• Torres
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    Liebt das Forum
    • 16.08.2008
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    [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche




    Dieser Reisebericht ist für lina und ronaldo geschrieben.








    Mit einem großen Dank an die Guides, die uns unter nicht immer idealen Bedingungen begleitet haben.








    Gewidmet ist der Bericht aber M. aus Timmendorf, M. vom Bodensee, und B. aus Berlin. Danke für die tolle Zeit und viel Spaß beim Lesen.


    Oha.
    (Norddeutsche Panikattacke)

  • Torres
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    • 16.08.2008
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    #2
    AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

    Gespräch unter Foristen:

    „Na, wie sieht es aus im Januar? Doch nicht etwa wieder Finnland? In die Kälte? Fahr doch mal nach La Palma. Da ist es schön warm“
    „In Finnland ist es auch warm. Richtige Kälte ist warm. Aber gut, ich denke mal darüber nach!“

    „Na, wie sieht es aus?“
    „Ich bin noch nicht entschieden. Scheint nicht richtig kalt zu werden, dieses Jahr in Finnland. Was kann man denn auf La Palma machen“
    Per Mail kommt eine Liste mit gefühlt 22+ Aktivitäten. Das Wort „Schnee“ ist leider nicht dabei. Weihnachten nähert sich und mein Urlaubsbudget bleibt überschaubar. Nach Finnland fliegen, um zwei Wochen auf dem Anfängerhügel hin- und herzufahren? Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt? Die Lust auf abgebrochene Touren ist mir vergangen. Januar ist einfach ein völlig bescheuerter Monat.
    „Muss ich etwas beachten?“ „Nimm nicht das P....., das ist ein Ghetto.“

    Die Dame im Reisebüro gibt sich echte Mühe. Entweder meine Preisvorstellungen werden maßlos gesprengt oder: Das Ghetto. Was gibt es noch? Passt alles nicht. Nach X? Da ist um diese Jahreszeit nichts los. Vielleicht Y. Nein, dafür brauchen sie ein Visum. Kreuzfahrt Kanaren, dann können Sie mal winken? Och ne, nicht unbedingt. Ist sowieso nichts. Keine Flüge. Bleibt Portugal. Nein danke, zu viele Erinnerungen. Dann vielleicht Madeira? Da wo der Wein herkommt? Liegt das nicht in Spanien? Nein, das ist Portugal. Und das ist eine Insel. Aha.

    „Was ist mit Madeira?“
    „Auch gut.“

    Ich erlöse die Dame von ihren Schweissausbrüchen. Okay, Madeira. Ein Angebot in Canico. Google maps hilft. Idyllisch am Felsen. Sind da abends Leute? Ich meine, Einheimische? Nein, aber es gibt einen Shuttlebus. Sorry, ich will schon gerne Land und Leute sehen. Die Hauptstadt. Funchal. Ein Angebot kommt rein. Funchal und am Meer. Genau mein Preis, es enthält ein Wanderpaket. Gebucht. Nach drei Stunden wanke ich aus dem Reisebüro.

    „La Palma ist so gut wie ausgebucht. Ich habe Madeira genommen.“
    „Okay, warte mal, was ich noch weiß. .... ansonsten gibts aber auf der Insel keinen einzigen ebenen Fleck, du Flachlandbewohner wirst dich wundern...“
    „Du bist sowas von doof...“
    „Ich weiß.“ Smiley.

    Ich google Madeira und erfahre, dass Christiano Ronaldo aus Funchal stammt. Fernando Torres wäre mir lieber. Ich erwerbe den Rother Wanderführer. Aha. Die Levadas sind wohl flach. Aber nicht nur im Winter nicht ungefährlich. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Haha. Schwindelfreiheit. Ich. Wie passend. Und dann noch meine lädierten Knie. Trittsicherheit? Ich glaube nicht dran. Die Ausgangspunkte sind nur umständlich zu erreichen. Die öffentlichen Busse sind preiswert, fahren aber nicht immer zu wanderfreundlichen Zeiten und auch nicht ins Hochland. Mit Regen und Nebel ist zu rechnen. Ich schminke mir eine Zelttour und Inseldurchquerung ab und setze auf das Wanderpaket. Fahrradfahren? Zu steil für mich. Schlafsack, Sturmsack und Matte nehme ich dennoch mit, zur Sicherheit. Die Blumen blühen erst ab April, auch nicht nett. Immerhin kennt fast jeder, den ich anspreche Madeira. Ich nicht. Die Frist, in der ich von der Reise zurücktreten kann, verstreicht.

    Als ich dem fliegenden Sarg glücklich entsteige, sehe ich einen hässlichen Felsen mit vielen kleinen Häusern. Immerhin: Der Geruch von Portugal. Ich erinnere mich. Auf der Autobahn geht es nach Funchal. Häuser am Hang, wohin man hinschaut. Die Garten- und Gemüseterrassen aufgegeben. Hotels. Touristenburg. Der Wagen schaukelt um enge Kurven und röhrt den Hügel hinauf. Autofahren werde ich hier nicht. Das steht fest. Die ersten Mitflieger steigen aus. Der Wagen stürzt sich ins Tal. Okay, das reicht jetzt. Nein, weit gefehlt, es geht noch tiefer runter. Ein Ehepaar keucht den Hügel hinauf. Ziemliche Schräglage haben sie drauf. Was habe ich nur getan? 3 Wochen auf diesem Felsen. Ich werde keine Schritt aus der Haustür gehen.


    Ich will das Zimmer upgraden, doch bevor ich etwas sagen kann, werde ich auf ´Meerblick vom Balkon aus´ umgebucht. Das erspart mir den Blick auf eine Mauer. Der Balkon glasummantelt. Den Titanbecher auf den Tisch stellend, mache ich mir es bequem. Das Meer. Ist es nicht schön?





    Ich rücke näher zum Rand und fühle ein Schwanken. Der Weg unter mir fällt steil ab. Mein Koordinationszentrum revoltiert. Der Balkon wird gleich abbrechen, mein Tod ist nahe, ich spüre das Zerbrechen. Vorsichtig tastend ergreife ich die rettende Tür und flüchte ins Innere. Das kann ja heiter werden. Essen kaufen. Stärken. Alles so preiswert hier. Ich denke an Finnland.





    Am Abend stehe ich auf der Terrasse. Tiefschwarz und geheimnisvoll rauscht das Meer. Der Abend ist mild. Musikfetzen wehen hinüber, am Lavastrand ist ein Fest. Die Lichter der Häuser funkeln. Okay, naturnah ist das nicht. Aber wären sie nicht da, könnte man nichts sehen, zu tiefschwarz ist die Nacht. Über mir leuchten Sterne. Lange stehe ich im kühlen Wind. Es wird schon werden.


    Oha.
    (Norddeutsche Panikattacke)

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    • qwertzui
      Alter Hase
      • 17.07.2013
      • 3048
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      #3
      AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

      Ein echter torres ...ist abonniert!

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      • Meer Berge
        Fuchs
        • 10.07.2008
        • 2381
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        #4
        AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

        Du machst es aber spannend!
        Ich kann kaum abwarten, wie das denn nun so wird ...
        Ich war übrigens noch nicht auf Madeira, kenne es nur aus Erzählungen anderer.
        Also sag mal! Zeig mal!

        Gespannte Grüße,
        Sylvia

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        • Juno234
          Erfahren
          • 03.08.2007
          • 397


          #5
          AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

          mal schauen, wie die Fortsetzung wird - fängt gut an

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          • Paddolf
            Erfahren
            • 22.10.2014
            • 350
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            #6
            AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

            Madeira.
            Das war dort, wo ich trotz Regenjacke so etwas von nass geworden bin!
            Meine Holde und unsere Freunde waren bei Sonne auf Besichtigungstour an der Küste, machten sich Sorgen, weil ich nicht wie versprochen von meiner Wanderung durch das Inselinnere anrief (das Handy hatte wegen der Nässe den Geist aufgegeben) und waren bass erstaunt, als sie mich triefende Gestalt am vereinbarten Treffpunkt aufliesen.

            Also, ich bin gespannt.

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            • Torres
              Freak

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              • 16.08.2008
              • 31757
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              #7
              AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

              Mentale Vorbereitung, Teil I.


              Rother-Tour 1, Teilstrecke Funchal. Charakter Urban. Schwierigkeit: Kinderleicht.


              An sich beginnt (oder endet, je nach Richtung) der Weg der Tour 1 in Câmara de Lobos, doch ich muss mich entscheiden. Ich befinde mich in der Mitte. Es weht ein kräftiger Wind. Ich gehe der Sonne entgegen.
              Heute morgen wurden bei einem Treffen die Wandertouren geplant, da habe ich auf dem Weg zurück ganz schön gekeucht, als ich das Gefälle hochlaufen durfte. M. aus Timmendorf, der bei mir im Flieger saß, und mit dem ich mich für diese Woche spontan zusammengeschlossen habe, dagegen nicht. Ich muss also trainieren und laufe los. Das Thema der Fotochallenge heißt „Kontraste“. Ich überlege, ob das Bild zu den Winterbildern der anderen passt.





              Warum ich die Kamera zu Hause lasse, weiß ich nicht. Vermutlich denke ich, ist ja nur Urban Outdoor. Der Eroberer Madeiras João Gonçalves Zarco. Vorher waren vermutlich schon andere da, aber er ist es offiziell.





              Blüten. Baumaloe.





              Die Magic Rocks.








              Der Weg ist flach, dann eine Steigung, für mich geht es steil bergab. Die schweratmenden Engländer unter mir haben nicht so viel Glück. Ich beneide sie nicht. Ein rauer Wind weht. Heimatgefühle. Es sind 18 Grad.





              Winterliche Farben.















              Majestätisch wiegen sich die Schwanenhalsagaven im Wind.








              Eine Amsel beobachtet mich keck. Für ein gutes Foto ist sie zu weit weg.






              Vögel gibt es hier allerdings nur wenige. Überhaupt gibt es wenige Tiere hier, von eingeführte Haustieren mal abgesehen. Die Insel lag zu weit weg, um schwimmend erreicht zu werden.





              Blauer Himmel, kein Zweifel. Kanarische Dattelpalme.








              Hinter einem der vielen Schwimmbäder, welche die felsige Küste und die steinigen Strände vergessen machen sollen, endet die Promenade, und ich keuche eine steile Straße hoch. Verzweifelt versuche, ich einen beschäftigten Eindruck zu machen der mich zu längeren Pausen zwingt. Vergebens. Aber irgendwann bin ich oben.
              Eine Insel, auf der solche Schilder stehen, kann nicht schlecht sein. Wobei ich einige Sekunden brauche, zu merken, dass es Finnisch ist, ich denke nur, das ist ja preiswert.





              Ob das als „Kontraste“ durchgeht?





              Die Straße hier leider furchtbar eng und laut. In einer Schlucht ein kahler Baum. Ostereier? Das dauert doch noch. Es sind Avocados. Ich glaube das kaum. Der steht hier einfach so rum!





              Nachdem ich die Hauptstraße einige Zeit geschickt umgangen habe, lande ich an einem Park.





              Und durch Zufall finde ich tatsächlich eine öffentliche Toilette, deren Existenz mir öfter behilflich sein wird. Kreuzfahrtschiffe. Immerhin – viele Gäste kommen später wieder. Ein wichtiges Eintrittstor für den Tourismus. Ein Teil der Gäste verlässt das Schiff allerdings nicht, sondern genießt die Sonne.











              Ich tauche in die Innenstadt ein, aber so richtig gefällt es mir nicht. In Italien ist baulich und menschlich mehr Lametta. Den Outdoorladen, der Gaskartuschen haben soll, finde ich nicht. Egal. Brauche ich nicht. Restaurants, viele Menschen, ab und zu ertönt Musik. Vor der Kirche machte eine (zahme) Katze Jagd auf Tauben.





              Anscheinend kennt man sich.





              Als sie nach endloser Zeit endlich springt, stellt sich eine Frau vor die Linse, und ich verpasse den Augenblick. Mist. Eine Taube fängt sie nicht. Eine junge Frau jagt die Katze weg, sie scheint auf Seiten der Tauben zu sein. Nun läuft sie auch dem alten Mann davon, der sie ein paar Mal mit einem Ball gelockt hat, und damit ist die Straßenszene vorbei.


              Ich suche den Bus, ein Engländer hilft. Wenn keiner käme, könne ich ja wiederkommen. Das ist ein Scherz. Aber gut zu wissen, wo man einsteigen muss. Bis zum Schluss erschließt sich mir das System der Busse nur rudimentär, man muss halt einfach suchen. Haltestellenschilder oder Ansagen gibt es nicht und auch der Stadtplan hilft nicht immer weiter. Fast wie in alten Zeiten. Aber irgendwie kommt man damit klar. Zumindest, nachdem man einmal mitgefahren ist.





              ---


              Am nächsten Tag nehme ich die große Kamera mit und weiß, welche ich Motive ich fotografieren will. Der gleiche Weg also noch mal.














              Und wieder der Eroberer.





              Ein Fischer. Im Hintergrund die Ilhas Desertas, unbewohnte Inseln, auf denen die bedrohten Mönchsrobben leben. Sie sind Naturschutzgebiet.








              Zu den Magic Rocks kann man absteigen. Ein paar Schritte gehe ich hinunter, aber dann traue ich meinen Knien und meiner Schwindelfreiheit nicht. Ich beschäftige mich lieber mit Kitsch.








              Ein besonders sportlicher Kandidat nimmt sogar sein Fahrrad mit. Ein Schweizer? Kurz darauf sieht er aber ein, dass das nicht funktioniert und lässt das Fahrrad im Gebüsch liegen.





              Gestern war es für die Fischer zu windig.





              Wie es hier wohl im Sommer ist?





              Kahle Drillingsblume?





              Die Farben machen einen fertig.





              Summsumm.





              Moin.





              Sobald ich mich bewege, sind sie weg. Aber sie können der Sonne nicht widerstehen. Sie sind übrigens endemisch, also eine ursprüngliche Tierart der Insel.

















              Nachdem ich nun mindestens eine Stunde lang gefühlt 100 Fotos gemacht habe, reiße ich mich zusammen. Ich soll doch trainieren. Meine Beine fühlen sich an, wie Glas. Ich dachte, ich wäre in Form. Ich ahne, ich werde alt. Bin alt. An der Steigung kommt mir M. entgegen. Schwungvoll federnd war er längst in der Stadt und läuft gerade zurück. 78 Jahre ist er alt. Wie macht er das? Er ist von der Ostsee. Und läuft jeden Tag. Ich versuche, Haltung zu bewahren und die Schmerzen zu unterdrücken. Fröhlichen Schrittes laufe ich an ihm vorbei und grüße lässig. Was habe ich mir da eingebrockt.

              Zur Entspannung versuche ich mich fotografisch an einer Strelitzie, aber anscheinend habe ich den Modus verstellt. Die Bilder werden blass, aber später kommen eh noch genug. Die Sonne blinzelt zwischen den Häusern hindurch.





              Immerhin. Die Avocados.





              Zur Abwechslung mal ein paar Häuschen.





              Das Museum von CR7. Später erfahre ich, dass er über Weihnachten hier war, da noch Verwandte von ihm hier leben. Er unterstützt die Insel, wo er kann. Das finde ich dann doch irgendwie sympathisch. Ich bin überrascht, dass es am Hafen Maronen gibt. Preiswert und lecker. Die graue Farbe entsteht, weil sie mir Meerwasser übergossen werden.





              Ich setze mich kurz auf eine Mauer und werde in schlechtem Englisch angesprochen, ob ich hier die Harleys verleihen würde. Ich muss meine Performance überarbeiten. Vermutlich liegt das am Buff auf meinem Kopf.
              Ich lästere innerlich über die Typen, die gerade auf breite Schulter machen. Dann stellt sich raus, es sind Schwaben und eigentlich sind sie ganz nett. Roller hatten sie schon. Jetzt soll es mal ein Motorrad sein. Der Preis ist fett. 120 Euro für den halben Tag? Ich weiß es nicht mehr genau. Eine Honda ist wohl preiswerter. Nene, fahren werde ich hier nicht. Dabei ist das Wetter wirklich ideal.

              Blick zum Park oben. In der Mitte rechts sieht man undeutlich Monte.





              Der Felsen hinter Funchal.





              Hatten wir die nicht mal in der WG?





              Eine der wilden Katzen.





              Ach ja. Aber niemals setze ich mich freiwillig in eine Seilbahn.





              Vielleicht ist es gar nicht so schlecht hier.





              Als ich am Abend die Kontaktlinsen herausnehme, durchfährt mich im rechten Auge ein tiefer Schmerz. Eine Reizung durch den Wind gestern? Oder Sand? Ich versuche, nicht an das Schlimmste zu denken. Morgen ist bestimmt alles wieder gut.
              Zuletzt geändert von Torres; 06.02.2017, 22:15.
              Oha.
              (Norddeutsche Panikattacke)

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              • Juno234
                Erfahren
                • 03.08.2007
                • 397


                #8
                AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                Ja, das Bus-System ist etwas gewöhnungsbedürftig. Als ich aber den Dreh heraus hatte, gab es für "meine" Insel-Woche ausreichend Wandermöglichkeiten, die ich problemlos mit dem ÖPNV errreichen konnte.
                Genau wie du war ich von der Blumen- und Farbenpracht überwältigt...

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                • Torres
                  Freak

                  Liebt das Forum
                  • 16.08.2008
                  • 31757
                  • Privat


                  #9
                  AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                  Ich denke mal, dass ich in den Sommermonaten experimentierfreudiger unterwegs gewesen wäre. Es gibt ja auch einfache Levadas, die ganz gut erreichbar sind. Und wenn im Sommer dann wirklich alles rankt (z.B. der Wein) und blüht und das Wetter hoffentlich etwas verlässlicher ist, sieht die Welt an einigen Wanderwegen bestimmt ganz anders aus. In dieser Jahreszeit fand ich es allerdings riskant, alleine herumzulaufen und konnte ja anfangs meine Fähigkeiten auch gar nicht richtig einschätzen. In einem Fall hatte ich einfach keine Lust, mega früh aufzustehen und auf das Frühstück zu verzichten, um dann in die Stadt zu fahren und gute anderthalb Stunden mit dem alle drei Stunden fahrenden Bus zum Ziel zu fahren. Und das Ganze noch einmal in einem begrenzten Zeitfenster zurück. Aber dazu komme ich noch.

                  Ich bezweifle aber, dass ich alleine an derartige Leistungsgrenzen gegangen wäre, wie ich es getan habe. Zudem habe ich es zu meiner eigenen Verblüffung ungemein genossen, in der Gruppe unterwegs zu sein. Ohne die geführten Wanderungen hätten ich auch die in der Einleitung genannten Mitwanderer nie kennengelernt. Das hätte ich nicht missen wollen, denn auch wenn ich hier die Wanderungen in den Mittelpunkt stelle, so gab es doch auch ein Leben davor und danach, das gefüllt werden wollte.

                  Gegen Ende, als dann endlich die Muskulatur aufgebaut war, und ich mich mit den Bussen auskannte, hatte ich die besten Sachen schon gemacht und (dank neuankommender Gäste) eine fette Erkältung ....

                  @MeerBerge
                  Ich eile. Ich habe ca. 4000 Fotos gemacht und muss jetzt erstmal alles sichten.

                  @Paddolf
                  Perfekte Beschreibung.

                  @quertzui
                  Danke!

                  Heute abend geht es weiter. Allerdings erst noch mit mentaler Vorbereitung, bevor die Wanderungen anfangen.
                  Oha.
                  (Norddeutsche Panikattacke)

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                  • blauloke

                    Lebt im Forum
                    • 22.08.2008
                    • 8843
                    • Privat


                    #10
                    AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                    Hallo Torres, da bin ich mal gespannt was du auf der Insel alles getrieben hast.
                    Freue mich schon auf die Fortsetzung.
                    Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                    Kommentar


                    • Torres
                      Freak

                      Liebt das Forum
                      • 16.08.2008
                      • 31757
                      • Privat


                      #11
                      AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                      Mentale Vorbereitung Teil II

                      West-Tour by bus. Charakter Urban Outdoor, das mir aber hilft, die Insel zu verstehen. Schwierigkeit: Null.

                      Um mit vor den Wanderungen einen Überblick über die Begebenheiten zu verschaffen, hatte ich vor die Wanderungen die West-Tour gelegt. Sie wird entscheiden, ob ich nächste Woche auf eigene Faust losziehen kann und will. Allerdings stelle ich fest, dass mir der Gedanke, nicht alleine wandern zu müssen, gut gefällt. Das andere hatte ich ja in den letzten Jahren ausreichend. Seit letzten September bin ich dünnhäutiger und weniger risikofreudig geworden.

                      Wir eilen zum Startpunkt, die Sitze im Bus sind eng. Ist das hier für Aliens? So schmal sind die Portugiesen nun auch nicht. Aber die Straßen. Brutal bohrt sich die Schnalle des Sicherheitsgurtes in meinen Hüftknochen. Wer ein breites Kajak braucht, ist in den schmalen Bussen verloren. M. wird sich deshalb nach hinten setzen. Sardinenbüchse. Wir brauchen Platz. Mein Auge schmerzt noch immer und ist sehr lichtempfindlich. Später kommen Druckschmerzen hinzu. Man hatte mir eine private Augenklinik empfohlen, aber der Rückruf bei der Krankenkasse ergibt, dass ich ins öffentliche Hospital gehen soll. Private Kosten übernähmen sie nicht.

                      Erster Halt ist Câmara de Lobos, der zweite der Rother-Tour 1. M. hat diesen Teil der Wanderung schon hinter sich und kennt den Ort. Es gibt Poncha (Zuckerrohrschnaps mit Zitrone und Honig) und madeirische Spezialitäten. Ich verzichte. Alkohol um 9.00 Uhr muss ich nicht haben.





                      Blick von oben zum Hafen.





                      Der Fischerort ist keine Kulisse, sondern ein echter Fischerort, wobei die Touristen wirtschaftlich gesehen sicherlich nicht schaden. Churchill ist hier damals abgestiegen, um zu malen. Damit wirbt der Ort heute noch. Ein paar Fischer spielen Karten. Ich denke an die alten Männer aus meiner portugiesischen Zeit, die in den schmucklosen Pinten saßen, Karten spielten und ihren Lohn versoffen. Eine Männerwelt damals, in der die Frauen und Mütter auf den Feldern schwere Arbeiteten verrichten. Wie es heute ist, weiß ich nicht, aber die älteren Männer sehen immer noch zerknittert aus. In einer Nebenstraße gibt es Streit, man schreit sich an.











                      Mit vielen Erklärungen geht es den abends so schön für mich leuchtenden Berg hinauf. Cabo Girão, heißt er. Madeira wurde offiziell 1419 von Joao Zarco entdeckt. Die Insel war mit Lorbeerwäldern bedeckt, woher sich der Name Madeira „Holz“ ableitet. Zu der Insel Madeira gehören die Insel Porto Santo, das im Moment nur angeflogen werden kann, weil das Schiff überholt wird, und die unbewohnten Ilhas Desertas und Ilhas Selvagens. Die Hauptinsel ist mit 741 qkm etwas kleiner als Hamburg (755 qkm).
                      Ab 1420 wurde Madeira von Portugiesen besiedelt und mit Sklaven aus Afrika urbar gemacht, die unter unzähligen menschlichen Opfern die Terrassen in die Felsen hauten und später auch die Levadas bauten. Das Denkmal für diese Menschen werde ich später noch zeigen. Bedeutend wurde zunächst der Zuckerrohranbau, der heute noch existiert, aber nicht mehr der Zuckergewinnung, sondern Schnapsgewinnung dient. Das Zuckerrohr wird an eine Destillerie geliefert, die dann unter anderem den Poncha herstellt.





                      Auf Madeira wohnen rund 230.000 Madeirer, davon 113000 in Fuchal. Mehr als eine halbe Million leben im Ausland, besonders in Frankreich, England, aber auch in Deutschland. Die Landflucht fand in den letzten 70 Jahren in drei Etappen statt, teils aus politischen Gründen, teils aus wirtschaftlichen Gründen. Hatte man geglaubt, seine Bevölkerung auf der Insel halten zu können, so findet inzwischen wieder ein Strukturwandel statt. Das karge Leben als Obst- und Gemüsebauer reizt immer weniger junge Leute. Sie arbeiten im Tourismus oder ziehen weg. Auch wenn gerade im Süden Madeiras Früchte, Obst und Gemüse in Hülle und Fülle wachsen könnten, und die Insel autark machen könnte, so trägt die Landwirtschaft heute nur noch zu 20 Prozent zur Ernährung bei. Viele Flächen sind verwildert, die Häuser stehen leer, gerade in den nicht so fruchtbaren, kühleren Tälern und Schluchten. Auch der Guide hat lange in Frankreich und der Schweiz gelebt und ist dann wiedergekommen. Ob der Tourismus die Verdrängung bestärkt? Nein, der Tourismus sorgt dafür, dass nicht noch mehr Einwohner die Insel verlassen. Leider ist es für die Bewohner schwer, ein Haus zu kaufen. Die Preise sind sehr hoch. Daher kaufen viele junge Familien eine Wohnung, das ist günstiger als mieten. Die leerstehenden Häuser bleiben leer. Sie gehören ja jemanden. Auch wenn er vielleicht nie mehr wiederkommt.





                      Cabo Girão ist eine der höchsten Steilklippen der Welt. Die zweithöchste Europas? Ich weiß es nicht mehr. Sie ist zwischen 560 und 589 Meter hoch. Eine Aussichtsplattform aus Glas ermöglicht die Sicht zu den Terrassenfeldern am Fuße der Klippe – durch Hangabbrüche entstanden. Früher nur per Schiff erreichbar, gibt es wohl auch eine Seilbahn dorthin.
                      Vorsichtig nähere ich mich der Konstruktion.





                      Der Berg schwankt, das Glas splittert und unter Todesschreien stürze ich samt der Konstruktion unrettbar in die Tiefe. Nicht, ohne zuvor den Auslöser gedrückt zu haben, da bin ich ja wieder cool.





                      Schnell drücke ich mich, wie viele andere auch, an die Wand und bleibe hyperventilierend stehen, während M. locker auf der Glasscheibe herumturnt. Er hat auf dem Bau gearbeitet. Unter großer Überwindung reiche ich ihm die Kamera, die ich sonst nie aus der Hand gebe, und sehe sie am Fuße des Felsens zerschellen. Ich kann nicht hinsehen, als er sich über die Brüstung beugt. Aber alles geht gut.





                      Kurz darauf habe ich sie wieder.

                      Da machen wir doch lieber Blümchenfotos. Die Königin-Strelitzie, Paradiesvogelblume, ein Wahrzeichen Madeiras. Sie stammt vom Kap der Guten Hoffnung, ist also nicht endemisch. Sie darf daher auch ausgeführt werden. Für einheimische Pflanzen gilt das nicht, sie dürfen auch nicht geerntet werden. Den Name verdankt sie dem deutschen Botaniker Anders Auge, der sie der britischen Königin Sophie Charlotte, geborene Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, zu Ehren Strelitzie. In Neustrelitz wird seit 2011 sogar eine Strelitzienkönigin gekürt.





                      Ribeira Brava.

                      Auf dem Weg sieht man, wie stark der Ausbau der durch die Autobahn und neue Schnellstraßen das Land zerschneidet. Gab es bis Mitte der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts kaum motorisierten Verkehr, so sind jetzt viele Straße durch Schnellstraßen entlastet worden und die Zahl der Autos auf EU Niveau. Ich denke wieder an Portugal, wo wir damals die einzigen waren, die ein Auto besaßen. Der Verkehr zum Markt fand mit Maultieren, Pferden oder zu Fuß statt.













                      Prägend die Kirche.





                      Ein paar Männer spielen vor der Tür „El Condor Pasa“.

                      Der Bus quält sich nun Richtung Encumeada Pass, der auf 1007 Meter Höhe liegt. Den Lorbeerwald und den Heidewald lösen weiter höher schroffe Berge aus vulkanischem Gestein ab.





                      Die Straßen sind in den Fels gehauen. Kalt ist es hier. Eine unangenehm feuchte Kälte, die alle Kleider durchdringt. Warm anziehen bei den Wanderungen, merke ich mir. Aber nicht zu warm. Regen ist warm.





                      Lieblicher ist dagegen der Ausblick auf der anderen Seite.





                      Ich laufe bei dem Versuch, einen Blick auf das Meer zu erhaschen, einen kleinen Weg hinunter (Riberio Grande), aber ich fühle mich nicht wohl. Schnell wird er eng, rutschig, gefährlich.








                      M. versucht es auf der anderen Seite, am Wanderweg zum Pico Ruivo, dem höchsten Berg Madeiras mit 1862 Metern. Er stolpert und fällt hin, das Objektiv seiner Kleinknipse ist verbogen. Warnungen werden wir von nun an sehr ernst nehmen. Glücklicherweise kann er seine Kamera wieder reparieren.
                      Was dieses Piktogramm sagen will, das im Bus hängt, erschließt sich mir leider nicht. Ich vergesse, zu fragen.





                      Ungemütlich.





                      Um den Weg zum Pico Ruivo gehen zu können, empfiehlt der Rother Wanderführer alpine Kenntnisse. Die Strecke gilt als schwer. Für mich ist der Weg also tabu, obwohl mich interessieren würde, wie es da aussieht.





