• Antracis
    Fuchs
    • 29.05.2010
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    [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 65.581812601
    Längengrad 13.074279776
    Land: Norwegen

    Reisezeit: Juli 2017

    Region: Skandinavien/Nordeuropa










    Hoch oben über dem Lomsdal-Visten Nationalpark räkelte sich Odin auf seinem Thron und langweilte sich göttlich. Eben noch hatte er einen kräftigen Schwall aus dem Starkregenkrug über der Region Bergen ausgegossen, und der Vormittag war genutzt worden, um der Finnmark endlich mal wieder eine Mückenplage zu spendieren. Die Arbeit bot manchmal wenig Abwechslung, aber man musste schließlich seinen Prinzipien treu bleiben. Und so hatte er die letzten 4 Wochen hauptsächlich damit verbracht, Unmengen an Regen über den nordischen Ländern niedergehen zu lassen.

    Eigentlich war das Wetter ja Thors Job. Der bolzte aber in letzter Zeit offensichtlich lieber mit der Midgardschlange herum oder besoff sich mit den Riesen derart heftig, dass man bei jedem Versuch eines Donnerschlages Angst um ihn haben musste. Und letztlich war man als Chef halt am Ende für alles verantwortlich.

    Routiniert beobachtete er seit kurzem das Wandererpärchen, das weit unten gestikulierend vor dem reißenden Fluss stand. Mit regloser Miene lies er seinen Blick über die vielen, gut gefüllten Regenkrüge und die vom häufigen Gebrauch zerbeulten Windbleche, welche das Regal zu seiner Linken füllten, streifen und sein Mund formte nur andeutungsweise ein spöttisches Lächeln, als er der verstaubten Sonnenscheibe gewahr wurde. Nachdenklich rieb er sich die juckende Aufgenhöhle. Nein, leicht war dieser Job wahrlich nicht. Vor allem musste man immer so viele Entscheidungen treffen. Er seufzte.

    Plötzlich blieb sein Blick an einem deplatziert wirkenden, einsamen Würfelbecher hängen. Vermutlich hatte ihn Thor dort nach seinem letzten Saufgelage stehen lassen. Toll, jetzt durfte er dem Kerl auch noch sein Zeug hinterherräu...Er stutzte, griff den Becher, und lies die Würfel klappern. Hm, vielleicht ja zur Abwechslung mal den Zufall entscheiden lassen ? Sofort verfinsterte sich seine Miene wieder. Wirklich kapiert hatte er nämlich ja nie, was dieser Zufall eigentlich war und wie er funktionierte. Dabei war das Abhängen in der Weltesche alles andere als lustig gewesen. Und das war nun alles ?

    Er seufzte nochmals, nahm schließlich den Becher in beide Hände, schielte mit dem verbliebenen Auge kurz auf die versifften Würfel, verschloss dann den Becher und würfelte eine...





    Prolog


    Zugegeben waren unsere Erwartungen an die diesjährige Tour etwas gedämpft. Die Schneemassen des Winters hatten unsere Pläne für eine Rückkehr ins Børgefjell, wo wir letztes Jahr eine traumhafte Tour erleben durften, buchstäblich unter sich begraben und unsere Alternatividee einer Gourmet-Tour im Saltfjell, wohin wir nach 2011 und 2014 wieder zurückkehren wollten, drohte von der Schneeschmelze hinweggespült zu werden.

    Als Notfallplan fassten wir das küstennahe golfstromverwöhnte Lomsdal-Visten ins Auge, wo wir bereits 2015 eine schöne Tour unternommen hatten, von der allerdings bei sehr mässigem Wetter, vereitelten Plänen und Routenänderungen nicht nur gute Erinnerungen geblieben waren. Eine der niederschlagsreichsten Gegenden in Norwegen, deren eigenwillige Topographie einem oft sehr wenig Alternativen bietet, wenn Unwetter Fluss- oder Passquerungen unmöglich machen, hat ihre eigenen Risiken.

    Andererseits machte es das Ganze natürlich auch spannend und versprach, unseren Wunsch nach Einsamkeit, auch während der norwegischen Ferien, zu erfüllen. Und letztllich: Wer unsere Reisen kennt weiß, dass wir uns von miesem Wetter selten unterkriegen lassen.

    Dennoch versuchten wir, es dem Tour-Glück nicht unnötig schwer zu machen. So sollte die Route von Mosjøen auf Meereshöhe starten, um die ersten Tage in sicher schneefreien und nicht allzu exponierten Lagen verbringen zu können. Anfangs wollten wir uns grob an der Route von Borgman orientieren, die er letztes Jahr gegangen ist, um dann bei der Hütte Fjellgården weiterzusehen. Einerseits befand man sich dann im Randbereich des Parks, mit einigen wenigen Hütten in Reichweite. Und es gab die Option zum verhältnismäßig einfachen Ausstieg nach Trofors über das Stavassdalen. Andererseits ließ es die Möglichkeit zu, bei gutem Wetter zum Visttindan aufzusteigen und, von den wundervollen Seen des umgebenden Plateaus aus, einige Bergtouren zu unternehmen.

    Für den unwahrscheinlichen Fall stabil guten Wetters hatten wir noch grob eine Route durch die entlegenen süd-östlichen Berge mit ihren großartigen Gebirgsseen skizziert, was eine komplette Nord-Süd-Durchquerung des Nationalparks bedeutet hätte. Aber das war zu diesem Zeitpunkt wirklich ein reiner Wunschtraum, den wir nicht als ernsthaftes Ziel im Kopf hatten.

    Die Flüge waren schnell gebucht und ein Hotelzimmer für die erste Nacht in Mosjøen reserviert. Und kurz vor der Abreise wanderte dann auch noch ein Tarp auf die Packliste. Das sollte uns, zusammen mit vielen leckeren Essens-Goodies (erstmals auch Selbstgedörrtes) helfen, die erwarteten Abwettertage zu überstehen. Der Regen konnte also kommen, wir waren vorbereitet.
    Zuletzt geändert von Antracis; 13.08.2017, 23:01.

  • andrea2
    Dauerbesucher
    • 23.09.2010
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    #2
    AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

    Super, also allein schon dieser Anfang ist genial. Mal sehen was Odin und Thor weiter treiben, der Sonnenbrand verrät ja schon die Richtung.

    Leider werde ich wohl nicht mehr so viel mitbekommen, bevor es in einer Woche für uns losgeht.

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    • Antracis
      Fuchs
      • 29.05.2010
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      #3
      AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

      Zitat von andrea2 Beitrag anzeigen
      Super, also allein schon dieser Anfang ist genial. Mal sehen was Odin und Thor weiter treiben, der Sonnenbrand verrät ja schon die Richtung.

      Leider werde ich wohl nicht mehr so viel mitbekommen, bevor es in einer Woche für uns losgeht.
      Danke und ich wünsche Euch natürlich auch viel Spaß und drücke die Daumen fürs Wetter.
      Wo gehts denn hin ? Mein Bericht wird ja glücklicherweise auch im Winter noch zu lesen sein,und ich warte dann auch gespannt schon mal auf Deinen.
      Zuletzt geändert von Antracis; 13.08.2017, 23:05.

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      • andrea2
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        • 23.09.2010
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        #4
        AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

        Wenn alles klappt, und Benny gesund und fit bleibt, starten wir in Ritsem Richtung Nordkalottleden. Je nach Lust, Wetter und Kondition schlagen wir dann einen größeren oder kleineren Bogen zurück nach Ritsem. Reine Wanderzeit haben wir drei Wochen. Mal sehen was wir draus machen können.

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        • Leitwolf
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          • 02.03.2010
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          #5
          AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

          Wir sind blinde Passagiere unter einem Sternenzelt.Wir sind Koenige und Bettler auf der Suche nach uns selbst. Sind die Herrscher des Planeten, bis sie auseinander fällt.
          Und nur zu Gast auf dieser Welt.

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          • Borgman
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            • 22.05.2016
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            #6
            AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

            Wow, Du hast schon angefangen mit dem Bericht, bin schon sehr gespannt auf Eure Tour! So ein Tarp lässt sich ja auch prima als Sonnenschutz verwenden, wie man sieht.

            Deine elegante und inspirierte Einleitung nehme ich jedenfalls gerne mit auf meine Wanderung, die morgen startet. Mal sehen, was Odin in den kommenden drei Wochen so alles für die Finnmark würfelt...

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            • Antracis
              Fuchs
              • 29.05.2010
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              #7
              AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

              Packtag und Anreise


              Schlafen würde sich nicht lohnen, dass hatten wir vorher bereits gewusst. Unser Flieger sollte um 6:00 Uhr abheben, was Aufstehen kurz nach Zwei bedeutete. Also verschoben wir das Schlafen ins Flugzeug und gingen mit mehr zeitlichem Polster an die P(l)ackerei. Bereits eine Woche vor dem Aufbruch hatten wir wie immer begonnen, in unserem Esszimmer ein unbeschreibliches Chaos anzurichten.





              Das alles zu ordnen und zu packen war die Herausforderung, die bewältigt werden wollte. Allein 13 Kilogramm Essen für 12 Tage warteten aufs Einpacken, wobei wir die Wochen davor erstmals lecker selbst gedörrt hatten.









              Letztlich kamen bei mir knapp 23 Kilo zusammen...





              ...und bei Anke immerhin fast 20 Kg.





              Mit ihrem unwiderstehlichen Charme brachte mich dann die beste aller Ehefrauen dazu, ihr noch knapp 2 Kg abzunehmen, um das Gleichgewicht der Kräfte wiederherzustellen - zumindest auf der Tour.

              Nachdem mein alter Gregory Palisade auf der letzten Schottlandtour das Zeitliche gesegnet hatte, musste auch ein neuer Schwerlasttransporter her. Da wir zukünftig mal mit Packraft losziehen wollen, entschied ich mich schließlich für einen Osprey Xenith mit schlappen 105 Litern, der dennoch 500g weniger, als der alte Sack wog. In den ging natürlich spielerisch alles rein.





              Schließlich warfen wir noch einen letzten Blick auf das Wetter, ganz Europa leidet schließlich unter einer Hitzewelle. Ganz Europa ? Nein, in einem kleinen Dorf...





              Irgendwann kommt dann das bestellte Taxi und bringt uns zum Flughafen, wo wir immerhin eine schöne Morgendämmerung genießen dürfen...





              ...und teuren schlechten Kaffee.





              Der Flug über Schiphol nach Trondheim verläuft erstaunlich ereignisarm, alles pünktlich und ohne Probleme. Um früh in Mosjøen sein zu können, gönnen wir uns einen Flug mit Widerøe und auch das läuft, wie am Schnürchen. Beängstigend.





              Am Flughafen wartet dann schon das vorbestellte Taxi ( es gibt leider keine Busse vom Flughafen in die Stadt) und der sehr gut deutsch sprechende Taxifahrer verkürzt uns die Fahrzeit mit Geschichten über das schlechte Wetter der letzten Wochen. Ankunft dann im Mosjøen Hotel, dessen Atmosphäre irgendwie schwer zu beschreiben ist: Anklänge der städtischen Trostlosigkeit eines Edward Hopper treffen auf den nicht vorhandenen Charme eines kommunistischen Planbaus. Jedenfalls ist es sauber und bei Buchung schon ein sättigendes Abendessen enthalten, deshalb unsere bevorzugte Wahl.

              Es ist Sonntag, weshalb wir an allen 3 Tankstellen der Stadt versuchen, Gaskartuschen und Grillanzünder zu kaufen, aber jedes Mal scheitern. 2015 hatte das noch gut funktioniert, aber glücklicherweise starten wir morgen ja zu Fuß, können also morgens noch in Ruhe einkaufen.

              Wir schlendern also noch etwas durch Mosjøen und wider Erwarten herrscht prächtiges Wetter.





              Die Stadt ist die zweitälteste des Nordlandes und war früher das Zentrum der Holzverarbeitungsindustrie Norwegens. Heute fällt eher die riesige Aluminiumfabrik ins Auge. Berühmt ist aber vor allem die schöne Sjøgata, eine lange Strasse nahe am Wasser mit niedlichen Holzhäusern, in denen sich teilweise auch wirklich empfehlenswerte Cafes befinden.











              Gestärkt mit Cappuccino und Kuchen besichtigen wir noch die schöne, aus dem 18. Jahrhundert stammende Dolstad-Kirche...





              ...und hauen dann beim Abendbuffet im Hotel nochmal rein, als ob es die nächsten Tage nichts zu essen geben würde. Das die Sonne auch um 23:00 Uhr noch nicht untergegangen ist, nehmen wir erfreut zur Kenntnis, schlafen dann aber doch ein, mit wilden Träumen von stürmischen Zeltnächten und waghalsigen Flussquerungen.
              Zuletzt geändert von Antracis; 14.08.2017, 08:50.

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              • evernorth
                Fuchs
                • 22.08.2010
                • 1835
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                #8
                AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                Eine neue Schrankwand? 105 Liter - Donnerwetter!
                Nein!? - Doch!! - Ohh!!! Um das mal wie Louis de Funes zu sagen.
                Ansonsten liest sich dat Jantze ja wieder janz vorzüglich.
                Ich bin dabei.
                My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                • bourne
                  Dauerbesucher
                  • 30.01.2016
                  • 583
                  • Privat


                  #9
                  AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                  Was für ein Start – was den Göttern wohl alles einfällt?
                  Trekkingblog: lustwandler.at

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                  • JustMe79
                    Erfahren
                    • 28.05.2015
                    • 199
                    • Privat


                    #10
                    AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                    Nun beginnt er also, der erwartete Traumwettertourenbericht. Tss - zweimal solches Wetterglück direkt hintereinander hatte ich in meinen 22 Jahren Nordlandfahrten noch nicht, und das ist eure wievielte, die Fünfte?!?

                    Nun ja, es sei euch vergönnt. Bin schon sehr gespannt - sei beim Schreiben vielleicht nicht ganz so hart zu allen, die dieses Jahr weniger Glück hatten bzw. haben werden, okay? Ein Bild pro Tag reicht echt locker...!

                    A propos Bilder - warum bist du eigentlich so 'knausrig' in Sachen Auflösung? Bissle mehr ginge da schon, wird trotzdem keiner reich werden mit etwaigen 'Raubkopien' derselben, und als einfacher Leser erkennt man wenigsten etwas.

                    Euer Titelbild sollte am Südufer des Storvatnet entstanden sein, Blick direkt nach Norden, oder?

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                    • Rainer Duesmann
                      Fuchs
                      • 31.12.2005
                      • 1642
                      • Privat


                      #11
                      AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                      Herrlich!
                      Danke. :-)

                      Rainer
                      radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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                      • Antracis
                        Fuchs
                        • 29.05.2010
                        • 1280
                        • Privat


                        #12
                        AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                        Danke erstmal für die freundlich positiven Rückmeldungen. Das motiviert unheimlich zum Weiterschreiben.


                        Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                        Eine neue Schrankwand? 105 Liter - Donnerwetter!
                        Nein!? - Doch!! - Ohh!!! Um das mal wie Louis de Funes zu sagen.
                        Naja...wie gesagt, zu meiner Verteidigung: Ich wollte eigentlich wieder "nur" was mit 80 Litern ( der Gregory hatte 78...) und wegen des Packrafts hätte ich mich auch zu 90 überreden lassen. Der Xenith hat aber am besten von allen gepasst, es gab an dem Tag eine 20 Prozent Rabattaktion bei Globi und als Lagerware war er noch mit altem Preis etikettiert, nochmal fast 10% gespaart, wenn ich ihn sofort nehme. Da hab ich mir den Kauf durch die 500g weniger schöngeredet, wiegt immerhin keine 3 Kg mehr, wie der Palisade. Und die kleinere Version war nicht auf Lager.

                        Bist Du eigentlich schon wieder oder noch da ? Ich wähnte dich ja auf dem Gletscher...



                        Zitat von JustMe79 Beitrag anzeigen

                        Euer Titelbild sollte am Südufer des Storvatnet entstanden sein, Blick direkt nach Norden, oder?
                        Die Auflösung scheint doch ausreichend, wenn Du das so gut erkennst.

                        Ernsthaft: Ich hab mir über Copyright oder möglicherweise missbräuchliche Verwendung meiner Bilder nie Gedanken gemacht. Vor ein paar Jahren hat die Forumssoftware aber alle Bilder auf maximal 700 Pixel längste Kante runterskaliert, was dazu führte, dass meine hochgeladenen JPEGs matschig und matt wirkten. Ich mache es deshalb so, dass ich die JPEGS in Lightroom schon auf 700 runterskaliere, das ergibt dann einerseits händelbare Datein von 150-350 KB fürs Forum und es sieht deutlich besser aus, als wenn das Forum das runterrechnet. Aber ich lasse mich gerne von mehr Fotoverständigen belehren, wie ich es einfacher/anders/besser machen kann.

                        Ich ging aber bisher davon aus, dass die Wenigsten die Bilder nochmal anklicken.

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                        • evernorth
                          Fuchs
                          • 22.08.2010
                          • 1835
                          • Privat


                          #13
                          AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                          Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
                          Bist Du eigentlich schon wieder oder noch da ? Ich wähnte dich ja auf dem Gletscher...
                          Hallo Sascha,
                          ja, ich bin seit letzten Freitag wieder zurück. Auch 3 Wochen gehen verdammt schnell herum.
                          Nicht mehr ohne mein Inreach - man kann sich wirklich darauf verlassen ( auch, wenn ´s weh tut ).
                          Dazu später in meinem Reisebericht mehr.......
                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                          • JustMe79
                            Erfahren
                            • 28.05.2015
                            • 199
                            • Privat


                            #14
                            AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                            Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
                            Die Auflösung scheint doch ausreichend, wenn Du das so gut erkennst.
                            War ja klar, das sowas jetzt kommen musste!

                            Klar reicht die Auflösung, um sich grob zu orientieren und eine Stimmung wiederzugeben bzw. nachzuempfinden - allerdings schätze ich auch sehr die Details einer Landschaft, der Topographie aber auch z.B. der schönen urwüchsigen Vegetation.

                            Darüber hinaus ziehe ich auch gerne Bilder zur Detail-Routenplanung zu Rate. Wenn also irgendwo im Hintergrund beiläufig ein Sumpf, Wald, Fluss, ein Bergrücken oder einfach nur ein Hang zu sehen ist, kann es unter Umständen unheimlich nützlich sein dies optional im Detail sehen zu können, z.B. als Ergänzung zum 'flachen' 3D-Modus und der begrenzten Auflösung von norgeibilder.

                            Ich weiß selber ja auch nicht, wie das genau geht, aber frag doch mal Kollege @Borgman, der hat sowohl scharfe Pics im Bericht als auch full-size Bilder per 'Doppel-Klick' für Detailversessene. Du machst ja an sich wirklich ganz brauchbare Bilder jenseits von überstilisierings- und point-and-shoot-Extremen - also trau dich und zeig ruhig ein bisschen mehr davon...

                            Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                            Nicht mehr ohne mein Inreach - man kann sich wirklich darauf verlassen ( auch, wenn ´s weh tut ).
                            Lass mich raten - du hattest nach einer schönen Woche zu Beginn zwei Wochen Mistwetter? So rum verteilt ist's immer ganz besonders schwer...
                            Zuletzt geändert von JustMe79; 14.08.2017, 23:28.

