• berniehh
    Alter Hase
    • 31.01.2011
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    [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 45.183609771
    Längengrad -109.8172759
    Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

    Reisezeitraum:vom 8.Juni bis 26.August 2015

    (Fast alle in diesem Reisebericht genannten Entfernungen habe ich von Meilen in Kilometern und Höhenangaben von feet in Metern umgerechnet,........außer ich hab es in Meilen oder feet angegeben.)


    Blick über den Smith Lake, Cook Lake, Cloverleaf Lake, Middle Lake und Cathedral Lake mit dem Cathedral Peak im Hintergrund in der Popo Agie Wilderness, Wyoming

    Warum die USA?

    Eigentlich wollte ich ja ab Herbst 2015 für 7 Monate nach Südamerika, schwerpunktmäßig Patagonien.
    Für den Sommer 2015 wollte ich daher nur was kurzes innerhalb Europas machen, für höchsten 4 bis 6 Wochen. Ich war auch schon dabei einen Küstentrek am Schwarzen Meer zu planen, von der Türkei nach Bulgarien. Im Anschluss sollte noch eine Tour in Montenegro hinzukommen, in der Gegend um die Tara Schlucht, bzw. Durmitor Nationalpark.

    Das würden zweifellos interessante Touren werden, aber an den Gegenden störte mich daß sie zu erschlossen sind, auch innerhalb der Nationalparks mit zu vielen Straßen und Fahrwegen,....eben typisch europäisch!!
    Viel lieber wollte ich durch straßenlose Wildnisgebiete wandern. Für Europa käme da nur Lappland in Frage, aber dort war ich ja 2013 schon den ganzen Sommer lang und wollte da jetzt nicht schon wieder hin.

    Dann fiel mir Nordamerika ein, eine spontane Idee. Die Wind River Range in Wyoming hatte ich schon seit Jahren immer mal wieder im Visir. Auf Google Earth habe ich mir das dann mal genauer angeschaut und war sofort Feuer und Flamme! Mein Entschluss stand schnell fest: "Das ist es!!"

    Wenn ich aber schon über den großen Teich fliege will ich da nicht nur 4 Wochen bleiben.
    Knapp über zweieinhalb Monate sollten es werden, vom 9 Juni bis 26 August. Dafür kürze ich dann meine geplante Südamerkareise von sieben auf vier Monate runter und fliege erst im Dezember nach Buenos Aires, statt wie ursprünglich geplant schon im Oktober.

    Planung & Allgemeines

    Die Highlighttour meiner Nordamerikareise sollte die Durchquerung der Wind River Range werden, einer Gebirgskette der Rocky Mountains in Wyoming.

    Wenn man mit dem Auto auf dem Highway 26 oder 287 vom Grand Teton Nationalpark über Dubois nach Lander fährt, liegt auf der rechten Seite die Wind River Range, die von der Straße aus wie eine nicht beachtenswerte langweilige Mittelgebirgskette aussieht. Das täuscht aber gewaltig, denn weiter drin Richtung Continental Divide findet man dort eine extrem spektakuläre Landschaft vor, die mit zu den besten zählt was die gesamten US-Rockies zu bieten haben: eine schroffe alpine Hochgebirgskette aus Granit, die in einigen Teilen vergletschert ist, mit dem 4202 m hohen Gannet Peak, dem höchsten Berg Wyomings.

    Beeindruckende Granitwände sieht man dort überall, die Wind River Range ist also nicht nur ein Trekkers-Paradies, sondern auch ein Eldorado für Kletterer.
    Bestimmt weit über Tausend Seen ziehen sich durch das gesamte Gebirge. Allein meine Route führte schon an 80 Seen vorbei und dazu kamen noch ein paar Dutzend weiterer Seen, an denen ich nicht direkt vorbei kam, sondern nur von weitem sah.
    Die Wind River Range ist aber nicht überall schroff, man findet dort auch viel offene skandinavisch weitläufige Gegenden und rundgeschliffene Granithügel wie in Norwegen. Landschaftliche Abwechslung ist also garantiert!

    Mein Plan war auf meiner selber entworfenen Hochroute einmal von Süd nach Nord durch die gesamte Wind River Range zu wandern, immer nahe an der Continental Divide, über 22 Pässe oder Gebirgskämme, dabei immer so hoch wie möglich bleiben, etwa die Hälfte der Strecke durch wegloses Gelände und der Rest auf dem vorhandenem Trailnetz.

    Außer ganz am Anfang und Ende der Tour fällt meine Route nur dreimal kurz unterhalb der Dreitausender Höhenmarke, sonst bleibe ich immer über 3000 m. Das klingt dramatischer als es ist, denn in den Rockies von Wyoming liegt die Baumgrenze auf etwa 3200 m, so daß man auch in den Hochtälern über 3000 m noch im alpinem Wald ist. Das liegt am kontinentalem Klima, die Sommer sind dort viel heißer als bei uns, die Winter aber auch viel kälter. Zum Vergleich: im nördlichen Teil der europäischen Alpen liegt die Baumgrenze bei 1800 m.

    20 Tage plante ich für die Tour ein.
    Wenn das Wetter und die Bedingungen mir keinen Strich durch die Rechnung machen, wollte ich unterwegs noch auf den Gannett Peak. Das würde natürlich das absolute Top-Highlight werden, wenn es mir gelingen würde den höchsten Berg Wyomings zu besteigen.

    Ein weiteres Qualitätsmerkmal der Wind River Range ist, daß man in die Gegend um die Continental Divide nicht mit dem Auto hinkommt. Auf meiner gesamten Route durch die Wind Rivers wird keine einzige Straße oder Fahrweg gequert, nicht mal eine Geländewagenspur.
    Die Wind River Range ist nur zu Fuß oder auf Pferden bereisbar und der größte Teil meiner Route führt durch ausgewiesene Wilderness Areas.


    Außer die Wind River Range standen auch noch einige andere interessante Touren auf meinem Programm.

    Mein gesamter USA-Reiseverlauf, über den ich hier in den nächsten Wochen ausführlich berichten werde, sah wie folgt aus:


    -Chicago

    -mit dem Bus (Greyhound) von Chicago nach Ashland/Wisconsin, 1068 km (über Minneapolis und Duluth)

    -per Anhalter 15 km aus Ashland raustrampen zum Trekkingstartpunkt

    -Trek 1: Lake Superior Seeufer- und Waldtrek. 300 Kilometer zu Fuss durch die Wälder von Wisconsin und Michigan, 16 Tage

    -per Anhalter zurück nach Ashland, 210 km

    -mit Greyhound nach Casper/Wyoming, 2494 km (über Duluth, Minneapolis, Kansas City und Denver)

    -Per Anhalter 300 km zum Sweetwater River/Wyoming

    -Trek 2: Wind River Hochroute, 290 km, 21 Tage, siehe Text oben.

    -483 km per Anhalter zum Lake Creek/Wyoming, über Lander und Riverton. Unterwegs in Lander zwei Tage Ausruhpause

    - Trek 3: Durchquerung der Absaroka Beartooth Wilderness in Montana, 253 km, 16 Tage.

    - Per Anhalter 41 km nach Livingston/Montana zum Einkaufen.

    -Per Anhalter von Livingston über den Yellowstone zum Grand Teton Nationalpark, 330 km

    - Trek 4: Grand Teton Circuit. Einmal um den Grand Teton herum, 128 km, 6 Tage

    -per Anhalter 472 km vom Grand Teton Nationalpark über Lander nach Casper/Wyoming

    - mit Greyhound von Casper zurück nach Chicago, 2112 km (über Denver und Omaha)

    - Heimflug


    Kosten
    (alle hier genannten Europreise habe ich zu den an meinem Reisezeitpunkt aktuellem Kurs von 1 Euro = 1,10 US Dollar umgerechnet)

    Die gesamte Reise hat mir 1525 Euro gekostet, inclusiv Hin- und Rückflug.

    Davon entfielen 430 Euro auf die Flüge und 40 Euro für den Transfer Hamburg-Berlin-Hamburg, eine Übernachtung in Berlin und Essen für den Zeitraum.

    Blieben also noch 1055 Euro für meinen Aufenthalt in den USA. Auf die gesamte Reisedauer gerechnet ergibt das ein Durchschnitt von 13,53 Euro pro Tag.
    Darin enthalten waren 266 Dollar (=243 Euro) für Greyhound Bustickets, insgesamt drei Fahrten und 5674 Kilometer.
    Die Bustickets mussten in dieser Preisklasse mindestens zwei Wochen im Vorraus gebucht werden, ansonsten hätten sie das doppelte gekostet.

    Abzüglich der Bustickets blieben also noch 812 Euro (=893 US-Dollar) für den gesamten Rest, das macht durchschnittlich 10,41 Euro pro Tag. Damit kann man in den USA zwar keinen Luxusurlaub machen, aber man kommt über die Runden.

    Unterkünfte sind in den USA sehr teuer und die Suche nach einer Budget-Unterkunft, sprich Bett im Schlafsaal, ist dort wie die Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen. Hostels gibt es in den USA, im Unterschied zu Europa, Südamerika, Australien und Neuseeland, nur sehr wenige, und wenn dann auch nur in den Großstädten und paar wenigen touristisch beliebten Orten. Dazu ist eine Hostelübernachtung in den USA auch noch deutlich teurer wie in Deutschland, teilweise doppelt so teuer.

    US-Campingplätze finde ich für Alleinreisende ebenfalls sehr teuer, etwa norwegisches Preisniveau bei deutlich niedrigerem Standard. Das liegt daran daß dort in der Regel nicht pro Person abgerechnet wird, sondern pro Stellplatz (Site) und ein Stellplatz ist meistens groß genug für mehrere Zelte.
    Das heisst also, nur wenn man mindestens zu zweit reist, sind die US-Campingplätze nicht so teuer und manchmal sogar sehr preisgünstig.
    Hin und wieder findet man zwar mal einen Campingplatz, der auch für Alleinreisende nicht so teuer ist,........aber nicht dort wo ich gerade übernachten wollte.

    Als ich mich zwischen meinen Treks in der Zivilisation aufhielt, habe ich daher um Unterkünfte und Campingplätze einen Bogen gemacht.

    Die Lebensmittelpreise in den Supermärkten sind in den USA teurer wie in Deutschland. Vereinzelte Produkte sind zwar deutlich teurer aber im Gesamtdurchschnitt liegen die Preise nicht allzuviel höher als bei uns.
    In den Orten, wo ich eingekauft habe, war Walmart der günstigste Supermarkt. Wenn ich meinen gesamten Proviant bei Walmart gekauft habe, lag der Gesamtpreis nur minimal höher wie in Deutschland.

    Essen gehen in Fast Food Restaurants (in normalen Restaurants war ich nicht) ist in den USA sogar etwas günstiger wie in Deutschland, zumindest in den Bundesstaaten in denen ich war.
    Der große Vorteil der US Fast Food Restaurants gegenüber den europäischen ist, daß man dort fast überall seine Getränke gratis nachfüllen kann. Wenn man bei McDonalds nur einmal seine Coke nachfüllt, zahlt man in den USA sogar deutlich weniger wie man für die gleiche Menge in Deutschland zahlen würde.

    Fazit: trotz des zu meinem Reisezeitpunkt hohen Dollarkurses waren die Lebenshaltungskosten in den USA nicht so teuer wie man vielleicht denkt, teilweise sogar noch relativ günstig. Trotzdem, vor paar Jahren war die USA noch deutlich billiger. Auf meiner 2008-Reise gab es für einen Euro noch 1,55 Dollar und 2015 nur noch 1,10 Dollar, also fast Parität.
    Zuletzt geändert von berniehh; 03.10.2015, 09:39.
    www.trekking.magix.net

  • Meer Berge
    Fuchs
    • 10.07.2008
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    #2
    AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

    Das beginnt ja schon ganz großartig!
    Ich bin sehr gespannt auf deine Touren.
    Besonders auf die Wyoming-Tour, da ich Bekannte am Fuße der Berge habe, die immer schon gesagt haben, ich soll zum Wandern mal rüberkommen.

    Ich mach es mir hier also schonmal gemütlich und lehne mich erwartungsvoll zurück!

    Viele Grüße,
    Sylvia

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    • codenascher

      Lebt im Forum
      • 30.06.2009
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      #3
      AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

      Juhuu, endlich gibts wieder was von dir zu lesen!!!! Als du mir von der Wind River Range geschrieben hast und ich ein paar Bilder im Netz gesehen habe, war ich doch sehr gespannt

      Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

      meine Weltkarte

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      • November
        Freak

        Liebt das Forum
        • 17.11.2006
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        #4
        AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

        Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
        ... nur was kurzes ... machen, für höchsten 4 bis 6 Wochen.
        *räusper*
        Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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        • Rattus
          Lebt im Forum
          • 15.09.2011
          • 5177
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          #5
          AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

          OT:
          Zitat von november Beitrag anzeigen
          *räusper*
          Ja, nur ein verlängertes Wochenende
          Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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          • Tie_Fish
            Alter Hase
            • 03.01.2008
            • 3550
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            #6
            AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

            Zitat von november Beitrag anzeigen
            *räusper*
            Made my day!!
            Grüße, Tie »

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            • Babsbara
              Erfahren
              • 26.06.2013
              • 169
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              #7
              AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

              Klingt alles sehr spannend. Und ich bin jetzt schon neidisch, wie jemand so viel Zeit haben kann!

              LG,
              Babs,
              die für dieses Jahr noch 7 Tage Resturlaub hat

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              • willo
                Administrator

                Administrator
                Lebt im Forum
                • 28.06.2008
                • 9799
                • Privat


                #8
                AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                Geil - freue mich schon auf den Bericht!
                Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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                • Intihuitana
                  Fuchs
                  • 19.06.2014
                  • 2101
                  • Privat


                  #9
                  AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                  Oh ein Berniebericht

                  Dann hoch ich mal das der fertig ist bis ich von meiner nächsten Reise komme
                  Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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                  • Mika Hautamaeki
                    Alter Hase
                    • 30.05.2007
                    • 3996
                    • Privat


                    #10
                    AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                    Freufreufreu!!!!!
                    So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                    A. v. Humboldt.

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                    • berniehh
                      Alter Hase
                      • 31.01.2011
                      • 2501
                      • Privat


                      #11
                      AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                      Vielen Dank an Euch für die netten Kommentare

                      die Anreise

                      1. nach Chicago

                      Merkwürdigerweise waren die Flüge von Hamburg nach Chicago 150 Euro teurer als von Berlin, obwohl von beiden Flughäfen die gleichen Airlines abfliegen. Bei einem so großem Preisunterschied lohnt sich also der Extra-Aufwand über Berlin.

                      Habe einen günstigen Flug für 390 Euro gefunden. Hinzu kamen noch 20 Euro Überweisungsgebühr plus 20 Euro für ein „Rundum-Sorglos-Paket“, das eigentlich überflüssig war, so daß ich bei 430 Euro Gesamtkosten für den Hin- und Rückflug lag.
                      Zusammen mit den Bustickets von Hamburg nach Berlin und zurück, plus eine Hostelübernachtung in Berlin und Essen für den Tag, lag ich immer noch 110 Euro günstiger als wenn ich von Hamburg aus fliegen würde.
                      Also schaue ich mir mal Berlin an.

                      Am frühen Nachmittag des 8.Juni kam ich am Berliner ZOB an, wo Kay mich schon erwartete. Das hat super geklappt, obwohl ich kein Handy, Smartphone oder dergleichen mithatte. Auf Reisen nehme ich grundsätzlich nie Telefon mit.

                      Mit Kay bin ich vor Jahren mal zusammen in Hamburg Fahrradkurier gefahren. Inzwischen ist er vom Fahrrad auf Transporter umgestiegen, nach Berlin gezogen und hat dort seine eigene Kurierfirma gegründet. Den ganzen Nachmittag fuhr ich mit Kay kreuz und quer durch die Stadt, während er seine Aufträge erledigte.
                      Übernachtet habe ich für 10 Euro im BackpackerBerlin, ein echt cooles Hostel, das ich empfehlen würde, falls mal jemand eine Unterkunft in Berlin sucht.

                      Am nächsten Morgen um 10 Uhr ging mein Flug mit der Air France über Paris nach Chicago. Ankunft 15:40.
                      Auf dem O´Hare International Airport dauert alles furchtbar lange. Nach ewig lange Schlangestehen vor dem Immigration Schalter durfte ich mir danach beim Zoll nochmal in die Schlange stellen, weil ich auf dem grünen Zettel angekreuzt hatte daß ich Essen mit im Gepäck habe. Mein aus Deutschland mitgebrachtes Müsli und Milchpulver wurde aber zum Glück nicht beanstandet.

                      Anderthalb Stunden nach der Landung konnte ich den Flughafen dann endlich verlassen und bin mit der Metro in die Stadt gefahren, vom Logan Square mit dem Bus weiter zur Sheffield, anschließend noch paar Blocks laufen bis zum Haus von Uwe und Angela, die ziemlich nah an Downtown wohnen.

                      Meinen Cousin Uwe und seine Frau Angela habe ich 1999 zum letzten Mal besucht. Damals wohnten sie noch in einer Mietwohnung, inzwischen haben sie ihr eigenes Haus und zwei Kinder.

                      Chicago 10.Juni und 24.August 2015



                      Chicago ist mit 2,7 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt der USA und liegt am Ufer des Lake Michigan. Aufgrund der Größe des Sees fühlt man sich hier wie in einer Küstenmetropole.
                      Chicago wird auch „Windy City“ genannt, aufgrund der häufig starken Winde, die mal aus Nordwesten und mal vom Lake Michigan durch die Häuserschluchten der Stadt wehen.

                      An meinem ersten Tag in Chicago musste ich zwei Dinge erledigen. Erstens zu Rei, dem größten Outdoorladen hier, vergleichbar mit Globetrotter in Deutschland, Pfefferspray und Gaskartuschen kaufen. Zweitens zum Greyhound Terminal, mein Busticket von Chicago nach Ashland abholen, daß ich schon vor Wochen übers Internet gebucht und bezahlt hatte. Der Bus geht morgen früh.
                      Bei der Gelegenheit kaufte ich mir dann auch schon gleich die Anschlusstickets, von Ashland nach Casper/Wyoming für den 30.Juni und von Casper zurück nach Chicago für den 22.August.

                      Den Rest des Tages hatte ich zur freien Verfügung und habe mir die Stadt angeschaut. Zum Feierabend holte ich Uwe von seiner Arbeitsstelle ab und wir sind entlang des Chicago Rivers spaziert, vonwoaus man beeindruckende Blicke auf die hohen Gebäude Downtowns hat.


                      am Chicago River




                      Chicago River

                      Abends haben wir im Garten gegrillt. Für Uwe und Angela war es echt ein Glücksfall daß sie so nah an Downtown ein Haus mit Garten fanden.

                      Insgesamt war ich zweieinhalb Tage ich Chicago, einen vollen Tag am Beginn der Reise und anderthalb Tage am Ende. Eigentlich etwas wenig.

                      Am letzten Tag vor meinem Abflug zurück nach Deutschland haben Uwe, Konstantin und ich vormittags eine Fahrradtour gemacht, etwa 27 bis 28 km am Lake Michigan entlang. Der Vorteil dieser Route ist daß man hier endlos weit fahren kann ohne rote Ampeln und die Strecke sehr schön ist. Man sieht die Wolkenkratzer-Skyline aus verschiedenen Perspektiven und Richtungen.


                      Lincoln Park, Blick Richtung Süden auf Downtown


                      am Südende des Lincoln Park zieht sich der North Avenue Beach entlang mit Blick auf die Skyline im Hintergrund


                      North Avenue Beach am Lake Michigan


                      Blick vom Navy Pier Richtung Westen auf Downtown


                      Blick vom Navy Pier


                      die Skyline südlich vom Navy Pier


                      südlich vom Navy Pier kann man noch endlos am Seeufer entlang weiterfahren


                      die Skyline mit dem Willis Tower südlich vom Navy Pier


                      Blick zurück Richtung Norden auf die Skyline


                      Yachthafen südlich vom Navy Pier


                      zurück in der Alley hinter Uwe´s und Angela´s Haus am Ende der Tour

                      Nachmittags wollte ich dann mal abchecken was Chicago an Wildnis- und Outdoor-Regionen zu bieten hat. Nach kurzer Internet-Recherche fand ich den Des Plaines River in West-Chicago. Uwe und ich fuhren dort mit der Metro hin, die Fahrräder nahmen wir mit.


                      mit der Metro kommt man überall schnell und unkompliziert hin


                      in Cumberland stiegen wir aus

                      Wir fuhren direkt zum Des Plaines River. Das ist eine echt schöne Gegend, man findet hier keine Stadtpark-Atmosphäre, sondern ein richtiges Wildnisgebiet mitten in der Großstadt. Der Verkehrslärm der umliegenden Straßen war zwar zu hören, aber ansonsten fühlt man sich hier wie in der abgelegenen Walachei.

                      Wir fuhren paar Meilen auf schmale Trails am Fluss entlang und sahen dabei sechs oder sieben Rehe, darunter ein Muttertier mit ihren zwei Jungen. Laut einer Infotafel ist dieser Trail 17 Meilen lang und danach sollen Anschlusstrails bis hoch nach Wisconsin weiterführen.


                      Des Plaines River, West-Chicago


                      auf Trails geht´s durch eine schöne Waldwildnis am Des Plaines River entlang




                      Des Plaines River - Wildnisgebiet in der Großstadt


                      Rehe in der Großstadt


                      ein Muttertier mit ihren beiden Jungen

                      Hier bekommt man richtig Lust den ganzen Tag weiterzufahren, aber leider war unsere Zeit zu kurz. Es war schon spätnachmittag und wir mussten wieder zurück in die City.


                      Rechts der Willis Tower, 108 Etagen, 443 m hoch bis zum Dach und 527 m bis zur Spitze der Antenne, war lange Zeit das höchste Gebäude der Welt. Nach dem Bau einiger höherer Wolkenkratzer in Asien verblieb ihm aber noch der Titel des höchsten Wolkenkratzers Nordamerikas. Nachdem im Mai 2013 das One World Trade Center in New York fertiggestellt wurde, verlor er auch diesen Titel. Heute ist der Willis Tower das höchste Gebäude Chicagos, das zweithöchste der USA und zehnthöchste der Welt.

                      Auf dem Willis Tower war ich diesmal nicht, dort war ich 1999 schon oben. Damals hieß er noch Sears Tower und der Eintritt hat 8 Dollar gekostet. Heute muss man das vierfache blechen, also 32 Dollar, die haben echt einen Vogel!

                      Dafür war ich auf dem Hancock Tower. Dort befindet sich in der 96.Etage eine Panorama-Bar mit phantastischen Blick über die Stadt. Eintritt kostet es keinen, dafür muss man mindestens ein Getränk bestellen. Wenn man keine teuren Cocktails nimmt, sondern nur eine einfache Coca Cola (=winzig klein) ist man incl. Trinkgeld mit etwa 7 Dollar dabei.

                      Am Abend zuvor war ich auch schon mit Uwe und seiner Familie dort. Wir wurden aber nicht reingelassen, weil da ab 19 Uhr keine Kinder mehr reindürfen. Dafür sind wir dann in den Millenium Park spazieren gegangen und anschließend wieder nach hause gefahren. Am Tag meines Heimfluges bin ich dann alleine noch schnellmal zum Hancock Tower gegangen, weil ich unbedingt noch paar Fotos von oben machen wollte. Wegen der grauen Bewölkung war das Wetter aber nicht mehr ganz so gut.
                      Trotzdem Hammer-Blick!! Vom Willis Tower wäre die Aussicht nicht besser gewesen!!!


                      das dunkle Gebäude mit den zwei Antennen ist der Hancock Tower, 100 Etagen, das vierthöchste Gebäude Chicagos und achthöchste der USA


                      Blick vom Hancock Tower. Der schwarze Wolkenkratzer im Hintergrung ist der Willis Tower




                      der Lake Michigan vom Hancock Tower


                      Blick vom Hancock Tower


                      2. die Anreise zum ersten Trekkingstartpunkt

                      Am zweiten Tag meiner USA-Reise fuhr morgens um 9:15 mein Bus nach Ashland, Wisconsin ab. Elf Stunden Fahrt über Milwaukee, mit Umsteigen in Minneapolis und Duluth.

                      Wisconsin und Minnesota fand ich recht schön, sehr grün mit viel Wald. Je weiter nach Norden man kommt, desto größer und flächendeckender werden die Wälder.

                      Ashland ist eine kleine Stadt mit 8000 Einwohnern am Ufer des Lake Superior im Norden von Wisconsin. Ankunft abends halb elf im Dunkeln.
                      Bin paar Kilometer zum Walmart Supercenter an den östlichen Stadtrand marschiert, wo ich meinen Trekkingproviant kaufen will.
                      In den USA haben die Supermärkte zwar die ganze Nacht auf aber heute hatte ich keinen Nerv mehr zum shoppen und habe nebenan in einem kleinen Waldstück mein Camp aufgeschlagen.


                      der Walmart von Ashland

                      Am nächsten morgen kaufte ich meinen Trekkingproviant für 17 Tage ein, 89 Dollar hat das gekostet. Zusammen mit den zwei Kilo Milchpulver und 2,5 kg Müsli, die ich mir für 51 Euro schon zuhause in Hamburg besorgt hatte, kam ich so auf einen Schnitt von umgerechnet 7,70 Euro pro Tag für den ersten Trek und habe für die nächsten 17 Tage nun keine weiteren Ausgaben mehr.

                      Habe pro Tag 800 g Essen mit und 3500 bis 4000 Kalorien. Es dauerte ne Weile bis ich alles im Rucksack verstaut und verpackt hatte. Unnötigen Verpackungsmüll habe ich schon gleich entfernt und weggeschmissen und vieles in Ziplock-Plastikbeutel umgefüllt.

                      In 18 Tagen muss ich wieder zurück in Ashland sein, denn am 30.Juni geht mein Bus nach Wyoming.

                      Nach dem Frühstück bei Subway stellte ich mich an den Highway und hielt den Daumen raus. Nach nur 5 bis 10 Minuten hielt auch schon ein Auto an und nahm mich mit.
                      Zehn Meilen weiter, beim Bad River Casino, stieg ich wieder aus. Hier startet mein Trek.


                      per Anhalter zum Trekkingstartpunkt


                      Bad River Casino - hier startet mein Trek

                      Die Frage warum ich nicht schon direkt in Ashland meinen Trek starte, sondern erst 10 Meilen per Anhalter rausfahren muss, ist einfach zu beantworten: für die ersten 10 Meilen ab Ashland sah die Lake Superior Seeuferwildnis auf Google Earth ziemlich versumpft und unpassierbar aus, auch der Bad River wird wahrscheinlich unfurtbar sein.

                      Für die nächsten 16 Tage verschwinde ich nun in den Wäldern............

                      P.S.: für eine Großansicht der Fotos bitte zweimal auf dem jeweiligen Foto klicken. Das gilt auch für alle nachfolgenden Posts, die noch kommen werden!
                      Zuletzt geändert von berniehh; 29.08.2015, 00:48.
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                      • berlinbyebye
                        Fuchs
                        • 30.05.2009
                        • 1197
                        • Privat


                        #12
                        AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                        Bis jetzt ist noch nichts passiert.
                        Aber ich weiß, dass mir bald wieder die Kinnlade ´runterklappen wird.

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                        • berniehh
                          Alter Hase
                          • 31.01.2011
                          • 2501
                          • Privat


                          #13
                          AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                          Trek 1
                          Lake Superior Seeufer- und Waldtrek

                          Länge: 299 km
                          Dauer: 16 Tage


                          Warum habe ich mich für diese Route entschieden? Was sind die Attraktionen dieser Gegend?

                          Nun, als ersten Trek wollte ich einen Wald- und Küstentrek machen und auf der Suche nach einer geeigneten Route stieß ich auf diese Gegend. Hier gibt es den Lake Superior, den obersten der großen nordamerikanischen Seen. Mit seinen fast 600 Kilometern Durchmesser fühlt man sich hier wie an einem Binnenmeer. Der Lake Superior ist der flächenmäßig größte Süßwassersee der Erde.
                          Die gerölligen Steiluferstrände haben teilweise etwas Ähnlichkeit mit der deutschen Ostseeküste, nur ist es am Lake Superior viel wilder und dünner besiedelt.

                          Dann gibt es hier noch Wälder soweit das Auge reicht. Der gesamte Norden Minnesotas, Wisconsins und Michigans ist waldbedeckt. Es sind auch noch recht schöne und hohe Mischwälder aus Laub- und Nadelbäumen, ähnlich wie die mitteleuropäischen Wälder, nur deutlich dichter, düsterer, wilder und urwüchsiger. Teilweise kommt man sich schon wie in einem Regenwald vor.

                          Abgesehen von paar Hügelketten ist das Land überwiegend flach. Aufgrund der hohen Niederschlagsmenge ist der Waldboden an vielen Stellen recht sumpfig, weswegen es hier im Sommer nur so von Mücken wimmelt.

                          Durch dieses Land verläuft der North Country Trail (NCT), der 4600 Meilen von New York nach North Dakota führt. Den bin ich fast 200 Kilometer durch den westlichen Teil der Upper Peninsula Michigans gefolgt. Fast durchgehend auf verwachsenen, stellenweise sehr matschigen und wenig begangenen Waldpfad, der ein super Wildnisfeeling bietet und auf dem man ewig lang wandern kann ohne andere Wanderer zu treffen. Einfach nur Wälder pur! Wer Wälder liebt, für dem ist diese Gegend ein Paradies und wer keine Wälder mag sollte besser nicht hierherkommen!

                          1. und 2.Tag:Lake Superior Seeufer

                          Gleich nach meiner Ankunft beim Bad River Casino wander ich mit schwerem Rucksack los, runter von der Straße und direkt in die Wälder rein, weglos und querfeldein durchs Unterholz. Es ist ein schöner urwüchsiger Nadel- Laub- Mischwald, dichter und schwieriger zu durchqueren wie deutsche Wälder, etwas plackerig aber immer noch OK zum wandern. Trotzdem, wenn das Gelände so bleibt schaffe ich keine 20 km pro Tag.

                          Nach zweieinhalb Stunden und 4,5 km stoße ich auf den Strand des Lake Superior, endlich!
                          Hier erstmal hinsetzen und Zecken aus meinem Körper und Kleidung ziehen, bestimmt 20 Stück! Es wimmelt hier nur so von den Biestern. Zum Glück keine gefährlichen, die die Borreliose übertragen, davon habe ich während der Tour keine gesehen. Diese hier werden wood ticks genannt, sie sind zwar nervig, aber ungefährlich.


                          hier stoße ich an den Strand

                          Für die nächsten 85 Kilometer folge ich die Küste Richtung Osten. Oh, immer wieder sage ich Küste, dabei ist es ja nur ein See, aber man fühlt sich hier wie am Meer.
                          Nun leichtes und schnelles Wandern am Strand. Landschaftlich super, geröllige Steiluferstrände, wild und unerschlossen, dahinter alles bewaldet.

                          Erst hier sehe ich auf der Karte daß ich mich in der Bad River Indian Reservation befinde. Am Anfang waren paar Leute am Strand, die da oben in den Wäldern vermutlich ihre Hütten oder Häuser haben.
                          Danach sehe ich für den Rest des Tages niemanden mehr, nur menschenleere Traumstrände, kilometerweit.

