• Gast20200707
    GELÖSCHT
    Dauerbesucher
    • 25.05.2013
    • 764
    • Privat


    [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt


    (INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )

    Bonjour,

    Wer nicht viel lesen will, der kann sich hier von bewegten Bildern berieseln lassen.

    VORWORT
    Da es hier noch keine Reiseberichte zu Mauritius gibt und der letzte von Reunion aus dem Jahre 2013 stammt, hoffe ich doch, mit unserem Erlebnisbericht aktuelle Erfahrungen und Informationen weitergeben zu können. Für mich nach dieser Reise nicht nachvollziehbar, warum DIE Wanderinsel im Indik sich hier nicht größerer Beliebtheit erfreut. Felix und Tina, die wir auf Reunion trafen, kannten auch das ODS und wollen auch noch ihre Erlebnisse hier veröffentlichen. Sie waren genauso wie wir mit dem Zelt unterwegs und im Gegensatz zu uns auch auf dem Piton des Neiges, dem höchsten Berg mit einzigartigen 360 Grad Ausblick. Daher interessiert uns dieser Bericht besonders, da wir sehr wenige, ach was, keine anderen Trekker mit Zelt gesehen haben.

    VORGESCHICHTE
    Nun aber erstmal zu unserer Tour. Seit 1998 träume ich von La Reunion, wollte immer dort hin, aber viele Erlebnisberichte schreckten mich ab, da von guten Französisch-Kenntnissen die Rede war. Weder meine Freundin noch ich können einen gescheiten französischen Satz bilden, das konnten wir aber auch nicht auf russisch und wir waren 2016 in Kirgistan. Danach wuchs der Gedanke und das Interesse an Reunion wieder. Wir haben uns mittlerweile davon verabschiedet, alle Sprachen dieser Welt sprechen zu können, nur damit man ferne Länder bereisen kann. Mit wilden Gesten und Mimen kommt man auch so ans Ziel. Sehr spontan buchten wir 14 Tage vorher die Flüge nach Mauritius, da nur dorthin ab Deutschland Direktflüge offeriert werden. So drängte sich uns also der spätere Zwischenstopp auf Mauritius quasi auf.

    REISEART
    Vor Ort sollte ausschließlich im Zelt genächtigt werden, wo es nur geht wild, in den urbanen Räumen gern auch mal auf einem Campingplatz, in der größten Not auch mal spontan ein festes Dach über dem Kopf. Letzteres schlossen wir aber aufgrund der trockenen Wintermonate vor Ort aus. Eine falsche Schlussfolgerung, irgendwelche Statistiken das Wetter betreffend für bare Münze zu nehmen. Das Wetter auf Reunion kommt wie es kommt und man muss es nehmen wie es ist, das mussten wir am eigenen Leib spüren.

    PLANUNG
    Weitere Skepsis, warum Reunion immer wieder auf Warteliste stand, waren die Gegebenheiten vor Ort. Wer Reunion kennt, weiß, dass dort nur die Strände flach sind, danach kennt das Gelände nur zwei Wege: steil nach oben der steil nach unten. Nach Madeira im Juni diesen Jahres winkte ich Reunion gegenüber meiner Freundin mit folgenden Worten ab "Kannste vergessen, mit Täve wird das nix auf Reunion, das müssen wir machen, wenn er größer ist oder wir allein reisen". Schon auf Madeira sind wir an unsere Grenzen gestoßen, Reunion hätte die Grenzen noch weiter nach unten verschoben. Doch unser Leitsatz "Geht nicht, gibt's nicht" motivierte uns. "Komm' wir probieren es und nach Plan A gibt es immer noch 25 weitere Pläne". Der Weg ist das Ziel, Zeit für Rundumblicke, Ausblicke, Genuss und Verweilen waren Attribute, die dieses Mal Anwendung finden sollten. Die Touren wurden also mit maximal je 600 Höhenmeter bergauf wie bergab geplant, unabhängig von der Länge. So kamen Tagesetappen zwischen 6 bis 20km zustande. Das bedeutete aber auch, den Piton des Neiges aus dem Programm zu streichen. Ich traute es Frau und Kind nicht zu, sie sollten und wollten mich aber Beide vor Ort immer wieder eines Besseren belehren. Da die Option Air Scooter auf Madeira gut funktionierte und ich per Google Trail View etwas Einsicht in die Wanderwege erhaschen konnte, fiel die Entscheidung pro Roller.

    TOUR
    Geplant war natürlich alles anders als es vor Ort gekommen ist. Wer Schuld daran ist, werdet Ihr hier noch erfahren, aber am Ende haben wir unsere Highlights alle gesehen. Alles kann man auf Reunion nicht gesehen haben, man muss Prioritäten setzen. Daher werden wir sicher noch einmal Reunion einen Besuch abstatten, dann mit der Konzentration auf Cirque de Mafate und den Piton des Neiges. Grob hier der Verlauf: Le Port - Cirque de Mafate (4 Nächte) - Cirque de Salazie (2 Nächte) - La Plaine Hochebene (4 Nächte) - Vulkan Fournaise (2 Nächte) - Grand Galet Tal (2 Nächte) - Küste (1 Nacht) - Entre Deux (1 Nacht) - Kraterrand Cilaos (3 Nächte) - Cirque de Cilaos (1 Nacht) - Badestrand (1 Nacht)

    Für den besseren Überblick hier eine Karte. Vor Ort haben wir teilweise auch öffentliche Verkehrsmittel genutzt oder sind getrampt. Beides sehr praktikabel, günstig bzw. kostenfrei und uneingeschränkt weiter zu empfehlen.


    Urheber Google maps

    Wir müssen uns nun heute erst einmal sammeln, Bilder und Videos und vor allem unsere Eindrücke auswerten und in Worte fassen. Bleibt also gespannt und seid Euch gewiss, auch ohne bockige Esel kann man so einiges erleben.
    Zuletzt geändert von Gast20200707; 14.04.2020, 17:49.

  • tjelrik
    Fuchs
    • 16.08.2009
    • 1244
    • Privat


    #2
    AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

    Mensch, klasse, da freue ich mich aber drauf - war ich doch vor 20 Jahren das letzte mal dort. Auch bei mir war es damals unglaublich phantastisch, alles, Landschaft, Klima, Fauna, Gerüche, entspannte Menschen und deren Charme,wie eine andere Welt, ja so stellt man sich wohl da Paradies vor.



    Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen
    Bonjour,

    VORWORT
    Da es hier noch keine Reiseberichte zu Mauritius gibt und der letzte von Reunion aus dem Jahre 2013 stammt, hoffe ich doch, mit unserem Erlebnisbericht aktuelle Erfahrungen und Informationen weitergeben zu können. Für mich nach dieser Reise nicht nachvollziehbar, warum DIE Wanderinsel im Indik sich hier nicht größerer Beliebtheit erfreut. Felix und Tina, die wir auf Reunion trafen, kannten auch das ODS und wollen auch noch ihre Erlebnisse hier veröffentlichen. Sie waren genauso wie wir mit dem Zelt unterwegs und im Gegensatz zu uns auch auf dem Piton des Neiges, dem höchsten Berg mit einzigartigen 360 Grad Ausblick.
    Daher interessiert uns dieser Bericht besonders, da wir sehr wenige, ach was, keine anderen Trekker mit Zelt gesehen haben.

    VORGESCHICHTE
    Nun aber erstmal zu unserer Tour. Seit 1998 träume ich von La Reunion, wollte immer dort hin, aber viele Erlebnisberichte schreckten mich ab, da von guten Französisch-Kenntnissen die Rede war. Weder meine Freundin noch ich können einen gescheiten französischen Satz bilden, das konnten wir aber auch nicht auf russisch und wir waren 2016 in Kirgistan. Danach wuchs der Gedanke und das Interesse an Reunion wieder. Wir haben uns mittlerweile davon verabschiedet, alle Sprachen dieser Welt sprechen zu können, nur damit man ferne Länder bereisen kann. Mit wilden Gesten und Mimen kommt man auch so ans Ziel. Sehr spontan buchten wir 14 Tage vorher die Flüge nach Mauritius, da nur dorthin ab Deutschland Direktflüge offeriert werden. So drängte sich uns also der spätere Zwischenstopp auf Mauritius quasi auf.

    REISEART
    Vor Ort sollte ausschließlich im Zelt genächtigt werden, wo es nur geht wild, in den urbanen Räumen gern auch mal auf einem Campingplatz, in der größten Not auch mal spontan ein festes Dach über dem Kopf. Letzteres schlossen wir aber aufgrund der trockenen Wintermonate vor Ort aus. Eine falsche Schlussfolgerung, irgendwelche Statistiken das Wetter betreffend für bare Münze zu nehmen. Das Wetter auf Reunion kommt wie es kommt und man muss es nehmen wie es ist, das mussten wir am eigenen Leib spüren.

    PLANUNG
    Weitere Skepsis, warum Reunion immer wieder auf Warteliste stand, waren die Gegebenheiten vor Ort. Wer Reunion kennt, weiß, dass dort nur die Strände flach sind, danach kennt das Gelände nur zwei Wege: steil nach oben der steil nach unten. Nach Madeira im Juni diesen Jahres winkte ich Reunion gegenüber meiner Freundin mit folgenden Worten ab "Kannste vergessen, mit Täve wird das nix auf Reunion, das müssen wir machen, wenn er größer ist oder wir allein reisen". Schon auf Madeira sind wir an unsere Grenzen gestoßen, Reunion hätte die Grenzen noch weiter nach unten verschoben. Doch unser Leitsatz "Geht nicht, gibt's nicht" motivierte uns. "Komm' wir probieren es und nach Plan A gibt es immer noch 25 weitere Pläne". Der Weg ist das Ziel, Zeit für Rundumblicke, Ausblicke, Genuss und Verweilen waren Attribute, die dieses Mal Anwendung finden sollten. Die Touren wurden also mit maximal je 600 Höhenmeter bergauf wie bergab geplant, unabhängig von der Länge. So kamen Tagesetappen zwischen 6 bis 20km zustande. Das bedeutete aber auch, den Piton des Neiges aus dem Programm zu streichen. Ich traute es Frau und Kind nicht zu, sie sollten und wollten mich aber Beide vor Ort immer wieder eines Besseren belehren. Da die Option Air Scooter auf Madeira gut funktionierte und ich per Google Trail View etwas Einsicht in die Wanderwege erhaschen konnte, fiel die Entscheidung pro Roller.

    TOUR
    Geplant war natürlich alles anders als es vor Ort gekommen ist. Wer Schuld daran ist, werdet Ihr hier noch erfahren, aber am Ende haben wir unsere Highlights alle gesehen. Alles kann man auf Reunion nicht gesehen haben, man muss Prioritäten setzen. Daher werden wir sicher noch einmal Reunion einen Besuch abstatten, dann mit der Konzentration auf Cirque de Mafate und den Piton des Neiges. Grob hier der Verlauf: Le Port - Cirque de Mafate (4 Nächte) - Cirque de Salazie (2 Nächte) - La Plaine Hochebene (4 Nächte) - Vulkan Fournaise (2 Nächte) - Grand Galet Tal (2 Nächte) - Küste (1 Nacht) - Entre Deux (1 Nacht) - Kraterrand Cilaos (3 Nächte) - Cirque de Cilaos (1 Nacht) - Badestrand (1 Nacht)

    Für den besseren Überblick hier eine Karte. Vor Ort haben wir teilweise auch öffentliche Verkehrsmittel genutzt oder sind getrampt. Beides sehr praktikabel, günstig bzw. kostenfrei und uneingeschränkt weiter zu empfehlen.

    http://www.taeve-supertramp.de/wp-co...nen_GPSies.png

    Wir müssen uns nun heute erst einmal sammeln, Bilder und Videos und vor allem unsere Eindrücke auswerten und in Worte fassen. Bleibt also gespannt und seid Euch gewiss, auch ohne bockige Esel kann man so einiges erleben.
    Zuletzt geändert von Pfad-Finder; 09.09.2017, 08:37.
    bear shit - sounds like bells & smells like pepper

    Kommentar


    • bluesaturn
      Fuchs
      • 11.01.2017
      • 1012
      • Privat


      #3
      AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

      Abonniert.

      Kommentar


      • grenzenlos
        Dauerbesucher
        • 25.06.2013
        • 566
        • Privat


        #4
        AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

        Freue mich unheimlich auf die Fortsetzung
        Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

        Gruß, Wi grenzenlos

        Kommentar


        • Gast20200707
          GELÖSCHT
          Dauerbesucher
          • 25.05.2013
          • 764
          • Privat


          #5
          AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

          Vorab noch eine Info. Weiterführende Infos wie nützliche Links oder welche GPS-Karten ich genutzt habe findet Ihr hier

          1.Reiseabschnitt - Cirque de Mafate 5 Tage


          Urheber: Google

          1.TAG Am 7.August landeten wir gegen Mittag auf Reunion. Um Zeit zu sparen, buchten wir vorab einen Transfer direkt vom Flughafen nach Le Port für 50 Euro, mit dem ÖPNV wäre es günstiger, aber auch zeitintensiver gewesen, von den längeren Wegen mal ganz abgesehen. Alexandre sollte uns zum großen Jumbo Supermarkt bringen, der glücklicherweise geschlossen hatte. Warum? Nur so brachte er uns etwas näher zum Startpunkt der Tour. Wieder 2km gespart. Das das Faulenzer-Denken schon hier anfing beunruhigte mich nicht sonderlich, wir waren vom langen Flug müde und wollten einfach nur noch ankommen. Am Startpunkt gab es einen kleinen Minimarkt mit allem Nötigen. Auf einer Fläche eines Tante-Emma-Ladens fand man von Kfz-Teilen über Büroartikel bis hin zum Frischfleisch alles und das auch noch nach einem nicht erkennbaren System in den Regalen nebeneinander. Bald hatten wir alles zusammen, aber ein Problem hatten wir da noch. Alexandre schaute uns verwundert an als ihn bat, an einer Tankstelle zu halten um die Benzinflasche aufzufüllen. Er telefonierte herum, hielt sogar an einer Total-Station, aber keine wollte oder konnte. Gaskartuschen gab es nur überall die blauen Steckteile, Schraubkartuschen gibt es nur im Decathlon irgendwo im Nordosten der Insel. Ich wollte mich nicht geschlagen geben und zog mit der Flasche in der Hand los, während Yvonne vorm Minimarkt suspekte Gestalten abwimmelte. An der Tankstelle eine kurze Diskussion, noch einmal auf die französischen Hinweise auf der Flasche verwiesen und schwuppdiwupp war die Flasche voll. Gott, war ich froh. In der winterlichen Mittagshitze um die 30 Grad und mit keiner Wolke im Rücken begaben wir uns auf dem Weg in das Mafate-Tal.


          Eingang ins Cirque de Mafate

          Le Port schien uns als Ausgangsort der Tour wie geschaffen, da man in das Mafate-Tal langsam ansteigend hineinwandern kann ohne neben sich große Asphaltpisten zu haben. Cirque Mafate ist das einzige der drei Talkessel ohne Asphaltstraßen oder Pisten. Man kommt nur bis Deux Bras, wo auch ein 4x4 Jeep Leute für ca. 15 Euro hinbringt (Ersparnis 10km). Somit kann man diesen Talkessel nur zu Fuß erkunden oder halt per Helikopter. Letztere sind in diesem Talkessel Freud und Leid zugleich. Leid für uns, da sie halt permanent fliegen und man nur wenige ruhige Minuten hat. Versorgungshelis und Touristenhelis teilen sich den engen Flugraum. Freud aber teilweise auch für uns, da die Versorgungshelis die kleinen Dörfer (Ilet genannt) versorgen und wir somit dort immer unsere Lebensmittel nachkaufen konnten.


          Täve und das Wasserfilter-Set, der Spaßgarant

          Auf dieser Schotterpiste ging es nun langsam ansteigend voran, immer wieder den großen Fluss querend. Manchmal trockenen Fußes auf Steinen, manchmal schnellen Schrittes mit Wanderschuhen durch die flacheren Flussabschnitte. Täve hatte seinen Spaß dran. Der Roller kam gut auf der Piste zum Einsatz. Das half aber nichts, wir schwitzten aus allen Ritzen und jeder Satz war mit einem Gähnen verbunden. Meine veranschlagten 11km würden wir heute nicht schaffen. Nach 4km lockte uns eine Badestelle förmlich zum Aufbau des Zeltes. Samt Klamotten ging es der Länge nach in den Fluss, Abkühlung trat dann irgendwie sehr verzögernd ein, aber immerhin. Es war gegen 16 Uhr als die ersten Laute nach Essen erklangen, während ich mich darum kümmerte, nickte Yvonne immer wieder weg. Täve dagegen machte den Fluss unsicher. Mit dem letzten Löffel vom Abendessen kam auch schon Abendstimmung am Himmel auf, es war 18 Uhr und wir blieben auch keine Minute länger mehr auf.


          Unser erstes Camp zwischen den Büschen

          Wir hinkten also schon am ersten Tag dem Plan hinterher, dafür entschädigte uns jedoch bereits der erste Eindruck und der Eingang des Mafate Talkessels und wir schliefen mit einer gewissen Vorfreude ein, was da wohl morgen kommen würde.


          Die Abendstimmung ließ unsere Augenlider noch schwerer werden
          Zuletzt geändert von Gast20200707; 09.09.2017, 21:01.

          Kommentar


          • Gast20200707
            GELÖSCHT
            Dauerbesucher
            • 25.05.2013
            • 764
            • Privat


            #6
            AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

            2.TAG Der erste volle Tag vor Ort sollte uns nun tiefer und höher in den Mafate Talkessel hineinbringen. Der Tag begann so sonnig wie er aufgehört hatte. Schon beim Zeltabbau waren meine Klamotten nass, das fing alles doch vielversprechend für Jemanden an, der sich ansonsten nur im Schatten wohlfühlt.


            Unser kleiner Animateur

            Weiter ging es für die ersten Kilometer auf der Schotterpiste, das Geländetaxi zwang uns eine Mitfahrt förmlich auf. Am 2.Tag waren wir aber noch stark genug zu widerstehen, noch! Deux Bras war am Mittag erreicht und hier endeten nun auch alle Straßen und Pisten. Ab jetzt traf man nur noch auf Wanderer oder Einheimische zu Fuß. Diesen Punkt würde ich auch als Tor zu Mafate bezeichnen. Ab hier offenbart sich das Ausmaß dieser Talkessel, zwar nicht in vollem Umfang, aber ab jetzt änderte sich die Szenerie aller 5 Minuten, an flüssiges Wandern war kaum mehr zu denken. Stehenbleiben, Staunen, Fotografieren, Umdrehen, Zurückblicken.


            Die Querung des Flusses war nie ein wirkliches Problem

            Wir hielten uns weiter am Flussverlauf und verpassten trotz makelloser Beschilderung der Wanderwege den Abzweig aus der engen Schlucht heraus. Bald passierten wir einen kleinen Staudamm als wir den Irrweg bemerkten. Zum Glück sollte es weiter flussaufwärts noch einmal eine Möglichkeit geben, aus dem Tal aufzusteigen. Wir blieben also in der Schlucht, die immer enger, immer wilder wurde. Nun war es aber langsam an der Zeit, einen Lagerplatz zu finden, was sich als schwierig herausstellte. Einzig fanden wir einen 6hm höher als der Fluss gelegenen Platz und hofften, dass dieser uns sicher durch die Nacht bringen würde. Nach Springfluten sah es hier nicht aus, also bauten wir unser Zelt hier auf, da auch Anzeichen vorhanden waren, dass hier schon mal Andere gelagert hatten.


            Unser "Drohnencamp"

            Bedingt durch die steilen bis zu 1000m hohen Steilwände war hier die ganze Zeit Schatten und nur ein kleiner Teil des wolkenfreien Himmels war sichtbar. Zu meinem Glück, denn so konnte ich mal nicht schweißtreibend das Zelt aufbauen. Danach ließen wir erstmals die Drohne starten. Obwohl wir in diesem engen Tal Handyempfang hatten, blieb der GPS Empfang auf einmal aus, die Drohne war zu weit weg und eierte am Himmel umher. Scheiße, sollte ich etwa am 2.Tag bereits das Teil verloren haben? Ich rannte der Drohne entgegen, während diese über einem unzugänglichen Dschungel aus Pflanzen und Büschen kreiste. Auf einmal wieder Empfang, ich konnte die Sparky sicher landen und liebkoste sie wie sonst nur Frau und Kind. Der Abend war gerettet. Gegen 17 Uhr kochten und aßen wir und saßen dieses Mal länger als bis 18 Uhr und konnten so den Ausblick auf den Sternenhimmel genießen. Ein erster voller gelungener Tag.


            Eine Modifizierung des Filters um nicht immer die Kappe abschrauben zu müssen. Schlauchteil ins Loch stecken, aufschrauben und gefiltertes Wasser bekommen. Zum Händwaschen etc. Schlauchteil rausziehen und Wassersack aufschrauben.

            Kommentar


            • tjelrik
              Fuchs
              • 16.08.2009
              • 1244
              • Privat


              #7
              AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

              Oh ja. Danke fürs schreiben und Bitte
              Weiterschreiben
              bear shit - sounds like bells & smells like pepper

              Kommentar


              • Gast20200707
                GELÖSCHT
                Dauerbesucher
                • 25.05.2013
                • 764
                • Privat


                #8
                AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                3.TAG So, heute sollte es ans Eingemachte gehen. Während wir gestern sanft an Höhe zulegten, mussten wir heute 450m höher mit einem Auf und Ab zwischendurch, da sich immer wieder tiefe Täler in den Weg stellten und die kleinen Ilets meist auf kleinen Plateaus weit oben liegen. Das versprach Spaß für Alle. Bei Sonne frühstückten wir und als ans Einpacken ging, wollte Yvonne aus der einen Apside unsere Ruck- und Packsäcke ins Innenzelt ziehen.

                Auf einmal ein Riesengeschrei, das Zelt wackelte, eine zitternde Yvonne sprang aus dem Zelt und schüttelte sich. Ihre Gänsehaut war gut sichtbar. Bei ihrem überstürzten, hastigen Angstspurt war ich froh, dass sie dem Kaitum keinen 3.Eingang verpasst hatte. Was war passiert? In den kuscheligen Rucksäcken hatte sich eine handflächengroße fette Spinne eingenistet. Es konnte also kein Seidenspinner sein, die sind kleiner und hängen in ihren Netzen ab. Es war ja eine Bodenspinne. Sollte sie etwa eine neue Art entdeckt haben? Ich fragte immer wieder nach wie groß denn die Spinne wirklich war. Mit jeder Frage nahm die Größe ab, ihre Spinnenphobie hatte sie vergrößert. Ich mit meinem Spinnenrespekt durfte nun fortan die Rucksäcke aus der Apsis holen und kräftig schütteln, ich selber sah nie so ein großes Krabbelmonster.


                Leider ging es die enge Schlucht nur noch kurz hoch, traumhaft!

                Alles war gepackt, also ging es noch ein wenig im immer enger werdenden Tal weiter hoch, immer wieder Trailrunner oder Einheimische kreuzten unseren Weg. Erst genannte sahen wir auf der Insel sehr häufig, da diese aktuell für ein Event namens Grand Raid im Oktober trainieren, ein Crosslauf von Süd nach Nord (160km 9000hm). Der Roller wurde nun zusammengeklappt, der rote Ortlieb-Verpflegungssack auf den Bauch geschnallt.


                Gut bepackt ging es in den Anstieg

                Mit langsamen, trägen Schritten, Yvonne nennt dies scherzhaft Mount-Everest-Schritte, bewältigte ich nun Stufe um Stufe. Da der Weg viele kleine Ilet's verbindet, ist dieser gut ausgetreten und auch gut besucht. Je höher wir nun kamen umso spektakulärer wurde die Landschaft und der freie Rundumblick. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Da ich jedoch gerade mal wieder am Limit war, hechelte ich Yvonne zu "Mach' Fotos, ich schaue es mir später an!" Da wir nicht wussten, wo und wann wir was an Lebensmittel bekommen würden, mussten wir vorsorglich für die kommenden 4 Tage Essen mitschleppen. Keine Ahnung, was da auf den Schultern an Gewicht lag, aber immer wenn mal wieder in Augenhöhe die nächste Stufe auftauchte, stand ich ratlos davor wie ich da wohl hochkommen würde.


                Bizarre Felsformationen, steile Hänge in grün getaucht



                Die Gite in Grand Place

                Mittagspause in Grand Place in einer Gite, eine Art Berghütte, wo man nächtigen kann. Wunderhübsch angelegt, mit viel Liebe zum Detail. Die Atmosphäre und der Song aus der kleinen Bassbox "Santana - Maria, Maria" versuchten hartnäckig uns am weitermarschieren zu hindern, auch hier konnten wir noch widerstehen, denn diese kleinen Ilet's waren an Authentizität und Ursprünglichkeit kaum zu übertreffen. Die Gite hatte einen kleinen Shop, zu extrem hohen Preisen kauften wir etwas Süßes zu trinken und zu essen und aßen unsere übrig gebliebenen Nudeln vom Vortag. Weiter ging es bald in Richtung Aurere. Wo wir heute nächtigen würden, wussten wir eigentlich auf der gesamten Tour nie, es war immer nur der Weg gesteckt. Die Tour, unser Gemüt und das Wetter entschieden stets, welcher Platz wann in Frage kam.


                Diesem Ausblick konnten wir nicht widerstehen, unser "Katzencamp"

                So stoppten wir am Nachmittag gegen 15 Uhr in Ilet a Bourse an einem Picknickplatz mit traumhafter Aussicht. Da dieser Platz auch als Aufnahmeplatz der Lastentaschen für Helikopter diente, spannte ich das Zelt mal lieber mit allen vorhandenen Heringen ab. Bei unserem Glück würde der bestimmt gerade dann hier den Müll wegtransportieren, wenn wir hier zelten. Da noch genügend Zeit und die Tour heute kurz war, drängten mich Yvonne und Täve dazu, doch mal zu schauen, wo es einen kleinen Laden geben würde, der Wein und die Süßigkeiten waren schon alle. Dass ich dann noch bis Ilet a Malheur laufen musste, dankten mir meine beiden Liebsten nach Wiederankunft mit den Worten "Hat aber lange gedauert" Ja, waren auch 6km und ein paar Höhenmeter. Nun war ich gut fertig und am Picknicktisch genossen wir die Aussicht und unser Abendessen, während um unsere Beine vier niedliche weiße Kätzchen umherschlichen. Wir waren schon jetzt so tiefenentspannt, die Natur hatte uns schon so viel gegeben. Wow!


