• Intihuitana
    Fuchs
    • 19.06.2014
    • 2101
    • Privat


    [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 29.841398327
    Längengrad -6.416015625
    Zeitraum: März 2017

    Wanderung in der marokkanischen Sahara


    Intro- Wenn sich Pläne ändern

    Dinge können sich schnell ändern. Eigentlich habe ich mir eine ziemlich harte und schwierige Solotour in der Westsahara vorgenommen wo mich vermutlich über 300 km völlige Einsamkeit und nur eine einzige Wasserstelle erwarten würde.
    Der Flug nach Marokko war schon gebucht und eigentlich alles in trockenen Tüchern.
    Aber ich hatte so einige körperliche Zipperlein, die ich mir für so eine Route eigentlich nicht leisten könnte.
    Ich hätte kurzfristig abbrechen und stornieren können, doch ich merkte dass ich unbedingt wieder die Sahara sehen wollte.

    So habe ich mir relativ kurz vor meinem Flug eine Ersatzstrecke gesucht, welche nicht so schwierig und mit mehr Wasser und hin und wieder auch Menschen versehen ist.
    Genaugenommen hatte ich diese Strecke schon eine ganze Weile auf meinem Computer und sie war schon fertig ausgearbeitet.
    Dieses mal habe ich mir für eine nicht allzulange Strecke viel Zeit genommen und ich wollte bewusst auch gucken was sich alles ergibt und wen ich alles treffe.
    Wenn es mir an einem Ort gefällt, so wollte ich eine Weile bleiben. Ich wollte nicht nur durchrennen sondern das Leben in der Wüste kennen lernen und das beste aus meinem Ersatzplan machen.

    Wieder habe ich die Tour mit meinem Wanderwagen durchgeführt, auf dem ich einen Wassersack der maximal 20 L Wasser fassen konnte, befestigte. Aber ich habe ihn nie ganz gefüllt. Das Maximum waren so etwa 15 L.
    Unterwegs gibt es genug Brunnen und Gueltas zum Auffüllen.

    In Marrakech verbrachte ich nur die nötigste Zeit um die benötigten Vorräte und Busticket in den Süden zu kaufen.
    Wenn ich aber schon mal hier war, konnte auch direkt ein bischen raus gehen und ein paar Fotos schießen.
    Ich war zwar schon paar male in Marrakech aber jedesmal findet man paar schöne Ecken die man noch nicht gesehen hat.















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    Ab in die Wüste

    Am nächsten Tag ging es schon mit dem Bus über den Atlas, welcher zu dieser Jahreszeit noch bis in die tieferen Lagen Schneebedeckt war.
    Ich weiß nicht woran es liegt aber in keinem anderen Land habe ich so viele Leute im Bus kotzen gesehen, wie in Marokko. Ob das bloß mein Pech war, oder es an den Leuten liegt?
    Vielleich sind sie das Busfahren nicht gewöhnt. Komisch.
    Zagora war meine Zwischenstation. Ich kam spät Abends an und es fuhr natürlich nichts mehr in die Richtung von wo ich meine Tour starten wollte. Also noch eine Nacht dort übernachten, denn es fährt nur ein Bus pro Tag nach Foum Zguid, wo die Wüste beginnt und ich meine Wanderung beginnen sollte.

    Am nächsten morgen war es endlich so weit.
    Meine Wüstenwanderung sollte starten.
    Den Wanderwagen hatte ich wie letztes Jahr am Rucksack befestigt und die Trekkingstöcke, welche als Deichselstangen dienen, an der Seite befestigt.
    Einige Details habe ich im Vergleich zum letzten Jahr verbessert. Dabei ist es vor allem die Deichselbefestigung.
    Dazu aber später mehr.

    In Foum Zguid angekommen setzte ich mich erstmal an ein Café, gönnte mir einen Tee und ein Omellett und baute mir meinen Wagen zusammen.



    Natürlich musterten mich neugierige Blicke und das sowohl von Einheimischen als auch Touristen. So etwas bekommt man höchst selten zu Gesicht.
    Ein Europäer, der mit ner lächerlichen komischen Karre im Schlepptau alleine durch die Wüste spaziert.
    Das zieht natürlich Blicke auf sich, ist aber auch prima um ins Gespräch zu kommen und eh ich mich versah hatte ich zwei neue Freunde da.

    Kontakte zu Einheimischen dort in der Ecke zu haben, kann für kommende Touren, niemals schaden.
    Erst gegen 12 war ich überhaupt fertig und hatte alles aufgebaut, den Wassersack und den Rucksack festgezurrt und die ersten 3 km über den Asphalt.
    Da musste ich auch noch hin und wieder stehen bleiben und noch einige Sachen am Wagen feinjustieren,
    So ist das halt am ersten Tag.

    Das Wetter war am Morgen erstaunlich kühl. Vom Jebel Bani wehte ein kalter Wind herunter, so dass ich im Schatten leicht fröstelte.
    Allerdings sollte sich dass ab Mittag ändern. Die ersten drei Tage meiner Wanderung sollten die heißesten überhaupt auf dieser Tour werden.
    Eine für die Jahreszeit ungewöhnliche Hitzewelle brach über Südmarokko herein und ließ das Thermometer auf 40 °C ansteigen.
    Für mich war das natürlich nicht gerade optimal. Ich war noch völlig blaß von einem langen kalten Winter in Europa und natürlich null aklimatisiert.
    So ließ ich es am ersten Tag etwas ruhiger angehen.

    Nach ein paar km Asphalt bog links die Piste in die Wüste ein.



    Ab hier sollte ich drei Wochen keinen Asphalt und nur ein winziges schäbiges Dörflein sehen.
    Das Abenteuer konnte beginnen. Endlich wieder in die Sahara. Endlich wieder Gluthitze, Akazien und Sand.

    Zugegeben. Die ersten Kilometer waren eine Qual. Ich musste wirklich mal wieder rein kommen in den Trott des Wüstenwanderns.
    Eigentlich wollte ich den größten Teil ohne Pisten wandern aber auf einigen Strecken, vor allem den ganz besonders felsigen Hammadaabschnitten nahe der Berge, gibt es kaum eine andere Wahl als den Pisten zu folgen.

    So war der erste Teil der Route eine recht holprige Piste und ich musste mich erst mal an die Hitze und Sonne gewöhnen.

    Nach einigen Kilometern kam ich an das erste Nomadenzelt.


    Es hat im Winter wohl etwas mehr geregnet und daher waren einige Nomaden in der Gegend. Hier war aber keiner Zuhause.





    In der Ferne tauchte das kleine Gebirgsmassiv des M'daouer el Kebir, (der große M'daouer) auf.
    Diese Kette sollte mich fast zwei Tage auf der Südseite begleiten.





    Hingegen zog sich auf der Nordseite, wie eine Wand und ununterbrochen bis ans Ende meiner Wanderung, das Jebel Bani Gebirge. Dieses Gebirge sollte ich im späteren Verlauf auch noch genauer Erkunden und ein paar besondere Entdeckungen machen.



    Erste kleine Dünen tauchen auf.



    In einem Oued etwas grüne Vegetation in einem Oued. Natürlich waren die Ziegen nicht weit.





    Steinig und mit viel Fech Fech präsentierte sich der erste Streckenabschnitt. Das machte es natürlich nicht leichter und trieb meinen Wasserverbrauch noch mehr in die Höhe.
    Für gewöhnlich pausiere ich um 1-3, aber da ich heute erst so spät startete gabs nur eine etwas kleinere Pause um 4 unter einer Akazie.
    Es war schon brüllend heiß, total unüblich für die Jahreszeit, doch in der Pause begann ich langsam es zu genießen. Endlich wieder schöne trockene Hitze die meine, vom bergischen Rheumawetter geschundenen Knochen aufwärmte.



    Halbwilde oder verwilderte Esel. Beides gibt es hier in der Region. Übrigens auch Dorkasgazellen.


    nach knapp 16 km war für mich Schluss am ersten Tag. Obwohl ich viel trank merkte ich, dass ich arg dehydriert war. Wirklich erschöpft baute ich mein Lager auf. Meine Schläfen pulsierten und jegliche Bewegung war schwer. Ich musste eine Menge mehr als sonst üblich trinken.
    Selbst gegen Sonnenuntergang war es immer noch sehr heiß und es wehte auch kein Lüftchen.
    Hier kam ein Einheimischer auf seiner Knatterkiste vorbei und war ganz erstaunt von mir und meiner komischen Konstruktion.
    Da musste erstmal ein Beweisfoto her.
    Nach ein bischen Grußfloskeln austauschen und dem Fragen ob es mir auch nicht an etwas fehle, machte er sich auch wieder vom Acker.



    Die untergehende Sonne schien schön feurig auf den M'daouer. Kein schlechter Platz zum schlafen.
    Jedoch war die erste Hälfte der Nacht immer noch so heiß dass ich nicht im Zelt schlafen konnte, selbst nur mit allen Luken offen.
    So lag ich bis etwa 1 Uhr draussen nur in Unterhose und den Schlafsack als Decke benutzend.

    Der Vollmond schien Saharatypisch mal wieder so extrem hell, dass ich meinen Chech als Schlafbrille nutzen musste.
    Erst in der zweiten hälfte der Nacht kühlte es soweit aus dass ich den Rest im Zelt weiterschlief.

    Am nächsten Tag sollte es sogar noch etwas heißer werden und dan ging der Spaß erst richtig los.
    Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

  • codenascher

    Lebt im Forum
    • 30.06.2009
    • 5064
    • Privat


    #2
    AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

    Sehr geil, freue mich schon seit Wochen auf diesen Reisebericht und werde gespannt weiter lesen!

    Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

    meine Weltkarte

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    • smeagolvomloh
      Fuchs
      • 07.06.2008
      • 1929
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      #3
      AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

      Dem kann ich mich nur anschließen! Auf diesen Reisebericht habe ich mich auch schon gefreut!
      Zuletzt geändert von smeagolvomloh; 19.04.2017, 08:40.
      "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
      Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

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      • Galadriel
        Dauerbesucher
        • 03.03.2015
        • 913
        • Privat


        #4
        AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

        ... ja, wirklich eine ungewöhnliche Reise und super schöne Bilder...
        Wandern & Flanieren
        Neues entdecken durch Langsamkeit

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        • Sternenstaub
          Alter Hase
          • 14.03.2012
          • 3583
          • Privat


          #5
          AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

          oh wie schön, endlich mal wieder ein Wüstenbericht von dir, deine bisherigen haben mir ja auch bereits so gut gefallen.
          Wie schön, dass dies erst der Anfang des Berichtes ist.
          Two roads diverged in a wood, and I—
          I took the one less traveled by,
          And that has made all the difference (Robert Frost)

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          • Rattus
            Lebt im Forum
            • 15.09.2011
            • 5177
            • Privat


            #6
            AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

            Bin jetzt schon begeistert
            OT: Also, alle mit Rheuma: Ab in die Wüste
            Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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            • snemelch
              Gerne im Forum
              • 18.04.2012
              • 81
              • Privat


              #7
              AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

              Aus der Region hab ich ja bisher auch wenig Reiseberichte gelesen. Das klingt mal nach einer schönen Abwechslung zu zahlreichen guten Nordlandreiseberichten, die gerade geschrieben werden.
              Also weitermachen, bin sehr gespannt, wenn die Tage in der Wüste erst noch heißer werden.

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              • Intihuitana
                Fuchs
                • 19.06.2014
                • 2101
                • Privat


                #8
                AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                Es bleibt warm

                Anfangs habe ich mich darüber geärgert dass ich keine Armbanduhr mit Weckfunktion dabei hatte, denn ich wollte immer möglichst früh aufstehen um die Kühle des Morgens zu nutzen.
                Aber schon am ersten Tag hab ich mir gesagt, dass es eigentlich gut so ist. War es doch mein Ziel bewusst nicht in dem Trott des Westens der Uhrzeit hinterherzujagen. Die Sonne und Sterne sollten meine Uhr und mein Kompass sein und auch die Wochentage interessierten mich nicht mehr.
                Die Freiheit soll schließlich nicht nur äusserlich sondern auch im Kopf entstehen.

