• Wildniswanderer
    Erfahren
    • 08.11.2008
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    [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad -43.73525758
    Längengrad 170.65860768
    Auch wenn ich schon seit Jahrzehnten wandernd durch die Welt ziehe, hatte ich merkwürdigerweise Neuseeland lange nicht wirklich auf dem Schirm. Das hat sich erst geändert, als ich die Bilder und Stories von meinem Freund Bernd gesehen und gehört habe. Bernd ist der bei weitem erfahrenste Wildniswanderer den ich kenne, und wahrscheinlich auch tatsächlich selbst weltweit gesehen, einer der meist gewandertsten Leute. Gegen ihn bin ich eher ein armes Waisenkind, was die Tourenbilanz angeht...
    Wir waren ja auch schon zusammen unterwegs, http://geraldtrekkt.blogspot.com/201...n-berge-1.html, http://geraldtrekkt.blogspot.com/201...raverse-1.html

    daher weiß ich, dass wenn er eine Gegend gut findet, sie für mich in der Regel auch ein lohnendes Ziel ist. Und Neuseeland spielt für ihn ganz weit vorne, was gute Trekkingländer angeht!
    Kurz gesagt, nachdem mir Bernd den Mund wässrig gemacht hatte, war mir klar, dass auch ich nach Neuseeland muss!
    Neuseeland besteht aus zwei Hauptinseln, die etwa gleich groß sind, und insgesamt etwas kleiner als Deutschland. Dagegen beträgt die Bevölkerung nur knapp 5 Mio. Einwohner, im Gegensatz zu 83 Mio bei uns! Na ja, wenn man dann noch berücksichtigt, dass 80 % der Neuseeländer auf der Nordinsel leben, ist schon auf Grund dieser Zahlen klar, dass die Südinsel das bessere Ziel für einen Wildniswanderer darstellt, wobei der Norden des Landes natürlich auch einiges zu bieten hat...
    Seit 2011 hat Neuseeland mit dem Te Araroa (TA) auch einen 3000 Kilometer langen Fernwanderweg, der über beide Hauptinseln führt, daher liegt es scheinbar nahe, diesen für die Erkundung der Südinsel zu nutzen.
    Allerdings macht schon ein Blick auf die Karte klar, dass der TA oft ausserhalb der Berge verläuft, und daher über weite Strecken nicht die attraktivste Route darstellt. Daher war bald mein Entschluss gefasst, auf einer eigenen Linie aus verschiedenen Trails und auch weglosen Abschnitten, die Südinsel im Norden startend zu erwandern. Bei der Planung stellte es sich aber schon bald als klar heraus, dass drei Monate auf einer anspruchsvollen Route nicht ausreichen, um die ganze Insel zu durchqueren. Egal, ich würde eben so weit laufen, wie ich komme, und in einem anderen Jahr die Durchquerung fortsetzen...

    Der lange Flug nach Neuseeland, wäre eigentlich eine Qual, aber zu meiner Überraschung erhalte ich bei meinem 15-stündigen Aufenthalt in China ein Hotelzimmer auf Kosten der Fluglinie!
    Von Christchurch, dem Hauptort der neuseeländischen Südinsel, geht es per Bus nach Nelson. Eigentlich hatte ich vor von dort weiter per Anhalter zu fahren, aber da ein Shuttle Bus direkt zum Beginn des Abel Tasman Coast Tracks, meinem ersten Ziel fährt, wähle ich die einfachere Variante.
    Der Coast Track gehört zu den bekannten Great Walks auf Neuseeland, das sind 9 landschaftlich sehr schöne, einfache Wanderungen, auf die ein Großteil des touristischen Marketings des Landes abhebt. Na ja, und dann ist der Coast Track mit etwa 200.000 Besuchern im Jahr auch noch der Beliebteste der Wege, also eigentlich nicht das was ich schätze...
    Nun, es reizt mich dennoch zum Auftakt meiner Wanderung auf der Südinsel die goldenen Strände und üppigen Wälder des Abel Tasman Nationalparks zu erkunden! Zudem beginnt jetzt, Anfang Dezember die Saison erst gerade, daher hoffe ich, dass noch nicht so viel los ist...

    1. Abel Tasman: Marahau- Takaka



    Am Start des 51 Kilometer langen Weges in Marahau bietet ein halboffener Pavillon gute Informationen zu der Strecke, und auch etwas Wetterschutz. Auf der Busfahrt hierher hatte es streckenweise gegossen, jetzt, genau zum richtigen Zeitpunkt klart es aber auf!



    Der Weg ist extrem gut ausgeschildert, man kann sich hier wirklich nicht verlaufen. Glücklicherweise stellt sich schon bald heraus, das zwar etliche Wanderer unterwegs sind, aber man keineswegs ständig in einem Pulk laufen muss...
    Meist verläuft der Trail im dichten Buschwald, aber häufig eröffnen sich auch Ausblicke auf schöne Buchten, zu denen meist ein Stichweg führt. Hier zeigt sich rasch, dass Abel Tasman, mit 225 qkm der kleinste Nationalpark Neuseelands, nicht nur bei Wanderern, sondern auch bei Kajakfahrern beliebt ist. Häufig sehe ich Gruppen, die sicher an einer geführten Tour teilnehmen.


    Abel Tasman ist auch bei Kajakfahrern beliebt



    Dichter Wald


    Eine "Wanderautobahn"

    Bald erfahre ich durch Hinweistafeln, dass hier, wie auch in ganz Neuseeland, ein regelrechter Krieg geführt wird. Vor der Ankunft der ersten Menschen, vor etwa 800 Jahren, gab es auf Neuseeland außer einer Fledermausart keine Säugetiere. Dementsprechend hatte sich hier eine ausgesprochen reiche Vogelfauna gebildet. Deren Niedergang begann bereits mit der Ankunft der Vorfahren der heutigen Maori, und beschleunigte sich nach dem Eintreffen der Weißen ab 1780. Große Vögel wie die Moas wurden schon durch die Jagd der Maori ausgerottet, viel schwerwiegender war aber der Einfluss der durch die Menschen mitgebrachten Tiere, vor allem von Ratten und Wieseln. Wurde der neuseeländische Wald von den ersten Entdeckern als voll von Vogelstimmen beschrieben, sind weite Teile des Landes heute fast leblos und still. Dies liegt daran, dass die Ratten und Wiesel fast alle Vögel, die sich nie an solche Feinde angepasst hatten, gefressen haben.
    Nun unternimmt Neuseeland große Anstrengungen, diese Entwicklung umzukehren. Dabei wird unter Anderem massiv mit Gift gearbeitet, wie ich später noch feststellen sollte, aber hier in Abel Tasman, soll ein dichter Gürtel von Fallen, die oft völlig offen an den Wegen plaziert sind, verhindern, dass Ratten und Wiesel die letzten Rückzugsgebiete vieler Vogelarten wieder erreichen. Dieses sind kleine Inseln vor der Küste, wo es gelungen war, die Raubtiere auszurotten, so dass sich die Vogelwelt erholen konnte.


    Fallen zum Schutz der Vögel

    Die Vegetation des Waldes ist ziemlich üppig, auch wenn es wenig wirklich dicke Bäume gibt. Am meisten begeistern mich die bis zu 20 Meter hohen Baumfarne, die typisch für Neuseeland sind. Während man Farne normalerweise ja nur als kleine Gewächse kennt, ähnelt der Wald hier wahrscheinlich ein wenig der Vegetation in Europa, zu der Zeit als die Kohlevorkommen entstanden! Neuseeland ist eben bereits seit unfassbaren 90 Millionen Jahren von anderen Landmassen getrennt, daher konnte sich hier eine einzigartige Vegetation entwickeln.


    Faszinierende Baumfarne


    Neuseeland ist generell sehr liberal was wildes Campen angeht, hier "Freedom camping" genannt. Fast alle Wandergebiete befinden sich auf öffentlichem Land, wo man überall frei campen darf, auch in den Nationalparks. Oft liest man, dass das an den Great Walks nicht der Fall sei, und man hier einen Zeltplatz reservieren muss.
    Dies ist aber nicht ganz richtig, da man auch hier in der Regel sein Zelt aufschlagen darf, wenn man 500 Meter vom Weg entfernt ist.
    Nun, ich habe keine Reservierung und würde ohnehin auch gerne einsam an der Küste zelten. Also biege ich am Nachmittag auf einen Stichweg ein, der wenig belaufen ist und zu einer malerischen Bucht führt. Leider verkünden Schilder hier, dass das Zelten verboten ist, daher gehe ich weiter und schlage schließlich mein Lager hoch auf dem Sand im Mündungsbereich eines Baches auf. Mir ist klar, dass zur Zeit Ebbe herrscht und das Wasser später steigen wird, gehe aber davon aus, dass es bei einer normalen Flut mein Zelt nicht erreichen wird...


    Noch ist mein Lager trocken...


    Nachdem ich einen Abendspaziergang unternommen habe, liege ich bereits im Zelt und bin auch schon eingeschlafen, als mich leises Plätschern weckt. Ich schaue aus dem Zelt und stelle fest, dass das Wasser nur noch zwei Meter von meiner Unterkunft entfernt ist!


    Das Wasser steigt...

    Irgendwann versetze ich das Zelt etwa zwei Meter nach hinten, wohl wissend, dass das nicht reichen wird, wenn der Höchststand der Flut noch nicht erreicht ist...
    Und tatsächlich, schließlich muss ich mein Lager räumen, und weiche in den angrenzenden Wald aus, wo der Hang aber viel zu steil zum Zelt aufschlagen ist.
    Es kann Stunden dauern, bis der Wasserstand wieder gefallen ist, und ich habe eigentlich keine Lust so lange im Wald zu sitzen und zu warten. Abgesehen davon, wird es bald dunkel.
    Schließlich fällt mir ein, dass ich ja ein Packraft dabei habe!
    Kurzerhand packe ich mein Zeug auf das Boot, und trete tatsächlich die Jungfernfahrt über den Mündungsbereich des Baches, zum etwa 200 Meter entfernten, höher gelegenen Strand an.
    Extra für die Tour auf Neuseeland habe ich mir ein neues, sehr leichtes Packraft gekauft, dass ich hier im Wesentlichen nur für Flussüberquerungen nutzen will. Zu Hause hatte ich das Boot noch nicht ausprobiert, aber ohne Probleme gelingt mir die Überfahrt, und ich schlage mein Zelt im letzten Licht wieder auf.


    Bootstour in der Dämmerung

    Am nächsten Tag laufe ich für längere Zeit entlang der goldgelben Sandstrände, die Abel Tasman auszeichnen. Zwar liebe ich ja eigentlich mehr die Berge, aber so eine schöne Küste hat auch etwas!






    Lange Strände

    Natürlich gibt es hier auch Meeresvögel. Besonders auffällig sind die schwarzen Austernfischer, die bereits recht große Junge haben. Austernfischer gibt es ja auch in Europa, allerdings mit mehr Weiß im Federkleid.


    Austernfischer

    Gegen Mittag gelange ich an die kilometerbreite Awaroa Bucht, die zu Fuß nur bei Niedrigwasser überquert werden kann. Einige Wanderer warten bereits bei einer Hütte.
    Aber ich habe ja mein Packraft dabei und beginne kurzerhand mit dem müllsackartigen Blasesack Luft einzufangen und dann zum Aufpumpen in das Boot zu pressen. Dabei reißt sofort das Pumpengewinde aus und die Ventilkappe schließt nicht mehr. Da scheine ich ja ein tolles Boot gekauft zu haben....
    Na ja, irgendwann bin ich fertig und beginne die Überfahrt. Zunächst ist das Wasser lange Zeit ziemlich flach, so dass man auch laufen könnte, dann wird es aber sehr tief. Zu dem ultraleichten Boot habe ich das passende, nur 365 g wiegende Paddel gekauft. Dies ist aber eher eine Art besserer Löffel, immerhin komme ich vorwärts, bin aber schon jetzt von meiner neuen Packraftausstattung alles andere als begeistert. Ich glaube ich habe einen Fehlkauf gemacht...


    Warten auf die Ebbe

    Am Nachmittag erreiche ich Totaranui, in der Nähe des nördlichen Endes des Coast Track. Man kann hierher mit dem Auto gelangen und es gibt sowohl eine Rangerstation als auch einen Zeltplatz.
    Die Gegend hier war ehemaliges Weideland und man sieht noch einige alte Farmhäuser. Schließlich verlasse ich den Coast Track und biege auf den Gibb Track ab, der wohl hauptsächlich als Mountainbikeroute genutzt wird. Bevor der Trail sich nach oben schraubt, schlage ich mein Lager am Rand einer ausgedehnten Wiese auf.
    In der Nacht regnet es ein wenig, so dass ich am nächsten Morgen sofort nasse Trailrunningschuhe und Socken habe, was aber nicht weiter schlimm ist. Ein erodierter Weg führt durch Buschland recht steil nach oben, wo sich noch einige Blicke über das Meer ergeben.


    Blick zurück zur Küste

    Für kurze Zeit wandere ich an Zäunen entlang durch Weideland, dann überquere ich am Pigeon Saddle eine Straße und habe den Inland Track erreicht, eine im Vergleich zum Coast Track wenig begangene Wanderroute im Abel Tasman Nationalpark. Der Weg hat nicht mehr viel mit dem Great Walk an der Küste gemein, und ist mit seinen vielen Steigungen ziemlich schwer!
    Nachdem der Wald an der Küste ja eher buschartig war, geht es jetzt teilweise durch sehr schönen Hochwald voller Baumfarne und mächtiger Bäume, die mehrere Meter Durchmesser erreichen. Nur zweimal begegne ich anderen Wanderern.
    Gegen Mittag erreiche ich die Awapata Hut. Ich hatte gedacht, dass es in dem regenreichen Neuseeland überall Wasser gibt, dass ist auf dem Inland Track aber keineswegs der Fall, daher freue ich mich um so mehr, dass die Hütte über einen Wassertank verfügt. Das Toilettenhäuschen ermöglicht eine fantastische Aussicht zur Küste des Abel Tasman Nationalparks!


    Klo mit Aussicht

    Während der Wald über weite Strecken schön und intakt erscheint, gelange ich auch immer wieder in Bereiche, wo fast sämtliche größeren Bäume abgestorben sind, und sich danach ein fast undurchdringliches Dickicht am Boden gebildet hat. Diese Bestände wurden wahrscheinlich durch Possums wiederholt kahl gefressen und starben dadurch ab. Die Possums, zu deutsch Fuchskusus, sind possierliche Beuteltiere, die ursprünglich aus Australien stammen und in Neuseeland wegen ihres Pelzes ausgesetzt wurden. Da sie hier keine Feinde haben, vermehrten sie sich rasant, so dass es heute etwa 6 mal mehr Possums als Menschen auf den Inseln gibt! Ebenso wie Ratten und Wiesel versuchen die Neuseeländer diese eingeschleppten Tiere in erster Linie mit Gift zu bekämpfen. Dazu werden aus der Luft Köder mit "1080" ausgebracht, Natriumfluoracetat, was auch in einigen Pflanzen natürlich vorkommt, und in der Natur rückstandslos abgebaut wird. Der Gifteinsatz ist in Neuseeland heftig umstritten, erscheint aber, wenn man das Verschwinden der Vogelwelt und den Kahlfrass vieler Wälder betrachtet, als notwendiges Übel.


    Abgestorbene Wälder


    Hier ist der Wald noch intakt

    Hinter dem Moa Saddle verlasse ich den Inland Track und wandere abwärts durch herrlichen Wald in das Wainui Tal. Manchmal finde ich hübsche, gelbe, ziemlich große Schneckenhäuser und einige Markierungen deuten daraufhin, dass hier ein Projekt zur Erforschung der Schnecken läuft.
    Auf Neuseeland gibt es einige Arten von nur auf den Inseln vorkommenden, fleischfressenden Schneckenarten, die mit 9 cm Länge und fast 100 Gramm Gewicht ziemlich groß werden. Natürlich leiden sie als "fette Beute" auch unter den eingeschleppten Raubtierarten.


    Großes Schneckenhaus

    Der Wald im Wainui Tal scheint noch ziemlich intakt zu sein, und wirkt auf mich mit seinen gigantischen Bäumen ziemlich eindrucksvoll.
    Ich schlage mein Zelt am Bach auf und setze mich etwas abseits in die Sonne zum Essen. Plötzlich nehme ich eine Bewegung wahr, und beobachte eine Hirschkuh, die dem Bach folgend in meine Richtung zieht.
    Natürlich war auch das Rotwild in Neuseeland nicht ursprünglich heimisch, sondern wurde von den Engländern im 19. Jh. eingeführt, um ihrem gewohnten Jagdhobby nachzugehen. Durch die Kombination aus fehlenden Feinden und guter Äsung vervielfachten sich die Bestände rasch und wurden zu einer regelrechten Landplage. Erst mit der Bejagung aus dem Hubschrauber konnte die Zahl der Hirsche wirksam reduziert werden.


    Eine Hirschkuh zieht bachaufwärts

    Erst als das Tier mein Zelt erreicht hat, bemerkt es mich schließlich doch, und nimmt reißaus.


    Besuch


    Schöner Wald im Wainui Tal

    Am nächsten Morgen folge ich dem Tal noch einige Zeit, bis ich abrupt aus dem Wald in eine offene Graslandschaft gelange, wo es natürlich auch Schafe gibt, für die Neuseeland ja berühmt ist.
    Irgendwann stoße ich auf einen Fahrweg, dem ich für lange Zeit bergab folge.
    Jemand hat einen Fuchskusu (Possum) überfahren, ein zwar häufiges, aber aufgrund seiner nächtlichen Lebensweise nur selten gesehenes Tier.


    Überfahrener Fuchskusu

    Hier in den grünen Hügeln gibt es eine Reihe ungewöhnlicher Häuser, sogar Jurten! Als ich eine Frau auf dem Weg treffe, erfahre ich, dass die Gegend um Takaka ein Zentrum für alternative Lebensformen in Neuseeland darstellt. Es gibt hier sogar einen Betrieb, der Jurten baut!


    Ungewöhnliche Behausungen

    Als ich die Asphaltstraße erreiche, nimmt mich sofort ein Auto die letzten sechs Kilometer nach Takaka mit, wo ich mich auf dem Zeltplatz einrichte. Als nächstes möchte ich meine Wanderung in den Kahurangi Nationalpark fortsetzen, mit über 4500 qkm, der zweitgrößte Nationalpark in Neuseeland.

    2. Kahurangi 1 - Gescheitert an den Drachenzähnen



    Bereits früh am nächsten Morgen bin ich wieder unterwegs. Zunächst folge ich der Straße Richtung Nelson, biege aber schon bald auf eine Nebenstraße ab, die sich nach fünf Kilometern in eine Schotterpiste verwandelt. Ich wandere hier durch flaches, grünes Weideland voller schwarzer Rinder, in denen verstreut einige Farmhäuser stehen.


    Durch Farmland Richtung Kahurangi Nationalpark

    Nach 11 Kilometern erreiche ich einen kleinen Parkplatz, wo Schilder darauf hinweisen, dass hier der Anatoki Track beginnt. Ab hier beginnt ein recht steiler Aufstieg über zugewachsene Pfade in Buschland, bevor der Wald im Nationalpark beginnt.
    Kahurangi ist mit 4500 qkm der zweitgrößte Nationalpark Neuseelands und wurde erst 1996 gegründet. Zwar erreichen die Berge hier nie die 2000 Meter Marke, aber die Mischung aus tiefen Waldtälern, schroffen Hängen und langen Graten macht diese Landschaft sehr attraktiv zum Wandern.

    Nach Verlassens des Privatlandes, wird der Weg deutlich besser und ich erkenne tief unter mir die Schlucht des Anatoki Flusses, der ich für den Rest des Tages folge.


    Anatoki Schlucht

    Es ist ziemlich heiss und da der Weg im Hang weit abseits des Flusses verläuft, dauert es auch recht lange, bis ich auf Wasser in einem Nebenbach stoße. Die steilen Hänge sind zunächst mit dichtem Busch bedeckt. Ohne Weg wäre hier kaum ein Vorankommen möglich!
    Manchmal führt der schöne, schmale Pfad an Felsen entlang. Ein steiles Stück ist sogar mit einer Stahlkette gesichert, was aber zumindest bei Trockenheit nicht wirklich notwendig ist.


    Mit Kette gesichertes Wegstück

    Am Nachmittag führt der Pfad recht häufig durch tief eingeschnittene Schluchten von Nebenbächen. Dennoch bleiben meine Füße trocken, da ich stets über Steine balancierend die Gewässer überqueren kann.


    Steilhänge mit dichtem Busch

    Als ich etwas höher gelange, wird der Busch durch schönen Hochwald abgelöst. Endlich Schatten!


    Die Farne werden von der Sonne angestrahlt

    Manchmal sehe ich den wild rauschenden Anatoki tief unter mir, meist erlaubt es der dichte Wald aber nicht, meinen Blick weit schweifen zu lassen.


    Jetzt fließt der Anatoki durch den Wald

    Es ist kaum möglich, in der dichten Vegetation einen Lagerplatz zu finden, daher schlage ich mein Zelt mitten auf dem Weg auf, was aber auch nur an ganz wenigen Stellen geht.
    Wie schon in Kanada bewährt, koche ich auch in Neuseeland nicht, sondern bereite mir eine kalte Mahlzeit aus je 100 Gramm Haferflocken und Erdnüssen, die ich mit Butter, Eiweißpulver und Wasser zu einer nahrhaften Mischung verrühre.
    Eigentlich könnte ein idyllischer Abend anbrechen, aber der Fluch Neuseelands, kleine Sandfliegen, peinigt mich leider sehr...
    Beim Frühstück am nächsten Morgen besucht mich eine neugierige Wekaralle, die sogar ihren Schnabel ins Vorzelt steckt! Diese flugunfähigen Vögel hatte ich auch schon in Abel Tasman gesehen. Sie sind wenig scheu und dafür berüchtigt, Wanderern gerne einmal etwas zu stehlen...
    Schon bald gelange ich an die Anatoki Forks Hütte, wo ich dem Hüttenbuch entnehme, dass vor 4 Tagen zuletzt jemand dort war. Kurz darauf überquere ich den Anatoki, was nicht ganz ohne nasse Füße abgeht. Aber die richtig tiefen Stellen kann ich bequem von Fels zu Fels umgehen.
    Ein Pfad führt über einen Rücken sehr steil aufwärts. Und steil heißt richtig steil, wie so häufig in Neuseeland. So etwas wie Serpentinen, scheint hier ein Fremdwort zu sein!
    Bald geht der Hochwald in niedrigeren Bergwald über, in dem exotische, Yucca-ähnliche Bäume wachsen. Schließlich öffnen sich erste Blicke in die dicht bewachsene Landschaft mit ihren steilen Kämmen.


    Steile, dicht bewachsene Hänge, typisch für Neuseeland

    Der Kamm wird immer schöner und aussichtsreicher. Voraus erkenne ich bereits die steilen Felsberge der Drachenzähne- Dragon's Teeth. Ziemlich einschüchternd, ob da wohl wirklich eine Route hindurch führt?




    Ein aussichtsreicher Kamm

    Von einem Pfad ist schon lange fast nichts mehr zu sehen, immerhin stoße ich dann und wann im Wald noch auf die für Neuseeland typischen, orangen Dreiecke aus Plastik, mit denen hier die Wege markiert sind. Eine sehr geschickte Art Wege zu kennzeichnen. Wo Farbe längst verblichen wäre, zeigt Plastik kaum Verwitterungsspuren.


    Typische Wegmarkierung

    Es geht erstaunlich viel auf und ab, mitunter ist sogar etwas leichtes Klettern notwendig, und ich suche mir selber die beste Route, statt noch nach irgendwelchen Markierungen zu suchen. Voraus erkenne ich bereits den markanten Gipfel des Yuletide, über den der Pfad führt. Bei etwa 1400 Meter erreiche ich die Baumgrenze, danach wandere ich hauptsächlich durch gelbes Gras.


    Der zerklüftete Grat zum Yuletide


    Aussichtsbalkon

    Leider bewölkt es sich jetzt zunehmend und als ich auf 1550 Meter den Gipfel des Yuletide erreicht habe, ist die Sicht leider nicht mehr so gut.
    Schließlich erreiche ich den Pass the Needle, von dem aus ich schon den kleinen See Adelaide Tarn erblicke, mein Tagesziel.


    Abstieg zum Adelaide Tarn


    Am See steht eine winzige Wellblechhütte, in der 3 Leute übernachten können. Diese Biwakschachteln sind in Neuseeland umsonst zu benutzen. Das die Wanderung hierher nicht ganz einfach ist, zeigt auch, dass ich für 9,5 Kilometer mehr als 9 Stunden benötigt habe!
    Im Hüttenbuch finde ich einen Eintrag von Annette und Michael, die ich 2017 in Patagonien kennen gelernt hatte. Ich hatte den Beiden meine geplante Route gegeben und sehe jetzt, dass sie eine Woche Vorsprung haben!
    Später klart es auf, und ich unternehme noch einen Abendspaziergang in die alpine Umgebung der Hütte.




    Adelaide Tarn


    Es gibt stellenweise einige Blumen, aber meist dominiert das Tussockgras.


    Blumen sind eher selten

    Ich wandere zu einem Pass, von dem man aber nicht absteigen kann, und erkunde dann den Anfang der Route für Morgen. Typisch für Neuseeland kommt Nebel auf, und erzeugt mit den Sonnenstrahlen die durch den Dunst dringen, eine interessante Stimmung.


    Sonne und Nebel
    Zuletzt geändert von Wildniswanderer; 04.05.2020, 20:03.
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    #2
    AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

    Kahurangi 1-Gescheitert an den Drachenzähnen- Fortsetzung

    Früh am nächsten Morgen breche ich auf zur Bezwingung der Dragon's Teeth High Route. Bis zu dem gestern Abend erkundeten Pass komme ich gut voran, dann folgt die Route einem felsigen Grat. Aus den Tälern steigt Nebeldunst auf, und zunächst scheint es, als könnte das Wetter schön werden...


    Morgendlicher Dunst steigt aus den Tälern auf


    Manchmal steige ich kurz ab in den Wald. Es gibt hier keine orangen Markierungen mehr, aber zumindest finde ich relativ regelmäßig einen Steinhaufen oder Cairn, der die Route markiert.
    Ich höre entfernte Rufe und sehe dann einen Bergpapagei sich auf einem Felsen nieder lassend. Die Keas leben nur in Neuseeland, und sind weltweit die einzigen Papageien, die über der Baumgrenze ihren Lebensraum haben. Leider fliegt der Kea ab, bevor ich ihn fotografieren kann. Irgendwann erscheinen die ersten von Nebeln umflossenen steilen Gipfel der Drachenzähne.



    Auf der Dragon's Teeth High Route


    Ein sehr steiler, glatter Schieferfelshang entpuppt sich als erstes Hindernis. Man sollte hier auf keinen Fall abrutschen, aber eigentlich ist der Fels recht griffig.
    Kurz danach verlieren sich die Cairns. In dichtem Bewuchs und steilem Gelände suche ich lange Zeit, bis ich wieder einen Felshaufen entdecke. Der GPS- Track, den ich für diese Strecke herunter geladen habe, entpuppt sich leider als ungenau, und hilft mir überhaupt nicht weiter.
    Entlang einer steilen, dicht bewachsenen Wand taste ich mich langsam weiter. Irgendwann ist die Route aber so zugewachsen, dass ich mir nicht vorstellen kann, hier noch richtig zu sein. Ich nehme an, dass die korrekte Route höher verläuft und ich hier in einer Sackgasse gelandet bin. Kurzerhand beschließe ich nach oben zu klettern. Inzwischen hat sich das Wetter deutlich verschlechtert, Nebel und Nieselregen kommen auf. Die Wand ist so steil, dass ich mich nur an den im Fels verankerten Büschen hoch ziehen kann. Irgendwann kommt mir der Gedanke, dass das was ich gerade tue, ziemlich verrückt ist, und trete den Rückzug an. Dabei stellt es sich heraus, dass es gar nicht so einfach ist, in dem steilen, dicht bewachsenen Gelände zurück zu finden. Viele Stellen sind einfach viel zu bewachsen oder abschüssig....
    Schließlich bin ich zurück an den Schieferplatten und suche noch mal nach der richtigen Route. In fünf Stunden bin ich gerade mal zwei Kilometer weit gekommen und muss einsehen, dass der Rückzug zum Adelaide Tarn das einzig Vernünftige ist.
    Eine goldrichtige Entscheidung, denn mit Regen und Nebel am Nachmittag, hätte ich keine Chance gehabt, die Drachenzähne zu bewältigen.
    Später lese ich von jemandem der die Tour schon oft gemacht hat folgendes Zitat "Entweder du kennst die Route, oder irgendwann muss dich der Hubschrauber holen". Das ist wahrscheinlich etwas übertrieben, spricht aber dafür, dass man die Drachenzähne nicht zu leicht nehmen sollte.
    Zurück in der Biwakschachtel, verbringe ich den Rest des Tages damit, in neuseeländischen Outdoormagazinen zu lesen, die jemand dort zurück gelassen hat. Sehr interessant und inspirierend!
    Nichts desto Trotz bin ich ziemlich frustriert und beschließe auf einer anderen Route nach Takaka zurück zu kehren, um dort neuen Proviant zu kaufen, und die Kahurangi Durchquerung von einem anderen Ausgangspunkt zu starten.
    Immerhin ist am nächsten Morgen das Wetter besser, so dass ich die Aussicht vom Yuletide zu den Dragon's Teeth genießen kann.


    Auf dem Yuletide


    Subalpine Vegetation

    Zurück am Anatoki biege ich auf den Pfad zum Lake Stanley ab, der im Gegensatz zur Dragon's Teeth High Route nicht in meiner GPS-Karte eingezeichnet ist.
    Stellenweise ist der Südbuchenwald, durch den ich laufe, ziemlich offen. Die Südbuchen sind nicht mit unseren europäischen Buchen verwandt, sondern bilden eine eigen Gattung, die ich ja auch schon aus Patagonien kenne. Hier in Neuseeland wachsen fünf Arten, von denen zwei sehr häufig sind.




    Südbuchenwald


    Ich überquere einen Pass im Wald auf 1100 Meter und folge dann dem Oberlauf des Stanley Rivers. Auf einem Baumstamm am Bach entdecke ich eine sehr seltene Vogelart: Die Blauente, oder auch Whio, nach ihren Pfeiflauten genannt. Ein Entenpaar mit einem Küken sitzt auf einem Baumstamm am Bach. Die Whio sind eine von nur zwei Entenarten weltweit, die sich auf schnelle, klare Bäche spezialisiert haben. Aufgrund der Verfolgung durch Ratten und vor allem Wiesel sind sie sehr selten geworden und es werden von der Naturschutzbehörde DOC große Anstrengungen zu ihrem Schutz unternommen.


    Whio Enten- Vom Aussterben bedroht

    Dagegen ist ein kleiner, neugieriger Vogel allgegenwärtig, und kommt häufig bis in meine unmittelbare Nähe: Der South Island Robin!


    Die South Island Robins kennen keine Scheu

    An einer Stelle passiert der Stanley River donnernd eine Klamm, und fällt dann in einen herrlich türkisen Pool.


    Ein idyllischer Platz

    Ich genieße es auf dem gut markierten Pfad wieder ausschreiten zu können, auch wenn es schließlich wieder zu regnen beginnt. Ich habe einen kleinen Schirm dabei, der hier zum ersten Mal in Neuseeland zum Einsatz kommt. Im weiteren Verlauf der Tour sollte er sich aber als überflüssig heraus stellen, nicht weil es so wenig regnet, sondern weil es dabei meist so windig ist, dass man keinen Schirm aufspannen kann.


    Unterwegs zum Lake Stanley

    Zu meiner Überraschung dringt Rauch aus dem Soper Shelter, einer Hütte, die eher einem Zelt ähnelt, und den einfachen Behausungen der Goldsucher in den 30'er Jahren nachempfunden ist. Seit Beginn meiner Wanderung im Anatoki Tal hatte ich noch keinen Wanderer getroffen!
    Nichts desto Trotz laufe ich weiter entlang des Lake Stanley und schlage schließlich, als der Regen heftiger wird, mein Zelt auf.
    Lake Stanley entstand als 1929 ein Erdbeben einen natürlichen Damm aufschüttete. Noch heute stehen zahlreiche Baumleichen in dem Gewässer.


    Lake Stanley

    Hinter dem Ende von Lake Stanley passiere ich ein große Blockhalde die ebenfalls von dem Erdbeben aufgeschüttet wurde. Schilder warnen, dass der Bereich auch heute noch instabil sei und schnell passiert werden sollte...


    Vom Erdbeben 1929 aufgeschüttet

    Hinter dem Zusammenfluss von Stanley und Waingaro River wird der Pfad deutlich besser und ich komme rasch voran. Die sogenannte "Kill Devil" Route darf auch von Mountainbikern benutzt werden. Bald gelange ich aus dem Wald in dichte Strauchvegetation. Dennoch eröffnen sich häufig schöne Ausblicke in das Waingaro Tal, tief unten. Die Routenführung entlang der Hänge ist wirklich spektakulär und sicher toll mit dem MTB zu befahren.


    Auf der Kill Devil Route

    Nach einem langen Abstieg über endlose Serpentinen erreiche ich schließlich nach etwa 30 Kilometern einen Parkplatz und kurz danach die Straße.
    Wie so oft habe ich Glück und das erste Auto das vorbei kommt hält und nimmt mich mit zurück nach Takaka.
    Interessanterweise sollte ich meinen Fahrer, der deutsche Vorfahren hat, die schon 1840 in die Gegend gekommen sind, viel später noch einmal treffen!
    Zuletzt geändert von Wildniswanderer; 04.05.2020, 19:51.
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    • Meer Berge
      Fuchs
      • 10.07.2008
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      #3
      AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

      Hallo Gerald!

      Sieht bisher nach einer super tollen Tour aus!
      Wahnsinnig schöne Bilder!

      Eine faszinierende Welt ist das auf NZ. Diese Mischung aus weißen Stränden mit türkisem Wasser, den urigen, dichten Regenwäldern und darüber die wilden, kahlen Berge. Genial!

      Eines meiner ersten Projekte für die Rente ... vorher werde ich zu passender Jahreszeit hier nicht wegkommen ...

      Bin auf deine weitere Tour gespannt!

      Sylvia

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        #4
        AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

        3. Der Heaphy Traclk



        Nach meinem gescheiterten ersten Versuch den Kahurangi Nationalpark zu durchqueren, möchte ich nun den Heaphy Track für einen erneuten Zugang benutzen. Dieser Weg gehört zu den bereits erwähnten Great Walks auf Neuseeland, und wird als solcher heftig beworben.
        Mit 78 Kilometern ist er der Längste dieser Trails und Start sowie Endpunkt des Heaphy sind relativ schlecht zu erreichen. Aufgrund dieser Umstände wird der Weg verglichen mit anderen Great Walks eher wenig frequentiert. Was mich am Heaphy Track reizt, ist vor allem die Vielfalt der durchquerten Landschaften, von Bergen bis Küste, die viel Abwechslung verspricht.
        Da ich mich spontan für den Heaphy Track entschieden habe, konnte ich keine Unterkunft vorab buchen, was hier obligatorisch ist. Allerdings gibt es in Neuseeland relativ häufig sogenannte I-sites, touristische Informationscenter, in denen kompetentes Personal einem unkompliziert hilft.
        So ist das auch in Takaka der Fall. Innerhalb von 10 Minuten habe ich zwei Zeltplätze und den Shuttle Bus zum Trailstart gebucht!
        Da wie gesagt, der Beginn des Weges an der Brown Hut ziemlich abseits liegt, halte ich die 11 Euro, die der Minibus kostet, für eine sinnvolle Investition.
        Noch bevor ich mit dem Buchen fertig bin, trifft der Shuttle ein. Aber da es in Neuseeland stets entspannt zugeht, wird halt solange gewartet, bis meine Buchung abgeschlossen ist, was dann tatsächlich nicht lange dauert.
        Wie schon bei der Fahrt zum Abel Tasman Nationalpark, regnet es auch jetzt, hört dann aber glücklicherweise auf, als wir den Parkplatz an der Brown Hut erreichen.
        Ausser mir beginnen lediglich drei andere Leute ihre Wanderung, schon jetzt ein Zeichen, dass hier weniger los ist, als in Abel Tasman.


