• danobaja
    Alter Hase
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    [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

    hi leute,

    ich bitte vor allem die grottenschlechte qualität der bilder zu entschuldigen. ich hatte die vor vielen jahren mal in einer notsituation ultraschnell und superschlecht gescannt und die originale zerstört. auch die nachbearbeitung hat in meinen augen nicht viel gebracht, etwas besser sind die farben und der kontrast geworden, aber die qualität ist einfach übel.

    der 2. punkt in dem ich um nachsicht bitten muss ist der text. ich finde meine aufzeichnungen nicht mehr und mein gedächtnis ist ungefähr so gut wie die qualität der bilder. also ihr könnt euch nicht exakt auf daten und zahlen verlassen. ich schreib das so gut ichs weiss, und wenn ich von meinem partner noch irgendwann mal sein tagebuch (wenn ers findet....) bekomme, dann ergänze ich noch und korrigiere. also seid gewarnt vor meinem bergsteigerlatein!



    es war 1988 und kribbelte wieder einmal überall. ich wollte bissl höher hinaus, argentinien liebe ich seit meinem ersten besuch 1982, und so wurde der aconcagua das ziel. die einzigen beiden von meinen, wirklich ausgezeichneten, bergkameraden in bayern die mitkommen wollten, die konnten nicht. sie waren auch eher technisch drauf und mehr an den steilen eisflanken in peru interessiert. leider waren sie aber gerade mit meinem ausgeliehenen zelt und kocher dort gewesen, und ganz klassisch, nach der tour komplett pleite. was, blieb?

    nur der eine! aber die tour war ja eh ohne ski, also hatte ich den perfekten (weil einzigen!) partner schnell gefunden. ich brauchte ihn auch nicht besonders lange überreden. zeitlich passte die tour am jahreswechsel perfekt in seinen arbeitsplan als dozent an der uni. mark war wieder mit dabei! (siehe auch denali grand traverse, hier im gleichen unterforum). wir hatten im jahr zuvor, bei seinem besuch in deutschland, 4 wochen berge geübt, und ich stellte schnell fest, dass er fast alles nachsteigen konnte was ich vorstieg. termine abgestimmt und flüge gebucht. in der elterlichen firma war krisenstimmung weil ich 8 wochen urlaub, nein nicht beantragte, sondern forderte. wie immer bei solchen angelegenheiten ist mit mir nicht zu spassen, sie wussten, dass ich das kündigungsschreiben bei den "verhandlungen" unterschrieben in der tasche hatte. so flog ich mit bissl unfrieden, aber trotzdem mit den besten wünschen, kurz vor weihnachten wieder einmal in die weite welt hinaus. über montreal und florida ging es nach santiago de chile. in florida traf ich mark, wir ergatterten noch ein paar dollars von der fluglinie, weil der flug hoffnungslos überbucht war und wir gegen 200$, hotelzimmer und ausreichend essensgutscheine, einen tag pause machten. wir liessen das gepäck bei der fluglinie und genossen einen schönen abend. dann ging es weiter nach santiago de chile. erstmal ankommen und wirken lassen. marks spanisch war meinem anfangs überlegen, er hatte stunden genommen bei einem seiner studenten. ich musste auf meine 1982 erworbenen, und 1985 in mexico aufgefrischten, kenntnisse zurückgreifen. ich ging einen abend alleine billard spielen, suchte mir den hässlichsten typen in der abgefucktesten bar, die ich finden konnte. und nach ein paar verlorenen, und genauso vielen getrunkenen, bieren kamen die wörter wieder. wir unterhielten uns prima und ich hatte für den ganzen abend begleitschutz. mein "gegner" brachte mich sogar zum hotel zurück. der alte trick funktioniert überall auf der welt.

    nach 2 tagen besorgten wir uns bustickets nach mendoza und los gings.

    wiedersehensfreude in florida.

    erster ausrüstungscheck im hotel in santiago de chile

    aconcagua südwand aus dem bus heraus



    in mendoza suchten wir uns ein hotelzimmer, mieteten für 2 tage ein auto, und besorgten das permit. das war damals für 100$ pro person zu bekommen. ärtzliche atteste hatten wir dabei und eine flasche guten roten für den aussteller des permits auch. wir besuchten einen sportladen, der gebrauchte ausrüstung verkaufte und boten unsere schuhe und schlafsäcke zum verkauf nach der besteigung an. wir würden gut kohle machen damit wenn wir zurückkamen. der ladenbesitzer hatte seine zweifel als er von der route erfuhr.

    inzwischen hatten wir unsere ausrüstung nochmal gecheckt. was doppelt war oder nicht mitgenommen werden sollte wurde schon mal separat verpackt. dann fuhren wir die 5 stunden fahrt nach puente del inka hoch und im nebental, unserem startpunkt, versteckten wir alles unter felsen die wir aufhäuften. auf dem weg nach oben gab es ein restaurant, am rückweg machten wir dort station. wir waren die einzigen gäste. mark bestellte, seinen wortschatz eloquent und voll ausnützend, gemischten salat mit zwiebeln, gurken, tomaten, grünem salat, gelben rüben, käse, essig und öl dressing, und ein kleines steak mit brot und knoblauchbutter, dazu kartoffeln. weisswein, ach lieber doch rotwein, oder ein bier? bier! und suppe als vorspeise natürlich. der ober notierte fleissig auf. ich blieb bei suppe und steak sandwich mit bier. mark sass in amerikanischer tradition mit dem gesicht zum eingang. ich sah wie der koch aus der küche schaute und mit weit aufgerissenen augen zu uns herstarrte. wenig später kam der ober mit einem riesigen tablett aus der küche. dem ersten riesigen tablett.

    er stellt vor mark eine schale mit zwiebeln, eine mit gurken, eine mit tomaten, eine mit gelben rüben scheiben, und noch einige weitere schalen, jede gross genug um einen eigenen salat zu machen, ab. dazu eine flasche öl und eine mit essig. 2 weingläser, 2 flaschen wein, rot und weiss. dann ging er wieder und murmelte irgendetwas. der tisch war schon fast voll. mark fing an zu lachen, ich natürlich auch. wo mark ist wird immer gelacht, laut, herzlich und vor allem viel. der ober zog einen 2. tisch heran und verlängerte unseren. ich bekam meine suppe, das bier und das steak sandwich. und mark kurz darauf das 2. riesen tablett mit seiner suppe, dem steak mit kartoffeln, das brot und ein schälchen mit knoblauch zehen drin, noch mehr schälchen mit gemüse und eine flasche bier. der ober öffnete sie nicht, liess aber den öffner neben der flasche bei uns. 2 stunden später hatten wir bis auf die vielen zwiebeln und ein wenig grünen salat alles verzehrt, ich durfte ein bischen mithelfen. wir gaben ein fettes trinkgeld und klauten 2 löffel. wir hatten beide vergessen welche einzupacken. die flasche rotwein blieb auch zu und kam mit uns mit.

    auf dem weg nach puente del inka

    pferde im tal


    am nächsten tag fuhren wir mit dem bus nach puente del inka. im restaurant wurden wir sofort als erste bedient, wir bestellten nur steak sandwich und wasser. der ober war sehr enttäuscht. von puente del inka liefen wir nach punta de vacas und weiter ins nebental. wir checkten unsere rucksäcke nochmal. in kürze waren wir startklar. unsere rucksäcke waren klein und handlich im vergleich zum denali trip.

    umpacken

    mark startklar

    hans auch
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 20.01.2018, 16:20. Grund: Geotag gesetzt
    danobaja
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  • codenascher

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    #2
    AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

    Bei der Hose wird selbst Sammy neidisch

    Freu mich auf die Fortsetzung. Klasse das du all die alten Kamellen für uns hier aufwärmst!