                So habe ich es also auch ohne Zeitmesser immer geschafft vor Sonnenaufgang wach zu werden (Es sei denn ich wollte bewusst nicht ), so auch am zweiten Tag.
                Ab dem Moment wo die Sonne sich über den Horizont erhob zog die Temperatur augenblicklich an. Die Strahlkraft ist selbst im März enorm und wenn es jetzt um 8 Uhr Morgens schon so warm war, konnte ich mich auf etwas gefasst machen zu den heißesten Stunden.


                Direkt neben meinem Camp stand dieser Hügel aus Steinen zusammengetragen. In dieser ganzen Region habe ich noch sehr viele andere Tumuli entdeckt. Früher, als die Sahara noch grüner war, war diese Region wohl deutlich dichter besiedelt.

                Weiter setzte ich meinen Weg zwischen den beiden Gebirgsmassiven in Richtung des ausgetrockneten Sees Iriki fort.



                Der M'daouer öffnete sich hier und errinert ein bischen an Monument Valley.





                Am heutigen Tage kann ich ich über große Abschnitte die Pisten verlassen, da einfach zu gehendes Reg und Tonflächen auftreten. Nur ein kleines Stück überaus felsiger Hammada muss ich auf der Piste gehen.



                In der Ferne tauchte auch schon der nächste Tafelberg auf. M'daouer el Serir, (Der kleine Runde) also gewissermaßen der kleine Bruder.

                https://www.outdoorseiten.net/fotos/...copy-1&cat=all

                Die Tafelbergform ist in diesem Teil der Sahara ziemlich typisch.
                Die Flanken dieser Berge sind meistens absolut vertikal und fast unmöglich zu besteigen. Ich würde mich nicht wundern dass einige der Gipfel hier, noch unbestiegen sind.

                Während ich den großen M'daouer langsam hinter mir ließ, war dieser Berg mein nächster Fix und Orientierungspunkt zum ausgetrockneten See.



                Hier sah ich eine Nomadin die mit ihren Kindern und Eseln wahrscheinlich auf dem Weg zu ihrem Camp war. Ich denke mal sie haben Wasser geholt.





                Manchmal ging es auch über solche Strecken. Wenn man mit dem Wanderwagen unterwegs ist entwickelt man eine Steingrößenparanoia. Die ganze Zeit schweift der Blick in die Ferne um zu sehen wie und ob sich das Terrain verändert. So etwas wie hier ist ein echter Segen, aber es geht auch noch viel fieser.



                Weiter ging es durch ein ausgetrocknetes Oued (Flussbett). Solche Flussbetten sind entweder sehr steinig oder voll mit Sand und immer schwer zu durchqueren.



                Ein kleiner Verkaufsstand von Nomadenkindern, für die wenigen Touristen die hier vorbeikommen. Man beachte die lustigne kleinen Kamele.

                Nah am M'daouer habe ich meine Mittagspuse unter einer großen Akazie meine Pause gemacht.



                Es war wirklich Glutheiß selbst im Schatten. Diese Mittagszeit ist in der Wüste eine tote Stunde. Die Sonne steht am Zenit und verbrennt alles. Ist man dann noch unterwegs, kommt man sich noch einsamer und verlassener vor, weil man das Gefühl hat, dass alles Leben irgendwo Unterschlupf gefunden hat und man der einzige Idiot ist der hier noch rumläuft.


                Fossilien nahe meines Pausenplatzes.

                Von meiner Pausenstelle beobachtete ich eine Bikerallye oder ähnliches. Einige Biker kamen hier zum stehen und packten nach einigem beraten plötzlich alle Fahrräder auf die Begleitfahrzeuge und stiegen auch ein. Keine Ahnung was das Problem war. Wurde es vielleicht zu heiß, für eine Weiterfahrt?



                Weiter setzte ich meine Wanderung über eine gut zu gehende Schotterebene fort. Alles wird etwas flacher und ausgehnter. Ich kam dem Iriki schon näher. Ganz im Süden sieht man schon das Grenzgebirge zu Algerien auftauchen.



                Nach einigen weiteren Kilometern kam ich an einem Nomadenlager vorbei. Da wollte ich doch erst mal nach dem rechten schauen.
                Natürlich war man wieder überrascht über die seltsame Erscheinung da. Nach der üblichen Begrüßungszeremonie hat man mich erstmal in den Schatten zu einem Tee eingeladen. Auch ein wenig Kefir und Wasser gab man mir.


                Nomadenzelt.


                ein zweites Zelt aus Kamelhaaren hergestellt.


                Mein Gastgeber. Mit ein wenig Französisch und Arabisch kamen wir schon über die Runden, aber diese Familie hier spricht Tamazight. Das kann ich mitlerweile raushören. Hier ganz im Süden ist es ein buntes Völkergemisch aus Arabern, Reguibat, Berbern und Sarhaouis.
                Nur Tuareg gibt hier nicht. Das wollen einem die "Großstadtnomaden" aus Marrakech auf Kundenfang gerne mal erzählen, weil das romantischer und abenteuerlicher klingt als Sarhaouis, was keine Sau kennt.


                Der ganze Besitz in Beuteln.

                Die alte Oma wollte unbedingt auch ein Foto auf dem sie mit mir drauf ist. Nachher musste sie es sich noch anschauen um zu entscheiden ob sie gut genug darauf aussieht



                Man beauchte die entspannte Pose im Hintergrund. Den hat nicht interessiert

                Nach etwa einer Stunde aufenthalt, verabschiedete ich mich von meinen Gastgebern und machte ich mich auch wieder vom Acker. Die unerwartete Pause und der Wasserboost haben mir sehr gut getan. Es war nach wie vor verdammt heiß.





                Nach einer Hügelkuppe konnte ich erste Ausläufer des Iriki Sees sehen. Auf dem harten ebenen Untergrund ließ es sich fast gehen wie auf Asphalt.




                Die Landschaft wurde nach Süden hin immer flacher und offener. Es gab fast keine Fixpunkte für das Auge mehr.



                Eine verlassene Hütte auf einer Hügelkuppe mit Blick nach Süden.



                Ein Blick zurück auf den kleinen M'daouer, den ich jetzt auch hinter mir gelassen habe, kurz vor meiner Lagerstelle.

                Nahe einiger Akazien baute ich mir mein Zelt auf.
                Die Sonne tauchte den Jebel Bani wieder in zauberhaftes Licht und ließ alle Canyons plötzlich sehr deutlich werden.



                Als ich mich schon eingerichtet hatte und mir mein Abendessen kochte, bekam ich plötzlich Besuch vom Militär. Zwei Soldaten kamen im Geländewagen herübergefahren. Das kleine Häuschen welches ich weit ab sehen konnte war also ein militärischer Kontrollpunkt.
                Es gab aber keinen Grund zur Sorge. Sie wollten bloß nach dem Rechten schauen und meine Passdaten aufnehmen.
                Überrascht waren sie natürlich trotzdem, aber wünschten mir schnell alles gute und luden mich für morgen zur Kaserne ein wo ich Wasser bekommen könne.

                Der Abend war wie immer in der Wüste völlig still. Dennoch war es etwas kühler als die Nacht zuvor, da ein kleiner Wind wehte.



                Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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                • Galadriel
                  Dauerbesucher
                  • 03.03.2015
                  • 913
                  • Privat


                  #9
                  AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                  ... wow... echt klasse Bilder...
                  Wandern & Flanieren
                  Neues entdecken durch Langsamkeit

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                  • Sternenstaub
                    Alter Hase
                    • 14.03.2012
                    • 3583
                    • Privat


                    #10
                    AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                    Wüste hat unbestreitbar etwas, das zieht mich sehr an, obwohl das für mich recht unrealistisch ist, dass ich da jemals wandern könnte.

                    Aber schön, wenigstens an deiner Reise teil nehmen zu können!
                    Two roads diverged in a wood, and I—
                    I took the one less traveled by,
                    And that has made all the difference (Robert Frost)

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                    • Juno234
                      Erfahren
                      • 03.08.2007
                      • 397


                      #11
                      AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

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                      • dominik_bsl
                        Erfahren
                        • 13.02.2006
                        • 317
                        • Privat


                        #12
                        AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                        Super, freue mich auf Fortsetzung!

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                        • Intihuitana
                          Fuchs
                          • 19.06.2014
                          • 2101
                          • Privat


                          #13
                          AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                          Leben bei Nomaden

                          Am nächsten Morgen macht ich mich zum Militärstützpunkt auf um, wie man mir versprach etwas Wasser zu bekommen.

                          Als ich ankam waren allerdings alle noch im Tiefschlaf. Ich wusste nicht ob es unbedingt so toll ist an einem Militärstützpunkt einfach reinzulaufen und die Leute aufzuwecken.
                          Also versuchte ich etwas zögerlich die Soldaten aufzuwecken.
                          Etwas schlaftrunken kamen sie dann aus ihren Pritschen getorkelt und der Oberst hat mir Wasser, ein wenig Obst und noch ein paar gute Tipps auf den Weg gegeben.
                          Fast direkt nach dem Militärposten fing der Iriki an.

                          Eine völlig Flache Ebene, welche sich beinahe bis zum Horizont erstreckte.





                          Das Vorankommen war stellenweise etwas schwierig weil die Seeoberfläche eine dünne Kruste hatte in die man aber einbrach und wo drunter sich Staub befand. Womöglich das Ergebniss eines nicht allzulange zurückligenden Regens.
                          Jedenfalls ist das Ergebniss ähnlich wie verharschter Schnee.
                          Zum Glück wurde die Fläche nach einigen Kilometern hart und das Vorankommen deutlich leichter.

                          Selten habe ich eine derart leere und trostlose Fläche wie den Lac Iriki gesehen. Der volkommen flachen Sebkha fehlt es tatsächlich an praktisch allem. Nur die Erdoberfläche ist noch da.
                          Die Trostlosigkeit und die flimmernde Luft ließen aber auch interessante Motive entstehen:





                          In ganz weiter Ferne erkennt man schon die ersten Dünen, des Erg Chegaga.



                          Ich liebe diese völlig leeren Flächen und man läuft und läuft völlig Gedankenverloren einfach weiter und weiter.




                          Blick nach Norden

                          Nach etwa 2 Stunden, kam mir ein Motorradfahrer mit einigen Kamelen entgegen.
                          Natürlich sind wir direkt ins Gespräch geraten. Es stellte sich heraus, dass er auch Englisch konnte.
                          Er stellte sich als Mustapha vor und lud mich zu sich nachhause ein.
                          Er sagte er sei ein Halbnomade und habe eine kleine Hütte am Berghang des Jebel Bani.
                          Den Weg beschrieb er mir etwas grob mit: "Bei den Akazien links" und verschwand auch weiter mit den Kamelen, denn er musste sie zur Weide führen. (Sonst fressen sie die Gärten leer)
                          Er habe seinem Onkel per Handy bescheid gesagt und soll dann dort auf ihn warten.



                          Hier blickte ich direkt auf die Hütten, welche winzigklein am unteren Hang des Bani lagen.
                          Vom einfach zu laufenden See, kam ich jetzt zunehmend wieder in felsige Hammada und je näher ich dem Bani rückte desto lauter wurde mein Fluchen.

                          Heute hat die Sonne noch mal alles gegeben. Es wurde vor allem in der dunklen Hammada gegen Mittag extrem heiß.
                          Für gewöhnlich hätte ich jetzt auch schon meine Pause gemacht, aber da die Hütten relativ nah waren, habe ich einfach durchgezogen.

                          Ziemlich erschöpft kam ich in der glühendsten Mittaghitze an den Hütten an.
                          Ich wurde schon von Mustafas Onkel erwartet, welcher mich ins Haus einlud und mir etwas zu Essen anbot.
                          https://www.outdoorseiten.net/fotos/...-copy-&cat=all

                          Während des Gesprächs holte er sein Handy raus und zeigt mir ein Foto. Darauf war ich zu sehen, neben meinem Zelt.
                          Welch eine Überraschung. Mustaphas Onkel, war der Einheimische, der mich an meinem ersten Camp besuchte. Natürlich konnte ich mir sein Gesicht nicht merken unter dem Chech.