                      Der Blick auf die Gipfel und die Hochebene Paul da Serra bleibt uns verwehrt, denn kurz darauf hüllt uns dicker, fetter Nebel ein. Am Straßenrand sieht man verbrannte Bäume. Besonders in 2010 gab es verheerende Erdrutsche und Brände auf der Insel und im letzten Jahr, August 2016, als die Temperaturen in einer Trockenperiode auf über 30 Grad steigen – was hier selten ist –, brannte ein Teil von Funchal. Zerstört wurden Wald, Häuser, ein Hotel und der weltberühmte Orchideengarten, der auch eine Orchideenzucht beinhaltete. Eine Wiederaufforstung gestaltet sich schwierig. Der mutmaßliche Brandstifter sitzt im Gefängnis.


                      Für einen kurzen Moment sieht man dann doch wieder etwas.





                      Hier oben befinden sich Seen und man kann im Sommer in ihnen baden. Die flache Landschaft gefällt mir außerordentlich. Hier würde ich gerne eine Tour machen und zelten. Leider mal wieder die falsche Jahreszeit. Allerdings ist hier vermutlich auch Naturschutzgebiet. Mehr ahnen als sehen kann man ein paar Windräder. Oder war das erst später?

                      Ein Parkplatz gibt den Blick auf den Anfang der Levada 25 Fontes frei. Ein kurzfristiges Loch im Nebel. Aha. So hat man sich das vorzustellen. Das müsste zu schaffen sein. Mein Mut steigt wieder.








                      Dabei ist das nur der asphaltierte Anfang der Wanderung, der auch von Minibussen befahren wird. Aber dazu komme ich später.

                      Keck eile ich jetzt noch die Straße hoch, da sah ich kurz zuvor einen schönen Ausblick. Ein Wasserbecken zur Wasserspeicherung.





                      Ja, das gefällt. Die graue Fläche ist das Meer. Es ist allerdings anzunehmen, dass die meisten lHäuser mittlerweile unbewohnt und die Besitzer ausgewandert sind.





                      Eine Kapelle?





                      Ein letzter Klick.





                      Nun aber schnell wieder zurück. Wie gut, dass M. auf mich wartet, das gibt Sicherheit. Vorher fährt der Bus nicht los.


                      Wir nähern uns jetzt der anderen Seite der Insel. Blick von oben auf Porto Moniz.





                      Kaum zu glauben, dass wir eben noch in einer Nebelwand herumgestochert sind, mit Sichtweiten unter 50 Metern. Porto Moniz ist vor allem für die natürlich entstandenen Lavabecken bekannt, in denen man Schwimmen kann. Der vorlagerte Felsen bietet dem Ort Schutz. Schwimmen an den Felsen wäre zu gefährlich. Das Wasser hat eine ungeheure Kraft.








                      Als wir in den Ort rollen, sieht man auch hier das eine oder andere verlassen Haus und den einen oder anderen unbewirtschafteten Garten.
                      Bereits am Anfang wurden wir auf den Unterschied zwischen Espada und Espetata hingewiesen. Espada ist der Degenfisch. Espetata sind die Rindfleischspieße, die früher auf frischen Lorbeertrieben gegrillt wurden. Das ist heute nur noch eingeschränkt möglich, weil die wilden Lorbeerwälder unter Naturschutz stehen und nicht mehr wirtschaftlich verwertet werden dürfen.

                      Ich habe für die Mittagspause Espada, also frittierten Degenfisch mit Banane, vorgebucht, und das Essen ist köstlich. Der begleitende Wein setzt zwei Frauen aus Bremen derartig zu, dass der Tisch plötzlich zur lustigen Gesellschaft wird. Von Porto Moniz sehen wird dadurch allerdings überhaupt nichts. Das Essen kostet übrigens inklusive Suppe, Hauptgang, Nachtisch, Wasser, Bier oder Wein und Kaffee 12,50 Euro. Das zeigt, dass der Lebensstandard in dieser Gegend gering ist.

                      Es geht nun auf einer gut ausgebauten Schnellstraße entlang. Ein Fischerdorf mit winzigen Häusern, in den Großstädten würde man sich um diese Mikrohäuser reißen. Hier stehen sie leer und verfallen. Die sonnigste und fruchtbarste Gegend mit dem stabilsten Klima ist nunmal die Südküste und Funchal.





                      Früher gab es hier eine alte Küstenstraße. Steinschläge machten sie zu einer unkalkulierten Gefahr. Nachdem es zuviele Unfälle gab, wurde sie ersetzt und gesperrt. Nun ist sie nur noch aus der Ferne zu besichtigen. Man sieht, wie der Felsen abgerutscht ist.





                      Und so endet dieser Weg im Nichts und führt Touristen zu einem Souvenirladen. Von viel mehr kann man hier auch kaum leben, es ist kalt hier und die Felder sehen nicht sehr fruchtbar aus.





                      Blick auf Seixal.





                      Blick hinter den Zaun.








                      Ein kurzer Blick aus dem neuen Tunnel auf die alte Straße. Wäre bestimmt eine schöne Fahrradstrecke.





                      Später erfahre ich, dass die Autobahn nach Funchal ebenfalls eine alte Landstraße ersetzt hat. Auf ihr brauchte man früher vom Flughafen in die Hauptstadt mindestens anderthalb Stunden. Heute sind es zwanzig Minuten. Irgendwo hier ist auch ein Campingplatz. Im Winter ist er geschlossen.


                      Sao Vincente. In der Nähe sind zu besichtigende Lavagrotten, doch die Tour, die ich zwei Wochen später buche, wird leider ausfallen. Der Ort wirkt abweisend, er ist von hohen Felsen umgeben und kalt und feucht. Eine Kirche. Wunderschön ausgestaltet, sehenswert. Am Platz eine Weihnachtskrippe.








                      Mich fasziniert allerdings viel mehr der Turm hoch oben.








                      Ich denke erst, es ist eine Kirche. Doch es ist nur ein Glockenturm. Er wurde extra als Glockenturm errichtet. Er ist nicht mit dem Auto erreichbar, sondern auf lediglich auf einem kleinen Wanderweg. Überhaupt soll es hier in der Gegend mehrere Wanderwege geben. Bestimmt sehr schön in der warmen Jahreszeit. Ein Schaf- oder Ziegenstall.





                      Blümchenfotos können auch nie schaden.








                      Mein Auge ist krebsrot, es schmerzt und jedes Lichtquelle wird zur Qual. Kaum hat mich der Bus am Hotel abgesetzt, springe ich in den Linienbus und fahre ins Hospital. Eine Portugiesin hilft mir beim Umsteigen und wirft mich an der richtigen Haltestelle hinaus. Ich werde zur Notaufnahme geschickt. Familien, junge und alte Menschen. Es ist viel los. Ich nehme auf einem Stuhl Platz und werde aufgerufen. Name. Versichertenkarte. Symptome. Ich bekomme ein Band um das Handgelenk. Name, Nummer, Uhrzeit. Das Wort Area Medica wird gelb markiert. Das kennzeichnet die Wartezeit. Eine Stunde ist vorgesehen. Das ist Mittelfeld. Grün und blau bedeutet zwei Stunden und länger. Rot ist kürzer.

                      Ich setze mich in ein Wartezimmer. Das Licht blendet, ich kann den Schmerz kaum ertragen. Mein Auge brennt wie Feuer. Aber ich bin gut dran. Ein Mann wird in den Vorraum gerollt. Die Nase ist gebrochen, er sieht verunstaltet aus, und als er die Menschen sieht, schlägt er um sich. Entweder ein Unfall oder eine Schlägerei. Ich tippe auf zweiteres. Ein Ehepaar aus Deutschland. Der Mann ist ansprechbar, die begleitende Ehefrau ergibt sich dem Schicksal, mehr als die Angst unterdrücken kann man nicht, vielleicht das Herz. Sie wurden per Hubschrauber von Porto Santo eingeflogen, dort gibt es zwar eine medizinische Krankenstation, aber die schweren Fälle behandeln sie nicht. Eine alte Frau, die Haut zartrosa, die Haare dünn und weiß, die Augen weit aufgerissen, Angst im Blick, sie will das Bett verlassen, vermutlich ist sie verwirrt. Ich denke an meine Mutter und muss weinen. Die Familie ist bei ihr, man sieht die Sorge in den Augen der Söhne, sie wissen, bald ist es vorbei.
                      Es sind nur drei Kabinen vorhanden und zweitweise dauert es ewig, bis der nächste dran ist. Ein System ist kaum zu erkennen. Ein Mann hatte einen Arbeitsunfall, sein Finger ist dick bandagiert. Er kommt schnell dran und ist schnell wieder weg. Eine Frau stöhnt vor sich hin, aber es hilft ihr nichts. Es heißt einfach nur warten. Hier findet das wahre Leben statt. Mit allen seinen Dramen.

                      Nach zwei Stunden ruft mich ein junger Mann auf. Das Gespräch ist auf Englisch. Bindehautentzündung, vermute ich, aber ich will ja nicht mit Diagnosen aufwarten, die vielleicht nicht stimmen. So lasse ich ihn seinen Job tun. Es könnte auch Grauer Star oder so etwas sein. Meine Augen waren schon immer ein Schwachpunkt. Er untersucht das Auge und diskutiert mit einem Kollegen. Er ist sehr sorgfältig, er weiß, das kann alles Mögliche sein. Ich habe einen Moment wieder Handyempfang, und als er fragt, äußere ich meinen Verdacht und suche das portugiesische Wort dafür. Er bitte mich, es auf Englisch zu versuchen. Inflammation of the skin. Hhhm. Das scheint mir irgendwie nicht richtig zu sein. Die Internetverbindung bricht ab. Eine junge Frau kommt hinein, hinter dem Vorhang erhasche ich kurz einen Blick auf die Fälle, die man auf Betten gepackt hat, sie war vorher schon im Vorraum herumgeeilt und scheint überall gleichzeitig sein zu müssen. Ist sie wirklich Portugiesin? Ich hätte eher eine Polin vermutet. Sie tippt hektisch auf dem Computer herum, und ich verstehe, dass die jungen Männer die Vorarbeit machen, und sie den Rest. Ich habe wieder Verbindung: conjunktivite. Der junge Mann lächelt erleichtert. Das hatte er auch gedacht. Die Ärztin lächelt auch und sagt etwas. Sie tauschen sich aus. „Hatten Sie so etwas früher schon?“, fragt der junge Dolmetscher. Ich nicke, vielleicht vor drei oder fünf Jahren. Er übersetzt. Aber ich hatte es als Kind oft. Ich kenne den Schmerz. „You remember the pain“, meint er verblüfft und spricht wieder mit der Ärztin. Ja, diese Schmerzen vergesse ich mein Leben nicht. Die Ärztin lacht mich an. Nun geht alles ganz fix. Ich halte ein Rezept in der Hand, eine Apotheke ist in der Nähe des Hotels und hat heute Nachtdienst. „Auf Wiedersehen“, sagt der junge portugiesische Assistent in gutem Deutsch, und ich bedanke mit mich Handschlag bei allen dreien. Sie freuen sich, ein Lichtblick in ihrer Arbeit.
                      Das deutsche Ehepaar wartet immer noch und wieder schieben Söhne eine Mutter in die Notaufnahme. Die Nacht ist mild, und ich laufe zu Fuß den steilen Anstieg hinab. Der Belag ist rutschig, ich muss mich vorsehen. Junge Leute warten an der Bushaltestelle, mit dem Handy hören sie Musik.

                      Die Apotheke finde ich schnell. Antibiotikatropfen, Salbe, die ich mir unter die Lider schmieren muss und für die Zeit danach künstliche Tränen. Die nächsten fünf Tage klingelt der Wecker alle sechs Stunden: um 10.00 Uhr, um 16.00 Uhr, um 22.00 Uhr und um 4.00 Uhr morgens. Die Tropfen nehmen. Wer mich da wohl angesteckt hat?
                      Im Zelt wäre mir das bestimmt nicht passiert, denke ich empört. Und wenn doch? Was, wenn es im Flugzeug passiert wäre, und ich hätte es auf Tour erst am dritten Tag bemerkt? Irgendwo in der nebligen, nassen Kälte im Hochland? Mit einem Auge auf schmalen Wegen an Abgründen balancierend? Kein Handyempfang? Da will ich gar nicht drüber nachdenken.
                      Zuletzt geändert von Torres; 07.02.2017, 22:30.
                      Oha.
                      (Norddeutsche Panikattacke)

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                      • Bielefelderin
                        Erfahren
                        • 15.04.2015
                        • 108
                        • Privat


                        #12
                        AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                        Vielen Dank, dass du so liebevoll über meine Lieblingsinsel schreibst. Ich war auch erst kürzlich wieder da, Mitte Januar in Canico do Baixo. Den Ort und das Galo Resort würde ich jederzeit empfehlen, dort residiert Christa mit ihrer Familie (und Wanderführerteam), die mit viel Liebe und Sachkenntnis über die Insel führen und im Januar treffen sich die "Wiederkommer" in sehr entspannter Athmosphäre. Gespeist wird da, wo die Einheimischen einkehren.

                        Das Schild bedeutet übrigens, dass man da nicht mit (schmutzigen) Wanderschuhen rein darf. Und die Tour vom Pico Ruivo zum Encumada-Pass habe ich nicht als halsbrecherisch in Erinnerung. Da ist so manche Levada-Tour anspruchsvoller, wenn man auf einem 30 cm breiten Mäuerchen balancieren darf, an einem 100 m Abhang versteht sich.
                        Liebe Grüße
                        von der Bielefelderin

                        _______________________________________________________________________
                        Der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

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                        • Juno234
                          Erfahren
                          • 03.08.2007
                          • 397


                          #13
                          AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                          Auch ich hatte die vermeintlich "einfachen" Levada-Wege völlig unterschätzt. Ich hatte geglaubt, sie würden in der Schwierigkeit den - nun wirklich überwiegend leichten - Waalwegen in Südtirol ähneln, die ja auf einem vergleichbaren Wasserbewirtschaftungssystem beruhen. Pustekuchen! Bei manchen Levada-Tiefblicken musste ich arg schlucken...

                          Meine Unterkunft in Funchal war augenscheinlich viel westlicher als deine, Torres, so dass ich wenigstens für die westlichen Touren die "Fern"bus-Haltestelle am Stadtrand nutzen konnte, ohne mit dem Stadtbus erst ins Zentrum fahren zu müssen. Da ich ein Apartement mit Küche hatte, war ich auch beim Frühstücken unabhängig.

                          Du hast aber garantiert mehr von der Insel gesehen als ich. Manche Touren sind mit dem ÖPNV nicht zu erreichen. Da gebe ich dir Recht. Außerdem war es "oben" mir viel zu kalt (ich war im Januar auf der Insel). Ich fror bereits in Monte und war zufrieden, dass ich schnell in die Wärme absteigen konnte.

                          In gut einer Woche werde ich auf einer anderen Insel sein, die du auch auf der Agenda hattest: La Palma. Wir wollen den Küstenrundweg angehen.

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                          • Torres
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                            Liebt das Forum
                            • 16.08.2008
                            • 31757
                            • Privat


                            #14
                            AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                            Ich befand mich im Hotelviertel Funchals, in der Nähe des Forum Madeira, in einem etwas kleineren Hotel, das ursprünglich als Seniorenresidenz geplant war. Gerüchtehalber haben sich mit dem Bau zehn deutsche Ärzte ruiniert, heute gehört es wohl der Bank.
                            An dieser Stelle fahren ausgewählte Überlandbusse nach Westen zwar vorbei, aber man muss erst einmal wissen, welcher nun wann wohin fährt. Das ist von der Einsatzstelle im Zentrum aus einfacher. Für alle anderen Busse muss man ins Zentrum, in meinem Fall ging es um eine Tour im Osten.
                            Das Galo Resort habe ich auch gesehen, da haben wir Leute zu Touren abgeholt, wobei die auch aus den umliegenden Hotels gekommen sein könnten. Mir war es dort zu abgelegen (die wollten mich erst ins Riu setzen), aber erfreulich zu hören, dass es Dir, Bielefelderin, dort gut gefällt. In der Innenstadt gab es allerdings auch kleine, feine Hotels, die mich von außen sehr überrascht haben.
                            Dass diese Tour zum Pico Ruivo nicht so schwer ist, finde ich interessant, wobei ich da im Januar doch Abstand nehmen würde. Das Wetter war einfach zu unberechenbar und - wie ihr ja wisst - kann man in Funchal nicht einschätzen, wie das Wetter in den Bergen ist und andersherum auch nicht.

                            Kälte ist bekanntlich relativ, mir hat das wenig ausgemacht, ich hatte eh Merino dabei und hatte auch immer eine lange Unterhose unter der Trekkinghose. Bei Monte bin ich nur touristisch herumgelaufen (schreibe ich am Ende was zu), und wir wurden vor eigenständigen Levadagängen in der Gegend gewarnt. Eine der prominentesten Levadas Richtung Funchal ist gesperrt. Leider setzen sich trotz Beschilderung immer wieder Leute darüber hinweg, so dass es bereits zu tödlichen Unfällen gekommen ist.

                            Allerdings friere ich im Moment entsetzlich. Kommt man in dieser Jahreszeit aus Finnland, ist es hier warm. Kommt man aber aus Madeira, ist es hier lausig kalt. Upss. Es schneit gerade. Ich will Blumen.





                            Heute abend geht es weiter.
                            Zuletzt geändert von Torres; 08.02.2017, 09:34.
                            Oha.
                            (Norddeutsche Panikattacke)

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                            • Torres
                              Freak

                              Liebt das Forum
                              • 16.08.2008
                              • 31757
                              • Privat


                              #15
                              AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                              Rother-Tour 18, Levadatour „do Ribeiro Frio“. Von Ribeiro Frio nach Portela. Charakter: Von allem etwas, interessant. Schwierigkeit: Mittel. Länge: 11 km.


                              Der Vorteil von Gruppentouren ist, dass man sich morgens nicht einfach umdrehen und die Pläne auf den nächsten Tag verschieben kann. Zwanzig nach acht wartet M. bereits auf mich, und wir eilen zum Treffpunkt. Der Bus kommt. Mir ist mulmig zumute. Was ist, wenn ich zu schwindlig bin und das nicht schaffe? Wird schon, muntert mich mein Begleiter auf. Sonst gehst Du halt zurück, und wir sammeln Dich auf dem Rückweg auf. Guter Plan.

                              Der Bus kraxelt eine steile Anfahrt hinauf. Dann, mitten auf der Straße, eine Vollbremsung. Ein Unfall? Die Bustür geht auf, und die zwei Bayern von gestern, die eben einem Taxi entstiegen sind, treten ein. Sie sind nicht bester Laune, Mutter und Sohn, aber M. und ich freuen uns unglaublich, die beiden zu wiederzusehen, und ihr Zorn verraucht schnell. Die Tour zum Pico Ruivo, das Highlight ihres Urlaubs, wurde morgens abgesagt. Es liegt Schnee. Der Berg ist nicht begehbar. Man hat sie daraufhin auf diese Tour umgebucht und in diesen Bus gesetzt. Was für ein Glück, rufen wir, dann können wir gemeinsam wandern, und sie lachen. Für sie ist es ärgerlich, denn sie fliegen übermorgen und haben keine weitere Chance.
                              Der Guide beginnt die ersten Erläuterungen. Die Vegetation verändert sich merklich. Erst sind es Nutzbäume, dann kommen Nadelbäume und schließlich Lorbeerwald und Heidewald. Wir sind da.





                              Wir befinden uns auf 860 Metern. Es ist feucht, kalt und deprimierend. Hier will man bei diesem Wetter nicht tot über dem Zaun hängen. Feuchte Luft, feuchter Wald und kalte Steine. Nene, Küstenwetter fühlt sich anders an.





                              Ribeiro Frio ist für seine Forellenzucht bekannt. Wir dagegen gehen zum Restaurant. Der Saal ist ungeheizt, und während einige Leute Kaffee ordern, ist für die meisten Wanderer Toilettengang angesagt. Obwohl ich in der Beziehung ziemlich schmerzfrei bin, sind auf den Levadas die Möglichkeiten doch ziemlich begrenzt – vor allem für Frauen. Viele Levadas sind eng, vielbegangen und fast nirgendwo ist Sichtschutz. So ist dieser Gang ratsam. Leider sehe ich das Schild zu spät, dass das benutzte Toilettenpapier in den Eimer geworfen werden soll. Ich möchte mich nachträglich dafür entschuldigen.


                              Ich betrachte das Wasser und überlege, dass ich doch ganz schön müde bin. Außerdem beschlägt meine Brille. Mit Brille laufe ich sonst nie, und es ist auch nur die Reservebrille für den Urlaub. Kann man das nicht verschieben?








                              Der Guide läuft vorbei und erläutert uns an der Tafel die Strecke. Was er erzählt, weiß ich nicht mehr, ich bin noch nicht ganz aufnahmefähig.





                              Ich erinnere nur, dass er sagt, es gehe Richtung Portela, dort holt uns der Bus ab, so dass wir den Weg nicht zurücklaufen müssen. Schnell noch ein Bild für die Trailrunner bei ods, dann muss ich sehen, dass ich hinterher komme. Es geht zackig voran, und wenn ich nicht zurückbleiben will, muss ich mich sputen.





                              Mal wieder eine Ruine.





                              So, und das sind also die berühmten Levadas. Okay, das sollte zu schaffen sein. Flach ist es ja. Flach kann ich.





                              Der Guide schart uns erneut um sich. Grundregeln:

                              - Auf den Weg achten.
                              - Die Seilabsicherungen sind keine sicheren Hilfsmittel. Sie können lose sein oder abreißen.
                              - Für das Fotografieren stehenbleiben. Es häufen sich in letzer Zeit Unglücke, in denen der Fotografierende einen Schritt zuviel nach hinten gemacht hat. Erst einen sicheren Standplatz suchen, dann fotografieren!
                              - Keine leichtsinnigen Aktionen. Hier gibt es kein Rettungssystem, wie in den Alpen. Es kommt kein Hubschrauber, und bis andere Hilfe da ist, können bis zu zwei Stunden vergehen.
                              - Sollte jemand in den nächsten Tagen alleine losgehen wollen, so ist äußerste Vorsicht geboten. Um diese Jahreszeit sind Felsabbrüche, Steinschläge und schlechte Witterung nicht ungewöhnlich. Am besten die Levadas daher mit einem Führer begehen. Die Guides wissen im Allgemeinen, wie der Zustand der Levadas ist und können zeitnah reagieren oder Hilfe rufen.





                              Die Levadas sind ein System von Kanälen, mit denen das Wasser aus dem regenreichen Norden in den sonnigen, heißen Süden transportiert wird. Im Winter läuft das Wasser unbegrenzt, aber ab März wird das Wasser rationiert. Es läuft dann nur eine oder zwei Stunden pro Tag, je nachdem, was jemandem zugeteilt wird bzw. jemand braucht. Eine Stunde Wasser kostet 25,00 Euro.

                              Immer wieder hält der Guide an, zeigt uns die Bäume und benennt sie auch, aber ich vergesse die Namen immer wieder. Vorherrschend auf Madeira ist der endemische Stinklorbeer, der früher zum Möbelbau genutzt wurde, aber jetzt unter Naturschutz steht. Wird er geschlagen, riecht er, daher vermutlich der Name. Dann gibt es den Kanarischen Lorbeer, dessen Zweige für die Espetata genutzt wurden. Außerdem den Gewürzlorbeer, den wir kennen. Der ist hier aber nicht heimisch und darf daher auch mal gepflückt werden.

                              Die großen Bäume, die mit dickem Holz über die Levadas ranken, sind Heidebäume, also Erika. Viele Pflanzen, die bei uns gerade mal Knöchelhöhe erreichen, sind auf Madeira meterhoch. Das gilt auch für die Maiglöckchenbäume, deren Holz ganz gerade in die Höhe wächst und als stabiler Wanderstab genutzt wird, mit dem man selbst über Flüsse springen kann. Oder für Heidelbeerbäume. Und Löwenzahnbäume. Naja, und dann gibt es noch ein paar andere. Und was war jetzt was? Gewürzlorbeer? Ich weiß es nicht mehr.





                              Ich positioniere mich an vierter Stelle. Ich befürchte, dass ich sonst verloren gehe.





                              Natürlich fotografiere ich wie üblich während des Laufens, merke aber schnell, dass das nicht immer eine gute Idee ist. Ich gewöhne mir an, im Laufen eine Sekunde zu verweilen, klick, weiterlaufen. An den gefährlichen Stellen lasse ich es dagegen konsequent sein. Von den spannendsten Stellen gibt es daher nur wenig Fotos.








                              Ein Gitter vor einer Höhle. Ich frage, ob dort ein Eremit wohnt. Der Guide lacht. Nein, man will wilde Pinkelstellen unterbinden.





                              Normalerweise hätte man an dieser Stelle eine schöne Aussicht über die Gipfel Madeiras. Ich bin gar nicht so unglücklich darüber, dass es nicht so ist, denn es täuscht darüber hinweg, dass es am Rande des Weges einige hundert Meter tief hinuntergeht. Auch die Bäume und Pflanzen sorgen für trügerische Sicherheit. Die gelben Blüten sind Stechginster.





                              Das Gehtempo wäre für den schnellen Wanderer vielleicht zu langsam. Ich finde es angenehm. Man will schließlich etwas sehen. Immer wieder hält der Guide an, um die Pflanzen zu erläutern. Ich wünsche mir eine Funktion, wo man auf dem Fotoapparat gleich den Namen der Pflanze eingeben kann.


                              Maiglöckchenbaum?








                              Kopf einziehen.





                              Der erste Wasserfall.





                              Ich habe meine Trekkingstöcke mitgenommen. Das entpuppt sich an den schmalen Stellen als lästig. Es ist einfach nicht genug Platz für zwei Stöcke und sobald ich fotografiere, muss ich beide Stöcke in eine Hand nehmen. Ein Sicherheitsrisiko. In den nächsten Tagen werde ich den zweiten Stock zu Hause lassen.





                              Und dann geht es erst richtig los.





                              Ein bisschen habe ich Angst, dass meine Brille von der Nase rutscht und im Nichts entschwindet. Ich sichere sie mit dem Buff ab.








                              Die Zahl der Bilder täuscht darüber hinweg, dass doch im Wesentlichen zügig gegangen wird. Man hat also gar keine Zeit, über Abgründe neben einem nach zu denken. Man muss sich auf den Vordermann konzentrieren. Ab und zu klopft mir zwar schon das Herz, aber es gelingt mir, das Denken auszustellen. Die Seile helfen dabei ungemein. Sie vermitteln den Eindruck, man wäre geschützt und helfen, das Gleichgewicht im Lot zu halten. Wenn es sehr kritisch ist, streife ich von außen ganz leicht mit der Hand am Seil vorbei, so dass ich es kaum spüre. Es ist eben auch ein wenig Psychologie dabei.

                              Kurze Fotopause.





                              Ein Sightseeing-Point. Heute nicht.





                              Hier sieht man, wie überflüssig es ist, zwei Trekkingsstöcke mitzunehmen. Eigentlich braucht man überhaupt keine, aber ich fühle mich besser beim Wandern, wenn ich etwas in der rechten Hand habe (Trekkingstock, Fahrrad, Roller, Schlitten, Rollwagen.....).





                              Meine Schuhe sind rutschig, wie ich schnell merke und das gefällt mir gar nicht. Dabei habe ich meine üblichen Wanderschuhe an. Andere sind mit leichten Laufschlappen und sogar Sandalen unterwegs. Nicht ungefährlich, wie sie merken. Anscheinend machen sie sich darüber aber keine großen Gedanken, es ertönt nur ab und zu das übliche Gelächter, wenn jemand gerutscht ist.





                              Noch ein büschen enger.





                              Der Nebel wird durchsichtiger.








                              Der Gedanke, man könne zur Not auch in der Levada laufen, ist sicherlich charmant. Aufgrund der Temperaturen sollte man dann aber einen ziemlich robusten Kreislauf haben.











                              Kurze Pause.





                              Der Guide lockt die Vögel durch Rufen an, und ich fluche, weil ich meine Kamera nicht scharf gestellt bekomme. Und dann das:





                              Das Foto habe ich jetzt erst gesehen. Ich dachte, die seien alle nichts geworden. Das Zweite ist leider nicht so gut geworden, aber ich bin begeistert, dass überhaupt ein Bild etwas geworden ist.





                              Es ist sehr schwer, diese Vögel zu erwischen. Oft hört man sie nur und sieht sie nicht.








                              Anscheinend kennen sie aber die Guides.





                              Und dann klart es auf.








                              Das ist nicht ungewöhnlich, wie ich im Verlauf der Touren feststellen werde.








                              Eine ausgesetzte Stelle ohne Sicherung. Ich verzichte und laufe am Geländer die Treppen hinunter und über die Steine. Wieder habe ich mit den Schuhen keinen festen Halt. Das gefällt mir gar nicht.





                              Dem Herren mit den Sandalen macht der Weg dagegen nichts aus.





                              Sonne.








                              Ein paar kurze Tunnel. Eine Stirnlampe braucht man auf dieser Tour nicht.




















                              Bei dieser schönen Aussicht muss man schon schauen, dass man auf den Weg achtet, anstatt in den Abgrund zu laufen. Auch die Steine machen Fehltritte leicht, schnell bleibt man hängen oder stolpert.








                              Pause. Gut zweieinhalb Stunden sind wir gelaufen. Der Guide pflückt sich Gewürzlorbeer für das Abendessen. Irgendwo hier auf der Strecke soll wohl laut Rother von Bauarbeitern ein Marienschrein in die Wand gebaut worden sein, doch ich sehe ihn leider nicht.