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                            • Antracis
                              Fuchs
                              • 29.05.2010
                              • 1280
                              • Privat


                              #15
                              AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                              Tag 1 (17.07): Mosjøen - Hundålryggen


                              Der erste Morgen beginnt ungewohnt entspannt. Erstmals müssen wir auf einer Tour im Norden keinen Bus, keine Bahn oder gar ein Speedboat erwischen, sondern der Plan ist, einfach von Mosjøen nach Süden zu laufen. Zuerst aber stärken wir uns ein letztes Mal am reichhaltigen Frühstücksbuffet des Hotels. Ich bin scharf auf die Blaubeermilch (so lecker ) und weil er hier so ungemein zart auf der Zunge schmilzt, nehme ich sogar einige Sorten eingelegten Fisch. Anke hingegen geht kulinarisch einen Schritt weiter und labt sich an eigentümlicheren nordischen Genüssen.





                              Bis zum Start ist noch etwas Geduld notwendig, weil mein neuer Rucksack mit seinen vielen Taschen und Einstellmöglichkeiten erst noch erkundet werden will. Aber dann sind wir fertig, und unser Weg führt uns in den bestens sortierten Intersport, wo wir zwei kleine Gaskartuschen erstehen. Dann ist auch noch Zeit für einen letzten Kaffee in Giles Café: Der letzte Cappuccino vor dem Tourstart ist immer etwas besonderes.





                              Die Wettervorhersage ist eigentlich verheissungsvoll, ab morgen soll das Wetter längerfristig trocken werden. Andererseits wissen wir aus Erfahrung, dass die Wettervorhersage hier in Küstennähe manchmal so unzuverlässig ist, dass man meinen könnte, das Wetter werde ausgewürfelt.

                              So verlassen wir denn auch das Café bei bestem Wetter, um 10 Minuten später bei Platzregen im Eingang des ältesten Hotels von Nordnorwegen unsere Goretexmontur überzuziehen.

                              Aber noch ist die Stimmung super!





                              Ab jetzt geht es nach Süden, genauer nach Øverøya, wo unsere Tour eigentlich beginnen soll. Mittlerweile wieder bei Sonnenschein, im maximal geöffnetem Goretexzeugs schwitzend, queren wir die Vefsna und gelangen in ein wenig reizvolles Gewerbegebiet. Just hier fällt mir plötzlich ein, dass wir vergessen haben, Grillanzünder zu kaufen. Seit wir mal in einer Hütte mangels Kleinholz Probleme mit dem Feuer machen hatten, habe ich gerne immer einige, auch für den Notfall, dabei. Was tun ? Zurückgehen ?

                              Ein kurzer Rundumblick ergibt als nächstes Geschäft einen Elektromarkt, den wir optimistisch betreten und, Grillsaison sei dank, mit einem Paket Anzünder wieder verlassen.

                              Dann stehen wir am eigentlichen Start und haben anfangs sogar einen markierten Weg ins Øydalen.





                              Das Wetter hält und wir folgen, sanft ansteigend zunächst einer Schotterstraße...





                              ...die sich wenig später zu einem groben Feldweg wandelt.





                              Auf Meereshöhe in Mosjøen gestartet, queren wir im Aufstieg einen schönen Fluss...





                              ...und machen 300 Höhenmeter später eine erste Pause. Dann stärken wir uns mit Oatsnacks und Nüssen, während uns die ersten Mücken in Norwegen willkommen heissen. Die Plage hält sich aber noch in Grenzen. 2015 hatten wir zu diesem Tourzeitpunkt schon erstmals die Bugshirts an. Dann folgen wir dem Pfad weiter nach Süden ins Kvanndalen, nur um Ihn bei einigen Häusern wieder zu verlieren.

                              Nach etwas Suchen sind wir aber wieder auf Kurs und kurz darauf weitet sich die Landschaft erfreulich und zieht uns erstmals in ihren Bann.





                              Mittlerweile ist der Weg nur noch als, mal mehr und mal weniger deutliche, Quadpiste zu verfolgen und wir geben uns Mühe, ihn nicht zu verlieren, weil es durch die teils dichte Vegetation oft eh mühsam genug ist, voran zu kommen.





                              An einer weitläufigen Sumpffläche hat der Spaß dann ein Ende.





                              Da hier jeder seine eigene Furt, je nach Wasserstand und Gefährt zu suchen scheint, und der Sumpf sein bestes tut, die Spuren zu verwischen, müssen wir uns selbst einen halbwegs trockenen Weg suchen.





                              Schließlich finden wir eine Möglichkeit, über viele kippelige Steine ans andere Ufer zu kommen, ohne die Schuhe wechseln zu müssen.





                              Die nächste Zeit verbringen wir - mückenumschwirrt - abwechselnd mit dem Queren kleinerer Bäche, größerer Sumpfflächen und unterschiedlich dichter Gebüsche. Mal gibt es sowas wie einen Pfad, dann wieder scheint es nur ein Wildwechsel zu sein und nicht selten landen wir in einer Sackgasse.

                              Schließlich stehen wir an einem breiten Fluss, der uns vom Anstieg auf den Hundålryggen trennt. Dort geht es zwar zur heiss ersehnten Baumgrenze (und damit in vermutlich einfacheres Gelände) hinauf, jedoch sieht der Weg entlang eines Baches, durch dichte Vegetation, aus der Ferne alles andere als einfach aus. Und wir bezweifeln, einen gut ausgetretenen Pfad zu finden. Ausserdem führt der Fluss viel Wasser und wir sind müde.

                              Nach etwas Beraten und Erkunden der Gegend schlagen wir kurzerhand unser Zelt auf einer erhöhten trockenen Fläche auf und schaffen es tatsächlich, vor dem einsetzenden Nieselregen fertig zu sein. Hätte uns letzterer nicht ins Zelt getrieben, die Milliarden Gnitzen wären ebenfalls Grund genug gewesen.

                              Also genießen wir leckeren Lapskaus von Real Turmat und fallen müde in tiefen Schlaf. Es ist fast 23:00 Uhr und draußen natürlich noch hell.
                              Zuletzt geändert von Antracis; 16.08.2017, 04:36.

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                              • JustMe79
                                Erfahren
                                • 28.05.2015
                                • 199
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                                #16
                                AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                Vielen Dank für die High-Res-Bilder - super Sache!!!

                                Die dichten Wälder dort 'unten' finde ich immer wieder beeindruckend, die haben irgendwie so was Einnehmendes bzw. 'Verschlingendes'...
                                Zuletzt geändert von JustMe79; 16.08.2017, 07:41.

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                                • Antracis
                                  Fuchs
                                  • 29.05.2010
                                  • 1280
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                                  #17
                                  AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                  Zitat von JustMe79 Beitrag anzeigen
                                  Die dichten Wälder dort 'unten' finde ich immer wieder beeindruckend, die haben irgendwie so was Einnehmendes bzw. 'Verschlingendes'...
                                  Definitiv, das ist ein großer Reiz der Gegend - vor allem auch die Tatsache, dass man innerhalb von 1-2h wieder in richtiges Kahlfjell kommen kann, um dann wieder in dichten Wald abzusteigen. Man zahlt halt teilweise einen Preis, weil manchmal schwer zu gehen, wobei das meist noch harmloser ist, als es ausschaut. Am schlimmsten ist dort eh das Gestrüpp so zwischen 200 bis 500m, aber das braucht ich Dir nicht zu sagen.

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                                  • JustMe79
                                    Erfahren
                                    • 28.05.2015
                                    • 199
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                                    #18
                                    AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                    Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
                                    Definitiv, das ist ein großer Reiz der Gegend - vor allem auch die Tatsache, dass man innerhalb von 1-2h wieder in richtiges Kahlfjell kommen kann, um dann wieder in dichten Wald abzusteigen. Man zahlt halt teilweise einen Preis, weil manchmal schwer zu gehen, wobei das meist noch harmloser ist, als es ausschaut. Am schlimmsten ist dort eh das Gestrüpp so zwischen 200 bis 500m, aber das braucht ich Dir nicht zu sagen.
                                    Grad eben dachte ich mir, ich hab so ne grobe Vorstellung, welche Gegend bzw. welches Tal diesbezüglich wohl besonders anspruchsvoll bis ätzend gewesen sein könnte und google das gleich mal spasseshalber, und was finde ich:

                                    https://www.youtube.com/watch?v=0Bvzg0GxmrM

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                                      • 29.05.2010
                                      • 1280
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                                      #19
                                      AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                      Zitat von JustMe79 Beitrag anzeigen
                                      anspruchsvoll bis ätzend
                                      Es war teilweise die Hölle.

                                      Aber der Fluss ist absolut überwältigend gewesen, wirklich eine großartige Gegend !!

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                                      • JustMe79
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                                        • 28.05.2015
                                        • 199
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                        Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
                                        Es war teilweise die Hölle.

                                        Aber der Fluss ist absolut überwältigend gewesen, wirklich eine großartige Gegend !!
                                        Das denke ich mir bei dem vielen Schmelzwasser und der Sonneneinstrahlung - kristallklare türkisfarbene ruhige (und tiefe) Stellen im ständigen Wechsel mit tosenden Stromschnellen und Wasserfällen...

                                        Wobei ich mich, wenn ich die konkrete Stelle vom Video richtig verortet habe, frage, warum ihr da nicht einfach oben auf dem Rücken gelaufen seid sondern so nahe unten am Fluss? Egal, ich warte 'einfach' den Bericht ab...

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                                          • 29.05.2010
                                          • 1280
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                                          #21
                                          AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                          Zitat von JustMe79 Beitrag anzeigen
                                          Wobei ich mich, wenn ich die konkrete Stelle vom Video richtig verortet habe, frage, warum ihr da nicht einfach oben auf dem Rücken gelaufen seid sondern so nahe unten am Fluss? Egal, ich warte 'einfach' den Bericht ab...
                                          Ja, ich werd dann später sicher noch einiges dazu schreiben. Wir haben vermutlich nicht die beste Wahl getroffen mit der Route, aber ich bin mir rückblickend auch nicht sicher, welche Flusseite und welcher Weg der Beste gewesen wäre. Letztlich haben wir im Tal am Zusammenfluss gefurtet und nicht am Litlskardvatnet-Abfluss, weil mir das nicht so ganz sicher machbar aussah aus der Ferne und der Abstieg vom Rücken ist auch nicht so bequem von der Anschauung her. So hatten wir eine schöne Mischung aus Bushwhacking und Thrill nahe dem Fluss.

                                          An der betreffenden Stelle wollten wir aber extra so nah ran, weil es so schön aussah und haben dann da, wo die Kamera endet, auch eine tolle Rast gemacht. Ich sage ja schon beim Hochsteigen zum Wasserfall, dass ich denke, dass wir da nicht weiterkommen, weil ich einen Canyon vermutete. Dann sind wir halt steil hoch...

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                                            • 29.05.2010
                                            • 1280
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                                            #22
                                            AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                            Tag 2 (18.07): Hundålryggen - Aksla


                                            Um 3:00 Uhr wache ich das erste mal auf, weil es hell wird. Nieselregen prasselt aufs Zelt und ergänzt das Rauschen des nahen Flusses. Ich schlafe mindestens noch zweimal ein und selbst als es hell wird, drehen wir uns noch einige Male im Schlafsack und kommen nicht so recht in die Gänge. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass wir auf der anderen Flussseite einen unbequemen Anstieg erwarten und die Flussquerung auch nicht so einfach zu sein scheint.

                                            Nachdem uns dann gegen 9:00 Uhr ein heißes Teechen und Müsli etwas aufgewärmt und gestärkt hat, kommt aber die Sonne raus und unser Notzeltplatz erweist sich als gar nicht so ungemütlich.





                                            Im Süden wartet der bewaldete Steilhang.





                                            Aber zuvor muss der Fluss gequert werden. Wir packen unser Zeug zusammen und das dauert, wie immer am Anfang der Tour, gefühlt viel zu lange - und wie so oft stelle ich erst nach dem Stopfen des Schlafsacks fest, dass das Inlet noch draussen liegt.

                                            Die Uferböschung beim Fluss ist ziemlich steil, so dass wir erst nach einigem Suchen eine geeignete Stelle zum Wasser finden. Dafür führt der Fluss am Morgen gegenüber gestern erfreulich wenig Wasser.





                                            Durch diesen niedrigen Wasserstand und die Mittelinsel wird die Sache ziemlich einfach und wir sind schnell drüben.





                                            Glücklicherweise erweist sich auch der Aufstieg nicht als so beschwerlich wie angenommen, sondern geht erstaunlich gut. So finden wir einen Trampelpfad und die Vegetation ist deutlich weniger dicht, als es aus der Ferne den Anschein hatte.





                                            Weiterhin gibt es immer wieder leichte Plateaus, wo aus dem Wasserfall wieder ein Fluss wird.





                                            Lediglich die letzten Meter erfordern einiges an leichter Kletterei...





                                            ...aber dann sind wir oben, und können den Rückblick auf das bisher durchquerte Gebiet genießen.








                                            Ab jetzt lichtet sich die Vegetation merklich, das Wetter bleibt aber unbeständig. (Deshalb auch die GoProFotos mit Schlagseite, gab immer mal wieder Regen )








                                            Wir gelangen durch ein kleines Tal mit einer privaten verschlossenen Hütte. Einen Pfad gibt es schon länger nicht, aber die Orientierung ist kein Problem.





                                            Dann wandern wir, weiter sanft ansteigend, entlang eines schönen Bachs.





                                            und gelangen schließlich zu dem, in einem kleinen Kessel wunderschön gelegenen, See Fjellskardjønna...





                                            ...wo wir eine sonnige Mittagspause verbringen.





                                            Gestärkt geht es dann weiter und wir gelangen ins wunderschön weitläufige Melkarbakken.








                                            Einen Pfad gibt es hier zwar nicht, auch keine eindeutigen Markierungen, aber wir kommen gut voran. Darüberhinaus zeigt die leider hier in der Ferne verlaufende Stromleitung den von Tverråga kommenden Pfad an, auf den wir später treffen werden und der deutlich besser markiert ist.

                                            Vorerst führt das einfache Gelände und die Hangneigung aber dazu, dass wir viel zu weit nach Westen abdriften, was wir dann durch einen etwas steileren Aufstieg korrigieren müssen. Währenddessen ballen sich am Horizont die Wolken zusammen, so dass wir uns umziehen. Kurze Zeit später wird es dann auch deutlich kälter und sehr windig und fängt auch stark an zu Regnen.

                                            Dafür finden wir dann endlich den Pfad wieder und gelangen zur nördlichen Grenze des Nationalparks Lomsdal-Visten, in dem wir ab jetzt unterwegs sein werden.







                                            Dann queren wir die, trotz oder gerade bei diesem Wetter, eindrucksvolle Fjellformation Aksla. Die Route ist ausreichend mit Steinmännchen markiert und trotz der vielen Nässe gut gangbar. Allerdings weht ein heftiges Lüftchen.









                                            Nach Nordwesten haben wir Sicht auf den riesigen Hundålvatnet.






                                            Das Wetter bleibt wechselhaft, aber der Wind bläst unvermindert stark. Wir wollen zwar wegen der Mücken oberhalb der Baumgrenze zelten, beschließen aber wegen des Windes, heute noch möglichst weit in Richtung Sørvassdalen abzusteigen.

                                            Ich inspiziere zunächst einen kleinen Canyon, der zwar windgeschützt ist, aber keine einladenden ebenen Flächen anbietet und zudem nur über einen steilen Abstieg zu erreichen ist. Also steigen wir weiter zu einigen Seen ab, wo sich eine einladende Fläche findet.

                                            Während des Zeltaufbaus fängt es heftig an zu regnen, aber die Ausrüstung ist erstmal im Trockenen und wir bald auch.
                                            Zum Waschen müssen feuchte Tücher ausreichen und dank trockener Sachen, selbstgemachtem Beef Jerky und Chili Con Carne ist uns im Schlafsack auch bald gemütlich warm.

                                            Wir sind heute etwas erschlagen von den vielfältigen Landschafts- und Wettereindrücken. Es fühlt sich eher an, als wären wir schon deutlich mehr Tage unterwegs und nicht nur zwei. So schlafen wir, ziemlich erschöpft, schnell ein, während der Wind das Zelt durchschüttelt.

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                                            • Antracis
                                              Fuchs
                                              • 29.05.2010
                                              • 1280
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                              Tag 3 (19.07): Aksla - Sørvatnet - Gippetjønna


                                              Regelmäßige Nieselregenattacken sorgen dafür, dass wir uns morgens im Schlafsack mehrmals umdrehen und erst sehr spät, wieder mal im Zelt, frühstücken. Draussen ist alles grau, dennoch haben wir einen schönen Platz mit Aussicht erwischt. In der Ferne ragt das Storfinnkneet auf.





                                              Hinter unserem See ist alles grau in grau, es wird sicher heute noch einige Male regnen.





                                              Es ist auch ziemlich kalt und so steigen wir, warm angezogen, über eine gut markierte Strecke ins Sørvassdalen ab und genießen die Aussicht auf den Sørvatnet.





                                              Dabei gibt es einige eindrucksvolle Wasserfälle zu bewundern.







                                              Es bleibt zunächst trocken und wird mit jedem Höhenmeter nun deutlich wärmer. Das Tal ist sehr feucht und schwül, aber wunderschön.





                                              Mit zunehmendem Windschutz und steigendem Feuchtigkeitspegel gibt es natürlich auch jede Menge Insekten. Vor allem riesige Bremsen in großer Menge. It´s Bugshirt-Time.





                                              Solchermassen geschützt, läuft es sich deutlich unbeschwerter durch die schöne Landschaft. Zwar läuft uns wegen der Wärme die Brühe in Strömen runter, aber ohne T-Shirt drunter ist es erträgich - und besser als zerstochen werden alle mal.





                                              Schließlich erreichen wir die Gårdselva. Borgmann hatte ja in seinem Bericht darauf hingewiesen, dass es eine neue Brücke gibt, die noch nicht auf den Karten eingezeichnet ist. Jedenfalls gibt es mittlerweile Hinweisschilder wenn man, wie Anke, messerscharf schlussfolgert, dass Bro wohl Brücke heisst.





                                              Tatsächlich liegt die Brücke ca. 400m flussaufwärts und die Wanderung entlang des Flusses ist zwar schön, aber auch beschwerlich.






                                              Der Rückweg zieht sich auch. Bei niedrigem Wasserstand ist das Furten durchaus als Alternative in Betracht zu ziehen.


                                              Dann stoßen wir auf einen urigen, aber sehr muffigen Shelter, vor dem wir eine Pause machen. Das Teil ist wirklich nicht sehr gemütlich, in einem Unwetter freilich mag man das anders sehen.







                                              Die Insektenplage ist hier enorm, vor allem Bremsen und Kriebelmücken. Eine sticht Anke ins Bein und der Mist entzündet sich letztlich, so dass sie auch noch nach der Tour was davon hatte. Zwischenzeitlich bestand sogar mal Borrelioseverdacht, aber letztlich war alles halb so wild. Naja, gejuckt hat es tierisch.


                                              Dann folgt eine schöne, recht einfache Strecke, teils auf einem Pfad, entlang des Sørvatnet, der eingelassen in die teils bewaldeten, teils felsigen Steilhänge und die schöne Vegetation zu beeindrucken weiß.











