• EMG
    Anfänger im Forum
    • 11.05.2013
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    [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

    Glomfjord - Lønsdal 21.7.15 - 30.7.15

    Im Juli 2015 gings erst in den Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark und anschließend noch auf die Lofoten. Ich komme tatsächlich jetzt erst dazu, meine Notizen und Fotos aufzuarbeiten . Dieses Forum half mir damals sehr bei der Planung, nicht zuletzt dieser Reisebericht von Antracis aus dem Jahr 2011: https://www.outdoorseiten.net/forum/...ationalpark%29.
    Ein großes (und zugegeben sehr verspätetes ) Dankeschön dafür!

    Ich bin mir nicht sicher, ob ein weiterer Bericht deswegen unbedingt notwendig ist. Denn die hier beschriebene Route ist fast dieselbe. Sie fand allerdings unter völlig anderen Wetterbedingungen statt und da ich die Tour gerade sowieso schriftlich fürs Fotoalbum verewige, geht’s in einem Aufwasch .

    Nachdem ich im Vorjahr bei Dauersonnenschein den Padjelantaleden erwandert hatte, trieb es mich ein weiteres Mal in den hohen Norden. Schon damals hatte ich mir vorgenommen, dass es beim nächsten Mal Norwegen sein sollte. Nur wo genau es hingehen sollte war lange unklar. Ich hatte immer schon mal die Lofoten sehen wollen. Etwas Recherche zeigte aber, dass es dort in der Hauptferienzeit sehr voll ist. Ein Blick auf die Karte verriet, dass der Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark nicht weit weg war und so kam die Idee auf die beiden Ziele zu verbinden und Bodo als Ausgangspunkt zu nutzen.


    1. Tag, 21.7.15 Anreise

    Die Woche vor meiner Abreise war wahnsinnig stressig gewesen. Erst einen Tag vor meinem Abflug habe ich es zu einem finalen Einkaufsbummel geschafft, um Vorräte zu besorgen. Ich habe mich im Sinne der Gewichtsreduzierung (des Rücksacks, nicht meiner eigenen ) für Outdoor-Fertigessen, Müsli mit Milchpulver, Nüsse und Power Riegel entschieden.

    Die letzte Nacht verbrachte ich mit packen, sodass bereits nach drei Stunden Schlaf der Wecker klingelte. Ich habe mal das Gerüchte vernommen, das andere Menschen sowas schon Tage und Wochen vorher organisieren . Entsprechend knapp erreichte ich auch den Flughafen. Am Tegel angekommen gab’s ein Upgrade zur Business Class und eine halbstündige Verspätung. Nicht so gut, da ich in Oslo meinen Anschlussflug nach Bodo erreichen musste. Die Waage an der Gepäckabgabe sagte 18kg, mein Handgepäck nicht eingerechnet.

    In Oslo landeten wir mit Verspätung. Alles nicht so wild, hätte ich nicht mein Gepäck vom Band nehmen müssen, nur um es hinter dem Zoll für den Anschlussflug neu aufzugeben. Etwas nervös wartete ich am Band… und wartete… und schaute auf die Uhr (die Zeit wurde langsam knapp)… und wartete. Als ich schon fast alleine an der Gepäckausgabe stand und die letzten Koffer bereits zwei zusätzliche Runden gedreht hatten, erschien mein Rucksack schließlich doch noch. Und die außen befestigten Trekkingstöcke waren auch noch dran. Sehr gut, denn die würden sich in den kommenden Wochen noch als sehr nützlich herausstellen . Im Sprint gings jetzt aber erst einmal durch Zoll und neuerlichen Check in. An der Sicherheitskontrolle durfte ich mich vordrängeln, sodass ich als letzte den Flieger nach Bodo bestieg. Knapp, aber gerade noch rechtzeitig .

    Vom Flugzeug aus hatte man einen traumhaften Blick auf schneebedeckte Landschaft – soweit das Auge reichte. Beim Betrachten der Schneemassen begann mich ein ungutes Gefühl zu beschleichen, das sich in nicht allzu ferner Zukunft als Realität bestätigen sollte. In Bodo selbst schien aber erst mal die Sonne und sorgte so für warmer 25°C . In die Stadt gings zu Fuß, ein netter Spaziergang. Meine letzte Nacht in Deutschland war so hektisch gewesen, dass ich mir noch kurzfristig eine Hotelübernachtung in Bodo gebucht hatte. Ich wollte nochmal in Ruhe meine Ausrüstung durchgehen und gegebenenfalls vergessene Posten nachkaufen. Ich würde mindestens noch eine Wanderkarte und Gas benötigen. Und nicht zuletzt mussten die Kamerakkus noch aufgeladen werden. Mein Zweitname ist übrigens auch Last Minute .

    Das Hotelzimmer war winzig, aber ganz süß. Ich kam mir ein bisschen vor wie in einer Schiffskabine. Mein erster Spaziergang führte mich zur Touristeninformation. Die Leute dort waren super hilfreich, suchten mir die Busverbindung zum Fykantunnel am nächsten Tag raus und verwiesen mich an ein Einkaufszentrum gegenüber, wo ich anschließend die Turkart „det store Saltfjelletkartet“ und eine Gaskartusche erwarb. Der Rucksackcheck ergab, dass ich tatsächlich an fast alles gedacht hatte. Nur die lange Unterwäsche und einen Schal hatte ich liegen lassen . Deren Beschaffung war bei den vielen Outdoorläden in Bodo aber glücklicherweise kein Problem gewesen, denn ohne sie wäre es sehr, sehr, sehr, sehr kalt geworden.

    Nachdem die organisatorischen Dinge nun erledigt waren, kam nach dem ganzen Stress der letzten Tage endlich die Vorfreude auf die kommende Tour auf .

    Der Hafen von Bodo

  • snemelch
    Gerne im Forum
    • 18.04.2012
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    #2
    AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

    Hey EMG,
    Schön geschrieben, gefällt mir. Mal sehen, wie es dir weiterhin ergangen ist.
    Spann uns nicht zu lange auf die Folter

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    • Borgman
      Dauerbesucher
      • 22.05.2016
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      #3
      AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

      Bin auch schon gespannt. Berichte aus dem schönen Saltfjell liest man immer gerne...