                Das ist mein Handtuch!! Zum Glück habe ich keine Katzenallergie

                Kommentar


                • Gast20200707
                  GELÖSCHT
                  Dauerbesucher
                  • 25.05.2013
                  • 764
                  • Privat


                  #9
                  AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                  4.TAG Wir blieben vom Helikopter verschont, aber die Geräusche in der Ferne von anderen Helis waren mit dem Sonnenaufgang 7 Uhr weit zu hören. Da es aber meist gegen 21/22 Uhr ins Bett ging, waren wir 7 Uhr auch gut ausgeschlafen und fit, das anvisierte Tagesziel Aurere zu erreichen. Gestärkt und aufgewärmt nach dem Zusammenpacken ging es nun immer wieder durch kleine Ilet's bergauf und bergab, kleiner Täler und Bäche über Brücken oder Steine querend. Täve versprach ich dabei eine kleine Überraschung am Wegesrand, da ich ja bereits gestern diesen Abschnitt größtenteils gegangen war.


                  Noch können wir alle lachen

                  Dass wir mit unserer Art des Reisens meistens eigentlich immer auf Gegenwind stoßen, aber gleich zu Beginn der heutigen Tour machten wir eine sehr unschöne Begegnung mit einem Wanderführer, der seine Rentnergruppe anführte. Natürlich konnte er nur französisch, gab uns aber zu Verstehen, dass dieser Roller hier sinnlos ist und es hier keine Straßen gibt. Ein Rentner übersetzte es ins Englische. Er lachte uns förmlich aus, schüttelte den Kopf und dachte, es besser zu wissen. Wir riefen ihm dann noch was auf Deutsch hinterher, was er sicher verstanden haben musste, denn sein Gelächter verstummte. Idioten gibt es überall, Klugscheißer und Besserwisser auch. Schon vorne weg genommen, es war die einzige negative Erfahrung mit einem Franzosen. Aber just in diesem Moment waren wir sauer wie er reagiert hatte. Bald erreichten wir die kleine Überraschung und machten eine Zwischenrast. Während wir die letzten Urlaube meist nur 1-2x am Tag pausierten, stückelten wir dieses Mal unsere Touren in kleine Häppchen, Pause machen, wenn es Einer will und nicht Alle. Rasten, wenn es was zu sehen gibt und Weitergehen, wenn man ausgeruht ist. Irgendwie hielt diese Herangehensweise Täve und Yvonne immer gut bei Laune. Dieser Rastplatz wartete aber mit was Besonderem. Ein Helikopter aus Bambus gebaut. Wir gaben hier Täve extra viel Zeit, denn schon jetzt zeigte er uns, dass ihm die Touren Spaß machen, kein Gejammere "Ich will auf Deine Schultern". Abgesehen davon wäre ich auch nicht dazu in der Lage gewesen.


                  Die kleine Überraschung

                  Weiter ging es dann bis Ilet a Malheur, wo ich gestern einkaufen war. Hier gibt es einen Campingplatz, eine Gite und einen Minishop, im Umkreis auch weitere einheimische Häuser und Gärten. Traumhaft, hier zu verweilen, die Geräuschen und Gerüche zu absorbieren. Mittagspause! Wir kauften hier nichts weiter ein, da wir im größeren Ort Aurere auch mit einem Shop rechneten.
                  Also etwas leichter bepackt ging es weiter. In den flachen Passagen kam der Roller temporär zum Einsatz um meine Schultern zu entlasten. Allein das half mir, mich zu regenerieren, wenn es auch manchmal nur 500m waren. Nur bergauf oder bergab wurde immer komplett geschultert, da diese Abschnitte steil und unwegsam waren, aber auch immer gut abgesichert und mit Seilen versehen.

                  Kurz vor Aurere hatten wir zwei Wege zur Auswahl: Kurz und schwerer oder lang und schwer. Wir gingen letzteres mit etwas mehr Weg. Ein Glücksfall, denn wir trafen auf einen umgestürzten Bananenbaum mit einer reifen Bananenstaude. Zum ersten Mal konnten wir eine diese kleinen in der Sonne gereiften Bananen essen. Was für ein Genuss, die Süße, der Geschmack. Ich war nahe dran, auch noch die gesamte Staude hinter mir herzuziehen. In Aurere angekommen steuerten wir die recherchierten Lädchen an. Gegen frühen Nachmittag war aber meist alles geschlossen, offen erst wieder ab 15 Uhr. Wir irrten durch das niedliche Örtchen, gingen viele Wege doppelt bis uns andere Wanderer halfen eine kleinen Laden in der Gite de Fanjan zu finden. Wir kauften dort alles ein und wollten aus Aurere raus um dort wild zu zelten, nahe dem morgigen Startpunkt "Sentier Augustave". An einer Kreuzung passierten wir auch den Abzweig durch das Bras des Merles Tal, der aber gesperrt war. Es sah so aus als ob dies schon länger so war, denn der Weg war zugewachsen. Dieser tolle Wanderweg führt runter ins Tal nach Deux Bras, von wo wir gekommen waren. Dieser Anstieg war für uns auch eine Option und wir waren nun froh, diesen nicht gemacht zu haben.

                  Auf der Karte war dieses Gebiet als La Reserve ausgeschrieben, aber vor Ort kein Zeichen dafür, dass hier eine Schutzgebiet ist. Die Pflanzen waren zwar beschnitten, der Boden von Ästen, Gestrüpp und Unkraut befreit, aber kein Botanischer Garten. Wir fanden schnell eine tolle Stelle, ich reparierte noch schnell ein Loch in einer Wasserleitung mit einem Bambusstöckchen und wollte dann zur Tat schreiten und das Zelt aufbauen, da kam ein Mann des Weges. "Camping interdit!" Auf französisch gab er uns zu verstehen, dass man in Aurere kostenfrei eine Nacht zelten könne, seiner magereren Wegbeschreibung folgten wir und sahen nun weitere neue Ecken von Aurere. Ein Irrlauf, Alle wollten endlich mal ankommen. Mit Durchfragen und Rumsuchen fanden wir dann am Eingang von Aurere das Camp namens Bonne Terre und wir konnten es kaum glauben, die erste Nacht war echt umsonst. Auf den 4 Terrassen standen noch ca. 25 andere Zelte, allesamt blau. Es stellte sich aber schnell heraus, dass diese leer waren und man hier das Zelt mit Matratze und Decke buchen konnte. Wir platzierten uns in der ersten Reihe mit fantastischen Ausblick auf das, was da morgen kommen würde. Ich redete meinen Beiden gut zu, dass es doch gar nicht so schlimm aussieht, doch im Kopf schrie es "Aubacke!".


                  Camp Bonne Terre

                  Den Rest des Tages relaxten wir am Zelt, kochten Essen, spielten Karten und beobachteten drei andere Wanderer, die dabei waren, sich auch auf dem Platz einzurichten. Ins Gespräch kamen wir leider nicht, da wir kein französisch und sie kein englisch sprachen. Wieder eine gelungene Tour, nur dieser arrogante Franzose am Morgen beschäftigte uns noch ein wenig.


                  Gratis Ausblick

                  Kommentar


                  • tjelrik
                    Fuchs
                    • 16.08.2009
                    • 1244
                    • Privat


                    #10
                    AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                    Sehr große Spinnen
                    Gibt es aber tatsächlich auf la Réunion.
                    Freue mich auf die Fortsetzung.
                    bear shit - sounds like bells & smells like pepper

                    Kommentar


                    • Gast20200707
                      GELÖSCHT
                      Dauerbesucher
                      • 25.05.2013
                      • 764
                      • Privat


                      #11
                      AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                      Zitat von tjelrik Beitrag anzeigen
                      Sehr große Spinnen
                      Gibt es aber tatsächlich auf la Réunion.
                      Freue mich auf die Fortsetzung.
                      Oh Gott, Du hast Recht, habe mal die Babouk Spinne gegoogelt und meinem Schatz gezeigt, sie hat den gleichen Schrei wie damals im Zelt von sich gegeben und gemeint "Ja, so ein Teil war das, ekelig!" Schreck lass nach, bei einer 10-15cm großen, fetten, fleischigen Spinne wie der hätte ich aber auch ein Ekelpickel bekommen.

                      Kommentar


                      • Gast20200707
                        GELÖSCHT
                        Dauerbesucher
                        • 25.05.2013
                        • 764
                        • Privat


                        #12
                        AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                        5.TAG Gut erholt und langsam an das temporäre Leben im Zelt gewöhnt starteten wir mit einem ausgiebigen Frühstück in den Tag. Dem heutigen Weg trat ich mit Respekt und Vorfreude entgegen, da er wohl vom Anstieg her hart und fordernd sein würde, dafür aber mit seinem spektakulären Verlauf entschädigen würde. Kurz ließen wir im Camp noch einmal die Drohne kreiseln und schulterten bald die Rucksäcke. Vorerst ging es noch einmal durch Aurere bis bald der Wanderweg Augustave ausgeschildert war. Die Wege werden hier nach Zeit und nicht nach Weg bemessen, kann man gut finden, wir nicht. Längenangaben sind mir lieber, da das Tempo ja subjektiv ist. Nach ein paar Vergleichen stellten wir aber fest, dass die Zeitangaben für uns gut passten und wir uns daran orientieren konnten. Mit Tagesrucksack läuft man aber sicher weit unter diesen Zeiten.


                        Der morgendliche Blick aus dem Zelt



                        Links an den Steilhängen ging es lang, bei den Wolken das Ziel in Sicht

                        Völlig falsch lag ich mit der Aussage "Ab jetzt geht es nur noch bergauf" Mich kotzen Anstiege an, bei denen man zwischendurch immer wieder bewältigte Höhenmeter mit Abstiegen vernichtet. Anfangs konnte ich auf dem schmal verlaufenden Pfad noch den Roller gut nutzen, dafür durfte ich mich permanent um eine kreischende Frau kümmern, die bei jedem Seidenspinner zurückschreckte. Ich musste also an die Front. Langsam wurde der Weg enger, steiler, aber zum Glück alles noch im Schatten. Der Roller und Ortliebsack wurden nun geschultert, ab jetzt ging es langsamer, aber auch unwegsamer voran. Des Weges verlief meist das Kanalisationsrohr, aus dem dann und wann mal Wasser spritzte. Ab und an ein kleines Rinnsal machte den Weg zusätzlich klitschig.


                        Die Treppe haben sie schön an den Fels gespeichelt


                        Bald kamen wir an eine Steinwand, wo der Weg als Brücke am Felsen arretiert ist. Die Treppe da hoch sah mörderisch aus, die Stufenhöhe gemein für jedes Knie. Oben angekommen, standen wir das erste Mal in der Sonne, Yvonne's Weckruf nach Sonne. Pause! Kurz danach passierten wir einen traumhaften Lagerplatz für ein Zelt mit Feuerstelle auf der rechten Seite. Es wäre DER Traumplatz gewesen, aber unser Ziel hieß heute Cirque de Salazie.


                        Blick von der Treppe zurück, auf dem mittigen Plateau im Hintergrund liegt Aurere



                        Die Schutzhütte war nicht einladend, aber sicher in der Not die einzige Zuflucht in diesem steilen Gelände

                        Weiter oben folgte dann eine Schutzhütte und wenig später ein tolles Badebassin. Ein toller Ort zum verweilen. Wir mussten aber weiter, vernichteten mal wieder Höhenmeter um wieder zum Fluss runter zu kommen, dem wir dann wieder bergauf folgen durften. Och, ich hätte kotzen können, da kam ein Rastplatz am Bach gerade Recht.


                        Toller Pausenort, tropischer Wald, aber auch tropische Temperaturen

                        Mittagspause und Verzehr der Reste vom Vortag. Täve spielte derweil wieder am Bach mit seiner Spritze, ein wenig Karten spielen um zu motivieren, so waren die Absprachen zwischen uns und Täve. Nach der Pause kannte der Pfad, der nun links vom Fluss wegführte, nur eine Richtung hoch, steil hoch. Die Passhöhe im Nebel schon erkennbar ließ Yvonne zur Hochform auflaufen, während ich gechillt mit Täve folgte, der mir gerade die Geschichte von Paw Patrol erzählte. Er war so abgelenkt und ohne einen Mux bewältigte er den schwersten Abschnitt des Tages. Es wäre schön gewesen, uns Alle mit einem Ausblick auf beide Talkessel auf der Passhöhe zu belohnen, aber ab hier sollte uns das Wetter die nächsten Tage so richtig Probleme machen. Verschwitzt standen wir nun auf der Passhöhe an einer kleinen Serpentinenstraße, die weiter zum Col de Boeuf hochführt. Keine Zeit für eine lange Pause, hier oben war es feucht, windig und kalt. Also Roller ausgeklappt, Rucksack dran, Täve drauf und ab runter, dort wo es wärmer und trockener schien.

                        Auf dem Weg nach unten kamen nur noch wenige Autos hier lang, das Wetter war echt nicht einladend, Ausflüge hier hoch zu machen. Irgendwo zwischen Serpentine 8 und 13 haben wir dann entschieden, nur noch von der Straße runter zu kommen um dann im Busch das nächstmögliche Camp zu suchen. Die Schutzhütte (auf den Karten als "Abri" verzeichnet) war mit dem Wetter und der schwindenden Motivation noch in weiter Ferne. Diese Entscheidung hatte einen großen Fehler. Um jede Ecke, über jeder Kuppe und an jeden Fluss erhoffte man nun einen Platz und jeden Meter, den man dann weiter gehen musste, weil es einfach nichts gab, quälte einen mehr und mehr. Irgendwann fanden wir ca. 1km vorm eigentlichen Camp zu Beginn der Grand Sable Hochebene zwei tolle Plätze am Fluss. Yvonne meinte aber, dass wir die paar Meter zur Schutzhütte nun auch noch laufen können.


                        Wir präferierten das saubere, spinnenfreie Zelt

                        Wieder ein Fehler, denn dort angekommen, entpuppte sich die Hütte als wahres Brutnest für Spinne. Bei genauer Suche findet man hier sicher eine unentdeckte endemische Art. Wir schlugen im sumpfigen Boden also unsere Zelt auf, der einsetzende Regen trug sein übriges dazu bei, dass wir uns nur noch waschen gingen, im Zelt unser Essen kochten und keine Minute mehr vors Zelt traten. Wir spielten viel Karten, munterten uns mit Schokolade wieder auf und hofften auf Wetterbesserung. Der Cirque de Salazie hatte bis jetzt keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.

                        Kommentar


                        • Gast20200707
                          GELÖSCHT
                          Dauerbesucher
                          • 25.05.2013
                          • 764
                          • Privat


                          #13
                          AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                          2.Reiseabschnitt Cirque de Salazie (2,5 Tage)


                          Urheber: Google

                          6.TAG Es hatte die ganze Nacht geregnet, der Platz vorm Zelt war ein Schlammloch und auch sonst waren wir gut angefeuchtet. Die Stimmung war noch nicht ganz am Boden, schwebte aber nah darüber. Erst einmal ein Kaffee, Müsli, Brötchen und die Laune würde bald wieder steigen. Beim Zusammenpacken regnete es weiter, das Zelt wurde klitschnass zusammengerollt, die letzten Wasserreste raus gequetscht, Yvonne durfte sich über 2kg Extragewicht freuen, trockener bekamen wir das Zelt nicht mehr. Gehüllt in Regenklamotten und Raincover begaben wir uns auf den Weg Richtung Hell-Bourg. Nun ließ der Regen mit jedem Schritt nach und so richtig kamen wir nicht in einen "hiking-flow", denn immer wieder musste Einer von uns ein Regenteil abstreifen. Bald war die Sonne ganz da und der erste steile Abstieg des Tages geschafft.

                          Zwischenpause! Wir trockneten unsere Klamotten in der Sonne, während Täve im Schlüpfer durch die Bewässerungsanlagen rannte. Er hatte seinen Spaß, dem wir ihm heute länger gönnen wollten. Zeit hatten wir heute genug. Das eigentliche Ziel, aus dem Cirque wieder aufzusteigen wurde auf morgen vertagt. Nach der gestrigen Tour mit 20km und 1100hm gönnte ich meinen Liebsten heute eine kurze Tour. Ziel sollte heute das 6km entfernte Ilet A Vidot sein, wo wir einen Campingplatz ansteuerten wollten. Aber erst einmal hieß es, Pause ausdehnen, ein wenig Sonne tanken, die auch bald wieder verschwand und den Startschuss zum Weitergehen gab.


                          Ab und an konnten wir einen Blick in den Cirque erhaschen

                          Bald kam der nächste steile Abschnitt zum Fluss Riviere de Mat hinunter. Auch hier wäre ein wildes Camp denkbar und schön gewesen, aber unser Proviant war aufgebraucht und der von mir recherchierte Laden erst wieder in Hell-Bourg. So konnten wir hier nur die Szenerie länger genießen, indem wir hier Mittagspause machten. Flüsse waren dafür immer der ideale Ort, nicht nur wegen dem Wasser zum abkühlen und trinken, sondern auch zur Beschäftigung von Täve. Er fand immer irgendwas und irgendwie was zum bauen, erkunden und Mist bauen.


                          Im Talkessel weit unten am Fluss

                          Nun folgte nur noch der Anstieg ins Dorf hoch und ich motivierte die Beiden und mich mit dem Gedanken, heute vielleicht mal die Sachen zu trocknen und das Gemüt aufzuwärmen. Jedoch stand mir noch die Nachmittagsaufgabe bevor, nach Hell-Bourg einkaufen zu gehen. Den steilen Anstieg ging es auf einer fast unbefahrbaren Piste bergauf, nur ein Unimog hätte hier noch Überlebenschancen gehabt, naja und wir natürlich auch. Ich war mal wieder in mich gekehrt und schniefte mich und das Gepäck nach oben. Ein Grinsen zog über mein Gesicht, als ich auf eine kleinen asphaltierten Straße stand, der Roller konnte hier wieder seine Dienste anbieten. Da hier viele Canyoning-Touren starten, war hier auch viel los und wir ernteten mal wieder skeptische Bilder, "Bonjour" und weiter ging es. Nach einer Stunde erreichten wir das Camp, es war samstags, aber wir vermuteten das Camp für uns zu haben, da hier zelten nicht so weit verbreitet schien. Im Camp jedoch Partystimmung und richtig was los. Wir fanden für die eine Nacht noch eine ruhige Ecke, die 28 Euro waren es Wert. Alles war schnell aufgebaut, dass durchnässte Zelt in der Sonne auch bald wieder trocken. Ich zog mit Rucksack los, vor mir ein Marsch von 5km. Ich ging die Sackgasse wieder zurück zur Hauptstraße, wollte links abbiegen und musste noch den Verkehr abwarten. Vis a vis lächelte mich die Aufschrift "Boutique" an, Leute kamen mit essbaren Utensilien heraus. Der Laden kam wie gerufen, im Überfluss wurde ein- bzw. nachgekauft, was benötigt wurde. Drei Eis auf die Hand, nach 15 Minuten war ich wieder am Camp. Alle waren glücklich und zufrieden und wir genossen die letzten Sonnenstrahlen, denn bald sollten sie wieder verschwunden sein.


                          Wie bei den Sinti und Roma

                          Da wir mit dem Benzin haushalten mussten und es im ganzen Salazie Talkessel nur im gleichnamigen Ort eine Tankstelle gab, die zu weit ab vom Weg lag, mussten wir noch vier Tage mit der Füllung auskommen. Ich kochte also zur Abwechslung mal Kartoffeln am Gasherd des Campingplatzes. Während Täve mit den einheimischen Kindern spielte ohne sich auch nur im geringsten sprachlich zu verstehen, war zwischen Yvonne und mir der Kartoffeleintopf heiß umkämpft.

                          Obwohl hier Straßen hineinführen, waren wir doch positiv überrascht, dass es hier doch noch sehr ursprünglich und gelassen zugeht. Die kurzen Augenblicke mit Sonne offenbarten auch echt schöne Ecken und schroffe Felsformationen, wir spekulierten auf einen grandiosen Ausblick, morgen am 650hm weiter oben gelegenen Col de Belouve.
                          Zuletzt geändert von Gast20200707; 09.09.2017, 21:02.

                          Kommentar


                          • Gast20200707
                            GELÖSCHT
                            Dauerbesucher
                            • 25.05.2013
                            • 764
                            • Privat


                            #14
                            AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                            7.TAG Der Tag begann trocken und so konnten wir mal wieder vorm Zelt frühstücken. Es war bewölkt, die Wolken hingen tief, Belouve war nicht zu sehen. Wenigstens regnete es nicht, wir konnten alles trocken verstauen, außer die noch klammen Klamotten auf der Leine. Die sollten wir nun die kommenden 1.5 Wochen nicht mehr richtig trocken bekommen. Immer wurde ein Teil nass, beim Regen wieder feucht oder gar nicht erst trocken. Gut motiviert zogen wir los, wussten aber, dass da heute ein Gegner auf uns warten würde. Bis Hell-Bourg ging es auf der Straße lang, dort dann schnell den Einkauf für die nächsten 3-4 Tage tätigen um bald festen und ebenen Boden zu verlassen.


                            Auf dem Weg nach Hell-Bourg



                            Der Typ hat immer gut lachen können, meist über mich

                            Wir versuchten gar nicht erst den Roller zum Einsatz zu bringen, es wurde gleich von Anfang alles getragen. Wir einigten uns auf Roller ab und an Yvonne, ich roten Rucksack immer und zur Entlastung für Yvonne ab und an mal den Roller. Wir waren guter Dinge, dass Täve auch diesen Anstieg ohne Aufmucken meistern würde. Es war nur eine Frage der Kommunikation und Motivation. Wir planten aller 200hm eine Pause ein, je 100hm war ein kleines Schild am Pfad, den wir stets entgegen fieberten. Die Wolken, anfangs knapp über uns, stiegen mit uns auf. So wurden wir wenigstens nicht nass und bekamen, wenn auch nur in unmittelbarer Nähe einen ungefähren Einblick in die Dimensionen dieses Talkessels.

                            Nun übernahm ich nach nicht mal 100 absolvierten Höhenmetern, ich dachte für paar weitere Höhenmeter, aber der Roller klebte bis zum Ende an meiner Hand. Mitten im Anstieg kam mal Yvonne auf mich zu, hob den Arm. Ich dachte ein Lichtblick, sie will mich unterstützen und den Roller nehmen. "Was will ich denn damit?" lachte sie mich an und griff mit breiten Grinsen zum Trinkschlauch an meinem Rucksack. Naja, wenigstens erleichterte sie mich um 300ml, immerhin.

                            In den Pausen, die recht kalt waren, spielten wir Karten auf dem schmalen Weg, aßen Kekse und kaum war ich mal ein bisschen runter gekommen, ging es auch schon weiter. Mit gemütlichem, wankenden Schritt zählte ich die Stufen, die extra hohen sogar doppelt, weil sie in den Knien auch doppelt schmerzten. Jedes Durchdrücken wurde von einem langen Stöhnen begleitet, im Nacken spürte ich immer das gehässige Gelächter meiner Freundin, leider ist Täve nun in dem Alter, sich dem Gelächter anzuschließen. Schön, wenn ich nicht mitlachen darf, weil ich nicht kann.


                            Einer der wenigen Ausblicke auf den Cirque

                            Das Bergfest war schon geschafft und die 2.Hälfte lief dann besser, wie immer. Man geht ja dem Ziel entgegen und oben wurde der Weg nun auch flacher, wir passierten die letzten rostigen Reste einer Seilbahn, ob Material oder Personen, keine Ahnung. Das Teil war verfallen und die Natur hatte es schon wieder vereinnahmt. Calla-Lilien von ungeahnter Schönheit säumten den Weg, sie wuchsen wild am Wegesrand und kaum Jemand schenkte ihnen Beachtung. Nun waren wir endlich am Belouve Aussichtspunkt, eine große Pause stand an. Hier oben war schon mehr los, es führte ja eine asphaltierte Straße hin. Also Autotouristen und Wanderer, alle auf einem Haufen. Jedoch waren Alle vergebens hier. Nur eine Tafel wies darauf hin, was man hätte sehen können. Das machte Einen aggressiv, fast hätte die tafel herhalten müssen. Ich versuchte mich nun auf dem weiteren Weg mit Schieben des Rollers/Täve abzureagieren. So ärgerlich, die 2.Chance auf einen Einblick in einen Talkessel wurde uns verwehrt, viele dieser Chancen sollten wir nicht mehr haben.

                            Auf einer Asphaltstraße, die als Sackgasse nur zu Belouve führt, gingen wir nun des Weges, anfangs noch einmal ein wenig bergauf um dann endlich nur noch bergab zu gehen. Viel war an Verkehr nicht mehr los, die meisten Autos waren auf dem Weg an die Schönwetterküste, nur wir würden hier oben heute in der Suppe nächtigen. Relativ entspannt für Alle ging es nun die Straße runter, der Roller fuhr von selbst, aber links und rechts des Weges wollte sich kein Camp finden lassen, auch von Wasser weit und breit nichts zu sehen oder zu hören. Nun sollten wir aber mal Glück haben.

                            Es war gegen 16 Uhr, die übliche Zeit, um anzukommen, da plätscherte rechts des Wegs an Bach dahin, der sich bald später in einem Wasserfall ergoss. Eine kurze Inspektion des Wasserfalls ergab dann auch noch eine alte linksseitige Parkfläche, die abgesperrt und oberhalb der Straße war. So konnte uns Keiner sehen und wir hatten unsere Ruhe. Perfekt, Zelt aufgebaut, alles geordnet und sortiert. Täve spielte mit den 4 Europaletten, die da rumlagen, baute ein Haus, dann wieder eine Art Erlebnispfad, den wir dann Alle auch noch absolvieren durften. Mein Gleichgewicht hatte ich heute irgendwo beim 600.Höhenmeter verloren, ich gab mich geschlagen. Trotz einsetzenden Regen waren Alle gut drauf, wir hatten unser Tagesziel locker und zu 100% geschafft. Wir duschten uns unterm Wassersack, dann gab es Essen und beim Revue passieren der letzten Tage wurde des öfteren über mich gelacht, Karten gespielt, Schokolade gegessen und bald Gute Nacht gesagt. Die Nacht über setzte stärkerer Regen ein und der Wind nahm extrem zu. Es war die erste unruhige Nacht.

                            Kommentar


                            • bluesaturn
                              Fuchs
                              • 11.01.2017
                              • 1012
                              • Privat


                              #15
                              AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                              Glückwunsch zur Veröffentlichung Eures Berichtes in dem Outdoor-Magazin. Zuerst habe ich es hier gelesen.

