt der Verbrennung.


                                                    In den Pausen ziehen wir die dritte Jacke auch noch an.

                                                    So ein Feuer nach langer Wanderung in eisiger Kälte hat immer etwas Tröstliches. Es frischt die Batterien wieder auf und die Energie brauchen wir jetzt, denn knapp die Hälfte des Weges liegt noch vor uns. Wir hatten beschlossen, hier eventuell unser Zelt aufzuschlagen, falls wir zu müde zum Weiterlaufen sind. Aber alle drei sind wir noch frisch und fit und also schultern wir bald unsere Rucksäcke, um fröhlich weiterzulaufen. Hanni meint, dass sie den Weg von Sam und Frodo erst dann richtig einzuschätzen wusste, als sie sich selbst auf den Weg machte. Genauso geht’s mir auch. Generell sollten die Menschen mehr wandern, um die epischen Ausmaße des Heldentums kleiner Leute auf großen Touren zu begreifen. Besonders bei diesem Wetter.

                                                    Fortsetzung folgt.
                                                    Zuletzt geändert von Sylvie; 02.07.2018, 20:21.

                                                    Kommentar


                                                    • Sternenstaub
                                                      Alter Hase
                                                      • 14.03.2012
                                                      • 3583
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                      Hallo Sylvie,
                                                      da bin ich ja echt froh, dass du trotz Anfangsbedenken einen Bericht begonnen hast. Denn der ist mal wieder klasse!
                                                      Da ich zurzeit eher nicht in nördliche Regionen komme, fiebere ich quasi, dass du weiter berichtest. Bitte!
                                                      Two roads diverged in a wood, and I—
                                                      I took the one less traveled by,
                                                      And that has made all the difference (Robert Frost)

                                                      Kommentar


                                                      • Antracis
                                                        Fuchs
                                                        • 29.05.2010
                                                        • 1280
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                        Hi Sylvie

                                                        Ich lese auch wieder gerne und angenehm erheitert mit. Deine Berichte gehören literarisch aus meiner Sicht zur Spitze der ODS-Reiseliteratur, wirklich top!

                                                        Und dass es wieder der gleiche Nationalpark ist, macht gar nix. Finnland sieht eh überall gleich aus.

                                                        Das Wetter war ja zeitweise eher mäßig, aber auch da kann man was draus machen und gerade mit Hüttenbackup.
                                                        (Wir hatten ja letzten Jahr in Norwegen und im Frühjahr in Schottland so ein Wetterglück, dass ich schon arge Befürchtungen für dieses Jahr habe. Wir nehmen mal viel Essen mit zum Abwettern. In knapp 2 Wochen gehts los. )

                                                        Nächstes Jahr dann vielleicht sogar Finnland.

                                                        Ansonsten finde ich es irgendwo zwischen unkomfortabel mutig bis leichtsinnig, da oben ohne Handschuhe loszuziehen, aber bin da auch etwas old school.

                                                        Den Stuhl dagegen finde ich immer sympathischer...wenn ich nicht schon genug Kram dabei hätte, um mich gewichtsmäßig lächerlich zu machen, würde ich glatt schwach werden. Andererseits...
                                                        Zuletzt geändert von Antracis; 04.07.2018, 09:00.

                                                        Kommentar


                                                        • danobaja
                                                          Alter Hase
                                                          • 27.02.2016
                                                          • 3287
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                          Zitat von Sylvie Beitrag anzeigen
                                                          ...
                                                          Fortsetzung folgt.
                                                          ich hab doch sonnenschein bestellt!

                                                          ...das wär doch auch für euch schöner, oder?

                                                          Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
                                                          ...
                                                          Den Stuhl dagegen finde ich immer sympathischer...wenn ich nicht schon genug Kram dabei hätte, um mich gewichtsmäßig lächerlich zu machen, würde ich glatt schwach werden. Andererseits...
                                                          da macht man sich überhaupt nicht lächerlich, aber du musst 2 stühle mitnehmen!

                                                          sonst muss der, mit dem du dich unterhalten willst, immer stehen und bleibt nicht lang. hab aufm at "easy chair" getroffen, die hat das so gemacht. und auf einmal hat jeder zeit gehabt für ne pause mit ihr. wir auch.

                                                          ich musste trotzdem stehen, weil den 2. stuhl meine frau bekommen hat.
                                                          danobaja
                                                          __________________
                                                          resist much, obey little!

                                                          Kommentar


                                                          • Sylvie
                                                            Erfahren
                                                            • 20.08.2015
                                                            • 361
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                            Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
                                                            Hallo Sylvie,
                                                            da bin ich ja echt froh, dass du trotz Anfangsbedenken einen Bericht begonnen hast. Denn der ist mal wieder klasse!
                                                            Da ich zurzeit eher nicht in nördliche Regionen komme, fiebere ich quasi, dass du weiter berichtest. Bitte!
                                                            Vielen Dank Sternenstaub!
                                                            Leider ist es grade etwas turbulent hier, sodass ich grade nicht weiterschreiben kann. Ich mach aber hinne, ich versprech's.

                                                            Bis bald

                                                            Kommentar


                                                            • Sylvie
                                                              Erfahren
                                                              • 20.08.2015
                                                              • 361
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                              Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
                                                              Hi Sylvie

                                                              Ich lese auch wieder gerne und angenehm erheitert mit. Deine Berichte gehören literarisch aus meiner Sicht zur Spitze der ODS-Reiseliteratur, wirklich top!

                                                              Und dass es wieder der gleiche Nationalpark ist, macht gar nix. Finnland sieht eh überall gleich aus.

                                                              Das Wetter war ja zeitweise eher mäßig, aber auch da kann man was draus machen und gerade mit Hüttenbackup.
                                                              (Wir hatten ja letzten Jahr in Norwegen und im Frühjahr in Schottland so ein Wetterglück, dass ich schon arge Befürchtungen für dieses Jahr habe. Wir nehmen mal viel Essen mit zum Abwettern. In knapp 2 Wochen gehts los. )

                                                              Nächstes Jahr dann vielleicht sogar Finnland.

                                                              Ansonsten finde ich es irgendwo zwischen unkomfortabel mutig bis leichtsinnig, da oben ohne Handschuhe loszuziehen, aber bin da auch etwas old school.

                                                              Den Stuhl dagegen finde ich immer sympathischer...wenn ich nicht schon genug Kram dabei hätte, um mich gewichtsmäßig lächerlich zu machen, würde ich glatt schwach werden. Andererseits...
                                                              Hallo Antracis,
                                                              ich danke Dir, ich bin erfreut und Dein Zuspruch ist mir heiliger Ansporn.

                                                              Ich finde ja eher, dass Finnland sogar schon anders aussieht, wenn man nur zu ner anderen Jahreszeit hinfährt, an genau den gleichen Ort. aber so unterschiedlich sind halt die Wahrnehmungen.

                                                              Vielleicht sehen wir uns einst hier oben? Wir fahren hier auch immer hin, weil es so leicht zu erreichen ist. Der Flieger geht bis vor die Haustür. Ein Tag Reisezeit für so viel Strecke ist einfach unschlagbar.

                                                              Und wo fährst Du dieses Jahr hin? Lass mich das wissen, damit ich nachlesen kann.

                                                              Und ja, Du hast Recht mit den Handschuhen, es war leichtsinnig, so waren wir dieses Jahr. Lernen durch Schmerzen. Aber wir hatten ja Glück und nochmal wird uns das nicht passieren.

                                                              Der Stuhl wiegt 400 Gramm oder so. Einer schleppt Stühle mit, der andere E-Zigaretten und Powerbanks. Ein bisschen Komfort muss schon sein. :-)

                                                              Bis denne
                                                              Sylvie

                                                              Kommentar


                                                              • Sylvie
                                                                Erfahren
                                                                • 20.08.2015
                                                                • 361
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                Zitat von danobaja Beitrag anzeigen
                                                                ich hab doch sonnenschein bestellt!

                                                                ...das wär doch auch für euch schöner, oder?
                                                                Hey Dan,
                                                                ich muss mich doch an die Fakten halten, Meiner!!! Das ist ein Bericht und keine Honigtorte.

                                                                Wir hätten das auch gerne anders gehabt - aber da sind wir wieder bei der Demut. :-)

                                                                Dennoch, das war eine sehr schöne, erfrischende, chillige und coole Tour. Alles im doppelten Wortsinn. Noch bin ich ja nicht am Ende.

                                                                Bis bald also
                                                                Sylvie

                                                                Kommentar


                                                                • Sylvie
                                                                  Erfahren
                                                                  • 20.08.2015
                                                                  • 361
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                  6. Juni: Fortsetzung Luirojärvi - Lankojärvi
                                                                  Und weiter geht’s durch Finnisch-Lieblich. Wir laufen oberhalb des Flusses, der jetzt dramatisch durch tiefe Schluchten gurgelt.



                                                                  An der zweiten Feuerstelle gibt es laut Karte eine Brücke, die einen sicher rüber ans andere Ufer führen soll. Wir finden die Brücke. Sie erweist sich in echt als ein wackliger Steg, auf dem man lieber nicht so gerne lange verweilt. Tief unter uns donnert das Wasser ins Tal, während wir achtsam versuchen, möglichst schnell wieder an Land zu kommen.



                                                                  Auf der anderen Seite: Lieblichkeit pur (bis auf das Wetter!). Irgendwie scheint hier das Klima milder zu sein, denn plötzlich ist überall alles grün. Das Heidekraut ist hier schon weiter, aufgeregt flutet es sein Revier mit leuchtendem Chlorophyll. Was für ein Urwald tut sich uns auf! Wir sind erst mal begeistert, doch pausieren wir nicht, denn der Weg ruft uns weiter.



                                                                  Und der wird schon bald wieder ätzend. Es geht drunter und drüber mit ihm, über riesige Felsblöcke und durch nasskalte Senken, immer am Ufer des Flusses entlang. Es ist unser alter Bekannter, der Suomujoki, der die launige Landschaft hier formt und uns gnadenlos durchs Gelände scheucht. Langsam frage ich mich, ob es nur mein mentales Erschlaffen kurz vor dem Ziel ist, das mich die letzten Kilometer immer als besonders anstrengend empfinden lässt. Dabei können wir alle uns gar nicht beklagen, denn – wie seltsam und wunderbar – nichts tut uns wirklich weh dieses Jahr. Ich bin so dankbar für meine Schuhe. Nach 20 Jahren Meindl-Treue habe ich mich jetzt für Hanwag entschieden, die sitzen wie angegossen und sind ein wenig biegsamer als die Meindl. So kann ich die Füße auf Steinen und Wurzeln besser abknicken und sie tun am Ende des Tages nicht ganz so weh. Auch sonst gibt es wenig Schmerzen: keine Knie, keine Hüfte, kein Nacken, keine Schulter tut bisher übermäßig weh. Kein Muskelkater plagt uns, es fühlt sich alles fit und gesund an. Das einzige, was wirklich schmerzt, ist der permanente Eiswind auf unseren Gesichtern.

                                                                  Kurz vor der Hütte müssen wir noch mal rüber ans andere Ufer. Wir tun es mit Freuden und Dank der sexy Watstrümpfe ganz ohne kalte Füße.


                                                                  Nur Hanni vertraut den Strapsen nicht mehr nach ihrem Malheur in Karapulju. Sie läuft lieber oldschool nackig durchs Wasser.

                                                                  Die Strapse sind in der Tat die größte Innovation dieser Wanderung. Die zweitgrößte ist unser verbessertes Pausenmanagement. Wir pausieren häufiger jetzt und wenn es sein muss auch 500 Meter vor der Hütte. So zerlatschen wir uns die Füße gar nicht erst, sondern gönnen ihnen die Ruhe, die sie durch Schmerzen einfordern. Genau das hatte uns der Weihnachtsmann-Opi vor vier Jahren in Sarvioja geraten. Ich denke noch heute so dankbar an ihn zurück. Kurz vor dem Ziel meint Stef, wir wären auf dem falschen Weg. Wir müssten den anderen nehmen, der hier führt erst um den See drumrum und wäre noch länger. Na, das kann ich leiden. Unklarheiten auf der Zielgeraden, wo ich doch im Kopf schon am wärmenden Feuer sitze. Wir müssen jetzt also diesen netten Weg hier verlassen und uns querfeldein durch die Büsche schlagen, um einen Weg zu suchen, der vielleicht dann nicht da ist, man kann solche Dinge nie wissen hier oben – ich maule und mosere ne Weile vor mich hin, aber dann beschließe ich, Stef zu vertrauen. Und gucke: da ist unser Weg und gleich sind wir da.

                                                                  Wir erreichen die Hütte gegen zehn.



                                                                  Und endlich: Da ist er, der Lankojärvi, schön wie die Welt, und die Sonne scheint. Wie zum Geschenk beleuchtet sie unseren liebsten See. Wir sind froh und stolz und glücklich, dass wir jetzt doch noch angekommen sind.



                                                                  Drei Finnen sitzen bereits am Feuer, zwei Männer und ein kleiner Junge. Sie laden uns gleich in die wärmende Mitte ein. Wir kommen sofort, wir wollen nur schnell unsere Rucksäcke abwerfen. Oben in der Hütte treffen wir erst mal die Deutschen wieder. Die beiden brechen zunächst in großes Gewunder aus, wie schnell wir doch wären und sie wären auch grad erst gekommen, und jetzt fühlten sie sich, wie die letzten Looser. Häh? Wir waren doch gar nicht schnell, wir sind gemütlich gelaufen, haben viele Pausen gemacht. Wir verstehen das alles nicht. Und ein Unsinn das mit den Loosern, hört endlich auf, Euch zu vergleichen, wir sind hier im Wald und nicht auf der Autobahn. Da sie keine Ruhe lassen, gehen wir noch einmal die Strecke durch. Es stellt sich heraus: Die beiden sind den anderen Weg gegangen, den am Luirojärvi entlang. Der Weg war ätzend, weil moorig und total verschlammt. Sie haben für diese Strecke sehr lange gebraucht – das also ist der Grund für den Unterschied. Gottseidank, wir haben ihn gefunden. Die beiden sind wieder versöhnt mit sich selbst. Eigentlich wollten sie jetzt ins Bett, aber dann - wie schön - kommen sie doch noch zum Feuer mit uns.


                                                                  Und immer wieder der Lankojärvi. Ist er nicht wunderschön?