        Mit dem Shuttle zum Heaphy Track

        Wie alle Great Walks ist auch der Heaphy mit Informationstafeln und Übersichtskarten bestens bestückt. Hier braucht man wirklich keine topographische Karte....


        Ja, Ja...


        Gut organisiert

        Die Wanderung startet bei lediglich 125 m über dem Meer. Bis auf etwa 400 Meter führt der Pfad durch dichten Busch, dann beginnt der richtige Wald mit einigen markanten Bäumen. Es sind nur wenig Leute unterwegs, aber zweimal führe ich eine nette Unterhaltung mit Neuseeländern, die gerade eine Pause machen. Tief unten im Tal fließt der Aorere River, auf den ich aber nur selten einen Blick erhasche.


        Aorere River Tal


        Streckenweise wirkt der Weg, als sei er mit einem Bulldozer in den Hang geschoben worden. Tatsächlich verläuft der Heaphy Track auf einer alten Handelsroute der Maori. Jade oder Pounamou, wie dieser grüne Halbedelstein auch genannt wird, kommt nur an der Westküste der Südinsel vor. Da Pounamou sowohl für die Werkzeugherstellung als auch für die Kultur der Maori von herausragender Bedeutung war, entwickelten sich einige Handelswege, um an die begehrten Steine zu kommen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die nach dem Entdecker Charles Heaphy benannte Route dann hauptsächlich von Goldsuchern benutzt, obwohl sich die Goldfelder an der Westküste als wenig ergiebig erwiesen...


        Ein Weg mit Geschichte

        Ich passiere bei 915 Meter den höchsten Punkt des Heaphy Track und erreiche kurz danach die Perry Saddle Hut, wo einiges los ist. Fast alle Besucher übernachten in der geräumigen Hütte, was mir ganz recht ist, da ich einen Zeltplatz für mich alleine finde. Schilder weisen tatsächlich darauf hin, dass Camper die Hütte nicht benutzen dürfen, was ich aber ohnehin nicht vor hatte.


        Perry Saddle Hut

        Später unternehme ich einen Abendspaziergang zurück zum höchsten Punkt, wo es einen Flanagan's Corner genannten Aussichtspunkt gibt.
        In dieser Gegend scheinen die Bekämpfungsmaßnahmen gegen die eingeschleppten Raubtiere erfolgreich zu sein, denn der Wald ist voll von exotischen Vogelstimmen, die man eigentlich eher in einem tropischen Regenwald vermuten würde!
        Von dem Aussichtspunkt aus beobachte ich taubengroße Tui's, mit ihrem metallisch glänzendem Gefieder, die zur Gruppe der Honigfresser gehören.


        Tui

        Erst in der Dämmerung laufe ich zurück zu meinem Zelt. Der Sonnenuntergang ist zwar nicht sehr farbenprächtig, trotzdem genieße ich die schöne Abendstimmung.


        Abendstimmung an Flanagan's Corner

        Es hat große Vorteile, wenn man Frühaufsteher ist, da offenbar die meisten Leute unterwegs lange schlafen, hat man so die ersten Stunden garantiert für sich!
        Ein herrlicher Tag bricht an und die aufgehende Sonne färbt den Dunst des Morgens im Tal hinter der Hütte orange.


        Die Sonne färbt den Morgendunst

        Während in den Tälern noch der Nebel hängt, heben sich die schroffen Silhouetten der Bergkämme ringsum scharf vor einem kristallblauen Himmel ab.


        Ein strahlender Morgen

        Schließlich steige ich in die weite Grasebene der Gouland Downs ab. Der sumpfige, nährstoffarme Boden hier lässt keine Bäume wachsen. Statt dessen beherrscht das klumpige Tussockgras die Szenerie.


        Abstieg in die Gouland Downs

        Interessanterweise macht ein "Verkehrsschild" auf die Kiwis aufmerksam, die hier noch vorkommen, obwohl sie in den meisten Gegenden Neuseelands durch Ratten und Wiesel ausgerottet wurden. Der Kiwi, eigentlich sind es fünf unterschiedliche Arten, ist der flugunfähige, nachtaktive Nationalvogel des Landes.


        Kiwi crossing!


        Die Weite der Gouland Downs setzt einen unerwarteten Akzent in die ansonsten meist dicht bewaldete Landschaft am Heaphy Track.


        Gouland Downs

        An einer Stelle passiere ich einen Pfahl, an dem Dutzende von alten Wanderstiefeln aufgehängt wurden. Ansonsten treffe ich den ersten Wanderer des Tages erst an der schön gelegenen Gouland Downs Hütte.


        Hier wurden schon einige Stiefel verbraucht

        Bei der Saxon Hut unterhalte ich mich zunächst einige Zeit mit Jens, einem dänischen Wanderer, der auch alleine unterwegs ist. Dann kommt die junge Rangerin Lana dazu und beantwortet bereitwillig meine Fragen. Sie erzählt, dass es neben den Kiwis in der näheren Umgebung der Hütte sogar Takahe Rallen gibt, eine Vogelart, die schon fast ausgestorben war, aber inzwischen an verschiedenen Stellen wieder angesiedelt wurde. Zur Zeit würden die Südbuchen so viele Früchte tragen, wie seit 20 Jahren nicht mehr. Das führt dazu, dass sich die Ratten sehr stark vermehren. Wenn dann allerdings die Samen der Südbuchen gekeimt, gegessen oder verfault sind, würden sie auf Vögel als Nahrung umsteigen. Das gilt auch für die Wiesel, die sich bis zu diesem Zeitpunkt überwiegend von Ratten ernährt haben. Lana erzählt, dass dann nur der Einsatz des bereits erwähnten 1080 Giftes aus der Luft verhindern kann, dass viele Vogelbestände aussterben.


        An der Saxon Hut

        Während wir uns unterhalten, landet ein Hubschrauber an der Hütte und transportiert ein schweres Paket ab.


        Die Hütten werden mit dem Hubschrauber versorgt

        Nach den Gouland Downs wandere ich meist durch schönen, moosigen Wald. Es gibt aber immer wieder auch offene Abschnitte, manchmal öffnet sich sogar der Blick bis zum Meer. Der Weg ist sehr gut angelegt und eine regelrechte "Wanderautobahn" auf der es kein Problem ist, schnell voran zu kommen.


        "Wanderautobahn" durch Buschland

        Ab Mittag kommen Wolken auf, und es fallen einige Tropfen, aber kein wirklicher Regen. Hinter der James Mc Cay Hütte beginnt der lange Abstieg zur Westküste. Nur einmal kommen mir einige Leute entgegen, ansonsten ist der Heaphy Track, obwohl Great Walk, zumindest jetzt erstaunlich ruhig.
        Langsam wird der Wald exotischer und neue Baumarten tauchen auf. Diese zu den Steineiben, oder Podocarpaceen gehörenden immergrünen Nadelbaumarten wie Rimu und Rata, kommen nur in den Regenwäldern der feuchten Westküste vor.
        Als ich hinter der Lewis Hut den Heaphy River auf einer Hängebrücke überquere, treffe ich auf ein mächtiges Rata Exemplar. In Kombination mit den Nikau Palmen, die hier in der Flussebene wachsen, kann man fast meinen, in einem tropischen Regenwald zu sein.


        Gigantischer Rata


        Nikau Palmen

        Eigentlich habe ich eine Reservierung zum Zelten an der Heaphy Hut, die ich auch noch erreichen könnte, aber ich ziehe es mal wieder vor, einsam im Wald zu zelten. Es wimmelt hier von Wekas, die immer wieder mein Zelt inspizieren, um etwas zu erbeuten.
        Am nächsten Morgen sehe ich sogar eine der Rallen auf ihrem Nest, direkt neben dem Pfad!


        Weka auf Nest

        Bevor ich die Küste an der Heaphy Hut erreiche, geht es dann noch ein Stück weit durch den tropisch anmutenden Palmenwald mit vereinzelten Rata.


        Verzauberter Palmenwald

        Direkt hinter der Hephy Hut gelange ich an die Küste. Der Westen der Südinsel ist berüchtigt für schlechtes Wetter, aber heute wölbt sich ein perfekter, blauer Himmel über dem Meer!
        Die weißen Sandstrände werden von schroffen, üppig grün bewachsenen Hängen begrenzt. Meist führt der Weg unmittelbar am Strand entlang, wo die Wellen zwar toll aussehen, aber auch mit ungeheurer Wucht auf das Land prallen. Kein Wunder, das ich niemand baden sehe!








        Tolle Strände zum Finale des Heaphy Track

        Bereits gegen Mittag habe ich Kokaitai Shelter erreicht, den Endpunkt des Heaphy Track. Die Wanderdauer für den Weg wird zwischen 3 und 7 Tagen angegeben, aber auch zwei Tage sind auf dem Heaphy Track kein Problem...
        Ich habe Glück, schon bald fährt ein Shuttle Bus nach Karamea ab, der mich ca. 8 Euro kostet. Die Straße entlang der Küste ist asphaltiert und führt durch Weideland, nicht unbedingt besonders interessant zum Wandern.
        In Karamea kaufe ich in dem kleinen Four-Square Supermarkt für den nächsten Abschnitt ein und laufe dann zu dem Campingplatz ausserhalb des Ortes. Ich nutze die Küche des Platzes um mir mal wieder eine Mahlzeit zu kochen, wie geschrieben esse ich unterwegs auf dieser Tour keine warmen Mahlzeiten.
        O-Saft und Äpfel spenden mir heute wichtige Vitamine, obwohl ich auch jeden Tag eine Tablette konsumiere.
        Später hänge ich noch mit zwei Leuten ab, die ich auf dem Campingplatz kennen lerne: Qutaiba aus Kuwait und Walter, der aus Belgien stammt.
        Zuletzt geändert von Wildniswanderer; 04.05.2020, 20:04.
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        • Wildniswanderer
          Erfahren
          • 08.11.2008
          • 402
          • Privat


          #5
          AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

          4. Von Karamea nach Murchison durch den Kahurangi Natiionalpark



          Früh am nächsten Morgen bin ich wieder unterwegs und laufe auf der Hauptstraße 5 Kilometer weiter Richtung Westport. Es ist noch niemand unterwegs, sonst würde ich meinen Daumen raushalten...
          Anschließend biege ich auf einen Kiesweg ab, der hauptsächlich durch grünes Weideland führt. Zwar komme ich selten einmal an einer Farm vorbei, aber auch hier gibt es keinen Verkehr!


          Farmpisten ohne Verkehr

          Nach knapp 17 Kilometern habe ich schließlich den Beginn des 60 Kilometer langen Wangapeka Tracks erreicht, eine Wanderroute die den Kahurangi Nationalpark von Osten nach Westen durchquert. Ebenso wie der Heaphy Track wurde der Wangapeka ursprünglich von Goldgräbern gebaut.
          In dem Buch in das man sich am Trailstart eintragen kann, gibt es kaum Einträge. Umso mehr bin ich überrascht, als mir 4 Schweden begegnen, die eigentlich mit einem Working Visa in Neuseeland sind, aber einige Tag hier mit Wandern verbracht haben.
          Zunächst ist das Tal des Little Wanganui, dem ich folge, recht breit und offen, verengt sich aber bald zunehmend. Immer wieder muss ich kurze Schluchten im Hang umgehen.


          Little Wanganui

          An manchen Stellen erfordern umgestürzte Bäume, die den Weg blockieren, etwas Klettern. Ich habe gelesen, dass hier vor nicht allzu langer Zeit ein Sturm gewütet hat, der viele Bäume zum Entwurzeln gebracht hat. Daraufhin hat die Naturschutzbehörde DOC beschlossen, den Weg nicht mehr so intensiv zu pflegen. Deshalb wird der einst beliebte Track wohl auch nicht mehr sehr häufig komplett begangen. Man muss sich aber nicht wirklich von den umgefallenen Bäumen abschrecken lassen, so ein schreckliches Hindernis sind sie nicht.
          Nachdem ich die Belltown Manunui Hütte, den Standort eines ehemaligen Molybdän Abbaugebietes passiert habe, wird der Pfad steiler und führt um einige Schluchten herum. Im dichten Südbuchenwald gibt es keine geeigneten Zeltplätze, daher bin ich froh, als ich einen Grasstreifen zwischen zwei Armen des Little Wanganui entdecke. Bei Hochwasser ist hier aber sicher landunter.
          Heute allerdings herrscht warmes, sonniges Wetter, was die lästigen Sandfliegen aber auch zu lieben scheinen...
          Egal, nach der Zeit auf dem Heaphy Track, genieße ich mein Lager in einsamer Wildnis!


          Lager im Flussbett

          Am Morgen ist es bedeckt und kühl. Durch dichten Wald steige ich steil weiter aufwärts, bis ich schließlich bei ca. 1100 Meter über die Baumgrenze gelange. Hier am Little Wanganui Saddle herrscht Nebel und die Umgebung der beiden kleinen Seen wirkt ziemlich ungastlich.
          Ein Stück weiter unten ist der Nebel verschwunden und ich bin zurück im Südbuchenwald. Zweihundert Meter tiefer erreiche ich beim Stag Flat Shelter den Oberlauf des Taipo Flusses, dem ich ab jetzt abwärts folge. Der knorrige, recht offene, dicht bemooste Wald hier gefällt mir sehr gut.


          Knorriger Wald am Oberlauf des Taipo

          Vereinzelt wachsen kleine, knallig pinke Pilze aus dem feuchten Waldboden.


          Hübsche Pilze

          Nach wie vor begegne ich den Wekas recht häufig, meist erhalte ich im dunklen Wald jedoch keine guten Bilder. Um so mehr freue ich mich, dass sich heute einer der neugierigen, zutraulichen Vögel porträtieren lässt.


          Weka-Porträt

          Ein Abschnitt des Taipo in einer engen Felsschlucht, mit sehr klarem, tiefen Wasser ist ziemlich beeindruckend.


          Tiefes, glasklares Wasser in einer Schlucht des Taipo

          Schließlich überquere ich den Taipo auf einer Hängebrücke und wandere dann auf einem schmalen Pfad hoch über dem Karamea, in den der Taipo mündet. Manche Abschnitte hier sind etwas ausgesetzt und mit Stahlketten sowie Zäunen gesichert.


          Über dem Karamea River

          Schließlich erreiche ich die Helicopter Flat Hütte, wo ich mein Zelt auf einem Grasstreifen aufschlage. Während die Hütten in Neuseeland eine kleine Gebühr kosten, darf man stets in deren Nähe umsonst campen.
          Als ich vor der Hütte sitze, nehme ich etwas am gegenüberliegenden Ufer des Karamea wahr. Den ganzen Tag ist mir bislang niemand begegnet um so erstaunter bin ich, als ich zwei Personen erkenne. Dann schaue ich durch mein Fernglas und glaube meinen Augen kaum zu trauen, Annette und Michael, die ich in Patagonien das erste Mal getroffen habe, sind am anderen Ufer!
          Ich sprinte zum Fluss, ziehe meine Schuhe aus, wate blitzschnell durch das Gewässer und falle meinen Freunden um den Hals. Was für eine Freude! Zwar wusste ich, dass die Beiden auf meiner geplanten Route laufen wollen, sich dann aber tatsächlich zu treffen, ist natürlich eine andere Geschichte!
          Als wir zur Hütte wollen, geschieht Michael ein Missgeschick: Er rutscht aus, und landet im Wasser. Kein großes Problem, aber leider ist seine Kamera auch nass geworden und wird vermutlich hinüber sein. Glücklicherweise stellt sich aber später heraus, dass der Fotoapparat das Bad überstanden hat!


          Annette und Michael

          Meine Freunde richten sich gemütlich in der Hütte ein, und wir sitzen Kaffee trinkend noch lange zusammen. Natürlich haben wir uns viel zu erzählen...
          Die Hüttenbücher sind stets interessant zu lesen. Besonders lustig finden wir einen Eintrag, den ein Neuseeländer über einen deutschen Touristen verfasst hat...


          Könnte ich sein, ha, ha


          Am nächsten Morgen regnet es heftig und auch der Wetterbericht, den Michael auf seinem Satelliten- Messenger abruft, verheißt nichts Gutes. Was soll's, einstweilen sitzen wir warm und trocken in der Hütte zusammen. Allerdings können wir dem Karamea beim Anschwellen zusehen. An eine Überquerung ist bald nicht mehr zu denken...
          Da der Fluss weiter aufwärts aber noch dreimal überquert werden muss, bleibt uns nichts anderes als Warten übrig.
          Gegen 12 lässt der Regen nach und als schließlich drei Stunden später der Wasserstand im Fluss zu sinken scheint, beschließe ich aufzubrechen, während Annette und Michael bei der Helicopter Flat Hütte bleiben wollen.
          Bald erreiche ich einen kleinen, aber stark angeschwollenen Nebenbach, über den ein sogenannter "Walkwire" führt. Diese interessanten Konstruktionen sind eine neuseeländische Spezialität. Während man auf einem Stahlseil balanciert, hält man sich an zwei anderen Seilen fest, an den Seiten gibt es kein Netz oder Ähnliches zur Absicherung. Dieser Walkwire hängt nicht allzu hoch über dem Bach, aber es gibt auch richtig abenteuerliche Konstruktionen, wie ich noch feststellen sollte...


          "Walkwire"

          Der Wald ist heute klatschnass und schlammig, und bietet daher kein besonders vergnügtes Wandererlebnis. Immerhin sind die beiden Durchwatungen des Karamea, die ich noch zu absolvieren habe, problemlos machbar.


          Im nassen Wald

          Am Fluss sehe ich einmal eine der seltenen Whio- Enten und an einer Lichtung kann ich 1,50 Meter hohe Grasbülten bewundern.


          Riesige Grasbüschel

          Vom Fluss steige ich aufwärts. Schilder weisen wieder einmal auf einen instabilen Erdrutsch hin, ja, Neuseeland hat eine bewegte Geologie. Schließlich erreiche ich mit dem Wangapeka Saddle den auf 1000 Meter im Wald liegenden, höchsten Punkt des heutigen Wandertages, wo ich mein Zelt aufschlage.


          Lager am Wangapeka Sattel

          Am Morgen tropft es von den Bäumen, aber hier im Wald bin ich noch relativ geschützt. Ein gut sichtbarer, mit den üblichen orangen Dreiecken markierter Pfad führt an die Baumgrenze, die ich schon nach einer Stunde erreicht habe.


          Bergwald nahe der Baumgrenze

          Hier oben weht ein scharfer Wind, der mir den Regen ins Gesicht peitscht. Der Pfad mit den Markierungen endet hier. Von nun an folge ich für lange Zeit weglos dem Grat der Matiri Tops. Diesen darf man sich aber nicht als flachen Kamm vorstellen, statt dessen sind zahlreiche Erhebungen zu überschreiten, weshalb diese Route ordentlich Höhenmeter beinhaltet. An einem schönen Tag wären die Aussichten in die Wildnis des Kahurangi Nationalparks sicher atemberaubend, heute verschluckt aber dichter Nebel meistens die Landschaft.
          Bald schon beginnt der Anstieg zum Nugget Knob, mit 1509 Metern der höchste Punkt des Grates. Vor einem besonders exponierten Steilstück denke ich zunächst, dass die Route nicht hier rüber führen kann, muss dann aber feststellen, dass es in den Flanken des Kamms keine Alternative gibt.
          Die Kletterei stellt sich dann aber als nicht zu schwierig heraus, selbst unter den ungünstigen Bedingungen mit denen ich heute fertig werden muss.
          Obwohl ich lieber besseres Wetter hätte, macht mir die Route großen Spass. Jeder einzelne Gipfel auf dem Grat ist eine neue Herausforderung.
          Gegen Mittag lässt der Regen nach und kurzzeitig lüftet sich der Nebelschleier, so dass ich die grandiosen Aussichten in waldgrüne Täler und über grasgelbe Kämme und Plateaus genießen kann. Nirgendwo ist ein Zeichen menschlicher Zivilisation zu sehen.






          Die Matiri Tops Route

          Zweimal steige ich in den niedrige, verschlungenen Wald unterhalb der Baumgrenze ab, und muss mich stellenweise regelrecht durch die mich fest haltenden Äste kämpfen. Glücklicherweise sind das aber nur kurze Passagen. An einem kleinen See wäre eigentlich ein idealer Zeltplatz, aber heute ist es mir hier oben zu ungemütlich.
          Am Nachmittag zweigen Nebengrate in verschiedene Richtungen ab, so dass ich dankbar für den GPS-Track bin, der mir bei der eingeschränkten Sicht hilft.
          Die Matiri Tops Route ist sehr schön, sollte aber vernünftigerweise nur bei gutem Wetter gegangen werden...
          Schließlich stoße ich wieder auf orange Markierungen, denen ich über einen Pfad abwärts folge. Zeitweise laufe ich dabei in einem grasigen Bachbett. Nach fast 12 Stunden erreiche ich schließlich die Hurricane Hut am Matiri Fluss.
          Es regnet wieder heftiger, daher bin ich froh, in der kleinen Hütte Schutz vor den Elementen zu finden. An der i- site in Takaka hatte ich einige Hüttentickets für je etwa drei Euro erworben, die man in der dafür vorgesehenen Box im Hütteninneren deponiert.


          Hurricane Hut

          Am nächsten Morgen schüttet es weiter, und ich döse erst mal vor mich hin und lese dann auf dem Smartphone. Gegen Mittag regnet es immer noch, aber ich denke, die 12,5 Kilometer bis zur nächsten Hütte sollte ich in jedem Fall schaffen...
          Trotz Regenhose sind meine Beine in dem hohen Gras schnell komplett durchnässt. Bald muss ich den Matiri durchwaten, was unerwarteterweise trotz des Regens ziemlich einfach ist. Hinter dem Lake Jeannette entfernt sich der Pfad vom Fluss und führt im Tal eines Nebenbaches aufwärts. Dieser ist ziemlich voll, aber dennoch relativ einfach zu durchwaten. Hinter einer offenen Grasfläche laufe ich lange über einen bewaldeten Rücken und gelange irgendwann zurück zum Matiri. Davon, dass ich eigentlich einem Pfad folge, merke ich ausser den Markierungen eigentlich nichts. Ätzendes, hohes Gras, und triefende Sträucher lassen eine Dusche nach der anderen auf mich niederprasseln. Dieser "Weg" wäre schon unter normalen Umständen schwierig, bei diesem Regen ist er sehr unangenehm....
          Regelrecht halsbrecherisch wird es, als mich die orangen Markierungen in ein ausgedehntes, lediglich spärlich bewachsenes Felslabyrinth führen. Die Steine sind von all der Nässe spiegelglatt und ich muss höllisch aufpassen, will ich mir hier nicht die "Haxen" brechen.
          Als nächstes muss ich auf steilen Uferböschungen über dem tosenden Matiri balancieren, der jetzt zu einem mächtigen Strom angeschwollen ist. Mittlerweile ist jeder Faden meiner Kleidung bis auf die Unterhose klitschnass, sehr unangenehm, dennoch muss ich meine Konzentration aufrecht halten, damit mir nicht ein folgenschweres Missgeschickt geschieht...
          Als die McConchies Hütte nur noch 500 Meter entfernt ist, gelange ich an einen tosenden Nebenbach. Obwohl er nicht besonders breit ist, sehe ich keine Möglichkeit ihn zu durchwaten. Theoretisch könnte ich auch mein Packraft in den Matiri einsetzen, aber ich muss nicht lange überlegen, um auch diese Idee zu verwerfen. Der Fluss ist einfach viel zu wild und unberechenbar.
          So suche ich mir einen halbwegs unbewachsenen Platz im Wald und schlage mein Zelt auf.
          Was für eine Wohltat aus den nassen Klamotten zu steigen, und die in einem Trockensack vor Nässe geschützte Ersatzkleidung anzuziehen!


          Ein nasses Lager

          Es ist ziemlich unangenehm am nächsten Morgen wieder in die klatschnassen Sachen zu steigen, es kommt aber natürlich nicht in Frage die Reservekleidung anzulassen!
          Da der Regen über Nacht aufgehört hat, ist der Wasserstand des Bachs, den ich gestern nicht überqueren konnte, stark gefallen, und die Überquerung ist heute kein Problem mehr.


          Von tosendem Strom zu plätscherndem Bach

          Die Route bleibt jetzt stets am Matiri, ist aber immer noch ziemlich schwierig. Hohes Gras und eingeschleppter Cotoneaster sind immer noch Wasser getränkt, so dass meine Kleidung nicht zum Trocknen kommt, obwohl jetzt die Sonne erscheint.


          Dichte Vegetation am Matiri


          Cotoneaster- eingeschleppt aus Asien


          Zwei Meter hohes Gras

          Zur Mittagspause auf einem Felsen hänge ich alle meine Sachen zum Trocknen auf. Das ist auch bitter nötig, da durch das Reiben der nassen Sachen an der Haut bereits unangenehme Scheuerstellen entstehen...


          Trocknungspause

          Der Matiri bleibt weiterhin ein abwechslungsreicher, wilder Fluss mit zahlreichen verblockten Stromschnellen. Nichts für ein beladenes Packraft...


          Am Matiri

          Schließlich erreiche ich den von feuchten Wiesen eingefassten Lake Matiri. Als ich vom See in die Uferhänge steige, gelange ich schließlich auf einen guten Pfad, kein Vergleich mit der Route seit der Hurricane Hut, die zwar mit den obligatorischen, orangen Dreiecken markiert ist, aber meist kaum die Andeutung eines Weges vorhanden ist.


          Lake Matiri

          Aus dem Hüttenbuch der Lake Matiri Hut erfahre ich, dass der letzte Besuch schon mehr als einen Monat zurück liegt!
          Zunächst geht der gute Pfad weiter, wenn auch an einer Stelle ein Felssturz am Fluss den Weg auf einigen Hundert Metern verschüttet hat.


          Ein wilder Fluss

          Irgendwann gelange ich aus dem Wald in offene Grashänge, die sicher vor nicht allzu langer Zeit als Weideland genutzt wurden. Über dem Ufer des Matiri schlage ich mein Lager auf, und kann endlich meine Ausrüstung richtig trocknen...
          Am nächsten Morgen muss ich noch einen großen Nebenarm des Flusses durchwaten, der bei höherem Wasserstand sicher schnell unpassierbar wird. Daher wurde in der Nähe eine Art Container aufgestellt, in dem Wanderer ein Unwetter aussitzen können.
          Bald beginnt ein Fahrweg durch Rinderweiden. An einem kleinen Parkplatz weist eine Tafel auf die Wandermöglichkeiten am Matiri hin. Na ja, mir scheint, dass sich nicht allzu viele Leute hierher verirren....
          Ich laufe an verstreuten Gehöften vorbei noch einige Kilometer, bis mich schließlich ein junger Farmer zur Hauptstraße mitnimmt, wo ich nach kurzer Zeit einen lift nach Murchison gefunden habe.
          Der Ort am Buller River ist bekannt als Rafting Paradies, und ich lasse mich auf dem großen Campingplatz ausserhalb des Ortes nieder.
          Auf dem nächsten Abschnitt durch den Nelson Lakes Nationalpark, gelange ich in deutlich alpinere Gefilde, aber Kahurangi, obwohl nicht mit hohen Bergen ausgestattet, hat mich mit seinen wilden Wäldern und schroffen Kämmen schon sehr fasziniert!
          Zuletzt geändert von Wildniswanderer; 04.05.2020, 20:06.
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          Kommentar


          • uli.g.
            Freak
            Liebt das Forum
            • 16.02.2009
            • 13261
            • Privat


            #6
            AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland



            vielen Dank für die Impressionen aus einer Ecke dieser Welt, die ich „in echt“ nicht sehen und bewandern werden werde.
            "... „After twenty years he still grieves“ Jerry Jeff Walkers +23.10.2020"

            Kommentar


            • Wildniswanderer
              Erfahren
              • 08.11.2008
              • 402
              • Privat


              #7
              AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

              Zitat von uli.g. Beitrag anzeigen


              vielen Dank für die Impressionen aus einer Ecke dieser Welt, die ich „in echt“ nicht sehen und bewandern werden werde.
              Gerne!
              http://geraldtrekkt.blogspot.de

              Kommentar


              • berniehh
                Alter Hase
                • 31.01.2011
                • 2501
                • Privat


                #8
                AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                Hi Gerald,

                deinen Neuseelandbericht kenne ich ja schon von deinem Blog. Es ist aber trotzdem interessant ihn hier nochmal zu lesen, gerade jetzt wo man viel zuhause rumsitzt.

                Super Fotos....
                www.trekking.magix.net

                Kommentar


                • Wildniswanderer
                  Erfahren
                  • 08.11.2008
                  • 402
                  • Privat


                  #9
                  AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                  Vielen Dank Bernd! Und schon geht es weiter:

                  5. Von Murchison zum Lewis Pass durch den Nelson Lakes Nationalpark



                  Auf dem Abschnitt von Murchison zum Lewis Pass durch den Nelson Lakes Nationalpark, gelange ich erstmals auf meiner Neuseelandtour durch alpine Landschaften.
                  Früh am Morgen laufe ich einige Kilometer auf der Hauptstraße Richtung Nelson, bis zum Abzweig der Mangles Valley Road, wo mich ein junger Mann, der als Imker und Lehrer arbeitet, fast sofort mitnimmt. Überhaupt erscheint mir das Trampen in Neuseeland sehr einfach zu sein. Toll wie offen und freundlich die Menschen hier sind!
                  Nach 14 Kilometer Schotterstraße erreichen wir den Beginn des Tiraumea Tracks, wo dieser Wanderabschnitt jetzt aber wirklich beginnt!
                  Na ja, eine komplett durchgängige Route zu laufen, ist zwar verlockend, aber wenn ich dafür auf Straßen wandern muss, halte ich im Zweifelsfall lieber den Daumen raus...
                  Zunächst laufe ich durch Weideland in Privatbesitz, wo die Wegeführung nicht wirklich klar ist. Aber egal, solange ich im Tiraumea Tal aufwärts laufe, kann ich nicht falsch sein.


                  Weideland am Beginn des Tiraumea Tracks

                  Bald lasse ich die Weiden hinter mir, und wandere in ein liebliches Tal, wo sich offene Abschnitte und Wald zunächst immer wieder abwechseln. Nur selten ist die Andeutung eines Pfades zu sehen, und immer wieder muss ich etwas suchen, bis ich die nächste Markierung sehe. Das Tal steigt zunächst nur sanft an, daher gibt es auf den Grasstreifen hier eine Menge fantastischer Zeltplätze, aber zum Lagern ist es mir natürlich noch zu früh.


                  Tiraumea Tal

                  Später verschwinden die Wiesenstreifen und zeitweise muss ich mich ohne Weg durch den dichten Wald kämpfen. Wie schon zuvor, muss ich ständig die Seite des Tiraumea wechseln. Heute bei niedrigem Wasserstand kein Problem, dass kann aber sicher auch anders aussehen.


                  Der Tiraumea muss ständig durchwatet werden

                  Von Neuseeland gibt es übrigens eine ganz hervorragende topographische Karte im Netz, auf der man meine Route gut nachvollziehen kann!
                  Schließlich gelange ich in eine flache, offene Landschaft um die Tiraumea Hütte. Es scheint hier viel Rotwild zu geben, was verhindert, dass sich die Grasflächen wieder bewalden. Dafür sprechen auch die Einträge im Hüttenbuch. Offenbar kommen häufig Jäger hierher um dem Wild nachzustellen.
                  Ich laufe noch ein Stück weiter und schlage schließlich mein Lager auf einer offenen Ebene auf.
                  Bei meinem obligatorischen Abendspaziergang beobachte ich eine ganze Reihe von kleinen Vögeln, und fotografiere mal wieder einen der allgegenwärtigen South Island Robins, der auf Deutsch Langbeinschnäpper genannt wird. Das kurz geweidete Gras zeigt an, dass es hier viel Wild geben muss, leider bekomme ich davon aber nichts zu Gesicht.


                  Langbeinschnäpper


                  Offene Graslandschaft in der Nähe der Tiraumea Hut

                  Am nächsten Tag ist der Pfad viel deutlicher zu erkennen. Offenbar wird die Tiraumea Hütte eher von dieser Seite aus erreicht. Durch schönen, recht offenen Südbuchenwald erreiche ich auf dem Tiraumea Sattel den kaum wahrnehmbaren, höchsten Punkt auf 682 Meter.


                  Durch offenen Wald zum Tiraumea Sattel

                  Ich steige ab zum d'Urville River, dem ich kurze Zeit folge, bevor ich den Fluss vor seiner Mündung in den Lake Rotoroa durchwaten muss.
                  Die ausgedehnten Kiesbänke zeigen, dass dieser Fluss zu Überschwemmungen neigt, aber bei dem jetzigen, niedrigen Wasserstand ist die Überquerung kein Problem.


                  d'Urville River

                  Am anderen Ufer irre ich eine ganze Zeit lang durch den hier fast dschungelartigen Wald, bis ich wieder auf die orangen Markierungen stoße.


                  Baumtunnel

                  Der Wald ist hier von kristallklaren, schmalen, aber tiefen Bächen durchzogen. An einer Stelle muss ich einige Zeit nach einer flacheren Watstelle suchen, ansonsten würde mir das Wasser sicher bis zum Bauch reichen!


                  Klare, tiefe Bäche in dschungelartigem Wald

                  Schließlich gelange ich an das Ufer des Lake Rotoroa. Leider hat es sich jetzt zugezogen, und fängt an zunächst leicht zu regnen. An manchen Stellen kann ich über den großen See blicken. Einmal beobachte ich einen schwarzen Schwan, der sich intensiv putzt. Diese majestätischen Vögel stammen ursprünglich aus Australien.


                  Lake Rotoroa

                  Als ich den Sabine River erreiche, muss ich diesem großen Fluss erst einige Kilometer aufwärts folgen, bis ich ihn über eine Brücke überqueren kann. Anschließend geht es flussabwärts zurück zum See.
                  In den letzten zwei Tagen hatte ich keinen anderen Wanderer getroffen, aber an der Sabine Hut, ist heute, am ersten Weihnachtstag, eine ganze Menge los. Während ich meine Mittagsschokolade vor der Hütte esse, fressen mich die Sandfliegen fast auf. Mit einigen Leuten komme ich ins Gespräch, darunter ist auch eine Australierin, die ich in einigen Tagen tatsächlich noch einmal treffen sollte!
                  Obwohl es mittlerweile ziemlich stark regnet, habe ich keine Lust bei der Hütte zu bleiben und biege auf die Mount Cedric Route ab, die von knapp 500 Meter am See steil bergauf führt.


                  Mt. Cedric Route

                  Irgendwann spanne ich meinen kleinen Regenschirm auf, das schützt mich zwar etwas, dafür kann ich aber auch die Wanderstöcke nicht mehr benützen. Als ich eine flachere Stelle erreiche, baue ich das Zelt auf, da ich mir denke, dass das Wetter über der Baumgrenze richtig schlecht ist...
                  Den Nachmittag verbringe ich lesend und relaxend im Zelt, aber abends klart es dann auf, und ich sehe den weißen Dunst im Tal tief unter mir.
                  Da ich kein Wasser mehr habe, breche ich am Morgen ohne Frühstück in den nassen Wald auf. Es geht weiterhin steil bergauf, dennoch genieße ich die typisch neuseeländische Nebelstimmung im üppigen Grün.


                  Früh am Morgen


                  Bei etwa 1200 Meter beginnt der niedrige Krüppelwald der subalpinen Zone und ab 1400 Meter gelange ich schließlich über die Baumgrenze. Während hier bereits strahlender Sonnenschein aus einem tief blauen Himmel herrscht, liegen unter mir dichte, Nebelbänke. Eine Stimmung als ob man aus einem Flugzeug schaut!