                              Nächster Versuch. Sie warten auf die Krümel.





                              Tunnel.





                              Erneut gute Aussicht. Dieses Stück ist am spektakulärsten, hier komme ich kaum noch zum fotografieren.





                              Dieser Guide ist allerdings so nett und bleibt für Fotopausen immer mal wieder stehen.





                              Bauch einziehen.





                              Romantisch.





                              Huh.





                              Und dann ist die Levada-Tour auch schon fast zu Ende. Gerade bin ich warm gelaufen. Wie schade. Die Pause ist erst eine halbe Stunde her. Wer nun wieder zum Startpunkt zurückwill, kann an dieser Stelle, am Wasserhaus, umkehren. Hier treffen wir übrigens das erste Mal andere Wanderer. Ein Mann, der wieder zurückläuft, einer der uns überholt und ein Ehepaar. Dass das nicht die Regel ist, und viele Levadas Wanderautobahnen sind, lerne ich später.








                              Ein paar Schritte weiter.





                              Eine gute Gelegenheit, um sich zu verlaufen. Für uns geht es jetzt bergab.





                              Und wieder merke ich, dass meine Schuhe zuwenig Grip haben. Ich habe noch ein paar leichtere Schuhe dabei. Ich werde sie morgen ausprobieren müssen, so geht das hier nicht.


                              Wasserauffangbecken.





                              Am alten Forsthaus.





                              Der Weg ist jetzt sehr breit, und der Nebel fasziniert mich.








                              Und dann beginnen schon die ersten Treppen. Ich hasse Treppen.








                              Glitschiger Matsch.





                              Und dann wieder Treppen. Hier der Blick zurück.





                              Und noch mehr Treppen. Ich falle weit zurück. Jede Treppe ein Schlag aufs Knie. Die Abstände sind ungewohnt. Der Boden rutschig. Aus Protest, dass die anderen vorwärts stürmen, werde ich langsam und mache Fotos. Was für eine verfluchte S.. ituation.











                              Als ich endlich unten ankomme, lacht der Guide und zeigt mir den Weg zum Aussichtspunkt. Portela. 670 Meter. Völlig steif wanke ich in die richtige Richtung. Die nächsten zwei Tage wird Treppensteigen zur Qual werden. Eine Blumen- und Blumensamenverkäuferin ringt vergebens um meine Aufmerksamkeit.


                              Und dann kommt das große Finale.





                              Wow. Der Blick auf den Adlerfelsen ist klar. Anscheinend hat hier den ganzen Tag die Sonne geschienen.





                              Bei uns nicht.








                              Ich verzichte auf Treppensteigen und laufe über die Brücke in Richtung Restaurant. Die Brücke schwankt, und ich fühle, dass sie jederzeit einstürzen kann.





                              Anscheinend bin ich nur dann schwindelig, wenn ich Zeit zum Nachdenken habe. Wie bei den Motorradtouren in den Alpen. Fuhr jemand vor, bin ich locker hinterhergefahren. Fuhr ich alleine, bin ich um die Kurven geeiert, wie ein Idiot.

                              Die Truppe macht es sich nun in einer Gaststätte gemütlich, die angeblich den besten Poncha ausschenkt. Ich gönne mir einen Kakao. Die Location dürfte eine Goldgrube sein. Blümchenfoto aus dem Garten.





                              Insgesamt haben wir etwas weniger als 4 Stunden gebraucht. Das ist nicht besonders schnell, aber auch nicht dramatisch langsam, wie der Guide lächelnd bemerkt. Bei Rother ist die Tour mit 3.30 Minuten angegeben. Rechnet man die Erklärpausen und die Pause ab, ist das realistisch.


                              Persönliches Fazit:
                              Die Levadatour Ribeiro Frio nach Portela hat mir gut gefallen. Ich fand die Tour anspruchsvoll, aber nicht zu schwer. Im Nachhinein würde ich mir zutrauen, sie auch alleine zu gehen. Bessere Schuhe vorausgesetzt. Die Levada ist sehr beliebt und man kann damit rechnen, dass in gewissen Abständen jemand vorbeikommt. Allerdings würde ich ein Navi zur Sicherheit mitnehmen. An einer Stelle wirkte es, als ginge der Weg geradeaus. Tatsächlich ging es dort auf einem ungesicherten Weg in den Abgrund. Auch an anderer Stelle sollte man den Weg prüfen. Auf weniger begangenen Levadas ist das Risiko, sich zu verlaufen, noch höher. Zwei Wochen nach dieser Tour hat ein deutsches Ehepaar auf einer anderen Levada übernachten müssen und wurde erst nach 16 Stunden gefunden. Auf dem Pressebild sahen sie recht selbstsicher und nach Wandererfahrung aus. Dennoch: Sie hatten sich verlaufen und mussten sich retten lassen.
                              Zuletzt geändert von Torres; 08.02.2017, 23:03.
                              Oha.
                              (Norddeutsche Panikattacke)

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                              • Mika Hautamaeki
                                Alter Hase
                                • 30.05.2007
                                • 3996
                                • Privat


                                #16
                                AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                Toller Bericht!!!
                                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                A. v. Humboldt.

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                                • Torres
                                  Freak

                                  Liebt das Forum
                                  • 16.08.2008
                                  • 31757
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                  Rother-Tour 30, Levada „do Rei“. Am Riveiro Bonito entlang. Charakter: Viel Vegetation und spektakulärer Wasserfall. Schwierigkeit: Mittel. Länge: 11 km. Regenjacke mitnehmen.


                                  Ich sehe Treppen, und das gefällt mir gar nicht. Immerhin nicht viele.





                                  Der Boden ist rot und rutschig. Aber nicht für mich. Der Wechsel der Schuhe bringt den Durchbruch. Die Sohle ist weicher und hat guten Grip. Hätte ich gewusst, dass ich mit ihnen wandern würde, hätte ich sie vorher gefettet. Ich danke dem kurzen Moment der Erleuchtung, der mich diese Schuhe einpacken lies, weil ich befürchtete, es könnte hier zu warm werden. Ich trage sie bei uns nur im Hochsommer, bei um die 30 Grad.

                                  Auf meine Intervention hin, hatte M. am Vorbereitungsstopp noch eine Regenjacke angeschafft. Sie war empfohlen worden und wird nötig sein. Und los.





                                  Unser Guide heißt J., und ich werde ihn schätzen lernen. Leicht federnd läuft er voran. Gestern hatte ich noch bei wikipedia nachgeschlagen, was Trittsicherheit eigentlich ist. Heute darf ich sie trainieren. Die Pfützen sind eklig und tief. Es gilt, auf dem schmalen Rand der Levada zu balancieren oder von Rand zu Rand hin- und herzuspringen. Immerhin ist es kein Lehm, der an den Schuhen backt, wie auf Sao Lourenco, erklärt J., dort sollte man schlechtes Wetter vermeiden. Hier ist es nur normaler Schlamm.





                                  Mal laufen wir auf der einen Seite, mal auf der anderen. Je nachdem, wo es weniger nass ist, und wo mehr Platz ist. Klappt gut. Dabei habe ich Schwebebalken immer gehasst.





                                  Maiglöckchenbaum? Der gerade Stamm könnte ein Indiz sein.





                                  Die Sicht ist schlecht, aber die Vegetation ist durch große Vielfalt gekennzeichnet.











                                  Mimosenblättrige Akazie.





                                  Ich tippe auf Baumheide.





                                  Habe ich vergessen.





                                  Eukalyptus?





                                  Lorbeer. Nur welcher?





                                  Es liegt mir auf der Zunge.





                                  Stechginster. Den erkenne ich überall.





                                  J. ist der Guide, der sich am meisten für die Natur und die Entwicklung der Insel interessiert. War der Guide von gestern eher der Sportliche, so ist J. der Nachdenkliche. Über unseren Köpfen zeigt er auf verlassene Gärten, die Jahr für Jahr ein Stück verwildern. War es ein Pfarrhaus über unseren Köpfen, das aufgegeben wurde? Man sieht in der Wildnis noch Zitronen an den Bäumen hängen. Ich merke, wie nahe es ihm geht, dass immer mehr Menschen die Insel verlassen oder ihre alten Häuser aufgeben. Ich vermute, dass er schon sehr lange Führer ist und daher eng mit den Menschen an den Wegen verbunden ist. Deutsch hat er sich selbst beigebracht, und er spricht zusätzlich französisch.








                                  Das leuchtende Rotbraun bildet einen interessanten Kontrast.








                                  Eine zarte Blüte. Bananen-Passionsfrucht. Die Früchte sind essbar.








                                  Kanarischer Lorbeer.





                                  Tiefhängende Wolken.





                                  Madeira-Geissklee.





                                  Immer wieder bin ich erstaunt, dass mich der Abgrund nicht stört. Man kann da ganz einfach runterfallen.














                                  Woodward-Farn. Er ist seit 2 Millionen Jahren auf Madeira verbreitet.





                                  Enge Stellen und breitere wechseln sich ab.











                                  Gänseblümchen.





                                  Sauerampfer.





                                  Eine Bananen-Passionsfrucht von innen.

















                                  Eine andere Gruppe überholt uns an einer breiten Stelle, als wir eine kurze Pause machen.
                                  Ich frage J., ob es viele Unfälle auf den Levadas gäbe. Er nickt. Auf den geführten Touren nicht, aber immer wieder stürzen Touristen ab, weil sie den Weg nicht kennen oder Selfies am Abgrund gemacht haben. Besonders schlimm ist es derzeit bei Monte. Der Weg ist gesperrt, aber die Leute setzen sich einfach darüber weg. Dabei sind dort Warnschilder und Verbotsschilder aufgebaut. Es nutzt nichts. Es gab auch einen Fall, da ist einem Mann die Mütze vom Kopf geweht, er hat sich danach gebückt und ist abgestürzt. Wegen einer Mütze! Er schüttelt den Kopf und man merkt, wie unfassbar er das immer noch findet.





                                  Hier ist der Weg gut ausgebaut.





                                  Champignons. Wäre ich zelten, hätte ich sie mitgenommen.








                                  Kopf einziehen.














                                  Von den Felsen rinnt das Wasser hinunter.





                                  Auch der Nebel ist feucht.











                                  Und dann kommt das Ziel in die Nähe.





                                  Der Höhepunkt dieser Levada ist die Dusche.





                                  Obwohl meine Jacke regendicht ist, ziehe ich noch den Poncho über. Ich habe ihn nicht kontrolliert, es hängt noch eine Schnur vom Tarpeinsatz dran, und ich brauche etwas Zeit, um sie zu entwirren. So etwas kann hier am Abgrund böse enden, und ich schimpfe mit mir. Als ich ihn endlich übergeworfen habe, merke ich, dass einfach zuviel Material dran ist, dass befestigt werden muss. Ich ärgere mich, nicht meinen Billigponcho mitgenommen zu haben, da kann man besser die Füße sehen.

                                  Kurz nach dem Wasserfall endet der Weg in einer Schlucht, die als Pausenplatz dient. Sie ist noch von der Gruppe besetzt, die uns überholt hat, doch kurz darauf bricht die Gruppe auf. Ich platziere mich auf meiner finnischen Sitzunterlage und esse das typische madeirische Fladenbrot. Ich versuche, ein Goldhähnchen zu fotografieren, aber die Vögel sind klein und beweglich. Es misslingt. Hier die Schlucht.





                                  Würde die Levadawanderung nun weitergehen, wäre diese Wanderung eine tolle Tour. Leider müssen wir nun aber den gesamten Weg wieder zurück. Leider wurden die Wege nicht für Wanderer, sondern die Arbeiter gebaut, welche die Levadas warten. Indem sie zum Beispiel tote Mäuse entfernen.





                                  Immer mehr Menschen kommen uns nun entgegen. Guten Tag. Bonjour. Hello. Ab und zu muss man warten, um sich an engen Stellen vorbeizulassen.





                                  Und dann fängt es an zu regnen.








                                  Ich könnte schwören, das stand vorhin noch nicht da. M. ist anderer Meinung.





                                  Bambus.








                                  Wieder das Ausweichspiel.





                                  Glitschig und eklig.





                                  Allerdings sind uns die Pfützen jetzt teilweise egal. Wir wollen einfach nur aus dem Regen raus. Es ist ungemütlich kalt und macht absolut keinen Spaß mehr.





                                  Aber auf jede Anstrengung folgt die Belohnung. Noch ein kurzer Blick auf ein Feld, auf dem Süßkartoffeln angebaut werden.





                                  Dann gibt es in einem Lokal heißen Kakao und selbstgebackenen Schokokuchen. Als Norddeutsche setzen wir uns natürlich auf die Terrasse.





                                  Ein Eukalyptussamen bleibt als Erinnerung zürück.





                                  Persönliches Fazit:
                                  Vom Schwierigkeitsgrad her war die Wanderung längst nicht so anspruchsvoll, wie die gestrige Wanderung. Dafür hatte sie eine abwechslungsreichere Vegetation, was damit zu tun hat, dass die höchste Stelle nur 575 ist. Hätte es nicht geregnet, wäre es sicherlich ein hübscher Spaziergang geworden. Unter dem Eindruck der gestrigen Ribeiro Frio-Wanderung empfanden wir diese Levadatour aber übereinstimmend eher enttäuschend und auch ein bisschen langweilig. Dazu trug maßgeblich bei, dass man den gleichen Weg wieder zurückmusste, und daher im zweiten Teil nichts Neues oder Überraschendes kam. Insofern war der Balanceakt am Ende gar nicht so schlecht, da er einen kleinen zusätzlichen Schwierigkeitsgrad einbaute. Ich würde die Tour als leichte mittlere Tour einstufen.
                                  Oha.
                                  (Norddeutsche Panikattacke)

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                                  • ronaldo
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                                    Moderator
                                    Liebt das Forum
                                    • 24.01.2011
                                    • 12506
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                    Den Hut vor deiner Leistung ziehend bedanke ich mich für die Zueignung.
                                    Regen, Gelände, alles egal - die atemberaubende Botanik reißts allemal raus. Diese Farben!!

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                                    • Juno234
                                      Erfahren
                                      • 03.08.2007
                                      • 397


                                      #19
                                      AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                      Als Norddeutsche setzen wir uns natürlich auf die Terrasse.

                                      Raucher?

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                                      • Torres
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                                        Liebt das Forum
                                        • 16.08.2008
                                        • 31757
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                        Ne. Drinnen sitzen kann man zu Hause. Alles über 5 Grad ist Sommer.
                                        Oha.
                                        (Norddeutsche Panikattacke)

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                                        • peter-hoehle
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                                          • 18.01.2008
                                          • 5175
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                          Danke für den kurzweiligen Reisebericht.
                                          Ich könnte schwören, das stand vorhin noch nicht da.
                                          Doch! Die Hütte stand schon im November letzten Jahres.
                                          Hab`sie selber gesehen. Das Wetter war auch so wie bei deiner Tour.
                                          Dann gibt es in einem Lokal heißen Kakao und selbstgebackenen Schokokuchen. Als Norddeutsche setzen wir uns natürlich auf die Terrasse.
                                          Auf der Terrasse gab es Esspresso mit Teigtaschen.

                                          Gruß Peter
                                          Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
                                          Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

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                                          • Torres
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                                            Liebt das Forum
                                            • 16.08.2008
                                            • 31757
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                            Teigtaschen - wie lecker. Dann kennst Du das Einkaufszentrum auch? Ist das Einzige, bei dem ich Regenjacken sehen konnte.

                                            Und okay, ergänze Norddeutsche durch: Wettererprobte Outdoorer.
                                            Oha.
                                            (Norddeutsche Panikattacke)

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                                            • peter-hoehle
                                              Lebt im Forum
                                              • 18.01.2008
                                              • 5175
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                              Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                              Teigtaschen - wie lecker. Dann kennst Du das Einkaufszentrum auch? Ist das Einzige, bei dem ich Regenjacken sehen konnte...
                                              Die Teigtaschen erinnern mich an die Empanadas in Südamerika. (Nov.2017...Bolivien )
                                              Das Einkaufszentrum kenne ich nur vom vorbeifahren.
                                              Meine Regenjacke habe ich zerstört (Reissverschluss).
                                              Eine neue habe ich in Funchal nicht bekommen.
                                              Aber schön war`s trods alle dem.

                                              Gruß Peter
                                              Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
                                              Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

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                                              • Torres
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                                                Liebt das Forum
                                                • 16.08.2008
                                                • 31757
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                Levadawanderung „da Referta“. Von da Referta nach Cruz. Charakter: Landwirtschaft. Schwierigkeit: Einfach. Länge: 6 km.


                                                Der Bus spuckt meine Gruppe an irgendeiner Straße aus. Das Wetter könnte besser sein.





                                                M. ist heute abgereist. Das ist schade, wir waren ein gutes Team. Mal wieder geht es Treppen hinunter, aber sie sind erträglich. Führer ist wieder J. Es ist eine kurze Tour und es ist Sonntag. Später wird man im Tal die Kirche läuten und die Stimme des Pfarrers hören.

                                                Der Weg ist gut zu begehen. Es ist ein normaler Wirtschaftsweg, der auch von den Bauern der Umgebung genutzt wird. Einige kommen uns entgegen.





                                                Das Gehtempo ist nicht übermäßig schnell, da wir öfter etwas warten müssen. Viel Zeit, um Fotos zu machen.





                                                Im Hintergrund der Adlerfelsen, den ich ja bereits von Portela aus fotografiert hatte.





                                                Hier tickt die Wasseruhr.





                                                Über der Straße läuft die Levada entlang.





                                                Lecker. Kapuzinerkresse.








                                                Fette Henne. Noch so ein WG Gewächs.





                                                Bambus.





                                                Böse. Das ist Unkraut.





                                                Ein Seufzen geht durch die Reisegruppe. „Wir kaufen die für teures Geld, und hier stehen die einfach so rum“. Zimmerkalla.








                                                Der Garten ist ungepflegt. Man hat das Gefühl, J. nimmt das persönlich. Womöglich kennt er die Besitzer.





                                                Auch das Zuckerrohr ist nicht beschnitten.





                                                Frische Gesteinsabbrüche.








                                                Hier sieht man anhand leuchtender Outdoorjacken den Weg, den wir gekommen sind. Immer wieder überraschend, wie diese Wege von der Vegetation „verschluckt“ werden.





                                                Ein toter Hase. Nein, das Wasser in den Levadas ist kein Trinkwasser. Das Quellwasser, was manchmal aus Schläuchen in die Levadas fließt, ist trinkbar. Dieses hier nicht, es ist für die Landwirtschaft gedacht.





                                                Ein Schafstall. Diese Treppen. Wie machen die Menschen das bloß. Für alte Leute muss das eine Qual sein.








                                                Blick auf Porto da Crux.





                                                Mispelbaum?





                                                Kein Geld, um das Dach zu decken. Reich ist man hier nicht.





                                                Ich denke an meine damaligen Aussteigerträume. Oh ja, es klingt sehr romantisch, selbstbestimmt als Selbstversorger zu leben. Das hier ist die Realität. Und diese Insel ist noch fruchtbar.





                                                Seine Frau arbeitet unten im Tal auf den Feldern. J. kennt die Familie seit Jahren, er läuft ja immer wieder hier vorbei. Jung sind sie nicht mehr. Irgendwo am Hang gackern Hühner und blöken Schafe.

                                                Was war das noch gleich? Mandel, Kirsche, Apfel?





                                                Auch hier ist Vieles verwildert.





                                                Ungesicherter Abhang. Merkwürdigerweise macht mir das nichts aus. Nicht, nach Ribeiro Frio.











                                                Ziegen.





                                                Die Kürbisse werden überall auf dem Dach getrocknet.





                                                Kamelie.





                                                Haben die keine Angst, dass das Haus runterkommt?





                                                Hier ist ein Schafstall durch einen Hangabrutsch zerstört worden. Das neue Fundament wurde letzte Woche gelegt.





                                                Andererseits auch wieder ein faszinierender Ausblick.





                                                Nein, nicht unsere Treppen. Ich denke an meinen missglückten Versuch, in Italien die Via della Costa zu laufen. Ich hatte den Weg nicht gefunden, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass man auf solchen Wegen oder steilen Anstiegen überhaupt gehen kann.





                                                Für uns geht es hier weiter.





                                                Da waren wir vorhin.





                                                Bananen.





                                                Nun wird es wärmer und sonniger, als auf dem Abschnitt von eben. Man sieht es sofort an der fruchtbaren Vegetation und den wohlhabenderen Häusern.





                                                Die Absicherung mal auf der anderen Seite.





                                                Von da ganz links im Bild kamen wir her. Ich gestehe, dass ich die Häuser kaum unterscheiden kann.








                                                Ich tippe auf Porto Santo.





                                                Ein Feld vor uns. Wie bestellt man das, ohne runterzufallen?











                                                Die weißen Punkte sind Schafe.





                                                Weiter oben hält jemand Bienen.





                                                Zuckerrohr.





                                                Wegmarkierung?





                                                Der Weg könnte mal wieder breiter sein.

















                                                Wow. Die Wolken haben sich verzogen.





                                                Uuuh. Voodoo?








                                                Nein. Hilfe gegen Vögel und Insekten.








                                                Der Adlerfelsen rückt näher. Früher gab es da mal Adler, daher der Name.





                                                Geheimnisvoll.





                                                Die Siedlung rechts davon ist übrigens sozialer Wohnungsbau.








                                                Die Pflanzenfasern sind so fest, dass man sie dazu nutzt, Schnüre daraus zu machen.








                                                Sonne.






                                                Und dann ist die Wanderung auch schon fast zu Ende.





                                                Schade. Sie hat mir gut gefallen.








                                                Warm ist es hier. Nein, heiß. Verzweifelt ziehe ich meine wärmenden Sachen aus.




















                                                In der Rinne zwischen Levada und Wand hat jemand Salat gepflanzt.





                                                Wir sind am Ziel.





                                                Eine Bäuerin wartetet mit einem Obsttisch auf uns, und ich kaufe ihr unter anderem eine Cherimoya, Zuckerapfel ab.


                                                Die Gärten blühen.














                                                Feuerranke.





                                                Leider habe ich nun keine App Peakfinder dabei, hoffe aber, ich liege richtig, dass man hier auf den Pico das Torres schaut.





                                                Chic.





                                                Mit 1853 Metern der zweithöchste Berg Madeiras.





                                                Ein paar Meter später taucht dann auch noch ein zweites Massiv auf. Welcher Berg das ist, weiß ich nicht. Es scheint der Sendeturm zu sein, den man vom Pico do Arieiro aus erkennen kann.





                                                Sollte übrigens jemand auf irgendwelchen Bilder von mir den Pico Ruivo entdecken, so bin ich für Hinweise dankbar.


                                                Tach.





                                                Das renovierte Gebäude war mal etwas. Eine Mühle? Ich habe es vergessen.





                                                Verfall.





                                                Und wie immer auf diesen Touren, strebt man nun dem nächsten Lokal entgegen.





                                                Wegweiser zum Adlerfelsen.





                                                Heiß ist es hier. So kann es bleiben.





                                                An unserem Tisch herrscht blendende Laune, und ich mache neue Bekanntschaften.





                                                Mein persönliches Fazit:
                                                Diese Tour hat Spaß gemacht. Sie war zwar zivilisationsnah und im Vergleich zu den vergangenen beiden Touren nicht sehr anspruchsvoll. Aber es gab ungeheuer viel zu sehen und zu lernen, was man an der Vielzahl der Fotos sehen kann. Hinzukam natürlich, dass man freie Sicht hatte, was für Bewohner des Flachlandes wie mich einen besonderen Reiz hat. :-) Der einzige Nachteil war vielleicht, dass die Tour ein wenig kurz war. Selbstorganisiert könnte man noch den Weg zum Adlerfelsen anhängen. Insgesamt eine rundum schöne Wanderung mit sonnigem Ausklang.
                                                Zuletzt geändert von Torres; 10.02.2017, 22:27.
                                                Oha.
                                                (Norddeutsche Panikattacke)

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                                                • maahinen
                                                  Erfahren
                                                  • 01.02.2014
                                                  • 303
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                  Hei, endlich mal wieder ein Torres-Reisebericht. Und wieder etwas ganz anderes!
                                                  Kiitos sinulle!😄

                                                  Terveisin, maahinen

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                                                    • 16.08.2008
                                                    • 31757
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                    Kiitos, samoin. :-)
                                                    Oha.
                                                    (Norddeutsche Panikattacke)

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                                                      • 31757
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                                                      #27
                                                      AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                      Rother-Tour 51, Levada „25 Fontes“. Von Rabacal aus zu den 25 Quellen, dann nach Calheta. Charakter: Grüne, streckenweise enge, sehr stark frequentierte Wanderung. Schwierigkeit: Mittel. Länge: 11 km. Nur mit dem Auto erreichbar.


                                                      Nach zwei urbaneren "Ruhe"tagen geht es wieder los. Am Treffpunkt stoße ich auf M. vom Bodensee, die ich von der „da Referta“-Tour kenne. Wir setzen uns zusammen, aber der Bus fährt nicht los. J. und der Fahrer tuscheln, dann fahren sie zur Rezeption unseres Hotels. Die lustige Berlinerin, mit der wir auf „da Referta“ zusammensaßen, fehlt. Ich hatte sie morgens am Frühstückstisch vor einem großen Teller Beacon and Beans gesehen und noch gedacht, da muss sie aber schnell kauen, es geht doch gleich los. Ungerührt und in sich verwurzelt betritt sie in Siegerpose den Bus. „Da habt ihr aber Glück gehabt, dass ihr mich noch erreichen konntet“, meint sie. "Ich wollte gerade mein Zimmer verlassen und zum Treffpunkt gehen. Ich dachte, es wäre um neun.". Berliner, halt. Endlich mal ist jemand lustig.

                                                      Der Encumeada Pass. Die übliche Toilettenpause am Anfang.





                                                      Sieht nicht so prickelnd aus. Wir sitzen im Loch.





                                                      Der Parkplatz. Wir werden zu den 25 Fontes gehen, dann den gleichen Weg zurück. Dann laufen wir aber nicht die Treppen nach Rabacal hoch, sondern wandern auf ebenem Weg durch einen Tunnel und werden dann etwas weiter vom Bus eingesammelt. J. erklärt auf deutsch und auf französisch. Meine Knie, die sich gerade erholt haben, sagen danke. J. verteilt Taschenlampen, ich habe meine Stirnlampe.

                                                      Das Wetter ist anheimelnd.





                                                      Man sieht Forellen schwimmen. Einige tummeln sich auch in den Levadas.





                                                      Ausblick.





                                                      Der Weg ist asphaltiert, es ist der Weg, den ich auf der West-Tour fotografiert habe. Rabacal.











                                                      Hier beginnt der Weg.





                                                      Die 25 Fontes gelten als DIE Tour, die man gemacht haben muss und entsprechend groß ist die Gruppe. Außerdem sind auch viele nichtorganisierte Wanderer unterwegs, die mit dem Auto gekommen sind.





                                                      Es ist eine alte Levada, die noch nicht mit einer hohen Mauer eingefasst ist.








                                                      Auf einem Schild steht 1970.





                                                      Von den Wänden rinnt das Wasser.





                                                      Trinkwasser.





                                                      Links am Weg ist ein Löwenzahnbaum.





                                                      Wir kommen jetzt einem Wasserfall näher. An den Felsen tropft das Wasser hinunter.








                                                      Am gegenüberliegenden Hang hat es einen Abbruch gegeben.





                                                      Ein kurzer Blick ins gegenüberliegende Tal.





                                                      Der Wasserfall.











                                                      Weiter geht es nicht. Die Fortsetzung, die zu dem Abbruch führt, ist gesperrt.








                                                      Der Gesteinsabbruch beschäftigt J. sehr,





                                                      aber schon sind die ersten Levadaarbeiter da und begutachten den Schaden.





                                                      Wieder mal ein Piepmatz im Baum, der sich versteckt. Schon witzig. Wenn sie mich nicht sehen, sehe ich sie auch nicht, oder was?





                                                      Da hilft nur Bestechung.











                                                      Es geht nun wieder das Stück zurück und dann ist Treppensteigen angesagt. Es geht nach unten, aber meine Knie sind dennoch nicht begeistert. Die Abstände der Treppen sind breit und es fällt schwer, in einen vernünftigen Rhythmus zu kommen. Vor mir ist ein französisches Ehepaar, von dem noch die Rede sein wird.





                                                      Die Treppen sind glatt und nicht sehr gut zu begehen. Ich bin heilfroh, dass wir das Stück nicht wieder hochmüssen. Kopf einziehen.








                                                      Ich mache extra Fotos von der Stelle: Hier teilt sich auf dem Rückweg der Weg. Wir gehen hier nicht zurück, sondern geradeaus. J. erklärt es auf deutsch und französisch. Meine Knie klatschen Beifall.





                                                      Erneut Kopf einziehen.





                                                      Schroff.





                                                      In der Levada schwimmen Forellen.





                                                      Da gehen wir gleich hoch.





                                                      Abgrund.





                                                      In der Ferne scheint die Sonne.





                                                      An der Brücke vor den Treppen ist der Weg etwas breiter. Dort wird auf dem Rückweg unser Treffpunkt sein. Blick in die Schlucht.





                                                      Jetzt beginnt der enge Weg zum Wasserfall.















                                                      Da kommen wir her.





                                                      Teils ist der Weg gut ausgebaut.





                                                      Dann wieder sehr schmal.