                                                                  Die Männer am Feuer sind Brüder. Einer von ihnen spricht hervorragend Deutsch. Es ist noch sein Schuldeutsch, wie er uns versichert, wir sind beeindruckt. Wir reden ne Weile Deutsch mit ihm, bevor wir ins Englische wechseln, damit auch der andere sich am Gespräch beteiligen kann. Der wiederum spricht ein auffallend exzellentes Englisch. Ich ärger mich jetzt ein bisschen, seit Jahren schon will ich Finnisch lernen. Aber dann schieb' ich es auf die lange Bank und hopp - ist das Jahr schon vorüber. Mit Deutsch und mit Englisch kommen wir schon recht weit hier oben, aber trotzdem, bis auf ein paar Zahlen und rudimentäre Phrasen kann ich in Finnisch gar nicht parlieren. Es wäre schon nett, wenn man mehr reden könnte. Allerdings hätte auch das, was ich nach vielen Jahren an Finnisch gelernt hätte, nicht ausgereicht, um in jene Sphären vorzudringen, in die uns der Quasi-Native-Speaker hier grade entführt. Der Typ gibt lauter kluge Sachen von sich (es geht um das Brandverhalten von Bäumen). Unsere Neugier ist geweckt. Wir fragen viel und er antwortet viel. Auf meine Frage, wie er diese speziellen Dinge alle wissen kann, wird er verlegen. Es stellt sich heraus: Er ist Professor für Geografie und lehrt an der Uni in Turku. Der Abend am Feuer wird lang. Mit Wohlgelüst verspeisen wir unseren Wandererfraß und bereden nur spannende Sachen mit unseren exquisiten Gesprächspartnern. Auch unsere deutschen Lagerfeuergefährten haben illustre Dinge und staunenswerte Anekdoten zu berichten von ihrer langen Reise durchs Baltikum, von ihren Studienplänen und Lebensentwürfen – das alles ist erfrischend und erhellend für uns. Und in der Tat sind wir irgendwie auch gar nicht müde.



                                                                  Erst nach Mitternacht besteigen wir unsere Pritschen. Aber im heimelnden Zwielicht des Mittsommers kann ich lange nicht schlafen. 26 Kilometer sind wir heute gelaufen – ich aber bin hellwach. Ist das zu fassen? Erst nach zwei langen Kapiteln Charles Dickens sinke ich langsam hinweg.
                                                                  Zuletzt geändert von Sylvie; 08.07.2018, 01:22.

                                                                  Kommentar


                                                                  • Sylvie
                                                                    Erfahren
                                                                    • 20.08.2015
                                                                    • 361
                                                                    • Privat


                                                                    #34
                                                                    AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                    7. Juni: Schauriges am Lankojärvi
                                                                    Ab dem Luirojärvi, seit gestern also, haben wir die Tour nicht genau geplant. Wir wollen uns vielmehr treiben lassen und spontan entscheiden, wohin wir gerne gehen möchten. Dieses Sichtreibenlassen beginnt zunächst damit, dass wir heute beschließen nirgendwohin zu gehen und einen Tag hierzubleiben. Der Lankojärvi lockt uns mit Lieblichkeit, der können wir nicht widerstehen.Wir haben ja unseren Pausentag noch nicht genommen und bisher auch gar nicht gebraucht. Also wird es ein Lustpausentag, den wir verbringen, wie es uns beliebt.

                                                                    Das Wetter ist deutlich milder geworden. Die Sonne lugt öfter mal zaghaft aus ihrem fetten Wolkenbett.



                                                                    Wir verabschieden die Deutschen und dann auch die Finnen. Jetzt sind wir allein. Vorerst. Hanni und Stef verschwinden im Wald, um Vögel zu suchen, ich aber bleibe am heißen Ofen, mit dampfendem Kaffee und meinem Schreibblock bewaffnet. Hach… diese skandinavische Gemütlichkeit! Was kann es Schöneres geben? Ein solch vagabundierendes Schriftstellerleben ließ ich mir gerne länger gefallen.

                                                                    Am Nachmittag ziehen wir alle drei noch mal los. Wir wollen auf die Landzunge, die direkt gegenüber unserer Hütte weit in den See hineinragt. Ein verrückter Einsiedler soll hier auf der Insel gelebt haben, insgesamt 20 Jahre lang. Er kam, noch bevor es diesen Rastplatz hier gab und blieb einfach da. Dann wurde der Park gegründet und die ersten Wanderer kamen. Der Einsiedler fühlte sich durch die Touristen gestört, also begann er, sie zu erschrecken und zu vertreiben. Dafür (oder für Schlimmeres?) kam er dann ins Gefängnis. Fasziniert hatten wir gestern am Feuer dieser Geschichte gelauscht, die uns der alte Professor zum Abendbrot servierte. Sofort flammten meine Phantasien vom Axtmann wieder auf, die vor vier Jahren genau hier am Lankojärvi ihren Anfang nahmen, ohne dass wir damals wussten, dass tatsächlich ganz in der Nähe so ein creepy Typ hier gehaust hat. Also sehen wir heute mal nach. Die Finnen neigen ja manchmal zum Flunkern, vielleicht hat der Prof uns auch nur einen Bären aufgebunden?

                                                                    Wir müssen zunächst durch einen morastigen Sumpf, den wir eigentlich ganz leichtfüßig durchqueren wollen. Aber die Nähe zur Hütte macht uns eher leichtsinnig als leichtfüßig. Der Sumpf ist tiefer als vermutet. Erstmals hol ich mir nasse Schuhe auf der Tour. Die Insel ist unheimlich. Sobald wir sie betreten schlägt der Wind um und es beginnt zu regnen.



                                                                    Wir finden die Umrisse der alten Hütte. Dann noch eine Erdhöhle, die vermutlich als Schuppen oder Speisekammer diente



                                                                    und ein stark verrottetes altes Boot.



                                                                    Damit hat der Typ bestimmt nachts über den See gesetzt und die Leute erschreckt. Der Fährmann des Grauens. Ob er seine Axt mitgenommen hat?


                                                                    Drüben auf der anderen Seite sieht man unser Zelt. Es steht direkt in der Einflugschneise des grausigen Fährmannes.



                                                                    Wir stehen schaudernd vor den Resten dieses seltsamen Lebens und versuchen uns vorzustellen, wie der Mensch wohl ausgesehen hat. War er rothaarig? Oder eher dunkel? Hatte er glänzende Augen, die ganz starr alles beobachten und plötzlich ganz irre aufblitzen? Ihm – dem Fährmann des Grauens - zum Gedenken hat man eine Minihütte auf einem Pfahl errichtet. Ein Babajagahäuschen, das alt und verschlagen in die liebliche Landschaft linst.



                                                                    All diese Dinge kann man von der Hütte aus nicht sehen. Man findet sie nur, wenn man das gruslige Moor überwindet und auf die Landzunge geht. Das dritte Mal sind wir bereits am Lankojärvi, aber von dieser gräulichen Nachbarschaft erfahren wir erst jetzt. Wir verlassen die Insel und stapfen noch ein bisschen umher, fotografieren die ersten sich öffnenden Blüten und freuen uns des Lebens. Dann zündet Hanni ein Feuer an, um das sie beständig herumtanzt.



                                                                    Mich hingegen zieht es zurück in kuschlige Hütte. Es ist zwar etwas wärmer heute, aber immer noch kalt genug, um sich ohne Reue ins Haus zu verziehen.

                                                                    Meine Schuhe schmoren dampfend über dem Ofen und ich verkriech mich aufs Bettenlager und versinke in meiner Dickens-Geschichte. Martin Chuzzlewit, was für eine Story! Generell sind alle Dickens-Romane heiß zu empfehlen, aber der hier ist wieder mal großartig. Eigentlich ist ja John Irving mein Lieblingsautor, ich kenne alle seine Bücher, ich bewundere seine Erzählkunst, aber auf die Irving-Romane muss man immer vier bis fünf Jahre warten, ehe man wieder durch seine Welt schmökern kann.


                                                                    Zwischendurch schenk ich Euch ein paar Pflanzenfotos, damit Ihr Euch nicht durch endlose Textblöcke quälen müsst.

                                                                    Irving aber betont in allen seinen Büchern, dass Charles Dickens sein großes Vorbild ist. Also habe ich irgendwann angefangen, mir die Wartezeiten mit Dickens zu verkürzen. Was für eine Entdeckung! Was für ein grandioser Erzähler! Plastisch, opulent, extrem gut durchgeplottet, beschreibt Dickens 1001 Personen, Schurken wie Liebreizende, die sich auf 1001 Erzählsträngen durch ihr oft hartes Leben kämpfen und kurz vor Schluss fulminant zueinander finden und der Geschichte den wahren Sinn entlocken. Nach jedem Buch dachte ich: Wow. Noch nie las ich so etwas. Und jedes neue Buch zieht mich dann wieder ganz genauso in seinen Bann.


                                                                    Der wilde Rosmarin blüht. Das Zeug soll euphorisch machen und die Wirkung von Alkohol verstärken. Früher wurde es deshalb ins Bier gemischt.

                                                                    Dickens‘ Romane sind lang. Sie umfassen oft an die 1000 Seiten. Und er war sehr produktiv. Man braucht also mehrere Jahre, ehe man alle seine Werke gelesen hat. Nun aber habe ich sie mit Martin Chuzzlewit fast alle durch. Es fehlen vielleicht noch zwei oder drei. Schon jetzt macht sich Wehmut in mir breit. Was mache ich bloß, wenn ich Dickens nicht mehr habe? Wie und mit wem werde ich diese Lücke füllen? Auch Irving ist schon alt und hat nicht das ewige Leben. Niemand weiß, was von ihm noch kommen wird. Aber ich schweife ab. Noch bin ich mit Martin und Tom Pinch und Mark Tapley und den reizenden Pecksniff-Schwestern gut unterwegs.



                                                                    Gott lobe die Faulheit. Ich könnte den ganzen Tag hier auf meiner Matratze verbringen. Immer mal dämmer ich weg, dann lese ich weiter. Es ist mir ein Rätsel, wie man von einem Tag auf den anderen in so verschiedene Aktivitätsmodi verfallen kann. Gestern noch stapften wir den ganzen Tag durch grimmig kaltes Finnisch-Lieblich, heute jedoch schmachte ich stundenlang lethargisiert am Ofen rum. Hanni holt mich heraus aus meinem Dämmerzustand. Sie meint, ich brauche frische Luft und wir sollten am Feuer draußen essen. Da wäre es warm genug, um nicht zu erfrieren. Na gut. Missmutig koch ich am Herd unsere Käsenudeln, zieh mir drei Jacken an und stapfe hinaus ans Feuer. Kaum sitze ich, fängt es an zu regnen. Ich gucke pikiert, aber Hanni beschwichtigt mich mit dem Hinweis, dass das hier oben immer nur Schauer sind. Also bleibe ich sitzen und gönn ihr den Triumph des Rechthabens. Und in der Tat scheint kurz darauf schüchtern wieder die Sonne. Zur Belohnung für unsere Standorttreue kriegen wir sogar noch einen Regenbogen, der sich quer über den Lankojärvi spannt.



                                                                    Nach dem Essen gehe ich trotzdem wieder rein zu Martin Cuzzlewit.


                                                                    Stefan macht es sich derweil auf seinem Stuhl am See bequem.

                                                                    Später überkommt mich eine seltsame Unruhe. Ich bin sehr ausgeruht und würde am liebsten sofort weiterlaufen. Der Vorschlag wird abgelehnt. Also machen wir uns langsam bettfertig. Spät in der Nacht kriegen wir noch Besuch. Ein einsamer Wanderer kommt vom Sokosti herunter bis zu uns in die Hütte gewankt. Ein sehr langer Weg liegt hinter ihm. Er erzählt, dass er nicht den richtigen Weg zur Hütte gefunden hat und den längeren nahm um den See herum, deshalb ist es so spät geworden. Genau das wär uns gestern ja auch fast passiert, wenn Stef nicht besonders aufgepasst hätte. Und das Furten, meint der Finne (er ist Kategorie Nerd mit Glatze), war abenteuerlich, der Fluss war sehr tief. Jedenfalls freut er sich, dass hier in der Hütte Platz für ihn ist. Er klettert hinauf auf seine Matratze und fällt ziemlich schnell in ein ohrenbetäubendes Schnarchen. Trotz Ohrstöpsel liege ich lange wach. Es ist nicht sein Schnarchen, was mich vom Schlafen abhält, es ist der Lärm meiner eigenen Gedanken. Deshalb wollte ich heute noch weitergehen. Ich wollte ein bisschen vor mir selbst weglaufen. Und also erlebe ich staunend den Quasi-Sonnenunter- und -wiederaufgang. Die Wolken am Himmel werden kurzzeitig gelb, dann pfirsichfarben mit einem Hauch rosa drin, dann strahlen sie wieder weiß und frisch (oder grau, je nach Wetter).



                                                                    Es ist durchgängig so hell, dass man ohne Probleme lesen kann. Und genau das tue ich bis in die Morgenstunden.



                                                                    Mein Lankojärvi - Du lieblichster aller Seen. Heute heißt es schon wieder Abschiednehmen.

                                                                    Zuletzt geändert von Sylvie; 10.07.2018, 15:13.

                                                                    Kommentar


                                                                    • Dogmann
                                                                      Fuchs
                                                                      • 27.09.2015
                                                                      • 1022
                                                                      • Privat


                                                                      #35
                                                                      AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                      Hallo Sylvie, du hast eine echt schöne Art zu schreiben, eigen, aber besonders.
                                                                      Gefällt mir!
                                                                      Manchmal sieht der Himmel nicht einladend aus.
                                                                      Bei dem Bild mit dem Stuhl muste ich doch schmunzeln.
                                                                      Klar die Wattstrümpfe können sich sehen lassen. Schöne Gegend.
                                                                      Weiter so.
                                                                      Auch das Foto mit der Mittagspause , kommt mir bekannt vor.
                                                                      Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

                                                                      Kommentar


                                                                      • Aurorahunter
                                                                        Anfänger im Forum
                                                                        • 18.11.2016
                                                                        • 18
                                                                        • Privat


                                                                        #36
                                                                        AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                        Liebe Sylvie

                                                                        Nach langer langer Zeit melde ich mich hier auch mal wieder zu Worte. Ich verbringe gerade drei wunderschöne Tage auf einer einsamen Alphütte im Appenzeller Alpstein (ein Teil der Alpen in der Schweiz). Ich liege auf einem Liegestuhl und neben mir weiden die Kühe. Ruhe, einfach nur Ruhe! Es gäbe kaum einen besseren Ort, um mal wieder in deinen/euren Lappland-Geschichten zu schmökern.

                                                                        Deine Familie und Du, ihr seid mir immer in bester Erinnerung geblieben. Die Art und Weise, wie wir uns damals am Luirojärvi kennengelernt haben. Wie wir im Vorfeld den Bericht eurer 1. UKK-Tour gelesen hatten und Jarno euch dann am See erkannt hatte. Einfach fantastisch!