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      • OttoStover
        Fuchs
        • 18.10.2008
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        #4
        AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

        Yes Im also looking forward for this one. Btw. the snow conditions are this year also large, especially in the Sulitjelma area. I did a crossing over Saltfjellet from Lønsdal to Dunderland last weekend, but conditions here is what I would call just a bit over normal snow amount. Anyone that reads the tour report could check the senorge.no site for snow amount and also the snow amount in% if they are planning for an early tour over Saltfjellet. Early means before july.
        Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
        Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

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        • EMG
          Anfänger im Forum
          • 11.05.2013
          • 17
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          #5
          AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

          @snemelch und Borgman: Danke, leider bin ich nicht gerade die schnellste Schreiberin;)
          @otto: Yes, people should totally check that out. I have to admit that I didn't and therefore was pretty surprised by the amount of snow I encountered. Looking back, I feel pretty stupid about that. Although, had I known about the conditions beforhand I probably wouldn't have started the tour at all, not by myself at least-and then I wouldn't have experienced this really beautiful place. I have learned my lesson, though. This year I'm traveling to Norway as well and this time around I'm already checking the conditions now

          22.7.2015
          1. Etappe: Fykantunnel - Namnlausvatnet

          In Nacht im Hotel war erholsam gewesen. Aufgrund des Schlafmangels der letzten Tage hätte ich aber wahrscheinlich auch auf blankem Fels noch friedlich geschlummert. So machte es mir auch nicht allzu viel aus, dass ich in der Nacht gleich mehrmals fast aus dem winzigen Bett gefallen wäre .

          Neben der letzten Dusche in absehbarer Zukunft, seien noch die unglaublich leckeren Waffeln zum Frühstück erwähnt. Nach dem Packen war mein Rucksack so ausgelastet wie noch nie. Die 70l waren bis auf den letzten Milliliter gefüllt.

          Vielleicht noch ein paar Worte zu meiner Zeitplanung. Ich mag es nicht mit einer Deadline zu wandern, weswegen lediglich Hin- und Rückflug fest gebucht waren. Ich wollte ohne Zeitdruck von Glomfjord nach Lonsdal wandern, dort den Zug zurück nach Bodo nehmen, anschließend auf die Lofoten übersetzen und da die restlichen Tage verbringen. Am 8 August würde es wiederum von Bodo aus zurück nach Deutschland gehen.

          Am Nachmittag des 22. Juli wurde es nun endlich ernst. Kurz vor drei nahm ich den Bus zum Fykanvatnet. Der Wetterbericht für die folgenden Tage sagte tägliche Regenschauer voraus. Kaum zu glauben, denn den Vormittag hatte ich wieder bei gut 20°C und Sonne mit einem Hafenrundgang überbrückt. Die Busfahrt dauerte etwas über drei Stunden. Ein norwegisches Kind verbrachte die Zeit damit voller Inbrunst den Soundtrack der Eiskönigin zu singen. Im Nachhinein definitiv ein Omen .

          Als ich gegen 18 Uhr zwischen zwei Tunneln am Fykanvatnet aus dem Bus stieg war von unberührter Natur erst mal nicht so viel zu sehen.



          Der Weg entlang des Sees war zunächst flach und geteert, eignete sich damit aber ganz gut zum Eintragen des Rucksacks. Schließlich erreichte ich einen Parkplatz. Nun fand das entspannte Schlendern ein jähes Ende, denn es ging bergauf- und das ganz schön steil. Auf dem engen Waldweg kamen mir einige Menschen, alles Norweger, entgegen. Die meisten waren Spaziergänger, viele trugen auch Sportbekleidung und schauten mich und meinen schweren Rucksack etwas skeptisch an. Ein älterer Herr wünschte mir „Good luck in the mountains“. Danke;)

          Schließlich erreichte ich die Fykantrappa, die ich schon von weitem ziemlich beeindruckend fand. Hier der Blick aus der Ferne.



          In meinen Notizen benutzte ich auffällig häufig das wahnsinnig eloquente Wort „krass“ um den Aufstieg zu beschreiben. Während dieses Norwegenurlaubs, vor allem später auf den Lofoten, stellte ich noch häufiger fest, dass ich wohl einen größeren Respekt vor Höhen habe als bis dato angenommen. Ein Teil des Unbehagens war sicherlich auch dem schweren Rucksack geschuldet. So klammerte ich mich beim Aufstieg ziemlich heftig am Geländer fest, wagte kaum einen Blick nach unten und dankte allen Gottheiten für das gute Wetter. Die Fotos lassen die Treppe deutlich weniger steil aussehen, als sie es tatsächlich (oder zumindest gefühlt) war.



          Plötzlich sah ich etwas in die Tiefe stürzen. Meine ungefüllte 1,5l Plastikflasche, die mir während der Tour als Wasserbehälter dienen sollte, war aus der Halterung am Rucksack gefallen. Nein!?? Mein Gregory Deva hatte kein senkrechtes Flaschenfach, sondern ein etwas Schräges. Eigentlich super praktisch, denn so kam man beim Wandern an die Flasche ohne den Rucksack abzusetzen. Beim Klettern offensichtlich weniger zu empfehlen. Neben dem schlechten Gewissen für die unbeabsichtigte Umweltverschmutzung, machte ich mir auch Gedanken über die Konsequenzen für die Tour. Schließlich war ich jetzt erst mal darauf angewiesen in Wassernähe zu zelten. Nun ja, half ja alles nichts, zunächst musste es weiter die Treppe (treffender wäre vielleicht Leiter) hinauf gehen. Oben angekommen war ich schweißgebadet und wahnsinnig erleichtert. Und der Ausblick war natürlich auch nicht zu verachten.



          Geschafft! Jetzt war erst mal Pause und durchschnaufen angesagt. Hier oben war es natürlich deutlich kühler und windiger, sodass es mich schnell nach meiner Fließjacke verlangte. Und was sah ich da im Deckelfach meines Rucksacks? Ein 0,5l leere Cola Flasche, die ich in Bodo noch wegwerfen wollte. Manchmal macht sich Vergesslichkeit eben doch bezahlt . Ich schnappte mir gleich mal einen überflüssigen Packriemen und band die Flasche am Rucksack fest.

