• Sternenstaub
    Alter Hase
    • 14.03.2012
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    [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

    Irland - vor etwa 40 Jahren oder so ;)

    ich habe länger überlegt, ob ich diesen Bericht (den ich in einem anderen Leben bereits bis zu einem gewissen Teil hier eingestellt hatte ) noch einmal von vorne an einstellen soll und habe mich dann doch nun dafür entschieden. Vor allem auch, weil ich ihn hier nie beendet habe, Vielleicht interessiert es ja den einen oder die andere. Würde mich freuen.

    Vorwort: Teilweise sind das einfach Erinnerungen, teils alte kurze Aufzeichnungen zu Fotos - Fotos gibt es ein paar, die ich inzwischen eingescannt habe. Ich hoffe, dieser Bericht gefällt euch.

    Beim Schubladensortieren der Bilder in meinem Kopf stieß ich auf einige Fragmente. Sehr intensiv und emotional besetzt waren sie, sodass ich mich auf eine Reise in meine Erinnerungen aufmachte. Teils Verdrängtes, teils als gesicherte Erkenntnis Abgespeichertes trat da zu Tage.

    Ich beschloss das Vergangene aufzuschreiben, bevor es nur noch ein Sumpf von Erinnerungen ist: - meine erste Reise nach Irland

    begin with the beginning

    Flüge sind zu teuer, wer fliegt 1976 schon per Linienflug dorthin? Also bringt mich am 26.06.1976 der Zug von Duisburg



    nach Zeebrügge, danach die Fähre nach Dover, der Zug nach London, der nächste nach Swansea und wieder die Nachtfähre nach Cork in Irland. Und es ist die Zeit, das Warten überall und stundenlang, die diese Reise zusammenhält. Der Weg ist letztlich wirklich das Ziel.
    Meine zwei Bücher stecken im selbstgenähten Rucksack, meine Finger scheinen zu gelähmt, sie herauszuholen und so schaue und schaue und warte und warte ich. Menschen, Landschaften, Häuser ziehen am Zugfenster an mir vorbei. Dazwischen immer wieder Wartezeiten an Bahnhöfen, Fähren, niemand zum Reden dabei. Aber auch keine Lust darauf, überhaupt den Mund zu öffnen, außer fürs Trinken und Atmen.

    Es ist jetzt genau 01.00, ich sitze in der Snackbar des Terminals in Zeebrügge und warte aufs Schiff. Der Kaffee belebt mich etwas. Hier ist mehr Betrieb, als ich vermutet hätte. 3 Tische weiter sitzt ein bärtiger Riese und schläft.
    Es ist 5 vor 6, gerade war ich eine Stunde an Deck und sah die Sonne im Morgennebel aufgehen. Obwohl ich keine Minute geschlafen habe, fühle mich richtig gut.
    Der Zug nach London ist ein regelrechter Bummelzug. Der Betrieb in der U-Bahn ist unwahrscheinlich hektisch, zweimal muss ich umsteigen nach Paddington. Als ich etwas verzweifelt einen alten Mann frage, wie ich dorthin komme, zeigt er auf eine riesige Tafel mit den ganzen Stationen, mein etwas hilfloser Blick darauf lässt ihn lächeln und er sagt: "follow me, girl." Mit schnellen Schritten geht er voraus und er bringt mich tatsächlich bis hin nach Paddington. "good yourney and greetings to the green isle". Er verneigt sich leicht und ist weg, bevor ich ihm danken kann. Gerade noch erreiche ich den zug nach Swansea.

    Das Rathaus von Swansea



    Als ich zur Fähre gehe, hält auf etwa halber Strecke ein wackliges, altes Auto. ein drin sitzender Mann, klein, schmächtig, mittleren Alters fragt, ob ich zur cork-Ferry wolle. ok, move in. Am Fährhaus setzt er mich ab und wünscht mir: a very good yourney!






    Auf die Corkferry warte ich 4 Stunden. Ich gehe den Kai entlang und suche mir ein Fleckchen Gras, wo ich die Schiffe beim Ein- und Auslaufen beobachten kann und lege mich lang hin, den Kopf auf den verschränkten Armen. Es scheint mir, als ob die Zeit in Tropfen vom Himmel fällt und ich frage mich : langweile ich mich oder was ist das?
    Die Zeit nimmt in meinem Kopf einen solchen Platz ein, dass ich zu nichts anderem fähig bin, als ihr zuzuschauen, wie sie vergeht. Im allerletzen Moment besteige ich die Fähre und falle in meiner Koje in einen traumlosen Schlaf, an dessen Ende wie ein Geschenk das Einlaufen in den Corker Hafen liegt.
    Langeweile oder lange Weile?

    So gegen 1/2 6 halte ich es nicht mehr in meiner Koje aus und gehe an Deck, gerade rechtzeitig um erstmals irischen Boden zu sehen, immer an der Küste entlang Richtung Cork







    Manchmal denke ich, dass die altmodische Art des Reisens ohne all die Fliegerei schon sehr viel für sich hatte. Man bemerkt noch die Bewegung des Reisens selber und nicht nur Start oder Landung. Vielleicht bilde ich es mir ein, aber das Ankommen ist ein anderes und der Genuss des Reisens intensiver.

    Ich weiß die Uhrzeit nicht mehr, wann ich ausbooten kann, es ist irgendwas so gegen 10.00 Uhr am Morgen. Ich wandere in die Stadt hinein, noch ganz benommen von den Eindrücken der letzten zwei Tage. Die Stadt erscheint mir viel zu groß und zu laut. Damals hätte ich nicht gedacht, dass ich Cork einmal lieben würde. Aber erst ist mein Hunger zu stillen, da die Fährüberfahrt ohne Frühstück gewesen ist. Ein kleines "Old Kentucky" liegt etwas versteckt, gerade passend für meine erste Mahlzeit auf irischem Boden.

    Ich bestelle toast & butter und bin völlig überrascht, dass so etwas in einem Restaurant angeboten wird: ein großes Glas Milch. Echt köstlich ! Ich schultere nun wieder meinen Rucksack und hänge mir die unförmige schwarze Tasche vor den Bauch, die noch mit allerlei vollgestopft ist. Diese Taschen sind damals modern, aus Kunstleder, sehr groß, viereckig.



    Ich suche den Busbahnhof, der noch nicht so komfortabel ausgeschildert und überdacht ist wie heute. Eigentlich ist es nur eine Anreihung von Busschildern und selten steht ein Ziel daran, welches ich identifizieren kann. Ein freundlicher Busfahrer hilft mir weiter, auf seine Frage, wohin ich denn wolle, antworte ich schlicht: "to the sea", was ihn zum Schmunzeln bringt. "Take the bus to Kinsale." ok, ich suche den Bus, finde ihn nicht und nehme einfach den nächsten, der irgendwohin fährt. Hauptsache raus aus der Stadt. An der vierten Station außerhalb der Stadt frage ich den Fahrer, wo ich aussteigen muss, wenn ich hinterher nach Kinsale weiter möchte. Er guckt mich groß an. ok, in etwa die Richtung geht es, aber von X seien es doch noch mal ein 12 Meilen bis Innisshannon zu laufen, von dort aus sollte es einen Bus bis nach Kinsale. geben. Er winkt mir, als ich aussteigen muss und ich springe hinaus. Juchu, endlich laufen.
    Wenn der Trageriemen dieser verflixte schwarzen Tasche bloß nicht so einschneiden würde...
    Nachdem ich ca. eine Stunde gelaufen bin, bleibe ich stehen. Ob ich versuchen soll zu trampen? Alle, aber wirklich alle Leute haben mir abgeraten zu trampen. Als Mädchen alleine macht man sowas nicht und dann noch in einem fremden Land undund. Ach, alles Quatsch, die Füße beginnen zu schmerzen und ich stelle mich an die Straße und winke. Innerhalb kurzer Zeit hält ein Auto, in dem ein recht dicker Mann sitzt. Er brabbelt mich voll und ich merke, dass er mir verdammt unangenehm ist. Ab und an bewegt sich seine Hand vom Steuerknüppel weg, ich beobachte sie und beschließe grimmig, sie zu schlagen, wenn sie meinem Knie noch näher kommt. Ich muss dazu sagen, dass ich einen Jeansrock trage, nicht wirklich kurz, Knie umspielend, aber weiter als bis an die Kante meines Sitzes kommt er nicht. Er erzählt etwas von einem Bankstreik, worunter ich mir nicht so wirklich etwas vorstellen kann. Und wie unangenehm das alles sei, weil er ja nicht an sein Geld könne. Sonst könne er einem hübschen Mädchen ja was ausgeben. Eine Bank, die streikt? Sowas habe ich noch nie gehört. Wie gut, dass ich einige irische Pfund eingetauscht habe, mal schauen, wie weit ich damit komme. Plötzlich meint er missmutig zu mir, ich solle besser ein besseres Englisch lernen, bevor ich andere Länder bereise. Äh, ich hab doch fast nix gesagt. Als ob ich wagen würde, ihn in seinem Monolog zu unterbrechen. Wo ich denn raus wolle? Es wäre nicht mehr weit zu seinem Haus. öh, an der nächsten Straßenkreuzung. Schade, er hätte mir ja sonst daheim einen Tee anbieten können. Örks, nein danke, ich muss wirklich weiter. Und als er mich aus dem Auto entlässt, verabschiede ich mich fast herzlich von ihm, so froh bin aus dieser komischen Situation heraus zu kommen. Sowas ist mir später beim Trampen nie wieder passiert, wie gut, dass ich mich von dem Typen nicht habe entmutigen lassen.