                          Gegen Nachmittag tauchte auch Mustapha auf.
                          Zu dritt unterhielten wir uns über meine Route und etwaige Plätze, die ich mir noch angucken könne.
                          Unteranderem war die Rede von einem kleinen Canyon, nicht weit von hier, wo ich auch fließendes Wasser finden könne.

                          Eigentlich hatte ich vor nur über Mittag zu bleiben und weiter zu ziehen, aber Mustapha lud mich zu seiner Hütte ein, welche neben an lag. Und die ganzen Plätze von denen die beiden mir erzählten, machten mich neugierig.
                          Also entschied ich mich eine Nacht hier zu bleiben.


                          Kleiner Vorratsraum


                          Mustaphas Hütte. Mit Ziegen. Auf einem Solarpanel

                          Gegen Nachmittag als ich ein wenig geruht hatte, ging ich mit Mustapha, welcher seine Ziegen in die Berge bringen musste, in den Bani.
                          Dort wollte er mir den Canyon zeigen und dann weiter mit den Ziegen ziehen. Am Abend sollten wir usn wieder bei seiner Hütte treffen.

                          Auf dem Wegerklärte er mir viel über die Wüste und das Leben dort. Unter anderem erfuhr ich, dass sie hier Probleme mit Wölfen haben, welche die Ziegen dezimieren, dass man hier Dornschwanzagamen isst und wie man sie fängt.Er zeigte mir auch einen Baum, dessen Triebe hier als Zahnbürste genutzt werden und das Mark gut für die Zähne ist.
                          Man kaut dabei einfach auf den Trieben rum bis sie ausfasern und benutzt es dann als Zahnbürste.


                          Mustapha mit Nomadenzahnbürste


                          Wolfshinterlassenschaften


                          Blick von oben auf den Iriki und die ersten Dünen des Chegaga.



                          Blick in den Canyon

                          Etwas weiter oben verlies mich mein neuer Freund um auf die Ziegen aufzupassen, während ich in den Canyon einstieg.



                          Im Canyon fand ich direkt Überreste von menschlicher Besiedlung.



                          Weiter oben, sollte ich noch fließendes Wasser finden.
                          Da ich aber nach etlichen Biegungen nix fand, kehrte ich irgendwann um. Nachträglich erfuhr ich, dass ich einfach etwas weiter hätte gehen müssen.





                          In irgend einer Ecke stieß ich auf diese Schlachtplatte. Das sah aber nicht nach Wolf frisst Ziege aus.
                          Mustapha sagte mir nachher, dass dort jemand Dornschwanzagamen geschlachtet udn ausgenommen habe.



                          Blick zurück in den Canyon.





                          Diese Nacht wurde es zu heiß um in der Hütte zu schlafen. Also schliefen wir beide draussen vor den Hütten.


                          Abendstimmung



                          Wie man sieht gabs einen Wetterumschwung.
                          Die Hitzewelle sollte vorerst beendet sein und es wurde deutlich windiger.

                          Ich entschied mich noch einen weiteren Tag zu bleiben, denn Mustapha erzählte mir von einem weiterne Platz, den ich sehen sollte. Eine alte verlassene Oase und eine verfallene Kasbah.
                          Morgens ging es mit Tagesgepäck los und wir trieben zusammen die Ziegen in Richtung der Akazien, die am Iriki stehen.
                          Ich machte von dort einen Schlenker nach Norden.

                          Hier tauchten in Ferne die ersten Palmen auf.





                          Noch näher konnte man auf einem kleinen Hügel auch die Kasbah kommen sehen.





                          Verlassen oder nicht? Es scheint dass es hier doch noch menschliche Aktivität gibt.



                          Tatsächlich liegt zwischen den Palmen ein kleiner Tümpel. Leider ziemlich zugewuchert und stinkend, kann selbst ich nicht mehr aus sowas trinken.

                          Oberhalb wollte ich mir etwas die Reste der Kasbah ansehen.
                          In einigen Jahrzehnten wird hier wohl nichts mehr sein.





                          Nebenan gibts noch eine kleine Höhle.





                          Dieser Brunnen führte noch Wasser und es war auch eine Installation zum Wasserschöpfen angebracht. Auch der viele Schafsdung in der Gegend zeigte mir, dass hier wohl auch manchmal Nomaden lagern.

                          Nachdem ich auch noch einige Datteln von den Palmen holte und meine Vorräte aufstockte ging es am Nachmittag wieder zurück zu den Ziegen, die an den Akazien grasten.

                          Durch den starken Wind kam ein Sandsturm auf dem Iriki auf.





                          Eine Wüstenblume

                          Hier traf ich wieder mit Mustapha zusammen und wir trieben die Ziegen zurück.



                          Nomade im 21. Jhd.

                          Gegen Abend machten wir noch einen Spaziergang in die Berge. Die Ziegen finden hier wohl spezielle Pflanzen die gut für sie sind. Dabei kamen wir auch durch die sehr kleine Oase in der Nähe von Mustaphas Hütte.





                          Henna


                          Blühende Akazien.

                          Es wurde heute deutlich kälter als die letzten Tage, vor allem nachts, so schliefen wir heute in der Hütte.
                          Morgen sollte es für mich weitergehen.
                          Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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                          • Benzodiazepin
                            Fuchs
                            • 12.03.2012
                            • 1322
                            • Privat


                            #14
                            AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                            schöne gegend und spannender bericht! ich bin da mit dem fahrrad durchgefahren, da kommen einige erinnerungen wieder auf, danke dafür
                            experience is simply the name we give to our mistakes

                            meine reiseberichte

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                            • Horst24
                              Erfahren
                              • 01.02.2012
                              • 211
                              • Privat


                              #15
                              AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                              Klasse Tour.
                              Ich war dort in der Ecke vor vielen Jahren nach dem Abitur mit einem geliehenen VW Bus unterwegs.

                              Toll, was die Mustapha alles gezeigt hat. Da hattest du Glück.

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                              • Fritsche
                                Alter Hase
                                • 14.03.2005
                                • 2817
                                • Privat


                                #16
                                AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                Tolle Bilder, spannende Tour! Für mich allerdings mindestens 30 Grad zu heiß....stell mal Details zu deinem Rucksackwagen ein bitte! Also Konstruktion, Befestigung am Rucksack etc. Danke

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                                • Intihuitana
                                  Fuchs
                                  • 19.06.2014
                                  • 2101
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                  Zitat von Fritsche Beitrag anzeigen
                                  Tolle Bilder, spannende Tour! Für mich allerdings mindestens 30 Grad zu heiß....stell mal Details zu deinem Rucksackwagen ein bitte! Also Konstruktion, Befestigung am Rucksack etc. Danke
                                  Klaro

                                  Also der Wagen ist so ein alter Kinderwagenfahrradanhänger, der ausgeschlachtet wurde.
                                  Da liegt jetzt eine Corduramatte drin, wo der Wassersack rein kommt.

                                  Das Deichselsystem besteht aus Carbontrekkingstöcken welche ich so am Wagen befestigt habe, dass ich nix an ihnen bohren oder verändern muss.
                                  Die Stöcke werden nur fest inegeklemmt. Ich kann die Stöcke mit zwei Handgriffen rausnehmen und als Wanderstöcke weiterverwenden.

                                  Zusammengepackt sieht die ganze Geschichte so aus:



                                  Ich hab davon abgesehen da noch etwas abzumachen. Für den Transport habe ich die Räder einfach dran gelassen und das Gestell wird am Rucksack festgezurrt.
                                  So trage ich es auf dme Rücken vom und zum Flughafen und Bussen.
                                  Für den Flug hatte ich alles in Frischhaltefolie eingepackt. Wurde ohne Probleme im Sperrgepäck angenommen.

                                  So sieht der Wagen aufgebaut aus:





                                  Und mit Wassersack eingelegt. Darauf kommt der Rucksack mit dem Bauchgurt nach oben und wird mit Spanngurtne festgemacht.

                                  Hier mal zur Deichselkonstruktion:



                                  Letztes Jahr hatte ich eine andere Konstruktion die allerdings den Schwachpunkt hatte, dass die Stöcke immer mal wieder rausgeflutscht sind.
                                  Die Aluwinkel die ich am Wagen festmache habe ich dankenswerter Weise von Markus K. bekommen.
                                  Daran geschraubt habe ich Dynamohalter in welche die Trekkingstöcke mit Schrauben festgeklemmt werden.
                                  Da ich im Baumarkt zuerst nix passendes gefunden habe, hatte ich mir schon vor eine passende Konstruktion selbst zu schmieden, mit der die Stöcke eingeklemmt werden, dann fand ich aber ganz zufällig diese Dynamohalterungen für Fahrräder.

                                  Mit den Teilen sitzten die Stöcke bombenfest. Kein einziges mal musste ich die Schrauben nachziehen oder ist etwas rausgeflutscht.

                                  Nun zum zweiten Aufhängungspunkt:



                                  Hier habe ich Wandhaken benutzt die ich im Baumarkt gefunden habe und etwas verändert habe. Kurz vor Ende habe ich eine Bohrung angebracht wo eine Schraube das Cordura Gurtband hält. Mit der Stellschraube kann ich die Höhe etwas einstellen.

                                  Mit dem Stahlkabel unten hat es eine besondere Bewandniss.
                                  Als ich die Konstruktion vor über einem Jahr baute, viel mir auf das nur zwei Kontaktpunkte die Trekkingstöcke teilweise etwas biegen.
                                  Das sollte bei Carbon kein Problem sein, aber zur Entlastung wollte ich dass das Gewicht an der Deichsel an drei statt zwei Punkten verteilt ist.

                                  Dabei fand ich wäre es eine gute Idee einen Kabel an den Stöcken anzubringen und diesen durch das ausfahren der Stöcke straff zu ziehen, womit ich einen weiteren Aufsetzpunkt habe. und die Stöcke entlastet werden.



                                  Mit einer Rohrschelle ist der Kabel an der Deichsel befestigt.

                                  Der andere Kabel geht nach rechts aus dem Bild zu zwei größerne Karabinern die ich an meinen kleinen Rucksack, welchen ich immer trage hake und so mit Rücken und Hüfte ziehen kann.

                                  Auf dieser Tour war das System absolut Wartungsfrei und lief ohne Probleme.
                                  Das einzige Problem welches ich hatte waren zwei Platten durch Akaziendornen trotz Stichschutzschläuchen, aber wer mal gesehen hat was Akaziendornen sind, der legt sich lieben gern in eine Weißdornhecke.

                                  Nun es gibt etliche Systeme von Wanderwagen.
                                  Der Vorteil von meinem ist, dass er ohne größere Probleme recht klein gemacht werden kann und ich sperrige dicke Deichselstangen umgehe.
                                  Für den Transport mit Flugzeug und Bus etwas wirklich praktisches.

                                  Der Nachteil ist, dass es wohl robustere Konstruktionen gibt welche man bei höheren Gewichten nutzen sollte.

                                  Naja ich versuche ja langfristig eh vom Wägelchen wegzukommen und aufs Kamel umzusteigen.
                                  Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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                                  • Nita
                                    Fuchs
                                    • 11.07.2008
                                    • 1744
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                    Spannend, eine ganz andere, für mich so fremde Welt. Super interessant, davon zu lesen und kurz einzutauchen. Danke fürs Teilen!
                                    Reiseberichte

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                                    • derMac
                                      Freak
                                      Liebt das Forum
                                      • 08.12.2004
                                      • 11888
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                      Bringen die recht stark profilierten Reifen irgendwelche Vorteile oder waren die gerade übrig? Ich hätte wohl erstmal Slicks probiert, hab aber keine praktische Erfahrung (Wüste ist nix für mich, auch wenn ich Reiseberichte darüber spannend finde).

                                      Mac

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                                      • Intihuitana
                                        Fuchs
                                        • 19.06.2014
                                        • 2101
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                        Die Reifen gabs mit dabei.