                  Über den Wolken

                  Die Steigung flacht jetzt etwas ab und ich folge über eine weite Strecke dem Grat zum Mount Cedric. Um mich herum ragen majestätische Gipfel auf. Hier habe ich den tatsächlichen Beginn der Südalpen erreicht!
                  Obwohl es sonnig ist, weht ein scharfer Wind, der auch sicher für die klare Sicht verantwortlich ist. Die Mount Cedric Route ist auf jeden Fall einer der großen Höhepunkte auf dieser Wanderung bisher!
                  Immer wieder brandet der Nebel auch gegen den Grat, verhüllt meine Route aber immer nur für wenige Minuten, danach ist es wieder klar.


                  Mt. Cedric Route


                  Der Nebel verhüllt den Grat immer nur kurz

                  Bei etwa 1800 Meter sehe ich den See Hinapouri Tarn unter mir. Eigentlich führt der Weg dort entlang, was allerdings einen Umweg für mich darstellt. Daher beschließe ich den Pfad zu verlassen und weglos durch das alpine Terrain zum Sunset Saddle zu laufen.


                  Hinapouri Tarn

                  Das Gelände ist zerklüfteter als es von oben schien, aber ich gelange problemlos zu einem kleinen See, wo ich erst einmal esse...
                  Der Anstieg zum Sunset Saddle sieht ziemlich steil aus, entpuppt sich dann aber als einfach und schon nach einer halben Stunde erreiche ich den Pass auf knapp 1900 Meter Höhe.
                  Die Aussicht bei dem herrlichen Wetter ist fantastisch!


                  Sunset Saddle


                  Blick zurück zu Hinapouri Tarn und Lake Angelus

                  Offenbar wird diese Route relativ häufig begangen, denn man kann hier sehr gut den Steinpyramiden (Cairns) folgen, die frühere Wanderer hinterlassen haben.


                  Abstieg vom Sunset Saddle

                  Dann gelange ich allerdings in schwierigeres Gelände. Steile, felsige Schrofen müssen entlang von einem Wasserfall passiert werden. Hier ist es wichtig eine günstige Route zu finden, um nicht an steilen Felsen klettern zu müssen oder in einer Sackgasse zu landen.


                  Die Schlüsselstelle der Route

                  Schließlich gelange ich ins Tal, dem ich abwärts bis zur Hopeless Hütte folge, die lediglich auf etwa 1000 Meter liegt! Hier beginnt dann auch wieder ein Wanderpfad, dem ich weiter abwärts bis zum Travers River folge.
                  Dort stoße ich auf einen offenbar stark frequentierten Weg, den Travers Track, der hier ein Teilstück des TeAraroa ist, der bekannten, 3000 Kilometer langen Wanderroute durch ganz Neuseeland. Tatsächlich treffe ich hier auch einige Wanderer, schlage dann aber bald mein Lager auf einer offenen, mit niedrigem Gras bewachsenen Fläche am Fluss auf.
                  Zuletzt geändert von Wildniswanderer; 04.05.2020, 20:07.
                  http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                  • paddel
                    Fuchs
                    • 25.04.2007
                    • 1868
                    • Privat


                    #10
                    AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                    Toll!
                    Froh schlägt das Herz im Reisekittel,
                    vorausgesetzt man hat die Mittel.

                    W.Busch

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                    • Mika Hautamaeki
                      Alter Hase
                      • 30.05.2007
                      • 3996
                      • Privat


                      #11
                      AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                      Geniale Bilder und wieder spannend erzählt.
                      So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                      A. v. Humboldt.

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                      • Wildniswanderer
                        Erfahren
                        • 08.11.2008
                        • 402
                        • Privat


                        #12
                        AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                        Schön, dass euch der Bericht gefällt! Und weiter geht's:


                        Travers River

                        Am nächsten Morgen folge ich zunächst für ca. 2 Stunden dem Travers Track aufwärts, biege dann aber auf einen schmalen Pfad zur Cupola Hütte ab.
                        Der Cupola Crek ist einer dieser wilden, schmalen Bäche in Neuseeland, die von dick, grün bemoosten Felsblöcken eingerahmt werden.


                        Cupola Creek


                        Der Weg endet an der Cupola Hütte, die auf knapp 1400 Meter an der Baumgrenze liegt, und tolle Aussichten in die umgebende Bergwelt gewährt. Sicher ein super Standquartier für alpine Erkundungen!


                        An der Cupola Hut

                        Glücklicherweise entdecke ich einen Pfad, der durch den alpinen Südbuchenbusch hinter der Hütte weiter nach oben führt. Aber schon bald bin ich in offenem alpinen Gelände und traversiere die Hänge unterhalb von Mount Cupola.
                        Weiter voraus erblicke ich einen Pass, den ich überqueren muss.
                        Na ja, als ich durch grobes Geröll aufsteigend den Einschnitt erreicht habe, stellt sich heraus, dass sofort nach einem kurzen Abstieg der eigentliche Pass angegangen werden muss.


                        Durch alpines Gelände zum Pass

                        Der Anstieg ist zwar sehr steil, aber meistens kann ich auf Grasstreifen laufen, so dass es nur kurz über unangenehmes, feines Kiesmaterial geht.
                        Schließlich erreiche ich den Pass auf 1763 Meter Höhe. Von hier oben kann ich bereits die weitere Route überblicken. Ich steige nicht ins Tal ab, sondern bleibe etwa auf einer Höhe und traversiere zu einer grasigen Erhebung über dem Sabine Tal.


                        Blick über die weitere Route

                        Die Route entpuppt sich als nicht allzu schwierig, und ich kann die herrliche Bergwelt bei dem schönen Wetter so richtig genießen.
                        Schließlich blicke ich dann aber doch ins Sabine Tal tief unter mir. Die Abstiegsroute sieht steil und schwierig aus. An den meisten Stellen scheinen unpassierbare Klippen zu lauern...


                        Hoch über dem Sabine Tal


                        Eine mit gelbem Gras bewachsene Lawinenbahn reicht weit in die Waldzone hinein. Sie ist steil, aber Schritt für Schritt gelange ich tiefer. Ich habe schon lange kein Wasser mehr gefunden, daher bin ich ziemlich durstig und entwickele sogar Seitenstiche. Schließlich dringe ich weglos in den Wald ein, der zunächst recht offen und einfach ist. Dann wird die Vegetation dicht und unübersichtlich. Ich gelange an einen Punkt oberhalb einer Klippe und sehe zunächst nicht, ob ich irgendwo absteigen kann, finde aber dann doch eine gute Stelle.


                        Abstieg ins Sabine Tal

                        Dann gelange ich an eine steile, trockene, unbewachsene Bachrinne, der ich weiter abwärts folge. Auf den glitschigen Felsen rutsche ich aus, und trage blutige Schürfwunden an Händen und Armen davon.
                        Das GPS zeigt mir, dass es nur noch 600 Meter Luftlinie bis ins Tal sind. Das hört sich nach wenig an, ist in diesem Gelände aber ziemlich viel. Ich bin mir keineswegs sicher, ob ich nicht schließlich doch noch in einer unüberwindbaren Sackgasse lande...
                        Erst 300 Meter weiter nimmt das Gefälle etwas ab, und schließlich gelange ich auf den Sabine Track, einen Teil des TeAraroa. Geschafft!
                        Etwas später führt der Pfad über eine gurgelnde Klamm, die so eng und tief ist, dass ich den Boden nicht sehen kann. Unheimlich!
                        Schließlich schlage ich zufrieden im Wald mein Lager auf. Das war ein weiterer toller Tag!
                        Am nächsten Morgen steige ich noch ein Stück im Tal des East Sabine River ab und folge dann dem West Sabine aufwärts. An der West Sabine Hut sind etliche Leute, aber auf dem Trail ist fast noch niemand unterwegs.
                        Immer wieder wird der Wald hier von felsigen Lawinenbahnen unterbrochen, auf die Warnschilder hinweisen. Früher in der Saison können hier tatsächlich noch Schneemassen abgehen. Auf diesen offenen Flächen erhasche ich immer wieder schöne Ausblicke in die Landschaft, zum Beispiel auf einen hohen Wasserfall, der über eine Felskante stürzt.










                        Auf dem Sabine Track

                        Bereits um 11 Uhr erreiche ich die Blue Lake Hut, und unternehme einen Abstecher zu dem gleichnamigen See.
                        Dieser gilt als der klarste See der Welt, mit einer Sichttiefe von unglaublichen 83 Metern!
                        Kein Wunder, dass etliche Leute dieses Naturwunder bestaunen.


                        Blue Lake

                        Hinter dem See steige ich weiter auf, und es wird schnell wieder einsam. Bald sehe ich den See bereits tief unter mir liegen.


                        Blick zurück zum Blue Lake

                        Nachdem ich eine Geländestufe erklommen habe, wird das Terrain wieder flacher und ich habe die Umgebung von Lake Constance erreicht. Dieser tolle Bergsee ist viel größer und wie ich finde auch in seiner alpinen Umgebung spektakulärer, als der Blue Lake.
                        Hier treffe ich Ralph, einen jungen Schweizer, der auf dem TeAraroa bereits seit September unterwegs ist. Dies ist seine erste Fernwanderung und er ist bereits jetzt süchtig nach mehr. Das kann ich gut verstehen!
                        Zunächst bleibt der Pfad über dem See und umgeht einige Felsabstürze, bevor er zum Strand des Gewässers absteigt






                        Lake Constance

                        Hinter dem See öffnet sich ein weites, flaches Grastal, in dem ich rasch voran komme. Aber dann beginnt der sehr steile Anstieg zum Waiau Pass. 300 Höhenmeter geht es in direkter Linie in unangenehmen, feinem Schotter aufwärts. Ich bin froh, dass ich hier nicht absteigen muss, obwohl das natürlich auch kein Problem wäre. Noch einmal blicke ich zurück zum Lake Constance und der gerade durchquerten Grasebene.


                        Blick zurück zu Lake Constance

                        Nach etwa 500 Höhenmetern Anstieg habe ich den Waiau Pass auf 1870 Meter erreicht. Scheinbar in greifbarer Nähe sehe ich Thompson Lake und den Pass oberhalb, Ziele für morgen....


                        Blick vom Waiau Pass zum Thompson Pass

                        Der Abstieg entpuppt sich als unerwartet schwierig. Im Schrofengelände muss man schon etwas schauen, um eine ungefährliche Route zu finden. Das ist mit etwas Ruhe und Umsicht aber kein Problem.
                        Als ich den schwierigsten Teil hinter mir habe, höre ich eine Frau, die von mir wissen will, wo es weiter geht. Ich biete meine Hilfe an, aber schließlich findet sie alleine ihren Weg.


                        Schrofengelände im Abstieg vom Waiau Pass

                        Ein Stück tiefer entdecke ich einen grasigen Absatz und beschließe hier mein Zelt aufzuschlagen. Etwas später erscheint Zita, die den Abstieg auch ohne Probleme bewältigt hat. Sie stammt aus Frankfurt, lebt aber schon seit 7 Jahren in Neuseeland, und ist begeistert vom TeAraroa.
                        Als ich am nächsten Morgen aufbrechen möchte, beginnt es zu regnen, so dass ich mich noch einmal hinlege, und dann erst um 11 losziehe. Es ist kühl und ungemütlich, das Wetter sieht recht unsicher aus. Das bestätigt auch das neuseeländische Paar, welches ich unten im Waiau Tal treffe. Ich überlege einen Moment, ob ich unter diesen Umständen meine ab hier geplante, weglose Route verändere, entscheide mich dann aber doch dafür bei meinem Plan zu bleiben. Man muss sich seinen Ängsten stellen...
                        Durch eine zunächst noch recht dicht bewachsene, abweisende Berglandschaft steige ich auf bis zum herrlich gelegenen Lake Thompson, den ich schon gestern gesehen hatte.


                        Lake Thompson

                        Der Aufstieg zum auf 1750 Meter gelegenen Thompson Pass ist schnell und einfach. Von dort kann ich schon mein nächstes Ziel, den d'Urville Pass sehen. Allerdings entpuppt sich das Traversieren entlang der Hänge als nicht so einfach. Der Weg führt entlang steiler Schrofen zu einem ausgedehnten Schneefeld. Dieses einfach so zu überqueren erscheint verlockend, aber dort auszurutschen hätte fatale Folgen. Nun habe ich ja für solche Fälle Eispickel und Ministeigeisen dabei, aber ich habe wenig Lust die Sachen auszupacken, und beschließe das Schneefeld daher nach oben zu umgehen, was auch gut funktioniert. Immer wieder geht es auch über steile Blockhalden, aber wieder einmal bin ich auch bei dem heute nicht so schönen Wetter, fasziniert von der alpinen Umgebung. Und es hat halt einen besonderen Reiz nicht den Markierungen eines Wanderweges zu folgen, sondern sich seine eigene Route durch wegloses Gelände zu suchen.


                        Traverse zum d' Urville Pass

                        Auf dem Pass angekommen, verschlechtert sich das Wetter, Nebel kommt auf und es beginnt zu regnen. Glücklicherweise ist der erste Teil des Abstiegs in ein felsiges Hochtal ziemlich einfach und macht auch keine Orientierungsprobleme.


                        Abstieg vom d'Urville Pass

                        Glücklicherweise hört der Regen bald wieder auf, denn das Hochtal bricht abrupt steil zum East Matakitaki Fluss ab. Von oben kann ich nicht die beste Route ausmachen und steige rechts neben einem Wasserfall ab. Das ist sehr steiles, von Felsabstürzen durchzogenes Gelände, in dem ich nur mit großer Aufmerksamkeit für die beste Route und voller Konzentration unbeschadet weiter komme. Der schwierigste Abschnitt des heutigen Tages! Als ich schließlich in flacheres Gelände komme und zurückschaue, wird mir klar, dass es auf der linken Seite des Wasserfalls einfacher gewesen wäre...


                        Schwierige Abstiegsroute

                        Nachdem ich gestern schon eine Stockspitze verbogen hatte, habe ich es geschafft, heute die andere abzubrechen...


                        Hier halten Wanderstöcke nicht lange...
                        http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                        • bourne
                          Dauerbesucher
                          • 30.01.2016
                          • 583
                          • Privat


                          #13
                          AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                          Welch wunderbarer Reisebericht – irgendwann wollen wir da auch eine lange Tour machen!
                          Trekkingblog: lustwandler.at

                          Kommentar


                          • Wildniswanderer
                            Erfahren
                            • 08.11.2008
                            • 402
                            • Privat


                            #14
                            AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                            Zitat von bourne Beitrag anzeigen
                            Welch wunderbarer Reisebericht – irgendwann wollen wir da auch eine lange Tour machen!
                            Das ist eine sehr gute Idee!
                            http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                            • TilmannG
                              Fuchs
                              • 29.10.2013
                              • 1352
                              • Privat


                              #15
                              AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                              Toller Bericht und wunderschöne Fotos! Ein traumhaftes Reiseziel, Zeit hätt ich jetzt ja...
                              Grüße von Tilmann
                              http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                              • Wildniswanderer
                                Erfahren
                                • 08.11.2008
                                • 402
                                • Privat


                                #16
                                AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                                Toller Bericht und wunderschöne Fotos! Ein traumhaftes Reiseziel, Zeit hätt ich jetzt ja...
                                Grüße von Tilmann
                                Danke Tilmann, das Lob weiss ich besonders von jemand zu schätzen, der auf seinen Touren so tolle Bilder macht!
                                http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                                • Wildniswanderer
                                  Erfahren
                                  • 08.11.2008
                                  • 402
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                  Nelson Lakes Fortsetzung

                                  Zunächst geht es am nächsten Morgen durch Tussock und Blockhalden weiter entlang des trockenen Bachbetts. Bei etwa 1200 Meter beginnt dann der Wald. Ich bin gespannt, ob mir jetzt übles "sich durch den Busch kämpfen" bevor steht, aber ich komme recht gut vorwärts. Oft säumen Grasstreifen den Fluss, der jetzt auch Wasser führt. Nur selten muss ich mich tatsächlich durch den Wald kämpfen.


                                  Auf 1200 m beginnt der Wald am East Matakitaki

                                  Allerdings muss ich recht häufig die Flussseite wechseln. Zwar ist der East Matakitaki durchaus ein wilder Fluss, dennoch ist das Durchwaten bei dem jetzigen Wasserstand problemlos möglich.


                                  Ich folge dem Flussbett

                                  Zu meiner großen Überraschung begegnet mir in diesem weglosen Terrain dann tatsächlich ein Mensch: Es ist Deborah, die ich vor Tagen am Lake Rotoroa getroffen hatte!
                                  Sie kommt aus der Gegenrichtung und ist auf einer 8-tägigen Wanderung. Allerdings will sie nicht über d'Urville und Thompson Pass.


                                  East Matakitaki Tal

                                  Irgendwann gelange ich an eine ausgedehnte Grasfläche, etwas Unerwartetes in diesen dichten, düsteren Wäldern!
                                  Hier liegt die kleine East Matakitaki Hut, die ich bereits aus einem Buch kenne, dass ich auf meinem Smartphone habe. Miriam Lancewood und ihr Mann Peter haben hier Monate lang gelebt, während der vielen Jahre, die sie in der Wildnis Neuseelands verbracht haben. Ein sehr inspirierendes Buch!


                                  Ausgedehnte Grasflächen an der East Matakitaki Hut

                                  Ich folge jetzt einem guten, markierten Pfad. Ab 800 Meter Höhe wird der Wald auch wieder vielfältiger mit dickeren Bäumen. Nach einem längeren Abstieg gelange ich an den westlichen Arm des Matakitaki den ich auf einem "Walkwire" überqueren muss. Diese Konstruktionen kenne ich ja schon vom Karamea, aber es ist wirklich interessant nur auf einem dünnen Draht hoch über einem wilden Fluss zu stehen....


                                  Walkwire am West Matakitaki

                                  Am Ende einer weiteren großen Grasfläche steht Bob's Hut, die ebenfalls eine Zeit lang von Miriam und Peter genutzt wurde.
                                  In der Nähe der Hütte schlage ich mein Zelt auf.


                                  Bei Bob's Hut

                                  Am nächsten Morgen sieht es kühl und ungemütlich aus. Direkt hinter der Hütte weist ein Schild auf den 3- Tarn Pass, mein nächstes Ziel hin, allerdings verliert sich der Pfad dann im Wald schon bald. Ab und zu taucht noch einmal eine Markierung auf, aber streckenweise muss ich Verhaue von durch einen Sturm geworfenen Bäumen umgehen und komme nur langsam voran.


                                  Schwieriges Vorankommen

                                  Ab und zu nieselt es ein wenig und ich befürchte, dass es bald richtig anfängt zu regnen, was es dann aber doch nicht tut. Als ich aus dem Wald auf eine mit gelbem Gras bewachsene Schotterebene trete, komme ich deutlich besser voran.


                                  Ungemütlich

                                  Nachdem ich den Matakitaki ein letztes Mal überquert habe, beginnt ein sehr steiler, unangenehmer Aufstieg durch dichten Busch. Stellenweise muss ich mich regelrecht durch das zähe Astwerk quetschen. Sehr anstrengend! Immerhin kann ich mich auch an den Büschen weiter hoch ziehen, so gewinne ich Meter für Meter.
                                  Schließlich flacht das Gelände etwas ab und es geht in niedrigem Gras weiter aufwärts. Irgendwann sehe ich ein Tal unter mir, was zum 3-Tarn Pass leitet. Ich bleibe allerdings auf meiner Höhe und bewege mich am Hang talaufwärts. Schließlich erreiche ich die drei kleinen Bergseen und schlage mein Lager auf. Inzwischen kommt auch die Sonne mitunter zum Vorschein, und ich freue mich ein so schönes Lager am letzten Tag des Jahres zu haben!


                                  Lager an den 3- Tarns

                                  Nachdem ich gegessen habe, unternehme ich einen Abendspaziergang zu dem auf 1840 Meter Höhe gelegenen 3- Tarn Pass. Hier kann ich die interessanten Lichtstimmungen zwischen Sonne und Nebeldunst genießen.


                                  Blick vom 3- Tarn Pass


                                  Sonne und Nebel

                                  Wie an so vielen Tagen in Neuseeland sehe ich auch an Silvester keinen anderen Menschen, und bekomme natürlich auch nichts von irgendeinem Feuerwerk mit...
                                  Perfekt!


                                  Neujahrsmorgen an den 3- Tarns

                                  Schon bald stehe ich am nächsten Morgen wieder auf dem Pass und arbeite mich durch ein Blockfeld nach unten.


                                  Abstiegsroute


                                  Blick zurück zum 3- Tarn Pass

                                  Beim Abstieg muss ich einige steile Klippen umgehen und kämpfe mich später durch hohes Tussock Gras. Solche Flächen sehen von weitem einfach aus. Aber das Vorankommen ist dort auf Grund der Höhe des Grases und der tiefen Löcher zwischen den Buckeln ziemlich schwierig.
                                  Für das letzte Stück zur Ada Hut nehme ich eine weglose Abkürzung durch den Wald und gelange erst unmittelbar vor der Hütte auf eine offene Fläche.
                                  Zu meiner Freude treffe ich an der Ada Hut zwei junge Frauen, die am Lewis Pass ihr Auto geparkt haben, und anbieten, mich nach Hanmer Springs mitzunehmen. Die aus Deutschland stammende Hannah hat Erlebnispädagogik studiert und neben Neuseeland hat sie auch schon in China gearbeitet. Dagegen ist ihre Freundin Meegan Neuseeländerin. Beide arbeiten in einem Outdoorcenter, daher haben wir uns viel zu erzählen.
                                  Wir folgen dem Maruia River auf dem sehr gut ausgebauten St. James Walkway abwärts. Der Weg führt auch durch die Cannibal Gorge, wo wohl nach einer Maorischlacht die Opfer aufgegessen wurden.


                                  In der Kannibalenschlucht

                                  Nachdem wir den Maruia auf einer Hängebrücke durchquert haben, gehen wir schließlich das letzte Stück zum Lewis Pass durch offenes Moorland.


                                  Am Lewis Pass

                                  Hanmer Springs ist ein Touristenort, der natürlich an Neujahr absolute Hochsaison hat. Immerhin bekomme ich noch einen Platz auf dem Top 10 Holiday Park. Für Familien ist der Platz bestimmt ganz schön, mir als einsamen Wanderer gefällt es dort überhaupt nicht.
                                  Dennoch besuche ich am nächsten Tag noch die heißen Quellen des Orts, die tatsächlich sehr schön sind.
                                  http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                                  • Petetheneed
                                    Erfahren
                                    • 05.05.2017
                                    • 112
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                    Vielen Dank für deinen schönen Bericht und die tollen Bilder. Ich kenne die Südinsel aus der klassischen Wohnmobiltouristen-Perspektive. Und mit Kleinkind (Elternzeit) sind solche Touren (abgesehen davon, dass es nicht drauf hätte) sowieso nicht drin. Einen Stück des Tracks im Abel Tasman sind wir aber auch gelaufen, war herrlich.

                                    In die Keas, die du ja auch gesehen hast habe ich mich regelrecht verliebt. Die Sandflies haben mich dagegen in den Wahnsinn getrieben.

                                    Kleine Klugscheißer-Anmerkung: Neben den Wieseln schein vor allem auch Hermeline (stoats) eine großes Problem für die heimische Tierwelt zu sein.
                                    Ein Abenteuer ist es nur, wenn es schief geht.

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                                    • Wildniswanderer
                                      Erfahren
                                      • 08.11.2008
                                      • 402
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                      Zitat von Petetheneed Beitrag anzeigen
                                      Kleine Klugscheißer-Anmerkung: Neben den Wieseln schein vor allem auch Hermeline (stoats) eine großes Problem für die heimische Tierwelt zu sein.
                                      Das Hermelin wird auch großes Wiesel genannt, und ist tatsächlich die Art die ich meine, auf englisch halt stoat.
                                      http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                                      • Wildniswanderer
                                        Erfahren
                                        • 08.11.2008
                                        • 402
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                        6. Vom Lewis Pass zum Arthur's Pass


                                        Lewis Pass- Arthurs's Pass

                                        Der nächste Abschnitt führt mich weiter auf zum Teil abenteuerlicher Route durch die wilde Bergwelt der Südinsel.

                                        Am nächsten Morgen dauert es nicht lange, bis ich einen lift von Hanmer Springs zur Hauptstraße gefunden habe.
                                        Als ich dort stehe, nimmt mich zwar zunächst niemand mit, aber ein Wagen hält und fragt, ob ich Weed möchte...
                                        Ja klar, meine Droge ist das Laufen durch die Berge!
                                        Nach einer halben Stunde kann ich bei einem netten Lehrer einsteigen, mit dem ich mich gut unterhalte und der mich direkt bis zum Lewis Pass fährt.
                                        Es ist kühl, windig und ungemütlich, natürlich sieht es auch stark nach Regen aus, dennoch schlage ich den Pfad zu den Lewis Tops ein, der durch moosigen, niedrigen Südbuchenwald nach oben führt.


                                        Bergwelt am Lewis Pass

                                        Über der Baumgrenze endet der Weg und ich folge dem zunächst flachen Grat durch eine weite Graslandschaft. Kurzzeitig klart es auf, aber bald setzt Regen ein, und dichter Nebel verhüllt die Landschaft.


                                        Kurzes Aufklaren an den Lewis Tops

                                        Ich überlege, ob es überhaupt Sinn macht, bei diesen Wetterverhältnissen weiter zu laufen, aber ich habe keine Lust schon jetzt im Zelt zu hocken und kämpfe mich daher weiter.
                                        An einem steilen Abstieg, ist mir die weitere Route nicht klar, aber Gott sei Dank gibt es ja GPS!
                                        Schließlich hört der Regen auf und die Wolken heben sich wieder.
                                        Ich traversiere um den Gipfel des Apprentice herum und überschreite auf schmalem, felsigen Grat Lucrezia, auf 1640 Meter Höhe.




                                        Lewis Tops

                                        Einmal rutsche ich im nassen Gras aus, und schlittere einige Meter nach unten, komme aber rechtzeitig vor einigen Felsen wieder zum Halten. Ja, bei Nässe sind die steilen Grashänge tückisch!
                                        Schließlich steige ich ab zum winzigen Brass Monkey Bivy, auf einem Sattel mit 2 kleinen Seen gelegen. Obwohl die Sonne zum Teil scheint, ist es sehr windig und kalt, so dass ich froh über den Schutz bin, den mir die Biwakschachtel gewährt.
                                        In der Nacht höre ich laubfroschartige Klänge aus dem Teich.


                                        Brass Monkey Bivy

                                        Am nächsten Morgen traversiere ich lange durch die Grashänge. Einmal steige ich zu einem Pass auf 1400 Meter auf. Danach geht es abwärts zum Oberlauf des Rough Creek.


                                        Wegloses Traversieren durch grasige Hänge

                                        Zwei Stück Rotwild flüchten vor mir als ich näher komme. Hier unten im Tal ist das Gras sehr hoch, so dass ich nur langsam vorwärts komme.


                                        Oberlauf des Rough Creek

                                        Im Hang auf der anderen Bachseite verläuft ein Pfad. Daher steige ich durch den Wald recht steil hoch, und gelange tatsächlich schließlich auf den deutlichen Weg Richtung Lake Christabel, der durch schönen, knorrigen Wald führt.


                                        Moosland

                                        Als ich an der Lake Christabel Hut Pause mache, treffe ich tatsächlich einen anderen Wanderer!
                                        Nach der Hütte geht es kurze Zeit durch einen recht offenen, beeindruckenden Wald im flachen Talgrund, aber später wandere ich talaufwärts auf zunehmend undeutlicher werdendem Pfad. Aber die genialen, neuseeländischen Markierungsschilder weisen dennoch meist recht zuverlässig den Weg.


                                        Ja, das Gras ist hoch...


                                        Sehr gute Wegmarkierungen

                                        An der Baumgrenze geht es durch eine dicht bewachsene Zone voller agavenähnlicher Pflanzen mit großen, fleischigen Blättern, und stacheligen gelben Blütenständen. Dieses "Speergras" ist bei den Vögeln sehr beliebt, so dass ich einige Aufnahmen machen kann.


                                        Silberauge


                                        Fächerschwanz

                                        Hier in der dichten Vegetation wird der Weg teilweise durch rot- weiße Pfähle markiert, dennoch komme ich nur mühsam vorwärts.


                                        Durch dichte, subalpine Vegetation

                                        Nach steilem Aufstieg erreiche ich einen grasigen Sattel, wo ich in einem Bächlein etwas Wasser finde und auf einer flachen Stelle das Zelt aufschlage. Auch heute Abend ist es windig und ungemütlich. Hoffentlich wird das Wetter beim Anstieg zum Mount Boscawen am nächsten Tag besser!


                                        Auf einem Sattel

                                        Als ich am nächsten Morgen aus dem Zelt schaue, ist es tatsächlich klar. Ein Kea kreist kurz rufend über mir, ein gutes Omen für den Tag?
                                        Zunächst komme ich einfach in flachem, grasigen Gelände voran. Doch schon bald steige ich zum Grat auf, dem ich hoffe zum Mount Boscawen folgen zu können. Als ich oben stehe, wird mir allerdings sofort klar, dass ich das vergessen kann. Zu steil und felsig ist diese Route und wohl ohne Kletterausrüstung nicht zu begehen.
                                        Also steige ich wieder ab, traversiere ein Stück im Geröllhang, und versuche es dann ein weiteres Mal. Der Hang wird immer steiler und felsiger, so dass ich stellenweise meine Hände zum Klettern einsetzen muss.
                                        Schließlich bin ich aber wieder oben, muss aber erkennen, dass ich auch hier dem Grat noch nicht folgen kann. Ein zweites Mal abzusteigen habe ich aber auch keine Lust...
                                        Nach genauer Musterung des Geländes entscheide ich mich schließlich ein Stück weit auf der anderen Seite hinunter zu klettern, um nach kurzer Traverse in erstaunlich einfachem Gelände wieder zurück zum Felskamm aufzusteigen. Ab hier ist es ziemlich einfach dem Grat bis zum Gipfel zu folgen, auch wenn dieser stellenweise messerschmal ist...
                                        Obwohl Mount Boscawen nur 1788 Meter Höhe erreicht, bietet er doch herrliche Aussichten in die umliegenden Täler und Berge.






                                        Aussichten vom Mount Boscawen

                                        Das Gipfelplateau ist zwar flach, aber so sehr ich mich auch umsehe, zunächst entdecke ich keine sich aufdrängende Abstiegsroute. Überall ultrasteiler Schotter. Eigentlich will ich in das Tal des Doubtful River absteigen, da mir aber die Route Richtung Nina River noch am ehesten machbar scheint, wähle ich schließlich diese.
                                        Bald wird der lose Schotter so steil, dass ich mich auf den Hintern niederlasse und langsam tiefer rutsche. Nicht elegant, aber machbar...


                                        Steiler als es aussieht

                                        Als ich schließlich in Gelände mit gröberen Felsbrocken gelange, wird mir klar, dass ich es wohl mal wieder geschafft habe...
                                        Zu allem Überfluss riss mir im Abstieg auch noch die Handschlaufe eines Wanderstockes, der darauf hin wie ein Flitzebogen durch die Luft schoss. Das sah ziemlich spektakulär aus, aber ausser einem leichten Sturz ist weder mir noch dem Stock etwas passiert...
                                        Während der Mittagspause beschließe ich spontan nicht abzusteigen, sondern im Hang weiter zum Devils Rampart zu traversieren, was mir machbar erscheint. Wie der Abstieg dann zum Devil's Den Biwak wird, werde ich sehen...
                                        Tatsächlich ist die Traverse um die steilen Oberläufe einiger Schluchten zunächst ziemlich mühsam.
                                        Später wird das Terrain aber flacher, und ich kann die tollen Aussichten bei dem herrlichen Wetter so richtig genießen!


                                        Traverse zum Devils Rampart

                                        Der Anstieg zur "Teufelsrampe" auf 1740 Meter ist dann sehr einfach, bei den 500 Höhenmeter Abstieg zum Devilskin Saddle bin ich mir da aber nicht so sicher...


                                        Devil's Rampart

                                        Steile Stücke wechseln sich mit flacheren Abschnitten ab, wo man sogar sehr gut zelten könnte. Einige steile Felsplatten muss ich umgehen, was aber zunächst gut funktioniert. Erst ziemlich weit unten, als ich das Devils Den Biwak bereits sehe, wird der Abstieg schwieriger und an zwei Stellen muss ich etwas suchen, bis ich eine geeignete Route gefunden habe.
                                        Gegen 18 Uhr erreiche ich schließlich die kleine Biwakschachtel auf 1232 Meter. Hier treffe ich Nora und Remy, Biologen, die die Kea's untersuchen. Heute haben sie allerdings noch keinen der Vögel gesehen, die sie auch fangen und besendern wollen. Als ich von meiner Beobachtung heute morgen erzähle, notieren sie sich die Koordinaten.


                                        Am Devil's Den

                                        Bald gelange ich auf der anderen Seite des Sattels in den Wald, und steige im Tal des Devilskin Stream ab. Es ist hier überall so steil und dicht bewachsen, dass ich irgendwann mein Zelt mitten auf dem Pfad aufschlage, was aber auch nur an wenigen Stellen möglich ist!
                                        http://geraldtrekkt.blogspot.de

                                        Kommentar


                                        • Wildniswanderer
                                          Erfahren
                                          • 08.11.2008
                                          • 402
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                          Am nächsten Morgen geht es weiter durch den dichten Bergwald bergab. Der Pfad ist relativ schwierig, daher komme ich nur langsam vorwärts. Etwas was in Neuseeland eher die Regel, als die Ausnahme ist!




                                          Abwärts im Tal des Devilskin Stream

                                          Gegen 10 Uhr erreiche ich bei leichtem Nieseln das breite Tal des Doubtful River. Meistens ist der Flusslauf hier von einem Grasstreifen gesäumt, so dass der Wald etwas zurück tritt.
                                          Dieses Tal scheint auch von Pferdetouren genutzt zu werden, deren Route sogar eigenen, leuchtgrünen Dreiecken folgt.


                                          Doubtful River

                                          Gegen Mittag durchwate ich den Doubtful River, was kein Problem darstellt, und wandere dann das Kedron River Tal aufwärts. Zunächst geht es flach entlang des Baches, dann entfernt sich der Pfad vom Fluss und verläuft oberhalb im Hang.
                                          Irgendwann wird der Wald wieder niedriger und die Stämme dünner und bereits am frühen Nachmittag erreiche ich das Lake Man Bivy, eine weitere, winzige Blechschachtel, in der man umsonst übernachten kann.
                                          Obwohl es stark nach Regen aussieht, unternehme ich noch einen Spaziergang zum Lake Man, oberhalb der Hütte. Es gibt nur für eine kurze Teilstrecke die Andeutung eines Pfades und zunächst kämpfe ich mich zeitweise durch dichtes Gebüsch.
                                          Dann endet das Tal und Wasserfälle kommen offenbar vom Lake Man heruntergestürzt. Die weitere Aufstiegsroute ist stellenweise recht steil, aber man kann schwieriger zu begehenden Felsabschnitten ohne Probleme ausweichen.


                                          Aufstieg zum Lake Man

                                          Hinter der Geländekante versteckt sich der See, sonst sicher sehr idyllisch, aber bei dem düsteren Wetter eher abweisend.


                                          Auf der rechten Seite des Tales sehe ich die Aufstiegsroute für morgen


                                          Lake Man

                                          Den ganzen Tag hatte ich noch niemand getroffen, um so mehr wundere ich mich, dass ich beim Abstieg auf ein französisches Pärchen treffe, das auch zum Lake Man will!
                                          Gerade rechtzeitig, bevor es richtig zu regnen beginnt, bin ich wieder an der Hütte. Dagegen laufen die Anderen noch tatsächlich zum Lake Man, und zünden nach ihrer Rückkehr ein Feuer bei ihrem Zelt in der Nähe der Hütte an!
                                          Allerdings ziehen sie sich bei dem Regen dann doch recht schnell ins Zelt zurück.
                                          Früh am nächsten Morgen wandere ich unter einem strahlend blauen Himmel wieder los. Da die Vegetation natürlich noch klatsch nass ist, trage ich zunächst meine Regenhose.
                                          Schon bald gelange ich aus dem Tal auf einen grasigen Sattel in ca. 1300 Meter Höhe. Der Pfad ist mit Pfählen gut markiert und bald gelange ich wieder in den Wald.