                              Kommentar


                              • Gast20200707
                                GELÖSCHT
                                Dauerbesucher
                                • 25.05.2013
                                • 764
                                • Privat


                                #16
                                AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                3.Reiseabschnitt - La Plaine Hochebene (4 Tage)


                                Urheber: Google maps

                                8.TAG Dieses Mal weckte uns kein Sonnenstrahl, nicht die Helligkeit des Morgens, sondern Starkregen und Wind von der Seite. Ich dachte mal wieder an die Klamotten, die draußen eigentlich zum Trocknen hingen. Gut, vergessen wird sofort bestraft. Als ich in die Gesichter meiner Zeltgenossen schaute konnte ich kein Fünkchen Motivation erkennen sich aus dem Schlafsack zu schälen. Ich dagegen dachte an die schnellen Wetteränderungen und hoffte wenigstens darauf, dass der Regen sich einstellen würde. Das Innenzelt wärmte ich mit dem morgendlichen Wasser aufkochen auf, die Nacht war zwar kühl gewesen, aber immer noch diente mein 3-Jahreszeiten-Schlafsack nur als Decke. Der Geruch von Kaffee und Marmelade lockte dann auch Yvonne und Täve aus den Schlafsäcken.

                                Ich saß in der Apsis und der Wind schüttelte permanent Kondenswasser vom Inneren des Außenzeltes auf mich ab, fast hätte ich die Regenjacke anziehen müssen. Gott, sogar ich konnte heute nicht den Motivator spielen. Hätte nur Einer "Relaxtag" geschrien, ich hätte 5 Sekunden später wieder in der Horizontalen gelegen. So aber wollte sich Keiner die Blöße geben und wir packten alles zusammen. Nun musste natürlich ein wenig anders koordiniert werden. Bei Regen muss alles im Zelt gepackt werden, fertig gepacktes Zeug regensicher raus geräumt werden um als letztes das nasse Zelt zu verpacken. Kurz überlegten wir, dass trockene Innenzelt auszuhängen und separat zu verpacken, wir entschieden uns dagegen, da bis jetzt auch immer dass nasseste Zelt in kurze Zeit trocken war. Also klitschnass wurde das Zelt bei strömenden Regen zusammengerollt und noch einmal ordentlich gequetscht, dieses Mal kam noch mehr Wasser heraus. Als alles verstaut war, traten wir die Weiterreise auf der Straße Richtung Col de Bebour an, das heutige Tagesziel. Einzig gute Nachricht des Tages: Der Wind kam von hinten.

                                Bei diesem Wetter hatten wir die Straße heute für uns, keine Sau wollte hier hoch. Einsam folgten wir dem rechten Seitenstreifen, Jeder mit gesenktem Haupt, Keiner bereit zu reden oder einen Witz zu machen. Es hätte sowie so Keiner gelacht. Wir Drei hatten sicher den gleichen Gedanken, dass uns dieser Tag brechen könnte. Die Klamotten waren im Rucksack klamm oder nass, wir mussten nun bald mal die Möglichkeit bekommen, diese zu trocknen. Im Gedanken vertieft missachtete ich die Autogeräusche aus der Ferne, die von hinten immer näher kamen. Ein weißer Golf zischte an uns vorbei und hielt auf einmal an. Ein Paar hatte anscheinend Mitleid mit uns, wir aber auch mit ihrem Auto als sie uns fragten, ob sie und mitnehmen sollen. Erst einmal entgegneten wir, dass wir sehr nass und dreckig sind. Die Frau meinte, steigt ein, unser Auto ist dafür alt und dreckig. Zum ersten Mal lachten wir, wohl nicht über den Witz, sondern eher über die Mitfahrgelegenheit. Wir konnten uns gut auf englisch verständigen, es waren beide Festlandfranzosen, die auf Reunion ihr Zuhause gefunden hatten, keine schlechte Wahl.

                                Ihr Weg ging nach Les Pamlistes, was eigentlich erst morgen von uns erreicht werden sollte. In der etwas größeren Stadt konnte man auch Hotels vermuten. Was sollten wir also machen, Abbruch und ins Hotel oder Guesthouse oder sich vorerst nicht unterkriegen lassen und weitermachen? Wir sagten den Beiden, dass wir eigentlich heute Col de Bebour als Ziel hatten, also fuhren wir erst einmal bis dorthin und legten einen Stopp ein. Unterhalb gab es einen Forstwald mit vielen, weite verstreuten Picknickplätzen, nur wenige davon mit Feuerstelle. Dort angekommen, stieg ich aus, inspizierte den Platz und ließ nun Yvonne entscheiden. Ihre Antwort verließ ihre Lippen nur sehr zögerlich und eher skeptisch: "Okay, wir steigen hier aus!" Nicht nur ich war erstaunt über die Entscheidung, sondern auch der Fahrer des Auto. "Ihr wollt hier wirklich aussteigen und zelten?" Naja, dass ist mein Weib. Täve war das Wetter egal, er fühlt sich im Regen immer wohl. Also aussteigen und Pavillon (auf Reunion auf Kiosk genannt) suchen. Wir fanden leider keins mit Feuerstelle und so mussten wir uns warm anziehen, denn der Wind war unangenehm, doch ließ im Wald ein wenig nach, der Regen hatte an Intensität kein Stück verloren.


                                Das Pavillon war die Rettung

                                Während meines Rundganges um Wasser zu suchen stieß ich 5 Minuten entfernt auf einen Kiosk, der eine große Feuerstelle direkt und vor Regen geschützt am Pavillion hatte. Ich musste Yvonne und Täve noch ein letztes Mal an diesem Tag motivieren, aber es war die beste Entscheidung. Dort breiteten wir uns nun aus, bauten das Zelt schon mal auf, im Innenzelt große Pfützen. Nach so einem Dauerregen noch trockenes Holz zu finden war ein schweres Unterfangen, aber mit viel Geduld brannte es dann bald und konnte Yvonne wärmen. Es war nun erst 11 Uhr, wir aßen unsere aufgewärmten Reste vom Vortag, spielten Karten, sammelten mehr Holz. Es war ein grausamer Tag, das Zelt trocknete nur langsam, wir bereuten die Entscheidung, dass Innenzelt nicht aus gehangen zu haben. Im noch nassen Zustand räumten wir alles rein und wollten mit unserer Körperwärme und dem Kocher das Zelt von innen her trockenen, was auch gut funktionierte, nur der bereits tief durchnässte Boden arbeitete gegen uns. Da jedoch unsere 3 Thermarest zusammen fast den ganzen Innenboden ausfüllen, mussten wir einfach nur aufpassen, dass die Schlafsäcke nicht auf den feuchten Boden kamen. Im Zelt war es nun angenehmer, die Stimmung ein wenig besser. Kein Wind, kein Regen, bisschen was Süßes und Karten spielen. Ab und an Augenpflege in der Horizontalen, naja es wurde ein Gammeltag und -abend. Bei Anbruch der Dunkelheit ließ der Regen nach und geschafft vor Langeweile ging es zeitig ins Bett. Die ganze Nacht durch regnete es wieder in kurzen Abschnitten, erst am Morgen sollte es aufhören.

                                Kommentar


                                • Gast20200707
                                  GELÖSCHT
                                  Dauerbesucher
                                  • 25.05.2013
                                  • 764
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                  9.TAG Das Zelt stand ideal, um die ersten Sonnenstrahlen und am Ende auch die einzigen des Tages einzufangen, aber so sprangen Alle hochmotiviert aus dem Zelt. "Carpe diem" hieß das Motto. Wo wir sonst immer auf unseren Touren erst gegen 10/11 Uhr startklar waren, mussten wir uns hier den Sonnenzyklen fügen. Aufgang 7 Uhr, Untergang 18 Uhr. Da es abends immer zeitiger ins Bett ging, meist 20/21 Uhr, waren wir auch früh auf und starteten meist gegen 9 Uhr. So auch an diesem Tag. Die Klamotten auf der Leine mal wieder nass verpackt, das Zelt wenigstens am Außenzelt trocken gewischt, ging es weiter bergab nach La Plaine des Palmistes.


                                  Die einzigen Sonnenstrahlen des Tages konnten das Zelt auch nicht trocknen



                                  Auf dem Weg nach Les Palmistes

                                  Anfangs an der Straße, dann über Pisten und Nebenwege erreichten wir noch vorm Mittag das kleine Zentrum mit Einkaufsladen und Tankstelle. Irgendwie hatte ich zu Hause nach der kleineren 1 Liter Flasche gegriffen, obwohl ich die 1.5L mitnehmen wollte, aber so waren wir doch gut hin gekommen, 2x kochen am Tag und in der Flasche war noch ein Pfützchen. Die kleine Flasche hat aber was Gutes an sich, dort stand französisch drauf, für was die Flasche ist und wie sie zu handhaben ist. Ich sollte auch dieses Mal wieder Probleme bekommen, sie zu befüllen. Schon allein das Aufschrauben und das zischende Entweichen der Druckluft lenkte die Blicke auf mich. War ich ein Terrorist? War das eine Bombe? Mich hätte es nicht gewundert, wenn noch Leute schreiend weg gelaufen wären. Yvonne lachte nur, ich dagegen bangte um eine Füllung Benzin. Doch dieses Mal las der Tankwart sich die Flaschenaufschrift durch, ich zeigte auf die Markierung und alles war geritzt. 93 Cent für eine Füllung, ich gab 3 Euro, die meine Dankbarkeit zeigen sollte.


                                  Anfangs kamen wir auf den Straßen gut voran, Täve konnte gechillt rollen



                                  Blick auf La Plaine des Palmistes

                                  Wenig später fanden wir uns am Supermarkt wieder, auch hier mussten wir unsere Reserven auffüllen, war aber schwer kalkulierbar für wie lange. Wo würde es wieder was geben? In einer Gite oder erst 6 Tage später in einer Stadt. Wir kauften mit Risiko für 4 Tage ein, in der Not mussten wir eben die Rationen strecken. An einem kleinen Imbiss aßen wir was Warmes, das Essen vom Vortag entsorgten wir in der Mülltonne, am Abend sollte ich feststellen, dass ich da auch noch was anderes mit weg gehauen hatte. Nach dem Essen eine letzte Besorgung am Bankautomat, weiteres Bargeld abheben. Das Mafate Cirque hat uns förmlich das Geld aus der Tasche gezogen. Für einen kleinen Einkauf 50 Euro, damit hatten wir nicht gerechnet. Nach allen Besorgungen und bis dahin trockenen Wetter, verließen wir den Ort in Richtung Südosten um am Einstieg des morgigen Anstieges zum Piton de l' Eau zu nächtigen. In Serpentinen schlängelte sich der Weg teils sanft, teils steil nach oben, während die Wolken gegen uns arbeiteten und sich nach unten drückten. Sie zogen vom Meer heran und stauten sich im u-förmigen Kessel an. Es war nur eine Frage der Zeit, wann es auch anfangen würde zu regnen. Die Straße ging in eine Schotterpiste über und gewann an Steigung. Hier befand sich ein Picknickplatz mit Pavillons. Die brauchten wir nun wieder, denn der Nieselregen hatte bereits eingesetzt. Unter den Bäumen war der Boden halbwegs trocken und ohne zu verschnaufen wurde schnell das Zelt errichtet.

                                  Alles war geordnet, es war weit nach 16 Uhr, wir saßen am Tisch und zum ersten Mal sprang Jemanden das Wort "Hotel" über die Lippen. Ich konnte es verstehen, es war ja Urlaub und kein Kräfte messen mit der Natur angesagt. Wir schmiedeten uns also einen Egon-Plan für den kommenden Tag. Da ich mir zuvor bereits die ersten Meter des Anstieges angeschaut hatte, wusste ich, dass dort kein Spaß aufkommen würde, wenn einem Rinnsale entgegen fließen und man durch Matsch stapft. Also Check morgen früh: Regen = Abbruch, Sonne = Weitermarsch und bei Wolken Schnick-Schnack-Schnuck. Zu quatschen und zu lachen gab es aber erstaunlicherweise noch genug. In der Nähe besorgte ich dann noch Wasser fürs Waschen und Essen kochen und es gab mal wieder Nudeln. Nun musste ich mit Erschrecken feststellen, dass ich mit den Essensresten auch meinen LMF Titangöffel weg gehauen hatte. Gott, der Ärger war im ersten Moment groß, wurde dann aber beiläufig mit den Worten "Ich habe ja noch einen Globetrotter Gutschein zu Hause rumliegen" abgetan. Ärgerlich war es aber trotzdem. Es war der erste Gegenstand, den wir im Urlaub verloren hatten, es sollten noch weitere folgen.

                                  Bald war der Abend da, das Elend am Himmel nicht mehr zu erkennen. Der Wettergott gab uns immer mal wieder kurz Hoffnung, bevor er uns wieder mit weiteren Regenabschnitten auf den Boden der Tatsachen brachte. Der Osten Reunions hinterließ aktuell keinen bleibenden Eindruck. Mit diesen Gedanken gingen wir ins Bett und während der Eine die Daumen für besseres Wetter drückte, machte sich ein Anderer Gedanken darüber, was er sich neben dem Titangöffel denn noch so mit bestellen könne.

                                  Kommentar


                                  • Gast20200707
                                    GELÖSCHT
                                    Dauerbesucher
                                    • 25.05.2013
                                    • 764
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                    10.TAG Wie sollte es anders sein, wir hatten seit 4-5 Tagen das Mistwetter gepachtet. Es hatte zwar die Nacht über nicht geregnet und beim nächtlichen Wasserlassen bestaunte ich den wolkenlosen klaren Sternenhimmel samt Milchstraße. Ich hätte darauf aber lieber verzichtet und dafür tagsüber mal wieder keine Wolken gehabt. Die erste Stunde am Morgen konnten wir unterm Pavillon noch trocken genießen und Alle waren der Meinung, dass es heute bergauf zum sehnsüchtig erwarteten Piton de l'Eau gehen würden, einem Kratersee von grüner Wiese umgeben. Der sah nach einem Top5 Platz aus. Der letzte Schluck Kaffee war geschlürft, da setzte erst Niesel und dann Regen ein. Ich meinte nur "Lass uns erst einmal packen, vielleicht bessert sich das Wetter noch". Yvonne widersprach überhaupt, wohl aus der Angst, dass sich meine Laune noch mehr verschlechtern würde. Später erzählte sie mir, dass sie widerwillig aber ohne Einspruch den Aufstieg gewagt hätte. Nach 1.5 Stunden Warten, Gott wie optimistisch kann man eigentlich noch sein, fiel die Entscheidung auf Rückzug.

                                    Den Beiden war eine sichtliche Erleichterung anzuschauen, ich wollte sie und mich letztendlich auch nicht weiter quälen. Ärgerlich, aber nun mussten wir wieder zurück in den nicht sonderlich einladenden Ort Les Palmistes eine Unterkunft suchen. Da das Netz hier oben nicht internetfähig war, nutzte ich das Garmin, um Hotels/ Hostels/ Guesthouses zu finden. Zwei gab es an der Zahl, das 2.5km entfernte nächste Objekt wurde zielstrebig und direkt im Dauerregen angesteuert. Auf dem Rückweg wusste ich nun, dass wir diesen Kratersee nie sehen werden, traurig und nach innen gekehrt trottete ich Yvonne und Täve hinterher. Keine halbe Stunde später standen wir vorm Zielpunkt, aber weder das Haus noch ein Schild machte den Eindruck, dass man hier gegen Entgelt schlafen kann. Zum Glück hielt prompt ein Nachbar im Auto an und wunderte sich über unsere Information, dass hier ein Guesthouse sein sollte. Okay, Pause im Regen, im Internet nach Unterkünften gesucht. Die sollten doch dann aber mal aktuell sein. Nun kam mal kurz die Sonne raus, die Einem immer mal wieder ein schlechtes Gewissen einreden wollte. Aber kurze Zeit später setzte wieder der Regen ein und gab uns die Bestätigung, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, zumal der Powerbank zur Neige ging und mein Solarpanel keinen Dienst verrichten konnte. Wir brauchten also auch Strom, zwangsläufig führte uns also der Weg in eine Unterkunft, die wir nach weiteren 15 Minuten erreichten. In der Unterkunft Les Aubepines bekamen wir ein Zimmer für 75 Euro die Nacht mit Frühstück und konnten sofort gegen 11 Uhr das Zimmer beziehen. Wir breiteten uns mit unseren Klamotten aus, die nassen Klamotten mussten draußen hängen, im Zimmer gab es keine Heizung. Wir würden sie wohl morgen wieder mal nass einpacken.

                                    Es wurden nun alle Akkus geladen, sich geduscht, auf dem Bett relaxt und sich vom französischen TV beschallen lassen. Ich war immer noch unglücklich nun hier im Hotel zu gammeln und nicht unterwegs zu schuften, aber eine kleine zutrauliche Katze munterte uns Alle mit ihrem Schnurren wieder auf.

                                    Den Rest des Tages verbrachten wir mit Karten spielen, einen Spaziergang machen (auf dem ich bestand), Essen gehen und noch Genussmittel für den Abend nachkaufen. Wir berieten den weiteren Plan und mit Karte und Navi wurde ein vorübergehender Plan geschmiedet, der vorsah, aus dem östlichen Teil der Insel über die Berghänge in den Westen zu flüchten.

                                    4. Reiseabschnitt - Zum Vulkan und ab ans Meer (4 Tage)



                                    Urheber: Google maps terrain

                                    11.TAG Wir hatten recherchiert, dass ein Bus gegen 11 Uhr nach Burg Murat fahren würde. Von dort aus wollten wir den Weg zum Vulkan antreten mit der Option zu Trampen. Eine andere Idee war es aber, einen Taxifahrer zu finden, der uns von hier gleich bis hoch zum Vulkan bringen könnte. So hätten wir Zeit gespart und hätten so ab dem Kratersee die Tour fortsetzen können. In der Touristeninfo waren sie hilfsbereit und riefen 10 Taxifahrer in der näheren Umgebung an. Viele waren belegt und die anderen Vakanten wollten nicht dort hoch fahren, kein Geld verdienen oder was auch immer. Eine Arbeitsmoral, es war schon wieder zum verzweifeln, also musste der Busplan herhalten.

                                    Wir trotteten zur zentralen Haltestelle des Ortes am Supermarkt und warteten nun geduldig noch 30 Minuten. Nebenbei stattete ich noch einmal dem Mülleimer am Supermarkt einen Besuch ab, doch der Titangöffel war unauffindbar. Bald erschien der Bus um die Kurve, wir machten uns bereit und stellten uns an die Haltestelle, die uns der Herr im Supermarkt auch noch einmal als richtige Abfahrtsstelle bestätigt hatte. Ohne ein erkennbares Verlangsamen des Busses, aber mit einem Winken des Busfahrers glitt der Bus an uns vorbei und verschwand in der Ferne. Gott, war ich nahe dran, dass Haltestellenschild zu demolieren. Ich wollte mich abreagieren, aber Keiner in der Nähe. Ein Bauarbeiter in der Nähe gab uns dann später zu verstehen, dass der Bus immer nur am Ortseingang und -ausgang hält, aber nicht hier im Zentrum. Spinnen die denn total, die Insulaner? Mir reichte es, "Los Rucksack auf, wir laufen ans Ortsende und trampen!"


                                    Irgendwie ist es immer eine kleine Überwindung, den Arm auszustrecken. Vor Scham?

                                    An einem guten Platz positioniert, hielten wir Alle bei jedem größeren Pkw den Arm raus und den Finger hoch. Täve war so begeistert, dass er dies auch bei Motorrädern oder Lkw's tat, wir und die Vorbeifahrenden schmunzelten ein wenig. Just in diesem Moment hielt eine Frau mit ihrem dreitürigen Peugot 306. Sie konnte nur französisch, aber als wir Burg Murat sagten, bestätigte sie mit einem Wink, dass wir doch einsteigen sollten. Es wurde eng im kleinen Flitzer, aber nun hatten wir eine Mitfahrgelegenheit. Die kurvige Straße ging es nun weiter nach oben bis wir eine Hochebene erreichten, wo uns die nette Dame nach ca. 30-minütiger Fahrt absetzte. Es war nun mittlerweile Mittag, hier oben wehte ein kalter Wind und während wir uns nun für den weiteren Weg mit einem Baguette stärken wollten, setzte wieder einmal Regen ein. Die Drei Wanderer, die wir im "Gratis-Camp" in Aurere getroffen hatten, waren über ein Wiedersehen an der Imbissbude genauso überrascht wie wir, jedoch nicht unbedingt kommunikativ uns gegenüber. Wir beließen es also mit einem netten Gruß.

                                    Ab nun sollte es in 2 Tagen von 1500 auf 2400 Meter Höhe gehen. Wir hatten es nun mittlerweile schon nach 13 Uhr und ich wollte wenigstens heute noch die Nez de Boeuf auf 2000m erreichen. Der 7.5km lange Weg über die Straße war da die einzige gute Wahl. Parallel verlief zwar nach der Hälfte des Weges immer wieder mal ein Wanderweg, aber die Straße war nicht sonderlich befahren, aller 5 Minuten mal ein Auto. Es war wie verhext, wir hatten den Osten verlassen und zum ersten Mal zogen die Wolken ein wenig auf und mit jedem Meter, den wir höher stiegen, klarte es auf. Auf 1800m kamen uns ein Paar entgegen, während wir uns gerade über etwas unterhielten. Der Mann sprach uns mit französischem Akzent auf Deutsch an. Wir waren verwundert, aber er klärte uns auf, dass er aus dem Elsass komme und nun hier lebt. Emma und Philipp waren hier oben zur Streckeninspektion unterwegs, bald wollten sie die Insel in 6 Tagen als Hüttentour von Nord nach Süd queren. Wir verquatschten uns richtig tief am Straßenrand, ganze nette Menschen. Wir tauschten noch die Handynummer aus, falls wir doch Hilfe benötigen würden und schon ging es weiter. Wir kamen langsam aus dem nassen Wald raus und kamen mehr und mehr an Weidefeldern mit Buschbewuchs entlang. Dabei bemerkte ich, dass auch die Wasserversorgung in Form von Flüssen oder Wasserlöchern nachließ. Hier oben schien es tendenziell trockener zu sein, auch die Straßen waren am Abtrocknen. Wo sollten wir also hier oben an Wasser kommen, die kommenden Tage sollten ja noch größere Probleme machen, denn bald würden wir die Mondlandschaft passieren.

                                    Es dauerte keine 150 Höhenmeter mehr und wir kamen an zwei abgesperrten Wasserauffangbecken vorbei, das eine mit Stacheldraht, das andere mit hohem Tor gesichert. Wenn wir also nichts anderes finden sollten, lag also die Notlösung hier. 30 Höhenmeter weiter oben stand dann ein kleines Pavillon mit Feuerstelle etwas zurück versetzt am Wegesrand. Es war 17 Uhr und das Camp schien ideal für uns zu sein. Während die Wolken an uns tief vorbei zogen, aber keinen Regen mehr brachten, bauten wir alles fix auf, 18 Uhr sollte es ja dunkel werden. Es stand alles ganz schnell und Täve beschäftigte sich derweil an einer ausgedienten Straßenwalze am Straßenrand unweit des Camps. Hinter diesem zogen auf einmal Wolken in atemberaubender Geschwindigkeit über unser Camp hinweg, das wollte ich inspizieren. Keine 100m entfernt sah ich dann eine 800m hohe Abbruchkante ins Remparts-Tal. Wären wir nur diese 100m weiter gelaufen, wir hätten ein noch besseres Camp bekommen, denn hier befand sich ebenfalls ein Picknickplatz. Nun blieb aber alles so, ich machte mich auf dem Weg zurück zu den Wasserbecken. Da die nun folgende Aktion nicht ganz legal sein würde, wartete ich den Autoverkehr ab, versteckte mich zwischenzeitlich in den Büschen bis ich unbemerkt über das Tor klettern konnte, der Stacheldraht sah nicht so einladend aus. Das Becken war ca. 20x 30m groß und prall gefüllt mit Wasser. Es war künstlich mit einer Folie angelegt wurden, ca. 1m unterhalb davon der Wasserspiegel, ein Herankommen ans kühle Nass also etwas riskant. An der einzigen flachen Stelle des Beckens, dem Ablauf hing ein totes aufgeblähtes Tier fest, eine Art Igel, auf Reunion Tenrek genannt. Der Wind wehte über das Becken in Richtung Ablauf, also ging ich auf die gegenüberliegende Seite des Beckens und füllte alle Wasserbehälter auf. Nicht unbedingt lecker, aber wir hofften, dass unser Sawyer alles filtern würde, was er dann auch tat.

                                    Am Zelt gab es dann neben einem Lagerfeuer und Abendessen einen fantastischen Ausblick bei wolkenfreiem Himmel. Dieser halbe Tag ohne weiteren Regen gab uns soviel zurück, so dass die vergangenen Tage damit bereits fast abgegolten waren, aber nur fast.


                                    Links der Cirque Cilaos, rechts der Piton des Neiges

                                    Kommentar


                                    • Gast20200707
                                      GELÖSCHT
                                      Dauerbesucher
                                      • 25.05.2013
                                      • 764
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                      12.TAG Alle hatten gestern aufgegessen, das Resultat bekamen wir am Morgen zu spüren. Sonne satt, ein laues Lüftchen und atemberaubende Aussicht. Genau für solche Momente lohnt es sich alle Strapazen immer wieder in Kauf zu nehmen, sei es das Wetter, Schmerzen oder schwindende Kräfte. Ausgiebig und seit langen mal wieder vorm Zelt wurde gefrühstückt und sich in der Sonne aufgewärmt. Ein "Ahhh" jagte das nächste. Uns wunderte der wenige Autoverkehr hier. War es keine tolle Attraktion, mit dem Auto fast an den Kraterrand zu fahren oder warum mieden neben Taxifahrern auch viele Touristen diesen Ort?


                                      Frühstück mit grandioser Aussicht

                                      Vor uns lag heute ein langer Weg, teils bergab, tendenziell aber mehr bergauf, wir sollten ja noch eine Höhe von 2400m erreichen. Nun mag es den Einen oder Anderen stören, dass wir immer die Straße als unseren Weg wählen. Diese aber nur wenig befahrene Straße ließ uns schneller und bequemer vorankommen und der Wanderweg hätte sowie so immer wieder selbige gekreuzt, also blieben wir den ganzen Tag auf dem Zufahrtsweg zum Pass Bellecombe, der nur ca. auf 2km auf der Sables Hochebene nicht asphaltiert ist. Am Hang des Remparts Tals ging es nun sanft ansteigend lang, immer wieder links und rechts des Weges ein Picknickplatz schöner als der andere. Zwischendurch waren auch "Aire de Bivouac" ausgeschildert, die ausdrücklich zum biwakieren/ zelten etwas abseits eingerichtet worden. Aber auch Philipp bestätigte uns als Kenner und Wanderer dieser Insel, dass man das sogenannte "Le Bivouac" echt fast überall machen kann, auch an den Picknickplätzen. Mit der kleinen Einschränkung fast sollten wir noch bald unsere Erfahrung machen. Vorbei an der Nez de Boeuf umrundeten wir bald das Ende des Remparts Tals und stiegen weiter und weiter empor. Bald waren nur noch kleine Büsche und Sträucher zu sehen, überall Lava und Geröll in Farben von dunkelschwarz über rot bis gelb. Keine Gegend um zu leben, aber doch faszinierend.