          Schließlich ging es weiter. Zunächst war mir allerdings nicht ganz klar welcher der vielen Trampelpfade der richtige war. Nach mehrmaligen hin und her ging es über alte Gleise in Richtung des nedre Navarvadnet. Der Weg stieg langsam an und erforderte gleich zu Beginn der Tour einiges an Konzentration. Das lag vor allem an den vielen Schneefeldern, die es zu queren, teilweise auch zu erklimmen galt. Während einer Klettereinlage brach ich mit dem linken Bein ziemlich heftig ein. Glücklicherweise ging‘s nicht ganz so tief runter ;)

          Klar war also recht schnell, dass der Weg einiges mehr an Konzentration erfordern würde, als der Padjelantaleden im Jahr zuvor. Meine Trekkingstöcke hatte ich damals genau einmal zum Furten eines Flusses benutzt. Beim Schneequeren im Hang war ich nun bereits seit der ersten Minute dankbar sie zu haben.

          Man sah noch eine Stromleitung, doch davon einmal abgesehen war die Landschaft sehr beeindruckend.



          Am Weg passierte ich immer wieder abenteuerlich aussehende Felsen.



          Der See lag nun hinter mir, der Weg wurde flacher, weniger schneereich und ich merkte wie ich langsam müde wurde. Gerade als ich dachte, es sei an der Zeit nach einem Zeltplatz Ausschau zu halten erblickte ich in der Ferne den mit Eis und Schnee bedeckten Namnlausvatnet.



          An dessen westlichen Ende fand ich eine benutzte Feuerstelle, neben der ich dann auch gleich mein Zelt aufstellte.



          Erst da wurde mir bewusst, wie sehr ich mein Zweitheim vermisst hatte
          Und endlich war das Timing mal auf meiner Seite: Nachdem ich fertig war mit essen begann es zu regnen, sodass ich mich gegen 22 Uhr in mein super gemütliches Zelt zurück zog und über einen erfolgreichen ersten Tag freute.

          Vor dem Regen sah man noch ein bisschen was vom Abendrot. Habe ich schon erwähnt, dass ich eine sehr innige Beziehung zu meinem Zelt pflege?

          Zuletzt geändert von EMG; 12.05.2017, 22:59.

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          • Antracis
            Fuchs
            • 29.05.2010
            • 1280
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            #6
            AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

            Zitat von EMG Beitrag anzeigen
            Habe ich schon erwähnt, dass ich eine sehr innige Beziehung zu meinem Zelt pflege?
            Wer nicht! Unseres ist gerade im Krankenhaus und wir leiden, hoffen und bangen.

            Schön, dass Dir unser Bericht gefallen hat. Ich finde Deinen bisher auch sehr gut gelungen, auch tolle Fotos und warte gespannt auf weitere Ereignisse aus einer vertrauten Umgebung.

            2015 war ja wirklich das Jahr des Schnees, wir haben da ja auch noch einiges zum Spielen gehabt viel weiter südlich.

            PS: Wo gehts denn dieses Jahr hin , wenn man fragen darf ? Wir sind ab Mitte July nochmal im Børgefjell unterwegs.

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            • sarek2007
              Erfahren
              • 22.08.2007
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              #7
              AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

              Ach ja, das legendäre Jahr 2015.
              Da war ich Mitte August im Børgefjell. Der Schnee war erst seit kurzem weg und die Natur noch im Frühlingserwachen. Ganz wenige noch unreife Multebeeren nur in geschützten Lagen und die Blaubeeren erst am Blühen. Dafür jede Menge Mücken. - richtig nervig bei strahlendem Sonnenschein und täglich steigenden Temperaturen.

              Freue mich auf die Fortsetzung.

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              • Linnaeus
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                • 21.02.2006
                • 601


                #8
                AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

                "Worst summer since fifty years!"
                ... wie uns der Tjäktja-Hüttenwirt Anfang August sagte.

                Bin gespannt, wie's weiter geht!

                OT:
                [QUOTE=Antracis;1583264]Unseres ist gerade im Krankenhaus und wir leiden, hoffen und bangen.

                Zum Thema Zelt-Reparatur: Wer seinem Zelt einen neuen Außenanstrich geben möchte, kann von mir ein paar Tipps erhalten
                Zuletzt geändert von Linnaeus; 15.05.2017, 07:24.

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                • Linnaeus
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                  • 21.02.2006
                  • 601


                  #9
                  AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

                  Ich liebe dieses Bild! Der Vietkong lässt grüßen
                  Zitat von EMG Beitrag anzeigen


                  Plötzlich sah ich etwas in die Tiefe stürzen. Meine ungefüllte 1,5l Plastikflasche, die mir während der Tour als Wasserbehälter dienen sollte, war aus der Halterung am Rucksack gefallen. Nein!?? Mein Gregory Deva hatte kein senkrechtes Flaschenfach, sondern ein etwas Schräges. Eigentlich super praktisch,
                  Kommt mir bekannt vor (mit weniger gravierenden Folgen).

                  Ein Fall für die US-Gerichtsbarkeit und eine Schande für Gregory, einen in Versuchung zu führen, seine Flasche einem solchen Risiko auszusetzen!

                  Bleibt nur, dass Ding sekundär abzusichern! (dann ist aber die Bequemlichkeit weg ...)

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                  • Blahake

                    Vorstand
                    Fuchs
                    • 18.06.2014
                    • 1591
                    • Privat


                    #10
                    AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

                    Oh, ich bin auch gespannt, wie es weitergeht, will doch diesen Sommer auch da hin.
                    Auch wenn es sein kann, dass ich gleich an der Treppe passen muss, wegen mangelnder Schwindelfreiheit. Hinunter mit Blick in den Abgrund kann ich die sicher nicht gehen. Mit Gesicht zum Hang vieleicht...
                    Freue mich, wenn Du bald weiterschreibst, ist ein soo schöner Bericht bisher.