                                          Blick zum Hope Tal

                                          Ich folge zunächst schmalen Rücken weiter abwärts, allerdings ist das letzte Stück des Abstiegs zum Pussy Stream dann sehr steil.
                                          Am Bach angekommen, sehe ich zunächst nicht, wo der Pfad weiter führt. Erst nach einiger Zeit realisiere ich, dass das Bachbett selber hier der Weg ist! Mitunter stoße ich noch auf ein Plastikdreieck als Markierung, aber im Prinzip suche ich mir selber meinen Weg. Dazu muss ich häufig die Seite des Baches wechseln, was anfangs problemlos über die Felsen möglich ist. Schließlich muss der Pussy Stream dann aber doch einige Male durchwatet werden.
                                          Irgendwann wird das Kiesbett breiter und ich komme jetzt einfach voran, dann ist es aber auch schon nicht mehr weit bis zum Hope River.


                                          Den Pussy Stream abwärts

                                          Die weite Grasebene von Jacob's Flat am Hope River ist für mich wieder ein ganz neuer Aspekt der so vielfältigen Natur Neuseelands. Dazu ist es angenehm warm und einige Schäfchenwolken schmücken den strahlend blauen Himmel. Auch so kann Neuseeland sein!


                                          Jacob's Flat am Hope River

                                          Nach dem ich den Fluss ohne Probleme durchwatet habe, erreiche ich die gemütliche Top Hope Hut. In der Nähe gibt es ein Seitental mit einer heißen Quelle, leider lese ich im Hüttenbuch, dass diese zur Zeit ziemlich kalt ist, daher erspare ich mir den Umweg.
                                          Ich wandere im Tal weiter aufwärts, zunächst noch lange durch die Graslandschaft, in der ich rasch vorwärts komme. Allerdings führt der Pfad auch manchmal in den Wald wo ich von oben einige schöne Ausblicke über das Tal erhalte.


                                          Das Tal des Hope River

                                          Später wird das Tal zunehmend enger und steiler. Immer wieder muss ich die Flusseite wechseln, was zwar kein Problem darstellt, aber ziemlich kalte Füße verursacht. Streckenweise ist in der dichten Ufervegetation nichts von einem Pfad zu erkennen, so dass ich die Wahl zwischen dem Kampf gegen das Dickicht oder den kalten Füssen im Fluss habe. Meist entscheide ich mich für den Bach...
                                          Kurz vor dem Hope Pass entdecke ich noch einmal einen schmalen Grasstreifen, der einen super Lagerplatz bietet. Später unternehme ich dann einen Spaziergang zu dem auf lediglich 950 Meter gelegenem Pass. Morgen will ich allerdings nicht hinter dem Sattel absteigen, sondern weglos von meinem Lagerplatz zur Kette der Nelson Tops aufsteigen. Leider sieht der Hang überall ziemlich übel bewachsen aus, daher steht mir morgen wohl zunächst mal wieder ein kleiner "Buschkampf" bevor...
                                          Dieser entpuppt sich dann aber glücklicherweise als nicht sehr dramatisch. Meist kann ich trockenen, relativ wenig bewachsenen Rippen folgen, so dass ich mich nur auf kurzer Strecke durch den subalpinen Busch kämpfen muss.


                                          "Bushbashing" beim Aufstieg zu den Nelson Tops

                                          Schließlich werden die Büsche niedriger und herrliche Aussichten zurück ins Tal des Hope eröffnen sich, aus dem die Morgensonne bereits den Dunst aufsteigen lässt.


                                          Blick zurück ins Hope Tal

                                          Kurzzeitig scheint es so, als wollten die Wolken die Berge wieder verhüllen, aber schon bald setzt sich die Sonne durch.


                                          Sonne und Dunst streiten um die Herrschaft

                                          Ich steige zu einer Kuppe auf, und kann bereits meine weitere Route durch das goldene Gras zum Kamm der Nelson Tops ausmachen.
                                          Es ist herrlich, dem grasigen Kamm zu folgen, allerdings weht hier oben ein heftiger, eisiger Wind. Irgendwann ziehe ich trotz Sonne sogar Handschuhe an!




                                          Kammroute auf den Nelson Tops

                                          Einmal sehe ich ein kleines Rudel Rotwild vor mir, das mich aber nicht auf gute Fotoentfernung herankommen lässt. Etwas später, während ich meine Mittagsschokolade esse, kann ich die 4 Tiere dann aber für längere Zeit beobachten.
                                          Für mich ziemlich erstaunlich ist, dass man auch in dieser Höhe immer wieder einmal eine große Mantelmöwe sieht, Vögel die man eigentlich eher am Meer vermutet!
                                          Später weitet sich der Kamm zu einer steinigen, locker mit gelbem Gras bewachsenen Hochebene aus. In der Ferne sehe ich ein Stück des Lake Sumner und das Hurunui Tal, in das ich absteigen will.


                                          Hochebene


                                          Blick zum Hurunui Tal

                                          Schließlich bricht die Hochebene abrupt ab, und mir steht ein 500 Meter Abstieg durch den Wald bevor. Die Höhenlinien auf der Karte sind alle sehr dicht beieinander, wie fast immer in Neuseeland, wird es sehr steil hinab gehen. Ich hoffe nur, nicht auf unüberwindliche Klippen zu stoßen!
                                          Zunächst komme ich in recht offenem Wald gut voran, aber bald wird das Terrain steiler und die Vegetation sehr dicht. Alles hier ist mit dicken, nassen Moospolstern überzogen. Viele Äste an denen ich mich festhalten will, sind so morsch, dass sie sofort brechen.
                                          Und natürlich, irgendwann lande ich oberhalb von einer steilen Klippe, deren Ausdehnung ich in dem dichten Bewuchs nicht feststellen kann. An solchen Stellen folge ich ganz meiner Intuition, die natürlich aus früheren Erfahrungen entstanden ist, um die beste Route zu finden. Schritt für Schritt taste ich mich tiefer, kann aber wirklich gefährliche Stellen gut vermeiden.
                                          Später folge ich meist eingeschnittenen Schluchten muss dann aber einige Male vor einem Steilabsturz wieder rausklettern um am Hang weiter zu laufen. Die Schluchten sind voll mit umgestürzten Bäumen, in so einem Hindernisparcours kommt man nur sehr langsam vorwärts.


                                          Wegloser Abstieg zum Hurunui

                                          Irgendwann habe ich es geschafft, das Gelände flacht ab und ich habe das offene, breite Tal des Flusses erreicht. Im Gegensatz zu dem trockenen Hope Tal, ist es hier oft richtig sumpfig. Einmal schaffe ich es sogar, bis zur Hüfte in einem tiefen Sumpfloch zu versinken!


                                          Hurunui Tal

                                          Der Fluss verzeigt sich in mehrerer Arme, die von Kiesbetten gesäumt sind. Hier beobachte ich einige Austernfischer, die ich ja schon aus Abel Tasman kenne. Interessant, dass sie hier auch im Landesinneren vorkommen!


                                          Austernfischer

                                          Der Hurunui ist ein großer Fluss, dennoch kann ich selbst den Hauptarm ohne Probleme durchwaten. Meine Laufschuhe lasse ich dabei an, wie eigentlich immer beim Durchqueren größerer Gewässer.
                                          Zwischen Fluss und Waldrand schlage ich mein Zelt auf, und nutze das trockene, heiße Wetter, um mich und meine Wäsche zu waschen. Leider wimmelt es hier von Sandfliegen, daher ist das Badevergnügen nicht ganz ungetrübt.
                                          In der Nähe sehe ich zwei andere Zelte, denen ich später einen Besuch abstatte. Ein neuseeländisches Paar macht eine kürzere Tour und hat schon die heiße Quelle in der Nähe genossen.
                                          Dagegen ist Pim ein 25-jähriger Holländer, der dem TeAraroa, auf den ich hier wieder gestoßen bin, nach Süden folgt. Obwohl dies seine erste Fernwanderung ist, hat er bereits "Blut geleckt" und will mehr davon!
                                          Während wir so zusammen sitzen, bringt die untergehende Sonne den aus dem Tal aufsteigenden Dunst zum Leuchten.


                                          Abendstimmung am Hurunui

                                          Es ist krass, schon morgens vor Sonnenaufgang ist das Moskitonetz am Zelteingang voll von Sandfliegen, die mich offenbar regelrecht belagern!


                                          Sonnenaufgang im Hurunui Tal

                                          Ganz in der Nähe liegt die dampfende, heiße Quelle im Wald direkt am Weg. Sehr einladend, aber jetzt will ich mich nicht entspannen, der Tag beginnt ja gerade erst!


                                          Heiße Quelle

                                          Im Hurunui Tal wechseln sich schöne Südbuchenwälder mit offenen, grasigen und kiesigen Flächen ab. An zwei Hütten vorbei gewinne ich nur langsam an Höhe. In einem Magazin, in das ich in der Hurunui Nr. 3 Hütte schaue, entdecke ich einen interessanten Eintrag: Ein Inder will alle 970 neuseeländischen Hütten besuchen!


                                          Schöner Südbuchenwald


                                          Im Hurunui Tal

                                          Schließlich verengt sich das Tal und steigt für längere Zeit ziemlich steil an, bis ich am Harpers Pass den höchsten Punkt auf 962 Meter erreiche und ab jetzt ins Tal des Taramakau absteige.


                                          Blick von Harper's Pass ins Tal des Taramakau

                                          Beim Abstieg taucht irgendwann Pim auf, mit dem ich gestern Abend zusammen gesessen hatte. Wir haben soviel Gesprächsstoff, dass wir zusammen weiterlaufen. Daraus ergibt sich ein anderer Rhythmus als der in dem ich normalerweise gehe. Ich mache weniger Fotos, achte auch weniger auf die Umgebung und insgesamt laufen wir schneller.


                                          Oberlauf des Taramakau

                                          Bald wird das Tal flach und grasig. An manchen Stellen liegen Kuhfladen, wir sehen aber keine der Wiederkäuer.


                                          Schnelles Vorankommen am Taramakau

                                          Pim hat sogar eine Angelroute dabei und freut sich daher über die Raupen, die in Massen an einer Pflanze fressen, da er denkt, dass sie gute Köder ergeben.


                                          Köderraupen

                                          Später müssen wir einige Male den Taramakau überqueren, was aber kein Problem darstellt. Ein Unwetter scheint aufzuziehen, daher legen wir noch einmal einen Zahn zu, um in der Kiwi Hut Unterschlupf zu finden.


                                          Schlechtes Wetter im Anzug

                                          Tatsächlich haben wir erst einige Tropfen abbekommen, als wir gegen 19 Uhr nach 30 Kilometern die Kiwi Hut erreichen, die wir zu unserer großen Freude für uns alleine haben!
                                          In der Hütte gibt es einen offenen Kamin, an dem wir unsere Schuhe trocknen können. Ausserdem spendiert Pim Tee und Kaffee aus seinen Vorräten. Ungewohnter Luxus für mich! Nachdem ich Pim viel von meinen weglosen Touren in den Bergen der Südinsel erzählt habe, fragt er, ob er mich auf dem nächsten Abschnitt abseits des Te Araroa begleiten darf. Eigentlich bin ich ja lieber alleine unterwegs, und das weglose Laufen ist mit dem Langstreckenwandern auf einem etablierten Trail wie dem TA kaum zu vergleichen. Nichts desto Trotz habe ich bei Pim ein gutes Gefühl, und wir beschließen, die nächsten Tage auf meiner Route zusammen zu laufen.


                                          In der Kiwi Hut
                                          http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                                          • TilmannG
                                            Fuchs
                                            • 29.10.2013
                                            • 1352
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                            Wieder spannende Etappen und tolle Fotos - Danke!
                                            Den Mix aus (markierten)Pfaden und nicht überharten weglosen Abschnitten finde ich faszinierend.
                                            Grüße von Tilmann
                                            http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                                            • Wildniswanderer
                                              Erfahren
                                              • 08.11.2008
                                              • 402
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                              Ja, allerdings heißen Markierungen auf Neuseeland nicht viel, auch markierte Pfade sind oft erstaunlich schwierig zu laufen...
                                              http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                                                Erfahren
                                                • 08.11.2008
                                                • 402
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                Es regnet die ganze Nacht und auch am Morgen gießt es weiter. Daher haben wir keine Eile los zu kommen und trinken gemütlich Kaffee, nach dem wir ausgeschlafen haben. Auch als es gegen 11 aufhört bleiben wir zunächst noch an der Hütte, da wir hoffen, dass der Wasserstand schnell sinkt...
                                                Als wir um 13 Uhr aufbrechen stehen wir bald wieder am Taramakau und merken, dass der Wasserstand deutlich gestiegen ist.
                                                Es dauert nicht lange, und wir müssen zum ersten Mal durch den Fluss waten. Das ist zwar gerade noch machbar, aber viel höher dürfte das Wasser nicht sein...


                                                Der Taramakau ist deutlich gestiegen

                                                Schließlich erreichen wir die Einmündung des Otehake und sehen gleich, dass keine Chance besteht, diesen Fluss zu durchwaten.
                                                Eigentlich wollen wir dem Taramakau noch ein Stück weit folgen, und dann über einen Pfad zum Lake Kaurapataka gehen. Da wir dies ja nicht umsetzen können, beschließen wir, schon ab hier dem Otehake 3 Kilometer weglos aufwärts zu folgen.
                                                Doch zunächst müssen wir noch zwei breite, tiefe Arme des Taramakau überqueren. Das schaffen wir so gerade noch, aber denken, dass wir jetzt wirklich die Grenze des für uns Machbaren erreicht haben...


                                                Schwierige Flussdurchquerungen am Taramakau

                                                Im Wald am Otehake kommen wir zunächst für eine kurze Strecke recht gut voran, müssen uns dann aber entlang der steilen Hänge durch die dichte Vegetation kämpfen. Pim der so etwas bisher überhaupt noch nicht kennt, bleibt gut gelaunt und schlägt sich sehr gut!


                                                Weglos am Otehake

                                                Irgendwann kommen wir zurück zum Fluss und versuchen jetzt entlang des Ufers im Wasser vorwärts zu kommen.




                                                Manchmal ist der Fluss der beste Weg

                                                An einem tiefen Arm vergesse ich, dass ich mein Smartphone noch in der Hosentasche habe. Glücklicherweise ist es ganz gut abgedichtet, daher richtet das Wasser keinen Schaden an!
                                                Zum ersten Mal überhaupt ist das Smartphone auf Neuseeland meine Hauptnavigationsquelle. Dazu habe ich apps installiert, die auch offline funktionieren. In der Topo NZ app, sind sogar die offiziellen topographischen Karten des Landes hinterlegt.
                                                Schließlich haben wir die drei Kilometer hinter uns, müssen jetzt aber doch einmal den Otehake komplett überqueren.
                                                Ich habe arge Zweifel, ob wir das schaffen, aber Pim stürzt sich als Erster mutig in die Fluten. Zunächst läuft auch alles gut, aber als in der Flussmitte das Wasser tief wird, signalisiert er mir, dass er unsicher ist, ob er weiter kommt. Aber tatsächlich schafft er es und dann bin ich dran...
                                                Es ist krass wie man förmlich merken kann, wie einen die Strömung anhebt und wegzuschwemmen versucht. Nur mit großer Körperanspannung kann man so einem Druck stand halten. Schritt für Schritt taste ich mich mit voller Konzentration weiter. Das Smartphone ist natürlich mittlerweile wasserdicht verpackt...
                                                Schließlich bin aber auch ich auf der anderen Seite und erst einmal ziemlich erleichtert...


                                                "Grenzwertige" Überschreitung des Otehake

                                                Nachdem wir uns den steilen Uferhang hochgearbeitet haben, gelangen wir an die Kreuzung von Otehake- und Lake Kauropataka Trail. Ein Spassvogel hat unter den Wegweiser zur Otehake Hut "Blood Trail" geschrieben. Das das vielleicht doch nicht so spassig ist, sollten wir bald merken...
                                                In unserer Naivität nehmen wir an, noch heute die nur wenige Kilometer entfernte Otehake Hut erreichen zu können...
                                                Bald jedoch merken wir, was das für ein "Pfad" ist, dem wir nun folgen. Ständig geht es in der dichten Vegetation auf und ab. Immer wieder sind kleine Klettereinlagen gefragt, bei denen Wurzeln und Äste als Reckstangen dienen. Dennoch ist es großartig hier auf dieser abenteuerlichen Route zu wandern.






                                                Auf dem "Otehake Track"

                                                Zunächst können wir noch den üblichen orangen Markierungen folgen, aber von einem Pfad ist nichts zu sehen. Dann sind die Plastikdreiecke plötzlich weg, so viel wir auch suchen.
                                                Irgendwann steigen wir dann ab zum Fluss, wo wir die einzige Stelle auf dem Track entdecken, wo es flach und unbewachsen genug ist, um die Zelte aufzustellen. Pim versucht einen Fisch zu fangen, leider ohne Erfolg und wir sinken irgendwann in den Schlaf, noch ganz erfüllt von dem abenteuerlichen, anstrengenden Tag.


                                                Unser Lager am Otehake

                                                Bereits um 7 Uhr morgens sind wir wieder unterwegs und steigen vom Fluss zurück in den Hang um die Markierungen des "Pfads" wiederzufinden. Für die Geschwindigkeit unseres Vorankommens machen die Plastikdreiecke zwar kaum einen Unterschied, aber dennoch möchten wir die Sicherheit, nicht irgendwo an einer unpassierbaren Stelle zu landen. Wir entdecken aber leider nichts und kehren zurück zum Fluss, wo wir tatsächlich irgendwann wieder auf "Orange" stoßen.
                                                Allerdings bleibt unsere Wanderung weiterhin sehr langsam und schwierig. Fast ständig klettern wir über irgendwelche Hindernisse hinweg, was durch die glitschig-nassen Moosbeläge nicht gerade einfach ist. Recht häufig müssen wir steile Schluchten der Seitenbäche durchqueren, wo es an kleinen Wasserfällen vorbei weiter durch den wunderschönen Südbuchenwald geht.


                                                Paradiesischer Wald


                                                Häufig geht es durch steile Bachschluchten


                                                Ja, es gibt auch Sumpflöcher


                                                Hindernisparcours

                                                Einmal gelangen wir noch zurück an den Otehake, wo wir eine kleine Pause auf der Kiesbank machen.


                                                Am Otehake


                                                Ein üppig grüner Wald


                                                Klettern

                                                Manche Stellen sind wirklich schwierig zu bewältigen, obwohl es für uns sehr anstrengend ist, genießen wir doch die abenteuerliche Herausforderung des Otehake, der immer wieder mit neuen Überraschungen aufwartet...


                                                Zahlreiche Schluchten müssen bewältigt werden


                                                Orange weist den Weg


                                                Balancieren auf glitschigen Stämmen


                                                Moosbewachsene Felsblöcke

                                                Es bleibt nicht aus, dass jeder von uns einige Male den Erdboden küsst, wir schaffen es aber uns jeweils gut abzufangen, so dass wir uns nicht verletzen. Wir wechseln uns immer wieder in der Führung ab, da es einfacher ist, der Route des Vordermannes zu folgen, als den besten Weg durch das unwegsame Labyrinth zu suchen.
                                                Der Otehake zwängt sich später donnernd durch eine Schlucht unter uns, aber wir bahnen uns weiterhin unseren Weg in den steilen Uferhängen.


                                                Der Otehake fliesst durch eine Schlucht

                                                Irgendwann stoßen wir auf einen Abschnitt, in dem der Pfad vor offenbar nicht allzu langer Zeit freigeschnitten wurde, was das Vorankommen ungemein erleichtert.
                                                Ein hoher Wasserfall, den wir an einer kurzen Stufe überqueren, stellt wohl den spektakulären Höhepunkt unserer Wanderung am Otehake da. Obwohl wir häufig unser Vorankommen auf dem GPS prüfen, können wir es kaum glauben, wie langsam wir sind...






                                                Wasserfalltraverse

                                                Schließlich erreichen wir die malerische auf einer Lichtung gelegene Otehake Hut. 6,5 Stunden für 7 Kilometer!
                                                Das Hüttenbuch verrät, dass der letzte Besuch schon etliche Wochen zurück liegt. Pim, der gerne einmal längere Zeit in einer neuseeländischen Hütte verbringen würde, überlegt, ob dies ein gutes Standquartier für ihn wäre. Nun, wir werden sehen, wie der Zugang von der anderen Seite ist. In der Hütte hängt übrigens eine Karte auf der unser gerade zurückgelegter Weg eingezeichnet ist. Er ist der Einzige mit der Beschriftung " Very difficult and slow track". Das ist wohl eher noch eine typisch neuseeländische Untertreibung...
                                                Wir lesen von Leuten, die es nicht vor Einbruch der Dunkelheit zur Hütte geschafft hatten, und irgendwo im Steilhang über dem Otehake biwakieren mussten...


                                                Otehake Hut

                                                Nach einer langen Pause, in der Pim Kaffee kocht, ziehen wir schließlich weiter. Obwohl wir lediglich auf 660 Meter sind, ist der Buchenwald schon deutlich niedriger und recht gut zu passieren. Kein Vergleich zu der Strecke unterhalb der Hütte!
                                                Vor dem Zusammenfluss von West- und Ostarm des Otehake laufen wir über ausgedehnte Schotterbänke. Bald müssen wir den Fluss durchwaten, was hier oben aber kein Problem mehr darstellt.


                                                Oberlauf des Otehake

                                                Anschließend entfernt sich der Pfad vom Fluss, der mal wieder in einer Schlucht verschwindet. Für kurze Zeit müssen wir uns durch dorniges Gebüsch kämpfen, aber generell fliegen wir jetzt förmlich dahin, verglichen mit dem Abschnitt unterhalb der Hütte.
                                                Wir können jetzt häufig Ausblicke in die schroffe, alpine Landschaft genießen.




                                                Oberhalb des Otehake

                                                Da wir nicht sicher sind, ob es am Taruahuna Pass Wasser gibt, schlagen wir unser Nachtlager auf einem flachen Absatz in Sichtweite eines von den umgebenden Hängen herabstürzenden Wassserfalls auf. Es ist schön, mal wieder ein offenes Lager in der alpinen Umgebung zu haben.
                                                In der Nacht wird es allerdings ziemlich frisch. Mein Daunenschlafsack wärmt nicht mehr richtig, daher ziehe ich meine Kunstfaserjacke beim Schlafen an!


                                                Lager unterm Taruahuna Pass

                                                Am nächsten Morgen ist es sehr kühl, und ich laufe erst einmal mit Handschuhen. Schon nach etwas über einer Stunde haben wir den Taruahuna Pass auf lediglich 1252 Meter erreicht.




                                                Aufstieg zum Pass

                                                Hier verlassen wir den Pfad und wandern weglos weiter. Es herrscht dichter Nebel, daher können wir die weitere Route kaum ausmachen. Allerdings habe ich den Eindruck, dass mein Gps- Track uns in zu steiles Gelände führt, daher suchen wir uns einen anderen Weg, und scheinen auch zunächst richtig zu sein, da wir auf einige Cairns stoßen, kurze Zeit später ist aber keiner der kleinen Steinhaufen mehr zu sehen.


                                                Aufstieg im Nebel

                                                Meist ist das Terrain ziemlich einfach, nur eine Blockrinne ist recht steil, so dass wir zeitweise auch die Hände benutzen.


                                                Steile Rinne

                                                Schließlich gelangen wir genau im passenden Moment, als sich der Nebel zu heben beginnt, auf einen Grat. Magische Momente!


                                                Tolle Stimmung, als sich der Nebel hebt

                                                Wir sind jetzt weit entfernt von meiner ursprünglich geplanten Route, und das Gelände sieht überall ziemlich steil und unpassierbar aus. Pim schlägt vor, um einen aufragenden Schuttberg herum zu traversieren, um dann doch auf die Ursprungsroute zu gelangen. Das funktioniert dann auch erstaunlich gut.


                                                Kleiner Mensch in großer Bergwelt

                                                Der Nebel hat sich mittlerweile komplett verzogen, so dass wir die fantastischen Ausblicke richtig genießen können.


                                                Aussichtsreiche Hochroute

                                                Irgendwann gelangen wir auf einen steinigen Grat, dem wir mit etwas auf- und ab, folgen können.


                                                Gratwanderung

                                                Jetzt sind wir auch zurück auf der ursprünglich geplanten Route und erblicken unter uns schließlich den herrlich türkisen Lake Mavis, zu dem wir nach steilem, aber einfachem Abstieg gelangen.


                                                Abstieg zum Lake Mavis

                                                Obwohl kein Pfad zu dem herrlich gelegenen See führt, zeigen Steinwälle von alten Lagerplätzen, dass das Gewässer offenbar relativ häufig besucht wird.
                                                Mittlerweile ist es angenehm warm und wir machen hier erst einmal eine ausgedehnte Kaffeepause!


                                                Lake Mavis

                                                Der Abstieg ins Tal des Mingha River beginnt zunächst recht sanft, bald aber fällt die Geländekante steil ab.


                                                Oberhalb des Mingha Tals

                                                Zu unserer Überraschung treffen wir eine 7-köpfige Wandergruppe, die sich als Mitglieder des Tramping Clubs Christchurch vorstellen. Trampen in Neuseeland hat übrigens nichts mit per Anhalter fahren zu tun, wie bei uns, sondern ist die gebräuchliche Bezeichnung für Wandern....




                                                Steiler Abstieg ins Mingha Tal

                                                Bereits von oben hatten wir einige Läufer gesehen und erfahren von der Wandergruppe, dass die Leute für ein Rennen von Küste zu Küste trainieren, in den Disziplinen Laufen, Rad- und Kajakfahren!
                                                Unten im Tal sind wir zurück auf dem TeAraroa, der hier zum Teil über Bohlenstege führt!
                                                An einem imposanten Wasserfall vorbei, gelangen wir rasch vorwärts.


                                                Imposanter Wasserfall

                                                Bei einer Pause treffen wir den Deutschen Christian, einen Bekannten von Pim, der auch auf dem TA wandert.
                                                Später lagern wir dann sogar zu dritt, und entfachen ein Lagerfeuer, auf einem bereits zuvor von anderen genutzten Platz. Es ist interessant, mal die Perspektive von jemand anderem zu hören, denn während Pim und ich ja begeistert vom Wandern in Neuseeland sind, macht ihm seine Reise eigentlich keinen Spass und er findet, das man Landschaften wie hier, auch in Europa findet...


                                                Seltenes Lagerfeuer

                                                Die restlichen Kilometer laufen wir am nächsten Morgen überwiegend auf einer breiten Schotterebene am Fluss. Schon nach einer Stunde haben wir Straße und Eisenbahnlinie von Arthurs Pass erreicht.


                                                Breite Ebene am Mingha Fluss

                                                Hier heißt es Abschied nehmen von Pim, der in den Tagen wo wir zusammen waren, für mich zu einem Freund geworden ist!
                                                Wir hatten eine tolle Zeit zusammen und mit ihm zu wandern war eine Bereicherung!


                                                Abschied von Pim

                                                An der Straße herrscht kaum Verkehr, dennoch habe ich schon nach einer halben Stunde einen Lift gefunden. Interessanterweise ist mein Fahrer ein älterer Amerikaner, der den TA laufen wollte, aber aufgrund von Rückenproblemen abbrechen musste. Jetzt nimmt er er in seinem Mietwagen gerne andere Wanderer mit!
                                                Wir halten im Dörfchen von Arthurs Pass, und trinken einen Kaffee, leider gibt es dort keinen Lebensmittelladen mehr, daher will ich eigentlich nach Kumara um dort einzukaufen. Allerdings scheint es auch dort nicht viel zu geben, daher fahren wir schließlich nach Greymouth, einem größeren Ort an der Westküste.
                                                Passenderweise schüttet es dort nachmittags wie aus Eimern, perfekt für einen (fast) Ruhetag, den ich im Global Village Backpackers verbringe.
                                                http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                                                • NF
                                                  Erfahren
                                                  • 23.02.2019
                                                  • 207
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                  Ein toller Bericht aus einer Ecke von Neuseeland deren Schönheit mir gar nicht bekannt war!

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                                                  • Meer Berge
                                                    Fuchs
                                                    • 10.07.2008
                                                    • 2381
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                    Das ist ja echt ein Abenteuertrail!
                                                    Spannend, dass diese Urwaldwildnis tatsächlich markiert ist, ohne dass es aber scheinbar einen richtigen Pfad gibt.

                                                    Toll auch die Kontraste zwischen dem Dschungel unten und der alpinen Welt oben!
                                                    Herrlich abwechslungsreich!

                                                    Die Flüsse sehe ich aber auch als echte Herausforderung. Ich habe da immer gehörigen Respekt.

                                                    Super tolle Tour insgesamt!!!

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                                                    • Ljungdalen

                                                      Alter Hase
                                                      • 28.08.2017
                                                      • 3014
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                      Vielen Dank, beeindruckend.

                                                      Wie viele Leute trifft man so pro Tag abseits des Te Araroa? OK, weglos vermutlich niemanden, aber auf den Pfaden? Sind irgendwie markiert/gekennzeichnet?

                                                      PS 11.05. Letzteres, ach so, hatte ich ja gelesen, orange Dreiecke...
                                                      Zuletzt geändert von Ljungdalen; 11.05.2020, 08:04.

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                                                        Erfahren
                                                        • 08.11.2008
                                                        • 402
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                        Zitat von NF Beitrag anzeigen
                                                        Ein toller Bericht aus einer Ecke von Neuseeland deren Schönheit mir gar nicht bekannt war!
                                                        Ja, besonders Kahurangi und der Nelson Lakes Nationalpark sind sehr toll
                                                        http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                                                          Erfahren
                                                          • 08.11.2008
                                                          • 402
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                          Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                                                          Das ist ja echt ein Abenteuertrail!
                                                          Spannend, dass diese Urwaldwildnis tatsächlich markiert ist, ohne dass es aber scheinbar einen richtigen Pfad gibt.

                                                          Toll auch die Kontraste zwischen dem Dschungel unten und der alpinen Welt oben!
                                                          Herrlich abwechslungsreich!

                                                          Die Flüsse sehe ich aber auch als echte Herausforderung. Ich habe da immer gehörigen Respekt.

                                                          Super tolle Tour insgesamt!!!
                                                          Obwohl es auf Neuseeland immer noch eine ganze Reihe Hardcore Wanderer gibt, die schwierige, zum Teil weglose Touren machen, hat nach meinem Eindruck das Wandern insgesamt eher abgenommen. Die Great Walks und der TeAraroa sind davon natürlich ausgenommen. Das hat wahrscheinlich auch damit zu tun, dass viele Wege kaum noch gepflegt werden, bzw. der Staat sich aus ganzen Gebieten zurückgezogen hat, wofür private Vereine eingesprungen sind. (siehe nächster Beitrag).
                                                          Wald ist auch nicht gleich Wald auf Neuseeland. Während man auf der Westseite der Südalpen es tatsächlich oft mit einem eher buschartigen, fast undurchdringlichen Dschungel zu tun hat, gibt es auch offene, gut durchwanderbare Südbuchenwälder.
                                                          Die Flüsse sind tatsächlich nicht zu unterschätzen und ich war überrascht, wie schnell der Wasserstand steigen kann. Sowas kannte ich bisher eher von Wüstengebieten!
                                                          http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                                                            Erfahren
                                                            • 08.11.2008
                                                            • 402
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                            Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                                                            Vielen Dank, beeindruckend.

                                                            Wie viele Leute trifft man so pro Tag abseits des Te Araroa? OK, weglos vermutlich niemanden, aber auf den Pfaden? Sind irgendwie markiert/gekennzeichnet?
                                                            Sehr wenige, daher habe ich solche Begegnungen eigentlich auch immer in meinem Bericht vermerkt. Umso erstaunlicher ist das mit 970 Hütten sehr umfangreiche Netz an Behausungen, die allerdings in der Regel ursprünglich nicht für Wanderer, sondern für Rotwildjäger angelegt wurden...
                                                            http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                                                            • Wildniswanderer
                                                              Erfahren
                                                              • 08.11.2008
                                                              • 402
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                              7. Arthur's Pass( Taipo River) - Hokitika


                                                              Vom Taipo River nach Hokitika

                                                              Diese Etappe verläuft komplett auf der Westseite der Südalpen. Wie ich bald merken sollte, erreicht die Wildheit Neuseelands hier neue Superlative...
                                                              Nachdem ich im Hostel mit Kaffee, der den Gästen umsonst zur Verfügung steht, gemütlich gefrühstückt habe, versuche ich mein Glück beim Trampen zurück Richtung Arthur's Pass. Obwohl das in dem langgestreckten Ort Greymouth mir nicht ganz einfach erscheint, habe ich schon bald meinen ersten lift zum Abzweig der Küstenstraße bei Kumara. Auch dort stehe ich nur kurz, bis mich Ashley mitnimmt, die beruflich Outdoorprojekte mit schwierigen, jugendlichen Mädchen durchführt. Ihrer Meinung nach werden auch in Neuseeland die sozialen Probleme immer schlimmer, und die Schere zwischen Arm und Reich geht weit auseinander.
                                                              Ashley war während des Erdbebens 2011 in Christchurch, als dort 200 Menschen starben!
                                                              Ich habe auf der Karte auf meinem Smartphone gesehen, dass ich schon vor Arthur's Pass wieder in einen Wanderweg einsteigen kann, der irgendwann auf meine ursprünglich geplante Route stößt.
                                                              Daher steige ich am Beginn des Taipo River Trail aus und beginne bereits vor 9: 30 wieder mit dem Wandern.
                                                              Der dichte Wald voller Baumfarne wirkt mit dem lauten Konzert der Zikaden fast tropisch!
                                                              Zunächst komme ich auf einer Schotterpiste durch dichten Wald gut voran, erreiche aber schon bald das breite, flache Tal des Taipo River, wo ein Pfad beginnt.
                                                              Hier treffe ich auf zwei Arbeiter der Naturschutzbehörde DOC, die dabei sind, mit Motorsäge und Pestizidkanister den streckenweise von umgestürzten Bäumen und dichter Vegetation blockierten Weg zu räumen.


                                                              Arbeiter der Naturschutzbehörde pflegen den Weg

                                                              Bald endet der Pfad am Fluss und über weite Strecken suche ich mir meinen eigenen Weg entlang der ausgedehnten Kiesbänke. Immer mal wieder taucht ein Stück Weg auf, endet dann aber bald an einem der zahlreichen Flussarme.


                                                              Taipo River

                                                              Über mir fliegt häufig ein Hubschrauber, der ein Stück weiter etwas ablädt. Schließlich gelange ich an die kleine Hütte Dillon's Homestead, wo eine 8- köpfige, gemischte DOC Crew, dabei ist, den aus Europa eingeschleppten Ginster zu bekämpfen, der große Teile der Landschaft überwuchert hat.
                                                              Die durch die Herbizideinwirkung abgestorbenen Pflanzen werden braun und bieten keinen schönen Anblick. Aber wie so häufig in Neuseeland, müssen rabiate Massnahmen ergriffen werden, um etwas von der ursprünglichen Natur zu erhalten.
                                                              Auch wenn es wohl kaum möglich ist, hier den Ginster komplett auszurotten, wird auf diese Weise wohl seine Ausbreitung in weitere Bereiche verhindert.


                                                              Bekämpfung des Ginster durch Gifteinsatz

                                                              Schließlich verengt sich das Tal und ich wechsele über eine Hängebrücke auf die orographisch linke Seite. Der Pfad dem ich weiter folge ist ganz o.k, lediglich an einer Stelle muss ich einen Erdrutsch überqueren, der den Pfad verschüttet hat.