                                              Hier stehen auch einige wenige private Hütten, folglich treffen wir hier auch erstmals wieder Menschen. Vermutlich Hüttenbesitzer, die ihre Hunde ausführen. Diese Begegnung und der gut ausgetretene Pfad sind vermutlich schuld, dass wir zu weit nach Süden geraten. Wir wollen ja aus dem Tal mit dem Pfad nach Südosten aufsteigen, aber den Abzweig haben wir verpasst.

                                              Also gehts weglos und steil querfeldein nach Osten, bis wir schließlich auf eine verschlossene, aber sehr interessante Samihütte treffen. Offenbar mit Baumrinde verkleidet, wirkt der Bau irgendwie unheimlich - und unser Outfit macht es nicht besser.





                                              Nach einer kurzen Essenspause geht es weiter steil nach oben. Die Orientierung ist im dichten Wald schwierig und der Pfad nicht immer vorhanden oder wir verlieren ihn. Dennoch erreichen wir einige Zeit später den Einstieg in das Finnkotbekken. Angesichts der Kartendarstellung waren wir schon sehr gespannt, was uns da erwarten würde und wir wurden nicht enttäuscht.





                                              Eine eindrucksvolle mächtige Steinrinne, die am südlichen Rand mühsam erklommen werden will. Markierungen sind sehr spärlich und damit es nicht zu einfach wird, fängt es auch noch an zu regnen.











                                              Aber irgendwie macht die Steinmännchensuche und die Kletterei auch Spaß und letztlich werden wir mit einem schönen Blick zurück belohnt.





                                              Endlich sind wir oben, vor uns liegt jetzt nur noch eine kleine, zu querende Hochebene...





                                              ...bis wir endlich unserer Tagesziel erreichen: Den See Gippetjønna.





                                              Für die eindrucksvolle Kulisse des Sees, der in eine schroffe Felswand eingelassen ist, haben wir nur noch wenig Aufmerksamkeit. Erstmal will eine ebene Zeltfläche gefunden sein und die Heringe wollen im sehr steinigen Boden versenkt werden. Mit etwas Improvisation gelingt das aber.

                                              Da wir uns die letzten beiden Tage wetterbedingt nur mit feuchten Tüchern gewaschen haben, steht auch noch eine kurze Wäsche im See auf dem Programm. Bei 8 Grad Außentemperatur und noch kälterem Wasser eine belebende Aktion.

                                              Aber so liegen wir sauber und bald auch gut genährt in unseren Daunentüten. Kurz vor dem Einschlafen checken wir noch die Wettervorhersage. Angeblich stehen uns drei volle Tage mit Sonne bevor und Temperaturen über 20 Grad. So wirklich glauben tun wir das angesichts der rapide sinkenden Temperaturen draußen zwar nicht, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
                                              Zuletzt geändert von Antracis; 20.08.2017, 22:29.

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                                              • JustMe79
                                                Erfahren
                                                • 28.05.2015
                                                • 199
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                Also so Kriebelmückenbisse 'halten' bei mir auch gerne mal 2, 3 Wochen, bis davon nix mehr zu sehen ist. Bremsen habe ich im Norden selbst noch nicht erlebt, vermutlich aufgrund meiner 'Hauptreisezeit' im September. Naja, zumindest scheinen die nicht omnipräsent zu sein sondern nur an manchen Stellen und in tieferen Lagen, oder?

                                                Das mit der Kraxelei sieht schon etwas heftig aus. Mit schwereren Rucksäcken als euren (so wie meiner leider allzu oft) stell ich mir das 'spannend' vor, vor allem wenn alles schön nass und flutschig ist.

                                                Wirklich schade, dass die gesamte Gegend nördlich des Parks zwecks Stromgewinnung so verhunzt wurde. Gerade die Gebiete um die angezapften Hundalvatnet, Grytavatnet und die Finnkne-Seen (bzw. das Finnkne-Massiv an sich) hätten eigentlich unbedingt zum NP dazugehört, rein landschaftlich gesehen. Dazu noch die Gegenden westlich und nördlich des Vistenfjords sowie das Eiteradalen und fertig wäre mein 2000km² großer Traum eines norwegischen Nationalparks. Vielleicht erlebe ich das ja noch irgendwann, dass die Wasserkraft da oben quasi nicht mehr gebraucht wird und alles wieder zurückgebaut wird - man kann ja mal träumen...

                                                Davon abgesehen beruhigt es mich dann doch zu sehen, dass ihr nicht ausschließlich Sonnentage gehabt habt. Wenn mit dem nächsten Bericht-Abschnitt das gute Wetter Einzug hält, wirst du sicher auch wieder viel mehr Feedback und verdientes Lob für deinen Schreibaufwand bekommen, wie's halt häufig so ist mit den Berichten bzw. den Lesern derselben...

                                                Auf FB hast du ja schon ganz schön geteasert bzw. gespoilert. Wenn man hier die Bilder der ersten Tage sieht, kann man sich eigentlich kaum vorstellen, dass nur 300-400 Höhenmeter weiter oben noch dermaßen viel Schnee und Eis vorherrschen. Deshalb denke ich ja auch, haben die Einheimischen den Winter nicht als sonderlich schneereich empfunden, denn 'so hoch' kommen von denen selbst im Frühjahr und Sommer auch nur (erstaunlich) wenige hinaus. Vermutlich weil sie froh sind, wenn mal irgendwo was wächst bzw. grünt und gerade mal kein Schnee liegt...
                                                Zuletzt geändert von JustMe79; 21.08.2017, 15:00.

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                                                • Antracis
                                                  Fuchs
                                                  • 29.05.2010
                                                  • 1280
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                  Zitat von JustMe79 Beitrag anzeigen
                                                  Bremsen habe ich im Norden selbst noch nicht erlebt, vermutlich aufgrund meiner 'Hauptreisezeit' im September. Naja, zumindest scheinen die nicht omnipräsent zu sein sondern nur an manchen Stellen und in tieferen Lagen, oder?
                                                  Wir bisher auch nicht, aber das war schon heftig. Riesige Rentierbremsen und auch Goldaugen. Gerade in den Sumpfgebieten in niederen Lagen unterhalb 400m scheinen die einen schon aus weiter Entfernung wahrzunehmen. Bei Sonne und Mittags war es am schlimmsten, da sitzen dann schnell 15 Bremsen auf einem drauf und 30 schwirren um einen rum. Die lassen sich auch nicht so schnell abschütteln, sondern fliegen hunderte Meter mit. Da waren die Bugshirts und eine stichdichte Hose wirklich Gold wert.

                                                  Wirklich entspannt war es erst oberhalb von 600m in windexponiertem Gelände, das haben wir dann auch immer versucht, zu zelten.



                                                  Das mit der Kraxelei sieht schon etwas heftig aus. Mit schwereren Rucksäcken als euren (so wie meiner leider allzu oft) stell ich mir das 'spannend' vor, vor allem wenn alles schön nass und flutschig ist.
                                                  Ja, wobei es mit einer Schrankwand auf dem Rücken zwar nicht einfacher wird, aber dennoch ist es keine so extreme Strecke, wenn man die richtige Route hat. Und da liegt das Problem. Die Markierungen sind teilweise sehr spärlich und man versteigt sich relativ leicht und landet dann meist in einer Sackgasse oder einer unnötig schwierigen Stelle. Aber wenn man es nicht eilig hat, ist das gut machbar.


                                                  Davon abgesehen beruhigt es mich dann doch zu sehen, dass ihr nicht ausschließlich Sonnentage gehabt habt. Wenn mit dem nächsten Bericht-Abschnitt das gute Wetter Einzug hält, wirst du sicher auch wieder viel mehr Feedback und verdientes Lob für deinen Schreibaufwand bekommen, wie's halt häufig so ist mit den Berichten bzw. den Lesern derselben...
                                                  Derdritte Tag war eigentlich trotz gelegentlichem Regen sehr angenehm, da wenig Wind und nicht kalt. Das macht ja doch eine Menge aus.

                                                  Ansonsten ist mir natürlich nicht egal, ob und wie jemand den Bericht liest, aber dennoch: Die meiste Arbeit macht ja das Lesen unserer Tagebücher, das Sichten und Entwickeln von Foto und Film und das nochmalige Nachvollziehen mit der Karte. Und das reaktiviert bei meiner Frau und mir schon oft vergessene Szenen und Ereignisse, so dass wir auch ordentlich vom Schreiben des Reiseberichtes profitieren.

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                                                    Fuchs
                                                    • 29.05.2010
                                                    • 1280
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                    Mit entgeistertem Gesichtsausdruck, der ausnahmsweise einmal nicht dem Mangel an Stereoskopie geschuldet war, starrte Odin nun schon seit einigen Minuten auf die Würfel. Nein, das konnte nicht sein. Oder doch ? Das hatte man nun davon, wenn man dem Zufall die Wahl überließ. Mühsam versuchte er sich zu erinnern, was diese Zahlen überhaupt bedeuteten. Nix Gutes, soviel stand fest. Die spassigen Sachen wie Starkregen, Gewittersturm und Blizzard hatten andere Nummern. Das hier war sowohl selten als auch langweilig und...er seufzte. Es war irgendwie auch demütigend.

                                                    Er stand auf und kramte weit unten im Regal in einigen Kisten, als ihn eine schrille Stimme unterbrach.

                                                    "Oooooooohhhhhhhhdinnnn......Esssen ist fertig".

                                                    Auch das noch. Frigg hasste es, wenn er zu spät zum Essen kam und wenn er sich jetzt nicht beeilte, konnte er auf den nächsten Sex bis zum Ragnarök warten. Oder er musste sich wieder mal auswärtig bedienen, was aber erfahrungsgemäß langfristig immer zu Stress führte. Ja, als Gott hatte man es nicht leicht.

                                                    Hastig kramte er weiter, bis er fand was er suchte. Widerwillig setze er die Sonnenbrille auf, wohlwissend, dass sich die Coolnessfaktoren von Augenklappe und Sonnenbrille irgendwie gegenseitig aufhoben. Thor würde Ihn wieder damit aufziehen. Aber was solls, sein zweites Auge konnte er nicht auch noch riskieren.

                                                    Dann ging er zielstrebig in eine finstere, besonders staubige Ecke des Regals, bückte sich tief und zog einen seltsam schwarzen Sack heraus. Der Stoff, der die große Scheibe umhüllte, schien mit magischer Finsternis alles Licht in der Umgebung zu verschlingen. Er zögerte.

                                                    "Ohhhhhhhdiiiiiinn....Schnäuzelchen, kommst Du endlich Essen?"

                                                    Er seufzte wieder. Manchmal konnte man meinen, die Götter hätten sich gegen einen verschworen, allerdings brachten einem solche Überlegungen in seiner Position schnell Ärger sein.

                                                    Er wischte den Staub vom Beutel und las langsam die alten, verblichenen Runen:


                                                    "ACHTUNG! KNALLVÆR!"


                                                    Er atmete noch einmal tief durch, rückte die Sonnenbrille zurecht und zog dann langsam die Scheibe heraus.


                                                    Und es wurde hell.


                                                    Sehr hell!





                                                    Tag 4 (20.07): Gippetjønna - Nordfjellet


                                                    "Du, ich glaube, die Sonne kommt raus!" Der Morgen hatte grau begonnen und wir hatten uns nochmal in unseren Schlafsäcken umgedreht. Just, als wir, noch unter dem Eindruck des gestrigen kalten Abends überlegen, im Zelt zu frühstücken, knallt die Sonne mit voller Wucht auf unser Zelt und treibt uns förmlich nach draussen. Im Zelt sind im Handumdrehen fast 40 Grad.

                                                    Draussen ist die Szenerie atemberaubend. Der See Gippetjønna mit seiner, teils bewaldeten, schroffen Felswand macht in der Sonne eine gute Figur.





                                                    Nach Norden bewundern wir die Aussicht auf Storfinnkneet und Litlfinnkneet.





                                                    Eigentlich wollten wir heute schnell los, aber der Plan wird bald über Bord geworfen. Stattdessen genießen wir unser morgendliches Teechen in gleissender Sonne, was gleich nochmal eine Ecke leckerer ist. Anfangs nutzen wir auch noch unsere Daunenjacken, aber die Temperatur steigt von Minute zu Minute.





                                                    Heute steht der erste komplett weglose Tag an und wir sind schon gespannt. Besonders hoch oben auf dem Nordfjellet rechnen wir mit schwerer Orientierung. Aber solange wir anfangs rauf und dann wieder runter gehen, sollte das klappen.

                                                    Und wir tragen Sonnenbrillen.





                                                    Zunächst planen wir, am Rande des Fagerjordfjellet aufzusteigen und zwar direkt zum See 692. Im Süden wartet zunächst einiges an Gestrüpp.





                                                    Dann kommen die ersten Stufen mit der typischen Lomsdal-Visten-Geländeplage, die man hier so oft zwischen 300 und 500m antrifft: Steile Felsstufen und Platten, mit dichtem Gestrüpp verziert, dazwischen tiefe Sumpflöcher.





                                                    Dennoch ist es einfacher als anfangs gedacht, weil wir ein paar gute Rampen finden und schnell Höhe gewinnen. Leider verlieren wir dabei die Abdeckung der GoPro, wie wir später merken. Naja, gibt Schlimmeres, aber wir wollten ja eigentlich kein Plastik in die Landschaft schmeissen.

                                                    Das Wetter bleibt stabil, es verspricht ein herrlicher Tag zu werden und wir gewinnen schnell an Höhe, das Gelände wird einfacher.





                                                    Der Aufstieg in der mittlerweile wirklich knallenden Sonne ist zwar schweißtreibend, aber über das plattige Gelände einfacher als gedacht, die Orientierung entlang des Abflusses des See 692 funktioniert auch bestens. Und was für Aussichten!





                                                    Wir blicken zurück auf den Størvatnet, der uns gestern so einen grandiosen Tag beschehrte.





                                                    Wie aus dem Nichts taucht dann plötzlich der See 692 vor uns auf. Die Sonne brennt, kein Lüftchen weht. Sonnencreme nachlegen und eine ausgedehnte Pause genießen.





                                                    Wir können uns nur schwer von diesem großartigen Ort lösen, raffen uns aber schließlich auf und wandern am östlichen Ufer des Sees entlang über sumpfige Hochlagen...





                                                    ...und steigen dann weiter Richtung Osten auf...





                                                    ..bis zum Rand des Fagerjorddalen, wo wir eine tolle Aussicht in selbiges genießen.





                                                    Hier finden sich auch Steinmännchen, da es sich anbietet, den Konturen des Tals in der Höhe zu folgen.





                                                    Dann wird es spannend, weil es keine wirklich klaren Orientierungspunkte mehr gibt. Wir entschließen uns, das Nordfjellet auf ca. 800m zu überqueren und traversieren zwischen 770 und 800m am Hang entlang nach Südosten. Dabei treffen wir auf die ersten Rentiere.







                                                    Höhenbedingt stapfen wir nun immer häufiger über Schneefelder.







                                                    Das Gelände ist zwar teils sehr weitläufig, allerdings gibt es auch stark zerklüftete Passagen, wo die Orientierung nicht so leicht fällt. Wir navigieren oft, auch zur Übung, nur mit Kompass und Höhenmesser, aber ein GPS ist auf jeden Fall von großem Nutzen, gerade wenn schmelzende Schneefelder und steile Felsstufen einen immer wieder zu einem Umweg zwingen.





                                                    Schließlich stehen wir am frühen Nachmittag auf dem Kamm des Nordfjellets und genießen die Aussicht.





                                                    Ursprünglich wollten wir heute einen langen Tag bis zur Hütte Fjellgården abreißen, aber den Plan haben wir aufgrund des genialen Wetters schon längst verworfen. Der Plan ist jetzt, möglichst um die 600m einen Zeltplatz zu suchen. Da hat es meist in Lomsdal-Visten schon schöne grüne Terassen, aber noch nicht viele Mücken.

                                                    Der Abstieg verlangt aber erstmal eine gut kalkulierte Routenwahl, ständig lauern steile Abbrüche und auch einige unterspülte Schneefelder. Dann sehen wir schon von weitem einen schönen Gebirgsbach, der von einladenden Heidelbeerplantagen umgeben ist.





                                                    Mit toller Aussicht futtern wir Pemmikan mit Trekkingkeksen.





                                                    Da uns die Sonne immer noch mächtig aufs Haupt brennt, probieren wir erstmals unser Tarp aus. Ursprünglich für erwartete trübe Regentage mitgenommen, erweist es sich als äußerst gemütlicher Sonnenschutz.





                                                    O.K, bei einem Abspannwettbewerb würden wir noch nicht auf den ersten Plätzen landen, aber wir werden die nächsten Tage noch genug Gelegenheit zum Üben haben.

                                                    Es ist mittlerweile kurz vor 6 Uhr Abends und wir chillen noch etwas länger, bis wir schließlich unser Zelt an diesem wunderschönen Ort aufbauen.





                                                    Es ist mittlerweile so heiss, dass wir das Waschen im Bach, der sogar eine natürliche Badewanne hat, richtig genießen können. Dann gibts noch gefriergetrockneten Red Smoothie, mit kaltem Bachwasser bei dem Wetter top!

                                                    Da die Sonne erst gegen 23:00 Uhr untergeht, wird es noch ein langer genussvoller Abend. Couscous mit Spinat und Linsen, eine der besten Neuzugänge bei Real Turmat, und Süsser Moment Schokolade, setzen den kulinarischen Höhepunkt.
                                                    Zuletzt geändert von Antracis; 26.08.2017, 10:26.

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                                                      • 28.05.2015
                                                      • 199
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                      Immer noch kein Kommentar? Ich kann's kaum glauben...

                                                      Tjaja, das langersehnte allseits beliebte Knallvær - es gibt wirklich kaum größere Glücksgefühle, als wenn man nach tagelangen Sauwetter im Fjell von solch einem Morgen bzw. Tag beglückt und verwöhnt wird.

                                                      Ich explodiere da immer förmlich vor Tatendrang und Erkundungsdrang, alles fühlt sich auf einmal so unendlich leicht und genussvoll an, zumindest die ersten ein, zwei Tage. Weiß nicht, ob ihr das auch schonmal erlebt habt, aber bei noch längeren Schönwetterphasen, besonders bei welchen mit wenig bis kaum Wind, habe ich irgendwann so ein komisches Gefühl der Trägheit, so als ob irgendwie die Zeit stillsteht. Wenn die Sonne sticht, sich kein Lüftchen rührt und man nicht gerade in der Nähe eines größeren Flusses ist, dann ist irgendwie alles wie eingefroren, ganz komisch und schwer zu beschreiben. Ich spreche jetzt natürlich von Solo-Tripps - wenn man zu zweit ist, ist das natürlich schon wieder was anderes - das Gefühl ist dann zwar auch irgendwann da, allerdings deutlich weniger intensiv.

                                                      Wie auch immer, jedenfalls ist die Landschaft dort bei solchem Wetter einfach nur atemberaubend schön, vor allem wenn überall noch so schön viele Schneefelder rumliegen für das richtige subarktische Flair. An den Urlaub werdet ihr euch sicher noch lange zurückerinnern, ich vermute in 30 Jahren wird der immer noch in eurer Top-3 sein, mindestens.