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    • derSammy

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      #3
      AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

      OT:
      Zitat von codenascher Beitrag anzeigen
      Bei der Hose wird selbst Sammy neidisch


      HEY!! SAMMY >< LAMPI

      (nur weil ein A und ein M an der passenden Stelle ist! Wir sind hier nicht bei Master Mind)

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      • codenascher

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        #4
        AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

        OT: Oh je, trügt mich etwa mein Gedächtnis? Wollt hier niemandem zu nahe treten

        Nach kurzer Suche habe ich das Corpus Delicti bereits gefunden. Tatsächlich Lampi hat die schönsten Beine

        Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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        • Torres
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          #5
          AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

          Hach, fängt ja schon wieder gut an, irgendwie habe ich das Gefühl, a) meine Jugend verschwendet zu haben und b) dass mein Gedächtnis nicht trügt, dass vieles früher lockerer/anders war, weil es noch nicht so viele Leute überall gab, die das gleiche machten, viel mehr improvisiert werden musste und improvisiert wurden, nicht so viel kommerzialisiert war, Restaurants nicht nach Bewertungen schielten, und eigentlich jeder so sein Ding machte und wenn es passte, passte es halt. Ohne Fundraising, Sponsoring, blog, websites, Presseartikel etc. BEVOR es überhaupt los geht.


          HEY!! SAMMY >< LAMPI
          Aber sowas von, Lampi ist DER Spezialist für Beine (und kurze Hosen)!
          Oha.
          (Norddeutsche Panikattacke)

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          • MaxD

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            #6
            AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

            Lampi trägt Hosen?

            Danobaja, vielen Dank auch für diesen Bericht.
            Ich hoffe, es liegt noch viel Material in Deiner Schublade!
            ministry of silly hikes

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            • lina
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              #7
              AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

              Zitat von MaxD Beitrag anzeigen
              Danobaja, vielen Dank auch für diesen Bericht.
              Ich hoffe, es liegt noch viel Material in Deiner Schublade!
              *mich anschließ!*

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              • danobaja
                Alter Hase
                • 27.02.2016
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                #8
                AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                es war warm, die rucksäcke zwar nicht riesig, aber trotzdem schwer. wir folgten dem fluss ins sich langsam verengende tal. bei casa piedra, dem steinhaus. querten wir zum ersten mal um dort zu zelten. das steinhaus ist verfallen und nur noch eine ruine. früher lebte hier ein pferdehirte. wir sahen eine herde pferde, aber keine menschenseele. das wasser war etwas sandig, aber zum kochen ging es gut, zum trinken wars gewöhnungsbedürftig. seitenbäche oder quellen gab es nicht, so war die auswahl nicht sehr gross. ich wünschte unseren ober mit dem riesentablett herbei, aber er kam nicht. filter hatten wir übrigens keinen dabei.


                anfangs breit, das vacas tal


                muli oder pferd, gemeuchelt vom hungrigen climber?


                skistockspitzenmeditaiton


                am nächsten tag wurde das tal enger, das gelände deutlich anspruchsvoller. wir mussten of den fluss kreutzen und auch gelegentlich mal über eines der hohen cliffs hinwegkraxeln. auf der karte führt das tal gerade wie mit dem lineal gezogen nach norden, wir mussten trotzdem zickzack laufen. aber da wo wir ins wasser mussten war es warm und angenehm, die wenigen seitenbäche konnten wir queren ohne die schuhe auszuziehen. es wurde immer trockener, die vegetation spärlicher und fast schon exotisch. bald fanden wir nur noch an wenigen stellen etwas grünes. der steinige weg zog sich. oft ging es schräg am hang, hoch über dem fluss, auf hartem und gleichzeitig sandig-rutschigem, extrem abschüssig geneigtem pfad voran. dann wieder über weite steinfelder mit kantigen steinen, die bei jedem schritt wegkippten unter dem schuh. das laufen war anstrengend, die hitze trug ihren teil dazu bei. im 2. camp verbrannte sich mark die finger. der whisperlite spuckte, kein wunder bei dem schlechten benzin das in der flasche war. ab da wurde er jeden tag vor dem kochen von mir auseinandergebaut und wieder zusammengesetzt. wenn ich das nicht machte ging er nicht. dabei hab ich ihn aber nie gereinigt, sondern nur zerlegt und wieder zusammengebaut. der wollte halt bissl aufmerksamkeit. ab da wir nannten ihn miss w. (fräulein w.). zum vergleich, der dragonfly, den ich heute benutze heisst, proud mary (keep on burning... wie im lied von ccr).

                ein erster seitenbach, auch sandig

                wer stützt wen?

                unbekannte pflanzen


                mark kocht, in bekannt lebensgefährlicher manier


                das tal zog sich und wurde wieder weiter. wir liefen meist getrennt und trafen uns beim camp. als mark ankam war der tee schon fertig und das zelt stand. wir hatten unseren alten rythmus gefunden. noch ein tag und wir konnten ins seitental abbiegen. die hälfte der strecke bis zum basecamp auf unserer seite des berges war geschafft. direkt am abzweig fanden wir einen schönen geschützen platz hinter einem grossen boulder. es war ganz gut abends aus dem wind zu sein. er war nicht wirklich kalt, aber auf dauer unangenehm, auslaugend. hinter dem boulder hatten wir guten schutz vor den böen die das tal herunter kamen. erstaunlicherweise hatten wir jetzt wieder ein wenig mehr grün an selektierten stellen.

                blick zurück, mark kommt rechts im bild

                durch den rio vacas. mark trug die schuhe um den nacken gehängt, schlechte erfahrungen mit werfen....

                das grosse steinfeld

                pferde am letzten grün


                jetzt wurde es langsam spannend. gegen abend sahen wir aus dem tal des arroyo relincho ( relincho bach) einen lichtstrahl kommen. das war der zeiger für uns. ihm mussten wir morgen folgen und nach westen abbiegen. wir hatten das tal des rio vacas hinter uns gebracht. direkt am eingang zum tal des relinchos zelteten wir. eine unspektakuläre nacht in völliger ruhe erwartete uns. wir machten eine grossartige entdeckung. immer abends bei gemeinsamen aktivitäten, wie zb. dem zeltaufbau stritten wir. nach so langer zeit fiel uns endlich auf warum. wir waren einfach beide hungrig und da lagen die nerven blank. wir waren beide monster wenn wir hunger hatten. nicht nur ich! ab diesem tag sprachen wir vor dem abendessen nur das allernötigste und stritten seitdem nie mehr wieder.

                der lichtstrahl aus dem tal des relinchos. da gehts lang!
                danobaja
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                • Mika Hautamaeki
                  Alter Hase
                  • 30.05.2007
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                  #9
                  AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                  genial, tolle Bilder, trotz der "altmodischen" qualität
                  So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                  A. v. Humboldt.

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                  • danobaja
                    Alter Hase
                    • 27.02.2016
                    • 3287
                    • Privat


                    #10
                    AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                    Zitat von codenascher Beitrag anzeigen
                    Bei der Hose wird selbst Sammy neidisch

                    Freu mich auf die Fortsetzung. Klasse das du all die alten Kamellen für uns hier aufwärmst!
                    ja, da hat leugnen keinen zweck! ich bin einer der ersten der "lauten generation" in den bergen gewesen. wir waren bunt, grell, haben vieles anders gemacht. wir diskutierten über eleganz und geschmeidigkeit am berg und zerrissen uns 2 minuten später die hosen beim abrutschen auf den gletscherschliffen. wir nahmen die thermarest, stiegen hoch und schanzten über den bergschrund. hauptsache wild. das motto war: wer braucht doping, kletter halt was wo du sicher weisst dass es dich raushaut.

                    manchmal war ich 3 tage lang auf adrenalin nach einer stunde im klettergarten. wir haben lieber die ganze ausrüstung incl. zelt etc hochgetragen als in einer av-hütte mit den ganzen bergspiessern im karierten hemd zu übernachten. ich war 2x in meinem leben in einer hütte. das erste mal an der weisskugel bei meiner allerersten skitour. da hat mein cousin drauf bestanden und mir die übernachtung spendiert. das 2. mal als ich mit meinem damals 7 jährigen sohn bis auf die knochen nassgeschifft wurde und ihm eine nasse, kalte nacht im zelt nicht zumuten wollte. und das ist genug. ich will da nichtmal nen kaffee trinken. bin heute noch so. was mir in meiner bergkarriere am allermeisten gestunken hat ist, dass ich nie der spur vom dacher michl auf die hochplatte folgen konnte. der lief einfach mit den skiern gerade hoch. wie ein bär! mich hat jede spitzkehre angekotzt, aber ich konnts nicht besser. keiner kam so hoch. wenn ich das so schreibe ärgerts mich schon wieder.... ich geh jetzt schnell und zieh meine neongelbe tights an, dann wirds gleich besser.