                                      Blick auf das Remparts Tal, was zur Küste führt


                                      Remparts Tal - Von hier oben startet ein wunderschöner Wanderweg durch das gesamte Tal


                                      Ohne Worte

                                      Die Sonne strahlte heute nicht in voller Pracht, aber wenn sie raus kam, rinnte der Schweiß über die Stirn und wenn sie wieder verschwand, war man so auch nicht böse. Also ein gelungener Mix aus Sonne und Wolken, die, wie ich finde, die Natur immer besonders gut dastehen lässt. Der Anblick wirkt farbenfroher, abwechslungsreicher und hier oben sowie so wie aus einer anderen Welt. Mit gelassenen Schritt und guter Laune im Gepäck freuten sich Alle auf den Vulkan, der heute Abend bei einer Nachtwanderung erkundet werden sollte, wo die rote Lava am besten zu Erkennen sei. Philipp und Emma gaben uns noch einen Tipp, wo wir abbiegen und schauen sollten, aber direkt vor Ort hätten wir es nicht verfehlen können. Wir erreichten bald den Pas des Sables, der Einem einen grandiosen und umfassenden Rundblick über die Ebene verschafft. Hier hielten wir mit anderen Autotouristen inne und pausierten, bevor wir die letzte kleine Etappe zum Camp in Angriff nahmen. Die Idee, den Wassersack halbvoll am Roller mitzunehmen erwies sich nun als richtig, denn auf dem Weg sahen wir zwar ab und an kleine Wasserlöcher im von Wind und Wetter abgerundeten Lavagestein, aber das waren nur Relikte der letzten nassen Tage. Ansonsten sah es hier oben sehr trocken aus. Die 5-6 Serpentinen auf die 100hm weiter unten gelegene Plaine des Sables ließ es Täve mal alleine rollen. Der Scooter ging ab wie Schmidt's Katze und wir eilten im zügigen Schritt hinterher um am Beginn der Schotterpiste mit den Worten "Endlich seid Ihr da" empfangen zu werden. Auf der letzten Passage mussten sich die Autos nun fast so langsam fortbewegen wie wir. Tiefe Löcher, große Steine, eine richtige Offroadpiste. Unterwegs wurden wir von einer Familie im Auto angesprochen, ob mit uns alles okay sei! Gesundheitlich auf jeden Fall, aber die dachten, dass wir nicht ganz klar im Kopf seien. Sie boten uns noch Wasser an, aber davon hatten wir genug. Sie verabschiedeten sich mit den Worten an Täve gerichtet " You know, your are a crazy guy". Täve war stolz, als ich ihm das ins Deutsche übersetzte, fragte aber nach dem Warum.


                                      Plaine des Sables, die Hochebene



                                      Der "crazy guy"

                                      Keine 15 Minuten später mussten wir die 100hm wieder raus aus der Ebene um bald am Ziel zu sein, einem riesengroßen, mit Absperrband abgesteckten Parkplatz, einem Plumpsklo und der Feuerwehr-Einsatzzentrale (zwei Container). Täve saute kurz das Klo ein, wir wollten ja noch weiter, direkt in die Nähe der Abbruchkante und dort das Zelt aufschlagen. Auf einem Schild stand "6.7km distance", wir folgten der Piste, die nur für Allradfahrzeuge zugelassen war. Touristen mussten das restliche Stück also laufen. Wir absolvierten also die letzten Meter als uns ein roter Feuerwehrjeep entgegenkam. "Wenn der jetzt nicht anhält, ist alles im Lot!" Natürlich hielt er an und nichts war mehr im Lot. Sie fragten uns nach dem Weg und dass Fahrräder hier nicht erlaubt seien. Ich drehte mich nach hinten um, schaute wieder auf den Roller und dachte nun, dass ich einem erwachsenen Mensch nun den Unterschiede zwischen Fahrrad und Roller erklären müsse ohne auch ein Wort französisch zu kennen. Er bemerkte jedoch seinen Fauxpas und winkte dieses Problem erst einmal ab. Nun fand er aber ein neues. Camping interdit! heißt Camping verboten. Aha gut, wissen wir. Aber wir kennen auch den Unterschied. Philipp erklärte uns, dass die Franzosen unter Le Camping verstehen, wenn man sein Zelt, Wohnwagen, Wohnmobil, Behausung etc. ausbreitet, sich einrichtet, womöglich mit Zaun und Gartenzwergen um an einer Stelle lange zu übernachten. Da wir nur zweieinhalb Rucksäcke zur Verfügung hatten, waren unsere Kapazitäten begrenzt und wir verzichteten also auf Zaun und Gartenzwerge. Die Begründung, hier nicht campen zu dürfen war der Vulkan, 7km Sperrzone, wo man nicht übernachten, aber jederzeit bis auf einen Kilometer hinwandern darf? Okay, mussten wir hinnehmen, aber nicht verstehen.

                                      Nun warfen wir ihnen die Zauberwörter an den Kopf und Beide Feuerwehrmänner schauten sich an, gaben sich geschlagen und boten uns an, dass wir nahe dem Parkplatz überall gern unser Zelt aufschlagen können. Le Bivouac ist auch in den französischen Alpen Gang und Gäbe. So darf man kurz vor Einbruch der Dunkelheit (19 Uhr) bis zum nächsten Morgen (7 Uhr) eine Nacht auch sein Zelt aufschlagen (obwohl Biwak eigentlich was anderes impliziert). Wir gingen nun den kurzen Weg wieder zurück zum Parkplatz und in der letzten Ecke des Platzes weit abseits der noch 10 geparkten Fahrzeuge schlugen wir unser Zelt auf. Es war nun 16 Uhr und wir zogen nun das Abendessen vor, da wir gegen 17.30 Uhr zur Nachtwanderung aufbrechen wollten. Noch passte das Wetter, die Sonne ließ sich immer wieder blicken, aber auch die Wolken und einzelne Tropfen kamen immer mal wieder auf.

                                      Wir zogen also pünktlich mit warmen Klamotten und Kamera im Rucksack los um endlich mal nach Bardarbunga und Mauna Kea einem Vulkan richtig nahe zu sein und es live zu erleben. Täve war begeistert von der Nachtwanderung und motiviert. Klar, wenn es für uns schon ein Highlight sein würde, dann doch erst recht für so einen Knirps. Wir liefen und liefen und liefen, dem Kraterrand immer sehr nahe. Jedoch arbeitete das Wetter gegen uns. Mit jedem Kilometer wurde das Wetter schlechter, die Wolken hingen immer tiefer, Nieselregen und Wind setzte ein. Immer wieder schauten wir in den Krater, aber erstens war die Sicht zu schlecht und sicher waren wir noch nicht nahe genug am Aussichtspunkt. Enttäuscht, aber trotzdem den Krater gesehen, drehten wir um. Es war keine Sau hier mehr unterwegs, Zeit für uns sich im Zelt aufzuwärmen. Der Rückweg dauerte dann umso länger, weil wir der Piste und nicht mehr dem kürzeren Wanderweg folgten, aber gegen 20 Uhr saßen dann meine Leidensgenossen im Zelt, während ich mich noch in der großen 10cm tiefen Pfütze des Parkplatzes wusch. Ich erwartete heute die erste kalte Nacht Richtung Null Grad und zog mich extra warm an. Die Nacht über dann die Überraschung, Schlafsack offen, relativ warm. Der Rest war keine Überraschung: Es windete und regnete abwechselnd oder zusammen, sollte das Schönwetterfenster etwa schon wieder beendet sein?
                                      Zuletzt geändert von Gast20200707; 12.09.2017, 18:45.

                                      Kommentar


                                      • Gast20200707
                                        GELÖSCHT
                                        Dauerbesucher
                                        • 25.05.2013
                                        • 764
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                        13.TAG Wir hatten noch am Vorabend darüber diskutiert, den Plan dem Vulkan zu Liebe insoweit zu ändern, dass wir noch einmal am Kraterrand gen Süden gehen könnten, um diesen bei besseren Wetter zu erblicken, mit anschließenden Abstieg nach Le Baril über den Wanderweg Jacques Payet. Alles war nun hinfällig, denn beim Blick aus dem Lüftungsschlitz sah ich nur Wolken, die die umliegenden Berge einhüllten und feinen Niesel mit sich brachten. "Hätte ich das gewusst, hätten wir auch die Aleuten buchen können" kommentierte Yvonne meine Wettereinschätzung. Wir planten also wie gehabt, zurück auf die Hochebene zu laufen um dann den Langevin Wanderweg durch das Grand Galet Tal abzusteigen. An den beiden nun folgenden Tagen sollten also 2400m auf dem GPS einfach mal so weg radiert werden, dieser Gedanke machte mir nicht Angst aber Respekt. Es wurde nun ausgiebig gefrühstückt, aber trotzdem wollten wir hier nicht länger als nötig bleiben. Wir hatten ja mittlerweile genug Erfahrungen beim Zusammenpacken im Mistwetter, so waren wir schneller als gedacht aufbruchbereit.


                                        Mitten auf der Sables Hochebene, hinter der Kante geht's nur noch steil bergab

                                        Gehüllt in Regenklamotten und -hüllen hatten wir nun bald den Abzweig von der Schotterpiste auf Wanderweg erreicht. Hier kam zum Regen mal wieder der Wind dazu, der aber als kleiner Wermutstropfen von hinten drückte. Auf dem sandigen, relativ fest getretenen Weg konnte Täve noch einmal die letzten Meter auf dem Roller relaxen, bevor dieser nun bald zusammengeklappt werden würde. Nun fingen Lava-Steinplatten an. Die ersten Sonnenstrahlen wärmten diese Felsen so schnell auf, dass uns warm wurde, wir pausierten kurz. Der Regen hatte nun aufgehört, die Wolkenfarbe wurde freundlicher. Beim Weiterlaufen zogen hinter uns immer mehr die Wolken ab, zu unserer Genugtuung aber nur hier auf der Ebene, oben am Vulkan war noch alles zu. Kurz vorm Abstieg, und meist immer dann, wenn ich mal wieder am Limit laufen muss, kam die Sonne für längere Einheiten zum Vorschein. Wir entledigten uns noch schnell der Regenklamotten, dann hieß es Vorsicht. Der Abstieg war steil ohne jegliche Absicherung, eng auf Geröll. Zum Glück sind die Lavasteine immer sehr griffig und das Geröll nicht so rutschig unterm Fuß. Mit Täve zwischen uns ging es Meter um Meter runter.


                                        Da soll's runter gehen, vielen Dank auch

                                        Nach 200m war eine erste Zwischenebene erreicht, wo wir die Knie entlasten konnten, die Steigung mal humaner war. Nach einer Weile fanden wir uns in einem vom Wasser glatt geschliffenem Flussbett wieder. Da lagen Steine, die waren noch so schroff, wie sie erstarrt waren und die andere Seite war glatt geschliffen. Spektakulär anzuschauen. Das Flussbett war teilweise so glatt und steil, dass Täve es mit Spaß herunter rutschte. Der 5-10m breite Verlauf war ausgetrocknet, in einigen Kuhlen hatte sich glasklares Wasser angesammelt. Ab und an fanden sich auch große Sandbänke, die irgendwie einluden, sein Zelt hier aufzubauen. Aber so blöd und fahrlässig würden wir für den besten Stellplatz der Welt nicht handeln. Kaum vorzustellen, wenn hier mal ordentlich Wasser runterkommt. Bevor es nun wieder steil runter gehen würde, sollte ich noch einmal die Umgebung nach einem sicheren Stellplatz absuchen, aber im dichten Dickicht fand sich wirklich kein Meter Platz. Wir hatten schon 650m an Höhe verloren, doch die Vorstellung noch weiter 550hm abzusteigen versprach nicht wirklich Spaß für alle Beteiligten. Was muss, dass muss. Stück für Stück und mit viel Pausen wollte ich den Weitermarsch ankurbeln. Ein was Gutes hatte der nun wieder steile Abstieg. In kurzen und steilen Serpentinen schwand ein Meter nach dem anderen. Auf dem GPS entdeckte ich auf 1200m Höhe eine kleine Ebene, wo ich auf ein Camp spekulierte. Noch hielt das Wetter zu uns, aber vom Meer zogen Wolken hinauf und bald hatten sie den unteren Pfad durchgenässt. Nun mussten wir "aufpassen, wo wir hintreten" war meine Devise, der ich aber wohl selbst nicht nachkommen wollte. Denn ein kleinen Flusslauf wollte ich lockerflockig überspringen. Da ich den roten Rucksack auf der Brust hatte, visierte ich die gegenüberliegende Felskante an, Schwung holen, Absprung, kurzer Flug...schmerzhafter Abflug. Volle Landung auf dem linken Schienbein. Nun rutschte das Bein auch noch 15cm auf der scharfen Kante lang. Gott schmerzte es, zum Glück war ich auf meine Weichteile gefallen, die meinen Sturz abfederten. Ich konnte mir also aussuchen, was mir mehr weh tun sollte. Mir wurde kurz schwarz vor Augen, ich legte mich auf dem Felsen wie ein Marienkäfer lang. Was für eine Scheiße aber auch. Es hätte aber noch schlimmer ausgehen können. Die Wunde schwoll an und blutete ordentlich. Das war aber nicht alles, denn beim ersten Versuch aufzustehen bemerkte ich einen stechenden Schmerz im linken Knie. Ab nun musste es die letzten 100hm sehr langsam und vorsichtig gegangen werden. Täve betreute mich und half mir, ach Gott wie süß. Er hatte Angst um mich, dass ich noch einmal fallen würde. Wieder einmal hatte ich mir das linke Schienenbein geschrottet, das wird mittlerweile Standard im Urlaub.


                                        Auf dem Waldhügel links mittig im Bild war unser Camp

                                        Die Hochebene war nun erreicht, ein schmaler Pfad schlängelte sich durch den Blätterdschungel. Nach 500m war Ende und es ging wieder bergauf auf einen Waldhügel. Ich, nein, ich glaube wir Alle waren enttäuscht. Wir wollten nun ankommen, zumal der Regen wieder einsetzte. Am Wegesrand hatte ich zwar einen Notplatz ausgemacht, aber mit unserem Kaitum hätten wir den ganzen Weg zugesperrt. Zwar sind uns am ganzen Tag nur 10 Trailrunner begegnet, aber ich ließ Yvonne und Täve zurück um auf dem Waldhügel was solideres zu finden. Kaum auf diesem 30m höher gelegenen Hügel regnete es nicht und nach 300m Suche fand ich eine 3,5 x 3,5m ebene Fläche, umgeben von einem Steinwall. Zack, zurück, Familie noch mal motivieren und ab zum Camp. Nun hatte der Regen auch hier eingesetzt, aber die Stellfläche war noch trocken und ratzefatz musste das klitschnass verpackte Zelt heute mal auf trockenem Untergrund aufgestellt werden. Da war nur ein Problem. Das Kaitum ist kein Akto. Es fehlte ein knapper Meter, nun musste die eine bereits eingefallene Seite des Steinwalls noch beseitigt werden. Die Steine folgen vor Frust tief in den Wald. Nun stand das Zelt, Täve und Yvonne zackig rein. Ich stand draußen und hatte ein neues Problem: Wasser? Ja, von oben gab's genug, aber unten kein Fluss, kein Rinnsal, keine Pfütze.


                                        Was nicht passt, wird passend gemacht

                                        Ein Blick auf das Navi und ich konnte einige Bäche erkennen, nur mit dem Beiwort "periodisch". Man konnte aber ein Rauschen hören. Dieses kam jedoch vom Tal, welches auf 850m Höhe lag. Tja, Rucksack packen. Es war noch zeitig am Nachmittag, maximal 400 Fakultativ-Höhenmeter würden also heute noch anfallen, hoch wie runter, ich musste den Weg ja auch wieder zurück. Langsam zog ich los, mit den letzten Wasserreserven im Gepäck um meinen Durst zu stillen. Mit dem leeren Ortliebsack lief es sich relativ gemütlich runter, aber ab und an stand ich vor Passagen, wo ich auf allen Vieren runterklettern musste. Wieder einmal Stufen, die einem vor den Augen auftauchen und man sich fragt, wie man hier ohne Seilgefährten hochkommen würde. Ich war voller Vorfreude, wie ich hier wieder hochkommen würde, im Schlepptau einen 10-13kg schweren Sack voller Wasser. Auch nach 300hm Abstieg war noch kein einziger nasser Fleck zu sehen, ich fand mich mit meinem Schicksal ab und hätte nun auch noch die letzten 100hm absolviert. Prompt erschien ein kleines Rinnsal mit kleinen Wasser gefüllten Kaskaden. Also alle Behälter befüllt und ohne große Pause, Motor auf Aufstieg umgestellt. Hoch zu schmerzte das linke Knie nun ordentlich, ich versuchte es weitestgehend zu entlasten. Glücklich starrte ich nach einer Weile aufs Navi. Wow, schon wieder auf 1100m Höhe erreicht, ich wollte mal kurz am Navi was nachschauen und griff nach meiner Brille auf dem Kopf. Da war sie nicht, in der Tasche auch nicht, im Rucksack auch nicht. Klar, ich hatte sie am Wasserloch liegen gelassen. "Vergiss es, da geh' ich heut nicht mehr runter". Mein Gedanke war, dass die hellbraune Brille auch morgen dort noch liegen würde und unser morgige Weg dort vorbei führen würde. Bald erreichte ich den Waldhügel, der Weg wurde flacher, in der Ferne erschien das Zelt, ich war glücklich, fertig, voller Schmerzen, aber zufrieden, da ich nun meiner kleinen Familie was zu essen kochen konnte. Beim Essen bemerkte ich, dass ich eine Notbrille eingepackt hatte, die ich durch Zufall entdeckte. So war der Abend auch gerettet und wir konnten Karten spielen. Während im Tal Wind und Regen aufzog, blieb es diese Nacht in unserem Kiefernwäldchen windstill und trocken.

                                        Kommentar


                                        • Gast20200707
                                          GELÖSCHT
                                          Dauerbesucher
                                          • 25.05.2013
                                          • 764
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                          14.TAG Das Vogelgezwitscher lockte mich aus erstes aus dem Zelt. Wieder einmal war es dieser kleine, pummelige Vogel, ähnlich einem Spatz, der ganz aufgeregt um unser Zelt flog, immer wieder unsere Nähe suchte. Bis auf einem Meter kam er heran, flog schreckhaft wieder zum nächsten Ast, von wo er Einen weiter beobachtete. Das Spiel war lustig anzusehen und währenddessen wollte ich noch das restliche Geschirr vom Vorabend abwaschen. Der sonst immer am Wassersack deponierte rote Plastikkratzschwamm war aber leider nirgends aufzufinden. Ich war mir aber sicher, dass ich ihn auf dem Stein abgelegt hatte. Nach einer kurzen Suche folgte eine längere Überlegungsphase. Dann war es mir klar. Im Schwamm befanden sich genügend Essensreste, er war leicht und gut zu transportieren. Ich war mir sicher, dass ihn der Vogel geschnappt hatte. Seine Jungen sollten nun für eine Weile versorgt sein. Ich hoffe nur, dass diese Aktion für die Jungen nicht prägend sein wird und sie zukünftig als Eltern nicht mehr Würmer, sondern nur noch Putzschwämme erbeuten wollen. Jedenfalls fand sich der Schwamm auch auf dem Rest der Reise nicht wieder, es war Verlust Nummer 2.


                                          Blick in das Ende des Taleinschnittes. Hier stürzten mehrere Bäche ins Tal


                                          Traumhaftes Wetter bescherte uns das abgelegene Tal

                                          Trotz schönem Wetters frühstückten wir im Zelt, die Bäume spendeten noch so viel Schatten, dass es draußen kühl war. Nach der gestrigen Abstiegstortur sollte heute die andere Hälfte zwar anfangs noch steil und unwegsam sein, aber nach schätzungsweise 400hm auf einer Straße weitergehen. Das Zelt konnte heute zur Abwechslung mal wieder nur feucht eingepackt werden. Gegen 9 Uhr Start. Ich wusste ja, was uns die kommenden Kilometer an Abstieg erwarten würde und es lief heute schon besser, das linke Knie hatte sich beruhigt. Es war leicht bewölkt und beim Abstieg blinzelte die Sonne immer wieder durch die Bäume durch. Der Weg war mittlerweile gut durchgetrocknet und trotz steiler Passagen gut zu gehen. Bald erreichten wir mein Wasserloch von gestern und siehe da, da lag meine Brille im Nadelhaufen auf dem Boden, so unsichtbar, dass Täve fast drauf getreten wäre. Schön, nun hatte ich sie wieder, jedoch noch nichtsahnend, dass Täve hätte auch gleich darauf treten können, da sie ein paar Tage später unbrauchbar war. Auf dem Weg weiter kam keine 100m weiter des Weges die auf der Karte eingezeichnete Abri (Schutzhütte). Auch diese war nicht sonderlich einladend, ein Blechdach, offene Türe. Ideale Brutstätte für alles, was schnell krabbeln und springen kann. Das Rauschen des großen Flusses kam immer näher und bald erreichten wir die Talsenke, das sogenannte Cap Blanc. Eine kleine Holzbrücke half beim überqueren des Flusses, hier sahen wir auch einige Zelte. Sicher ein schöner Platz zum verweilen und campen, doch wir verwarfen den Gedanken, denn wir brauchten Proviant, sehr dringend.


                                          Danke an alle diese Bäume, die mich in meinen harten Zeiten unterstützten


                                          Cap Blanc und ein tolles Camp

                                          Nun ging es am Fluss entlang einen Wanderweg zum kleinen Parkplatz. Hier unten waren schon wieder viele Tagestouristen anzutreffen. Am Parkplatz wurde dann der Roller aufgebaut und da die Steigung meistens moderat war, konnte es Täve nun richtig rollen lassen, während ich nun ein wenig entspannter gehen konnte. Mit jedem Kilometer wurde die Straße breiter, der Verkehr nahm zu. Bald erreichten wir die Grand Galet Wasserfälle, die letzten Tütchen und Becher wurden bei einer kleinen Pause ausgeleckt und wir widmeten uns mehr der Diskussion, was wir aktuell gerne essen würden als dem Anblick des faszinierenden Wasserfalls.


                                          Die Grand Galet Wasserfälle

                                          Wir passierten nun weiter Dorf nach Dorf, aber kein Lädchen oder Supermarkt weit und breit. Wir hatten nicht einmal was zum Mittag. Jeder fing nun an zu jammern, sogar ich machte bei dem Spiel mit. Gegen 14 Uhr dann ein Fischrestaurant, wo man seinen Fisch selbst fangen konnte. Ich als Fischhasser fragte nach was "nicht-fischigem". Sie bot uns einen großen Salatteller mit Hühnerstreifen an. Gebongt, dazu Cola und Eis. Nun waren Alle erst einmal vorübergehend zufrieden. Es ging nun weiter auf der Straße hinunter, rechts und links nahmen nun die Picknickplätze zu, die voll belegt von Einheimischen waren. Da die Steigung immer mehr abnahm, liefen sich die letzten Kilometer des Tages zwar entspannter, aber ich konnte in Yvonne's Gesicht erkennen, dass sie nur noch ankommen wollte. Täve dagegen rollte in geschwungenen Kurven mit viel Spaß voran. "Bitte noch einmal eine Pause!" seufzte Yvonne. Es war ein Picknickplatz, rechts der Straße und etwa 1km unterhalb eines Wasserkraftwerkes. Nur aus Interesse ging ich links am Picknickplatz entlang, wo ein Weg am Fluss entlang führte. Keine 50 Meter weiter entdeckte ich einen tollen Lagerplatz. Klar, hier hatten wir Wasser und ein Camp, aber ich wusste, dass ich mit dieser Entscheidung mir auch wieder eine Last aufbürden würde: Nahrungssuche! Egal, wir schlichen uns in einer Sekunde der Stille und Unaufmerksamkeit der Anderen dort hinter und schlugen das Zelt auf. Da es schon 17 Uhr war und ich nicht wusste, wohin ich heute noch musste, zog ich gleich, nachdem das Zelt stand, los.

                                          Zurück an der Straße, ging es nun weiter bergab, um eine lange Kurve, von der man mit gutem Auge unser grünes Zelt erspähen konnte. Doch für vorbeifahrende Autos keine Chance, der Platz war gut gewählt. In der Ferne erblickte ich Häuser mit Schildern. Ein Supermarkt, ein Restaurant oder doch nur ein Friseur? Je näher ich kam um so sicherer war ich mir, dass es ein Restaurant war, eher sogar ein Mittelding aus Imbiss und Kneipe. Sie boten frisch gebackene frittierte Bananen und Maniok an, aber ich konnte auch Getränke und Süßes im Regal erkennen. Ich orderte 3 Gerichte zum mitnehmen Schwein, Huhn, Rind mit Reis und Soße, dazu Süßes, 20 Teile je von den Bananen und Maniok Dingern, eine Cola und einen Wein, zack 40 Euro. Egal, ich musste nicht weit laufen und wir würden satt und zufrieden werden. 15 Minuten später war ich wieder am Camp und Yvonne war noch nicht einmal fertig mit auspacken. "Essen!" rief ich laut. Ich wurde gestürmt wie die Bastille, mit Göffeln bewaffnet. Es wurde nun geschlemmt und probiert, geteilt und geschmatzt. Trotz kurzer Nieseleinheiten war das Wetter heute gut mit uns gestimmt. Wir saßen nach dem Essen noch gemütlich am Fluss, tranken und quatschten, badeten uns nackt im kühlen Nass und waren trotz harter 2 Tage noch nicht müde als die Dämmerung einbrach. Es fehlten zwar noch 2-3km zum Meer, aber morgen versprach ich den beiden eine kurze Wanderung zum Meer und der Rest des Tages dann relaxen, baden, was auch immer.