                                                                        Eure aktuelle Tour, im "Frühling/Sommer", ich habe deine Erzählungen mit grosser Freude gelesen und konnte mich mehr als einmal sowas von reinfühlen. Ich war in Gedanken mittendrin... ich glaube, dass man das nur versteht, wenn an es selbst erlebt hat. Stefs Stuhl, seine Vogel-App, der Axtmann am Lankojärvi, die Geschichte von den Recken und und und... traumhaft! Du schreibst sensationell und verstehst es, deine Leser in deinen Bann zu ziehen... mach weiter so!

                                                                        Immer mal wieder frage ich mich, wie es wäre, mal gemeinsam mit euch eine Tour zu machen.... und dann machen wir ein Gemeinschaftsprojekt... du schreibst, ich mache die Fotos... Damit will ich keinesfalls sagen, dass deine Fotos schlecht sind, im Gegenteil! Wie du ja weisst, bin ich Nordlicht-Jäger und schleppe jeweils mind. 6kg an Fotoausrüstung mit mir um meiner Leidenschaft zu frönen.... Ich hab neuerdings auch eine kleine Drohne.. etwas, was ja eigentlich nicht unbedingt in den UKK gehört, jedoch dezent eingesetzt auch fantastische Eindrücke ermöglichen würde...

                                                                        Ein Projekt mit euch... Jarno wäre sicher dabei... ihn kennst du ja noch bestens. Er war es ja, der euch erkannt hat.

                                                                        Wer weiss, 2020 oder 2021 vielleicht? .... schauen wir mal....

                                                                        Ich habe selbst diese ewig hellen Tage im Norden auch erleben dürfen, hat mir gefallen, aber ich bin Nordlicht-Jäger... und wenn ich eine UKK-Tour mache, dann kommt für mich eigentlich nur der September in Frage... du verstehst. )....

                                                                        Jetzt sende ich dir und deiner Familie ganz liebe Grüsse in eure Heimat! Werde eifrig deine Geschichten weiter verfolgen. Und wir bleiben in Kontakt!

                                                                        Ganz lieben Gruss, jan

                                                                        Kommentar


                                                                        • Borgman
                                                                          Dauerbesucher
                                                                          • 22.05.2016
                                                                          • 768
                                                                          • Privat


                                                                          #37
                                                                          AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                          Hallo Sylvie,

                                                                          jetzt hab ich es auch endlich geschafft, deinen Bericht zu lesen. Um ehrlich zu sein, dachte ich anfangs auch: "Nein, nicht noch mal Urho-Kekkonen-Nationalpark", aber schon nach wenigen Sätzen hattest du mich überzeugt, ich war mitten drin und voll dabei. Danke also, dass du dir die Mühe gemacht hast!

                                                                          OT: Eine Frage, die sich mir beim Lesen geradezu aufgedrängt hat: Hast du mal mit dem Gedanken gespielt, einen Reisebericht ganz ohne Bilder zu machen? Du könntest das, davon bin ich überzeugt. Nicht, dass ich deine Fotos schlecht machen wollte, sie illustrieren ganz wunderbar die vorsommerliche Stimmung. Aber du kannst so gut und auf originelle Art erzählen, dass sie eigentlich nicht nötig wären, die Bilder entstehen von selbst.

                                                                          Viele Grüße,
                                                                          Bernd
                                                                          Zuletzt geändert von Borgman; 23.07.2018, 17:32. Grund: OT eingefügt

                                                                          Kommentar


                                                                          • Sylvie
                                                                            Erfahren
                                                                            • 20.08.2015
                                                                            • 361
                                                                            • Privat


                                                                            #38
                                                                            AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                            Zitat von Dogmann Beitrag anzeigen
                                                                            Hallo Sylvie, du hast eine echt schöne Art zu schreiben, eigen, aber besonders.
                                                                            Gefällt mir!
                                                                            Manchmal sieht der Himmel nicht einladend aus.
                                                                            Bei dem Bild mit dem Stuhl muste ich doch schmunzeln.
                                                                            Klar die Wattstrümpfe können sich sehen lassen. Schöne Gegend.
                                                                            Weiter so.
                                                                            Auch das Foto mit der Mittagspause , kommt mir bekannt vor.
                                                                            Lieber Dogman und hallo in die Runde,
                                                                            ich danke Dir für Deine ermunternden Worte. Die helfen mir echt, meine Getanes im Vergleich zu verankern, Ihr seid gewissermaßen der Spiegel, in dem ich meine eigenen Worte erst erkennen kann. Ich zurre sie fest, oben wie unten, im Positiven wie im Negativen, ohne dieses Feedback taumel ich ständig zwischen Zweifeln und Selbstüberschätzung, wobei die Zweifel öfter da sind und überwiegen. So aber wird es für mich real und ich kann den Text anhand seiner Wirkung packen wie einen Krug aus Ton, den ich zuvor blind geformt habe, und aus dem jetzt alle trinken.

                                                                            Nun ist es inzwischen ne Weile her, dass ich weiterschrieb. Wir waren bereits ein zweites Mal im Urlaub, diesmal mit den Rädern, in einer Gegend, wo es so gut wie kein Netz gab, sodass ich meine fertigen Texte nicht hochladen konnte. Jetzt aber, ich verspreche es, will ich mich zeitnah dransetzen und alles zu Ende bringen. Es fehlen ja noch ein paar Tage.

                                                                            Und ja: der Himmel war nicht einladend. Der Stuhl wird vermutlich immer mitkommen. Auch im Nachhinein gilt: das Wetter war bekloppt und trotzdem war das eine der besten Touren. Wie seltsam das Leben manchmal spielt.

                                                                            Liebe Grüße
                                                                            Sylvie
                                                                            Zuletzt geändert von Sylvie; 22.07.2018, 21:02.

                                                                            Kommentar


                                                                            • Sylvie
                                                                              Erfahren
                                                                              • 20.08.2015
                                                                              • 361
                                                                              • Privat


                                                                              #39
                                                                              AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                              Zitat von Aurorahunter Beitrag anzeigen
                                                                              Liebe Sylvie

                                                                              Nach langer langer Zeit melde ich mich hier auch mal wieder zu Worte. Ich verbringe gerade drei wunderschöne Tage auf einer einsamen Alphütte im Appenzeller Alpstein (ein Teil der Alpen in der Schweiz). Ich liege auf einem Liegestuhl und neben mir weiden die Kühe. Ruhe, einfach nur Ruhe! Es gäbe kaum einen besseren Ort, um mal wieder in deinen/euren Lappland-Geschichten zu schmökern.

                                                                              Deine Familie und Du, ihr seid mir immer in bester Erinnerung geblieben. Die Art und Weise, wie wir uns damals am Luirojärvi kennengelernt haben. Wie wir im Vorfeld den Bericht eurer 1. UKK-Tour gelesen hatten und Jarno euch dann am See erkannt hatte. Einfach fantastisch!

                                                                              Eure aktuelle Tour, im "Frühling/Sommer", ich habe deine Erzählungen mit grosser Freude gelesen und konnte mich mehr als einmal sowas von reinfühlen. Ich war in Gedanken mittendrin... ich glaube, dass man das nur versteht, wenn an es selbst erlebt hat. Stefs Stuhl, seine Vogel-App, der Axtmann am Lankojärvi, die Geschichte von den Recken und und und... traumhaft! Du schreibst sensationell und verstehst es, deine Leser in deinen Bann zu ziehen... mach weiter so!

                                                                              Immer mal wieder frage ich mich, wie es wäre, mal gemeinsam mit euch eine Tour zu machen.... und dann machen wir ein Gemeinschaftsprojekt... du schreibst, ich mache die Fotos... Damit will ich keinesfalls sagen, dass deine Fotos schlecht sind, im Gegenteil! Wie du ja weisst, bin ich Nordlicht-Jäger und schleppe jeweils mind. 6kg an Fotoausrüstung mit mir um meiner Leidenschaft zu frönen.... Ich hab neuerdings auch eine kleine Drohne.. etwas, was ja eigentlich nicht unbedingt in den UKK gehört, jedoch dezent eingesetzt auch fantastische Eindrücke ermöglichen würde...

                                                                              Ein Projekt mit euch... Jarno wäre sicher dabei... ihn kennst du ja noch bestens. Er war es ja, der euch erkannt hat.

                                                                              Wer weiss, 2020 oder 2021 vielleicht? .... schauen wir mal....

                                                                              Ich habe selbst diese ewig hellen Tage im Norden auch erleben dürfen, hat mir gefallen, aber ich bin Nordlicht-Jäger... und wenn ich eine UKK-Tour mache, dann kommt für mich eigentlich nur der September in Frage... du verstehst. )....

                                                                              Jetzt sende ich dir und deiner Familie ganz liebe Grüsse in eure Heimat! Werde eifrig deine Geschichten weiter verfolgen. Und wir bleiben in Kontakt!

                                                                              Ganz lieben Gruss, jan
                                                                              Lieber Jan,
                                                                              was habe ich mich gefreut über Deine Nachricht! Die Geschichte, wie wir uns persönlich trafen, wird für mich immer ein Highlight der Erlebnisse im hohen Norden bleiben. Was habe ich mich gewundert, wie Ihr mich anstarrt. Und dann die Auflösung! Herrlich!!!

                                                                              Dein Plan über eine gemeinsame Tour hat mich mit großer Freude erfüllt. Auch Stefan war von dieser Idee sehr angetan. Ja! Lass uns das angehen. Lass uns das jeweils Beste aus uns herausholen, aus Dir die Bilder, die wirklich unschlagbar sind und die mit sprachlichen Bildern zu umrahmen mir eine Ehre wäre und aus mir die Texte, die zu schreiben mir immer so viel Freude bereitet. Das könnte ein wirklich gutes Projekt werden. Auch die Ergänzung mit Filmen halte ich für reizvoll, mich zumindest würde es extrem reizen, ein solches Multimedia-Gemeinschaftsprojekt mal aus den Angeln zu heben und gemeinsam zu stemmen. Der Rest, die großartige Landschaft, die Stille, das Abenteuer und der Spaß - das alles kommt von allein, die Natur gibt uns die Vorgaben, wir verwandeln sie nur.

                                                                              Auch das Jahr 2020 oder 21 halte ich für optimal, denn nächstes Jahr will ich noch mal im Sommer dorthin, ich muss einfach die langen Tage noch mal haben, sonst fühle ich mich nur halb. Dann kann es also im Jahr darauf gerne wieder eine Herbsttour sein und einmal wollen wir auch im Winter noch mal hin, mal sehen, wann wir reif dafür sind. Auch das Ziel, der UKK ist absolut in Ordnung, wir selbst fahren da ja auch aus Bequemlichkeit immer wieder hin, weil der Park für uns so gut und schnell zu erreichen ist. Wir sind aber ansonsten auch offen für andere Ziele.

                                                                              So, heute noch nicht, aber morgen, werde ich dann auch diesen Bericht hier weiterschreiben. Ich freu mich schon drauf, das Projekt zu beenden, es hat ja dieses Jahr etwas länger gedauert mit dem Schreiben, war aber nicht anders zu lösen.

                                                                              Also, wir hören ansonsten ja auch auf anderen Plattformen immer mal wieder voneinander. Lass es Dir gut gehen und sei ganz lieb gegrüßt!
                                                                              Sylvie

                                                                              Kommentar


                                                                              • Sylvie
                                                                                Erfahren
                                                                                • 20.08.2015
                                                                                • 361
                                                                                • Privat


                                                                                #40
                                                                                AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                Hallo Sylvie,

                                                                                jetzt hab ich es auch endlich geschafft, deinen Bericht zu Ende zu lesen. Um ehrlich zu sein, dachte ich anfangs auch: "Nein, nicht noch mal Urho-Kekkonen-Nationalpark", aber schon nach wenigen Sätzen hattest du mich überzeugt, ich war mitten drin und voll dabei. Danke also, dass du dir die Mühe gemacht hast!

                                                                                Eine Frage, die sich mir beim Lesen geradezu aufgedrängt hat: Hast du mal mit dem Gedanken gespielt, einen Reisebericht ganz ohne Bilder zu machen? Du könntest das, davon bin ich überzeugt. Nicht, dass ich deine Fotos schlecht machen wollte, sie illustrieren ganz wunderbar die vorsommerliche Stimmung. Aber du kannst so gut und auf originelle Art erzählen, dass sie eigentlich nicht nötig wären, die Bilder entstehen von selbst.

                                                                                Viele Grüße,
                                                                                Bernd
                                                                                Lieber Bernd, hallo,
                                                                                ohhhhhh, das ist wirklich ein schönes Kompliment, das Du mir machst. Dass ich Dich trotzdem gepackt habe, obgleich Du keine Lust auf nochmal UKK hattest. Was Schöneres kann man gar nicht sagen! Hab vielen Dank dafür!

                                                                                Und dann geht es gleich weiter: ein Text ohne Bilder. Hmm... ehrlich gesagt hatte ich die Idee nie. Ich finde das ja grade so toll an diesem Forum, dass man hier beides serviert bekommt. Bei der Beschreibung der Landschaften versagt die digitale Sprache, das in Worte fassen zu wollen, würde ihre Großartigkeit nur beleidigen und gerade die Bilder sind es ja auch, die einem Hunger auf mehr machen, die Sehnsüchte wecken. Ich hatte es bisher auch so gehalten, mit den Texten die Bilder zu umrahmen und die Leute nicht mit Endlos-Blöcken zu langweilen. Das ist mir dieses Jahr schlechter gelungen, weil wir in der Tat wenig gute Bilder hatten auf der Tour.

                                                                                Also, meinst Du, ich könnte das mal probieren? Einfach nur schreiben? Jetzt, wo Du die Idee in meinen Kopf gepflanzt hast, wirkt sie geradezu tyrannisch. Es würde mich zumindest reizen und herausfordern, so viel steht fest. Ich trage mich ja schon lange mit dem Gedanken, mal einen Thriller zu schreiben, der in dieser Gegend spielt... Vielleicht sollte ich das Projekt wirklich mal angehen. Das wäre dann aber nichts für dieses Forum hier. Es sei denn, man würde eine neue Kategorie aufmachen: Phantastische Nebenprodukte von wahren Wandertouren, oder so.

                                                                                Ich bin jetzt bisschen verwirrt und brauche dringend Papier. Du hast mich auf Gedanken gebracht und alles aufgewirbelt in mir. Das ist so toll, ich kann Dir gar nicht genug dafür danken.