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                    • Antracis
                      Fuchs
                      • 29.05.2010
                      • 1280
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                      #11
                      AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

                      Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                      Auch wenn es sein kann, dass ich gleich an der Treppe passen muss, wegen mangelnder Schwindelfreiheit. Hinunter mit Blick in den Abgrund kann ich die sicher nicht gehen. Mit Gesicht zum Hang vieleicht...
                      Hoch sollte gehen. Der zweite Name meiner Holden ist Höhenangst und eine kurze Rücksprache ergab, dass sie keine schlimmen Erinnerungen hat. Tatsächlich schaut man ja oft weg vom Abgrund und da, wo es exponiert ist, ist ein Geländer. Die Anstrengung tut ein Übriges. Kannst Dir ja notfalls für den Aufstieg ein paar Kilo Wasser mehr in den Rucksack tun zur Ablenkung.

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                      • Blahake

                        Vorstand
                        Fuchs
                        • 18.06.2014
                        • 1591
                        • Privat


                        #12
                        AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

                        Hallo Sascha,
                        das beruhigt mich gleich doppelt: Erstens, dass da keine schlechten Erinnerungen zur Treppe geblieben sind und zweitens kann ich mich dann erst recht weiterhin von Euren Reisen inspirieren lassen, wenn die schon höhenangsterprobt sind.
                        Danke für den Tipp mit dem Rucksackgewicht, aber wahrscheinlich packe ich mein rotes Ungetüm ja sowieso wieder unmäßig voll zu Tourbeginn, das wird bestimmt zur Ablenkung reichen
                        Auf alle Fälle werde ich Euren Bericht dazu noch mal gründlich lesen und dann wahrscheinlich ziemlich genau auf Euren Spuren wandeln...

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                        • JustMe79
                          Erfahren
                          • 28.05.2015
                          • 199
                          • Privat


                          #13
                          AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

                          Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
                          2015 war ja wirklich das Jahr des Schnees, wir haben da ja auch noch einiges zum Spielen gehabt viel weiter südlich.
                          ...
                          Wir sind ab Mitte July nochmal im Børgefjell unterwegs.
                          Uiuiu - dann packt schon mal die Schneeschuhe ein und vielleicht noch ein zweites Set Bug-Shirts zum Wechseln...

                          Würde mich nicht wundern, wenn es dieses Jahr dort noch ziemlich weiß und ansonsten recht sumpfig und dementsprechend mückenverseucht sein wird, erst recht wenn ihr diesmal so früh dran seid...

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                          • Antracis
                            Fuchs
                            • 29.05.2010
                            • 1280
                            • Privat


                            #14
                            AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

                            Zitat von JustMe79 Beitrag anzeigen
                            Würde mich nicht wundern, wenn es dieses Jahr dort noch ziemlich weiß und ansonsten recht sumpfig und dementsprechend mückenverseucht sein wird, erst recht wenn ihr diesmal so früh dran seid...
                            Geht dieses Jahr leider nicht anders. Dort haben wir aber wenigstens die Wahl, uns spontan zwischen Schnee oder Mücken zu entscheiden. Habe aber auch schon gesehen, dass dieses Jahr viel Schnee liegt. Wie immer wird aber ja das Wetter im Mai und im Juni seinen Teil dazu beitragen, was dann daraus wird.

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                            • EMG
                              Anfänger im Forum
                              • 11.05.2013
                              • 17
                              • Privat


                              #15
                              AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

                              @antracis
                              Dann wünsche ich eurem Zelt gute Besserung, hört sich sehr ernst an
                              Eigentlich ist eine Nord-Süd-Querung der Hardangervidda angedacht. Ich habe allerdings auch schon mitbekommen, dass dieser Winter wieder sehr schneereich war, also werde ich vorher eingehend die Schneelage studieren
                              Wo wart ihr denn 2015?

                              @sarek2007
                              Mücken gab's, im Juli zumindest, noch keine. Zumindest der Aspekt war angenehm

                              @Linnaeus
                              ich hatte die Flasche dann tatsächlich sekundär abgesichert, mit ner Leine
                              So war das Trinken weiterhin möglich.

                              @Blahake
                              Ja, Höhenangst kann ich ebenfalls nachvollziehen. Ich hatte auch nicht wirklich runter geschaut und als ich oben war hatte ich Krämpfe in den Händen

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                              • EMG
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                                • 11.05.2013
                                • 17
                                • Privat


                                #16
                                AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

                                2. Etappe, 23.7.15: Namnslausvatnet - Glomdalen

                                Ich hatte fast bis 10 Uhr durchgeschlafen. Es regnete nicht mehr, allerdings war einiges an Nebel aufgezogen. In Kombination mit Schnee und Eis eine ziemlich beeindruckende Kulisse. Nach dem Frühstück ging’s los entlang der weißen Südseite des Namnlausvatnet.



                                Bis zum Storglomvassdamm kamen mir noch einige Wanderer mit Tagesrucksäcken entgegen.



                                Die Talsperre, laut Hinweisschild 1998 fertig gestellt, sah ziemlich gewaltig aus. Davor entdeckte ich mehrere Autos auf einem Parkplatz. Wenn ich die Karte richtig interpretiert hatte, existierte eine Zufahrtsstraße vom Fykanvatnet aus, die allerdings nur im Sommer geräumt war. Das erklärte auch die verhältnismäßig vielen Menschen.





                                Entlang des store Sandvatnet schloss sich die Schneedecke immer mehr. Die bisher gut sichtbaren Wegmarken des DNT waren ebenfalls noch eingeschneit, sodass ich mich entlang des Sees von Felsinsel zu Felsinsel fortbewegte.



                                Erst am südlichen Ende des Sandvatnet fand ich die Markierung wieder und wurde nach einem kurzen Aufstieg mit einer ziemlich beeindruckenden Aussicht belohnt. Ich beschloss hier meine Mittagspause zu verbringen.



                                Bis zur Kreuzung, an der sich die Wege ins Gratadalen und zum Langvatnet begegneten, stapfte ich ununterbrochen durch Schnee. Danach wurde es entlang des Storglomvatnet wieder etwas grüner (naja, zumindest etwas brauner)



                                und angesichts der imposanten Aussicht beschloss ich noch ein wenig zu verweilen und die Landschaft wirken zu lassen. Unglaublich.