                          Nach fünfeinhalb Kilometer Strandwandern finde ich eine super Campstelle.


                          heute folge ich noch für fünfeinhalb Kilometer das Seeufer


                          Lake Superior - kilometerweite menschenleere Traumstrände


                          ein Bach mündet hier ein


                          für den letzten Kilometer geht´s unterhalb lehmiger Böschungen entlang, die bis nahe zum Wasser abfallen. Der Strand ist hier nur sehr schmal


                          Camp 1


                          Abendsonne beim Camp


                          Sonnenuntergang von meinem Camp

                          Am nächsten Morgen folge ich weiter das Seeufer. Leider endet beim Camp der gut begehbare Strand und das Vorwärtskommen wird langsam und nervig. Es ist nur noch ein sehr schmaler Steinstrand da, der permanent von herüberhängenden Ästen und Bäumen blockiert wird, die meistens bis weit ins Wasser reinreichen. Das heisst für die nächsten zweieinhalb Kilometer musste ich fast durchgehend im Wasser waten um daran vorbeizukommen, alles andere wäre zu plackerig. Habe erst noch versucht weglos durch die Wälder oberhalb des Steilufers entlangzugehen, dann aber gemerkt daß das Wasserwaten doch die einfachere Lösung ist.


                          für zwei Stunden musste ich fast durchgehend im Wasser waten um hier vorbeizukommen

                          Nach zwei Stunden umrunde ich den Marbie Point, dahinter endlich wieder leichtes Vorwärtskommen auf schöne Sand- und Geröllstrände und ich mache erstmal Frühstückspause.


                          hinter dem Marbie Point fangen wieder schöne Strände an


                          die nächsten 7 bis 8 Kilometer geht´s so weiter


                          leichtes Strandwandern

                          Nach 10 Kilometern erreiche ich die Mündung des Montreal River, hier steile Klippen und die Mündung ist zu tief zum durchwaten.

                          Der Montreal River bildet die Grenze zwischen Wisconsin und Michigan. Ab nun führt der Rest meiner Tour über die Upper Peninsula Michigans. Der Bundesstaat Michigan besteht aus zwei großen Halbinseln: Im Süden die Lower Peninsula zwischen dem Lake Michigan und Lake Huron und im Norden die Upper Peninsula zwischen dem Lake Michigan und Lake Superior. Auf der Lower Peninsula liegen die Bevölkerungszentren und das Farmland, aber der Norden der Lower Peninsula besteht zu 50 Prozent aus Wäldern. Die Upper Peninsula dagegen besteht, mit Ausnahme paar kleiner Farmlandinseln, fast vollständig aus Wäldern und ist nur sehr dünn besiedelt.


                          Mündung des Montreal River

                          Am Montreal River verlasse ich das Seeufer, steige die steile Böschung hoch und wander über einen Kilometer durch Wald oberhalb der Flußschlucht entlang zu einer Highwaybrücke.

                          Für die nächsten 9 bis 10 Kilometer, bis zum Little Girl´s Point, muss ich einen langweiligen Abschnitt überbrücken, denn ich muss der Straße folgen, die hier nahe am Seeufer entlangverläuft. Einen Strand gibt es hier nicht, steile Felsklippen fallen bis zum Wasser ab und zwischen dem Seeufer und der Straße liegen Privatgrundstücke, die bis an die Abbruchkante heranführen. Es gibt hier praktisch keine andere Möglichkeit als der Straße zu folgen, ausser mal will sich weiter inland weglos durch die Wälder plackern.


                          für 9 bis 10 Kilometer muss ich der Straße folgen, das ist alles andere als attraktiv!

                          Dies ist der unattraktivste Abschnitt des gesamten Treks, aber beim Little Girl´s Point biegt die Straße endlich von der Küste weg Richtung Inland und der Strand wird wieder bewanderbar,.......oh, jetzt habe ich schon wieder Küste gesagt.

                          Nun bin ich wieder in der Wildnis, aber es wird bald dunkel. Ich wander noch anderthalb Kilometer bis ich im Wald oberhalb des Steilufers einen Platz für mein Zelt finde.


                          Camp 2
                          Zuletzt geändert von berniehh; 30.08.2015, 00:40.
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                          • doast
                            Erfahren
                            • 17.02.2014
                            • 132
                            • Privat


                            #14
                            AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                            Super bis hier her. Bin gespannt auf das was folgt!

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                            • berniehh
                              Alter Hase
                              • 31.01.2011
                              • 2501
                              • Privat


                              #15
                              AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                              3. und 4.Tag: Lake Superior Seeufer

                              Zunächst ist es noch neblig, ich komme erst um 11 Uhr los, danach wird das Wetter schön.
                              Es sind noch zwei Tage bis zur Porcupine Mountains Wilderness.

                              Ich folge den ganzen Tag die Küste, zunächst ein kurzes Stück den felsigen Strand, dann geht es plötzlich nicht mehr weiter und ich muss die Steilböschung hochsteigen in den Wald rein.


                              schwieriges Gelände, aber gleich wird der Strand unpassierbar

                              Das Ufer ist für die nächsten 11 Kilometer zu felsig und unpassierbar zum wandern. Ich bleibe also nun im Wald oberhalb der Böschung. Das Vorwärtskommen war nicht gerade mega gut, ich versuche immer so nah wie möglich an der Abbruchkante zu bleiben, manchmal finde ich schmale Wildwechsel, ansonsten ist das Gelände weglos. Das nervige an der Sache ist daß man ständig tief eingeschnittene Bachrinnen durchsteigen muss, die hier ins Meer münden. Es geht also ständig rauf und runter. Oft weiche ich etwas weiter Richtung Inland aus, wo die Bachrinnen nicht so tief oder ganz weg waren. Der Wald ist recht schön, meist Laubwald und ständig Blicke durch die Bäume auf den Lake Superior.


                              für die nächsten 11 km geht´s weglos durch Wald




                              manchmal Blick durch die Bäume auf die felsige Küste



                              Irgenwann am Nachmittag wird der Strand endlich wieder bewanderbar. Die Strandroute ist schon angenehmer als das weglose Waldwandern und nun komme ich auch wieder schneller vorwärts. Es ist eine Mischung zwischen Fels- und Steinstrand, später schöne flache Steinstrände. Phantasische Wildnis, auch wenn es eigentlich keine richtige unerschlossene Wildnis ist, denn oben auf den Hügeln befinden sich manchmal versteckt im Wald einige Privathütten oder Häuser, die natürlich auch einen Pisten- oder Fahrweganschluss haben. Glücklicherweise bekommt man davon hier unten am Strand kaum was mit. Über den ganzen Tag verteilt habe ich nur drei Angler von weitem gesehen.

                              Dreieinhalb Kilometer weiter finde ich bei einen kleinen Bach eine super Campstelle, habe heute nur 15,5 km geschafft. Es war teilweise ein etwas nerviger und langsamer Tag, aber auch sehr schön.


                              ab hier wird die Küste wieder bewanderbar


                              dann folgen schöne flache Steinstrände


                              Camp 3


                              der Strand beim Camp

                              Am nächsten Tag ist das Wetter ebenfalls ganz akzeptabel, zwar meistens mit einer dünnen Wolkendecke, aber auch mit sonnige Abschnitte dazwischen.

                              Ich folge weiter den Strand Richtung Osten. Graue Stein-, Geröll- und Felsstrände, gut bewanderbar, aber manchmal etwas schmal und mit umgestürzte Bäume blockiert.


                              unerschlossene Naturstrände, kilometerweit









                              Nach 8 bis 9 Kilometern erreiche ich den Black River Harbor, einen kleinen Bootshafen bei einer Flussmündung, auch mit Straßenanschluss. Hier ist natürlich einiges los, war ja auch klar wegen den Straßenanschluss. Ich stoße das erste Mal auf den North Country Trail, der hier auf einer Holzbrücke den Fluss quert und traf auch gleich zwei junge Hiker aus Michigan. Die beiden sind 14 Tage auf den NCT unterwegs, wollen bis zur US 41 wandern, was auch mein Endziel sein wird! Sie haben aber nur Essen für paar Tage im Rucksack und lassen sich unterwegs ein neues Proviantpaket per Post nach Victoria schicken.


                              Black River Harbor - hier war einiges los und ich war für kurze Zeit wieder in der Zivilisation

                              Vom Black River Harbor führt der NCT Richtung Nordosten durch die Wälder und stößt bei der Mündung des Presque River, wieder an den Lake Superior. Ich folge hier aber nicht den NCT, sondern wander für die nächsten 5 bis 6 Kilometer weglos am Strand entlang zur Presque River Mündung. Es ist ein sehr schöner Küstenabschnitt, den ich mir nicht entgehen lassen wollte. Den NCT werde ich später noch lange genug folgen.


                              Strandwanderung zum Presque River




                              nach einigen Kilometern wird der Strand schmaler










                              der Strand wird immer schmaler und verschwindet dann teilweise ganz so daß man manchmal für ein kurzes Stück obern wandern muss



                              Beim Presque River beginnt die Porcupine Mountains Wilderness. Hier stoße ich wieder auf den NCT, der für die nächsten paar Meilen identisch mit dem Lake Superior Trail ist. Es ist ein vielbegangener Pfad, denn die Porcupine Mountains Wilderness ist eine beliebte Trekkinggegend.


                              Presque River


                              Lake Superior Trail & North Country Trail - Porcupine Mountains Wilderness

                              Die Moskitoplage scheint hier jeden Tag schlimmer zu werden, es ist inzwischen fast wie in Lappland.
                              Langsam wird es Zeit eine Campstelle zu finden. Bei der ersten Bachquerung, anderthalb Kilometer vom Presque River, verlasse ich den Trail und wander weglos durch Wald zur Küste. Der Strand ist dort aber nur schmal und bietet keine gute Campmöglichkeiten, ich finde aber einen schönen Platz oberhalb der Böschung. Vom Trekkingstartpunkt habe ich nun schon 68,5 km geschafft.


                              Camp 4


                              Blick vom Camp


                              der Strand unterhalb meines Camps
                              Zuletzt geändert von berniehh; 30.08.2015, 20:28.
                              www.trekking.magix.net

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                              • Mika Hautamaeki
                                Alter Hase
                                • 30.05.2007
                                • 3996
                                • Privat


                                #16
                                AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                Oh man, mal wieder ganz große Bilder.
                                Hättest Du den Ort nicht geschrieben, hätte man die Küste auch nach Estland verschicken können.
                                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                A. v. Humboldt.

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                                • berniehh
                                  Alter Hase
                                  • 31.01.2011
                                  • 2501
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                  Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                                  Hättest Du den Ort nicht geschrieben, hätte man die Küste auch nach Estland verschicken können.
                                  stimmt
                                  www.trekking.magix.net

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                                  • berniehh
                                    Alter Hase
                                    • 31.01.2011
                                    • 2501
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                    5. bis 7.Tag: Porcupine Mountains Wilderness

                                    Die nächsten zweieinhalb Tage führen mich durch die Porcupine Mountains Wilderness, genannt auch Porkies, die aus eines der größten noch existierenden unberührten Lauburwäldern Nordamerikas bestehen. Außer Wälder gibt’s auch noch weitere Highlights, wie der Lake Superior, Hügelketten mit felsige Abbruchkanten sowie der Lake of the Clouds.

                                    Bin am Morgen von meinem Camp zurück zum Pfad gewandert und folge weiter den Lake Superior Trail bzw. North Country Trail durch Wald, ein sehr schöner Wald. Nach 6 Kilometern stößt der Pfad das erste Mal wieder an den Lake Superior. Hier liegt eine traumhafte Campstelle im dichten Wald direkt am See, so daß ich es fast bedauere gestern nicht noch bis hierhergekommen zu sein. Hier mache ich Frühstückspause und treffe die beiden NCT-Hiker aus Michigan wieder. Sie haben hier auch Frühstückspause gemacht und wollten gerade weiterziehen.


                                    die ersten 6 km führt der Pfad durch Wald


                                    dann komme ich wieder an den Lake Superior



                                    Zwei Kilometer weiter gabelt sich der Trail. Der North Country Trail biegt Richtung Inland und der Lake Superior Trail bleibt nahe am Seeufer. Ich nehme den Lake Superior Trail weil ich noch einen großen zweitägigen Schlenker machen will, um die landschaftlichen Highlights der Porcupine Mountains mitzunehmen. Die beiden aus Michigan werde ich wohl nicht nocheinmal wiedertreffen, denn wenn ich in zwei Tagen zurück auf den NCT komme, werden sie schon über alle Berge sein.

                                    Der Rest des Tages ist einfach traumhaft, der Pfad führt durch dichten urwüchsigen Wald nahe am Seeufer entlang, manchmal direkt am Ufer und sonst oberhalb der Waldböschung. Ich treffe gelegentliche Wanderer, aber nicht zu viele, paar Gruppen am Tag, die Porkies sind eben eine beliebte Trekkinggegend. Entlang des Sees findet man so einige traumhafte Backcountry-Campsites, auf denen man gratis und permitfrei campen kann. Sie sind mit Bearpole ausgestattet und einer Feuerstelle. Nicht daß ich eine Feuerstelle brauche, ich mache auf Treks nie ein Feuer, aber für die meisten Amerikaner scheint ein Campfeuer zu einer Trekkingtour dazuzugehören.


                                    der Lake Superior Trail


                                    Lake Superior Trail - traumhafter Waldpfad




                                    hier geht´s mal für ne Weile direkt am Ufer entlang


                                    ....dann wieder ein Stück vom See weg oberhalb Böschungen


                                    Lake Superior

                                    Nach 18,5 Kilometern schlage ich auf einer schönen Campsite am Seeufer mein Zelt auf. Später kommt noch ein Wanderer aus Chicago hinzu, so daß ich etwas Gesellschaft hatte. Dann auch noch zwei aus Michigan, der eine vom Aussehen eher ein Typ den man lieber nicht irgendwo alleine im dunkeln treffen möchte, von seinem Gürtel baumelte ein Revolver herunter. Es war nicht das einzige Mal in diesem Sommer daß ich ein Wanderer mit Revolver traf. Ich war neugierig und fragte nach:
                                    „Wofür brauchst du denn den Revolver?“
                                    „Für alles mögliche, Bären, Wölfe.........., ich bin schon zu alt zum wegrennen.“


                                    Camp 5


                                    das Seeufer beim Camp


                                    beim Camp


                                    die anderen drei Wanderer am Camp 5, links der aus Chicago, die beiden rechten aus Michigan, der hintere war der mit dem Revolver



                                    Am nächsten Vormittag regnet es und ich wander daher erst gegen halb zwei los. Zwei Kilometer vom Camp verlässt der Trail endgültig den Lake Superior und biegt Richtung Inland. Gerne würde ich zwar noch paar Tage weiter so durch Wald am Seeufer entlangwandern, aber trotzdem fand ich es OK, denn 6 bis 7 Kilometer weiter würde das Seeufer eh uninteressant werden, mit zuviel Zivilisation und sogar eine Straße in Ufernähe.
                                    Für den Rest meines Treks wander ich also Inland weiter.


                                    an sumpfigen Stellen ist der Trail mit Brettern ausgelegt


                                    letzter Blick zurück zum Lake Superior,......ab hier verlasse ich den See endgültig



                                    Bis morgen Mittag wander ich noch auf dem Trailnetz durch die Porcupine Mountains Wilderness, wobei ich hin und wieder mal paar Wanderer treffe, im Schnitt zwei bis drei Gruppen am Tag. Nur beim Lake of the Clouds Viewpoint waren paar mehr Leute, denn hier kommt man auch mit dem Auto hin und ich kreuze eine Straße. Hinter der Hügelkette liegt der Lake of the Clouds auch schon. Ich folge weiter den Carp River Trail oberhalb der felsigen Abbruchkante mit super Blicke über das grüne Waldtal mit den etwa 2 km langen See.


                                    Lake of the Clouds


                                    das grüne Waldtal des Carp River


                                    Lake of the Clouds


                                    Lake of the Clouds




                                    der Carp River Trail führt für paar Kilometer oberhalb der felsigen Abbruchkante entlang


                                    Blick vom Carp River Trail

                                    Hier oben wären auch klasse Campstellen und eigentlich hatte ich auch vor hierzubleiben. Leider finde ich keine akzeptablen Wasserquellen und so wander ich noch 3 bis 4 Kilometer weiter ins Carp River Valley runter, wo ich direkt am Fluss eine herrliche Campstelle finde. Nur 15 Kilometer habe ich heute geschafft, aber kein Wunder wenn ich erst halb zwei loswander.


                                    Camp 6 am Carp River


                                    Camp 6 - direkt vor meinem Zelt liegt der Carp River

                                    Für die erste Hälfte des nächsten Tages, es ist schon der siebte Tag, gibt’s nicht viel zu schreiben. Ich folge den Correction Line Trail und Little Carp River Trail am Mirror Lake und Lily Pond vorbei. Nach 10 Kilometern stoße ich wieder auf den North Country Trail, den ich ab nun folgen werde.


                                    Correction Line Trail - der führt durch besonders hohen und urwüchsigen Wald


                                    Mirror Lake - Porcupine Mountains Wilderness


                                    Little Carp River Trail


                                    herrlicher Wald


                                    Lily Pond


                                    nun wieder auf dem North Country Trail

                                    Weil die Porcupine Mountains Wilderness vier Kilomter weiter schon endet, setze ich mich hier erstmal hin und mache Mittagspause. Bis hierher war die heutige Route sehr schön und was danach kam überraschte mich...............
                                    Zuletzt geändert von berniehh; 01.09.2015, 22:28.
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                                    • MatthiasK
                                      Dauerbesucher
                                      • 25.08.2009
                                      • 923
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                      Wenn schon USA dann hätte ich dich ganz sicher in Alaska vermutet, oder eben in den kanadischen Rockies..interessant das du dich für Teton und Wind River entschieden hast! Freue mich auf mehr!

                                      Wie du es geschafft hast in fast 3 Monaten nur 1500 Euro inkl. Tickets zu brauchen ist mir allerdings ein absolutes Rätsel.
                                      Zuletzt geändert von MatthiasK; 02.09.2015, 20:57.
                                      3000 Kilometer zu Fuß durch die österreichischen Alpen

                                      Kommentar


                                      • Carsten010

                                        Fuchs
                                        • 24.06.2003
                                        • 2074
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                        Oh Mann....

                                        der Bernieh mal wieder.

                                        Läuft einfach alle Sachen auf meiner Bucket List ab :-)

                                        Absaroka, Tetons und Wind River.... wenigstens hat er mir Sachen im Olympic NP übrig gelassen.

                                        Sehr cool finde ich aber auch die Route entlang des Sees.

                                        CU

                                        Carsten
                                        Eine komplette UL-Ausrüstung in einem Shop gekauft

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                                        • Mortias
                                          Fuchs
                                          • 10.06.2004
                                          • 1232
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                          Wow, Respekt dass Du so schnell nach dem Ende Deiner Tour bereits in dei Tasten gehauen hast. Sind echt einige wirklich tolle Waldlandschaften dabei. Wobei ich glaube, dass mir das auf Dauer etwas zu monoton zum Wandern gewesen wäre. Aber in Deinem bericht verfolg ich das natürlich gerne.

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                                          • Mika Hautamaeki
                                            Alter Hase
                                            • 30.05.2007
                                            • 3996
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                            Wo gerade Kanada angesprochen wurde, hast Du das auch auf deiner zu-machen-Liste? Nunavut soll laut Aussage meines Cousins sehr lohnend sein, der hat dort mehrere Sommer in der Wildnis gearbeitet.
                                            So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                            A. v. Humboldt.

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                                            • berniehh
                                              Alter Hase
                                              • 31.01.2011
                                              • 2501
                                              • Privat


                                              #23
                                              Vielen Dank für die netten Kommentare

                                              Zitat von MatthiasK Beitrag anzeigen
                                              Wenn schon USA dann hätte ich dich ganz sicher in Alaska vermutet, oder eben in den kanadischen Rockies.
                                              Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                                              Wo gerade Kanada angesprochen wurde, hast Du das auch auf deiner zu-machen-Liste?
                                              In Kanada habe ich schon zwei große Touren gemacht, jeweils für einen ganzen Sommer:
                                              1) 60 Tage durch die kanadischen Rockies
                                              2) 70 Tage weglos durch die Coast Mountains im Norden von BC und Südost-Alaska

                                              Kanada und Alaska stehen sicher immer noch ganz oben auf meiner Wunschliste, auf Nummer eins die nördlichen kanadischen Rockies im Norden von BC.

                                              Zitat von Carsten010 Beitrag anzeigen
                                              wenigstens hat er mir Sachen im Olympic NP übrig gelassen.
                                              über die Olymics habe ich nur keinen Bericht geschrieben

                                              Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                              Sind echt einige wirklich tolle Waldlandschaften dabei. Wobei ich glaube, dass mir das auf Dauer etwas zu monoton zum Wandern gewesen wäre.
                                              ja, tagelang durch Wälder zu wandern ist halt nicht jedermanns Sache. Spektakuläre Gebirgslandschaften oberhalb der Baumgrenze werden da später aber auch noch mehr als genug kommen

                                              Zitat von MatthiasK Beitrag anzeigen
                                              Wie du es geschafft hast in fast 3 Monaten nur 1500 Euro inkl. Tickets zu brauchen ist mir allerdings ein absolutes Rätsel.
                                              das war gar nicht so schwer wie gedacht. Ich hatte auch erst vermutet daß ich viel mehr Geld brauchen werde:
                                              dreiviertel meiner Reisezeit war ich auf Trekkingtour. Mein Schnitt lag da zwischen 7 und 7,50 Euro pro Tag für Essen.
                                              Im restlichen Viertel meiner Reisezeit, als ich in der Zivilisation war, konnte ich mir daher einen Schnitt von 20 Euro pro Tag leisten, um abzüglich der Flug- und Bustickets auf einen Gesamtschnitt von 10,40 Euro pro Tag zu kommen. Mit 20 Euro kann man sich in den USA schon dreimal am Tag bei McDonalds die Wampe vollhauen,........was aber nicht heissen soll daß ich es auch jeden Tag gemacht habe
                                              Habe auch nicht über jedes Detail genau Buch geführt, hatte nur einen bestimmten Dollarbetrag mit und mich am Ende der Reise gewundert daß noch soviel übrig war. Unterkunftskosten hatte ich Null.
                                              www.trekking.magix.net

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                                              • MatthiasK
                                                Dauerbesucher
                                                • 25.08.2009
                                                • 923
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                Bewundernswert, ich schaffe es leider bei weitem nicht so sparsam zu sein. danke für die Aufschlüsselung.
                                                3000 Kilometer zu Fuß durch die österreichischen Alpen

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                                                • willo
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                                                  Administrator
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                                                  • 28.06.2008
                                                  • 9799
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                  Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                  dreiviertel meiner Reisezeit war ich auf Trekkingtour. Mein Schnitt lag da zwischen 7 und 7,50 Euro pro Tag für Essen.
                                                  Im restlichen Viertel meiner Reisezeit, als ich in der Zivilisation war, konnte ich mir daher einen Schnitt von 20 Euro pro Tag leisten, um abzüglich der Flug- und Bustickets auf einen Gesamtschnitt von 10,40 Euro pro Tag zu kommen. Mit 20 Euro kann man sich in den USA schon dreimal am Tag bei McDonalds die Wampe vollhauen,........was aber nicht heissen soll daß ich es auch jeden Tag gemacht habe
                                                  Erzähl das nicht meinem Chef, ich produziere hier ein vielfaches dessen jeden Tag an Spesen und das auch ohne Kosten für Unterkunft Dafür war ich auch noch nie bei McDonalds hier...

                                                  Aber trotzdem toller Bericht und ich freue mich schon ungemein auf besagte Gebirgspanoramen.
                                                  Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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                                                    Alter Hase
                                                    • 31.01.2011
                                                    • 2501
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                    Zitat von willo Beitrag anzeigen
                                                    Erzähl das nicht meinem Chef, ich produziere hier ein vielfaches dessen jeden Tag an Spesen und das auch ohne Kosten für Unterkunft Dafür war ich auch noch nie bei McDonalds hier...
                                                    Wenn ich von meinem Chef auf eine Geschäftsreise in die USA geschickt werden würde und das nicht selber zahlen müsste, würde ich da aber auch so richtig auf die Kacke hauen
                                                    www.trekking.magix.net

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                                                      Alter Hase
                                                      • 31.01.2011
                                                      • 2501
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                                                      #27
                                                      AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                      7. bis 9.Tag: North Country Trail

                                                      Bei meiner Routenplanung zuhause am Computer hatte ich zwar herausgefunden daß es den North Country Trail gibt und auch daß er hier irgendwo langführt. Paar kurze Abschnitte sahen auch recht vielversprechend aus, aber ansonsten hatte ich ihn bei meiner Planung eher links liegengelassen.

                                                      Von meiner Mittagspausenstelle am Tag 7 waren es noch einige Kilometer bis zur Querung der South Boundary Road, wo die Porcupine Mountains Wilderness endet und der Ottawa National Forest beginnt, durch den der North Country Trail für die nächsten 160 km führen wird.

                                                      Der Ottawa National Forest ist keine deklarierte Wilderness sondern dort wird auch Forstwirtschaft betrieben. Die Frage war natürlich was mich dort erwarten wird. Werden die Wege dort breiter und unattraktiver? Wird der NCT teilweise sogar entlang Forstwegen verlaufen? Sind die Wälder dort weniger schön? Wieviele Wanderer pro Tag werde ich treffen? Ich ahnte nichts gutes und habe vorsorglich schonmal eine weglose Route querfeldein durch die Wälder geplant. Habe mir dann aber gedacht, du kannst den NCT ja mal für ein Stück folgen und schauen ob er sich lohnt. Falls nicht, kann ich ja immer noch meine querfeldein-Waldroute gehen.

                                                      Was mich nach der Querung der South Boundary Road tatsächlich erwartete, überraschte mich:
                                                      Der Pfad wird nicht breiter, sondern sogar noch schmaler. Eigentlich kann man es schon nicht mehr als Pfad bezeichnen, sondern nur noch als Route, die nur vage bis stellenweise gar nicht mehr erkennbar ist.
                                                      Man folgt nur den blauen Markierungen an den Bäumen. An ein oder zwei Stellen waren auch die nicht mehr leicht zu finden. Falls man hier nicht einschätzen kann in welche Richtung der Trail verläuft, kann es sein daß man hier erstmal ne halbe Stunde nach der nächsten Markierung suchen muss.


                                                      der NCT nach ist nach Querung der South Boundary Road nur noch eine Route


                                                      sumpfige Abschnitte - wo ist der Trail und die Markierungen??

                                                      Der Wald wirkt auf mich überraschenderweise noch düsterer und urwüchsiger, teils mit sumpfigem Boden. Es ist eine abenteuerliche Route, nasse Füsse inclusive! Whow, ich bin begeistert!
                                                      Hier fühlt man sich eigentlich noch viel mehr in einer Wildnis als in den Porkies.
                                                      Die Pfade in den Porkies sind nur deshalb so gut frequentiert weil es eine beliebte Trekkinggegend ist und nicht weil dort der NCT durchführt.
                                                      Der NCT wird nur wenig begangen. Bis zum Trekende treffe ich nun keine Wanderer mehr. Die einzigsten Leute, die ich in den nächsten 9 Tagen überhaupt noch sehe, sind in vorbeirauschenden Autos, als der Trail wichtige Highways kreuzt,......und einmal vier Leute bei einem Wasserfall nahe eines Highways plus zwei Angler am letzten Tag. Hiker null!!!


                                                      Blick von meinem Camp 7 am Big Iron River West Branch


                                                      der Big Iron River West Branch am Tag 8 - da wandert man stundenlang auf einem verwachsenen selten begangenen Wildnistrail, dann muss der Fluss gequert werden und man findet dort eine moderne Brücke vor


                                                      Big Iron River


                                                      ab dem Big Iron River ist der Trail besser erkennbar, aber immer noch schmal und teils etwas verwachsen
                                                      www.trekking.magix.net

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                                                        Alter Hase
                                                        • 31.01.2011
                                                        • 2501
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                                                        #28
                                                        AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                        8. und 9.Tag: North Country Trail

                                                        20 Kilometer von der South Boundary Road quert der Trail die nächste Straße, die US64. Dahinter geht’s wie gehabt auf schmalem Pfad weiter.


                                                        nach Querung der US64 geht´s weiterhin auf schmalem Pfad weiter

                                                        Ich bin absolut begeistert wie die Amerikaner ihre Langdistanztrails anlegen. Solche Mogelpackungswege wie in Deutschland sind in den USA unüblich. Um mal den Unterschied zwischen den amerikanischen und deutschen Trails zu verdeutlichen:

                                                        In Deutschland wird bei der Neuanlegung eines Trails das bestehende Straßen- und Forstwegnetz in die Routenplanung mit einbezogen. Das bedeutet daß man auf einen durchschnittlichen deutschen Trail etwa 70 bis 80 Prozent der Strecke auf Straßen und befahrbare Wege wandert, wobei das Trekkingerlebnis natürlich ganz schön auf der Strecke bleibt. Nur auf den kurzen Restabschnitten wandert man auf schöne schmale Pfade.
                                                        Der Trail bekommt dann einen appetitanregenden Namen, wie z.B. Wildnistrail, Urwaldsteig, Hexenstieg usw......und auf den kurzen 20-prozentigen-schöne-Pfade-Abschnitten werden dann die Fotos für die Werbebroschüre gemacht, die dem Betrachter suggerieren soll, daß der komplette Trail auf solch attraktive Pfade verläuft.
                                                        Es werden schöne Prozentzahlen präsentiert, wie z.B. „über 70 Prozent auf naturnahe Wege“, wobei Forstwege bei denen auch mit unter die Kategorie naturnaher Wege laufen, wodurch die hohe Prozentzahl überhaupt erst zustande kommt, was sie aber, wenn überhaupt, dann nur versteckt im Kleingedruckten erwähnen. Bleibt die Frage was dann wohl die restlichen 30 Prozent Nicht-naturnaher Wege sein sollen. Das sind dann Asphaltstraßen!

                                                        Ein weiteres wichtiges Kriterium für die Routenführung deutscher Trails sind die kommerziellen Interessen der umliegenden Fremdenverkehrsämter. Die Trails werden absichtlich durch Orte und Städte gelegt, auch wenn sich dies leicht vermeiden ließe. Nicht etwa weil die Städte so schön sind, auch wenn die deutschen Städte im Unterschied zu den US-Städten meistens zwar auch sehr schön sind, sondern weil der vorbeikommende Wanderer dort Geld ausgeben soll in Restaurants, Hotels, Pensionen usw....., bei gleichzeitigem Mangel legaler Übernachtungsplätze draußen in den Wäldern abseits von Straßen und Forstwegen.

                                                        Auf einem US-Trail dagegen werden Orte und Städte prinzipiell umgangen. Man schläft draußen in den Wäldern. Auf populäre Trails, wie dem Appalachen Trail, gibt es Shelter, ansonsten zeltet man. In den Nationalparks und Wilderness Areas gibt es Backcountry-Campsites, zu denen man in der Regel nicht mit dem Auto hinkommt, abseits von Forstwegen und Straßen. Außerhalb der Parks kann man fast überall legal wild zelten.