                    und ja, n paar geschichten und berichte hab ich noch auf lager. da kommt schon noch was.
                    danobaja
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                    • danobaja
                      Alter Hase
                      • 27.02.2016
                      • 3287
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                      #11
                      AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                      erst in der früh hatten wir den ersten blick auf unser ziel. nach der ersten kurve gab das tal gab den blick auf den aconcagua mit dem polengletscher frei. wir waren stark beeindruckt. das teil ist ja steil! f*** richtig steil! das adrenalin kam so langsam in schwung. unsere tour gewann an dynamik. jippiieehh!!
                      unser hike-in wurde anspruchsvoller. das tal war deutlich enger und hatte mehr unpassierbare stellen. wir mussten hoch aufsteigen und meist hernach wieder runter zum bach. nachmittags kamen wir auf das hochplateau vor dem basecamp. erstmals sahen wir den schneesturm am gipfel, der sich pünktlich um 4 uhr nachmittags einstellte. jeden tag, man konnte die uhr danach stellen. das wetter kreierte eine unglaubliche stimmung mit licht und wolken, die grossen boulder taten ein übriges.

                      der erste blick auf den aconcagua mit dem polengletscher


                      das tal des relinchos


                      so was ähnliches wie ein pfad


                      das plateau vor dem basecamp


                      schöne boulder


                      basecamp ist nah


                      nach dem eindrucksvollen hatscher über das hochplateau erreichten wir basecamp und machten einen tag pause. wir entspannten in der sonne, aber so richtig warm war es nicht mehr. aus dem seitental das ganz unten auf den gipfelgrat führt kommt der rote bach. dort ist klettern angesagt, im fels der keiner ist. alles ist bröselig, manche behaupten es gäbe ein überhängendes geröllfeld dort. aber das ist bis jetzt noch nie bestätigt worden von zuverlässigen leuten. der grüne ist der bach dem wir richtung pass nach oben folgen. um wasser zu holen bevorzugten wir den grünen. aber wir mussten weit nach oben gehen bis wir uns trauten wasser zu schöpfen. in der nähe des basecamps lag unter absolut jedem! stein ein gefriergetrockneter haufen oder eher mehrere.

                      schönes farbenspiel


                      pause im basecamp


                      mark wollte auch mal ein foto machen


                      wir hatten einen grossartigen blick auf den polengletscher, den glaciar de los polacos. wir stellten wieder fest dass er steil war. wieder fiel das f wort mehrmals. ich verwies mark auf die optische täuschung, die sich aus höhe und sonnenlicht ergab. ganz flach wollte er dennoch nicht glauben. naja, ganz flach war er ganz sicher nicht. alle 5 minuten sah eine andere strecke wie die beste route aus. die wandernde sonne veränderte das bild des gletschers ständig. nur steil blieb in jedem winkel! f***! das wurde so langsam richtig spannend.

                      die zeit wurde genutzt um höher zu steigen und mal die morgige route auszukundschaften. so langsam war auch akklimatisation angesagt. noch hatten wir keinerlei probleme, aber ein wenig höher gehen und dann tiefer schlafen hatte sich ja schon am denali bewährt. wir stiegen auf einer art moräne auf und stellten fest, dass weiter oben lauter lose platten aufeinander lagen. 3 schritte vor und mindestens 2 wieder zurück auf einer der rutschenden platten. das versprach ja lustig zu werden morgen, mit den rucksäcken. wir gingen bis zum büsserschnee, den nieves penitentes. wie man sehen kann war es nachmittags gegen 4.

                      blick auf den polengletscher


                      die schottermoräne, rechts gehts weiter


                      zwerge unter sich....


                      am abend gab es wieder tolle stimmungen, wolken und sonne am nachmittag, später gute sicht auf den berg und eine klare nacht.

                      lichterspiel


                      wolken


                      sonnenuntergang am polengletscher, ziemlich flach um diese uhrzeit!


                      eine klare nacht, gar nichtmal sehr kalt. nur leichten frost



                      am nächsten tag gings früh los. wie immer, wenn es machbar war folgten, wir unserer art. mark langsam bedächtig am bach entlang, ich zuerst stürmisch auf die moräne um warm zu werden und dann oben weiter. er würde schon kommen, er ist bis jetzt immer angekommen. oberhalb der moräne trafen wir uns wieder, ich nahm ein sonnenbad während ich wartete und verbrannte mir den hintern. 2 nächte schlief ich auf dem bauch. bei der gelegenheit stellte ich fest, dass ich keine sonnencreme dabei hatte. ich musste auf marks sonnenschutz zurückgreifen. das war echt übel. er hatte eine creme dabei die nach cocosnuss stank, sowas von penetrant. wir gaben ihr einen sehr rassistischen spitznamen den ich hier nicht wiederholen möchte. wir gingen die rutschpartie auf den platten gemeinsam an. auch das war echt übel, aber nur fast so schlimm wie die sonnecreme. es war wirklich 3 schritte vor und 2-3 zurückgerutscht. auch die skistöcke halfen dabei kein bischen.
                      die einzelnen büsser waren höher wie ich und so geneigt, dass man nicht aufrecht durchgehen konnte. auch verfing sich der rucksack immer wieder darin. umwerfen war nicht drin, sie standen noch viel zu fest. uns tat beiden das kreutz weh vom krumm gehen. auch als die büsser niedriger wurden war das laufen keineswegs besser. es war nur anders bescheiden. trotzdem erreichten wir unser nächstes grob geplantes lager in guter zeit und fanden einen guten platz für unser geliebtes ahwahnee. es wurde erstmals kalt.

                      mark folgt dem bach


                      die platten sind fast geschafft


                      hans im büsserschnee


                      mark im büsserschnee


                      das camp oberhalb, geschafft. amen!


                      fortsetzung folgt
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                        Alter Hase
                        • 27.02.2016
                        • 3287
                        • Privat


                        #12
                        AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                        am nächsten morgen stiegen wir weiter. das geröll war immer noch schlecht zu laufen, besonders in den steileren passagen. wo immer es möglich war benutzten wir den gefrorenen bach, inzwischen nur noch ein rinnsal, zum aufstieg. wir erreichten den pass zwischen aconcagua und, ich glaube das ist der mercenario im nord-osten. [ich wurde grade darauf hingewiesen, dass es nicht der mercenario ist, sondern der cerro ameghino]. mir brach ein steigeisen, gerade als die steilheit nachliess. aber am nächsten tag war eh pause angesagt, zeit zum richten und für einen ausflug ohne gepäck zum fuss des gletschers. nachmittags gerieten wir zum ersten mal in den schneesturm am gipfel. alles war weiss, alles war besser wie der schotter. kurz vor dem dunkel werden errichteten wir unser weihnachtscamp. die felsen schienen zu leben, der löwe über uns bewachte uns, andere felsen sahen jedesmal anders aus wenn wir hoch sahen. wir fühlten uns wohl und sicher. das war ein toller platz! nachdem ich miss w. zum 1000sten mal (reicht das überhaupt??? das muss noch öfter gewesen sein!) zerlegt und zusammengebaut hatte gabs reis mit krabbenfleisch als weihnachtsgeschenk für mark. ich hatte die dose vor ihm versteckt, die überraschung war perfekt. er nennt es noch heute sein bestes weihnachten jemals.

                        anstieg im eis


                        auf passhöhe


                        und höher, der pass gab den blick frei


                        4 uhr nachmittag


                        das löwenlager am heiligen abend


                        ohne gepäck gings zum gletscher hoch. ich konnte mark endlich überzeugen, dass das gar nicht steil ist. sein lachen dröhnt noch immer in meinen ohren. wie immer war es ansteckend, wir standen am fuss des gletschers und lachten bis wir uns hinlegen mussten weil uns die luft ausging in der höhe. ich lag auf dem bauch, hinten hatte ich krebsroten sonnenbrand, vorne gletscherabrieb zwischen den zähnen. nachmittags ging es zurück, nicht ganz rechtzeitig bevor der sturm kam.