                                        Ob sie wirklich ein so großes Plus an Grip bringen weiß ich nicht.
                                        Bei sandigen Aufstiegen hat es vielleicht einen kleinen Vorteil.

                                        Wichtig ist eher die Reifenbreite, vor allem wenn es sandig wird. Über längere Strecken Fech Fech oder Sand lasse ich Luft aus den Reifen (fragt mich nicht nach Bar, ich mach das nach Augenmaß) bis die Auflagefläche so groß wie möglich wird.
                                        Das macht das ziehen im Sand zwar noch nicht zum Kinderspiel aber schon deutlich einfacher.
                                        Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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                                        • derMac
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                                          Liebt das Forum
                                          • 08.12.2004
                                          • 11888
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                          Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                                          Die Reifen gabs mit dabei.

                                          Ob sie wirklich ein so großes Plus an Grip bringen weiß ich nicht.
                                          Die Frage für mich wäre eher, ob man für die Anwendung überhaupt Grip braucht. Was sie ziemlich sicher bringen und was man nicht braucht ist Rollwiderstand. Aber bei dem geringen Ladegewicht ist das vll. auch egal.

                                          Mac

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                                          • Intihuitana
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                                            • 19.06.2014
                                            • 2101
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                            Auf dem Weg zur heiligen Oase

                                            Ein stürmischer Morgen holte mich aus den Federn. Von Osten her wehte ein recht kalter strammer Wind heran.

                                            Das hatte zumindest den Vorteil, dass ich mich nicht allzu schnell auf die Weiterreise machen musste.
                                            So frühstückten wir ersteinmal in aller Ruhe und auch Mustaphas Vater gesellte sich zwischenzeitlich zu uns, der am frühen Morgen aus Foum Zguid mit dem Motorrad ankam.
                                            Ich weiß nicht ob es am älterwerden liegt oder an der zunehmenden Reiseerfahrung, aber wo ich früher immer schnell weiter wollte und möglichst viel Strecke machen wollte, bzw. die beindruckenden und fotogenen Landschaften gesucht habe, fange ich an immer mehr in der Gegenwart zu leben und jeden Moment zu genießen.
                                            Auch so kleine und banale Dinge wie das Teetrinken, das Gefühl des Windes oder auch das nichtstun.
                                            Und das beschränkte sich nicht nur auf die Zeit in der Wüste sondern wirkt noch immer nach. Gewissermaßen habe ich gelernt Glück aus fast jeder Situation ziehen zu können.

                                            Gewissermaßen voller Glück im Bauch zog ich also gegen späten Vormittag langsam meiner Wege.
                                            Mein nächster Zielpunkt soll die berüchtigte "Oase Sacrée" die heilige Oase sein.
                                            Mustapha gab ich noch nen Packen Medikamente mit. Daran kommt man hier im tiefen Süden wirklich sehr schwer und das war ihm sehr wilkommen.
                                            Nach dem Abschied und Austausch von Adressen ging es für mich weiter.

                                            Nach kurzer Zeit kam ich zu der kleinen, von Nomaden bewohnten Ansiedlung, Zaouiat Sidi Abdenabi.





                                            Ein paar armselige Hütten aber eine Moschee und einen winzigen Dorfladen gibt es.
                                            Die Solarzellen scheinen wohl von der Regierung oder NGOs gesponsort zu sein, weil fast jedes Haus eine hat.

                                            Auf meinem Weg aus dem Dorf bemerkten mich ein paar Kinder. Höflich und wohlerzogen reihten sie sich auf und begrüßten mich und es gab keine Bettelei, im Gegensatz zu Dörfern wo öfter Touristen durchkommen.




                                            Marabutgrabmal am Ortsausgang

                                            Nach dem Dorf ging es erst mal steinig weiter. Man empfohl mir die Nordpiste, aber je mehr ich mir das ansah desto steiniger wurde die ganze Geschichte.

                                            So wie ich die Lage überblickte gab es aber zwischen dem Jebel Bani und den Sanddünen des Erg Chegaga einen Korridor aus Kies und kleinsten Steinen. perfekt zum laufen.

                                            Bis dahin gings wortwörtlich über Stock und Stein.



                                            Auf solchen kleinen Eselspfaden arbeitete ich mich nach Süden vor.

                                            Auf dieser Strecke hatte ich eine blöde Pannenserie. Auf einer Strecke von maximal einem Kilometer hatte ich zwei Platten nacheinander. In beiden Fällen haben sich Akaziendornen in die Reifen gebohrt.
                                            Da hilft auch kein Kevlarschlauch weiter.
                                            Also hieß es jedesmal alles absatteln, Reifen flicken und wieder alles drauf machen. Beim ersten mal hatte ich Glück dass ein Baum in der Nähe war, beim zweiten mal durfte ich das in der grlühenden Mittagshitze durchführen

                                            Zum Glück hatte ich danach überhaupt keine Panne mehr.

                                            weiter südlich wurden die Steine, wie von mir vorhergsagt immer kleiner.


                                            Wieder ging es stellenweise durch absolutes Nichts.
                                            Einfach laufen, weiterlaufen. Das Nichts in der Landschaft spiegelt sich auch in den Gedanken wieder.

                                            Ich hatte mir vorgenommen heute einen Umweg zu gehen und ganz nah an die Dünen heranzufahren.
                                            Zuvor aber noch eine kleine Mittagspause unter dieser riesigen Akazie.




                                            Ganz in der Nähe fand ich einiges an Keramik. Sehr grob gemagert. Könnte prähistorisch sein, aber für genaueres muss ich erstmal Fachliteratur wälzen.


                                            Der Boden glüht

                                            Mein nächstes Ziel sollten die Dünen des Erg Chegaga sein. Das war zwar ein Umweg aber keine Wüstenwanderung ohne Dünen.
                                            Es ist unmöglich mit dem Wanderwagen durch das Dünenmeer zu gehen, daher ließ ich den Wagen irgendwo am Anfang des Ergs und markierte mir den Punkt für alle Fälle mit dem GPS.



                                            Durch die Dünen ging ich nur in leichtem Gepäck. Es gab auch kein festes Ziel und so wanderte ich etwa zwei Stunden ziellos durch das Meer aus Sand.







                                            Je weiter ich in den Erg hinein ging, desto größer wurden die Dünen.
                                            Viele Worte kann ich gar nicht verlieren über diese Landschaft die immer gleich und doch auf jedem Meter anders ist.







                                            Einem versteinertem Ozean gleich, verlieren Zeit und Raum fast jegliche Bedeutung. Man geht bis zu einem Dünenbuckel und dann bis zum nächsten. Ich sollte fast 12 km und 2 Stunden in den Dünen verbringen und hab davon nichts gemerkt.



                                            Wie Wogen eines Meeres.



                                            Auf den ersten Blick fehlt es hier an jeglichem Leben, doch wer genau hinschaut wird verschiedenste Spuren entdecken.
                                            Nachts erwacht die Wüste zum Leben.











                                            Nicht fehlen darf ein Dünenselfie, wie jedes Jahr



                                            Irgendwann machte ich mich dann auf den Rückweg.
                                            Nach all den weltfernen Landschaften wenig etwas Profanes unterwegs.



                                            Ein paar Kolloquinten. Aber niemals essen.

                                            An meinem Wagen angekommen, lief ich wieder etwas weiter nördlich in diesem guten Korridor zwischen Berg und Erg (Hihi lustiger Reim)

                                            Einige km weiter kam ich an einen weiteren Nomadenlagerplatz inklusive Brunnen:





                                            Der Bani wird nach Osten hin zerklüfteter





                                            Die Nomadenschule. Tolle Sache dass sie das hingekriegt haben dass Nomadenkinder auch zur Schule gehen können.

                                            Die Strecke wurde nach dme Nomadenlager unangenehmer. Die Hammada des Jebel Bani, erstreckte sich jetzt bis zu den Ausläufern des Erg. Der gut zu laufende Kieskorridor verschwand. Ich musste erstmal eine Weile auf der Piste laufen.

                                            Nach einigen km ereichte ich einige wilde Palmenhaine.
                                            Die waren wohl mal bewirtschaftet und es gab hier auch mal Wasser.
                                            Die Haine waren ein guter Platz für das Nachtlager, da ich hier auch Windschutz hatte.







                                            Kein Wasser mehr

                                            Der nächste Tag ging los, wie der letzte aufhörte. Weiter ging es nach einem kurzen Stück Reg über fast endlose Flächen von Steinwüste.

                                            Hier kam ich an einem alten Friedhof vorbei.




                                            Gräber.

                                            Die heutige Strecke sollte recht ereignislos und auch eine der anstrengsten und trostlosesten werden.


                                            Nomaden


                                            Eine der wenigen gut zu laufenden Flächen.


                                            Aber größtenteils grobsteinige Hammada.

                                            Es ging auch stetig bergauf und das über diese Holpersteine. Die Hitze hatte zwar etwas abgenommen aber es wird einem trotzdem recht warm wenn man einen wagen über große Steinbrocken bergauf in der vollen Hitze ziehen muss.
                                            Dazu auch noch in einer so trostlosen Landschaft.
                                            So kam es auch dass an diesem Tag meine Motivation etwas in den Keller sank.
                                            Den größten Teil der Strecke bis zur heiligen Oase war ich damit beschäftigt entweder den Wagen, die Sonne oder mich zu verfluchen.


                                            Hier musste ich auch noch das Flussbett des Oued L M'hasser durchqueren welches mich mit riesigen Steinen quälte
                                            Dieses Oued sollte ich noch sehr gut kennenlernen.


                                            Grobe Steine (was auch sonst) im Vordergrund. Im Hintergrund Die Region wo das Oued aus den Bergen kommt.

                                            Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich an der berühmten Oase Sacrée an.
                                            Nachdem ich lange keine Touristen mehr sah, traf ich hier wieder auf welche. Es scheint ein beliebter Punkt zu sein wo die ganzen Wüstentourandbieter ihre Kundschaft hinbringen.

                                            Gewissermaßen ist der dieser Ort auch besonders. Inmitten der lebensfeindlichsten Landschaft sprudelt hier plötzlich eine Quelle (und dass, das ganze Jahr!) aus dem Boden





                                            Was für ein Kontrast. Plötzlich hörte ich wieder Vögel singen und Frösche quaken und hörte den Wind in dne Palmen rauschen



                                            Der Größte Teil der Oase ist bewirtschaftet und früher war hier eine Herberge für Touristen, aber der Besitzer hat das jetzt zugemacht. Mustapha hat mich auch ein paar Tage vorher noch vor dem Besitzer der Oase gewarnt, da dieser irgendwie verrückt sein solle.

                                            Ich beschloss den Rest des Tages hier zu verbringen und irgendwo in der Nähe der Oase zu lagern. Es gefiel mir einfach zu sehr hier und ich wollte die Athmosphäre der Oase einfach wirklich erleben.
                                            Ich wurde ein paar mal mit Erstaunen gefragt ob ich hier zu Fuß unterwegs sei. Irgendwann war ich es aber auch leid die ganzen Fragen zu beantworten.
                                            Mit ein paar Guides unterhielt ich mich über das Oued L M'hasser, ob ich in Richtung Berge Gueltas und Wasserstellen finden würde. Alle verneinten sie, aber irgendwie wollte ich ihrem Urteil nicht ganz trauen.
                                            Viele sahen nach Großstadtnomaden aus, die mal schnell eine Gandura und einen Chech angezogen hatten und den Touristen den Prinz aus der Wüste vorspielten und die mit dem Allrad von Marrakech zum Wüstenluxusresort kutschierten.

                                            Ich wollte mich noch nach fachkundigeren Meinungen umhören.
                                            Gegen Nachmittag kamen auch keine Touristen mehr. Dann hatte ich die Oase ganz für mich.



                                            An der Oase gibt es auch einen Marabut, dessen Grabmal aber zerstört ist.



                                            Ein paar Meter von der Oase weg gibt es nur den Tod



                                            Abendstimmung


                                            Unter Froschgequake schlief ich dann nahe bei der Oase ein.