                                                        Das vorhandene Straßen- und Forstwegnetz wird in die Routenplanung der Trails nicht mit einbezogen, sondern gemieden. Das bedeutet daß man auf den meisten US-Trails fast nur auf Pfade wandert. Ich bin dort jedenfalls noch keinen Trail gewandert auf dem das nicht so ist, wobei ehemalige Forstwege, die nicht mehr befahrbar sind, auch mit dazuzählen können.
                                                        Die Amerikaner scheinen zu wissen daß Fahrwegwandern unattraktiv ist. Sie legen lieber 50 Meter parallel eines Forstweges einen neuen Trail an, als daß sie die Hiker auf Forstwegen wandern lassen. Das heisst der Trail wird nicht angelegt, es werden da nur paar Markierungen an den Bäumen genagelt und gegebenfalls etwas freigeschlagen, also kein großer Akt. Der Pfad bildet sich dann mit der Zeit schon von alleine, von den Leuten die ihn benutzen.

                                                        Die amerikanischen Trails werden so konzipiert und angelegt um dem Wanderer das größtmögliche Trekkingerlebnis und Wildnisfeeling zu bieten!

                                                        Zwischen den amerikanischen und deutschen Trails besteht ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht. Nach 10 Tagen auf dem North Country Trail ist man, trotz der Mückenplage, trotz der ständigen Nässe und teilweise sehr matschigen Pfade absolut begeistert über diese geile Route und man wird süchtig nach mehr.
                                                        Auf dem Wildnistrail oder Hexenstieg in Deutschland dagegen hat man, aufgrund des endlosen Forstweggelatsches, spätestens am zweiten Tag bereits die Schnauze voll von diesen Trails.

                                                        Für die nächsten zweieinhalb Tage führt der Trail im ständigen auf und ab über diverse Hügelketten, die auf der einen Seite in steile Felshänge abfallen. Das sind die höchsten Felsabbrüche Michigans. Der Trail führt oft direkt oberhalb der Abbruchkante entlang, mit phantastische Blicke über die endlosen Wälder, soweit das Auge reicht. Dies ist ein ganz besonders schöner Abschnitt und das landschaftliche Highlight meines NCT-Abschnittes.


                                                        die nächsten zweieinhalb Tage kann man ständig solche weiten Blicke über die endlosen Wälder genießen


                                                        Camp 8


                                                        der NCT, für hunderte Kilometer nur ein schmaler wenig begangener Trail


                                                        der NCT ist mit blauen Punkten oder Rechtecken markiert


                                                        Blick vom NCT am Tag 9


                                                        Tag 9 - der NCT führt oberhalb der höchsten Felsabbrüche Michigans entlang




                                                        North Country Trail


                                                        Tag 9 - es geht den ganzen Tag so weiter


                                                        der NCT


                                                        Blick von der Abbruchkante


                                                        manchmal ist der Trail mal etwas stärker verwachsen


                                                        Blick vom Camp 9


                                                        Blick vom Camp 9
                                                        Zuletzt geändert von berniehh; 05.09.2015, 22:11.
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                                                          • 21.04.2014
                                                          • 64
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                          Danke für den wie immer interessanten Bericht, bin auch gespannt auf die Fortsetzung.
                                                          Interessant fand ich Deinen Kommentar zu den Langdistanzwegen in Deutschland und USA, habe ich mir noch nicht so überlegt, gebe Dir aber uneingeschränkt recht was Deutschland betrifft (USA kann ich nicht beurteilen), wenn ich drüber nachdenke.
                                                          Tadle nicht den Fluss, wenn Du ins Wasser fällst.

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                                                          • berniehh
                                                            Alter Hase
                                                            • 31.01.2011
                                                            • 2501
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                            Zitat von Ellipirelli Beitrag anzeigen
                                                            Interessant fand ich Deinen Kommentar zu den Langdistanzwegen in Deutschland und USA, habe ich mir noch nicht so überlegt, gebe Dir aber uneingeschränkt recht was Deutschland betrifft (USA kann ich nicht beurteilen), wenn ich drüber nachdenke.
                                                            das war mein persönlicher Gesamteindruck von meiner gesamten North Country Trail Route und anderer US-Trails, verglichen mit den deutschen Trails, so wie ich es sehe. Zeigt auch daß ich die deutschen Trails nicht mag
                                                            Obwohl, eigentlich hätte ich den Vergleich auch zum Ende als Fazit bringen können, denn gerade mein weiterer Trekverlauf bis zum Ende hin macht das ganze nochmal viel deutlicher
                                                            www.trekking.magix.net

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                                                            • berniehh
                                                              Alter Hase
                                                              • 31.01.2011
                                                              • 2501
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                              10.Tag:North Country Trail / Ottawa National Forest

                                                              Es geht weiter wie gestern, also den ganzen Tag auf schmalem Pfad, meist entlang der Hügelketten mit viele weite Fernblicke von den felsigen Abbruchkanten. Es ist aber nicht so daß man die ganze Zeit ununterbrochene Fernblicke hat, man ist schließlich im dichten Wald drin, nur manchmal sah man durch Waldlücken hindurch.

                                                              Zwischen den Hügelketten führt der Trail kilometerweit durch Ebenen mit besonders düstere und feuchte Urwälder bis die nächste Hügelkette beginnt.


                                                              düsterer Wald kilometerweit über flaches Gelände - mit teils sehr sumpfigen Pfaden


                                                              an kleinen Sumpftümpeln geht´s vorbei


                                                              Straßen und Fahrwege werden prinzipiel nur überquert - der Trail folgt denen nicht


                                                              nach Fahrwegquerungen geht es direkt auf schmale Pfade weiter


                                                              dann wieder Hügelketten mit felsige Abbruchkanten

                                                              Die Wanderung ist phantastisch und macht Spass. Bis zum Ende meiner Tour folge ich nun den North Country Trail und bin froh nicht meine ursprünglich geplante weglose querfeldein-Route nehmen zu müssen.
                                                              Wenn es den NCT nicht gäbe, oder der endlos weit über Forstwege verlaufen würde, hätte ich natürlich meine weglose Waldplackerroute bevorzugt,......auch wenn ich dann viel langsamer vorwärtsgekommen wäre.
                                                              Aber der North Country Trail ist eine sehr gute und lohnende Alternative.


                                                              Blick vom North Country Trail


                                                              der Trail verläuft entlang der Hügelketten


                                                              kleine Grasfläche mit Blumen


                                                              und nochmal Blick von der Abbruchkante

                                                              Paar Straßen und Forstwege werden im Laufe des Tages überquert. Dabei kann es auch schonmal vorkommen, daß vor Fahrwegquerungen Warnschilder aufgestellt werden......

                                                              …...auch wenn da nur ein schmaler grasbewachsener Waldweg überquert wird, auf dem vielleicht nur alle paar Wochen mal ein Auto vorbeikommt. Amerikanischer Humor!


                                                              der NCT oberhalb der Abbruchkante


                                                              dort unten kurvt sich der Ontanagon River West Branch durch den Wald


                                                              Am 10.Tag wander ich über 25 km und von etlichen Stellen während des gesamten Tages kann man solche Panoramen genießen


                                                              eine kleine Schlange am Weg, davon sieht man öfters mal welche


                                                              NCT-Panorama Tag 10




                                                              von meinem Camp 10 am Abend blickt man über das Victoria Reservoir
                                                              Zuletzt geändert von berniehh; 05.09.2015, 22:32.
                                                              www.trekking.magix.net

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                                                              • berniehh
                                                                Alter Hase
                                                                • 31.01.2011
                                                                • 2501
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                11. und 12.Tag: North Country Trail / Ottawa National Forest

                                                                Am Vormittag des 11.Tages komme ich durch Victoria, dem einzigsten Ort durch den der NCT auf meinem 10-tägigen Trekkingabschnitt führt. Im Prinzip weiß ich ja nichtmal ob das überhaupt ein richtiger Ort ist, auf der Topokarte sind da nur paar verstreut liegende Häuser eingezeichnet. Der NCT führt da auch nicht direkt durch sondern schön auf schmale Waldpfade um Victoria herum. Der NCT-Wanderer bekommt also nichts vom Ort mit.

                                                                Das einzigste was man von Victoria zu sehen bekommt ist die Old Victoria Historical Townsite, vom Wald überwucherte Ruinen aus einer Zeit um Ende des 18.Jahrhunderts, als die Upper Peninsula noch Pinonierland war und die wenigen Menschen, die zu der Zeit hier siedelten, darauf angewiesen waren alles was sie zum leben brauchen selber anzubauen und herzustellen.


                                                                der NCT führt direkt durch das Ruinengebäude


                                                                Old Victoria Historical Townsite

                                                                Einen halben Kilometer weiter stehen paar liebevoll restaurierte Häuser aus dieser Zeit neben einer Straße. Zwischen 1899 und 1921 befand sich hier eine Kupfermine und dies waren die Wohnhäuser der Minenarbeiter und deren Familien.




                                                                Old Victoria

                                                                Kurz dahinter liegt das kleine Old Victoria Shelter für Wanderer. Da ein Regenschauer begann, machte ich hier erstmal vier Stunden Pause. Dies wäre eine super Übernachtungshütte und mal eine angenehme Abwechslung zum zelten. Es wäre mir dann aber ein zu kurzer Wandertag geworden, deshalb wanderte ich nach dem Regen weiter.


                                                                Old Victoria Shelter - eine Übernachtungshütte für Wanderer

                                                                Hinter Victoria wird der West Branch des Ontanagon River gequert und dann verschwindet der Pfad wieder in den endlosen Wäldern der Upper Peninsula. Das hügelige Gelände ist nun vorbei, ab hier wird das Land flach, mit paar tiefer eingeschnittenen Flusstälern, in die man rein- und wieder raussteigen muss.


                                                                dort unten im Tal liegt der Ontanagon River West Branch, der Fluss ist auf dem Bild nicht zu sehen. Dahinter wird das Land flach und der Trail führt weiter durch die endlosen Wälder. das Foto habe ich von meiner Campstelle am Abend zuvor gemacht

                                                                Vor Victoria war der Trail ja schon wenig begangen, aber danach sieht er noch weniger frequentiert aus. Der Pfad ist verwachsen und tunnelt sich durch teilweise undurchdringliche Sekundärwälder und mückenverseuchte Sumpfgebiete. Manchmal war da kein Pfad mehr erkennbar und auch die Markierungen nicht ausreichend, ich muss manchmal ne Weile rumsuchen. Es ist eine abenteuerliche Route und etwas unangenehm nach dem Regen.


                                                                verwachsener Trail hinter dem Ontanagon River West Branch


                                                                im Hochwald wird der Trail wieder besser erkennbar


                                                                sumpfiges Dickichtgelände - die nächste Markierung habe ich schonmal gefunden, aber wo ist der Trail?


                                                                Standardschild bei fast jeder Straßenquerung. Es soll Autofahrer darauf hinweisen daß hier eine Trekkingroute die Straße kreuzt


                                                                an sumpfigen Stellen ist der Trail manchmal mit Brettern ausgelegt


                                                                die US45 wird gequert - gleich dahinter führt der Trail wieder in den Wald rein


                                                                North Country Trail

                                                                Zwei Kilometer nach Querung der US45 fand ich am Baltimore River eine gute Campstelle bei einem Wasserfall


                                                                Camp 11 - Blick aus meinem Zelt auf dem Wasserfall


                                                                Baltimore River am Camp 11


                                                                am Tag 12 geht´s weiter durch teilweise sumpfige Wälder


                                                                verwachsener Trail, der manchmal mit Baumstämmen blockiert ist

                                                                Aufgrund der vielfach sumpfigen Pfade und der dadurch ständig nassen Füsse bilden sich bei mir langsam schmerzhafte Scheuerstellen an den Füssen. Aber ich kann mir jetzt auch Zeit lassen, denn es sind nur noch 90 Kilometer zur US41, meinem Trekkingendpunkt.

                                                                Gegen Mittag des 12.Tages quere ich das Flusstal des Ontanagon River Middle Branch. Hier liegt eine besonders schöne und abgeschiedene Wildniscampstelle, aber leider war es noch viel zu früh mein Zelt aufzuschlagen. Dafür mache ich hier eine längere Mittagspause und genieße die Gegend.


                                                                Ontanagon River Middle Branch


                                                                Ontanagon River Middle Branch - auf einer Brücke wird der Fluss gequert

                                                                Fünfeinhalb Kilometer weiter quert der Trail die asphaltierte Gardner Road. Dahinter ist der NCT für die folgenden 4 Kilometer gesperrt, aus was für einem Grund auch immer. Ein Schild verweist auf eine 6 Kilometer lange Umleitung über Straßen und Forstwege.

                                                                Ich ignoriere den Bypass und folge weiter die Originalroute. Der Ontanagon River East Branch muss gefurtet werden und der Pfad ist auf diesem vier Kilometer langen Abschnitt so gut wie komplett zugewachsen und praktisch nicht mehr vorhanden. Viele Markierungen sind auch schon von den Bäumen gefallen, an einigen Stellen muss ich etwas länger rumsuchen bis ich die nächste fand. Als Pfad kann man es schon lange nicht mehr bezeichnen. Falls man den Beginn des Anschlusstrails nicht in sein GPS eingespeichert hat, was ich natürlich nicht hatte, ist dies ist eine navigatorisch recht anspruchsvolle Wildnisroute.

                                                                Keine Ahnung warum dieser Abschnitt geschlossen ist und stattdessen eine so langweilige Straßenumleitung präsentiert wird. Vielleicht sind sie ja der Ansicht daß die Flußfurt zu gefährlich werden könnte. Früher war dort mal eine Brücke, die Überreste davon kann man noch erkennen.


                                                                nur so ein Schild verweist auf die Umleitung


                                                                die Furtstelle über den Ontanagon River East Branch


                                                                wo ist der Trail und wo die Markierungen? ......die nächsten 4 Kilometer geht´s so weiter


                                                                am anderen Ende dann ein besseres Schild

                                                                Dann stoße ich wieder auf den Anschlusstrail und ich wander noch 3 Kilometer durch dichten düsteren Wald, der wie ein Urwald wirkt, bis ich direkt neben dem Pfad mein Zelt aufschlage.


                                                                Camp 12
                                                                Zuletzt geändert von berniehh; 06.09.2015, 12:43.
                                                                www.trekking.magix.net

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                                                                • Meer Berge
                                                                  Fuchs
                                                                  • 10.07.2008
                                                                  • 2381
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                  Boah, soooo viel Wald!
                                                                  Kein Wunder, dass die für Wanderer extra Pfade anlegen können.
                                                                  Bei uns in D ist das Verhältnis Menschen:Wald ja doch ein anderes ...

                                                                  Ich frage mich, wer sich um das Anlegen und Pflegen dieser Wege dort kümmert.
                                                                  Du sagst oft, sie sind oder scheinen kaum begangen.
                                                                  Dann ist es ja ein ziemlicher Aufwand an Arbeit und Geld, sie trotzdem anzulegen, frei zu halten, Brücken zu bauen, Bohlenwege begehbar zu erhalten, Markierungen zu erneuern, ...

                                                                  Der Rucksack von dem Männchen auf dem Wanderschild ist ja niedlich Dafür, dass der UL aussieht, geht das Kerlchen aber ganz schön gebeugt ...

                                                                  Gehwege an Straßen waren dagegen zumindest vor 20 Jahren im Gegensatz zu D kaum vorhanden.
                                                                  Ich erinnere mich, dass ich von einer Gastfamilie in einem Vorort von Minneapolis/St.Paul die vielleicht 2 km zum Mississippi hinunter laufen wollte. Gehwege an den Vorortstraßen gab es wenige. Dafür hielt jedes 2. Auto an und fragte, was mir passiert sei und ob sie mir helfen könnten. Auf meine Antwort, ich wolle zum Mississippi hinunter laufen, boten sie mir fast alle an, mich hinzufahren. Es war ihnen vollkommen unverständlich, dass ich lieber zu Fuß gehen wollte. Kopfschüttelnd fuhren sie weiter, sicher, dass ich nicht ganz dicht sei. Und schon hielt der nächste an. Dasselbe wieder.

                                                                  Auf dem fast leeren Supermarkt-Parkplatz wurde so lange im Kreis gefahren, bis man den Parkplatz direkt vor der Türe ergattern konnte ...

                                                                  Wandern diese Leute auf den Fernwanderwegen? Oder sind das überwiegend ausländische Touristen, für die die angelegt wurden? Sind sie ein Versuch, die Amis zum Wandern zu bringen? Ich erinnere mich an unsere Trimm-dich-Pfade in den 70ern.


                                                                  Ich freue mich schon auf deine Fortsetzungen! Besonders die mit Bergen.

                                                                  Viele Grüße,
                                                                  Sylvia

                                                                  Kommentar


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                                                                    Alter Hase
                                                                    • 31.01.2011
                                                                    • 2501
                                                                    • Privat


                                                                    #34
                                                                    Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                                                                    Boah, soooo viel Wald!
                                                                    Kein Wunder, dass die für Wanderer extra Pfade anlegen können.
                                                                    Bei uns in D ist das Verhältnis Menschen:Wald ja doch ein anderes ...
                                                                    etwa 30 Prozent der Fläche Deutschlands ist waldbedeckt - also Platz wäre auch bei uns mehr als genug

                                                                    Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                                                                    Ich frage mich, wer sich um das Anlegen und Pflegen dieser Wege dort kümmert.
                                                                    Du sagst oft, sie sind oder scheinen kaum begangen.
                                                                    Dann ist es ja ein ziemlicher Aufwand an Arbeit und Geld, sie trotzdem anzulegen, frei zu halten, Brücken zu bauen, Bohlenwege begehbar zu erhalten, Markierungen zu erneuern, ...
                                                                    das ist ein sehr komplexes Thema, die USA ist riesengroß und das Trailnetz megalang. Selbst der NCT alleine ist schon sehr lang. Hin und wieder läuft da mal jemand durch, der die Markierungen erneuert oder den Weg wieder freischlägt, aber wer genau sich da um die einzelnen Abschnitte kümmert findet man vielleicht auf der NCT-Seite im Internet.

                                                                    Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                                                                    Auf dem fast leeren Supermarkt-Parkplatz wurde so lange im Kreis gefahren, bis man den Parkplatz direkt vor der Türe ergattern konnte ...

                                                                    Wandern diese Leute auf den Fernwanderwegen? Oder sind das überwiegend ausländische Touristen, für die die angelegt wurden? Sind sie ein Versuch, die Amis zum Wandern zu bringen?
                                                                    die von dir beschriebenen Leute würde man bestimmt nicht auf einer Trekkingtour finden
                                                                    Die USA hat aber eine riesengroße Hiker-Szene und auf den populären Trails ist auch i.d.Regel recht viel los. Es gibt viele Amerikaner, die auch recht krasse Touren machen.
                                                                    Ausländische Trekker trifft man auf den US-Trails eher kaum, außer auf den ganz bekannten Trails, aber auch dort nur sehr wenige.
                                                                    Zuletzt geändert von berniehh; 06.09.2015, 14:00.
                                                                    www.trekking.magix.net

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                                                                      Freak
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                                                                      • 05.08.2005
                                                                      • 10870
                                                                      • Privat


                                                                      #35
                                                                      AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                      Noch zwei Fragen zu den US-Trails. Führen die durch private Wälder, Wiesen, etc.? Und gibt es in den USA ein allgemeines Betretungsrecht selbst für private Wälder?
                                                                      .

                                                                      Kommentar


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                                                                        Alter Hase
                                                                        • 31.01.2011
                                                                        • 2501
                                                                        • Privat


                                                                        #36
                                                                        AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                        Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                                                        Noch eine zu den US-Trails. Führen die durch private Wälder, Wiesen, etc.?
                                                                        Auf der Strecke, die ich gewandert bin, war nur ein kurzer Abschnitt von etwa 2 Kilometern Länge als Privatland (Wald) markiert. Da stand ein Schild Campen Verboten und daß man den Trail nicht verlassen darf. Der ganze Rest war National Forest oder Wilderness Area.
                                                                        Durch Farmland und Wiesen führte meine Route überhaupt nicht, sondern durchgehend nur Wald.
                                                                        www.trekking.magix.net

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                                                                          Freak
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                                                                          • 05.08.2005
                                                                          • 10870
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                          Tja, auf staatlichem Grund ist vieles machbar, was der private Eigentümer ablehnt. Zum Beipiel Pfade durchs Unterholz. Wenn ich richtig informiert bin, hat die öffentliche Hand oder die Trail-Orga für den AT extra Land angekauft, damit der Trail nicht unterbrochen wird.
                                                                          .

                                                                          Kommentar


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                                                                            Fuchs
                                                                            • 19.06.2014
                                                                            • 2101
                                                                            • Privat


                                                                            #38
                                                                            AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                            Was für unglaubliche Waldlandschaften, die sind genau nach meinem Geschmack, dort könnte ich echt Wochen verbringen.
                                                                            Wie sah es denn dort mit Wildtieren aus? Hast du irgendetwas größeres zu Gesicht bekommen?


                                                                            Die Erfahrung mit den Premiumwanderwegen in Deutschland kann ich ziemlich teilen. So oft hab ich mich gefragt warum zum Teufel sie den Weg dort entlangführen mussten, wenn es viel schönere Wegführungen gegeben hätte.
                                                                            Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

                                                                            Kommentar


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                                                                              Alter Hase
                                                                              • 12.08.2007
                                                                              • 2705
                                                                              • Privat


                                                                              #39
                                                                              AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                              Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                                                                              Die Erfahrung mit den Premiumwanderwegen in Deutschland kann ich ziemlich teilen. So oft hab ich mich gefragt warum zum Teufel sie den Weg dort entlangführen mussten, wenn es viel schönere Wegführungen gegeben hätte.
                                                                              Bin diesen Sommer den Hochrhöner (Premiumwanderweg) gegangen.
                                                                              Einheimische Outdoorler erklärten solche Ab- und Umwege damit, daß für das Premiumzertifikat bestimmte Wegsorten nötig sind.
                                                                              Bei der Wahl der Wegführung wird dann der seltenere Rasenbelag genommen, obwohl ein schönerer, aber mit Hartbelag (Bäh-Kat.) versehener Weg möglich wäre.
                                                                              Wenn dir etwas gefällt, analysiere es nicht, sondern tanze dazu.
                                                                              Tex Rubinowitz

                                                                              Kommentar


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                                                                                Alter Hase
                                                                                • 31.01.2011
                                                                                • 2501
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                13. bis 16.Tag:North Country Trail / Ottawa National Forest

                                                                                13.Tag: Es geht den ganzen Tag weiter auf schmalem Waldpfad, paar Straßen und Forstwege werden gequert. Der Wald ist weiterhin sehr schön, dicht und urwüchsig. Die Gegend wird hügeliger und es geht an einigen sumpfigen Bibertümpeln vorbei.
                                                                                Die Mückenplage wird immer schlimmer, ist seit gestern die absolute Pest. Es ist jetzt aber auch die absolute Mückenhochsaison! Falls ich den Trail irgendwann nochmal gehen sollte, würde ich eine andere Jahreszeit wählen, entweder Frühjahr oder Spätsommer-Herbst.


                                                                                kaum erkennbarer Pfad - hier heisst es mal wieder den Markierungen folgen


                                                                                an paar kleine Seen und Bibertümpel geht´s vorbei

                                                                                Nach siebeneinhalb Kilometern erreiche ich die markierte Abzweigung zum Bob Lake. Ich verstecke meinen Rucksack abseits des Trails im Wald und mache diesen Abstecher zum See, dreieinhalb Kilometer für Hin- und Rückweg.

                                                                                Der Bob Lake ist waldumgeben (was auch sonst) und hat etwa einem Kilometer Durchmesser. Eine Schotterstraße führt dort auch hin, die am See endet, mit einer Picknickstelle direkt am Ufer. Leute waren aber keine hier.


                                                                                Bob Lake


                                                                                Bob Lake

                                                                                Für den Rest des Tages geht’s weiter auf schmalem Pfad durch dichte Wälder.

                                                                                Am 13. Tag sehe ich auch erste Spuren aktueller Forstwirtschaftstätigkeit. An einigen Stellen waren viele Bäume mit blauen Farbstreifen markiert, die demnächst gefällt werden sollen. Forstwirtschaft läuft hier anders ab als bei uns. Man geht nur einmal in den Wald rein, schlägt die ausgewählten Bäume raus und lässt danach den Wald für die nächsten 30 Jahre wieder in Ruhe. Auch die Forstwege lässt man wieder komplett zuwachsen. Innerhalb weniger Jahre sieht der Wald dann wieder ziemlich urwüchsig aus. Daher war der komplette NCT-Abschnitt von den Porkies bis hierher auch so schön, auch wenn entlang der gesamten Strecke schonmal Forstwirtschaft betrieben wurde.


                                                                                Camp 13


                                                                                14.Tag


                                                                                der NCT am Tag 14


                                                                                der Trail führt manchmal über Hügelkämme

                                                                                Am 14.Tag beginnt sich der Wald langsam zu ändern, der Nadelwaldanteil steigt, die Laubbäume werden weniger und der Boden trockener. Auf dem NCT gewöhnt man sich so an den matschigen Pfaden, daß mir erst jetzt auffällt daß es schon seit einiger Zeit gar nicht mehr matschig ist.

                                                                                Am Nachmittag des 14.Tages endet der Laubwald komplett und der Trail führt durch ausgedehnte Kiefernplantagen, die intensiv forstwirtschaftlich genutzt werden. In Gebieten, wo aktuell Bäume gefällt werden, stell man Warnschilder hin. Der NCT selber und die Markierungen bleiben aber unangetastet, die Forstfahrzeuge haben ihre eigenen Wege und Schneisen zum Abtransport der Stämme.



                                                                                Forstwege verlaufen hier überall kreuz und quer, aber auch hier zeigt der kreative Routenverlauf mal wieder deutlich die Einstellung der Amerikaner zum Hiking. Die Forstwege werden keinen einzigen Meter gefolgt, sondern nur überquert.

                                                                                Weil der NCT nur so wenig begangen wird, ist der Pfad auf dem grasig-moosigen Waldboden manchmal zwar einigermaßen gut erkennbar, manchmal aber auch nur vage oder teils garnicht mehr, wo man nur den Markierungen folgt. Es ist hier als ob man querfeldein durch einen norddeutschen Wald wandert und dabei an den Bäumen genagelte Markierungen folgt. Die Wanderung macht spaß, man fühlt sich wie mitten im Wald drin und auch ein klein wenig wie in der Wildnis, auch wenn es keine ist. Ein Gefühl, daß bei Wanderungen auf Forstwegen meiner Meinung nach niemals aufkommen kann.

                                                                                In Deutschland wird man so einen Trail vergeblich suchen. Da ist sowas nicht möglich und der Trail würde in so einer Gegend für etliche Kilometer lieblos und phantasielos entlang der Forstwege gelegt werden.

                                                                                Eine NCT-Trailbroschüre, vom Abschnitt zwischen den Porkies und der US41, wirbt damit daß man auf einer Länge von 140 Meilen nur für eine Meile auf Straßen wandern muss, wobei Forstwege und schmalste Fahrwege bei denen auch schon mit als Straßen zählen.
                                                                                Wenn man die langweilige Umleitung um die Ontanagon River East Branch Flussfurt mal ignoriert, kommt es auch ungefähr hin mit der nur einer Meile auf Straßen wandern.


                                                                                der NCT führt hier durch ausgedehnte Kiefernplantagen, es ist hier wie in einem norddeutschen Wald


                                                                                der NCT durch Kiefernplantagen und Waldbrandgebiet von 2007

                                                                                Am Abend des 14.Tages humpel ich runter ins Sturgeon River Valley, wo an einer Flußschleife das kleine Oren Krumm Shelter liegt, in herrlicher Wildnis, das ich nach 28 Kilometern erreiche. Ich habe akuten Fußbrand, denn aufgrund der ständigen Nässe der letzten 7 Tage sind meine Füße inzwischen so wundgescheuert daß ich nun keinen einzigen Schritt mehr gehen kann. Aber dieses Shelter ist der perfekte Ort für einen Ruhetag, den ich hier auch machte.


                                                                                Oren Krumm Shelter


                                                                                Oren Krumm Shelter - Camp 14 und 15. Drinnen sind auch reichlich Mücken, daher schlafe ich in meinem Innenzelt

                                                                                Das Oren Krumm Shelter ist eines von zwei Sheltern auf dem Michigan-Abschnitt des NCT. Es wurde 1999 in Erinnerung an Oren Krumm gebaut, der von 1980 bis 1998 lebte und unerwartet an einer seltenen bakteriellen Infektion starb. Weil er so outdoorbegeistert war, bauten seine Freunde und Familie für ihn hier dieses Shelter, das von der Familie Krumm instand gehalten wird. Orens Mutter Marj kommt seit 1999 im Schnitt zweimal im Jahr hierher und schaut nach dem rechten.

                                                                                Vom Oren Krumm Shelter sind es nur noch 26 Kilometer zur US41, meinem Trekkingendpunkt.

                                                                                16.Tag: Heute ging es meinen Füssen wieder gut, so daß ich die Strecke problemlos in einem Tag machte. Es wurde ein heißer und sonniger Tag. Der Trail führt noch drei Kilometer am Flussufer entlang durch eine schöne Urwaldlandschaft, dann vom Fluss weg und für die nächsten über 20 Kilometer über die Baraga Plains, ein hügeliges Gelände aus Moor, gemischt mit Nadelwald und einige sumpfige Senken.


                                                                                Vom Shelter führt der NCT noch drei Kilometer durch Wald am Sturgeon River entlang


                                                                                Blick durch die Bäume zum Fluss


                                                                                Sturgeon River


                                                                                hier traf ich zwei Angler, die mich fotografierten. Dann traf ich bis kurz vor dem Trekende niemanden mehr


                                                                                Sturgeon River


                                                                                für die nächsten über 20 Kilometer geht´s über die Baraga Plains


                                                                                Big Lake/Baraga Plains - nicht so schön wie der Bob Lake weil am anderen Ufer Privatgrundstücke und Häuser standen


                                                                                Baraga Plains


                                                                                der NCT über die Baraga Plains


                                                                                Blumenfeld auf den Baraga Plains


                                                                                Baraga Plains


                                                                                Baraga Plains

                                                                                Dann stößt der Trail wieder an den Sturgeon River und führt für die letzten zwei Kilometer durch dichten Laubwald direkt am Fluss entlang. Der Trail ist ab hier gut ausgetreten und vielbegangen. Halben Kilometer vor der US41 treffe ich die ersten Leute und gleich darauf haufenweise Menschen, Familien mit Kindern und Leute auf Wochenendausflug. Auf diesem Trailabschitt fühle ich mich mit meinem großen Rucksack ziemlich deplaziert. Der Pfad führt oberhalb der Canyon Falls Felsschlucht entlang zum Trailhead an der US41, mit Parkplatz und Autos. Hier endet meine Tour, einen Tag früher als geplant.