                                                      Seit ihr wieder da wart, gab's da oben kaum mal zwei schöne Tage am Stück, wenn überhaupt. Ich vermute allerdings, dass sich ab 2.-3. Septemberwoche die Großwetterlage wieder zum Positiven ändern wird, von dem her besteht durchaus Hoffnung für alle, die ihre Tour dieses Jahr noch vor sich haben (ich zähl mich da auch dazu)...

                                                      P.S.: Meintest du wirklich 'Süsser Moment' oder doch 'Mein Moment'? Ich vermute Letzteren, oder? Habt ihr den selber mit Milchpulver angerührt, oder wie? Echt nervig, dass es das Original nicht mehr gibt...

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                                                        • 29.05.2010
                                                        • 1280
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                                                        #28
                                                        AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                        Tag 5 (21.07): Nordfjellet - Fjellskardelva - Fjellgården


                                                        Die Sonne braucht heute morgen etwas länger, um in unseren Talkessel zu finden, aber sie kommt. Kurz zuvor habe ich mit dem Delorme Inreach eine aktuelle Forecast eingeholt und staunend auf das Display geblickt. Für die nächsten Tage ist tatsächlich weiterhin nur Sonne, keine Bewölkung und kein Niederschlag angesagt. Eher Teneriffa als Lomsdal-Visten.





                                                        Wir kuscheln noch etwas, aber schon sehr bald ist es im Zelt kaum auszuhalten, unsere Morgenroutine müssen wir abändern: Sobald die Sonne da ist, Schlafsack schnell öffnen. Dann kurze Zeit später bis auf die Unterhose ausziehen, anders ist es nicht auszuhalten. Frühstück und Packen ist sowieso nur draussen erträglich. Echte Luxusprobleme.

                                                        Aber erstmal genießen wir diesen wunderbaren Platz. Anke hat zwar auf ihrer rutschigen Exped-Matte nicht so gut geschlafen, da wir doch etwas schräg lagen, aber der Platz war es wert.





                                                        Auch der Bachlauf ist wundervoll, mit eingebauter Badewanne und mit der üblichen nordischen Bergwasserqualität.







                                                        Nach dem Frühstück lassen wir uns noch viel Zeit. Ich fotografiere, Anke schreibt Tagebuch.





                                                        Wir brechen erst gegen 13:00 Uhr auf, aber wir haben heute auch keine extrem weite Strecke bis zur Hütte Fjellgården. Wir überlegen, ob wir dem Bachlauf bis zur Fjellskardelva folgen sollen, aber wir entscheiden uns lieber dafür, einen kleineren Bogen nach Südosten zu schlagen, und über einen Rücken abzusteigen. Die Aussicht ist weiterhin grandios.





                                                        Teilweise müssen wir die Route gut wählen, um größere Steilstufen zu umgehen, manchmal ist das Gelände aber auch sehr gutmütig.





                                                        Als Zwischenziel zur Orientierung dient uns ein länglicher See. Trotz der knallenden Sonne ist es halbwegs angenehm, da ein kühlendes Lüftchen weht.





                                                        Die Vegetation wird dichter, ganz ohne Bushwhacking-Aktionen geht es nicht, aber schließlich finden wir einen guten Weg nach unten.





                                                        Der See und vor allem sein Abfluss ist ausserordentlich reizvoll.





                                                        Hier machen wir erstmal eine kurze Pause und futtern einen Riegel. An der Stelle für diejenigen, die es interessiert, mal ein Ausflug zu unserer Basisernährung:

                                                        Für jeden Tag gibt es morgens neben einem halben Liter Tee 80 bzw. 90g hochkalorisches Müsli (Selbstgemischt mit viel Nüssen und Trockenfrüchten und Orangenpulver - Milchpulver hat uns in Testreihen nicht so überzeugt). Dann über den Tag jeder 2 Riegel ( 1 Oatsnack und 1 Powerbar) und wir teilen uns 125g Nüsse. Abends teilen wir dann noch ein Real Turmat - Fertigessen und jeder einen "Mein Moment" als Nachtisch. Und dann gibt es für jeden Tag meist noch ein Goodie. Also z.B. eingeschweiste Hartwurst, Speck, Pemmikan mit Trekkingkeksen oder Trockenfrüchte. Damit kommen wir gut über den Tag und diese Tour waren wir teils sogar sehr sehr satt. Lag vermutlich an der selten benötigten internen Heizung.


                                                        Mit dichter werdender Vegetation und nachlassendem Wind werden die Insekten, vor allem die Bremsen, nerviger. Ab in die Bugshirts, auch wenn es dadurch nicht kühler wird.





                                                        Letztlich sind wir gut auf Kurs und sehen unser heutiges Zwischenziel, die Fjellskardelva, die eine eindrucksvolle Kurve durch das Tal vor uns beschreibt.





                                                        Um sich nicht durch die dichte Vegetation quälen zu müssen, peilen wir eine große Sumpffläche an. Ein kleiner Hügel steht zwar im Weg, aber nachdem wir den umrundet haben, kommen wir gut am Rande der Sumpffläche voran.





                                                        Der Fluss ist großartig. Breit dahinfliessend, bei sehr niedrigem Wasserstand wäre er jederzeit furtbar.





                                                        Am großen Knick, den die Fjellskardelva im Tal beschreibt, kann man auf den Steinen weit auf den Fluss raus gehen und wir nutzen das für eine insektenarme Pause. Was für ein toller Ort, außerdem geht dort ein gewisses Lüftchen, dass die Viecher nicht sonderlich mögen. Die Sonne brennt weiter extrem. Die Kaputzen der Bugshirts schützen unsere Köpfe nicht nur vor Stichen.





                                                        Der weitere Weg am Ufer entlang ist zwar manchmal mühsam, aber nicht so anstrengend wir erwartet - und was für Aussichten.









                                                        Langsam wird der Berg zu unserer Linken immer flacher, was darauf hinweist, dass wir bald nach Osten abbiegen müssen, um am Rande eines ausgedehnten Sumpfgebietes zur Hütte zu wandern.





                                                        Der Abzweig nach Osten, in Form eines sumpfigen breiten Tals, ist nicht zu verfehlen und wir treffen auch bald auf die ersten Markierungen, die uns bis zur Hütte leiten werden.





                                                        Der Weg durch den Sumpf ist hart. Es ist unerträglich heiss und schwül und wir laufen in eine Wolke von Bremsen eingehüllt. Kein Bugshirt ist keine Option. Das Summen macht uns fast wahnsinnig!







                                                        Langsam nähern wir uns dem Wald und treffen auf einen Wegweiser, mit dem wir ehrlich gesagt nichts anfangen können.





                                                        Durch dichter werdenden Wald führt uns ein gut ausgetretener Pfad und wir sind schon sehr kaputt und wirklich glücklich, als wir endlich auf die Hütte Fjellgården treffen. Was für ein großartiger Ort. Sofern die vermutete Übersetzung "Berggarten" richtig ist, verdient er seinen Namen zurecht. Auf einer idyllischen Lichtung gelegen, mit grandioser Aussicht. Die schöne Farbe und das niedliche Grasdach, hier stimmt alles.





                                                        Früher haben hier so abgelegen tatsächlich Menschen gelebt, heute ist die Hütte eine offene Statskog und dient Wanderern und Jägern als Zuflucht. Ein wirklich wunderschöner Ort, voll ausgestattet (sogar Grillanzünder für den Ofen sind vorhanden. ) und Gemütlichkeit aus jeder Holzpore ausstrahlend.







                                                        Mit einem Eimer mache ich mich auf Wassersuche und wundere mich, dass ich ziemlich weit laufen und schleppen muss. Erst später beim zweiten Eimer stelle ich fest, dass das, was ich direkt neben der Hütte für Reste eines verfallenen Gebäudes hielt, eine Quelle ist.

                                                        Wir waschen erst uns und dann unsere Klamotten. Später kommt noch ein norwegisches Pärchen vorbei, die aber nicht bleiben. Die Strasse ist nicht weit, ich denke mit leichtem Gepäck in weniger als zwei Stunden erreichbar. Dann sind wir wieder allein und da es doch mit untergehender Sonne merklich kühler wird, heizen wir die Hütte doch mal kräftig ein.





                                                        Es wird noch ein gemütlicher Abend mit schönem Sonnenuntergang, selbst um 23:30 Uhr könnte man noch ohne Lampe lesen draußen. Wir feiern den Tag mit einem Schluck Laphroig Quarter Cask. Sehr lecker, obwohl ein Mochito oder Gin Tonic besser gepasst hätte.

                                                        Viel später, als wir schon in einem der Schlafräume liegen, ist aber immer noch das Summen der Bremsen in unsere Ohren.





                                                        O.K., das war die romantische Version! In Wahrheit habe ich den Abend in der Hütte nur knapp überlebt: Beim Versuch, keine Mücke mit durch die Eingangstür zu lassen, donnere ich wirklich mit voller Wucht an den Querbalken der sehr niedrigen Tür*** , schwanke etwas durch den Raum und sehe kurzzeitig die ganze Milchstrasse. (Und schreie meine Frau, die sich liebevoll um mich kümmern will an, dass sie verdammt nochmal die Tür zumachen soll, damit keine Mücken reinkommen. ) War aber nur ein sehr kleiner Cut und nur eine größere Beule. Und auch, als ich die Petroleumlampe auslöschen wollte, hat es zwar an meiner Hand gezischt, aber nur kurz. Wirklich länger weh tut nur, dass ich wieder mal vergesse, dass nach stundenlangem Betrieb eines Jøtul-Ofens auch dessen Kunststoffisolierung am Türöffner sehr heiss wird. Aber auch da war halt das Problem, dass der Finger schon von der Lampe verbrannt war.




                                                        ***Ich dachte immer, die Menschen früher wären durch die harte Arbeit oder durch Kummer und Gram so gebeugt gewesen, aber es lag an den niedrigen Türen!
                                                        Zuletzt geändert von Antracis; 27.08.2017, 23:40.

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                                                          • 8
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                          Sehr schöner Bericht mit tollen Fotos das macht Lust auf mehr

                                                          Besonders schmunzeln musste ich bei diesem Satz :

                                                          Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
                                                          Ankunft dann im Mosjøen Hotel, dessen Atmosphäre irgendwie schwer zu beschreiben ist: Anklänge der städtischen Trostlosigkeit eines Edward Hopper treffen auf den nicht vorhandenen Charme eines kommunistischen Planbaus.
                                                          Diese Art der Architektur scheint in Norwegen nicht so unüblich, selbst in Oslo wecken manche Gebäude ähnliche Assoziationen.

                                                          Bezüglich Milchpulver: Habt ihr das schonmal probiert?

                                                          https://www.globetrotter.de/shop/tre...pulver-199068/

                                                          Nach längerem Hin- und Herprobieren und einigen wirklich grässlichen Varianten bin ich mit diesem ziemlich zufrieden.

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                                                          • JustMe79
                                                            Erfahren
                                                            • 28.05.2015
                                                            • 199
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                            Zitat von Monolith Beitrag anzeigen
                                                            Bezüglich Milchpulver: Habt ihr das schonmal probiert?

                                                            https://www.globetrotter.de/shop/tre...pulver-199068/

                                                            Nach längerem Hin- und Herprobieren und einigen wirklich grässlichen Varianten bin ich mit diesem ziemlich zufrieden.
                                                            OT:
                                                            Ich hab das mal probiert und fand es furchtbar - war viel zu 'fettig' und hat sich daher nur extrem schwer in kaltem Wasser aufgelöst (trinke im Fjell immer Kaba-Milchpulver-, Vanille-Kaba-Milchpulver-, Erdbeer-Kaba-Milchpulver- und Nescafe Frappé-Milchpulver-Mix). Mit warmem Wasser mag das Vollmilchpulver besser gehen, aber da ich keine warm Milch mag, betrifft mich das nicht. Ich nehme seit Jahren immer Saliter Magermilchpulver vom Kaufland und habe damit ausschließlich gute Erfahrungen gemacht.

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                                                            • Rainer Duesmann
                                                              Fuchs
                                                              • 31.12.2005
                                                              • 1642
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                              Oha, da gings ja gefährlich zur Sache. Gut das Anke auf dich auf aufpasste.
                                                              LG
                                                              Rainer
                                                              radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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                                                                Neu im Forum
                                                                • 18.08.2013
                                                                • 8
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                Zitat von JustMe79 Beitrag anzeigen
                                                                OT:
                                                                Ich nehme seit Jahren immer Saliter Magermilchpulver vom Kaufland und habe damit ausschließlich gute Erfahrungen gemacht.
                                                                OT: Das habe ich auch schon probiert, aber das war absolut nicht mein Fall. Aber Geschäcker sind ja (zum Glück?) verschieden. Da ich morgens immer auch meinen Kaffee brauche, um in den Tag zu kommen, mache ich ein wenig mehr Wasser warm und mische in den Rest das Treck'n Eat-Vollmilchpulver rein, dann klappt das auch mit der Löslichkeit. Das 'verdünne' ich dann immer noch mit kaltem Wasser (mag auch nicht so gerne warme Milch).

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                                                                  Fuchs
                                                                  • 29.05.2010
                                                                  • 1280
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                  Zitat von Monolith Beitrag anzeigen
                                                                  Bezüglich Milchpulver: Habt ihr das schonmal probiert?

                                                                  https://www.globetrotter.de/shop/tre...pulver-199068/

                                                                  Nach längerem Hin- und Herprobieren und einigen wirklich grässlichen Varianten bin ich mit diesem ziemlich zufrieden.
                                                                  Ja, das nutzen wir auch für den süssen Moment, finde ich geschmacklich gut. Allerdings haben wir uns irgendwie an die Orange gewöhnt, so dass wir das fürs Müsli so beibehalten haben.


                                                                  Zitat von JustMe79 Beitrag anzeigen


                                                                  P.S.: Meintest du wirklich 'Süsser Moment' oder doch 'Mein Moment'? Ich vermute Letzteren, oder? Habt ihr den selber mit Milchpulver angerührt, oder wie? Echt nervig, dass es das Original nicht mehr gibt...
                                                                  Ja, wir rühren selbst an. Ist aufwändiger und wir haben uns anfangs auch geärgert, aber man muss sagen, dass sich der Geschmack aus meiner Sicht verbessert hat.

                                                                  So, und jetzt mache ich mich mal wieder ans Schreiben, damit am WE der nächste Tag Online gehen kann.

                                                                  Kommentar


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                                                                    • 18.06.2014
                                                                    • 1591
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                    Oh, wieder so ein schöner Bericht von Dir! Wäre ich nicht gerade - nicht zuletzt aufgrund Eures Saltfjelltourberichtes - in selbigem unterwegs gewesen, hätte ich ihn schon viel früher entdeckt. Um das Wetter beneide ich Euch, um die Viecher nicht

                                                                    Kommentar


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                                                                      Fuchs
                                                                      • 29.05.2010
                                                                      • 1280
                                                                      • Privat


                                                                      #35
                                                                      AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                      Tag 6 (22.07): Fjellgården - Skjørlægdelva - Storvatnet


                                                                      Nach einer sehr komfortablen Nacht in der Hütte deutet sich ein weiterer großartiger Tag an. Nachdem wir beim Aufstehen alle möglichen Türzargen knapp verfehlt haben , nutzen wir erst mal die Küche der Hütte, um ein leckeres Frühstück zuzubereiten. Unser Jetboil ist zwar praktisch, aber zum Braten taugt er nicht, jedenfalls nicht ohne zusätzliche Pfanne.
                                                                      Die gibts aber in der Hütte...





                                                                      ...und dann Rührei bei Sonnenschein.





                                                                      Für aus der Tüte schmeckt es wirklich gut. Zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr könnte man das sicher auch noch gut mit frischen Pilzen pimpen. Weil wir ja Zeit haben, gönnen wir uns auch noch eine zweite Tasse Tee. Anke fegt kurz die Hütte, ich hacke noch Holz für die nächsten Ankömmlinge, und dann sind wir, wieder mal gegen Mittag , startklar. Und das Wetter ist weiter prächtig.





                                                                      Vor der Hütte treffen wir eine hübsche Norwegerin: Knappe Shorts, knappe Worte.
                                                                      Sie scheint eine Staffelei aufzubauen, um die tolle Szenerie auf Leinwand zu bannen. Wie gesagt, zur Strasse ist es nicht sehr weit.

                                                                      Wir genießen derweil nochmal das Blumenmeer, das die Hütte einrahmt.











                                                                      Zunächst geht es auf gut ausgetretenem Pfad bergab zur Fluß, den wir schon von Weitem rauschen hören.





                                                                      Schließlich erreichen wir den Skjørlægdelva, der hier ein beeindruckender, recht wilder Fluss ist.







                                                                      Die Brücke ist von jener schwankenden Sorte, die Anke sofort in ihr Herz schließt, wo sie sich fortan mit verschiedenen Höhenängsten aufhalten muss.





                                                                      Der Vistmannen schenkt uns ein bisschen Denali-Feeling.





                                                                      Die Szenerie ist wirklich großartig. An unserer Seite der wilde, von dichtem Nadelwald gesäumte, Fluss. Das Wetter genial, der Pfad gut und die Mücken nicht so schlimm, wie erwartet.









                                                                      Wir wandern zwei Stunden schweißtreibend am Ufer entlang und finden schließlich einen schönen Felsen der uns, ins Wasser ragend, zu einer Pause einlädt. Der Fluss ist mittlerweile deutlich ruhiger, aber mit den, schon am Horizont aufscheinenden Gebirge, nicht weniger attraktiv.





                                                                      Es ist mittlerweile wieder fast unerträglich heiss. Wir staunen nicht schlecht, als plötzlich ein norwegisches Pärchen den Pfad entlang kommt und uns während der Pause überholt. Sie sind genauso erstaunt, wie wir. Wir sind zwar am Rande des Parks unterwegs, dennoch ist es trotz des Wetters und der laufenden Ferien weiterhin sehr einsam.

                                                                      Anne und Bjørn pflegen die typische Gewichtsverteilung, die uns schon öfters bei norwegischen Pärchen aufgefallen ist. Sie hüpft fröhlich und sportiv mit leichtem Tagesrucksack voran, er schleppt sich mit, von mir auf über 30 Kg geschätzter, grüner Schrankwand mit Abstand hinterher. Später erfahren wir, dass es sich bei beiden um Tagesgepäck handelt, morgen gehts wieder zum Auto.

                                                                      Wir lassen die beiden erstmal ziehen und genießen weiter die Sonne. Wir müssen schließlich auch die Pausenzeiten unseres Trägers einhalten.





                                                                      Schließlich wandern wir gut gelaunt weiter und holen Anne und Bjørn kurz vor dem Litlvatnet ein. Die Beiden wollen auch zum Storvatnet, haben aber weder eine Karte noch eine Ahnung, wie sie dahin kommen und fragen, ob Sie sich uns anschließen dürfen, da wir mit Karte und GPS doch etwas besser ausgestattet sind.

                                                                      Also stapfen wir, nach kurzer Pause bei der verschlossenen Litlvasshytta, zusammen weiter. Letztlich ist die Orientierung aber, wie wir bereits vermuteten, nicht das Problem. Ein ausreichend ausgetretener Pfad führt, auch wenn nicht auf der Karte eingezeichnet, weiter nach Süden. Es ist zwar unerträglich schwül und feucht und ziemlich hügelig, aber schließlich erreichen wir ein kleines Sumpfgebiet nahe des Sees.