                                                      Vor uns ist eine polnische Familie mit einem ca. 3 jährigen Kind. Bei diesen engen und schwierigen Wegen finde ich das ziemlich mutig. So ganz wohl scheinen sie sich auch nicht zu fühlen, als wir überholen. Sie haben es sich vermutlich einfacher vorgestellt.





                                                      Ich ärgere mich, dass ich meine abriebfeste Wintertourenhose nicht dabeihabe. Immer wieder gerate ich an die raue Wand.














                                                      Was macht der einsame Baum dort oben?





                                                      Wurzeln und Steine.








                                                      Ausweichmanöver. Das sieht einfacher aus, als es ist.





                                                      Wieder ein breiteres Stück.





                                                      Ziel erreicht.





                                                      Nun gilt es, sich an den Selfiemachern und Picknickern vorbeizudrängen, die sich auf den Steinen tummeln. An sich ist Steinehüpfen nicht so meine Passion, aber für ein Foto mache ich mal wieder alles. Ein junger Mann lässt Fotosession machen, noch ein Foto und noch ein Foto. Ich stelle mich nach einer Höflichkeitspause neben ihn und irgendwann gibt er auf.








                                                      Ich ärgere mich, dass ich nicht das Weitwinkelobjektiv mitgenommen habe. Ich wollte in alter Gewohnheit Gewicht sparen. Als wenn das bei so einem Urlaub eine Rolle spielen würde. Einfach nur dämlich.









                                                      In Wirklichkeit sieht es hier so aus, und da sind die Leute, die im Vordergrund picknicken, gar nicht drauf.





                                                      Und es drängen weitere Leute nach. Wir sollen jetzt Pause machen oder zurück zur Brücke am Anfang gehen und dort Pause machen. In dem Gewühle bin ich etwas orientierungslos und lehne mich dann etwas abseits an eine Mauer, um schnell etwas Brot und Ziegenkäse zu essen. Seine Ruhe hat man dort auch nicht, entweder es ist ein anderen Zugangsweg zu den 25 Fontes oder es ist ein Bereich, der von Wanderern zum Wildpinkeln genutzt wird. Vielleicht beides. Die Vögel freuen sich über Krümel.





                                                      Und dann hüpft dort doch tatsächlich eine Madeira-Gebirgsstelze (nein, es ist kein Goldhähnchen, danke ronaldo) herum. Diese Vögel sind sind endemisch und sehr schwer zu fotografieren, da sie nicht nur winzig sind, sondern auch ständig in Bewegung sind. Nur aufgrund der Bewegung sind sie allerdings auch zu erkennen.

                                                      Suchbild.





                                                      Da ist er. Auf dem Stein schon wieder nach rechts gehüpft.





                                                      Letzter Blick zum Wasserfall.





                                                      Das Wetter schlägt um.





                                                      Kurz darauf beginnt es zu regnen. Die Bäume beginnen zu glänzen.





                                                      Die nächste halbe Stunde mache ich keine Fotos mehr. Ich muss sehen, dass ich dran bleibe. Immer wieder kommt Gegenverkehr, und es ist ein Balanceakt auf den nassen Steinen, den rutschigen Wurzeln und den schmalen Wegen den nachströmenden Wanderern und Gruppen auszuweichen. Ich gewöhne mir an „Merci, thank you, danke, kiitos, dziekuje, grazie, obrigada“ zu sagen.

                                                      Ich war so clever und hatte meinen Poncho die ganze Zeit griffbereit am Rucksack hängen. Schnell zeigt sich erneut, dass das keine gute Idee war. Es gibt keine Möglichkeit, ihn überzuwerfen. Es ist einfach kein Platz, und das Material viel zu empfindlich (Exped Bivi Poncho UL). Überall sind Haken und Kanten, an denen er hängenbleiben und einreißen kann. Ein starrer Billigponcho, kurz geschnitten, wäre klüger. Kurz darauf bleibe ich mit ihm noch an einer Kante hängen und das äußere Band reißt aus. Von nun an darf ich ihn in der Hand halten, bis es mir an der Brücke gelingt, ihn in den Rucksack zu packen. Zu dem Zeitpunkt sind meine Arme schon durchfeuchtet und daher brauche ihn nun auch nicht mehr überzuziehen. Immerhin ist meine Jacke leidlich wasserdicht.

                                                      An der Brücke sammeln wir uns, der Wind peitscht den Regen ins Gesicht. J. kommt als letztes, zählt durch, und wir eilen weiter.




                                                      Die Abzweigung an den Treppen kommt, und vor uns biegen Wanderer zu den Treppen ab, aber sie gehören nicht zu unserer Gruppe. Wir sollen ja geradeaus weiter gehen. J. ist auf dem Rückweg wie üblich hinten, damit niemand zurückbleibt. Kurz darauf ein kleiner Platz, bitte die Natur sauber halten und keinen Müll hinterlassen, steht auf dem Schild. Natürlich ist alles voller Toilettenpapier.





                                                      Weiter.





                                                      Der Vorplatz des Tunnels. J. zählt noch einmal durch. Da fehlen zwei. Wir überlegen, wer. Die mit den kurzen Hosen, sagt jemand. Stimmt, die Franzosen. Waren die nun vorhin an der Brücke oder nicht? Keiner kann sich mehr erinnern, wir hatten mehr den Regen im Kopf. Fotos habe ich ja leider nicht. Wir warten.





                                                      J. wird unruhig. Sie kommen nicht. Ich hatte sie zuletzt an den Steinen gesehen, da hatten sie Pause gemacht. Waren sie zur richtigen Zeit zurückgekehrt? J. greift zu seinem Handy. Ob er Empfang hat, weiß ich nicht. Ich habe keinen. Kurz darauf teilt er uns mit, dass er zurückgehen muss, um die beiden zu suchen. Handyempfang ist auf Madeira aufgrund der Schluchten nicht überall gegeben. Am besten ist noch vodafone. In allen anderen Netzen gibt es noch mehr Probleme.





                                                      Wir laufen also ohne Führer durch den Tunnel. Die Berlinerin geht gutgelaunt vor.





                                                      Stockfinster ist es im Tunnel, und er ist recht lang. Mit Flachsereien halten wir uns bei Laune. Ohne Taschenlampe hätte man ein Problem. Dann wird es wieder hell.





                                                      Oder so.





                                                      Bereits der Tunnel war eiskalt, aber hier ist es nicht weniger schattig.








                                                      Ein wenig grün.





                                                      Nachdem wir alle wieder zusammen sind, gehen wir langsam weiter.

                                                      Und dann wird es bizarr.














                                                      Durch eine dunkle Einsamkeit (Rilke).





                                                      Doch es gibt Hoffnung.








                                                      Aus den verbrannten Bäumen entsteht neues Leben.





                                                      Bald darauf sind wir am Parkplatz, wo der Bus steht. Eine zu allen Seiten offene Hütte bietet wenig Wetterschutz, es zieht. Das Problem mit den Franzosen hat sich unter den Busfahrern schon herumgesprochen. Nach ein paar Minuten kommt J.. Am Pausenpunkt sind sie nicht mehr, er hat den Guide getroffen, der dort als letzter aufgebrochen ist, am Wasserfall ist alles leer. Es besteht nur die Möglichkeit, dass sie die Treppen hoch gegangen sind. Der Bus fährt zum Ausgangspunkt, aber am Parkplatz sind sie nicht zu sehen. Wanderer, die mit uns gestartet sind, packen gerade ihre Wanderstöcke ins Auto.
                                                      J. berät sich mit ein paar Männern und entscheidet, nach Rabacal runter zu gehen. Derweil werden wir von dem Busfahrer in einem Lokal abgesetzt, während der Bus wieder zum Parkplatz zurück fährt.

                                                      Das Lokal ist zwar urig, aber eiskalt.





                                                      Schweineschwarte.





                                                      Die Berlinerin stärkt sich mit Kaffee, Kitkat und Bier. Gleichzeitig. Ein anderer Teilnehmer erwischt einen uralten Apfelkuchen, wie er mir am nächsten Tag erzählen wird. Ich trinke wie immer Kakao und liebäugele damit, mir einen Pullover zu kaufen.





                                                      Dann der erlösende Moment. J. kommt. Die Franzosen sind da. Sie sitzen im Bus. Feige sind sie leider auch noch. Man hätte erwarten können, dass sie ins Lokal kommen und entweder eine Runde ausgeben oder sich zumindest kurz entschuldigen. Stattdessen grinsen sie uns von der Rückbank aus an. Auf der Rückfahrt wird mir nur langsam warm, und ich freue mich auf die Sauna.


                                                      Persönliches Fazit:
                                                      Die 25 Fontes-Wanderung ist eine der beliebtesten Touren auf der Insel. Nicht zu unrecht. Sie ist abwechslungsreich, es gibt anspruchsvolle Passagen und der Wasserfall ist sehr schön. Dass man ein ca. 2 Kilometer langes Teilstück wieder zurückmuss, ist zwar nicht angenehm, aber aufgrund der Geschick verlangenden Wegstrecke auch nicht langweilig.
                                                      In der Praxis bedeutet das aber, dass man – einen frühen Start vorausgesetzt – spätestens auf dem Rückweg damit beschäftigt ist, anderen auszuweichen oder andere zum Ausweichen zu bringen. Es gab Abschnitte, da fand ich das sehr anstrengend, vor allem, wenn es damit verbunden war, auf den hohen Rand der Levada zu klettern. Sicherlich hat nicht jeder empfindliche Knie, aber wer Knieprobleme hat, ist eingeschränkt. Trittsicher und schwindelfrei sollte man auch sein. Die lange Treppenstrecke, die wir auf dem Rückweg umgangen haben, ist eine zusätzliche Herausforderung und mit Gegenverkehr sicherlich noch weniger angenehm. Der asphaltierte Rückweg von Rabacal zum Parkplatz zieht sich, kann aber mit einem kostenpflichtigen Minibus umgangen werden. Ich war sehr froh, dass wir den Weg durch den Tunnel gehen konnten, der an einer Wanderhütte endete. Für Anreisende mit dem Auto ist das aber keine Option, man kommt da höchstens mit einem Taxi wieder weg.
                                                      Froh war ich, dass ich die Wanderung im Januar erleben durfte. Im Sommer dürfte der Weg völlig überlaufen sein.
                                                      Zuletzt geändert von Torres; 13.02.2017, 16:17.
                                                      Oha.
                                                      (Norddeutsche Panikattacke)

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                                                        Erfahren
                                                        • 03.08.2007
                                                        • 397


                                                        #28
                                                        AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                        Eine Frage zur Einschätzung der "Schwierigkeit": Ist das jeweils dein Urteil oder das des Rother-Führers?

                                                        Schöne Tour Aber "Frühling" stelle ich mir anders vor

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                                                          Moderator
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                                                          • 24.01.2011
                                                          • 12506
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                          Toll, toll, toll... Deine Bilder bringen die Atmosphäre prima rüber. Feucht und kühl muss man halt abkönnen, aber nicht umsonst schaut die Insel aus wie ein wilder Garten.

                                                          Darf ich zu Flora und Fauna noch n bisschen klugscheißern?
                                                          Der Löwenzahnbaum ist unter dem Namen Gänsedistel (Gattung Sonchus, div. Arten) bekannt, gibts auch auf den Kanaren. Begehrtes Ziegenfutter.
                                                          Das Goldhähnchen entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Madeira-Endemit, die Madeira-Gebirgsstelze (Motacilla cinerea schmitzi).

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                                                            Dauerbesucher
                                                            • 25.07.2009
                                                            • 642
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                            Vielen Dank für die lebendige Schilderung!
                                                            Muss ich ja gar nicht mehr hin

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                                                              Erfahren
                                                              • 13.05.2013
                                                              • 140
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                              Vielen Dank für den kurzweiligen Madeira-Bericht

                                                              Da kommen schöne und auch weniger schöne (die mit dem Schwindel ) Erinnerungen hoch .

                                                              Zu den 25 Fontes habe ich es damals (2003) jedenfalls leider nicht geschafft. Kurz zuvor trafen wir in der Nähe vom Rabaçal-Wasserfall auf eine Frau, die das Verbotsschild wohl missachtet hatte, und nun mit gebrochenem Fuss auf die bereits organisierte Hilfe wartete. Als wir dann kurze Zeit später die Levada zu den Quellen erreichten, sank meine Schwindel-Toleranz - den Gedanken an den gebrochenen Fuss im Hinterkopf - dann schnell von "manchmal geht es ja doch" gegen Null ... Absicherungen, wie auf deinen Fotos zu sehen, gab es damals nicht . Habe also lieber an sicherer Stelle pausiert, während mein Mann schnell mal zu den Quellen und zurück "gesprintet" ist, damit ich nicht zu lange warten muss

                                                              Auch sonst habe ich die vermeintlich "einfachen" ( da flach) Levada-Wanderungen als für höhenempfindliche Leute teilweise doch recht anspruchsvoll in Erinnerung. Ich habe mich oft gewundert, wie viele Leute völlig unbeeindruckt von den Abgründen die Levadas entlang spaziert sind, während mir das Herz in die Hose rutschte und ich während unseres Urlaubes mehrere Levada-Aussetzer zu beklagen hatte. Einmal musste ich mich (nach Überwinden einer wenig vertrauenserweckend gesicherten Hangrutschstelle) auszittern, ehe ich dann durch die Levada (Mai, gutes Wetter, Wasser nicht tief - die Idee, in die Levada einzusteigen, kam leider etwas spät) zurück konnte .


                                                              Madeira ist eine tolle Insel. Zum (Sommer-im-Winter-) Wandern fliegen wir seither aber dann doch lieber auf die Kanaren .

                                                              Bin gespannt, wie es bei dir weiter geht.
                                                              Zuletzt geändert von Stippvisite; 13.02.2017, 13:55.

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                                                                Freak

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                                                                • 16.08.2008
                                                                • 31757
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                Danke für die netten Kommentare.

                                                                @Juno
                                                                Das ist die Einstufung des Rother Wanderführers.

                                                                @ronaldo
                                                                Danke für die Einmischung, ich bin ja dankbar. Du hast Recht, dass der Vogel endemisch ist, wusste ich, aber es ist wohl tatsächlich eine Gebirgsstelze. Entweder hat sich einer der Guides geirrt, oder ich habe gedacht, alles was gelb sein, sei ein Goldhähnchen.... Keine Ahnung. Beim Löwenzahnbaum bin ich mir aber ziemlich sicher. Ich meine den hier.





                                                                @Gernstel
                                                                Doch, jetzt gerade. Bilder sind Schall und Rauch - Du musst die Kälte spüren, die scharfen Felsen unter Deinen Füßen, die Angst, wenn Du doch mal kurz darüber nachdenkst, was Du gerade hier machst, die Versuche, den Bauch einzuziehen, obwohl die Hüfte zu breit ist :-), den Nebel fühlen, den Schreck empfinden, wenn eine Steinplatte lose ist, den Mut anderer Wanderer bewundern, trotz Einschränkung von Gehfähigkeiten die Treppen abzusteigen, an Vega und Becks denken, wenn zwei Menschen mit ähnlichem Körperbau wie eine Gebirgskatze auf dem Levararand turnen und Dir anschließend enteilen, das Leuchten der Bäume sehen, die sich unter dem Regen dunkelrot fährben, und Dir den Kopf an den Erikabäumen stoßen. Alles das können Bilder nicht zeigen.

                                                                @Stippvisite
                                                                Ich kann Dich gut verstehen. Ich glaube, ohne die Seilsicherungen, die eigentlich gar keine sind, wäre ich nicht mitgelaufen und hätte mich auch irgendwo hingesetzt. Insofern war es hochinteressant, wie die Psychologie funktioniert: Kaum war da eine Abgrenzung, war es nicht mehr hoch. Kaum hatte ich fast die gesamte Gruppe hinter mir, war ich nur auf Weiterlaufen konzentriert (ich bin ja fast immer vorne gelaufen). Die Stellen, wo die Seilsicherung dann abgerissen war, konnte ich ignorieren, indem ich weiter gelaufen bin, wie bisher (..nicht nachdenken, nicht nachdenken, nicht nachdenken). Außerdem hat mir das Fotografieren auch viel geholfen, gar nicht über dem Abgrund neben mir nachzudenken. Und die erste Wanderung, Ribeiro Frio, hat mir Mut gemacht. Obwohl ich nun wirklich nicht der Wandermensch bin, wusste ich, dass ich mich auf meinen Körper verlassen kann. Das andere ist mental. Zwischendrin habe ich mir dann einfach eingeredet, ich sei in Finnland. Da sind die Wege auch nicht so breit.
                                                                Oha.
                                                                (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                Kommentar


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                                                                  • 31757
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                  Rother-Tour 12, „ Ponta de São Lourenço“. Charakter: Spektakulär. Schwierigkeit: Leicht (Agentur: Mittel). Länge: 8 km.


                                                                  Lange hatte ich überlegt, diese Tour auf eigene Faust zu unternehmen. Das Bild auf meinem Prospekt zeigt eine flache Wanderung zwischen Meer und Wellen und im Rother – Führer ist die Tour als leicht ausgewiesen. Die Bilder schaue ich mir gar nicht richtig an, mich schreckt nur der Lehm, von dem J. erzählt hat. Ich wälze Buspläne und lade Apps herunter, aber dann ist mir die An- und Abreise doch zu umständlich. Bei dem derzeitigen Wetter weiß man ja nie. Und alleine wandern möchte ich auch nicht mehr so gerne. Ich beschließe, die örtliche Infrastruktur zu unterstützen und buche die Tour nach.

                                                                  Bereits im Bus bereue ich die Wahl nicht, denn ich lerne B. aus Berlin kennen. Endlich mal jemand, mit dem man auf Anhieb reden kann. Kommunikativ und gut gelaunt ist sie und das hebt sofort meine Laune (und das schreibe ich nicht nur, weil sie hier mitliest). Was für ein Kontrast zu den schweigsamen, teils verkniffenen Ehepaaren, die Stunden brauchen, bis sie mal die Zähne auseinander kriegen, als sei in ihrem Leben schon alles gesagt. Einen Mann, der gestern mit einem Freund unterwegs war, kenne ich auch schon. Ich werde also nicht verloren gehen.

                                                                  Selbst mit dem Bus braucht man ziemlich lange zur Halbinsel, und zunächst werden wir zur Christusstatue Garajau gefahren. Führer ist M., der etwas gewöhnungsbedürftig ist. Er spricht ein sehr gutes Deutsch, aber er ist anscheinend schon so lange Guide, dass er den Eindruck macht, als würden ihn die Leute langweilen. Er reagiert durchaus mal sarkastisch und überlässt sie teilweise sich selbst. Dann hat er aber unvermittelt auch wieder nette Momente.





                                                                  Sie ist noch gar nicht so alt, aus dem Jahre 1927 und wurde von einem Franzosen namens Serraz Georges entworfen.

                                                                  Blick auf eine Bucht, die mit einer Seilbahn erreichbar ist.





                                                                  Hier vorgelagert ist eine Klippe. Dort sind bis zum 18. Jahrhundert nichtkatholische Verstorbene ins Wasser geworfen worden, da sie nicht in madeirischer Erde bestattet werden durften. Ich vermute, es ist diese Klippe.





                                                                  Der Leuchtturm am vorgelagerten Felsen von Sao Lourenco.





                                                                  Ich stelle fest, dass ich hundemüde bin. Kaffee trinke ich nicht, das einzige, was bei mir wirkt, ist Cola. Gibt es hier irgendwo Cola? M. zeigt auf die Bar. Der Bus fährt gleich, aber ich laufe noch schnell los. Ein angeschlossener Kiosk. Niemand da. Sprite, Wasser, alles Mögliche. Keine Cola. M. schaut erstaunt, als ich zurückkomme. Als wir später in einen kleinen Ort kommen, hält plötzlich der Bus, und M. schickt mich zu meiner Verwunderung zu einem Supermarkt. Cola kaufen. Ich sage ja, er kann auch nett sein. Und schon bin ich wieder fit.

                                                                  Kaum sind wir an der Halbinsel entfährt mir ein dickes Wow. Schottland. So stelle ich mir Schottland vor.





                                                                  Treppen.








                                                                  Jeder Ausblick ein Genuss.











                                                                  Blick auf die Treppe, die wir heruntergekommen sind.





                                                                  Die Gruppe ist sportlich fit, und ich muss mich ranhalten, um trotz der Fotografiererei mitzukommen. Ich habe den Eindruck, einige trainieren im Fitnessstudio. Oder sie sind einfach nur jünger.








                                                                  Da oben geht es gleich weiter.








                                                                  Der erste Regenbogen für heute.








                                                                  Diese Farben.








                                                                  Wind um die Nase wehen lassen.











                                                                  Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich Treppen liebe?





                                                                  In Windeseile zieht sich der Himmel nun zu.








                                                                  Es beginnt zu regnen.








                                                                  Und nun wird der Weg – wie von J. vorhergesagt – zu lehmigem Baggermatsch, der an den Schuhen klebt. Weil ich das wusste, habe ich Gamaschen an.





                                                                  Teilweise kann man aber auf Steine ausweichen.





                                                                  Regenschutz.








                                                                  Kurz darauf wird es schon wieder hell, aber es bleibt schlammig.














                                                                  Fotopause.








                                                                  Hinten sieht man schon das Ziel der Wanderung: Die sogenannte Oase „Casa de Sardhina“. Es ist ein von Palmen umgebenes Gebäude, das im Winter nicht bewirtschaftet ist. Und wieder einmal Treppen.








                                                                  Der Matsch ist immer noch da.








                                                                  Vergeblich, übrigens, das Zeug loszuwerden. Beim nächsten Schritt backt sich der Lehm wieder fest.








                                                                  Und schon ist das Wetter wieder schön.





                                                                  Mittagspause wird an der Oase sein. Es ist jetzt kurz vor 13.00 Uhr, in ca. zehn Minuten werden wir da sein. Wer will, kann aber auch noch den Berg dahinter hinaufsteigen. Von dort hat man einen Blick auf den Leuchtturm. Der ist allerdings sehr steil. Will man das?





                                                                  Mit dem Zoom – Objektiv hole ich mir die Details heran. Treppen. Ich dachte, es wäre reiner Lehm und man rutscht zwei Schritte hoch und drei zurück. Hhm. Das könnte zu schaffen sein.








                                                                  Aber noch sind wir ja nicht am Ziel.








                                                                  Steinmännchen.





                                                                  Die Vorstellung, jetzt eine Stunde an einer unbewirtschafteten Oase herumzuhängen, befriedigt mich nicht. Immerhin gibt es einen Leuchtturm zu sehen. Das macht neugierig. Wer weiß, ob ich jemals noch einmal wieder hierherkomme. Ein bisschen Muffensausen habe ich ja schon, Berge sind bekanntlich nicht meine Stärke. Aber: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und so mache ich mich einfach mal auf den Weg. Da oben will ich hin.





                                                                  B. auch. Sie ist zwar viel schneller als ich, aber psychologisch gesehen hilft das. Wenn sie das schafft, ohne vom Berg zu fallen, schaffe ich das auch.








                                                                  Fotopäuschen.





                                                                  Weiter.





                                                                  Fast geschafft.





                                                                  Oben.





                                                                  Und bekomme sogar ein Kurz-vor-dem- Gipfel-Foto von B., die mich auf den letzten Metern fotografiert hat. Der Leuchtturm.





                                                                  Blümchen.





                                                                  Ein Flugzeug setzt zur Landung an und es ist schon beeindruckend, in welchem Winkel an den Häusern vorbeigeflogen wird. Wieder schlägt das Wetter innerhalb kürzester Zeit um.








                                                                  Und dann traue ich meinen Augen nicht. Hammer. Am Ende des Regenbogens liegt der Schatz.











                                                                  Das heißt aber auch, es wird nun ernst. Lieber zügig runter, bevor der Lehm rutschig wird.





                                                                  Noch ein kleiner Regenbogen.





                                                                  Und dann leuchtet doch tatsächlich der Hügel in Regenbogenfarben.





                                                                  Das haben ich bei uns noch nie gesehen, nun gut, bei uns gibt es natürlich auch keine derartigen Erhebungen. Und dann ist alles schon wieder vorbei.
                                                                  Die anderen stehen mehr oder weniger schweigsam in der Oase herum. Die Toiletten sind geschlossen, Wasser gibt es keines. Fröhlichkeit sieht anders aus. Merkwürdige Stimmung.





                                                                  Da geht es nachher weiter.





                                                                  Bis auf einen Herren aus Bayern und mich haben alle das neue Angebot gebucht, mit dem Schiff zurückgefahren zu werden. M. hatte ein paar Mal spitze Bemerkungen fallen lassen, dass wir nicht mitfahren. Als ich ihm anbiete, zu seiner Erleichterung doch mitzufahren, erwidert er ein wenig schnippisch, das Boot wäre voll. Keine Ahnung, ob wir ihn nerven oder ihm das neue Angebot nicht passt. Mehrmals auf dem Weg war er mit seinem Smartphone beschäftigt, womöglich mit Koordination. Warten am Bootsanleger.





                                                                  Und dann passiert nämlich etwas, was ich mir schon fast gedacht habe, als die Wellen über den Anleger schwappten. Das Boot kommt nicht ran. Der Wellengang ist zu stark. (Es wurde mir berichtet, bei der Tour eine Woche drauf hätte es geklappt.) Und so dreht das Boot ab und alle kommen wieder zurück.








                                                                  Ich hatte auf einen ruhigen Rückweg gehofft – kleine Gruppe, viele Gelegenheiten zum Fotografieren. Pustekuchen. Alles stürmt plötzlich zurück und macht sich flott auf den Rückweg.

                                                                  Diese verfluchten Treppen. Hätte ich das gewusst, hätte ich den Aufstieg zum Leuchtturmblick vielleicht nicht gemacht. Im Gegensatz zu den anderen hatte ich gerade mal 10 Minuten Pause. Anscheinend zu wenig. Denn nun sind meine Beine zentnerschwer. Natürlich komme ich schon irgendwie mit.





                                                                  Ich schaffe es natürlich auch, zwischendrin zu fotografieren. Manchmal habe ich das Glück, dass man neben den Treppen laufen kann. Dann hole ich sogar auf.











                                                                  Aber ich muss an derSammy denken, der so gerne mal was von Wadenbeißen erzählt. Wie war das noch gleich?








                                                                  Das Licht ist jetzt hübsch.








                                                                  An sich müsste man sich jetzt hinsetzen und einfach nur gucken.














                                                                  Goldlackblättrige Wolldistel.





                                                                  Weiß ich nicht.





                                                                  Langsam merke ich, dass die Sohlen meiner Schuhe zu weich sind. Die Steine drücken. Wenn jemand jetzt richtig erschöpft wäre, kann er leicht abrutschen. Ich denke an die Unfälle in den Bergen, bei denen Wanderer immer wieder durch einen Fehltritt ums Leben kommen. Ich selbst kann auch in solchen Situationen noch Kräfte mobilisieren. Wer das nicht kann, hat bei diesem Gelände ein Problem.





                                                                  Da oben war ich vorhin.





                                                                  Treppen. Ein paar Leute setzen sich in die Sonne. Womöglich sind sie aber auch müde.





                                                                  Und wieder runter. Und wieder rauf.





                                                                  Endspurt.





                                                                  Ich bin seit dem letzten Aussichtspunkt weit zurückgefallen. Die Rennerei ist mir zu blöd. Wäre ich weiter vorne, würde ich mich zusammenreißen, aber hier hinten ist mir das egal. Es ist so schön hier. Ich habe den Eindruck, dass es viel mehr Blumen gibt, als auf dem Hinweg. Sie leuchten in der Sonne. Ich kann nicht verstehen, wieso man das nicht genießen kann.





                                                                  Es riecht nach Frühling. Die Vegetation hat sich in den letzten anderthalb Wochen verändert. Hier merke ich es das erste Mal. Das Gras ist hoch und der Klee blüht. Wunderschön ist es hier. Ich befürchte, dass es zu Hause in diesem Jahr noch lange nicht so weit ist.





                                                                  Die letzten Treppen noch, und sie fallen mir jetzt wirklich schwer. Ich kann meine Knie kaum noch bewegen. Ein älterer Herr sitzt fröhlich auf der Treppe. Vermutlich geht er auf die 90 Jahre zu. „Wenn Sie erst einmal mein Alter haben“, lacht er einer Mitwandererin, die er kennt, und mir zu. Nun, gefühlt habe ich das schon, denke ich. Beim Schreiben des Reiseberichts fällt mir aber ein, dass ich nach der Fastbesteigung des Skiddaw vor zwölf Jahren auch keine gute Figur gemacht habe. Da ging es mir an diesem Tag fast noch besser.





                                                                  Als ich oben ankomme, haben die anderen schon den Eiswagen geplündert. Ich muss mich erstmal setzen.

                                                                  Wir werden nun nach Canical transportiert und sind uns erst nicht sicher, was wir da jetzt eine halbe Stunde sollen. Zu dritt gehen wir in ein Lokal bestellen uns zur Feier des Tages einen Poncha, das haben wir uns echt verdient. 6 Euro, sagt die Bedienung, und wir alle schauen ziemlich erstaunt, als der Herr von gestern 14,00 Euro zurückbekommt. Wir waren alle drei der Meinung, ein Glas Poncha kostete 6 Euro pro Person. Als Großstädter ist man andere Preise gewohnt. Wie sie den Poncha gemixt haben, weiß ich nicht. Es war nicht der Klassische mit Zitrone, sondern schmeckte vollmundig süß. Er hat mir von allen Ponchas am besten von allen geschmeckt.