                                          Wasser, Camp und Essen - alles nah bei einander. Das nennt man mal Glück

                                          Kommentar


                                          • Gast20200707
                                            GELÖSCHT
                                            Dauerbesucher
                                            • 25.05.2013
                                            • 764
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                            15.TAG Heute sollte es zum Frühstück nur diese frittierten Bananen und Manioks geben, sollte aber auch für den kleinen Katzensprung zum Meer reichen. Dort unten in Langevin erhofften wir uns endlich einen Supermarkt, denn auch das Klopapier ging zur Neige. Warum muss meine Frau immer so ein Schwein haben? Heißt es Badetag, knallt die Sonne volle Breitseite runter. Ich war schon beim Einpacken klitschnass und fragte mich, ob ich unsere Klamotten mit den Regenhüllen vor mir schützen sollte. Yvonne lächelte nur mit den Worten "Das ist nicht normal, geh' mal zum Arzt". Auf dem Weg runter zur Küste das gleiche, die Sonne stand hoch, die Büsche und Bäume spendeten kaum noch Schatten. Aber wenn da einer war, war ich da auch. Sogar Täve folgte mir. Wir wollten aber nicht jammern, denn nach den vielen Regentagen waren solche Tage auch ein wenig Balsam auf der verschwitzten Seele. Es war noch nicht einmal Mittag und wir erreichten die Durchgangsstraße nach St.Joseph. Direkt darüber hinweg wollten wir runter zum Meer, die Lage checken, wo Camping möglich wäre. Zuvor gönnte ich den Beiden aber 5 Minuten, ich ging die Hauptstraße entlang und was ich suchte, fand ich dann auch nach 500m: Einen Minimarkt mit allen, was wir brauchten. Hierhin würde ich am Nachmittag noch einmal zurückkehren.


                                            Strand würde ich das nicht nennen, aber wir hatten ihn für uns allein

                                            Am Meer angekommen, musste ich Yvonne noch einmal die Augen öffnen, dass hier kein Mauritius mit kilometerlangen Sandstränden ist. Die haben hier nur einen guten Strand und der ist in St.Gilles. "Da will ich hin" seufzte sie. "Nimm' das oder lass es" winkte ich ab, während ich mir die Kleider vom Leib riss. Ich suchte mir am felsigen Steinstrand eine schattige Ecke und genoss das Rauschen des Meeres und das Rollgeräusch der Steine. Täve beschäftigte sich mit dem Müll am Strand. Aus Flaschen und Bambusrohren eine Wasserleitung bauen, ich durfte mich dann immer in die Wellen trauen um Wasser zu holen. Ganz ehrlich: Diese Zeit, diesen Moment brauchte auch ich und ließ die entspannte Lage auf mich wirken. Dabei ließ ich die letzten Tage Revue passieren und war innerlich stolz auf meine kleine Wandergruppe. Nein, zu Hause am Reißbrett hätte ich es ihnen niemals zugetraut, aber sie zogen durch und mit. Dafür allein hatten sie heute den Tag verdient und ich nahm mich mal zurück, denn nach einer Stunde bekam ich eigentlich schon wieder Hummeln im Arsch. Für mich nicht nachvollziehbar, wie Leute das 14 Tage am Stück machen können. Langsam drehte die Sonne und der letzte Schatten war dahin, auch Yvonne hatte nun genug, es war unerträglich und wir zogen den Rückzug in das nahegelegene Wäldchen an, welches nach vorangegangener Inspektion ein Camp versprach.


                                            Und wieder ein Plätz'l gefunden

                                            Zwischen Nadelbäumen, etwas abseits des Wegs bauten wir unser Zelt auf. Wir wurden zwar vom Weg bei genauerem Hinschauen gesehen, aber Niemand beschwerte sich. Yvonne richtete das Camp ein, ich verschwand mit Täve noch einmal zum Supermarkt, wo wir alles Nötige bekamen. Wir kauften nur für den Abend und den nächsten Morgen ein, da wir am Folgetag sowie so noch einmal in einen Supermarkt kommen würden. Zurück am Camp diskutierten wir genau diese Folgetage noch einmal. Für morgen war eine Busfahrt ab St.Joseph bis St.Louis angesagt. Ab dort dann weiter mit dem Bus hoch nach Entre-Deux. Ab dort zu Fuß hoch nach Le Dimitile, auf dem Kraterrand in Richtung La Mare und Abstieg dann nach Cilaos. Von dort aus hatten wir dann weitere Optionen, die wir offen ließen, wir wollten nun immer kurze Abschnitte konkretisieren und Wetter, Natur, Laune und Motivation entscheiden lassen.


                                            Die 3 Tage alte Verletzung schmerzte immer noch, aber war am abheilen

                                            Den Rest des Tages beobachteten wir die Wellen, die Felsen, die Angler und saßen einfach nur da, quatschten, philosophierten über ein Leben auf Reunion und Täve kletterte derweil auf den Bäumen herum. Unterhalb unseres Camps war ein 4x4m großes Wasserbecken, gefüllt mit Salzwasser und abgetrennt von der rauen See. Hier badeten wir mit anderen kleinen Fischchen und anschließend genossen wir den lauen Winterabend bei 20 Grad.

                                            Kommentar


                                            • Gast20200707
                                              GELÖSCHT
                                              Dauerbesucher
                                              • 25.05.2013
                                              • 764
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                              5.Reiseabschnitt - Zum Kraterrand Le Dimitile und in den Cirque de Cilaos (6 Tage)


                                              Urheber Google Maps

                                              16.TAG Heute mussten wir mal wieder seit langem den Blick auf die Uhr wagen, wir waren unter Zeitdruck, da um 11 Uhr der Bus nach St.Louis im 4km entfernten St.Joseph starten würde. Ich plante ca. 1.5 Std ein, so starteten wir nach einem ausgiebigen Frühstück in der Sonne gegen 9.30 Uhr. An der Hauptstraße ging es nun bei ziemlich dichtem Verkehr voran. Wir waren nicht die Einzigen, denn auch Einheimische und Touristen nutzten die Straße als Fußweg. Sehr gefährlich, gerade, wenn die breiten Lkw's die volle Breite der Straße brauchten. Es war also ein hastiges Gehoppse von Einfahrt zu Einfahrt. Irgendwie rannte die Zeit aber gegen uns. Bald waren wir im Ort St. Joseph, aber der Bus sollte in 15 Minuten fahren, die Station noch 1km entfernt. Sollte machbar sein, aber der Schritt musste größer und schneller werden, Yvonne trudelte hinterher, während Täve und ich förmlich rannten. Wir fingen gerade noch so den Bus ab und klitschnass, und sicher nicht wohlriechend, stiegen wir in den Bus ein. Entspannung, die Klimaanlage lief, ich konnte runterkommen und nebenbei im Bus an den USB-Ports Handy und Akkus laden. Ziel St.Louis!

                                              Gegen Mittag waren wir dann da, mussten nun 45 Minuten auf den Bus nach Entre-Deux warten. Hier an dieser Busstation stand man mitten im Leben von Reunion. Viele junge Menschen, die herumlungern, Alkohol trinken, laut Musik hören und nichts tun. Okay "nichts tun" ist falsch, sie verkauften Drogen, sogar ich sollte doch einfach mal was probieren. Hier wollte ich schnell wieder weg. Da gefielen uns die Berge besser, auch Yvonne fühlte sich erstmals in den Bergen sicherer und wohler. Abfahrt nach Entre-Deux, Ankunft gegen Nachmittag. Der Plan war nun, alles Wichtige einzukaufen und noch die ersten Meter Richtung Le Dimitile in Angriff zu nehmen. Doch im Bus stellte ich fest, dass sich an einem Schuh bei mir die halbe Sohle ablöste. Diesen Schaden musste ich erst einmal beheben, wir steuerten das Camp Entre2Songes an, das einzige, was es in Entre-Deux noch gibt. Sofort bei Ankunft in dem sehr authentischen Ort waren wir begeistert vom Flair, von der Umgebung und von den Menschen. Hier fühlten wir uns schon wohler. Im Camp das Zelt schnell aufgebaut, zog es uns sofort wieder in den Ortskern, einkaufen, Geld abheben, Benzin auftanken.


                                              Fortan musste ich aller zwei Tage den Meindl Schuh mit Sekundenkleber reparieren


                                              Unser Camp Entre2Songes


                                              Hinter diesen Bergen liegt der Cirque Cilaos

                                              Die ersten beiden Erledigungen waren leichte Sache, bei der Benzinflasche gab es wieder komische Blicke, skeptisches Abwinken, aber mit Hartnäckigkeit bekam ich auch die 3.Füllung. Nie musste ich so um Benzin betteln. Isabelle aus dem Camp gab uns einen Essenstipp, wir wollten mal typisch kreolisch essen. Wir waren am Abend die einzigen Gäste in dem kleinen Lokal, lag es an der Qualität oder dem Preis? Am Ende konnten wir nur eins feststellen. Für diese hohe Qualität und den Gaumengenuss waren wir bereit, diesen hohen Preis zu bezahlen. Normalerweise stellt sich bei uns beim Essen nur die Frage nach der Quantität, aber hier schwärmten wir abends im Zelt noch davon. Zurück im Camp spielten wir noch in einem Baumhaus Karten und verbrachten die letzten Momente des Tages in 5m Höhe. Auch sonst war das Camp eines der besonderen Art. Nicht, weil es unordentlich und vermüllt war, sondern weil in einem kleinen Dschungel Zelte und Hütten standen und es irgendwie urig und originell angelegt war. Über den Müll konnten wir hinwegsehen, da wir uns nach knapp drei Wochen hier auf französischem Boden daran gewöhnt hatten. Die Einheimischen gehen mit ihrer Natur echt grausam um. Da wird alles an Ort und Stelle fallen gelassen, auch wegen der oft fehlenden Mülleimer.

                                              Gegen 22 Uhr gingen wir ins Zelt, Isabelle gab uns noch den Bustipp hoch nach Dimitile. Dieser fuhr die ersten 300hm hoch. So konnten wir ausschlafen, was wir auch taten.

                                              Kommentar


                                              • Blahake

                                                Vorstand
                                                Fuchs
                                                • 18.06.2014
                                                • 1591
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                Tolle Reise und toller Bericht!

                                                Kommentar


                                                • Gast20200707
                                                  GELÖSCHT
                                                  Dauerbesucher
                                                  • 25.05.2013
                                                  • 764
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                  Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                  Tolle Reise und toller Bericht!
                                                  Vielen Dank für das Feedback, das motiviert zum weiter schreiben

                                                  Kommentar


                                                  • Gast20200707
                                                    GELÖSCHT
                                                    Dauerbesucher
                                                    • 25.05.2013
                                                    • 764
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                    17.TAG Wie auch das Remparts Tal war auch dieser Abschnitt nicht auf unserem Plan. Keine große Recherche vorab, was da kommen mag. Doch umso begeisterter waren wir vom Remparts Tal. Sollte das nun auch für die folgenden Tage zutreffen? Erst einmal mussten wir mehr Zeit im Camp einplanen.

                                                    Isabelle bot uns auf Nachfrage an, unsere Wäsche zu waschen, aber Waschmaschine und Trockner benötigten zwei Durchläufe um unsere Sachen zu desinfizieren und zu reinigen. Endlich waren mal wieder alle Klamotten trocken, auch das Zelt wurde trocken verpackt. Gut gelaunt, aber irgendwie schon wieder im Stress, begaben wir uns zur Haltestelle. Mit ordentlichen Puls kamen wir im Ortszentrum an, dieses Mal hatte ich mich bei drei Quellen nach dem Abfahrtsort erkundigt. Ein 2.Mal sollte der Bus nicht wieder an uns vorbeifahren. Der 20-Sitzer hielt an, doch da kam ein anderes Problem auf uns zu. Die Nachfrage war meinem ersten Anschein nach größer als das Angebot, im Bus war es eng und Keiner der Einheimischen war bereit, die vorderen Plätze zu räumen und hinter zu rutschen. So musste ich nun alle drei Rucksäcke über die Leute drüberheben und nach hinten in die letzte Reihe befördern. Zum Glück fanden wir noch drei Plätze. Yvonne und Täve hinten und ich weit vorn beim Fahrer. Geschafft! Während der Fahrt lächelte mich Yvonne immer wieder an, wenn ich mich umdrehte. Flirten nach all den Jahren? Nee, es hatte einen anderen Grund, den ich bald erfahren sollte. Die Fahrt war rasant und kurvig, nach 30 Minuten war sie zu Ende, nachdem wir mehrere Haltestellen mit der Aufschrift "Haus Nr. 534" oder Haus Nr. 611" passiert hatten. Hier oben gab es keine Straßennamen mehr, der Bus hielt immer gleich direkt vor einem Haus, was gleichzeitig die Haltestelle war. Bald war Endstation auf 650m Höhe. Nun mussten wir die restlichen 1200m allein zu Fuß bewältigen.

                                                    Nach dem Ausstieg erfuhr ich nun auch die lächelnde Blicke von Yvonne. Beim Einsteigen saß gleich vorn an der Tür eine ältere Frau mit einer neu gekauften Orchidee. Sie machte keine Anstalten, ein wenig Platz zu machen, dass ich durchkam. Ich tat dagegen mein Bestes, Keinen zu verletzen und hob die Rucksäcke so hoch es nur ging. Jedoch baumelte die Kameratasche herum und knickte so die Orchidee der Frau ab. Im ersten Moment tat sie mir leid, hätte ich es mitbekommen, ich hätte ihr womöglich das Geld dafür gegeben. Im 2.Moment meinte Yvonne jedoch, dass sie es kommen sah und einfach nur dasaß und nicht auswich. Lachen auf Kosten Anderer? Nein, eher nicht. Yvonne lachte eher über mich, dass ich wie ein Trampel durch den Bus ging.

                                                    Wir gingen nun weiter die Straße hinauf, sie war gut asphaltiert, sollte aber nun immer weniger befahren sein, da es hier oben nur noch kleine Dörfer oder Gites gab. Gefühlt gingen wir ca. 2km und 100hm hoch als mir der Satz "Also wenn Jemand anhalten sollte, der bis ins nächste Dorf fährt, sagen wir nicht nein, oder?" über die Lippen ging. Keine Sekunde später hielt ein in die Jahre gekommener Opel Corsa an. Im Auto ein ältere weißhäutiger Franzose am Steuer, ein jüngerer Dunkelhäutiger als Beifahrer. Sie gaben uns zu verstehen, dass sie uns mitnehmen wollten, nur wohin? Die beiden suspekten Gestalten machten nicht gerade einen vertrauenswürdigem Eindruck. Ich ließ Yvonne entscheiden, sie stimmte zu und wir stiegen in die fahrende Müllhalde ein. Egal, Yvonne freute sich, wieder mal 500hm zu sparen. Mann Mann, sind wir faul geworden, war die Motivation schon aufgebraucht? Die Fahrt war sehr unterhaltsam, obwohl wir Alle an einander vorbeiredeten oder uns nicht verstanden. Nach der Hälfte des Weges wiesen die Beiden nach rechts und gaben uns zu verstehen, dass sie hier wohnten. Sie fuhren aber weiter und weiter und weiter. Langsam wurde ich nervös, aber das Navi meinte, dass wir immer noch auf dem richtigem Weg waren. Auf 1130m an einem Parkplatz hielten sie an. Die Fahrt war zu Ende, weil nun die Straße in eine Offroadpiste überging. Wir bedankten uns bei den Beiden und hatten uns doch in ihnen getäuscht. Sie hatten uns zwar freiwillig mitgenommen, waren aber einen großen Umweg für uns gefahren. Wir sahen uns verpflichtet, ihnen wenigstens 20 Euro dafür zu geben, sie nahmen es dankend an und Alle waren zufrieden.

                                                    Nun ging es zu Fuß weiter und ich verordnete ab jetzt ein Mitfahrverbot. Ein Raunen kam mir entgegen, aber das war mir egal. Ich wollte endlich mal wieder im Arsch sein. Gesagt, getan. Die Piste bestand zwar aus festgefahrener Erde und der Roller lief relativ gut hoch, aber die Steigung war ab und an mörderisch, dass ich mal wieder die üblichen Stöhn-Geräusche von mir gab, die bei Allen für Belustigung sorgte. Die Sonne vom Morgen war mittlerweile weg, Wolken begleiteten uns, die wenigstens nicht übersättigt vom Wasser waren. Trocken ging es also Meter um Meter nach oben. Alle waren gut gelaunt, bei Spielen, Unterhaltungen und Pausen verging die Zeit schnell und irgendwie war ich immer wieder erstaunt als ich aufs Navi sah und wieder 100hm geschafft waren. Gesamt waren es ab der Offroadpiste 700hm, die wir nun bis Nachmittag locker schaffen würden. Auf dem Weg nach oben war uns aber klar, dass wir heute ohne den mysteriösen Transfer Le Dimitile nie erreicht hätten. Ab und an kamen uns ein paar Pickup entgegen, da dort oben am Kraterrand einige wenige Unterkünfte zum vermieten und Gites waren, die meisten davon aber aufgrund der Nebensaison geschlossen. Gegen 16 Uhr erreichten wir eine kleine Kapelle. Dieser schenkte ich weniger Aufmerksamkeit, da ich hier oben das Wasserproblem im Kopf hatte und hinter dieser Kapelle ein Mege-Wassertank stand. Einziges Problem: Der Wasserhahn war abgedreht und man brauchte ein Werkzeug um ihn zu öffnen, der Knauf war abgebaut. Okay, irgendwie würde ich da schon herankommen. Eine dieser vielen Mac Gyver Serien würden mir wohl helfen, eine Lösung zu finden.

                                                    Wir erreichten nach einem rechten Abzweig keine 10 Minuten später den Aussichtpunkt Le Dimitile und es machte sich Enttäuschung breit. 0% Sicht, 100% Wolken und 100% Enttäuschung. Wir gingen nun parallel zur Abbruchkante auf der Piste relativ eben weiter und kamen nach 500m zu einem weiteren Aussichtpunkt, der auch gut als Camp geeignet war. Besser noch, es war hier oben die einzige Stelle, ein Zelt aufzuschlagen. Ich stand als Erster am Geländer und erwartete den gleich Null-Ausblick wie kurz zuvor. Doch was ich nun zu sehen bekam, ließ mich innehalten. Ein langes "Wooooow" kam über meine Lippen. Yvonne und Täve dachten, es wäre mal wieder eine meiner vielen Tricks, sie zu verarschen. Sie sahen aber bald, dass ich die Wahrheit sprach, sie lehnten genau wie ich auf dem Geländer und wir versuchten, so glaube ich, Alle, dieses eine Bild auf die Festplatte im Gehirn zu brennen. Erst Minuten später dachte mal Jemand daran, es auch zu fotografieren. Während wir nun genau hier unser Zelt aufbauten, standen wir immer wieder am Ausblick. Es war wie eine kleine Eisenbahnplatte, die immer in Bewegung war, mit Wolken und Geräuschen. Hier waren wir Alle geflasht.


                                                    Ein großes Wow für diesen Ausblick


                                                    Genießen gehört auch zu unseren Stärken


                                                    Und wieder verändert sich die Szenerie


                                                    Da macht der Aufbau des Zeltes Spaß

                                                    Nachdem wir uns beruhigt hatten und unsere Gefühle im Griff hatten, begab ich mich mit allen Tools, die ich hatte, zurück zum Wassertank, darunter ein Schweizer Messer, ein Opinel und der Werkzeugschlüssel vom Polaris Kocher. Täve begleitete mich, da er die Sache an sich interessant fand, an dem Tank rumzufummeln. Dort angekommen, passte gleich das erste Werkzeug wie angegossen. Danke Optimus, Euer Kochertool ist super geeignet um Wasserhähne zu öffnen. Täve öffnete nun langsam den Hahn und wir befüllten den Wassersack mit 10 Liter, den Trinkrucksack mit 3 Liter und gingen zurück zum Zelt.
                                                    Hier genossen wir dann noch sehr lange die Aussicht beim Abendessen, bald gaben die Wolken sogar noch den Piton des Neiges frei, der Sonnenuntergang atemberaubend. Hier oben war eine Totenstille, die immer nur von den Geräuschen aus dem 1000m weiter unten gelegenen Talkessel gestört worden. Endlich hatten sich unsere Mühen gelohnt, glücklich gingen wir zu Bett und waren gut geschafft. Das morgen die wohl schwerste Tour Reunion's vor uns stand, wussten wir bis dahin nicht.


                                                    Daumen hoch für den höchsten Gipfel der Insel


                                                    Sonnenuntergang

                                                    Kommentar


                                                    • kroessebastian

                                                      Gerne im Forum
                                                      • 16.10.2014
                                                      • 79
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                      Habe schon den Madeira-Bericht genossen und genieße auch diesen!

                                                      Kommentar


                                                      • Gast20200707
                                                        GELÖSCHT
                                                        Dauerbesucher
                                                        • 25.05.2013
                                                        • 764
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                        @kroessebastian: Danke für Dein Feedback

                                                        18.TAG Was für ein fataler Fehler, die heutige Tour unter Ulk zu verbuchen und den Vormittag langsam angehen zu lassen. So genossen wir wiederum die Szenerie, die bei aufgehender Sonne ganz anders ausschaute. Entspannt frühstückten wir bei diesem schönem Ausblick, die ersten Wanderer kamen des Weges und fragten uns, wo es dann langgehen würde und wie der Weg denn im weiteren Verlauf sei. Stand bei mir Google Street View auf der Stirn? Keine Ahnung, waren die echt so unvorbereitet? Gut wir waren es am Ende ja auch und wussten nicht, was uns erwarten würde, aber wenigstens wussten wir, wo es lang geht. Ist ja auch nicht schwer beim Verlauf dieses Pfades. 2 Meter nach links 1000m Abgrund, also immer an der Kante entlang.


                                                        Die verschwitzten Klamotten von gestern trockneten in der heißen Morgensonne

                                                        Es war nun alles verpackt, die ersten paar Meter konnten wir noch auf der Piste am Hang entlang gehen, während der Trail bereits parallel verlief. Dann kam das Schild, welches auf den nun folgenden Trail verwies. Roller eingeklappt, Ortliebsack geschultert und ohne große Aufwärmphase ging es steil gen Himmel. Gott, war ich wieder froh, ein paar mickrige Bäume am Wegesrand als Stütze und Zugpunkt zu haben. Es war ein Hochgewuchte besonderer Art. Die Sonne schien zwar voll auf uns, aber in den Büschen und Bäumen war ein angenehmes Klima, ich war noch nicht am Limit, noch nicht! Die gerate gemachten Höhenmeter wurden immer wieder in kurzen, knackigen Abstiegen fast gänzlich vernichtet. Die nur kurzen ebenen Passagen reichten zur Regeneration keinesfalls. Yvonne unterstützte mich also ein wenig beim Roller tragen, noch!


                                                        Hier der Verlauf der heutigen Passage

                                                        Von 1800m mussten wir heute noch auf 2350m hoch, also merkte man schon bald, dass die Abstiege weniger worden, die Anstiege zunahmen und die Geraden wegfielen. Da wir eine Woche zuvor von der Nez de Boeuf (Walzen-Camp) den Kraterrand erkennen konnten, wussten wir ungefähr, wie es bald ausschauen würde. Bald erreichten wir eine 4m breite Waldschneise, die weithin sichtbar war. Eine gerade Schneise vom Kraterrand schnurgerade nach unten in Richtung Küste. Hier genau machten wir Pause und blickten auf das Grand Bassin Tal und rüber auf den Vulkan. Dabei diskutierten wir über den Sinn dieser Schneise. Einzig konnte sie dazu dienen, einen Waldbrand hier oben einzudämmen. Wir zogen weiter, aber es war absehbar, dass die nächste Pause Mittag heißen würde. Gegen 14 Uhr pausierten wir mitten auf dem Weg, ich schmiss den Kocher an und es gab Nudeln mit Zucker, das sollte Kraft für den kommenden Abschnitt geben. Mittlerweile war die Sonne weg, die Wolken ließen nur selten einen Einblick in die Umgebung zu. Hee, aber ehrlich, mir war sowie so die ganze Zeit schwarz vor Augen und mein Interesse galt eher anderen Dingen, wie zum Beispiel den bald folgenden 14 Leitern. Diese leiteten nun die Passage ein, wo es nun rechts UND links steil runterging.


                                                        Der Einstieg, los geht's!


                                                        Die kleineren Leitern schienen neu zu sein


                                                        Im grünen Gegenanstieg sind ein paar Leitern zu erkennen

                                                        Gleich die erste Leiter war der Hammer, mit der wir gleich mal 10hm vernichteten. Um Täve musste ich mir keine Sorgen machen, der sogar meinte, dass ich mich doch eher um Mama kümmern sollte. Die stand nämlich schon wieder panisch an der Leiter und irritierte mich mit ihrer Frage "Wie soll ich denn da runter kommen?" Ich hatte heute und hier nicht mehr das Problem, Täve zu motivieren, der fand die Leitern und Seilsicherungen cool. Nun war Mama mein Problem. Mit Sorgfalt und Vorsicht betreute ich die kleine Herde Stufe um Stufe. Dieser Abschnitt war gerade mal 1km lang, gemessen vom Abstieg 100hm runter bis in die Senke und drüben wieder 200hm hoch. Teilweise kam man nur durch die engen Passagen durch, indem man Rucksack und Person von einander trennte. Yvonne hing sogar mal in einer Spalte fest, wo ich nun auch noch von hinten schieben durfte. Gott, es war ein Kampf. Wir waren aber schon wieder im Anstieg und die 14.Leiter wurde vor Wut noch einmal getreten. Täve schrie als Einziger nach weiteren Leitern. Nun hatten wir ein Plateau erreicht, die enge Passage war überwunden. Kurze Pause und Diskussion, wie es nun weitergehen sollte. Die Wolken zogen mehr und mehr zu und die angepeilten beiden Seen waren nicht mehr weit. Das hatte aber heute bei dieser Tour nichts zu sagen. Es standen 5km auf der Uhr und 4,5 Stunden in Bewegung. Da es hier oben ansonsten sehr trocken schien, war es nicht zwingend wahrscheinlich, dass die Seen nicht periodisch sind. Wir liefen also erst einmal weiter. Vor uns wartete noch ein harter 200hm Abstieg, doch der konnte uns gestohlen bleiben, für heute jedenfalls.


                                                        Unser rettendes Camp mit Wasseranschluss

                                                        Wir kamen auf eine Wiese, etwas durchgefeuchtet im Zentrum, relativ trocken am Rand. Überall Wasserlöcher mit klarem Wasser. Gleich hinter diesem Platz würde der Abstieg zu den Seen beginnen, ich wagte einen Blick hinunter, konnte aber nichts sehen. Dann doch lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach, zumal das Wetter hier oben noch ein wenig einladender war. Wir schlugen erschöpft das Zelt auf, es war mittlerweile kurz vor 17 Uhr. Was für eine Tour. In dem einen Wasserloch wurde sich gewaschen, in einem anderen Wasser geschöpft fürs Abendessen. Im Zelt machten wir es uns gemütlich, genossen den Abend zu Dritt im trockenen Zelt, denn draußen war das Wetter schon wieder grau in grau mit Nieselregen, die tiefe Nacht sollte noch extra Wind von der Seite mit sich bringen.