                                                                                Hier wird der Plumbago Creek auf Holzbrücke gequert und für die restlichen zwei Kilometer geht´s auf gutem Trail am Sturgeon River entlang


                                                                                alte Fahrzeug-Relikte am Wegrand


                                                                                Sturgeon River


                                                                                Pfad am Sturgeon River


                                                                                Canyon Falls - kurz vor dem Trekende


                                                                                US41 - mein Trekkingendpunkt nach 16 Tagen

                                                                                Es ist erst Spätnachmittag, ich hätte heute also noch genug Zeit per Anhalter die 200 Kilometer zurück nach Ashland zu trampen. Mein Bus von Ashland nach Wyoming geht aber erst in drei Tagen. Bevor ich jetzt zwei volle Tage in Asland rumhängen muss, bleibe ich lieber noch einen Tag hier, nutze die Zeit zum relaxen und Waschen, sowie meine Kleidung als auch mich selber und stelle mich erst morgen an den Highway zum trampen.
                                                                                Auf der anderen Straßenseite finde ich abseits des Trubels eine schöne abgeschiedene Campstelle am Fluss.


                                                                                letztes Camp am Trekende

                                                                                Fazit:
                                                                                Daß dies ein phantastischer erster Trek war, müsste schon im Bericht gut rübergekommen sein, so daß ich dazu nichts mehr sagen muss.

                                                                                Über den North Country Trail gibt es aber noch einige Sätze mehr zu schreiben, hauptsächlich paar allgemeine Infos:
                                                                                Der NCT ist der längste Fernwanderweg der Vereinigten Staaten. Die Etappe, die ich gewandert bin, von den Porkies zur US41 (7. bis 16.Tag) wird auch „Peter Wolfe Chapter“ genannt.
                                                                                Peter Wolfe war der erste, der diese Strecke gewandert ist, noch bevor der Trail offiziell als „National Scenic Trail“ markiert wurde. Er starb 1990 im Alter von 74 Jahren.

                                                                                Es ist eine sehr lohnende Route, für Leute die auf abenteuerliche Waldtreks stehen, abseits der üblichen Standarttreks.

                                                                                Ob sich aber auch die gesamten 4600 Meilen des NCT, von New York bis North Dakota, lohnen, wage ich allerdings zu bezweifeln. Einfach deshalb, weil der Trail auf vielen Abschnitten noch nicht fertig markiert ist und man zwischendurch immer wieder für lange bis sehr lange Abschnitte auf Straßen wandern muss. Falls man nicht auf Straßenwanderungen steht, würde ich diese Abschnitte weglassen und versuchen sie per Anhalter zu überbrücken. Ansonsten würde das meiner Meinung nach die Gesamtattraktivität des Trails drastisch nach unten bewerten.

                                                                                Auf der NCT-Trailmap im Internet kann man anhand der gestrichelt roten Linien die Straßenabschnitte von den Trailabschnitten gut unterscheiden. Bei den durchgängig roten Linien würde ich davon ausgehen daß es fast alles nur Pfade sind. Es würde sich also auf jeden Fall lohnen auch noch paar andere NCT-Abschnitte zu bewandern.

                                                                                Über NCT-Truhiker ist mir nichts bekannt. Auf jeden Fall wäre dies kein Standard-Truhike, wie z.B. der Appalachen Trail oder PCT. Das sieht man auch schon an den teilweise abenteuerlichen Pfaden des Peter Wolfe Chapter und der Tatsache daß ich dort in 9 Tage keinen einzigen Wanderer traf. Ich weiss allerdings nicht ob der gesamte NCT so wenig frequentiert ist, es werden sicher auch irgendwo Abschnitte dabeisein mit guten Trails, wo man jeden Tag andere Hiker trifft.

                                                                                Auch in den Hüttenbüchern der beiden Shelter, die da teilweise schon seit 10 Jahren liegen, findet man keine Truhike-Einträge. Das Oren Krumm Shelter z.B. ist hier in der Gegend weithin bekannt und die meisten Leute kommen da nur wegen dem Shelter hin, übernachten darin einmal und fahren dann wieder nach Hause. Die restlichen paar Hüttenbucheinträge stammen von Wanderern, die für paar Tage auf dem NCT wandern. Einträge von Leuten, die länger als eine Woche unterwegs waren, gab’s nur sehr wenige. Einer hat den kompletten NCT-Abschnitt durch Michigan gemacht, aber nicht als truhike, sondern in mehreren Abschnitten über paar Jahre verteilt.
                                                                                Leute, die den gesamten NCT am Stück wandern, gibt es vielleicht, ich weiss aber nichts darüber.
                                                                                Zuletzt geändert von berniehh; 06.09.2015, 18:46.
                                                                                www.trekking.magix.net

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                                                                                  Alter Hase
                                                                                  • 31.01.2011
                                                                                  • 2501
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                  Zitat von Pylyr Beitrag anzeigen
                                                                                  Bin diesen Sommer den Hochrhöner (Premiumwanderweg) gegangen.
                                                                                  Einheimische Outdoorler erklärten solche Ab- und Umwege damit, daß für das Premiumzertifikat bestimmte Wegsorten nötig sind.
                                                                                  Bei der Wahl der Wegführung wird dann der seltenere Rasenbelag genommen, obwohl ein schönerer, aber mit Hartbelag (Bäh-Kat.) versehener Weg möglich wäre.
                                                                                  Scheiß doch auf das Premiumzertifikat! Bei der Neuanlegung eines Trails sollte es doch eigentlich primär um Naturerlebnis gehen und eine geile Route zu schaffen auf der es Spaß macht zu wandern.
                                                                                  Manchmal bekommt man den Eindruck, die deutschen Trails würden nur von Bürokraten entworfen, die von Trekking keine Ahnung haben
                                                                                  www.trekking.magix.net

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                                                                                    Alter Hase
                                                                                    • 31.01.2011
                                                                                    • 2501
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                    Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                                                                                    Was für unglaubliche Waldlandschaften, die sind genau nach meinem Geschmack, dort könnte ich echt Wochen verbringen.
                                                                                    Wie sah es denn dort mit Wildtieren aus? Hast du irgendetwas größeres zu Gesicht bekommen?
                                                                                    Bären habe ich keine gesehen. Nur gelegentlich paar Rehe und Kleingetier. In den dichten Wäldern ist die Sichtweite auch nicht besonders hoch.
                                                                                    www.trekking.magix.net

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                                                                                      Lebt im Forum
                                                                                      • 28.11.2014
                                                                                      • 8931
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                      Das vorhandene Straßen- und Forstwegnetz wird in die Routenplanung der Trails nicht mit einbezogen, sondern gemieden. Das bedeutet daß man auf den meisten US-Trails fast nur auf Pfaden wandert.
                                                                                      Böse Zungen behaupten, es würde sich genau anders herum verhalten. Die Amis würden auf den Trails nur deshalb wandern, weil man dort nicht fahren kann.


                                                                                      Dem Vergleich amerikanischer und deutscher Trails stimme ich aber ganz zu. Hierzulande wirkt die Wegführung bemüht und verkrampft, damit man an jedem "Premiumpunkt" auch bewundernd inne halten kann.
                                                                                      Ich habe nur wenig amerikanische Trails "angetestet" und beileibe keine so wilden wie auf Deiner Streckenführung.
                                                                                      Aber soweit ich es sehen und beurteilen konnte, waren die einfach "straight" und minimalistisch. Kein Klimbim. Kein dreimal um dem Block laufen, damit den Hügel auch von allen Seiten bewundern kann. Allerdings findet man stattdessen am Arsch der Welt vending machines...

                                                                                      Bin bis jetzt wirklich beeindruckt von Deiner Tour. Üppige Bilder, tolle Ansichten. Und eine amtlich konsequente Bugdetierung...kann etwas Neid nicht verhehlen.
                                                                                      ministry of silly hikes

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Alter Hase
                                                                                        • 31.01.2011
                                                                                        • 2501
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                        Zitat von MaxD Beitrag anzeigen
                                                                                        Böse Zungen behaupten, es würde sich genau anders herum verhalten. Die Amis würden auf den Trails nur deshalb wandern, weil man dort nicht fahren kann.
                                                                                        ich glaube da kennst du die Amis schlecht.
                                                                                        Klar gibt es haufenweise Leute, die nur im Auto fahren, und niemals auf die Idee kommen würden sich auch nur paar Meter zu Fuss von der Straße zu entfernen.
                                                                                        Es gibt aber auch eine sehr große Szene von Outdoor- und Trekkingbegeisterten Leuten, die genau wissen was für geile Trails und Landschaften sie haben und denen es auch ankotzen würde wenn sie anstatt durchgängig auf Trails auch mal für 10 Meilen auf Forstwegen wandern müssten. In fast jeden kleinen Klecker-Ort in den USA findet man einen Sport- oder Outdoorladen.

                                                                                        Ich würde mal behaupten daß die USA das Land mit dem längsten Trailnetz der Welt ist
                                                                                        Und ich meine richtige Trails,.......keine Forstwege, die als Trails bezeichnet werden
                                                                                        Zuletzt geändert von berniehh; 06.09.2015, 21:54.
                                                                                        www.trekking.magix.net

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Alter Hase
                                                                                          • 30.05.2007
                                                                                          • 3996
                                                                                          • Privat


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                                                                                          AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                          genial, so viel Wald....
                                                                                          So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                          A. v. Humboldt.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Fuchs
                                                                                            • 29.10.2013
                                                                                            • 1352
                                                                                            • Privat


                                                                                            #46
                                                                                            AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                            Hi Bernie,
                                                                                            geile Fotos!
                                                                                            Ein für deine Verhältnisse eher unspektakuläres verlängertes Wochenende. Ich bin ein bischen enttäuscht, daß du abgerüstet hast, das Rucksackmonster ist kleiner und auch dein rotes Jannu vermisse ich...
                                                                                            Wir waren gerade in den kanadischen Coast Mountains. Den Mt. Waddington haben wir nicht erreicht, aber beim bushwhacking an dich gedacht. Jetzt ist zu Hause sehr viel Arbeit, aber ich hoffe, daß ich nächstes Jahr etwas posten kann.

                                                                                            Zu den nordamerikanischen Trails:
                                                                                            Schon nach unserem Trip auf das Lyell-Icefield haben wir die gewarteten Trails absolut zu schätzen gelernt und nie wieder über Gebühren oder Permits gejammert. Und da hatten wir nur einen halben Tag bushwhacking.
                                                                                            Diejenigen Nordamerikaner die outdoor unterwegs sind, sind sehr offen und kommunikativ - und extrem sauber. An keinem Trail findet man auch nur einen Fetzten Klopapier und garantiert keinerlei Müll. Von Hochlagern (Mt. Rainier, Mt. Baker...) trägt man seine Scheisse in blauen Beuteln wieder runter. Das mag erstmal befremdlich wirken, aber man kann dort jeden Schnee nutzen und jeden Stein umdrehen. Imsgesamt gibt es über das amerikanische Verständnis von Outdoor-Leben eigentlich nichts zu Lästern, eher könnte man über eigene Vorurteile schmuntzeln...

                                                                                            Viele Grüße von Tilmann
                                                                                            http://www.foto-tilmann-graner.de/

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Lebt im Forum
                                                                                              • 28.11.2014
                                                                                              • 8931
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                              Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                                                              ich glaube da kennst du die Amis schlecht.
                                                                                              Klar gibt es haufenweise Leute, die nur im Auto fahren, und niemals auf die Idee kommen würden sich auch nur paar Meter zu Fuss von der Straße zu entfernen.
                                                                                              Es gibt aber auch eine sehr große Szene von Outdoor- und Trekkingbegeisterten Leuten, die genau wissen was für geile Trails und Landschaften sie haben und denen es auch ankotzen würde wenn sie anstatt durchgängig auf Trails auch mal für 10 Meilen auf Forstwegen wandern müssten. In fast jeden kleinen Klecker-Ort in den USA findet man einen Sport- oder Outdoorladen.

                                                                                              Ich würde mal behaupten daß die USA das Land mit dem längsten Trailnetz der Welt ist
                                                                                              Bernie, da hast Du sicher den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich habe vorwiegend Texaner kennen gelernt, die bestenfalls zur Jagd oder zum Fischen nach draußen gehen. Respektive fahren. Ich bin als Hippie tituliert worden, weil ich in freier Natur statt auf dem Laufband jogge. Mit Rucksack auf dem Rücken bin ich von einem Deputy behandelt worden, als wäre ich Jack the Ripper auf dem Weg in den nächsten Kindergarten.

                                                                                              Ich hoffe eines Tages auch Gelegenheit zu finden, die von Dir angesprochenen Outdoorbegeisterten kennen zu lernen. In ihrer natürlichen Umgebung.
                                                                                              ministry of silly hikes

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Alter Hase
                                                                                                • 31.01.2011
                                                                                                • 2501
                                                                                                • Privat


                                                                                                #48
                                                                                                AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                Moin Tilmann
                                                                                                Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                                                                                                Hi Bernie,
                                                                                                geile Fotos!
                                                                                                Ein für deine Verhältnisse eher unspektakuläres verlängertes Wochenende. Ich bin ein bischen enttäuscht, daß du abgerüstet hast, das Rucksackmonster ist kleiner und auch dein rotes Jannu vermisse ich...
                                                                                                danke
                                                                                                Auf der kommenden Patagonienreise kommt das rote Hilleberg wieder mit,....diesmal aber ein Soulo. Das wird die nächsten Tage bestellt

                                                                                                Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                                                                                                Wir waren gerade in den kanadischen Coast Mountains. Den Mt. Waddington haben wir nicht erreicht, aber beim bushwhacking an dich gedacht. Jetzt ist zu Hause sehr viel Arbeit, aber ich hoffe, daß ich nächstes Jahr etwas posten kann.
                                                                                                die Gegend muss der Hammer sein. Ein Bericht wäre sicher mega-interessant Was war denn der Grund daß ihr den Waddington nicht erreicht habt?


                                                                                                Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                                                                                                Diejenigen Nordamerikaner die outdoor unterwegs sind, sind sehr offen und kommunikativ - und extrem sauber. An keinem Trail findet man auch nur einen Fetzten Klopapier und garantiert keinerlei Müll. Von Hochlagern (Mt. Rainier, Mt. Baker...) trägt man seine Scheisse in blauen Beuteln wieder runter. Das mag erstmal befremdlich wirken, aber man kann dort jeden Schnee nutzen und jeden Stein umdrehen. Imsgesamt gibt es über das amerikanische Verständnis von Outdoor-Leben eigentlich nichts zu Lästern, eher könnte man über eigene Vorurteile schmuntzeln...
                                                                                                Dem kann ich 100 Prozent zustimmen Selbst auf den unregulierten vielbegangenen Trails außerhalb der Nationalparks findet man keinen Fetzen Müll oder Klopapier, weder bei den Campsites noch entlang der Trails.
                                                                                                Eine so saubere Wildnis habe ich in kaum einem anderem Land gesehen.
                                                                                                "Leave no trace" ist dort bei jedem hiker ins Gehirn eingebrannt
                                                                                                www.trekking.magix.net

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Fuchs
                                                                                                  • 29.10.2013
                                                                                                  • 1352
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                  Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                                                                  ...
                                                                                                  die Gegend muss der Hammer sein. Ein Bericht wäre sicher mega-interessant Was war denn der Grund daß ihr den Waddington nicht erreicht habt?...
                                                                                                  Ist sie. In 16 Tagen haben wir einen Steinmann, drei Holzlatten und einen Fetzen einer Isomatte gefunden. Sonst nichts menschliches. Das hat leider seinen Grund, es gibt keine Wege. Und am buswhacking sind wir dann auch gescheitert. Am Twist-Creek schafften wir gerade mal 300m pro Stunde und waren nach einem Vormittag völlig fertig. Dort gab es in 80/90ern eine Borkenkäferplage. Im gelichteten Wald gedeihen die Büsche, exzellente Heidel- und Brombeeren wachsen in Mundhöhe. Die toten Bäume werden nun vom Wind gefällt, reißen andere mit und bilden so einen wüsten Verhau. Wir sind umgedreht und haben uns in der Pantheon-Range herumgetrieben, einge wohl namenlose Gpifel erreicht.
                                                                                                  Aufgrund der hohen Temperaturen viel Steinschlag und problematisch auf den Gletschern.

                                                                                                  In den North-Cascades waren wir auch zugange, dort noch extremer. Viel Rauch von den Bränden und offene Gletscher. An den Trailheads stehen Schilder auf denen Hundbesitzer gewarnt werden, daß sich viele Tiere auf den heißen Steinen die Pfoten verbrannt hätten. Aber wir hatten insgesamt Glück und zum Schluss nochmal den Mt. Baker bei guter Sicht und überraschend soliden Verhältnissen auf der Coleman-Demings bestiegen.
                                                                                                  http://www.foto-tilmann-graner.de/

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                    • 31.01.2011
                                                                                                    • 2501
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                    Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                                                                                                    Und am buswhacking sind wir dann auch gescheitert. Am Twist-Creek schafften wir gerade mal 300m pro Stunde und waren nach einem Vormittag völlig fertig. Dort gab es in 80/90ern eine Borkenkäferplage. Im gelichteten Wald gedeihen die Büsche, exzellente Heidel- und Brombeeren wachsen in Mundhöhe. Die toten Bäume werden nun vom Wind gefällt, reißen andere mit und bilden so einen wüsten Verhau.
                                                                                                    Über so eine Gegend werde ich auch noch berichten
                                                                                                    Auf meiner Route war es aber keine Borkenkäferplage sondern ein Waldbrand.
                                                                                                    www.trekking.magix.net

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Lebt im Forum
                                                                                                      • 15.09.2011
                                                                                                      • 5177
                                                                                                      • Privat


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                                                                                                      AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                      Faszinierender Bericht. Wald, Wald ... Ich habe mir dauernd vorgestellt, wem dieses Land mal "gehört" hat und wie das Leben damals dort war.
                                                                                                      Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Anfänger im Forum
                                                                                                        • 24.10.2014
                                                                                                        • 21
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                        Zitat von Rattus Beitrag anzeigen
                                                                                                        Faszinierender Bericht. Wald, Wald ... Ich habe mir dauernd vorgestellt, wem dieses Land mal "gehört" hat und wie das Leben damals dort war.
                                                                                                        Wie immer ein sehr interessanter Bericht, irgendwie knapp und doch detailliert hinsichtlich der Route und der Wegbeschaffenheit. Faszinierende Landschaften, in jedem Fall.

                                                                                                        Rattus, wem hat den mal unser Land gehört? Die meisten Ortschaften in Nordhessen sind zwischen 800 und 1200 Jahre alt. Was und wer war den hier noch viel früher, noch vor den Sachsen und den Hessen? Käme keiner auf die Idee, an die alten Slawen zu denken oder? Warum dann diese Gedanken bezüglich USA? Ich will dir ja nichts unterstellen, nur allgemein hört man doch häufig gerade wg. USA die Native Nations Problematik. In Deutschland gibt es z.B. die Sorben im Osten, die werden nicht gerade gefeiert... Aber das Thema gehört eigentlich auch nicht hierhin.

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Lebt im Forum
                                                                                                          • 15.09.2011
                                                                                                          • 5177
                                                                                                          • Privat


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                                                                                                          AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                          OT: Nur weil ich das eine erwähne, leugne ich doch das andere nicht, und Bernieh war nun mal in Amerika. Und in seinen Dimensionen ist das, was die Europäer dort angerichtet haben, gewaltig.
                                                                                                          Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                            • 31.01.2011
                                                                                                            • 2501
                                                                                                            • Privat


                                                                                                            #54
                                                                                                            AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                            Trek 2

                                                                                                            Wind River Hochroute

                                                                                                            Länge: 289 Kilometer
                                                                                                            Dauer: 21 Tage


                                                                                                            Die Wind River Hochroute fand ich absolute Weltklasse und da ich nicht will daß diese Tour zwischen den anderen Treks untergeht, stelle ich ihn in einem separaten Reisebericht: Wind River Hochroute

                                                                                                            Die nachfolgenden Treks kommen weiterhin hier in diesen Reisebericht mit rein......
                                                                                                            www.trekking.magix.net

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Gesperrt
                                                                                                              Anfänger im Forum
                                                                                                              • 12.05.2015
                                                                                                              • 18
                                                                                                              • Privat


                                                                                                              #55
                                                                                                              AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                              Echt sehr schöner Bericht, und auch gut beschrieben
                                                                                                              Gruß

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Anfänger im Forum
                                                                                                                • 23.11.2011
                                                                                                                • 43
                                                                                                                • Privat


                                                                                                                #56
                                                                                                                AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                                                                                Am nächsten morgen kaufte ich meinen Trekkingproviant für 17 Tage ein, 89 Dollar hat das gekostet. Zusammen mit den zwei Kilo Milchpulver und 2,5 kg Müsli, die ich mir für 51 Euro schon zuhause in Hamburg besorgt hatte, kam ich so auf einen Schnitt von umgerechnet 7,70 Euro pro Tag für den ersten Trek und habe für die nächsten 17 Tage nun keine weiteren Ausgaben mehr.

                                                                                                                Habe pro Tag 800 g Essen mit und 3500 bis 4000 Kalorien.
                                                                                                                Sehr beeindruckender Bericht von deiner Tour!

                                                                                                                Mich würde noch interessieren, welche Nahrungsmittel du für diesen Trek vor Ort eingekauft hast?
                                                                                                                Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben. (Konfuzius)

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Alter Hase
                                                                                                                  • 31.01.2011
                                                                                                                  • 2501
                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                  #57
                                                                                                                  AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                  Zitat von Waron Beitrag anzeigen
                                                                                                                  Sehr beeindruckender Bericht von deiner Tour!

                                                                                                                  Mich würde noch interessieren, welche Nahrungsmittel du für diesen Trek vor Ort eingekauft hast?
                                                                                                                  Freut mich daß dir mein Bericht gefällt

                                                                                                                  Meine pro-Tag-Essensration sah so aus:

                                                                                                                  150 g Müsli
                                                                                                                  100 g Milchpulver
                                                                                                                  50 g Rosinen
                                                                                                                  100 g Salami
                                                                                                                  150 g Schokolade
                                                                                                                  50 g Erdnüsse
                                                                                                                  100 g Kartoffelpureeflocken
                                                                                                                  100 g Butter

                                                                                                                  das ganze mit der Anzahl der Trekkingtage multiplizieren.
                                                                                                                  www.trekking.magix.net

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Anfänger im Forum
                                                                                                                    • 23.11.2011
                                                                                                                    • 43
                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                    #58
                                                                                                                    AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                    Danke berniehh für die detaillierte Antwort! Da ich selbst noch keine so lange Tour ohne die Möglichkeit Essen nachzukaufen gemacht habe, finde ich es interessant welche Nahrungsmittel sich dazu am besten eignen.
                                                                                                                    Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben. (Konfuzius)

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                                      • 31.01.2011
                                                                                                                      • 2501
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                      Lander - Lake Creek, Wyoming 27. und 28. Juli 2015

                                                                                                                      Lander ist eine coole Stadt um nach meiner Wind River Hochroute für ein Wochenende zum relaxen. Es ist eigentlich auch eine gute Stadt für Provianteinkäufe mit zwei großen Supermärkten, ein Safeway und noch ein anderer. Wenn ich mir da aber die Preise anschaue, verglichen mit den Preisen von Walmart, kaufe ich meinen Trekkingproviant dann doch lieber in Riverton bei Walmart, zumal ich auf dem Weg zu meinem nächsten Trekkingstartpunkt eh durch Riverton komme.

                                                                                                                      Es sind 365 Kilometer von Lander zum Lake Creek, wo meine Tour durch die Absaroka Beartooth Wilderness starten soll.
                                                                                                                      Am Montag soll es endlich losgehen, aber ich lasse mir am Vormittag viel Zeit und stelle mich erst nach dem Mittagessen an die Straße zum trampen. Zum Glück bekomme ich nach nur paar Minuten schon eine Mitfahrgelegenheit die 20 Meilen nach Riverton.

                                                                                                                      Mein Fahrer setzt mich freundlicherweise direkt bei Walmart ab, wo ich dann meinen Proviant für 18 Tage einkaufe für 140 Dollar. Das macht 7,80 Dollar pro Tag oder umgerechnet 7,10 Euro.
                                                                                                                      Nachdem alles verpackt ist, geht es weiter. Der Walmart liegt direkt am Ortsausgang von Riverton, so daß ich gar nicht weit marschieren muss sondern mich direkt neben dem Supermarktparkplatz wieder an den Highway zum trampen hinstellen kann. Es ist aber schon viertel vor vier, weit werde ich heute vermutlich nicht mehr kommen.

                                                                                                                      Nach 15 Minuten stoppt das erste Auto, ein älterer Mann aus Tennessee, der sich als Ex-Hippie bezeichnet und auf dem Weg zum Yellowstone Nationalpark ist, wo er als Koch arbeitet. Er nimmt mich bis nach Cody mit, 220 Kilometer. Whow, hätte nicht gedacht daß ich heute noch so weit komme.

                                                                                                                      Die Fahrt führt durch eine leere Prärielandschaft und durch einen attraktiven Canyon auf dem Weg nach Thermopolis.


                                                                                                                      Higway 20 nach Thermopolis


                                                                                                                      die Fahrt führt durch einen attraktiven Canyon


                                                                                                                      Highway 20

                                                                                                                      Von Thermopolis sind es noch 80 Meilen auf dem Highway 120 nach Cody, Ankunft Abends halb acht.
                                                                                                                      Von dort fährt mein Fahrer Richtung Westen auf dem Highway 14 zum Yellowstone Park. Ich steige aus und marschiere weiter auf der 120 Richtung Norden. Cody ist ein sehr langgezogener Ort, ich brauche 30 Minuten bis an den Stadtrand, es ist schon spät und wenig Verkehr.

                                                                                                                      Als ich den Ortsrand erreiche hält aber gleich das erste Auto an, eine Frau mit zwei kleinen Kindern hinten auf der Rückbank. Sie setzt mich 25 km weiter bei der Abzweigung auf die 296 ab. Hier komme ich heute aber nicht mehr weg. Es wird dunkel und ich schlage mein Zelt auf dem Grasstreifen direkt neben der Straße auf. Dies ist zwar nicht gerade eine idyllische Campstelle aber für eine Nacht OK.

                                                                                                                      Am nächsten Morgen muss ich zum Glück nicht lange warten bis zwei Männer mit einem großen Holzanhänger stoppen. Sie sind Zimmerleute und müssen im Auftrag eines Kunden hier irgendwo im Wald eine Hütte bauen. Sie nehmen mich für 47 Meilen mit. Es geht auf der 296, oder auch Chief Joseph Scenic Highway, in die Rocky Mountains rein.

                                                                                                                      Chief Joseph war der Häuptling der Netz Percé Indianer. Im 18.Jahrhundert musste er mit seinem Stamm vor der US-Armee Richtung Kanada fliehen, sie nahmen dabei diese Route. Heute führt hier der Highway 296 entlang und ist eine landschaftlich attraktive Strecke für Touristen auf dem Weg zum Yellowstone Nationalpark.


                                                                                                                      Panorama vom Highway 296


                                                                                                                      View Point auf dem Dead Indian Pass, Highway 296


                                                                                                                      Blick vom Dead Indian Pass, Highway 296

                                                                                                                      Bei der Abzweigung auf die 212 setzen sie mich ab. Nach links geht’s Richtung Yellowstone Park und rechts nach Red Lodge, Montana.
                                                                                                                      Von hier lohnt es sich nicht mehr zu trampen, ich marschiere auf der Straße Richtung Red Lodge und nach anderthalb Kilometern führt der Highway auf einer Brücke über den Lake Creek. Hier startet mein Trek durch die Absaroka Beartooth Wilderness. Ich verlasse die Straße und mache erstmal gemütlich meine Frühstückspause, bevor ich loswander.


                                                                                                                      Trekkingstartpunkt bei der Highwaybrücke über den Lake Creek
                                                                                                                      Zuletzt geändert von berniehh; 25.10.2015, 14:17.
                                                                                                                      www.trekking.magix.net

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                                        • 31.01.2011
                                                                                                                        • 2501
                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                        Trek 3

                                                                                                                        Durchquerung der Absaroka Beartooth Wilderness

                                                                                                                        Länge: 253,5 km

                                                                                                                        Dauer: 16 Tage



                                                                                                                        Allgemeines

                                                                                                                        Nördlich der Wind River Range setzt sich die Absaroka Range fort, die sich für 250 Kilometer Richtung Norden bis nach Montana erstreckt.

                                                                                                                        Ein Großteil dieses Gebirges ist Naturschutzgebiet und der nördliche Teil davon bildet mit einer Fläche von 3800 Quadratkilometern die Absaroka Beartooth Wilderness. Dieses Schutzgebiet liegt nordöstlich des Yellowstone Nationalparks, größtenteils in Süd Montana, außer ein kleiner Zipfel davon gehört noch mit zu Wyoming.

                                                                                                                        Man findet hier eine wilde und abwechlungsreiche hochalpine Landschaft mit hunderte von Seen, schroffe Granitgipfel, ausgedehnte baumlose Hochplateaus und tief eingeschnittene Täler mit dichten Wäldern. Mittendrin liegt Montanas höchster Berg, der Granit Peak.

                                                                                                                        Meine Tour soll eine komplette Durchquerung dieser Wilderness werden, von Südosten nach Nordwesten über insgesamt 9 Pässe.
                                                                                                                        Obwohl ich hier deutlich weniger Pässe quere wie auf meiner Wind River Hochroute (=22 Pässe) ist die Gesamtanzahl der Höhenmeter (=ca. 11000) etwa gleich wie auf meiner Wind River Hochroute. Das liegt daran daß ich zwischen den Pässen in viel tiefere Waldtäler absteigen muss, die durchschnittlichen Höhenmeter pro Pass also mehr sind als in der Wind River Range, obwohl meine Wind River Hochroute vom Gesamthöhenprofil deutlich höher liegt wie meine Tour durch die Absaroka Beartooth Wilderness.
                                                                                                                        Der Weglos-Anteil war mit über 37 Prozent niedriger wie in der Wind River Range. Durch die Absaroka Beartooth Wilderness bin ich mehr auf Trails gewandert.

                                                                                                                        Am 13.Trekkingtag musste ich im Boulder Valley eine Piste queren. In den USA dürfen durch Wilderness Areas eigentlich keine von motorisierten Fahrzeugen befahrbare Wege führen, ganz im Unterschied zu den Nationalparks, wo auch Straßen und Zivilisation erlaubt ist. Daher wurde wohl der Talboden des Boulder Valley von der Wilderniss Area ausgeschlossen, während die Hänge noch mit zur Wilderness dazugehören.

                                                                                                                        Diese unvermeidliche Pistenquerung sehe ich als einzigsten Minuspunkt der Absaroka Beartooth Wilderness. Ansonsten war diese Tour, ähnlich wie die Wind River Hochroute, absolut phantastisch durch eines der lohnensten Gegenden Montanas.






                                                                                                                        1.Tag: Lake Creek

                                                                                                                        Nach der Frühstückspause wander ich gegen 10:30 los. Folge zunächst einen schmalen Feldweg über einen flachen Pamparücken oberhalb des Lake Creek entlang.


                                                                                                                        Trekkingstartpunkt auf 2244 m Höhe

                                                                                                                        Nach einen Kilometer endet der Fahrweg, nun geht’s in den Wald rein und runter zum Fluss. Der Lake Creek kommt aus dem Granit Lake, zu dem ich hinwill.

                                                                                                                        Laut meiner Karte beginnt hier schon die Absaroka Beartooth Wilderness. Weglos wander ich flussaufwärts, das Gelände ist schwierig, der Wald sehr plackerig, der Boden voll mit Baumstämmen und ich komme nur langsam vorwärts. Was habe ich mir da nur für eine Route ausgesucht??