                                                              Am Taipo River wechseln sich Schluchten und offene Bereiche ab

                                                              Nach einem weiteren, von offenen Kiesflächen geprägtem Stück geht es in eine zweite Schlucht hinein, wo eine kurze Steilstufe mit einem Kletterseil bewältigt werden muss.
                                                              Am Nachmittag schlage ich mein Lager schließlich nicht mehr weit entfernt von der Mid Taipo Hütte auf einer Grasfläche auf.
                                                              Bald am nächsten Morgen erreiche ich den Abzweig Richtung Dunn's Creek Hütte. Ein steiler Pfad führt den Berghang empor. Mit dem Essen für mehr als zwei Wochen fühlt sich mein Rucksack noch sehr schwer an...


                                                              Steiler Anstieg Richtung Dunn's Creek

                                                              Schließlich gelange ich zu einem Sattel, der von mit hohem Gras bewachsenem, sumpfigen Gelände bedeckt wird. Ich kann keine der orangen Wegmarkierungen mehr entdecken und folge dem für mich logisch erscheinendem Weg in einem Bachbett, bis dieses so steil und zugewachsen ist, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass die Route hier weiter führt. Also gehe ich zurück bis zur letzten Markierung und suche noch einmal in einer anderen Richtung. Leider wiederum erfolglos...
                                                              Schließlich entschließe ich mich, weglos auf meinem GPS- Track weiter zu laufen. Obwohl das Gelände nicht zu steil ist, ähnelt das Vorankommen hier einem extrem langsamen Spießrutenlauf. Die Vegetation würde man eher als dichten Busch bezeichnen. Stärkere Bäume wachsen nur vereinzelt. Dennoch rutsche ich ab, als ich über einen Baumstamm klettere. Glücklicherweise passiert mir beim Sturz nichts Ernstes, wenn auch das rechte Bein hinterher ziemlich schmerzt. Inzwischen ist das Gelände auch wieder ziemlich steil und ich befürchte irgendwann an einer unüberwindbaren Schlucht in eine Sackgasse zu geraten.


                                                              Weglos durch dichten Busch

                                                              Schließlich stehe ich am Rand der Schlucht des Dunn's Creek, aber sehe keine Chance zu dem wilden Bach herab zu gelangen.
                                                              Also folge ich dem Bach stromaufwärts und stoße tatsächlich irgendwann wieder auf den verlorenen Pfad, der jenseits der Schlucht an den Bach führt, den ich jetzt problemlos durchwaten kann.
                                                              Ein Stück weiter habe ich die Hütte erreicht, die wohl schon seit langem keinen Besuch mehr erhalten hat...
                                                              Da die Zeit schon weit fortgeschritten ist, esse ich erst einmal meine Mittagsschokolade und hoffe dann einem richtigen Pfad weiter folgen zu können...
                                                              Bisher habe ich starke 4,3 Kilometer zurück gelegt...
                                                              Diese Hoffnung bewahrheitet sich aber nicht! Zunächst brauche ich längere Zeit um überhaupt die Fortsetzung des Weges zu finden und muss dann rasch erkennen, dass ab jetzt das Bachbett der Weg ist!
                                                              Meist laufe ich im Wasser oder balanciere über die Uferfelsen. Immer wieder muss ich von dichtestem Busch eingefasste, kleine Wasserfälle umgehen. Ich bin nur froh, dass es heute trocken ist, ansonsten wäre dies eine noch üblere Tortur!


                                                              Das Bachbett ist der Weg

                                                              Immer wieder stoße ich auf ein oranges Dreieck, kaum zu glauben, dass hier das steile Bachbett tatsächlich als Wanderweg dient!
                                                              Irgendwann entferne ich mich vom Bach und versuche in den steilen Grashängen höher zu gelangen, was aber auch nicht schneller und einfacher ist. Nichts desto trotz kommt schließlich der Newton Saddle in Sicht, zu dem ich aufsteigen muss. Die letzten 100 Höhenmeter sind dann noch mal wahnsinnig steil, so dass ich mich stellenweise an den Grasbüscheln hochziehe.
                                                              Erst gegen 16:30 bin ich oben und bereits ziemlich erschöpft. Die Hoffnung, jetzt das Schwierigste überstanden zu haben, sollte sich jedoch schon bald zerschlagen...




                                                              Auf dem Newton Sattel

                                                              Der Anfang des Abstiegs ist ganz o.k, bald wird aus dem kleinen Bächlein aber ein mächtiges Wildwasser. Die häufigen Wasserfälle zu bewältigen hat mehr mit Canyoning als mit Wandern zu tun!
                                                              Keine Frage, das hier ist aufregend, aber auch mörderisch anstrengend. Wenn ich nicht wüsste, dass die Route hier herunter führt, würde ich befürchten, irgendwann nicht weiter zu kommen, aber glücklicherweise kann man die höchsten Stufen immer durch den dichten Busch umgehen. In der milden Abendsonne durch die Schlucht zu klettern macht Spass, aber es wird später und später, und ich möchte nicht nach Einbruch der Dunkelheit hier noch festsitzen!


                                                              Abwärts im Bett des Newton Creek

                                                              Aber tatsächlich flacht das Tal irgendwann ab, ich gelange auf einen richtigen Pfad und erreiche schließlich um 21 Uhr noch rechtzeitig vor dem Dunkel werden die Newton Hut!
                                                              Für schlappe 10 Kilometer habe ich 14 Stunden benötigt!
                                                              Ein wirklich harter, aber auch spannender Tag geht zu Ende.
                                                              http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                                                              • Wildniswanderer
                                                                Erfahren
                                                                • 08.11.2008
                                                                • 402
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                Am nächsten Morgen folge ich noch ein Stück weit dem Tal abwärts, bevor ich über einen niedrigen Sattel zum Arahura absteige. Dabei bricht einer meiner Wanderstöcke und ich schnitze mir gleich an Ort und Stelle Ersatz. Oberhalb des Arahura verläuft ein erstaunlich guter Weg, der, wie ich später herausfinde, für Packpferde während des Goldrausch ab 1864 erbaut wurde, und noch heute meist in gutem Zustand ist. Ich komme gut voran, bin aber sehr vom Wald enttäuscht. Hier auf der feuchten Westseite der Insel hatte ich einen üppigen Regenwald mit majestätischen Bäumen erwartet, aber meist laufe ich nur durch dichten Busch, aus dem die grauen Skelette abgestorbener Bäume ragen.
                                                                Diese sind Opfer der "Possums", die auf Deutsch Fuchskusus heißen. Diese katzengroßen, possierlichen, australischen Beuteltiere wurden ursprünglich zur Pelzgewinnung eingeführt und haben sich seit dem 18. Jahrhundert über die ganze Insel verbreitet. Trotz intensiver Bekämpfungsaktionen schätzt man ihre Zahl auf etwa 70 Millionen, 15 mal mehr Possums als Menschen!
                                                                Vor allem die majestätischen Podocarpaceenarten der Westküste werden von ihnen geliebt. Dabei wird Nacht für Nacht an einem Baum geknabbert, bis er kein Laub mehr hat, und oft stirbt.
                                                                Trotz großer Anstrengungen ist es bisher nicht gelungen, dieses Problem in den Griff zu kriegen. Ein weiterer Faktor, warum Neuseeland's scheinbar unberührte Wälder unter großen ökologischen Problemen leiden.
                                                                Kaum zu glauben, am selben Tag als mein Wanderstock zerbricht, finde ich einen Neuen, den ich gleich als Ersatz mitnehme!
                                                                Schließlich wandere ich über den niedrigen, grasbedeckten Styx Saddle ins Tal des Styx River.


                                                                Graslandschaft am Styy Saddle

                                                                Unweit der Grassy Hut, wo ich die ersten Wanderer heute treffe, schlage ich mein Zelt auf. Später kommen noch zwei Männer in Tarnkleidung vorbei. Vater und Sohn sind Jäger, wie sich herausstellt. Sie wollen das Rotwild hier bejagen, wobei der Sohn einen High Tech Bogen dafür dabei hat. Die eingeführten Säugetierarten in Neuseeland gelten allgemein als Schädlinge, daher gibt es so gut wie keine Beschränkungen, was die Jagd angeht.
                                                                Früh am Morgen sorgt der Nebel aus dem die Bergspitzen ragen, mal wieder für eine Neuseeland typische, mystische Stimmung.
                                                                Toll!


                                                                Mystische Morgenstimmung

                                                                Um 7 Uhr bin ich schon wieder unterwegs. Bald zweigt der Pfad Richtung Browning Range Biwak ab. Zunächst geht es relativ flach durch etliche Wasserläufe, aber in Neuseeland lässt die nächste Steigung nie lange auf sich warten....
                                                                Bald laufe ich lange in einem Bach über rutschige Steinbrocken. Dabei ist das Gewässer aber eher klein, und daher nicht so schwierig wie Dunn's- oder Newton Creek vorgestern!


                                                                Der Bach ist der Weg

                                                                Die Route ist durch Cairns markiert. Allerdings laufe ich einmal ein Stück zu weit, da ich einen der Steinhaufen verpasst habe.
                                                                Nachdem ich den Bach hinter mir gelassen habe, geht es sehr steil durch dichten Busch weiter, bis ich schließlich nach drei Stunden das schön auf einem Rücken gelegene, winzige Biwak erreicht habe.


                                                                Browning Range Bivy

                                                                Im Inneren finden sich einige Botanikbücher, ein Fernglas und viele Aufzeichnungen. Offenbar hat ein gewisser Mark hier über mehrere Jahre die Vegetation erforscht. Quasi nebenbei hat er die Hütte in Schuss gehalten und die Pfade markiert und frei geschnitten!
                                                                Während es bis hierher sehr heiß war, hat sich die Luft jetzt durch den Nebel deutlich abgekühlt. Bald geht es weiter steil einen Rücken hinauf. Trotz der eingeschränkten Sicht habe ich keine Orientierungsprobleme, da immer wieder orange Markierungen auftauchen.


                                                                Steil bergauf durch dichte Vegetation

                                                                Es gibt einige harmlose Kletterstellen, aber ich komme gut voran. Erst knapp unterhalb des Lathrop Saddle auf 1572 Meter lichtet sich der Nebel und ich sehe mehr von der alpinen Umgebung.


                                                                Unter dem Lathrop Saddle

                                                                Oben angekommen, mache ich in einer windgeschützten Mulde eine entspannte Mittagspause, zu der ich wie immer eine Nussschokolade esse. Anschließend geht es zunächst an zwei kleinen Seen vorbei flach weiter, bis schließlich der steile Abstieg ins Tal des Crawford Creek beginnt. Die Top Crawford Hütte erkenne ich schon von oben, dennoch dauert der Abstieg durch Geröll und steile Hänge mit hohem Gras länger als ich denke...
                                                                Der Grasbewuchs ist so tückisch, dass ich mal wieder einige Male ausrutsche und hinfalle. Nach einem Sturz tut mir ein Knie erst einmal weh...


                                                                Abstieg zum Oberlauf des Crawford Creek

                                                                Das Durchwaten des Flusses stellt kein Problem dar, anschließend wandere ich auf meist recht gutem Pfad im Hang hoch oberhalb des Baches weiter. Offenbar wurde die Route vor nicht allzu langer Zeit frei geschnitten. Dabei kommt offenbar auch ein Herbizid zum Einsatz, wie die an einer Stelle deponierten Fässer mit der Aufschrift "Brushkiller" verraten...
                                                                Gifteinsatz scheint in Neuseeland etwas Selbstverständliches zu sein, wie ich wieder einmal feststelle...
                                                                Der dichte Busch aus dem oft viele graue Baumleichen ragen, gefällt mir nicht wirklich...
                                                                Schließlich führt der Pfad wieder hinab zum Crawford River, der mittlerweile schon deutlich breiter und wilder ist.


                                                                Crawford River

                                                                Ein Stück laufe ich noch über die Uferfelsen und erreiche dann die Crawford Junction Hut, von der man einen schönen Überblick über die Mündung des Crawford in den Kokatahi hat.
                                                                Da die Hütten hier auf der Westseite der Alpen nicht mehr vom DOC unterhalten werden, muss man auch nichts für die Übernachtung in ihnen bezahlen. Das Wegenetz und die Hütten werden von dem privaten Permolat Verein unterhalten, der natürlich für Spenden dankbar ist!
                                                                Am nächsten Morgen folge ich dem Kokatahi aufwärts. Bald gelange ich an eine Seilbahn über den Fluss. Glücklicherweise kann man den Korb zum Beladen arretieren, ansonsten wäre es nicht so einfach mit dem Rucksack reinzukommen und zu verhindern, dass das Gefährt gleich losschiesst...


                                                                Seilbahn am Kokatahi

                                                                Mitunter führt der Pfad in den Wald, meistens jedoch muss ich mir meinen Weg über die kolossalen Uferfelsen bahnen. Etliche der Exemplare in meinem Weg sind ausgewachsene Boulderfelsen, so dass mal wieder etwas Kletterei angesagt ist.


                                                                Über die Uferfelsen am Kokatahi

                                                                Der Kokatahi ist ein toller Wildwasserfluss, in den häufig gischtende Seitenbäche münden, die von den steilen Uferhängen herabstürzen. Gegen Mittag wird das Vorankommen deutlich schwieriger. Den hohen Felsen in den ultradichten Busch auszuweichen ist keine wirkliche Option und auch der Fluss ist meistens zu tief und reissend, so dass ich nicht darin laufen kann.
                                                                Schließlich gelange ich an eine Stelle wo es offensichtlich auf meiner Seite nicht mehr weiter geht. Nachdem ich mich etwas umgesehen habe, entdecke ich ein oranges Dreieck auf der anderen Flussseite. Aber wie kann ich das tosende Wildwasser überqueren?
                                                                Der Fluss teilt sich hier in zwei Arme. Den ersten zu durchwaten gelingt mir problemlos, dann kommt die wirkliche Schwierigkeit: Der Fluss verschwindet in einem gurgelnden Spalt zwischen glatten Felsen. Kaum auszudenken, was passiert, wenn ich hier reinfalle!
                                                                Egal, ich sehe keine andere Möglichkeit und balanciere vorsichtig auf einem der Felsen, bis ich mich an der Kante langsam hinsetze. Ich überlege eine ganze Zeit wie es weiter gehen kann, und komme zu einem gewagten Schluss: Ich rutsche auf dem Hosenboden ein Stück weit den Grat des Felsens hinab, stehe dann auf und springe ab, lande erst auf einem Felsen und springe aber sofort zu einem weiteren Brocken von dem aus ich dann unmittelbar zum anderen Ufer durch die Luft segele! Ein kompliziertes Manöver, da beide Landungsstellen schräg und glatt sind und ich verschiedene Bewegungen miteinander koordinieren muss. Mir ist bewusst, dass ein Fehlschlag fatal wäre, daher fangen meine Beine an zu zittern.
                                                                Nach kurzer Zeit bekomme ich meine Angst aber in den Griff, konzentriere mich vollkommen und rutsche langsam tiefer. Dann erhebe ich mich vorsichtig und springe ab! Kaum zu glauben, das schwierige Manöver gelingt und ich lande butterweich auf dem gegenüberliegenden Ufer. Dort brülle ich die Anspannung heraus, selten zuvor habe ich einen so gefährlichen Sprung absolviert!


                                                                Die gefährliche Schlüsselstelle




                                                                Lange Kataraktstrecke im dichten Busch

                                                                Glücklicherweise habe ich damit das Schlimmste überstanden. Bald verliert der Kokatahi deutlich an Wassermenge und ich kann ihn problemlos durchwaten. Einige Male muss ich mich aber auch noch den üblen Busch ein Stück weit durchqueren, doch schließlich erspähe ich die blaufarbene Top Kokatahi Hütte hoch über dem linken Flussufer. Als ich bei der Hütte ankomme ist es zwar erst 15 Uhr, dennoch lasse ich mich hier nieder und genieße von der Veranda die schöne Aussicht in das Kokatahi Tal. Ich kann ja nicht ahnen, dass sich dieses frühe Halt machen morgen rächen wird...


                                                                Blick zur Top Kokatahi Hut

                                                                Die Sonne kommt sogar noch kurz heraus, und ich kann einige wärmende Strahlen genießen, während ich mich lesend entspanne.

                                                                Als ich um 7 Uhr aufbreche, liegt der Morgendunst noch in der Luft, ansonsten sieht das Wetter nicht schlecht aus.
                                                                Doch gegen 9 Uhr fängt es dann zu regnen an, und um im Trockenen abzuwarten, wie sich das Wetter entwickelt, baue ich mein Zelt auf der einzigen halbwegs ebenen Stelle weit und breit, knapp unterhalb des Zit Saddle auf.
                                                                Jetzt ist es 17 Uhr und es regnet nicht mehr, sondern schüttet wie aus Badewannen, was hier auf der Westseite der Südalpen, einer der regenreichsten Regionen der Erde, häufig vorkommt. Hier gab es schon Jahre mit knapp 17.000 mm Niederschlag, und selbst im Durchschnitt fallen hier noch satte 12000 mm. Zum Vergleich, in Marburg wo ich lebe, beträgt der jährliche Niederschlag nur etwa 700 mm...
                                                                Seit Stunden versuche ich bereits, das ständig ins Zelt eindringende Wasser mit meinem Handtuch aufzunehmen, aber allen Anstrengungen zum Trotz ähnelt meine Wanderbehausung mittlerweile dennoch eher einer Tropfsteinhöhle als einem trockenen Unterschlupf.
                                                                Irgendwann hat sich ein regelrechter Bach unter dem Zelt gebildet und langsam aber sicher wird mir klar, dass ich hier nicht länger bleiben kann...
                                                                Es kostet mich große Überwindung, das immerhin noch wenigstens halbwegs trockene Zelt zu verlassen, aber mir bleibt keine andere Wahl. Ich könnte versuchen, zur Top Kokatahi Hütte zurück zu gehen. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass der wilde Bach, dem ich für längere Zeit folgen musste, inzwischen unüberquerbar geworden ist.
                                                                Mir bleibt also nur die Flucht nach vorn, über den Zit Saddle zum Adventure Ridge Biwak, einer winzigen Nothütte, von der ich mir eine sichere Zuflucht verspreche. Seit Tagen bin ich in dieser abgelegenen Berggegend keinem Menschen mehr begegnet, allerdings hatte ich im Hüttenbuch der Top Kokatahi Hut gelesen, dass der Weg über den Zit Saddle undeutlich und schlecht markiert ist.
                                                                Doch was solls, ich vertraue auf meine langjährige Wildniserfahrung und hoffe, dass ich trotz der Regenvorhänge, die den Blick auf die Landschaft fast komplett verhüllen, die Route finden werde.
                                                                In Neuseeland sind die Wanderrouten mit orangen Plastikdreiecken markiert. Die bleichen nicht aus, und weisen daher stets recht gut den Weg, selbst wenn, wie häufig, überhaupt kein Pfad zu erkennen ist . So auch heute, und entsprechend erreiche ich den Sattel relativ schnell und ohne größere Probleme.
                                                                Die Abstiegsroute verläuft auf einem steilen, mit hohem Tussockgras bewachsenem Grat. Von weitem sehen solche weiten, gelben Grasflächen einfach zu passieren aus, allerdings erreicht dieses auf klumpenförmigen Minihügeln wachsende Gras oft Brusthöhe. In dem dichten Bewuchs sieht man nicht, wohin man tritt und die Bodenoberfläche ist in der Regel keineswegs eben, sondern von Rinnen und Löchern durchzogen. So stolpert man über solchen Flächen mehr, als dass man läuft. Und ist es wie jetzt, obendrein auch noch nass, landet man alle paar Schritte auf dem Hosenboden. Dabei gleite ich einige Male in rasanter Fahrt abwärts, komme aber irgendwann immer wieder zum Halten.
                                                                Das Vorwärts kommen ist dementsprechend ziemlich mühsam, und
                                                                als ich endlich wieder die Buschzone erreiche, hoffe ich das Gröbste überstanden zu haben. Aber jetzt führen mich die orangen Markierungen zu allem Übel in eine steile Felsrinne. Diese ist sicher normalerweise knochentrocken, aber bei dieser Sintflut gleicht sie eher einem Wasserfall, als einem Weg. In den angrenzenden, ultradichten Busch auszuweichen ist auch keine Alternative und so bleibt mir nur der Abstieg in die schäumende Wildbach- Rinne. Klatschnass bis auf die Haut bin ich ja ohnehin schon.
                                                                Um mich herum ist nichts als tosendes Wasser und Kübel voller Regen. Eine unwirkliche Erfahrung, die man unter normalen Umständen nie machen würde.
                                                                Eine Ewigkeit später gelange ich an eine etwa drei Meter hohe Steilstufe, die ich umklettern muss. Als ich mich lediglich mit der linken Hand an einer Baumwurzel festhalte, gibt der Fels nach, auf dem ich mit einem Fuß stehe, und ich rutsche ab, unfähig mit nur einer Hand mein Gewicht zu halten. Glücklicherweise erweist sich der Rucksack den ich auf meinen Rücken geschnallt habe, jetzt als eine Art „Airbag“, indem er den Aufprall abfängt. Mit adrenalingeschüttelten Beinen erhebe ich mich und stelle fest, dass ich ausser dem Schreck von dem Sturz nichts davon getragen habe! Und an meiner Kleidung befindet sich ja ohnehin kein trockener Pfaden mehr, daher verschlimmert das Bad im Wasser meine Situation auch nicht weiter... Schließlich nähere ich mich dem Ende der Rinne, die in einen laut tosenden Wildbach mündet. Normalerweise ist das sicher ein kleines, plätscherndes Bächlein, aber jetzt kann ich mir kaum vorstellen, dass es möglich sein soll, diese schlammgrauen Wassermassen zu durchwaten. Allerdings sehe ich auch hier keinen Platz, wo ich mein durchnässtes Zelt erneut aufbauen kann.
                                                                Mir bleibt also nichts anderes übrig, als es an einer möglichst zahmen Stelle zu versuchen! Vorsichtig setze ich meine Füße ins Wasser, wobei mir meine beiden Wanderstöcke etwas zusätzliche Stabilität verleihen. Schritt für Schritt taste ich mich vorwärts. Die Wasserwucht bringt die Stöcke zum Zittern und ich muss mich mit aller Kraft und voller Konzentration gegen die Strömung stemmen, um nicht weggespült zu werden. In solchen Momenten gibt es keinen anderen Gedanken als den nächsten Schritt. Intensive Anspannung die mich in einen fast meditativen Zustand versetzt, in dem ich voll und ganz im Hier und Jetzt bin.
                                                                Es ist kaum zu glauben, aber irgendwann habe ich es tatsächlich geschafft, dieses brüllende Inferno zu durchqueren. Unter normalen Umständen hätte ich nicht im Traum daran gedacht, diesen Bach durchwaten zu können!
                                                                Die Biwakhütte kann jetzt nicht mehr weit sein, aber nun sind zu allem Übel auch noch die Markierungen verschwunden!
                                                                Es bleibt mir nichts anderes übrig, als mein wasserdicht verpacktes Smartphone hervorzuholen, auf dem ich eine Karte mit dem Verlauf der geplanten Route gespeichert habe. Zwar ist das Handy angeblich wasserdicht, aber bei dieser Sintflut möchte ich mich nicht darauf verlassen...
                                                                Dennoch hole ich es hervor, sehe dass die Route ein Stück oberhalb verlaufen muss, gehe in diese Richtung und habe
                                                                kurze Zeit später eine Markierung entdeckt, auch wenn es dann doch noch länger dauert als gedacht, bis ich schließlich vor der orangefarbenen Minihütte stehe.
                                                                Ich schreie vor Glück in dem Bewusstsein, es geschafft zu haben! - Intensive Gefühle, die man wohl nur nach der Bewältigung einer solchen, fast aussichtslosen Situation entwickeln kann!
                                                                Das Biwak ist so winzig, dass ich nicht aufrecht stehen kann. Aber es ist trocken und das ist jetzt das Einzige, was zählt! Gleichermaßen glücklich wie geschafft hänge ich all meine durchweichten Klamotten notdürftig auf, und hülle mich in den Schlafsack. Der ist zwar ebenfalls nass, aber in Verbindung mit der dünnen Rettungsdecke aus Aluminium, in die ich mich einwickele, wird mir langsam aber sicher angenehm warm.
                                                                Erst gegen 22 Uhr lässt der Dauerregen nach und es gehen lediglich noch Schauer nieder.


                                                                Der Beginn eines krassen Tages
                                                                http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                                                                • Wildniswanderer
                                                                  Erfahren
                                                                  • 08.11.2008
                                                                  • 402
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                  Am nächsten Morgen hat es aufgeklart, und ich kann die Aussicht von der winzigen, orangen Biwakschachtel genießen, die mir eine so bitter nötige Zuflucht geboten hatte.


                                                                  Adventure Ridge Bivy

                                                                  Der Name "Adventure Ridge" hatte meine Fantasie entzündet, tatsächlich ist der Abstieg den bewaldeten Grat entlang nicht besonders schwierig. Als ich nach einer halben Stunde realisiere, dass ich mein Smartphone in der Hütte vergessen habe, sprinte ich rasch zurück, und finde das wichtige Telefon natürlich wieder.


                                                                  Abstieg über die Adventure Ridge

                                                                  Schließlich erreiche ich den Toaroha River, dem ich den Rest des Tages folge. Meist führt ein recht guter Weg am Fluss entlang, an dem es zwar auch immer wieder eine Steilstufe zu überwinden gilt, aber generell ist das Vorankommen wesentlich einfacher als beispielsweise am Kokatahi.


                                                                  Toaroha River

                                                                  Lästig sind die Samen einer Grasart, die sich pfeilspitzenartig in die Haut bohren. Zwar versuche ich diesen Seggen so weit es geht auszuweichen, aber dennoch fange ich mir immer wieder eine Ladung Spitzen ein.


                                                                  Stachlige Grassamen

                                                                  Auch der Toaroha kann mit beeindruckenden Katarakten und Wasserfällen aufwarten, bleibt aber stets recht einfach.




                                                                  Am Toaroha

                                                                  Später am Nachmittag hat es sich wieder zugezogen und beginnt zu nieseln. Das Tal ist jetzt weit und offen, dennoch ist es nicht einfach durch die dichte Vegetation zu laufen.


                                                                  Das Tal wird offener

                                                                  Gerade rechtzeitig, als starker Regen einsetzt, erreiche ich die Top Toaroha Hut, in der ich den Ofen anheize, um meine noch immer nassen Sachen zu trocknen...
                                                                  Zwar ist meine Route auf der Westseite der Südalpen wirklich einsam und abenteuerlich, dennoch gefällt es mir hier nicht besonders. Der Busch ist einfach zu dicht, es ist zu nass und durch die überall wuchernde Vegetation fühle ich mich in meiner Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt...


                                                                  Top Toaroha Hut

                                                                  Am nächsten Morgen regnet es noch, daher breche ich erst um 9:45 auf. Mein linker Fuß kribbelt etwas. Hinterlässt die ständige Nässe ihre Spuren? Egal, er wird schon nicht abfallen...
                                                                  Zunächst führt der Weg relativ flach durch meist offenes Moorland, aber schon bald geht es im Bett des Bannatyre Creek steil aufwärts.


                                                                  sumpfiger Wald

                                                                  Schließlich wandere ich durch unangenehm hohes Tussockgras zum windgepeitschten Toaroha Sattel auf 1161 m. Von hier öffnet sich der Blick zurück ins Toaroha Tal.


                                                                  Blick zurück ins Toaroha Tal

                                                                  Der Abstieg ist recht einfach. Zum ersten Mal seit langem sehe ich einen Kea, der in einem Baum sitzt und jammert wie ein Kind...
                                                                  Schließlich gelange ich an den Mungo River. Dieser ist deutlich größer als die Flüsse, die ich bisher hier kennen gelernt habe, und wäre sicher ein Ziel für einen guten Wildwasserfahrer. Ich wandere flussabwärts und überquere irgendwann den Mungo auf einer Hängebrücke.
                                                                  Auf der anderen Seite warten 500 Höhenmeter sehr steiler Aufstieg auf mich...
                                                                  Wieder einmal rutsche ich aus und lädiere mir das Knie. Unter einer dünnen Laubschicht beginnt hier der Matsch, sehr tückisch!
                                                                  Der Aufstieg entlang von tiefen Abgründen und überhängenden Felsen ist sehr eindrucksvoll, aber auch schwierig. Immer wieder muss ich mich an Baumwurzeln und Felsen hoch ziehen.
                                                                  Im Hang wachsen sogar noch einige Steineiben, die die Possums offenbar noch nicht gefunden haben...


                                                                  Seltene Bäume unterhalb der Bluff Hut

                                                                  Schließlich erreiche ich die auf 941 Metern gelegene Bluff Hut, wo zu meiner Überraschung bereits ein Paar aus Hokitika an der Westküste mit ihrem Hund sich eingenistet hat. Die ersten Menschen seit fünf Tagen!
                                                                  Cass und Sheldon haben den Ofen bereits angeheizt und sie meinen, es sei genug Platz in der Hütte, daher richte ich mich ebenfalls in der Bluff Hut ein. Später erfahre ich, dass die Beiden Outdoor Education unterrichten. Ein Fach dass man im Austausch mit Geographie in Neuseeland belegen kann!
                                                                  Später wird ihr Hund draussen ziemlich unruhig, offenbar sind Possums weitere Bewohner der Hütte...
                                                                  Um 7 Uhr am nächsten Morgen bin ich wieder unterwegs. Es ist grau und nass, aber zumindest ist das Gelände nicht mehr so steil. Der Fluss, den ich gestern imposant als Wasserfall hinunterstürzen sah, ist der Hokitika River, dem ich später wieder begegnen sollte.
                                                                  Ich laufe durch Buschland und hohes Tussockgras, wobei die Regenhose mich noch halbwegs trocken hält.


                                                                  Bluff Hut


                                                                  Am Oberlauf des Hokitika River


                                                                  Eine kurze Strecke folge ich einer schmalen, wilden Klamm. Eindrucksvoll!


                                                                  Enge Schlucht des Hokitika River

                                                                  Sonne und Nebel kämpfen um die Vorherrschaft, eine Zeitlang könnte man glauben, dass das Wetter bald schön wird...


                                                                  Mystische Stimmung im Hochland

                                                                  Am Bach beobachte ich zwei Whio Enten, elegante Schwimmer, die in der rasanten Strömung förmlich in ihrem Element zu sein scheinen.


                                                                  Whio-Ente

                                                                  Zu meiner Freude, darf ich eine Zeit lang über fast ebene Schotterflächen ohne nennenswerte Vegetation laufen. Eine schöne Abwechslung zu Tussock und dichtem Busch!
                                                                  Schließlich führt mich ein kurzer, aber steiler Anstieg zum Frew Saddle auf 1308 Meter und dem ein Stück unterhalb liegendem Biwak.


                                                                  Frew Saddle Bivy

                                                                  Es regnet jetzt wieder stärker, daher ziehe ich erst mal meine nassen Sachen aus, und kuschele mich in den Schlafsack. Zwar würde ich gerne weiter wandern, genieße aber auch solche entspannten Stunden. Ich lasse meine Gedanken frei schweifen und gebe mir Raum für neue Pläne. Nie habe ich bessere Inspirationen als beim Wandern.
                                                                  Nach drei Stunden, gegen 15 Uhr scheint es aufzuklaren, und ich beginne den Abstieg zum Frew Creek, dem ich dann folge.


                                                                  Blick ins Tal des Frew Creek

                                                                  Wie fast immer auf der Westseite der Insel, ist auch der Frew Creek nicht einfach, aber trotz einige Kletterpartien etc. längst nicht so schwer wie Gunn's- oder Newton Creek.
                                                                  Leider beginnt es irgendwann wieder zu regnen...
                                                                  Weiter unten flacht das Tal ab, und zum ersten Mal seit langem wandere ich wieder durch richtigen Wald der fast tropisch wirkt, mit exotischen Vogelgesängen wie ich sie zum letzten Mal am Heaphy Track gehört hatte.
                                                                  Nachdem ich den mächtigen Whitcombe River erreicht habe, sind es nur noch 10 Minuten bis zur Frew Hut, an der Einmündung des Baches, dem ich gefolgt war.
                                                                  Es regnet jetzt ziemlich heftig, daher bin ich froh, diese tolle Unterkunft mit 8 Betten, Tischen und Bänken erreicht zu haben. Es gibt hier sogar ein Waschbecken unter der überdachten Veranda. Echter Luxus! Scheinbar ist dies eine der wichtigsten Stützpunkte für die Permolat Gruppe, die die Hütten und Wege hier unterhält.


                                                                  Die geräumige Frew Hut

                                                                  Trotz Regen ist es hier auf 220 Meter ziemlich warm und ein lautes Zikadenkonzert erklingt.
                                                                  Mir ist inzwischen klar, dass ich viel zu langsam bin, um mit meinem verbliebenem Proviant noch mein nächstes Etappenziel am Mount Cook oder Lake Tekapo zu erreichen, daher beschließe ich, dem Whitcombe River zur Küste zu folgen, um mich in Hokitika neu zu verpflegen.
                                                                  Am nächsten Morgen regnet es zunächst noch, aber gegen 9 sieht es so aus, als könne sich das Wetter bessern, und ich breche auf.
                                                                  Meist laufe ich über die großen Felsen entlang des Flusses, nur für kurze Abschnitte geht es in den Wald. Dann erblicke ich eine Ehrfurcht gebietende Hängebrücke über dem wilden Whitcombe River. Über eine Leiter muss man die Klippe hochsteigen und befindet sich dann hoch über dem Fluss. Kein Problem, aber ich weiss ja auch noch nicht, dass ich diese Hängebrücke unter ganz anderen Umständen wieder überqueren muss....
                                                                  Es regnet jetzt wieder, aber da es erst einmal im Wald weiter geht, merke ich zunächst nicht viel davon. Die häufigen Steilstücke sind allerdings bei der Nässe nicht ganz einfach zu bewältigen. Irgendwann regnet es dann nicht mehr, sondern schüttet wie aus Badewannen, unglaublich was für Wassermassen in kürzester Zeit vom Himmel stürzen.
                                                                  Gegen 12 Uhr gelange ich an einen kleinen Bach, der normalerweise sicher überhaupt kein Problem darstellt. Jetzt ist das allerdings kein schmales Rinnsal, sondern ein tosender Wasserfall, den ich unmöglich bewältigen kann. Ich weiche kurz in den Busch nach oben aus, in der Hoffnung eine bessere Stelle zu finden, aber das Gelände ist hier überall sehr steil, daher ist das aussichtslos.
                                                                  Irgendwann baue ich mein Zelt an einer halbwegs ebenen Stelle auf, in der Hoffnung, dass der Regen wieder nachlässt, und der Pegel des Nebenbaches schnell fällt.
                                                                  Allerdings kann auch meine Nylonbehausung diesen Wassermassen nicht stand halten, und schon nach kürzester Zeit steht ein See in meinem Zelt. Kurz entschlossen baue ich es wieder ab, und hoffe mich unter höhlenartigen Felsüberhängen, die ich kurz vorher passiert hatte, mich vor dem Unwetter in Sicherheit bringen zu können. Ich finde tatsächlich einen halbwegs trockenen Unterschlupf, allerdings ist es so ungemütlich und kalt in meinen klatschnassen Klamotten, dass ich bald beschließe, den Rückzug zur Frew Hut zu wagen.
                                                                  Als ich die Hängebrücke wieder aus den Wasservorhängen auftauchen sehe, glaube ich meinen Augen kaum zu trauen. Der jetzt heftige Wind schaukelt die Konstruktion hin und her! So muss es sich bei einem heftigen Sturm in der Takelage eines Segelschiffes anfühlen!
                                                                  Ich will unter allen Umständen die Hütte erreichen und traue mich daher auf die schwankende Hängebrücke, wohl 20 Meter über dem schlammgrauen, tosenden Wildwasser. Ich habe ja schon viele reissende Flüsse gesehen, aber selbst der Kali Gandaki in Nepal verblasst gegen diesen ungeheuren Malstrom. Schritt für Schritt taste ich mich vorwärts, während die Brücke heftig zur Seite schwingt. Von Adrenalin geflutet nehme ich gar nicht mehr war, wie durchnässt und kalt ich eigentlich bin.
                                                                  Irgendwann habe ich die Brücke bewältigt, aber noch warten weitere Hindernisse auf mich: Der Whitcombe ist rasant gestiegen. Wo ich vorher noch problemlos über die Uferfelsen laufen konnte, steht mittlerweile viel unter Wasser. Über das Steilufer in den Wald auszuweichen ist auch stellenweise unmöglich, so bleiben mir nur einige haarsträubende Klettereinen über die glatten, mächtigen "Boulderfelsen" oft dicht über der Wasseroberfläche. Jetzt abzurutschen ist keine Option!
                                                                  Natürlich muss ich auch etliche Seitenbäche überqueren, glücklicherweise ist keiner davon so wild, wie der an dem ich umkehren musste.
                                                                  Nach dreieinhalb Stunden habe ich es schließlich geschafft und bin zurück an der Frew Hut.