                                                                      Hier sind die Insekten natürlich wieder besonders wild und der Sumpf reicht direkt bis an den am Nordufer des Sees liegenden Strand, weshalb wir schon im Vorfeld geplant hatten, lieber am Südufer unser Glück zu versuchen. Wir begleiten aber die Beiden noch bis zur Copacabana des Storvatnet.





                                                                      Sicher ab Mitte August ein wundervoller Ort, aktuell aber eher ein Platz zum freiwilligen Blutspenden.

                                                                      Also geht es weiter entlang des Sees. Um die dichte Vegetation zu vermeiden, balancieren wir direkt am steinigen Uferrand. Das Wetterchen ist weiter, frei nach Bugs Bunny, eine Verlustigung erster Kajüte. Und der Storvatnet, eingefasst in Nadelwald und im Schatten des Visttindan gelegen, einfach ein fantastischer Ort.





                                                                      Am Südufer gibt es eine erhöht gelegene, vegetationsarme Fläche und unsere Vermutung nach Studium von Karte und Norgeibilder, dass man dort gemütlich, mit toller Aussicht und vor allem insektenarm zelten kann, erweist sich als richtig.

                                                                      Wir stellen schnell das Zelt auf und begeben uns mit einigem Zeugs zum Badeurlaub nach unten zum Ufer. Wichtig ist erstmal, die Sonnencreme aufzutragen.





                                                                      Die Sonne knallt extrem und wir erfrischen uns erstmal herzhaft.





                                                                      Angeln könnte man hier sicher auch gut.





                                                                      Eine wirkliche Entdeckung dieser Tour sind, vor allem bei diesem Prachtwetter, gefriergetrocknete Smoothies. Auf den letzten Touren haben wir ja gegen Ende am meisten frisches Obst vermisst und die Teile bedienen genau diese Nische. Gefriergetrocknetes Obst oder Trockenfrüchte waren schon gut, aber das ist noch erfrischender. Man braucht nur kaltes Wasser und dann

                                                                      Fill it...





                                                                      ...shake it...





                                                                      ...enjoy it.





                                                                      Wir verbringen noch einige schöne Stunden am Wasser. Später machen wir es uns dann hoch oben auf unserem Aussichtspunkt gemütlich. So langsam geht das mit dem Tarp abspannen auch immer besser.





                                                                      Wir lassen uns Hähnchen in Currysauce und Milchreis schmecken und nehmen in Kauf, dass uns der Laphroig noch mehr aufwärmt, als wir es ohnehin schon sind.

                                                                      Bei aller Entspannung und Schönheit ist dies ein Ort der Entscheidung. Unsere Tour ist nun zur Hälfte rum und wir haben mehrere Optionen zur Fortsetzung:

                                                                      Unser Notausstieg, nach Trofors durchs Stavassdalen, wird glücklicherweise absehbar nicht benötigt. Zudem wäre die Strecke sehr kurz für die verbleibende Zeit und die Route verläuft in dichter Vegetation unten im Tal, was bei der aktuellen Insektenlage wenig verlockend erscheint.

                                                                      Ein Aufstieg für ein paar Tage in den Visttindan mit Tagestouren auf die Gipfel, ist auf jeden Fall ein besserer Plan.

                                                                      Und dann ist da noch der Traum einer kompletten Nord-Südquerung über die großen Seen im Südosten. Abgesehen davon, dass die mögliche Route ziemlich anstrengend werden dürfte, könnten wir bei einem Wetterwechsel leicht festgesetzt werden. Schließlich müssen auf dem Weg zum Tosentunnel einige größere Flüsse sowie Ab- und Zuflüsse großer Gebirgsseen gefurtet werden, was einerseits durch die Schneeschmelze schon haarig ist, andererseits bei einem Unwetter richtige Probleme mit sich bringen könnte.

                                                                      Wir erwägen und diskutieren hin und her. Anke tendiert eher zum kalkulierbaren Visttindanabstecher, lässt sich aber schließlich überzeugen, den Weg weiter nach Süden zu versuchen. Entscheidend ist letztlich, dass für die Besteigung der Visttindanberge auch mal 1-2 schöne Tage reichen, während man für die Nord-Süd-Passage schon ein gehöriges Wetterglück braucht - und das scheinen wir ja zu haben. Delorme piepst weiter Knallvær und ausserdem können wir im Verlauf des Måsskardelva noch später im Notfall nach Nordosten aussteigen. No risk, no fun.

                                                                      Also verbringen wir noch einen entspannten Abend und malen uns Szenarien für die nächsten Tage aus. Wieviel Schnee erwartet uns noch ? Werden wir alle Flüsse furten können ? Wird die Sonnencreme reichen ? Auf jeden Fall wird es spannend. Die Mücken sind jedenfalls erstaunlich friedlich - und die unbelehrbaren halten wir mit DEET in Schach.





                                                                      Die Sonne geht erst kurz vor 23:00 Uhr unter, wir schlafen erst spät ein, und hängen noch lange an den Eindrücken des heutigen Tages.
                                                                      Zuletzt geändert von Antracis; 03.09.2017, 07:29.

                                                                      Kommentar


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                                                                        Freak

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                                                                        • 12705
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                        Was für schöne Bilder! Und natürlich auch ein gut geschriebener Bericht....
                                                                        Ditschi

                                                                        Kommentar


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                                                                          Erfahren
                                                                          • 28.05.2015
                                                                          • 199
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                          Epische Landschaft + Traumwetter + Fotograf mit Auge = grandiose, abwechlungsreiche Bilder! Das wird nächstes Mal praktisch nicht zu toppen sein, mit der Gewissheit solltet ihr euch so langsam anfreunden... Aber diesen Urlaub wird euch immerhin keiner mehr nehmen können...

                                                                          Ich bin zwar absoluter Fjell-GPS-Verächter, aber wenn du schonmal eines mithattest, könntest du ev. noch die getrackte Kilometerzahl irgendwo ergänzen und wie lange eure Netto-Laufzeit war? Das würde echt helfen, das Gelände besser einzuschätzen, zumindest bei euren Bedingungen.

                                                                          Ansonsten - welche Smoothies waren das, die ihr diesmal dabei hattet, und was kosten die? Ich schwöre seit genau 20 Jahren auf Fruchtkaltschalen von Ruf. Die kosten nur nen Euro oder so und sind bei uns absoluter Pflichtnachtisch. Die gibt's mit Erdbeer, Kirsch- und Maracujageschmack. Früher gab's auch noch Blaubeere - dafür muss jetzt halt die Treck 'n Eat Blaubeerfruchtsuppe herhalten, die kostet allerdings deutlich mehr. Allgemein gilt, je kälter das 'Quellgewässer', umso göttlicher schmecken diese Teile, am besten sind so 3-5°C...

                                                                          Kommentar


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                                                                            Fuchs
                                                                            • 29.05.2010
                                                                            • 1280
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                            Zitat von Ditschi Beitrag anzeigen
                                                                            Was für schöne Bilder! Und natürlich auch ein gut geschriebener Bericht....
                                                                            Ditschi
                                                                            Danke! Kommen ja zum Glück noch ein paar Tage.


                                                                            @Justme 79: Muss nochmal nachschauen nach den GPS-Daten, sind noch auf dem Gerät und das hab ich gerade nicht zu Hand. Waren aber ca. 110km, 5000hm und um die 60h. Also ein recht gemütlicher Schnitt. Wir sind ja meist erst Mittags los und haben viel Pause gemacht und viel fotografiert. Und an manchen Stellen war es andererseits so anstrengend, dass wir vermutlich unter 1km/h gefallen sind.

                                                                            Die Smoothies waren von Lyo, müssten so um die 3€ gekostet haben, also nicht ganz billig- ist für einen halben Liter. Das mit der Ruf-Kaltschale ist ein guter Tipp!

                                                                            @Blahake: Danke, geht bald weiter. Und ich warte dann auf Deinen Saltfjellbericht.

                                                                            Kommentar


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                                                                              Dauerbesucher
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                                                                              • 768
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                              Herrlich!! Habe jetzt mit großer Begeisterung Deinen Bericht bis hierhin gelesen. Tolle Fotos und wie immer ein unterhaltsam gechriebener Text. Auf die zweite Hälfte Eurer Wanderung bin ich natürlich besonders gespannt, aber schon der erste Teil ist ganz große Klasse und weckt lebhafte Erinnerungen an die schöne Zeit, die ich dort im vergangenen Jahr hatte.

                                                                              Euer Einstieg über Hundålryggen sieht sehr attraktiv aus. Ich hatte die Strecke damals auch als Ausstieg in Erwägung gezogen, aber weil sie sehr viel weniger begangen wird und durch dichten Wald verläuft mit größerem Zeitaufwand eingeschätzt. Schön, dass sie hier mal gut beschrieben ist.

                                                                              (Kleine Klugscheißer-Anmerkung am Rande: Deine vermutete Übersetzung von "Fjellgården" ist nur zur Hälfte richtig. "Gård" heißt (Bauern-) Hof, Garten wäre "hage".)

                                                                              Kommentar


                                                                              • Antracis
                                                                                Fuchs
                                                                                • 29.05.2010
                                                                                • 1280
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                Herrlich!! Habe jetzt mit großer Begeisterung Deinen Bericht bis hierhin gelesen. Tolle Fotos und wie immer ein unterhaltsam gechriebener Text.
                                                                                Danke!


                                                                                Euer Einstieg über Hundålryggen sieht sehr attraktiv aus. Ich hatte die Strecke damals auch als Ausstieg in Erwägung gezogen, aber weil sie sehr viel weniger begangen wird und durch dichten Wald verläuft mit größerem Zeitaufwand eingeschätzt. Schön, dass sie hier mal gut beschrieben ist.
                                                                                Ich denke, Du schätzt richtig. Wenn ich unsere Eindrücke vergleiche, ist unsere Route etwas ruppiger, vor allem aber schlechter markiert. Das merkte man deutlich, als wir dann auf Deine Route getroffen sind, ab da ist immer eine ausgetretene Spur und/oder ausreichend Steinmännchen vorhanden gewesen bis zu den Sørvatn.

                                                                                (Kleine Klugscheißer-Anmerkung am Rande: Deine vermutete Übersetzung von "Fjellgården" ist nur zur Hälfte richtig. "Gård" heißt (Bauern-) Hof, Garten wäre "hage".)
                                                                                Danke, das wurde mir freundlicherweise schon als PN gesteckt - hätte ich mit etwas mehr Sprachverständnis eigentlich auch selbst drauf kommen können.

                                                                                Ich schreibe dann mal weiter.

                                                                                Kommentar


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                                                                                  • 18.06.2014
                                                                                  • 1591
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                  Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
                                                                                  Ich schreibe dann mal weiter.
                                                                                  Au ja, au ja, fein!

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Fuchs
                                                                                    • 29.05.2010
                                                                                    • 1280
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                    Thor schnarchte. Oder, wenn man es präziser beschreiben wollte, entströmten starke Böen dröhnend den haarigen Löchern seiner Nase, und erfüllten die gewaltige Halle mit dem Duft von billigem Met und einer Spur Knoblauch.

                                                                                    Odin seufzte. Und dabei sollte man nun seine Arbeit machen. Aussichtlos. Genauso, wie Thor nach einem Saufgelage zu wecken. Und um die göttliche Ruhe war es bei der alten Schnarchnase dann stets geschehen. Er versuchte erneut, sich auf die Runen vor sich zu konzentrieren, musste aber einsehen, dass es bei dieser Lautstärke schlicht unmöglich war.

                                                                                    Ein erneuter infernalischer Laut strömte aus Thors Nase hervor. Das Pochen in Odins Schläfen wurde wieder stärker. Um die göttliche Lärmbelastung machte man sich einfach auch zu wenig Gedanken. Ein achtbeiniges Pferd beispielsweise hielt man nur so lange für eine coole Sache, bis man mal mit Sleipnir über Kopfsteinpflaster geritten war.

                                                                                    Er stöhnte leise auf. Allein die Erinnerung daran hallte, wie mit tausendfachem Echo, schmerzhaft durch seinen Kopf. Das war genauso nervig gewesen, wie das ständige Rabengekrächze. Aber zumindest hatte sich dieses Problem lösen lassen. Er schaute nachdenklich in die leeren ausdruckslosen Augen der ausgestopften Vögel an der Wand.

                                                                                    Endlich Ruhe. Ja, wenn da nur nicht dieses Schnarchen wäre. Und wenn es mal beim Schnarchen bleiben würde. Wenn Thor im Tiefschlaf noch einen fahren lies, bebte ganz Asgard, und das Grollen war auch noch im letzten Winkel der Nordlande zu hören. Er grinste. Sich die Story mit Thors Hammer auszudenken, war wieder mal eine geniale Idee von ihm gewesen. Nein, erfolgreiche göttliche Herrschaft war kein Selbstläufer, sondern verlangte ständige Kreativität. Die dämlichen Menschen glaubten zwar schlicht alles, aber der Bedarf nach guten Geschichten war enorm. Und er, Odin, lieferte sie. Dagegen war die Wahrheit oft ernüchternd. Und nicht immer roch sie gut.

                                                                                    Erneut versuchte er, sich zu konzentrieren.

                                                                                    Thor schnarchte!

                                                                                    Odin seufzte!

                                                                                    Und dann...




                                                                                    Tag 7 (23.07): Storvatnet - Valen


                                                                                    "Hast Du den Donner gehört ?"

                                                                                    In der Ferne grummelte es und dann setzt leichter Nieselregen ein. Es ist ein schwüler Morgen, an dem wir nach tiefem Schlaf, in wieder mal windloser Nacht, erwachen. Der Regen hört aber bereits nach kurzer Zeit auf und es beginnt, wieder heller zu werden.





                                                                                    Wir frühstücken trotzdem im Zelt, kuscheln noch etwas und trödeln ziemlich herum. Irgendwie haben wir es nicht eilig, obwohl wir eigentlich heute etwas Strecke machen wollten, um uns ein kleines Polster herauszuarbeiten für die Hindernisse, die uns möglicherweise auf unserer Nord-Süd-Route noch bevorstehen. Gegen Mittag brechen wir auf und bewundern zunächst das zerklüftete Gelände mit dichter Vegetation, das jetzt vor uns liegt. Landschaftlich schöne, aber auch anstrengende, Stunden deuten sich an.





                                                                                    Um ein Sumpfgebiet zu umgehen, passieren wir den kleinen See Sørtjønna an seinem östichen Ufer und furten einen Zufluss mit einem großartigen Wasserfall.





                                                                                    Die Landschaft ist wunderschön, das Gelände aber schwierig. Die Sonne brennt mittlerweile wieder und es ist sehr schwül und viele kleine Hindernisse in Form von Felsen, Klüften und allerlei Gesträuch stellen sich uns in den Weg. Klar, dass die Insekten diesen Ort noch mehr lieben, wie wir.

                                                                                    Und überall rauscht das Wasser hinab.





                                                                                    Wir halten uns mehr in südöstliche Richtung, um einen vegetationsärmeren Rücken zu erreichen, aber das Ganze bleibt dennoch eine ziemliche Schinderei. Etwas erschöpft erreichen wir ein kleines Plateau und hier, so ab 500m, wird das Gelände auch wieder einfacher. Und wir haben eine grandiose Aussicht zurück auf die gestern und heute besuchten Seen.





                                                                                    Nachdem wir eine kleine Felskuppe, die sich uns auf dem Plateau in den Weg stellt, auf westlicher Seite umklettert haben, stehen wir plötzlich in einem kuschligen kleinen Hochtal mit einem rauschenden Bächlein neben einer schönen kleinen Zeltwiese. Und wie wir da so, in der knallenden Sonne, auf einem lauschigen Felsen eine Pause machen und Nüsse knabbern, reift die Idee, hier zu bleiben. Zumal es ziemlich trocken und vegetationsarm ist und uns folglich nur wenig Insekten Gesellschaft leisten.

                                                                                    Der Ort ist einfach wunderschön und wir haben die letzten 6 Tage nicht wenig getan, zudem waren die letzten 2 1/2 Stunden auch sehr anstrengend. Lieber also heute hier chillen und Kräfte für einen längeren Tag morgen sammeln.





                                                                                    Unser Träger findet die Pausenidee ebenfalls gut und muss so auch nicht erst mit der Gewerkschaft drohen.





                                                                                    Wir genießen die Sonne und schlemmen französische Salami und selbstgetrocknete Mangos.
                                                                                    Später waschen wir einige Klamotten und bauen mittlerweile routiniert unsere ausgedehnte Lagerstätte auf.





                                                                                    Den Abend verbringen wir mit Chillen und Aussicht genießen. Zwischendurch gibts noch leckeren Dorsch in Currysauce. Auch, wenn wir uns die Abende anders vorgestellt hatten, langweilig wurde es nie.





                                                                                    Als später am Abend der Wind auffrischt, bauen wir kurzerhand das Tarp vom Sonnen- zum Windschutz aus und chillen weiter. Erst, als die Sonne gegen 22:30 weg ist, ziehen wir uns ins Zelt zurück.
                                                                                    Zuletzt geändert von Antracis; 09.09.2017, 15:15.

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Fuchs
                                                                                      • 29.05.2010
                                                                                      • 1280
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                      Tag 8 (24.07): Valen - Sirijordaksla - Litlskardvatnet - Måsskardelva


                                                                                      Heute morgen wachen wir früh auf und haben dieses gewisse Kribbeln in uns, was stets einen besonderen Tourtag ankündigt. Es ist auch klar, dass es ein langer Tag werden wird, denn wir wollen möglichst zum südlichen Ende des Måsskardelva kommen, um eine gute Grundlage für die weitere Durchquerung des Parks zu haben.

                                                                                      Der Nationalparkranger Carl Norberg hatte uns den Weg über den Litlskardvatnet als die "most scenic" Option beschrieben, was natürlich die Vorfreude steigerte. Andererseits ist die beste Route nicht unbedingt aus der Karte klar ersichtlich. Das es kein Zuckerschlecken werden wird, ist hingegen sicher - soweit können wir mittlerweile schon einschätzen, was uns hier erwartet. Vor allem aber haben wir über diesen Abschnitt keine Berichte finden können. Es ist also spannend und so starten wir auch, für unsere Verhältnisse, ziemlich früh schon um 10:30 Uhr.

                                                                                      Zunächst steigen wir zu einem Ausläufer des Visttindan auf bis ca. 800m. Das Gelände ist erstaunlich gutmütig und den Ruhetag merken wir positiv in den Beinen. Das Wetter ist wieder mal prächtig.





                                                                                      Wir sind raus aus der gröbsten Vegetationszone und freuen uns über relativ einfach zu begehende Platten.





                                                                                      Allerdings brennt uns die Sonne bald erbarmungslos aufs Haupt. Das Ganze ist sehr anstrengend, belohnt werden wir aber mit großartigen Aussichten.





                                                                                      Ab 700m warten wieder ausgedehnte Schneefelder und wir sind in der gleissenden Sonne froh über unsere Sonnenbrillen.





                                                                                      Schließlich erreichen wir auf etwas über 800m den Kamm und können den Pass unterhalb des Vistmannen, wo man zu der Ebene der beiden Vistvatnet queren kann, inspizieren.





                                                                                      Hier oben ist es recht angenehm. Da ein bisschen Wind geht, ist die knallende Sonne gut erträglich.





                                                                                      Wir genießen den Anblick des Visttindan-Passes, direkt unterhalb der Vistkjerringa, mit 1239 der höchste Berg in Lomsdal-Visten.