    Von hier aus sind es nur noch etwa 2 Meilen nach Innisshannon. Die Tasche drückt und bummert immer wieder gegen Oberkörper und Hüfte. Ich bleibe vor einem kleinen shop stehen und entdecke, dass er gleichzeitig die Postfiliale ist. Nichts wie rein. Ich nehme die Kamera aus der Tasche, packe die Filme in den Rucksack, werfe sonst nur noch einen flüchtigen Blick auf den Inhalt, frage nach Klebeband, verklebe die Tasche und schicke sie nach Deutschland zurück. Porto zahlt Empfänger! Das Problem wäre gelöst. Ich kaufe noch Milch und zwei Äpfel und wandere beschwingt wieder los. Ja, ich bin komplett ohne Verpflegung in Deutschland gestartet. In meinem jugendlichen Leichtsinn dachte ich mir, dass die Menschen ja überall essen und ich schon etwas finden werde. Ich folge der Straße, die Karte meines Grieben-Reiseführers verrät, dass ich da und dort hin muss, um weiter in Richtung Kinsale zu gelangen.

    Ich wandere spontan eine andere kleine Straße entlang, nicht mehr die in Richtung Kinsale, die mich zum Shippool Wood bringt. Sitze ein paar Meter ab von der Straße am Fluss, mache ein Milch-Apfel-Picnic schaue über das Wasser zu einigen Schwänen hinüber.








    Still und angenehm schattig ist es hier. Aber leider muss ich ja weiter, heute Nacht möchte ich in der Jugendherberge in Kinsale nächtigen. Heutzutage würde ich mir einfach einen netten, halb versteckten Platz suchen, um dort bis zum nächsten Tag zu bleiben, aber so weit bin ich noch nicht.
    Ich verlasse den schönen, weiten Fluss und gehe zur Straße zurück


    Interesse?
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 20.11.2016, 09:23. Grund: Geotag gesetzt
    Two roads diverged in a wood, and I—
    I took the one less traveled by,
    And that has made all the difference (Robert Frost)

  • hungerast
    Erfahren
    • 25.09.2013
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    #2
    AW: Irland - eine ganz persönliche Reise

    Die Fotos haben ja ganz viel schöne Patina. Mit selbstgenähtem Rucksack durch Irland trampen - Respekt

    Ich selbst muss ja meine Reiseberichte immer recht zeitnah aufschreiben, sonst fällt zuviel durch mein löchriges Gedächtnis. Wenn du den Bericht tatsächlich aus Fragmenten und Erinnerungen zusammenholst, ist das sicher eine besondere Aufgabe. Aber alte Fotos anzuschauen macht ja immer Spaß ...
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    Better take care of your life
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    • rockhopper
      Fuchs
      • 22.04.2009
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      #3
      AW: Irland - eine ganz persönliche Reise

      Oh ja !!!...unbedingt weiter schreiben !!!
      Deine Erinnerungen habe mich in meine Zeit damals zurück versetzt. Das Meiste kommt mir sehr bekannt vor.
      You are not alone. Mitte der 70 er Jahre bin ich einige Male mit dem Zug nach Athen gefahren, 42 Stunden hat der Zug gebraucht. Toll "gespürt" das Unterwegssein !
      Da kommt mir eben die Idee, man könnte auch einen Thread aufmachen : Meine erste Soloreise, oder so...

      Grüße Rena

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      • meisterede
        Dauerbesucher
        • 19.05.2013
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        #4
        AW: Irland - eine ganz persönliche Reise

        Oooh, eine Zeitreise! Sehr schön, weitermachen

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        • Juno234
          Erfahren
          • 03.08.2007
          • 397


          #5
          AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

          Sehr schön Bitte weiter

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          • Schneevogel
            Erfahren
            • 12.04.2016
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            #6
            AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

            Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
            Interesse?
            Auf jeden Fall!!
            Liest sich spannend und echt erstaunlich, wieviel nach so langer Zeit doch hängen bleibt. Und die Bilder untermalen das ganze so schön.

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            • grenzenlos
              Dauerbesucher
              • 25.06.2013
              • 566
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              #7
              AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

              Bin auch absolut interessiert
              Die Bilder und Erinnerungen haben was
              Freue mich auf die Fortsetzung
              Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

              Gruß, Wi grenzenlos

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              • Sternenstaub
                Alter Hase
                • 14.03.2012
                • 3583
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                #8
                AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                Zitat von hungerast Beitrag anzeigen
                Die Fotos haben ja ganz viel schöne Patina. Mit selbstgenähtem Rucksack durch Irland trampen - Respekt
                ich habe damals sehr viel selber genäht und da ich einen preiswerten Kunstlederstoff gefunden hatte, nähte ich mir daraus einen Kurzmantel und halt den Rucksack, das war viel günstiger, als einen zu kaufen.

                Ich selbst muss ja meine Reiseberichte immer recht zeitnah aufschreiben, sonst fällt zuviel durch mein löchriges Gedächtnis. Wenn du den Bericht tatsächlich aus Fragmenten und Erinnerungen zusammenholst, ist das sicher eine besondere Aufgabe. Aber alte Fotos anzuschauen macht ja immer Spaß ...
                Meine Freunde nennen mich immer schon ihr Gedächnis. Manche Reisen später haben aber teilweise auch nur sporadische Erinnerungen hinterlassen, das hier war meine erste Tour allein, bis auf eine mehrtägige Wanderung mit meinen Schwestern war ich noch nie zu Fuß oder Rad oder Trampen länger unterwegs gewesen.

                Zitat von rockhopper Beitrag anzeigen
                Oh ja !!!...unbedingt weiter schreiben !!!
                Deine Erinnerungen habe mich in meine Zeit damals zurück versetzt. Das Meiste kommt mir sehr bekannt vor.
                You are not alone. Mitte der 70 er Jahre bin ich einige Male mit dem Zug nach Athen gefahren, 42 Stunden hat der Zug gebraucht. Toll "gespürt" das Unterwegssein !
                Da kommt mir eben die Idee, man könnte auch einen Thread aufmachen : Meine erste Soloreise, oder so...

                Grüße Rena
                gute Idee, Rena! Ja, das Zugfahren war schon etwas besonderes, die Leute, die man unterwegs kennen gelernt hat, das war schon spannend. wenn es machbar ist, fahre ich auch heute noch mit dem Zug, ich liebe das Gefühl des Reisens.

                Zitat von meisterede Beitrag anzeigen
                Oooh, eine Zeitreise! Sehr schön, weitermachen
                Wenn ich mir alte Fotos anschaue, reise ich oft wirklich in der Zeit, Erinnerungen sind schon etwas wichtiges.

                Zitat von Schneevogel Beitrag anzeigen
                Auf jeden Fall!!
                Liest sich spannend und echt erstaunlich, wieviel nach so langer Zeit doch hängen bleibt. Und die Bilder untermalen das ganze so schön.
                danke Schneevogel. Manchmal bin ich echt überrascht, woran ich mich erinnere, wenn ich mir die Zeit lasse, anhand von Fotos zurück zu reisen.

                Danke auch Juno und grenzenlos, freue mich, dass es euch gefällt, es geht nachher auch weiter.
                Two roads diverged in a wood, and I—
                I took the one less traveled by,
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                • Sternenstaub
                  Alter Hase
                  • 14.03.2012
                  • 3583
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                  #9
                  AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                  Kinsale - hin und wieder fort

                  Als ich gerade überlege, ob ich trampen soll, hält neben mir ein kleines Auto. Ein sympathisch ausschauendes älteres Ehepaar fragt mich, wohin ich denn wolle. Als ich Kinsale sage, lacht der Mann, eigentlich würden sie ja morgen dorthin fahren wollen, hm. Die Frau redet lebhaft auf ihn ein, irgendwie kommt mir die Färbung ihres English seltsam vor. Während ich interessiert versuche mich in ihren Slang einzuhören, kommen sie zu einer Entscheidung. Sie fahren bereits heute nach Kinsale und nehmen mich mit. So bekomme ich einen Lift, der diesmal wesentlich erfreulicher ist. Sie kommen aus Australien, um genauer zu sein aus Perth und verbringen die ersten Monate nach dem Rentenbeginn damit durch Irland zu fahren. Als sie hören, dass ich aus Deutschland komme, sind sie ganz begeistert, weil seine Großmutter aus dem Schwarzwald gekommen sei. Der Black Forrest genießt in der gesamten english sprachigen Welt eine für mich fast erstaunliche Wertschätzung, immer wieder werde ich nach diesem Teil Deutschlands gefragt. Sie sind die ersten Australier, die ich persönlich kennen lerne und ich bin recht erstaunt, dass sie mich durchaus zu verstehen scheinen. Als ich von dem dicken Mann erzähle und seiner Empfehlung, ich solle mir doch schleunigst ein besseres English anlernen, lachen sie. "Honey, you are doing very well, in 3 weeks nobody knows, that ya from Germany." Na, das wage ich aber zu bezweifeln. Von 2-5 hatte ich alles mal auf meinen Zeugnissen im Fach Englisch. Dann erreichen wir Kinsale, bedauernd trennen wir uns, ich glaube ihr Bedauern ist wirklich echt - so wie meines - aber Reisende haben zu reisen. "travellers have to travel and you will be a good one, dear" Mit einem Lächeln trennen wir uns.