                                                                  Fazit:
                                                                  Eine Traumtour. Landschaftlich für die Insel Madeira absolut ungewöhnlich. Man hat einen wunderbaren Blick auf die Felsen und das Meer. Auf meiner Tour gab es eine zarte Vegetation, im Sommer sollen die Felsen allerdings kahl sein.
                                                                  Die Tour wird vom Rother-Wanderführer als leicht, vom Reiseveranstalter dagegen als mittel eingestuft. Auch ich würde sie als mittel einstufen. Auch wenn keine besondere Schwindelfreiheit oder Trittsicherheit erforderlich ist, so braucht man eine relativ gute Kondition, um auf dem Rückweg Fehltritte aus Erschöpfung zu vermeiden. Im Sommer sollte an Sonnenschutz und an Wasser gedacht werden. In einer Bucht kann man baden. Handyempfang ist vorhanden. Da die Wanderung sowohl mit dem Auto als auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar ist, dürfte sie zu jeder Jahreszeit gut frequentiert sein.
                                                                  Zuletzt geändert von Torres; 15.02.2017, 16:56.
                                                                  Oha.
                                                                  (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                  Kommentar


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                                                                    Erfahren
                                                                    • 11.03.2013
                                                                    • 233
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                    Tolle Bilder, danke. So hätte ich mir Madeira nie vorgestellt.
                                                                    Es ist immer zu früh, um aufzugeben.

                                                                    Kommentar


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                                                                      Lebt im Forum
                                                                      • 18.01.2008
                                                                      • 5175
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                      Rother-Tour 30, „ Ponta de São Lourenço“
                                                                      Da hast du ja richtig Glück gehabt mit dem Wetter.
                                                                      Im November habe ich kurz vor der Rangerstation umgedreht.
                                                                      Die Windböhen waren so stark, das man sich an den Eisenpfosten festhalten musste.
                                                                      Vom Regen reden wir erst gar nicht.
                                                                      Nass bis auf den Schlüpfer, halb durchgefrohren und ohne Foto`s schnell in`s Auto und Heizung an.
                                                                      So war die Tour.
                                                                      mein Fazit: Madeira ist eine sehr schöne Insel, aber kein Sommerersatz.
                                                                      Aber danke für die kurzweilige Lektüre.
                                                                      Ich hoffe auf Fortsetzung.

                                                                      Gruß Peter
                                                                      Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
                                                                      Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

                                                                      Kommentar


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                                                                        Fuchs
                                                                        • 27.04.2005
                                                                        • 2232


                                                                        #36
                                                                        AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                        nein, es ist kein Goldhähnchen

                                                                        Nicht vielleicht doch? Das Madeiragoldhähnchen (Regulus madeirensis)?


                                                                        -chinoook
                                                                        Realität ist ein Problem von Leuten, die nicht mit Alkohol umgehen können.

                                                                        Kommentar


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                                                                          Erfahren
                                                                          • 15.04.2015
                                                                          • 108
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                          Ja, so ist Madeira! (auch)

                                                                          Wir haben vor 4 Jahren im Januar am "Schiffsanleger" gebadet, und auf dem Rückweg hat uns dann der Wind fast von den Felsen geweht ... Aber so schlammig habe ich Sao Lorenzo noch nie erlebt, da regnet es eher selten. Diesen Januar stand der Wind von Osten, und dafür war es im Nordwesten der Insel, wo es sonst fast immer regnet, schön trocken und warm, wie du ja auch gemerkt hast.

                                                                          Die etwas süßlichere Poncha könnte aus Maracuja gewesen sein (manchmal gibt es auch welche aus Mandarinen oder Orangen, da kann man sich sonntags auf dem Markt in Santo da Serra gut durchprobieren).

                                                                          Und die frechen Vögel sind eine Art Buchfinken, Madeira-Buchfinken (Fringilla coelebs maderensis) genau gesagt.
                                                                          Liebe Grüße
                                                                          von der Bielefelderin

                                                                          _______________________________________________________________________
                                                                          Der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

                                                                          Kommentar


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                                                                            Lebt im Forum
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                                                                            • 5175
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                            Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                            ...Ich suche den Bus, ein Engländer hilft. Wenn keiner käme, könne ich ja wiederkommen. Das ist ein Scherz. Aber gut zu wissen, wo man einsteigen muss. Bis zum Schluss erschließt sich mir das System der Busse nur rudimentär, man muss halt einfach suchen. Haltestellenschilder oder Ansagen gibt es nicht und auch der Stadtplan hilft nicht immer weiter...
                                                                            Zitat von Juno234 Beitrag anzeigen
                                                                            Ja, das Bus-System ist etwas gewöhnungsbedürftig...
                                                                            In Frühling 2016 habe ich im Internet für 3€ einen Fahrplan erstanden.
                                                                            Leider weis ich nicht mehr wo.
                                                                            Er hat 40 Seiten. In der Mitte ist ein Stadtplan mit der Übersicht wo Horarios do Funchal,
                                                                            Rural Bus, Rodoeste Bus, SAM Bus und Canico losfahren.





                                                                            Bei Bedarf kann der Fahrplan bei mir ausgeborgt werden.

                                                                            Gruß Peter
                                                                            Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
                                                                            Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

                                                                            Kommentar


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                                                                              Freak

                                                                              Liebt das Forum
                                                                              • 16.08.2008
                                                                              • 31757
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                              im Internet für 3€ einen Fahrplan erstanden
                                                                              Davon habe ich im Internet auch gelesen . Vor Ort konnte mir leider keiner sagen, ob es den gibt. Ich habe dann aber von SAM die App runtergeladen, das war sehr hilfreich. Im Internet findet man die Busse also schon, und es gibt auch eine Übersicht, die man bei der Information bekommt, um herauszufinden, welche Linie in Frage kommt.

                                                                              Die geschilderte Szene bezog sich allerdings auf den Stadtbus 01 und 02. Ich war eigentlich gar nicht schlecht in meiner Kombinationsgabe, dass er irgendwo an der Promenade fahren muss, aber ich habe zu weit vorne gesucht und da kommen dann erst alle möglichen Busse und Haltestellen, bis dann eine Ecke weiter die Haltestelle für meinen Bus ist. Irgendwann habe ich dann begriffen, dass das Zentrum der Endhaltestellen an der Seilbahn ist, und da war es dann auch einfach.

                                                                              Es gibt auch einen Stadtplan, wo die städtischen Linien korrekt eingezeichnet sind. Es fehlt halt nur die Kennzeichnung von Haltestellen und selbst wenn man sich die Namen der Haltestellen einprägt, so erkennt man sie einfach nicht, weil die Namen der Haltestellen weder im Bus noch an der Haltestelle angezeigt werden. Insofern ist es halt auch im Bus ein kleines Abenteuer, die richtige Haltestelle zu erkennen. Ein paar Mal bin ich zwei Haltestellen zu früh ausgestiegen, weil ich bei den bei uns üblichen Abständen nicht darauf gekommen bin, dass er manchmal alle 5 Häuser hält. Es gibt Haltestellen, die erkennt man gar nicht, wenn man nicht mit Argusaugen auf "Giro" achtet. Oder ich bin falsch ausgestiegen, weil ich im Dunkeln die Strecke nicht mehr erkannt habe.

                                                                              Dass ich dann beim Marathon durch die halbe Stadt latschen durfte, weil die Busse völlig woanders fuhren, ist eine andere Geschichte. Immerhin stand immer jemand mit einem Klemmbrett da, um geben von Busfahrern, den man fragen konnte.


                                                                              Poncha könnte aus Maracuja
                                                                              Das vermute ich auch und werde es verifizieren, wenn ich die Flasche anbreche, die ich mitgebracht habe.


                                                                              Ich habe übrigens fälschlicherweise der Wanderung Sao Lourenco die 30 verpasst. Es ist aber die Rother Wanderung 12. Ich habe es gerade geändert. Sorry.
                                                                              Oha.
                                                                              (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                              Kommentar


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                                                                                Lebt im Forum
                                                                                • 18.01.2008
                                                                                • 5175
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                Davon habe ich im Internet auch gelesen . Vor Ort konnte mir leider keiner sagen, ob es den gibt. ...
                                                                                Den Busfahrplan gibt es nur im Internet.
                                                                                Selbst die sehr freundliche Frau an der Rezeption meiner Unterkunft kannte diesen Fahrplan nicht.
                                                                                OT: Mein Zimmer war genau am Pool....cool.

                                                                                Gruß Peter
                                                                                Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
                                                                                Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Erfahren
                                                                                  • 03.08.2007
                                                                                  • 397


                                                                                  #41
                                                                                  AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                  Meine Wanderwoche auf Madeira liegt ja nun schon eine Weile zurück, so dass ich was den ÖPNV anbelangt nicht mehr auf dem neuesten Stand bin. Damals bekam ich von der Touristeninfo einen gedrukten Busplan mit Zeiten und Karten für die gesamte Insel. Nach der nötigen Zeit des Einlesens und Begreifens kam ich mit dem recht gut zurecht.

                                                                                  Ich weiß nicht, ob ihr diese - sogar deutschsprachige - Seite kennt, die u.a. auch Linienpläne enthält

                                                                                  http://www.horariosdofunchal.pt/index-de.php

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Freak

                                                                                    Liebt das Forum
                                                                                    • 16.08.2008
                                                                                    • 31757
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                    Teilstrecke Rother-Tour 4, Levada „Vale Paraiso“. Charakter: Anfängertour, kinderwagengeeignet. Schwierigkeit: Leicht. Länge: 6 km.

                                                                                    Die Rother Wanderung Tour 4 ist eine leichte Wanderung zwischen Camacha und Monte, die auch durch das Vale Paraiso führt. Unsere Tour fängt irgendwo in der Mitte in Gegenrichtung an. Leider kann ich in der Streckenbeschreibung dieses Abschnittes nicht wiedererkennen. Der Name der Levada wird aber genannt, es handelt sich definitiv um ein Teilstück.

                                                                                    Wieder einmal wirft uns der Bus an einer Straße hinaus. Ich fotografiere im Gegenlicht das Schild.





                                                                                    Die Levada ist trocken und teilweise zugeschüttet. Führer ist wieder M.





                                                                                    Es ist eine dünn besiedelte Gegend.





                                                                                    Der Weg ist breit und gut ausgebaut.





                                                                                    Auch hier hat es gebrannt.





                                                                                    In der Ferne sieht man gelbe Blüten leuchten. Eine Mitwanderin fragt, was das sei, und ich sage spontan „Ginster“. Oh, ah, oh. Anscheinend habe ich M. in seiner Ehre gekränkt. Ginster blüht noch nicht, fährt er mit über den Mund. Es ist auch tatsächlich kein Ginster, sondern das hier.





                                                                                    Mehrfach reitet er nun darauf herum, dass es kein Ginster ist, macht mich sozusagen zur Schnecke, während ich höflich genug bin, die gelben Ginsterblüten gegenüber zu übersehen. Er sieht sie auch, und ignoriert sie geflissentlich. Er macht dann aber so weiter, und da wird dann mal ein ganz kurzer verbaler Schub vonHamburger Klartext meinerseits notwendig, um ihm zu zeigen, wo der Hammer hängt. Von da an verstehen wir uns gut.





                                                                                    Bald wird klar, dass die meisten Gärten hier verwildert sind.








                                                                                    Die meisten Häuser sind verlassen. Es ist eine Gegend, in der es im Winter kalt ist und in die Täler kommt wenig Sonne hinein. Schnee liegt zwar nicht, aber es ist eben eine feuchte Kälte und gut 10 Grad kälter als in Funchal. Waren die Bewohner früher gezwungen, mit diesen Bedingungen fertig zu werden, so ziehen sie heute einen Wohnortwechsel vor.





                                                                                    Hier lebt zumindest noch eine Ziege.





                                                                                    Stellt sich immer die Frage, wie lange noch. Auch M. ist – genauso wie alle anderen Guides - über diese Entwicklung nicht glücklich.








                                                                                    Ich frage, ob das eine Art von Johanniskraut ist. Leider weiß er das nicht. Es sind sehr große Büsche, aber die Blüten kommen mir so bekannt vor.











                                                                                    Dieses recht große Anwesen ist noch bewohnt. Früher war in diesem Tal ein große Dorfgemeinschaft. Jetzt sind noch ein oder zwei Familien übrig geblieben.





                                                                                    Wir überlegen sofort, ob das eine Bunkeranlage ist. M. versteht die Frage nicht, er kennt vermutlich keine Wehranlagen. Es ist eine Mauer, die gebaut wurde, als die Schule und der Sportplatz errichtet wurden, um eine ebene Fläche zu erhalten, die nicht abrutschen kann.





                                                                                    Der Ginster lässt sich nun nicht mehr ganz ignorieren, aber ich lerne, dass es kein Ginster ist (madeirischer), sondern Stechginster ist! Die Antwort Ginster bleibt falsch. Wir einigen uns, dass alles, was gelb ist, Ginster ist.





                                                                                    Zwei Wege kreuzen sich. An dieser Stelle merke ich, dass sich meine Ferse am Schuhrand heiß anführt. Oh, nein. Ich hatte heute morgen ein Steinchen entfernt und den Strumpf nicht sorgfältig angezogen. Eine Falte hat sich gebildet. Schnell ziehe ich ihn zurecht, aber es ist zu spät. Auch das noch. In diesem Urlaub bleibt mir nichts erspart.








                                                                                    Ginster, ruft M., und ich frage ihn, ob er orange und gelb nicht auseinanderhalten kann. Er spricht wirklich am besten Deutsch von allen, und wir flachsen herum.





                                                                                    Klee. Den erkenne ja sogar ich. Purpur-Sauerklee.





                                                                                    Das nächste Dorf. Auch hier sieht man, dass die Terrassen nicht mehr bewirtschaftet sind.





                                                                                    Eine der Treppen, die zu den Häusern führen. Für alte Leute ist das zunehmend ein Problem, dass die Jungen wegziehen.








                                                                                    Glöckchenlauch.




















                                                                                    Im Grund genommen – auch klimatisch gesehen – ein völlig normaler deutscher Waldspaziergang im Frühjahr. Wären da nicht die Pflanzen. Engelstrompete.





                                                                                    Geldbaum. WG-Gewächs.





                                                                                    Wicke.




                                                                                    Was wollt ihr hier.





                                                                                    Baumtomate





                                                                                    Kalla.





                                                                                    Jetzt bräuchte ich ein Supertele.





                                                                                    Und dann sind wir auch schon beim touristischen Zwischenhalt. Hier kaufe ich jetzt Baumtomaten und Banane-Passionsfrucht. Der Verkäufer spricht ein wenig deutsch.





                                                                                    Sauer.








                                                                                    Ein Wolf.





                                                                                    Natürlich ist jetzt Lokalbesuch angesagt. Dabei wäre ich eigentlich lieber noch ein paar Kilometer gegangen. Zur Feier des Tages gönne ich mir einen Poncha. Vitamine können nie schaden.








                                                                                    Nach einer halben Stunde geht es weiter, da die nächsten Gruppen nachdrängen.


                                                                                    Fuchsia. Als Kind habe ich die geliebt.





                                                                                    Fuchs.





                                                                                    Begleiter.








                                                                                    Zaun.














                                                                                    Wir sind oberhalb des Ortes. Ein Bauer verbrennt Gartenabfälle, und ich denke in alter Tradition instinktiv: Harry, bist Du das?








                                                                                    Sitruuna.





                                                                                    Die Schornsteine sind immer so hübsch.





                                                                                    Kunst?





                                                                                    Und dann wartet auch schon der Bus auf uns und fährt uns zurück.





                                                                                    Ich frage M., ob die Tour Caldeirao Verde etwas für mich ist, und er rät mir ab. Zu schwer. Auch ich hatte mir Schwindelfreiheit notiert und die Wanderung ausgeschlossen, dennoch bin ich etwas enttäuscht. Mittlerweile traue ich mich doch einiges zu, halte mich aber lieber an das Versprechen, das ich M. aus Timmendorf gegeben hatte: Nicht alleine loszuziehen.
                                                                                    Der Bus hält vor dem Hotel und mit steifen Knien (dank Sao Lourenco) quäle ich mich die Stufen herunter und humpele los (die Blase), steif wie ein alter Seemann. Ich spüre M. Blick im Rücken, wobei ich nicht weiß, ob er mitleidig schaut oder besorgt. Es ist auch ziemlich egal. Was man auch immer man an Heldentaten in seiner Jugend erbracht hat: Wenn der Körper erst einmal nicht so will, ist alles vergessen.





                                                                                    Eine nette junge Portugiesin zeigt mir das Blasenpflaster im Regal. Herzlichen Dank. Das Pflaster ist gut und wirkt Wunder.





                                                                                    Persönliches Fazit:
                                                                                    Ich fand die Tour enttäuschend. Ein gemütlicher Spaziergang, aber keine Herausforderung. Zivilisationsnah. Eine nette Anfängertour für Menschen mit wenig Kondition oder für Familien mit kleinen Kindern.

                                                                                    In Gegenrichtung wäre es Richtung Monte durch völlig verbrannten Wald gegangen. Ob dieser Abschnitt weiterhin begehbar ist, oder zu den gesperrten Touren gehört, entzieht sich meiner Kenntnis, ebenso seine Qualität.
                                                                                    Zuletzt geändert von Torres; 16.02.2017, 22:04.
                                                                                    Oha.
                                                                                    (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Erfahren
                                                                                      • 15.04.2015
                                                                                      • 108
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                      Ja, das ist das Großblättrige Johanniskraut, ganz richtig.

                                                                                      Den Weg von Camacha nach Monte sind wir 2013 im Sommer gegangen, das war eine Ganztagstour, die nicht ganz ohne war, zumal eines der Täler durchquert wurde, da gab es auch ein paar Höhnemeter. Dieses Jahr ist ein Teil des Weges gesperrt, aber ich erinnere mich grad nicht dran, warum.

                                                                                      Die Bewirtschaftung der Terassen hat in den letzten Jahren tatsächlich wieder zugenommen. Die schlechte Wirtschaftslage bringt die Leute dazu, wenigstens ein paar Nahrungsmittel aus dem eigenen Garten zu erzeugen. Aber das Klima, der fruchtbare Boden und die geregelte Wasserversorgung durch das nach wie vor gut funktionierende Levada-System) sorgen für gute Erträge auch auf kleinen Flächen, 3 Kartoffelernten im Jahr ...

                                                                                      Die verlassenen Grundstücke sind nicht alle eigentümerlos, oft ist die junge Generation für ein paar Jahre ins Ausland gegangen und kommt zurück, um vom Ersparten auf dem Grundstück der Eltern ein schönes neues Haus zu bauen. Davon sind inzwischen viele zu sehen.
                                                                                      Liebe Grüße
                                                                                      von der Bielefelderin

                                                                                      _______________________________________________________________________
                                                                                      Der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Erfahren
                                                                                        • 10.12.2010
                                                                                        • 328
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                        Vielen Dank für die Beschreibung der Touren. Das sind ein paar gute Hinweise für unsere Reise zu Pfingsten.

                                                                                        Mit meinen komplett kaputten Knie gehe ich Treppen und unbefestigte Abhänge konsequent rückwärts. Geht super, unfallfrei, bei steilen Felsabsätzen evtl. mit meinen Mann als Aufpasser unten. Mit der erworbenen Routine so schnell wie andere vorwärts und sooo viel knieschonender... Und ich klettere echt viel in der Gegend herum :-)

                                                                                        Auch wenn man damit oft belächelt wird: ich versteh nicht, warum nicht noch mehr Leute es so machen. Beim Klettern hab ich es so gelernt und die würden nie den Berg vorwärts runter abseilen und runterklettern.
                                                                                        http://bikibike.wordpress.com/

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Lebt im Forum
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                                                                                          • 5175
                                                                                          • Privat


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                                                                                          AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                          Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                          In Gegenrichtung wäre es Richtung Monte durch völlig verbrannten Wald gegangen. Ob dieser Abschnitt weiterhin begehbar ist, oder zu den gesperrten Touren gehört, entzieht sich meiner Kenntnis, ebenso seine Qualität.
                                                                                          Im November war die Tour gesperrt. In Monte bekam ich die Info,
                                                                                          das es noch ein halbes Jahr dauern wird, bis alles wieder hergerichtet ist.

                                                                                          Gruß Peter
                                                                                          Zuletzt geändert von peter-hoehle; 20.02.2017, 16:08. Grund: Schreibfehler
                                                                                          Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
                                                                                          Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Freak

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                                                                                            • 31757
                                                                                            • Privat


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                                                                                            AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                            Ich hatte den Eindruck, dass es noch eine andere Möglichkeit gibt, bei Monte zu wandern, daher war ich mir nicht sicher, ob es diese Verlängerung ist, die gesperrt ist. Laut Internet ist noch im Dezember 2016 ein Deutscher oberhalb Funchals ums Leben gekommen, möglicherweise ist das der Unfall, von dem die Guides berichtet haben (mal abgesehen von den Däninnnen, die 2012 abgestürzt sind). Klick. Insofern habe ich die Verbindung Monte und Levada komplett aus meinen Plänen gestrichen.


                                                                                            @biki
                                                                                            Rückwärtslaufen? Uff. Interessante Idee. Habe das gestern mal probiert, geht ganz gut. Aber nur runter, oder? Ob ich bei den doch sehr individuell gefertigten Felstreppen aber hätte rückwärts gehen wollen? Da bräuchte ich wohl viel Übung.


                                                                                            @bielelfelderin
                                                                                            Also doch ein Johanniskraut. Danke.
                                                                                            Ja, einige kommen sicher zurück, aber es klang schon so, dass die besonders schattigen Gebiete und auch viele Ortschaften im Westen davon nicht betroffen sind. Teilweise sind gerade noch 20 Prozent der Häuser bewohnt, was aber nicht so auffällt, weil sich die Nachbarn drum kümmern. Zum Teil sieht man aber auch Verfall, als wären die Besitzer verstorben oder kämen nicht mehr zurück. Enteignet wird in dem Fall nicht, das Land bleibt so, es liegt dann brach. Hoffen wir, dass es den Bewohnern so gut geht, dass sich das bessert und viele wirklich zurückkommen (können). Dass an bestimmten Stellen neu gebaut wird, sieht man natürlich auch, da hast Du Recht. Aber man sieht eben auch anderes. Ich wollte vor Jahren mal nach Portugal auswandern und das verändert den Blick.
                                                                                            Oha.
                                                                                            (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Freak

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                                                                                              • 31757
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                              Ost-Tour by bus. Charakter Urban Outdoor, um an Plätze zu gelangen, für die man ein Auto braucht. Schwierigkeit: Null. Erlebnisqualität: Hoch.


                                                                                              Natürlich bin ich zwischen den Wanderungen, die ich hier schildere, auch alleine in Funchal herumgelaufen. Dazu komme ich aber später noch. Um nun auch Santana zu sehen, hatte ich mich entschieden, als I-Tüpfelchen der drei Wanderungen in der zweiten Woche, die Osttour zu buchen und mal einen echten Ruhetag einzulegen.
                                                                                              Am besagten Morgen würde ich aber viel lieber mit einem Auto zum Pico Ruivo fahren, da soll es in der Nähe einen Parkplatz geben, von dem man den Gipfel sieht. Eine Dame im Hotel hatte mir vorgeschwärmt, dass sie gestern mit Bekannten im Auto diesen Ausflug gemacht hatte und sie tolle Sicht hatten. Ich bin ganz neidisch. B. hat bereits gestern die Wandertour auf den Pico Ruivo absolviert, aber die Tour ist schwer und weit außerhalb meines Könnens, da bin ich ehrlich. Ein kurzhosiger Bremer, mit dem ich am Buffet spreche, hat die Wandertour für heute gebucht, und ich empfehle nach meinen Erfahrungen mit dem hiesigen Wetter lange Hosen. Er lacht und schüttelt den Kopf, so dass ich ihm rate, sie zumindest mitzunehmen. Abends wird er mir lächelnd erzählen, dass niemand mit kurzen Hosen gelaufen sei, auch er nicht. Die Guides hatten wohl etwas dagegen. Der Bremer gehört zu einer Vielzahl neuer, teil ins Gruppen anreisender Gäste, die am nächsten Tag, Sonntag, den Marathon laufen werden.


                                                                                              Erster Halt ist Camacha. Die Korbmachersiedlung. Die Wanderung gestern endete nicht weit von dem Ort, daher auch die Körbe im Auto des Obstverkäufers. Ich bin müde, die Mitfahrer sind gewöhnungsbedürftig, zu meiner Irritation senke ich den Altersschnitt nach unten. Der kleine Bus meiner Agentur, in dem auch Leute aus meinen Hotel sitzen, war ausgebucht, vermutlich hatte die Reiseleiterin wieder vergessen, mich auf die Liste zu setzen, und ich wurde in einen anderen Bus einquartiert.

                                                                                              Das Thema der Fotochallenge ist „Vergänglichkeit“, und so fühle ich mich auch.





                                                                                              Die Straße ist mit Bussen vollgequetscht, und ich verziehe mich Richtung Garten. Ich bin selbst Tourist, aber man muss nicht übertreiben.





                                                                                              Auf diesem Platz hat das erste Fußballspiel Portugals stattgefunden.





                                                                                              Eine Blüte liegt auf einer Mauer, und ich mache eine Vergänglichkeitsserie. Eines der Handyfotos werde ich später einstellen.





                                                                                              Schön, dass noch nicht überall alles automatisiert ist.





                                                                                              Warten auf Kundschaft.





                                                                                              Blütenmeer.





                                                                                              Vergänglichkeit.





                                                                                              Die Lichteinstrahlung ist ganz besonders.





                                                                                              Ich bummele zurück zum Bus, und da fällt mir ein, was der Busfahrer gesagt hat, und ich begreife, dass die Hauptsehenswürdigkeit hier die Korbflechterei ist. Also noch ein schneller Blick, fünf Minuten habe ich noch. Ich sage ja, ich bin noch nicht wach.





                                                                                              Natürlich muss ich jetzt ein paar Treppen runter, aber mit etwas Willen geht alles.





                                                                                              Ich habe mich nun warm fotografiert. Der Bus klettert eine der Straßen hoch, die ich schon kenne, hier sind wir zu Ribeiro Frio gefahren. Für eine Sekunde sehe ich im Wald einen Rennradler einen Waldweg entlang heizen. Es sieht aus, als ende der Weg im Nichts. Ein Fahrrad wäre jetzt schön.

                                                                                              Ein Wegweiser Richtung Pico Arieiro (1810m). Ich bin gespannt, was jetzt kommt. Dann werden wir von Dunst eingehüllt. Der Busfahrer erklärt. Hier oben haben früher Kühe gegrast und Schafe geweidet. Das ist nicht mehr erlaubt, es ist Naturschutzgebiet. Eine Grillstelle. Hier trifft man sich im Sommer und macht Espetada.








                                                                                              Der Nebel schwindet.








                                                                                              Die Hochebene wird von einer Schlucht abgelöst. Ich fotografiere wie wild. Fußgänger sind auf der engen Straße. Anscheinend ist irgendwo eine Bushaltestelle, aber vom Ziel weit entfernt.





                                                                                              Ein Nebelband webt sich über die Straße, und hüllt uns erneut in Nebel, dann sind wir über dem Nebel, und ich stürze aus dem Bus. Unglaublich. Wunderschön.





                                                                                              Es ist, als würden wir fliegen.


                                                                                              Ich stürme die Treppen zum Aussichtspunkt hinauf. Voll ist es. Ein touristischer Hotspot. Im Sommer wird hier die Hölle los sein, man sieht es an der Infrastruktur.








                                                                                              Links könnte der Pico do Gato sein. Dann sieht man den Pico das Torres und rechts neben der grauen, einem dünnen Zipfel vorgelagerten Platte ist der Pico do Ruivo. Der Aussichtspunkt am Gipfel mit dem Kreuz sieht etwas niedriger aus, eine Rundung zwischen Zacken.


                                                                                              Vorsichtig taste ich mich an die Brüstung heran. Schwindelfrei bin ich noch nicht. Und dann heißt es genießen.





                                                                                              Die kleine, in den Fels gekratzte, mundförmige Linie, die unten rechts über dem geschwungenen Felsabsatz zu sehen ist, besteht aus Treppen.





                                                                                              Ich würde es so gerne versuchen.





                                                                                              Das muss doch zu schaffen sein.





                                                                                              Die andere Seite nicht weniger spektakulär.

















                                                                                              Kein Leuchtturm.





                                                                                              Das auch nicht. Sondern den Fotos nach zu urteilen, der begehbare Gipfel des Pico Ruivo.








                                                                                              Immer mehr Menschen machen sich auf den Weg.





                                                                                              In der Mitte der Aussichtsplattform ist eine Erhebung aus Steinen. Junge Leute klettern hinauf und machen Selfies. Ich will es ihnen gleichtun, aber es geht nicht. Schwindelig. Sobald ich mich nähere, schwankt alles. Es sind nur ein paar Zentimeter, aber es gibt kein Geländer und das ist schon wieder ein Quentchen zuviel. Angst ist ein merkwürdiges Phänomen.





                                                                                              Sieht so nah aus.





                                                                                              Die Hochebene Paul da Serra mit den Windrädern.





                                                                                              Wanderung mit Baby.





                                                                                              An einer Stelle lichtet sich der Nebel.





                                                                                              Hier müsste man jetzt den ganzen Tag stehen bleiben können.