                        berge jenseits der berge

                        wir sind schon ziemlich hoch

                        wieder mal kurz nach 4


                        die reparatur der steigeisen war mit dem gerber multitool und ein bischen inspiration kein grosses problem. mit frisch geschärften steigeisen gings hoch zum gletscher. diesmal mit gepäck, das machte schon einen unterschied. immerhin kannten wir den weg. es ging endlich ins eis! mark wollte vorsteigen. bitte schön, auch wenn routenfindung nicht seine stärkste seite ist. nein, wirklich nicht. ich dirigierte ein bischen, er spielte virtuos!

                        blick zurück zum arroyo relinchos und der mündung in den rio vacas.


                        ich sags doch die ganze zeit. flacher gletscher!


                        bissl steiler, pah!


                        ein klein wenig steilerer....


                        ah, es wird so langsam!


                        das war ungefähr der punkt an dem ich probleme bekam. ich hatte unbändigen durst, obwohl ich genug getrunken hatte. es war damals die zeit der mineraldrinks. keiner ging ohne, es schien allgemein, dass es ohne nicht ging. wir hatten eine dose mit dabei und tranken das fruchtig und gut schmeckende zeug anstatt tee. durstig wie ich war trank ich immer mehr davon. mein kessel schwoll an wie ein 50 liter fass bier, die flüssigkeit darin schwappte herum beim gehen. nur der durst ging nicht weg. bald kam übelkeit dazu. wir suchten einen platz zum übernachten, lange bevor wir müde waren. am rechten rand des gletscher fanden wir eine felsleiste auf der das zelt gerade so platz hatte. wir legten die tür zum berg hin, auf der anderen seite ging es senkrecht nach unten. nachmittags um 4 kam wie immer der schneesturm. zum ersten mal konnten wir den wind hören, das wolkenspiel war schön, bald darauf konnten wir den wind auch spüren. das zelt wackelte, und über nacht hatte es schnee durch den reissverschluss und die kleine, offen gelassene, lüftungsöffnung ins zelt gepresst. es war so kalt, dass wir ihn einfach abschütteln konnten.

                        wolkenspiel am nachmittag




                        schnee im zelt, kein drama


                        netter platz, gute aussicht, bestes wetter am morgen


                        am morgen strahlende sonne, wir brachen auf, diesmal zu dritt. zwei bergsteiger und eine übelkeit. die sass mir im nacken und war gleichzeitig in den rucksack gewandert. heute war das teil zum erstenmal richtig schwer. im bauch schwappte immer noch die dringend benötigte flüssigkeit sinnlos hin und her. stechende kopfschmerzen gesellten sich dazu, wir waren zu viert unterwegs und kamen nur langsam voran und auch nicht weit. einfach mal höher und sehen wie es geht war die devise. wir querten nach links, vermieden die steileren sektionen. wenn wir auf der rechten seite hochgestiegen wären wäre es zwar deutlich steiler gewesen, dafür hätte uns diese route auch höher auf den gipfelgrat gebracht. gegen mittag wurde es warm, fast heiss. wir arbeiteten uns zum gletscherbruch hoch. ich war froh, dass der schnee unter den eisen anfing zu ballen. das gehen wurde richtig schlecht und wir fanden unter den senkrechten wänden eine schöne flache stelle in der wir unser zelt aufbauen konnten. viel höhe hatten wir nicht geschafft, aber ich war fertig und mark war jederzeit bereit pause zu machen. ich verweigerte essen, zwang mich zu trinken. es half nichts. meine neuen freunde blieben eisern bei mir. den schönen platz mit der geilen aussicht konnte ich nicht so wirklich geniessen, das warme sonnige wetter auch nicht. immerhin war mein sonnenbrand weg und ich konnte wieder schmerzfrei sitzen und liegen.

                        mark


                        gehen wurde schwierig


                        auspacken


                        zeltplatz


                        am nächsten morgen arbeiteten wir uns zum gipfelgrat hoch. das wetter wurde schlechter, wir waren in den wolken. knapp unterhalb des grates unterhalb fanden wir unter einem felsen einen quadratmeter "flaches" gelände und sahen eine chance einen platz gross genug für das zelt herauszupickeln. bleiben, oder den grat noch attakieren? wir blieben. mark schwang seine eisaxt nicht kräftig genug, er bekam das eis nicht weg. in einem letzten kraftakt pickelte ich was das zeug hielt und hatte kurz vor meinem kräftemässigen ende einen platz gross genug um das zelt darauf zu bekommen. ich verkroch mich ins eck des zeltes und muckste mich nicht mehr.

                        ich wär da schon irgendwie hochgekommen, aber wir kannten das gelände und den grat nicht und hatten keine ahnung ob wir oben überhaupt eine möglichkeit zum zeltaufbau finden würden. mein 2. tag ohne essen und mit erzwungenem trinken. es half nix, der schwappende kessel ging nicht weg. trotz übelkeit konnte ich aber auch nicht kotzen. nicht mal mit gewalt und finger reinstecken. es kam nix hoch, nur das kopfweh wurde stärker von der anstrengung.

                        in den wolken hoch zum grat


                        harte arbeit


                        etwas knapp der platz, ach, basst scho!
                        Zuletzt geändert von danobaja; 06.01.2018, 16:21.
                        danobaja
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                        • Torres
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                          Liebt das Forum
                          • 16.08.2008
                          • 31757
                          • Privat


                          #13
                          AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                          Boah, das Mitreisen/lesen zerrt an den Nerven.
                          Oha.
                          (Norddeutsche Panikattacke)

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                          • danobaja
                            Alter Hase
                            • 27.02.2016
                            • 3287
                            • Privat


                            #14
                            AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                            wir brachen früh auf. mark war froh aus dem zelt zu kommen. die tatsache dass ein streifen von 10 cm in der luft hing bereitete ihm unbehagen, obwohl ich auf der seite lag. auch ich war froh weiter zu kommen. ich packte meine beiden unheimlichen begleiter ein und stieg mark nach. der grat war nicht sehr exponiert oder überwächtet. anfangs schmal, ja, aber nie problematisch. langsam weitete er sich, an der ersten flachen stelle schlugen wir das zelt auf. es war richtig gut platz dort. diesmal kam richtig sturm auf. das zelt wackelte und wurde abgehoben, der wind fuhr darunter, obwohl wir zu zweit und mit allem gepäck im zelt drin waren. wir merkten, dass es uns langsam aber sicher richtung südwand verschob. ich ging raus und machte das zelt ordentlich fest, 1000 meter freiflug wollten wir nicht unbedingt haben. nicht so kurz vor dem gipfel! irgendwann kam dann der mineraldrink hoch. ich schaffte es gerade noch aus dem zelt und kam 3 liter leichter zurück. meine ärztin, selber bergsteigerin, erklärte mir das problem nachher, vermutlich sehr vereinfacht, so: wenn der körper gesättigt ist mit mineralien, dann macht er den magen zu und lässt nichts mehr durch, denn im darmtrakt kann er den transport der mineralien nicht mehr stoppen. wenn ich also wasser getrunken hätte anstatt dem mineraldrink, dann wäre das problem am nächsten tag weg gewesen. so verschlimmerte ich es mit jedem schluck. seitdem geh ich wieder ausschliesslich mit tee in die berge und hab nie wieder mineraldrink angerührt. hinterher ist man immer schlauer...