                  Von der Ortsmitte Kinsales habe ich noch ein paar Meilen zu laufen, gemäß meinem Reiseführer liegt sie in Richtung James Fort, man müsse an einem bekannten Pub vorbei "The Spaniard" und immer weiter gehen und wäre dann da. Unterwegs komme ich noch an einem shop vorbei und decke mich mit ein paar Lebensmitteln ein: bread, cheddar, apples and tea bags. Wie ich im gelesen habe, kann man in irischen Juhes selber kochen. Wobei als Kochen mir schon Wasser kochen mehr als ausreichend erscheint. ;) Bloß nicht so viel Aufwand betreiben! In dieser Beziehung habe ich mich nicht wirklich verändert, das halte ich auf Reisen noch ganz genauso.
                  an der Herberge angekommen, beschließe ich mich sofort ins Bett zu begeben, es ist später Nachmittag, fast Abend und ich bin überaus müde. Der warden sagt mir mein Zimmer an und ich gehe hoch und will meinen Leinenschlafsack heraus holen, der ja speziell für Juhes ist. Und? Nix und, der ist auf der Reise nach Duisburg in meiner ungeliebten schwarzen Tasche. Puh, was nun? Und ich entscheide: nichts nun, ich dusche schnell und lege mich dann einfach so unter die kratzige Decke. Das ist ein Problem für morgen!

                  Meine lockeren Reisepläne sehen vor, dass ich hier in der JH zwei Nächte bleibe, damit ich mir viel von der als malerisch beschriebenen Umgebung anschauen kann. Vor allem interessieren mich die zwei Forts und die Küste generell.

                  Nach einem wirklich erholsamen Nachtschlaf gehe ich frohgemut mit meinen paar Essenssachen in die Küche. Es ist ein sehr großer Raum, an der einen Wand stehen auf einer großen Arbeitsfläche viele kleine Gaskocher, die man zum Zubereiten der Mahlzeit benutzen kann. Daneben sind noch zwei Spülbecken. In einer Ecke an der gegenüber liegenden Wand steht ein großer Kühlschrank, wo man zu kühlende Sachen hineinpacken kann und mehrere Schränke mit Geschirr. Dazwischen und am Fenster stehen lange Tische mit Stühlen. Es wuseln bereits einige Leute an den Kochern hin&her oder sitzen an den Tischen und essen. Ich hole mir erstmal Geschirr aus dem Schrank, Tasse, Teller und Besteck und setze mir in einem kleinen Topf Wasser für meinen Tee auf. Dann suche ich mir einen Platz am Fenster, an dem Tisch sitzen bereits zwei Mädel, die wohl etwa in meinem Alter sind.
                  Sie kommen aus Dublin und wollen das County Kerry bereisen und fragen auch nach meinem woher & wohin. Nach und nach kommen immer mehr junge Leute herein und auch unser Tisch wird voller. ZB sind zwei sehr junge Mädchen aus Deutschland dabei, die jüngere ist gerade 16 und ihre Freundin 18. Die jüngere ist recht munter und quatscht alle voll, abwechselnd auf Deutsch und English und schnorrt dabei ein bisserl bei allen. Mal hier die Wurst (die sieht ja lecker aus) und dort den Käse (meinen, jjjam, kann ich eine Scheibe haben, da krieg ich echt Hunger drauf.) Gebe ich gern und auch zwei Teebeutel gebe ich ab Sie sind wohl schon seit 2 Monaten hier unterwegs und das Geld ist sehr knapp. Gut 10 Leute passen um den Tisch, eine Mischung von Iren, Deutschen und Holländern sitzt hier zusammen. Als H (den ich so nenne, weil er aus Hamburg kommt) beginnt sich ein opulentes Frühstück zu machen mit Schinken& Eiern, sieht man förmlich wie unser kleinen Schnorrerin das Wasser im Mund zusammen läuft. Als sie ihn fragend anguckt, zieht er die Augenbrauen hoch und sagt knapp “Nein!”
                  Dafür gebe ich ihr noch eine Scheibe Käse und Brot ab.
                  Ich spüle mein bisschen Geschirr ab und gehe zur Anmeldung. Beim Vorbeigehen heute morgen habe ich da gesehen, dass es irgendeine Art von Einmalschlafsäcken geben soll. Eine Frau sitzt nun dort und ich frage sie, was sie kosten und ob sie für die Jugendherberge reichen. Den Preis hab ich vergessen, es war jedenfalls nicht sehr viel. Der hellgrüne Sack ist aus eine Art dünnem Papiervlies und sieht relativ stabil aus. Ja, sie sind ja extra für Juhes gemacht, weil man keinen Draußenschlafsack verwenden darf und viele Wanderer keinen Leinensack haben, erklärt sie mir und ich erwerbe den Sack, der viel leichter ist als derjenige, den ich zurück geschickt habe. problem solved – next problem please.

                  Ich bringe alles hoch und lege es auf mein Bett, hänge mir die Kamera um, jetzt will ich mir die Forts ansehen. Seltsamerweise wandere ich nicht zum näher gelegenen und sehr bekannten und gut erhaltenem Charles Fort, sondern Richtung Kinsale, dort muss ich hindurch und dann immer an der Küste lang auf eine Halbinsel, auf welcher das James Fort liegt. Genau dort will ich hin. Es ist um etliches älter, halb zerfallen und soll eine schöne Aussicht bieten.
                  Ich wandere also über die wirklich schöne Küstenstraße nach Kinsale, vorbei auch an diesem Pub, nicht ahnend, dass ich am Abend hier in der Abendsonne sitzen werde.





                  Am Yachthafen treffe ich auf H, der mit Kamera und Rucksack bewaffnet ebenfalls zum James Fort will. Ob es mich störe, wenn er sich mir anschließen würde? Nö, warum sollte es auch.



                  Während er recht viel erzählt, bin ich schweigsam, nicht, weil ich ihn aufgrund des Intermezzos heute morgen ablehnen würde, aber irgendwie bin ich mit meinen Gedanken weit fort.
                  Weil ich so schweigsam bin, spricht er mich auf das Frühstück an. Er hasse Schnorrer, egal wo und welchen Alters. Achso.
                  Auf seinen Vorschlag hin, trampen wir das letzte noch reichliche Stück, sodass wir lediglich eine kurze Strecke zum Fort haben.



                  Ich schlage vor, dass wir jeder für uns das Fort angucken, weil wir ja vermutlich doch unterschiedliche Geschwindigkeiten hätten und ich die schlechte Angewohnheit habe, überall stundenlang stehen zu bleiben, um mir die Dinge anzuschauen. ok, das geht in Ordnung für ihn und ich stromere für mich über das Gelände.





                  Zweimal treffen wir uns, er fotografiert unwahrscheinlich viel und ich frage ihn, ob er mit meiner Cam einige Fotos von mir machen würde, was er dann tut, wobei er sich wundert, dass ich nicht einmal einen Belichtungsmesser habe.





                  H geht nochmal übers Gelände, während ich einfach dort sitzen bleibe, wo ich bin. Als er zurückkommt, fragt er ungeduldig, ob wir nicht nun zusammen wieder nach Kinsale trampen sollen, er habe Hunger und wolle essen gehen.
                  Nun ich nicht, Essen gehen ist wirklich nicht in meinem Etat vorgesehen. So trennen wir uns an der Straße, die von der Halbinsel wieder runter führt. Ich laufe an der schönen Kaistraße entlang, während er versucht einen Lift zu bekommen.
                  Auf dem Weg von Kinsale nach Summer Cove kaufe ich wieder in dem kleinen shop ein. Ein paar Kekse, scones und Käse. Brot wird bis morgen Abend schon reichen, denke ich mir.
                  Es ist recht später Nachmittag als ich wieder an der JH bin, ich dusche mich erstmal, weil ich total verschwitzt bin und entscheide dann, doch nicht noch zum Charles Fort zu gehen. Das soll viel größer und wesentlich touristischer sein und darauf habe ich nach dem eher besinnlichen James Fort keinerlei Lust.

                  Beim Abendbrot treffe ich wieder die Dubliner Mädchen, auch die deutschen Mädels sind wieder dabei. Die eine konnte heute endlich das erwartete Geld von der Post abholen und hat Kuchen gekauft für alle, die so lieb waren und ihr mit Essen ausgeholfen haben. Kuchen mit Tee rundet also das Abendessen ab.
                  Während wir dort sitzen und uns unterhalten, kommt H (er bekommt natürlich nichts angeboten ) und fragt mich, ob ich nicht mit zum Pub wolle, es gingen einige dorthin. na klar, gern, warum nicht. Die vier Mädchen kommen ebenfalls mit, was ihm sichtlich nicht gefällt. Das ist aber nicht mein Problem.