                                                        Kommentar


                                                        • Gast20200707
                                                          GELÖSCHT
                                                          Dauerbesucher
                                                          • 25.05.2013
                                                          • 764
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                          19.TAG Die Nacht war unruhig und als die ersten Sonnenstrahlen an der Zeltwand kitzelten, konnte ich es kaum erwarten, aufzustehen. Der frühe Vogel weckt die Anderen. Hätte ich mich nicht immer mal bequemt aufzustehen, die beiden Schnarchnasen hätten weiter in ihrer Totesstarre-Position verweilt. Ich konnte so vorm Zelt einen wolkenfreien Himmel und die Umgebung bestaunen. Ein traumhafter Morgen hier oben, den ich nur für mich hatte. Dieser Abschnitt schien wirklich sehr wenig begangen zu sein, naja. Den Grund dafür lieferte uns die gestrige Tour. Sicher mit Tagesrucksack kein Problem, aber auch Tagestouristen sah man hier oben nicht, da die Tour einfach zu weit ab vom Schuss ist und man Hin wie Rück einen Transfer benötigt.


                                                          Traumhafter Morgen, der nicht lange hielt


                                                          Paar Momente später sah es dann so aus

                                                          Als ich mich ans Frühstück machte, standen dann auch Täve und Yvi auf, zu spät, das Wetter hatte umgeschlagen, Frühstück also wieder mal im Zelt. Was würde uns heute erwarten, wo würde es uns hin verschlagen? Erst einmal los laufen, sehen wie es läuft und spontan entscheiden. Wir hatten noch Proviant für 2 Tage, also keine Not, heute in einem Abwasch nach Cilaos runter zu kommen. Noch kurz eine Rauferei zum Aufwärmen, dann ging es ans Einpacken. Täve übte schon mal das Abseilen, wusste er etwas, was uns da gleich erwarten würde?


                                                          "Ein bisschen Spaß muss sein..." Kampfarena Innenzelt - Keiner kann fliehen


                                                          Das Seil diente als Sicherung für Täve, Wäscheseil oder Spielleine

                                                          Alles war gepackt und nun kam wie verabredet die Sonne zum Abmarsch heraus. Kurzer Aufstieg heraus aus der Senke und nun eröffnete sich der Blick auf den Piton des Neiges, sogar das ferne Bellouve war zu sehen, der Aussichtpunkt zum Cirque Salazie, der die Schlechtwetterphase damals einläutete. Auch zu sehen waren die beiden Seen. Zwischen ihnen und uns lagen 150hm, 100 davon verliefen über eine gefühlte Steilwand, bewachsen mit Büschen und Bäumen. Man hätte den Verlauf ruhig auch relaxter wählen können, aber nein, hier wollte Jemand einen schnellen Weg nach unten anlegen.


                                                          Die beiden Seen mittig zu sehen


                                                          Die Abbruchkante, links davon Cirque Cilaos, direkt in den Wolken versteckt der Piton des Neiges

                                                          Die Knie schmerzten, aber waren nach den ersten Serpentinen nun aufgewärmt und weich getreten, es lief wie geschmiert. Der Weg war klitschig, einige Bäume mussten als Sicherung herhalten, aber im steilen Gelände verliert man halt schnell an Höhe. Wir erreichten nach eine halben Stunde das Plateau. Atempause! Ein Keks zum stärken, Sonne und Ausblick genießen.


                                                          Freier Blick auf den Gipfel

                                                          Hier oben gefiel es mir mega. Wenig los, tolle Landschaft, atemberaubender Weitsicht und 360 Grad Blick. Schon beim Abstieg hatte ich die Idee gefasst, an den Seen für heute Stopp einzulegen. Bereits vor dieser Reise hatte ich mir gesagt und wir uns auch so verständigt, dass wir auch mal einfach sagen "Stopp", wo es schön ist, wo wir uns wohl fühlen. Ich sprach also meinen Gedanken aus. "Was jetzt schon?" Naja, wir hätten auch noch 20 Runden um die Seen laufen können, aber so konnten wir hier oben einfach mal die Seele baumeln lassen. Beide willigten ein und so wurde diese Pause auch gleich noch ausgedehnt.


                                                          Die Stimmung war gut- Sonne und bald am Camp

                                                          Es war dann doch noch einen Kilometer bis zu den Seen, wo sich drei Wege trafen. Der zum Gipfel, der zum Col de Bebor und unserer. Wir fanden eine relativ trockene Stelle am Rande des sumpfigen Gebietes. Die Seen waren nur 10-15cm tief, aber reichten völlig aus. Nach 1.5 km wurde alles sorgfältig Eingepackte wieder ausgepackt. Nun gut, wir hatten Zeit und die ließen wir uns auch. Entspannt wurde alles her gerichtet, danach hieß es sonnen, baden, entspannen, spielen oder schlummern.


                                                          Das Camp La Mare

                                                          Immer wieder kreuzten nun Trailrunner und Wanderer unser Camp, die vom Col de Bebor zur Dufour Berghütte oder weiter zum Gipfel wollten. Anscheinend der leichteste Weg um den Piton des Neiges zu erreichen. Von hier aus sah der Gipfel zum greifen nah aus. Es wären nur noch 800hm gewesen, mit Tagesrucksack sicher machbar gewesen, mit Täve und Yvonne zusammen vielleicht möglich, aber schwierig. Auf den Gedanken kam ich erst später, sicher wäre es eine fabelhafte Tour geworden, aber so haben wir nun einen Grund, nach Reunion noch einmal zurück zu kehren.

                                                          Ich sammelte im Umkreis Holz, heute Abend sollte es mal ein Lagerfeuer geben, Täve wollte seine Marshmallows grillen. Täve war voll beschäftigt und kaum ansprechbar. Er baute in den Teichen eine Brücke, fing mit einer Tasse Krebse, Würmer und Raupen.


                                                          Täve in seinem Element - in der Natur


                                                          Etwas unterhalb der rechten Kuppe im Hintergrund war der steile Abstieg

                                                          Gegen 16 Uhr fingen wir langsam an, die Feuerstelle herzurichten, das feuchte Gras ausheben, Steine herum, auf die Erde kleinere Steine legen, fertig. Da wir kein Mittag hatten, machten wir uns an das vorgezogene Abendessen. Der Wanderstrom ließ nach und bald waren wir hier oben wieder für uns allein. Die Nudeln waren verzehrt, Alle waren gewaschen, es kam der gemütliche Teil am Lagerfeuer. Gegen 20 Uhr erschienen aus dem dunklen Nichts zwei Trailrunner, die noch aufsteigen wollten, beide Parteien waren erschrocken von deren Erscheinen, ein netter Gruß und bald war nur noch der Lichtkegel ihrer Stirnlampen im Dickicht sichtbar. Ruhe kehrte wieder ein, entspannt schaukelten wir in unseren TAR Chairs, bestaunten den sternenklaren Himmel und trotz der kurzen Tour hatte die Sonne es geschafft, uns müde zu machen. Gegen 22 Uhr trat Einer nach dem Anderen den Weg in den Schlafsack an. Die heutige Nacht war so kalt, dass ich den 3-Jahreszeiten-Schlafsack richtig schließen musste und trotzdem fror.

                                                          Mitten in der Nacht weckte mich ein Unwohlsein im Magen, Übelkeit. Ich wollte mich übergeben. In der Eile, zog ich den Reißverschluss mehrmals hin und her ohne das es sich öffnen ließ, es war leider das Moskitonetz, hastig suchte ich nach dem richtigen Zipper. Kaum vorzustellen, ich würde mich hier im Innenzelt übergeben. Dann war es auf, raus aus dem Zelt und das Essen des Abends landete auf der Wiese. Hatte ich was Verderbliches gegessen? Warum ging es den beiden Anderen gut. Als alles raus war, ging es mir schon ein wenig besser, aber ich schlief unruhig weiter.

                                                          + + + +

                                                          20.TAG Aufgrund meiner Übelkeit musste ich mich auch noch am Morgen übergeben, ich fühlte mich schwach auf den Beinen und an Weitergehen war nicht zu denken. Wir sortierten den Proviant und mit etwas strecken würden wir noch eine Nacht hier ausharren können. Das Wetter wurde am Nachmittag wieder schön und das Camp war sowie so schon zur Nummer 1 gekürt worden, also waren Alle froh über einen vollen Gammeltag. Was hatte ich mir eingefangen? Keine Ahnung, doch mit jeder Stunde ging es mir besser, nach einem Vormittagsschläfchen war fast gar nichts mehr zu spüren. Am Nachmittag fühlte ich mich dann insoweit wieder fit, dass ich den 2km entfernten Abstieg inspizieren wollte. Täve und ich spazierten dorthin und genossen den Ausblick auf Cilaos.


                                                          Hier beginnt der 800hm Abstieg

                                                          Zurück am Camp war nun das Abendessen heiß umkämpft, ich hielt mich zurück, wollte nicht viel in meinen Magen lassen. Etwas Süßes war auch noch vorhanden und wurde restlos verspeist. Wir würden morgen mit sehr leichtem Gepäck reisen, das war klar. Vom Frühstück würde morgen auch nicht mehr viel übrig bleiben. Mit etwas Magenknurren gingen wir zeitig zu Bett, Yvonne titulierte diesen Tag als "sinnlos", doch da der ganze Vormittag verregnet war, hätte ich den klitschigen, steilen Abstieg in meinem Zustand nicht machen wollen. Mal sehen, was uns das Wetter morgen bringen würde. Wieder einmal waren wir die Nacht über erstaunt, dass Trailrunner hier lang kamen. Natürlich waren sie so rücksichtsvoll, dass sie sich laut an unserem Zelt unterhielten und mit ihren Stirnlampen das Zelt ausgiebig durchleuchteten. Ich gab meinerseits ein kleines Signal mit meiner Lupine, natürlich auch rücksichtsvoll auf höchster Stufe. Wir hatten uns anscheinend ohne Worte verstanden, sie zogen weiter und ich konnte weiterschlafen.

                                                          Kommentar


                                                          • Rattus
                                                            Lebt im Forum
                                                            • 15.09.2011
                                                            • 5177
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                            Spannend! Immer schön weiterschreiben
                                                            Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

                                                            Kommentar


                                                            • Gast20200707
                                                              GELÖSCHT
                                                              Dauerbesucher
                                                              • 25.05.2013
                                                              • 764
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                              @Rattus: Danke, und Dein Wunsch wird erfüllt.

                                                              20.TAG Bereits gestern war klar, dass die heutige Tour zu einer der letzten Kilometer gehören würde. Der Wunsch, auch noch am Mafate Kraterrand zum Maido Ausblick zu wandern, ging nicht in Erfüllung, reiht sich aber somit in die Reihe der Wünsche, was wir bei einem 2.Besuch sehen wollen, ganz oben ein. Dafür war das Wetter heute voll auf unserer Seite. Die Sonne kitzelte uns aus dem Zelt, wir aßen vorm Zelt, während Trailrunner unser mickriges Buffet kreuzten. Der Tag würde nicht wie gewohnt laufen, wenn wir nicht mal wieder ein Problem hätten. Während wir den Kaffee genossen, spielte Täve im Zelt am Handy herum. Bald kam er aus dem Zelt und meinte "Papa, das geht nicht". Ich schaute aufs Display und dort wurde ich zur PUK Eingabe aufgefordert. Ich hätte schreien können. PUK Code, woher soll ich den jetzt nehmen? Nun merkte man, wie aufgeschmissen man ist, wenn das Handy nicht geht. Gut, es war die meiste Zeit im Urlaub aus, aber ab und an kommunizierten wir mit unserem Transferservice und der wartete noch auf eine Antwort von uns, wo und wann er uns nun genau abholen sollte. Gut, richtig sauer konnte ich Täve nicht sein, er merkte aber, dass ich nun nicht mehr so gut gelaunt war. Woher nun den PUK Code bekommen?

                                                              Da nun der Proviant Rucksack (roter Ortlieb) nahezu leer war, kam ich auf die Idee, den Roller im Rucksack genau so zu verstauen wie den Ortliebsack. So hatten wir nun die Hände frei und alles auf den Schultern. Das würde es einfacher machen, dachte ich. Ein wenig hatte ich Respekt, heute erst die 800m am Stück in den Cirque abzusteigen, um dann weiter 400m weiter runter nach Cilaos zu gehen. Ich war echt gespannt, wenn ich wann und wo motivieren musste. Bei Täve war das ja immer leicht, in dem man ihn in Gespräche oder Spiel verwickelte. Wenn jedoch Yvonne der Problemfall war, konnte ich mit "Ich sehe was, was Du nicht siehst" nicht mehr trumpfen, da halfen nur warme Worte und Lügen wie "Es ist nicht mehr weit" oder "Wir haben die Hälfte geschafft".


                                                              Blick auf den Cirque, rechts der Ort Cilaos

                                                              Bis zum besagten Abstieg waren es ca. 2km durch Dickicht und auf schlammigen Wegen. So falsch war es nicht, die Tour heute zu gehen, denn gestern um die Zeit pisste es aus Eimern, heute dagegen fast wolkenfreier Himmel, der Trail zum Glück im Schatten. Der Weg begann sanft und eben und wechselte bald in einen schmalen, steinigen, stufigen und engen Bergfad, durchsetzt mit gelegentlichen Stahlseilen und Leitern. Letzteres mal wieder sehr zur Freude von Täve, zack Motivation von selbst erledigt. Bei Yvonne half mir die Sonne, die weiter unten im Hang das Buschwerk hell erleuchtete. Das motivierte sie, erst einmal bis dorthin durchzuziehen. Die Stimmung war super, trotz halbleerer Mägen und des bald endenden Urlaubs auf Reunion. Irgendwie lief sich der Weg super bequem. Am Einstieg standen 2 Stunden Gehzeit. Nach einer kleiner Pause nach 400hm Abstieg erreichten wir nach knapp 2 Stunden die Straße, die nach Bras-Sec.


                                                              Oberhalb der rechten Baumspitzen war der Beginn des Abstieges

                                                              Dieser folgten wir nun auch oder war es der Hunger, der dieser Straße folgte. Gott, wir hätten ein vorbeilaufendes Schwein lebendig verspeist. Im nächstmöglichen Supermarkt würden wir wohl erst über die Regale herfallen und dann bezahlen. Es war Sonntag und im Urlaub verliert man irgendwie immer die Relation zu Wochentagen und Uhrzeit. Tja, und da Bras-Sec nicht gerade eine pulsierende Weltmetropole ist, war alles geschlossen. Keine Kneipe, keine Tankstelle, kein Supermarkt. Während Yvonne am Abzweig wartete, wo es nach Cilaos ging, durchstreifte ich mit Täve den Ort, was nicht lange dauerte. Am Ortsende standen vor einer offenen Garagentür mehrere Autos, Stimmen drangen nach draußen. Ich nahm an, da haben sich paar Bastler zum Sonntagsplausch getroffen und drehte um. Ein letzter Blick zurück und ich sah einen Mann mit einem Sixpack und Wasserflaschen herauskommen. Okay, das musste ich prüfen. Es war kleiner Imbiss mit Kneipe. Cola, Mars und Eis - her damit, aber schnell. Richtiges zu essen hatte er nur solche komischen fleischgefüllten Teigtaschen. "10 Stück bitte!", ach, komm, was soll der Geiz, ich orderte gleich 20 von diesen leckeren Dingern.

                                                              Yvonne empfing mich mit offenen Armen und die 20 Kügelchen waren heiß umkämpft, ich hatte schon Angst, dass Einer der drei Holzspieße noch in einem Auge landen würde. Ich hielt mich zurück und zehrte an meinen Fettreserven. Nun noch einmal 150hm runter ins enge Tal des Flusses Bras de Benjoin und auf der anderen Seite nur noch 100hm wieder hoch, dann war Cilaos erreicht. Am Fluss pausierten wir noch einmal, genossen zum letzten Mal die Einsamkeit und die Ruhe. Hier unten war ursprünglich eine Nacht geplant und dies wäre sicher ein toller Platz gewesen, einen Stellplatz mit Lagerfeuerstelle gab es linksseitig des Flusses, etwa 10m unterhalb der Querung auch. Wir mussten aber weiter, kein Proviant und keine Ahnung, wo es sonntags noch was geben würde. Und da war doch noch was mit dem PUK Code? Meine Idee, ein kostenfreies Wlan suchen und meine Vermieterin per Whatsapp anschreiben, dass sie in unserer Wohnung die Vodafone Unterlagen nach PUK Codes durchsucht.

                                                              In Cilaos zogen wir durch die engen Gassen, am Ortsteich vorbei. Der Ort war trotz seiner Größe hübsch und sauber angelegt, das hätten wir so nicht erwartet. Unser Camp im Ort lag südlich und außerhalb des Ortes ruhig und abgeschieden. Dort angekommen, beeindruckte uns dieses rudimentär eingerichtete Camp mit seinen Bäumen und der schattigen Wiese, die wir nur mit einem Quechua Popoup Zelt teilen mussten. Meine erste Aktion war nun, ein offenes Wlan zu finden und mein Hilferuf wurde bald erhört. Der Anbieter Orange hat auf der Insel Wlan Netze verteilt, wo man sich gegen Gebühr einwählen kann. Ein schwaches Netz hatte ich, 10 Euro für 24 Stunden musste ich berappen. Dann war ich drin, die Vermieterin angeschrieben, nun half nur warten. In dieser Zeit googelte ich mein Problem und siehe da, ich war nicht der Erste. Vodafone hatte eine Lösung parat. Online auf der Vodafone Seite in den eigenen Bereich gehen und PUK Code abfragen, fertig. So hatte ich diesen nun wieder schnell zur Hand. 10 Minuten später sendete mir meine Vermieterin 10 PUK Codes zu. Ohje, ich sollte zu Hause mal wieder aufräumen.

                                                              Am Camp zurück hatte Yvonne derweil versucht, dass 4,20m lange Kaitum zwischen zwei 4m von einander getrennten Bäume zu platzieren. "Warum versuchst Du es nicht quer aufzustellen?" Oh, da konnte Jemand nicht konstruktiver Kritik umgehen. "Mach's doch selbst". Tat ich dann auch. Parallel erschienen ein Wanderpärchen mit großen Mehrtagesrucksäcken. Sie platzierten ihr Zelt neben uns und wir kamen mit ihnen ins Gespräch. Tina und Felix waren auch nur zu Fuß auf der Insel unterwegs, auch wild zelten, auch kreuz und quer. Wir waren sehr neugierig, wo sie überall waren, tauschten unsere Erfahrungen und Eindrücke aus. Felix kannte auch das ODS Forum und meinte nur, dass das Zitat des letzten Reiseberichtes hier zu Reunion voll zutrifft:

                                                              "Nehmt Euer Zelt mit, Reunion mit Zelt rockt"....was wir natürlich so unterschreiben konnten.

                                                              Wir zogen dann aber erst einmal los, um Proviant zu besorgen und fanden einen kleinen Laden, der noch offen hatte. Wir merkten uns diesen vor, denn zur Belohnung sollte Täve eine Bootsfahrt im Elektroboot im Ortsteich bekommen. Danach aßen wir noch gleich am Imbiss zu Abend, Pommes und Baguette mit Rindfleisch und Käse. Mit einem kleinem Umweg über den Shop waren wir dann bei Einbruch der Dunkelheit wieder am Camp, unterhielten uns noch ein wenig mit Tina und Felix und gingen früh ins Bett, die letzte Tour hatte noch einmal ordentlich geschlaucht.

                                                              Kommentar


                                                              • Gast20200707
                                                                GELÖSCHT
                                                                Dauerbesucher
                                                                • 25.05.2013
                                                                • 764
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                21.TAG Wir konnten ausschlafen, doch die Vögel über uns in den Bäumen wollten das nicht und weil wir den nervigen Lockrufen nicht gleich folgten, schissen sie uns auch noch das Außenzelt zu. Die Natur kann so grausam sein. Während wir uns erst einmal vorm Zelt streckten, waren Tina und Felix schon bereit zum Abmarsch. Sie kamen gestern von der Küste mit dem Bus hoch, was wir heute in umgekehrter Richtung vor uns hatten. Die Beiden zog es heute hoch in die Berge, sie wollten morgen den Piton des Neiges stürmen und wir hofften, dass das Wetter mitspielte. Wir verabschiedeten uns und gingen nun unseren Dingen nach. Kaffee genießen, Klamotten packen und gegen 10 Uhr den Weg zum Bus antreten, der uns auf über 200 Serpentinen nach St.Louis bringen sollte.

                                                                Die Fahrt war spektakulär, in den Tunneln zwischen Bus und Felswand manchmal nur 10cm Platz. Der Blick nach oben an den Kraterrand beeindruckte uns im Hinblick, was wir geschafft hatten. Die andere Perspektive von unten nach oben zu schauen war gleichermaßen interessant.

                                                                In St.Louis wechselten wir den Bus und ich hatte mich nun doch noch breitschlagen lassen, an den schönsten Strand Reunions u fahren, wo auch die meisten tödlichen Haiangriffe weltweit registriert worden. Gegen frühen Nachmittag waren wir in St.Gilles angekommen. Wir waren dem Tipp von Felix gefolgt, den Ermitage Campingplatz anzusteuern, der einer der besseren sein sollte. Nicht so rudimentär wie die Camps in den Bergen, dafür aber auch ordentlich was los hier. Direkt am naturbelassen Sandstrand gelegen, hieß es nun: runterfahren, den letzten Tag genießen. Morgen Transfer zum Flughafen und Weiterflug nach Mauritius. Ich mailte unserem Transferservice noch die aktuellen Daten und nachdem auch das Zelt stand, entspannten wir am Strand, der voller Korallen und außergewöhnlichen Muscheln war. Zwischendurch ein letzter Gang in den Supermarkt und dann läutete ein atemberaubender Sonnenuntergang den Abend ein, den wir am Zelt bei Wein, Schokolade und und und genossen.

                                                                Wir hakten einstimmig Reunion als gelungen ab, Erwartungen voll erfüllt, eine Wiederkehr nicht auszuschließen. So reiht sich Reunion in unserer bis jetzt bereisten Favoritenliste ganz weit oben nach Kirgistan ein.

                                                                22.TAG Unspektakuläres frühes Aufstehen um 4.30 Uhr, das halbe Camp war schon wach. Nach Aussagen einer Einheimischen ist das aber hier Usus, zeitig aufstehen, früh ins Bett gehen. 6 Uhr Abfahrt und Ankunft um 8 Uhr am Flughafen. Abflug sollte 10.50 Uhr sein, wir hatten genügend Zeit, frühstückten und kauften Souvenirs. Dann hieß es:

                                                                Au revoir La Reunion

                                                                Kommentar


                                                                • Gast20200707
                                                                  GELÖSCHT
                                                                  Dauerbesucher
                                                                  • 25.05.2013
                                                                  • 764
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                  6.Reiseabschnitt - Mauritius | Black River Gorges Nationalpark | Le Morne | Strände (6 Tage)

                                                                  VORWORT
                                                                  Mauritius war ja nicht unbedingt erste Wahl, aber es lag nun auf dem Weg und nach ersten Recherchen, was man da machen konnte, stieß ich auf den größten Nationalpark der Insel Black River Gorges, der im Südwesten liegt. Dort fand ich auch einige Wandertouren und sogar am westlichen Eingang Black River ein Piktogramm auf der Karte, dass auf ein Camp verwies. Dass nun Mauritius DAS Wanderparadies ist, erwarteten wir auch nicht, aber trotzdem waren wir gespannt, was uns da erwarten würde. Täve freute sich am meisten auf die Affen. Also planten wir eine Woche ein.

                                                                  REISEART
                                                                  Natürlich wollten wir auch hier wild zelten, einmal auch das ausgewiesene Camp Black River nutzen und die restlichen Tage am Strand verbringen. Zu Letzterem las ich immer viel Gegensätzliches im Netz. Vor Ort konnten wir dann unsere Erfahrungen selbst sammeln. An öffentlichen Stränden (Public Beach), die es in jedem kleineren Ort gibt und immer gut ausgeschildert und gepflegt sind, darf man wild zelten. Zweimal kamen Polizisten vorbei, einmal fragte ich explizit nach. "Camping, no problem". Dieses Mal buchten wir uns aber einen Mietwagen, der nur für die kurzen Transferwege zwischen Flughafen und den Start-/Endpunkten gedacht war. Er war so günstig, dass wir lieber diesen buchten als uns vor Ort von geschäftstüchtigen Taxifahrern übers Ohr hauen zu lassen.

                                                                  PLANUNG
                                                                  Wir wollten zuerst den Nationalpark in 3-4 Tagen einmal von Süd nach Nord und dann von Nord nach Süd durchwandern. Der Park war überschaubar klein, wir wollten es dieses Mal ohne Roller versuchen. Für die paar Tage blieb auch das Solarpanel und andere kleinere Dinge im Auto. Ziel zum Baden sollte der Le Morne Felsen sein. Ich müsste dann noch das Auto aus dem 20km entfernt Bel Ombre wieder abholen, mit trampen oder Bus kein Problem. Wir konzentrierten uns auf den Südwesten. Es war jedoch schwer an Informationen zu herangekommen. Kaum Jemand, der Erfahrungen kund gab, kaum Beschreibung der Weg. Ich musste mich an Vermutungen und Eindrücke von Bilder einen Reim daraus machen, was vor Ort möglich war.

                                                                  TOUR
                                                                  Da vor Ort alles anders kommen sollte, hier der Überblick, wie es gedacht war. Flughafen - Bel Ombre mit Mietwagen - Wanderung zum südlichen Rand vom NP (Camp) - quer durch den Park, zentral im NP zelten - weiter zum Camp Black River (Camp) - Piton de la Petite 828m - Piton du Canot 525m (Camp) - zur Le Morne Halbinsel (Camp, 2 Nächte)


                                                                  Urheber: OpenStreetmap
                                                                  Zuletzt geändert von Gast20200707; 04.02.2018, 14:42.