                            mark am gipfelgrat




                            blick zurück, ganz hinten bei den felsen haben wir übernachtet


                            es klart auf. unser letzter zeltplatz rechts im bild, der zuvor hinten unter dem felsen. dort wo der kleine schwarze schatten/schmutzfleck ist


                            ich war wie neu geboren nach einem liter tee. abends konnte ich schon wieder essen und den sturm draussen geniessen. die übelkeit war weg, es war ihr wohl zu langweilig geworden. das kopfweh verschwand über nacht, vermutlich hat es den freiflug die südwand runter genommen. ich wünschte ihm alles gute, eine sanfte landung unten, und falls es wieder hoch wollte zu mir, einen harten, langen aufstieg. in der früh brachen wir voller tatendrang auf zum gipfel! der grat wurde breit und bald waren wir oben. ich war deutlich schneller als mark und musste meine daunenjacke anziehen beim warten. es war eisig kalt im wind, trotz strahlender sonne. schnell die fotos gemacht und dann die canaletta runter. nach wenigen metern waren wir aus dem wind und zogen die warmen jacken wieder aus.

                            mark am gipfel


                            ich auch


                            der abstieg begann. wir waren vorbereitet auf einen langen hatscher. die biwakschachteln in den hochlagern waren alle zerstört, aber da wollten wir sowieso nicht stopp machen. der weg war schön einsehbar von oben und wir konnten auch die tiefer gelegenen lagerplätze auf dieser seite des berges gut ausmachen. ich entschied mich für den direkten weg. nach kurzer kletterei war die schotterpiste erreicht. mark warf an der steilsten stelle seinen rucksack einfach hinunter und stieg hinterher. er fühlte sich auf dem losen untergrund nicht wohl und ging langsam und vorsichtig nach unten. ich fuhr in riesenschritten in vollem tempo ab. nach kurzer zeit begannen die haluzinationen. begleitet von wilden tieren, am besten gefiel mir das rudel löwen auf der linken seite, ging es bergab. begleitschutz! sie hielten tempo, hatten mich immer im blick und sie waren wunderschön. voller kraft spielten ihre muskeln unter dem kurzen fell. wir waren brüder, wir liefen zusammen! ich fühlte mich sicher und nie bedroht. die löwen verschwanden und wurden von antilopen auf der rechten seite abgelöst. die letzten meter zum vorgesehenen lager begleitete mich ein fuchs. am zeltplatz erwartete mich ein hund. ich baute das zelt auf und schlief erstmal, meinen neuen freund an meiner seite.

                            schöner blick vom gipfel


                            nicht zu übersehen, der weg nach unten




                            steiles stück, nicht mehr auf dem normalen weg nach unten


                            die letzte schotterpiste



                            als ich ein paar stunden später aufwachte war er immer noch da. ich sah mark die letzten meter absteigen und kochte tee. der hund verfolgte aufmerksam jede meiner bewegungen. gemeinsam begrüssten wir mark. es war sylvester und ich holte meine 2. überraschung aus dem essenssack. abends teilten wir die nudeln mit lachs aus der dose mit dem langhaarigen bergkameraden. wenn wir gewusst hätten, das im basecamp grosse party war wären wir vielleicht noch abgestiegen und hätten mitgefeiert. letztendlich haben wir es beide nicht vermisst. noch war es kalt, aber natürlich kein vergleich mit der eiseskälte am gipfel. der wind war nicht so schlimm und die sonne wärmte schon etwas.

                            mark mit unserem neuen freund


                            die zelte, die der hund wohl bewachte. vielleicht bewachte er auch den müll ...


                            wir übernachteten dort, und mussten nicht sehr weit laufen für wasser. am nächsten tag stiegen wir weiter ab. wir hatten kein spezielles ziel, aber basecamp würden wir auf jeden fall erreichen. dann wollten wir weitersehen. mit jedem schritt bergab wurde es wärmer. wir hatten keine ahnung ob dort noch jemand war, lediglich die zelte und der hund liessen uns darauf schliessen. ab jetzt waren wir an den weg gebunden, keine so tollen abkürzungen mehr wie gestern. ich vermisste meine löwenbrüder und -schwestern. meine kraft kam schnell wieder, die ganzen probleme mit der übelkeit und der durst waren schon komplett vergessen.

                            da gehts hinunter


                            cerro cuerno, die klassische eingehtour für den aconcagua


                            die farben sind toll


                            basecamp, bis zu 200 zelte stehen hier manchmal, heute sicher noch mehr.


                            kurz nach mittag erreichten wir basecamp. wir waren froh, dass wir es schon von oben geschen hatten. wir wären schockiert gewesen. seit puente del inka hatten wir niemanden gesehen. wir hatten den berg ganz für uns gehabt. und hier waren auf einmal jede menge leute. wir kamen kurz ins gespräch mit einem amerikaner der auch ein bibler zelt hatte. einer der mulitreiber kam auf uns zu und forderte uns agressiv und unfreundlich dazu auf, die dienste seines tieres in anspruch zu nehmen. seine dienste kann man da wohl nicht sagen dazu, oder?? 50$ für den transport eines rucksackes nach puente del inka. er bekam gleichzeitig, ohne dass wir uns abgesprochen hätten, von mark und mir den kleinen effenberg gezeigt. angepisst ging er wieder. gut so! wir gingen auch nach einer kurzen pause, froh dass wir nichts von der party gestern gewusst hatten. bei uns war es schöner gewesen. als wir an den mulis vorbeikamen schüttelte ich gedankenverloren, und ich dachte nicht gutes!, den kopf. mark lachte ob dieser geste und schon war der tag gerettet. lachend und prustend gingen wir weiter. wir kamen an der zersörten schutzhütte des alten basecamp vorbei. ich hätte meinen kopf verwettet, dass die an einem 100% lawinensicheren platz stand. das muss eine gewaltige lawine gewesen sein die, aus dem langgestreckten seitental kommend, die hütte platt machte. ich konnte es echt nicht glauben.

                            die schutzhütte


                            immer dem fluss nach, den weg konnte man nicht verfehlen


                            von wegen bergab, immer wieder gegenanstiege


                            erste blumen


                            am abend verliessen wir den weg und gingen in eines der seitentäler zum zelten. wir fanden sauberes wasser, alles war bestens. unsere schlafsäcke waren viel zu warm und wir waren oft wach in der nacht. morgen würden wir in puente del inka ankommen. ungefähr 25 kilometer hatten wir noch vor uns. und eine letzte flussdurchquerung. es wurde immer wärmer. die rucksäcke waren schwer, mit jedem kleidungsstück das wir ausziehen mussten wurden sie schwerer. am schluss schleppten wir uns nur noch vorwärts. ich glaube das waren die längsten 25 km, die ich je gelaufen bin. dann schon lieber in einem halben meter schnee spuren, als sich in der hitze vorwärts zu schleppen. da beschloss ich in der heissen quelle in puente del inka baden zu gehen. man braucht nur die richtige motivation! ich wusste noch aus 1982, dass sie nicht heiss, sondern nur noch warm war. zu kalt zum längeren verweilen. leider war das dort gebaute badehaus verfallen und die reste komplett verdreckt. aber die quelle sprudelte etwas abseits der strasse direkt senkrecht von unten kommend aus dem boden. das letzte hinderniss war dann die querung des flusses. jetzt zahlte es sich aus, dass wir die rucksäcke dabei hatten. ich glaube nicht dass wir ohne das zusätzliche gewicht ohne zu schwimmen hinüber gekommen wären. mark bestätigte meinen eindruck als ich ihn auf der anderen seite empfing. ich war vorsichthalber am fluss geblieben bis er durch war. zusammen gingen wir dann die strasse nach puente del inka.

                            unser seitental, alles sauber, das wasser klar


                            der endlose heisse hatscher


                            es nimmt kein ende, nur mehr vegetation und immer wärmer


                            die strasse in sicht


                            warten auf mark im kühlen wind



                            auf das bad in der quelle verzichtete ich, wir gingen gleich ins hotel. am ende der saison war auch ein zimmer frei. als mark schon unter der dusche war bestellte ich bei der putzfrau eine flasche rotwein und gesellte mich zu ihm. ich musste neidvoll feststellen, dass er wesentlich besser singen kann wie ich. aber unter der dusche ist das nicht so wichtig. verwundert erblickte er die flasche roten auf dem tisch als wir aus der dusche kamen. bevor wir zum essen gingen stiessen wir noch an fürs siegerfoto.