                                                                                Sei ganz lieb gegrüßt!
                                                                                Sylvie

                                                                                Kommentar


                                                                                • danobaja
                                                                                  Alter Hase
                                                                                  • 27.02.2016
                                                                                  • 3287
                                                                                  • Privat


                                                                                  #41
                                                                                  AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                  Zitat von Sylvie Beitrag anzeigen
                                                                                  ...
                                                                                  Also, meinst Du, ich könnte das mal probieren? Einfach nur schreiben? Jetzt, wo Du die Idee in meinen Kopf gepflanzt hast, wirkt sie geradezu tyrannisch. Es würde mich zumindest reizen und herausfordern, so viel steht fest. Ich trage mich ja schon lange mit dem Gedanken, mal einen Thriller zu schreiben, der in dieser Gegend spielt... Vielleicht sollte ich das Projekt wirklich mal angehen. Das wäre dann aber nichts für dieses Forum hier. Es sei denn, man würde eine neue Kategorie aufmachen: Phantastische Nebenprodukte von wahren Wandertouren, oder so.
                                                                                  ...
                                                                                  Sylvie
                                                                                  dann lass dich beherrschen von deinem tyrannen. ich werds mir kaufen, und viele andere sicher auch. du liest dich herrlich!

                                                                                  aber ein reisebericht ohne fotos, das ist wie ein auto ohne räder für mich. die müssen nicht supertoll sein, aber viele bilder entstehen ja im kopf des lesers und dann hat man einen tollen, lustigen, leicht zu lesenden reisebericht und völlig falsche bilder dazu im kopf wenn man die gegend nicht kennt. das fänd ich schade, denn wo man ist (und wie es dort ist!), das ist ja ein hauptpunkt in einem reisebericht.

                                                                                  hab schon kopfkino bzgl. deines thrillers.... da steht ein einsamer stuhl am see, weit und breit kein mann dazu. wurde er vom axtmann entführt? ist er nur kurz hinter den büschen verschwunden und findet nicht zurück? kauft er zigaretten in new york? ....

                                                                                  oh oh, fang schnell an zu schreiben!
                                                                                  danobaja
                                                                                  __________________
                                                                                  resist much, obey little!

                                                                                  Kommentar


                                                                                  • Dogmann
                                                                                    Fuchs
                                                                                    • 27.09.2015
                                                                                    • 1022
                                                                                    • Privat


                                                                                    #42
                                                                                    AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                    Hallo Sylvie, wirklich du hast dir das allseitige Lob wirklich verdient!
                                                                                    Klar bin auch ich nun neugierig auf deinen nächsten Bericht mit dem Draht Esel .
                                                                                    Um eine Stelle in deinem Bericht kurz auf zu greifen, sicher ist es das , gerade wenn zum Beispiel das Wetter eigentlich eher bescheidend war, gerade das kann schön sein!
                                                                                    Ich bin mir sicher du verstehst mich hier genau.
                                                                                    Ich hatte in dem einen Jahr fast nur Regen und Sturm, aber gerade das ist so nachhaltig schön, wenn man sich drauf einlässt.
                                                                                    Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

                                                                                    Kommentar


                                                                                    • Borgman
                                                                                      Dauerbesucher
                                                                                      • 22.05.2016
                                                                                      • 768
                                                                                      • Privat


                                                                                      #43
                                                                                      AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                      Zitat von Sylvie Beitrag anzeigen
                                                                                      [...]ein Text ohne Bilder. [...] Ich hatte es bisher auch so gehalten, mit den Texten die Bilder zu umrahmen und die Leute nicht mit Endlos-Blöcken zu langweilen. Das ist mir dieses Jahr schlechter gelungen, weil wir in der Tat wenig gute Bilder hatten auf der Tour.
                                                                                      Die Kommentare hier erwecken nicht gerade den Anschein, als ob sich viele von uns bei Deinen Texten langweilen . Was Du "schlechter gelungen" nennst, ist mir im Gegenteil positiv aufgefallen, daher meine Frage.

                                                                                      Aber ich will an dieser Stelle auf keinen Fall eine Diskussion über Text und Bilder anzetteln, hätte die Frage lieber als PN stellen sollen und habe sie deshalb auch nachträglich als OT markiert. Bei Gelegenheit schreibe ich Dir mal ein paar Gedanken zu dem Thema. Ob Reiseberichte ohne oder mit sehr wenigen Bildern in dieses Forum passen, darüber kann man streiten, in der Literatur gibt es jedenfalls massenhaft Belege dafür, dass es möglich ist.

                                                                                      Also, meinst Du, ich könnte das mal probieren? Einfach nur schreiben? Jetzt, wo Du die Idee in meinen Kopf gepflanzt hast, wirkt sie geradezu tyrannisch.
                                                                                      Nee, nee, das hab ich nicht gemacht, die Idee muss schon vorher da gewesen sein. Bestimmt schlief sie nur...

                                                                                      Kommentar


                                                                                      • Sylvie
                                                                                        Erfahren
                                                                                        • 20.08.2015
                                                                                        • 361
                                                                                        • Privat


                                                                                        #44
                                                                                        AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                        Zitat von danobaja Beitrag anzeigen
                                                                                        dann lass dich beherrschen von deinem tyrannen. ich werds mir kaufen, und viele andere sicher auch. du liest dich herrlich!

                                                                                        aber ein reisebericht ohne fotos, das ist wie ein auto ohne räder für mich. die müssen nicht supertoll sein, aber viele bilder entstehen ja im kopf des lesers und dann hat man einen tollen, lustigen, leicht zu lesenden reisebericht und völlig falsche bilder dazu im kopf wenn man die gegend nicht kennt. das fänd ich schade, denn wo man ist (und wie es dort ist!), das ist ja ein hauptpunkt in einem reisebericht.

                                                                                        hab schon kopfkino bzgl. deines thrillers.... da steht ein einsamer stuhl am see, weit und breit kein mann dazu. wurde er vom axtmann entführt? ist er nur kurz hinter den büschen verschwunden und findet nicht zurück? kauft er zigaretten in new york? ....

                                                                                        oh oh, fang schnell an zu schreiben!
                                                                                        Hallo Dan,
                                                                                        ja, ich sehe es auch so, die Bilder sollten sein, die machen den Bericht aus. Der Thriller ist dann was für die Bilder im Kopf... Dein Ansatz ist schon mal nicht schlecht, der Axtmann wird vermutlich eine Rolle spielen, ich weiß auch schon, wie er aussieht, aber das alles wird viel schlimmer und mystischer und blutiger.... duck und weg...

                                                                                        Bis denne
                                                                                        Sylvie

                                                                                        Kommentar


                                                                                        • Sylvie
                                                                                          Erfahren
                                                                                          • 20.08.2015
                                                                                          • 361
                                                                                          • Privat


                                                                                          #45
                                                                                          AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                          Zitat von Dogmann Beitrag anzeigen
                                                                                          Hallo Sylvie, wirklich du hast dir das allseitige Lob wirklich verdient!
                                                                                          Klar bin auch ich nun neugierig auf deinen nächsten Bericht mit dem Draht Esel .
                                                                                          Um eine Stelle in deinem Bericht kurz auf zu greifen, sicher ist es das , gerade wenn zum Beispiel das Wetter eigentlich eher bescheidend war, gerade das kann schön sein!
                                                                                          Ich bin mir sicher du verstehst mich hier genau.
                                                                                          Ich hatte in dem einen Jahr fast nur Regen und Sturm, aber gerade das ist so nachhaltig schön, wenn man sich drauf einlässt.
                                                                                          Hallo Dogmann,
                                                                                          nein, keine weiteren Reiseberichte, zumindest vorerst nicht. Wir machen im Jahr mehrere Touren, mit den Rädern, mit den Booten, auf Schusters Rappen, dazu kommen diverse Städtereisen... wenn ich da überall Berichte verfasste, käme ich aus dem Schreiben nicht mehr raus, ich hab auch noch andere Hobbys . Finnland ist unser Highlight - und dazu gibt es einen feinen Bericht, auch weil das mittlerweile Tradition ist.

                                                                                          By the way - warum schreibst Du nicht mal einen feinen Bericht? Ich weiß genau, was Du meinst mit dem Wetter. Schreib doch mal drüber und alle anderen werden sich wiedererkennen.

                                                                                          Viel Glück! Und vor allem Freude!
                                                                                          Sylvie

                                                                                          Kommentar


                                                                                          • Sylvie
                                                                                            Erfahren
                                                                                            • 20.08.2015
                                                                                            • 361
                                                                                            • Privat


                                                                                            #46
                                                                                            AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                            Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                            Die Kommentare hier erwecken nicht gerade den Anschein, als ob sich viele von uns bei Deinen Texten langweilen . Was Du "schlechter gelungen" nennst, ist mir im Gegenteil positiv aufgefallen, daher meine Frage.

                                                                                            Aber ich will an dieser Stelle auf keinen Fall eine Diskussion über Text und Bilder anzetteln, hätte die Frage lieber als PN stellen sollen und habe sie deshalb auch nachträglich als OT markiert. Bei Gelegenheit schreibe ich Dir mal ein paar Gedanken zu dem Thema. Ob Reiseberichte ohne oder mit sehr wenigen Bildern in dieses Forum passen, darüber kann man streiten, in der Literatur gibt es jedenfalls massenhaft Belege dafür, dass es möglich ist.


                                                                                            Nee, nee, das hab ich nicht gemacht, die Idee muss schon vorher da gewesen sein. Bestimmt schlief sie nur...
                                                                                            Lieber Bernd,
                                                                                            ja, und das freut mich ja auch wie Bolle, dass meine Texte so positiv aufgenommen werden. Auf Deine Gedanken zum Thema Text versus Bilder mit und ohne bin ich sehr gespannt. Schreibe mir bitte unbedingt dazu! Mich treibt das Thema ja auch um. Wo wir schon beim nächsten sind... hehe... ja, Du hast sie geweckt, die Idee, allerdings hatte ich wirklich nicht an Reiseberichte gedacht, sondern an was Fiktives. Ich weiß natürlich, dass Du Recht hast, es gibt Berichte in Buchform (ich hab einige über den Jacobsweg gelesen), die ohne oder mit sehr wenigen Bildern auskommen. Aber hier im Forum, denke ich, ist das Illustrieren mit Bildern ein wunderbares Feature, das man nicht ungenutzt lassen sollte.

                                                                                            Ich warte gespannt auf Deine Nachricht!

                                                                                            Liebe Grüße
                                                                                            Sylvie

                                                                                            Kommentar


                                                                                            • Sylvie
                                                                                              Erfahren
                                                                                              • 20.08.2015
                                                                                              • 361
                                                                                              • Privat


                                                                                              #47
                                                                                              AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                              8. Juni: Lankojärvi-Kiilopää
                                                                                              Irgendwann im Laufe der Tour kristallisierte sich für uns heraus: Wir wollen wieder in Kiilopää ankommen, auch wenn wir in diesem Jahr hier bereits gestartet sind. Kiilopää ist unser Ankunftsparadies und diesen Status soll es behalten. Im düsteren Saariselkä können wir uns nicht vorstellen so euphorisch und heroisch anzukommen wie in Kiilopää.

                                                                                              Die heutige Tour hat noch einmal Schmackes. Über 20 Kilometer liegen vor uns und wir starten legendär früh um 10:30 Uhr, weil Stefan Angst hat, wir könnten keine der begehrten Blockhütten mehr abbekommen, wenn wir erst nach 21:00 Uhr in Kiilopää ankommen und dort die Rezeptionistinnen dann schon schlafen gegangen sind. Hanni und mich überfällt beim Kehren der Hütte noch einmal Wehmut und eine überbordende Sehnsucht nach besserem Wetter. Sie drückt sich in einem Singflash aus, wir singen Frühlingslieder, erst eins, dann noch eins, dann viele. Der Finne staunt. Dann ziehen wir los. Der erste Teil des Weges ist leicht. Es geht immer neben dem Rautujoki entlang bis nach Rautulampi, eine sehr alte Tageshütte, die in den Reiseführern als pittoresk bezeichnet wird. Hier wollen wir länger pausieren, bevor es über die Fjälls nach Kiilopää geht.

                                                                                              Bis Rautulampi kennen wir den Weg, denn wir liefen ihn vor drei Jahren schon mal auf unserer Sommertour in umgekehrter Richtung. Mir selbst fällt das Laufen heute schwer nach der fast durchwachten Nacht. Auch mein Rucksack kommt mir ungewöhnlich schwer vor, obgleich wir alles aufgegessen haben. Den Status Der Rucksack ist ein Teil von mir kann ich ihm heute leider nicht zuerkennen. Das Wetter ist unverändert schlecht. Wenig Sonne, eisiger Wind, immer mal Nieselschnee. Nach der ersten Pause bin ich jedoch wieder vollkommen eingewandert und schreite mutig voran.


                                                                                              Wir lägen zur Pause lieber im Gras, aber von unten ist es zu nass dafür.

                                                                                              Dann verlaufen wir uns. Stef biegt plötzlich nach rechts in ein Nebental ein. Er hält den Nebenfluss, der hier durchs Tal rauscht für den Hauptfluss, der nur ne Biege macht. Ich aber, die ich weiter vorne laufe, sehe den Hauptfluss geradeaus weiterfließen. Bist Du Dir sicher?, frage ich ihn. Ja, er ist sicher. Na gut, denke ich, Stef kennt die Wege immer am besten, er muss wissen was er tut. Ich trugschließe also messerscharf, dass es wohl so sein muss: der Hauptfluss biegt ab, der Nebenfluss kommt nur von vorne. Ich kann ja nicht wissen, dass Stef den Geradeausfluss gar nicht gesehen hat. Ich frage auch nicht nach. Ich verlass mich einfach auf ihn. (Das Ganze zu rekonstruieren, ist uns übrigens erst Wochen später gelungen.) Also biegen wir ein ins Tal. Irgendwann verliert sich der Weg im Nichts. Langsam bin ich mir sicher, dass wir zu früh abgebogen sind. Aber Stef wiegelt ab: Das kann passieren, hier verschwinden doch immer mal Wege. Ich aber zweifle und zweifle. Wir sind hier fast in der Komfortzone, wenn auf der Karte deutlich ein Weg eingezeichnet sind, dann ist dieser Wege auch da. Der verschwindet nicht einfach so. Nicht in der Komfortzone. Auch nach einem langen Winter nicht.


                                                                                              Stolpern durch fade Unwägbarkeiten.