                                                                                      Im Nordosten können wir den Okstindan bewundern.





                                                                                      Nach einer kurzen Riegelpause wartet nun der Abstieg nach Süden auf uns. Dort können wir schon die hohen Berge des östlichen Parks sehen, auf die wir schon gespannt sind.





                                                                                      Nach Studium der Karte entscheiden wir uns, nicht direkt nach Süden abzusteigen, sondern einen östlichen Bogen zu schlagen, um die steileren Abschnitte oberhalb des Litlskardvatnet zu umgehen. Der Abstieg ist mit seinen vielen Stufen zunächst nicht einfach, aber mit sorgfältiger Routenwahl ist alles machbar. Und vor uns öffnen sich immer spektakulärere Aussichten.







                                                                                      Schließlich laufen wir entlang des östlichen Gebirgszipfels auf einer schrägen Plattenebene. Die Platten sind, wie hier üblich, oft von schwarzen Flechten überzogen und bei Feuchte sehr glatt. Bei Regen würde ich definitiv eher weiter westlich halten, aber bei den trockenen Bedingungen kommen wir sehr flott voran.




                                                                                      Auf den Platten genießt der eine oder andere Parkbewohner die Sonne noch mehr, als wir.





                                                                                      Schließlich gelangen wir auf die südliche Seite des Gebirgszuges und der sich uns dann plötzlich bietende Ausblick auf den Litlskardvatnet lässt sich mit Worten nur unzureichend beschreiben. Der dunkelblaue See ist malerisch in die Felsen eingelassen und stürzt sich über eine Klippe als Wasserfall ins Tal. Definitiv einer der (vielen) Höhepunkte dieser Tour.





                                                                                      Wir nutzen diesen wundervollen Ort erstmal zu einer ausgiebigen Mittagspause und legen Sonnencreme nach.





                                                                                      So schön die Aussichten sind, sie zeigen auch die Probleme, die noch für heute vor uns liegen: Abstiege durch steileres Gebiet mit dichter Vegetation. Breite Flussläufe, die gequert werden müssen. Und entlang des Masskardelva ebenfalls schweres Gelände mit dichtem Gestrüpp. Die Bremsen feiern schon.

                                                                                      Wir inspizieren zunächst aus der Ferne den Abfluss des Litlskardvatnet, den wir furten müssten und sind uns nicht sicher, ob das so ohne weiteres möglich. Zu Hause mit dem Foto und der Vergößerungsoption sieht das natürlich machbar aus und vermutlich wäre der Weg über den Kamm hinter dem Abfluss sogar zunächst einfacher gewesen (wobei es am Ende auch ziemlich steil runter ins Tal geht, was ich mit der dichten Vegetation auch nicht einfach einschätze!).





                                                                                      Letztlich treffen wir die Entscheidung, unten im Tal zu furten, wo der Abfluss des Sees in die Velfjordskardelva mündet. Das sieht auf jeden Fall machbar aus und entlang des Flusses wirkt der Wald auch nicht allzu dicht.





                                                                                      Der Abstieg zieht sich wegen diverser umgestürzter Bäume, ist aber gutmütiger als gedacht. Die Furt erweist sich auch als gut machbar.





                                                                                      Die großen Kiesbänke mitten im Fluss erweisen sich als erfreulich insektenarmer Ort für eine sonnige Pause. Und wir verlieben uns spontan in diesen großartigen Fluss.





                                                                                      Ausgeruht brechen wir dann zur etwas abenteuerlichen Wanderung entlang des Flusses auf. Anfangs geht das entlang des Ufers noch ganz gut.





                                                                                      Allerdings wird das Ufer zunehmend steiler und dichter bewachsen.





                                                                                      Zusammen mit den Insekten und der Hitze ist das eine ziemliche Schinderei. Auf der gegenüberliegenden Seite ist das Ufer weniger steil, allerdings muss man einen recht wilden Zufluss furten, was aauch nicht einfach ausschaut. Gerade die Platten sind oft sehr glitschig und schlecht begehbar, gerade bei starker Strömung.





                                                                                      Wir kämpfen uns weiter voran und werden immer wieder mit herrlichen Eindrücken des Flusses entschädigt.







                                                                                      Zwischendurch müssen wir immer mal wieder felsige Abschnitte umgehen und gelangen weiter nach oben. Alternativ kann man sicher auch auf dem Hügelkamm laufen, allerdings muss man dann am Ende auch relativ steil absteigen. Wir entscheiden uns jedenfalls, nahe am Fluss zu wandern, was uns spektakuläre Eindrücke entlang der Stromschnellen und Wasserfälle beschehrt.







                                                                                      Nachdem wir einen größeren Wasserfall erklommen haben, kommen wir (wie schon erwartet), ca. 400m vor dem Zufluss, der von Westen aus dem Baelkiesdurrie kommt, in einem engen Canyon nicht weiter und machen erstmal eine Pause, bevor wir anstrengend den Hügel am westlichen Ufer erklimmen. Es folgt ein eher einfacher Abstieg und der Zusammenfluss ist so weitläufig, dass die Furt keinerlei Probleme macht.







                                                                                      Wieder nutzen wir die ausgedehnten Steinbänke zu einer längeren Pause. Mittlerweile sind schon ziemlich platt.





                                                                                      Wir wollen aber noch weiter und das Tageslicht ausnutzen und rechnen jetzt auch nach und nach mit flacherem Gelände und, da wir flussauf- und talaufwärts wandern, mit weniger Vegetation. Tatsächlich bleibt das ein frommer Wunsch, denn zunächst wartet nicht selten manns- und frauhohes Dickicht auf uns, in dem wir uns mit teils üblen Bushwhacking vorwärts kämpfen müssen.





                                                                                      Teilweise kommen wir wirklich quälend langsam voran und sind froh über jede Wildfährte, die sich findet. Schließlich folgen wir einem Dickicht-Tunnel, in dem tiefe Hufabdrücke von ihrem Erzeuger künden und treffen auch schließlich unseren ersten Elch.





                                                                                      Der ist zum Glück nicht auf Stress aus und sucht das Weite. Ich muss zugeben, im Gebüsch selbst war mir etwas mulmig, denn da möchte ich nicht überraschend auf einen Elch treffen, der sich dann vielleicht in die Enge getrieben fühlt.

                                                                                      Es ist mittlerweile schon ziemlich spät und wir beschließen, die nächste gute Zeltmöglichkeit zu nutzen. Wir sind ziemlich am Ende mit unseren Kräften und auch absolut gesättigt von Eindrücken. Allerdings wird das Gelände irgendwann tatsächlich etwas gutmütiger und das südliche Ende des Sapmedurrie kommt in Sicht.





                                                                                      Wir finden schließlich eine schöne Zeltterasse oberhalb einiger Stromschnellen , am Knick des Flusses, und bauen erschöpft das Zelt auf.





                                                                                      Als wir uns am Fluss waschen, gilt es, dicke Salzkrusten abzuspülen. Im Zelt feiern wir diesen tollen Tag mit Pasta Bolo, Schokopudding, Astronauteneis und einem kräftigen Schluck Laphroig. Anke schläft danach sofort ein, ich kämpfe noch mit zufallenden Augen, um ein paar Eindrücke ins Tagebuch zu schreiben, gebe auch irgendwann auf und träume nur noch von diesem tollen Tag.
                                                                                      Zuletzt geändert von Antracis; 17.09.2017, 20:17.

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Erfahren
                                                                                        • 28.03.2013
                                                                                        • 373
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                        Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
                                                                                        Allerdings brennt uns die Sonne bald erbarmungslos aufs Haupt.
                                                                                        Oh nein, Ihr armen!

                                                                                        Saucoole Tour, toller Bericht!

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Dauerbesucher
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                                                                                          • 768
                                                                                          • Privat


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                                                                                          AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                          Danke für Deine genaue Beschreibung dieser spannenden Etappe, hatte mit der Strecke für 2015 auch geliebäugelt. Ich staune immer noch über Euer unfassbares Wetterglück und kann die Fortsetzung kaum erwarten.

                                                                                          P.S. Was ist Astronauteneis? Meine Tochter hat dieses Jahr Schnee aus den Schneefeldern gekratzt und mit Lipton Eisteepulver verrührt, was ein überraschend befriedigendes Slush-Eis ergab...

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Fuchs
                                                                                            • 29.05.2010
                                                                                            • 1280
                                                                                            • Privat


                                                                                            #46
                                                                                            AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                            Zitat von SouthWest Beitrag anzeigen
                                                                                            Oh nein, Ihr armen!

                                                                                            Saucoole Tour, toller Bericht!
                                                                                            Danke! Ich gebe zu, Jammern auf hohem Niveau.

                                                                                            Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                            Danke für Deine genaue Beschreibung dieser spannenden Etappe, hatte mit der Strecke für 2015 auch geliebäugelt. Ich staune immer noch über Euer unfassbares Wetterglück und kann die Fortsetzung kaum erwarten.
                                                                                            Das war definitiv einer der besonderen Tourtage, an die wir lange zurückdenken werden. Sehr anstrengend, aber wir haben soviel erlebt, dass es eigentlich für einen ganzen Urlaub ausgereicht hätte.

                                                                                            P.S. Was ist Astronauteneis? Meine Tochter hat dieses Jahr Schnee aus den Schneefeldern gekratzt und mit Lipton Eisteepulver verrührt, was ein überraschend befriedigendes Slush-Eis ergab...
                                                                                            Gefriergetrocknete Eis...urspünglich entwickelt für die Nasa...sagt zumindest die Werbung. Ist ganz nett, aber bei Hitze waren die Smoothies noch besser, da haben wir später wirklich auch Slush gemacht, als es eisiger wurde.

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Fuchs
                                                                                              • 29.05.2010
                                                                                              • 1280
                                                                                              • Privat


                                                                                              #47
                                                                                              AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                              Tag 9 (25.07): Måsskardelva - Måsskardvatnan - Elgviddvatnet


                                                                                              Wieder treibt uns morgens knallende Sonne aus dem Zelt, Knallvær vom Feinsten. Es ist wirklich so extrem, dass wir kurz erwägen, schon am frühen Morgen das Tarp aufzubauen, behelfen uns dann aber mit der langsam knapp werdenden Sonnencreme.

                                                                                              Beim ausgiebigen Frühstück genießen wir unseren Zeltplatz auf einer Terrasse über dem Måsskardelva.





                                                                                              Heute starten wir wieder entspannt gegen Mittag. Dennoch begleiten uns Fragezeichen. Wir vermuten viel Schnee in den Bergen und müssen einige Ab- und Zuflüsse großer Seen furten. Die Angst, an einer dieser Stellen hängen zu bleiben, schwingt mit. Andererseits sind wir positiv gestimmt, dass es schon irgendwie werden wird. Zunächst geht es weiter nach Süden, zum Ende des Sapmedurrie, durch lichteres Gestrüpp. Und wie immer die letzten Tage, der Sonne entgegen.





                                                                                              Das weitere Gelände ist eine wahre Wonne. Das Ende des Tals besteht aus weitläufigen Grasflächen. Wunderschön und vor allem kommen wir gut voran.








                                                                                              Unser Tun bleibt nicht unbeobachtet, schließlich sind wir auf dem Weg zum Elgviddvatnet. And Big Elg is watching us.







                                                                                              So schön das Szenario ist, es fließt auch viel Wasser und blockt immer mal wieder unseren Weg. Hier sammelt schließlich der Måsskardelva den Großteil seines Wassers. Die erste wirkliche Prüfung unserer Reise wird dann auch der Hauptzufluss, der sich aus den großen Schneefeldern des Måsskartinden speißt und, tief in eine Schlucht einschneidend, ein ernsthaftes Hinderniss darstellt.





                                                                                              Man muss diesen Fluss zwar nicht zwangsläufig furten, die Alternative ist aber ein sehr steiler Aufstieg direkt nach Süden aus dem Talkessel, der obendrein durch viele Schneefelder erschwert ist und uns unnötig gefährlich erscheint. Wir wollen lieber flacheres Gelände am östlichen Ende des Tales zum Aufstieg nutzen, dazu müssen wir aber irgendwo über diesen Kameraden rüber. Sogar vermutlich zweimal, allerdings erwarten wir weiter oben im Gebirge keine hohen Schwierigkeiten.

                                                                                              Wir versuchen also unser Glück an einer breiteren Stelle, mit zwar steilem, aber besser zugänglichem Ufer. Und die Breite nimmt dem Fluss doch einiges seiner Kraft, allerdings ist die Strömung in der Mitte schon sehr stark und bringt unsere Stöcke ordentlich zum vibrieren. Zum Glück ist der anspruchsvolle Teil nur sehr kurz.







                                                                                              Am anderen Ufern machen wir erstmal eine verdiente Pause, ein bisschen aufregend war die Nummer schon. Dafür zeigt sich eine Elchkuh von ihrer besten Seite, die sich bestimmt amüsiert hat, wie zögernd wir uns angestellt haben.





                                                                                              Dafür haben wir jetzt einen technisch einfachen Aufstieg am östlichen Hang vor uns und können die grandiose Aussicht zurück ins Sapmedurrie genießen.





                                                                                              Oben angekommen müssen wir, wie schon befürchtet, nochmal über den Zufluss queren. Aber wie vermutet, ist es diesmal erheblich einfacher.





                                                                                              Hier machen wir erstmal eine weitere Pause und nehmend staunend die andere Welt zur Kenntnis, in die wir nun eintreten. Hier oben ist alles schneebedeckt und oft gefroren. Stille breitet sich unter der knallenden Sonne aus, nur immer wieder unterbrochen von unzähligen Schmelzwasserflüssen.







                                                                                              Die Schneeschmelze legt uns immer wieder interessante Hindernisse in den Weg. Oft müssen wir Unterspülungen ausweichen oder größere Wasserflächen umgehen. Etwas länger dauert der Abstieg an einer steilen Felskannte, der uns direkt an die Schmelzkante eines Schneefeldes führt.





                                                                                              Schließlich kommen wir am, noch fast vollständig gefrorenen, östlichen Måsskardvatnet an. Bei absoluter Stille und diesem Wetter ein faszinierender Ort.





                                                                                              Zeit für einen eiskalten Smoothie in passender Umgebung.





                                                                                              Erfrischt geht es weiter. Ab sofort überwiegend über Schneefelder, weiterhin unter knallender Sonne, die noch vom Schnee verstärkt wird. Hier entsteht auch der Titel unseres Reiseberichtes: Die Marschrichtung lässt sich mittlerweile, trotz Lichtschutzfaktor 50, an unseren Armen ablesen.

                                                                                              Aber natürlich ist die Laune großartig und so stapfen wir weiter behaarlich durch den Schnee.









                                                                                              Schließlich stoßen wir, etwas überraschend, auf Steinmännchen, welche die Route zum Elgviddvatnet markieren. Das Gelände wird wieder plattig und wir kommen gut voran.





                                                                                              Schließlich stehen wir auf dem Plateau oberhalb des mächtigen Elgviddvatnet. Der See ist gerade aufgetaut und in seiner Lage in den Bergen der absolute Hammer.





                                                                                              Wir wollen zu seinem südöstlichen Ende und dort den Zufluss furten, also geht es weiter, quer über die Berge, immer den Steinmännchen nach.





                                                                                              Etwas unglücklich gelangen wir in relativ steiles Gelände und sind zu bequem, nochmals aufzusteigen, was definitiv einfacher gewesen wäre. Schließlich können wir aber relativ bequem zum See absteigen.





                                                                                              Der Zufluss des Elgviddvatnet erweist sich leider als problematisch. Bei näherer Betrachtung und Prüfung entscheiden wir, dass die Mischung aus starker Strömung und sehr rutschigen Platten für uns zu anspruchsvoll ist.





                                                                                              Der Zufluss weitet sich nach Südosten zu mehreren Seen auf, also wandern wir, schon ziemlich platt, an deren Ufer entlang und haben schließlich an der zweiten Enge Glück. Hier finden wir einen breiten und ruhigen Abfluss, der sich gut durchwaten lässt. Am anderen Ufer wartet eine saftige trockene Wiese. Traumhafte Bedingungen zum Waschen und während direkt am Elgviddvatnet die Mücken nur so surrten, ist es hier viel weniger windgeschützt und somit einladend insektenarm. Kurze Zeit später steht unser Zelt und wir stärken uns mit leckerem Schinken.





                                                                                              Später verziehen wir uns ins Zelt und genießen die untergehende Sonne und einen leckeren Nachtisch mit heißem Apfeldessert. Was für ein weiterer großartiger Tag.


                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Erfahren
                                                                                                • 20.08.2015
                                                                                                • 361
                                                                                                • Privat


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                                                                                                AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                Toll! Toll! Toll! Was für eine grandiose Tour. Ich bin wirklich beeindruckt!

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Dauerbesucher
                                                                                                  • 23.09.2010
                                                                                                  • 977
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                  Was für ein fantastischer Bericht. Sehr unterhaltsam geschrieben mit tollen Bildern. Vielen Dank!
                                                                                                  Nachdem ich nun alles nachgeslesen hab, freue ich mich, dass noch ein paar Tage fehlen.

                                                                                                  Bei DEM Wetter ist euch mein Neid gewiss, da wir so ziemlich das Gegenteil hatten und die Mücken selbst Anfang/Mitte September nach diversen Nachtfrösten nicht sterben wollten.

                                                                                                  Gruß Andrea

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Fuchs
                                                                                                    • 29.05.2010
                                                                                                    • 1280
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                    Zitat von Sylvie Beitrag anzeigen
                                                                                                    Toll! Toll! Toll! Was für eine grandiose Tour. Ich bin wirklich beeindruckt!
                                                                                                    Danke. Es hat halt auch alles gepasst. Fantastische, abwechslungsreiche Landschaft und extremes Wetterglück. Und die Planung war auch gut, wir waren immer ge-, aber nie überfordert.

                                                                                                    Zitat von andrea2 Beitrag anzeigen

                                                                                                    Bei DEM Wetter ist euch mein Neid gewiss, da wir so ziemlich das Gegenteil hatten und die Mücken selbst Anfang/Mitte September nach diversen Nachtfrösten nicht sterben wollten.

                                                                                                    Gruß Andrea
                                                                                                    Danke Andrea,

                                                                                                    Das Wetter war ja in diesem Jahr wirklich nicht der Hit, wir haben wohl die einzige wirklich gute Periode abgepasst. Ich freue mich aber dennoch schon auf Deinen Bericht, auch wenn das Wetter nicht so dolle war.

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Fuchs
                                                                                                      • 29.05.2010
                                                                                                      • 1280
                                                                                                      • Privat


                                                                                                      #51
                                                                                                      AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                      Tag 10 (26.07): Elgviddvatnet - Nedre Jordbruvatnet


                                                                                                      Wieder mal weckt uns die Sonne zu einem herrlichen Morgen am Elgviddvatnet. Umgebung und Wetter sind einfach traumhaft und so frühstücken wir erstmal ausführlich auf unserer schönen Wiese am Zufluss.





                                                                                                      Obwohl heute eine längere Etappe ansteht, genießen wir zunächst nochmal die Sonne und studieren die Karte. Währenddessen lüften die Schlafsäcke. Ich glaube, noch nie hatten unsere Tüten auf einer Skandinavientour nach 10 Tagen noch soviel Loft.