                                Von dort dauerte es nicht mehr lange bis zu der sehr urigen Kvisteindalsgammen.







                                Im Anschluss daran machte ich mich auf in Richtung des Glomdalen, nichts ahnend, dass dieser Abschnitt der mental herausforderndste werden sollte. Doch zunächst war alles noch eitel Sonnenschein. Sonne und wenig Schnee machten das Wandern recht angenehm. Als ich den Weg nach Süden einschlug war der Blick auf den Gletscher der dominierende Faktor.



                                Einen jähen Riss bekam die Idylle durch einen lauten Steinschlag, der plötzlich hinter mir abging. Ganz in der Nähe des Weges, auf dem ich eben noch entlang gewandert war. Von jetzt an inspizierte ich die Felswand zu meiner linken noch eingehender.

                                Als der Weg ins Glomdalen abbog änderten sich die Wetter- und Wegverhältnisse noch einmal schlagartig. Die Sonne verschwand, Nebel zog auf und es lag ziemlich viel Schnee. Mal wieder. Rechts der Glomaga war alles weiß. Glücklicherweise verlief der Weg auf der gegenüberliegenden Seite, wo immer mal wieder Felsinseln aus dem Schnee ragten. Aber auch die wurden kleiner je tiefer ich in das Tal vordrang. Jetzt wurde es das erste Mal wirklich mühselig. Der Weg verlief im Hang und war somit sehr rutschig. Ich glitt mehrmals ab und fiel, gar nicht elegant, auf meinem Hintern.



                                Nach den bisher sehr beeindruckenden Erlebnissen des Tages merkte ich, wie langsam Panik in mir aufkam. Nicht unbedingt wegen den Wetterbedingungen, sondern weil ich zu Unerfahren war um die Bedingungen richtig einzuschätzen. Immer wieder fragte ich mich: Ist es jetzt okay weiterzugehen oder ist es sogar ziemlich dumm? Mein Umgang mit Schnee belief sich bis dahin überwiegend auf Abfahrten präparierter Pisten. Ich sah hier und da Stiefelabdrücke. Vor nicht allzu langer Zeit war also jemand diesen Weg lang gegangen. Andererseits: Wusste die Person was sie tat? An dieser Stelle fehlte mir wirklich ein Reisepartner zur Relativierung oder eben Bestätigung meiner Sorgen;)

                                Klar, das Stapfen durch den Schnee war nervig, aber zumindest körperlich fühlte ich mich fit und nicht überfordert. Auch die Ausrüstung stimmte, denn natürlich war ich auf Schnee und Temperaturen bis um den Nullpunkt vorbereitet. Die Routine aber fehlte mehr als eindeutig.

                                Erste Gedanken an einen Abbruch der Tour kamen auf. Der aufziehende Nebel tat sein Übriges um für eine düstere Stimmung zu sorgen. Ich glaubte meinen Augen kaum als ich plötzlich rechterhand eine Art flaches, grün bewachsenes (?!) Plateau sah. Perfekt, um ein Zelt aufzustellen. Der erste grüne Fleck seit meinem Eintritt ins Glomdalen. Dann ein prüfender Blick die Felswand zu meiner linken hoch. Wenn ich mich zwei Jahre später noch recht erinnere war dieses Plateau deutlich versetzt neben einer breiten Rinne, die ich zuvor hochwanderte, sodass mir Steine zumindest nicht direkt auf den Kopf gefallen wären. Nach der ganzen Panik fühlte ich mich geradezu euphorisch. Ich hatte mich bereits am selben Abend zur Kvitsteindalsgammen zurückwandern sehen. Ruckzuck war mein Zelt aufgestellt.



                                Und jetzt zum komischsten Teil des Abends: Als ich, eingemummelt in meinen Schlafsack, im Zelt saß und dem ins Tal ziehenden Nebel zuschaute, entdeckte ich, dass ich Handyempfang hatte. Wie übrigens auch schon am Namnlausvatnet. Als ich mit meiner Mutter telefonierte lautete mein Text in etwa: „Ähm, ja, hier ist alles super. Ganz toll. Gar kein Regen.“ Gegen Acht war ich bereits tief und fest am schlafen.
                                Zuletzt geändert von EMG; 10.07.2017, 21:01.

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                                • JustMe79
                                  Erfahren
                                  • 28.05.2015
                                  • 199
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

                                  Zitat von EMG Beitrag anzeigen
                                  Erste Gedanken an einen Abbruch der Tour kamen auf.
                                  Wow - bei den Schneemassen und der düsteren (Wetter-)Stimmung kann ich absolut nachvollziehen, welch mulmiges Gefühl dich da beschlichen haben muss. Gemessen an deiner damaligen Erfahrung hast du dir da wirklich ganz schön was vorgenommen bzw. zugemutet.

                                  Gerade bei Solo-Tripps kann es psychologisch manchmal ganz schön anspruchsvoll sein, wenn man merkt, dass man an die Grenze seiner Komfortzone gelangt ist, oder gar (deutlich) darüber hinaus. Meist ist in solchen Situationen das Wetter auch entsprechend mies bzw. unwirtlich und schlägt noch zusätzlich aufs Gemüt.

                                  Das alles kommt in deiner Beschreibung sehr gut rüber. Jedenfalls scheinst du ja die Situation (und die, die ggf. noch kommen) gut gemeistert und die Tour heil überstanden zu haben...

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                                  • Funner
                                    Fuchs
                                    • 02.02.2011
                                    • 2318
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

                                    Alleine hätte ich das auch nur bedingt gemacht. Wir sind die Strecke 2 Wochen später gelaufen, da lag schon weniger Schnee, was aber kein Vorteil sein muss.
                                    Der Schnee beim Überqueren des Wasserfalls an der Kvitsteindalsgammen war da schon teil eingebrochen, sodass wir uns nicht sicher sein konnten ob er uns tragen wird. Das gleiche Spiel auf der anderen Seite vom Berg, nach dem durchwandern des Glomdalen. Da gab es nur noch einen schmalen Steg um über den Fluss zu kommen. Rückblickend echt gefährlich wie wir da den Fluss überquert haben was 2 Wochen vorher sicher noch entspannter möglich gewesen war.
                                    Teils auch sehr steile Schneehänge, ein falscher Tritt und man rutscht ohne Halt ein paar hundert Meter in die Tiefe und vermutlich in den reißenden Fluss.
                                    Alleine definitiv nicht meins.