                                                                  Unwetter am Whitcombe

                                                                  Ich ziehe mich aus und hänge alle meine klitschnassen Sachen auf. Bald lodert ein wärmendes Feuer im Ofen und erzeugt wohlige Wärme. Die Spannung fällt von mir ab, und ich freue mich ein weiteres neuseeländisches Abenteuer gut überstanden zu haben!
                                                                  Es donnert und draußen toben die Elemente weiterhin. Erst gegen 19:30 scheint sich der Sturm beruhigt zu haben.
                                                                  Am nächsten Morgen ist der Whitcombe noch grau, aber der Wasserstand ist bereits erheblich gefallen und ich mache mich wieder auf den Weg.


                                                                  Am Tag danach

                                                                  Zwar ist das Wandern entlang des Whitcombe jetzt erheblich einfacher, aber die Felsen am Fluss sind immer noch ziemlich beeindruckend.


                                                                  Einer der krassen Uferfelsen


                                                                  Whitcombe River

                                                                  Schließlich sehe ich auch wieder die Hängebrücke, die mir heute jedoch ziemlich harmlos erscheint...




                                                                  Das war spannend gestern...

                                                                  Auch die Waldstrecke ist natürlich heute viel einfacher, aber das Kletterseil hängt nicht umsonst da...


                                                                  Herausforderung im Regen

                                                                  Der Nebenbach an dem ich gestern umkehren musste, ist auch heute noch imposant, aber kein Vergleich mehr zu dem was ich am Tag zuvor gesehen hatte...


                                                                  Gestern unüberwindbar, heute o.k

                                                                  Bald geht es weiter entlang der riesigen glatten Uferfelsen. Keineswegs einfach, aber machbar!


                                                                  Kletterei über die Uferfelsen

                                                                  Rapid Creek ist auch heute noch unfurtbar, glücklicherweise gibt es ein Stück oberhalb eine Hängebrücke.
                                                                  Ich passiere die kleine Rapid Creek Hut und gelange dann an eine Seilbahn, die mich auf die andere Seite des Hokitika bringen soll, in den der Whitcombe kurz zuvor eingemündet ist. Das Handling alleine ist etwas schwierig, da ich den Karabiner mit dem der Korb am Seil befestigt ist nicht lösen kann, wenn ich schon im Korb sitze. Aber so löse ich halt den Karabiner, halte den schweren Korb und schwinge mich dann auf meinen Rucksack. Schon beginnt die sausende Fahrt. Das letzte Stück muss ich mich dann mit einem Haken den Draht entlang vorwärts ziehen. Beim Aussteigen ist dann noch einmal ein bisschen Konzentration erforderlich.


                                                                  Seilbahn über den Hokitika

                                                                  Am anderen Ufer beginnt ein guter Weg. Zum ersten Mal seit langer Zeit kann ich richtig ausschreiten!
                                                                  Bald gelange ich in Weideland mit Zäunen und Buschwerk. Hier beobachte ich zu meiner Überraschung eine nicht scheue, wunderbar türkis-weiß gefärbte Maori- Fruchttaube.




                                                                  Maori Fruchttaube

                                                                  Auf einem Parkplatz, der der Ausgangspunkt für die Wanderungen hier ist, stehen zwei Autos. Ab dort beginnen Fahrwege, so dass ich schnell vorwärts komme.


                                                                  Ausgangspunkt der Wanderungen am Whitcombe

                                                                  Ein echter Kulturschock ereilt mich dann, als ich den Parkplatz an der Hokitika Gorge erreiche, eine Touristensehenswürdigkeit die auch von Bussen angefahren wird.
                                                                  Nach 30 Minuten nimmt mich Fabian mit, ein junger Deutscher Abiturient, der mit Work und Travel hauptsächlich Australien bereist.
                                                                  Hokitika an der Westküste ist ein netter, kleiner Touristenort. Nach etwas Rumfragen empfiehlt man mir die Lakeview Lodge etwas außerhalb, wo man für wenig Geld zelten kann, und einen schönen Blick über das Meer hat.


                                                                  Hokitika
                                                                  http://geraldtrekkt.blogspot.de

                                                                  Kommentar


                                                                  • TilmannG
                                                                    Fuchs
                                                                    • 29.10.2013
                                                                    • 1352
                                                                    • Privat


                                                                    #34
                                                                    AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                    Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                                                                    Wieder spannende Etappen und tolle Fotos - Danke!
                                                                    Den Mix aus (markierten)Pfaden und nicht überharten weglosen Abschnitten finde ich faszinierend.
                                                                    Grüße von Tilmann
                                                                    Zitat von Wildniswanderer Beitrag anzeigen
                                                                    Ja, allerdings heißen Markierungen auf Neuseeland nicht viel, auch markierte Pfade sind oft erstaunlich schwierig zu laufen...
                                                                    Die Beweisführung ist beeindruckend gelungen - da waren krasse Etappen dabei!
                                                                    Danke und Grüße!
                                                                    http://www.foto-tilmann-graner.de/

                                                                    Kommentar


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                                                                      Fuchs
                                                                      • 19.06.2014
                                                                      • 2101
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                      Diese Urwälder und Schluchten sind der absolute Hammer.
                                                                      Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

                                                                      Kommentar


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                                                                        Alter Hase
                                                                        • 14.03.2012
                                                                        • 3583
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                        absolut faszinierend. Ich habe ja schon immer deine Berichte sehr gern gelesen weil sie so absolut nicht selbst glorifizierend sind, aber hier wandere ich wirklich mit (wobei ich das sicherlich nicht! schaffen würde). Vielen Dank!!
                                                                        Two roads diverged in a wood, and I—
                                                                        I took the one less traveled by,
                                                                        And that has made all the difference (Robert Frost)

                                                                        Kommentar


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                                                                          Erfahren
                                                                          • 08.11.2008
                                                                          • 402
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                          Danke für die netten Kommentare!
                                                                          http://geraldtrekkt.blogspot.de

                                                                          Kommentar


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                                                                            Erfahren
                                                                            • 08.11.2008
                                                                            • 402
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                            8. Vom Lake Tekapo nach Hokitika


                                                                            Lake Tekapo-Hokitika

                                                                            Auf diesem Abschnitt wandere ich von der trockenen Graslandschaft am Lake Tekapo über die weiten Kiesebenen der Gletscherflüsse Rangitata und Rakaia zum Hauptkamm der Südalpen, und gelange schließlich entlang des Whitcombe River zurück nach Hokitika an der feuchten Westküste der Südinsel.

                                                                            Da ich unbedingt neue Schuhe brauche und auch erst mal genug von der Nässe der Westseite habe, beschließe ich zunächst nach Christchurch zu fahren, und dann von der Ostseite der Südalpen zurück nach Hokitika zu laufen, um so die Verbindung zu meiner bisherigen Route wieder herzustellen.
                                                                            In Neuseeland gibt es ein sehr gut organisiertes Bussystem, daher kann man hier sehr einfach auch ohne Mietwagen das Land erkunden.
                                                                            Mit neuen Schuhen ausgestattet, fahre ich von Christchurch zum Lake Tekapo.


                                                                            Mit dem Bus unterwegs


                                                                            Das ist mein Ort...

                                                                            Da die Regenwolken in Neuseeland größtenteils bereits auf der Westseite der Südalpen abregnen, hat, die Ostseite ein viel trockeneres Klima, was sich in einer völlig anderen Landschaft wieder spiegelt. Statt üppig dichter, fast schon klaustrophobischer Vegetation, dominieren weite, gelbe Graslandschaften unter einem meist klaren, blauen Himmel. Ich freue mich unheimlich, hier mal wieder meine Blicke weit schweifen lassen zu können, und mich nicht bei jedem Schritt durch häufig unangenehm dichte Vegetation quälen zu müssen.
                                                                            Lake Tekapo ist ein kleiner Touristenort an dem gleichnamigen See. Zwar gibt es hier allerhand Besucher, aber verglichen mit anderen touristischen Zielen, hält sich der Andrang noch in Grenzen.
                                                                            Ab hier wandere ich für längere Zeit auf dem TeAraroa. Zunächst folge ich für etwa 20 Kilometer einer Piste am Ostufer des Sees. Glücklicherweise gibt es hier fast keinen Verkehr und die Blicke über den türkisen See zu den Gletscherbergen am Nordende sind spektakulär.


                                                                            Lake Tekapo

                                                                            Schließlich zweigt der Richmond Trail von der Piste ab, und führt durch ein Reservat. Das entsprechende Schild, zeigt mit lustigen Piktogrammen, was hier nicht erlaubt ist...


                                                                            Lustiges Verbotsschild

                                                                            Weiter geht es durch eine trockene, weite mit kurzem Gras bewachsene hügelige Landschaft. Immer wieder eröffnen sich Blicke zurück zum See. In der Nähe meines Abendlagers in einem mit dichtem Busch bewachsenen Tal, beobachte ich zu meiner Verwunderung ein ursprünglich aus Australien stammendes Wallaby. Natürlich hat jemand die kleinen Kängurus hier ausgesetzt...
                                                                            Endlich bin ich mal wieder in einer Gegend, wo man auch weglos umherstreifen kann, was ich bei einem Abendspaziergang ausgiebig genieße.




                                                                            Abendspaziergang in den Hügeln oberhalb des Lake Tekapo


                                                                            Später geht dann die Sonne in einem spektakulären Farbspiel über dem See unter.




                                                                            Fantastischer Sonnenuntergang

                                                                            Der Sonnenaufgang am Morgen ist dann aber ebenso spektakulär, mit lila- rosa gefärbten Wolken und dann den bereits orange leuchtenden, entfernten Bergen, während der Rest der Landschaft noch im Schatten liegt.




                                                                            Der Sonnenaufgang ist ebenso spektakulär

                                                                            Weiter geht es auf schönen, schmalen Pfaden, durch die trockene Graslandschaft. Interessanterweise sind nirgendwo Schafe zu sehen, die aber bestimmt zeitweise hier weiden. Immer wieder kommt noch der Lake Tekapo in Sicht, dessen Nordende mit den Gletscherbergen jetzt schon näher gekommen ist.




                                                                            Auf schmalen Pfaden durch weites Grasland

                                                                            Es gibt hier einige Wanderer, die auf dem TeAraroa unterwegs ist, meistens hat man die Landschaft aber für sich allein.
                                                                            Später folgt der Weg längere Zeit dem Tal des Camp Stream.


                                                                            Camp Stream

                                                                            Von anderen Wanderern habe ich erfahren, dass es eine interessante Variante zur Hauptroute des TA gibt. Diese folgt für lange Zeit aussichtsreichen Graten bis zum Stag Saddle, dem mit 1970 Metern höchsten Punkt des TeAraroa. Natürlich schlage ich diese Route ein, und werde grandios belohnt: Ständige faszinierende Ausblicke zum Lake Tekapo und in die umgebende Bergwelt, ein schöner schmaler Pfad, der den Grasbuckeln auf- und ab folgt, und nicht zuletzt der nahegelegene Mount Gerald, allerdings eher ein unbedeutender Hügel...






                                                                            Unterwegs zum Stag Saddle

                                                                            Knapp unterhalb des unschwierigen Passes stoße ich auf eine Quelle und schlage mein Zelt mit grandioser Aussicht auf die weitere Route auf. Beim Abendessen grast ein Rudel Thare in der Nähe. Diese Wildziegen stammen ursprünglich aus dem Himalaja und wurden wie auch Rothirsche und Gämsen in Neuseeland als Jagdwild angesiedelt. Die Tiere können leider auch große Schäden an der Vegetation anrichten, weshalb versucht wird, ihre Zahl in Grenzen zu halten.


                                                                            Lager unterhalb des Stag Saddle


                                                                            Thare besuchen mich beim Abendessen

                                                                            Der nächste Tag führt mich weiter durch die baumlose Graslandschaft. Allerdings scheint in dieser Höhenlage mehr Regen zu fallen, weshalb das Tussock Gras höher wächst.




                                                                            Grasige Weiten

                                                                            Die Hütten hier, wie Royal Hut und Stone Hut sind wellblechgedeckte, ehemalige Landarbeiterunterkünfte. Obwohl das Wetter heiß und trocken ist, scheinen die meisten Wanderer in den Hütten zu schlafen. Dabei ist die Mischung ziemlich international, ich unterhalte mich sowohl mit Neuseeländern, als auch mit US-Amerikanern und Niederländern.
                                                                            Jeder genießt das Unterwegs sein hier, auf einem der schönsten Abschnitte des TeAraroa.


                                                                            Royal Hut

                                                                            Über längere Zeit folge ich dem Tal des Bush Streams, den ich auch einige Male durchwaten muss, was aber bei dem derzeitigen Wasserstand kein Problem darstellt. Ich beobachte weitere Thare und überquere am Nachmittag den 1530 Meter hohen Pass, den ich schon vom Stag Saddle erblickt hatte.




                                                                            Bush Stream


                                                                            Abstieg vom Pass

                                                                            Auf einer kleinen Schotterfläche im hohen Tussockgras schlage ich mein Lager auf, von dem aus ich entfernt schon das breite Schottertal des Rangitata sehe.
                                                                            Noch im Dunkeln wird mein Zelt am nächsten Morgen von heftigen Windböen geschüttelt, die einen regelrechten Staubsturm über dem Rangitata Tal ausgelöst haben.
                                                                            Nach kurzem Abstieg habe ich oberhalb der Crooked Spur Hütte eine interessante Begegnung: Jorinde und Chris wandern mit ihren beiden Kindern Elisabeth 10, und Jonathan 7, den gesamten TeAraroa! Dabei haben sie Flüsse mit dem Packraft überquert und soeben ihren Tagesrekord von 40 Kilometern erreicht. Und das Tollste dabei ist, dass die Kinder offenbar unheimlich viel Spass dabei haben, und eher die Eltern pushen, als umgekehrt...


                                                                            Eine Familie erwandert den ganzen TeAraroa

                                                                            Hinter der Crooked Spur Hütte, führt mich ein steiler Abstieg zurück in das Tal des Bush Stream. In der geschützten Lage wächst hier auch wieder Wald, was auf der ganzen Strecke seit dem Lake Tekapo nirgends der Fall war.




                                                                            Abstieg in das Tal des Bush Stream

                                                                            Über den Schotterhängen werden mächtige Staubfahnen von den kräftigen Windböen herum gewirbelt.


                                                                            Staubsturm

                                                                            Als ich Stewart und Ian treffe, die sehr erfahren in neuseeländischen Wanderungen und Packraftingtouren sind, unterhalten wir uns erst einmal längere Zeit, zu Mal sie auch mit dem Greater Patagonian Trail liebäugeln!


                                                                            Interessante Begegnung

                                                                            Bald darauf beginnt es zu regnen, und ich schlage erst einmal mein Zelt auf. Nach zwei Stunden klart es dann wieder auf, und ich setze meinen Weg fort.


                                                                            Am Bush Stream

                                                                            Schließlich öffnet sich das Tal und ich gelange in die breite Ebene am Rangitata. Hier verlasse ich den TeAraroa und wandere zunächst flussaufwärts, zeitweise auf einem Schotterweg.


                                                                            Im Rangitata Tal

                                                                            Der Rangitata ist einer der großen Gletscherflüsse die aus den Südalpen in die Ebene der Canterbury Plains fließen und sich dabei auf einer Breite von bis zu 10 Kilometern in zahlreiche Arme verzweigt.
                                                                            Schließlich beginne ich dann die Überquerung der Schotter bedeckten Flutebene. Die ersten fünf Arme lassen sich mehr oder weniger einfach durchwaten, obwohl ich bereits merke, wieviel Power die Strömung hier hat. Offenbar hat es in den Bergen stärker geregnet, weshalb der Wasserstand des Flusses gestiegen ist. Dann gelange ich an einen wasserreicheren Arm. An einigen Stellen probiere ich ihn zu durchwaten, muss mich aber immer wieder zurückziehen, weil es zu tief wird, und die Strömung zu reissend. Es ist bereits 18 Uhr, daher überlege ich, die Durchquerung der Rangitata Ebene erst morgen anzugehen, entscheide mich dann aber dafür mein Packraft aufzublasen und über den Wasserlauf zu paddeln. Das geht dann auch recht schnell und klappt gut. Da ich mit weiteren unfurtbaren Armen rechne, laufe ich zunächst mit Boot und Paddel weiter. Das ist aber ziemlich umständlich, da der heftige Wind mir das Packraft entreissen will. Ich packe also wieder zusammen, nur um dann wenig später an den nächsten großen Arm zu gelangen. Also geht das Aufblasen und Rucksack auf den Bug schnallen von vorne los.
                                                                            Diesmal klappt die Überfahrt nicht besonders. An dem gegenüberliegenden Ufer gibt es kaum mögliche Anlegestellen, daher treibt mich die Strömung weiter als eigentlich gedacht. Einige Anlegeversuche scheitern, aber jedesmal hole ich mir eine Menge Wasser ins Boot. Da ich den Sitz des kleinen Packrafts zu Hause gelassen habe, sitze ich bald im Nassen. Sehr unangenehm. Schließlich schaffe ich es dann doch anzulegen. Danach ist mein Vertrauen in das mit 1,5 kg sehr leichte Packraft weiter angekratzt. Es fühlt sich einfach nicht so stabil und sicher an, wie die Boote, die ich bisher gefahren bin. Das nur 365 g schwere Paddel ist auch eher ein besserer Löffel, als ein ernst zu nehmendes Instrument in bewegtem Wasser...
                                                                            Egal, die weiteren Arme sind nicht mehr schwierig, und ich komme auf der Kiesebene schnell voran.


                                                                            Der Rangitata verzweigt sich in viele Arme

                                                                            Durch Nässe und starken Wind ist mir jetzt ziemlich kalt, weshalb ich noch einen Zahn zulege.
                                                                            Mein Ziel ist ein am Rand der Überschwemmungsebene aufragender Hügel, wo ich schließlich kurz vor dem Dunkel werden einen Zeltplatz an einem Teich finde. Obwohl der den Kühen als Tränke dient, entnehme ich mein Trinkwasser aus dem Gewässer...
                                                                            http://geraldtrekkt.blogspot.de

                                                                            Kommentar


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                                                                              Erfahren
                                                                              • 08.11.2008
                                                                              • 402
                                                                              • Privat


                                                                              #39
                                                                              AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                              In der Nacht friert es leicht und am nächsten Morgen ist es zunächst etwas unangenehm meine nassen Trailrunningschuhe wieder anzuziehen. Hinter einem Hügel in der Nähe liegt Erewhon, eine der abgelegensten Farmen Neuseelands. Diese bleibt mir jedoch verborgen. Dafür kann ich aber schon bald die Aussicht über das weite Tal des Clyde River genießen, der unweit von hier mit dem Havelock zusammenfließt und dann den Rangitata bildet.


                                                                              Clyde River Tal

                                                                              Der gestrige Regen hat in Verbindung mit dem Wind offenbar die Atmosphäre gereinigt, denn ich kann einen wolkenlosen, klaren Himmel genießen.


                                                                              Ein toller Morgen

                                                                              An einem weiteren Teich beobachte ich einige Stelzenläufer ähnliche Vögel, die sich in dem ruhigen Wasser spiegeln. Unweit entfernt sitzt ein Hase. Natürlich ebenfalls aus Europa stammend, fühlen sich Hasen offensichtlich in Neuseeland ziemlich wohl, da ich hier die Feldhasen sogar über der Baumgrenze gesehen habe.


                                                                              Stelzenläufer


                                                                              Hase in der Morgensonne

                                                                              Doch bald schon habe ich das Schotterbett des Clyde River erreicht. Zunächst komme ich erstaunlich gut vorwärts, dann muss ich aber doch einige der mäandernden Arme durchwaten. In dem trüben Gletscherwasser unterschätzt man leicht die Tiefe des Gewässers, daher ist meine Unterhose schon bald wieder nass... Natürlich von Wasser...
                                                                              Glücklicherweise fängt die Sonne aber jetzt bald an zu wärmen.




                                                                              Im Tal des Clyde River

                                                                              Unmittelbar vor der Einmündung des Lawrence River, dem ich weiter folgen will, habe ich dann noch die letzte und schwierigste Watstelle zu passieren, aber auch hier muss ich mein Packraft nicht noch einmal benutzen. Es gibt Scharen von flinken Seeschwalben mit gelben Schnäbeln, die durch die Luft wirbeln.


                                                                              Der Clyde River ist von Sedimenten getrübt

                                                                              Als ich zur Mittagspause meine nassen Sachen zum Trocknen ausbreite, erscheint zu meiner Überraschung eine Gruppe von vier neuseeländischen Wanderern, die sehr erfahren sind, und eine weglose Rundtour über Butler Saddle und McCoy Col machen wollen.
                                                                              Auch im Schotterbett des Lawrence komme ich sehr gut voran. Kein Vergleich zu den Flüssen auf der Westseite.


                                                                              Lawrence River

                                                                              Meist wandere ich im Talgrund, aber zur Lawrence Hut geht es über eine grasige Terrasse. Die Hütte ist fantastisch gelegen und lädt dazu ein, hier einige Zeit zu verbringen und die Umgebung zu erkunden. Zu meiner Freude finde ich einen Eintrag von Miriam Lancewood, deren tolles Buch über Neuseeland ich gerade mit der kindle app auf meinem iphone lese! Sie ist mit einer niederländischen Freundin unterwegs auf einer abenteuerlichen Wanderung durch Neuseelands Wildnis. Pim, der junge Holländer mit dem ich einige Tage gewandert war, hatte mir bereits von ihr erzählt und dass ich sie mit etwas Glück auf meiner Route treffen würde!


                                                                              Miriam und Tamar hätte ich gerne getroffen!

                                                                              Um zur Hermitage Hütte zu gelangen, wähle ich eine umständliche Route über schroffe Felsen, die mir aber wenigstens einen guten Ausblick über das Lawrence Tal verschafft.


                                                                              In der Nähe der Hermitage Hut

                                                                              Die Hütte stellt sich dann als verschlossener Privatbesitz heraus, aber in der Nähe fließt eine klares Bächlein und ich finde einen schönen Zeltplatz.
                                                                              Ich nutze das herrlich warme Wetter zu einer Wäsche im Bach und erkunde später noch die Umgebung. Mir waren schon vorher ab und zu Reifenspuren aufgefallen und stoße dann auch tatsächlich auf einen großen Pick-up, den jemand hier abgestellt hat. So erhält mein Gefühl in der Wildnis zu sein, leider erst einmal einen Knacks...
                                                                              Der nächste Morgen beginnt mit recht frischen Temperaturen und es geht zunächst relativ eben weiter auf der breiten Kiesebene des Lawrence River. Das gleichnamige Biwak liegt etwas abseits, daher passiere ich es nicht.
                                                                              Einige Male muss ich den recht tiefen und schnellen, gletscherblauen Fluss durchwaten, was aber kein Problem ist.






                                                                              Morgen am Lawrence River

                                                                              Als das Tal anzusteigen beginnt, sehe ich etwas abseits ein Zelt, dem ich, neugierig wie ich bin, einen Besuch abstatte.
                                                                              Dort treffe ich den Besitzer des Geländewagens, den ich gestern abend gesehen hatte. Der Mann ist ein Thar- Jäger, der die Besitzer von Erewhon kennt, die ihm die Durchfahrt hierher gestattet hatten.
                                                                              Gestern ist er schon von seinem Basislager weiter aufgestiegen, und hat etliche der Wildziegen gesehen, so dass er hofft, einen kapitalen Hornträger zu erlegen. Obwohl ich die Trophäenjagd mit gemischten Gefühlen sehe, finde ich es ziemlich cool, wie hier in Neuseeland Wildniswandern und Jagen miteinander verbunden wird!


                                                                              Einsamer Tharjäger

                                                                              Als ich in ein Seitental nach links abbiege, tauchen die vier Neuseeländer wieder auf, die ich schon gestern getroffen hatte. Sie haben am Lawrence Biwak übernachtet, und wollen auch zum Butler Saddle.
                                                                              Das Tal steigt recht steil an, ist aber unschwierig, bis auf eine Stelle, wo ich eine Schlucht auf der orographisch linken Seite umklettern muss.


                                                                              Ich umgehe die unpassierbare Schlucht

                                                                              Bald habe ich die Kiwis eingeholt und unterhalte mich beim Wandern intensiv mit Jonathan, einem weitgereisten Höhlenforscher und Kletterer.


                                                                              Anstieg in gerölligem Tal

                                                                              Irgendwann hat der Bach dem wir folgen, kein Wasser mehr, es geht meist über Geröll unschwierig weiter.
                                                                              Das letzte Stück ist dann aber doch noch einmal steiler und es gibt sogar ein Schneefeld unter dem Pass.


                                                                              Schlussanstieg zu Butler Saddle

                                                                              Schließlich haben wir dann Butler Saddle erreicht, auf 1852 m gelegen. Der Blick reicht weit zurück ins Lawrence Tal. Voraus liegt unterhalb das weite Kiesbett des Rakaia mit Gletscherseen und schroffen Spitzen. Toll!


                                                                              Blick zurück vom Butler Saddle ins Lawrence Tal


                                                                              Auf dem Butler Saddle

                                                                              Die Neuseeländer erzählen, dass der direkte Abstieg in eine unzugängliche Schlucht führt, daher muss man zunächst nach Westen traversieren. Da zwei Neuseeländer zunächst den nahegelegenen Gipfel besteigen wollen, breche ich alleine wieder auf. Ich bin etwas unsicher über die Route und stehe dann auch bald an einem steilen Abgrund von dem ich wieder aufsteige.
                                                                              Schließlich erreiche ich das Paradies: Ein flacher Absatz mit grünem Gras und einem Bächlein unmittelbar über der Abbruchkante mit fantastischem Blick in das Rakaia Tal. Ein besseres Lager, um meinen heutigen Geburtstag zu genießen, hätte ich kaum finden können!


                                                                              Mein "Geburtstagslager"


                                                                              Ausblick vom Lager

                                                                              Später kommen dann auch noch die Neuseeländer vorbei, und beneiden mich um meinen fantastischen Lagerplatz, steigen aber weiter ab.
                                                                              Nachdem ich gegessen habe, unternehme ich dann auch noch einen Abendspaziergang, auf dem ich schon mal die Route für morgen erkunde.


                                                                              Mein Zelt steht auf dem Absatz, rechts im Vordergrund

                                                                              Das erste Stück, hoch zu einem Grat sieht steil und schwierig aus, ist aber einfach zu bewältigen. Auf der anderen Seite gibt es grüne Matten, die noch in der Sonne liegen. Ein Rudel Thare steigt in der Felswand nach unten, immer wieder Pfiffe ausstoßend und ich höre die Rufe der Keas.
                                                                              Von den Aussichten über das Rakaia Tal mit den Ursprungsseen und Gletschern kann ich mich kaum satt sehen!


                                                                              Tolle Aussichten!

                                                                              Zurück beim Zelt erlebe ich dann einen schönen Sonnenuntergang. Das wohl schönste Lager der Reise ausgerechnet an meinem Geburtstag, ein viel schöneres Geschenk kann ich mir kaum vorstellen!




                                                                              Abendstimmung über Rakaia Tal und Ramsay Lake

                                                                              Später in der Nacht strahlen dann 1000 Sterne vom Firmament.


                                                                              Bergnacht
                                                                              http://geraldtrekkt.blogspot.de

                                                                              Kommentar


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                                                                                Erfahren
                                                                                • 24.11.2010
                                                                                • 224
                                                                                • Privat


                                                                                #40
                                                                                AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                Vielen Danke fuer den schoenen Bericht und alles Gute nachtraeglich.
                                                                                Bin besonders begeistert dass du den Bericht jeden morgen schon vor 7 Uhr updatest damit ich ihn dann waehrend dem Fruehstueck lesen kann

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Lebt im Forum
                                                                                  • 24.01.2011
                                                                                  • 5056
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                  Zitat von Wildniswanderer Beitrag anzeigen
                                                                                  Der Sonnenaufgang am Morgen ist dann aber ebenso spektakulär, mit lila- rosa gefärbten Wolken und dann den bereits orange leuchtenden, entfernten Bergen, während der Rest der Landschaft noch im Schatten liegt.




                                                                                  Der Sonnenaufgang ist ebenso spektakulär
                                                                                  Wahnsinn!

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Gerne im Forum
                                                                                    • 20.11.2018
                                                                                    • 89
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                    Danke für den tolle Bericht, jede Mittag freue ich mich auf mein "Neuseland" Pause.
                                                                                    Vielleicht schaffe ich es auch einmal dahin.
                                                                                    Die Einladung zu mein Freund der in Takaka wohnt steht schon viel zu lange.
                                                                                    Wie gesagt Danke

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Fuchs
                                                                                      • 25.04.2007
                                                                                      • 1868
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                      Grandiose Landschaften!

                                                                                      Und echt tolle Bilder!!!

                                                                                      Mit was fotographierst du?
                                                                                      Froh schlägt das Herz im Reisekittel,
                                                                                      vorausgesetzt man hat die Mittel.

                                                                                      W.Busch

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Erfahren
                                                                                        • 08.11.2008
                                                                                        • 402
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                        Zitat von paddel Beitrag anzeigen
                                                                                        Grandiose Landschaften!

                                                                                        Und echt tolle Bilder!!!

                                                                                        Mit was fotographierst du?
                                                                                        Seit etlichen Jahren schon mit einer spiegellosen Systemkamera und ebenso wichtig, einem guten Objektiv dazu, 2,8, 12-40. Ausserdem ein Tele 100-300 mm.
                                                                                        http://geraldtrekkt.blogspot.de

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Erfahren
                                                                                          • 08.11.2008
                                                                                          • 402
                                                                                          • Privat


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                                                                                          AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                          Zitat von thedutch Beitrag anzeigen
                                                                                          Danke für den tolle Bericht, jede Mittag freue ich mich auf mein "Neuseland" Pause.

                                                                                          Wie gesagt Danke
                                                                                          Super, das spornt mich an!
                                                                                          http://geraldtrekkt.blogspot.de

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Erfahren
                                                                                            • 08.11.2008
                                                                                            • 402
                                                                                            • Privat


                                                                                            #46
                                                                                            AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                            Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                                                                                            Wahnsinn!
                                                                                            Ja, das waren wirklich fantastische Sonnenaufgänge und die weite Landschaft auf der Ostseite der Südalpen war der perfekte Kontrast zu den fast schon klaustrophobischen Dickichten auf der Westseite.
                                                                                            http://geraldtrekkt.blogspot.de

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Erfahren
                                                                                              • 08.11.2008
                                                                                              • 402
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                              Am nächsten Morgen sieht die Landschaft wieder ganz anders aus, bleibt aber spektakulär!




                                                                                              Am nächsten Morgen

                                                                                              Die Abstiegsroute ist zunächst relativ flach, auf Matten mit kurzem Gras, aber bald schon wird es steil und wie immer in Neuseeland verdeckt das hohe Tussockgras alle Bodenunebenheiten, weshalb mal wieder der eine oder andere Sturz nicht ausbleibt...
                                                                                              Etliche Felsabbrüche sind zu umgehen, aber immerhin komme ich langsam aber sicher voran. Weiter unten wächst dann dichter, unangenehmer Busch, der vor allem in den kleinen Bachtälern fast undurchdringlich ist.


                                                                                              Abstieg ins Rakaia Tal

                                                                                              Schließlich zeigen mir einige rote Pfähle, dass ich auf die Glenfalloch Route gelangt bin. Diese ist allerdings ziemlich zugewachsen, aber immerhin ist das Wandern einfacher als zuvor.
                                                                                              Es ist bereits Mittag, als ich schließlich an den Rakaia gelange. Ich hatte eine mögliche Übersetzstelle schon von oben ausgemacht, mir ist allerdings sofort klar, dass ich hier ohne Packraft nicht rüber komme.
                                                                                              Dann mache ich einen großen Fehler...
                                                                                              Da ich mich am Rangitata sehr unwohl mit dem Rucksack vorne gefühlt hatte, will ich etwas anderes ausprobieren. Dazu muss ich sagen, das dieses kleine Packraft weniger Platz und Befestigungspunkte auf dem Bug hat, als ein "Normales". Ich beschließe also mein Gepäck ins Boot zu legen, und mich dann darauf zu setzen. Doch bevor ich losfahre, will ich einmal Probe sitzen. Dabei denke ich nicht an den Eispickel, an der Seite des Rucksacks. Dieser ist zwar nicht sehr scharf, aber die Bootshaut ist ziemlich dünn und daher macht es gleich pffff und die Luft entweicht aus einem langen Riss!
                                                                                              Jetzt mache ich etwas ziemlich Dummes: Ich denke, ich muss unbedingt noch über den Fluss, bevor das Packraft platt ist, denn das Flickzeug habe ich zu Hause gelassen! Ohne den Rucksack festzumachen, was ich eigentlich getan hätte, lasse ich in Sekunden das Boot zu Wasser, und schwinge mich auf mein Gepäck. Kaum denke ich, dass sich das aber sehr kippelig anfühlt, als ich auch schon im Wasser liege. Glücklicherweise hatte ich ja erst abgelegt, und kann so gerade noch stehen, bekomme Boot und Rucksack zu fassen und wate zurück an Land. Glücklicherweise hatte ich zuvor alles Wichtige wasserdicht verpackt...


                                                                                              Missgeschick am Rakaia

                                                                                              Es ist windig und warm, daher hoffe ich, dass meine Kleidung halbwegs rasch wieder trocken ist. Allerdings wartet das Rakaia Problem immer noch auf eine Lösung...
                                                                                              Ein Stück oberhalb ist auf meiner digitalen Karte eine Hängebrücke eingezeichnet, von der ich hoffe, dass sie auch tatsächlich noch vorhanden ist. Entlang des Ufers bahne ich mir meinen Weg über Felsen und durch dichte Vegetation und erblicke dann tatsächlich die Brücke, puh!


                                                                                              Hängebrücke über den Rakaia

                                                                                              Kurz davor ist allerdings der Ramsay in den Fluss gemündet, ein weiterer tiefer, schneller Gletscherfluss, an dessen Ufer ich bald gelange. Keine Chance ihn zu durchwaten, also beschließe ich flussauf zum Ramsay Lake zu wandern und hoffe, diesen Ursprungssee des Ramsay umrunden zu können.


                                                                                              Am Ramsay Lake

                                                                                              Über eine weite, zum Teil bewachsene Schotterebene gelange ich zur Westseite des Sees und beginne die Umrundung. Bald muss ich aber erkennen, dass die Ostseite so steil abfällt, dass der lose Kies dort wohl unpassierbar ist. Allerdings war mir schon aufgefallen, dass das Wasser am Ausfluss des Gletschersees in den Ramsay nicht besonders tief schien, also laufe ich zurück, um dort mein Glück zu versuchen.
                                                                                              Der Wind treibt hohe Wellen aus dem Gletschersee in den Fluss, aber ich sehe Steine aus dem Wasser ragen und denke, dass es an der Schwelle vom See zum Fluss nicht zu tief ist. Inzwischen ist meine Kleidung auch wieder ziemlich trocken, daher ziehe ich mich komplett aus, um die Durchquerung anzugehen. Natürlich ist das Gletscherwasser eiskalt, dafür aber auch glücklicherweise nur oberschenkeltief, weshalb ich problemlos auf die andere Seite gelange, wo ich erst einmal vor Glück brülle! Nach dem Missgeschick mit meinem Packraft habe ich das große Hindernis des Rakaia nun doch überwunden!
                                                                                              Bald bin ich zurück in der weiten Ebene, wo ich über das mit Schotter und Felsen bedeckte Gelände flussabwärts wandere.