                                                                                                                        Lake Creek // weglos wander ich flussaufwärts


                                                                                                                        Lake Creek


                                                                                                                        Lake Creek


                                                                                                                        das weglose wandern ist anstrengend, der Boden voll mit Baumstämmen

                                                                                                                        Im Laufe des Nachmittags komme ich an paar kleinen Seen vorbei, die von bewaldeten Granithügeln umgeben sind. Beim dritten See entscheide ich mich den Lake Creek zu verlassen um direkt Richtung Norden zu wandern. Das ist kürzer als wenn ich bis zum Granit Lake die Flusskurven des Lake Creek folge und ich will möglichst schnell auf den Granit Lake Trail stoßen.


                                                                                                                        der erste kleine See


                                                                                                                        See Nummer 2


                                                                                                                        See Nummer 3


                                                                                                                        See Nummer 3 // hier verlasse ich den Lake Creek

                                                                                                                        Hinter dem nächsten Hügel liegt versteckt der Lost Lake, an dem ich eigentlich Schluss für heute machen will. Da sich am Seeufer aber keine guten Campstellen finden, wander ich noch einen halben Kilometer weiter und schlage auf einen flachen Waldrücken mein Zelt auf.
                                                                                                                        In 8h50 habe ich 9,5 km geschafft, aber der schwierige Teil liegt nun hinter mir.


                                                                                                                        Lost Lake (25o6 m)


                                                                                                                        Camp 1 (2572 m)
                                                                                                                        Zuletzt geändert von berniehh; 25.10.2015, 19:01.
                                                                                                                        www.trekking.magix.net

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                          • 10.06.2004
                                                                                                                          • 1232
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                          Mal wieder ein absolut vielversprechender Anfang. Allein schon die ersten Bilder haben Lust auf mehr gemacht...

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                                            • 31.01.2011
                                                                                                                            • 2501
                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                            2.Tag: Granit Lake

                                                                                                                            Mit nur null Grad am frühen Morgen ist es zwar recht kühl, aber dafür ist das Wetter heute traumhaft.
                                                                                                                            Weglos wander ich weiter durch Wald Richtung Nordosten. Der Wald ist jetzt gut begehbar und nicht mehr so schwierig wie gestern. Es geht an einigen Sumpfsenken vorbei und nach zwei Kilometern stoße ich auf den Granit Lake Trail.


                                                                                                                            weglos geht es durch Wald und an einigen sumpfigen Senken vorbei


                                                                                                                            nach zwei Kilometern stoße ich auf den Granit Lake Trail

                                                                                                                            Ab nun leichtes Wandern, ich folge den Pfad westlich um den Granit Lake herum durch eine recht schöne Gegend. Der Granit Lake ist zwei bis drei Kilometer lang und von bewaldete Felshügel umgeben. Am Seeufer passiere ich eine traumhafte Campstelle, an der ich am liebsten bleiben würde. Leider ist es aber noch zu früh zum feierabend machen.


                                                                                                                            attraktive Landschaft am Granit Lake


                                                                                                                            Blick vom Granit Lake Trail


                                                                                                                            Granit Lake (2631 m)


                                                                                                                            Granit Lake


                                                                                                                            Granit Lake


                                                                                                                            Der Lake Creek mündet hier in den Granit Lake


                                                                                                                            Granit Lake Trail

                                                                                                                            Am Nordostende des Granit Lake verlasse ich den Haupttrail und wander auf schmalem unmarkierten Nebenpfad Richtung Osten zum Thiel Lake. Oberhalb davon zweige ich auf den Beartooth Highlakes Trail, der auch auf den Topo-Karten mit eingezeichnet ist.
                                                                                                                            Ich folge diesen Trail nach Südosten an paar weiteren Seen vorbei durch ein attraktives hügeliges Hochland zwischen 2800 und 3000 Meter Höhe, nahe an der Baumgrenze.


                                                                                                                            Thiel Lake (2801 m)


                                                                                                                            der Mule Lake (2835 m) am Beartooth Highlakes Trail


                                                                                                                            Panorama vom Beartooth Highlakes Trail


                                                                                                                            Box Lake (2988 m)


                                                                                                                            der Beartooth Highlakes Trail führt über ein attraktives Hochland


                                                                                                                            Abstieg zum Trey Lake // hier verlasse ich den Trail

                                                                                                                            Am Trey Lake finde ich eine super Campstelle. Hier verlasse ich den Trail und wander morgen weglos über meinen ersten hochalpinen Pass.
                                                                                                                            Seit dem Granit Lake befinde ich mich im Grenzgebiet zwischen Wyoming und Montana und morgen quere ich endgültig rüber nach Montana.

                                                                                                                            Heute war mal wieder ein super Tag. Es war aber auch so einiges los auf dieser Strecke, während des Tages traf ich insgesamt drei Gruppen aus jeweils vier Personen.


                                                                                                                            Trey Lake (3012 m)


                                                                                                                            Camp 2 am Trey Lake
                                                                                                                            Zuletzt geändert von berniehh; 26.10.2015, 22:08.
                                                                                                                            www.trekking.magix.net

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              Fuchs
                                                                                                                              • 29.08.2009
                                                                                                                              • 1356
                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                              AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                              Der absolute Kracher, aber ich weiß, ich wiederhole mich...
                                                                                                                              Ich freue mich sehr, daß du uns weiter regelmäßig mit Berichten und vielen Fotos von deinen Hammertouren beglückst...
                                                                                                                              Bitte mach weiter so!
                                                                                                                              Wer nichts weiß muss alles glauben...

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                                • 31.01.2011
                                                                                                                                • 2501
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                @Pielinnen: es freut mich daß dir der Bericht gefällt

                                                                                                                                3.Tag: erste Passüberquerung

                                                                                                                                Wie gestern begrüßt mich auch heute wieder ein strahlend blauer Himmel und das stabile Hochdruckgebiet hält noch für die nächsten fünf Tage an.

                                                                                                                                Heute will ich mit dem ersten hochalpinen Pass die Beartooth Range überqueren zum Black Canyon Lake. Das wird der schwierigste Pass dieser Tour und das auch noch ganz am Anfang. Über den Aufstieg mache ich mir allerding keine Sorgen, nur über den Abstieg runter zur anderen Seite. Laut der Topokarte und den Google Earth Bildern geht es da verdammt steil runter und ich war mir nicht sicher ob das so ohne weiteres machbar ist.
                                                                                                                                Alternativpässe in andere Täler gibt es sicher, hatte ich auch schon bei der Planung ausgecheckt, habe letztendlich aber nur die Karten von diesem Pass ausgedruckt und muss da nun auch rüberkommen.

                                                                                                                                Um 8:45 breche ich auf, wander weglos weiter nach Nordosten über das Beartooth Plateau, durch eine Granithügellandschaft an paar Seen vorbei. Der spärliche alpine Baumbewuchs endet bald.


                                                                                                                                T Lake (3003 m)


                                                                                                                                T Lake // Beartooth Plateau


                                                                                                                                Lonesome Lake (3059 m)


                                                                                                                                Beartooth Plateau

                                                                                                                                Nach viereinhalb Kilometern erreiche ich den Albino Lake, am Fuße der Beartooth Range Hauptkette. Hier sehe ich von weitem drei Angler, die einzigsten Menschen heute.


                                                                                                                                am Fuße des Beartooth Range Hauptkammes


                                                                                                                                Albino Lake (3043 m)


                                                                                                                                Albino Lake


                                                                                                                                Albino Lake

                                                                                                                                Es geht dann über einen kleinen Pass zum Jasper Lake. Ab hier wird die Vegetation noch spärlicher und endet bald ganz. Ich wander weglos ein kleines ansteigendes Nebental aufwärts und kletter eine Wasserfallstufe hoch. Dann wird das Gelände hochalpin, Felsbrockenfelder und erste Schneeflächen bis hoch zum Pass.


                                                                                                                                Jasper Lake (3088 m) // im Hintergrund die Beartooth Range


                                                                                                                                das Beartooth Plateau am Fuße der Beartooth Range


                                                                                                                                ich kletter eine Wasserfallstufe hoch


                                                                                                                                Blick zurück auf den Lonesome Mountain, Beartooth Plateau


                                                                                                                                nicht mehr weit bis zum Pass // der Aufstieg geht problemlos

                                                                                                                                Nach 6h50 komme ich oben auf der Passhöhe an. Super Blick runter zur anderen Seite ins grandiose felsige Black Canyon Valley mit dem Black Canyon Lake.


                                                                                                                                auf der Passhöhe (3590 m)


                                                                                                                                Black Canyon Valley, Beartooth Range


                                                                                                                                steiler wegloser Abstieg

                                                                                                                                Für die nächsten 45 Minuten kundschafte ich erstmal ohne Gepäck eine Abstiegsroute aus. Es geht den sehr steilen Stein- und Geröllhang abwärts, ist aber machbar. Nach 200 Höhenmetern wird es weniger steil. Ich steige wieder hoch und hole meinen Rucksack.

                                                                                                                                Ich dachte daß das schwierigste nun geschafft ist, aber weit gefehlt! Unten auf dem Talboden geht es für einen Kilometer über ein absolut übles Felsbrockenfeld, auf dem das Vorwärtskommen extrem langsam und nervig ist.
                                                                                                                                Als das endlich hinter mir liegt tauchen erste Grasflächen auf und nochmal anderthalb Kilometer weiter erreiche ich den Black Canyon Lake.


                                                                                                                                Abstieg ins Black Canyon Valley


                                                                                                                                steiler Abstieg ins Black Canyon Valley


                                                                                                                                Black Canyon Valley


                                                                                                                                Blick zurück zum Pass


                                                                                                                                Abstieg zum Black Canyon Lake


                                                                                                                                Black Canyon Lake (2809 m)

                                                                                                                                Es ist schon spät, auf einer kleinen Grasfläche schlage ich nach 10 Stunden am oberen See-Ende mein Camp auf.


                                                                                                                                Camp 3 am Black Canyon Lake (3809 m)


                                                                                                                                Black Canyon Valley // Blick zurück zum Pass
                                                                                                                                Zuletzt geändert von berniehh; 01.11.2015, 23:18.
                                                                                                                                www.trekking.magix.net

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  Alter Hase
                                                                                                                                  • 31.01.2011
                                                                                                                                  • 2501
                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                  Wegen meiner Patagonien-Vorbereitung ist das Weiterschreiben hier etwas ins Stocken geraten.
                                                                                                                                  Nun habe ich es aber geschafft den vierten Tag fertigzuschreiben.


                                                                                                                                  4.Tag: Sundance Pass

                                                                                                                                  Um 9:20 starte ich bei blauem Himmel und wander weglos das rechte Ufer des Black Canyon Lake entlang. Wandern kann man es aber nicht nennen, es ist ein langsames Steigen über große Felsbrocken, Steine und Geröll.

                                                                                                                                  Nach zwei Kilometern erreiche ich das nördliche See-Ende. Der Blick zurück über den See ist beeindruckend mit der schroffen Gebirgskette und mein Pass von gestern.


                                                                                                                                  Black Canyon Lake (2809 m) // im Hintergrund mein Pass von gestern


                                                                                                                                  Black Canyon Lake

                                                                                                                                  Ab hier beginnt eine erkennbare Route, die für die nächsten zweieinhalb Kilometer runter ins Haupttal des Lake Fork Valley führt. Der schmale Pfad tunnelt sich durch den sehr dichten Nadelurwald und ist stellenweise leicht zu verlieren. Gut daß es diesen Pfad gibt, weglos möchte ich hier nicht durch.


                                                                                                                                  schmaler Pfad runter ins Lake Fork Valley

                                                                                                                                  Unten am Fluss stoße ich auf einen breiten markierten Hauptpfad, den ich nun für den Rest des Tages folge über den Sundance Pass ins West Fork Rock Creek Valley. Ab nun ist es eine leichte und entspannte Wanderung.


                                                                                                                                  Lake Fork Valley (2573 m)


                                                                                                                                  Lake Fork Valley


                                                                                                                                  Lake Fork Valley


                                                                                                                                  Lake Fork Valley


                                                                                                                                  Lake Fork Valley & Rock Lakes

                                                                                                                                  Der Trail führt durch Wald sanft den Hang entlang talaufwärts zum September Morn Lake, ein kleiner See in einem attraktiven Basin. Eine größere Gruppe war hier am campen und ich treffe eine Rangerin.


                                                                                                                                  September Morn Lake (2955 m)


                                                                                                                                  September Morn Lake

                                                                                                                                  Nach meiner Mittagspause lasse ich die Baumgrenze hinter mir und der Trail windet sich hoch zum Pass.
                                                                                                                                  Verglichen mit meinen gestrigen Pass ist die Überquerung des Sundance Passes wegen dem guten Trail sehr einfach. Es scheint eine recht populäre Trekkingroute zu sein, aber die nächsten Leute treffe ich erst wieder auf der anderen Seite im West Fork Rock Creek Valley.


                                                                                                                                  Trail zum Sundance Pass


                                                                                                                                  Aufstieg zum Sundance Pass


                                                                                                                                  Blick zurück ins Lake Fork Valley


                                                                                                                                  Blick von der Passhöhe ins West Fork Rock Creek Valley

                                                                                                                                  In endlose langezogene Serpentinen schlengelt der Trail sich runter ins West Fork Rock Creek Valley.


                                                                                                                                  Abstieg ins West Fork Rock Creek Valley


                                                                                                                                  morgen steige ich auf dem Bowback Mountain


                                                                                                                                  Abstieg ins West Fork Rock Creek Valley

                                                                                                                                  Vom Talboden wander ich heute noch 4 bis 5 km talabwärts. Es ist eine recht schöne Gegend aber in diesem Tal ist ganz schön viel los, überall sehe ich abseits des Trails Leute am campen. Ich zähle insgesamt sechs Gruppen, einige sehe ich nur vom weitem, direkt am Trail treffe ich dagegen kaum Leute.


                                                                                                                                  West Fork Rock Creek Valley


                                                                                                                                  West Fork Rock Creek Valley




                                                                                                                                  auf einen guten Trail wander ich heute noch 4 bis 5 Kilometer talabwärts


                                                                                                                                  West Fork Rock Creek Valley


                                                                                                                                  Trail im West Fork Rock Creek Valley



                                                                                                                                  Auf der Quinnebaugh Meadows schlage ich mein Zelt auf. Hier werde ich morgen dieses Tal verlassen und über das East Rosebud Plateau zu den Snow Lakes steigen.


                                                                                                                                  Camp 4 (2690 m) im West Fork Rock Creek Valley


                                                                                                                                  die Quinnebaugh Meadows beim Camp
                                                                                                                                  www.trekking.magix.net

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                                    • 25.04.2007
                                                                                                                                    • 1868
                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                    #66
                                                                                                                                    AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                    Oh schön, es geht doch noch weiter. Dacht du bist schon in Patagonien.
                                                                                                                                    Froh schlägt das Herz im Reisekittel,
                                                                                                                                    vorausgesetzt man hat die Mittel.

                                                                                                                                    W.Busch

                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                                                      • 31.01.2011
                                                                                                                                      • 2501
                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                      #67
                                                                                                                                      AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                      Zitat von paddel Beitrag anzeigen
                                                                                                                                      Dacht du bist schon in Patagonien.
                                                                                                                                      Es geht erst Anfang Dezember los.
                                                                                                                                      Bis dahin werde ich hier wohl noch etwas weiterschreiben und den Rest dann nach meiner Patagonienreise, ab April.
                                                                                                                                      www.trekking.magix.net

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                                                        • 31.01.2011
                                                                                                                                        • 2501
                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                        AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                        5.Tag: East Rosebud Plateau

                                                                                                                                        Viertel vor zehn wander ich los, biege nach links auf einen Nebenpfad, der den bewaldeten Hang nach oben führt zum Lake Mary. Auf dem Weg nach oben kommt mir eine Gruppe Leute entgegen, die dort oben am See gecampt haben und nun wieder rauswandern wollen. Ab hier sehe ich für den Rest des Tages niemanden mehr.


                                                                                                                                        Pfad zum Lake Mary


                                                                                                                                        Blick zurück ins West Fork Rock Creek Valley


                                                                                                                                        Aufstieg zum Mary Lake

                                                                                                                                        Nach 1h50 erreiche ich den Lake Mary. Der See liegt in einem alpinen Basin an der Baumgrenze, von steile Felshänge überragt. Hier endet der Trail und ich wander weglos weiter über Granitfelsen nach oben auf dem Gebirgskamm. Dann weiter den felsigen Kamm entlang bis das Gelände weitläufig und flach wird. Ich habe das East Rosebud Plateau erreicht, eine Hochebene auf über 3500 m Höhe.


                                                                                                                                        Lake Mary (3043 m)


                                                                                                                                        Lake Mary


                                                                                                                                        ab hier geht´s weglos weiter // Blick zurück zum Lake Mary




                                                                                                                                        ich steige hoch auf dem Gebirgskamm


                                                                                                                                        kleiner See auf dem Weg zum Kamm


                                                                                                                                        Blick von der Kammhöhe runter zur anderen Seite


                                                                                                                                        auf dem East Rosebud Plateau


                                                                                                                                        East Rosebud Plateau (3550 m)


                                                                                                                                        East Rosebud Plateau

                                                                                                                                        Auf dem East Rosebud Plateau lasse ich meinen Rucksack liegen und mache einen Abstecher zum Bowback Mountain, das sind 6,5 km für den Hin- und Rückweg durch eine karge weitläufige Steinlandschaft.
                                                                                                                                        Von dieser Seite aus ist der Bowback Mountain nur ein belangloser Hügel, aber wenn man auf dem Gipfel steht fällt es auf der anderen Seite steil ab in ein alpines Basin mit mehrere Seen und man blickt in das Talende des West Fork Rock Creek Valley, in dem ich gestern war. Die Aussicht ist grandios.


                                                                                                                                        Aufstieg zum Bowback Mountain


                                                                                                                                        Blick vom Bowback Mountain (3750 m)


                                                                                                                                        Bowback Mountain


                                                                                                                                        Blick vom Bowback Mountain


                                                                                                                                        Blick vom Bowback Mountain


                                                                                                                                        Bowback Mountain

                                                                                                                                        Dieser Abstecher hat sich auf jeden Fall gelohnt und nach 2h10 war ich wieder zurück beim Rucksack.

                                                                                                                                        Nun geht’s Richtung Osten runter zu den Snow Lakes. Zunächst fällt das Plateau nur ganz sanft ab, aber nach zwei Kilometern geht’s deutlich steiler einen Bergrücken runter ins Snow Creek Valley. Hier komme ich in den alpinen Nadelwald und auf dem Talboden liegen die beiden Snow Lakes.


                                                                                                                                        Abstieg ins Snow Creek Valley


                                                                                                                                        Abstieg zu den Snow Lakes // links am oberen See finde ich eine gute Campstelle

                                                                                                                                        Am oberen See finde ich eine herrliche Campstelle, bis jetzt die beste auf dieser Tour, in paradiesischer Gegend und sehr abgelegen in der weglosen Wildnis.


                                                                                                                                        Camp 5 bei den Snow Lakes (2825 m)


                                                                                                                                        Blick vom Camp über den oberen Snow Lake
                                                                                                                                        Zuletzt geändert von berniehh; 16.11.2015, 21:59.
                                                                                                                                        www.trekking.magix.net

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                          • 28.01.2011
                                                                                                                                          • 1669
                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                          #69
                                                                                                                                          AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                          Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                                                                                                          etwa 30 Prozent der Fläche Deutschlands ist waldbedeckt - also Platz wäre auch bei uns mehr als genug
                                                                                                                                          Ja prima, in Österreich sogar 50%. Aber außer im Hochgebirge alles brutalst von Infrastruktur und Siedlungen durchschnitten, that's the problem.

                                                                                                                                          Super-Bericht!
                                                                                                                                          Ich, bloque: Projekt Zentralalpenweg

                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                                                            • 31.01.2011
                                                                                                                                            • 2501
                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                            AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                            6.Tag: East Rosebud Valley

                                                                                                                                            Bei wolkenlosem Himmel wander ich gegen 8:30 los. Als erstes muss ich weglos runter ins Haupttal des East Rosebud Valley steigen, ein Abstieg von über 800 Höhenmetern.

                                                                                                                                            Zunächst geht es runter zum unteren Snow Lake, dann folge ich den Snow Creek talabwärts. Das enge V-förmige Tal fällt rapide ab. Über Felsbrockenfelder, Geröll und kleine Waldabschnitte geht’s da runter, steile Felshänge beflanken das Tal links und rechts. Langsames Vorwärtskommen.


                                                                                                                                            der untere Snow Lake (2796 m)


                                                                                                                                            Snow Creek Valley // weglos geht´s talabwärts


                                                                                                                                            steiler Abstieg ins East Rosebud Valley

                                                                                                                                            Die letzten 200 bis 300 Höhenmeter geht’s durch ein altes Waldbrandgelände sehr steil runter ins Haupttal des East Rosebud Valley. Dieser Abschnitt war besonders anstrengend, überall lagen alte tote Baumstämme rum und der Boden war voll mit sehr dichten Gestrüpp und niedrige junge Nadelbäume.


                                                                                                                                            Abstieg ins East Rosebud Valley


                                                                                                                                            steiler Abstieg ins East Rosebud Valley // auf dem Talboden stoße ich auf einen guten Trail, den ich talaufwärts folge (rote Pfeile)


                                                                                                                                            East Rosebud Valley (2020 m)

                                                                                                                                            Auf dem flachen Talboden hat das bushwhacking endlich ein Ende und ich stoße auf einen guten markierten Trail. Treffe hier auch gleich die ersten Wanderer. Für die dreieinhalb Kilometer bis hierher habe ich ganze drei Stunden gebraucht, aber nun auf dem Trail geht’s endlich schnell vorwärts.

                                                                                                                                            Nach zwei Kilometern endet das Waldbrandgebiet und ich folge für den Rest des Tages den Trail talaufwärts. Dies ist eine beliebte Trekkingroute und dazu ist heute auch noch Sonntag, also mega viel Betrieb. Über den Tag verteilt treffe ich bestimmt über 10 Wandergruppen. Kein Wunder, dies ist ja auch ein überaus spektakuläres Wald- und Granittal mit steile Felshänge und einer ganzen Kette schöner Seen. Bisher habe ich auf dieser USA-Reise noch an keinem anderen Tag soviele Leute getroffen, aber auf dem nächsten Trek durch den Grand Teton Nationalpark war noch mehr los.

                                                                                                                                            Für heute wander ich noch 15 Kilometer, es ist eine angenehme Wanderung bei der ich entspannt die Landschaft genießen kann. Viel zu erzählen gibt´s darüber nicht, daher poste ich nur die Fotos.

                                                                                                                                            Beim Duggan Lake finde ich abseits des Trails eine gute Campstelle.


                                                                                                                                            Elk Lake (2068 m), der erste See


                                                                                                                                            Elk Lake, East Rosebud Valley


                                                                                                                                            East Rosebud Valley // auf gutem Trail wander ich heute noch 15 km talaufwärts


                                                                                                                                            East Rosebud Valley, Blick talaufwärts


                                                                                                                                            East Rosebud Valley, Blick zurück talabwärts


                                                                                                                                            East Rosebud Valley


                                                                                                                                            Rimrock Lake (2329 m), See Nr. 2


                                                                                                                                            Rimrock Lake


                                                                                                                                            Rimrock Lake


                                                                                                                                            Rimrock Lake


                                                                                                                                            Rainbow Lake (2368 m), See Nr. 3


                                                                                                                                            Rainbow Lake


                                                                                                                                            Rainbow Lake


                                                                                                                                            Trail im East Rosebud Valley


                                                                                                                                            Das Tal steigt weiter an // Blick zurück zum Rainbow Lake


                                                                                                                                            Blick zurück zum Rainbow Lake


                                                                                                                                            Lake at Falls (2484 m), See Nr. 4


                                                                                                                                            Lake at Falls


                                                                                                                                            East Rosebud Valley


                                                                                                                                            Big Park Lake (2521 m), See Nr. 5


                                                                                                                                            hinter dem Big Park Lake steigt das Tal weiter an


                                                                                                                                            Blick zurück talabwärts


                                                                                                                                            Duggan Lake (2700 m), See Nr. 6 // im Hintergrund der Inpasse Falls


                                                                                                                                            Inpasse Falls


                                                                                                                                            Camp 6 beim Duggan Lake
                                                                                                                                            www.trekking.magix.net

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              Alter Hase
                                                                                                                                              • 31.01.2011
                                                                                                                                              • 2501
                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                              #71
                                                                                                                                              AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                              7.Tag: Fossil Lake

                                                                                                                                              Folge weiter den Trail talaufwärts. Oberhalb der Inpasse Falls komme ich ans Ufer der Twin Outlet Lakes und kurz dahinter kommt der Dewey Lake, der von den steilen Felshängen des Mount Dewey überragt wird mit den letzten alpinen Nadelwaldabschnitten am Ufer.


                                                                                                                                              Duggan Lake & Inpasse Falls


                                                                                                                                              Inpasse Falls


                                                                                                                                              das East Rosebud Valley oberhalb der Inpasse Falls


                                                                                                                                              Twin Outlet Outlet Lakes (2799 m)


                                                                                                                                              East Rosebud Valley


                                                                                                                                              am Ausfluss des Dewey Lake (2840 m)


                                                                                                                                              Dewey Lake


                                                                                                                                              Dewey Lake

                                                                                                                                              Oberhalb des Dewey Lake wird das Land weit und offen, der Baumbestand nimmt rapide ab und ich komme in die offene Tundra. Paar Kilometer weiter erreiche ich den Fossil Lake in einem weitläufigen Basin oben auf der Divide der Beartooth Mountains.

                                                                                                                                              Der Fossil Lake hat einen Durchmesser von zwei Kilometern und ist sehr verzweigt mit einige Inseln und verschiedene Seearme.


                                                                                                                                              oberhalb des Dewey Lake endet der Wald


                                                                                                                                              der Trail führt durch eine weitläufige Tundralandschaft


                                                                                                                                              Fossil Lake (3015 m)


                                                                                                                                              Fossil Lake


                                                                                                                                              Trail am Fossil Lake


                                                                                                                                              Fossil Lake


                                                                                                                                              Trail am Fossil Lake

                                                                                                                                              Am anderen Ende des Sees verlasse ich nach fast 9 Kilometern den Trail und wander weglos Richtung Norden entlang der Divide Richtung Granit Peak. Bis zum Fossil Lake traf ich fünf bis sechs Gruppen aber nun wird es menschenleer.

                                                                                                                                              Das weglose Wandern ist einfach durch ein sanftes grasiges Hochland am Fizzle Lake vorbei zum Rough Lake.


                                                                                                                                              Fizzle Lake (3023 m)




                                                                                                                                              Rough Lake (3093 m)


                                                                                                                                              steiniges Hochland beim Rough Lake

                                                                                                                                              Das Wetter scheint umzuschlagen, vom zunächst blauen Himmel wurde es grau bedeckt und dann zieht auch noch ein Gewitter auf.

                                                                                                                                              Am Rough Lake schlage ich daher nach 14 Kilometern erstmal mein Camp auf. Da das Wetter sich heute nicht mehr bessert bleibe ich hier. Von meinem Trekkingstartpunkt am Lake Creek liegen nun 106 km hinter mir.


                                                                                                                                              Camp 7 am Rough Lake


                                                                                                                                              aufziehendes Gewitter am Rough Lake


                                                                                                                                              Schneeziege abends bei meinem Camp
                                                                                                                                              www.trekking.magix.net

                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                                                • 30.05.2007
                                                                                                                                                • 3996
                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                #72
                                                                                                                                                AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                Und wieder grandiose Fotos!
                                                                                                                                                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                                                                A. v. Humboldt.

                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                  • 19.01.2009
                                                                                                                                                  • 338
                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                  #73
                                                                                                                                                  AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                  Dem kann ich nur beipflichten!
                                                                                                                                                  Schöne Bilder, schöne Tour und die Umsetztung genau nach meinem Geschmack.


                                                                                                                                                  Viel Spaß in Südamerika!
                                                                                                                                                  Langeweile ist ein kostbares Gut. Sie gehört gepflegt zum Wohle der Gesellschaft, weil eine gepflegte Langeweile eine Gelassenheit generieren kann, die uns allen zu Gute kommt.

                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                                                    • 10.06.2004
                                                                                                                                                    • 1232
                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                    #74
                                                                                                                                                    AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                    Immer wieder ein Vergnügen Deine Berichte zu vefolgen. Hoffe mal bald auf eine Fortsetzung.

                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                                                                      • 31.01.2011
                                                                                                                                                      • 2501
                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                      #75
                                                                                                                                                      AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                      Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                      Hoffe mal bald auf eine Fortsetzung.
                                                                                                                                                      Natürlich wird die Fortsetzung irgendwann kommen. Eigentlich wollte ich dieses Wochenende weiterschreiben, aber irgendwie hat die Faulheit gesiegt
                                                                                                                                                      Ein oder zwei Trekkingtage schaffe ich vielleicht bis nächsten Freitag noch fertigzuschreiben und danach geht es ab April weiter
                                                                                                                                                      www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                                        • 10.06.2004
                                                                                                                                                        • 1232
                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                        #76
                                                                                                                                                        AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                        Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                        Ein oder zwei Trekkingtage schaffe ich vielleicht bis nächsten Freitag noch fertigzuschreiben und danach geht es ab April weiter
                                                                                                                                                        Uii, das klingt ja fast danach als ob es bei Dir bald wieder groß auf Tour geht. Patagonien steht diesmal aufm Speiseplan, richtig?

                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                                                                          • 31.01.2011
                                                                                                                                                          • 2501
                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                          #77
                                                                                                                                                          AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                          Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                          Uii, das klingt ja fast danach als ob es bei Dir bald wieder groß auf Tour geht. Patagonien steht diesmal aufm Speiseplan, richtig?
                                                                                                                                                          Jup Patagonien, vier Monate zusammen mit Slarti, der ist letzte Woche schon rübergeflogen.
                                                                                                                                                          www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                            • 642
                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                            AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                            Danke für den Bericht und viel Spass in Patagonien! (Du und Slarti ... das wird dann wohl keine normale TdP Runde werden ;)

                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                              Alter Hase
                                                                                                                                                              • 31.01.2011
                                                                                                                                                              • 2501
                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                              #79
                                                                                                                                                              AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                              Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                              Danke für den Bericht und viel Spass in Patagonien! (Du und Slarti ... das wird dann wohl keine normale TdP Runde werden ;)
                                                                                                                                                              Danke
                                                                                                                                                              Slarti macht momentan die TdP Runde alleine. Danach treffen wir uns in El Calafate und fangen mit den abgelegenen Treks an
                                                                                                                                                              www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                                                                • 31.01.2011
                                                                                                                                                                • 2501
                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                #80
                                                                                                                                                                AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                Nach über viermonatiger Schreibpause, die ich aufgrund meiner Patagonienreise hier gemacht habe, geht es nun weiter......

                                                                                                                                                                Vor paar Tagen bin ich aus Patagonien zurückgekehrt.
                                                                                                                                                                Die Frage was denn nun besser war, USA oder Patagonien, ist schwer zu beantworten. Ich versuche hier aber mal einen kleinen Vergleich:

                                                                                                                                                                Meine USA- und Patagonientreks waren landschaftlich teilweise gleich spektakulär, aber teilweise fand ich die Patagonientreks noch beeindruckender, unter anderem auch deshalb weil wir dort mit den riesigen patagonischen Gletschergebieten Landschaften gesehen haben, die es so in den USA, außer in Alaska, nicht gibt.