                                                                                              Am Abend frage ich den Bremer, ob er er gute Sicht hatte. Er bejaht. Ob er mir nicht Bilder vom Pico Ruivo zeigen könne. Ja, kann er. Wird er zwar dann nicht tun, weil wir uns nicht mehr sehen, aber er erzählt, dass er seine Wanderung mit einer Drohne gefilmt hat. Das sind die neuen Zeiten, denke ich.

                                                                                              Es geht die gleiche Straße zurück. Kurz hält der Fahrer: An einer sonnenabgewandten Wand ist das Wasser zu Eis gefroren. Es geht nun nach Ribeiro Frio. Die Sonne scheint und plötzlich sieht es hier ganz anders aus. So sommerlich.


                                                                                              Die Forellenbecken.





                                                                                              Man könnte jetzt vieles hier tun. Sich in die Sonne setzen, Souvenirs kaufen, Poncha trinken oder spazierengehen. Ich muss ausgerechnet den Ehrgeiz entwickeln, diesen kleinen ADHS Vogel zu fotografieren, der ständig herumzappeln muss, die Madeira Gebirgsstelze.








                                                                                              Dann sind es plötzlich zwei, die sich gegenseitig jagen und dann sind sie weg. Da unten sind wir damals gestartet.





                                                                                              Die Osterglocken blühen.





                                                                                              Wir fahren nun Richtung Santana, an dem Lokal der netten Tour „da Referta“ vorbei. Immer wieder werden wir auf Obst und Gemüse aufmerksam gemacht. Ratespiel: Was ist das?








                                                                                              Die Kartbahn, dann sind wir in Santana. Santana ist für seine Mikrohäuser berühmt, alte traditionelle Häuschen, die winzig sind und nur aus zwei Räumen bestehen. Viele wurden später erweitert und eine Küche und ein Bad eingebaut. In Gebrauch sind sie heute nur noch selten.





                                                                                              Stolz Madeiras.





                                                                                              Wieder habe ich Essen vorbestellt und der Degenfisch ist lecker. Die Gruppe am Tisch dagegen äußerst gewöhnungsbedürftig. Man könnte denken, es ist Comedyfolge, wenn es nicht so furchtbar echt wäre. Was ist bloß in unserem Land passiert. Wehmütig denke ich an die lustige Truppe der West-Tour zurück. Irgendwann reicht es mir, und ich gehe wortlos. So etwas mache ich selten. Immerhin werden mich ein paar Andere später anlächeln.





                                                                                              Ich trotte eine Nebenstraße hinunter und werde eingeladen, das Haus anzuschauen. Das Haus der Großeltern. Vorne ein kleiner Raum, dann das Schlafzimmer mit einem Bett, das ich auf 1.60 Länge schätze. Hinten, hinter der Tür, ist schon der Anbau mit kleinem Bad und Küche.





                                                                                              Einen kleinen Schnaps gibt es auch, und ich liefere eine Spende ab, davon lebt er ja. Bei einem gesetzlichen Mindestlohn von 570,00 Euro auf der Insel könnte das sogar klappen. Ca. 30 Euro pro Tag muss er verdienen, wenn er sich an Arbeitszeiten hält. Öffnet er jeden Tag, würden auch 20 Euro pro Tag reichen. Die Arbeits- und Urlaubszeiten von Arbeitnehmern sind auf Madeira mit unseren vergleichbar.





                                                                                              Der Garten ist voller Gartenzwerge, Nippes und Blumen.





                                                                                              Am Straßenrand sind Häuser zu verkaufen.





                                                                                              Ich gehe in die Kirche, sie ist voll und einen Moment denke ich, dass ein Gottesdienst beginnt. Dann sehe ich plötzlich Kränze und merke, ich bin in eine Beerdigung geraten. Ruhig schleiche ich mich wieder heraus und sehe erst jetzt vor der Tür den Leichenwagen. Das Foto werde ich in die Fotochallenge einstellen.

                                                                                              Eine deutsche Stimme erzählt etwas von „Hafen“ und ich laufe ins Tal, um den Hafen zu finden. Aber es ist zu wenig Zeit. Eine französische Jugendgruppe labert dummes Zeug.





                                                                                              Auf dem kleinen Wochenmarkt kaufe ich noch zwei riesige Avocados für wenig Geld. 3,60 Euro, ungefähr, für Avocados die gut zwei- bis dreifach so groß sind, wie bei uns.





                                                                                              Einen Tag später werde ich die Größenverhältnisse fotografieren. Der Kern der Avocados ist übrigens auch doppelt so groß. Selbst die Paprika sind auf Madeira riesig.





                                                                                              Es geht nun Richtung Porto da Cruz. Am Fuße des Adlerfelsen hat Landgewinnung stattgefunden. Der Berg ist abgerutscht und hat Madeiras Fläche vergrößert.





                                                                                              Die anderen besuchen die Zuckerrohrdestillerie und probieren Poncha.





                                                                                              Ich dagegen habe das Trailrunnerschild gesehen und laufe zur Promenade. Ich muss mich bewegen. Die Wellen rauschen.








                                                                                              Balanceakt.





                                                                                              Poff.








                                                                                              Schon schön hier.








                                                                                              Am Adlerfelsen erkenne ich mit dem Tele kleine Schafställe.





                                                                                              Nächster Halt ist nun Portela, wo ich nach der Ribeiro Frio Wanderung die Traumbilder gemacht habe. Ich verzichte, den Ausblick zu bewundern, den ersten Eindruck will ich nicht zerstören. Eine portugiesische Wandertruppe ist gerade angekommen, und sie haben die Stöcke aus Maiglöckchenbaum dabei. Wenn ich wüsste, wie man die in den Flieger bekommt, würde ich mir glatt einen mitnehmen.





                                                                                              Aus dem Bus heraus sieht man deutlich, wie die Autobahn die Insel prägt.





                                                                                              Wir fahren nun noch einen Aussichtspunkt an.





                                                                                              Der Flughafen.





                                                                                              Die Landebahn ist künstlich verlängert worden und steht auf dicken Stelzen aus Beton. 1977 war eine Boing 727 wegen Aquaplaning ins Meer gerast, 125 Menschen starben. Kurz darauf war eine Schweizer Maschine mit 56 Passagieren an Bord beim Landeanflug zu früh in den Sinkflug gegangen und 4 km vor dem Flughafen auf dem Atlantik aufgeschlagen, 36 Menschen starben. Die Länge der Piste wurde daraufhin erst um 200 Meter und schließlich um fast 1 Kilometer auf 2777 Meter verlängert. Derzeit ist geplant, sie noch weiter zu verlängern, damit auch größere Flugzeuge landen können. Bisher muss in Lissabon zwischengelandet werden. Dennoch bleibt der Anflug gefährlich, da Scherwinde die Landung erschweren. Piloten müssen eine besondere Ausbildung haben, um dort landen zu dürfen. Die Bilder habe ich von Sao Lourenco ausgemacht.











                                                                                              Über Canical geht es Richtung Sao Lourenco zu einer Luxusanlage mit weitgehend leerstehenden Gebäuden, die für solvente Käufer gedacht ist. Eine Geisterstadt. Hier war der Endpunkt der Bootstour von Sao Lourenco geplant. Ein Ehepaar verlässt nun den Bus, es wohnt in dem angeschlossenen Hotel.
                                                                                              Auch Santa Crux wird angefahren und gefällt mir ausnehmend gut. Ein weiterer Pluspunkt für die geführten Touren, man sieht unerwartet viel von der Insel. Auf diesen Straßen möchte ich nämlich nicht fahren. Eng, steil und der Verkehr teilweise chaotisch. Und an einigen Stellen erhöhte Schwindelgefahr. Nichts für mich.
                                                                                              Zuletzt geändert von Torres; 20.02.2017, 21:36.
                                                                                              Oha.
                                                                                              (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                • 12506
                                                                                                • Privat


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                                                                                                AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                                Du hast wohl Eindruck gemacht, wenn die gleich einen Pico nach dir benennen...

                                                                                                Danke fuers miterleben lassen.

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Fuchs
                                                                                                  • 27.07.2013
                                                                                                  • 1313
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                                  Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                                  Auf diesen Straßen möchte ich nämlich nicht fahren. Eng, steil und der Verkehr teilweise chaotisch. Und an einigen Stellen erhöhte Schwindelgefahr. Nichts für mich.
                                                                                                  z.B. im städt. Bus erhöht hinten sitzend auf der Abgrundseite von Funchal die R. Conde Carvalhal hinauf oder auf der alten Straße, die ins Nonnental führt bei einem Ausweichmanöver...

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Freak

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                                                                                                    • 16.08.2008
                                                                                                    • 31757
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    Rother-Tour 28, Levada „Caldeirão Verde“. Charakter: Anspruchsvoll, schöne Ausblicke. Schwierigkeit: Mittel. Länge: 13 km.

                                                                                                    Die Reiseleiterin hatte auf mein Nachfragen die Levadawanderung „Caldeirao Verde“ als problemlos machbar dargestellt. Die Aussage von M. steht dem entgegen, und im Nachhinein würde ich sagen, dass beide Recht haben.
                                                                                                    Ein bisschen aufgeregt bin ich schon. Schwindelfreiheit wird empfohlen. Ob wohl das Wetter hält? Ich eile dem Treffpunkt entgegen. Zwei selbstorganisierte Tage haben meinen Beinen gut getan. Sie fühlen sich weich und belastbar an. Meine Knie erlauben mir sogar, die ersten Treppen zu gehen.





                                                                                                    Die Wanderung führt durch den Naturpark Queimadas.





                                                                                                    Unser Ziel ist Caldeirao Verde, das Grüne Tal, man kann aber auch noch weiterlaufen ins Qualdeirao do Inferno, ins Höllental.

                                                                                                    Auch wenn nichts passiert ist, so wundert es mich, dass M. auf jegliche Sicherheitsanweisungen verzichtet. So bin ich es, die im Verlaufe der Wanderung eine Mitwanderin darauf hinweist, dass die Sicherungsseile lose sein können – an einer Stelle sind sie bereits ausgebrochen, sehen tückischerweise aber verlässlich aus – und man sich nicht mit dem Körpergewicht dagegen lehnen sollte. Auch von seiner Führung haben sie sich mehr versprochen, er läuft mehr oder weniger mit sich beschäftigt vor uns her. Immerhin ohne Smartphone, hier ist kaum Empfang.





                                                                                                    Ich hatte heute in einem Anfall von Blödheit meine Gamaschen nicht mitgenommen, war aber immerhin so klug, mir in dem oben schon erwähnten Einkaufszentrum, das zu dieser Tour wieder angesteuert wurde, eine Regenjacke zu kaufen. Die Verkäuferin hatte umgeräumt, aber ich fand die Jacken dennoch auf Anhieb, und sie schloss etwas erstaunt den Schrank auf. Die Jacke ist überteuerter Billigschrott, aber meine Rettung, denn sie lässt sich erheblich besser an- und ausziehen, als der Poncho, und sitzt perfekt.


                                                                                                    Das Wetter ist trüb.











                                                                                                    Der Weg wird eng.





                                                                                                    Weitblick





                                                                                                    Immerhin ist die Gruppe recht fotofreudig, so dass es nicht stört, wenn ich mal stehen bleibe.








                                                                                                    Trittsicherheit. Sieht einfacher aus, als es ist.











                                                                                                    Immer wieder unglaublich, wieviel hier wächst.














                                                                                                    Die Farne.





                                                                                                    Regen.











                                                                                                    Wieder rinnt Wasser von den Hängen in die Levada.





                                                                                                    Ein Weg an dem gegenüberliegenden Felsen?








                                                                                                    Unser Ziel?





                                                                                                    Abgrund.











                                                                                                    Kopf einziehen.











                                                                                                    Ein Schmuckstück. Wir müssen aber nicht durch.











                                                                                                    Könnte auch ein wenig schmerzhaft sein.








                                                                                                    Der erste Wasserfall ist nur der Appetitanreger. Die Wanderung geht jetzt richtig los.








                                                                                                    Unerwarteterweise kommt auch die Sonne heraus.








                                                                                                    Hier gibt es keine Sicherung mehr, sie wurde durch den Baum zerstört. Stört mich erstaunlicherweise nicht.








                                                                                                    Der Weg ist jetzt wieder eng, und ich beglückwünsche mich, die Regenjacke gekauft zu haben. Ein Ehepaar läuft mit zwei Stöcken, und ich muss lächeln – Anfängerprobleme. An so einer Stelle sind die Pfosten locker, man sollte sich also nicht auf sie verlassen.





                                                                                                    Blick zurück.





                                                                                                    Brombeeren darf man im Sommer hier übrigens pflücken. Sie sind nicht endemisch.





                                                                                                    Tunnel.





                                                                                                    Ich habe diesmal statt meiner kleinen Petzl, die den Vorteil hat, dass man sie nicht unbemerkt anstellen kann, eine BD mitgenommen. Der Lichtstrahl dankt es mir, einer der Tunnel ist erheblich länger und schwieriger als der Tunnel der 25 Fontas..

                                                                                                    Nun sammeln wir uns. Das wird unser Treffpunkt auf dem Rückweg sein.





                                                                                                    Von hier aus kann man auch andere Touren gehen.





                                                                                                    Eine Katze kommt aus dem Nichts. Vermutlich wurde sie ausgesetzt. M. kontrolliert die Lampen.





                                                                                                    Wieder Tunnel, und einer ist richtig lang und richtig übel. M. Stockfinster. Man muss sehr genau auf der linken Seite an der Levadawand entlang gehen. Es ist feucht, voller Pfützen, die vorsichtig ausbalanciert werden wollen. Und den Kopf einziehen. Allein für diese Hinweise gehe ich gerne mit einem Guide. Neben den Steinen ist dicker, tiefer Schmodder, wie ich mit dem Trekkingstock feststellen kann. Eine Frau tritt hinein und wird bis zur Wade nass. Sie lacht und tut unbekümmert. Bei den doch eher kühlen Temperaturen ist das aber nicht so ganz ohne. Fotos aus dem Inneren des Tunnels folgen später.





                                                                                                    Geschafft.








                                                                                                    Der Weg wird nun voller.





                                                                                                    Treppen. Aber nicht viele.











                                                                                                    An der Küste scheint dagegen die Sonne, man sieht sie am Horizont blitzen. Ein paar junge Leute überholen uns, den Säugling in einer Kraxe auf den Rücken geschnallt, der Kopf des Babys thront über dem des Vaters. Einige Mitwanderinnen werden darüber später diskutieren. Bei den niedrigen Tunneln, den tiefen Ästen und dem schwierigen, hält das nicht jeder für eine gute Idee.

                                                                                                    Noch ein Tunnel.





                                                                                                    Von den Bildern könnte mir glatt schwindlich werden.











                                                                                                    Auf schmaler Kante geht es jetzt weiter und weiter. Immer wieder bleibe ich mit der neuerstandenen Regenjacke an den Pfosten der Seilsicherung hängen, und ein paar Male denke ich, sie reißt gleich, aber sie hält sich wacker.





                                                                                                    Und dann sind wir plötzlich am Ziel. Man erkennt es dadurch, dass Menschen ihr Pausenbrot essen. Und man hört den Wasserfall.





                                                                                                    Aber um ihn richtig sehen zu können, muss man erst ein wenig über Felsblöcke und lose Steine turnen. Die schwierigen Stellen fotografiere ich natürlich nicht.








                                                                                                    Und da ist das Ziel. Kamera.





                                                                                                    Handy.








                                                                                                    Und wieder zurück, damit auch andere fotografieren können.





                                                                                                    Ich glaube, es ist sogar Handyempfang hier, und auch ich komme nicht umhin, sofort das Bild zu versenden. J. kommt mit einer Gruppe Franzosen, und ich grüße ihn erfreut.

                                                                                                    Ich esse schnell eine Kleinigkeit, dann brechen die ersten der Gruppe zum Treffpunkt auf. J. begrüßt mich mit Handschlag. Schade, ich hätte mit ihm gerne noch eine Tour gemacht. Dadurch bin ich aber plötzlich auf dem letzten Platz. Auch gut, dann habe ich genug Zeit, zu fotografieren.




















                                                                                                    Ob das auf der anderen Seite der Weg zum Inferno ist?





                                                                                                    Wie hat man die Levadas und die Wege nur aus dem Felsen gekloppt.








                                                                                                    Der kleine Tunnel.





                                                                                                    Etwas irritierend die Platten.





                                                                                                    Überall tropft das Wasser.














                                                                                                    Sonne.











                                                                                                    Der lange Tunnel. Links sieht man die Schmodderrinne. Man muss sich eng an die Levadamauer halten und den Kopf einziehen.





                                                                                                    Eine Aussichtsplattform im Tunnel.








                                                                                                    Das Ende naht.








                                                                                                    Kleiner Tunnel.





                                                                                                    Fast wäre ich am Treffpunkt vorbeigelaufen. Dort blinzelt die Sonne durch die Bäume. Ich greife nach meinem Brot, aber M. war kurz hinter mir, und so ist leider keine Zeit für eine Pause. Wir laufen zügig weiter.





                                                                                                    Wie anders es hier mit Sonne aussieht.





                                                                                                    Der erste Wasserfall.





                                                                                                    Ballett. Auch ich bin da nicht anders vorbei.





                                                                                                    Eine Familie mit kleinem Kind taucht auf und die Frau fragt auf englisch, wie weit es noch ist. Ich tippe auf Polen. 6 Kilometer, sage ich, sehr eng und zwei dunkle Tunnel. Als ich nachrechne, sind es sind wohl nur 4 Kilometer. Aber da nun der komplizierte Teil erst beginnt, dürfte es für diese langsame Gruppe und bei dem zu erwartenden Gegenverkehr verdammt weit sein. Ich hoffe, sie überlegen sich das noch einmal. Der kleine Wasserfall ist auch schön.











                                                                                                    In der Ferne scheint wieder die Sonne. An der Südküste wird es warm sein.





                                                                                                    Als ich in den Bus steige, fröstele ich jedoch. Auch wenn man sich bewegt, so kühlt man doch schleichend aus. Mein Navi zeigt eine Strecke von 15 Kilometern. Möglicherweise hat es fiktive Bewegungen aufgezeichnet, überprüft habe ich die Tracks bisher nicht.

                                                                                                    In Santana machen wir Rast, und ich traue meine Augen kaum, als ich B. auf das Lokal zuschlendern sehe, die gerade von ihrer zweiten Pico Ruivo Tour zurückkommt. Madeira ist auch nur ein Dorf. Leider brechen wir gerade auf. Die heutige Tour war schön, und ich frage mich, ob die Halbtageswanderung, die ich übermorgen machen will, da mithalten kann.


                                                                                                    Fazit:
                                                                                                    Die Levada „Caldeirao Verde“ hat mir sehr gut gefallen. Die Wanderung war abenteuerlich und herausfordernd mit schöner Vegetation und tollen Ausblicken. Ein echter Höhepunkt. Dass es den gleichen Weg wieder zurückging, hat mich nicht gestört. Ob ich die Tour jedoch am Anfang hätte machen wollen, bin ich mir nicht sicher. Mittlerweile war ich den Blick in den Abgrund gewohnt, bei einer ersten Wanderung hätte ich vielleicht Probleme gekriegt. Zudem erfordert die Tour Trittsicherheit, wenn es über die Steine geht. Insofern ist die Wanderung aus meiner Perspektive heraus im Vergleich gesehen etwas schwerer als mittel.
                                                                                                    Zuletzt geändert von Torres; 22.02.2017, 20:40.
                                                                                                    Oha.
                                                                                                    (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      • 31757
                                                                                                      • Privat


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                                                                                                      AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                                      Urban Outdoor. West-Tour by bus.


                                                                                                      Eigentlich sollte hier nun ein Bericht der Lavagrottenwanderung stehen. Ich hatte mich sehr darauf gefreut, etwas über die Gesteinsgeschichte der Insel zu erfahren und in den Grotten herumzulaufen. Leider fiel die Besichtigung aus. Die Erkältung, die mich in den nächsten zwei Wochen beschäftigen wird und sich in der Nacht mit beginnendem Halsweh ankündigte, hatte anscheinend die deutschsprachigen Gäste außer Gefecht gesetzt. Die Nachricht von der Absage erreichte mich aber nicht, wie üblich, am Nachmittag zuvor, so dass ich keine anderen Anbieter anfragen konnte oder eine englische Tour buchen konnte, die nämlich zustande kam. Vielmehr wurde ich – nachdem ich eine Viertstunde auf den Bus gewartet hatte und zum Telefon gegriffen hatte – von der Reisebegleiterin aufgesammelt, nach Câmara de Lobos gefahren und in den wartenden Bus der West-Tour verfrachtet, wo ich als Entschädigung kostenlos mitfahren durfte. Warum ich das erzähle?

                                                                                                      Weil ich natürlich die Gelegenheit genutzt habe, noch einmal zum Aussichtspunkt des Cabo Girao zu laufen. Und?

                                                                                                      Jawoll. Ich habe das Foto gemacht. Okay, als dann unbedingt ein Deutscher auf der Plattform herumspringen musste, um zu prüfen, ob sie deutschen Sicherheitsbestimmungen entspricht, wurde mir kurz noch einmal flau. Aber das Foto von der Brüstung herunter, habe ich selbst gemacht. Hier ist der Beweis:








                                                                                                      Hah, war ich stolz. Natürlich wäre ich lieber die Levada gelaufen, die dort hinführt, ich hatte es für den letzten Tag noch fest vor, aber das hat die Erkältung leider zunichte gemacht.





                                                                                                      In Ribeira Brava gehe ich erst einmal auf die Suche nach einer Apotheke. Der Vorteil einer beginnenden Erkältung ist bei mir ein unstillbarer Bewegungsdrang. So verzichte ich auf jegliche Form der Besichtigung und streife herum. In der Apotheke steht die Polizei hinter, man plaudert, und ich bekomme die schmerzlindernden Lutschtabletten. Am Strand bemühe ich mich um alles, was fliegt. Thema der Fotochallenge. So richtig wird das aber nichts.





                                                                                                      Bus oben, Bus unten.





                                                                                                      Wir fahren diesmal weiter an der Küste entlang, durch viele hübsche Dörfer, die Meisten sind nicht mehr bewohnt. Es sind die Nachbarn, die den Eindruck aufrecht erhalten, hier wäre Leben. Viele Bewohner sind längst fort und kommen nicht zurück. Die Hochebene liegt, wie so häufig, in fettem Nebel, nur einmal gelingt ein Blick.





                                                                                                      In Porto Moniz verzichte ich auf den Degenfisch, um mir endlich die Wellen anzuschauen. Ich werde nicht enttäuscht. Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich mich stundenlang mit dem Fotografieren von Wellen beschäftigen könnte?





                                                                                                      Der Turm auf dem Felsen.








                                                                                                      Es dauert gefühlt eine halbe Stunde, bis ich auf die Idee komme, die Perspektive zu wechseln.











                                                                                                      Es sind recht viele Touristen unterwegs, die sich auf die Terrassen der Restaurants setzen. Ich bekomme einen unstillbaren Hunger auf eine Tüte Pommes mit Ketchup, aber eine Frittenbuden-Kultur gibt es hier nicht. Man setzt sich in ein Restaurant, wenn man essen möchte. Auf Sitzen habe ich keine Lust, und so knabbere ich mein selbstgeschmiertes, recht trockenes Brot.





                                                                                                      Blick auf das Schwimmbad.





                                                                                                      Anscheinend ist hier das Aquarium.





                                                                                                      Etwas weiter ungeahnte Ausblicke. Von der Straße aus hatte ich die Felsen schon gesehen, aber das hier gefällt.





                                                                                                      Ein Mann fotografiert vom Hubschrauberlandplatz aus, und ich beschließe, es ihm gleich zu tun.





                                                                                                      Wow.











                                                                                                      Ich laufe hinter dem Museum herum. Ein kleiner Löwenzahn auf einem Felsen.














                                                                                                      Ein Regenschauer ergießt sich, der aber schnell vorbei ist.





                                                                                                      Ich suche den kleinen Supermarkt, um mich mit frischem Brot einzudecken. Der hier hat geschlossen.





                                                                                                      Ein perfektes Exemplar. Ich spiele ein wenig mit meiner Kamera herum. Irgendein Kitschmodus. Kommt aber gut.





                                                                                                      Prompt wende ich mich wieder den Wellen zu. Leider wirkt der Kitschmodus hier nicht.





                                                                                                      Am besten gleich Schwarz-Weiß-Dramatisch.





                                                                                                      Wehmütig schaue ich aus dem Fenster, als wir an den Lavagrotten vorbeifahren. Auf dem Encumeada Pass ein natürliches Spiel der Farben.








                                                                                                      Zurück im Hotel sage ich meine Levadawanderung für den nächsten Tag ab. Mein Kreislauf spinnt und mir geht es richtig mies. Aber eine Wanderung steht noch aus, dessen bin ich mir bewusst. Jede Reise braucht einen Abschluss.
                                                                                                      Oha.
                                                                                                      (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Lebt im Forum
                                                                                                        • 18.01.2008
                                                                                                        • 5175
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                                        Hallo Torres

                                                                                                        Danke für`s kurzweilige weiterschreiben.

                                                                                                        Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                                        ...Stolz Madeiras......
                                                                                                        Die Königsprotea stammt aber aus Südamerika / Südafrika.
                                                                                                        Es ist die Nationalblume von Südafrika.

                                                                                                        Gruß Peter
                                                                                                        Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
                                                                                                        Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          • 642
                                                                                                          • Privat


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                                                                                                          AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                                          Sehr fein (bis auf den Kreislauf).
                                                                                                          Zur bisherigen Empfindung erdiger Gerüche gesellt sich jetzt noch die einer ordentlichen Portion Seeluft.
                                                                                                          Es ist wie Urlaub, Deinen Berichten zu folgen!

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Freak

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                                                                                                            • 16.08.2008
                                                                                                            • 31757
                                                                                                            • Privat


                                                                                                            #54
                                                                                                            AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                                            Zitat von peter-hoehle Beitrag anzeigen
                                                                                                            Hallo Torres

                                                                                                            Danke für`s kurzweilige weiterschreiben.


                                                                                                            Die Königsprotea stammt aber aus Südamerika / Südafrika.
                                                                                                            Es ist die Nationalblume von Südafrika.

                                                                                                            Gruß Peter
                                                                                                            Ja, ist unglücklich formuliert, Stolz Madeiras ist eine andere Pflanze, da komme ich noch zu. Hätte ich wohl anders formulieren sollen: Auf diese Blume sind die Gärtner Madeiras besonders stolz (Aussage des Guides). Aber der Stolz Madeiras ist etwas anderes.

                                                                                                            Es ist wie Urlaub, Deinen Berichten zu folgen!
                                                                                                            Danke! Das freut mich.
                                                                                                            Oha.
                                                                                                            (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Erfahren
                                                                                                              • 15.04.2015
                                                                                                              • 108
                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                                              Danke Torres für deine schönen Schilderungen.

                                                                                                              Darf ich ein paar Ergänzungen nachtragen?

                                                                                                              Bei meinem ersten Besuch auf Madeira 2008 hatte ich das zweifelhafte Glück, eine Wandertour gebucht zu haben, die dann einfach nicht stattfand. Seit ich mit Christa (und inzwischen ihren Kindern) unterwegs bin, ist mir das nie wieder passiert. Wenn das eingeplante Ziel wegen schlechten Wetters nicht funktioniert, wird die Tagesplanung einfach geändert, aber es gibt auf jeden Fall eine Tour. Auf dem Hin- und Rückweg werden gleich noch ein paar Sehenswürdigkeiten abgeklappert, so dass man nach einer Woche Wandern mit Christa meist auch die ganze Insel irgendwie gesehen hat. Und obwohl ich nun schon oft da war und mich gut auskenne, bin ich doch immer noch am liebsten mit dem Christa-Team unterwegs: Ich muss mir keine Gedanken über An- und Abfahrt, Wetter, Wegeführung, gesperrte Strecken etc. machen, es sind immer nette Leute mit dabei und es herrscht eine unangestrengte Herzlichkeit. Und die schlimmsten Touri-Hotspots werden zu Tages-/Jahreszeiten angesteuert, wo es nicht ganz so voll ist, ganz früh aufs Cabo Giraou, spätnachmittags zu den 25 Quellen.

                                                                                                              Sonntags gibt es übrigens einen Hopp-On-Hopp-Off-Bus, der die östlichen Touri-Highlights abklappert (Camacha, Santo da Serra mit dem riesigen Einheimischen-Markt, Santana etc.) für 25 Euro pro Nase. Ab drei Leuten lohnt sich dann aber auch ein Auto. Dann darf eben einer keine Poncha auf dem Markt trinken.
                                                                                                              Liebe Grüße
                                                                                                              von der Bielefelderin

                                                                                                              _______________________________________________________________________
                                                                                                              Der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Freak

                                                                                                                Liebt das Forum
                                                                                                                • 16.08.2008
                                                                                                                • 31757
                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                                                Ich war mir meiner Agentur auch sehr zufrieden, nur die Kommunikation mit der Reiseleiterin hakte eben mal, aber irgendwie hat sie es immer hinbekommen. Wir waren auf den Wandertouren auch oft die erste Gruppe und die Absage - ach ja - so ist das Leben. Ich bin da ziemlich pragmatisch, dafür habe ich eben Porto Moniz mit neuen Augen gesehen und das sogar kostenlos. Ich fand das spannend, beim zweiten Anlauf sieht man viele neue Details.
                                                                                                                Hopp-On-Hoff-Off Busse sind nicht so mein Ding, ich fahre gerne mit einer festen Gruppe. Die Stadtrundfahrten (gab es dazu) fand ich übrigens grottig, ich bin nicht einmal ausgestiegen, da gehe ich lieber zu Fuß. Wäre ich länger geblieben, hätte ich sicherlich mehr alleine gemacht, langsam kenne ich mich ja aus.
                                                                                                                Oha.
                                                                                                                (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Liebt das Forum
                                                                                                                  • 16.08.2008
                                                                                                                  • 31757
                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                  AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                                                  Abschied.