                                                                  Kommentar


                                                                  • Gast20200707
                                                                    GELÖSCHT
                                                                    Dauerbesucher
                                                                    • 25.05.2013
                                                                    • 764
                                                                    • Privat


                                                                    #34
                                                                    AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                    22.TAG Gegen Mittag und bei ordentlicher Hitze kamen wir am Flughafen an. So richtig sollten wir aber nun bei der Einreisekontrolle ins Schwitzen kommen. Bei der Einreise muss man zwei Formulare ausfüllen, sog. Einreisekarten, eine für die Personalien, die andere für mögliche Krankheiten. Die Felder Hotel, Telefonnummer und Kontaktperson ließen wir frei, denn wir wollten nicht lügen, aber auch nicht zu ehrlich sein. Der dienstbeflissene Beamte wollte aber eine Reservierung sehen. Wir entgegneten ihm, dass wir im Camp im Nationalpark schlafen würden und keine Reservierung nötig sei. Nun sollten wir Adressen, Name und Telefonnummer der Kontaktperson aufschreiben, also Handy an, im Internet irgendwelche Daten zusammengesammelt und eingetragen. Fängt ja schon gut an, dass man hier nur reinkommt, wenn man ein Hotel vorweisen kann. Mein Hals begann dicker zu werden, ein innerer Hilfeschrei rief "Reunion, wo bist du?" Da kam ja aber nun noch die Gesundheitsbehörde, die auch noch paar Fragen hatte. Ich kam mir wie in "DDR reloaded" vor. Wo und was ist Madeira, was hat dieser Stempel zu bedeuten? Was ist Bishkek? Hallo, wenn der keine Ahnung von der Weltkarte hat, sollte er vielleicht nicht am Flughafen arbeiten. Irgendwann hatten wir auch diese Spione bewältigt.

                                                                    Endlich mit dem Gepäck im Schlepptau ging es ab zur Mietstation. Dort nahmen wir die sehr herunter gekommene Karre in Empfang, weder sauber gemacht, noch voll getankt. Die Stoßstange hing auf halb Acht. Der Mitarbeiter nahm alle Vorschäden auf und markierte sie auch dem Vertrag. Wir wären schneller fertig gewesen, hätte er die noch intakten Stellen am Auto markiert. Yvonne stieg auf der rechten Seite wie gewohnt ein und auch gleich wieder aus. Tja, hier auf Mauritius sitzt der Fahrer auf der rechten Seite. Zum Glück ein Automatik-Getriebe, so konnte ich mich 100%ig auf den ab und an entgegenkommenden Verkehr konzentrieren, der mir auf der rechten Spur entgegenkam und mit bewusst machte, dass ich falsch war.

                                                                    Es zog uns schnell nach Süden an die Küste und weiter gen Westen. Die beiden Inseln Reunion und Mauritius konnten unterschiedlicher nicht sein. Während man auf Reunion den doch sehr europäischen (finanziellen) Einfluss bemerkt und doch zu sehen ist, dass da viel Geld von der EU hier ankommt, wird Mauritius doch eher von einem indischen Flair behaftet. Genau so stelle ich mir Indien vor. Die Menschen, die Orte, die Autos, die Kleidung, die Lebensweise. Da Indien bei uns nicht auf der Liste der Traumländer steht, fühlten wir uns anfangs auch ein wenig unwohler hier, was sich aber bald legte. Alles war unbegründet, die Menschen nett, zuvorkommend und vor allem der englischen Sprache mächtig. Zuerst wurde aber immer französisch gesprochen, schnell aber zu englisch gewechselt.

                                                                    Nach einem Stopp am Supermarkt und an der Tankstelle waren wir schnell in Bel Ombre angekommen. Übrigens, auch hier war das Volltanken der Benzinflasche mit hitzigen Diskussionen verbunden, aber wurde dann doch gemacht. Wir parkten unser Auto an einen der vielen 5 Sterne Hotels, die so gar nicht in das Bild passten. Heile, saubere, teure Welt getrennt mit hohem Zaun von der Realität hier draußen. Wie kann man als Pauschaltourist, der womöglich nie aus der Anlage herauskommt, dann behaupten, dass man auf Mauritius war?


                                                                    Die Hügel in der Ferne markieren den Nationalpark

                                                                    Die Rucksäcke waren gepackt und abgespeckt, Essen für die 4 nächsten Tage verstaut. Bei ordentlicher Hitze, auch ohne Sonne ging es nun zwischen ausgedehnten Zuckerrohplantagen Richtung Norden zum Nationalpark, der sich schon in der Ferne mit seinen grünen Hügeln verriet. Überall wurden Teile der Plantagen abgebrannt um so das Zuckerrohr einfacher und schneller ernten zu können. Auf dem Weg sprachen uns immer wieder Arbeiter von diesen Feldern an, wo wir denn hinwollen. Zum Glück gab es Verständigungsprobleme und wir zogen weiter. Bald hielt ein Safari Jeep mit Kundschaft. Der Fahrer und Guide konnte gut englisch sprechen und schaffte es dass mein Halsdurchmesser auf ein Maximum anwuchs. "Was Ihr wollt durch den Nationalpark und das allein ohne Guide?" Er klärte uns auf, dass der Park komplett eingezäunt sei und man dort nur mit Guide reinkommt, den man an den 4 Parkeingängen buchen kann. Waaaaas? Ich hätte gern mein Gesicht gesehen. Sowas hatten wir nirgends gelesen, okay soviel Berichte über Individualtouristen gab es ja nicht. Gott, ich war so am Boden zerstört, durfte es mir aber gegenüber Yvonne und Täve nicht anmerken lassen. Er fuhr weiter, wir gingen trotzdem weiter. Ich wollte es vermutlich nicht wahrhaben, wollte mich selbst überzeugen und wenigstens noch bis zum Zaun laufen, dann halt dort irgendwo wild zelten.


                                                                    Tiere konnte man auch sehen, aber nur im Nationalpark

                                                                    Kennt Ihr das Lied "Leck' mich am Arsch, Marie"? Irgendwann auf Reunion hatte es Täve in "Leck' mich am Arsch Mauritius" umgetextet. Hatte er eine Vorahnung gehabt, was uns hier erwarten würde? Mit diesem Lied und Text auf den Lippen beschritten wir weiter den sanft ansteigenden Weg zur Parkgrenze. In der Ferne konnten wir Pavillons auf einer Anhöhe ausmachen, die wir für unser heutiges Camp ins Visier nahmen. Dorthin sollten wir aber nie kommen, denn mehr und mehr kamen wir an eingezäuntem Wald vorbei, dahinter die Pavillons. Bald standen wir umgeben von Zaun ratlos da. Ich beschloss, dass wir wieder runter zu einem kurz vorher passierten See zurückgehen und dort campen. Nun war die Laune völlig am Boden, alle Planungen über den Haufen geworfen. Es sollte aber noch dicker kommen.

                                                                    Am See, hinter einem Hügel bauten wir unser Zelt auf, gut versteckt und nah am See auf einem lange nicht mehr benutztem Feldweg. Der Blick über den See in die Ferne und kahlen Hügel entschädigte uns ein wenig. Doch diese tolle Aussicht sollte auch noch jemand Anderes genießen, nur in umgekehrte Richtung. Wir bauten in den letzten Sonnenstrahlen das Zelt auf, badeten Alle nackt im See, Täve spielte noch ein wenig, während wir Essen kochten. Es war hier oben sehr ruhig, man konnte in der Ferne einen Jeep hören, den wir bald auch sahen. Er fuhr langsam am See lang. In der Abenddämmerung konnten wir ihn wohl besser sehen als er uns. Er drehte um und fuhr in unsere Richtung, wohl vorbei an uns hoch zu ein paar Hütten. Ich hüpfte zwischen Zelt, Feld und Buschwerk gehockt umher um zu sehen, welchen Weg der Jeep einschlagen würde. Ich ließ meinen Standardspruch in diesem Urlaub wieder los "Wenn der weiterfährt, ist alles im Lot". Wieder war nichts im Lot, er bog auf den Feldweg ein, auf dem wir campierten. Mist, erwischt!

                                                                    Ein Mann, gerade am Telefon in ein Gespräch vertieft, stieg aus dem Auto und begrüßte mich mit Handschlag. Während sich Yvonne weiter am Zelt um das Essen kümmerte, kamen wir beide 20 Meter weiter entfernt ins Gespräch. Ich fragte ihn, was er denn hier oben so spät am Abend mache, nach was er schauen würde. "I am just looking for you" wir Beide mussten lachen, wobei mir eher zum Heulen war. Der nette junge Mann fragte uns, ob wir denn eine Genehmigung vom Besitzer haben, da es sich um Privatland handle. Okay? Nein hatten wir nicht, aber wir konnten auch kein Hinweisschild erkennen. Die Großländereien sind hier mehr oder weniger gar nicht als Privatbesitz deklariert. Ich erklärte ihm unsere Notlage, dramatisierte ein wenig und begründete natürlich das Wild zelten auch ein wenig mit unserer Einstellung zur Natur und der Einsamkeit. Er meinte nur, dass er uns verstehen würde, da er ja selbst hier oben wohnen würde, er aber nicht der Besitzer, sondern nur Angestellter sei. Wieder rief er Jemanden an, dieses Mal Mr Nickolas, der Eigentümer, den er fragen und aufklären wollte.

                                                                    Kurz darauf sprach ich mit ihm, auch ihm erklärte ich unsere Situation und bat ihn höflich darum uns eine Nacht hier schlafen zu lassen. Wir würden den Platz ohne jegliche Hinterlassenschaften wieder verlassen. Er erteilte uns eine Ausnahmegenehmigung und fragte mich, ob er uns denn morgen an eine Stelle am Parkrand bringen solle, wo wir in den Park hineinkämen. Ich verneinte, da wir ja nun einen Guide bräuchten und ich nicht noch einmal in eine peinliche Situation kommen wollte. Ich bedankte mich für das nette Gespräch und legte auf. Doch ein wenig neugierig war ich schon, wie er uns gefunden hatte.

                                                                    Der Angestellte rief abermals Jemanden an, schaute in die Richtung der kahlen Berghänge, wo schemenhaft Hochstände oder Berghütten erkennbar waren. Er winkte und bekam als Antwort ein Lichtsignal. Er legte wieder auf und meinte, dass er dem Typen da drüben auf dem Berghang nur Bescheid gegeben hätte, dass wir hier eine Nacht bleiben dürften und alles nun Okay wäre. Diesem Typen hatten wir es zu verdanken, dass wir erwischt worden. Er schaute uns bei allem zu, was wir taten: Zeltaufbau, nackt baden und auch mein Rumgehoppse zwischen Zelt und Feld. Mann Mann, musste der einen Spaß mit seinem Fernglas gehabt haben. Er informierte dann den Besitzer des Landes, der schickte seinen Angestellten usw.


                                                                    Dort drüben auf den Hügeln saß der Spion

                                                                    Der Jeep verschwand bald in der Ferne und beim Abendessen hatten wir uns so nun genug zu erzählen. Der Typ gab uns am Abend dann noch einmal ein Lichtzeichen, was wir mit der Lupine erwiderten. So wurde es noch ein schöner lauer Abend und es war doch nicht alles negativ auf Mauritius und Jeder und Alles gegen uns.
                                                                    Zuletzt geändert von Gast20200707; 15.09.2017, 13:51.

                                                                    Kommentar


                                                                    • ronaldo
                                                                      Freak
                                                                      Moderator
                                                                      Liebt das Forum
                                                                      • 24.01.2011
                                                                      • 12506
                                                                      • Privat


                                                                      #35
                                                                      AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                      Gaaanz großes Kino, muss immer zwischen Staunen und Grinsen wechseln. Danke dafür!

                                                                      Kommentar


                                                                      • Gast20200707
                                                                        GELÖSCHT
                                                                        Dauerbesucher
                                                                        • 25.05.2013
                                                                        • 764
                                                                        • Privat


                                                                        #36
                                                                        AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                        @Ronaldo: Glaub' mir, so ging es uns auch des öfteren im Urlaub. Zum Glück waren wir mehr am Grinsen und Totlachen

                                                                        23.TAG Die Nacht war nun ohne Angst erwischt zu werden ruhig verlaufen. Kaum wurde es heller im Zelt, da hörte man schon die Arbeiter im Umkreis. Ein Blick aus dem Zelt und sie waren überall. Spätestens jetzt hätte man uns erwischt. Bald kam die Sonne über die flache Insel. Ab 7 Uhr hieß es nun schwitzen. Während ich den niedrigen Schatten des Zeltes ausnutzte (Gott warum muss der Schweiß schon am Morgen laufen?), saß Yvonne mit dem Gesicht zur Sonne, Beide strahlten sich an.


                                                                        Der Wachtum

                                                                        Wie sah nun der Plan aus. Alles war dahin, wirklich alles? Ich wollte nun die Bestätigung der gestrigen Aussage haben und schlug vor, den Rückweg zum Auto anzutreten, zum Black River Eingang zu fahren um dort erstens nähere Infos zu erhalten und um von dort ggf. einen neuen Start zu wagen oder wenigstens in dem Camp zu nächtigen. Erst einmal frühstücken und Kaffee rausschwitzen. Nach dem Abbau und Einpacken konnte ich mich erst einmal im See abkühlen, bevor es dann den gleichen Weg zurückging. Am Auto angekommen war alles noch okay. Wir hatten Bedenken, dass Jemand in das Auto einbricht, aber wer sollte das Teil klauen? Sogar die schlimmsten Karren von den Einheimischen sahen intakter aus als unserer Suzuki. Ein Vorteil hatte es aber, wir mussten nicht Rücksicht darauf nehmen, ihn sauber zu halten und zu pflegen. Nach 1.5 Stunde Fahrt und Zwischenstopp am Supermarkt erreichten wir den Black River Eingang im Westen das Parks. Wir checkten die Lokalitäten, aber kein Gebäude und keine Person schien hier für uns die richtige Wahl. An einer Hütte wurden Sonnenpaneelen montiert, in einer Hütte im Wald? Okay, ich hoffe, die Funktionsweise ist denen bewusst. Die Hütte schien die Information zu sein, es war am Mittag, die Türen warne verschlossen. Mal vorweg genommen: Die Türen sollten sich den ganzen Tag nicht öffnen. Das wunderte uns aber nicht so sehr wie der Anblick der vielen Wanderer, die hier ohne Guide in den Park gingen. Der Heinz von gestern hatte gefährliches Halbwissen verbreitet, doch mit einem hatte er Recht. Der Park war komplett eingezäunt, teilweise sogar die Trails, die wirklich nur hier im Park ausgeschildert waren.


                                                                        Trail durch den Nationalpark

                                                                        Wenn wir schon mal da waren, konnten wir in diesen Park, der uns eigentlich nicht haben wollte, auch mal hinein spazieren. Mit leichtem Tagesrucksack bepackt schlenderten wir durch die lichten Wälder, durchsetzt von Steinfeldern und pausierten dann nach 1 Stunde an einem Flüsschen, umgeben von vielen unbekannten Tiergeräuschen. Ich war schon ein wenig in mich gekehrt, kämpfte mit der Enttäuschung. Nein, nicht, weil mal wieder ein Plan nicht funktioniert hatte, sondern weil Einem hier als Individualtourist das Leben schwer gemacht wird. Klar, nur die Pauschaltouristen dürfen kommen, die bringen ja Geld mit, bleiben in ihren Anlagen und stören nicht. Täve gefiel das Örtchen, das war die Hauptsache. Gegen frühen Nachmittag waren wir dann wieder am Parkeingang, da wir nun wissen wollten, wo wir unser Zelt aufschlagen könnten und kein geeigneter Platz zu sehen war, fragten wir die Arbeiter, die sich mit den Solarpaneels quälten. "Zelten hier im Nationalpark verboten, hier auch kein Camp. Morgen erst wieder Jemand da, der Ahnung hätte". Am liebsten hätte ich ein Paneel durchgetreten, aber es konnte ja Keiner was dafür, dass wir strikt Hotels ablehnen. Ab ins Auto, mit quietschenden Reifen zogen wir davon. Während der Fahrt ratterte der Kopf. Spontan umplanen war hier nun nicht mehr nur ab und an auf der Tagesordnung, sondern es war Hauptbeschäftigung.


                                                                        Blick über den Nationalpark

                                                                        Jetzt wollten wir denen zeigen, wo der Hammer hängt. Ab hoch ins Zentrum des Parks, es führte eine große Straße quer durch. Hier oben wollten wir uns mal wieder beim wild zelten erwischen lassen. "Mal sehen, wann die uns von der Insel schmeißen?" lachte Yvonne im Auto. Auf einer Hochebene fanden wir dann eine breite Piste, die selten befahren wurde. In einer Einbuchtung bauten wir unser Zelt auf, Wasser hatten wir zuvor bei einem nahe gelegenen Wasserfall abgefüllt. Das Abendessen mussten wir schon im Dunkeln zubereiten, während über uns die Flughunde in geringer Höhe mit einem leisen Rauschen hinwegflogen. Es wurde dann noch ein lustiger Abend, wir hatten oft Kopfkino, was uns hier noch alles passieren könnte oder was uns schon passiert war.

                                                                        Kommentar


                                                                        • Gast20200707
                                                                          GELÖSCHT
                                                                          Dauerbesucher
                                                                          • 25.05.2013
                                                                          • 764
                                                                          • Privat


                                                                          #37
                                                                          AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                          24.TAG wir überstanden die Nacht ohne erwischt zu werden, wollten aber vermeiden, von Wanderern gesehen zu werden. Mit den ersten Sonnenstrahlen standen wir auf, bauten das Zelt ab und frühstückten erst dann entspannt. Zur unserer Unterhaltung trugen viele kleine Echsen an den Bäumen bei, die sich durch die Blätter jagten.


                                                                          Wieder illegal gezeltet


                                                                          Niedlich anzuschauen

                                                                          Wir wollten heute hier oben bleiben und eine weitere Rangerstation anlaufen. Dazu fuhren wir, nachdem alles ins Auto geworfen wurde, nach Le Petrin und siehe da, es gab Personen, die sich für unsere Fragen zuständig fühlten. Nun erfuhren wir, warum wir in Black River nicht zelten durften und es auch sonst im Nationalpark nicht gestattet sei. Das Piktogramm auf der Parkkarte, was ein Camp zeigt, ist kein Camp. Nur autorisierte Gruppen und Vereine dürften dort zelten, keine Individualreisende. Achso, schön, dafür darf man sich aber im Park ohne Guide bewegen. Wir fragten noch kurz nach den Affen, wo man sie finden könnte, der Tipp: Grand Bassin, eine heilige Stätte, wo die Affen oft Bananen abgriffen. Also kamen wir Täve's Wunsch nach, die Affen zu sehen und zu füttern. Auf der Fahrt zum besagten Ort, kreischte Yvonne auf einmal "Ein Affe". Ich fühlte mich angesprochen, sie meinte aber den Affen am Wegesrand. Nachdem wir abrupt stoppten, wurden es immer mehr. "Verriegelt die Türen!". Nein, sie hielten doch Abstand, waren zurückhaltend und scheu. Wir fütterten sie mit Brot und Bananen. Es macht einen Vater doch immer wieder zufrieden, ein glücklichen Sohn zu sehen. Wir dehnten diesen Besuch also aus bis alle Leckerlis verbraucht waren.


                                                                          Manche Affen flößten Täve Angst ein

                                                                          Dann ging es wieder zurück nach Le Petrin, Rucksack gepackt und ab auf den Machabee Trail, der gesamt ca. 10km lang sein und an dessen Ende sich eine atemberaubende Aussicht bieten sollte. Wir wollten uns überzeugen und schlenderten durch den Park, hielten die Augen nach besonderen Tieren und Pflanzen auf, entdeckten Echsen und Vögel, die wir noch nie gesehen hatten. Nur hier oben bekamen wir zum ersten Mal paar Tropfen ab, ansonsten begleitete uns die Sonne und brannte an der Küste richtig gut. Gegen Nachmittag waren wir wieder am Auto, saßen wieder einmal ratlos da, wohin es uns heute treiben sollte.


                                                                          Tolle Aussicht gab es wirklich, wie gern wären wir da unten lang gewandert


                                                                          Gut getarnt, aber trotzdem entdeckt

                                                                          Ich zog nun das Camp am Le Morne Felsen vor, wo wir am Ende hinwollten. Das kannte ich erst einmal, hatte davon Bilder mit Zelten gesehen, hier war ich mir halbwegs sicher, dass da was gehen könnte. Also 30 Minuten Autofahrt bis zum Le Morne Felsen, dann kam endlich der passende Abschnitt um mich abzureagieren. Eine festgefahrener Erdweg mit ordentlichen Löchern. Wetten, wir würden heute am Camp ohne Stoßstange ankommen? Ich rauschte über die Piste hinweg, auf halber Strecke fuhren wir am Parkplatz vorbei, wo man parken konnte, um auf den über 500m hohen Le Morne Felsen zu steigen. Dann öffnete sich der Wald, eine große Wiese mit Nadelbäumen. Kein Zelt, nur noch wenige Kite Surfer, die am Zusammenpacken waren. Mir war es eigentlich egal, ob es nun ein öffentlicher Strand war oder ob wir gerade wieder gegen irgendwelche Gesetze verstoßen hatten. Das Zelt war schneller als sonst aufgebaut, denn der Traumstrand lud zum baden und verweilen ein. Nach den ganzen psychischen Strapazen konnte man genau hier wieder runterkommen.

                                                                          Yvonne und Täve nervten gleich mit der Frage, wie lange wir hier bleiben würden. Wir einigten uns auf zwei Nächte unter der Auflage, dass ich morgen allein auf den Le Morne Felsen gehen könne. Es war keine wirkliche Auflage, sie hatten beim Anblick des Felsens eh die Lust verloren, dass sah nach richtig harter Arbeit und schwindelerregender Höhe aus. Wir chillten am Strand, fühlten uns wie Aussteiger, unweit des Camps, 300m entfernt die ersten 5*Luxus-Resorts. Bald hatten wir den Abschnitt für uns allein, ab und an kreuzten joggende Hotelgäste unser Camp, die aufgrund ihres schlechten Gewissens sicher die eine oder andere Einheit machen mussten und nicht wollten.


                                                                          Sonnenuntergang auf Le Morne Island

                                                                          Außerdem warfen sie uns sehr mitleidgefüllte Blicke zu, dass wir hier zelten mussten und nicht in so einem tollen 5*Resort wohne könnten. Wir waren echt arm dran. Leider warfen wir den Hotelgästen aber den gleichen Blick zu, dass sie leider in dem Hotel wohnen und nicht diese Idylle hier genießen können. Jedem das Seine. Wir lauschten dem fernen Rauschen der Brandung, bereiteten unser Abendessen zu und danach ergoss ich mal etwas mehr als sonst meinen noch restlichen vorhandenen Frust mit einem guten Wein.

                                                                          Kommentar


                                                                          • Gast20200707
                                                                            GELÖSCHT
                                                                            Dauerbesucher
                                                                            • 25.05.2013
                                                                            • 764
                                                                            • Privat


                                                                            #38
                                                                            AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                            25.TAG Was für eine laue Nacht, immer mit Blick auf das Meer bei weit geöffneter Apside. Ausschlafen war nicht drin, denn mit der aufgehenden Sonne wurde es unerträglich heiß im Zelt, wo ich doch so schon nur in Unterwäsche auf dem Schlafsack lag. Mit Vorfreude und Blick auf den Le Morne Felsen frühstückte ich heute ausgiebiger als sonst. Mich drängelte Keiner dazu, aber dort hoch wollte ich mal seit langem wieder am Limit laufen, mich fordern, Pauschaltouristen abschlachten.


                                                                            Guten Morgen schöne Welt da draußen


                                                                            Rechts die kleine Zacke mit der Scharte war der Gipfel

                                                                            Täve war vom Meer nicht weg zu bekommen, er ließ das Frühstück aus, was man bei dem Strand und diesem exklusiven Spielplatz auch nachvollziehen konnte.


                                                                            Vollzeitbeschäftigt

                                                                            Gegen 9 Uhr war ich dann startbereit, Rucksack gepackt, 3L Camelbag dabei und los ging es. Erst einmal flach ca. 2km zurück zum Startpunkt. Am Eingang verlangten sie zu meinem Erstaunen keinen Eintritt, doch man musste sich registrieren und ratet mal, was sie wissen wollten? Genau, das Hotel, wo wir wohnten. Mittlerweile war das hier schon ein Running Gag. Ich an der Kasse im Supermarkt zu Yvonne "Die wollen bestimmt unsere Hotelreservierung sehen!" Ich schrieb mich ein und ab ging es den ersten gemütlichen Teil von 3.5km hoch. Als erstes überholte ich eine Familie mit zwei Kindern, ca. 3 und 5 Jahre. Der Größere sagte zu seiner Mama "Schau mal wie der Mann schwitzt" Ohja, da lief alles raus, was an Flüssigem im Körper war und nicht rein gehörte. Ich überholte nun Einen nach dem Anderen, meist waren Paare unterwegs, wo die Männer immer locker woraus gingen, während die Frauen hinterherhechelten. Ich musste schmunzeln, weil es bei mir nicht anders gelaufen wäre, hätte ich Yvonne im Schlepptau gehabt. Genau aus diesem Grund war sie am Zelt geblieben. "Wenn Du Dich abschießen willst, dann tu' das bitte allein!" waren ihre Worte. Also arbeitete ich weiter an meinem Vorhaben.

                                                                            Ich war gerade warm gelaufen, die Pumpe schlug spürbar, ich fühlte mich wieder wohl, was zu machen, nicht im Auto zu sitzen und herumzufahren. Doch dann stand ich am Ende des Anstieges. War`s das etwa schon? Da erblickte ich ein Hinweisschild "Dangerous climbing", ein großes Schild wies auf Do's and Dont's hin. Ab jetzt endete der breite Weg und ging in einem schmalen Pfad über. Ich hatte festes Schuhwerk an und wollte so weit gehen wie es ohne Kletterausrüstung möglich gewesen wäre. In einem Steilstück, schätzungsweise UIAA II, wo schon Balance und Klettertechniken gefragt waren, kamen mir ein paar Inder in Badelatschen entgegen. Keinerlei Stahlseile, nur ab und an in Stein gehauene Stufen. Ich fand es riskant von denen, aber die sahen erwachsen aus, sollten sie mal machen. Auf dem Weg nach oben überholte ich hier Keinen mehr, es kamen mir nur immer wieder Leute entgegen. An exponierten Stellen hielt ich paar Sekunden inne und ließe den Blick schweifen, dann weiter und weiter bis ich nach 450hm Aufstieg nach einer Stunde ab dem Camp am Gipfelkreuz angekommen war. Nun hatte ich eine Pause verdient. Gerade in diesem Moment hatte ich den Gipfel für mich allein.