                                                                                                                                                                Unsere Patagonientreks waren deutlich einsamer mit viel weniger Leuten als meine USA-Treks. Z.B. in der Wind River Range, wo ich im Schnitt alle zwei Tage mal paar Leute gesehen habe, war doch schon recht viel los und auf den anderen USA-Treks sogar noch mehr.
                                                                                                                                                                In Patagonien haben wir Touren gemacht, auf denen wir wochenlang am Stück keine einzige Menschenseele gesehen haben.

                                                                                                                                                                Das Reisen allgemein, also außerhalb der Trekkingtouren, war in Patagonien noch etwas abenteuerlicher und viel mehr für Rucksacktourismus gemacht, als in den USA, wo Rucksacktourismus quasi kaum existiert und die gesamte Infrastruktur dort fast nur für Autotourismus angelegt ist.

                                                                                                                                                                Beide Reisen, sowohl die USA als auch Patagonien, waren wirklich mega lohnend, aber im Gesamtschnitt würde ich sagen hat mir die Patagonienreise noch etwas besser gefallen.

                                                                                                                                                                Daher wäre ich auch fast in Versuchung geraten die Fortsetzung des USA-Berichts erstmal noch weiter auf die lange Bank zu schieben, um gleich mit dem Patagonienbericht zu beginnen. Dann habe ich mir aber gedacht, wenn ich den USA-Bericht jetzt nicht fertigschreibe, dann wird er wohl nie mehr fertig werden. Der Patagonienbericht muss also noch paar Wochen warten.

                                                                                                                                                                Weil mein letzter Post hier schon so lange her ist, beginne ich zunächst mal mit einem kurzen
                                                                                                                                                                Rückblick:

                                                                                                                                                                Meine zweieinhalb monatige USA-Reise beginnt mit einem 16 tägigen Seeufer- und Waldtrek am Lake Superior in Michigan und Wisconsin, eine recht wilde und abenteuerliche Route, die aber nur was für Waldfreaks ist.

                                                                                                                                                                Dann geht´s weiter nach Wyoming, wo ich mit der 21-tägigen Wind River Hochroute die Top-Highlighttour meiner diesjährigen USA-Reise mache, inclusiv der Besteigung des Gannett Peak, dem höchsten Berg Wyomings. Die schroffe Granitlandschaft mit den hunderten von Bergseen und die vergletscherten Massive um den Gannett Peak machen aus der Wind River Range eine absolut weltklasse Trekkinggegend.

                                                                                                                                                                Nach zwei Tagen Pause in Lander/Wyoming starte ich meine 16-tägige Durchquerung der Absaroka Beartooth Wilderness im Süden Montanas. Landschaftlich sind die Absaroka- und Beartooth Mountains ähnlich wie die Wind River Range, ein steiles Felsengebirge mit vielen Seen, vielleicht nicht ganz so spektakulär wie die Wind River Range, aber trotzdem sehr lohnend.

                                                                                                                                                                In der Absaroka Beartooth Wilderness treffe ich insgesamt deutlich mehr Leute als in der Wind River Range. Nur an vier Tagen treffe ich niemanden, aber an den anderen Tagen einige Trekker oder Camper, meistens zwar nicht viele, nur zwischen ein bis drei Gruppen pro Tag. Nur in zwei Tälern war deutlich mehr Betrieb, wo ich auch nicht mehr mitzählte wieviele Leute es pro Tag waren. Es waren aber recht viele, bestimmt 10 bis 15 Gruppen pro Tag, was aber immer noch relativ wenig ist verglichen mit der Anzahl von Leuten, die ich auf meiner Tour durch den Grand Teton Nationalparks treffe (siehe mein letzter USA-Trek, der im Anschluss an dieser Tour folgt).

                                                                                                                                                                Am 6. und 7.Trekkingtag wander ich das East Rosebud Valley aufwärts an diverse Seen vorbei. Beim Fossil Lake verlasse ich das Tal, wander weglos durch weitläufige Hochgegend entlang der Divide der Beartooth Mountains, wo ich am Abend des 7.Tages am Rough Lake mein Camp aufschlage. Soweit bin ich beim letzten Mal mit dem Schreiben gekommen und hier geht’s nun weiter...........

                                                                                                                                                                8.Tag:
                                                                                                                                                                Bei grauer Bewölkung wander ich weglos ein offenes alpines Hochtal aufwärts an den Sky Top Lakes vorbei, das sind zwei Seen von jeweils 500 m Durchmesser und paar kleinere. Vor mir am Talende thront der 3904 m hohe Granit Peak, der höchste Berg Montanas.

                                                                                                                                                                Im Gegensatz zum etwas höheren und viel stärker vergletscherten Gannett Peak in Wyoming, liegen am Granit Peak nur noch paar Minigletscher. Es ist ein steiler Felsklotz, der jetzt im Spätsommer auch noch ziemlich schneefrei dasteht.
                                                                                                                                                                Von den höchsten Bergen aller US-Bundesstaaten, gilt der Granit Peak, aufgrund technischen Kletterns, als der am zweitschwersten zu besteigende, nach dem Denali in Alaska. Aus diesem Grund hatte ich von vornherein auch nicht eingeplant da hochzuklettern.

                                                                                                                                                                Während dieses Treks haben mir aber einige Leute erzählt daß es wohl auch eine nicht ganz so schwere Route zum Gipfel geben soll, die einige Leute sogar ohne Kletterausrüstung machen. Wenn das so ist, denke ich, kann ich ja auch mal probieren da hochzukommen, vor allem deshalb weil ich jetzt sowieso schonmal hier bin. Ich will aber nicht hier von den Sky Top Lakes hoch, sondern zunächst über einen weglosen hochalpinen Pass einmal halb um den Granit Peak rumwandern und dann von der anderen Seite, vom Averlanche Lake, hochsteigen.

                                                                                                                                                                Es fängt an zu regnen und nach 1h15 schlage ich neben einen Felsbrocken erstmal mein Camp auf. Es regnet den ganzen Vormittag, erst gegen 12:00 hört es auf und ich wander weiter. Mir kommt eine Bergsteigergruppe entgegen, die vom Granit Peak kommt. Sie sind früh am Morgen, so gegen 4 oder 5 Uhr von ihrem Camp gestartet, aber aufgrund des einsetzenden Regens und der nassen Felsen wurde ihnen das Weiterklettern zu gefährlich und sie kehrten vor Erreichen des Gipfels wieder um. Kurz nach ihnen kommt auch noch eine zweite Gruppe vom Berg runter, auch sie haben den Gipfel nicht erreicht.


                                                                                                                                                                auf dem Weg ins Sky Top Basin


                                                                                                                                                                unterer Sky Top Lake (3186 m)


                                                                                                                                                                oberer Sky Top Lake

                                                                                                                                                                Am Ende der Sky Top Lakes steige ich über Steine und Geröll auf einen 3530 m hohen Pass, links von Granit Peak. Das letzte Stück an kleinen Gletscherabschnitten vorbei durch eine beeindruckende karge hochalpine Landschaft. Als ich oben ankomme traversiere ich einen steilen Felsbrockenhang, an einen Berg vorbei, zum nächsten Pass.
                                                                                                                                                                Ein Gewitter zieht auf, eine dunkle Wolkenfront nähert sich ziemlich schnell und es blitzt und donnert schon. Ich muss mich beeilen und zusehen daß ich hier runterkomme.


                                                                                                                                                                Blick zurück zu den Sky Top Lakes


                                                                                                                                                                vor mir liegt der 3530 m hohe Pass


                                                                                                                                                                Blick zurück vom Pass - dahinten auf der linken Seite liegt der felsige Granit Peak


                                                                                                                                                                Blick von der Passhöhe runter zur anderen Seite


                                                                                                                                                                von der Passhöhe traversiere ich den alpinen Hang zum nächsten Pass, um dann auf der anderen Seite in ein Tal abzusteigen, das mich auf die Nordseite des Granit Peak führen soll.

                                                                                                                                                                Vom zweiten Pass steige ich einen steilen Geröllhang runter zu den Storm Lakes, zwei attraktive Bergseen. Dahinter fällt das Tal für 200 m steil ab zum Averlanche Lake, ein weiterer spektakulärer See. Das Gewitter zieht glücklicherweise an mir vorbei,......außer ein kurzes Schauer bekomme ich nichts ab.

                                                                                                                                                                Am Ufer des Averlanche Lake wachsen auf 2980 m die ersten alpinen Nadelbäume. Hier treffe ich eine große Gruppe Camper aus South Dakota, die hier schon seit paar Tagen sind. Sie kamen vom Mystic Lake (West Rosebud Valley) hier hoch und wollen morgen früh auf dem gleichen Weg wieder absteigen.

                                                                                                                                                                Ich schlage mein Camp hier zwischen den Büschen mit auf. Der Averlanche Lake sieht grandios aus, von graue Fels- und Steinhänge eingeschlossen, am Ende der Granit Peak mit dem Pass hoch zum Froze to Death Plateau, meine geplante Route für morgen.
                                                                                                                                                                Dem Wetter traue ich aber nicht. Die Schönwetterphase, die ich bis Tag 7 hatte, scheint erstmal vorbei zu sein. Wenn es erstmal so unbeständig ist, wird es, nach meiner Erfahrung in der Wind River Range, wahrscheinlich auch erstmal so bleiben.


                                                                                                                                                                Abstieg zu den Storm Lakes, im Bild der obere Storm Lake


                                                                                                                                                                obere Storm Lake (3226 m)


                                                                                                                                                                obere Storm Lake


                                                                                                                                                                Abstieg zum unteren Storm Lake - dahinter fällt das Tal steil ab zum Averlanche Lake


                                                                                                                                                                untere Storm Lake (3171 m)


                                                                                                                                                                steiler Abstieg zum Averlanche Lake


                                                                                                                                                                ein weiterer spektakulärer namenloser See, an dem ich kurz vor Erreichen des Averlanche Lake vorbeikomme


                                                                                                                                                                Averlanche Lake (2980 m) - im Hintergrund mein geplanter Pass für morgen, rechts davon der Granit Peak und links davon geht´s hoch zum Froze to Death Plateau.


                                                                                                                                                                mein Camp 8 am Averlanche Lake


                                                                                                                                                                Blick von meinem Camp über den Averlanche Lake


                                                                                                                                                                Am Averlanche Lake treffe ich eine große Gruppe Camper aus South Dakota


                                                                                                                                                                nochmal Blick über den See, rechts hinten der Granit Peak und links das Froze to Death Plateau
                                                                                                                                                                Zuletzt geändert von berniehh; 17.04.2016, 14:34.
                                                                                                                                                                www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                  Alter Hase
                                                                                                                                                                  • 31.01.2011
                                                                                                                                                                  • 2501
                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                  #81
                                                                                                                                                                  9.Tag:
                                                                                                                                                                  Wie gestern abend schon befürchtet, ist das Wetter schlecht, starker Wind mit ständigem Wechsel zwischen Sonne, Wolken und Schauer. Für die Besteigung des Granit Peak ist es mir definitiv zu unbeständig und hier noch länger auf eine Wetterbesserung warten will ich auch nicht.

                                                                                                                                                                  Ursprünglich war mein Plan von hier aus über das Froze to Death Plateau runter zum Mystic Lake zu steigen, egal ob mit oder ohne Besteigung des Granit Peak. Bei dem Wetter habe ich aber wenig Lust dazu. Wenn es hier beim Camp schon so kalt und windig ist, wird es dort oben noch schlimmer sein.

                                                                                                                                                                  Ich entscheide mich von meinem Camp direkt runter zum Mystic Lake zu steigen, ohne den Umweg über das Froze to Death Plateau, also den gleichen Weg den die Gruppe aus South Dakota gegangen ist. Sie waren aber recht früh am Morgen gestartet und schon weg. Laut denen führt da ein vage erkennbarer Pfad runter, der auf den Topokarten nicht mit eingezeichnet ist. Leider habe ich keine Kartenausdrucke davon, weil ich ja ursprünglich nur vorhatte über das Froze to Death Plateau zu gehen.

                                                                                                                                                                  Egal, ich finde den Weg auch so. Es ist eher eine Route als ein Pfad, der teilweise spärlich mit Steinmännchen markiert ist und den man an einigen Stellen leicht verliert. Es geht über einen kleinen Sattel, dann das Huckleberry Creek Valley abwärts an einer Kette von fünf Seen vorbei (Snowball Lakes, Princess Lake und Huckleberry Lake). Ab dem Princess Lake geht’s durch Wald.


                                                                                                                                                                  namenloser See Nr. 1 (2993 m) // an dem kam ich gestern abend auch schon vorbei.


                                                                                                                                                                  See Nr. 1


                                                                                                                                                                  oberer Snowball Lake (2927 m)


                                                                                                                                                                  Princess Lake (2774 m)


                                                                                                                                                                  im Wald wird der Pfad deutlich besser erkennbar


                                                                                                                                                                  Huckleberry Lake (2549 m)

                                                                                                                                                                  Nach 3h15 und 6 Kilometern erreiche ich den Talboden des West Rosebud Valley, wo ich am Ufer des Mystic Lake auf einen guten Hauptpfad stoße. Hier mache ich in der Sonne erstmal gemütlich Mittagspause und genieße den Blick über diesen 4 Kilometer langen See. Das Wetter hat sich mittlerweile deutlich gebessert.


                                                                                                                                                                  Mystic Lake, West Rosebud Valley (2345 m)


                                                                                                                                                                  Mystic Lake


                                                                                                                                                                  Mystic Lake

                                                                                                                                                                  Für die nächsten sechseinhalb Kilometer wander ich das West Rosebud Valley aufwärts. Nach nur paarhundert Metern, am oberen Ende des Mystic Lake, endet der gute Hauptpfad und es geht nur noch auf einen schmalen und viel weniger begangenen Wildnispfad weiter, der auch nicht mit auf den Topokarten eingezeichnet ist. Es folgen noch weitere Seen, erst der 3 km lange Island Lake und dahinter der Silver Lake, alle in paradiesischer Lage von Wäldern und Bergen umgeben. Am unteren Ende des Island Lake sehe ich zwei Gruppen Camper, die einzigsten Menschen an diesem Tag, ab dann niemanden mehr.

                                                                                                                                                                  Am Silver Lake liegt eine traumhafte Campstelle, sehr versteckt im dichten Wald am Seeufer. Fast wäre ich in Versuchung geraten hierzubleiben, entscheide mich dann aber noch hoch zum Frenco Lake zu steigen, weil es noch zu früh zum campen ist und ich heute noch was schaffen will.


                                                                                                                                                                  Island Lake (2355 m)


                                                                                                                                                                  Island Lake


                                                                                                                                                                  auf schmalen und wenig begangenen Waldpfad geht es weiter talaufwärts


                                                                                                                                                                  Silver Lake (2384 m)


                                                                                                                                                                  Silver Lake

                                                                                                                                                                  Am Silver Lake scheint der Pfad endgültig zu enden, ich verlasse den Talboden und steige weglos durch dichten Wald den Hang nach oben. Manchmal stoße ich noch auf vage Andeutungen einer Route, die ich aber nur für kurze Abschnitte folgen kann.


                                                                                                                                                                  Blick durch die Bäume runter ins Tal

                                                                                                                                                                  Nach 400 Höhenmetern wird das Gelände flach und ich wander in ein Hochtal hinein. Durch Wald und über Felsbrocken geht’s zum Frenco Lake, ein etwa 500 m langer See, von steile Berge eingeschlossen, mit dem Little Park Mountain.

                                                                                                                                                                  Am Seeausfluss finde ich eine super Campstelle und als mein Zelt gerade steht, beginnt ein heftiges Gewitter mit Platzregen. Puh, gerade rechtzeitig!

                                                                                                                                                                  Mein Plan ist morgen von hier über einen namenlosen Pass rüber ins Storm Creek Valley und Stillwater River Valley zu steigen. Zu diesem Zeitpunkt ahne ich aber noch nicht was mich dort erwarten wird.


                                                                                                                                                                  Frenco Lake (2778 m) mit dem Little Park Mountain im Hintergrund


                                                                                                                                                                  Camp 9 am Frenco Lake


                                                                                                                                                                  der Frenco Lake von meiner Campstelle
                                                                                                                                                                  Zuletzt geändert von berniehh; 17.04.2016, 18:03.
                                                                                                                                                                  www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                                                                    • 10.06.2004
                                                                                                                                                                    • 1232
                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                    #82
                                                                                                                                                                    AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                    Geil es geht weiter. Kaum bist Du aus Patagonien zurück, schon schreibst Du weiter. Das nenne ich mal wirklich strebsam. Bilder und Routenbeschgreibung erfüllen wie gewohnt den hohen "Bernd-Standard" der Deine Berichte kennzeichnet.

                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                      • 642
                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                      #83
                                                                                                                                                                      AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                      Vielen Dank für die Fortführung des Berichts. Bin gespannt, wie Dein Vergleich zwischen Teton Runde und Windriver ausfällt. Die Tetons waren zu der Jahreszeit bestimmt recht belebt.

                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                                                                                        • 31.01.2011
                                                                                                                                                                        • 2501
                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                        #84
                                                                                                                                                                        AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                        Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                        Geil es geht weiter. Kaum bist Du aus Patagonien zurück, schon schreibst Du weiter.
                                                                                                                                                                        Ich muss am Wochenende ja bißchen was zu tun haben
                                                                                                                                                                        Ehrlich gesagt habe ich momentan aber mehr Lust den Patagonienbericht zu schreiben. Die Erinnerungen daran sind noch sehr frisch und wir haben da paar richtig abenteuerliche Dinge erlebt (die ich teilweise auch garnicht in meinen Verteilermails erwähnt habe)

                                                                                                                                                                        Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                        Vielen Dank für die Fortführung des Berichts. Bin gespannt, wie Dein Vergleich zwischen Teton Runde und Windriver ausfällt.
                                                                                                                                                                        Den Vergleich schreibe ich ganz zum Schluss. Du kannst dir aber sicher schon vorstellen wie der ausfallen wird
                                                                                                                                                                        Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                        Die Tetons waren zu der Jahreszeit bestimmt recht belebt.
                                                                                                                                                                        Das kann man wohl sagen
                                                                                                                                                                        www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                          Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                          • 642
                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                          #85
                                                                                                                                                                          AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                          Danke. Bin gespannt auf den Vergleich. Ich war mal ausserhalb der Saison in den Tetons und fand es landschaftlich genial. Windriver Range könnte ich mir auch vorstellen. Da war ich noch nicht. Aber nach Deinen Fotos zu urteilen, müsste es landschaftlich eigentlich genauso schön sein wie die berühmten Tetons.

                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                                                                                            • 31.01.2011
                                                                                                                                                                            • 2501
                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                            #86
                                                                                                                                                                            AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                            Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                            Danke. Bin gespannt auf den Vergleich. Ich war mal ausserhalb der Saison in den Tetons und fand es landschaftlich genial. Windriver Range könnte ich mir auch vorstellen. Da war ich noch nicht. Aber nach Deinen Fotos zu urteilen, müsste es landschaftlich eigentlich genauso schön sein wie die berühmten Tetons.
                                                                                                                                                                            Stimmt, die Tetons sind landschaftlich grandios und eine super Trekkinggegend, vor allem wenn man nicht so viel Zeit hat. Vielleicht wird dir mein Vergleich ja doch ein wenig überraschen.......
                                                                                                                                                                            www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                              Alter Hase
                                                                                                                                                                              • 31.01.2011
                                                                                                                                                                              • 2501
                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                              #87
                                                                                                                                                                              AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                              10.Tag:
                                                                                                                                                                              Über die Hälfte dieses Treks habe ich nun schon hinter mir. Heute überquere ich den weglosen Pass rüber zum Stillwater River. Die Passhöhe ist nicht weit von meinem Camp entfernt und es sind nur weniger wie 200 Höhenmeter Aufstieg. Auf dem Weg dorthin geht’s noch an einem weiteren See vorbei, dem Beckworth Lake.


                                                                                                                                                                              auf dem Weg zum Beckwourth Lake


                                                                                                                                                                              Beckwourth Lake (2811 m), im Hintergrund der Little Park Mountain


                                                                                                                                                                              Beckwourth Lake beim Seeausfluss


                                                                                                                                                                              Beckwourth Lake

                                                                                                                                                                              Nach 1h50 erreiche ich die Passhöhe. Auf und kurz hinter der Passhöhe liegen noch paar weitere kleine Seen.


                                                                                                                                                                              kleiner See auf der Passhöhe (2990 m)


                                                                                                                                                                              See auf der Passhöhe


                                                                                                                                                                              ein weiterer See hinter der Passhöhe

                                                                                                                                                                              Auf der anderen Pass-Seite steht mir ein 1200 m Abstieg bevor, weglos, das Storm Creek Valley abwärts bis zum Stillwater River. Als ich sehe daß dies ein Waldbrandtal ist, bin ich natürlich nicht begeistert. Der Wald ist zwar schon vor Jahrzehnten abgebrannt, aber durch den nachwachsenen neuen Busch sind solche Täler in der Regel weglos recht schwierig zu begehen. Es erwartet mich also ein recht unangenehmes Gelände.

                                                                                                                                                                              Das Vorwärtskommen stellt sich aber als besser heraus als gedacht. Die schlimmsten Buschabschnitte kann ich einigermaßen gut umgehen, meistens abseits vom Fluss an den Hängen.


                                                                                                                                                                              weglos geht´s das Storm Creek Valley abwärts - der Wald ist vor Jahrzehnten abgebrannt

                                                                                                                                                                              Irgendwann fällt das Tal rapide und schluchtig ab. Durch die Bäume sehe ich nicht wie das Gelände dort unten aussieht und entscheide instinktiv nicht dort runterzusteigen. Stattdessen traversiere ich orographisch links den Hang, etwa 150 bis 200 m oberhalb des Baches, zunächst über Felsbrockenfelder, dann plackeriges Baumstamm- und Gestrüppgelände abwechselnd mit Felsbrockenfelder, oder alles zusammen. Sehr nerviges Gelände, aber unten am Bach sieht es noch schlimmer aus, ziemlich unpassierbar. Meine Entscheidung hier oben entlangzusteigen war also richtig. Dort unten würde ich mich wahrscheinlich hoffnungslos festlaufen.


                                                                                                                                                                              weglose Hangtraverse weit oberhalb des Baches

                                                                                                                                                                              Ich erreiche bald den Bergrücken oberhalb des Stillwater Rivers. Von hier ist es ein steiler und direkter vierhundert Meter Abstieg runter ins Haupttal auf einer steinigen und nicht ganz so verbuschten Rinne. Unten auf dem Talboden komme ich in den paar Meter hohen und extrem dichten Jungkiefernwald, der auch noch voll ist mit tote Baumstämme vom alten Wald. So ein Gelände wünsche ich niemandem. Zum Glück muss ich da nur für paarhundert Meter durch, wofür ich eine gefühlte Stunde brauche (habe nicht auf die Uhr geschaut) bis ich auf einer offenen Graslichtung den Fluss erreiche.


                                                                                                                                                                              Abstieg zum Stillwater River - die geschlossenen Grünflächen ist fast undurchdringlicher Jungkiefernwald. Auf der anderen Flussseite stoße ich auf einen Trail

                                                                                                                                                                              Für heute hat das Geplackere erstmal ein Ende. Am Fluss stehen drei Zelte und ein Pferd, die Leute sind aber nicht da. Ich furte rüber auf die andere Seite, wo ich auf einen guten Pfad stoße, den ich heute noch 6 Kilometer talabwärts folge bis zur Einmündung des Flood Creek, den ich morgen hochwandern will zum Lake Plateau. Als ich ins Flood Creek Valley reinblicke, vergeht mir aber die Lust dazu. Das Tal sieht extrem schwierig aus, voll mit dichtem Busch und ich habe keine Ahnung ob man da überhaupt durchkommt. Falls doch, wird’s auf jeden Fall mörderisch.

                                                                                                                                                                              Ich ärgere mich daß ich bei meiner Routenplanung nicht gesehen habe daß dies ehemaliges Waldbrandgebiet ist. Auf Google Earth müsste man es doch deutlich erkennen können. Leider habe ich aber nicht so genau hingeschaut, sonst hätte ich mir sicher eine Alternativroute überlegt. Nun habe ich aber nur die Kartenausdrucke vom Flood Creek und keine Ahnung wie ich sonst am besten hoch zum Lake Plateau komme.

                                                                                                                                                                              Paar Kilometer weiter talaufwärts, von der Stelle wo ich vorhin die Zelte passiert habe, mündet ein anderes Nebental ein (Wounded Man Creek). Dieses Tal müsste eigentlich auch hoch zum Lake Plateau führen. Vielleicht wäre das ja eine Alternative? Der Wounded Man Creek ist zwar auch ein Waldbrandtal, aber falls da ein Pfad hochführt wäre es auf jeden Fall eine gute Alternative. Falls es aber keinen Pfad gibt, wird das Tal wahrscheinlich genauso schwer wie der Flood Creek, vielleicht sogar noch schwieriger. Aber wie finde ich es heraus?

                                                                                                                                                                              Es wird gleich dunkel und ich habe keine Lust mir heute noch darüber den Kopf zu zerbrechen. Muss nun erstmal schnell einen Zeltplatz finden aber hier bei der Flood Creek Einmündung sieht es übel aus, alles ist uneben und verbuscht. Ich wander noch halben Kilometer weiter talabwärts, wo ich im Kiefernwald eine gute Campstelle finde.


                                                                                                                                                                              guter Trail im Stillwater River Valley


                                                                                                                                                                              Stillwater River (1800 m)


                                                                                                                                                                              Camp 10

                                                                                                                                                                              11.Tag:
                                                                                                                                                                              Als ich mein Zelt gerade abbaue spaziert ein Wanderer an meinem Camp vorbei, der erste Mensch seit anderthalb Tagen. Ich spreche ihn an und er stellt sich als Andy vor. Vielleicht weiss er ja über dieses Tal Bescheid und ich frage ihn, woraufhin sich folgendes nettes Gespräch ergibt:
                                                                                                                                                                              „Kennst du dich hier in der Gegend aus?“
                                                                                                                                                                              „Ja, ich wohne ganz in der Nähe. Dieses Tal ist quasi mein Hinterhof.“
                                                                                                                                                                              „Ich will den Flood Creek hochwandern zum Lake Plateau. Wie ist die Route??“
                                                                                                                                                                              „Den Flood Creek? Geh da besser nicht hoch!! Zum Lake Plateau ja, das ist eine schöne Gegend, aber nicht über den Flood Creek. Da kommst du nicht hoch!“
                                                                                                                                                                              „Warum nicht? Bist du da schonmal hochgestiegen?“
                                                                                                                                                                              „Ja, das war aber noch vor dem Waldbrand. Damals führte da noch ein schwer zu findener geheimer Pfad hoch, der auf keiner Karte eingezeichnet war und den nur ein paar Trapper und Jäger kannten. Seit dem Brand ist die Route weg.“
                                                                                                                                                                              „Und seitdem geht auch niemand mehr in dieses Tal rein??“
                                                                                                                                                                              „Nein, heutzutage geht niemand mehr hoch. Das Tal ist zu schwierig geworden. Der ganze Boden voll mit einem Mikado aus toten Baumstämmen vom Brand. Darüber wuchert jetzt undurchdringlicher Busch und junger niedriger Wald. Du musst dich also durch diesen dichten Busch plackern und gleichzeitig über die ganzen Baumstämme turnen oder darunter hindurch kriechen. Das alles mit schwerem Gepäck. Du wirst Tage bis zum Lake Plateau brauchen, falls du überhaupt durchkommst. Ich kenne jemanden, der seit dem Brand schon zweimal versucht hat den Flood Creek hochzuwandern. Beide Male musste er wieder umkehren weil ein Durchkommen unmöglich war.
                                                                                                                                                                              Kann ich dich zu einer anderen Route überreden?“
                                                                                                                                                                              „Welche denn?“
                                                                                                                                                                              „Komm mit mir talabwärts zum Fahrweg-Beginn, dann folge die Piste weiter abwärts bis zu einem Trailhead, vonwoaus du auf einer landschaftlich schönen Route hoch zum Lake Plateau wandern kannst. Im Auto habe ich die topographischen Karten dafür und kann dir genau zeigen wo ich meine. Von mir aus kannst du die Karten dann auch mitnehmen“
                                                                                                                                                                              „Hmm,.........was mir an der Route nicht gefällt ist daß ich dann auf meiner Trekkingtour einen Straßenabschnitt mit drin habe“.
                                                                                                                                                                              „Ich fahr dich zum Trailhead hin, dann musst du die Piste nicht wandern.“
                                                                                                                                                                              „Das ist dann aber trotzdem eine Trekunterbrechung auf einen Straßenabschnitt und keine durchgehende Wildniswanderung mehr.“
                                                                                                                                                                              „Nun, es ist deine Entscheidung! Wenn du erstmal im Flood Creek drin bist, siehst du was ich meine und wirst es bereuen nicht mit mir gekommen zu sein.“

                                                                                                                                                                              Ich kann Andy schlecht einschätzen. Kann man seine Informationen für bare Münze nehmen oder ist es die völlig übertriebene Darstellung eines Nichttrekkers?
                                                                                                                                                                              Dann fällt mir der Wounded Man Creek ein und ich frage ihn:
                                                                                                                                                                              „Führt am Wounded Man Creek ein Pfad hoch?“
                                                                                                                                                                              „In dem Tal war ich noch nie. Meines Wissens führt da kein Pfad rein, aber ich habe eine andere Idee: Wander mal paar Meilen zurück talaufwärts zu dem Camp, an dem du gestern vorbeigekommen bist. Dort ist mein Bruder Tom. Er ist ein Bushman und kennt die Gegend wie seine Westentasche. Er wird dir genau erzählen können wie du von hier aus am besten hoch zum Lake Plateau kommst.“

                                                                                                                                                                              Die sechs Kilometer zurück talaufwärts zu wandern finde ich aber nicht besonders schlau. Jetzt am Tage wird Tom irgendwo in den Wäldern sein und vermutlich erst abends zurück ins Camp kehren. Das heisst ich würde da wohl den ganzen Tag warten müssen und ob dann beim Gespräch mit Tom überhaupt was rauskommt, ist ja noch garnicht sicher.

                                                                                                                                                                              Ich entscheide mich bei meiner ursprünglich geplanten Route zu bleiben, also den Flood Creek aufwärts. Daß diese Route kein Zuckerschlecken wird, wusste ich auch schon bevor ich Andy traf.
                                                                                                                                                                              Die Suppe, die ich mir da eingebrockt habe, daß ich bei meiner Routenplanung nicht gesehen habe, daß dies ein Waldbrandtal ist und mich somit über keine Alternativrouten schlau gemacht habe, muss ich nun auch auslöffeln.

                                                                                                                                                                              Gegen 10 Uhr starte ich. Um die undurchdringlichen Buschzonen möglichst zu meiden, steige ich direkt am Taleingang des Flood Creek sehr weit den Hang hoch, über zum Teil anstrengendes Felsbrockengelände. Ich traversiere den Hang talaufwärts. Das Tal wird schluchtig, ich bleibe aber immer weit oberhalb des Flusses. So überwinde ich eine steile Talstufe mit Wasserfall.