                                                                                              Aber Stef ist nicht zu bekehren. Also kämpfen wir uns mühsam am Ufer durchs Gestrüpp oder laufen teilweise im Flussbett auf den Gesteinsbändern entlang. Ich meckre mal wieder rum. Ich kann und kann nicht glauben, dass man einen solchen Nicht-Weg den Tagestouristen anbieten will. Stef zückt erneut die Karte, sucht noch einmal die Koordinaten – alles schick, sagt er knapp und lächelt. Das Interessante daran ist, dass sein Wunsch im richtigen Tal zu sein, seine Wahrnehmung so sehr beeinflusst, dass er die GPS-Koordinaten auf der Karte einfach im falschen Quadranten ansiedelt. Auch Hanni und ich, die die Sache kritischer sehen, machen genau den gleichen Fehler. Wir überprüfen seine Angaben, aber ganz offenbar nur halbherzig; auch uns leitet der Wunsch, im Rautujoki-Tal zu sein. Aber dort sind wir nicht. Erst nach ewiger Stolperei durch weglose Garstigkeit erkennt Stef seinen Irrtum. Wir sollten besser zurückgehen, meint er. Niemals nicht gehe ich zurück! Auch Hanni hat wenig Lust darauf. Mein Vorschlag, hoch auf die Fjälls zu stapfen und uns erst mal einen Überblick zu verschaffen, wo wir genau eigentlich sind, wird daher klaglos angenommen – endlich hört mal jemand auf mich.

                                                                                              Oben angekommen erwartet uns eine grandiose Aussicht. Es ist, wie wir vermuteten. Der Rautojoki rauscht im Tal nebenan aus dem Rautulampi heraus. Dort sehen wir auch die Hütte, die wir auf unserem Nebenweg niemals erreicht hätten. Von hier oben sieht die Hütte wirklich pittoresk aus.


                                                                                              Der große weiße Fleck ist der Rautulampi, ein kleinerer See. Am Ufer sieht man einen winzigen schwarzen Punkt - die Hütte. Links des Sees verläuft einer der Fjällwege nach Kiilopää. Das alles sieht hier auf dem Foto so viel weniger grandios aus, als wir es in echt erlebten.

                                                                                              Es ist so schön auf den Fjälls. Windig und frisch, aber das sind wir ja schon gewohnt. Die Sicht ist so klar, es ist alles so übersichtlich hier oben. Wir sehen genau die Wege über die Fjälls nach Kiilopää, wir wissen genau, wo wir sind und wo wir hinmüssen. Das Rätselraten um unseren Standort hat hier ein Ende. Es wird einfach vom Wind fortgeblasen. Und es läuft sich so schön auf den Fjälls. Keine Wurzeln und Steine behindern den forschen Schritt. Nur weichstes Erika- und Kriechbirkengewächs umschmeichelt unsere Füße. Eigentlich ist es total cool, dass wir uns verlaufen haben, wir wären sonst nie bis hier hochgeklettert. Wir beschließen, hier oben zu bleiben, solange es geht. Nach Rautulampi gehen wir nicht hinunter. Stattdessen wollen wir versuchen, den anderen Fjällweg nach Kiilopää, der kurz vor Luulampi beginnt, so spät wie möglich und so hoch wie möglich zu kreuzen. Das alles denken wir uns aus, Karte und Landschaft vor Augen, und irgendwann gehen wir einfach los.


                                                                                              Schuhe noch mal ordentlich festbinden...



                                                                                              ... und ab geht die Post!

                                                                                              Wir müssen im Folgenden immer entscheiden zwischen Weglänge und Höhenmeter und einen guten Kompromiss finden. Umrunden wir die tiefen Schmelzwassereinschnitte zwischen den einzelnen Hügeln möglichst weit oben und weitläufig, müssen wir wenig nach unten und dann wieder hochgehen, dafür ist der Weg drumherum mitunter sehr weit. Ganz oben, direkt auf den Gipfeln entlangzulaufen, wäre zwar mit den wenigsten Höhenmetern verbunden, erscheint uns aber zu weit und deshalb nicht klug, wir wollen ja noch irgendwann ankommen heute. Wir laufen munter drauf los.



                                                                                              Mitten hinein in die ewigen Fjälls der Raututunturi. Was für ein befreiendes Gefühl!


                                                                                              Suchbild: Finde die Menschen!

                                                                                              Wie von selbst steigt ein Lied in mir auf, das ich seit Urzeiten nicht mehr gesungen habe: Frei zu sein bedarf es wenig. Nur wer frei ist, ist ein König. Wie passend! Wir suchen uns Fixpunkte wie einzelne Bäume oder Felsen, auf die wir zusteuern und von denen aus wir unseren Kurs immer wieder neu korrigieren.



                                                                                              Wie erhofft, kommen wir gut voran. Viel zu schnell vergeht die Zeit, bis wir wieder hinab müssen, um das Haupt-Tal bei Luulampi zu kreuzen und auf der anderen Seite den Weg zu finden, der über das Kiilopääfjäll ins Paradies führt. Wir müssen vor allem den Weg nicht suchen, wir sehen ihn die ganze Zeit von oben am Fuße des Rautupää entlangmäandern.

                                                                                              Auf halber Höhe in den Obstbaumwiesen machen wir eine längere Rast, bevor wir, vom Nieselregen getrieben, wieder hinunter ins Tal schlittern. Der Weg ist als blaue Skipiste markiert – wir sind also wieder in der Komfortzone.




                                                                                              Auch hier gibt es noch Schnee von gestern.

                                                                                              Auf der Piste treffen wir mehrere Schulklassen oder Ferienlagergruppen. Schulklassen sind vermutlich wahrscheinlicher, nicht alle Kinder sehen glücklich aus auf ihrer Tour, ein bisschen kommt es mir vor wie ein Pflichtprogramm. Trotz des ein oder anderen Unglücks auf den glatten Kindergesichtern halten wir dieses Pflichtprogramm für keine schlechte Idee. Die Kinder sind komplett ausgestattet: Kochgeschirr, Isomatten, Zelte, riesige Rucksäcke, ein Betreuer schleppt eine Gitarre mit – sie werden mehrere Tage hier draußen bleiben. Die großen Gebiete unberührter Natur sind ein Pfund, mit dem Finnland punkten kann, nicht nur touristisch, sondern auch wirtschaftlich. Also versucht man vielleicht, die Liebe zu dieser gewaltigen Wildheit möglichst früh in die Köpfe der Kinder zu pflanzen? Manche von ihnen könnten aus einem wanderunlustigen Elternhaus stammen. Sie hätten so nie die Gelegenheit auf eine solche Mehrtagestour durch den Park.

                                                                                              Das letzte Drittel des Weges ist wieder mal ätzend. Selten finde ich die letzten paar Kilometer wirklich erbaulich. Anders als sonst umrunden wir heute den Kiilopää von Nordosten her und reiten daher von der anderen Seite ins Fjäll-Center ein. Die Piste ist ein-Stein-kein-Stein, sehr bucklig und anstrengend zu laufen.



                                                                                              Hier muss im Winter ganz schön viel Schnee liegen, denke ich, um all diese Steinbrocken glattzuglätten. Wie soll man denn sonst Skifahren hier? Später sehen wir ein sterbendes Schneefeld. Der Schnee reicht uns bis zur Hüfte. Ok, dann wäre das geklärt: Es gibt genug Schnee hier, um auch die größten Felsbrocken meterweit zu überdecken.



                                                                                              Stef ist inzwischen vorausgeeilt, um die Saunahütte zu buchen. Hanni und ich wandern gemütlich hinterdrein.


                                                                                              Der Kiilopää wird heut von hinten umrundet.

                                                                                              Wir haben die Fjälls überstiegen und genießen den grandiosen Ausblick auf der anderen Seite. In der Ferne grüßt uns das Skigebiet von Saariselkä. Der Einmarsch von hinten rum nach Kiilopää erscheint mir weniger heroisch und erhebend als der von vorne. Der Weg ist weniger schön und wir können auch nicht heldenhaft durch den Triumphbogen des Parkeingangs schreiten. Aber letztendlich interessiert uns das kaum. Wir steuern vielmehr zielgerichtet und äußerst ausgehungert das Restaurant an, denn das Buffet hat gerade noch geöffnet. Stef kommt uns freudig entgegen und geleitet uns feierlich an unseren Tisch. Dann stopfen wir eine schier unglaubliche Menge Fleisch und Gemüse in uns hinein. Besonders Hanni verdrückt haushohe Berge, sodass ich mich nur noch wundern kann, wo in dieser kleinen Person ein so fassbarer Magen versteckt ist.


                                                                                              Glückliche Ankommer nach 5000 Tellern. Vorne liegen übrigens die legendären babyblauen Handschuhe. Die brauchen wir nun nicht mehr. In Deutschland erwartet uns Hitze.

                                                                                              Danach sind wir vollends glücklich. Die Hütte wird gestürmt, der Dreck abgewaschen und die Betten bezogen. In die fallen wir selig hinein. Was für eine Tour! Trotz des miesen Wetters war sie extrem erfüllend und einfach wunderbar.
                                                                                              Zuletzt geändert von Sylvie; 23.07.2018, 22:03.

                                                                                              Kommentar


                                                                                              • Mika Hautamaeki
                                                                                                Alter Hase
                                                                                                • 30.05.2007
                                                                                                • 3996
                                                                                                • Privat


                                                                                                #48
                                                                                                AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                Danke, danke, danke für den Bericht!
                                                                                                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                A. v. Humboldt.

                                                                                                Kommentar


                                                                                                • Dogmann
                                                                                                  Fuchs
                                                                                                  • 27.09.2015
                                                                                                  • 1022
                                                                                                  • Privat


                                                                                                  #49
                                                                                                  AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                  Danke für den schönen Bericht, aber leider auch zu Ende! .
                                                                                                  Ich dachte nur , ich hätte von dir einen kleinen Hinweis über eine Radtour gelesen, in einer einsamen Gegend ohne Handy Empfang, hörte sich so spannend an . Aber gut, sicher hast du auch noch anderes zu tun
                                                                                                  Trotzdem oder gerade deshalb, bin neugierig.
                                                                                                  Vielleicht klappt es ja!?

                                                                                                  Ich lese lieber mit.
                                                                                                  Es sollte hier noch mal hervor gehoben werden, welche Mühe in den Berichten steckt!
                                                                                                  Es ist ja nicht nur damit getan, alles zu verfassen, die Aufzeichnungen, Bilder, alles hier richtig einstellen, usw, usw. , Danke dafür!

                                                                                                  Gruss Michael
                                                                                                  Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

                                                                                                  Kommentar


                                                                                                  • Sylvie
                                                                                                    Erfahren
                                                                                                    • 20.08.2015
                                                                                                    • 361
                                                                                                    • Privat


                                                                                                    #50
                                                                                                    AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                    Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                                                                                                    Danke, danke, danke für den Bericht!
                                                                                                    Und ich danke Dir für's Mitkommen. Das ist mir immer wieder eine Freude, hier nicht ins Leere zu schreiben, sondern Widerhall zu kriegen.

                                                                                                    Es kommt noch ein Fazit, daran feile ich grade.

                                                                                                    Liebe Grüße
                                                                                                    Syvie

                                                                                                    Kommentar


                                                                                                    • Sylvie
                                                                                                      Erfahren
                                                                                                      • 20.08.2015
                                                                                                      • 361
                                                                                                      • Privat


                                                                                                      #51
                                                                                                      AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                      Zitat von Dogmann Beitrag anzeigen
                                                                                                      Danke für den schönen Bericht, aber leider auch zu Ende! .
                                                                                                      Ich dachte nur , ich hätte von dir einen kleinen Hinweis über eine Radtour gelesen, in einer einsamen Gegend ohne Handy Empfang, hörte sich so spannend an . Aber gut, sicher hast du auch noch anderes zu tun
                                                                                                      Trotzdem oder gerade deshalb, bin neugierig.
                                                                                                      Vielleicht klappt es ja!?

                                                                                                      Ich lese lieber mit.
                                                                                                      Es sollte hier noch mal hervor gehoben werden, welche Mühe in den Berichten steckt!
                                                                                                      Es ist ja nicht nur damit getan, alles zu verfassen, die Aufzeichnungen, Bilder, alles hier richtig einstellen, usw, usw. , Danke dafür!

                                                                                                      Gruss Michael
                                                                                                      Lieber Michael,
                                                                                                      vielen Dank für Deine Zeilen. Ja, wir waren mit dem Rad unterwegs, aber ich hatte einen Bericht gar nicht geplant und auch gar keinen Block dabei... :-), könnte natürlich jetzt aus dem Kopf vieles aufschreiben, aber das ist nicht das Gleiche.

                                                                                                      Vielleicht mach ich das irgendwann mal und schreibe auch über andere kleinere Touren, mal sehen. Aber Du hast das ja schon richtig erkannt, man steckt immer auch ganz schön Zeit und Mühe in den Bericht. Allein die Fotos vorher zu sortieren, sich dann zu überlegen, an welche Stelle im Text man welches Foto bringt - das dauert alles auch. Das Schreiben an sich kostet am wenigsten Zeit. Und dann zu sehen, dass sich diese Mühe auch wirklich lohnt, dass man immer wieder tolles Feedback hier bekommt, dass die Leute mitlesen und mitleiden und sich mitfreuen - das ist dann immer der schönste Lohn. Es motiviert, es trägt, es macht mich glücklich. Da geht mein Dank an Euch zurück.

                                                                                                      Jetzt schreibe ich noch ein kleines Fazit zum Bericht, das verfasse ich meistens erst nach ner Weile, wenn sich alles gesetzt hat, denn Distanz schärft den Blick. Dann lese ich hier und da noch ein bisschen in anderen Berichten - und dann heißt es auch schon wieder Abschied nehmen für ne Weile.

                                                                                                      Du musst natürlich nicht schreiben, jeder wie er mag. Es muss ja beide Parteien geben, die Leser und die Schreiber - und ohne die Leser würden die Schreiber gar nicht erst anfangen.

                                                                                                      In diesem Sinne: Dankeschön!

                                                                                                      Und bis ganz bald
                                                                                                      Sylvie

                                                                                                      Kommentar


                                                                                                      • Inarijoen Peter
                                                                                                        Dauerbesucher
                                                                                                        • 22.07.2008
                                                                                                        • 777
                                                                                                        • Privat


                                                                                                        #52
                                                                                                        AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                        Habe wie immer auch diesen Bericht von Eurer Tour gelesen. Das Wetter war ja etwas durchzogen, aber ich meine im Juli wäre es bei bis zu 32 Grad auch nicht so angenehm gewesen.
                                                                                                        Was mir auffällt ist, dass Ihr die Touren immer im selben kleinen Gebiet durchführt. Mir ist klar, zum UKK ist die Anreise sehr einfach, aber es gibt noch viele andere Gebiete, mit vielleicht etwas aufwendiger An- und Abreise.