                                                                                                                  Rother-Tour 1, Teilstrecke Funchal – Camara de Lobos. Charakter Strandspaziergang. Schwierigkeit: Leicht. Geschätzt 3 km.


                                                                                                                  Meine Erkältung ist kaum besser. Ein schwerer Infekt sorgt für Hustenanfälle, Abgeschlagenheit und Kopfweh (wegen der starken Hustenanfälle). Lange stehe ich auf der Terrasse des Hotels, und dann gebe ich mir den Ruck. Jeden Tag habe ich zweimal auf den Strand geblickt. Es wird Zeit, ihn zu begehen. Morgen geht es zurück. Der Startpunkt.





                                                                                                                  Gestern hatte ich einem englischen Paar, das gerade die Straße hochgekeucht war und mich an der Bushaltestelle fragte, ob es an der Straße nach Camara de Lobos ginge, erklärt, der Weg führe am Ende der Promenade die Treppen hinunter und durch das Restaurant hindurch. So stand es im Rother. „Nein, nein. Da geht es nicht weiter.“ „Doch, da geht es weiter, es sieht so aus, als ginge es nicht weiter, aber es geht weiter.“ „Es kamen uns ständig Leute entgegen, da geht es nicht weiter.“ Schließlich hatte ich sie einfach zur Rezeption meines Hotels geschickt, und als sie wiederkamen, bedankten sie sich, ja, ich hätte Recht. Nun bin ich selbst an der Stelle. Im Sommer ein Schwimmbad.





                                                                                                                  Mein Hotel. Oben, natürlich.











                                                                                                                  Im Winter geschlossen.








                                                                                                                  Steht mein Hotel auf diesem Felsen? Sieht nicht vertrauenserweckend aus. Wie gut, dass es nicht bis zur Abbruchkante reicht.





                                                                                                                  Sightseeing.





                                                                                                                  Es weht ein rauer Wind. Zudem fängt es an zu nieseln.





                                                                                                                  Da muss man sich schon mal unterstellen.





                                                                                                                  Wasserregenbogen. Ich brauche leider etwas zu lange, um die Kamera herauszuziehen, Sekunden früher war der Regenbogen deutlicher.





                                                                                                                  Tach.








                                                                                                                  Krawumm.





                                                                                                                  In hoher Lautstärke donnern die Wellen an den Felsen. Im Tunnel hört man sie auch. Mir wird ein wenig mulmig. Nichts für Ängstliche.





                                                                                                                  Blick in eine Bucht.





                                                                                                                  Mit den harmlosen Wellen am flachen Ufer hat dieses Wasser nichts zu tun.





                                                                                                                  Der Weg in die Freiheit.








                                                                                                                  Eine ganze Familie.








                                                                                                                  Noch ein Regenbogen.





                                                                                                                  Ich treffe Bekannte, mit denen ich gewandert war und erfahre, dass bei deren Tour das Boot ab Sao Lorenco gefahren ist. Die Levada zum Cabo Girao ist gut begehbar, die sind sie gestern gelaufen. Eine Woche länger Urlaub müsste man haben. Unfassbar, dass ich es hier so lange ausgehalten habe und mich jetzt erst richtig eingelebt habe. Normalerweise bleibe ich doch ungern länger als 5 Tage an einem Ort. Jetzt habe ich das Gefühl, als käme ich langsam an.











                                                                                                                  Blick zurück.





                                                                                                                  Ein Holzsteg erleichtert den Weg über die groben Steine.





                                                                                                                  Wellen. Nordseegefühle. Der Lavasand tiefschwarz.





                                                                                                                  Bohlenweg. Nicht ganz ungefährlich. An einigen Stellen ist das Holz gebrochen.





                                                                                                                  Am Ende wird der Weg auf Asphalt und über ein Stück Straße geführt. Ich entscheide mich für die Steine, M. aus Timmendorf hatte mir von dem offiziellen Weg abgeraten. Trittsicherheitsübung. Dafür aber fast alleine.











                                                                                                                  Ich laufe an einem Steinesammler vorbei, dann beginnt eine Promenade. Sommerfreuden.





                                                                                                                  Wochenende.





                                                                                                                  Wie es hier wohl im Sommer ist?








                                                                                                                  Überall Wasser.





                                                                                                                  Blauer Himmel.





                                                                                                                  Das Hotelvierte von Funchal. Eines der hohen Hotels gehört einer Familie aus Madeira, die eine Kette begründet hat. Das Hotel, in dem ich war, ist der Flachbau vorne links. Das lange Rechteck in der Mitte des Bildes ist die Begrenzung der Terrasse.





                                                                                                                  Idylle.





                                                                                                                  Kaum glauben sie sich unbeobachtet, gucken erst die Köpfe zwischen den Steinen hervor, bevor sie die Mauer hinunterhuschen.





                                                                                                                  Ich laufe zur Insel. Treppen. Egal. Es ist der letzte Tag. Am Flughafen gibt es Rolltreppen.





                                                                                                                  Oben.








                                                                                                                  Eine Frau sitzt auf den Steinen und liest. Es wird voller, und ich steige vorsichtig ab. Ein junges Mädchen schaut mich mitleidig an. Ein Mann spielt glücklich mit seinem Kind und baut ein Steinmännchen. Seine Frau trägt Kopftuch. Mich ärgert, dass es mir überhaupt auffällt. Ob es Einheimische sind? Oder Engländer? Ich traue mich nicht, zu fragen.





                                                                                                                  Gleich darauf bindet ein Schmetterling meine Aufmerksamkeit. Er flattert wild umher, hüpft von Blüte zu Blüte und setzt sich nicht nieder. Dann erwische ich ihn doch, leider unscharf.





                                                                                                                  Die Vögel bleiben dagegen ruhig.








                                                                                                                  Dieser Vogel ist schneeweiß. Ich hoffe inständig, dass er endlich aufwacht, aber er tut mir den Gefallen nicht.
















                                                                                                                  Blick auf eine Bausünde – eines der wenigen Hotels, in denen alle Zimmer Meerblick haben – es ist ausgebucht.





                                                                                                                  Schnell vorbei.








                                                                                                                  Prächtiger Natternkopf oder sogar der „Stolz von Madeira“, der Madeira-Natternkopf? Ich bin mir unsicher, der Stolz von Madeira wächst laut Bestimmungsbuch landschaftlich viel höher und die Blüte im Tropischen Garten sah voller aus. Allerdings findet er sich auch in Heidelandschaften und die Farbe stimmt.











                                                                                                                  Das Land der Treppen. Allerdings wirkt das Gelände ziemlich verfallen.





                                                                                                                  Nun wird es technisch.





                                                                                                                  Baustoffhandel.





                                                                                                                  Ich gehe auf die grünen Häuser zu, zu denen ich von der Terrasse aus oft geblickt habe. Ärmlich sehen sie aus. Der Wind treibt den Duft von Pflanzen in meine Nase, es riecht nach Sonne, nach Blumen und nach Unbeschwertheit.





                                                                                                                  Und plötzlich, ich kann gar nichts dagegen tun, läuft in meinem Kopf ein Film ab und die längst verblassten Erinnerungen an Portugal sind wieder da. „Ich wollte nicht arm sein“, das ist das Erste, was mir einfällt, und die Erkenntnis sticht mir ins Herz. Ich wollte nicht mehr arm sein. Und als ich weitergehe, sehe ich alles wieder vor mir, als wäre es gestern, Fotos habe ich damals nicht gemacht, es war nicht wichtig.








                                                                                                                  Die schlichte Lehmhütte, in der wir gewohnt haben. Zum Ausbessern holte man sich Lehm vom Feld. Mit weißem Kalk verschönt. Fenster oder Türen hatten wir nicht, es reichten Decken. Der Brunnen, das Wasser kostbar, der Ort wäre sonst unbewohnbar. Die Kochstelle, ein Holzfeuer, rauchig und dunkel. Im Steinofen das Brot. Der Bäcker will es am Strand verkaufen. Weintrauben. Oliven. Gemüse vom Markt. Noch reicht das Geld aus Deutschland. Eine Toilette haben wir nicht. Zurück zu einem Leben in der Natur, frei von Zwängen und von Konsum. Armut als Vision.





                                                                                                                  Der Stolz des Portugiesen, der uns in sein neues Haus führt. „Deutschland, gutes Land! Gutes Geld! Wir haben jetzt zwei Stockwerke und Elektrizität.“ Er betätigt als Beweis mehrmals den Lichtschalter und strahlt. Wir nicken höflich und schweigen. Seine Frau schaut still, sie versteht die Sprache nicht. „Wieso wohnt ihr freiwillig in unserem alten Haus?“ Er lacht, schüttelt den Kopf und versteht es nicht. „Das Lehmhaus hat doch kein Wasser und keine Elektrizität. Wer will schon so leben, so wie wir früher!“ Er lacht und schüttelt wieder den Kopf. Was sollen wir sagen? Wir suchen das wahre Leben, ohne Luxus und Strom? Der Überdruss einer reichen Generation?





                                                                                                                  Der Bauernhof. Die Frau voll Sorge, der Mann nachdenklich und still. Den Hof in Bayern teuer verkauft, der Sonne und dem naturnahen Leben entgegen, ohne Bürokratie und Druck. Sie reden von Plänen, doch ich glaube ihnen nicht, und sie sich auch nicht. Der Boden ist schlecht, und sie sind nur Fremde. Aussteiger aus Deutschland arbeiten für Hungerlöhne auf dem Feld. Auf dem Rückweg Eukalyptuswälder. Sie duften betörend und saugen das kostbare Wasser aus dem Boden. Korkeichen am Wege, sie sind krank. Ein paar Halme auf den steinigen Böden.





                                                                                                                  Hinter Lagos. War es Sagres? Es kann nur Sagres sein. Ein Fischerdorf, die Häuser weiß getüncht. So still. Als wäre die Welt vergessen. Ein paar englische Touristen am Strand, nicht viele. Ein Appartementhaus, in portugiesischem Stil, nicht groß, ganz neu. Die meisten Zimmer sind leer. Der Niederländer, ein Bekannter, reibt sich die Hände. Noch hat er Schulden, aber mit den Appartements hat er ausgesorgt, da ist es sich sicher. „Vermietung, das wird bald das große Geschäft. Die portugiesischen Fischer können das nicht. Die denken immer noch, Geld verdient man mit Fischen.“ Ein netter Typ, sympathisch. aber auf der falschen Seite. Am Wasser liegen die Boote. Heiter und friedlich. Drei Engländerinnen laufen die schmale Straße hinauf. Ein kleiner Laden bietet Keramik an. Friedlich ist es hier. Als wäre die Zeit stehen geblieben. Hier sollte man bleiben. Hier könnte man sterben. Nur ungern reiße ich mich los. Vielleicht hat der Niederländer Recht. Die Zeit geht weiter, man kann sie nicht anhalten. Macht er es nicht, macht es ein anderer.














                                                                                                                  Der junge Großgrundbesitzer. Freundlich, aber geschäftstüchtig. Für ihn sind wir Touristen, und das nutzt er aus. Ein Teil der Ernte verschwindet. Der alte Großgrundbesitzer auf seinem Maultier. Lautlos dem Nebel entstiegen, reitet er in der Nacht an mir vorbei. Ich erschrecke mich zu Tode. In der Woche laufen die Frauen drei Stunden zum Markt in der Stadt, um Feldfrüchte zu kaufen oder zu verkaufen. Das einzige Auto der Gegend haben wir. Sie winken uns zu, als wir sie überholen. Sie sehen älter aus, als wir, aber sind sie es auch? In den Bars nur Männer. Frauen sieht man nicht im Ort. Der Blick des alten Mannes, als wir in einem kleinen Laden einkaufen gehen. Wir kaufen viel und finden es preiswert. Ob das wohl ein Monatslohn war? Als wir gehen, schäme ich mich. Albufeira. Der Strand. So einsam und leer. Der Wind weht heiß herüber, er duftet verheißungsvoll, hinter dem Wasser liegt Afrika. Ein paar Deutsche mit Gitarre betteln an der Straße um Geld, bald wird die Polizei sie wegjagen. Der Markt in Silves, das Obst leuchtet in der Sonne. Die Bauern sehnig von der harten Arbeit, die meisten haben schlechte Zähne. Ein Jeep verirrt sich zu unseren Hütten, junge Leute, Touristen, reich, laut. Es ist eine Sackgasse und ihr Lachen erstirbt. Wir schauen sie schweigend an, und kleinlaut drehen sie um. Sie wissen nicht, dass wir sie verstehen. Jahre später wird eine ähnliche Situation zum Werbespot, und ich muss lachen. Die Werkstatt repariert den Kühlergrill von Hand für 20 Mark. Drei Tage dauert das, ein Neuteil ist viel zu teuer, da gibt es keine Diskussion. Ihr müsst warten. Die Uhren gingen langsam damals, so langsam.














                                                                                                                  Ein letzter Blick.





                                                                                                                  Ich bin nun an der Straße. Es herrscht Verkehr. Als nächstes benötige ich eine Apotheke, aber die dürfte weiter im Zentrum sein. Ich will jetzt aber nicht suchen, die Erkältung macht mich schlapp. Ein dunkles Lokal oder eine Bäckerei, vielleicht beides. Eine Frau eilt an mir vorbei. Männer stehen an der Straße und reden, eine Frau wirft ihnen ein paar Sätze zu und sie lachen. Eine füllige Frau keucht in Bluse und Rock mühsam die Straße hinauf, die Schuhe abgetreten und schief. Am Hang die Bushaltestelle, Touristen in hellen Kleidern drängeln sich auf dem schmalen Streifen, sie wirken trotz fortgeschrittenen Alters lebenslustig und wach, ihre Kleidung zeigt Wohlstand. Ich atme noch einmal tief durch und blicke zum Hafen. Dann gehe ich den Schritt voran in meine Welt. Und reihe mich in die Reihe der Wohlhabenden ein. Ich war damals nicht geblieben. Und nie zurückgekehrt. Ich wollte nicht mehr arm sein. Und habe weiterstudiert.


                                                                                                                  Die Busfahrt mit dem S.A.M. Bus ist ein Erlebnis. Die Sitze weich und federnd. Das erste Mal stoßen sich meine Knie nicht am Vordersitz, die anderen Busse sind so eng. Wann der Bus wohl gebaut wurde? Ich steige eine Station zu früh aus, ich will noch ein Foto von der Skulptur machen.
                                                                                                                  Das Denkmal des Gefallenen Engels, gewidmet den Arbeitern Madeiras, die beim Aufbau und der Bewirtschaftung der Insel ihr Leben ließen.





                                                                                                                  Ein paar Meter weiter erspähe ich eine weitere Apotheke. Die Apothekerin ist nett und freut sich, als ich ihr das Medikament sage, da braucht sie nicht lange zu raten. Ich kaufe noch ein kleines Brot für morgen an einer kleinen Bar, der junge Mann und ich sprechen ein völlig vergurktes Englisch - ich bin kränker, als ich dachte - und verstehen uns trotzdem, wir lachen. Ich nehme mir vor, das nächste Mal nicht in den Supermarkt zu gehen, sondern kleine Läden zu suchen. Ich schlucke die erste Tablette und beginne zu packen. Die geliehenen Bücher müssen in die Bibliothek zurück, und ich mache noch ein Foto vom Dach aus. Für eine Ruhepause ist es zu windig.





                                                                                                                  Morgen bin ich nicht mehr hier. Der Blick auf das Meer wird mir fehlen.











                                                                                                                  Als am Morgen die Sonne aufgeht, graut mir vor der Kälte in der Heimat. B. hatte bereits geschrieben, ich solle bloß dableiben. Und eine Grippeepidemie gäbe es auch.





                                                                                                                  Es wird ein schöner Tag werden. Ohne mich.








                                                                                                                  Aus der Luft sieht man die Autos der Wanderer parken, die auf Sao Lourenco wandern wollen.





                                                                                                                  Ein letzter Blick durch den Nebel.





                                                                                                                  Das Schlimme ist dann aber doch nicht die Kälte. Das Schlimme ist das Fehlen der Blumen.
                                                                                                                  Oha.
                                                                                                                  (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Liebt das Forum
                                                                                                                    • 16.08.2008
                                                                                                                    • 31757
                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                    #58
                                                                                                                    AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                                                    Auch wenn der Reisebericht bereits zu Ende ist, möchte ich nun doch noch ein paar weitere Eindrücke hinzufügen. Charakter: Urban.


                                                                                                                    Monte und der Tropische Garten


                                                                                                                    Der Bus 48 bringt mich über verwinkelte Straßen nach Monte. Monte liegt oberhalb von Funchal und gehört zu den beliebtesten Touristenattraktionen, zumal die Seilbahn vom Hafen aus nach Monte fährt. Daher hatte ich geplant, Monte zu besuchen, wenn keine Kreuzfahrtschiffe vor Anker liegen. Der Plan klappt aber nicht. Egal. Zur Kirche geht es am Rande des Platzes steil nach oben.






                                                                                                                    Monte.





                                                                                                                    Es ist Montag der zweiten Woche und mir tun von den Wanderungen noch die Beine weh. In der letzten Woche wäre der Ansteig ein Klacks gewesen, wie ich nachträglich feststellen muss.





                                                                                                                    Die Kirche Nossa Senhora do Monte. Das Ziel der Ausflüge. Ein Bild ohne Menschen ist nicht möglich.





                                                                                                                    In der Kirche drängeln sich die Touristen, viele fotografieren ohne Rücksicht auf andere aus der ersten Reihe und mit Blitz. Es scheint, als wäre man nur hier, weil man eben hier zu sein hat (steht ja im Reiseführer). Das Staunen scheint ihnen abhanden gekommen zu sein, es gilt nur das Bild als Beweis der Anwesenheit. Rein, Foto, raus. Ruhe ist nicht möglich, und so flüchte ich gegen meine sonstige Gewohnheit, in Kirchen zu verweilen, nach draußen. An der Seite geht es auf die Aussichtsplattform. Die Treppen kommen mir endlos vor.





                                                                                                                    Oben schwankt mal wieder der Boden.





                                                                                                                    Nur mühsam gelingt es mir, an das Geländer zu kommen und ein Foto des Geschehens unten zu machen. Die Skulptur stellt den letzten Kaiser Österreichs, Kaiser Karl I. von Habsburg-Lothringen, dar, der 1922 in Monte, Funchal gestorben ist und in der soeben besichtigten Kirche begraben ist.





                                                                                                                    Zitter. Jedes Foto ist in dieser Woche noch eine Überwindung.








                                                                                                                    Die berühmten Schlitten, mit denen man ins Tal fahren kann.





                                                                                                                    San Martinho. Die Kirche sehe ich vom Hotel aus, und ich mag ihre schlichte Schönheit. Nachts ist sie angeleuchtet. Sie gibt dem Stadtteil ihren Namen.





                                                                                                                    Das Wetter zweigeteilt.





                                                                                                                    Wieder drängen Touristen nach, Selfie am Geländer, Klick, sehe ich gut aus? Der größte Teil der Selfiemacher sind Deutsche. Ich zwänge mich bei Gegenverkehr die engen Treppen hinunter und laufe in Richtung Schlitten. Hoffnung auf Almosen.





                                                                                                                    Und los geht es.





                                                                                                                    Meine Sache ist das allerdings nicht. Schon gar nicht, wenn ich nicht selbst die Richtung bestimmen darf. Dabei ist die Warteschlangen. Das wird in der Hochsaison anders sein. Gemütlich gehe ich Richtung Tropischer Garten.





                                                                                                                    Einen Moment überlege ich, ob ich die Wanderwege Richtung Funchal suchen soll, aber da ich nicht weiß, welche Wege gesperrt sind, beschließe ich, den Eintritt zu zahlen und mir den Garten anzugucken. Oben eine Kapelle, sie gehört zu einem Herrenhaus, das heute als Hotel genutzt wird.





                                                                                                                    Im Garten.








                                                                                                                    Wieder der Zappelvogel.








                                                                                                                    Als er sich endlich an mich gewöhnt hat, kommen natürlich Touristen. Ich begnüge mich mit ihm, er ist ein wenig langsamer.





                                                                                                                    Der Tropische Garten vereint architektonische Elemente mit ca. 10.000 Pflanzen. Das ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, denn ich habe überbordende Natur erwartet und weniger die sorgfältig angelegten Steinmauern, Brücken und asiatischen Bauelemente. Teile des Gartens erinnern mich an Hagenbecks Tierpark. Ich fotografiere sie nicht. Aufgebaut wurde der Garten von José Berardo, der durch Reisen nach Japan und China inspiriert wurde. Teil des Gartens ist eine Ausstellung mit afrikanischen Skulpturen, eine Gesteinssammlung und die bedeutendste Kachelsammlung Portugals des 15. und 16. Jahrhunderts.





                                                                                                                    Ich lasse mich treiben. Lange bleibe ich auf einem Weg, verharre an der gleichen Stelle und hören den wenigen Vögeln zu. Und fotografiere. Teile des Parks besichtige ich gar nicht. Es geht mir um Ruhe. Ein paar andere Besucher laufen mehr oder weniger hektisch herum, und ich versuche, ihnen zu entgehen.















































                                                                                                                    Das Fotografieren gelber Blumen gelingt nicht. Die Kamera stellt einfach nicht richtig scharf. Auch als ich das Objektiv wechsele und näher herangehe, gelb ist anscheinend nicht die gewünschte Farbe.




















                                                                                                                    Heidelbeere.





                                                                                                                    Orchidee.








                                                                                                                    In der Ferne immer wieder der Blick auf das Meer vor Funchal.





                                                                                                                    Noch blühen wenige Blumen, das wird im Frühjahr anders sein. Kurz bevor ich abreise, merke ich schon den Unterschied, der zwischen der ersten und der dritten Woche liegt.

















                                                                                                                    Ich höre Vögel, aber sie zeigen sich nicht.








                                                                                                                    Am Herrenhaus.











                                                                                                                    Die Schwäne verstecken sich rechts im Bild.





                                                                                                                    Eine deutsche Schülergruppe verteilt sich auf dem Platz, die Führerin spricht mit einem harten portugiesischen Akzent Deutsch und erklärt zielstrebig, was hier zu sehen ist. Dann strebt die Gruppe ("weiter, weiter") dem Orchideengarten zu. So biege ich in ruhigere Gefilde ab.





                                                                                                                    Wunderkerzen.





                                                                                                                    Eine der Attraktionen. Das Koi-Becken.





                                                                                                                    Aus irgendeinem Grund erscheint mir diese Blüte besonders, obwohl ich nicht weiß, was es ist, und sie gegenüber den anderen Pflanzen eher unauffällig wirkt. Mein Tele erfasst sie dennoch. Echium Candicans, der Madeira-Natternkopf, auch „Stolz Madeiras (Pride of Madeira)“ genannt.





                                                                                                                    Ein Pflanzenbestimmungsbuch (in dem leider nicht alle 10.000 Pflanzen drin stehen) kaufe ich erst später. So wende ich mich anderen Dingen zu.














                                                                                                                    Schön länger wurde ich von Vogellärm begleitet, es sind Sittiche, die in einer großen Voliere ohrenbetäubend zwitschern und schwatzen.





                                                                                                                    Frei wären sie mir lieber.





                                                                                                                    Auch bei den Seerosen stellt die Kamera nicht richtig scharf, trotz mehrerer Versuche.





                                                                                                                    Und dann erschrecke ich mich zu Tode, als plötzlich ein Pfau um die Ecke biegt. Er erschrickt genauso, und kurz starren wir uns an. Ich greife nach der Kamera,





                                                                                                                    und schon ist er verschwunden. Es sind ungefähr sechs Tiere, gut getarnt.





                                                                                                                    Ich versuche, ihn noch einmal zu erwischen, aber irgendwann gebe ich auf.

















                                                                                                                    Glöckchenlauch.





                                                                                                                    Die habe ich zu Hause, eine Asparagus-Art.





                                                                                                                    Langsam werde ich müde.





                                                                                                                    Zukünftige Christiano Ronaldos.





                                                                                                                    Zurück nach Monte.





                                                                                                                    Die Schlitten werden den Berg hochgefahren. Wehe, ein Auto versperrt den Weg, die Schlittentransporte haben Vorfahrt.








                                                                                                                    Ein junger Mann hat gerade Feierabend, er sieht müde aus.





                                                                                                                    Treppenvermeidung.








                                                                                                                    Noch einmal setze ich mich in die Kirche und finde tatsächlich einen Moment Ruhe. Ein älteres Paar nimmt sich liebevoll in den Arm.





                                                                                                                    Dann eile ich zum Bus und habe tatsächlich Glück, dass er noch nicht gefahren ist. Abenteuerlich geht es durch die viel zu engen Straßen zum Hotel zurück.


                                                                                                                    Zuletzt geändert von Torres; 03.03.2017, 16:21.
                                                                                                                    Oha.
                                                                                                                    (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Freak

                                                                                                                      Liebt das Forum
                                                                                                                      • 16.08.2008
                                                                                                                      • 31757
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      Es ist Marathon-Tag. Seit zwei Tagen sind bereits größere Gruppen am Buffett zu sehen, die anscheinend ein Gruppenpaket gebucht haben. Einige der Mitglieder werde ich am Marathon-Tag als Teilnehmer identifizieren. Von dem kurzhosigen Bremer hatte ich ja bereits berichtet, ich werde ihn allerdings nicht laufen sehen. Dafür erkenne ich am nächsten Tag einige Engländer wieder, die den Marathon gelaufen sind.
                                                                                                                      M. vom Bodensee ist beim Frühstück ganz nervös. Ihr Shuttle zum Flughafen will sie um 9.45 Uhr abholen, der Start des Marathons ist aber bereits früher. Sie hatte gestern bereits bei der Rezeption nachgefragt, ob der Shuttle überhaupt durchkommt, aber die Angestellten konnten ihr nicht helfen. Die Reiseleitung sprach von Sondergenehmigung. Der Start ist nämlich ausgerechnet am Forum Madeira und die Straße vor dem Hotel ist folglich Rennstrecke. Ich beruhige sie. Beim Hamburg Marathon zieht sich das Feld morgens auch recht schnell auseinander, das wird schon klappen. Es wird bestimmt eine Lücke geben. Vor meinem geistigen Auge sehe ich die Läufe, bei denen ich vor ein paar Jahren in Hamburg als Zuschauer dabei war: Zwischen 12.000 und 18.000 Starter erreichten in den letzten Jahren das Ziel, an den Straßen waren ca. 70.000 Zuschauer. Da habe ich morgens auch die Straße überquert. So groß wird der Marathon hier vielleicht auch nicht gar nicht sein. Die Reiseleitung wird schon dafür sorgen, dass sie ihr Flugzeug nach Stuttgart bekommt. Sie fliegt ja erst gegen 12.00 Uhr.
                                                                                                                      Der Mann am Nebentisch entpuppt sich als Starter und M. fragt nach, ob er eine Chance sehe, dass der Bus am Morgen durchkäme. Er müsse ja eigentlich nur ein kleines Stück kreuzen und kann dann über die Berge zum Flughafen fahren. Nein, das wüsste er nicht. Er ist Hobbyläufer und ist schon in vielen Ländern gestartet. Wieviele Starter es denn gäbe? Das wüsste er auch nicht, es gäbe ja auch kürzere Läufe. "So ungefähr 5000 Starter oder 10.000 Starter oder 50.000 oder mehr?", versuche ich ihm eine Antwort aus der Nase zu ziehen. Er könne nur vom Marathon über die volle Distanz reden. Im letzten Jahr gab es laut Liste 152 Finisher . 152 Finischer. Fast muss ich lachen. Ich würde sagen, nein, der Shuttlebus bekommt kein Problem (laut der offiziellen Website waren es sogar nur 114 Finisher).

                                                                                                                      Den Start des Marathons verpasse ich und höre nur die Anfeuerrungsrufe. Ich will mich von M. verabschieden. Der Bus kommt pünktlich, und wir winken uns zum Abschied zu. In der Ferne hört man erneut Anfeuerungsrufe.

                                                                                                                      Ich gehe durch mein Hotel zur Straße und dann wundere ich mich. (Der Brite vorne mit der Nr. 92 wird übrigens Erster in der Gruppe der über 60jährigen und 59igster der Gesamtwertung).





                                                                                                                      Keine Absperrgitter. Keine Spuren. Man läuft hier einfach so rum.











                                                                                                                      Später werde ich lernen, dass die jeweiligen Starter unter ihrer Startnummer unterschiedliche Farben haben. Ich hoffe, ich liege richtig: Grün = Marathon (158 Finisher), blau = Halbmarathon (451 Finisher), orange = Minimarathon (5,9 km, 441 Starter). Bald spiegeln sich die unterschiedlichen Distanzen auch im Laufstil.





                                                                                                                      Die Marathonläufer laufen sehr ökonomisch, viele sind drahtig und durchtrainiert. Die Starter des Kurzmarathons laufen eher unruhig. Auch Übergewicht ist für viele Läufer überhaupt kein Problem.