                  Da es im Pub total voll ist, holen wir uns nur Getränke und stellen und setzen wir uns entweder auf die Bank bzw dem Mäuerchen des kleinen Vorplatzes auf der anderen Straßenseite.



                  hier trinke ich mein allererstes Guiness. Zwei junge Männer kommen aus dem Pub, einer mit Gitarre und setzt sich zu uns. Wir sehen dem Sonnenuntergang zu und unsere Gespräche werden von leisem Gitarrespiel untermalt. Dieser unbekannte Geschmack des Guiness und die Geräuschkulusse aus Gesprächen und Gitarrenmusik sind mir noch überaus deutlich in Erinnerung.
                  Two roads diverged in a wood, and I—
                  I took the one less traveled by,
                  And that has made all the difference (Robert Frost)

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                  • Sternenstaub
                    Alter Hase
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                    #10
                    AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                    Travellers have to travel

                    Nachdem ich mit zwei Guinness die nötige Bettschwere erarbeitet habe, was notwendig ist, weil in meinem Kopf so viele Gedanken herum spazieren, erwache ich am nächsten Morgen erfrischt auf, springe kurz unter die Dusche, packe meinen Rucksack und gehe frühstücken. Die meisten schlafen wohl noch, es herrscht jedenfalls fast gespenstische Ruhe in der Küche, was mir aber ganz recht ist. Gestern hat mir jemand einen Floh ins Ohr gesetzt: Cape Clear Island,
                    Da will ich hin, wenn es sich irgendwie ausgeht, die Fähre soll von Baltimore aus übersetzen, bis dahin müsste ich es doch eigentlich schaffen heute.
                    Cape Clear Island soll noch eine der ursprünglichsten Inseln Irlands sein mit überwiegend gälisch sprechender Bevölkerung. Und - ganz wichtig - es gibt eine Jugendherberge dort. Ich weiß gar nicht mehr, wer zuerst von der Insel gesprochen hat, die Entscheidung ist jedenfalls sehr schnell für mich gefallen. CCI wird mein nächstes Ziel! Ich frage den warden, welche Arbeiten ich erledigen kann, bevor ich mich auf den Trip mache. Ich weiß nicht, ob das heute noch so ist, aber damals war es üblich, dass jeder, der in einer JH übernachtet, einen Teil der Reinigungsarbeiten macht. Er fragt mich, wohin ich denn will. Als ich Cape Clear! antworte, lacht er: "good decision. Moove on girl". Heute hat er keine Arbeit für mich, aber vielleicht das nächste Mal, wenn ich mal wieder da bin. Klasse, ich spüle schnell meine Frühstückssachen und mache mich auf den Weg. Bis nach Kinsale laufe ich hinein und auch wieder etwas aus dem Ort hinaus. Dann stelle ich mich an die Straße und erhalte schnell einen Lift in Richtung Timoleague, es braucht aber trotzdem 2 Lifts mehr, um dorthin zu gelangen. In T muss ich lange auf den nächsten Lift warten, aber der Ort ist schön und ich schaue ein wenig umher.





                    und von dort nach Skibbereen. Ich bin besser voran gekommen als erwartet, irgendwann am Nachmittag soll die Fähre nach Cape Clear starten, vielleicht schaffe ich es ja noch rechtzeitig nach Baltimore. An die Leute, die mich da mitnahmen, kann ich mich nicht mehr erinnern, manchmal sind da einfach schwarze Löcher in meiner Erinnerung. Ist ja kein Wunder, wenn man die verflossene Zeit bedenkt.

                    Kurz hinter der Stadtgrenze von Skibbereen hält ein eleganter großer Wagen, eine schwarze Limousine, in welchem eine Dame und ein kleiner Junge von etwa 5-6 Jahren sitzen. Anders als Dame kann ich sie nicht bezeichnen, alles was ich da sehe ist eindeutig upper class. Die Ausstattung des Autos, ihre beider Kleidung, vornehm wäre da noch viel zu gering gesagt. Sie winkt mir, hinten ins Auto zu dem Jungen zu steigen, den Rucksack (er ist ja klein) packe ich zwischen uns beide. "Hi, I am Dave, who are you" "my name ist Kathi, I am from Germany"

                    Er mustert mich erst ausdruckslos und dann plappert er los und fragt. Ob ich da alles drinnen hätte, was ich so unterwegs brauche und wieso ich nicht mit dem Taxi fahre. Und? Und? Ich beantworte seine Fragen, so weit ich kann, während mich die Dame amüsiert im Rückspiegel betrachtet.
                    Irgendwie missfällt es ihm wohl, dass ich alle seine Fragen so schnell beantworte, auch wenn ich ein komisches english spreche, wie er mürrisch anmerkt.
                    Und fragt mich eine seiner Auffassung nach wohl extrem schwierige Frage. "Do you have a tv in your backpack?" Ich verkneife mir das Gelächter und antworte ernsthaft: "No, I dont own a tv, so I have none with me". "NO TV??? MUmmy, the lady has no tv!" Ich kann nicht mehr an mich halten und pruste los. Seine Mutter fällt in das Lachen ein, dann kichert auch er los.
                    Vergnügt fahren wir in Baltimore ein, sie bringen mich noch zum Fähranleger, Dave winkt wie ein Wilder, bis das Auto um die Ecke biegt.
                    Nun bin ich also da. Gut!





                    Wie ich an der timetable sehe, habe ich noch gute 2 Stunden Zeit, bis das Schiff übersetzt, also gehe ich Äpfel & Milch einkaufen und mache dann ein gemütliches Picknick auf der Mauer beim Hafen. Dabei beobachte ich das eher beschauliche Leben um den kleinen Pier. Das Schiff nach CI läuft ein, es ist recht klein. Es ist eine Personenfähre, auf der auch vielerlei Waren befördert werden.



                    Ich habe gerade mein Essen beendet, als ein Auto kommt und neben allerlei Säcken jemanden auslädt. Ich staune nicht schlecht, als sich plötzlich H zu mir gesellt, er habe sich schon gedacht, dass ich auch nach CI wolle. öh ja.
                    Ich springe auf, denn nun können wir zum Schiff. Erst werden all die Waren eingeladen, dann können wir über eine schmale Rampe an Bord. Der Junge, der dem Schiffer hilft, verkauft uns Tickets und langsam manövriert das Schiff aus dem Hafen. Als wir den Schutz der Küste von Baltimore und der vorgelagerten Insel Sherkin Island verlassen, frischt es enorm auf. H geht in die kleine Kabine, weil es doch recht feucht wird, aber ich genieße jeden Augenblick an Deck. Es gibt wenig, was ich mehr liebe als an Deck eines Bootes irgendwohin unterwegs zu sein. Die Schiffsfahrt dauert irgendwas um 1 1/2 - 2 Stunden, wenn ich mich recht erinnere, heute geht es wohl um einiges schneller. aber mir kann eine solche Überfahrt eh nie lang genug sein.
                    Und dann sehe ich CI vor mir.



                    Wir landen an, steigen aus und ich sehe mich in aller Ruhe erst einmal um. Es warten schon einige Leute am Pier, die auf Waren warten oder mit dem Schiff ans Festland fahren wollen. Es gibt Begrüßungen, Säcke mit Waren werden ausgeladen, Ziegelsteine auf Paletten verschnürt, es ist wirklich beeindruckend, was dieses Schiff alles transportiert hat. Immerhin ist es die einzige Verbindung zum Festland. Vor allem im Winter ist bei Sturm die Überfahrt nicht immer möglich und die Leute sind darauf angewiesen, dass sie genügend Vorräte haben.



                    und ich fand eine Insel

                    Es ist seltsam, hier habe ich Probleme weiter zu schreiben, aber weniger, weil mir die Erinnerungen fehlen, nein, weil es gar so viele sind. Und auch (zu?) viele Emotionen daran geknüpft sind.

                    Ich steige aus und weiß, dass dies ein Ort ist, der jederzeit und für immer auf meiner inneren Landkarte verzeichnet sein wird. Ich gehe los und bemerke nicht einmal, ob H noch anwesend ist. Er folgt mir überaus erstaunt (wie er später erzählt), als ich erst an jede mögliche Stelle des kleinen Hafens, den darüber thronenden Friedhof mit seiner zerfallenen Kirche wandere, mich auf ein Mäuerchen setze, um hinaus zu schauen, wo die Wellen des Meeres in die Einfahrt strömen. Er kommt erst wieder in meine Gegenwart, als er mich fragt, ob ich nicht langsam zu JH gehen wolle.

                    Die Jugendherberge? Ach so. Ja natürlich. aber ja, es ist später Nachmittag und ich muss zur Jugendherberge am South Harbour und um ein Bett für die Nacht bitten. Die Fähren landen am North Harbour, aber die Entfernung ist nicht sehr groß, auch wenn es jetzt erstmal ein Stück bergauf geht. Mit Riesenschritten eilt H voran, während ich ihm wesentlich langsamer folge. Diese Insel muss man in ihrer eigenen Geschwindigkeit erwandern und nicht sie erstürmen. Die JH ist nicht sehr groß und es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Betten. Aber wir haben Glück und können sogar für zwei Nächte ein Bett ergattern. Normalerweise kann man nur 3 mal in der selben JH nächtigen, danach muss man wieder fort, um anderen den Aufenthalt zu ermöglichen. Für eine mögliche dritte Nacht sind leider die Plätze schon vorbestellt.

                    aber gut, ich befürchte eh schon, dass wenn ich nicht rechtzeitig flüchte, ich die Insel nicht mehr verlassen kann.
                    Ich packe meinen Rucksack aufs Zimmer und gehe zum warden, ob es hier einen shop gibt, wo man vielleicht noch etwas kaufen kann. Ja, sowas gibt es, es ist aber eine sehr kleine Verkaufsstelle im North Harbour, am Haus Nr (die Nummer hab ich natürlich vergessen) ist an einem Fenster an der Straße ein Schild SHOP, da soll ich einfach klopfen. Die Uhrzeit sei egal, solange es nicht mitten in der Nacht sei.

                    H, der das Gespräch mitbekommen hat, sagt, dass er mich begleiten möchte, weil er erstens selber was braucht und zweitens, wer weiß, wo ich sonst noch landen würde. Völlig irritiert sehe ich ihn an, worauf er spöttisch bemerkt, ich sei ja wohl irgendwie völlig desorientiert gewesen, als wir gelandet seien. Ach so, ich blicke gen Himmel und gehe einfach los.
                    Langsam nervt mich der Typ, er ist ja einerseits nett, aber ich passe nicht in sein Weltbild und er nimmt mir irgendwie den Platz zum Atmen.