                                                                                                        Kommentar


                                                                                                        • Sylvie
                                                                                                          Erfahren
                                                                                                          • 20.08.2015
                                                                                                          • 361
                                                                                                          • Privat


                                                                                                          #53
                                                                                                          AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                          Zitat von Inarijoen Peter Beitrag anzeigen
                                                                                                          Habe wie immer auch diesen Bericht von Eurer Tour gelesen. Das Wetter war ja etwas durchzogen, aber ich meine im Juli wäre es bei bis zu 32 Grad auch nicht so angenehm gewesen.
                                                                                                          Was mir auffällt ist, dass Ihr die Touren immer im selben kleinen Gebiet durchführt. Mir ist klar, zum UKK ist die Anreise sehr einfach, aber es gibt noch viele andere Gebiete, mit vielleicht etwas aufwendiger An- und Abreise.
                                                                                                          Hallo Peter,
                                                                                                          ja, so sieht's aus. Wir wissen, dass es noch andere Gebiete gibt, aber der UKK soll auch einer der landschaftlich abwechslungsreichsten Parks sein. Solange wir noch nicht genug davon haben, werden wir also weiter machen. Jeder, wie er mag. Es gibt ja noch ein Fazit - da wird u.a. genau das angesprochen: Was ändern und was lassen wir.
                                                                                                          Liebe Grüße
                                                                                                          Sylvie

                                                                                                          Kommentar


                                                                                                          • danobaja
                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                            • 27.02.2016
                                                                                                            • 3287
                                                                                                            • Privat


                                                                                                            #54
                                                                                                            AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                            kein cliffhanger mehr??? einfach zu ende? was soll ich morgen lesen???

                                                                                                            immerhin weiss ich jetzt was den mann im krimi wird verschwinden lassen ... nicht der axtmann war es. nein, die gesänge der gattin haben ihn zum kettenraucher in new york gemacht.... duck und weg...


                                                                                                            silvie, vielen dank für den sehr vergnüglichen bericht. der ist echt klasse, auch wenn ihn einer deiner treuesten leser ständig mit verrückten ideen bombardiert hat. ich hoffe du verzeihst mir das.

                                                                                                            und für den nächsten wünsch ich mir ein wenig mehr sonne, bitte!
                                                                                                            danobaja
                                                                                                            __________________
                                                                                                            resist much, obey little!

                                                                                                            Kommentar


                                                                                                            • Sylvie
                                                                                                              Erfahren
                                                                                                              • 20.08.2015
                                                                                                              • 361
                                                                                                              • Privat


                                                                                                              #55
                                                                                                              AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                              Zitat von danobaja Beitrag anzeigen
                                                                                                              :
                                                                                                              silvie, vielen dank für den sehr vergnüglichen bericht. der ist echt klasse, auch wenn ihn einer deiner treuesten leser ständig mit verrückten ideen bombardiert hat. ich hoffe du verzeihst mir das.
                                                                                                              Nie und nimmer könnte ich Dir das nicht verzeihen. Du warst mir das Salz in der Suppe, der Regenbogen am Schlechtwetterhorizont, das Einhorn in meinen Gedanken und überhaupt: Erdbeeren mit Schlagsahne warst Du mir. Erfrischend und gehaltvoll. Ohne Dich hätte das alles nur halb so viel Spaß gemacht.

                                                                                                              Danke für Deine vielen guten Zwischenrufe, ich habe mehrfach laut gelacht. So soll es doch sein, oder?

                                                                                                              Ich grüße herzlichst!
                                                                                                              Sylvie

                                                                                                              Kommentar


                                                                                                              • Dogmann
                                                                                                                Fuchs
                                                                                                                • 27.09.2015
                                                                                                                • 1022
                                                                                                                • Privat


                                                                                                                #56
                                                                                                                AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                                Ja Sylvie, bis hoffentlich ganz bald.


                                                                                                                Gruss Michael
                                                                                                                Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

                                                                                                                Kommentar


                                                                                                                • danobaja
                                                                                                                  Alter Hase
                                                                                                                  • 27.02.2016
                                                                                                                  • 3287
                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                  #57
                                                                                                                  AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                                  Zitat von Sylvie Beitrag anzeigen
                                                                                                                  Nie und nimmer könnte ich Dir das nicht verzeihen. Du warst mir das Salz in der Suppe, der Regenbogen am Schlechtwetterhorizont, das Einhorn in meinen Gedanken und überhaupt: Erdbeeren mit Schlagsahne warst Du mir. Erfrischend und gehaltvoll. Ohne Dich hätte das alles nur halb so viel Spaß gemacht.

                                                                                                                  Danke für Deine vielen guten Zwischenrufe, ich habe mehrfach laut gelacht. So soll es doch sein, oder?

                                                                                                                  Ich grüße herzlichst!
                                                                                                                  Sylvie
                                                                                                                  danobaja
                                                                                                                  __________________
                                                                                                                  resist much, obey little!

                                                                                                                  Kommentar


                                                                                                                  • Sylvie
                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                    • 20.08.2015
                                                                                                                    • 361
                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                    #58
                                                                                                                    AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                                    9.Juni: Kiilopää
                                                                                                                    Die Reise trudelt wie immer aus in voller Dekadenz. Sauna, Ofen, weiche Betten, leckeres Essen – es bleiben keine Wünsche offen. Die Deutschen, die wir hier wieder treffen, haben im Forum meinen Reisebericht vom letzten Jahr gelesen und waren davon recht angetan. Also gut, denke ich mir, dann schreib ich auch dieses Jahr wieder einen. Während Hanni und Stef auf Vogeltour sind, sitz ich am Ofen und pinsele fleißig. Ein echter Schreiber, erklär ich den beiden bedeutungsvoll, braucht immer etwas, worauf er starren kann. Eine erbauliche Aussicht auf ein Feuer oder ein Meer oder nen stillen Waldsee. Sonst wird das alles mit dem Schreiben nix.


                                                                                                                    Ofenblick in Karapulju

                                                                                                                    Jetzt im Nachhinein, bin ich sehr froh, dass ich das wieder mal durchgezogen habe. Der enorme Widerhall, vor allem hier im Forum, hat mich so erhellt und getragen – es wäre wirklich schade gewesen, wenn ich das nicht hätte erleben dürfen. Ich möchte Euch allen danke sagen dafür. Ihr habt mir jene Energie, die ich in den Bericht gesteckt habe, vielfach zurückgegeben. Durch Euch ist die Freude, die ich so schon am Schreiben habe, verstärkt und verdichtet worden.

                                                                                                                    Und hier ist mein letzter Akt in diesem Kapitel: mein Fazit.
                                                                                                                    Was für eine coole, erfrischende, chillige Tour.


                                                                                                                    Hüttenerstürmung in Suomunruoktu

                                                                                                                    Das Wetter hat uns arg gebeutelt, aber unsere Zuversicht konnte die schnippische Diva nicht in den Sack hauen. Die wurde größer und größer je weiter wir gingen. Allem Unbill zum Hohn haben wir einfach das Konfetti der hoffnungsfrohen guten Laune in den Ring geworfen und damit die gräuliche Diva gefüttert. Statt über Sonne freuten wir uns halt über fehlende Mücken.


                                                                                                                    Zwangspause an der Waldautobahn

                                                                                                                    Wir wollten nicht sein wie Hagen aus Wagners Götterdämmerung: Frühalt, fahl und bleich, hass‘ ich die Frohen, freue mich nie! Oh nein, wir waren Siegfried: Lachend in liebender Brunst, brennt er lodernd dahin. Genau so sind wir durch den Park gelaufen dieses Jahr. Arglos, sorglos, übermütig, kraftvoll und mit wehenden Fahnen. Was wir am meisten vermissten: Handschuhe und die liebliche Sonne natürlich. Was wir gar nicht gebraucht haben: Mückenmittel. Wir werden in Zukunft immer beides mitnehmen, egal wann wir hinfahren. Vermutlich wird immer nur eines von beidem zum Einsatz kommen – aber so sind wir auf alles vorbereitet. Was wir am meisten benutzten: unsere Gamaschen. Diese lästigen Dinger wollte ich fast schon zu Hause lassen, denn die Jahre zuvor haben wir sie niemals gebraucht. Jetzt aber war es so oft so feucht und morastig, dass wir sie fast täglich über die Hosen zogen. Neben ihrem Schutz vor der Nässe waren sie auch noch warm. Bis zu den Knien waren wir immer bestens versorgt.

                                                                                                                    Ich persönlich fand natürlich die endlosen Tage toll. Diese Zeitlosigkeit hat die Tour sehr entspannt gemacht. Für mich ein Grund, wieder hinzufahren, etwas später im Jahr, wenn der Winter verjagt ist.


                                                                                                                    Hanni studiert die Karte

                                                                                                                    Stef und ich kamen aber auch zu dem Schluss, dass wir auf dieser schmerzarmen Tour nicht richtig ausgelastet waren. Das hatten wir zwar genauso gewollt, wir wollten keine Hetzjagden durch wildes Gelände – jetzt aber wollen wir mehr. Wir wollen mehr sehen vom Park, vor allem die Regionen im Osten reizen uns sehr.


                                                                                                                    Blick nach Osten. Die Visionen sind geweckt.

                                                                                                                    Also müssen wir entweder länger bleiben oder weiter laufen. Wir müssen es schon machen wie die Finnen: früher aufstehen, weitere Strecken zurücklegen und mittags ordentlich was zusammenkochen, damit wir gut über den Tag kommen. Der Gang durch Weglosigkeiten über die atemberaubenden Weiten der Fjälls soll noch mehr Gewicht und Gestalt bekommen.


                                                                                                                    Gucken bis der Arzt kommt

                                                                                                                    Und auch wenn ich die Hütten liebe, wir wollen uns unabhängiger machen von Hüttenromantik und –komfort.


                                                                                                                    Suomunruoktu

                                                                                                                    Auf Unwegen werden wir wandeln und unter Zeltplanen ruhen, bis wir uns sattgelüstet haben an Stille und Grenzenlosigkeit. An diesem Gefühl winzig zu sein und dennoch bedeutend. Die zweite Option, länger zu bleiben, steht natürlich auch zur Debatte. Dann allerdings müssten wir mehr Essen schleppen oder den Gürtel enger schnallen.



                                                                                                                    Vielleicht machen wir auch beides? Weiter laufen und länger bleiben? Mit Tagen dazwischen wo wir uns vollends treiben lassen. Das hielte ich eigentlich für einen ganz ausgezeichneten Plan. Ob wir es schaffen, ihn durchzuziehen? Wir wissen es nicht, aber wir träumen davon. Und es ist nie verkehrt, einen guten Traum zu haben.



                                                                                                                    Euch allen danke ich für's Mitkommen! Es war mir ein großes Vergnügen, mit Euch die Tour noch mal zu erleben. Ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen. Gehabt Euch wohl, träumt, lacht, denkt nach, verändert und lebt!

                                                                                                                    Bis denne
                                                                                                                    Sylvie
                                                                                                                    Zuletzt geändert von Sylvie; 05.08.2018, 15:44.

                                                                                                                    Kommentar


                                                                                                                    • Dogmann
                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                      • 27.09.2015
                                                                                                                      • 1022
                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                      #59
                                                                                                                      AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                                      Hallo Sylvie, gut gemacht, hast mich doch wirklich zum Ende noch mal unverhofft zum schmunzeln gebracht!
                                                                                                                      Toller Bericht, gelungen bis ins letzte , danke fürs mitnehmen, hat wirklich Spaß gemacht, auh die Pausen rücklinks kenne ich gut
                                                                                                                      Bis zum nächsten mal...........

                                                                                                                      Lg Michael
                                                                                                                      Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

                                                                                                                      Kommentar


                                                                                                                      • Sylvie
                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                        • 20.08.2015
                                                                                                                        • 361
                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                        #60
                                                                                                                        AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                                        Vielen Dank lieber Michael!
                                                                                                                        Ja. Manche Dinge begreift man nur unterwegs und manche Dinge begreift man nur in den Pausen. Deshalb ist beides so wichtig.
                                                                                                                        LG
                                                                                                                        Sylvie

                                                                                                                        Kommentar


                                                                                                                        • TARunner
                                                                                                                          Gerne im Forum
                                                                                                                          • 17.02.2016
                                                                                                                          • 66
                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                          #61
                                                                                                                          AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                                          Vielen Dank für die tollen Berichte vom UKK.
                                                                                                                          Ich habe gerade alle 4 "verschlungen"!

                                                                                                                          Wie wollen im Sept auch dahin und bin ich gerade schon am planen wie/wo wir lang wollen. Vielleicht starten wir von Kemihaara aber die Organisation/Logistik ist da wohl recht schwer, mal schauen...

                                                                                                                          Danke nochmals!

                                                                                                                          Kommentar


                                                                                                                          • Spartaner
                                                                                                                            Lebt im Forum
                                                                                                                            • 24.01.2011
                                                                                                                            • 5056
                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                            #62
                                                                                                                            AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                                            Schön zu lesen, dein Bericht. Ich bin erst jetzt darüber gestolpert.

                                                                                                                            Zitat von Sylvie Beitrag anzeigen
                                                                                                                            Der Finnenpapa lächelt sein breites, offenes Finnenlächeln und ich bemerke, wie ich anfange, die Finnen in Schubladen stecken zu wollen.
                                                                                                                            Ich stecke auch gerne in Schubladen, und da landet der Finnenpapa bei den Nachfahren der Schweden, die an der Südküste Finnlands auch einen größeren Anteil an der Gesamtpopulation ausmacht.

                                                                                                                            Zitat von Sylvie Beitrag anzeigen
                                                                                                                            Ich weiß nicht, ob die Bergmannsche Regel auf Selektion beruht. Sie besagt ja erst mal nur, dass Organismen in kalten Gebieten größer sind. Ob dieser Größenunterschied durch Selektion oder genetischer Drift entstand, habe ich nirgendwo gefunden. Da sie aber generell für Warmblüter gilt, scheint es mir plausibel zu sein, dass es ein echter selektiver Prozess war.

                                                                                                                            Andererseits, die Samen, die ja schon viel früher dort oben siedelten, sind kleiner. Bei ihnen vermutet man (eine Hypothese von mehreren), dass ihre eher asiatischen Merkmale eher durch Gendrift sich durchgesetzt haben: also, eine relativ kleine Gründerpopulation mit überproportional vielen Individuen mit eher asiatischen Merkmalen hat sich dort oben angesiedelt und lebte über Jahrtausende isoliert. Die asiatischen Merkmale wurden so überproportional häufig in der Population weitergegeben und haben sich so manifestiert - ganz ohne Selektionsdruck.