                                                                                                                                                                              Flood Creek Valley - im Hintergrund die steile felsige Talstufe


                                                                                                                                                                              Flood Creek Valley - die geschlossenen Grünflächen sind fast undurchdringlich


                                                                                                                                                                              ich traversiere weit oberhalb des Talbodens die Hänge - Blick zurück ins Stillwater River Valley


                                                                                                                                                                              Blick zurück ins Stillwater River Valley


                                                                                                                                                                              Blick zurück ins Stillwater River Valley

                                                                                                                                                                              Oberhalb des Wasserfalles bleibt auch weiterhin die beste Strategie, möglichst weit weg vom Fluss im boulder-hopping oben die Hänge zu traversieren. Das Vorwärtskommen war zwar nur langsam, aber ich kam vorwärts und das mit relativ wenig Anstrengung und vor allem ohne viel Buschgeplackere, weil ich die üblen Buschzonen gut umgehen konnte.


                                                                                                                                                                              das Flood Creek Valley oberhalb der Talstufe


                                                                                                                                                                              auch hier bleibe ich ein ganzes Stück oberhalb des Flusses


                                                                                                                                                                              Flood Creek Valley

                                                                                                                                                                              Nach 7 Stunden und 8 Kilometern endet das Waldbrandgebiet und ich komme in den ursprünglichen Nadelurwald. Ich atme auf! Das schwierige Gelände habe ich schneller durchquert als gedacht und nun wird das Vorwärtskommen deutlich einfacher.
                                                                                                                                                                              Größtenteils folge ich schmal erkennbare Wildwechsel und eine Stunde später stoße ich auf einen vom Menschen freigeschlagenen Pfad, den ich aber eine dreiviertel Stunde später, kurz vor dem Cimmerion Lake, wieder verliere.

                                                                                                                                                                              Am Seeausfluss finde ich eine super Campstelle. Nun bin ich auf dem Lake Plateau, praktisch eines der letzten landschaftlichen Highlighs dieses Treks.


                                                                                                                                                                              Cimmerion Lake (2646 m), Camp 11
                                                                                                                                                                              Zuletzt geändert von berniehh; 22.04.2016, 19:59.
                                                                                                                                                                              www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                                                                                • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                • 2501
                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                                12.Tag:
                                                                                                                                                                                Das Lake Plateau ist ein weitläufiges leicht bergiges Hochland mit zahlreichen Seen, zwischen Stillwater River und Boulder River. Der größte Teil liegt oberhalb der Baumgrenze und es ist eine recht beliebte Trekkinggegend mit einem guten Trailnetz. Aus mehreren Richtungen führen markierte Pfade dort hoch.

                                                                                                                                                                                Es fängt an zu regnen, daher bleibe ich erstmal im Zelt liegen. Mit paar kurze Unterbrechungen dauert der Regen den ganzen Tag, aber in einer Regenpause wander ich um 15:10 dann doch noch los.
                                                                                                                                                                                Weglos geht’s zunächst durch Wald am Hang das Südufer des Lake Cimmerion entlang, dann weiter das Tal aufwärts an einige kleine Seen vorbei.
                                                                                                                                                                                Eigentlich ist dies eine coole weglose Route, wenn nur die Vegetation nicht so klitschenass wäre und es nicht schon wieder anfangen würde zu regnen. Bei dem Wetter mache ich auch kaum Fotos.


                                                                                                                                                                                Cimmerion Lake von meinem Camp


                                                                                                                                                                                Lake Surrender (2574 m)

                                                                                                                                                                                Nach 3 bis 4 Kilometern finde ich den Trail von gestern abend wieder. Hier sieht der Pfad vielbegangen aus und ist gut erkennbar so daß er ab nun nicht mehr zu verlieren ist. Er führt bergauf durch Wald auf ein weites Basin mit dem Lake Pinchot. An dessen Ufer schlage ich mein Zelt auf. Heute war das schlechteste Wetter bis jetzt auf dieser Tour, daher habe ich mit nur sechseinhalb Kilometern auch nicht viel geschafft.


                                                                                                                                                                                Lake Pinchot (2837 m)


                                                                                                                                                                                Camp 12 am Pinchot Lake


                                                                                                                                                                                Lake Pinchot, Lake Plateau


                                                                                                                                                                                Pinchot Lake - am nächsten Morgen sieht das Wetter wieder gut aus.

                                                                                                                                                                                13.Tag:
                                                                                                                                                                                Seit gestern bin ich in der Absaroka Range. Der Stillwater River bildet die Grenze zwischen den Beartooth Mountains und der Absaroka Range.

                                                                                                                                                                                Für heute gibt’s nicht so viel zu schreiben. Das Wetter ist wieder schön und ich wander den ganzen Tag auf gute markierte Pfade über das Lake Plateau an diverse Seen vorbei. Es ist eine angenehme leichte Wanderung und die Landschaft sehr schön. Bis runter zum Boulder River treffe ich eine Fünfer Gruppe und einen Einzelwanderer.
                                                                                                                                                                                Von Weitem sehe ich einen Schwarzbären. Leider ist er zu weit weg für ein gutes Foto, mein Teleobjektiv habe ich zuhause gelassen.


                                                                                                                                                                                Wounded Man Lake (2821 m)


                                                                                                                                                                                der Trail am Wounded Man Lake


                                                                                                                                                                                Pipit Lake (2927 m)


                                                                                                                                                                                Rainbow Lakes // die Rainbow Lakes bestehen aus einer Kette von fünf Seen, der längste ist 600 bis 700 m lang


                                                                                                                                                                                Rainbow Lakes


                                                                                                                                                                                Trail auf dem Lake Plateau


                                                                                                                                                                                der Trail führt auch manchmal durch Nadelwald


                                                                                                                                                                                ein Schwarzbär von weitem


                                                                                                                                                                                namenloser See vor dem Horseshoe Lake


                                                                                                                                                                                Horseshoe Lake (2901 m), Lake Plateau


                                                                                                                                                                                vom Horseshoe Lake führt der Trail das bewaldete Upsidedown Creek Valley abwärts zum Boulder River


                                                                                                                                                                                Abstieg ins Boulder River Valley

                                                                                                                                                                                Nach 6h50 und 25 Kilometern erreiche ich den Boulder River. Mehrere Hütten stehen hier, es ist eine Art Backpackercamp und ich überquere die einzigste Straße auf dieser Tour, die Boulder Road. Diese Straßenquerung läßt sich leider auch nicht vermeiden.

                                                                                                                                                                                Ein schmaler Streifen auf dem Talboden entlang der Piste gehört nicht mehr mit zur Absaroka Beartooth Wilderness, aber auf der anderen Talseite geht’s gleich wieder zurück in die Wildnis, auf einem guten Trail das bewaldete Bridge Creek Valley aufwärts. Ich treffe noch einen Tageswanderer, der in dem Backpackercamp arbeitet und heute seinen freien Tag hat.


                                                                                                                                                                                Boulder River Valley - auf dem Talboden sieht man die Boulder Road. Auf der anderen Seite (rote Pfeile) wander ich das Bridge Creek Valley aufwärts.


                                                                                                                                                                                Boulder Road - die einzigste Straßenüberquerung auf dieser Tour


                                                                                                                                                                                Boulder River (1965 m)


                                                                                                                                                                                nach Querung der Boulder Road geht´s gleich wieder zurück in die Wildnis


                                                                                                                                                                                Blick zurück ins Boulder River Valley. Auf dem Talboden sieht man das Backpackers-Camp und dahinter das Upsidedown Creek Valley, von dem ich gekommen bin


                                                                                                                                                                                Trail im Bridge Creek Valley

                                                                                                                                                                                Fünf Kilometer nach Überquerung der Boulder Road schlage ich im Wald mein Camp auf.


                                                                                                                                                                                Camp 13 (1300 m) am Rande einer Waldlichtung am Bridge Creek
                                                                                                                                                                                Zuletzt geändert von berniehh; 24.04.2016, 09:57.
                                                                                                                                                                                www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                                  • 22.09.2015
                                                                                                                                                                                  • 426
                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                  AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                                  ...wunderschöne Gegend und wieder tolle Fotos! Jetzt weiss ich auch, weshalb Dein Rucksack so riesig ist: Auf einem Foto waren 3 große Colaflaschen zu erkennen. Trinkst Du unterwegs gerne Cola oder magst Du die faltbaren Wasserbeutel nicht?
                                                                                                                                                                                  Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                                                                                    • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                    • 2501
                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                    AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                                    Zitat von Hapi Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                    ...wunderschöne Gegend und wieder tolle Fotos! Jetzt weiss ich auch, weshalb Dein Rucksack so riesig ist: Auf einem Foto waren 3 große Colaflaschen zu erkennen. Trinkst Du unterwegs gerne Cola oder magst Du die faltbaren Wasserbeutel nicht?
                                                                                                                                                                                    Danke
                                                                                                                                                                                    Die Coca Cola trinke ich vor dem Trek und verwende dann die Pet-Flaschen als Wasserbehälter während der Trekkingtour.
                                                                                                                                                                                    Die faltbaren Plastikwasserbeutel mag ich nicht so gerne,.......Pet-Flaschen finde ich viel praktischer
                                                                                                                                                                                    www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                                                                                      • 22.09.2015
                                                                                                                                                                                      • 426
                                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                                      AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                                      Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                      Danke
                                                                                                                                                                                      Die Coca Cola trinke ich vor dem Trek und verwende dann die Pet-Flaschen als Wasserbehälter während der Trekkingtour.
                                                                                                                                                                                      Die faltbaren Plastikwasserbeutel mag ich nicht so gerne,.......Pet-Flaschen finde ich viel praktischer
                                                                                                                                                                                      yo, super praktisch...

                                                                                                                                                                                      Ansonsten: Höchster Respekt!
                                                                                                                                                                                      Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                                                                                                        • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                        • 2501
                                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                                        AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                                        14.Tag:
                                                                                                                                                                                        Dieser Trek neigt sich nun langsam dem Ende zu.

                                                                                                                                                                                        Heute ist wieder schönes Wetter und um 9:30 starte ich. Es geht den ganzen Tag auf einem Pfad überwiegend durch Wald. Auf den alpinen Grasflächen nahe der Baumgrenze verliert sich der Trail oft, wo ich manchmal etwas rumsuchen muss.

                                                                                                                                                                                        Kurz vor dem Silver Pass schlage ich nach 20 Kilometern mein Camp auf. Habe niemanden getroffen heute.

                                                                                                                                                                                        Hier die Bilder des Tages:


                                                                                                                                                                                        Absaroka Range


                                                                                                                                                                                        der Trail führt vom Bridge Creek Valley stetig bergauf über einen 2873 m hohen Bergrücken


                                                                                                                                                                                        Coyote Basin


                                                                                                                                                                                        auf der anderen Seite des Bergrückens geht es runter ins Meatrack Creek Valley


                                                                                                                                                                                        Meatrack Creek (2365 m)


                                                                                                                                                                                        Meatrack Creek Valley


                                                                                                                                                                                        der Trail führt heute überwiegend durch Wald


                                                                                                                                                                                        nach der nächsten 2744 m hohen Bergrückenüberquerung führt der Trail ins hintere Ende des Fourmile Creek Valley


                                                                                                                                                                                        Fourmile Creek Valley


                                                                                                                                                                                        oberes Fourmile Creek Valley


                                                                                                                                                                                        Camp 14 (2800 m) am oberen Talende kurz vor dem Silver Pass

                                                                                                                                                                                        15.Tag:
                                                                                                                                                                                        Ich folge den Trail über den Silver Pass und auf der anderen Seite das bewaldete East Fork Mill Creek Valley abwärts.


                                                                                                                                                                                        Silver Pass (2955 m)


                                                                                                                                                                                        Blick vom Silver Pass


                                                                                                                                                                                        Abstieg ins East Fork Mill Creek Valley


                                                                                                                                                                                        Trail im East Fork Mill Creek Valley (2167 m)


                                                                                                                                                                                        East Fork Mill Creek Valley

                                                                                                                                                                                        Über den East Fork Mill Creek will ich diesen Trek beenden. Das heisst ich müsste eigentlich nur noch talabwärts wandern, dann würde ich noch heute zurück in die Zivilisation kommen.
                                                                                                                                                                                        Aber nach 6 Kilometern verlasse ich dieses Tal um einen letzten Schlenker zum Elbow Lake zu machen, bevor ich morgen endgültig rauswander......

                                                                                                                                                                                        Zunächst folge ich einen Trail hoch Richtung Mill Creek Pass. Kurz darauf verlasse ich den Pfad und folge eine vage erkennbare Route einen bewaldeten Talzweig hoch zu einen anderen Pass.

                                                                                                                                                                                        Dann höre ich plötzlich ein lautes Schnaufen. Als ich mich umschaue um herauszufinden woher das Geräusch kommt entdecke ich einen Bären, der auf einen Baum klettert. Als der Bär mich sieht schaut er eine Weile zu mir hin und steigt dann unbeirrt und laut schnaufend weiter den Baum hoch. Es war deutlich zu sehen daß er große Mühe damit hat und er ist nur sehr langsam hochgekommen, ein sehr beeindruckendes Erlebnis.

                                                                                                                                                                                        Eigentlich müsste es ein Schwarzbär sein, denn Grizzlies können ja angeblich nicht auf Bäume klettern. Trotzdem sah der Bär vom Aussehen eher wie ein Grizzly aus, aufgrund des zu erkennenden Schulterbuckels, dem Haupterkennungszeichen eines Grizzlys.
                                                                                                                                                                                        Weil ich mir aber wirklich nicht so sicher war, habe ich das Foto später einigen Leuten gezeigt, die sich mit Bären auskennen, aber niemand konnte auf dem Foto eindeutig erkennen ob es ein Grizzly oder Schwarzbär ist. Alle waren aber der Meinung daß es höchstwahrscheinlich wohl ein Grizzly sein wird.
                                                                                                                                                                                        Das hatte ich auch erst geglaubt, aber nun im Nachhinein denke ich eher daß es wohl doch ein brauner Schwarzbär war und kein Grizzly.


                                                                                                                                                                                        Grizzly oder Schwarzbär?

                                                                                                                                                                                        Irgendwann erreiche ich den Gebirgskamm auf 2900 m Höhe, wo sich die Route endgültig auflöst.


                                                                                                                                                                                        hier geht´s hoch auf dem Gebirgskamm


                                                                                                                                                                                        Blick zurück vom Gebirgskamm


                                                                                                                                                                                        Blick von der 2900 m hohen Kammhöhe


                                                                                                                                                                                        Absaroka Range


                                                                                                                                                                                        hier geht´s runter - hinten rechts der Mt.Cowan. In den Wäldern dort unten sehe ich zwei weitere Bären.

                                                                                                                                                                                        Ich genieße noch für eine Weile die schöne Aussicht und steige dann auf der anderen Seite den recht steilen Hang runter und wander weglos das bewaldete Tal abwärts.

                                                                                                                                                                                        Hier sehe ich zwei weitere Bären, es geht aber alles wahnsinnig schnell. Durch das dichte Unterholz kann man sowieso nicht so weit schauen. Ich höre nur 10 bis 20 m vor mir ein lautes Rascheln im Busch, sehe dann für eine Sekunde das Gesicht eines Bären und den Rücken eines weiteren, die beide davonlaufen. Meine Kamera hatte ich zwar griffbereit um den Hals hängen, aber die Bären waren so schnell im Unterholz verschwunden daß leider keine Zeit mehr für ein Foto blieb. Ich konnte so schnell ja nichtmal erkennen ob es überhaupt Grizzlys oder Schwarzbären waren. Drei Bären an einem Tag zu sehen ist aber schon sowas wie eine Premiere auf dieser Reise.

                                                                                                                                                                                        Drei Kilometer weiter stoße ich auf den Haupttrail, der vom East Fork Mill Creek Valley zum Elbow Lake führt. Kurz darauf erreiche ich diesen wunderschönen Bergsee, der von steile Felsberge eingeschlossen ist, mit dem 3419 m hohen Mt.Cowan, dem höchsten Berg hier im näheren Umkreis.

                                                                                                                                                                                        Am Ufer finde ich traumhafte Campstellen, wo ich mein Zelt aufschlage. Mit mir campen hier noch zwei Kletterer aus Bozeman/Montana, die heute den Mt.Cowan bestiegen haben und morgen wieder rauswandern wollen.


                                                                                                                                                                                        Anmarsch zum Elbow Lake


                                                                                                                                                                                        Elbow Lake (2622 m)


                                                                                                                                                                                        Elbow Lake


                                                                                                                                                                                        Camp 15 am Elbow Lake

                                                                                                                                                                                        16.Tag:
                                                                                                                                                                                        Ich folge den Haupttrail runter zur Snowy Range Ranch im East Fork Mill Creek Valley. Nach 14 Kilometern erreiche ich den Pistenbeginn bei der Ranch. Hier endet die Absaroka Beartooth Wilderness und ein paar Autos von Wanderern stehen hier am Trailhead. Die Ranch nebenan gehört heute einem kalifornischen Millionär, der sie als Wochenendwohnsitz nutzt.

                                                                                                                                                                                        Nun habe ich also das Ende dieser phantastischen Trekkingtour erreicht.


                                                                                                                                                                                        der Elbow Lake morgens beim Camp


                                                                                                                                                                                        der Trail führt über einen bewaldeten Bergrücken, dann runter ins East Fork Mill Creek Valley


                                                                                                                                                                                        East Fork Mill Creek Valley, auf der Lichtung sieht man die Snowy Range Ranch. Dort beginnt die Piste und der Trek endet.


                                                                                                                                                                                        Trekende am Straßenbeginn

                                                                                                                                                                                        Livingston, Montana, 12.August 2015
                                                                                                                                                                                        Die nächstgelegenste Stadt ist Livingston, 45 Kilometer entfernt. Ich wander die Piste entlang talabwärts und schon nach halben Kilometer kommt das erste Auto vorbei und nimmt mich mit.


                                                                                                                                                                                        es dauert zum Glück nicht lange bis ich mitgenommen werde

                                                                                                                                                                                        Nach 10 bis 15 Kilometern zweigt die Piste auf den Highway 89 im breiten Flusstal des Yellowstone Rivers. Nach links geht’s in den Yellowstone Nationalpark. Das wäre eigentlich meine Richtung für die nächste Tour, aber erstmal muss ich den Einkaufsabstecher nach Livingston machen, also rechts abbiegen. Mein Fahrer setzt mich 10 Meilen vor der Stadt ab, aber nach nur kurzer Wartezeit hält das nächste Auto an und nimmt mich bis in die Stadt mit.

                                                                                                                                                                                        Livingston ist eine Kleinstadt mit über 7000 Einwohnern und zählt mit zu den Haupt Durchreiseorten auf dem Weg in den Yellowstone Nationalpark. Bei McDonalds sehe ich die ersten Deutschen seit ich vor über zwei Monaten Chicago verlassen habe.

                                                                                                                                                                                        Mein Camp schlage ich eine Meile außerhalb der Stadt am Yellowston River auf.


                                                                                                                                                                                        mein Camp am Yellowstone River

                                                                                                                                                                                        Meine USA-Reise neigt sich langsam dem Ende zu und es bleibt mir nur noch Zeit für eine kurze 6-tägige Trekkingtour. Die soll durch den Grand Teton Nationalpark führen. Ursprünglich hatte ich eine längere Tour durch die Teton Range geplant, eine Nord-Süd-Traverse mit Startpunkt im Yellowstone Nationalpark. Weil ich aber sowohl für die Wind River Hochroute als auch für meine Durchquerung der Absaroka Beartooth Wilderness etwas länger gebraucht habe wie geplant, muss ich umplanen und die Route kürzen. Es wird also jetzt nur noch einen Umrundung des Grand Teton.

                                                                                                                                                                                        Am nächsten Morgen wander ich zurück in die Stadt, verbringe den Vormittag in der Bibliothek am Internet, kaufe dann meinen Trekkingproviant und breche am Nachmittag auf Richtung Grand Teton Nationalpark.........


                                                                                                                                                                                        Livingston, Montana


                                                                                                                                                                                        Livingston - von hier geht´s per Anhalter zum Yellowstone- und Grand Teton Nationalpark
                                                                                                                                                                                        Zuletzt geändert von berniehh; 24.04.2016, 19:08.
                                                                                                                                                                                        www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                                                                                                          • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                          • 2501
                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                          AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                                          Anreise zum Grand Teton Nationalpark 13.August 2015

                                                                                                                                                                                          Nachdem ich mein Trekkingproviant für 6 Tage eingekauft hatte gehe ich noch schnell was essen und mache mich gegen halb drei am Nachmittag per Anhalter auf dem Weg zum Grand Teton Nationalpark, 330 Kilometer von Livingston. Weil es schon so spät ist, rechne ich nicht damit daß ich da heute noch ankommen werde.

                                                                                                                                                                                          Nach nur paar Minuten bekomme ich die erste Mitfahrgelegenheit mit einer sehr netten älteren Frau für 23 Meilen. Als ich mich danach wieder an den Highway stelle, hält natürlich erstmal ein Polizeiauto an. Mein Pass wird kontrolliert und meine Daten über Funk weitergegeben, wahrscheinlich um sicherzugehen daß ich auf keiner Fahndungsliste stehe Danach wünscht der Polizist mir noch viel Glück und fährt wieder davon. Ich warte dann auch nur kurz bis das nächste Auto anhält, am Steuer sitzt Ken aus Livingston. Er fährt heute noch durch bis zum Grand Teton Nationalpark, weil er dort einen mehrtägigen Job hat der morgen startet. Das nenne ich mal Glück!!

                                                                                                                                                                                          Mit Ken kann man sich gut unterhalten, daher wird die Fahrt auch nicht langweilig. Er führt einen interessanten Lebensstil, arbeitet 8 Monate im Jahr, wo er für Jobs in verschiedenen Teilen der Erde gebucht wird, von der Antarktis bis in die Südsee. Die restlichen 4 Monate hat er frei und einen Teil der Zeit nutzt er für Trekkingtouren. Die Wildnis im Umkreis des Yellowstone Nationalparks kennt er sehr gut.

                                                                                                                                                                                          Nach 50 Kilometern, kurz hinter Gardiner, passieren wir die Grenze zum Yellowstone Nationalpark. Am Eingang steht ein großes Schild auf dem alle Campingplätze des Nationalparks aufgelistet sind und hinter jedem Campingplatznamen stand das Wort „Full“. Dann werden vermutlich auch alle Campingplätze im Grand Teton Nationalpark ausgebucht sein,......aber egal, bei den Preisen würde ich da sowieso nicht hingehen.

                                                                                                                                                                                          Ken erzählt mir von einem gratis Campingplatz, den man nicht buchen kann und der ganz in der Nähe von der Stelle liegt, wo er seinen Job hat. Er wollte mich direkt dorthinfahren, das fand ich super.

                                                                                                                                                                                          Für die nächsten 160 Kilometer fahren wir durch den Yellowstone Nationalpark, der zusammen mit dem angrenzenden Grand Teton Nationalpark ein großer Touristenanziehungspunkt ist und mit zu den meistbesuchten Parks der USA zählt.

                                                                                                                                                                                          Der Yellowstone Nationalpark ist fast 9000 Quadratkilometer groß. Das hört sich zwar erstmal riesig an aber die Wildnis dieses Parks wird durch zahlreiche Straßen in etliche Teile zerschnitten.

                                                                                                                                                                                          Die Landschaft ist zwar nicht so schön wie die Wind River Range und Absaroka Beartooth Wilderness, aber trotzdem sehr attraktiv, weitläufig und sanft hügelig. Es ist mega viel los hier, kein Wunder, Hauptsaison. Man kommt sich vor wie auf einer vielbefahrenen deutschen Bundesstraße während der rush hour. Touristen sind überall und insgesamt kommen wir in vier Verkehrsstaus. Im längsten stehen wir fast eine Stunde.
                                                                                                                                                                                          Zwei Staus wurden durch Straßenbaustellen verursacht und die anderen beiden durch Bisons. Die Bisons stehen am Straßenrand und jeder hält da an, macht paar Fotos aus dem Autofenster und fährt dann weiter. Bei dem starken Verkehr löst das natürlich sofort einen Stau aus. Viele Leute stellen das Auto auch am Straßenrand ab und steigen aus.

                                                                                                                                                                                          Wenn man aus der Ferne eine große Menschenansammlung und lange Autoschlange sieht, weiss man schon da wird es Bisons zu sehen geben. Mit Naturerlebnis hat das nichts mehr zu tun. Ich fand die Fahrt durch den Yellowstone Park nur nervig. Das soll aber nicht heißen daß man hier nicht auch phantastische Touren machen kann. Dazu muss man halt die Straße verlassen.


                                                                                                                                                                                          für 160 Kilometer fahren wir durch den Yellowstone Nationalpark


                                                                                                                                                                                          Bisons aus dem Autofenster fotografiert


                                                                                                                                                                                          Yellowstone Nationalpark


                                                                                                                                                                                          Verkehrsstau im Yellowstone


                                                                                                                                                                                          nach 45 Minuten stop-and-go erreichen wir die Stau-Verursacher (siehe linker Straßenrand)


                                                                                                                                                                                          aus dem Autofenster fotografiert


                                                                                                                                                                                          mein Fahrer ist mal mutig und überholt, trotz Überholverbot



                                                                                                                                                                                          Dann fahren wir an dem Trailhead vorbei wo noch eine Woche zuvor ein Wanderer aus Montana von einem Grizzly getötet und halb aufgefressen wurde. Die Geschichte ging auch hier in Deutschland durch die Medien.
                                                                                                                                                                                          Das Gebiet wurde für die Öffentlichkeit gesperrt, der Wald kilometerweit mit Plastikband abgesperrt und alle paar Meter stand ein Warnschild. Inzwischen wurde der Bär gefangen und ist eingeschläfert worden.

                                                                                                                                                                                          Am Abend wird der Verkehr deutlich weniger, vermutlich weil die meisten Touristen schon in ihren Hotels sind.


                                                                                                                                                                                          ab dem Yellowstone Lake wird der Verkehr deutlich weniger

                                                                                                                                                                                          Die restlichen 76 Kilometer geht’s durch den Grand Teton Nationalpark. Die Landschaft finde ich dort noch schöner als im Yellowstone.

                                                                                                                                                                                          Ken fährt in die Antelope Flats Road rein, wo er morgen seinen Job hat. Es ist 22 Uhr und schon dunkel. Er fährt mich noch paar Kilometer weiter, teils auf Schotterstraße, zu dem gratis Campingplatz. Er liegt direkt hinter der Parkgrenze, am Beginn des Bridger Teton National Forest, 10 Kilometer von der Hauptstraße.
                                                                                                                                                                                          Meine Befürchtung war daß ich morgen früh die ganze Strecke zurück zur Hauptstraße laufen muss. Zum Glück lerne ich hier aber zwei Kletterer aus Michigan kennen, die seit paar Tagen hier campen und tagsüber immer zum Jenny Lake fahren um am Grand Teton zu klettern. Morgen früh halb sieben wollen sie wieder los und bieten mir eine Mitfahrgelegenheit an. Somit habe ich eine Sorge weniger und werde um sieben schon am Jenny Lake sein, wo meine Trekkingtour startet.
                                                                                                                                                                                          Zuletzt geändert von berniehh; 25.04.2016, 17:47.
                                                                                                                                                                                          www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                                                                                                            • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                            • 2501
                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                            #94
                                                                                                                                                                                            AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                                            Trek 4

                                                                                                                                                                                            Grand Teton Circuit

                                                                                                                                                                                            Länge: 128,5 km
                                                                                                                                                                                            Dauer: 6 Tage


                                                                                                                                                                                            Der Grand Teton Nationalpark ist mit seiner Fläche von 1.255 Quadratkilometern deutlich kleiner als der angrenzende Yellowstone Park. Man kann den Park in zwei Hälften einteilen: einmal den flachen Ostteil, in dem es reichlich Straßen und Zivilisation gibt. Und zum zweiten den gebirgigen Westteil, der nur auf Trails zu Fuß durchquerbar ist. Der Westteil ist natürlich der interessante Teil des Nationalparks, mit der zerklüfteten Teton Range, die sich wie eine gigantische Wand abrupt für 2000 m aus der der Ebene erhebt, mit dem 4.198 Meter hohen Grand Teton, dem zweithöchsten Berg Wyomings. Der Grand Teton ist nur paar Meter niedriger wie der Gannett Peak in der Wind River Range.

                                                                                                                                                                                            Morgens beim Sonnenaufgang bietet sich von meinem Campingplatz ein herrliches Panorama auf die Tetons.


                                                                                                                                                                                            Blick von meinem Camp auf die Teton Range


                                                                                                                                                                                            im Hintergrund der 4198 m hohe Grand Teton

                                                                                                                                                                                            Ich packe schnell meine Sachen und dann fahren wir auch schon los zum Jenny Lake Visitor Center, dem Hauptbesucherzentrum des Nationalparks, wo wir gegen halb acht ankommen.
                                                                                                                                                                                            Es öffnet aber erst um acht Uhr und nebenan vor dem Backcountry Permit Office steht jetzt schon eine lange Schlange von Trekkern, die alle eines der wenigen zu vergebenen Backcountry Permits ergattern wollen. Boah,....gut daß ich mich da nicht mit anstellen muss!!



                                                                                                                                                                                            Ich warte bis das Visitor Center öffnet, kaufe mir schnell eine Wanderkarte und lauf dann los.

                                                                                                                                                                                            Für eine mehrtägige Trekkingtour durch den Nationalpark muss man normalerweise ein Permit haben. Glücklicherweise ist der Park aber recht klein, weshalb ich meine Tagesetappen problemlos so planen kann daß ich nachts ausserhalb der Parkgrenze, in der Jedediah Smith Wilderness nächtige und tagsüber entweder innerhalb oder außerhalb des Nationalparks wander, jenachdem wo es am spektakulärsten ist. Auf diese Weise kann ich diese Tour völlig legal ohne Permit machen.

                                                                                                                                                                                            Meine Route führt in knapp 130 Kilometern einmal um den Grand Teton herum, mit Start- und Endpunkt am Jenny Lake Visitor Center. Die Länge einer Grand Teton Umrundung ist stark variierbar. Man kann auch deutlich kürzere Runden wählen, aber auch noch längere. Knapp zwei Drittel meiner Tour führt durch den Grand Teton Nationalpark und der Rest durch die angrenzende Jedediah Smith Wilderness.

                                                                                                                                                                                            Mein Gesamteindruck war positiv, die Landschaft phantastisch, also ein lohnender Abschlusstrek meiner USA-Reise! Es war aber sehr viel los hier, ständig trifft man andere Wanderer!! Einsamkeit wird man hier nicht finden. Das war auch nicht anders zu erwarten, denn dies ist halt ein Nationalpark und eine sehr beliebte Trekkinggegend.

                                                                                                                                                                                            Eine Rangliste und wie diese Tour verglichen mit meinen anderen Rocky Mountains Treks war, schreibe ich zum Schluss.

                                                                                                                                                                                            1.Tag:
                                                                                                                                                                                            Mein erster Trekkingtag führt mich durch den Paintbrush Canyon und über die Paintbrush Divide zum Lake Solitude, bis hierhin auf vielbegangenen markierten Pfad. Dann weglos weiter über einen hochalpinen Pass ins South Leigh Lakes Basin, in der Jedediah Smith Wilderness.