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                                    • EMG
                                      Anfänger im Forum
                                      • 11.05.2013
                                      • 17
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

                                      Zitat von JustMe79 Beitrag anzeigen
                                      Gerade bei Solo-Tripps kann es psychologisch manchmal ganz schön anspruchsvoll sein, wenn man merkt, dass man an die Grenze seiner Komfortzone gelangt ist, oder gar (deutlich) darüber hinaus. Meist ist in solchen Situationen das Wetter auch entsprechend mies bzw. unwirtlich und schlägt noch zusätzlich aufs Gemüt.
                                      Ja, das trifft es sehr gut. Das war definitiv außerhalb meiner Komfortzone. Also ich war zu dem Zeitpunkt schon öfter alleine unterwegs gewesen und habe dabei die Anforderungen immer etwas gesteigert. Aber ich war eben noch nie im Schnee wandern gewesen, nicht in dem Maße zumindest. Deswegen konnte ich die Panik schon in so einem Maße unterdrucken, dass ich nicht kopflos wurde. Der Trip hat mir aber eben auch klar meine Grenzen und natürlich meine Planungsfehler aufgezeigt;) Also heute würde es mir nicht noch einmal passieren, dass ich so von den Wetterverhältnissen überrascht werde. Ist mir auch ehrlich gesagt ein bisschen peinlich zuzugeben;)

                                      Zitat von JustMe79 Beitrag anzeigen
                                      Das alles kommt in deiner Beschreibung sehr gut rüber. Jedenfalls scheinst du ja die Situation (und die, die ggf. noch kommen) gut gemeistert und die Tour heil überstanden zu haben...
                                      Ja, überlebt habe ich ;)

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                                      • EMG
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                                        • 11.05.2013
                                        • 17
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

                                        Zitat von Funner Beitrag anzeigen
                                        Teils auch sehr steile Schneehänge, ein falscher Tritt und man rutscht ohne Halt ein paar hundert Meter in die Tiefe und vermutlich in den reißenden Fluss.
                                        Wenn ich mir die Karte anschaue sehe ich welche Stellen du meinst. Komischerweise habe ich das Glomdalen gar nicht dermaßen steil in Erinnerung. Ich hatte mich aber in meiner Panik irgendwann nur noch auf den nächsten Schritt konzentriert. Vielleicht habe ich so auch einiges ausgeblendet.

                                        Zitat von Funner Beitrag anzeigen
                                        Alleine definitiv nicht meins.
                                        Ja, wie oben schon erwähnt, meins auch nicht so wirklich;)

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                                        • EMG
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                                          • 11.05.2013
                                          • 17
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

                                          3. Etappe, 24.7.15: Glomdalen-Kvitsteindalsgammen-Gratadalstua


                                          Um fünf Uhr war ich bereits hell wach und um sechs bereit loszugehen. In der Nacht war ich zu dem Entschluss gekommen die Tour abzubrechen. Die Entscheidung sorgte dafür, dass meine Unruhe sich legte. Der sonnige Himmel tat sein Übriges. Ich beschloss zwar noch etwas ins Glomdalen hinein zu gehen, machte mir aber keine Hoffnung was die Schneeverhältnisse anbelangte. Und in der Tat: Es dauerte nicht lange und es öffnete sich eine unglaubliche Aussicht ins schneebedeckte Tal. Mein Kopf sagt sofort „Nein“ und dieses Mal höre ich auf ihn. Hier war definitiv Schluss. Ich kehrte um und begann den Weg zurück zur Kvitsteindalsgammen. Ausgeruht ging das erstaunlich zügig.

                                          Kurz bevor ich den Storglomvatnet erreichte sah ich, wie sich vielleicht 10m vor mir etwas auf dem Weg bewegte. Ich blieb stehen. Plötzlich erhob sich ein Geweih hinter einem Hügel und zwei Augen blickten mich an. Dem Rentier folgten vier weitere, alle mit Geweih. Die Tiere standen auf, blieben noch einen Moment stehen und liefen dann, nicht weit von mir entfernt, ins Glomdalen hinein. Wow! Ich ging zunächst weiter. Als ich zurück schaute, sah ich, dass die Herde ebenfalls stehen geblieben war und mich beobachtete. Mit deutlichem Abstand folgten sie mir und schlossen sogar auf, sodass sie eine ganze Weile parallel zu mir herliefen. Erst als ich den Storglomvatnet erreichte drehten sie mir den Rücken zu und rannten weg. In der Ferne sah ich eine größere Herde stehen, zu der sie hinliefen. Leider war meine Kamera im Rucksack gewesen. Ich hatte es nicht gewagt anzuhalten, um sie herauszuholen.

                                          Gegen 10 erreiche ich die Kvitsteindalsgammen und war so erleichtert, dass ich mich dort erstmal ein Stündchen schlafen legte. Anschließend plante ich mein weiteres Vorgehen: Zurück zum Fykanvatnet gehen, dort den Bus nach Bodo nehmen, auf die Lofoten übersetzen und mir dort einen Campingplatz mit Meernähe suchen. Fertig! Ich war gerade beim Mittagessen, da öffnete sich jedoch die Tür und ein nettes, deutsches Pärchen trat herein. Sie waren einen Tag nach mir an der Fykantrappa gestartet und wollten ebenfalls durchs Glomdalen zur Gratadalstua. Sie beschlossen trotz der Schneelage erst einmal weiter zu gehen.

                                          Als ich einige Zeit später am Weg in Richtung Skavldalen stand sah ich die beiden in der Ferne. Anscheinend hatten sie sich nun doch für den nördlicheren Weg zur Gratadalstua entschieden. Ein Motivationsschub ergriff mich. Ich hatte ja nun Zeit genug, also beschloss ich ebenfalls den Weg durchs Skavlsdalen einzuschlagen und den beiden zu folgen. Wenn die Schneeverhältnisse es nicht zuließen würde ich eben ein weiteres Mal umkehren. Eigentlich machte ich mir auch hier keine allzu großen Hoffnungen.