                                                                                                                            Das Gleiche könnte sehr viel später auch mit einer Recken-Gründerpopulation mit zufällig überproportional vielen großen Menschen passiert sein. Große Menschen sollen ja auch generell mutiger sein und keine Angst haben vor wilden fremden Gegenden. Die sind da hochgewandert, haben sich vermehrt, die Größe blieb. Man weiß es nicht. Mir persönlich gefällt aber die Selektionsdrucktheorie besser, weil sie so schön kausal ist.

                                                                                                                            Fakt ist: Man sieht in diesem Park diese großen Menschen in großer Zahl. Ich möchte fast sagen überproportional viel. Die Lust nach Abenteuern scheint noch immer in den Recken zu wohnen.
                                                                                                                            Zitat von Sylvie Beitrag anzeigen
                                                                                                                            Auch der Finnenpapa will mit seinen Zöglingen hoch auf den Berg. Zur Eile muss er sie nicht antreiben. Ich staune ziegelsteingroße Bauklötzer, als ich sehe, wie organisiert die drei Kinder sind. Sie wissen genau, wo ihre Sachen sind, sie machen selbständig ihr Essen, sie packen ruhig und besonnen alles zusammen und zack – sind sie startklar. Sie lieben das Wandern ...Es gibt noch drei weitere Sprösslinge im finnischen Wanderheldenclan. Bestimmt sind die Kleinen genauso zauberhaft wie seine Großen hier: blond, blauäugig, etwas schüchtern und mit wunderschönen, graden, klaren Gesichtern.
                                                                                                                            Der Treiber ist vor allem die sexuelle Selektion gewesen (die Vergangenheitsform ist hier ganz bewusst gewählt). Die hat in einem begrenzten, früher relativ isolierten Gebiet (Südschweden) zu einer einzigartigen Population geführt "blond, blauäugig, etwas schüchtern und mit wunderschönen, graden, klaren Gesichtern.", die anschließend im Zuge mehrerer Auswanderungswellen recht erfolgreich in ganz Europa siedelten (gotische Besiedlung Norddeutschlands, Polens, Baltikums, viel später dann Völkerwanderungen bis auf die Krim, Balkan, Rom, Frankreich, Spanien, Nordafrika, wieder später Wikingerbesiedlung Russland, England, Normandie). Im Mittelalter war ein großer Teil des gesamten europäischen Adels von germanischer Abstammung, auch in Spanien, Portugal, Kroatien, Sizilien und anderen Ländereien, von denen man das erstmal nicht vermutet. Sie unterschieden sich von der übrigen Wohnbevölkerung in Südeuropa durch ihr "blaues Blut".
                                                                                                                            Lange Zeit waren auch blonde Frauen ein Exportschlager der Südschweden, begehrt zB am Hof von Konstantinopel und anderswo.

                                                                                                                            Kommentar


                                                                                                                            • Sylvie
                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                              • 20.08.2015
                                                                                                                              • 361
                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                              #63
                                                                                                                              AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                                              Zitat von TARunner Beitrag anzeigen
                                                                                                                              Vielen Dank für die tollen Berichte vom UKK.
                                                                                                                              Ich habe gerade alle 4 "verschlungen"!

                                                                                                                              Wie wollen im Sept auch dahin und bin ich gerade schon am planen wie/wo wir lang wollen. Vielleicht starten wir von Kemihaara aber die Organisation/Logistik ist da wohl recht schwer, mal schauen...

                                                                                                                              Danke nochmals!
                                                                                                                              Vielen Dank TARunner. Ohhh... vom Südosten des Parks träume ich schon lange. Wie wollt Ihr dorthin kommen? Reist Ihr mit dem Auto an? Sag mal bitte dringend Bescheid, wenn Ihr eine Lösung gefunden habt. LG und viel Spaß. Im Herbst ist es dort am schönsten.
                                                                                                                              Sylvie

                                                                                                                              Kommentar


                                                                                                                              • TARunner
                                                                                                                                Gerne im Forum
                                                                                                                                • 17.02.2016
                                                                                                                                • 66
                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                #64
                                                                                                                                AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                                                Zitat von Sylvie Beitrag anzeigen
                                                                                                                                Vielen Dank TARunner. Ohhh... vom Südosten des Parks träume ich schon lange. Wie wollt Ihr dorthin kommen? Reist Ihr mit dem Auto an? Sag mal bitte dringend Bescheid, wenn Ihr eine Lösung gefunden habt. LG und viel Spaß. Im Herbst ist es dort am schönsten.
                                                                                                                                Sylvie
                                                                                                                                Hi,
                                                                                                                                genau dies ist mein Problem gerade, wir kommen mit den öffentlichen (kein Mietwagen), d.h. über Rovaniemi, Kemijärvi, Savukoski nach Kemihaaran. Das letzte Stück wohl nur dem Taxi. Und den Anbieter welchen ich gefunden habe (http://www.korvatunturintaksi.fi/) muss ich noch anrufen, wie das dann funktioniert...

                                                                                                                                Insgesamt ist die Anreise damit deutlich länger/komplizierter als einfach nach IVL mit dem Flugzeug. Wenn ich keine gute/schnelle Verbindung finde, dann wird es wohl auch ein Start/Ende in Saariselkä/Kiilopää werden.

                                                                                                                                Aber dann plane ich zumindest bis nach Tahvontupa als südöstlichsten Punkt zu laufen. Dies sollte in einer groben Route Kivipää, Porttikoski, Luton silta, Anterin pyöräparkki, Tahvontupa (sprich am Nordrand des Parks nach Osten und dann an der Grenze nach Süden) machbar sein. Und dann wieder zurück.

                                                                                                                                Mal schauen, ich berichte was es werden wird...
                                                                                                                                Grüße!

                                                                                                                                Kommentar


                                                                                                                                • hc-waldmann
                                                                                                                                  Dauerbesucher
                                                                                                                                  • 19.07.2004
                                                                                                                                  • 549
                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                  #65
                                                                                                                                  AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                                                  Zitat von TARunner Beitrag anzeigen
                                                                                                                                  Dies sollte in einer groben Route Kivipää, Porttikoski, Luton silta, Anterin pyöräparkki, Tahvontupa (sprich am Nordrand des Parks nach Osten und dann an der Grenze nach Süden) machbar sein. Und dann wieder zurück.
                                                                                                                                  Moin, war September/Oktober 2018 dort, 6 Wochen, davor auch schon 3x. Also AN DER GRENZE nach Süden würd ich mir echt überlegen, das ist die quad-strasse der finnischen Grenztruppen. Langweilig & hässlich, geht kurz bis vor das Anterin lavvu. Wenn du die LETZTE Abzweigung VOR der Straße nimmst (an der rippusilta bei Raja Jooseppi also nicht direkt weiter auf dem Weg, sondern rechts geht unmittelbar an der Brücke ein Weg ab), kannst du die Hälfte Strasse sparen und in der Kiertamäjärvi autiotupa komfortabel nächtigen. Danach allerdings Strasse. Die Grenze ist aufgerissene Landschaft, lauf lieber weiter innen.

                                                                                                                                  Tip 1: Bieg lieber noch eins vorher ab und lauf die Muorra lang, sehr schön, war der schönste im UKK bisher, Hütte Jyrkkevarra und Muorravarranruokto. Letztere ist quasi ein Knotenpunkt, kannst dann weiter nach Süden, Vongoiva, oder strikt west übers Fjell zur Hammaskuru, und via dem unvermeidlichen Luirojärvi auf zig Arten wieder nach Kiilopää.

                                                                                                                                  Tip 2: Wenn du die basic zone schon kennst und das Anlaufen ab Kiilopää zu langweilig findest: ab Buszentrale Ivalo (neben dem Kultahippu Hotel) kann man einen russisches Taxi bis Raja Jooseppi nehmen (i.d.R. ein Gefährt im Stil eines VW-Bus, der dann bis Murmansk weiter fährt), kostet um die 30 EUR und ist über die Tourst Info buchbar). Ich bin letztes Jahr vom Parkplatz Aittajärvi losgelaufen, das tun die meisten Einheimischen, also hitchhike oder Taxi (35 km nach finnischem Tarif sind aber teuer!), Vorteil: genau in der Mitte der Ost-West-Achse des Parks, du kommst überall hin von dort.

                                                                                                                                  Tip 3: Handy-Empfang geht gegen null je näher du der Grenze kommst (falls du das als Navi einsetzt).

                                                                                                                                  HTH
                                                                                                                                  hc-waldmann
                                                                                                                                  fortis ac vehemens, tunc pulcherrime patiens, apta temporibus (Seneca / de vita beata III, 3)

                                                                                                                                  Kommentar


                                                                                                                                  • TARunner
                                                                                                                                    Gerne im Forum
                                                                                                                                    • 17.02.2016
                                                                                                                                    • 66
                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                    #66
                                                                                                                                    AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                                                    Zitat von hc-waldmann Beitrag anzeigen
                                                                                                                                    Moin, war September/Oktober 2018 dort, 6 Wochen, davor auch schon 3x. Also AN DER GRENZE nach Süden würd ich mir echt überlegen, das ist die quad-strasse der finnischen Grenztruppen. Langweilig & hässlich, geht kurz bis vor das Anterin lavvu. Wenn du die LETZTE Abzweigung VOR der Straße nimmst (an der rippusilta bei Raja Jooseppi also nicht direkt weiter auf dem Weg, sondern rechts geht unmittelbar an der Brücke ein Weg ab), kannst du die Hälfte Strasse sparen und in der Kiertamäjärvi autiotupa komfortabel nächtigen. Danach allerdings Strasse. Die Grenze ist aufgerissene Landschaft, lauf lieber weiter innen.

                                                                                                                                    Tip 1: Bieg lieber noch eins vorher ab und lauf die Muorra lang, sehr schön, war der schönste im UKK bisher, Hütte Jyrkkevarra und Muorravarranruokto. Letztere ist quasi ein Knotenpunkt, kannst dann weiter nach Süden, Vongoiva, oder strikt west übers Fjell zur Hammaskuru, und via dem unvermeidlichen Luirojärvi auf zig Arten wieder nach Kiilopää.

                                                                                                                                    Tip 2: Wenn du die basic zone schon kennst und das Anlaufen ab Kiilopää zu langweilig findest: ab Buszentrale Ivalo (neben dem Kultahippu Hotel) kann man einen russisches Taxi bis Raja Jooseppi nehmen (i.d.R. ein Gefährt im Stil eines VW-Bus, der dann bis Murmansk weiter fährt), kostet um die 30 EUR und ist über die Tourst Info buchbar). Ich bin letztes Jahr vom Parkplatz Aittajärvi losgelaufen, das tun die meisten Einheimischen, also hitchhike oder Taxi (35 km nach finnischem Tarif sind aber teuer!), Vorteil: genau in der Mitte der Ost-West-Achse des Parks, du kommst überall hin von dort.

                                                                                                                                    Tip 3: Handy-Empfang geht gegen null je näher du der Grenze kommst (falls du das als Navi einsetzt).

                                                                                                                                    HTH
                                                                                                                                    hc-waldmann
                                                                                                                                    Hi,

                                                                                                                                    danke für die ausführlichen Tipps! Ich war bisher noch nicht im UKK, aber aufgrund der Zahl der "Wiederholungstäter" ist es wohl die richtige Entscheidung...

                                                                                                                                    Ich hatte den Abschnitt an der Grenze wie folgt geplant:
                                                                                                                                    https://www.komoot.de/tour/58147223
                                                                                                                                    und
                                                                                                                                    https://www.komoot.de/tour/58148807

                                                                                                                                    Also zunächst wie von dir empfohlen an der Kiertamäjärvi autiotupa vorbei und dann den Grenzweg entlang. Wenn allerdings die Grenzgegend nicht so schön ist, dann weiche ich dann doch ins Innere aus.

                                                                                                                                    Kennst Du zufällig die Ecke zwischen Anterinmukka und Vongoiva (und weiter bis Tahvontupa)? Also diesen "Weg": https://www.komoot.de/tour/58026741

                                                                                                                                    Danke für den Hinweis mit Handy Empfang, allerdings ist die Navigation (mit offline Karten) unabhängig vom Handyempfang. Für den Notfall habe ich sowieso zusätzlich einen PLB dabei.

                                                                                                                                    Danke nochmals für die ausführlichen Tipps!
                                                                                                                                    Grüße!

                                                                                                                                    Kommentar


                                                                                                                                    • Sylvie
                                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                                      • 20.08.2015
                                                                                                                                      • 361
                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                      #67
                                                                                                                                      AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                                                      Zitat von TARunner Beitrag anzeigen
                                                                                                                                      Hi,

                                                                                                                                      Aber dann plane ich zumindest bis nach Tahvontupa als südöstlichsten Punkt zu laufen. Dies sollte in einer groben Route Kivipää, Porttikoski, Luton silta, Anterin pyöräparkki, Tahvontupa (sprich am Nordrand des Parks nach Osten und dann an der Grenze nach Süden) machbar sein. Und dann wieder zurück.

                                                                                                                                      Mal schauen, ich berichte was es werden wird...
                                                                                                                                      Grüße!
                                                                                                                                      Diese Route klingt ziemlich ambitioniert. Wie lange wollt Ihr bleiben?

                                                                                                                                      Viel Gruß
                                                                                                                                      Sylvie

                                                                                                                                      Kommentar


                                                                                                                                      • Sylvie
                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                        • 20.08.2015
                                                                                                                                        • 361
                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                        #68
                                                                                                                                        AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                                                        Zitat von hc-waldmann Beitrag anzeigen
                                                                                                                                        Moin, war September/Oktober 2018 dort, 6 Wochen, davor auch schon 3x. Also AN DER GRENZE nach Süden würd ich mir echt überlegen, das ist die quad-strasse der finnischen Grenztruppen. Langweilig & hässlich, geht kurz bis vor das Anterin lavvu. Wenn du die LETZTE Abzweigung VOR der Straße nimmst (an der rippusilta bei Raja Jooseppi also nicht direkt weiter auf dem Weg, sondern rechts geht unmittelbar an der Brücke ein Weg ab), kannst du die Hälfte Strasse sparen und in der Kiertamäjärvi autiotupa komfortabel nächtigen. Danach allerdings Strasse. Die Grenze ist aufgerissene Landschaft, lauf lieber weiter innen.