                                            Der nächste Tag sollte dann meine Pläne dann völlig ändern...
                                            Zuletzt geändert von Intihuitana; 27.04.2017, 21:50.
                                            Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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                                              Alter Hase
                                              • 14.03.2012
                                              • 3583
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                              du bist doch wohl wahnsinnig, Inti, genau an dieser Stelle den Bericht zu stoppen.
                                              Die Spannung auf die Spitze zu treiben, man malt sich jetzt allerlei schreckliches aus, aber immerhin wissen wir ja, dass du gut wieder zurück gekommen bist.

                                              Was mir überaus gut gefällt ist es, wie du deine heutigen Wanderungen im Gegensatz zu denen von früher beschreibst. Das im Moment leben, nicht die Strecke zählt sondern der einzelne Schritt, das was man gerade sieht, fühlt, worüber man staunt, Leere.
                                              OT: Und ich dachte immer, nur ich bin so bekloppt.
                                              Two roads diverged in a wood, and I—
                                              I took the one less traveled by,
                                              And that has made all the difference (Robert Frost)

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                                              • Fritsche
                                                Alter Hase
                                                • 14.03.2005
                                                • 2817
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                Vielen Dank für den Exkurs mit dem Wägelchen.

                                                Und mach schnell weiter mit dem Bericht, das ist ja superspannend! Gabs noch ein Treffen mit dem angeblich verrückten Oaseneigentümer? Und warum dürfen Oasen Eigentum sein?

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                                                • grenzenlos
                                                  Dauerbesucher
                                                  • 25.06.2013
                                                  • 566
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                  Hallo Inti,

                                                  sehr schöner Bericht. Freue mich auf die Fortsetzung. Ich/wir finden Wüsten auch immer sehr spannend. Sind unsere heimliche Liebe. Auch wenn man es immer nicht glauben mag, die Wüste lebt durchaus. Hat man Zeit, kann man dies intensiv erleben

                                                  Als Ansporn für die baldige Fortsetzung ein Seelenverwandtschaftsbild

                                                  LG, Wi + Gi grenzenlos

                                                  Ist ein Lagerplatz in einem Wasserauffangbecken in der omanischen Geröllwüste

                                                  Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                                                  Gruß, Wi grenzenlos

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                                                  • Intihuitana
                                                    Fuchs
                                                    • 19.06.2014
                                                    • 2101
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                    Zitat von Fritsche Beitrag anzeigen
                                                    Vielen Dank für den Exkurs mit dem Wägelchen.

                                                    Und mach schnell weiter mit dem Bericht, das ist ja superspannend! Gabs noch ein Treffen mit dem angeblich verrückten Oaseneigentümer? Und warum dürfen Oasen Eigentum sein?
                                                    Na wenn Wälder Eigentum sein können, warum sollten das Oasen nicht auch sein können?

                                                    Die Stelle, wo das Wasser austritt, ist offen und für jeden zugänglich und jeder kann sich Wasser nehmen.
                                                    Es sind weiter runter auch noch zwei Brunnen für jedermann verfügbar.
                                                    Aber von dem Grundwasser zehrt halt auch diese Oasenwirtschaft die natürlich in privatem Besitz
                                                    Zuletzt geändert von Intihuitana; 29.04.2017, 13:01.
                                                    Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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                                                    • Intihuitana
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                                                      • 19.06.2014
                                                      • 2101
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                      Hat ein wenig gedauert. Jetzt gehts aber weiter.

                                                      Der verrückte Labbas

                                                      Als ich am nächsten Morgen bereits gepackt hatte und aufbrechen wollte, bekam ich eben Besuch von dem Besitzer der Oase, der die Ziegen zur Tränke bringen wollte.
                                                      Verwundert fragte er mich ob ich schon die ganze Nacht hier verbracht habe und wieso er mich gestern nicht schon gesehen hat.
                                                      Nach kurzem Gespräch lud er mich erstmal zu sich in die Oase auf einen Tee ein. Mir war ein wenig mulmig, weil mir ja bereits erzählt wurde, dass der Besitzer irgendwie nicht ganz koscher sei.
                                                      So unterhielten wir uns eine Weile und es kam raus dass der "Verrückte" Labbass heißt, ganz passabel deutsch spricht und lange Jahre als Arzt in der Schweiz praktiziert hat, aber sich jetzt in seine Oase zurückgezogen hat und auch keine Touristen mehr aufnimmt, weil sie ihm auf den Geist gehen.
                                                      Ich hab mit vielen gerechnet aber nicht damit. Mein Gastgeber ist darüber auch recht belesen, Atheist und Kritiker der marokkanischen Besatzung der Westsahara.
                                                      Einmal so einen Marokkaner zu treffen hätte ich nicht erwartet.

                                                      Aus irgendeinem Grund war ich in Labbas Augen jedenfalls nicht der typische Tourist und er mochte mich.
                                                      So führte er mich durch die Oase und zeigte mir den Garten mit dem er sich größtenteils selbst versorgt.



                                                      Im inneren der Oase



                                                      Weizen zur Selbstversorgung





                                                      Diese Dorkasgazelle hatte irgendwann einmal ein Nomade verletzt aufgelesen und zu Labbas gebracht, wo er sie hier gesundpflegt.

                                                      Nachdem er mir alles gezeigt hatte, schlug Labbas vor ob ich nicht ein paar Tage hier bleiben wolle und mich gegebenenfalls in der Oase nützlich machen wolle.
                                                      Und so nahm es seinen Lauf dass ich nun eine ganze Weile in der Oase bleiben sollte.


                                                      Mein "verrückter" Gastgeber


                                                      Leben in der Oase


                                                      Über die nächste Zeit kann ich Wandertechnisch gar nicht so viel schreiben. Ich verbrachte ca. eine Woche in der Oase, wo ich in der Gartenwirtschaft half, Palmen beschnitt (der bewegliche Jungspund darf also die Palmen raufklettern ) und auch als Ziegenhirte fungierte.

                                                      Eine meiner Hauptaufgaben war das Schneiden von Lupinen für die Zicklein und trächtigen Ziegen, die nicht raus in die Wüste zum Grasen konnten.



                                                      Des weiteren half ich immer mal wieder mit neue Parzellen anzulegen, welche mit Ziegenkötteln gedüngt werden.
                                                      Das Wetter in den nächstne Tagen wechselte und es kam zu teilweise heftigen Sandstürmen und die Temperatur sank auf bis zu 23 °C am Tage.

                                                      Mit Labbas konnte ich immer interessante Gespräche über Politik, Religion und Philosophie führen und bekam ein paar interessante Einblicke in die marokkanische Gesellschaft, von denen man so nix erfährt.

                                                      Ich nutzte meine freie Zeit auch um die Umgebung der Oase auf kleineren Wanderungen zu erkunden.
                                                      Dabei fiel mir schnell auf, wie viel archäologisch interessantes sich hier findet.



                                                      Grabtumuli wie diese finden sich sehr viele in der unmittelbaren Umgebung der Oase.





                                                      Undefinierbare Struktur.



                                                      Vor allem an neolithischen Klingen und Produktionsresten finden sich unzählige Stücke um die Tumuli herum. Anhand dieser Stücke vermute ich dass die Tumuli aus dem saharischen Neolithikum stammen, 8000-5000 v. Chr.



                                                      Klingenabbruch





                                                      Auch Keramik findet sich stellenweise immer wieder.



                                                      Einer von vielen Oueds in der Umgebung



                                                      Spuren von Wasser



                                                      Wieder ein Miswak, Zahnbürstenbaum. Es handelt sich dabei botanisch um die Spezies Maerua crassifolia, ein Kaperngewächs.



                                                      Auch interessante Kristalle kommen immer wieder vor. Ich weiß allerdings nicht was das ist.


                                                      Kleines Nomadenlager im Sandsturm.




                                                      Sand und Staub verdunkelten die Sonne.


                                                      Oase im Sturm.

                                                      Stellenweise war der Sturm so stark dass ich keine 50 m weit sehen konnte. Da hieß es ganz streng nach Kompass laufen.
                                                      Es mag absurd klingen aber ich genoss diese Sandstürme auch auf eine gewisse Art und Weise.
                                                      Erstmal tauchen sie die Landschaft in eine mysteriöse Stimmung.
                                                      Alles wirkt plötzlich größer und geheimnisvoller, weil man nicht mehr bis zum Horizont sehen kann und zweitens gehört es auch dazu, sich den Unbillen des Wetters auszusetzen.

                                                      Eines Tages geschah ein Unglück.
                                                      Die Ziegen, welche immer für eine bis zwei Nächte in der Wüste blieben um zu grasen und dann zum trinken zurück kommen, wurden von Wölfen angegriffen und etwa 5 wurden getötet, einige weitere kamen mit blutenden Hälsen zurück zur Oase und mussten medzinische verorgt werden.
                                                      Regelmäßig erwischen die Goldwölfe einzelne Ziegen, aber so eine große Zahl auf einmal war ungewöhnlich und so war es für einige Tage meine Aufgabe mit den Ziegen raus in die Wüste zu gehen und sie Abends wieder zurück zu treiben.

                                                      Das war eine interessante Tätigkeit und Erfahrung bei der man stellenweise nix zu tun hat, weil man langsam neben seinen Ziegen herläuft und sich unter eine Akaze setzt und sich ausruht.
                                                      Stellenweise musste ich aber sehr genau gucken wo die Ziegen alle abblieben und vor allem im sehr unübersichtlichen Flußbett des Oued L M'hasser, der Ort wo am meisten Grün für die Ziegen war, hatte ich alle Hände voll zu tun, dass sich die Gruppe immer im Auge behielt.



                                                      Unterwegs mit Ziegen







                                                      "Meine" Ziegen im Sandsturm auf dem Weg zur Oase.

                                                      Unterwegs hatte ich immer wieder Zeit interessante Dinge zu entdecken wie weitere Tumuli aber auch diesen spektakulären Fund.



                                                      Ein Wüstenuhu (Bubo ascalaphus)

                                                      Auch diese eher ungewöhnliche Tätigkeiten waren Teil meiner Reise und sie haben das alles auch sehr bereichert.
                                                      Mir persönlich hat das Leben mit den Einheimischen viel mehr gebracht als einfach nur Strecke zu machen und durchzulaufen.
                                                      Nicht nur habe ich Freunde gefunden, sondern ich habe auch wirklich etwas über das Leben der Menschen und die Umwelt in der Sahara gelernt.
                                                      Ich denke allgemein von nun an etwas anders zu reisen. Weniger fokussiert auf spektakuläre Landschaften und lange Strecke, sondern so dass ich die Landschaft wirklich in mich aufnehme und ein Teil davon werde, wozu auch die Einheimischen gehören.

                                                      Eine meiner Tätigkeiten war unterendem auch bei einer Ziegenschlachtung zu helfen.
                                                      Kenn ich ja schon sowas, aber das war für mich das erste mal, dass ich beim Schächten, der typischen Methode wie Muslime und Juden das machen, aktiv mitgemacht habe.



                                                      Hier war ich mit Ahmed, Labbas Helfer Zugange bei der Ziegenschlachtung
                                                      Der Unterschied zu uns ist, dass das Tier nicht betäubt werden darf, aber viel wichtiger ist es auch "Bismillah" zu sagen, sonst ist das Fleisch nicht Halal. Darum stellen sich viele Moslems, unter anderem auch meine Freundin hierzulande oft an, selbst wenn man ihnen Rind oder Schaf auftischt, weil man sich nicht sicher ist ob das Tier Halal geschlachtet wurde.
                                                      Dazu gibt es einen Haufen Abhandlungen islamischer Gelehrter.
                                                      Auch darf das Blut nicht genutzt werden. Wo ich nen Eimer unter den Hals gehalten hätte um das gute Blut aufzufangen, ist es hier Sitte es versickern zu lassen und völlig auszubluten.


                                                      Zerwirken.