                                                                                              Die Flussebene des Rakaia

                                                                                              Auf der anderen Flusseite erkenne ich jetzt gut Butler Saddle und meine Abstiegsroute.


                                                                                              Butler Saddle und meine Abstiegsroute, rechts zwischen Grat und Schlucht

                                                                                              Nachdem ich den Lauper Stream durchquert habe, gelange ich ein Stück weiter zum Lauper Biwak, einer kleinen Hütte am Talrand.
                                                                                              Der letzte Besuch ist laut Hüttenbuch schon ein knappes Jahr her!


                                                                                              Lauper Biwak

                                                                                              Dennoch gibt es auf einem Regal im Hütteninneren unglaubliche vier Bierdosen, die ich erst einmal kalt stelle!
                                                                                              Später feiere ich dann meinen Geburtstag mit zwei der Büchsen nach, welch ein Genuss!


                                                                                              Geburtstagsgeschenke

                                                                                              Das Packraft halte ich für völlig ungeeignet bei Touren wie ich sie unternehme. Es ist einfach zu leicht und wenig robust, das mag für stehendes Wasser noch halbwegs o.k sein, aber so bald man einen etwas wilderen Fluss damit überqueren will, hat man ein Problem, selbst wenn man nicht so dumme Sachen macht, wie ich heute.
                                                                                              Ich habe keine Lust es weiter mitzuschleppen und glaube auch nicht dass ich ein geflicktes Boot gut verkaufen kann, daher schreibe ich einen Zettel, und wer am Lauper Biwak vorbei kommt, kann es gerne mitnehmen!
                                                                                              Am nächsten Tag laufe ich im Tal des Lauper Stream aufwärts. Zunächst komme ich einfach und schnell im Kiesbett voran, doch bald wird das Tal steiler, ich muss den Bach einige Male durchwaten und Schluchten umgehen. Dabei muss ich mich auch schon Mal etwas durch den Busch kämpfen, aber insgesamt ist das Vorankommen hier viel einfacher als auf der Westseite.


                                                                                              Ich wandere den Lauper Stream hoch

                                                                                              Vor dem Whitcombe Pass, der auf lediglich 1239 m Höhe liegt, flacht das Gelände wieder ab und es geht durch eine recht weitläufige Graslandschaft. Leider regnet es jetzt und Nebel verhüllt die Landschaft teilweise. Dennoch beobachte ich ein Wiesel mit Beute im Fang, offenbar eines der schlimmsten ökologischen Probleme in Neuseeland.


                                                                                              Vor dem Whitcombe Pass

                                                                                              Als der Regen stärker wird, schlage ich bereits gegen Mittag mein Zelt unterhalb des Passes auf. Ich habe wenig Lust auf ein weiteres Regenabenteuer und hoffe, dass ich diesmal nicht überschwemmt werde...
                                                                                              Tatsächlich regnet es kontinuierlich, aber schüttet nicht wie aus Badewannen, daher genieße ich lesend einen ruhigen Nachmittag im Zelt.
                                                                                              Am Morgen ist es ziemlich kühl, so dass ich mit Climalite- und Windjacke aufbreche. In der Nähe des Lagers sehe ich 4 Kea's, die ich aber wieder einmal nicht vor die Linse bekomme...
                                                                                              Zunächst lässt sich der Whitcombe problemlos queren, wird allerdings zunehmend wasserreicher.


                                                                                              Oberlauf des Whitcombe River

                                                                                              Bald tauchen wieder orange Markierungen auf, auch wenn von einem Weg noch keine Rede sein kann. Das Wetter heute verspricht schon bald schön zu werden und der Whicombe hat sich zu einem veritablen Wildwasser entwickelt.


                                                                                              Unquerbares Wildwasser

                                                                                              Ich sehe bereits weit voraus die Gateway Felsen und meine, einen Pfad hoch im Hang zu erblicken. Die orangen Markierungen enden an einem Erdrutsch und ich nehme an, dass ich höher steigen muss. In dem feinen, steilen losen Geröll ist das gar nicht so ohne. Als ich dann an undurchdringlichen Busch gelange, wird mir klar, dass ich falsch bin, und ziehe mich zum Fluss zurück...


                                                                                              Schwierig zu passierender Erdrutsch

                                                                                              The Gateway sind zwei markante, sich gegenüberstehende Felsen. Der Fluss fließt allerdings nicht zwischen den Felsen hindurch, sondern seitlich vorbei.


                                                                                              Gateway

                                                                                              Danach laufe ich wieder auf einem richtigen Pfad, und komme gut voran. Mittags erreiche ich die Neave Creek Hut, wo ich die nassen Sachen von gestern trockne.
                                                                                              Hinter der Hütte geht es viel auf und ab. Immer wieder einmal hat ein Erdrutsch ein Stück des Weges verschüttet. Auf solchen Passagen laufe ich stets "wie auf Eiern".
                                                                                              Cave Camp ist ein großer Überhang mit einer Gedenkplatte für zwei Bergsteiger, die bei einer Expedition zum Mt. Evans in der Umgebung starben.
                                                                                              Nach dem Abzweig zur Wilkinson Hütte wird der Wald deutlich üppiger und ist voller Moos. Leider sind auch hier die meisten großen Bäume längst abgestorben....
                                                                                              Ab 500 Meter Meereshöhe treten Baumfarne auf, es wachsen kleine, blaue Pilze und ich sehe zwei Admiral ähnliche Schmetterlinge.
                                                                                              Ab und zu eröffnet sich ein Blick auf die in der Nähe steil aufragenden Berge, mit Wasserfällen und Gletschern. Toll!







                                                                                              Die schroffen Gletscherberge sind nicht weit

                                                                                              Einen kleinen, aber wild schäumenden Bach überquere ich auf einer Baumstammbrücke. Wie es hier wohl bei Hochwasser aussieht?


                                                                                              Schmaler, reissender Bach

                                                                                              Für kurze Abschnitte laufe ich über die Uferfelsen, was aber erheblich einfacher als zuvor auf der Westseite ist. Meistens führt aber ein Pfad hoch über dem Fluss in die Uferhänge.


                                                                                              Nur selten laufe ich direkt am Ufer

                                                                                              Dabei gelange ich immer wieder an ausgedehnte Erdrutsche. Die Kombination aus häufigem, starken Regen mit dem steilen Gelände macht die Uferhänge ziemlich instabil. Kleine Erdbeben tun dann sicher noch ein Übriges...
                                                                                              Diese Passagen sehen immer ziemlich schwierig aus, sind dann aber glücklicherweise doch ganz gut zu überwinden.


                                                                                              Ausgedehnter Erdrutsch

                                                                                              Nach einem steilen Aufstieg, an dem ich mich mal wieder zum Teil an den Wurzeln hochziehen muss, folgt der ebenso steile Abstieg zum Cataract Creek, an dem teilweise sogar eine Stahlkette zur Sicherung gespannt ist.


                                                                                              Abstieg zum Cataract Creek

                                                                                              An der Mündung in den Whitcombe liegt das flache Schwemmland der Price Flats, wo ich mich in der gleichnamigen Hütte niederlasse.
                                                                                              Bald am nächsten Morgen passiere ich die alte Price Flats Hut, ein Holzgebäude mit Steinboden und Pritschen ohne Matratzen, dass zum Übernachten nicht sehr einladend wirkt.


                                                                                              Die alte Price Flats Hut

                                                                                              Das Gras hier wirkt regelrecht kurz geschoren und schnell erblicke ich auch die Urheber: Rotwild, dass in der Nähe grast. Etwas weiter nimmt dann noch eine andere Hirschkuh vor mir Reissaus, in dem sie laut planschend durch einen Bach davon trabt. 4 rufende Keas fliegen über das Tal, und ein weiterer schöner Morgen kündigt sich an.
                                                                                              Bald verlässt der Pfad den Fluss und verläuft hoch oberhalb von einer eindrucksvollen Schlucht im Hang.


                                                                                              Eindrucksvolle Schlucht

                                                                                              Im Gegensatz zum ersten Besuch am Whitcombe, ist das Wasser nicht mehr schlammgrau, sondern wunderbar gletschergrün.
                                                                                              Erdrutsche eröffnen immer wieder mal schöne Blicke zum Fluss.


                                                                                              Ausblick auf den wilden Whitcombe


                                                                                              Auf schmalen Pfaden in den Uferhängen


                                                                                              Manche der Erdrutsche, die ich passiere, sind wohl schon seit längerer Zeit zur Ruhe gekommen und wieder mit Moos und Gras bewachsen. Von den Rändern dringt der Wald wieder vor.


                                                                                              Alte Erdrutsche werden von der Vegetation zurückerobert

                                                                                              Den Nebenbach Vincent Creek überquere ich auf einer der mir schon gut bekannten 3-Draht Brücken. Anschließend wird das Terrain flacher und ich wandere durch schönen Wald, in dem auch einige große Bäume noch leben.
                                                                                              Frew Creek kann ich bei dem derzeitigen Wasserstand problemlos durchwaten, was bei Hochwasser ganz sicher nicht funktioniert...
                                                                                              Heute sieht die Umgebung der Frew Hut, die mir bei dem Unwetter Zuflucht geboten hatte, ganz anders und regelrecht einladend aus...


                                                                                              An der Frew Hut

                                                                                              An der Hütte mache ich meine obligatorische Schokoladenpause und setze dann den Weg fort.


                                                                                              Frew Hut

                                                                                              Kaum zu glauben, wie sich das mächtig tobende Monster Whitcombe River in einen idyllischen, grünen Fluss verwandelt hat...


                                                                                              Idylle am Fluss

                                                                                              Enthalten grünlich schimmernde Felsblöcke am Ufer Nephrit, die neuseeländische Jade, aus der die Maori Schmuck und Waffen hergestellt haben?


                                                                                              Grünlich schimmernde Felsen

                                                                                              Heute ist die mir inzwischen schon gut bekannte Strecke viel einfacher zu erwandern und die Klettereien über Felsen und an Wurzeln Steilstücke hinauf, machen regelrecht Spass.
                                                                                              Einmal rutsche ich aus, und falle in nesselartige Pflanzen, deren Brennen sehr weh tut, und noch Tage später spürbar ist...


                                                                                              Wurzelkletterei


                                                                                              Über die Uferfelsen

                                                                                              Bei dem jetzigen Wasserstand lässt sich auch der Rapid Creek durchwaten und bald darauf erreiche ich die gleichnamige Hütte, wo ich übernachte. Ausserhalb wimmelt es von Sandfliegen...
                                                                                              Seit vier Tagen habe ich keinen Menschen mehr gesehen, daher bin ich erstaunt, als nach Mitternacht eine Gruppe junger Neuseeländer eintrifft, die eine Wochenendtour unternehmen wollen, und erst spät vom Parkplatz aufgebrochen sind...
                                                                                              Während die Neuankömmlinge noch schlafen, bin ich am nächsten Morgen bereits früh wieder unterwegs.
                                                                                              Schon um 10 Uhr bin ich wieder am Touristenmagnet Hokitika Gorge, die ich mir diesmal auch von oben anschaue. Ganz nett, aber auf meiner Wanderung habe ich viele mindestens ebenso schöne Schluchten gesehen.


                                                                                              Hokitika Gorge

                                                                                              Als ich einem deutschen Vater- Tochter Paar anbiete, sie zu fotografieren, können sie nicht nein sagen, als ich nach einer Mitfahrgelegenheit frage....
                                                                                              Eigentlich sind die beiden per Bus unterwegs, haben sich für heute aber einen Wagen mit Fahrer gemietet!
                                                                                              Nach einem Zwischenstop an einem als Touristenattraktion aufgemachtem Baumwipfelpfad, erreichen wir schließlich, dass mir ja schon gut bekannte Hokitika, wo ich wieder auf den Zeltplatz vom letzten Mal gehe.
                                                                                              Ich habe in den letzten Tagen schon überlegt, wie meine Neuseelandwanderung weiter gehen soll, und beschliesse nun, erst beim nächsten Mal weiter nach Süden zu gehen. Statt dessen will ich noch einmal in den Kahurangi Nationalpark, in dem mir noch viel zu erkunden übrig geblieben ist...
                                                                                              http://geraldtrekkt.blogspot.de

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Erfahren
                                                                                                • 15.12.2012
                                                                                                • 109
                                                                                                • Privat


                                                                                                #48
                                                                                                AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                                Vielen Dank für diesen sehr sehr schönen Neuseeland Bericht

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Alter Hase
                                                                                                  • 30.05.2007
                                                                                                  • 3996
                                                                                                  • Privat


                                                                                                  #49
                                                                                                  AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                                  Ein grandioser Bericht. Die Landschaften sind umwerfend und Dein Schreibstil sehr angenehm zu lesen.
                                                                                                  Vielen Dank

                                                                                                  Ps. Kann es sein, dass der Hase in Post 39 ein Kaninchen ist?
                                                                                                  So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                  A. v. Humboldt.

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Erfahren
                                                                                                    • 08.11.2008
                                                                                                    • 402
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                                    Ps. Kann es sein, dass der Hase in Post 39 ein Kaninchen ist?[/QUOTE]

                                                                                                    Vielen Dank!

                                                                                                    Nein, das ist definitiv ein Europäischer Feldhase. Von denen habe ich auf Neuseeland recht viele gesehen, Kaninchen, die ja in Australien häufig sind, dagegen gar nicht.
                                                                                                    http://geraldtrekkt.blogspot.de

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Fuchs
                                                                                                      • 10.07.2008
                                                                                                      • 2381
                                                                                                      • Privat


                                                                                                      #51
                                                                                                      AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                                      Was für eine großartige Landschaft!!!

                                                                                                      Meist sieht man von NZ ja "nur" die mehr oder weniger überlaufenen Standard-Tracks.
                                                                                                      Das hier ist mal ganz was anderes, irgendwie echter.

                                                                                                      Vielen Dank für´s teilhaben lassen!

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Erfahren
                                                                                                        • 08.11.2008
                                                                                                        • 402
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                                        8. Wiedersehen mit Kahurangi

                                                                                                        In diesem Abschnitt werde ich noch einmal den Kahurangi Nationalpark durchqueren, auf einer sehr schönen Route, die viele Höhepunkte beinhaltet, die ich bei meinen vorhergehenden Wanderungen dort noch nicht gesehen hatte!
                                                                                                        Doch zunächst muss ich eine längere Strecke trampen, um zum Startpunkt dieser Tour zu gelangen.
                                                                                                        Es dauert nicht lange und ein älteres, deutsches Paar nimmt mich mit. Sie sind sehr an meiner Reise interessiert, und ich erfahre, dass der Mann schon einige Male im Kaukasus war, eine Region die ich auch gerne bald bereisen möchte!
                                                                                                        Wir folgen der Westküste zum Paparoa Nationalpark, wo das Ehepaar am Infozentrum Pancake Rocks hält. Eine tolle Gegend, mit üppigstem Grün bewachsene, schroffe Kalkfelsen. Allerdings sind hier auch eine Menge Besucher. Ich laufe ein Stück die Straße weiter und unternehme einen kurzen Abstecher zu einem höhlenartigen Überhang. Schließlich nimmt mich eine sympathische, ältere Neuseeländerin ein Stück weit mit, zu einem Parkplatz, der der Ausgangspunkt für eine Strandwanderung ist. Sie erzählt mir, dass sie früher oft den Strand für sich alleine hatte, wenn sie hierher kam. Seitdem sich aber Bilder von schönen Plätzen rasant im Internet verbreiten, ist es mit der Ruhe hier vorbei, was sie sehr bedauert...
                                                                                                        Es ist zwar allerhand los hier, aber egal ob ich den Daumen raushalte oder Leute direkt anspreche, lange Zeit finde ich niemanden, der mich mitnehmen möchte. Es scheinen aber auch nur Touristen unterwegs zu sein...
                                                                                                        Nach über zweieinhalb Stunden bekomme ich dann aber doch noch einen lift mit zwei jungen Franzosen, die Neuseeland arbeitend und reisend erkunden.
                                                                                                        Mit ihnen gelange ich bis kurz vor Westport, wo eine Straße von der Küste ins Landesinnere abzweigt. Mein Glück hat sich offenbar gewendet, denn schon nach kurzer Zeit hält James, ein etwa 30- jähriger, sportlicher Kiwi. Er erzählt, dass er gerade an einem Marathon durch die Schlucht des Buller River teilgenommen hatte, für den die Straße bis vor kurzem gesperrt war!
                                                                                                        Durch einsame Südbuchenwälder fahren wir nach Murchison, das ich ja bereits kenne!
                                                                                                        James erzählt mir, dass hier im Nordosten der Insel eine ungewöhnliche Trockenperiode herrscht, die zu einem großen Waldbrand in der Richmond Range geführt hat. Sehr ungewöhnlich für das feuchte Neuseeland, der Klimawandel lässt grüssen...Sogar die Hauptstraße musste dort für einige Zeit gesperrt werden!
                                                                                                        Gegen 17 Uhr verlasse ich den Wagen von James am Abzweig der Owen Valley Road. Kaum zu glauben, ich kann noch heute loswandern!
                                                                                                        Durch Weideland folge ich einige Zeit der Schotterpiste, bis ein Wagen hält. Adam, der als Guide in einer Lodge für Fliegenfischer arbeitet, nimmt mich einige Kilometer weit mit, zum Anfangspunkt des Pfads zum Mount Owen. Er erzählt, dass der Fluss eine Art Mekka für Forellenangler sei, die hier über 2000 Dollar pro Tag bezahlen! Seine Kunden seien fast durchweg Ausländer, da die Kiwis lieber auf eigene Faust angeln würden.
                                                                                                        Nachdem Adam mich abgesetzt hat, erscheint er bald wieder. Dummerweise hatte ich meine Kamera im Auto liegen lassen! Ich kann mich gar nicht genug bei Adam bedanken, dass er sie mir wieder bringt!


                                                                                                        Der nette Angelguide Adam

                                                                                                        Ganz in der Nähe schlage ich auf einer Wiese mein Lager auf, morgen geht die Wanderung richtig los!
                                                                                                        Kurz nachdem ich aufgebrochen bin, sehe ich eine für mich neue Tierart in Neuseeland: 2 Stück Sikawild! Diese Hirschart stammt ursprünglich aus Asien, und wurde hier angesiedelt, natürlich mal wieder zu Jagdzwecken...
                                                                                                        Ich muss den Owen River einige Male durchwaten, beim ersten Mal versuche ich das noch von Stein zu Stein hüpfend, lande dabei aber prompt im Wasser, was nicht weiter schlimm wäre, allerdings schwimmt die eine Hälfte eines Wanderstocks davon. Tja, da bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mir gleich an Ort und Stelle einen Ersatz zu schnitzen!
                                                                                                        Bald geht es durch steilen, schönen Südbuchenwald nach oben. Es ist toll nach dem Busch der Westküste mal wieder durch einen richtigen Wald zu laufen!
                                                                                                        Zweimal rutsche ich vom Pfad, glücklicherweise ohne Folgen. Na ja, die Schuhe die ich in Christchurch gekauft habe, besitzen kein besonders gutes Profil...
                                                                                                        Nach fast 900 Meter Aufstieg, erreiche ich einen Grat der Richtung Sunrise Peak verläuft. Die Bäume hier in der Nähe der Waldgrenze sind deutlich niedriger als weiter unten, und ziemlich knorrig.


                                                                                                        In der Nähe der Baumgrenze

                                                                                                        Bald ist von Markierungen kaum noch etwas zu sehen und um zum Grat des Sunrise Peak zu gelangen, muss man ziemlich steil nach oben. Zunächst will ich einen felsigen Absatz erklimmen, entscheide mich dann aber über einen Geröllhang zu traversieren und dann in weniger steilem Gelände aufzusteigen.


                                                                                                        Aufstieg zum Sunrise Peak

                                                                                                        Schließlich bin ich oben auf 1550 Meter und genieße den Ausblick über die zerklüftete Kalkfelslandschaft mit schroffen Zinnen, Einsturztrichtern (Dolinen) und den Eingängen von Höhlen. Unter der Erdoberfläche liegt hier die Bulmer Cavern, mit bisher 64 erkundeten Kilometern das ausgedehnteste Höhlensystem Neuseelands!




                                                                                                        zerklüftete Karstlandschaft am Mount Owen

                                                                                                        Obwohl das abgeflachte Massiv des Mount Owen recht nah erscheint, bin ich noch ziemlich lange unterwegs um in die Nähe des höchsten Gipfels von Kahurangi zu gelangen. Es gibt hier zwar nicht die üblichen orangen Dreiecke, aber meist kann ich den Cairns recht gut folgen, die einen Weg durch das labyrinthische Terrain weisen. Eine herrliche Landschaft bei traumhaftem Wetter!
                                                                                                        Als ich ein Steilstück im Schotter bewältige, lässt sich ein Falke in der Nähe nieder.




                                                                                                        Falke am Mount Owen

                                                                                                        Gegen 16 Uhr schlage ich mein Lager auf knapp 1700 Meter unterhalb des Gipfels auf, in einem kleinen Tümpel gibt es hier das erste Wasser seit dem Owen River!


                                                                                                        Lager unterhalb des Mount Owen

                                                                                                        Schon bald beginne ich die Besteigung des 1876 Meter hohen Berges.
                                                                                                        Obwohl seine felsige Flanke ziemlich steil und schwierig wirkt, ist der Aufstieg problemlos machbar und schon nach einer halben Stunde bin ich oben.
                                                                                                        Weit schweift mein Blick über die umliegende Bergwelt. Im Gegensatz zu den meisten Bereichen über der Baumgrenze in Neuseeland, wo dass hohe, büschelige Tussockgras wächst, ist die Vegetation hier eher rasenartig, und gut zu begehen.





                                                                                                        Das Gipfelplateau ist recht weitläufig und lädt zum Zelten ein. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass es hier bei schlechtem Wetter ziemlich ungemütlich wird und es gibt kein Wasser.




                                                                                                        Auf dem Mount Owen

                                                                                                        Zwar klingen 1876 Meter nicht sehr hoch, allerdings habe ich heute Morgen meinen Aufstieg auf lediglich 356 Meter begonnen!
                                                                                                        Ein Kea quäkt und ich kann schon einen Teil der morgigen Route ausmachen.
                                                                                                        Die Nacht ist frostig kalt, so dass ich sogar meine Climalite Jacke im Schlafsack anziehe! Aber als dann morgens die Sonne erscheint, wird es bald wieder angenehm warm.
                                                                                                        Zunächst laufe ich weglos durch das Karstgelände über einen Pass und gelange dann nach zwei Stunden auf die von der anderen Seite kommende, ausgesteinte Route zum Mount Owen.


                                                                                                        Im Karstgebiet des Mount Owen

                                                                                                        Schließlich führt ein deutlicher Pfad durch ein grasiges Becken zwischen den Kalkbergen langsam tiefer.


                                                                                                        Abschied vom Mount Owen

                                                                                                        Bei 1250 Meter tauchen die ersten Büsche auf, es gibt wieder Markierungen und bald passiere ich die große Granity Pass Hütte.


                                                                                                        Vor der Granity Pass Hütte

                                                                                                        Ich folge dem zunächst trockenen, steinigen Bachbett des Blue Creek durch die dichte Strauchvegetation mit den stacheligen, gelben Blütenständen der "Spaniards" weiter abwärts, bis ich bei 1100 Metern in hohen Südbuchenwald gelange, wo mir mal wieder eine Wekaralle begegnet.


                                                                                                        Wekaralle

                                                                                                        Während meiner Mittagsrast trockne ich Zelt und Schlafsack in der Sonne und steige dann recht steil auf zu einem grasigen Sattel, der eine schöne Aussicht über das Tal des Blue River bietet.


                                                                                                        Blue River Tal

                                                                                                        Die offenen Flächen die der Wald bisher noch nicht zurückerobert hat, weisen auf lange zurückliegende Brände hin.
                                                                                                        Meist führt der Abstieg wie so oft in Neuseeland, sehr steil durch schattigen Buchenwald. Hier kommen mir sogar Wanderer auf dem Weg zur Granity Pass Hütte entgegen, was ja in Neuseeland abseits der Great Walks auch nicht oft vorkommt!
                                                                                                        An offeneren Stellen hängen Köderstationen für Wespen. Man will mit ihnen eingeschleppte Wespenarten bekämpfen, die eine Gefahr für einheimische Insekten und auch vorbeilaufende Wanderer darstellen. Wie häufig in Neuseeland wird auch hierbei mit Gift gearbeitet...


                                                                                                        Wespenbekämpfung

                                                                                                        Am Nachmittag erreiche ich schließlich Courthouse Flat, wohin eine Piste führt. Eine Tafel verrät, dass hier um 1870 eine Ansiedlung von bis zu 250 Goldsuchern bestand. Es wurde allerdings nie viel von dem gelben Metall gefunden, daher zogen die Digger bald wieder weiter...
                                                                                                        Während ich Pause mache, erscheinen sechs junge Männer, die gerade von einer Canyoning Tour zurück kommen, tolle Berge, Höhlen, enge Schluchten, ein wahrer Abenteuerspielplatz hier!
                                                                                                        Ich folge der Piste einige Kilometer und erreiche dann das östliche Ende des Wangapeka Tracks, am gleichnamigen Fluss, dem ich ja schon zu Anfang der Reise von Westen gefolgt war!
                                                                                                        Bald folge ich dem abwechslungsreichen Pfad entlang des glasklaren, grünen Gewässers. Zwar ist der Wasserstand ziemlich niedrig, es gibt aber dennoch tiefe Pools, die zum Baden einladen, wären da nicht Massen von Sandfliegen...



                                                                                                        Am Wangapeka

                                                                                                        Und zu diesem tollen Fluss gehören natürlich auch die Whio- Enten, die ich ja schon einige Male fotografiert habe. Nichts desto trotz sind sie sehr selten!


                                                                                                        Whio Ente
                                                                                                        http://geraldtrekkt.blogspot.de

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Erfahren
                                                                                                          • 08.11.2008
                                                                                                          • 402
                                                                                                          • Privat


                                                                                                          #53
                                                                                                          AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                                          Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                                                                                                          Was für eine großartige Landschaft!!!

                                                                                                          Meist sieht man von NZ ja "nur" die mehr oder weniger überlaufenen Standard-Tracks.
                                                                                                          Das hier ist mal ganz was anderes, irgendwie echter.

                                                                                                          Vielen Dank für´s teilhaben lassen!
                                                                                                          Die Great Walks auf Neuseeland sind ohne Zweifel sehr schön, und erlauben es mit ihrer Infrastruktur auch weniger erfahrenen Wanderern die tolle Landschaft zu genießen. Damit sind natürlich auch Kanalisierungsbemühungen durch Permits und Reservierungen verbunden.

                                                                                                          Ich persönlich schätze sehr die Freiheit des Wanderns, ohne großen Komfort und Sicherheit, aber auch ohne Einschränkungen. Neuseeland ist ein sehr gutes Land hierfür!
                                                                                                          http://geraldtrekkt.blogspot.de

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                            • 30.05.2007
                                                                                                            • 3996
                                                                                                            • Privat


                                                                                                            #54
                                                                                                            AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                                            Vielen Dank für die Aufklärung. Mir sah das Tier etwas sehr grau aus. Zum Glück ist der Feldhase nicht ganz so schlimm invasiv im Vergleich zum Karnickel
                                                                                                            So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                            A. v. Humboldt.

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Erfahren
                                                                                                              • 08.11.2008
                                                                                                              • 402
                                                                                                              • Privat


                                                                                                              #55
                                                                                                              AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                                              Schon am frühen Morgen sind die Sandfliegen ziemlich lästig, aber solang man in Bewegung bleibt, geht es...
                                                                                                              Bald verlässt der Weg den Fluss und verläuft im Hang weiter, wo mir ein Ziegenbock begegnet, der mich bis auf fünf Meter an sich heranlässt. Erstaunlich, da hier auch die Ziegen als Schädlinge gelten und daher bejagt werden.


                                                                                                              Begegnung mit einem Ziegenbock

                                                                                                              Bald beginnt es zu nieseln und ich ziehe schließlich die Regenjacke über. Gegen 9:30 erreiche ich bereits die große King Creek Hütte, die Schlafplätze für 20 Leute bietet. Zu meiner Freude hat jemand ein Paket Haferflocken zurück gelassen, die mir nun ein zweites Frühstück bescheren...
                                                                                                              Ein Stück weiter steht die Cecil King Hütte, ein uriges Holzgebäude, das schon 1937 erbaut wurde. Zwei junge Neuseeländer haben hier übernachtet, allerdings wenig Schlaf gefunden, da es in der Hütte offenbar von Ratten wimmelt...
                                                                                                              Der Wangapeka ist jetzt nur noch ein bescheidener Bach, der durch eine eindrucksvolle Schlucht fließt.
                                                                                                              Meine Mittagspause mache ich dann an der Stone Hut, wo ich einen Neuseeländer treffe, der über die Bigg's Tops gekommen ist, wohin ich als nächstes gehen möchte.
                                                                                                              Als ich weiterwandere treffe ich dann noch einen jungen Tschechen, der bereits zum dritten Mal in Neuseeland ist, und anspruchsvolle, weglose Sachen macht. Die Inseln im Pazifik ziehen mehr Leute in den Bann, als man denkt.
                                                                                                              Schließlich erreiche ich den Wangapeka Sattel, an dem ich vor einiger Zeit die Überquerung der Matiriri Tops begonnen hatte.


                                                                                                              Wangapeka Saddle

                                                                                                              Vom Sattel aus geht es durch schönen Bergwald, mit zunehmend niedrigen Bäumen. Eine Baumart zeichnet sich durch abblätternde Rinde aus, die stellenweise den Boden bedeckt.


                                                                                                              Alpiner Wald

                                                                                                              Bei 1250 Metern erreiche ich die Baumgrenze. Leider ist es ungemütlich grau, windig und es nieselt. Dennoch kann ich die Matiriri Tops gegenüber erkennen, über deren Kamm ich im Nebel gestolpert war. Ich traversiere im Hang, knapp oberhalb der Baumgrenze und steige schließlich zu einem Grat auf.




                                                                                                              Bigg's Tops

                                                                                                              Der Abstieg beginnt zunächst recht flach, folgt dann aber einer steilen Klamm. Eindrucksvoll, die düstere, feuchte Atmosphäre hier! Natürlich rutsche ich auf den nassen Felsen mal wieder aus, allerdings wie meistens, ohne mich dabei zu verletzen.


                                                                                                              Schlucht auf dem Weg ins Karamea Tal

                                                                                                              Weiter unten geht es auch durch offene Flächen, die Ausblicke auf die steilen Berge auf der anderen Seite des Karamea Tals erlauben.


                                                                                                              Schroffe Berge am Karamea

                                                                                                              Eigentlich wollte ich schon längst mein Lager aufschlagen, aber erst kurz vor der Trevor Carter Hütte finde ich einen geeigneten Platz, entscheide mich dann aber doch noch zu der Hütte zu gehen.
                                                                                                              Zu meiner Überraschung erscheinen dann um 21:00 die beiden Jungs, die ich an der Cecil King Hütte getroffen hatte, und beginnen noch groß zu kochen. Kurzerhand baue ich mein Zelt draußen auf, so habe ich meine Ruhe!


                                                                                                              Trevor Carter Hut

                                                                                                              Am nächsten Tag folge ich einem guten Pfad flussaufwärts. Zwar gibt es die Möglichkeit den Fluss über eine Hängebrücke ein Stück von der Hütte entfernt zu überqueren, aber bei dem derzeitigen, niedrigen Wasserstand, ist auch das Durchwaten kein Problem.
                                                                                                              Nachdem ich den Karamea überquert habe, wandere ich durch schönen Buchenwald mit viel Unterwuchs weiter.


                                                                                                              Pilz am Karamea

                                                                                                              Heute sind auch Sonne und blauer Himmel wieder da, und es ist toll an diesem glasklaren Fluss entlang zu laufen. Einmal sichert sogar eine Stahlkette eine Strecke entlang des felsigen Ufers ab, die aber zumindest heute nicht nötig ist.
                                                                                                              An einer schönen Stelle am Fluss lasse ich mich zu meiner Mittagsrast nieder. Das grüne Wasser ist so einladend, dass ich erst einmal ein Bad nehme.


                                                                                                              Der Karamea lädt zu einem Bad ein

                                                                                                              Der weitere Weg führt zunächst meist durch den Wald abseits des Flusses. Ich sehe schöne Baumpilze und begegne dann dem bemoosten Wächter des Waldes...


                                                                                                              Interessanter Baumpilz


                                                                                                              Ist das der Wächter des Waldes?

                                                                                                              Im Wald ist es zwar schön, ich genieße es aber immer wieder ein wenig mehr Aussicht am Fluss zu haben. In dem super klaren, grünen Wasser schwimmen Forellen, die wohl 50 Zentimeter lang sind. Kein Wunder, dass der Karamea als Paradies bei Anglern gilt!


                                                                                                              Karamea bei Niedrigwasser


                                                                                                              Forelle

                                                                                                              Als ich einen Nebenbach über eine Drahtseilbrücke überquere, spiegelt sich mein Schatten im Wasser, sehr cool!
                                                                                                              Bei herrlichem Wetter in diesem schönen Tal, treffe ich den ganzen Tag keinen Menschen!


                                                                                                              Drahtseilakt über einer Schlucht

                                                                                                              Obwohl das Wandern heute einfach ist, bin ich am Nachmittag ziemlich erschöpft. Wahrscheinlich sind die 600 Gramm Essen pro Tag, die ich für diese Etappe habe, einfach zu wenig!
                                                                                                              Um so gelegener kommt mir, als ich in der Crow Hut jede Menge zurückgelassene Nahrungsmittel entdecke! Sogar frische Sachen wie Bananen, Avocados und Limetten sind dabei! Erst nehme ich an, dass die Besitzer abends auftauchen, aber tatsächlich behalte ich die Hütte für mich alleine. Auf der Veranda hängen auch einige zum Trocknen aufgehängte Sachen. Wahrscheinlich waren Angler hier, die mit dem Hubschrauber eingeflogen wurden und dann keine Zeit verlieren wollten, als sie wieder abgeholt wurden.


                                                                                                              Crow Hut

                                                                                                              Später unternehme ich noch einen kleinen Spaziergang. Danach esse ich weiter...Nüsse, Riegel, Chips und Müsli. Paradiesisch, obwohl ich bei weitem nicht alles aufesse!
                                                                                                              Zum Frühstück gönne ich mir eine doppelte Portion Müsli aus den zurückgelassenen Vorräten, und gehe dann mit den frisch gewaschenen, draußen aufgehängten Sachen wieder los...
                                                                                                              Der Pfad verläuft weiterhin gut erkennbar, durch einen zunehmend grasigen Wald.


                                                                                                              Grasiger Wald


                                                                                                              Neu eingekleidet

                                                                                                              Einmal verliere ich kurz den Weg, der hier einem steinigen Hochwasserkanal folgt. Gegen 11 Uhr erreiche ich dann Karamea Bend, wo der Fluss scharf nach Westen abknickt. Ab hier folge ich dem Leslie River, einem kleineren Fluss, an dem es einige schöne, grasige Zeltplätze gibt.
                                                                                                              Während meiner Mittagspause kommt mal wieder einer der zutraulichen South Island Robins ganz dicht an mich heran.