                    Aber ok, wir gehen dann gemeinsam und fast miteinander versöhnt zum North Harbour und er läuft zwar vorbei ;) aber ich finde das eine beschriebene Fenster, ich bin gut darin, das Nebensächliche zu sehen ;)

                    Ich klopfe und nach einigen Minuten wird das Fenster geöffnet. "whot ya wan" - nuschelt uns jemand zu.
                    "ok, you have cheese?" ok, irgendwas wird rübergereicht, sieht aus wie Schmelzkäse, aber is ok. "Bread?" yup, wird rübergereicht. ok, das reicht für mich. Ich zahle.
                    H verlangt noch dies und jenes, dies haben sie, jenes nicht. Ich kann an der Stimme nicht das Geschlecht der Verkaufsperson erkennen und amüsiere mich köstlich darüber, das Zimmer hinter dem Fenster ist dunkel und eigentlich sieht man nur die Umrisse des Menschen. H scheint peinlich berührt. Warum eigentlich?
                    Beschwingt gehe ich zurück und ernte seltsamerweise die Frage, warum ich so renne? Ich?? rennen? neverever. Und wenn doch, mir is gerade so.

                    Ein Pärchen sitzt im Aufenthaltsraum - hier erinnere ich mich nicht an die Küche *g* erringt meine Aufmerksamkeit. Die Frau - schätzungsweise Anfang 40, der Mann oder besser Junge vielleicht knapp 20. Offensichtlich ein Liebespaar. Diese Konstellation finde ich spannend, H scheint wiederum peinlich berührt. Ich unterhalte mich lange und lebhaft mit den Zweien.

                    Tatsächlich ehemalige Lehrerin (die deswegen den Job verloren hat) und ehemaliger Schüler, der lt eigener Aussage viele Probleme hatte, aber nun "safe" ist. Was immer safe sein mag. Aber ganz eindeutig die postive Zueinandergewendetheit der Beiden. Wenn es beiden gut tut, was spricht dagegen, frage ich später H, der noch mit mir eine Runde um den Block machen möchte. Ich entspreche dem, weil ich ja nett bin, wobei mich später frage, warum eigentlich?
                    Er findet das unmoralisch. Würde er eine Konstellation - Lehrer Anfang 40, Schülerin etwa 20 gleichfalls unmoralisch finden? Auf diese Frage antwortet er nicht.

                    Ich gehe ins Bett, nachdem ich mich mit den Beiden zum Frühstücken verabredet habe.
                    Der nächste Morgen - ein sonniger - wir sitzen am Tisch und reden. das Paar und ich - haben uns quasi fest geredet. Sie werden diese Nacht nicht in der JH verbringen, die dritte Nacht ist vorbei, sie werden irgendwo draußen schlafen - vermutlich am Süßwassersee - die Nacht darauf haben sie schon im Hostel gebucht. Die Insel hat sie gepackt. Was ich sehr gut verstehen kann. ok, vielleicht sieht man sich. Am Abend soll im Pub ein craic sein.
                    cu!
                    Als ich gerade los wandern will, erscheint H. Er habe schon gefrühstückt und würde gern mit mir die Insel anschauen. Mit mir? Ernsthaft frage ich ihn, warum nur? Ich sei so nett. Und lebendig.

                    hm - ganz viele Fragezeichen tun sich in mir auf. Aber ne, ich kann ihm nicht sagen, dass er mich auf eine mir nicht näher bestimmbare Art nervt.
                    Aber egal, all das kann mich nicht in meiner guten Laune behindern.

                    Lets move

                    OT: (das soll es für heut erst einmal sein)
                    Two roads diverged in a wood, and I—
                    I took the one less traveled by,
                    And that has made all the difference (Robert Frost)

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                    • Baciu
                      Dauerbesucher
                      • 18.07.2013
                      • 967
                      • Privat


                      #11
                      AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                      Sehr schön und die alten Bilder, Klasse!

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                      • Galadriel
                        Dauerbesucher
                        • 03.03.2015
                        • 913
                        • Privat


                        #12
                        AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                        ... ja super schön, alte Erinnerungen
                        ... war damals auch oft in England und immer über Dover...
                        Wandern & Flanieren
                        Neues entdecken durch Langsamkeit

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                        • MrsLausS
                          Erfahren
                          • 12.05.2013
                          • 199
                          • Privat


                          #13
                          AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                          Großartiger Bericht! Ich bin total gefesselt, bitte bald weiterschreiben!

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                          • Meer Berge
                            Fuchs
                            • 10.07.2008
                            • 2381
                            • Privat


                            #14
                            AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                            Das ist ja mal richtig spannend!
                            Vielen Dank, dass du deine Erinnerungen mit uns teilst!

                            Deine Bilder wirken durch die Patina noch viel historischer als sie sind. Herrlich!
                            Ich habe bis vor einigen Jahren immer Dias gemacht, die sind leider nicht so leicht einzuscannen. Aber wenn ich mir die alle paar Jahre mal ansehe, die ersten von vor über 25 Jahren, das ist schon interessant. Und oft kann ich mich dann auch an Einzelheiten erinnern.

                            Das Reisen selbst war damals tatsächlich noch ganz anders. Eine Insel war noch eine Insel. Man musste mit einem Schiff hinfahren. Und Entfernungen waren durch die Zeit der Anreise noch viel spürbarer.
                            Deine Bilder wecken in mir Erinnerungen an meine eigenen ersten Reisen, sehr schön!

                            Viele Grüße,
                            Sylvia

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                            • Rainer Duesmann
                              Fuchs
                              • 31.12.2005
                              • 1642
                              • Privat


                              #15
                              AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                              Großartig!
                              Überlege gerade was ich 1976 gemacht habe?! Nun, mit 11 hat man andere Erinnerungen.
                              Aber auch an die Zeit zehn Jahre später habe ich nur bruchstückweise Erinnerungen. Muß mal alte Fotos raussuchen.
                              Vielen Dank für die wunderbare Zeitreise,
                              Rainer
                              radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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                              • Blahake

                                Vorstand
                                Fuchs
                                • 18.06.2014
                                • 1591
                                • Privat


                                #16
                                AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                Wundervoll, ich schwebe völlig beseelt mit!!!

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                                • Sternenstaub
                                  Alter Hase
                                  • 14.03.2012
                                  • 3583
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                  Ich danke euch und freue mich über eure Kommentare!!

                                  Ja, eine Insel war noch eine Insel. Ich habe in letzter Zeit viel nachgedacht darüber, wie man mehr Authentizität in seinem Leben erreicht, wie man wesentliche Dinge (also für sich selber wesentlich) wieder mehr die ihnen zustehende Bedeutung gibt. Entschleunigung ist ein blödes Modewort, trifft es aber letztlich. aber ich bin ja nicht hier, um zu philosophieren.

                                  also weiter gehts:


                                  Ich nehme nur meine Wasserflasche, einen Apfel und die Kamera mit, hänge mir die dünne blaue Regenjacke geknotet um die Hüften, während H sich mit einer kompletten Kameratasche und unterschiedlichen Objektiven abschleppt und auch noch einiges an Proviant und eine richtige Regenjacke mitnimmt. Es sieht zwar nicht nach Regen aus, aber das scheint seine Grundausstattung zu sein. Bei der recht geringen Größe der Insel halte ich das alles für vernachlässigungswert, aber ich warte, bis er alles "gepackt" hat. Wir gehen erst in Richtung Leuchtturm, ich verspreche mir davon eine weite Sicht über die Insel. Bei gutem Wetter kann man von verschiedenen Punkten aus den Fastnet Rock mit seinem Lighthouse sehen. Es ist noch leicht kühl, es verspricht aber ein sonniger Tag mit guter Fernsicht zu werden. Wir wandern kleine Pfade und kaum befahrene Sträßchen entlang (nur Einheimische dürfen hier ein Auto haben, diese sind meist sehr klein, aufgrund des Salzgehaltes der Luft rostig und überwiegend uralt). Es ist wundervoll außer mal einem Trecker oder einem fernen Fischerboot keinerlei Motorengeräusche zu hören.



                                  Als wir oben ankommen, habe ich das Gefühl noch nie in meinem Leben so frei geatmet zu haben. Ganz weit hinten am Horizont sieht man den Fastnet Rock, sehnlichst wünsche ich mir, dort einmal hin zu fahren. Ich weiß, dass er das Ziel eines sehr bekannten Segelrennen (Admiral´s Cup) ist. Ich stelle mir vor, da oben zu stehen und die vielen kleine Boote ankommen zu sehen. Damals weiß ich (natürlich) noch nicht, dass es ein sehr tragisches Rennen geben wird (1979) mit Toten, gekenterten Booten, vielen Verletzten - kann mir überhaupt nicht vorstellen, mit welcher Wucht ein Orkan in diesen doch recht geringen Meerestiefen wüten kann. Trotzdem wirkt dieser weiter Blick aufs Meer sehr beeindruckend, nicht bedrohlich, aber Respekt heischend.



                                  Obwohl die Insel nicht groß ist, streife ich mehrere Stunden umher, manche Teilstücke gehen wir zusammen, dann trennen sich wieder unsere Wege. Nach dem ersten "ich geh schonmal vor" während einer Fotografierorgie von H, weil es mich einfach auf andere Wege zieht und die ganzen Objektivwechsel und Perspektivwechsel etc mir einfach zu langweilig sind und einem darob erstaunten Blick von ihm, stromere ich einfach durch die Gegend, wie es mir grad behagt.





                                  Am North Harbour treffen wir mal wieder mal zusammen und suchen den kleinen Süßwassersee, der auf dem sogenannten Oberland liegen soll, ich frage einen Bauern, der uns den Weg weist. Ein boreen führt zu ihm hin, er ist wirklich etwas besonderes: ein schilfumstandener See, zig Meter hoch über dem Meer. Wenn man einige 20 Schritte weitergeht kommt man zu den Klippen, die steil zum Meer abfallen. Niemals würde ich vom Meer aus so hoch oben einen See vermuten.