                                                      Das Fleisch wird einfach in die Sonne zum trocknen gehangen.
                                                      Bei der extrem trockenen Luft und der Sonnenstrahlung hat man innerhalb ein paar Tagen Goat Jerky

                                                      Nach einige Zeit in der Oase zog es ich jedoch wieder nach draussen.
                                                      Ich hatte noch ein großes Ziel. Ein großes Geheimnis wartete im Jebel Bani darauf endeckt zu werden...
                                                      Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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                                                      • Sternenstaub
                                                        Alter Hase
                                                        • 14.03.2012
                                                        • 3583
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                        deine Beschreibung der Landschaft und die Fotos sind schon echt spannend, aber am meisten gefallen mir deine Begegnungen mit den Menschen! Natürlich trifft man auch auf viele Deppen, unerfreuliche Zeitgenossen, aber es gibt sehr viel mehr Menschen, die einem mit Freundlichkeit ja Freundschaft begegnen. das macht einen Großteil der Faszination deiner Schilderungen aus, das Treffen von Mensch auf Mensch.
                                                        Two roads diverged in a wood, and I—
                                                        I took the one less traveled by,
                                                        And that has made all the difference (Robert Frost)

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                                                        • blauloke

                                                          Lebt im Forum
                                                          • 22.08.2008
                                                          • 8843
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                          Wieder mal ein sehr spannender Bericht von dir, der durch die Begegnung mit den Einheimischen sehr lebendig ist.
                                                          Freue mich auf die Fortsetzung.
                                                          Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                                                          • smeagolvomloh
                                                            Fuchs
                                                            • 07.06.2008
                                                            • 1929
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                            Vielen Dank für Fortführung des Berichtes! Auf den an anderer Stelle schon erwähnten Teil der Zeit als "Ziegenhirte" und die Umstände habe ich mich schon gefreut. Einfach klasse!



                                                            "Ich denke allgemein von nun an etwas anders zu reisen. Weniger fokussiert auf spektakuläre Landschaften und lange Strecke, sondern so dass ich die Landschaft wirklich in mich aufnehme und ein Teil davon werde, wozu auch die Einheimischen gehören."

                                                            Genau diese Worte gefallen mir besonders!

                                                            Ich wünsche dir auch weiterhin noch viele tolle Erlebnisse auf der neuen Art des Reisens!

                                                            Gruß Guido
                                                            "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
                                                            Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

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                                                            • Hundewanderer
                                                              Gerne im Forum
                                                              • 17.09.2016
                                                              • 73
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                              Zuerst dachte ich: Wie kann man nur durch eine Wüste laufen?

                                                              Jetzt lese ich voller Begeisterung Deinen Bericht und und kann die Fortsetzung kaum erwarten!

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                                                                Fuchs
                                                                • 19.06.2014
                                                                • 2101
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                                Der geheimnissvolle Berg


                                                                Nach einiger Zeit in der Oase, wollte ich wieder etwas erkunden.

                                                                Ein Ort hatte es mir besonders angetan. Nämlich wollte ich dem Oued L M'hasser tief in den Jebel Bani folgen um einem Geheimniss auf die Spur zu gehen?
                                                                Ich hatte dieses Geheimniss schon auf meiner Tourplanung entdeckt und daher war es mir wichtig diesen Ort aufzusuchen.
                                                                Was es genau ist, wird noch erwähnt.

                                                                Den Wanderwagen und alles unnütze ließ ich in der Oase. Ich packte nur das allernötigste in den Rucksack und machte mich vonhier aus also zum ersten mal auf der Tour mit dem großen Rucksack, statt Wanderwagen in die Berge auf.
                                                                Mit mir hatte ich drei Liter Wasser.
                                                                Das musste nach Auskunft von Labass reichen, dass ich mich von Wasserstelle zu Wasserstelle bewegen konnte.

                                                                Es war etwas diesig und ein kalter Wind wehte von Norden.


                                                                Mein Ziel lag im Norden.

                                                                Bevor ich die Ausläufer des Jebel Bani erreichte, musste ich erstmal durch recht eintönig Felswüste. Wobei es am einfachstne war einem ausgetrockneten Flusslauf zu folgen.



                                                                Nach einiger Zeit kam ich an einem riesigen Zahnbürstenbaum vorbei.


                                                                Ich schnitt mir einige "Zahnbürsten" ab und machte mich auf den Weg. Das Flussbett des Oed Le M'hasser kam bald in die Nähe.



                                                                Und so tauchten auch die ersten Berge auf. Ab hier folgte ich dem Flusslauf wobei es immer wieder kleine Kamelpfade gab.
                                                                Die Tour hatte ab hier einen ähnlichen Character, wie meine Flussbettwanderung ein Jahr zuvor.


                                                                Im Flussbett. Die ersten Tafelberge rücken näher.


                                                                Entlang einer der Kamelpfade erreichte ich auch ein isoliertes Nomadenlager.
                                                                Ich ließ mich aber nur auf einen kurzne Plausch ein und machte mich sofort weiter auf den Weg.

                                                                Kurz hinter dem LAger entdeckte ich auch die Wasserstelle der Nomaden.




                                                                Das Wasser war kalt und gut trinkbar.
                                                                Ab hier traten in den Niederungen des Flussbettes immer wieder Gueltas auf. Es fand sich also, wie von Labbas vorausgesagt Wasser.

                                                                Nach Norden hin verengte sich das Flussbett und es wurde steiler und felsiger.
                                                                Seit ich diese Tour begann war ich in keiner so "engen" und bergigen Landschaft mehr gewesen. Es war eine schöne Abwechslung und auch ein wenig vertrauter als die endlosen weiten Ebenen. Auch die Athmosphäre und das Gefühl waren urplötzlich ein anderes.





                                                                Hier in diesen Schluchten hält sich noch genug Feuchtigkeit, damit solche Zierlichen Blümlein, noch Monate nach dme Regen erblühen können.



                                                                Ein kleiner Schutzshelter der Nomaden in einem der Seitencanyons, die ich durchstreifte.


                                                                Seitencanyon


                                                                Nach Norden hin weitete sich das Flussbett wieder etwas und interessante Tafelberge krönten die Landschaft.

                                                                Irgendwo hatte jemand ein paar Kamele zum Weiden hier gelassen.



                                                                Von Mustapha hatte ich noch gelernt, dass je nachdem wie nah man die Vorderbeine eines Kamels zusammenbindet, desto kleiner der Bewegungsradius ist.
                                                                Bindet man eines der Vorderbeine nach oben fest, so dass es nur auf drei Beinen steht, dann bleibt es auf dem Platz stehen.

                                                                Vom Besitzer habe ich jedoch weit und breit nichts gesehen.



                                                                Erosion

                                                                Etwas weiter, an einer Stelle wo zwei Täler zusammenlaufen, fand ich das größte Guelta das ich bisher gesehen hatte.
                                                                Hier hatte sich doch tatsächlich noch ein kleiner See gehalten.
                                                                Ein erstaunliches Bild in dieser Wüste.




                                                                Natürlich musste ich in dem kaltne klaren Wasser direkt ein Bad nehmen. Fühlt sich unglaublich an mal wieder richtig im Wasser zu sein nach der langen Zeit nur Sand, Schweiß und Trockenheit.

                                                                Auch das Leben pulsierte hier. Neben etlichen Vögeln, gab es hier auch Frösche und Libellen.





                                                                Eine richtig ergiebige Pause war hier Pflicht. Ca. 2 Stunden blieb ich hier, aß Datteln und schwamm immer mal wieder im Guelta.

                                                                Es ging weiter im Flußbett.


                                                                Interessante Gesteinsschichten.


                                                                Eine alte Behausung.
                                                                Natürlich gab es in diesem Wadi immer wieder Spuren von Besiedlung, was auch klar ist. Wo Wasser ist, da ist auch Leben.





                                                                Tafelberge.

                                                                Weiter nach Norden verengte sich das Flussbett wieder und der Untergrund änderte sich völlig. Anstatt Blöcken war es nun eine große Felsplatte auf der man lief.





                                                                Tatsächlich trat hier auch immer wieder fließendes Wasser auf.


                                                                Immer wieder fanden sich riesige Felsblöcke. Mein Rucksack liegt rechts an den Felsen gelehnt um die Größte zu verdeutlichen.
                                                                Man muss sich vorstellen welche Wassermassen hier zuweilen gewütet haben, die dieses Flussbett ausgewaschen haben und diese gewaltigne Blöcke bewegt haben.


                                                                Fließendes Wasser.


                                                                Kurz darauf das zweite große Guelta.
                                                                Kurz daraufhin spaltet sich das Flussbett. Ich musste nach rechts, weiter östlich.




                                                                Die Gabelung des Flussbetts.

                                                                Direkt hinter der Gabelung änderte sich die Landschaft drastisch. Plötzlich stant ich auf dme Plateau von Tafraoute. Eine große steinige und fast völlig Ebene Fläche flankierten von den Ketten des Jebel Bani.


                                                                Das Plateau begann. Block nach Westen.


                                                                Blick nach Südosten hin. Hier ist es etwas bergiger



                                                                Mein nächstes Ziel sollte die Diabi Oase, direkt am Flussbett des Oued Le M'hasser sein. Eine kleine wilde Palmenoase, wo es jedoch einen Brunnen geben sollte.


                                                                Kurz vor meinem Ziel, der Diabi Oase.

                                                                Hier fand ich auch tatsächlich den Brunnen. Es wurde schon spät und so beschloss ich am heutigen Abend hier zu bleiben.
                                                                Unter einer Palme legte ich mich nieder.


                                                                Es gab genug Holz von Tamariken und Palmen mit denen ich mir auch ein kleines Feuer für den Abend machen konnte.



                                                                Noch ein abendliche Blick auf den Süden von wo ich kam bevor es ins Bett ging.

                                                                Am nächsten Morgen wollte ich endlich das Ziel in Angriff nehmen weshalb ich überhaupt hier war.

                                                                Bereits auf meiner Tourplanung fiel mir auf Satellitenbildern eine ganz merkwürdige Struktur auf.
                                                                Auf einem Tafelberg befanden sich dutzende kreisrunde bis eckige Strukturen. Dies kann nur etwas menschliches sein.
                                                                Auch Nomaden errichtne solche Steinkreise als Stall und Windschutz für ihre Zelte, aber dann sind es wenige und in den Tälern, nahe am Wasser.
                                                                So eine gehäufte Anzahl auf einem so schwer zu erreichenden Tafelberg muss etwas ganz besonderes sein.
                                                                Ich vermutete eine prähistorische Gräberstätte.
                                                                Auch habe ich in dne Publikationen, die ich bisher durchforstete keinerlei Hinweis auf diese Struktur gefunden.
                                                                Es gab sehrwohl archäologische Untersuchungen im Jebel Bani bei denen man Felsbilder und neolithische Geräte fand, aber von diesem Berg ist noch nie etwas zu hören gewesen.


                                                                Eine solche mögliche Sensation wollte ich mir schließlich nicht entgehen lassen.
                                                                So machte ich das erreichen dieses Berges zu einem wichtigen Punkt auf dieser Tour.

                                                                Am nächstne Morgen stand ich früh auf, füllte am Brunnen der Diabi Oase nocheinmal meine Wasserflaschen auf und machte mich dann auf den Weg zum geheimnissvollen Berg.


                                                                Der Tafelberg von weitem gesehen.
                                                                Der markante Einschnitt in der Mitte des Berges war mein Ziel, von dort erhoffte ich mir einen Weg auf das nördliche Plateau zu finden.


                                                                Ein Endemit?


                                                                Ein anderer Tafelberg daneben.




                                                                Ich kam dem Berg näher.


                                                                Den Berg konnte ich nicht auf direktem Weg erreichen weil sich plötzlich diese Abbruchkante vor mir auftat.
                                                                So musste ich der Abbruchkante folgend in Richtung Berg weitergehen.


                                                                Ein uraltes Grab.



                                                                Bergauf durch das Blockgeröll.


                                                                Der Blick nach Süden offenbart eine Mondlanschaft.


                                                                Kurz vor dem Ziel.