                                                                                                      Wir wollen heute bis zum Nedre Jordbruvatnet kommen. Der Plan ist, sich westlich an den Konturen des Jordbrufjellet zu orientieren und dann, wenn möglich, den Abfluss des Nedre Jordbruvatnets zu furten, womit wir dann hoffentlich die größten Hürden unserer Tour bewältigt hätten. Überhaupt schätzen wir den heutigen Tag nicht einfach ein und sind gespannt, was uns erwartet. Nach dem Eindruck von gestern dürften wir höhenmäßig direkt durch die laufende Schneeschmelze kommen und es ist viel Wasser zu queren.

                                                                                                      Zunächst starten wir aber über verhältnismäßig einfaches, plattiges Gelände. Es ist heute etwas diesig und deshalb nicht ganz so heiss. Angenehm!





                                                                                                      Die Sonne brennt dennoch und erwärmt freiliegendes Gestein. Wir sehen immer mal wieder Reste von kleineren Lawinenabgängen und schauen, dass wir unsere Route ein Stück von den Steilhängen weg halten.





                                                                                                      Wir werfen noch einmal einen Blick zurück zum Elgviddvatnet, der uns so schöne Stunden schenkte.





                                                                                                      Dann richten wir den Blick wieder nach vorne, das Gelände bleibt weiter gut zu gehen.





                                                                                                      Natürlich sind immer mal wieder größere Wasserflächen zu umgehen, aber mittlerweile sind wir auch in der Mikronavigation ganz gut "eingelaufen" und vermeiden viele Schwierigkeiten schon durch vorausschauende Routenwahl. Schon interessant, wie man da im Laufe selbst so einer verhältnismäßig kurzen Tour dazu lernt. Und wenn man gerade so drüber nachdenkt, steht man meist vor dem nächsten üblen Hinderniss.


                                                                                                      Hier ist die Schneeschmelze gerade größtenteils abgelaufen und die Natur bahnt sich zaghaft ihren Weg.





                                                                                                      Mit zunehmender Höhe übernimmt der Schnee aber wieder das Regiment und wir stapfen fortan meist über ausgedehnte Schneefelder.





                                                                                                      Mittlerweile ist das Wetter wieder bestens und wir genießen in einer Pause den Blick zurück bis zum Elgviddvatnet über das bisher bewältigte Terrain.





                                                                                                      Dann stapfen wir munter weiter. Das ist teilweise nicht unanstrengend und wir sind froh über jede trockene Steinpassage, die sich als Abwechslung bietet.





                                                                                                      Schließlich überqueren wir den Kamm und haben erstmal freie Sicht auf den, noch größtenteils zugefrorenen Øvre Jordbruvatnet. Umgeben von den noch verschneiten Bergen ist der Anblick einfach der Hammer.





                                                                                                      Der Abschnitt entlang der westlichen Flanke des Jordbruvatnet ist zwar landschaftlich einer der reizvollsten der ganzen Tour, in der laufenden Schneeschmelze aber alles andere als einfach.


                                                                                                      Oft müssen wir an der Trennlinie zwischen Schneefeldern und Seen balancieren...





                                                                                                      ...teilweise gibt es auch ausgedehntere Kletterpartien, meist um unterspülte Schneebrücken oder andere Hindernisse zu umgehen, die uns nicht ganz geheuer sind.





                                                                                                      Technisch ist das alles gut machbar, aber es kostet Zeit und Kraft. Wir sind mal wieder ziemlich platt.

                                                                                                      Belohnt werden wir durch die Schönheiten, welche uns die Schneeschmelze bietet...





                                                                                                      ...und immer wieder das tolle Dauerpanorama des Øvre Jordbruvatnet zu unserer Rechten.





                                                                                                      Wir machen nochmal eine kurze Pause und genießen den Blick zurück.





                                                                                                      Dann gehts weiter und schließlich sehen wir zum ersten Mal den, ebenfalls noch größtenteils gefrorenen Nedre Jordbruvatnet, unser heutiges Ziel.





                                                                                                      Davor haben die Götter allerdings noch den Schweiß in Form einiger steiler Abstiege und vor allem des Querens einiger nicht kleiner Zuflüsse gesetzt.





                                                                                                      Als härteste Nuss erweist sich, wie schon erwartet, der Abfluss des Nedre Jordbruvatnet. Wir suchen länger nach einer Stelle, wo es vielleicht gehen könnte. Ich teste die Strecke schließlich erstmal ohne Gepäck und in Unterhosen. Das Wasser reicht schon bis Mitte Oberschenkel und die Strömung ist nicht ohne. Ab und zu treibt dann auch noch eine Eisscholle vorbei, was es auch nicht einfacher macht.

                                                                                                      Dennoch scheint es machbar. Mit Rucksack ist der Stand dann sogar noch besser, die Stöcke vibrieren ordentlich, aber schließlich bin ich drüben. Jetzt muss Anke noch rüber. Ich verzichte auf Foto und Film und betätige mich lieber als Strömungsbrecher und gemeinsam schaffen wir es dann auch. War aber definitiv die schwierigste Furt, die wir bisher gemacht haben. Leicht hatten wir es aber auch nicht erwartet. Jedenfalls freuen wir uns erstmal, dass damit die wohl größte Hürde geschafft ist und bestaunen den See.





                                                                                                      Mittlerweile hat es sich zugezogen, was der Kulisse aber nicht schadet.





                                                                                                      Die Suche nach einer geeigneten Zeltstelle dauert etwas länger, weil wir weder auf Schnee, noch auf Geröll zelten wollen. Schließlich finden wir aber die wohl einzige geeignete Stelle in der Gegend, die jemand mit einem Steinmännchen markiert hat. Der Boden ist ziemlich heringsfeindlich und ich muss bestimmt 4 Abspannpunkte mit Steinen improvisieren, bis der Tunnel schließlich stabil steht. Dann genießen wir die Reste von Pemmikan und Trekkingkeksen nebst der Aussicht auf den See.





                                                                                                      Abends gibt es dann noch lecker Hähnchen Curry. Nachdem es zwischenzeitlich ziemlich kalt wurde und wir uns ins Zelt verzogen haben, wird es plötzlich wieder deutlich wärmer. Das verheisst ja nicht immer Gutes und da ist er auch: Der erste Regen seit 7 Tagen. Allerdings dauert er auch gerade mal 10 Minuten.
                                                                                                      Zuletzt geändert von Antracis; 03.10.2017, 17:37.

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Dauerbesucher
                                                                                                        • 22.05.2016
                                                                                                        • 768
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        Fantastisch! Spannend! Elgviddvatnet und Øvre Jordbruvatnet sind ja beide hammermäßig schön. Und was 100 Höhenmeter doch für einen Unterschied machen können .

                                                                                                        Auf den Abfluss des Nedre Jordbruvatnet war ich natürlich besonders gespannt, der lässt sich ja kaum ohne lebensgefährliche Kletterei umgehen. Hast Du wirklich kein Foto, auf dem man die Furtstelle sehen kann? Vielleicht aus der Ferne?

                                                                                                        Oh, und auf den See 716m und den Abstieg bin ich auch sehr gespannt, aber ich warte geduldig ...

                                                                                                        Kommentar


                                                                                                        • Antracis
                                                                                                          Fuchs
                                                                                                          • 29.05.2010
                                                                                                          • 1280
                                                                                                          • Privat


                                                                                                          #53
                                                                                                          AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                          Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                                                                                          Und was 100 Höhenmeter doch für einen Unterschied machen können.
                                                                                                          Ja, meine größte Sorge war zwischenzeitlich, dass alles noch so feucht oder noch schneebedeckt ist, dass sich keine guten Zeltplätze finden

                                                                                                          Auf den Abfluss des Nedre Jordbruvatnet war ich natürlich besonders gespannt, der lässt sich ja kaum ohne lebensgefährliche Kletterei umgehen. Hast Du wirklich kein Foto, auf dem man die Furtstelle sehen kann? Vielleicht aus der Ferne?
                                                                                                          Nein, wir waren einerseits vom Tag so erschöpft und dann froh, dass wir durch waren.

                                                                                                          Aber keine Bange, so schlimm ist es nicht. Da fließt halt das ganze Jordbruvatnsystem ab, insofern war der Wasserstand an einem Abend mit starker Sonneneinstrahlung bei dem vielen Restschnee noch ziemlich hoch, morgens sah es schon harmloser aus. Es ging letztlich auch nur um einige Meter, wo tiefes Wasser, nicht wenig Strömung und Untergrund mit großen Steinen zusammenkommen.

                                                                                                          Ich hab mal aus einem Video eine Übersicht extrahiert:




                                                                                                          Wie du siehst, schneidet der Abfluss in einen "Mini-Canyon", und man sieht schön, wie das Wasser davor Fahrt aufnimmt und mit nicht wenig Speed auf der anderen Seite rauskommt. Wir sind genau in der Mitte bei den Steinen gefurtet, die entscheidenden Meter sind durch den Canyon verdeckt, aber das ist wie gesagt keine lange Strecke. Am nächsten morgen sah es auch mit etwas niedrigem Wasserstand so aus, dass auch vor der Verengung nahe am See gegangen wäre, aber das war Abends noch sehr tief.

                                                                                                          Also aus meiner Sicht alles kein Problem, man sollte aber für die Strecke schon Reservetage haben, weil in einem Unwetter wird das ungemütlich. Aber wem sag ich das.
                                                                                                          Zuletzt geändert von Antracis; 03.10.2017, 20:07.

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Fuchs
                                                                                                            • 22.08.2010
                                                                                                            • 1835
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                                                                                                            AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                            Das sind ja wirklich traumhafte Aussichten - der Hammer, bei dem " Kaiserwetter ".
                                                                                                            Näheres erfahren sie hier: Mein schönstes Winter - Erlebnis, mitten im Sommer.......
                                                                                                            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Fuchs
                                                                                                              • 31.12.2005
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                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                              Muss an der Stelle mal ein Hoch auf Anke aussprechen. Du bist als Leistungssportler ja schon sehr belastbar. Aber was sie dort immer leistet verlangt tiefsten Respekt!

                                                                                                              LG
                                                                                                              Rainer
                                                                                                              radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                • 28.05.2015
                                                                                                                • 199
                                                                                                                • Privat


                                                                                                                #56
                                                                                                                AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                                Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
                                                                                                                Es hat halt auch alles gepasst. Fantastische, abwechslungsreiche Landschaft und extremes Wetterglück. Und die Planung war auch gut, wir waren immer ge-, aber nie überfordert.
                                                                                                                ...
                                                                                                                Das Wetter war ja in diesem Jahr wirklich nicht der Hit, wir haben wohl die einzige wirklich gute Periode abgepasst.
                                                                                                                Das stimmt so nicht ganz - dem 'Himmel' sei Dank, im wahrsten Sinne des Wortes!

                                                                                                                Tatsächlich war in Nordnorwegen der September der trockenste und einer der sonnigsten und wärmsten September-Monate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen überhaupt. Speziell die zweite Monatshälfte hatte es wahrlich in sich (im positiven Sinne):

                                                                                                                https://twitter.com/Meteorologene/st...56000101081089
                                                                                                                https://twitter.com/Meteorologene/st...65650065215489
                                                                                                                https://www.yr.no/sted/Norge/Nordlan...tatistikk.html

                                                                                                                Aufgrund der Hochzeit eines sehr guten Freundes konnten wir unsere diesjährige Tour erst am 18.9. starten - ich hatte schon schlimme Befürchtungen, da es gen Ende September auch mal bis auf Meereshöhe hinab schneien kann...

                                                                                                                Was folgte war allerdings der sonnenreichste und regenärmste Skandinavienurlaub in den gesamten 22 Jahren seit meinem ersten Tripp 1995! Es gab 2 Wochen lang keinen einzigen(!) Tag mit Regen, stattdessen mehr komplett wolkenlose Tage als sonst in ~8 durchschnittlichen Urlauben zusammen, die Herbstfarben waren auf dem Höhepunkt, es gab Beeren und Nordlichter en Masse - sprich, es war einfach nur surreal schön und wird in dieser Form sicherlich nicht noch einmal wiederkommen.

                                                                                                                Daher kann ich deinen bzw. euren schönen Bericht nun völlig neidlos weiterlesen und mich umso mehr über euer Wetterglück mitfreuen. Schönen Restschnee hattet ihr natürlich im Juli noch deutlich mehr. Auf unserem Rückflug von Bodö direkt über den LV konnte ich den Vistenfjord, Storfjorden und Okfjorden sehen - zumindest die (knapp) 1000er-Berge dort hatten nur noch relativ kleine Schneefelder angesichts dessen, was dort im Juli noch lag.

                                                                                                                Meine 3-wöchige 'kryss og tvers'-LV-Durchquerung liegt nun schon seit längerem in der Schublade und wartet nur auf ein geeignetes Jahr zwecks ihrer Durchführung. Allerdings geht es mir in gewisser Weise ähnlich wie euch - die nächste Tour kann zumindest wettermäßig eigentlich nur noch ein Rückschritt sein, von dem her müssen die aktuellen Eindrücke jetzt erst einmal sacken, und danach kann und wird sich dann wie jedes Mal dann doch wieder die Lust auf neue Abenteuer einstellen bzw. durchsetzen. Ich war noch nie so (über-)satt von tollen Eindrücken wie dieses Jahr, und ich glaube herausgelesen zu haben, dass es bei euch ähnlich war...

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  • 5
                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                  AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                                  Zitat von Rainer Duesmann Beitrag anzeigen
                                                                                                                  Muss an der Stelle mal ein Hoch auf Anke aussprechen. Du bist als Leistungssportler ja schon sehr belastbar. Aber was sie dort immer leistet verlangt tiefsten Respekt!
                                                                                                                  Danke! Ich mache das alles auch gerne und trainiere auch etwas😉. Außerdem versucht Sascha mir das Leben leichter zu machen: In der ersten Woche hat er auch von mir Sachen getragen👍🏻😊

                                                                                                                  Lg
                                                                                                                  Anke

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                    • 28.05.2015
                                                                                                                    • 199
                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                    #58
                                                                                                                    AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                                    Zitat von Fio Beitrag anzeigen
                                                                                                                    Danke! Ich mache das alles auch gerne und trainiere auch etwas. Außerdem versucht Sascha mir das Leben leichter zu machen: In der ersten Woche hat er auch von mir Sachen getragen

                                                                                                                    Lg
                                                                                                                    Anke
                                                                                                                    Ja, da muss ich dem Rainer beipflichten - hatte ich aber glaube ich auch schon in eurem Börgefjell-Bericht mal erwähnt. Lauftechnisch und schwierigkeits- bzw. quälgrad-technisch alle Achtung - die Tour hätte ich mit meiner Freundin so sicherlich nicht machen können, trotz des schönen Wetters.

                                                                                                                    Bei uns lag das Rucksackgewichtsverhältnis am Anfang der Tour bei etwa 40-45kg zu ~15kg und am Ende bei 30-35kg zu ~10kg - aber was tut man nicht alles... Solos können echt toll sein und haben ihren ganz eigenen Reiz (und mehr Möglichkeiten bzw. weniger Restriktionen), aber wenn man die (schönen) Eindrücke teilen kann, ist das natürlich um ein Vielfaches besser.

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                      • 29.05.2010
                                                                                                                      • 1280
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                                      Zitat von JustMe79 Beitrag anzeigen
                                                                                                                      Ja, da muss ich dem Rainer beipflichten - hatte ich aber glaube ich auch schon in eurem Börgefjell-Bericht mal erwähnt. Lauftechnisch und schwierigkeits- bzw. quälgrad-technisch alle Achtung - die Tour hätte ich mit meiner Freundin so sicherlich nicht machen können, trotz des schönen Wetters.


                                                                                                                      Zitat von Rainer Duesmann Beitrag anzeigen
                                                                                                                      Muss an der Stelle mal ein Hoch auf Anke aussprechen. Du bist als Leistungssportler ja schon sehr belastbar. Aber was sie dort immer leistet verlangt tiefsten Respekt!

                                                                                                                      LG
                                                                                                                      Rainer
                                                                                                                      Ja, ich bin mir auch durchaus bewusst, was ich - auch diesbezüglich - an Ihr habe.

                                                                                                                      Ist aber wichtig, hier auch nochmal dran erinnert zu werden. Ich bin nämlich ein eher ungeduldiger Mensch . Und gerade bei solchen Leistungen darf man aber auch Geduld verlangen.

                                                                                                                      Wichtig ist ja bei so einem Team, auch klar abzusprechen, dass wenn der eine wirklich nicht kann oder sich nicht traut, das man dann auch eine Aktion abbricht, die Route ändert ect. Das finde ich ganz wichtig. Angst ist nicht immer der schlechteste Ratgeber und Panik kann auch jeden erwischen.

                                                                                                                      Anke beispielsweise fühlt sich in der Höhe gar nicht wohl, da bin ich sehr robust. Während mir aber bei einem sehr steilen Schneefeld heftig ie Pumpe ging, weil ich Angst hatte zu stürzen und dann ggf. den Sturz nur schwer halten zu können, hat sie den Abstieg wohl ziemlich genossen und ist da angstfrei runtergestapft.

                                                                                                                      @Justme: Freu mich, dass Du so gute Bedingungen hattest! Ich kann nächstes Jahr leider Jobbedingt wieder nicht im September, das wäre aber auch prinzipiell mein bevorzugter Zeitraum.

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        • 5
                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                        AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                                        Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
                                                                                                                        Ja, ich bin mir auch durchaus bewusst, was ich - auch diesbezüglich - an Ihr habe.

                                                                                                                        Ist aber wichtig, hier auch nochmal dran erinnert zu werden. Ich bin nämlich ein eher ungeduldiger Mensch . Und gerade bei solchen Leistungen darf man aber auch Geduld verlangen.
                                                                                                                        Ich werde dich bei entsprechender Gelegenheit daran erinnern

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Erfahren
                                                                                                                          • 28.05.2015
                                                                                                                          • 199
                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                          #61
                                                                                                                          AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                                          Zitat von Fio Beitrag anzeigen
                                                                                                                          Ich werde dich bei entsprechender Gelegenheit daran erinnern

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            Fuchs
                                                                                                                            • 27.09.2015
                                                                                                                            • 1022
                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                            AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                                            Wie immer toll geschrieben. Bei den Mückenstichen, kriegt der Satz , nicht kratzen eine ganz neue Bedeutung!
                                                                                                                            Aber ihr seit da an Orten gewesen, die wie aus dem Bilderbuch sein könnten.
                                                                                                                            Einfach schön anzusehen.
                                                                                                                            Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              Fuchs
                                                                                                                              • 29.05.2010
                                                                                                                              • 1280
                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                              AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                                              Danke. Ein Tag fehlt ja noch, hoffe ich bekomme den bald fertig.

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                Fuchs
                                                                                                                                • 29.05.2010
                                                                                                                                • 1280
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                Tag 11 (27.07): Nedre Jordbruvatnet - Tosbotn

                                                                                                                                Morgens weckt uns wiederum Regen, der aufs Zelt prasselt. Wieder aber ist er nur von kurzer Dauer, so dass wir bald die Nase vors Zelt stecken können. Der Nedre Jordbruvatn liegt gespenstisch im Nebel, der sich über der vereisten Wasserfläche gebildet hat.





                                                                                                                                Während wir frühstücken, kommt aber wieder die Sonne raus und so können wir auch diesen wundervollen Ort nochmal von seiner besten Seite genießen.