                                  Am See treffen wir auf das Paar, welches sich hier schon einen Platz für ihre Schlafsäcke ausgesucht hat. Sie bringt gerade einen kleinen Kocher in Gang, um Tee zu kochen und fragt mich, ob ich gern eine Tasse haben möchte. Natürlich ja und ich setze mich zu ihr. Ihr Freund murmelt etwas freundliches, geht auf die Klippen zu, schwingt die Beine hinüber und klettert wie eine Bergziege hinunter. Mir stockt förmlich der Atem und H schaut beeindruckt und geht näher zum Klippenrand. Die Frau lacht und erklärt mir, dass sie sich das auch nie zutrauen würde, aber er würde jeden Tag hinunter klettern und im Meer schwimmen.
                                  Ich bin wirklich und wahrhaftig beeindruckt.

                                  Sie holt zwei Becher aus ihrem Rucksack, gibt mir einen und schüttet sich und mir Tee ein. Das tut unwahrscheinlich gut, den heißen Tee zu schlürfen und dabei abwechselnd auf den See und die Klippen zu schauen.
                                  Der Kocher fasziniert mich und auch die Vorstellung so etwas dabei zu haben, um sich irgendwo da draußen Wasser für Tee etc zu kochen. Damals war das ja alles noch viel ungewöhnlicher und für mich, da ich ja seit meinem 6. Lebensjahr Stadtkind bin, vollkommen neu und spannend.
                                  Da es nach dem Stand der Sonne bereits später ist (meine Uhr liegt wie üblich irgendwo herum, vermutlich auf meinem Bett), verabschiede ich mich nun mit Dank für den Tee. "Vielleicht sehen wir uns ja noch später".
                                  ja, das wäre schön.
                                  Im hostel zurück, verschwinde ich erstmal im Zimmer und lege mich aufs Bett. Ich weiß das noch genau, es ging mir so viel im Kopf herum .... und ich merke gar nicht ;) , dass ich einschlafe.
                                  Erst als andere aus dem 6-Bett-Zimmer hereinkommen, werde ich wieder munter, dusche, besehe im Spiegel meinen fetten Sonnenbrand und gehe danach hinunter in die Küche. Als ich wieder mein Brot mit Käse mümmele, werde ich von H gefragt: "Isst du nie etwas anderes als Brot und Käse?" Huch? "Doch sicherlich, aber Geld is grad knapp, die Banken streiken, nech?" Was manche Leute sich für einen Kopp machen, ich werd das nie begreifen.

                                  Aber los nun, von der JH gehen etliche jetzt los zum Pub, der ist auf der anderen Seite der Bucht, fast schon am North Harbour. Laut schwatzend und lachend gehen wir los, d.h. eigentlich schwatzen mehr die anderen, in Gruppen bin ich eher ruhig.
                                  Der Pub ist sehr voll, ich hätte nie gedacht, dass SO viele Leute überhaupt auf der Insel leben würden. Wir besorgen uns nen pint of Guinness oder ein Cider und dann geht es auch schon los. Direkt an der Bar sitzen ein paar (aus meiner Sicht) eher alte Männer, einer hat eine fiddle, der andere sowas wie ein Brett mit Saiten (sowas hab ich noch nie gesehen), während der dritte singt. Und wie der singt! Im Nu ist eine solche Stimmung, das hätte ich nicht für möglich gehalten. Sie singen, spielen mehrere songs und fordern dann auf, dass jeder singen, spielen könne, der dazu Lust und Freude habe. Eine Frau und ein Mann gehen nach vorne, singen ein Lied, und der fiddle-spieler macht mit und spielt dazu. gut, wirklich, aber nicht ganz so gut wie die anderen vorher. In der entstehenden Pause gehen mehrere zur Bar und holen sich neue Getränke. Die Luft ist zum Schneiden dick, die Tür wird geöffnet und köstliche Nachtluft strömt herein. Dadurch, dass sich einige Bier oder Cider holen, mischt sich das ganze etwas und ich stehe nun neben einem recht alten Mann mit alten Hosen, dickem Pullover und hohen Gummistiefeln. Der zwinkert mir zu, hübsche Mädels wären heute ja hier. Und wo ich denn her käme und vor allem, wie es mir auf der Insel gefalle. Na, da fällt die Antwort wirklich nicht schwer, obwohl ich noch nicht lange hier wäre, würde ich Cape Clear schon lieben. Er lacht und sagt: jaja, wenn ich nicht so alt wäre.... würde ich dir Cape Clear schon zeigen, girl. Er erscheint mit mit Sicherheit etliche 70 vorbei, hat aber ein überaus tolles Lächeln und ich denk bei mir: boah, ne, der jetzt 40 Jahre jünger, des wärs.
                                  H kommt herbei mit einem half pint, den will er mir ausgeben, meint er. Na gut - denn mal danke.
                                  Ein recht dürrer Typ geht nach vorne, er hält eine tin-whistle in der Hand, der Alte beäugt ihn misstrauisch und vertraut mir an: he is a Dubliner! Seine Blicke sprechen Bände.
                                  Und dann beginnt der Dürre an zu spielen. Und ich wünsche mich von Sekunde zu Sekunde weiter fort, das ist so kläglich falsch, selbst für meine absolut nicht wählerischen Ohren, das tut echt weh. In einer deutschen Kneipe oder Kleinbühne wäre der mit Sicherheit ausgepfiffen worden, aber erstmals erlebe ich die wirklich große Höflichkeit der Iren. Wie kann man ihm jetzt sagen, dass es absolut katastrophal ist, wie er spielt? Die Leute beginnen sich wesentlich leiser zu unterhalten als vorher in den anderen Pausen. Als der Dürre sich verneigt und dann nochmal die whistle an die Lippen hebt, meine ich neben mir ein entsetztes Stöhnen zu hören. Der alte Farmer flüstert neben mir und entschuldigt sich zutiefst für dieses furchtbare Spiel, so etwas Schlimmes hat er sein Lebtag noch nicht gehört und das seien mehr als 70 Jahre, dass er auf dieser schönen Erde lebe. Obwohl ich nur jedes zweite Wort wirklich verstehe, weil er so zornig ist, ist durch seine Mimik sein Entsetzen direkt greifbar.
                                  Als der Dubliner stoppt, ruft der Wirt laut: last order!!! Einige gehen, auch der Dürre, aber uns Leute von der JH hält der Farmer mit einer Handbewegung zurück. "Last order is a joke, we have no police here, who should stop us drinking and singing?"
                                  Es ist immer noch voll, aber doch schon spürbar leerer. Der Wirt holt eine andere tin-whistle von irgendwo her und winkt in unsere Richtung. Mich kann der doch wohl nicht meinen, ich blicke mich um. Der Alte lacht und geht zur Bar. Und spielt.
                                  Steht da vorn in seinen Arbeitsklamotten und dreckigen Gummistiefeln und spielt. Der fiddle-Spieler gesellt sich zu ihm, sie spielen offensichtlich bekannte Lieder, weil mehrere der Einheimischen laut mitsingen oder auf den wenigen Tischen mitklopfen oder Tanzschritte machen. Auch wir von der JH machen weitgehend mit, es ist einfach nur klasse, klasse, klasse.

                                  Weit nach Mitternacht, nachdem die Music stoppt, leert sich der Pub immer mehr und auch ich beschließe zu gehen. Ich bringe mein Glas zurück an die Bar, Mr tin-whistler lächelt mir breit zu: "Was that a craic???" Aus vollem Herzen antworte ich: "YESSSS!!!! "
                                  Er lacht und sagt etwas auf Gälisch, was überaus freundlich klingt.
                                  3-4 von der JH sind schon vorgegangen, einige noch da. Ich gehe hinaus in die klare Nacht, ich könnte tanzen und singen. Es ist zwar sehr dunkel, aber ich erkenne mühelos den Weg.

                                  Ich bin nur wenige Meter gegangen, als hinter mir jemand ruft. H ist scheinbar auch noch geblieben, irgendwie scheine ich ihn immer zu vergessen bzw nicht zu bemerken. ich warte also, damit wir zusammen gehen können. Er fragt, ob es mir nicht zu dunkel sei, bevor ich etwas sagen kann, fasst er nach meiner Hand. Oh. Irgendwie ist die Situation angespannt und ich höre, wie er heftig neben mir atmet. Was nun? Aber in mir ist so viel Lachen heute Nacht, dass ich etwas davon weitergeben muss. Ich küsse ihn leicht, aber bevor er sich vielleicht etwas darauf einbildet, löse ich mich von ihm und gehe einfach weiter.
                                  Der Warden hat für uns die Türe offen gelassen, sodass wir problemlos ins Haus können.