                            wir bestellten ein 5 gänge menü. mark schlief nach einem halben glas wein am tisch ein. ich wies den ober an sein essen einfach abzustellen und vertilgte seine portionen mit. ich hatte nachholbedarf! zur nachspeise weckte ich mark und er freute sich wie ein kleines kind über den flan, eine art pudding. dass er mehrere gänge verpasst hatte fiel ihm erst am nächsten tag auf. er tat es mit einem herzlichen lachen ab. ich stimmte glücklich mit ein. wo mark ist wird immer gelacht. laut, herzlich und viel. danke fürs mitgehen, mark!
                            Zuletzt geändert von danobaja; 06.01.2018, 15:15.
                            danobaja
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                            • derSammy

                              Lebt im Forum
                              • 23.11.2007
                              • 7412
                              • Privat


                              #15
                              AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                              Merci!!!

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                              • danobaja
                                Alter Hase
                                • 27.02.2016
                                • 3287
                                • Privat


                                #16
                                AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                                Zitat von derSammy Beitrag anzeigen
                                Merci!!!
                                danke sammy,

                                und kauf dir mal ne ordentliche hose! duck und weg.....
                                danobaja
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                                • HO
                                  Erfahren
                                  • 04.02.2016
                                  • 193
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                                  Zitat von danobaja Beitrag anzeigen
                                  wir erreichten den pass zwischen aconcagua und, ich glaube das ist der mercenario im nord-osten.
                                  Es ist der Pass zwischen Aconcagua und Ameghino. Der Mercedario liegt runde 60 km weiter nördlich.
                                  Ansonsten vielen Dank für die spannenden Berichte!

                                  Kommentar


                                  • Lynness
                                    Erfahren
                                    • 08.05.2008
                                    • 421
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                                    Es gibt schon jüngere, spannende Berichte über die Besteigung des Aconcagua hier bei ODS

                                    Sehr spannend zu sehen wie sich das am Berg über die Jahre verändert hat (sowohl Tourismus als auch Aussehen der Route).

                                    Würde mal annehmen, dass der "Polengletscher" mittlerweile stark geschrumpft ist.

                                    Danke fürs Teilen der echt spannenden und eindrucksvollen Tour
                                    Zuletzt geändert von Lynness; 06.01.2018, 16:26.
                                    Gruß Lynness

                                    Kommentar


                                    • danobaja
                                      Alter Hase
                                      • 27.02.2016
                                      • 3287
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                                      Zitat von HO Beitrag anzeigen
                                      Es ist der Pass zwischen Aconcagua und Ameghino. Der Mercedario liegt runde 60 km weiter nördlich.
                                      Ansonsten vielen Dank für die spannenden Berichte!
                                      du hast völlig recht. ich geh das gleich mal ausbssern. vielen dank!

                                      hab ich ja geschrieben dass alles aus dem gedächtnis ist. wenn also noch einer einen fehler findet, dann bitte nicht behalten, sondern her damit. ich möcht das gerne ausbessern.
                                      danobaja
                                      __________________
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                                      • Torres
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                                        Liebt das Forum
                                        • 16.08.2008
                                        • 31757
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                                        Danke für den spannenden Bericht. Die Fotos kommen mir besser vor, einige sind sehr ausdrucksstark.
                                        Oha.
                                        (Norddeutsche Panikattacke)

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                                        • danobaja
                                          Alter Hase
                                          • 27.02.2016
                                          • 3287
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                                          Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                          Danke für den spannenden Bericht. Die Fotos kommen mir besser vor, einige sind sehr ausdrucksstark.
                                          meine art zu fotografieren hat sich mit meiner inneren haltung verändert. besser schlechter, das kommt auf die erwartungshaltung an, die der betrachter hat.

                                          anfangs war ich immer alleine unterwegs und hab landschaftsaufnahmen gemacht. da hab ich die leute immer aus dem bild gescheucht, weil ich die nicht drauf haben wollte. waren ja fremde, nur gelegentlich auch mal n begleiter. ein rotes zelt war ein störfaktor, dann lieber kein bild von der stelle aus...

                                          später wollte ich dann auch mal meinen partner auf dem bild haben, einfach weil ich nen partner hatte. und irgendwann fand ich es spannend auch mal ein gesicht zu knipsen.
                                          danobaja
                                          __________________
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                                          • derSammy

                                            Lebt im Forum
                                            • 23.11.2007
                                            • 7412
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                                            Seh ich ähnlich ....

                                            beim (viel) späteren betrachten der Bilder sind oftmals solche Details, wie ein Mitwanderer, oder zufälliger Anwesender, ein Zelt oder irgenein anderes Trum, genau die Dinge an die man schon gar nimmer gedacht hat und die einem dann eine tolle Erinnerung wiederbringen.

                                            Die Landschaft selber (grad in unserer Zeit) finde ich oft bei Tante Google deutlich schöner und handwerklich 1000X besser Fotographiert.

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                                            • Torres
                                              Freak

                                              Liebt das Forum
                                              • 16.08.2008
                                              • 31757
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                                              Ich meinte das qualitativ bezüglich der Scannerei. Die Farben sind teils sehr ausdrucksvoll (ob sie im Original anders waren, kann ich natürlich nicht beurteilen).
                                              Die Motivwahl tut ihr übriges dazu, interessant, wie sich Gesichter unter Strapazen verändern. Und die Serie Blick zurück, Mark am Gipfelgrat wirkt auf mich geheimnisvoll, mystisch und bedrohlich zugleich. Aber im Grunde braucht es bei Deinem Bericht keine Fotos, der Text war spannend genug.
                                              Oha.
                                              (Norddeutsche Panikattacke)

                                              Kommentar


                                              • Intihuitana
                                                Fuchs
                                                • 19.06.2014
                                                • 2101
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                                                Cool als du die Tour da durchgezogen hast, hab ich noch in die Windeln geschissen.

                                                Finde es schön so einen Bericht aus einer anderen Generation zu lesen.
                                                Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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                                                • Sylvie
                                                  Erfahren
                                                  • 20.08.2015
                                                  • 361
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                                                  Krasse Tour! Ich bin beeindruckt und habe mitgelitten und mitgejubelt. Danke für's Mitnehmen!

                                                  LG Sylvie

                                                  Kommentar


                                                  • sudobringbeer
                                                    Administrator

                                                    Administrator
                                                    Alter Hase
                                                    • 20.05.2016
                                                    • 2514
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                                                    Absolut geniale Tour und wunderschöner Bericht!

                                                    Ich bin immer wieder beeindruckt wie einsam und im Moment man früher noch Bergsteigen konnte und auch musste. Wenn ich daran denke wie häufig ich den mittlerweile sehr präzisen Wetterbericht in den Alpen checke und mich am Gipfeltag auch danach richte, ist für mich die Vorstellung keinen zu haben wirklich seltsam. Da hockste nun auf >6000m im Sturm und Schnee und hast keine Ahnung ob das morgen vorbei ist oder ne Woche bleibt. Eine ganz Bekenntnis zu echtem Risiko als heutzutage.

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                                                    • danobaja
                                                      Alter Hase
                                                      • 27.02.2016
                                                      • 3287
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                                                      hi sudo,

                                                      ich schreib da noch was dazu, muss nur bissl nachdenken wie ichs formulier. wird aber sonntag werden, muss nach dortmund was arbeiten.
                                                      danobaja
                                                      __________________
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                                                        Fuchs
                                                        • 29.10.2013
                                                        • 1352
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                                                        ...darf ich derweil?
                                                        In den Anden, allerdings Peru/Bolivien, habe ich den Wetterbericht im Grunde nicht vermisst. Wir sind durchaus mal in schlechtes Wetter geraten, mal haben wir uns drauf verlassen, daß es aufmacht, mal sind wir zurück...Ich fands ok, sich nur nach den aktuellen Bedingungen an der frischen Luft zu richten...Von den 6000er dort kommt man aber auch eingermaßen schnell wieder runter, die Aconcagua-Traverse ist sicher nochmal eine andere Hausnummer.
                                                        Ich finds andererseits auch gewagt, wenn man sich, nur weil einem das satphone eine kurze Wetterlücke ankündigt, in eine Situation begibt, die man selbst im Grunde nicht im Griff hat.
                                                        Danke für den tollen Bericht!!!
                                                        http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                                                          Alter Hase
                                                          • 27.02.2016
                                                          • 3287
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                                                          hi sudo und tilmann,

                                                          das mit der einsamkeit in den bergen gibts heut auch noch. in den anden und in alaska, sicherlich auch in den anderen gebirgen der welt gibts noch jede menge dinge die man tun kann ohne leuten zu begegnen. allerdings fallen dann die hohen ziele raus. aber die ganzen gipfel die wir am reinweg zum denali gesehen haben sind sicherlich immer noch unbestiegen, da interessiert sich keiner dafür. anmarsch beschwerlich, gipfel namenlos. auf anderen kontinenten und in den anden gibts das auch noch. im hinterland auf feuerland zb. 2 pferde kaufen beladen, reinmarschieren, basecamp errichten und alles drumrum besteigen... einfach losgehen und tun und die zeit zum bergsteigen nutzen. aber man kann natürlich auch ein halbes jahr damit zubringen sich eine versicherung zu suchen die den heliflug organisiert und bezahlt, sich mit krankenkasse und allem möglichen zeugs ausseinandersetzen. sich aufregen, dass das handy dort evtl. keinen empfang hat und das gps nicht funzt.