                                          Als nach ca. einer Stunde die Schneefelder immer zahlreicher wurden, war ich gerade im Begriff umzudrehen, da erblickte ich eine größere Wandergruppe, die mir entgegen kam. Ich sprach kurz mit deren Führer über die Bedingungen: „Yes, there’s lots of snow. But you should be okay. Just follow our tracks.“ Und ich erhielt noch die wichtige Auskunft: „No snow after Gratadalstua.“ Wäre ja ungünstig gewesen, wenn ich mich in eine Situation manövriert hätte, aus der ich nicht mehr herausgekommen wäre.



                                          Ich beschloss also erst einmal weiter zu gehen. Tatsächlich war es vergleichsweise entspannend den gut sichtbaren Fußspuren zu folgen. Hier muss ich aber ganz klar festhalten: Wäre ich an genau dieser Stelle nicht der geführten Gruppe begegnet, hätte ich die Tour definitiv nicht fortgesetzt. Das Skavldalen war ebenfalls weiß und es begann etwas Nebel aufzuziehen:





                                          Wirklich schön wurde es als sich der Blick ins Tal öffnete. War fast ein bisschen wie Skifahren und das Gleiten den Hang hinunter schon beinahe meditativ.
                                          Die Anspannung wich allerdings nicht völlig



                                          Als man die Gratadalstua schon sehen konnte, wurde es noch einmal ganz schön steil. Die ein oder andere Schneebrücke, die es im Hang zu queren galt, sah nicht mehr ganz vertrauenerweckend aus. Ich hielt mich einfach strikt an die Fußspuren der Gruppe und kam auf diese Weise sicher im Tal an. Hier lag kein Schnee mehr. Dafür wurde es zur Abwechslung aber mal sumpfig. Knöcheltief stand das Wasser in meinen Schuhen.

                                          Zwar noch winzig, aber das Ziel in Sicht:



                                          Als ich schließlich mit nassen Füßen vor der Gratadalstua stand konnte ich es kaum fassen. Wow, was für intensive zwei Tage.
                                          Ich hatte schon auf halbem Weg beschlossen die Nacht in der Hütte zu verbringen. Als ich eintrat loderte bereits ein Feuer im Ofen. Die beiden Deutschen, die ich zuvor an der Kvitsteindalsgammen getroffen hatte waren kurz vor mir eingetroffen. Die Hütte war groß und urgemütlich.



                                          Es dauerte nicht lange, da begann es draußen ordentlich zu schütten, sodass die zwei sich dazu entschieden nicht mehr weiter zu gehen. Sie hatten vor der Tour ihr eigenes Essen gedörrt und luden mich netterweise zu einem sehr guten Abendessen ein. Eine leckere Alternative zum sonst üblichen Fertigessen.
                                          Nach dem Abwasch spürte ich die (mentale) Anstrengung des Tages und so dauerte es nicht lange, bis das ich wie ein Stein ins Bett fiel.
                                          Zuletzt geändert von EMG; 28.05.2017, 21:47.

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                                          • JustMe79
                                            Erfahren
                                            • 28.05.2015
                                            • 199
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

                                            Zitat von EMG Beitrag anzeigen
                                            Der Trip hat mir aber eben auch klar meine Grenzen und natürlich meine Planungsfehler aufgezeigt;) Also heute würde es mir nicht noch einmal passieren, dass ich so von den Wetterverhältnissen überrascht werde. Ist mir auch ehrlich gesagt ein bisschen peinlich zuzugeben. ;)
                                            Weiß nicht, ob dir das peinlich sein muss. Ich denke, das passiert selbst den erfahrensten Hasen, dass sie manchmal doch was übersehen, vergessen, nicht ausreichend bedenken oder Ähnliches - und auf einmal findet man sich in einer... sagen wir, suboptimalen Situation wieder.

                                            Solange man das rechtzeitig erkennt, cool bleibt und ab da wieder die richtigen rationalen Schlüsse zieht bzw. Entscheidungen trifft, ist alles gut. Du kannst übrigens ruhig weiterschreiben - irgendwann wird ja vermutlich das Wetter mal gut werden - und dann wird dort sicher alles gleich nochmal so spektakulär aussehen bei der Schneelage. Wäre jedenfalls interessant zu sehen...

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                                            • EMG
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                                              • 11.05.2013
                                              • 17
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

                                              4. Etappe: Gråtådalen – Tverrådalen am 25.7.15

                                              Die letzten zwei Tage waren, zumindest für mich, wahnsinnig nervenaufreibend gewesen. Das quittierte mir mein Kopf am nächsten Morgen mit einer saftigen Migräne. Entsprechend langsam startete ich auch in den Tag. Erst einmal inspizierte ich eingehend meine geschundenen Füße. Die Wanderstiefel hatten vom ersten Tag an so gut gepasst, dass ich mir noch nie Blasen darin gelaufen hatte. Und das inkludierte drei mehrtägige Trekkingtouren und viele Tagesausflüge. Die zweitägige Dauernässe hatte die Gore-Tex-Membran nun aber mehr als eindeutig zu Fall gebracht. Mit Compeed und Tape war es jedoch einigermaßen auszuhalten, zumindest nach den ersten paar Metern.

                                              Ich überlegte einen weiteren Tag in der Gråtådalstua zu verbringen, doch die Kopfschmerztabletten taten ihren Dienst und als sich auch noch die Sonne blicken ließ hielt es mich doch nicht mehr in der Hütte. Nachdem ich nochmal mein Handy geladen hatte, ging es gegen halb eins los. Das deutsche Pärchen hatte sich bereits etwas früher verabschiedet, sodass ich einmal mehr in der Verfolgerrolle war .

                                              Diesmal allerdings war die Lage nicht ganz so dramatisch. Tatsächlich lag auf dieser Talseite kaum noch Schnee. Bei Sonnenschein und eisigem Wind ging es trockenen Fußes mehrere Stunden lang bergauf. An höchster Stelle hatte man eine eindrucksvolle Aussicht aufs verschneite Gråtådalen.