                                                                                                                      Viele Portugiesen laufen in Gruppen. Sie stammen aus dem gleichen Ort oder dem gleichen Verein.





                                                                                                                      Ich begebe mich langsam zum Start.








                                                                                                                      Immer wieder werden Autos durchgelassen. Alles kein Problem.





                                                                                                                      Posing.





                                                                                                                      Am Start. Im letzten Moment macht einer der Männer die Spur rechts für einen Marathon-Läufer frei, der beim Ausweichen kurz aus dem Tritt gekommen war. Der Läufer ist darüber nicht glücklich, nimmt es aber mit Fassung. Danach passen die Offiziellen besser aus.





                                                                                                                      Ein Volkslauf. Wie charmant. Chaotisch, improvisiert und Mitmachen ist alles.











                                                                                                                      Ein Knall. Und los geht es.








                                                                                                                      Die nächsten Starter stehen schon wieder bereit.











                                                                                                                      Eine Combo gibt alles.





                                                                                                                      Ich laufe nun an der Laufstrecke Richtung Innenstadt. So still hier. Keine Autos. Keine Busse. Ich kenne die Straße nur vielbefahren oder verstopft. Heute himmlische Ruhe.








                                                                                                                      Foto von dem Garten, den ich schon in der ersten Woche fotografieren wollte. Nun ist mal Zeit.





                                                                                                                      Immer wieder feuern die Ehepartner oder Freunde ihre Läufer an. Viele Briten, einige Deutsche und natürlich Portugal. Eine zeitlos uralte Engländerin läuft vorbei, und die Umstehenden applaudieren. Man feiert zusammen. Und für einen kurzen Moment überlege ich, wo die Brexiters und Trumps und all die anderen dieser Welt eigentlich falsch abgebogen sind.





                                                                                                                      Ich entdecke Sissi. Kaum zu glauben, was mach die denn hier? Später lese ich, dass sie hier oft ihren Urlaub verbracht hat. Die Statue war früher die meist fotografierte Statue Madeiras, wurde aber durch die Ronaldo-Statue abgelöst, die nun im Museum steht.





                                                                                                                      Ein Flohmarkt. Ich bummele an den Ständen entlang, aber es ist nichts dabei, was ich brauche. Das Haus hat schon bessere Zeiten gesehen.





                                                                                                                      Ich verlasse die Laufstrecke und laufe durch den Park. Hier habe ich einen guten Ausblick. Das Ziel des Marathons ist am Museum Ronaldos. Einen Moment überlege ich, dort hinzugehen.





                                                                                                                      Aber dann schlendere ich lieber zum Hafen. Kanuten. Da war doch was. Mein Boot. Ich hätte jetzt richtig Lust, hier ein wenig herumzupaddeln.








                                                                                                                      Einen kurzen Moment bin ich neidisch.





                                                                                                                      Da müsste man vielleicht auch mal hin.





                                                                                                                      Ich laufe in Richtung der vielen Whale-Watching-Anbieter.





                                                                                                                      Aber dann entscheide ich, keine Lust zu haben. Das Wetter ist durchwachsen, gut für die Läufer, aber ein wenig mehr Sonne wäre bei so einer Tour doch schön. Nächste Woche, ich habe ja noch Zeit. So esse ich erst einmal Maronen und schaue zu, wie der Maronimann die Tauben mit Maronen füttert.

                                                                                                                      Ich laufe noch ein wenig herum.





                                                                                                                      Eine deutsche Familie steht verwundert und enttäuscht vor dem geschlossenen Museum. Vermutlich die Folge des Marathons.





                                                                                                                      Mit Wucht drückt das Wasser in das Stadtzentrum.











                                                                                                                      Ich setze mich auf eine Bank und warte auf den Bus. Ich hatte gehört, dass die Busse am 13.00 Uhr wieder fahren.





                                                                                                                      Und dann warte ich.





                                                                                                                      Und warte.





                                                                                                                      Und warte. Immer noch tauchen rechts von mir vereinzelt Läufer auf, die langsam, aber stetig ihre Kreise ziehen. Einer pro Minute, höchstens. Manchmal dauert es auch länger. Doch solange sie hier laufen, fahren mit Sicherheit die Busse nicht. Und als ich genug gewartet habe, entscheide ich mich, die Busse zu suchen. Ich laufe zu dem Einkaufszentrum gegenüber der Markthalle. Mehrere Busfahrer stehen dort und ein Mann mit einem Klemmbrett scheint die Koordination vorzunehmen. Er erklärt mir, dass ich weiter in Richtung Innenstadt laufen muss. Hier fahren anscheinend nur die Busse Richtung Norden.
                                                                                                                      Also laufe ich in die gewünschte Richtung und erfahre an der Fußgängerzone, nein, hier fahren die Busse auch nicht. Ich muss in Richtung Kreisverkehr, ob ich wisse, wo das sei. Ja, das weiß ich. Die Blase an meinem Fuß ist getapet und ich hoffe, dass sie mich in Ruhe lässt. Mit Erstaunen stelle ich fest, dass ein lange Gebäude eine Jesuitenkirche ist, und die ehemalige Jesuitenschule zur Universität Madeiras gehört. Das könnte man sich natürlich mal näher betrachten, aber nicht heute.

                                                                                                                      Als ich endlich am Kreisverkehr bin, könnte ich eigentlich gleich weiterlaufen, Lust dazu hätte ich. Aber die Stimmung an der Haltestelle ist so toll. Die Läufer dürfen die Busse kostenlos nutzen und stehen fröhlich mit ihren Angehörigen oder Freunden zusammen. Auch die Sitznachbarn von gestern sind dabei, die Plakette baumelt auf seiner Brust. Schade, dass er so wenig Humor hat, auch seine Platzierung will er mir nicht verraten. Dafür freuen sich die Portugiesen und die Engländer. Auch ein Däne ist mitgelaufen. Ein ca. 14 jähriges Mädchen mit Zahnspange strahlt und plappert auf seine Eltern ein.
                                                                                                                      Ein Bus kommt, und die stinkenden Abgase fallen angesichts des fehlenden Verkehrs schmerzlich auf, denn der Fahrer stellt den Motor nicht aus. Nach einer halben Stunde ist auch mein Bus da, ich ergattere einen guten Sitzplatz. Auch dieser Bus wartet, bis er fast überfüllt ist, und das Stimmengewirr zeugt von den verschiedenen Sprachen der Teilnehmer. Ein paar junge Portugiesen feiern ihren Erfolg, eine junge Frau wirft ab und zu ein paar Worte ein, auch sie hat teilgenommen und schreibt jetzt intensiv in ihr Smartphone. Ein junger Portugiese spricht fließend französisch, die anderen portugiesischen Läufer lachen über ihn, und stupsen ihn an. Schüchtern gesteht er einem Briten, dass er Dritter in seiner Kategorie geworden ist. Großer Jubel, einige klatschen und der Brite fragt ihn aus, er antwortet in holprigem Englisch. Der Bus schaukelt abenteuerlich um die Kurven.

                                                                                                                      Was für eine Atmosphäre, denke ich. Das ist Europa.
                                                                                                                      Oha.
                                                                                                                      (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        Liebt das Forum
                                                                                                                        • 16.08.2008
                                                                                                                        • 31757
                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                        Das Thema der Fotochallenge ist „blau“. So nutze ich das schöne Wetter, um das Blau einzufangen. In der Nähe der Seilbahn kaufe ich mir ein Fotobuch und dann laufe ich einfach los, ins Blaue hinein. Ein bemaltes Haus. Interessant.





                                                                                                                        Seitenstraße. Irgendwo da hinten muss die Markthalle sein.





                                                                                                                        Nicht ganz Venedig, aber immerhin.





                                                                                                                        Nett. Im Sommer wird hier Trubel sein.





                                                                                                                        Dieses leuchtende Rot der Blüten.





                                                                                                                        Dabei ist Winter.





                                                                                                                        Ich laufe weiter geradeaus. Auch hier findet man Malereien. Ich bin erstaunt. Vielleicht sollte man doch mal Reiseführer lesen.








                                                                                                                        Kunst im öffentlichen Raum hätte ich hier nicht erwartet.











                                                                                                                        Hübsch. Ein beschwingtes Lächeln zaubert sich in mein Gesicht.





                                                                                                                        Das Fortaleza de Santiago. Es sollte dem Schutz vor Piratenüberfällen dienen, die im 16. Jh. Madeira bedrohten. Errichtet wurde es aber erst 1614. Nachdem es bis 1992 militärischen Zwecken diente, beinhaltet es heute ein Museum und bietet Ausstellungen und Veranstaltungen Raum.








                                                                                                                        Links neben dem Fort geht ein kleiner Weg hoch.








                                                                                                                        Am Ende meine heißgeliebten Treppen. Oben zeugt ein Autoreifen von einer Straße.





                                                                                                                        Die Straße ist eng, nur mühsam können die Autos Fußgänger überholen.





                                                                                                                        Seufz. Da ist es. Das Blau.





                                                                                                                        Nur zur Info: Ich befinde mich hier:








                                                                                                                        Der Platz ist öffentlich zugänglich. Ich überlege, die Kacheln und das Meer auf das Foto zu bannen: Zwei Sorten von Blau.





                                                                                                                        Aber irgendwie habe ich das Gefühl, das Blau auf den Kacheln ist nur schlecht zu sehen. Und dieser Ast. Der geht gar nicht.






                                                                                                                        Oder so?





                                                                                                                        Aber jetzt sieht jeder die Inseln und weiß, wo ich bin.


                                                                                                                        So, vielleicht.





                                                                                                                        Aber da sind die Kacheln nicht drauf. Also besser so.





                                                                                                                        Jetzt sind die Kacheln aber nicht mehr blau. Zwei Jungs entern den Platz. Das Motiv wird es. Ich pfeife auf die Kacheln.





                                                                                                                        Jetzt noch mal ein Foto vom Meer. An dieser Stelle könnte ich ewig bleiben.











                                                                                                                        Die Sonne ist so traumhaft, dass ich mich erst einmal auf die Bank setze und die Sonnenstrahlen genieße. Kaiserwetter. Natürlich bin ich piekfein, wie es sich für Touristen gehört.





                                                                                                                        Nach einer angemessenen Zeit – längst haben Liebespaare und Familien den Platz für sich entdeckt – laufe ich zurück und sehe den Parkautomaten. Das Bild soll es zunächst sein, bis ich entdecke, dass ja Funchal drauf steht. Mist.





                                                                                                                        So muss ich das Motiv von hinten fotografieren.





                                                                                                                        Ich glaube, das Bild wurde es jetzt. (Oder doch ein anderes? Egal.) Ich laufe nun die Straße zurück. Auch hier die Zweiteilung des Wetters.





                                                                                                                        In dem Café sitzen vor allem Engländer und Deutsche. Einige mit dem großstädtisch-provozierenden Blick des Platzinhabers, der keinen Millimeter wegrückt, wenn jemand durchgehen will. Ich mache meine Fotos trotzdem.








                                                                                                                        Das Schwimmbad. Einen Moment überlege ich, den blau gestrichenen Aufzug zu fotografieren, aber das wäre ja Urban Outdoor.








                                                                                                                        Und weil die Farben so wunderschön sind:





                                                                                                                        Leider wird es langsam kühl. Es ist Nachmittag.








                                                                                                                        Den kleinen Weg habe ich verpasst, so laufe ich die Straße hinunter. Ab und zu wird es eng, wenn ein Auto kommt.








                                                                                                                        Wieder die Farbe Blau. Ob ich das wohl in die Fotochallenge reinstelle?





                                                                                                                        Eher nicht.











                                                                                                                        Ich nähere mich nun dem Restaurantviertel. Die Berlinerin wird später berichten, dass sie hier gut gegessen hat, und es auch immer sehr lustig war.





                                                                                                                        Ich fotografiere nur einen Bruchteil der Türen. Es gibt noch viel mehr.











                                                                                                                        Die Türen sind das Ergebnis einen 2010 ins Leben gerufenen Kunstprojekts, zu dem Künstler der Region und Urlauber aufgerufen waren. Mit dem Projekt wollte man heruntergekommene oder farblose Türen aufwerten. http://www.arteportasabertas.com/. Es ist gelungen, wie ich finde.





                                                                                                                        Ich benötige noch ein wenig Nahrung und laufe zum Supermarkt.





                                                                                                                        Die Grundnahrungsmittel sind äußerst preiswert, sie werden subventioniert. Die Fischtheke wird von heimischem Fisch dominiert.






                                                                                                                        Und so sieht ein Degenfisch aus, bevor er in leckere Portionen geteilt, paniert, gebraten und mit Banane versehen wurde. Ich frage, bevor ich ihn fotografiere. Leider wird das Foto nicht ganz scharf. Ein imposantes Tier.


                                                                                                                        Oha.
                                                                                                                        (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Liebt das Forum
                                                                                                                          • 16.08.2008
                                                                                                                          • 31757
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          Sonnentage.


                                                                                                                          Diese Auswahl an Bildern ist am Hotel entstanden. Es sind zwei Ruhetage dabei, aber auch Abende, an denen ich auf der Bank gesessen habe und genossen habe. Meist war ich alleine, denn es war anderen Gästen mit um die 14 Grad und Wind oft zu kühl.


                                                                                                                          Der wärmste Sonnentag. Es sind ca. 19 Grad im Schatten, die Sonne strahlt, und es weht kein Wind.





























                                                                                                                          Ich bin überrascht, dass man Cabo Girao von hier aus sehen kann. Ebenso die Felder, auf die man von der Aussichtsplattform aus schaut.




















                                                                                                                          Einer von vielen wunderbaren Sonnenuntergängen.





























                                                                                                                          Ein wenig Wind.





                                                                                                                          Abendstimmung. Wenn auch kühl.








                                                                                                                          Ein windiger Abend. Ich evakuiere Mülltonnen, die durch die Gegend fliegen und knote Plastiktüten fest. Das Meer rauscht und die Wellen krachen an den Strand.



































                                                                                                                          Die Nachbarn.








                                                                                                                          Immer wieder ein Traum.





                                                                                                                          Gelb. Was es für einer ist, weiß ich nicht.





                                                                                                                          Nicht meine. So reich bin ich nicht. Die beiden Briten anscheinend schon.





                                                                                                                          Ruhetag.





                                                                                                                          Die Wal-Beobachter.








                                                                                                                          Strenger Wind. Minutenlang liegen Vögel regungslos im Wind. Ich habe das so noch nie gesehen. Unsere Vögel können das nicht. Ein Sturmvogel?














                                                                                                                          Surfer.











                                                                                                                          Die Bananenplantage neben dem Hotel.





                                                                                                                          Ziegen wollten wir damals züchten, in Portugal.





                                                                                                                          Der Hotelgarten.




















                                                                                                                          Und immer wieder ein Erlebnis, wie sich der Himmel rot färbt. Fast, als wären Nordlichter am Himmel. Oft nur sehr kurz. Meist habe ich daher ein Foto verpasst, manchmal stieg ich gerade aus dem Bus, wenn der Himmel sich rot färbte. Um kurz darauf, wenn die Kamera startklar war, zu verblassen.





                                                                                                                          Oha.
                                                                                                                          (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            Freak

                                                                                                                            Liebt das Forum
                                                                                                                            • 16.08.2008
                                                                                                                            • 31757
                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                            San Martinho

                                                                                                                            Es ist der zweite Tag meiner Erkältung. Es ist heiß. Ich fahre mit dem Bus in Richtung San Martinho. Bereits am ersten Tag war sie mir aufgefallen, sie thront über dem Viertel, dem sie den Namen gegeben hat.





                                                                                                                            Auf einer Levadatour waren wir am Friedhof vorbeigefahren. Ich war beeindruckt. An sich sollte er Motiv für das Thema „Vergänglichkeit“ der Fotochallenge werden, aber dann hatte ich irgendwie nicht die Zeit. Heute soll es aber soweit sein. Die Kirche besichtigen und eine stadtnahe Levada suchen, die mir empfohlen wurde und in der Nähe der Kirche beginnt. Die Levada finde ich nicht. Die Kirche zunächst auch nicht. Der Bus fährt da gar nicht hin. Als er Endhaltestelle hat, schaut der Busfahrer mich erst ratlos an, drückt mir dann hilfsbereit einen Busplan in die Hand und schickt mich die Straße wieder zurück. 20 Minuten Fußmarsch zur Kirche (natürlich durch Berg und Tal) oder an der Ecke X umsteigen. Ich laufe los.





                                                                                                                            Es ist warm hier. Ich sollte mal wieder im Sommer Fahrradtouren fahren. Ich merke, ich bin erholt.








                                                                                                                            Es riecht nach Blumen und nach frischem Gras. Ich fühle mich langsam heimisch. Abseits der touristischen Strecken ist es ruhig und wunderschön. Die Luft lässt den nahenden Frühling ahnen. Die Bananen sind in Plastik gewickelt. Das Salzwasser mögen sie nicht, sie bekommen davon schwarze Flecken. Deshalb werden sie eingepackt.





                                                                                                                            Der Anstieg fällt schwer. Keine Sache der Kondition, sondern der Erkältung. Mein Kreislauf ist nicht ganz fit.





                                                                                                                            So entscheide ich mich, an der Bushaltestelle auf den nächsten Bus zu warten. Eine Gelegenheit, Fotos zu machen.





                                                                                                                            Ich nenne die Kirche „Engelskirche“. Ich weiß nicht, wie sie wirklich heißt, aber je nachdem, wie man auf sie schaut, sieht sie aus, wie ein Engel.





                                                                                                                            Ein alter Mann nähert sich langsam. Ich kann seine Mühsal verstehen. Keine Landschaft, um es einfach zu haben.





                                                                                                                            Struppis.





                                                                                                                            Die Autobahn.





                                                                                                                            Ich setzte mich auf die Bank der Bushaltestelle.








                                                                                                                            Und genieße es, zu warten. Einfach nichts tun. Einfach warten. Der Verkehr auf den Schnellstraßen braust, gar nicht so weit von diesem idyllischen Platz entfernt. Man kann die Autos und LKW sehen. Warum macht man sich heutzutage eigentlich soviel Stress?

                                                                                                                            Mit gut 15 Minuten Verspätung schiebt sich der Bus die Straße hinauf, und ich strecke den Arm heraus. Mit einem quietschenden Ruck kommt er zum Stehen. Pling, sagt der Kartenleser. Die Karte ist gültig. Rasant geht es nun ins Tal, und ich bin ganz froh, nicht gelaufen zu sein. So schön ist die Straße leider nicht. Erst zu Hause entdecke ich, dass ich von der Endhaltestelle aus nach unten hätte gehen können, dann hätte ich eine Levada zur Kirche erreicht. Immerhin sehe ich sie nun und freue mich.





                                                                                                                            Bald darauf bin ich am Friedhof. Er ist riesig. Weit komme ich aber nicht. Mein Husten ist so stark, dass ich nur die ersten Reihen abgehe. Die magische Aura italienischer Friedhöfe hat er allerdings nicht. Die Wege sind breiter, der Verkehr rauscht, an seinem Ende befindet sich die Autobahn.








                                                                                                                            Ich gehe in Richtung Bürgerzentrum, das sich unterhalb der Kirche befindet.





                                                                                                                            Die Kirche befindet sich auf dem Hügel. Ich muss also mal wieder bergan. Die Kirche ist noch nicht sehr alt, sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts umgebaut, um der Vergrößerung der Bevölkerung Rechnung zu tragen. Die erste Kirche an dieser Stelle wurde im 16. Jahrhundert errichtet.





                                                                                                                            Der Blick auf das Meer.








                                                                                                                            Hier oben verspüre ich das erste Mal die friedliche Stimmung, die ich an Kirchen so liebe.









                                                                                                                            Die Kirche ist wunderschön ausgestaltet, und ich setzte mich in eine Bank. Leider werde ich gleich darauf gestört. Eine Hochzeit? Eine Taufe? Drei Damen wursteln herum, nicht die Eleganz italienischer Nonnen, sondern eher die Pragmatik des madeirischen Alltags. Dinge, die getan werden müssen. Auf dem Boden klappern die Schuhe.





                                                                                                                            So schließe ich nur kurz die Augen, während mein Kopf und Rücken vor lauter Husten schmerzt.





                                                                                                                            Ich gehe zurück auf den Kirchenvorplatz und suche den Zugang zur Levada. Hier irgendwo in der Nähe soll sie sein. Aber weder mit Navi noch mit Karte gelingt es mir, den richtigen Weg zu finden. Dort, wo der Zugang sein soll, ist lediglich Gestrüpp. So gehe ich in Richtung Bus. Das Tor des Friedhofs.





                                                                                                                            Ein Turm, es könnte die Kapelle des Friedhofs sein.





                                                                                                                            Ich finde einen Bus, der in die richtige Richtung fährt. Es wird Zeit, sich hinzulegen und auszuruhen. Aber die Kirche war die Besichtigung wert.
                                                                                                                            Oha.
                                                                                                                            (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              • 579
                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                              AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                                                              Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                                                              ...Ein Sturmvogel?








                                                                                                                              ...
                                                                                                                              Kein Sturmvogel – ein Falke (welcher kann ich gerade nicht nachsehen)
                                                                                                                              Dieser Beitrag wurde maschinell erstellt und ist auch ohne Unterschrift gültig.

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                Freak
                                                                                                                                Moderator
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                                                                                                                                • 24.01.2011
                                                                                                                                • 12506
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                                                                Madeira-Unterart des Turmfalken, denk ich. Mag Eidechsen.

                                                                                                                                EDIT: Habs nochmal genauer angesehen: dürfte ein männlicher Rötelfalke sein.
                                                                                                                                Zuletzt geändert von ronaldo; 16.03.2017, 14:51.

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  Freak

                                                                                                                                  Liebt das Forum
                                                                                                                                  • 16.08.2008
                                                                                                                                  • 31757
                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                  AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                                                                  Dann wäre das ja ein gefährdeter Vogel, wenn ich richtig gelesen habe. Auf einen Falken wäre ich nicht gekommen, der Vogel war nicht viel größer als die anderen Vögel. Leider war er sehr schnell, so dass ich ihn nur fotografieren konnte, wenn er im Wind stand.

                                                                                                                                  In dem Zusammenhang fällt mir ein, dass mir am ersten Tag auf der Rolltreppe im Einkaufszentrum ein Falkner mit einem Falken entgegenkam. Ich konnte den Anblick kaum fassen und habe beide fasziniert angeschaut. Und beide haben unverwandt zurückgeschaut. Ein magischer Moment. Leider hatte ich keinen Fotoapparat dabei.
                                                                                                                                  Oha.
                                                                                                                                  (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                    • 15.04.2015
                                                                                                                                    • 108
                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                    #66
                                                                                                                                    AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                                                                    Falken sind nicht viel größer als Tauben.

                                                                                                                                    Als ich ungefähr zur selben Zeit da war wie du, habe ich so einen Tandem-Gleitschirmflug gemacht (bei Madalena do Mar). Da konnten wir einem Falken ins Nest schauen. Gelandet wurde auf dem Steinstrand. Es war eine unglaubliche Erfahrung und in drei Wochen fange ich an, selbst fliegen zu lernen.
                                                                                                                                    Liebe Grüße
                                                                                                                                    von der Bielefelderin

                                                                                                                                    _______________________________________________________________________
                                                                                                                                    Der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      Freak

                                                                                                                                      Liebt das Forum
                                                                                                                                      • 16.08.2008
                                                                                                                                      • 31757
                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                      AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                                                                                                                      Das große Finale


                                                                                                                                      Für die letzte Folge der Ergänzung zu meinem Reisebericht habe ich mir ein Erlebnis aufgehoben, das meinen Schlusssatz: „Am Schlimmsten ist das Fehlen der Blumen“ noch verständlicher werden lässt.

                                                                                                                                      Es ist gegen Ende meiner Reise. Ich fahre mit dem Bus in die Innenstadt und setzte mich an eine Bushaltestelle, um auf den Anschlussbus zu warten. Es ist warm und Frühlingsduft liegt über der Stadt. Zwei alte Engländerinnen schauen immer wieder verwirrt zwischen Busplan und Straße entlang, und ich beruhige sie. Ja, sie sind richtig. Ja, der Bus fährt nicht pünktlich. Aber irgendwann wird er schon kommen. Entspannt schaue ich dem bunten Treiben zu. Der Verkehr läuft wieder den gewohnten Gang, der Marathon ist vorbei.

                                                                                                                                      Der Bus klettert die steilen, engen Straßen hinauf, und ich bewundere elegante Häuser und bunte Gärten. Hier scheint ein wohlhabender Teil der Stadt zu sein, natürlich hat man hier Meerblick. Die Menschen auf den Straßen wirken gelöst, man winkt dem Fahrer zu. Und dann ist das Ziel erreicht: Der Botanische Garten.





                                                                                                                                      Wie üblich lasse ich mich treiben.

















                                                                                                                                      Die Kakteenwelt.






















































































                                                                                                                                      Der Weg in Richtung Seilbahn.












































                                                                                                                                      Hier ist der Botanische Garten unerwartet zu Ende. Ich bewundere den Baum. Und brauche einen Moment, bis ich anfange zu verstehen.





                                                                                                                                      Die Bäume sehen so afrikanisch aus. So besonders. Die Stämme sind dunkel, ein ungewöhnlicher Kontrast. Ich trete näher. Nein, das ist nicht Natur. Es ist der Waldbrand.








                                                                                                                                      August 2016. Er muss hier stehengeblieben sein, der große Brand, der den Wald vernichtet hat und auch vor einem Hotel und einem berühmten Orchideengarten und der Orchideenzucht nicht Halt gemacht hat. Der Botanische Garten wurde knapp verschont. Womöglich hat man von dieser Mauer aus gelöscht.








                                                                                                                                      Unterhalb des Gartens unwirklich die Stadt und der Verkehr.





                                                                                                                                      Monte.





                                                                                                                                      Kahle Hänge.





                                                                                                                                      Zartes Grün auf verlassenen Terassengärten.





                                                                                                                                      Brandspuren.








                                                                                                                                      Der Ausblick fasziniert mich.








                                                                                                                                      Das Panorama wird mir fehlen.

















                                                                                                                                      Es sind nur wenige Besucher unterwegs, trotz des schönen Wetters. So kann ich ungestört genießen.






























































                                                                                                                                      Hier könnte man jetzt auch einfach bleiben.
































                                                                                                                                      Und als ich den Garten verlasse, weiß ich bereits, dass auch das hier ein Abschied ist. Die Blumen, die Sonne und der Blütendurft werden mir fehlen.


                                                                                                                                      Zuletzt geändert von Torres; 21.03.2017, 23:05.
                                                                                                                                      Oha.
                                                                                                                                      (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                        • 15.04.2015
                                                                                                                                        • 108
                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                        Dankeschön! Nächsten Januar bin ich wieder da - du auch?
                                                                                                                                        Liebe Grüße
                                                                                                                                        von der Bielefelderin

                                                                                                                                        _______________________________________________________________________
                                                                                                                                        Der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          Freak

                                                                                                                                          Liebt das Forum
                                                                                                                                          • 16.08.2008
                                                                                                                                          • 31757
                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                          Oh, das weiß ich noch nicht. Ausschließen will ich es nicht, aber das ist noch sooo weit hin. Vielleicht wird es beim nächsten Mal auch Portugal, nachdem ich mich meiner Vergangenheit gestellt habe, könnte ich ein wenig in Erinnerungen schwelgen..... Oder La Palma. Oder Finnland. Wenn es wieder Madeira wird, sage ich Bescheid. Aber Gleitschirmfliegen werde ich definitiv nicht.
                                                                                                                                          Oha.
                                                                                                                                          (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                            • 15.04.2015
                                                                                                                                            • 108
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                                                                                                                                            Für mich ist Madeira im Januar (bei Christa in Canico de Baixo) fast schon sowas wie Nachhausekommen, ein wohltuende Unterbrechung des mittelwestdeutschen Schmuddel-Winters, ich weiß, dass ich gut unterkomme, gutes Essen bekommen, vor allem aber liebe Leute treffe und tolle Touren unternehmen kann. Und sooft ich auch schon auf der Insel war: Irgendwelche Überraschungen gibt es immer. (Und ich gehöre eigentlich zu den Leuten, die kaum ein zweites Mal am selben Platz Urlaub machen, von wenigen Ausnahmen wie Spreewald, Elbsandsteingebirge, Bodensee und eben Madeira abgesehen.)
                                                                                                                                            Liebe Grüße
                                                                                                                                            von der Bielefelderin

                                                                                                                                            _______________________________________________________________________
                                                                                                                                            Der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              • 26.06.2013
                                                                                                                                              • 169
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                                                                                                                                              Danke, Torres!

                                                                                                                                              Ich war jetzt zweimal auf Madeira, die letzten beiden Weihnachten, und werde sicher wieder hinfahren. Bei deinen Fotos kann ich die Insel sofort riechen. Der warme Wind, der einen im Dezember empfängt, wenn man aus dem Flieger steigt (und die Landung überlebt hat), die Ausblicke aufs Meer von überallher, die schmalen Wege an den Levadas, die immer gleich zu sein scheinen und doch immer anders sind, der Kaffee in einem der kleinen Bistros und meine liebsten Blüten, die Strelitzien und die Tulpenbäume.

                                                                                                                                              Aber auch die unheimlich freundlichen Leute, das gute Essen und der hausgemachte Poncha!

                                                                                                                                              LG,
                                                                                                                                              Babs

                                                                                                                                              Kommentar