                                                                                                              Interessanter Besuch

                                                                                                              Bald steige ich ziemlich steil aus dem Tal auf. Zeitweise geht es durch dichten Busch, wo ich einmal den Weg verliere, aber bald wieder finde. Es gibt hier stellenweise viel von dem Nesselgewächs, mit dem ich ja schon am Hokitika unangenehme Bekanntschaft gemacht hatte. So sehr ich auch aufpasse, einige Berührungen sind unvermeidbar, die dann tagelanges Brennen nach sich ziehen...


                                                                                                              Eine Nessel, die tagelanges Brennen verursacht

                                                                                                              Etwas später flacht das Gelände etwas ab, und ich wandere durch schönen Bergwald weiter. Ich finde hier etliche braun schimmernde, große Schneckenhäuser, und stoße auf Markierungen einer Fläche, auf der die seltenen Schnecken offenbar erforscht werden. Auf Neuseeland gibt es eine ganze Reihe großer, Fleisch fressender Schneckenarten, die nur hier vorkommen.


                                                                                                              Neuseeland ist die Heimat großer Schnecken

                                                                                                              Bei 1280 Meter endet der Wald und ich steige durch Busch und Grasland weiter auf bis zum Baton Sattel auf 1385 Meter Höhe. Es ist jetzt windig und ungemütlich, das Wetter scheint sich zu ändern.


                                                                                                              Aussicht vom Baton Sattel über die Kämme Kahurangis

                                                                                                              Für den Abstieg gibt es keinen Weg, allerdings ist die Route recht gut mit Pfählen markiert. Dennoch ist das Vorankommen in dem steilen Tussockgrasgelände langsam und schwierig. Natürlich gibt es auch wieder das übliche, stachelige, gelbe Speergrasgewächs.


                                                                                                              Abstieg ins Baton Tal

                                                                                                              Als ich im Tal die dichte Gebüschzone erreiche, treffe ich zu meiner Freude auf einen frisch frei geschnittenen Pfad. Ansonsten hätte mir jetzt noch ein ziemlich mühsamer Kampf gegen den Busch bevor gestanden!


                                                                                                              Frisch frei geschnittener Pfad
                                                                                                              http://geraldtrekkt.blogspot.de

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                • 08.11.2008
                                                                                                                • 402
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                                                                                                                AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                                                Erst gegen 19:30 erreiche ich die kleine Flanagan's Hut, mit Platz für 6 Leute. Das Wetter erscheint mir nach wie vor sehr unsicher und ich habe schon lange keinen halbwegs vegetationsfreien Zeltplatz mehr gesehen, daher bin ich froh, diese Zufluchtsstätte erreicht zu haben.
                                                                                                                Zwar bin ich seit 12 Stunden unterwegs, habe aber nur 20 Kilometer zurück gelegt. Wie immer auf Neuseeland ist die Kombination aus schwierigem Gelände und reichlich Höhenmetern ursächlich dafür, dass ich hier nur relativ geringe Strecken zurück lege. Auch heute bin ich über 1200 Höhenmeter aufgestiegen!
                                                                                                                Wider Erwarten ist das Wetter am nächsten Morgen wieder schön und ich wandere weiter das Baton Tal abwärts, welches zunächst recht flach abfällt. Aber natürlich dauert es nicht lange, bis ich in schwierige Schluchten gelange, wo kleine Kletterpartien und die Bewältigung umgestürzter Bäume auf mich warten.
                                                                                                                Weiter unten sehe ich ein Schild "Gold Claim 8350". Offenbar wurde auch hier nach dem Edelmetall gesucht.
                                                                                                                Schließlich wird der Pfad zu einem Fahrweg der durch halb offenes Gelände mit einigen leckeren Brombeeren führt, die Zivilisation mit einem schönen Holzhaus ist nah!
                                                                                                                Ich durchwate Baton Creek problemlos und gelange zu einem Parkplatz mit einer Infotafel. Hier endet der lange Abstieg, und wird von meiner Wanderung den Ellis Creek aufwärts abgelöst.
                                                                                                                Der kleine Bach fließt in einer sehr malerischen, oft klammartigen Schlucht durch offenen Wald. Einige tiefe Pools laden zum Baden ein, allerdings wimmelt es mal wieder von Sandfliegen! Oft muss ich die Seite wechseln, was nicht ohne nasse Füsse abgeht. Obwohl ich zunächst in der Schlucht bleibe, geht es viel auf und ab, um unzugängliche Abschnitte zu vermeiden.


                                                                                                                Ellis Creek


                                                                                                                Eindrucksvolle Schlucht

                                                                                                                Der Ausstieg aus der Schlucht ist sehr steil, und stellenweise durch eine Stahlkette gesichert. Es geht aufwärts zu einem Grat, dann ebenso steil zurück zum Bach. Schwieriges, langsames Gelände!
                                                                                                                Obwohl ich ja heute bis in die Nähe der Zivilisation gekommen bin, ist dies der dritte Tag, an dem ich keinen Menschen treffe!


                                                                                                                Ellis Creek

                                                                                                                Schließlich schlage ich mein Zelt unter mächtigen Südbuchen auf.
                                                                                                                Am nächsten Morgen folge ich zunächst noch ein Stück dem steinigen Bachbett und steige dann durch den Wald steil auf bis zur Ellis Hut, einer weiteren kleinen Hütte, die ich bereits um 10 Uhr erreiche. Hier endet der Wald und ich wandere zunächst durch ein weites, offenes Hochtal, bis der steile, grasige Anstieg zum Grat des Mount Arthur beginnt.


                                                                                                                Hochtal hinter der Ellis Hut


                                                                                                                Blick zurück ins Tal

                                                                                                                Ich überhole Mutter und Tochter, die in der Ellis Hut übernachtet haben. Die 25-jährige Tochter hat Adventure Sports studiert und arbeitet im Abel Tasman Nationalpark als Kajak Guide.
                                                                                                                Bald erreiche ich den Grat und kann zum Meer sowie zum Mount Owen blicken. Es dauert dann auch nicht mehr lange, bis ich den Gipfel des 1780 Meter hohen Mount Arthur erreicht habe. Es ist Samstag, und die Gegend scheint ein beliebtes Ziel zu sein, daher sind eine ganze Menge Leute hier unterwegs.


                                                                                                                Auf dem Mount Arthur

                                                                                                                Die Landschaft hier ist ebenfalls von hellem Kalkstein geprägt, erreicht für meinen Geschmack aber nicht die Großartigkeit von Mount Owen. Abgesehen davon ist mir hier zu viel los...
                                                                                                                Der Flora Car Park ist nicht weit entfernt, daher gelangen auch Leute die nur eine kurze Wanderung machen wollen, recht einfach hierher.
                                                                                                                Ich beschließe schnell die Pfade zu verlassen und die direkte Abstiegsroute vom Berg sieht machbar aus.
                                                                                                                Ein Stück weit folge ich einem rasiermesserscharfen Grat, dann gelange ich über glatte Platten und Geröll langsam nach unten, stets nach der am wenigsten steilen Route Ausschau haltend. Das Terrain wird aber zunehmend schwieriger und ich bin mir keineswegs sicher, ob ich nicht irgendwann den Rückzug antreten muss, weil ich an einen unüberwindbaren Absturz gelange. Aber alles geht gut, das Gelände flacht wieder ab, und ich laufe weglos weiter durch die kurzrasige Landschaft.


                                                                                                                Wegloser Abstieg von Mount Arthur


                                                                                                                Im Horseshoe Basin gelange ich auf den Pfad zur Gordon's Pyramid, einem weiteren Gipfel der aus der für Neuseeland ungewöhnlichen Plateaulandschaft aufragt.


                                                                                                                Zur Gordon's Pyramid

                                                                                                                Zu meiner Überraschung kommt beim Anstieg zu dem Berg innerhalb von Minuten Wind auf, der Nebel heran trägt, welcher bald die Gegend verschleiert!
                                                                                                                Ich steige ab in einen knorrigen Buchenwald voller bizarrer Kalkfelsen und tiefer Dolinen. (Einsturztrichter im Kalkgestein).
                                                                                                                Schließlich gelange ich ins Sphinx Valley, mit trockenen, offenen Hängen eine weitere, für Neuseeland ungewöhnliche Landschaft.




                                                                                                                Sphinx Valley

                                                                                                                Nachdem ich im nassen Gras mein Lager aufgeschlagen habe, unternehme ich einen Spaziergang in das enge Seitental zu einer Höhle, aus der ein Bach fließt. Leider ist meine Stirnlampe nicht mehr hell genug, so dass ich nur ein kurzes Stück erkunden kann.


                                                                                                                Sphinx Cave


                                                                                                                Am Morgen ist es noch sehr dunstig und nass, daher ziehe ich meine Regenhose über, um nicht von dem hohen Gras sofort total durchnässt zu sein.
                                                                                                                Bald erreiche ich die Salisbury Lodge, eine große, komfortable Hütte. Ein Solarpanel treibt bei der Toilette einen Rotor an, der bewirkt, dass sich der Kompost schnell zersetzt, und keine Gerüche entstehen, echt ausgeklügelt!
                                                                                                                Eine Gruppe von Höhlenforschern hat hier übernachtet und will zur Sphinx Cave. Sie erzählen, dass bereits 7 Kilometer der Höhle erkundet seien, und weitere Gänge der Erforschung harren!
                                                                                                                Ich wandere durch die weite Landschaft der Mount Arthur Tablelands, die von niedrigen Bergbuchenwäldern und ausgedehnten Grasflächen geprägt wird. Langsam lichtet sich der Morgendunst.


                                                                                                                Langsam hebt sich der Nebelschleier

                                                                                                                Dann treffe ich einen älteren Mann und zwei Frauen. Der Typ kommt mir irgendwie bekannt vor, und bald dämmert es mir: Er hatte mir nach meiner ersten Kahurangi Wanderung einen Lift zurück nach Takaka gegeben. So klein ist die Welt!


                                                                                                                Ein bekanntes Gesicht

                                                                                                                So langsam erscheinen jetzt auch Sonne und blauer Himmel wieder, ein toller Morgen!







                                                                                                                In den Mount Arthur Tablelands

                                                                                                                Ich passiere die Balloon Hut, ebenfalls komfortabel und mit Gaskocher ausgestattet. Für solche Hütten muss man drei der vorab erworbenen Hüttentickets hinlegen!
                                                                                                                Im 19. Jahrhundert hatten Goldsucher hier ihre Basis, die die Hänge mit einem teilweise noch heute sichtbarem Grabensystem durchfurcht haben.
                                                                                                                Ein kurzer Abstieg führt mich zum Lake Gibb, der von drei Seiten von Bergen umgeben ist. Während meiner Mittagspause hier, trockne ich Zelt und Schlafsack.
                                                                                                                Ich steige auf zu einem Kamm, von dem aus ich bereits das große Cobb Reservoir erblicke, und wandere dann lange bergab durch den Bergwald, bis ich schließlich den Stausee erreiche, zu dem eine Schotterstraße führt.
                                                                                                                Glücklicherweise berühre ich die Piste nur kurz und wandere dann auf schönem Pfad in das weite, flache, grasige Cobb Valley hinein.
                                                                                                                Für mein Nachtlager beziehe ich die Chaffey Hut, eine alte, rustikale Holzhütte, die heute von einem Verein unterhalten wird.


                                                                                                                Cobb River Valley


                                                                                                                Chaffey Hut

                                                                                                                Da es noch früh ist, unternehme ich einen ausgedehnten Abendspaziergang in das Tal hinein. Hier auf lediglich 900 Meter ist es angenehm warm und einfach herrlich, unter dem wolkenlosen Abendhimmel dahin zu schlendern.
                                                                                                                Zurück bei der Hütte ist ein weiterer Besucher erschienen, Rob, ein Amerikaner der nach Neuseeland ausgewandert ist und seit 5 Jahren hier lebt. Er ist Jäger und will versuchen, einen Rothirsch zu erlegen.
                                                                                                                Am nächsten Morgen wandere ich weiter, das Cobb Tal aufwärts. Nach einigen Kilometern gelange ich an ein historisches Zeltcamp. In den 30'er Jahren diente es als Stützpunkt für Rotwildjäger, und bestand lediglich aus einer Holzkonstruktion über die eine Leinwand gespannt wurde. Erst in den 50'er Jahren wurde das massive Hüttenbauprogramm verwirklicht, dem Neuseeland seine unzähligen, rustikalen Unterkünfte in der Wildnis verdankt. Ursprünglich dienten sie alle der Reduzierung des Rotwilds, die Nutzung durch die Wanderer kam erst später.
                                                                                                                Bereits um 9:40 erreiche ich die kleine Cobb Hut, und beschließe eine Rundwanderung zu unternehmen, da ich genügend Zeit habe. Ich lasse meinen Rucksack in der Hütte zurück und steige auf einem Pfad aufwärts durch den Wald zum malerisch gelegenen Cobb Lake.


                                                                                                                Cobb Lake


                                                                                                                Libelle

                                                                                                                Am Seeende verliert sich der Pfad kurz im Wald, taucht aber bald wieder auf. Unbeschwert vom Rucksack und eher langsam dahinschlendernd, beobachte ich viel mehr Vögel als normalerweise, darunter einige an Goldhähnchen erinnernde, grau- grüne Exemplare.
                                                                                                                Schließlich gelange ich aus dem Wald und steige einen Grashang steil empor zum kleinen, von schroffen Berghängen umgebenen Round Lake.
                                                                                                                Vom See wandere ich weglos den steilen Grashang empor zu einem Kamm, dem ich dann lange folgen kann. Obwohl in keiner Karte eingezeichnet, scheint das eine beliebte Route zu sein, denn ich stoße auf einen Pfad. Ich kann meine Blicke frei schweifen lassen, bis zu den Dragon's Teeth, an denen ich mir ja zu Anfang der Reise die Zähne ausgebissen hatte und dem großen Island Lake, zu dem kein Weg führt.


                                                                                                                Island Lake

                                                                                                                Zu meiner Überraschung kommt mir bald ein älteres Paar aus Nelson entgegen, dass am Island Lake gezeltet hat, und offenbar sehr erfahren ist, was weglose Touren in Neuseeland angeht!
                                                                                                                Auf dem Gipfel des Mount Gibb habe ich mit 1645 m den höchsten Punkt dieser tollen Gratwanderung erreicht, und kann bereits einen großen Teil der morgigen Route ausmachen. Ich folge dem Kamm weiter abwärts, der vor dem Mount Xenicus felsig und ausgesetzt wird.


                                                                                                                Aussichtsreicher Kamm

                                                                                                                Schließlich beginne ich den langen Abstieg, der mich zurück zum Cobb Lake führt.
                                                                                                                Nachdem ich meinen Rucksack geborgen habe, wandere ich noch empor zur Fenella Hut, eine große, moderne Hütte mit schöner Aussicht. Mir sind dort zu viele Leute, daher gehe ich ein Stück weiter und schlage mein Zelt auf.
                                                                                                                http://geraldtrekkt.blogspot.de

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                  • 08.11.2008
                                                                                                                  • 402
                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                  Der nächste Tag bringt wieder traumhaftes Wetter. Ich kann mein derzeitiges Neuseeland- Glück kaum fassen!
                                                                                                                  An der Fenella Hut ist der Pfad Richtung Waingaro Peak ausgeschildert, und es geht durch den Bergbuchenwald aufwärts, gefolgt von einer langen Grashangtraverse um die spitzen Zacken des Bergs herum. Laut Karte endet der Pfad bald, tatsächlich gibt es als ich den Kamm erreiche, eine mit einigen Cairns versehene, gut zu erkennende Route.






                                                                                                                  Gratwanderung zum Kakapo Peak

                                                                                                                  Der Kakapo Peak ist der höchste Punkt des Grates, allerdings führt die Route nicht über den Gipfel, sondern durch den Schutt in der Flanke des Berges.
                                                                                                                  Wie meistens bei Touren auf so einem Aussichtsbalkon, läuft man keineswegs über flaches Terrain, sondern im häufigen Auf- und Ab bewältigt man zahlreiche Höhenmeter. Manchmal ist der Grat auch zu schroff, so dass ich seitlich traversieren muss. Immerhin habe ich bei diesem schönen Wetter keine Orientierungsprobleme.


                                                                                                                  Zerklüfteter Grat

                                                                                                                  Nachdem ich zu einer weiteren felsigen Erhebung auf etwa 1600 Meter aufgestiegen bin, sehe ich entfernt bereits den kleinen Lonely Lake.


                                                                                                                  Lonely Lake vor der Kulisse der Douglas Range

                                                                                                                  Schließlich steige ich vom Grat in den Bergbuchenwald ab, wo ich auf einen guten Pfad stoße. Schon um 15:00 erreiche ich die kleine Lonely Lake Hut. Hier treffe ich auf Michael, einen australischen Architekten, der die Dragon's Teeth Route in zwei Tagen gemacht hat. Er hatte dafür perfektes Wetter, stuft die Tour aber als sehr hart ein!


                                                                                                                  Lonely Lake Hut

                                                                                                                  Ich baue mein Zelt in der Nähe auf, lese und schreibe. Später breche ich noch zu einem Abendspaziergang zum Grat oberhalb des Sees auf. Dort ragt der "Drunken Sailor" in die Höhe, ein zur Seite abgekippter, markanter Felsberg, hinter dem die morgige Gratroute beginnt.


                                                                                                                  Drunken Sailor

                                                                                                                  Von hier oben kann ich die ganze Dragon's Teeth Route überblicken, bis zum Yuletide, auf dem ich ja bereits vor Wochen gestanden habe. Von hier sieht die Route nicht mehr so furchteinflößend aus...


                                                                                                                  Die Drachenzähne, hinten rechts der Yuletide

                                                                                                                  Zurück über dem Lonely Lake genieße ich die ruhige Abendstimmung, die lediglich durch das Meckern von Ziegen unterbrochen wird. Ich bin ziemlich traurig, denn so langsam geht die Reise zu Ende...
                                                                                                                  Neuseeland war teilweise hart, aber toll, und ein Tag wie heute, bei perfektem Wetter auf einer fantastischen Gratroute entschädigt für Vieles!


                                                                                                                  Abendstimmung am Lonely Lake

                                                                                                                  Am nächsten Morgen breche ich früh wieder auf, traversiere im Hang um den Drunken Sailor und setze meinen Weg auf dem Grat über dem Anatoki Tal fort. Auf der anderen Seite des Tals liegt die Route, die ich vor Wochen zum Adelaide Tarn genommen hatte. Zunächst ist es etwas bewölkt, bald aber wandere ich wieder unter einem herrlich, blauen Himmel. Zunächst ist der Weg recht einfach und mit Cairns markiert.


                                                                                                                  Über dem Anatoki Tal

                                                                                                                  Auf einem Buckel enden die Steinmarkierungen und ich wandere weglos durch recht offenen Wald ein Stück tiefer, bevor ich zurück zum Grat aufsteige. Dieser ist jetzt felsig und stellenweise von dichtem Busch bewachsen, so dass das Vorankommen deutlich schwieriger als gestern ist.
                                                                                                                  Schließlich erklimme ich eine letzte Erhebung mit 1475 Meter Höhe. Von hier muss ich steil in ein Seitental des Anatoki absteigen. Ich versuche die beste Route nach unten zu identifizieren. Statt direkt abzusteigen, traversiere ich im Hang, unterhalb des südlichen Grats, teilweise durch unangenehm loses Geröll noch ein Stück weiter.


                                                                                                                  Steiler Abstieg

                                                                                                                  Schließlich schlage ich dann aber die direkte Route in den Wald ein. Da das Terrain sehr steil ist, rechne ich mit Umwegen entlang von Steilabstürzen, muss aber nur einmal etwas ausweichen und gelange erstaunlich einfach ins Tal, wo ich auf den mir ja schon bekannten Weg zum Lake Stanley stoße.
                                                                                                                  Hier treffe ich bald Matt, einen Australier, der auf Norfolk Island lebt, einer winzigen Insel, die von den Nachfahren der "Meuterei auf der Bounty" bewohnt wird!
                                                                                                                  Nach weiteren zwei Stunden habe ich die Anatoki Forks Hütte erreicht, wo ich mich einrichte. Ich bin sehr hungrig und erschöpft. Auf diesem Abschnitt der Wanderung habe ich definitiv zu wenig gegessen!
                                                                                                                  Später erscheint Dave, ein Neuseeländer der es geschafft hat, vom Vermieten seiner Häuser zu leben, und daher ohne zeitliches Limit mit Mountainbike, Kajak und Wanderschuhen umherstreift, nicht schlecht!
                                                                                                                  Am nächsten Morgen folge ich dem Anatoki abwärts, zunächst in Bachnähe, dann hoch oberhalb der Schlucht. In den Seitentälern ist jetzt viel weniger Wasser, als beim letzten Mal.


                                                                                                                  Hoch über der Anatoki Schlucht

                                                                                                                  Schön, wie die Morgensonne Farne und Baumfarne beleuchtet.


                                                                                                                  Im Morgenlicht


                                                                                                                  Baumfarn

                                                                                                                  Nach 16, 5 Kilometern habe ich die Piste erreicht, und bald nimmt mich ein freundlicher Handwerker mit nach Takaka, wo ich den Rest des Tages mit Wäsche waschen, etc. verbringe. Vor allem aber esse ich mich mal wieder satt!
                                                                                                                  Diese Kahurangi Durchquerung war sicher die Schönste der drei Touren hier. Der zweitgrößte Nationalpark Neuseelands bietet wirklich tolle Wandermöglichkeiten!
                                                                                                                  http://geraldtrekkt.blogspot.de

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                    • 08.11.2008
                                                                                                                    • 402
                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                    #58
                                                                                                                    AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                                                    Abschluss auf dem Queen Charlotte Track


                                                                                                                    Queen Charlotte Track

                                                                                                                    Als vorerst letzte Tour in Neuseeland laufe ich den Queen Charlotte Track, eine bekannte Küstenwanderung, die zu den "Great Walks" zählt, obwohl ein Teil des Wegs wegen Waldbrandgefahr gesperrt ist...
                                                                                                                    An der i-site in Takaka hatte ich bereits gestern den Bus nach Picton gebucht, der morgens zu sehr früher Stunde noch in der Dunkelheit abfährt. In Nelson habe ich etwas Aufenthalt, bevor der Intercity Bus zur Nordinsel abfährt. Gegen Mittag erreiche ich schließlich Picton, einen netten Touristenort, von dem die Fähren zur Nordinsel ablegen, weshalb hier ziemlich viel los ist.
                                                                                                                    In der hiesigen i-site erfahre ich, das ein Teil des Queen Charlotte Tracks wegen der noch immer akuten Waldbrandgefahr gesperrt ist. Das hält mich aber nicht davon ab, einen Besucherpass für 12 Dollar zu kaufen. Da der Weg zum Teil durch privates Land führt, muss hier tatsächlich eine Art Eintrittsgebühr gezahlt werden, ungewöhnlich für Neuseeland!
                                                                                                                    Ausserdem kaufe ich ein Ticket für das Boot nach Ship Cove, einer Bucht die der Startpunkt des Queen Charlotte Track ist. Es gibt auch direkte Verbindungen, aber bereits in einer halben Stunde legt das Postboot ab, das die nur auf dem Seeweg erreichbaren, verstreuten Häuser in dem verschlungenen Buchtenlabyrinth versorgt.


                                                                                                                    Mit dem Postboot durch den Queen Charlotte Sound

                                                                                                                    Auf dem Oberdeck genießen ausser mir noch eine ganze Reihe anderer Touristen die Wasserwelt aus der steile, üppig begrünte Hänge ragen. Wenn die Sonne erscheint, nimmt das Wasser eine tolle, türkise Farbe an.


                                                                                                                    Grünes Wasser, üppiger Wald


                                                                                                                    Nur auf dem Seeweg erreichbar

                                                                                                                    Nach über drei Stunden erreichen wir die Bucht Ship Cove, wo wir an Land gehen. Hier hat der berühmte Entdecker James Cook Neuseeland erreicht, und auf drei Fahrten mehrere Monate verbracht, wobei es zu intensiven Kontakten mit den ortsansässigen Maori kam. Leider kann man auch sagen, dass dies der Beginn des Niedergangs von Maorikultur und Tierwelt der Inseln war...


                                                                                                                    Ship Cove ist historisch bedeutsam

                                                                                                                    Ich bin der einzige Passagier, der hier das Boot verlässt, um den 72 Kilometer langen Weg zu erwandern.
                                                                                                                    Eine Informationstafel informiert über alles Wissenswerte und die Infrastruktur des Wegs, der auch den Beginn des Te Araroa auf der Südinsel darstellt.


                                                                                                                    Infotafel

                                                                                                                    Es nieselt leicht, dennoch breche ich bald in den fast tropisch anmutenden Wald voller Baumfarne auf, in dem die Zikaden das passende Konzert liefern. Der Weg ist breit und stellenweise etwas schlammig, aber sehr gut zu laufen.


                                                                                                                    Tropisch anmutender Wald

                                                                                                                    Es geht bergauf zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man eine vorgelagerte Insel überblicken kann. Da sie inzwischen wieder raubtierfrei ist, gilt sie als Refugium für auf dem Festland ausgestorbene Vogelarten.


                                                                                                                    Zufluchtsort für seltene Vogelarten

                                                                                                                    Ich habe noch genug Zeit, daher schlage ich schon bald mein Zelt in der Schoolhouse Bay auf, einem Zeltplatz an dem ausser mir lediglich ein holländisches Paar campt.
                                                                                                                    Nachdem ich einen kurzen Strandspaziergang unternommen habe, unterhalte ich mich mit Yvonne und Jasper, die mit einem Mietkajak die Wasserwelt erkunden. Während dessen versucht ein Weka immer wieder etwas von ihren Sachen zu entführen!
                                                                                                                    Als ein fantastischer Sonnenuntergang die Bucht färbt, führen sie eine akrobatische Übung vor, toll!




                                                                                                                    Sonnenuntergang in der Schoolhouse Bay

                                                                                                                    Der nächste Morgen beginnt mit Wolken und einer eher düsteren Stimmung. Ich laufe landeinwärts zu einem Sattel, von dem aus ich die bergige Halbinsel auf der der Track verläuft, teilweise überblicken kann.
                                                                                                                    Man sollte sich nicht täuschen: Obwohl der Queen Charlotte Track nie weit von der Küste entfernt ist, sind doch etliche Höhenmeter zu überwinden!
                                                                                                                    Von dem ursprünglichen Wald ist leider wenig übrig geblieben, meist läuft man durch dichtes Buschland.


                                                                                                                    Dunstiger Morgen

                                                                                                                    Der Weg führt um das Endevour Inlet herum, wo etliche Häuser an die Bucht grenzen, darunter auch Luxusunterkünfte wie die Fourneaux Lodge. Interessante Tafeln verraten, dass ein privater Verein hier versucht, den Wald zu renaturieren, ein sicher langwieriges und mühsames Unterfangen...
                                                                                                                    Immerhin gibt es noch einen gigantischen Rimu-Baum, etwas abseits des Hauptweges.
                                                                                                                    Die Samen eines Baums werden heute nur noch von einer großen Taubenart verbreitet, alle anderen auf große Früchte spezialisierten Vogelarten sind ausgestorben!
                                                                                                                    Wohl auf Grund der Waldbrandwarnung sind nur wenige Wanderer unterwegs, dennoch ist hier für meinen Geschmack mit Booten und Wochenendhäusern viel zu viel los...
                                                                                                                    Nichts desto Trotz sehe ich einmal ein Stück Rotwild!
                                                                                                                    Am Kenepuru Sattel beginnt die Wegsperrung, die ich aber ignoriere, immerhin hat es gestern ein wenig geregnet und ich mache ja kein Feuer.


                                                                                                                    Gesperrt wegen Waldbrandgefahr

                                                                                                                    Der Weg führt jetzt über Privatgrundstücke, die oft mit angepflanzten Kiefern bestanden sind. Auf der Bootstour gestern hatte ich erfahren, dass man wie immer auf Neuseeland, auch diese nicht einheimische Art vergiftet und so versucht den einheimischen Baumarten mehr Raum zu geben.
                                                                                                                    Etliche Schilder weisen auf einen besonderen Ausblick hin, zu dem dann ein Seitenpfad führt.


                                                                                                                    Der Weg führt auch über Privatland

                                                                                                                    Eatwell's Lookout mit Bänken und Tischen bietet in der Tat einen sagenhaften Ausblick über Berge und Buchten der Marlborough Sounds. Auch das Wetter ist jetzt wieder sehr schön!


                                                                                                                    Eatwell's Lookout


                                                                                                                    Ein Stück weiter, auf dem Bay of Many Coves Zeltplatz, schön auf dem bewaldeten Kamm gelegen, schlage ich mein Lager auf. Es gibt hier sogar ein Waschbecken und einen offenen Unterstand. Dennoch bin ich der Einzige, der hier übernachtet, die Wegsperrung bewirkt, dass ich einen Zeltplatz für mich alleine habe!
                                                                                                                    Als ich am nächsten Morgen frühstücke, beginnt es zu regnen und hört auch nicht mehr auf! Der erste Regen seit zwei Monaten in dieser Gegend! Ich schlafe wieder ein und lese im Smartphone.
                                                                                                                    Als ich gegen 13 Uhr dann doch aufbrechen will, treffe ich Josh, einen 27-jährigen Kanadier der in Calgary als Fahrradkurier lebt. Er hat schon die drei großen Wege in den USA gemacht und den Pacific Northwest Trail. Hier in Neuseeland läuft er den TeAraroa. Seine Ausrüstung ist noch viel leichter als meine! Josh ist ein interessanter Gesprächspartner und so laufen wir zusammen durch den Regen. Die Kammroute ist sicher schön, aber davon sehen wir bei dem Wetter nicht allzu viel. Da es weiter regnet, beschließen wir in Portage Bay in einem Backpacker's zu übernachten, was Josh mit dem Handy bucht. Tatsächlich sind wir dort die einzigen Gäste und können den Komfort der warmen, trockenen Wohnung genießen.


                                                                                                                    In unserer Unterkunft

                                                                                                                    Später essen wir noch Fish and Chips in einem Restaurant am Meer, wo uns die nette Besitzerin zu einem Glas Wein einlädt!
                                                                                                                    Nach dem Frühstück am nächsten Morgen verabschiede ich mich von Josh, der erst später starten will und wandere zurück zum Torea Saddle. Das Wetter ist wieder schön, und dementsprechend sind eine Menge Tageswanderer unterwegs, zu viele für meinen Geschmack!
                                                                                                                    Der Weg führt weiter über den Kamm und gewährt jetzt auch Blicke auf die Buchten im Norden der Halbinsel.


                                                                                                                    Kenepuru Sound

                                                                                                                    Es gibt hier Bänke und Klohäuschen und auch die Straße ist nie sehr weit entfernt. Der ursprüngliche Wald ist hier weitgehend durch undurchdringlichen Busch ersetzt. Einmal beobachte ich eine Familie von Haubenwachteln, natürlich auch ursprünglich hier nicht beheimatet...


                                                                                                                    Wachtelfamilie

                                                                                                                    Am Grove Arm, kurz vor Ende der Wanderung, gelange ich dann doch noch einmal durch ein schönes Waldgebiet, was schon seit 1903 unter Naturschutz steht.
                                                                                                                    Der Queen Charlotte Track ist für mich der am wenigsten attraktive Weg, den ich in Neuseeland gelaufen bin. Zu wenig ursprüngliche Natur, zu viel Zivilisation, zu viel Infrastruktur und Leute. Natürlich sind die Ausblicke über die türkisgrünen Buchten toll, das war es dann aber schon fast...
                                                                                                                    Aber als Abschlusswanderung die gut kalkulierbar und erreichbar ist, kommt der Weg natürlich durchaus in Frage.
                                                                                                                    In Anakiwa, dem Endpunkt der Wanderung, nimmt mich gleich das erste Auto mit, als ich den Daumen raushalte. Ein älteres, englisches Paar ist auf dem Weg nach Picton.
                                                                                                                    Bevor ich nach Christchurch fahre, von wo ich nach Hause fliege, verbringe ich noch einen Tag in Kaikoura, dem Ort, der mir auf der Busfahrt nach Nelson, am ersten Tag in Neuseeland so gut gefallen hatte.
                                                                                                                    Vor drei Monaten waren die Gipfel der bis zu 2600 Meter hohen Kaikoura Range noch schneebedeckt, und jetzt liegt bereits wieder der erste Schnee auf dem Gebirgskamm, ein toller Kontrast zum Grün des Ozeans!


                                                                                                                    Kaikoura Range

                                                                                                                    Es gibt hier unzählige touristische Angebote, darunter auch Walbeobachtungstouren, aber ich ziehe es vor den Strand zu Fuß zu erkunden. Ein Pfad führt über eine recht schöne, straßenlose Halbinsel.


                                                                                                                    Ich wandere um eine Halbinsel

                                                                                                                    Ich bestaune eine Robbenkolonie und schließlich habe ich die Besuchermassen hinter mir gelassen.


                                                                                                                    Robben


                                                                                                                    Der schöne Strand von Kaikoura

                                                                                                                    Als ich schließlich von Christchurch abfliege, konnte ich mir kaum vorstellen, dass der Ort nur zwei Wochen später in die weltweiten Schlagzeilen gerät, als ein rechtsradikaler Terrorist 51 Menschen ermordet und unzählige weitere verletzt...

                                                                                                                    Mir haben die drei Monate auf der neuseeländischen Südinsel sehr gut gefallen, und ich werde bestimmt die Durchquerung der Insel eines Tages fortsetzen...
                                                                                                                    http://geraldtrekkt.blogspot.de

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      • 81
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                                                      Wirklich hinreißender Reisebericht. Vielen Dank für das Mitnehmen. Dein Schreibstil ist echt klasse, man hat richtig ein bisschen das Gefühl, selber in NZ gewesen zu sein, das in Kombination mit den Bildern!
                                                                                                                      Sicher für dich kein einfacher Abschied gewesen, nach vielen Monaten wieder abzureisen.

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                        • 19.06.2014
                                                                                                                        • 2101
                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                        Zitat von Wildniswanderer Beitrag anzeigen


                                                                                                                        Interessanter Baumpilz
                                                                                                                        Das sieht doch extrem verdächtig nach einem Ästigen Stachelbart aus.
                                                                                                                        https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84stiger_Stachelbart

                                                                                                                        Es wäre interessant zu wissen, ob sie autochton im australischen/antarktischen Florenreich sind, oder eingeschleppt aus Europa.

                                                                                                                        Bei den Forellen in den Bächen, wäre ich wohl kaum weiter gekommen sondern hätte dauernd das angeln probiert.
                                                                                                                        Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Erfahren
                                                                                                                          • 05.05.2017
                                                                                                                          • 112
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                                                          Vielen Dank für deinen tollen Reisebericht und Hut ab vor deinen Leistungen.

                                                                                                                          Wir waren bei dem schrecklichen Terroranschlag in Christchurch und sind am Tag danach zufällig fast am Platz des Anschlages vorbeigelaufen. Alles abgesperrt und menschenleer. Total surreal. Da sieht man, was der Hass aus Menschen macht.
                                                                                                                          Ein Abenteuer ist es nur, wenn es schief geht.

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            Fuchs
                                                                                                                            • 10.07.2008
                                                                                                                            • 2381
                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                            AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                                                            Noch einmal vielen Dank für deinen ganz wunderbaren Bericht mit tollen Bildern und herrlichen Landschaften!

                                                                                                                            Sollte ich bei Renteneintritt noch fit genug sein ... Vorher komme ich in unserem Winter hier nicht weg.
                                                                                                                            Aber man braucht ja auch langfristige Pläne

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              Alter Hase
                                                                                                                              • 30.05.2007
                                                                                                                              • 3996
                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                              #63
                                                                                                                              AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                                                              Noch mal vielen Dank für den genialen Bericht. Ich war sehr gefesselt und Nz steht wieder etwas weiter oben auf meiner zu erledigenden Reiseliste
                                                                                                                              So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                                              A. v. Humboldt.

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                • 08.11.2008
                                                                                                                                • 402
                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                #64
                                                                                                                                AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland

                                                                                                                                Noch mal vielen Dank für alle netten Kommentare!
                                                                                                                                http://geraldtrekkt.blogspot.de

                                                                                                                                Kommentar