                                                          das wetter ist wie es ist. mit und ohne satphone. ich geh zuhause mitm hund raus wenns regnet, und wenns trocken ist. da hab ich nicht viel wahl. in den bergen seh ich das nicht viel anders. allerdings ist die zielsetzung eine andere. der hund muss raus. entweder ich geh, oder ich muss das wohnzimmer sauber machen. da geh ich lieber, auch bei -20 und sturm, oder bei starkregen. in den bergen muss ich nicht raus. da ists auch nochmal bissl heftiger als auf dem thüringer wald oder den voralpen. und ja, manchmal kann man auch nicht raus. da plant man halt ruhetage ein und legt die aufs schlechte wetter. man kehrt um wenn man das ziel nicht mehr vor augen sieht (zu wenig zeit, essen, schlechtes gefühl, was auch immer).

                                                          aber bleiben wir bei der aconcagua tour. was hilft mir denn ein wetterbericht? zelt auf und rausschauen, hirn aus und in sich reinschauen und -fühlen muss reichen. das wetter ist wie es ist, dem ist der kachelmann völlig wurscht. wetter ist wetter, der tv mann ist dem wetter ***egal. damals gabs die möglichkeit gar nicht nen wetterbericht abzurufen. hätte ich deswegen daheim bleiben sollen? ich wollte da hoch, das geht nicht von daheim aus. undenkbar! also.... was tun?

                                                          in den anden ist das wetter stabiler wie in alaska zb., klar. aber ändern kannst dus eh nicht. wozu den ganzen kram? das ist für mich wie eine besteigung im tv anzuschauen. ist interessant, aber sonst? ICH bin ja nicht dabei. bilder im kopf, kopfkino! unwichtig, lediglich ein netter zeitvertreib. hat seine berechtigung, ja. aber mehr nicht. der schneesturm um 16.00 ist doch ein gutes beispiel. hätts was geändert wenn wir gewusst hätten dass er regelmässig und zuverlässig kommt? nein ganz sicher nicht. und wenn wir täglich erfahren hätten, dass heute um 4 schneesturm ist, wären wir im zelt geblieben? hätt es was geändert?

                                                          vielleicht ist das auch der tatsache geschuldet dass wir einfach bequem geworden sind. aber hauptsächlich passt das in die zeit der vollkaskomentalität. das zeitalter der schuldzuweisung ist angebrochen vor einigen jahrzehnten. wobei wir immer eine klitzekleinigkeit geflissentlich übersehen. wenn ich sage du (zb, der falsche wetterbericht!) bist schuld und mit dem finger auf ihn zeige, dann vergessen wir immer, dass unsere hand 5 finger hat, nicht nur den ach-so-wichtigen zeiger. der weist die schuld dem gegenüber zu, aber gleichzeitig deutet einer nach oben zum "lieben gott", und ganze 3!!! finger zeigen auf mich selber.

                                                          es geht niemals um schuld. jeder bekommt vom leben das was er verdient. das hat nichts mit riskiomanagement zu tun. bein ab ist bein ab, egal wer "schuld" ist. ich muss leben ohne bein, ich alleine muss sehen wie ich klar komme. wenn leute meinen es hilft wenn der andere ne million berappen muss, prima, nimm das geld, das macht das leben leichter. aber das bein ist trotzdem ab. und du wirst nie wieder so schnell laufen wie früher. das ändert kein euro, keine million euros! und du wirst in der zunkunft nur glücklich sein können wenn du dich selbst änderst.

                                                          dass das leben gefährlich in sich ist, das vergessen wir alle. die kinder werden vom tod ferngehalten in unserer gesellschaft, sie leben einen tagtraum vom ewigen leben. in vorgespielter perfekter sicherheit. und wenn doch mal was passiert, dann verklagt man irgendjemanden (oder ist froh dass es das nachbarskind erwischt hat und sagt laut, das tut mir aber leid). nur sich selber will keiner an der nase packen. das risiko sollen die anderen haben.

                                                          wenn ich eine entscheidung treffe, dann muss ich wissen dass sie mich umbringen kann. wenn ich mich ins auto setze, dann muss ich das tun im bewusstsein, dass ich von dieser fahrt nicht mehr zurückkommen könnte. das gleiche gilt wenn ich aufs klo gehe. wenn ich meine frau küsse, dannn könnte es das letzte mal gewesen sein.

                                                          mir bringt dieses wissen um die endlichkeit des lebens eine intensität und damit eine lebenqualtiät, die sich niemals beschreiben lässt. jetzt küsse ich meine frau aus voller inbrunst. jedesmal wenn ich gehe. ich werf ihr keinen handkuss zu, ich ruf nicht: bis nachher! ich will sie spüren, erleben, ich will wissen dass ich ihr das beste gegeben hab, das ich geben konnte in dem moment.

                                                          und in den bergen ist das nicht anders. hingehen und mit einem auge aufs smartfon schielen raubt mir die intensität. den sos-knopf dabei haben nimmt mir die konzentration, die intensität, die quälität. es ruiniert mir die tour. aber ich bin auch bereit den kopf hinzuhalten für eine falsche entscheidung. wenn mich der knopf gerettet hätte. ja vielleicht. mir wärs lieber beim versuch "50 km zu kriechen" zu sterben weil ichs nicht schaffe, als den knopf drücken zu können und das die ganze tour im hinterkopf mitzutragen. das würd mir die tour mehr versauen als zu sterben. was nun nicht heissen soll, dass ich nen helfer wegschicken würde. aber losgehen im bewusstsein dass ich ihn jederzeit zu hilfe kommen lassen kann, das würde ich nicht wollen. ich würd meine schei*** lieber selber regeln wollen.

                                                          wenn ich unterwegs bin möchte ich wissen wie gut ich bin. ich will wissen ob ichs kann. mit allen konsequenzen. ich geh natürlich nicht nackt. manche dinge muss man nicht machen, ausser man will sich umbringen. aber ich brauch auch nicht jeden schnickschnack den salewa verkaufen will. manchmal geh ich mit seil, manchmal ohne. aber beide male im bewusstein dass beides mich evtl. weder umbringen, noch retten wird. manche dinge mache ich, manche dinge lasse ich.

                                                          so wie jeder. muss jeder selber wissen. ich liebe qualität, besonders die des lebens. quantität? ach die ist gut bei einem 5 gänge menü. aber ehrlich. ich ess lieber gute, reife äpfel bis ich satt bin, wie mich täglich an space-ig verziertem steak vom 10-sternekoch mit karamellisiertem salat und 50 weiteren raffinierten zutaten voll zu fressen.

                                                          was man selbst für gut, nützlich, notwendig hält, das empfindet jeder anders. jeder hat ein anderes risikobewusstsein, jeder muss für sich selbst abwägen. wer den knopf will, der soll ihn mitnehmen. das werf ich ihm nicht vor, das geht mich nichts an. das ist seine quälität, die er selbst bestimmt.