                                                                                                                                                                                            Es war der anstrengenste Tag der Tour, 26 Kilometer und fast nur bergauf. Insgesamt 1600 Höhenmeter über zwei Pässe.

                                                                                                                                                                                            Abends erreiche ich den Lake Solitude und hier wäre es eigentlich an der Zeit mein Camp aufzuschlagen. Ich muss aber noch aus dem Nationalpark raus, also noch über den zweiten Pass.
                                                                                                                                                                                            Da habe ich mich in meiner Zeitplanung wohl etwas verkalkuliert, denn erst jetzt entdecke ich daß meine topographischen Kartenausdrucke, die ich von zuhause mitgebracht hatte, nur alle 80 feet eine Höhenlinie haben, statt alle 40 feet, wie meine Kartenausdrucke von der Wind River Range und Absaroka Beartooth Wilderness. Das bringt mich nun etwas in Bedrängnis, denn es bedeutet daß der Höhenunterschied vom Lake Solitude zum zweiten Pass nun nicht mehr 200 Meter beträgt, wovon ich am Morgen noch ausging, sondern 400 Meter und daß der Pass in Wirklichkeit viel steiler ist wie er auf der Karte aussieht. Fast schon grenzwertig. Normalerweise wäre das nicht so dramatisch, aber jetzt im Wettlauf mit der einbrechenden Dunkelheit im Zeitdruck diesen nicht ungefährlichen hochalpinen Pass zu queren ist schon recht unvernünftig.

                                                                                                                                                                                            Normalerweise hätte ich am Lake Solitude mein Camp aufschlagen müssen. Das wäre zwar ohne Permit illegal, hätte aber keiner gemerkt. Ich war auch schon kurz davor es zu tun.

                                                                                                                                                                                            Dann entscheide ich mich doch noch den zweiten Pass in Angriff zu nehmen und steige weglos weiter hoch. Kurz vor der Passhöhe gerate ich dann auch noch in ein Gewitter mit Hagelsturm, ausgerechnet dort wo es am steilsten und gefährlichsten ist. Als ich oben ankomme ist es schon halb dunkel.
                                                                                                                                                                                            Im heftigen Hagelsturm geht es auf der anderen Seite wieder runter, der Abstieg ist glücklicherweise nicht ganz so steil wie der Aufstieg. Dann noch ne dreiviertelstunde bei Dunkelheit im Regen mit der Stirnlampe durch wegloses alpines Gelände, bis es endlich flacher wird und ich mein Camp aufschlage, nach insgesamt knapp 12 Stunden.

                                                                                                                                                                                            Im Nachhinein würde ich sagen, war es vielleicht keine so gute Idee, diese Strecke in einen Tag zu gehen. Ich hätte vom Jenny Lake zwar auch direkt durch den Cascade Canyon zum Lake Solitude aufsteigen können, das wäre 8 Kilometer kürzer, 500 Höhenmeter weniger und problemlos in einem Tag zu schaffen. Dann hätte ich aber die spektakuläre Landschaft auf der Paintbrush Divide verpasst,.......was auch keine gute Option wäre.

                                                                                                                                                                                            Die restlichen fünf Trekkingtage verlaufen dafür aber recht entspannt

                                                                                                                                                                                            Hier die Fotos vom ersten Trekkingtag:


                                                                                                                                                                                            kurz nach dem Trekkingstart geht´s am Ufer des Jenny Lake entlang


                                                                                                                                                                                            Jenny Lake (2084 m)


                                                                                                                                                                                            Trail am Jenny Lake


                                                                                                                                                                                            String Lake


                                                                                                                                                                                            dann geht´s in den Paintbrush Canyon hinein, ein tief eingeschnittenes Fels- und Waldtal


                                                                                                                                                                                            Paintbrush Canyon


                                                                                                                                                                                            Paintbrush Canyon


                                                                                                                                                                                            Blick zurück in die Ebene


                                                                                                                                                                                            Holy Lake (2872 m), Paintbrush Canyon


                                                                                                                                                                                            die Baumgrenze rückt näher und die Landschaft wird alpiner


                                                                                                                                                                                            Paintbrush Canyon








                                                                                                                                                                                            dort führt der Trail hoch auf die Paintbrush Divide


                                                                                                                                                                                            oberer Paintbrush Canyon


                                                                                                                                                                                            Aufstieg auf die Paintbrush Divide


                                                                                                                                                                                            auf der Paintbruh Divide (3266 m)






                                                                                                                                                                                            Paintbrush Divide


                                                                                                                                                                                            auf der anderen Seite blickt man in den Cascade Canyon - hinten links der Grand Teton


                                                                                                                                                                                            Abstieg zum Lake Solitude und dahinter geht´s hoch zum zweiten Pass (rote Pfeile)


                                                                                                                                                                                            Grand Teton & Cascade Canyon


                                                                                                                                                                                            Lake Solitude und weglose Aufstiegsroute zum nächsten Pass


                                                                                                                                                                                            Blick talabwärts auf den Grand Teton


                                                                                                                                                                                            Lake Solitude (2755 m)


                                                                                                                                                                                            Passaufstieg (ca. 3166 m)
                                                                                                                                                                                            Zuletzt geändert von berniehh; 27.04.2016, 22:47.
                                                                                                                                                                                            www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                            Kommentar


                                                                                                                                                                                            • berniehh
                                                                                                                                                                                              Alter Hase
                                                                                                                                                                                              • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                              • 2501
                                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                                              #95
                                                                                                                                                                                              AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                                              2.Tag:
                                                                                                                                                                                              Mein nächstes Ziel ist der 3385 m hohe Table Mountain, der spektakulärste Aussichtsberg im Grand Teton Nationalpark.

                                                                                                                                                                                              Heute habe ich mir aber mal einen gemütlichen Tag gemacht, lasse mir am Morgen Zeit, genieße die Sonne beim Camp und breche erst um viertel nach elf auf.

                                                                                                                                                                                              Es geht durch die Jedediah Smith Wilderness. Ich wander zunächst weglos Richtung Westen über ein Hochland an den South Leigh Lakes vorbei.

                                                                                                                                                                                              Nach viereinhalb Kilometern stoße ich auf einen Trail, der runter ins North Fork Teton Creek Valley führt. Auf dem Talboden stoße ich auf den vielbegangenen Table Mountain Trail. Zum Gipfel will ich aber erst morgen. Paar Kilometer weiter schlage ich am Talende mein Camp auf.


                                                                                                                                                                                              Camp 1 // erst am Morgen sehe wie attraktiv diese Gegend ist


                                                                                                                                                                                              Blick vom Camp über die Teton Range, Jedediah Smith Wilderness


                                                                                                                                                                                              da bin ich gestern abend im dunkeln bei Regen runtergestiegen


                                                                                                                                                                                              South Leigh Lakes (2881 m)


                                                                                                                                                                                              die South Leigh Lakes bestehen aus mehreren kleinen Seen


                                                                                                                                                                                              ich wander weglos über ein Hochland Richtung Westen


                                                                                                                                                                                              Jedediah Smith Wilderness


                                                                                                                                                                                              Jedediah Smith Wilderness


                                                                                                                                                                                              steiler Abstieg ins North Fork Teton Creek Valley - im Hintergrund die Grand Tetons




                                                                                                                                                                                              North Fork Teton Creek Valley


                                                                                                                                                                                              der Table Mountain Trail im North Fork Teton Creek Valley (2362 m)


                                                                                                                                                                                              Camp 2 (2746 m) im North Fork Teton Creek Valley

                                                                                                                                                                                              3.Tag:
                                                                                                                                                                                              Für heute gibt es auch nicht so viel zu schreiben. Ich folge den Trail hoch zum Table Mountain. Dieser Berg liegt direkt auf dem Hauptkamm der Teton Range, auf der Grenze zwischen der Jedediah Smith Wilderness und Grand Teton Nationalpark. Es ist ein beliebter Aussichtsberg, der in der Regel als Tageswanderung bestiegen wird. An diesem Sonntag war auch recht viel los, auf dem Gipfel treffe ich 10 bis 15 Leute.

                                                                                                                                                                                              Wer im Grand Teton Nationalpark wandern will, sollte folgende zwei Ziele unbedingt mit ins Pflichtprogramm nehmen: die Paintbrush Divide und den Table Mountain Trail. Zum Table Mountain kommt man als leichte Wandertour allerdings nur von der Idaho-Seite hoch, nicht von der Wyoming-Seite. Es lohnt sich aber, denn von keiner anderen Aussichtsstelle hat man einen so grandiosen Blick auf die Tetons wie vom Table Mountain. Fotos sagen ja bekanntlich mehr als tausend Worte:


                                                                                                                                                                                              beim Austieg zum Table Mountain hat man einen schönen Blick zurück ins North Fork Teton Creek Valley


                                                                                                                                                                                              in der Ferne sieht man die Felder von Idaho


                                                                                                                                                                                              die Teton Range vom Table Mountain Trail


                                                                                                                                                                                              der flache Bergkamm hoch zum Table Mountain


                                                                                                                                                                                              Panorama vom Table Mountain Trail


                                                                                                                                                                                              Blick vom Table Mountain Trail




                                                                                                                                                                                              vom 3386 m hohen Gipfel des Table Mountain hat man ein spektakuläres Panorama auf die Grand Tetons - als höchster Berg der Grand Teton (4198 m), rechts daneben der Middle Teton (3904 m)


                                                                                                                                                                                              Blick vom Table Mountain über den Hauptkamm der Teton Range


                                                                                                                                                                                              Table Mountain (3386 m)


                                                                                                                                                                                              Blick vom Table Mountain


                                                                                                                                                                                              der Grand Teton vom Table Mountain


                                                                                                                                                                                              der Cascade Canyon, rechts der Grand Teton


                                                                                                                                                                                              Blick in den Cascade Canyon, Grand Teton Nationalpark

                                                                                                                                                                                              Vom Gipfel steige ich weglos Richtung Süden den sehr steilen Hang runter und stoße beim Hurricane Pass auf den populären Teton Crest Trail. Den folge ich Richtung Süden ins Alaska Basin, dann auf den Alaska Basin Shelf Trail um das obere Ende des Alaska Basin herum. Hier ist nicht gerade wenig los und an vielen Stellen sind Leute am campen. Bei den Basin Lakes schlage ich mein Camp auf.


                                                                                                                                                                                              weglos steige ich runter, Blick zurück auf den Table Mountain


                                                                                                                                                                                              auf dem Teton Crest Trail am Hurricane Pass, links der South Teton


                                                                                                                                                                                              am Hurricane Pass (3201 m) mit dem Schoolroom Glacier


                                                                                                                                                                                              Blick zurück auf die Grand Tetons vom Teton Crest Trail am Hurricane Pass - links der Grand Teton, in der Mitte der Middle Teton und rechts der South Teton


                                                                                                                                                                                              Sunset Lake (2929 m) im Alaska Basin


                                                                                                                                                                                              Alaska Basin Shelf Trail


                                                                                                                                                                                              Alaska Basin Shelf Trail


                                                                                                                                                                                              für einen kleinen Abstecher steige ich auf diesen Pass rauf


                                                                                                                                                                                              von diesen namenlosen Pass hat man einen spektakulären Blick auf den Snowdrift Lake mit den South Teton


                                                                                                                                                                                              Alaska Basin


                                                                                                                                                                                              Buck Mountain Pass vom Alaska Basin Trail


                                                                                                                                                                                              Alaska Basin Trail


                                                                                                                                                                                              Alaska Basin Trail


                                                                                                                                                                                              Camp 3 an den Basin Lakes (2938 m)


                                                                                                                                                                                              Basin Lakes beim Camp
                                                                                                                                                                                              Zuletzt geändert von berniehh; 30.04.2016, 08:06.
                                                                                                                                                                                              www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                                                                                                • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                • 2501
                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                #96
                                                                                                                                                                                                AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                                                Hier kommen nun die Fotos von den letzten drei Trekkingtagen meiner USA-Reise:

                                                                                                                                                                                                4.Tag:
                                                                                                                                                                                                Heute folge ich den ganzen Tag den Teton Crest Trail Richtung Süden am Hauptkamm der Teton Range entlang. Es ist eine leichte Wanderung auf gutem Trail mit nur relativ wenigen Höhenmetern.
                                                                                                                                                                                                Es ist aber eine sehr beliebte Trekkingroute und ich treffe viele Wanderer.

                                                                                                                                                                                                Über zwei Drittel meiner heutigen Route führt durch den Grand Teton Nationalpark und der Rest durch die Jedediah Smith Wilderness. Die Landschaft ist schön, aber die Sicht teilweise etwas diesig von den Waldbränden, die in Idaho und Oregon wüten.

                                                                                                                                                                                                Vom Alaska Basin führt die Route über den Mount Meek Pass, dann für etliche Kilometer flach über das Death Canyon Shelf.


                                                                                                                                                                                                Blick von meinem Camp im Alaska Basin


                                                                                                                                                                                                Mount Meek Pass (2973 m)


                                                                                                                                                                                                Mount Meek


                                                                                                                                                                                                Blick zurück zum Grand Teton


                                                                                                                                                                                                der Teton Crest Trail führt hier über das Death Canyon Shelf


                                                                                                                                                                                                Blick das Death Canyon Valley abwärts


                                                                                                                                                                                                Das Death Canyon Shelf, links das Death Canyon Valley




                                                                                                                                                                                                Death Canyon Shelf - Blick zurück zum Grand Teton


                                                                                                                                                                                                Hier geht´s gleich über den Fox Creek Pass

                                                                                                                                                                                                Weiter geht’s über den Fox Creek Pass zum Marion Lake im südlichen Teil des Grand Teton Nationalparks. Dann runter in den Granite Canyon, der hier am oberen Ende nur ein sanftes Waldtal ist und kein Canyon.

                                                                                                                                                                                                Den Granit Canyon will ich morgen runterwandern. Hier darf ich aber nicht campen, weil ich kein Permit habe. Daher mache ich einen kurzen Abstecher über die Moose Creek Divide, um mein Camp außerhalb des Nationalparks in der Jedediah Smith Wilderness aufzuschlagen.


                                                                                                                                                                                                der Fossil Mountain beim Fox Creek Pass


                                                                                                                                                                                                Teton Crest Trail


                                                                                                                                                                                                Marion Lake (2820 m)


                                                                                                                                                                                                Marion Lake


                                                                                                                                                                                                Teton Crest Trail


                                                                                                                                                                                                Moose Creek Valley, kurz hinter der Moose Creek Divide. Dort hinten am Talende schlage ich mein Camp auf.


                                                                                                                                                                                                Moose Creek Valley


                                                                                                                                                                                                Moose Lake (2851 m) beim Camp 4


                                                                                                                                                                                                Moose Lake


                                                                                                                                                                                                Camp 4 am Moose Lake


                                                                                                                                                                                                Blick von meinem Camp zurück zur Moose Creek Divide


                                                                                                                                                                                                abends beim Camp

                                                                                                                                                                                                5.Tag:
                                                                                                                                                                                                Ich wander über die Moose Creek Divide zurück in den Nationalpark und folge dann den Granite Canyon Trail abwärts. Nun geht’s nur noch bergab, zunächst im sanften Waldtal, das weiter abwärts eng und felsig wird.
                                                                                                                                                                                                Der Wind steht heute und die nächsten Tage sehr ungünstig, denn die Luft ist extrem diesig vom großen Waldbrand an der Grenze zwischen Idaho und Oregon. Obwohl das Feuer angeblich noch paarhundert Kilometer entfernt sein soll, riecht man es bis hierher.


                                                                                                                                                                                                beim Moose Lake am nächsten Morgen


                                                                                                                                                                                                Granit Canyon Trail


                                                                                                                                                                                                Granit Canyon Trail


                                                                                                                                                                                                Granit Canyon


                                                                                                                                                                                                Granit Canyon Trail

                                                                                                                                                                                                Nach 16 Kilometern erreiche ich die Abzweigung auf den Valley Trail, am Talausgang und Beginn der Ebene. Morgen will ich den Valley Trail Richtung Norden zurück zum Jenny Lake folgen. Heute biege ich nach rechts, also Richtung Süden, wander noch drei Kilometer und schlage mein Camp dann knapp hinter der Nationalparkgrenze im Wald auf, kurz vor Teton Village.


                                                                                                                                                                                                Valley Trail


                                                                                                                                                                                                Blick vom Valley Trail über den flachen Ostteil des Grand Teton Nationalparks


                                                                                                                                                                                                kurz hinter der Nationalparkgrenze schlage ich mein Camp 5 auf

                                                                                                                                                                                                6.Tag:
                                                                                                                                                                                                Es sind noch 28,5 km bis zum Jenny Lake, wo sich mein Kreis schließt und diese Tour endet. Die ganze Strecke führt flach durch Wald auf dem Valley Trail am Fuße der Teton Range entlang und an drei Seen vorbei, den Phelps Lake, Taggart Lake und Bradley Lake. Insgesamt eine attraktive Route.

                                                                                                                                                                                                Der Trail führt zwar in Zivilisationsnähe, parallel der Straße entlang, nur zwei Kilometer von der entfernt, mal mehr, mal weniger, aber trotzdem ist der Pfad über weite Abschnitte recht schmal und einsam. Teilweise ist er aber auch recht ausgetreten und vielbegangen, mit vielen Tageswanderern, nämlich dort wo beliebte Routen von der Straße zu Seen oder Viewpoints führen.

                                                                                                                                                                                                Ich dachte erst daß der Valley Trail aufgrund der Nähe zur Straße wohl ein durchgehend vielbegangener Weg sein muss, aber das war glücklicherweise nicht der Fall.


                                                                                                                                                                                                Blick vom Valley Trail zurück in den Death Canyon


                                                                                                                                                                                                der Phelps Lake (2022 m) vom Valley Trail


                                                                                                                                                                                                der Valley Trail führt den ganzen Tag durch Wald


                                                                                                                                                                                                diesige Luft am Taggart Lake


                                                                                                                                                                                                die Rehe sind hier überhaupt nicht scheu


                                                                                                                                                                                                Blick über die Ebene


                                                                                                                                                                                                kurz vor dem Trekende ist der Weg breit und ausgetreten


                                                                                                                                                                                                Standardschild an jedem Trailhead

                                                                                                                                                                                                Gegen Abend erreiche ich den Lupine Meadows Trailhead mit großem Parkplatz. Nun sind´s noch zweieinhalb Kilometer die Schotterstraße entlang zum Jenny Lake Visitor Center.
                                                                                                                                                                                                Eigentlich hatte ich vorgehabt direkt vom Trekende per Anhalter noch aus dem Nationalpark rauszutrampen, um dort wild zu campen.
                                                                                                                                                                                                Am Taggart Lake lerne ich aber ein nettes Ehepaar aus Toronto kennen, mit denen ich ins Gespräch komme. Sie fahren mit dem Mietauto durch die Gegend und machen gelegentlich paar kurze Tageswanderungen. Weil sie alles über mein Pfefferspray wissen wollen und ich es jetzt eh nicht mehr brauche, schenke ich es ihnen. Im Gegenzug darf ich mein Zelt gratis mit auf ihrer Campsite auf dem Jenny Lake Campground aufschlagen. Das kam mir auch ganz gelegen, so muss ich heute nicht noch per Anhalter von hier wegfahren.

                                                                                                                                                                                                Dies ist also nicht nur das Ende dieser Trekkingtour, sondern quasi auch das Ende meiner USA-Reise. Nun geht’s auf direktem Weg zurück nach Hause. In zwei Tagen fährt mein Bus von Casper nach Chicago.

                                                                                                                                                                                                Im nächsten Post geht’s nur noch um das Fazit meiner Rocky Mountain Treks und der Heimreise. Dann endet dieser Reisebericht.


                                                                                                                                                                                                Lupine Meadows Trailhead mit großem Parkplatz - hier endet mein Trek


                                                                                                                                                                                                zurück am Jenny Lake



                                                                                                                                                                                                Zuletzt geändert von berniehh; 01.05.2016, 07:28.
                                                                                                                                                                                                www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                                                  • 22.09.2015
                                                                                                                                                                                                  • 426
                                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                                  #97
                                                                                                                                                                                                  AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                                                  grandiose Landschaft... Danke für die tollen Bilder!!
                                                                                                                                                                                                  Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                                                    • 22.09.2015
                                                                                                                                                                                                    • 426
                                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                                    #98
                                                                                                                                                                                                    AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                                                    PS: Wenn Du irgendwann mal schreibst "Die Bären sind hier überhaupt nicht scheu", wirds interessant
                                                                                                                                                                                                    Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                                                                                      • 10.06.2004
                                                                                                                                                                                                      • 1232
                                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                                      #99
                                                                                                                                                                                                      AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                                                      Geiler Bericht. Nochmal ganz großes Dankeschön, dass Du hier so detailliert alles beschrieben hast und auch so tolle Fotos dazu gepoostet hast. Der nicht identifizierte Bär sah für mich übrigins wie ein Grizzly aus. Paar vereinzelte Exemplare gibt es ja soweit im Süden und junge Grizzlies können ja meist auch noch klettern bevor sie dann zu schwer werden. Wobei ich prinzpiell die Situation lustig fand, dass der Bär scheinbar just for fun den Baum hochkletterte und sich auch nicht dabei von Dir gestört fühlte.

                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                                                                                                                        • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                        • 2501
                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                        AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                                                        Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                        und junge Grizzlies können ja meist auch noch klettern bevor sie dann zu schwer werden. Wobei ich prinzpiell die Situation lustig fand, dass der Bär scheinbar just for fun den Baum hochkletterte und sich auch nicht dabei von Dir gestört fühlte.
                                                                                                                                                                                                        wenn es ein junger Bär war kann ich es gut verstehen. Als wir noch jünger waren sind wir schließlich auch just for fun auf Bäume geklettert
                                                                                                                                                                                                        Zuletzt geändert von berniehh; 03.05.2016, 21:15.
                                                                                                                                                                                                        www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                                                                                                                          • 31.01.2011
                                                                                                                                                                                                          • 2501
                                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                                          AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                                                          Fazit meiner Rocky Mountains Touren (Wind River Range, Absaroka Beartooth Wilderness und Teton Range)

                                                                                                                                                                                                          Natürlich waren alle drei Treks mega lohnend! Was soll ich auch sonst anderes schreiben?
                                                                                                                                                                                                          Interessant wird das ganze aber erst wenn ich die Touren miteinander vergleiche und eine Rangliste erstelle, welche davon die beste war.

                                                                                                                                                                                                          Mein Seeufer- und Waldtrek am Lake Superior (Trek 1) war zwar auch sehr phantastisch, wild und lohnend, aber diese Tour nehme ich aus der Bewertung mal mit raus. Man kann einen flachen Waldtrek ja nicht mit einem Hochgebirgstrek vergleichen. Das wäre als ob man Pflaumen mit Bananen vergleicht.

                                                                                                                                                                                                          Mein erstes Bewertungskriterium ist die Landschaft. Die Wind River Hochroute fand ich von den drei Treks landschaftlich am spektakulärsten. Sowohl von den Gebirgspanoramen, als auch von den paradiesischen Seen. Wobei die Seen in der Absaroka Beartooth Wilderness genauso schön waren wie die in der Wind River Range.

                                                                                                                                                                                                          Nun der Schwierigkeitsgrad:
                                                                                                                                                                                                          Die Wind River Hochroute war von den drei Treks am anspruchsvollsten (mit dem höchsten Weglos-Anteil) und der Grand Teton Circuit am leichtesten (mit dem niedrigsten Weglos-Anteil).

                                                                                                                                                                                                          Alle drei Treks führten durchgehend durch straßenlose Wildnisgebiete. Ausser einer einzigen Pistenquerung in der Absaroka Beartooth Wilderness gibt es hier keine weiteren Minuspunkte zu vergeben.

                                                                                                                                                                                                          Die meisten Leute pro Tag traf ich in der Teton Range und die wenigsten in der Wind River Range.

                                                                                                                                                                                                          Wenn ich nun alle Kriterien zusammenfasse komme ich auf folgende persönliche Rangliste:
                                                                                                                                                                                                          Auf Platz eins steht eindeutig die Wind River Hochroute.
                                                                                                                                                                                                          Auf Platz zwei die Durchquerung der Absaroka Beartooth Wilderness.
                                                                                                                                                                                                          Und der Grand Teton Circuit auf Platz drei. Was aber nicht heißen soll daß der Teton Circuit nicht lohnend genug war. Das war er auf jeden Fall, aber die anderen beiden Treks fand ich eben noch besser.

                                                                                                                                                                                                          Wer eine abenteuerliche Trekkingtour durch eine weltklasse Landschaft machen will und genügend Zeit zur Verfügung hat, dem würde ich die Wind River Hochroute oder eine andere Tour in der Wind River Range wärmstens empfehlen.

                                                                                                                                                                                                          Wer dagegen wenig Zeit hat und nur eine Tageswanderung oder maximal zwei bis dreitägigen Kurztrek machen will, dem würde ich am ehesten die Teton Range empfehlen. Einfach deshalb weil sie so gut erschlossen ist und die landschaftlichen Top-Highlights vom Jenny Lake aus alle per Tageswanderung oder zweitägigem Kurztrek erreichbar sind. Selbst die Besteigung des Table Mountain ist von der Idaho-Seite aus nur eine Tageswanderung.

                                                                                                                                                                                                          In der Wind River Range und Absaroka Beartooth Wilderness sieht es dagegen etwas anders aus. Diese Gegenden sind nicht nur abgelegener und komplizierter zu erreichen, was mit dem eigenen Auto aber kein Problem wäre. Die spektakulärsten landschaftlichen Top-Highlights sind von den Trailheads auch noch viel weiter entfernt, wie in der Teton Range, so daß eine Tageswanderung wahrscheinlich nicht ausreichen wird um dort hinzukommen. Man kann da zwar Tageswanderungen und Kurztreks machen, aber für so kurze Touren wäre die Teton Range das landschaftlich lohnendere Ziel.

                                                                                                                                                                                                          die Heimreise

                                                                                                                                                                                                          Vom Jenny Lake habe ich zwei Tage Zeit um per Anhalter die 400 km nach Casper zu kommen. Zwei Mitfahrgelegenheiten bringen mich sehr schnell und quasi ohne Wartezeit zur Moran Junction an die Abzweigung auf den Highway 287. Es ist viel los auf der Straße, das ist aber auch kein Wunder. Die Kombination Nationalpark und Hochsaison ist daran schuld. Fast der ganze Verkehr geht aber nach Norden oder Süden, der Touri-Standardroute vom Yellowstone nach Jackson. Auf dem Highway 287 biegen nur wenige Autos ein, aber schon nach 15 bis 20 Minuten hält einer an. Der Fahrer heißt Ken und er fährt nach Lander. Seit über 10 Jahren arbeitet er dort Vollzeit für NOLS und leitet alle Touren, die irgendwie mit Wassersport zu tun haben. Er selbst ist leidenschaftlicher Kayakfahrer und war auch schon in vielen Ländern der Erde. Mit Trekking hat er allerdings nichts am Hut.

                                                                                                                                                                                                          So wie es aussieht werde ich wohl viel zu früh in Casper ankommen. Dort gibt es keine günstigen Unterkünfte und an Wildcampstellen habe ich auf Google Earth auch nichts vielversprechendes gefunden.

                                                                                                                                                                                                          Nach kurzem Überlegen entscheide ich mich daher mit Ken nach Lander zu fahren, um dort wieder zu meiner altbewährten Campstelle in den City Park zu gehen. Die restlichen 240 km nach Casper will ich morgen trampen, damit ich nur eine Nacht in Casper verbringen muss.

                                                                                                                                                                                                          Der City Park ist relativ leer verglichen mit meinem letzten Besuch vor einem Monat.

                                                                                                                                                                                                          Am nächsten Tag klappt das Trampen ebenfalls super. Schon am frühen Nachmittag erreiche ich Casper. Es ist eine ziemlich ausgedehnte Stadt mit etwa 60.000 Einwohnern. Am Nordende der Stadt verläuft der North Platte River, mit schmale Trails am Flussufer, die ich für einige Meilen folge. Sehr gute Wildcampstellen finde ich auch. Hätte nicht gedacht daß es hier so schön ist.


                                                                                                                                                                                                          Shoshoni - eine kleine Ortschaft in der Einsamkeit von Wyoming auf dem Weg nach Casper


                                                                                                                                                                                                          in der Innenstadt von Casper


                                                                                                                                                                                                          eine Schlange quert die Straße am Stadtrand von Casper


                                                                                                                                                                                                          am Stadtrand von Casper


                                                                                                                                                                                                          schmaler Trail am North Platte River in Casper


                                                                                                                                                                                                          Casper am Abend


                                                                                                                                                                                                          meine Wildcampstelle am North Platte River in Casper


                                                                                                                                                                                                          Ankunft in Denver/Colorado


                                                                                                                                                                                                          in Denver habe ich paar Stunden Zeit bevor mein Anschlussbus nach Chicago fährt

                                                                                                                                                                                                          Die Busfahrt zurück nach Chicago ist lang,........viel zu schreiben gibt´s darüber nicht.

                                                                                                                                                                                                          Dies ist also jetzt das Ende meiner USA-Reise. Ich hoffe der Bericht hat Euch gefallen und ich bedanke mich nochmal für Eure netten Kommentare.

                                                                                                                                                                                                          Wem es interessiert kann die direkte Fortsetzung dieser Reise in meinem Patagonienbericht weiterverfolgen.......
                                                                                                                                                                                                          Zuletzt geändert von berniehh; 03.05.2016, 22:01.
                                                                                                                                                                                                          www.trekking.magix.net

                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                            Anfänger im Forum
                                                                                                                                                                                                            • 07.06.2008
                                                                                                                                                                                                            • 29
                                                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                                                            Vielen Dank für den tollen Bericht!!!

                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                              • 642
                                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                                              Auch von mir nochmals ein dickes Danke für den schönen und sehr hilfreichen Bericht. Zum Fazit: Dann scheint die Windriver Range ja wirklich absolut top zu sein. Vielleicht schaffe ich es im Herbst dorthin. Oder Denali ...

                                                                                                                                                                                                              Für alle, die den Teton Crest Trail in Betracht ziehen. Ich habe dort (Death Canyon Shelf, Alaska Basin) im Herbst mehrere Tage so gut wie niemand getroffen. Allerdings gab es auch schon ein wenig Schnee, so dass man den Trail nicht immer sehen konnte. Leider gibt es im Herbst nicht mehr die tollen Wildblumen ...

                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                • 30.05.2007
                                                                                                                                                                                                                • 3996
                                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                                AW: [US] Wälder, Berge und Seen - die USA 2015

                                                                                                                                                                                                                Nochmal Danke, ich gehe dann mal "nach Patagonien"
                                                                                                                                                                                                                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                                                                                                                                A. v. Humboldt.

                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                                                                  • 28.03.2013
                                                                                                                                                                                                                  • 373
                                                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                                                  Ich hatte mich sowieso gerade etwas über die Wind River range informiert, da ich die tollen Panoramen in einer CDT Doku gesehen hatte. Und dann kam dein Bericht gerade recht. Super klasse! Vielen Dank. Ich lese dann auch mal den Patagonien Bericht weiter

                                                                                                                                                                                                                  Kommentar