                                                                Endlich erreichte ich den markanten Einschnitt, welchen man bereits von unten sehen kann.
                                                                Er teilt den Tafelberg in einen südlich und nördlichen Teil.
                                                                Der nördliche Teil war der, den ich erreichen wollte.

                                                                Ab hier galt es zu klettern.
                                                                ganz ohne Rucksack und nur noch mit der kleinen Kamera bewaffnet machte ich mich an die Kletterei.


                                                                Hier musste ich hoch.

                                                                Wie man sieht ist es der einzige Ort der keine Steilwand ist und auf dem man den Tafelberg erreichen könnte. Wenn prhistorische Menschen hier hochgingen muss es auch über diese Schlüsselstelle gehen.

                                                                Ich versuchte wirklich mein bestes aber ab einem bestimmten Punkt entschied ich nicht mehr weiter zu klettern.
                                                                Es war eine schwere Entscheidung, wollte ich diesen Tafelberg doch unbedingt erreichen und das Geheimniss lüften.
                                                                Doch es war mir einfach zu gefährlich. Ganz alleine mitten im Nirgendwo ohne Sicherung und Kletterpartner und bei extremen Windböen war es mir das Risiko einfach nicht wert.
                                                                Dennoch erhielt ich von dem höchstne Punkt den ich erreichen konnte die Möglichkeit eine ganz besondere Struktur auf diesem Tafelberg zu fotografieren.


                                                                Ab hier ging es für mich nicht mehr weiter.


                                                                Dies scheint das "Hauptgebäude" zu sein. Es handelt sich dabei um eine aus Bruchsteinen zusammengestellte Kuppel
                                                                Es liegt nördlicher als die Ringstrukturen und überragt diese auch geografisch. Auf der Google Earth Karte hab ich diese Struktur blau umringt.


                                                                Auch ein wenig der Steinkreise konnte man vage erkennen.
                                                                Es ist also mit ganz großer Sicherheit etwas ganz bedeutendes da oben. Für mich steht fest dass ich ich dort, am besten mit einem Kletterpartner und Sicherungsgerät, nocheinmal wieder komme.
                                                                (Ich habe zwischenzeitlich ien Gespräch mit meinem Professor an der Uni Köln und Experten für Afrikaarchäologie geführt und auch er ist sich sicher dass diese Struktur ganz bedeutend ist und eine weitere Expedition dahin sich wirklich lohnen würde)


                                                                Interessanter Fels beim Abstieg

                                                                Mit einer Mischung aus Enttäuschung und starker Vorfreude, nocheinmal hierhin zu kommen, machte ich mich auf dne Rückweg.
                                                                An der Diabi Oase füllte ich nocheinmal auf und ging dann durch das Oued zurück richtung Oase.

                                                                Viele Fotos machte ich nicht mehr.
                                                                Ich hatte auch knapp 35 km zu wandern und hatte mir das Ziel gesetzt am Stück durch zu marschieren.

                                                                Eine schöne große Agame auf dem Rückweg.


                                                                Hierkam ich wieder an dem großen Guelta am steinernen Flußbett vorbei. Diesesmal von Oben.

                                                                Hier sah ich doch tatsächlich auch zwei Gänse. Sie ähneln den Nilgänsen sind aber etwas anders gefärbt.


                                                                Ab hier machte ich keine Fotos mehr. War ja der selbe Weg.
                                                                Nach einem harten Marsch kam ich kurz vor Sonnenuntergang sterbensmüde in der Oase an.

                                                                Bald folgt dann der letzte Teil.
                                                                Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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                                                                  Alter Hase
                                                                  • 14.03.2012
                                                                  • 3583
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                                  Die Fotos und deine Erzählung vom Berg sind echt faszinierend. Das ist total spannend.
                                                                  Ich wünsche dir sehr, dass du dieses Projekt wirklich durchziehen kannst! klasse auch, dass dein Prof darauf anspringt.
                                                                  liebe Grüße - Kathi
                                                                  Two roads diverged in a wood, and I—
                                                                  I took the one less traveled by,
                                                                  And that has made all the difference (Robert Frost)

                                                                  Kommentar


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                                                                    Freak

                                                                    Liebt das Forum
                                                                    • 20.07.2009
                                                                    • 12705
                                                                    • Privat


                                                                    #34
                                                                    AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                                    Mich haben die Bilder von den Fossilien beeindruckt. Ist ja enorm, was da rumliegt und auf Entdeckung harrt. Kargheit hat ansonsten für mich einen besonderen Reiz. Postkartenschön kann dagegen reizlos sein. Mir ist aber klar, daß es mir dort viel zu heiß ist.
                                                                    Draußen sind jetzt 17 °. Endlich, könnte man sagen. Ich laufe im T-Shirt rum und stöhne, weil es mir schon zu warm ist. Hatte mich an die Kälte so schön gewöhnt.
                                                                    Hä hä, meine Frau kommt grade rein und stöhnt: " Viel zu warm. Nicht auszuhalten".

                                                                    Ditschi
                                                                    Zuletzt geändert von Ditschi; 13.05.2017, 10:35. Grund: Man entdeckt immer wieder Schreibfehler

                                                                    Kommentar


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                                                                      Fuchs
                                                                      • 19.06.2014
                                                                      • 2101
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                                      Zitat von Ditschi Beitrag anzeigen
                                                                      Mich haben die Bilder von den Fossilien beeindruckt. Ist ja enorm, was da rumliegt und auf Entdeckung harrt. Kargheit hat ansonsten für mich einen besonderen Reiz. Postkartenschön kann dagegen reizlos sein. Mir ist aber klar, daß es mir dort viel zu heiß ist.
                                                                      Draußen sind jetzt 17 °. Endlich, könnte man sagen. Ich laufe im T-Shirt rum und stöhne, weil es mir schon zu warm ist. Hatte mich an die Kälte so schön gewöhnt.
                                                                      Hä hä, meine Frau kommt grade rein und stöhnt: " Viel zu warm. Nicht auszuhalten".

                                                                      Ditschi
                                                                      OT: Ich find aber der menschliche Körper kann sich schon erstaunlich gut anpassen. Man muss ihm halt etwas Zeit geben. Nachdem ich aus Marokko zurück kam hab ich hier ja auch geschlottert und gezittert was ich sonst nie tun würde.
                                                                      Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

                                                                      Kommentar


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                                                                        Anfänger im Forum
                                                                        • 15.10.2016
                                                                        • 18
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                                        super Bericht; recht abenteuerlich.
                                                                        das es dort wölfe gibt war mir nicht klar und es gibt mehr Wasser als man nach den Bildern glauben würde.

                                                                        Kommentar


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                                                                          Fuchs
                                                                          • 19.06.2014
                                                                          • 2101
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                                          Zitat von freuch Beitrag anzeigen
                                                                          super Bericht; recht abenteuerlich.
                                                                          das es dort wölfe gibt war mir nicht klar und es gibt mehr Wasser als man nach den Bildern glauben würde.
                                                                          Hallo

                                                                          Die dortige Unterspezies des Wolfes ist "Canis Anthus". Wurde wohl auch lange für Schakale gehalten, da sie dme Goldschakal sehr ähnlich sehen, welcher aber nicht im Maghreb vorkommt.
                                                                          ICh habe letztes Jahr auf meiner Tour im Jebel Sarhro das Glück gehabt ein paar von ihnen zu fotografieren:







                                                                          Dieses Jahr habe ich zwar auch wieder welche gesehen und das wieder auf dem Boden eines Canyons im Oued Le M'hasser, aber hatte nicht mehr die Chance sie zu fotografieren.
                                                                          Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

                                                                          Kommentar


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                                                                            Fuchs
                                                                            • 27.07.2013
                                                                            • 1313
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                                            Respekt, Respekt.

                                                                            Vllt. interessieren Dich auch Wüstenwanderungen Anderer; hier gibt's ebenfalls schöne Bilder. Der ist mit noch größerem Wanderanhänger unterwegs.

                                                                            Kommentar


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                                                                              Fuchs
                                                                              • 19.06.2014
                                                                              • 2101
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                                              Finale

                                                                              Es war für mich bald Zeit wieder aufzubrechen und die Wanderung zu Ende zu führen.
                                                                              Ich habe hier einige Zeit wie auf einer Insel in einem Meer aus Fels und Sand gelebt und fast die Welt da draussen vergessen.
                                                                              Eine weitere Nacht wollte ich noch in der Oase verbringen.
                                                                              Den Tag nutzte ich um noch ein mal in die Dünen vorzudringen und mich dort in dem Labyrinth aus Sand zu verlieren.
                                                                              Der Tag begann sonnig und ich schaute mir zuerst die Reste einer alten Kasbah an, welche direkt neben der Oase lag. Hier sollen früher Juden gelebt haben.



                                                                              Weiter sollte es in einer interessanten Landschaft aus kleinen Hügeln, Tälern und Sanddünen gehen.



                                                                              Auf den Kuppen der Hügel hatten sich kleine Flugsanddünen gebildet.



                                                                              Wo Fels auf Sand trifft, entstehen ganz einzigartige, ausserweltliche Landschaften
                                                                              Etwas weiter kam ich an einen seltsamen Hügel. Von weitem dachte ich dass irgendwelche Spinner da einen Haufen Glas abgeladen hätten, aber es war kein Glas. Beim näherkommen stellte ich fest dass es irgendein Mineral ist dass hier so in Scherben liegt und in der Sonne glitzert.
                                                                              Weiß jemand was das ist? Gips etwa?





                                                                              Weitere kleine Dünen.





                                                                              Wie man bereits am wehenden Sand sieht, wurde der Wind immer stärker und auch der vorher blaue Himmel verdunkelte sich.





                                                                              Hinter einer Hügelkette erreichte ich eine weite Ebene. Allerdings war hier auch nichts mehr was den Wind abhielt, welcher nun immer stärker und unangenehm wurde.
                                                                              Überall war Sand in der Luft und ich machte mir langsam Sorgen um meine Kamera.



                                                                              Es ist als ob alles Leben von diesem Ort gewichen sei.

                                                                              Je weiter ich nach Süden ging desto näher kam ich den großen Dünen.



                                                                              Der Wind begann zu brüllen und fühlte sich an wie Sandpapier.





                                                                              Wogen



                                                                              Ich kam in den großen Dünen an und die Sichtweite wurde immer geringer. Dies lies die Landschaft aber weitaus tiefer und endloser wirken. Ein solches Licht hatte ich bisher noch nie gesehen.







                                                                              Der Wind wurde immer Stärker, der Sandstrom immer unerträglicher. Es war Zeit die Kamera wegzupacken. Auf einer Düne machte ich mein letztes Foto und ich machte mich langsam auf den Rückweg.

                                                                              Der Wind brüllte jetzt regelrecht und Sand Staub verdunkelten den Himmel immer mehr. Zum Glück hatte ich den Wind wenigstens im Rücken. Sichtweite war extrem gering und ich konnte nur noch nach Kompass gehen.
                                                                              Würde sich das hier noch mehr verstärken müsste ich wohl oder übel hier ausharren und abwarten bis der Sturm sich legen würde, doch es wurde nach diesem letzten Schub nicht mehr sehr viel stärker und ich konnte mich wieder bis "nachhause" durchschlagen.
                                                                              Der Sand hielt sich noch tagelang in meinen Haaren, hinter den Ohren und in jeder Ritze.
                                                                              Die Kamera hatte ich gerade zur rechten Zeit wegggepackt, so hat sie bis auf ein klein wenig knirschen beim zoom, nix weggesteckt.

                                                                              Eine letzte erholsame Nacht verbrachte ich also bei meinem Freund, bis es für mich hieß, weitermarschieren.
                                                                              Ich war nach all der Zeit in der Wüste gar nicht mehr an den Wanderwagen gewöhnt, und so richtig Lust hatte ich nicht, mich damit herumzuplacken, doch was muss, dass muss.
                                                                              Es hieß Abschied nehmen, von meinem neuen Freund Labass. Ich bedankte mich herzlich für die Gastfreundschaft und ließ ihm noch mein Solarpanel, ein Buch zum lesen und einiges an Medikamenten und erste Hilfe Ausrüstung da. Er konnte es mehr gebrauchen als ich.