                                                                            Blick in den Süden und auf die Halbinsel, wo unser Zelt stand


                                                                            Wahnsinn, dieses Panorama


                                                                            Die vorgelagerten Korallen sorgten dafür, dass es am Strand nie hohe Wellen gab


                                                                            Blick Richtung Norden

                                                                            Eigentlich wollte ich hier oben die Drohne steigen lassen, aber der Wind war mir zu hoch, ich machte mich wieder in den Abstieg. Bergauf sah es schwerer aus und ich machte mir Gedanken, wie ich hier wieder runterkäme. Doch es lief sogar so gut runter, dass ich in den trittsicheren Passagen es den Trailrunnern gleich machte. Hüpf, Spring, Stütz! Machte echt Gaudi. Ich überholte eine kleine Gruppe mit Guide, der Alle inklusive mir dazu ermahnte, dass dieser Trail nur mit Guide gemacht werden kann, sonst zahlt man umgerechnet 250 Euro Strafe. Hach, da war sie wieder, die DDR reloaded. Ich konnte nirgends einen derartigen Hinweis lesen und der orangene Hinweis auf eine gefährliche Kletterpartei bedeutet ja nicht zwingend, dass es verboten ist. Was ich dann aber fahrlässig fand, war die Familie mit den beiden Kinder 3/5 Jahre. Täve ist 6 und ich wäre mit ihm da nicht hinauf gegangen oder nur mit der Brustsicherung. Ich stieg also weiter ab, erreichte den breiten Weg und war bald nach zügigem Abstieg wieder am Ausgang, schrieb mich wieder aus und ging geradewegs zum Zelt.

                                                                            Dort angekommen, sprang ich erst einmal samt Klamotten ins Meer, durfte hier aber nicht ruhig liegenbleiben. Die Gefahr wäre zu hoch gewesen, von einen der viele Kite-Surfer gerammt zu werden, die teilweise 1-2m am Strand langflitzten. Meine heutige Aufgabe war noch: Kokosnuss öffnen! Danach hatte ich frei, Mittagessen, sonnen, relaxen, den Kite-Surfern zuschauen, am Strand spazieren gehen.


                                                                            200ml Kokoswasser sind nicht gerade ein Durstlöscher

                                                                            Mit jeder Stunde, die die Sonne mehr und mehr hinter den Palmen verschwand, wurde auch die See ruhiger, die Kite-Surfer weniger und nach Sonnenuntergang, waren wir wieder mit uns und den Flughunden allein. Der 2.Tag am Stück am Strand, was war mit uns los. Gaben wir so schnell auf und wurden selbst unbemerkt zu Badeurlaubern?

                                                                            Kommentar


                                                                            • Gast20200707
                                                                              GELÖSCHT
                                                                              Dauerbesucher
                                                                              • 25.05.2013
                                                                              • 764
                                                                              • Privat


                                                                              #39
                                                                              AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                              27.TAG Das wild zelten in den Bergen hatten wir uns abgeschminkt, wir wollten nun tagsüber in den Bergen wandern und abends am Strand zelten. In der Ferne hatten wir immer interessante Zacken gesehen und zu Hause hatte ich dort auch Wanderwege gesehen. Nach dem Packen fuhren wir also an der Südküste und über Mahebourg an die Ostküste. Es war eine lange Fahrt mit immer wieder kleinen Stopps: Fotos, Mittag, Pinkeln. So kamen wir erst gegen 12 Uhr am Abzweig an, wo wir nun Richtung Berge auf einer unbefestigten Straße weiterfuhren. Wir wurden schon wieder von den Einheimischen am Wegesrand komisch beäugt, bald war klar warum. Wir kamen nicht einmal zu den Startpunkten der Wanderwege, denn ein Privatgrund war komplett eingezäunt. Hat hier Jeder seine eigenen Wanderwege? Sorry, ich hatte keinen Bock mehr, verzweifelt nach irgendwelchen Aktivitäten zu suchen. Abbruch!

                                                                              Wieder runter an die Straße, ab ein Camp am Strand suchen. Die Insel konnte mich mal kreuzweise, auch Yvonne und Täve waren gefrustet. In Belle Mare, zwischen eine Reihe von Unmassen an Hotels gab es einen kleinen öffentlichen Abschnitt, wenig besucht von den Einheimischen. Das Auto stand abseits auf dem Parkplatz, alles wurde zum Strand gebracht und das Zelt unweit davon aufgebaut. Klar, Täve gefiel es hier besser und immer noch hatten wir ihm gegenüber viel gutzumachen, war er doch auf Reunion echt unermüdlich. Am Nachmittag waren Alle entspannt, alles war getan, der Wind fegte von Osten aufs Land und kühlte mich ab. Zwischen den Lavafelsen im Wasser erkundeten wir viele noch nie gesehene Wassertierchen, Fische und Muscheln. Täve war voll in seinem Element. Zeitig aßen wir zu Abend, ich hatte sonst nichts Besseres zu tun. Die Sonne war schon zeitig im Westen verschwunden, der Sonnenuntergang würde uns verwehrt bleiben, dafür sollte morgen früh die Sonne aus dem Meer auftauchen.


                                                                              Wozu so eine TAR alles gut ist


                                                                              Traumcamp, wenn auch am Meer

                                                                              + + + + + + +

                                                                              28.TAG Was für ein Morgen, schon durch die Lüftung war zu erkennen, dass uns ein genialer Sonnenaufgang bevorstand. Yvonne interessierte das nicht, sie kam wie immer als Letzte aus dem Zelt. Täve und ich dagegen beobachteten den Aufgang.


                                                                              Die Sonne lacht wieder


                                                                              Der Hilleberg-Spion-Ausblick


                                                                              Wieder mal allein am Strand

                                                                              Ich wollte mich nicht geschlagen geben und hatte auf der Karte noch einen Gebirgszug entdeckt, der auf dem Weg zur Südküste lag. Wir wollten sowie so wieder runter Richtung Soulliac, der Yvonne dort erstens einen tollen öffentlichen Strand am ersten Tag erspäht hatte und zweitens würde es von dort aus nicht weit zum Flughafen sein. Morgen sollte es ja wieder gen Heimat gehen. Wir fuhren also quer von Ost nach West, Vacoas war der Richtwert. Dort angekommen steuerten wir die Bergkette Trois Mamelles an und parkten in einer Kurve unser Auto. Gleich der Feldweg begann mit einem großen Stein und einer noch kaum lesbaren Aufschrift "No trespassing - private". Wir wollten einfach nur wandern und nicht Grund und Boden annektieren. Wir gingen also den Feldweg lang, rechts unbestellte Felder, links große Hallen, eingezäunt! So sah es für uns aus, dass dieser Hinweis eher für das linke Grundstück galt. Nach 500m kamen wir an einem Pförtnerhaus vorbei, es kamen 8 Leute raus, die wissen wollten, was wir hier machen. Wir verwiesen auf den Wanderweg hoch auf die Bergkette. Sie erwähnten nur, dass es Privatgrund ist und wir aber trotzdem passieren konnten, Gott wie gnädig. Nee, ich war ihnen dankbar, wenigsten hier lang zu wandern. Zwischen großen Zuckerrohrfeldern ging es bald ohne jeglichen Hinweis und immer nur dem Navi folgend immer weiter hoch. Wanderspuren waren zu erkennen, aber heute waren wir hier die Einzigen.


                                                                              Bizarr, wie zwischen dem flachen Land immer wieder solche Gipfel herausragen



                                                                              Im dichtem Buschwerk ging es höher und höher. 300hm trennten uns vom Ausblick. Der Weg wurde nun immer ausgesetzter, um Yvonne wurde es ruhiger. Auf dem Zwischenplateau angekommen, rannte Yvonne panisch rum. "Ich muss hier runter". Okay wenigstens zwei Bilder, ab wieder runter. Yvonne war es zu exponiert, zu hoch und zu viel Weitblick. Schneller als gedacht ging der Abstieg und schneller als gedacht fand die Wandertour ein jähes Ende. Wenigstens hatten wir uns aber ein paar Meter mal zu Fuß bewegt, nun bewältigen wir den Weg gen Süden. Es war schon nach Mittag und es war wieder mal Sonntag, alles war geschlossen und wir brauchten noch ein wenig Sachen aus dem Supermarkt. In Riambel wählten wir den öffentlichen Strand aus, mussten nun aber doch noch mal nach Souillac rein, zum Glück hatte noch ein Supermarkt auf, einkaufen und zurück zum Strand.


                                                                              So gutes Milchpulver, dass wir eine Packung mit nach Deutschland nahmen, klumpt nicht und schmeckt
                                                                              ganz lecker nach frischer Milch



                                                                              Witzig, den kleinen Krabbeltieren zu zusehen, vor allem wenn man was hinwirft, dann rennen alle durcheinander

                                                                              Ein letztes Mal bauten wir unser Zelt auf. Hier an der Südwestküste war es windstill und die Lage eröffnete uns einen traumhaften Sonnenuntergang. Danach waren auch die letzten Einheimischen fort und wieder waren wir allein auf weiter Flur. Wir packten schon ein wenig für Morgen vor, gingen nach dem Abendessen und einem letzten salzigem Waschgang im Meer zeitig ins Bett, denn morgen hieß es, Wecker stellen, 4.30 Uhr aufstehen.



                                                                              + + + + + + +

                                                                              29.TAG
                                                                              Kurz und schmerzlos: Aufstehen 4.30 Uhr, schnelles Packen und Transfer zum Flughafen im Berufsverkehr. Noch einmal kurz ein kleines Streitgespräch bei der Mietwagenrückgabe. Klar, haben wir die ganzen Schäden an das Auto gemacht. Nach einigen Diskussionen lenkte er ein und dann ging es zum Checkin, Koffer aufgeben, die übliche Sicherheitskontrolle mit ausgedehnten Fragen und ausführlicher Gepäckinspektion. Dann ging es nach Hause.

                                                                              Kommentar


                                                                              • Gast20200707
                                                                                GELÖSCHT
                                                                                Dauerbesucher
                                                                                • 25.05.2013
                                                                                • 764
                                                                                • Privat


                                                                                #40
                                                                                AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                                ZUSAMMENFASSUNG | FAZIT | FAKTEN
                                                                                Reunion
                                                                                - Reunion ist ein Traum, für Wanderer ein El Dorado, für Wildcamper ebenso
                                                                                - Le Bivouac lässt auf einem schmalen Grat der Legalität das wild zelten auf Reunion zu
                                                                                - es gibt immer und überall einen Platz um sein Zelt aufzustellen, manchmal muss man aber suchen
                                                                                - Wasser gibt es meistens (Flüsse, Sümpfe, Wasserlöcher), nur die Vulkanregion ist wasserarm
                                                                                - überall verstreut auf der Insel gibt es immer wieder rudimentäre bezahlbare Campingplätze
                                                                                - französisch ist von Vorteil, die Einheimischen bemühen sich aber, sich auch so zu verständigen
                                                                                - Wetterseite ist Osten, tendenziell ist Salazie und die Hochebene also anfälliger für Regen
                                                                                - das Wanderwegenetz ist ausgezeichnet und super beschildert
                                                                                - mit den Bussen kommt man gut, sicher und zuverlässig voran
                                                                                - trampen ist leicht, man wartet nie lange
                                                                                - das Wetter wechselt schnell: heiße Sonne, kalte Nächte, Wind und Regen (keine Schönwetterinsel)
                                                                                - doch noch sehr europäischer Einfluss, vieles wird neu gemacht oder ist neu (Dank an die EU)
                                                                                - es gibt wenig Tiere zu sehen, dafür Unmassen an Pflanzenarten, wahrlich ein Dschungel

                                                                                Mauritius
                                                                                - Mauritius ist nichts für Individualtouristen, 3 Tage als Badeverlängerung reicht allemal
                                                                                - wild zelten nur an öffentlichen Stränden erlaubt
                                                                                - es gibt keine bezahlbaren Campingplätze
                                                                                - Wanderwege nur im Nationalpark beschildert
                                                                                - traumhafte Strände
                                                                                - bei der Einreise mit dem Hotel besser lügen als Diskussionen zu provozieren
                                                                                - Schönwetterinsel, viele Pauschaltouristen
                                                                                - verarmter, indischer Touch
                                                                                - es gibt Affen, Schweine und Hirsche auf der Insel, sicher nicht endemischer Herkunft

                                                                                Im Rahmen einer Reise nach Madagaskar oder in die Drakensberge könnten wir uns noch einmal einen Abstecher nach Reunion vorstellen. Die Natur begeistert einen dermaßen, dass man als Einsamkeit Suchender die meist allgegenwärtige Zivilisation ausblendet. Ohne Einschränkung können wir Reunion empfehlen. Zu Mauritius sei nur eines gesagt: Es ist das erste aller unser bisher bereisten Gebiete, was wir Keinem weiterempfehlen würden, der auf unsere Art reisen möchte.

                                                                                +++++++++++++++++++++ E N D E +++++++++++++++++++++++

                                                                                Kommentar


                                                                                • Blahake

                                                                                  Vorstand
                                                                                  Fuchs
                                                                                  • 18.06.2014
                                                                                  • 1591
                                                                                  • Privat


                                                                                  #41
                                                                                  AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                                  Noch mal ein ganz dickes Danke für diesen wundervollen Bericht, nicht nur informativ, sondern auch sehr amüsant und schön zu lesen!
                                                                                  Und eins muss ich noch loswerden, da Euch ja anscheinend oft Unverständnis und Besserwisserei entgegenschlagen: Ihr macht das aber sowas von goldrichtig, Eurem Sohn die Welt zu zeigen, die Liebe zur Natur zu vermitteln, ihm was zuzutrauen. Besser kann ein Kind doch gar nicht aufwachsen!

                                                                                  Kommentar


                                                                                  • Gast20200707
                                                                                    GELÖSCHT
                                                                                    Dauerbesucher
                                                                                    • 25.05.2013
                                                                                    • 764
                                                                                    • Privat


                                                                                    #42
                                                                                    AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                                    Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                                                                    Noch mal ein ganz dickes Danke für diesen wundervollen Bericht, nicht nur informativ, sondern auch sehr amüsant und schön zu lesen!
                                                                                    Und eins muss ich noch loswerden, da Euch ja anscheinend oft Unverständnis und Besserwisserei entgegenschlagen: Ihr macht das aber sowas von goldrichtig, Eurem Sohn die Welt zu zeigen, die Liebe zur Natur zu vermitteln, ihm was zuzutrauen. Besser kann ein Kind doch gar nicht aufwachsen!
                                                                                    Danke Dir für die aufbauenden Worte, die uns bei allem Gegenwind dann umso mehr bestätigen.

                                                                                    Kommentar


                                                                                    • blauloke

                                                                                      Lebt im Forum
                                                                                      • 22.08.2008
                                                                                      • 8843
                                                                                      • Privat


                                                                                      #43
                                                                                      AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                                      Danke für diesen ausführlichen und informativen Bericht.
                                                                                      Wünsche euch Dreien noch viele Urlaube von denen ihr uns erzählen könnt.
                                                                                      Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                                                                                      Kommentar


                                                                                      • blackteah
                                                                                        Dauerbesucher
                                                                                        • 22.05.2010
                                                                                        • 779
                                                                                        • Privat


                                                                                        #44
                                                                                        AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                                        Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen
                                                                                        Danke Dir für die aufbauenden Worte, die uns bei allem Gegenwind dann umso mehr bestätigen.
                                                                                        Ich fand den Bericht auch sehr schön und finde eure Art zu reisen sehr inspirierend. Traurig, dass so viele anscheinend nicht über den eigenen Tellerrand blicken können.

                                                                                        Auf Island dieses Jahr haben wir Reifenspuren gesehen, die nicht von einem Fahrrad kommen konnten (in Kurven keine doppelte Spur). Da musste ich an euch denken, ihr wart ja mal mit Buggy in Island und hattet woanders soweit ich mich erinnere auch mal ein Wägelchen zum hinterherziehen dabei. Ich fand die Vorstellung toll, dass sich dort jemand durch das unwegsame Gelände mit Hilfsmittel und vielleicht sogar kleinem Kind durchkämpft.

                                                                                        Kommentar


                                                                                        • Gast20200707
                                                                                          GELÖSCHT
                                                                                          Dauerbesucher
                                                                                          • 25.05.2013
                                                                                          • 764
                                                                                          • Privat


                                                                                          #45
                                                                                          AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                                          Zitat von blackteah Beitrag anzeigen
                                                                                          Ich fand den Bericht auch sehr schön und finde eure Art zu reisen sehr inspirierend. Traurig, dass so viele anscheinend nicht über den eigenen Tellerrand blicken können.
                                                                                          Danke Euch für das positive Feedback. Ich denke aber auch, dass viele Bedenken an unserer Art des Reisens haben, weil sie meinen, dass wir unser Kind unbewusst Gefahren aussetzen und nicht wissen, was wir machen oder blauäugig an die Sache herangehen. Dass der Reise aber eine sehr lange Planung und Recherche voraus gegangen ist, sehen sie leider nicht.

                                                                                          Zitat von blackteah Beitrag anzeigen
                                                                                          Auf Island dieses Jahr haben wir Reifenspuren gesehen, die nicht von einem Fahrrad kommen konnten (in Kurven keine doppelte Spur). Da musste ich an euch denken, ihr wart ja mal mit Buggy in Island und hattet woanders soweit ich mich erinnere auch mal ein Wägelchen zum hinterherziehen dabei. Ich fand die Vorstellung toll, dass sich dort jemand durch das unwegsame Gelände mit Hilfsmittel und vielleicht sogar kleinem Kind durchkämpft.
                                                                                          Witzig, bei Deinen Ausführungen musste ich lachen, weil wir immer anders herum gedacht haben als wir unsere Spuren hinterlassen hatten. Ab und an haben wir sicher dem Einen oder Anderen ein großes Fragezeichen über den Kopf gezaubert. Einmal haben wir auch so eine Spur auf Island gesehen und dachten "Cool, Gleichgesinnte, ab hinterher" Am Ende waren es Spuren von einem Lastenkarren (Art Schubkarre mit Lanachse), dem Jemand im Holaskjol Camp gehörte.

                                                                                          Kommentar


                                                                                          • Pfadsucher
                                                                                            Anfänger im Forum
                                                                                            • 05.10.2014
                                                                                            • 23
                                                                                            • Privat


                                                                                            #46
                                                                                            AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                                            Zu diesem herrlichen Bericht ist schon so viel Positives gesagt worden, daß mir nichts Zusätzliches mehr einfällt. So kann ich nur sagen: zweimal Bravo! Einmal für die Tour an sich (besser als die Aleuten war es immer noch, oder?) und ein zweites Mal für die detaillierte Dokumentation!

                                                                                            Kommentar


                                                                                            • Gast20200707
                                                                                              GELÖSCHT
                                                                                              Dauerbesucher
                                                                                              • 25.05.2013
                                                                                              • 764
                                                                                              • Privat


                                                                                              #47
                                                                                              AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                                              Zitat von Pfadsucher Beitrag anzeigen
                                                                                              Zu diesem herrlichen Bericht ist schon so viel Positives gesagt worden, daß mir nichts Zusätzliches mehr einfällt. So kann ich nur sagen: zweimal Bravo! Einmal für die Tour an sich (besser als die Aleuten war es immer noch, oder?) und ein zweites Mal für die detaillierte Dokumentation!
                                                                                              Danke für's Feedback. Wir waren noch nicht auf den Aleuten, die aber auf meiner persönlichen Liste ganz vorne stehen. Leider werfen mich solche warmen Reiseziele wir Réunion immer wieder in meinem Plan zurück, meine Frau an kalten Gefilde mit schlechtem Wetter zu gewöhnen

                                                                                              Kommentar


                                                                                              • OutofSaigon
                                                                                                Erfahren
                                                                                                • 14.03.2014
                                                                                                • 426
                                                                                                • Privat


                                                                                                #48
                                                                                                AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                                                Auch von mir ein dickes Lob!

                                                                                                Und ich bin der Meinung: das war .... (Elb)SPITZE!! - (Luftsprung des Moderators)

                                                                                                Die Über-Fünfzig-Jährigen verstehen meine Anspielung wohl mit Sicherheit, die Unter-Vierzig-Jährigen wahrscheinlich größtenteils nicht.

                                                                                                Kinder können, wenn sie erst einmal älter als drei oder vier Jahre sind, erstaunlich viel vertragen und müssen keineswegs ständig in keimfreier Umgebung aufbewahrt werden. Meine drei Kinder sind aufgewachsen im wilden Ost-Borneo und im wilden West-Sumatra, und wer erahnen möchte, wie es damals dort zuging, braucht nur meine Berichte zu lesen. Ernstliche gesundheitliche Probleme o. ä. hatten sie nie. Und heute, da sie alle über dreißig sind, sagen sie: "Papa, wir hatten die beneidenswerteste und tollste Kindheit, die man sich nur vorstellen kann".

                                                                                                Eines Tages wird auch Täve Ähnliches sagen; er ist ja schon groß genug, um sich an diese Tour für den Rest seines Lebens zu erinnern.

                                                                                                Kommentar


                                                                                                • codenascher

                                                                                                  Lebt im Forum
                                                                                                  • 30.06.2009
                                                                                                  • 5064
                                                                                                  • Privat


                                                                                                  #49
                                                                                                  AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                                                  Vielen Dank für diesen schönen und inspirierenden Reisebericht! La Reunion ist gewaltig auf meiner "to do"- Liste gestiegen. Gerne wünsche ich mir noch mehr Bilder in deinem Bericht (ich weiß finden sich auf eurer Webseite, aber die mag ich nicht)

                                                                                                  Eure Erfahrungen auf Mauritius dagegen schrecken erwartungsgemäß ab. Schon erstaunlich, wie der Pauschaltourismus gelebt wird, denIndividualtouristen dafür Steine in den Weg geschmissen werden...

                                                                                                  Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                                                                                  meine Weltkarte

                                                                                                  Kommentar


                                                                                                  • Gast20200707
                                                                                                    GELÖSCHT
                                                                                                    Dauerbesucher
                                                                                                    • 25.05.2013
                                                                                                    • 764
                                                                                                    • Privat


                                                                                                    #50
                                                                                                    AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                                                    Danke für Euer Feedback.
                                                                                                    @Codenascher: Wenn Du mir sagst, was für Bilder Dich so interessieren (Landschaft, Camps, Orte, Flora, Fauna etc) kann ich hier sicher noch was hochladen.

                                                                                                    Kommentar


                                                                                                    • Gast20200707
                                                                                                      GELÖSCHT
                                                                                                      Dauerbesucher
                                                                                                      • 25.05.2013
                                                                                                      • 764
                                                                                                      • Privat


                                                                                                      #51
                                                                                                      AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                                                      Hier nun noch ein kurzer Einblick in unsere Tour mit bewegten Bildern


                                                                                                      (INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )
                                                                                                      Zuletzt geändert von Gast20200707; 04.02.2018, 14:39.

                                                                                                      Kommentar


                                                                                                      • doubleTT
                                                                                                        Anfänger im Forum
                                                                                                        • 17.07.2009
                                                                                                        • 23
                                                                                                        • Privat


                                                                                                        #52
                                                                                                        AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                                                        Ganz toller Bericht! Ich habe schon Euren Azorenbericht mit Spannung gelesen und komme gerade von diesen zurück und habe wie ihr Flores sehr gemocht. Da ich gerade eine kleine Auszeit nehme und so begeistert von den Azoren war, habe ich mir Reunion in den Kopf gesetzt und wieder stolpere ich bei meinen Recherchen über Euch. Ist das nicht der Knüller? Just in diesem Moment habe ich den Flug nach Mauritius und Reunion gebucht. Allerdings werde ich in Pensionen nächtigen. Aber ich lieber auch die Natur. Ich bin gespannt!

                                                                                                        Viele Grüße,

                                                                                                        Tobias aus Heidelberg

                                                                                                        Kommentar


                                                                                                        • Gast20200707
                                                                                                          GELÖSCHT
                                                                                                          Dauerbesucher
                                                                                                          • 25.05.2013
                                                                                                          • 764
                                                                                                          • Privat


                                                                                                          #53
                                                                                                          AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                                                          Naja, wenn Dir schon Flores so gefallen hat, wirst Du Reunion lieben. Eine tolle abwechslungsreiche Insel, wo man locker drei Wochen verweilen kann. Viel Spaß

                                                                                                          Kommentar


                                                                                                          • doubleTT
                                                                                                            Anfänger im Forum
                                                                                                            • 17.07.2009
                                                                                                            • 23
                                                                                                            • Privat


                                                                                                            #54
                                                                                                            AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                                                            Dankeschön! Da bin ich soeben angekommen.
                                                                                                            Zuvor war ich auf Mauritius und ich muss sagen, ich hatte eine wundervolle Zeit hier. Ich logierte bei einer Familie auf einer Plantage bei Charamel. Das war auch abgeschieden und Natur pur. Ich genoss sehr den Black River Gorges Nationalpark. Zäune sah ich da keine. Lediglich das Trinkwasserreservoir ist eingezäunt. Der See zählt aber nicht mehr zum Park. Ich habe den Eindruck ihr wart nach Reunion bereits gesättigt. Das Urteil finde ich zu hart. Man kann doch gerade das Zusammenspiel indischer, afrikanischer und europäischer Kulturen erleben. Die Strenge der Einreise ist verständlich, wenn man sieht, wie gelitten die Insel hat unter Artenverlust. Stichwort Dodo Vögel. Sie sind sehr bemüht, dass wieder zu reparieren. Das finde ich sehr vorbildlich. Schau mal Infos zur Île aux Aigrettes zum Beispiel. Also gebt der Insel noch eine Chance. Ich fand es super und sehe mich nicht als Pauschalreisetourist. Im Meer war ich nicht. 

                                                                                                            Kommentar


                                                                                                            • Gast20200707
                                                                                                              GELÖSCHT
                                                                                                              Dauerbesucher
                                                                                                              • 25.05.2013
                                                                                                              • 764
                                                                                                              • Privat


                                                                                                              #55
                                                                                                              AW: [RE][MU] 3 Wochen La Reunion und 1 Woche Mauritius mit Zelt

                                                                                                              Zitat von doubleTT Beitrag anzeigen
                                                                                                              Ich habe den Eindruck ihr wart nach Reunion bereits gesättigt. Das Urteil finde ich zu hart.
                                                                                                              Haben wir für uns auch festgestellt. Hätten wir Mauritius zuerst gemacht, wäre man vielleicht auf ein anderes Ergebnis bekommen. So aber konnten wir uns auf Réunion frei und ohne Zwänge bewegen und auf Mauritius waren dann die Wanderwege gesperrt oder privatisiert (!). Sicher haben wir auch einen negativeren Eindruck bekommen, weil wir mit Zelt im Hinterland keine Möglichkeit sahen. Mit Standortunterkunft hat man dieses Problem nicht und kann sich auf die Schönheiten der Insel konzentrieren. Daher würde ich unser Resümeé auf "Mauritius mit Zelt" beziehen. Viel Spaß noch auf Réunion

                                                                                                              Kommentar