                                                          ein partner relativiert das risiko, ein seil, ne gute jacke, helm, ein extra paar socken, ne flasche schnapps ebenso, auch ich relativiere für mich. vielleicht ist es für die heutige "jugend" das volle risiko mit wetterbericht, sos-knopf , bergrettung, und eingeplantem helikopterflug, etc. und sie geniesst das vielleicht in vollen zügen. ich weiss es nicht. wenn dem so ist, dann ist ja alles gut. denn dann stimmt die qualität für sie.

                                                          mir (für mich selber) kommt das vor wie strip-poker zu spielen und dann, wenn man verloren hat die unterhose nicht auszuziehen.

                                                          ***klugscheiss ende!***
                                                          danobaja
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                                                            Alter Hase
                                                            • 20.05.2016
                                                            • 2514
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                                                            Du stehst da in guter Tradition und Gesellschaft mit Messner und Habeler die auch sagen ihre Everest Begehung ist unwiderholbar wegen dem jetzt verfügbaren Wetterbericht und der Menge Leute am Berg.

                                                            Ich kann deine Argumentation sehr gut nachvollziehen und finde die Konsequenz wie du sie vertritts auch sehr gut auch wenn ich sie nicht nachleben werde. Während ich gerne Touren ohne und mit Seil, ohne Sicherung oder mit bolts klettere, werde ich auf Wetterbericht und Telefon für eine mögliche Rettung nicht verzichten. Ganz einfach weil mir mein Leben und das anderer wichtiger als mein Stolz ist.

                                                            Bei deiner Expedition damals hat sich die Option Telefon und Wetterbericht ja gar nicht gestellt, da wäre ich vielleicht auch ohne los. Heutzutage würde ich mir die Entscheidung ohne Wetterbericht dorthin zu gehen wo Wetter Konsequenzen hat die Nass und krank werden übersteigen schwer machen.

                                                            Das hat mMn nichts mit einer Vollkasko Mentalität zu tun sondern reduziert Risiken, die man sonst hätte. Ja es ist wahrscheinlich heldenhafter bei einer Schreckhorn Lauteraarhorn Überschreitung einen Schneefall und Gewitter zu überleben, die Tour ist ohne das aber auch nicht verkehrt.

                                                            Und ja wenn man etwas vom Wetter versteht kann man für so eine Tour auch ohne Wetterbericht erkennen ob das Wetter stabil genug ist oder nicht..
                                                            Dir immer gutes Wetter und dass das Glück auf deiner Seite ist

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                                                            • danobaja
                                                              Alter Hase
                                                              • 27.02.2016
                                                              • 3287
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                                                              hyoh! (hike your own hike)

                                                              in diesem fall halt "kletter deine eigene tour".

                                                              es ist dein leben, deine qualität, dein spass. das musst du (und jeder andere auch) so gestalten dass es ihm spass macht. dann ist alles gut. mit stolz hat das nichts zu tun. man kann auch auf ne gesicherte route weit unter seiner leistungsgrenze stolz sein.

                                                              ich bin früher jeden oktober einmal auf die zugspitze durchs höllental und ich hab jedesmal den garmischer getroffen der barfuss ohne gepäck in 3-4 stunden hochgelaufen ist. ich war jedesmal stolz oben zu sein. an ihm gemessen wär das schwierig gewesen. aber er zählt nicht, meine leistung zählt für mich. gipfel (schön, aber nicht zwingend wichtig), heil wieder runter, geiler tag! grund genug stolz zu sein.

                                                              was den reinhold angeht, den hab ich das nie sagen hören, aber der hat soviel gesagt... man kanns vielleicht nicht direkt vergleichen, aber auch er war immer mit der bestmöglichen ausrüstung unterwegs. die zeiten haben sich schon geändert, damit auch die ansätze und der stil. aber er ist ganz gutes beispiel für risikomanagement. einer der besten bergsteiger zu seiner zeit, in dem was er tut immer noch einer der besten weil er sich immer voll einbringt. und dann hauts ihn von der schlossmauer weil er ein glas zuviel intus hat und nicht ganz bei der sache ist...

                                                              bei meinem ersten rad hat noch gummi auf reifen (fast nicht!) gebremst, dann kam die felgenbremse mit immer besseren wirkungen, und heute fahr ich scheibenbremse. mein erstes ultraleichtzelt wog über 2 kilo für 1 person, mein jetziges 760 gramm bei genausoviel platz drin. aber hey, mir macht das neue mehr spass.

                                                              genauso wie man sich selbst verändert verändert sich alles um einen herum. das problem ist halt:

                                                              "he´s an old hippie and he dont know what to do. should he hang on to the old, should he grab on to the new...."
                                                              https://www.youtube.com/watch?v=MzdvQOXxRD4

                                                              da muss jeder durch und jeder muss seinen eigenen weg finden. happy trails! stay safe!
                                                              danobaja
                                                              __________________
                                                              resist much, obey little!

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                                                                Fuchs
                                                                • 29.10.2013
                                                                • 1352
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                                                                hi, wie oben schon gesagt, in den Cordilleras Blanca und Vilcanota sowie auf den 6000ern Boliviens fand ich es ziemlich ok ohne Wetterbericht zugange zu sein. Ich weiss auch nicht, ob es für dort wirklich brauchbare Prognosen gibt, wann denn genau die fast täglichen Wolken aus dem Amazonasbecken die Gipfel erreichen, wieviel Niederschlag die bringen und ob sie nicht doch mal ein paar Tage bleiben.
                                                                Auf den mehrwöchigen Touren in Grönland hatten wir zwar ein satphone tief im Rucksack dabei, haben es aber sehr genossen, ohne täglichen Kontakt zur Aussenwelt uns nach den aktuellen Gegebenheiten zu richten. Unsere Zeitpläne hatten genug Puffer, mal ein Wetter auszusitzen oder eben noch einen Gipfelabstecher einzubauen. Kann man auch anders machen...und wenn es jetzt sicherheitmäßig angesagt ist, sich per Sateliten die notwendige Informationen zu besorgen, würde ich das natürlich auch machen.
                                                                Ich weiß aber genau, dass das moderne Höhenbergsteigen, bei dem alle im Lager hocken und auf das Startsignal aus Innsbruck warten, sicher nicht mein Ding ist. Dann lass ich das aber auch ganz bleiben und mache andere Touren.
                                                                Die Aconcagua-Traverse hat sicher ihren eigenen Chrakter - zwischen Charly Gabl Stil (lange Belagerung, Einrichten von Fixseilen, Wetterbericht per sat) und den kürzeren 6000er Trips (1. Tag hin, 2. Tag Hochlager, 3. Tag Gipfel mit Abstieg, 4. abends wieder pollo und cerveza). Ich könnte mir schon vorstellen, diese Traverse auch heute noch in letzterem Sinne durchzuführen, so Permitreglungen und Gletscherzustand dies zulassen.
                                                                Grüße von Tilmann
                                                                http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                                                                  Alter Hase
                                                                  • 27.02.2016
                                                                  • 3287
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                                                                  AW: [AR] aconcagua, die klassische polengletscherüberquerung 1989

                                                                  die polengletscher traverse wird ja sehr selten, aber dann meist vom normalen basecamp aus gemacht. es gibt ne querung oberhalb.

                                                                  ich behaupte mal, dass, wenn man sich ein "hoch"lager einrichtet am querungsabzweig, das ganze in einem tag gut machbar ist. egal wie der gletscher aussieht. der variiert stark von links nach rechts, von flacher nach steiler. wer steiler kann nimmt den kurzen weg rechts, aber selbst wenn man weiter links hochgeht und dann länger aufm grat ist, ist das in einem tag machbar. fixseil wirst du nirgends brauchen. wenn man mal aufm gipfel ist ist es ja nur noch bissl dauerlauf runter, und man kann je nach verfassung das lager einpacken und noch bis bc absteigen.

                                                                  lediglich um 4 nachmittags möcht ich nicht am gipfel stehen. dort wars ohne sturm schon verdammt kalt im mässigen wind. aber vielleicht gibts den zuverlässigen 4 uhr sturm ja gar nicht mehr.
                                                                  danobaja
                                                                  __________________
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