                                              Und Handynetz hatte man auch: Diesmal klang der Anruf nach Hause schon deutlich befreiter . Als ich zum Wählen kurz die Handschuhe auszog froren mir allerdings fast die Finger ab. Sowieso hatte ich die Handschuhe bisher noch jeden Tag benutzt.

                                              Nun verlief der Weg zunächst auf etwa einer Höhe, bevor es (vorerst zumindest) langsam bergab ging und sich tolle Ausblicke ins Beiardalen boten. Hier aber erst nochmal der Blick aufs Gråtådalen.









                                              Gegen sechs Uhr begann der ziemlich steile, dafür aber vergleichsweise kurze Abstieg ins Beiardalen. Dabei stießen die Zehen ständig vorne im Schuh an. Die Folgen davon würde ich noch in der folgenden Woche spüren (und die Erzählung davon wird einen Ekelspoiler brauchen ) Nach den letzten Tagen im Schnee war es fast irritierend die ersten Bäume zu sehen. Auch die Häuser im Tal wirkten etwas surreal.



                                              An der Hauptstraße verlief ich mich dann gleich mal prompt. Erst bog ich rechts ab, fand auch die Wegmarkierung; Die allerdings führte mich auf eine private Hauseinfahrt. Ich ging also zurück, landete erst im Wald und dann am Fluss, den ich würde überqueren müssen. Aber von einer Brücke war auch hier weit und breit nichts zu sehen. Ich drehte also wieder um, passierte das falsche Schild, et voilà, entlang der Straße fand ich die richtige Beschilderung und kurze Zeit später dann auch die Beiarstua.



                                              Endlich! Also noch einmal für alle Leser, die selbst vorhaben sollten den Weg zu gehen: Nach dem Abstieg ins Beiardalen muss man an der Hauptstraße rechts abbiegen.

                                              Nun war es schon recht spät, doch der Tag noch lange nicht zu Ende. Ich vermutete bereits beim Blick auf die Karte, dass sich erst einmal kein geeigneter Zeltplatz finden lassen würde und ich sollte Recht behalten. Wieder mal ging es entlang der Tverråga stetig bergauf.



                                              Hier traf ich auch das erste Mal auf eine Fliege. Aber natürlich blieb es nicht bei einer. Sobald ich stehen blieb war ich von einer ganzen Wolke umgeben. Ich traute mich kaum anzuhalten, um mein Antimückenspray heraus zunehmen.



                                              Die Tverråga selbst empfand ich als wahnsinnig beeindruckend. Sie rauschte in mehreren Armen ziemlich laut und imposant den Berg herunter. Ich blieb einige Male stehen, um ihr zuzuschauen. Nachdem ich die Brücke über den Fluss passiert hatte, merkte ich mehr als deutlich den nun schon ziemlich langen Tag in den Knochen. Aber ein geeigneter Zeltplatz war immer noch nicht zu sehen. Wenn es gerade nicht zu steil war, war der Boden entweder zu sumpfig oder zu bewachsen. Das Pärchen aus der Gråtådalstua überholte mich und mit nicht wenig Neid beobachtete ich, wie beschwingt sie noch von Stein zu Stein hüpften (es mussten jede Menge Rinnsale überquert werden). Ich wiederum fühlte mich doppelt so alt wie ich tatsächlich war und benutzte meine Trekkingstöcke eher als Krücken.



                                              Auf der Karte waren entlang des Weges zwei „Holiday Cottages“ eingezeichnet. Im Wald gegenüber der zweiten Hütte entdeckte ich etwas versteckt einen geeigneten Stellplatz.



                                              Halleluja!! Ich konnte mein Glück ja kaum fassen. Am nächsten Morgen fand ich natürlich nur wenige Gehminuten von meinem Campspot entfernt eine Waldlichtung, die noch viel besser zum Zelten geeignet gewesen wäre. Egal, ich war glücklich. Als mein Zelt schließlich stand war es schon an die 11Uhr. Viel dunkler als auf dem letzten Foto wurde es glücklicherweise ja nicht.

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                                              • EMG
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                                                • 11.05.2013
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                                                #24
                                                AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

                                                Zitat von JustMe79 Beitrag anzeigen
                                                Weiß nicht, ob dir das peinlich sein muss. Ich denke, das passiert selbst den erfahrensten Hasen, dass sie manchmal doch was übersehen, vergessen, nicht ausreichend bedenken oder Ähnliches - und auf einmal findet man sich in einer... sagen wir, suboptimalen Situation wieder.

                                                Solange man das rechtzeitig erkennt, cool bleibt und ab da wieder die richtigen rationalen Schlüsse zieht bzw. Entscheidungen trifft, ist alles gut. Du kannst übrigens ruhig weiterschreiben - irgendwann wird ja vermutlich das Wetter mal gut werden - und dann wird dort sicher alles gleich nochmal so spektakulär aussehen bei der Schneelage. Wäre jedenfalls interessant zu sehen...
                                                Vielen Dank für deine netten Worte. Ich hab's mittlerweile einfach mal unter Lernerfahrung verbucht. Mit dem krassen Sommer im Jahr davor hab ich ja jetzt schon mal zwei Wetterextreme durch
                                                Die folgenden zwei Tage hatte ich "schneefrei" und am letzten Tag wurde es dann nochmal richtig heftig. Durch den Schnee und Nebel sind die Fotos sehr überbelichtet worden musste ich feststellen.

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                                                  #25
                                                  AW: [NO] Juli 2015: Schneereiche Solotour im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark

                                                  Zitat von JustMe79 Beitrag anzeigen
                                                  Weiß nicht, ob dir das peinlich sein muss.
                                                  Ich kann da jetzt auch nix entdecken, was Dir peinlich sein müsste. Du warst doch passend ausgerüstet und hast auch genug Erfahrung. Und bist auch nicht blindlings in eine gefährliche Situation gestolpert. Alles hundertprozentig vorausplanen kann man ja eh nicht.

                                                  Zitat von EMG Beitrag anzeigen
                                                  Also noch einmal für alle Leser, die selbst vorhaben sollten den Weg zu gehen: Nach dem Abstieg ins Beiardalen muss man an der Hauptstraße rechts abbiegen.
                                                  Danke, das merk' ich mir

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