                                  Später am nächsten Morgen schreibe ich in mein Tagebuch und einiges später, was ich da schrieb auch ins Album zu meinen Fotos:





                                  [


                                  The leaving -

                                  Am nächsten Morgen bekomme ich vom warden die Aufgabe, die Küche zu putzen, was ich nach dem FRühstück dann auch schnell mache, bevor ich mich von den anderen verabschiede, meinen Rucksack schultere und langsam zum NorthHarbour gehe.
                                  Das Schiff wird mich heute wieder zum Festland bringen. Meine Stimmung ist eine ganz seltsame, einerseits kann ich nicht schnell genug fortkommen, andererseits habe ich bereits jetzt Sehnsucht nach der Insel. Nach meiner Insel, das wird mir klar, als ich auf dem Bänkchen vor dem Friedhof sitze.
                                  Mit Riesenschritten kommt H angeeilt, wieso ich denn fortgelaufen wäre. Wir nähmen doch eh die gleiche Fähre.
                                  Ich antworte darauf nicht. Was könnte ich schon sagen, außer dass ich mich allein von Cape Clear verabschieden will.
                                  Da er mich fragend und auch leicht verletzt anschaut, versuche ich es zu erklären.
                                  "Du verabschiedest dich von einer Insel?" Er guckt erst fassungslos, dann verdreht er die Augen. Am liebsten würde ich ihn irgendwo in der Bucht versenken, aber das wäre echt zu viel Aufwand.
                                  "Du gestattest, ich gehe noch ein paar Schritte allein..." Ich springe auf, würdige ihn keines Blickes und gehe schnellen Schrittes das Hafenbecken entlang bis zum äußersten Zipfel und sehe den kreischenden und wilde Flugmanöver ausführenden Möwen zu. Der Wind weht mit Macht und ich stelle mir vor, dass er zum Sturm wird und ich hier bleiben kann, so lange ich es will.
                                  Doch da sehe ich das Schiff herannahen, bald schon muss ich fort. Als es an mir vorüberfährt, drehe ich mich um und beobachte, wie es anlegt. Inzwischen sind eine Menge Leute gekommen, etwas über 20 werden es wohl sein, auch einige von der JH sind dabei. Widerwillig gehe ich zum Anlegesteg und fast als letzte über die wacklige Holzplanke an Bord.
                                  Als wir die Bucht verlassen, brist es sehr auf und ich bin nahezu allein auf dem Vorschiff. Nur zwei ältere Männer stehen dort und schauen zurück zur Insel. Als es zu regnen beginnt, gehen sie hinein, der eine stoppt bei mir: "saw you at the Craic, girl. Dont be sad, you will come back"
                                  Und ich stehe dort im Regen und bin glücklich.
                                  Als mir doch langsam die Nässe bewusst wird, ziehe ich meine Regenjacke über. Eigentlich bringt das nix mehr, aber es ist mir so egal. Wer nass wird, wird auch wieder trocken.

                                  Ich steige bewusst unter den letzten aus und ja, richtig spekuliert, H eilt die Straße hoch, damit er den ersten guten Lift bekommt. Ich lasse mir Zeit, schaue mir das Städtchen genauer an und stelle mich, inzwischen fast wieder getrocknet an die Straße. Weiter in Richtung Süden will ich, mal schauen, wohin es mich heute verschlägt. Ich habe drei, vier Lifts, an die ich mich aber nur noch vage erinnere, der letzte bringt mich dann nach Bantry. Über Bantry steht sehr viel in meinem Reiseführer, aber das ist mir eigentlich alles zu viel und ich beschließe so bald als möglich weiter zu trampen.




                                  Ich wandere an der schönen Baystraße aus Bantry hinaus, vielleicht gehe ich ja einfach so weiter. Da das hier eine Nationalstraße ist, ist es etwas lauter und befahrener und ich überlege, ob ich mich einfach so nach links halte und nicht der großen Straße nach Glengarrif, Kenmare folge. Da hält neben mir ein Auto an, welches sehr neu aussieht. Und der Typ, etwa Anfang 40 quatscht mich auf Deutsch an. Jaja, man sähe, dass ich Deutsche sei, wer läuft hier sonst schon als Mädel mit einem Rucksack herum. Haha. Ob er mich ein Stück mitnehmen solle. Nuja, warum nicht. Ich steige ein. Er komme gerade vom Golfplatz, fahre nun nach Glengarrif ins Restaurant und dann führe er zurück zu einem kleinen Kaff, wo er sich ein Bungalow gemietet hätte. Mit dem Mietwagen sei er nach dem Flug von Dublin hierhin gefahren. Das nächste Mal würde er sich aber etwas suchen, wo mehr los sei. Und bei allem erzählt er , was er wofür bezahlt hat und das zwar alles spottbillig ist, aber für mehr Geld bekäme man vermutlich eine bessere Leistung. Nachdem er mich einige Zeit zugetextet hat, fragt er, woher denn ich komme. Ich erzähle ihm ein bisserl von mir. Das ist sozusagen die Gegenleistung fürs Mitnehmen, den Fahrer zu unterhalten. Das ist immer so, stört mich nicht, im Gegenteil, aber der Typ is mir doch ein wenig suspekt. Was interessiert es mich, was er für seine Hütte bezahlt hat und dass der Bankstreik ihm überhaupt nichts ausmache, weil er mehr als genug Geld dabei habe. Achja, der Bankstreik solle in zwei Tagen enden.
                                  Ob ich denn noch genug Geld habe. Öh ja, es reicht. Und ich begehe den Fehler zu antworten, dass ich tatsächlich noch 10 Pfund hätte und das bis Killarney doch dicke reichen würde. Inzwischen sind wir in Glengarrif angekommen, stehen vor dem Hotel, wo er essen will. Er redet auf mich ein, dies wäre doch viel zu wenig, das ginge doch gar nicht. Er lade mich zum Essen ein, ich könne bei ihm übernachten und bleiben, bis der Bankstreik vorbei sei. Ob das nicht ein gutes Angebot wäre? Und berührt wie unbeabsichtigt mein Bein. Ob er meint, das wirke anturnend?
                                  "Mist" denke ich genervt, wie komme ich da nun wieder heraus. Ich steige aus, nehme meinen Rucksack vom Rücksitz und bedanke mich, dies wäre ja wirklich ein sehrsehr nettes Angebot, aber ich hätte noch mehr als genug Käse&Brot&Tee und die JH koste nun wirklich nicht die Welt. Außerdem würde ich aus Prinzip nicht mit unbekannten Männern irgendwohin gehen... *Zwinker, Augenaufschlag*
                                  Und weg. Richtig böse schaut er hinter mir her, aber das is mir nun wirklich egal. Wie blöd können Kerle nur sein? Mindestens 30 kg Übergewicht, viel zu alt, kann seine Griffel nicht bei sich behalten und das soll jetzt auf wen anziehend wirken?

                                  nuja - egal, ich gönne mir ein Eis am kleinen Lebensmittelladen und wandere vergnügt ans Ortsausgangsschild. Es ist irgendwas am späten Nachmittag, ob ich es noch nach Bonane schaffe, wo eine JH liegt?
                                  Ich wandere immer wieder ein bisschen durch die hügelige Landschaft, bleibe dann mal wieder stehen, gehe weiter. Immer dann, wenn ich grad gehe, kommen Autos vorbei. Dann an einer Straßeneinmündung habe ich keine Lust mehr und warte etwas länger. Das dritte Auto stoppt, ein Ehepaar mit 3 Kindern stopft mich irgendwie noch ins Auto und fährt mich direkt bis zur JH. Ich bedanke mich und winke hinterher. Es ist nahezu Abendbrotzeit, der warden weist mir ein Bett zu, erklärt aber bedauernd, dass die Wasserleitung seit ein paar Tagen defekt sei. Aber man hole das Wasser immer aus den Fluss. Gleich geht er mit einigen Leuten los, um wieder welches zu holen, wenn ich mit wolle, solle ich mich beeilen.
                                  Klar doch, ich werfe meinen Rucksack aufs Bett, nehme meine Wasserflasche und eile zurück. Inzwischen stehen etwa 10 Leute parat mit allerlei Gefäßen bewaffnet, auch ich bekomme noch eine große Henkelkanne.
                                  Der Weg dauert etwa 15 Minuten über einen schmalen Weg und Wiesen. Wir stehen am Fluss, der eher ein Flüsschen ist und versuchen auf Steinen balancierend unsere diversen Gefäße zu befüllen. Zwei Jungen fallen dabei ins Wasser, mit viel Gelächter helfen wir ihnen wieder heraus. Bei der Rettungsaktion sind wir alle auf seltsame Art und Weise nass geworden, da es aber immer noch sehr heiß ist, stört das niemanden.
                                  Also los, alles zurück geschleppt, wobei wir mehrmals stehen bleiben, es ist doch ungewohnt eine große Kanne oder mit jemand anderem eine riesige Blechwanne zu tragen.Wir tragen das alles in die Küche, damit sich jeder nehmen kann, was er braucht. Zu meinem Erstaunen sehe ich H an einem der Tische sitzen und wie immer ein opulentes Mahl verzehren. Meine vielleicht etwas unfreundliche Frage, woher er denn das Wasser habe, (mehr fiel mir im Moment nicht ein) kontert er, man habe ihm schon in Glengarrif erzählt, dass es kein Wasser gäbe und so habe er sich 3 Flaschen mitgebracht, Flusswasser würde er allenfalls zum Waschen nehmen.