                                                                                                                                Die Markierung, die auf dem Foto zu sehen ist, ist übrigens die Einzige weit und breit, insofern markiert sie offenbar auch den einzigen größeren Zeltplatz weit und breit.

                                                                                                                                Wir sind etwas wehmütig, denn heute ist unser letzter Tag. Andererseits ist auch unsere Sonnencreme alle.





                                                                                                                                Da die Sonne wieder knallt, wie schon seit 8 Tagen, kratzen wir die letzten Reste zusammen und brechen auf. Interessanter Weise haben wir an diesem Ort keinen GPS-Empfang, aber wir finden auch so den richtigen Weg über die Felsen.





                                                                                                                                Bevor wir über die Kuppe gehen, werfen wir noch einen letzten Blick auf den gewaltigen Abfluss des Nedre Jordbruvatn, der sich nach Osten ins Tal der Jordbruelva stürzt.





                                                                                                                                Sofern man den Abfluss wegen Hochwasser nicht furten kann, kann man sicher versuchen, im Notfall hier abzusteigen. Ich habs mir vor Ort nicht angeschaut, aber von der Karte her dürfte es machbar sein. Allerdings wird es entlang der Jordbruelva bei Hochwasser sicher auch alles andere als einfach.

                                                                                                                                Der weitere Weg führt durch einfaches Gelände, aber nicht immer einfach zu navigieren, zum nächsten Zwischenziel, dem See 714. Auf den waren wir sehr gespannt, weil er laut Karte am Fuße einer knapp 200m hohen Steilwand liegt. Das versprach, spannend auszusehen und wir wurden nicht enttäuscht.





                                                                                                                                Der noch teilweise gefrorene See vor der schroffen Steilwand bildet eine eindrucksvolle Kulisse. Glücklicherweise sieht der Weg am östlichen Ufer entlang einfach machbar aus. Das war eines der Fragezeichen des heutigen Tages.





                                                                                                                                Auch der hiesige Abfluss stürzt sich, etwas steiler, ins Tal.





                                                                                                                                Wir machen eine Pause und genießen diesen tollen Ort...







                                                                                                                                ...der auch unter Wasser eine gute Figur macht.





                                                                                                                                Dann folgt der langgezogene Aufstieg zur Höhe 944. Nicht nur der höchste Punkt heute, sondern auch unserer gesamten Reise überhaupt. Dafür geht es danach nur noch bergab.





                                                                                                                                Wir steigen immer höher und queren nach und nach immer wieder Schneefelder. Glücklicherweise haben wir den mittlerweile aufkommenden starken Wind im Rücken.







                                                                                                                                Zwischendurch passieren wir den Tatort eines Mordfalles, den wir nicht aufklären können.





                                                                                                                                Am frühen Nachmittag erreichen wir das ausgedehnte Gipfelplateau, aber weil es so windig ist, machen wir knapp unterhalb windgeschützt noch eine Rast und genießen den Ausblick auf das in den letzten Tagen durchwanderte Gebiet.





                                                                                                                                Schließlich queren wir das Plateau bei starkem Wind und genießen die Aussicht.





                                                                                                                                Schließlich beginnen wir den langgezogenen Abstieg über den Grat des Vesterfjellet und sehen auch die Straße 76, die uns nach Tosbotn bringen soll.





                                                                                                                                Immer wieder stoßen wir auf Terassen, die dann steil abfallen, aber mit Geduld findet sich immer ein harmloser Weg nach unten. Die einzige Herausforderung sind einige steile Schneefelder. Zumindest das erste ist so steil, dass einen im Falle eines Ausrutschers doch eine unangenehme Rutschpartie erwartet.









                                                                                                                                Aber auch das bringen wir hinter uns und kommen auf langgezogenen Plateaus dankbar voran.





                                                                                                                                Unser Orientierungspunkt für den Abstieg ist ein See auf ca. 640m Höhe, den wir auch erstmal für eine Pause bei bestem Wetter nutzen.





                                                                                                                                Da wir jetzt in die Vegetationszone kommen, ist der weitere Abstieg ziemlich zäh. Das übliche Lomsdal-Visten-Buschwerk wartet auf uns. Das Gelände ist teilweise sehr unübersichtlich und es gibt natürlich Steilabbrüche, aber wir wurschteln uns so durch. Meist folgen wir Wildschneisen oder auch mal einem nicht zu steilen Bachlauf.





                                                                                                                                Das ganze zieht sich ziemlich, immer wenn wir denken, wir haben das Schlimmste hinter uns, wird der Wald wieder dichter. Technisch nicht mehr schwierig, aber einfach sehr zäh. Dann sind wird wir aber plötzlich endlich unten - und sogar da, wo wir rauskommen wollten.





                                                                                                                                Mit bester Laune legen wir die letzten Meter zur Straße zurück, umarmen uns und klatschen ab. Letztlich hatten wir natürlich mit dieser Route geliebäugelt, aber ehrlich gesagt nicht geglaubt, dass wir das realisieren können. So ganz ohne Arbeit gings dann ja auch nicht.





                                                                                                                                Leider scheitert unser Plan, nach Tosbotn zu trampen, weil nur sehr wenige Autos unterwegs sind und die scheinen wenig Interesse zu haben, Wanderer mitzunehmen.


                                                                                                                                Nach knapp einer Stunde geben wir auf und wandern kurzerhand durch den Tosentunnel. Auch eine Erfahrung.









                                                                                                                                Nach knapp einer Stunde sehen wir dann auch das berühmte Licht am Ende des Tunnels...





                                                                                                                                ...und dann sind wir durch.

                                                                                                                                Mittlerweile ist es schon ziemlich spät und wir sind sehr kaputt. Bis nach Tosbotn brauchen wir auch noch mal über eine Stunde, mittlerweile ist es fast 22:00 Uhr abends. Irgendwann sind wir dann aber am Campingplatz. Der sehr nette Besitzer ist noch auf und wir platzieren das Kaitum in ungewohnter Umgebung, direkt neben einem Wohnmobil aus dem Dahme-Spreewald-Kreis.





                                                                                                                                Die erste heisse Dusche nach 12 Tagen ist zwar nur lauwarm, aber wir genießen sie trotzdem. Noch kurz der Verwandtschaft den Tourerfolg verkünden und dann komatös ins Bett fallen.


                                                                                                                                PS: Die unspektakuläre Rückreise mit dem Bus nach Mosjoen und mit dem Zug nach Trondheim inklusive Airport-Übernachtung in Trondheim und pünktlichem Rückflug nach Berlin sei hiermit zusammengefasst.


                                                                                                                                E N D E
                                                                                                                                Zuletzt geändert von Antracis; 03.12.2017, 22:00.

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                  • 29.05.2010
                                                                                                                                  • 1280
                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                  AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                                                  Fazit


                                                                                                                                  So wirklich viel kann ich resümierend gar nicht mehr hinzufügen. Traumtour mit Traumwetter, alles deutlich besser als erwartet. Rundum zufrieden. Wir hatten äußerst geringe Erwartungen und selbst die kühnste Träume wurden, vor allem wettertechnisch, übertroffen. Fehlte was ? Ja, eine Angel.

                                                                                                                                  Immerhin haben wir letzte Woche beide die Anglerprüfung bestanden und können jetzt schon mal fürs nächste Jahr üben.

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    Vorstand
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                                                                                                                                    • 18.06.2014
                                                                                                                                    • 1591
                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                    AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                                                    Eine ausgesprochene Unverschämtheit, uns hier diese Megatour in Superwetter unter die Nase zu reiben - ich meinerseits bin diesen Sommer in ziemlichen Mistwetter rumgestakst . Das kann ich Dir nur verzeihen, weil Du wieder so einen wundervollen, interessanten, kurzweiligen und obendrein gottvoll amüsanten Bericht geschrieben hast.
                                                                                                                                    Vielen Dank dafür!

                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                      • 29.05.2010
                                                                                                                                      • 1280
                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                      #67
                                                                                                                                      AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                                                      Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                                                                      Eine ausgesprochene Unverschämtheit, uns hier diese Megatour in Superwetter unter die Nase zu reiben - ich meinerseits bin diesen Sommer in ziemlichen Mistwetter rumgestakst . Das kann ich Dir nur verzeihen, weil Du wieder so einen wundervollen, interessanten, kurzweiligen und obendrein gottvoll amüsanten Bericht geschrieben hast.
                                                                                                                                      Vielen Dank dafür!

                                                                                                                                      Gern geschehen. Wir sitzen hier im verregneten kühlen Berlin und denken auch echt gerne an die Zeit zurück. Zum Glück kann man die trüben Tage nutzen, um weitere Schandtage zu planen. Und das Video zu schneiden.

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                        • 12.11.2007
                                                                                                                                        • 177


                                                                                                                                        #68
                                                                                                                                        AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                                                        Beeindruckend schöne Bilder, eine tolle Natur und spannend geschrieben.

                                                                                                                                        Eine Frage haben wir:
                                                                                                                                        Habt ihr noch euren GPS Track bzw. könnt ihr euren Track zur Veranschaulichung hochladen?

                                                                                                                                        Vielen Dank
                                                                                                                                        Kungsleden - 2010
                                                                                                                                        Nordkalottleden - 2010
                                                                                                                                        Pacific Crest Trail - Class of 2016 - Thru Hike

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                          • 29.05.2010
                                                                                                                                          • 1280
                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                          #69
                                                                                                                                          AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                                                          Zitat von pix Beitrag anzeigen
                                                                                                                                          Beeindruckend schöne Bilder, eine tolle Natur und spannend geschrieben.
                                                                                                                                          Danke!

                                                                                                                                          Eine Frage haben wir:
                                                                                                                                          Habt ihr noch euren GPS Track bzw. könnt ihr euren Track zur Veranschaulichung hochladen?

                                                                                                                                          Vielen Dank
                                                                                                                                          Prinzipiell kein Problem. Da ich aber wenig außer Navigation mit GPS mache, wüßte ich jetzt nicht, wie das am sinnvollsten ginge ? In Google- Earth importieren und dann verlinken ? Bei detaillierten Fragen zur Route auch gerne fragen.

                                                                                                                                          Gruß
                                                                                                                                          Sascha

                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                                                            • 28.08.2017
                                                                                                                                            • 3014
                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                            #70
                                                                                                                                            AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                                                            Vielen Dank, sehr schön und interessant.

                                                                                                                                            Habe beim letzten Teil/Tag lange überlegt: geht das nicht auch anders? (Soll keine Kritik sein.) Durch den Tunnel nach Tosbotn, wo doch dann der Bus wieder die Strecke zurückfährt? Vielleicht gleich irgendwie weiter nach Osten gehen - gibt's da keine Haltestelle? Oder die Tour verlängern bis Majavatn? (Okay, das sind ein paar Tage.) Oder als Minimallösung: auf dem Kamm (über dem Tunnel) erstmal weitergehen und dann in Richtung Tosdalen runter (in der Norgeskart ist da sogar ein Weg/Pfad zu sehen)?

                                                                                                                                            Generell, was meinst du (oder alle, die da schon mal waren): kann man die Gesamtstrecke auch "kammnäher" gehen? D.h. nicht so viel in die Täler runter, sondern weiter westlich, also etwa Vistfjellan - Storvassfjellet - Vistmannen... (muss ja nicht immer bis *ganz* oben rauf sein) oder dann westlich an den beiden Jordbruvatn lang?

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                              • 12.11.2007
                                                                                                                                              • 177


                                                                                                                                              #71
                                                                                                                                              AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                                                              Hi Sascha,

                                                                                                                                              ich habe versucht anhand eurer Tagesetappen die Strecke so halbwegs nachzuvollziehen, bin aber nicht wirklich gut zurechtgekommen, deshalb meine Frage nach dem Track.

                                                                                                                                              Wie hochladen?
                                                                                                                                              Falls du eure Tour als GPS Track noch habt, recht es, die *.gpx Datei als Anhang über das Forum hochzuladen.
                                                                                                                                              Von dort kann ich mir die gpx Datei downloaden

                                                                                                                                              Vielen Dank
                                                                                                                                              Kungsleden - 2010
                                                                                                                                              Nordkalottleden - 2010
                                                                                                                                              Pacific Crest Trail - Class of 2016 - Thru Hike

                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                Dauerbesucher
                                                                                                                                                • 22.05.2016
                                                                                                                                                • 768
                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                #72
                                                                                                                                                AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                                                                Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                Generell, was meinst du (oder alle, die da schon mal waren):
                                                                                                                                                Da darf ich mich jetzt auch angesprochen fühlen, ohne Sascha vorgreifen zu wollen...

                                                                                                                                                kann man die Gesamtstrecke auch "kammnäher" gehen? D.h. nicht so viel in die Täler runter, sondern weiter westlich, also etwa Vistfjellan - Storvassfjellet - Vistmannen... (muss ja nicht immer bis *ganz* oben rauf sein) oder dann westlich an den beiden Jordbruvatn lang?
                                                                                                                                                Das hatte ich mich bei der Vorbereitung zu meiner Tour 2016 auch gefragt (und mich dann doch für die Talvariante entschieden). Streckenweise scheint das möglich zu sein, Kjell Iver beschreibt die Strecke Vistfjellan - Storvassfjellet - Vistmannen - Vistkjerringa hier, in umgekehrter Richtung:
                                                                                                                                                http://kjiver.no/visttind4.htm

                                                                                                                                                Allerdings würde ich mich vorher erkundigen, wie der Abstieg zum Litlskard machbar ist. Südlich davon dürfte es wegen der vielen Steilhänge schwierig werden, nach Osten zu kommen und die Måsskardvatnan zu erreichen.

                                                                                                                                                Westlich der Jordbruvatn kann ich mir kaum vorstellen, man müsste ja irgendwie über oder an Grunnvasstinden vorbei, der ist doch ein ernsthaftes Hindernis. Vielleicht übers Eis, wenn der See noch zugefroren ist.

                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                                  • 29.05.2010
                                                                                                                                                  • 1280
                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                  #73
                                                                                                                                                  AW: [NO] Wenn der Sonnenbrand die Richtung weist: Lomsdal-Visten 2017

                                                                                                                                                  Zitat von pix Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                  Falls du eure Tour als GPS Track noch habt, recht es, die *.gpx Datei als Anhang über das Forum hochzuladen.
                                                                                                                                                  Von dort kann ich mir die gpx Datei downloaden

                                                                                                                                                  Vielen Dank
                                                                                                                                                  Werde mal schauen, dass ich das zwischen Weihnachten und Neujahr schaffe.

                                                                                                                                                  Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                  Vielen Dank, sehr schön und interessant.
                                                                                                                                                  Danke!

                                                                                                                                                  Habe beim letzten Teil/Tag lange überlegt: geht das nicht auch anders? (Soll keine Kritik sein.) Durch den Tunnel nach Tosbotn, wo doch dann der Bus wieder die Strecke zurückfährt? Vielleicht gleich irgendwie weiter nach Osten gehen - gibt's da keine Haltestelle? Oder die Tour verlängern bis Majavatn? (Okay, das sind ein paar Tage.)
                                                                                                                                                  Wir hatten das nur ja grob geplant, weil wir wie beschrieben ja gar nicht damit gerechnet haben, dass wir die gesamte Route so schaffen. Ich muss an der Stelle auch nochmal darauf hinweisen, dass sowohl Borgman als auch wir extremes Wetterglück bei den Touren hatten. Man muss wirklich im Hinterkopf haben, dass ein paar Stunden Starkregen ausreichen, um einen in diesem Gebiet Schachmatt zu setzen. Drei Tage Schlechtwetter kann durchaus bedeuten, 3 Tage bestimmte Flüsse nicht passieren zu können. Das sollte man immer einplanen.

                                                                                                                                                  Insofern war der Abstieg über das Vesterfjell etwas, was wir uns auch bei schlechtesten Wetterbedingungen zutrauten und nach der Tour kann ich das auch bestätigen, da kommt man immer irgendwie runter.

                                                                                                                                                  Der Bus hält leider nur auf der westlichen Seite des Tunnels, östlich ist die nächste Haltestelle erst wieder nahe der E6. Die Option, dahin zu laufen und dann nahe der Straße zu zelten, war wenig verlockend. An Ort und Stelle zu bleiben und zu hoffen, dass wir den Bus am nächsten Morgen auf freier Strecke anhalten können, war uns zu heikel. (Wobei vermutlich möglich, ggf. kann man anrufen und fragen...). Nachdem das erhoffte Trampen nicht funktionierte, waren die Vorteile der Tunnelwanderung ein Zeltplatz ( ich zahle lieber die Knete, als unattraktiv im Straßengraben zu zelten, Ansichtssache), die heiße Dusche und eine sichere Bushaltestelle in Tosbotn.


                                                                                                                                                  Oder als Minimallösung: auf dem Kamm (über dem Tunnel) erstmal weitergehen und dann in Richtung Tosdalen runter
                                                                                                                                                  Könnte gehen, sieht aber zumindest im Abstieg dann doch sehr steil aus. Du must Dir immer klar sein, dass ab 500m abwärts in der Gegend sehr unangenehmes Gelände mit Steilabbrüchen und dichter Vegetation wartet.

                                                                                                                                                  Generell, was meinst du (oder alle, die da schon mal waren): kann man die Gesamtstrecke auch "kammnäher" gehen? D.h. nicht so viel in die Täler runter, sondern weiter westlich, also etwa Vistfjellan - Storvassfjellet - Vistmannen... (muss ja nicht immer bis *ganz* oben rauf sein) oder dann westlich an den beiden Jordbruvatn lang?
                                                                                                                                                  Wir haben das ja aufgrund der außergewöhnlich späten Schneeschmelze extra vermieden. Ich denke, dass es prinzipiell machbar ist. Allerdings musst Du damit rechnen, dass gerade die flacheren Bereiche mit wenig Höhenlinien so um 700-900m streckenweise viel schwerer zu begehen sind, als es auf der Karte erscheint. Das Gelände ist oft stark zerklüftet und je nach Jahreszeit und Schneelage sind auch immer wieder schneegefüllte und teils unterspülte Canyons im Weg, die viel Zeit kosten und zu Umwegen zwingen.

                                                                                                                                                  Eine andere Spezialität der Gegend sind die großflächigen Steinplatten, oft an Nord-Ost-Hängen, vermutlich Gletscherschliff (?). Die sind bei trockenem Wetter super, bei Nässe wegen der Flechten kaum zu begehen.

                                                                                                                                                  Westlich der Jordbruvatn wird viel Kraxelei nötig sein, ein Problem wird aber vor allem der Abstieg nach Westen bzw. Südwesten. Ich finde da auf der Karte eigentlich keine wirklich gut geeignete Stelle, das ist alles sehr Steil und wie gesagt, unterhalb von 600m ist das dann übles Bushwhaking mit Steilabbrüchen und sehr eingeschränkter Sicht nach Unten zur Routenplanung. Schon unser Abstieg war ja ab 500m sehr mühsam und das ist dazu im Vergleich relativ flach und zahm vom Hangprofil.


                                                                                                                                                  Meine Empfehlung wäre prinzipiell, eine Route zu planen und die dann mit dem Nationalpark Ranger Carl Norberg zu besprechen. Der ist sehr hilfsbereit und kann viel zu der Gegend sagen.
                                                                                                                                                  Zuletzt geändert von Antracis; 20.12.2017, 23:36.

                                                                                                                                                  Kommentar