                                                                                                                                        HTH
                                                                                                                                        hc-waldmann
                                                                                                                                        Danke hc-waldmann für dieses Statement hier.
                                                                                                                                        Genau diese Grenzstraße hat uns bisher auch immer abgehalten, uns im Süden rumzutreiben. Dazu der endlos lange Weg außen rum... man muss ja irgendwie erst mal hinkommen. Und dann sollte man, wenn ich mich recht erinnere, weit genug nach Osten fahren, weil im Westen ist das Gebiet sumpfig/mückig.

                                                                                                                                        Deinen Bericht vom UKK kenne ich noch nicht. Den werde ich mir gleich mal reinziehen.

                                                                                                                                        Ich grüße herzlich
                                                                                                                                        Sylvie

                                                                                                                                        Kommentar


                                                                                                                                        • TARunner
                                                                                                                                          Gerne im Forum
                                                                                                                                          • 17.02.2016
                                                                                                                                          • 66
                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                          #69
                                                                                                                                          AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                                                          Zitat von Sylvie Beitrag anzeigen
                                                                                                                                          Diese Route klingt ziemlich ambitioniert. Wie lange wollt Ihr bleiben?

                                                                                                                                          Viel Gruß
                                                                                                                                          Sylvie
                                                                                                                                          Leider nur 12 Tage, aber mehr Essen kann/will ich nicht schleppen...

                                                                                                                                          Sind z.Z. ca. 200km geplant und wir fangen auch nicht erst um 14.00 Uhr mit den Tagesetappen an...

                                                                                                                                          Schade, dass die Bilder in hc-waldmann Berichten nicht mehr dargestellt werden.

                                                                                                                                          Kommentar


                                                                                                                                          • hc-waldmann
                                                                                                                                            Dauerbesucher
                                                                                                                                            • 19.07.2004
                                                                                                                                            • 549
                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                            #70
                                                                                                                                            AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                                                            Zitat von TARunner Beitrag anzeigen

                                                                                                                                            Schade, dass die Bilder in hc-waldmann Berichten nicht mehr dargestellt werden.
                                                                                                                                            Da kann ich helfen :-)
                                                                                                                                            https://www.theoretische-psychologie.uni-bremen.de/html_1/travel.html

                                                                                                                                            LG HCW
                                                                                                                                            fortis ac vehemens, tunc pulcherrime patiens, apta temporibus (Seneca / de vita beata III, 3)

                                                                                                                                            Kommentar


                                                                                                                                            • Sylvie
                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                              • 20.08.2015
                                                                                                                                              • 361
                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                              #71
                                                                                                                                              AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                                                              [QUOTE=hc-waldmann;1735202]Moin,
                                                                                                                                              Tip 2: Wenn du die basic zone schon kennst und das Anlaufen ab Kiilopää zu langweilig findest: ab Buszentrale Ivalo (neben dem Kultahippu Hotel) kann man einen russisches Taxi bis Raja Jooseppi nehmen (i.d.R. ein Gefährt im Stil eines VW-Bus, der dann bis Murmansk weiter fährt), kostet um die 30 EUR und ist über die Tourst Info buchbar). Ich bin letztes Jahr vom Parkplatz Aittajärvi losgelaufen, das tun die meisten Einheimischen, also hitchhike oder Taxi (35 km nach finnischem Tarif sind aber teuer!), Vorteil: genau in der Mitte der Ost-West-Achse des Parks, du kommst überall hin von dort.


                                                                                                                                              HTH
                                                                                                                                              hc-waldmann[/QUOTE

                                                                                                                                              Hallo Hans-Christian,
                                                                                                                                              die Variante mit dem Russentaxi ab Ivalo gefällt mir. Aber wo kriegst Du das Gas her?
                                                                                                                                              LG Sylvie

                                                                                                                                              Kommentar


                                                                                                                                              • hc-waldmann
                                                                                                                                                Dauerbesucher
                                                                                                                                                • 19.07.2004
                                                                                                                                                • 549
                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                #72
                                                                                                                                                AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                                                                Zitat von Sylvie Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                die Variante mit dem Russentaxi ab Ivalo gefällt mir. Aber wo kriegst Du das Gas her?
                                                                                                                                                LG Sylvie
                                                                                                                                                Falls du Gas für den Kocher meinst. Stechkartuschen im S-Market direkt beim Taxistand, Gaskartuschen mit Schraubgewinde in dem Outdoor/Landhandel neben dem R-Kioski direkt gegenüber an der E75, Westseite. Die TI weiß mehr.

                                                                                                                                                Falls du Gas fürs Taxi nach Russland meinst: ich bin mir unschlüssig, womit dieses Gefährt betrieben wurde. Es war definitiv Vodka beteiligt. Ich erinnere mich auch daran, dass ich die Anzahl der Räder nicht sicher bestimmen konnte und dass das Lenkrad nicht rund war. Es hatte jede Menge Hebel vom Boden abgehend und ein dashboard wie auf der Orion (abzüglich Bügeleisen). Für zumindest eine Gas-Heizung sprach die Sauna-Temperatur im Inneren, mit Daueraufguss durch ultrasüßes Parfum des Fahrers. Kurz vor der Grenze stand ein Schild in russisch "Hier keine Autos demontieren und abstellen" (Foto unten), woneben mehrere Schrottautos mit verstörender Ähnlichkeit zu meinem Taxi aufgetürmt waren (N 68°20'37.4". O 28°27'24,11").

                                                                                                                                                Zuletzt geändert von hc-waldmann; 08.03.2019, 10:01.
                                                                                                                                                fortis ac vehemens, tunc pulcherrime patiens, apta temporibus (Seneca / de vita beata III, 3)

                                                                                                                                                Kommentar


                                                                                                                                                • Sylvie
                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                  • 20.08.2015
                                                                                                                                                  • 361
                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                  #73
                                                                                                                                                  AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                                                                  Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                  Schön zu lesen, dein Bericht. Ich bin erst jetzt darüber gestolpert.


                                                                                                                                                  Ich stecke auch gerne in Schubladen, und da landet der Finnenpapa bei den Nachfahren der Schweden, die an der Südküste Finnlands auch einen größeren Anteil an der Gesamtpopulation ausmacht.





                                                                                                                                                  Der Treiber ist vor allem die sexuelle Selektion gewesen (die Vergangenheitsform ist hier ganz bewusst gewählt). Die hat in einem begrenzten, früher relativ isolierten Gebiet (Südschweden) zu einer einzigartigen Population geführt "blond, blauäugig, etwas schüchtern und mit wunderschönen, graden, klaren Gesichtern.", die anschließend im Zuge mehrerer Auswanderungswellen recht erfolgreich in ganz Europa siedelten (gotische Besiedlung Norddeutschlands, Polens, Baltikums, viel später dann Völkerwanderungen bis auf die Krim, Balkan, Rom, Frankreich, Spanien, Nordafrika, wieder später Wikingerbesiedlung Russland, England, Normandie). Im Mittelalter war ein großer Teil des gesamten europäischen Adels von germanischer Abstammung, auch in Spanien, Portugal, Kroatien, Sizilien und anderen Ländereien, von denen man das erstmal nicht vermutet. Sie unterschieden sich von der übrigen Wohnbevölkerung in Südeuropa durch ihr "blaues Blut".
                                                                                                                                                  Lange Zeit waren auch blonde Frauen ein Exportschlager der Südschweden, begehrt zB am Hof von Konstantinopel und anderswo.
                                                                                                                                                  Hab vielen Dank Spartaner, für Deine äußerst interessanten Ausführungen. Ich bin erst jetzt dazu gekommen, auch Deine Links zu verfolgen. Es ploppen hier für mich mehrere Fragen auf. Du meinst also, die Finnen sind nicht direkt von Südschweden eingewandert, sondern haben den Umweg übers Baltikum genommen, also Norddeutschland, Polen, dann die baltischen Staaten, Russland bis sie schließlich in Suomis Schoß gelandet sind? Dagegen spricht massiv, dass finnisch zur uralischen Sprachfamilie gehört und nicht zur indogermanischen. Die haben bestimmt nicht hinterm Ural kurz halt gemacht, um sich diese äußerst fremdartige Sprache anzueignen und sie fortan zu sprechen.

                                                                                                                                                  Eine Vermischung mit den Russen erscheint mir da wahrscheinlicher. Die echten Russen sollen ja auch eher weißblond oder rotweißblond und eher reckenhaft sein, woher kommt nun dies? Mein Finnenpapa schien mir russisch...er hatte dieses breite Lächeln und hohe Wangenknochen. Da er beglatzt war, kann ich leider über die Haarfarbe wenig aussagen. Er kann als Vater seiner Kinder blond gewesen sein, muss aber nicht.
                                                                                                                                                  Bei der sexuellen Selektion bin ich bei Dir, ich würde sie aber als Teil des gesamten Selektionsprozesses betrachten. Die sexuelle Selektion sorgt für erfolgreiche Reproduktion, aber wenn die erfolgreichen Recken nur Kinder gezeugt hätten, die physisch unterlegen sind, hätten sie eventuell das eigene Zeugungsalter gar nicht erreicht oder wären spätestens hier sexuell ausgemustert worden. Dann wären diese Merkmale, hoher Wuchs usw. nach ein paar Generationen ausgemendelt worden. Und blond vererbt sich rezessiv. Es wird immer vom Dunklen übertönt. Die müssen also eine Zeitlang unter sich gewesen sein, um dieses Merkmal stabil über die Generationen hinweg zu etablieren. Das wiederum würde eher für genetischen Drift sprechen. Vielleicht war es beides?

                                                                                                                                                  Danke, dass Du mich derart erhelltest.

                                                                                                                                                  LG Sylvie
                                                                                                                                                  Zuletzt geändert von Sylvie; 11.03.2019, 00:48.

                                                                                                                                                  Kommentar


                                                                                                                                                  • Sylvie
                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                    • 20.08.2015
                                                                                                                                                    • 361
                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                    #74
                                                                                                                                                    AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                                                                    Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen

                                                                                                                                                    Der Treiber ist vor allem die sexuelle Selektion gewesen (die Vergangenheitsform ist hier ganz bewusst gewählt). Die hat in einem begrenzten, früher relativ isolierten Gebiet (Südschweden) zu einer einzigartigen Population geführt "blond, blauäugig, etwas schüchtern und mit wunderschönen, graden, klaren Gesichtern.", die anschließend im Zuge mehrerer Auswanderungswellen recht erfolgreich in ganz Europa siedelten (gotische Besiedlung Norddeutschlands, Polens, Baltikums, viel später dann Völkerwanderungen bis auf die Krim, Balkan, Rom, Frankreich, Spanien, Nordafrika, wieder später Wikingerbesiedlung Russland, England, Normandie).
                                                                                                                                                    Hah Spartaner,
                                                                                                                                                    Du hast gemacht, dass ich das alles noch mal nachgelesen habe. Und Du hast Recht: in der Tat gab es eine kräftige Durchmischung von Finnen und Schweden, das war aber erst später, lange nachdem die Finnen über die Ostsee oder über Russland eingewandert waren. Ihre Sprache hatten sie also schon mitgebracht von hinterm Ural. Diese Durchmischung war so stark, dass der Genpool der Finnen gewissermaßen indoeuropäisiert wurde, wie ich auf Wiki las. 80 % der Finnengene scheinen heute demnach skandinavisch/indogermanischer Natur zu sein. Dennoch ist es erstaunlich, wie sich ein rezessives Merkmal (bond) so durchsetzen konnte. Der Selektionsvorteil, der herrschte, war aber anscheinend nicht die Hühnenhaftigkeit der blonden Recken, sondern ihre helle Haut, die mit dem hellen Haar gekoppelt vererbt wird. Diese sorgte für eine bessere Vitamin D-Produktion in den lichtarmen Breiten des Nordens. Und meine These des Ausmendelns stimmt auch nicht ganz, der Prozess, dass bestimmte Eigenschaften im Laufe der Evolution wieder verloren gehen, passiert nur, wenn auch hier wieder ein Selektionsdruck dafür vorherrscht, sprich, wenn es vorteilhaft gewesen wäre, nicht die blonden Gene in sich zu tragen und entsprechend zu vererben. Ich aber glaubte, dass ein Vorteil vorhanden sein muss, sie zu haben, stimmt aber nicht, es darf nur kein Nachteil vorhanden sein durch sie. Also erfolgte eine gute genotypische Etablierung dieser Eigenschaften, auch wenn sie im Außen, im Phänotyp nur bei reinerbig Blonden sichtbar wird.

                                                                                                                                                    Was habe ich wieder alles hier gelernt. Unglaublich ist das.
                                                                                                                                                    Viele Grüße
                                                                                                                                                    Sylvie

                                                                                                                                                    Kommentar


                                                                                                                                                    • Sylvie
                                                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                                                      • 20.08.2015
                                                                                                                                                      • 361
                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                      #75
                                                                                                                                                      AW: [FI] Lappland im Sommer: Action in der Wetterkiste

                                                                                                                                                      Zitat von hc-waldmann Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                      Falls du Gas für den Kocher meinst. Stechkartuschen im S-Market direkt beim Taxistand, Gaskartuschen mit Schraubgewinde in dem Outdoor/Landhandel neben dem R-Kioski direkt gegenüber an der E75, Westseite. Die TI weiß mehr.

                                                                                                                                                      Falls du Gas fürs Taxi nach Russland meinst: ich bin mir unschlüssig, womit dieses Gefährt betrieben wurde. Es war definitiv Vodka beteiligt. Ich erinnere mich auch daran, dass ich die Anzahl der Räder nicht sicher bestimmen konnte und dass das Lenkrad nicht rund war. Es hatte jede Menge Hebel vom Boden abgehend und ein dashboard wie auf der Orion (abzüglich Bügeleisen). Für zumindest eine Gas-Heizung sprach die Sauna-Temperatur im Inneren, mit Daueraufguss durch ultrasüßes Parfum des Fahrers. Kurz vor der Grenze stand ein Schild in russisch "Hier keine Autos demontieren und abstellen" (Foto unten), woneben mehrere Schrottautos mit verstörender Ähnlichkeit zu meinem Taxi aufgetürmt waren (N 68°20'37.4". O 28°27'24,11").

                                                                                                                                                      Danke Dir Hans-Christian. Ich hab dolle gelacht. Ein Russentaxi mit Gas bestücken zu wollen, hielte ich für ein aberwitziges Unterfangen. Aber man soll niemals nie sagen.... wer weiß schon, welchem Aberwitz man sich noch alles stellen muss. Wir denken jedenfalls stark über diese Variante nach für unsere diesjährige Sommertour. Ajttajärvi hat den Charme, dass man sofort mittendrin ist im finnischen Märchenwald.

                                                                                                                                                      Viele Grüße
                                                                                                                                                      Sylvie

                                                                                                                                                      Kommentar