                                                                              Es ging also wieder über flache Ebene.
                                                                              Eine kleine Oase


                                                                              Um diese Oase herum fand ich auch Unmengen an Funden aus der Steinzeit. Dies muss früher ein wichtiger Siedlungsplatz gewesen sein, wahrscheinlich wegen der Wassernähe.



                                                                              Nach ca. 8 km folgte ein Oued, den ich durchqueren musste.



                                                                              Hier war ein Brunnen gegraben, wo ich mir nochmal gutes und neues Wasser in die Flaschen füllte.



                                                                              Im Wassersack hatte ich jetzt nur noch ca. 5 L Wasser für die zwei Tage in denen ich rechnete nach M'hamid zu kommen.
                                                                              Jedes unnütze Gewicht wollte ich jetzt vermeiden.

                                                                              Nach einer kleinen Pause unter einer Tamariske unter dem Flussbett ging es weiter.
                                                                              Was hinter der dem Flussbett folgte, war das mit Abstand einsamste und trostloseste Stück Land, was ich jemals in meinem Leben gesehen habe.
                                                                              Nach Osten und Süden hin war nix bis auf endlose Hammada.







                                                                              Über Stunden und Stunden folgte nichts als diese absolute Eintönigkeit. Und das absurdeste ist, dass mich diese Landschaft begeistert und zu keiner Zeit langweilt.
                                                                              Ich kam jetzt langsam in ein Gebiet in dem ich schon einmal gewandert bin, als ich bei meiner ersten Wüstenwanderung vor 2 Jahren die ersten Kontakte mit der Sahara machte und fast wahnsinnig geworden bin in dieser Hammada.
                                                                              Damals hatte mich die Landschaft sehr deprimiert, jetzt macht sie mich glücklich. Ob ich jetzt erleuchtet oder einfach nur abgestumpft bin, vermag ich nicht zu sagen

                                                                              Es gibt nicht viele Möglichkeiten, irgendetwas fotogenes aus dieser Einöde herauszuholen. Hier ein Versuch. Ein Stein und ein Busch können in so einer Welt schon zu absolut spektakulären Highlights werden.



                                                                              Auch ein gutes Motiv. Ich nenne es, der einsamste Baum der Welt.



                                                                              So wanderte ich weiter meines Weges und konnte schon von weitem erkennen, dass sich die Landschaft langsam änderte.
                                                                              Ich kam näher an den Oued Draa, somit auch an Sandbänke und Pflanzenbewuchs.
                                                                              Ab hier laufen verschiedenste Pisten zusammen und es kreuzte sich der Weg auch mit dem Weg den ich vor 2 Jahren von M'hamid aus ging.

                                                                              Die Landschaft hier so ereignislos dass ich mich sogar an den Baum errinern konnte, an dme ich vor 2 Jahrne Pause gemacht hatte



                                                                              Es wurde wieder sandiger und dazu passend natürlich auch wieder windiger


                                                                              Ich folgte von hier aus nur noch der gut erkennbaren Piste.
                                                                              Auch hier hatte ich immer wieder hefitgie Windstöße mit Sandverwehungen.



                                                                              Es war auch nicht mehr weit bis nahc M'hamid. Vielleicht 15 km, aber die wollte ich mir bis morgen aufbewahren.
                                                                              Eine Nacht wollte ich noch alleine in der Wüste verbringen.

                                                                              Hinter einigen Tamarisken als Windschutz baute ich das Zelt auf und genoss den letzten Abend alleine in der Wüste.



                                                                              Es war ein trauriger Moment für mich daran zu denken, dass ich die Wüste bald verlassen werden müsse. Ich hatte mich hier bereits so gut eingelebt und ich hätte noch sehr viel länger bleiben können. Darüberhinaus habe ich Einheimische kennengelernt und echte Freunde gefunden.

                                                                              Der letzte Sonnenuntergang war zum Glück wirklich spektakulär.



                                                                              An meinem letzten Tag war nur noch das letzte Stück bis ins Dorf zu laufen.
                                                                              Die Pisten verliefen geradewegs durch die Dünen was die letzten km noch einmal zu richtig anstrengendem ziehen machten. Aber das störte mich nach alledem nicht mehr wirklich.
                                                                              Viele Fotos machte ich nicht mehr. Die Landsachaft sah etwa bis M'hamid so aus.



                                                                              Es waren ungewöhnlich viele Autos unterwegs, trotz der Nähe zum Dorf.
                                                                              Es handelte sich dabei um eine Rallye, die just hier durch kam und bei der nur Frauen mitmachen und die durchs ganze Land geht.
                                                                              Hübsche Mädels am Steuer die mir Küsse zuwarfen als sie an mir vorbeifuhren. Ja das kann einen noch mal für den Endspurt motivieren

                                                                              Ganz kurz vor Schluss sollte es nocheinmal brenzlig werden, denn ich hörte plötzlich lautes Hundegebell, war aber noch viel zu weit vom Ort entfernt.
                                                                              Erst als ich näher kam konnte ich von weitem sehen wie eine Meute verwilderter Hunde, direkt neben der Piste unter einer Tamariske ruhtne und jedes Auto, dass vorbeikam anbellten und hinterherliefen.

                                                                              Das war mir etwas riskant, den Hunden da zu nahe zu kommen, also machte ich einen großen Bogen mitten durchs Dünenlabyrinth.
                                                                              Das war zwar Mordsanstrengend, trotz herausgelassener Luft aus den Reifen, mir aber lieber als wenige km vor meinem Ziel verfetzt zu werden.
                                                                              Danach wars nur noch ein Kinderspiel.
                                                                              Gegen frühen Nachmittag kam ich endgültig wieder in Mhamid an. Zum ersten mal betrat ich wieder asphaltierten Boden.
                                                                              Ich war zurück in der Zivilisation.

                                                                              Hier endete die Wanderung also. Es ging weiter damit, dass ich mir zuerst eine Riesenportion Kefta und eine Cola gönnte, den Wagen abmontierte und glücklicherweise gerade rechtzeitig einen Bus nach Norden bekam.
                                                                              Ich verbrachte noch einige Tage in den Palmengärten von Agdz, an einem Campingplatz den ich bereits kenne, bevor es wieder nach Marrakech und ab nach Schland ging.

                                                                              Fazit


                                                                              Womöglich die aussergwöhnlichste Wanderung die ich jemals gemacht habe. So viele ungeplante Dinge geschahen, doch genau die machten die Tour zu einem richtigen unvergesslichen Abenteuer.
                                                                              Für mich sind Wüsten und Trockengebiete in all ihren Formen die schönsten Landschaften der Erde und ich will immer mehr von ihnen kennen lernen.
                                                                              Ich kriege nicht genug, genau im Gegenteil.
                                                                              Jeder Besuch zeigt mir, dass ich viel zu wenig Zeit in der Wüste verbringe und noch viel mehr dort entdecken will.

                                                                              Technisch gesehen läuft die Sache immer runder.
                                                                              Es fällt mir immer einfacher die Landschaft zu lesen und Etappen einzuschätzen. Auch hat sich meine Psyche an die Eintönigkeit in der Landschaft gewöhnt und ich sehe nix mehr bedrohliches in ihr.
                                                                              Auch das gehen mit dem Wanderwagen wurde optimiert und ich kann es kaum abwarten meine nächste Tour zu starten.
                                                                              Ich denke jedenfalls dass ich gut widerlegt habe, dass die Wüste kein Ort zum autarken wandern sei.
                                                                              Aber man muss sich natürlich anpassen.
                                                                              Zuletzt geändert von Intihuitana; 18.05.2017, 22:30.
                                                                              Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

                                                                              Kommentar


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                                                                                Fuchs
                                                                                • 27.04.2005
                                                                                • 2232


                                                                                #40
                                                                                AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                                                Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                                                                                [B]
                                                                                Hier sah ich doch tatsächlich auch zwei Gänse. Sie ähneln den Nilgänsen sind aber etwas anders gefärbt.
                                                                                Das ist eine Rostgans. Ein typischer Wüstenbewohner, sehr gerne auch an salzhaltigen Gewässern.


                                                                                -chinoook
                                                                                Realität ist ein Problem von Leuten, die nicht mit Alkohol umgehen können.

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Fuchs
                                                                                  • 19.06.2014
                                                                                  • 2101
                                                                                  • Privat


                                                                                  #41
                                                                                  AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                                                  Genau, hab ich mitlerweile auch rausgefunden.

                                                                                  Offenbar sind die selben Gänse jetzt Stammgäste bei Labbas und seiner Oase. Hat er mir gestern mitgeteilt. Auch einen jungen Adler mit gebrochenem Flügel zieht er jetzt auf
                                                                                  Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Erfahren
                                                                                    • 13.02.2006
                                                                                    • 317
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                                                    Top Bericht und freue mich schon auf weitere Erlebnisse von Dir!

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Fuchs
                                                                                      • 19.06.2014
                                                                                      • 2101
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                                                      Es bleibt jedenfalls spannend.

                                                                                      Ich habe mit jemandem gesprochen die sich mit solchen Strukturen wie ich sie dort gefunden habe auskennt und es scheint sich sehr wahrscheinlich um prähistorische Fluchtburgen zu handeln.

                                                                                      Denn tatsächlich fand sie nach Recherche auf Google Maps in der Region, teilweise an Bergen an denen ich vorbeigegangen bin, noch weitere solcher Strukturen. Es wundert mich ernsthaft, dass mir das nie aufgefallen ist.



                                                                                      Das sieht schon wie eine richtige kleine Stadt oder ein Ksar aus. Hier sind die Hausgrundrisse eckig. Möglicherweise datieren die unterschiedlichen Burgen in unterschiedliche Epochen






                                                                                      Hier schein eine Art Burgfried in der Mitte zu sein und es sind auch so Wabenartige Strukturen zu sehen, die mir wie Speicherbauten aussehen.

                                                                                      Das wäre ja sicherlich was interessantes für den Göttergatten

                                                                                      Jedenfalls werde ich einen zweiten Anlauf im November starten.
                                                                                      Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Fuchs
                                                                                        • 27.04.2005
                                                                                        • 2232


                                                                                        #44
                                                                                        AW: [MA] - Die etwas andere Wüstenwanderung

                                                                                        Ich hab mir gleich gedacht, dass das Verteidigungsstrukturen sind. (Nur als kurze Anmerkung: Ich betreibe exzessiv das Studium langer (großer) Mauern, auch basierend auf Satellitenfotos).

                                                                                        Interessant wäre es, herauszufinden, welche Zugänge zu den Plateaus in historischer Zeit genutzt wurden. Prähistorisch glaub ich irgendwie nicht.
                                                                                        Und dann noch, wie die Wasserversorgung funktioniert hat. Und wie viele Menschen sich dort wie lange aufhalten konnten, wie schnell sie dort hinaufgekommen sind und was die genaue Verteidigungsaufgabe war. Wo waren die assoziierten Lebensräume. Und noch vieles mehr.


                                                                                        -chinoook
                                                                                        Zuletzt geändert von chinook; 02.06.2017, 04:05.
                                                                                        Realität ist ein Problem von Leuten, die nicht mit Alkohol umgehen können.

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          • 12506
                                                                                          • Privat


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                                                                                          Danke für die Bilder, Inti, finde ich sehr interessant. Lese näxtes Mal ein paar Scherben auf, damit kommen wir in der Zuweisung vielleicht weiter.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            • 586
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                                                                                            Top Reisebericht, habe ihn gerade mit Interesse verschlungen!

                                                                                            Gutes Gelingen im November!

                                                                                            Liebe Grüße
                                                                                            Daniel
                                                                                            Auf meinem Blog Longing for the Horizon:
                                                                                            Pamir Highway 2019 / Sarek 2018 / Padjelantaleden 2017 / 4500km Radtour Berlin-Nordkapp 2017 / Kungsleden 2015 / Kungsleden 2014 / Israel-Hike 2014 und viele kleinere Radtouren (Berlin - Kopenhagen / Prag - Berlin etc.)

                                                                                            Kommentar