                                  Für einen kleinen Moment scheint das Wunder, dass es hier einen Fluss gibt, dessen Wasser man trinken kann zu verblassen, aber dann sage ich nur, er habe einen echten Spaß versäumt. Ich habe mir gerade Wasser gekocht, als die beiden Dubliner Mädchen, die ich zuletzt in Kinsale gesehen habe, hereinkommen. Gerade seien sie erst angekommen, ob ich ihnen zeigen würde, wo der Fluss denn sei. Da sie recht müde aussehen, gebe ich ihnen etwas von meinem Wasseranteil ab. Fürs Frühstück können wir ja wieder neues holen.
                                  H geht mit einem deutschen Pärchen, die er wohl unterwegs getroffen hat in den Ort zum Pub, der etwa 2 Meilen entfernt ist und fragt, ob ich mitkommen wolle.
                                  Ne, will ich nicht. Für son Kram gebe ich doch kein Geld aus, außerdem habe ich absolut keine Lust mir Vorträge über eventuell verkeimtes Wasser anzuhören, womit er die beiden Deutschen am Nachbartisch so nett während des Abendbrotes unterhalten hat.
                                  Als ich dann in meinem Bett liege und an den Fluss denke, dessen Wasser man wundervollerweise trinken kann, entschließe ich, noch eine weitere Nacht hier zu bleiben. Auch wenn ich meine Insel verlassen musste, habe ich diesen Fluss gefunden.
                                  Vielleicht wandere ich ein wenig in den Bergen herum oder oder. ..
                                  Vielleicht hole ich mir auch Extrawasser zum Waschen von etwas Wäsche. Ich wasche immer mal wieder einen Slip oder ein Tshirt aus, aber vielleicht sollte ich doch mal alle drei T-shirts und alles, was riecht waschen, ich habe ja noch eine Art Hemdchen, was ich tagsüber tragen kann, bis das alles trocken ist. Während des Plänemachen schlafe ich ein.
                                  Two roads diverged in a wood, and I—
                                  I took the one less traveled by,
                                  And that has made all the difference (Robert Frost)

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                                    Fuchs
                                    • 18.06.2014
                                    • 1591
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                    Seufz!

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                                      • 14.03.2012
                                      • 3583
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                      fietsen is moi

                                      Früh wache ich auf, wasche mich notdürftig mit etwas Restwasser und mit 3-4 anderen mache ich mich auf den Weg, neues Wasser zu holen. Die Dublinerinnen sind dabei und noch zwei andere Mädchen. Der Himmel ist wolkenlos und es verheißt wieder ein heißer Tag zu werden.



                                      Als wir gemütlich Tee trinkend in der Küche sitzen, kommen auch langsam die anderen, einige wollen bereits heute wieder weiterziehen, z.B. das eine deutsche Paar, wie ich jetzt erfahre sind sie mit Rädern unterwegs und wollen heute noch nach Killarney. Wir unterhalten uns über ihre Tour, H kommt hinzu und fragt, ob ich Lust hätte zu radeln. Das würde ihm mehr liegen als das Wandern.
                                      Radeln? oh ja, ich liebe es mit dem Rad unterwegs zu sein, aber wo bekommt man welche hier in der Einöde.
                                      Also Räder bekäme man in Glengarriff - H wird sogar richtig munter, als er das erzählt und als ich ihn kritisch frage, wie er es hier mit Flusswasser aushalten würde, lacht er sogar. hm
                                      Also ok, heute wird geradelt.
                                      Aber erst hole ich noch einmal Wasser und wasche meine paar Sachen. Das ruft gleich wieder einen kritischen Kommentar von H hervor, er habe 10 ! Hemden und genügend Wäsche für etwa 10 Tage dabei und vermutlich in Killarney würde er das alles in einem Waschsalon waschen. Wieso ich denn waschen müsse? Vermutlich sei mein Rucksack zu klein. örks. 10 Hemden???? Kein Wunder, dass der Junge einen kolossal riesigen Rucksack mit Außengestell trägt, da würde mühelos auch ein TV hinein passen. Was für ein Schwachfug, denke ich mir, bin aber zu höflich, es zu sagen. Und ab heute nenne ich ihn innerlich nur noch "den Jungen". Hallo, wir leben hier im Abenteuer und er nimmt 10 Hemden mit! Was für ein Wunder, dass er nicht 40 kg auf dem Buckel trägt - nu ja - er trägt das ja nur kurzzeitig - Wein wunder, dass er nicht wandern mag.
                                      Ich ziehe mein Hemdchen an, heute würde man dazu wohl Top sagen, wasche alles durch und lege es aufs Fensterbrett.
                                      Und bin bereit für jedes Abenteuer.
                                      Ein netter älterer Herr aus NY nimmt uns mit und setzt uns genau in der Ortsmitte von Glengarrif ab. Meine besondere Sympathie gewinnt er, als er darauf besteht, dass "the young lady shall sit on my left side". Warum Männer immer meinen, sie müssten sich neben den Fahrer setzen, während die Mädels hinten Platz nehmen müssen, hat sich mir noch nie erschlossen. Als H einwendet, er spräche besser englisch (ach ja????), lacht der Fahrer, ich wäre aber hübscher. Der Kommentar von H hinterher: "musstest du so mit ihm flirten?"
                                      Ja, musste ich, machte dem und auch mir Spaß. whot the fuck, geht ihn das an?
                                      Es kriselt leicht, aber das Fahren auf der schönen Küstenstraße, die erst anstrengend, dann aber nur noch schön ist, mildert die Spannungen. ;)
                                      Wie man hier an den Fotos sehen kann.





                                      Wir radeln bis nach Bantry, um die ganze lang gestreckte Bucht herum und auch noch etwas hinaus. In Bantry kauft H sich eine Tinwhistle, zu meinem Erstaunen scheint er recht musikalisch zu sein und erfreut sich auch an den im Musikgeschäft ausgestellten Gitarren. Hätte nicht gedacht, dass er spontan genug ist, um sich an Musik zu erfreuen. Als wir dann nach einem überwiegend erfreulichen Tag (ok, H kaufte noch 5 Flaschen Wasser und ich keine ;) ), dachte ich so bei mir: naja, vielleicht ist er doch gar nicht sooo übel.

                                      Am späten Nachmittag bekommen wir sofort einen Lift zur JH und ich vergnüge mich noch mit den anderen, indem wir im Halbdunklen zum Fluss gehen und dort ein wenig mit den Füßen im Wasser plantschen. Auch an diesem Abend gehe ich nicht mit zum Pub, sondern gleich nach dem packen meines Rucksacks (vielleicht mache ich mich ja morgen wieder auf den Weg?) ins Bett. Warm und angenehm müde schlafe ich ein.

                                      Killarney und ein bisserl weiter -

                                      Der nächste Morgen findet mich schon früh am Fluss, ich wasche mich, weit und breit ist kein menschliches Wesen zu sehen. Wie gut das tut. Das Waschen aber auch die Stille. Ich setze mich auf einen Stein am Fluss, halte die Füße hinein und denke nach. Das entwickelt sich alles in eine Richtung, die mir unbehaglich ist. H hat mich gestern gefragt, ob ich nicht Lust hätte, erstmal nach Killarney und dann nach Valencia Island mit ihm zu trampen. Wir kämen doch gut miteinander aus und zu zweit sei es doch sicherlich schöner als alleine. Ist das so? Eigentlich fühle ich mich allein wohler, fühle mich vereinnahmt. Als ich das erwähne, schüttelt er mal wieder den Kopf über mich. Es wäre doch nichts dabei und würde doch keinen von uns verpflichten. Man könne es doch einfach versuchen.

                                      Mit dem Wasser für Tee und meiner inzwischen fast schon persönlichen Kanne wandere ich langsam zurück. Der Tee schmeckt köstlich, das obligatorische Brot mit Käse ebenfalls - langsam wird Geld und auch Nahrung immer knapper und in K ist auch eine Bank. Vielleicht wäre es doch am vernünftigsten, nicht noch einen Tag länger zu bleiben, sondern wirklich mich um Bargeld zu kümmern. ok, also erst einmal bis nach K H strahlt, als ich ihm meinen Entschluss mitteile, das wäre doch schon einmal was. Ich frage beim warden, ob er eine Aufgabe für mich hat und fege zwei Schlafräume und den Flur aus, als ich fertig bin, ist auch H aufbruchbereit. Wir stellen uns an die Straße und bald schon hält ein kleines Wohnmobil. Sowas habe ich noch nie von innen gesehen und ich bin ganz begeistert von diesem kleinen Heim auf Rädern. Ein Paar, so in den Dreißigern - sie kommen aus England und wollen einen verlängerten Wochenendausflug mit ihrem Mobil machen und die Gegend um K anschauen, die ja so berühmt ist. Sie hätten das Mobil erst neu und würden nun allerlei Reisen unternehmen. H guckt skeptisch, was ich aber ignoriere und mich mit den Beiden - hauptsächlich mit der Frau unterhalte. Über Kenmare fahren wir an der Küste entlang und dann die Passstraße hoch zum Molls Gap, wo wir eine erste Pause machen und im guest room einen Tee trinken und scones essen. das kann mir zwar überhaupt nicht leisten, es reicht gerade eben noch für diese Köstlichkeiten, aber irgendwie ist mir das völlig egal. Es wird schon irgendwie Geld in K aufzutreiben sein. Die scones sehen so überaus köstlich aus. Mir sind die beiden sympathisch und so beantworte ich ihre Fragen nach woher&wohin, bevor wir weiter zum Ladies View fahren und kurz darauf ein zweites Mal an einem kleinen Parkplatz halten, um uns etwas die Beine zu vertreten.



                                      Da wir zur JH wollen fahren sie durch den Ort und setzen uns genau vor ihr ab. Ich bedanke mich herzlich und wünsche ihnen viel Spaß noch, während H recht einsilbig ist.



                                      Als allererstes frage ich den warden, ob denn der Bankstreik endlich vorbei ist, weil ich überhaupt kein Geld mehr habe und er antwortet mir lächelnd, dass er heute endlich selber auch welches abholen konnte. So etwa 2 Stunden wäre noch geöffnet. Ich bringe also schnell meinen Rucksack aufs Zimmer, um noch die paar Meilen zurück nach K zu laufen. Wie nicht anders zu erwarten geht auch H zur Bank.
                                      Misstrauisch frage ich ihn, ob er mir etwa auflauert, was ihn sichtlich empört. Auflauern wäre doch wohl echt zu viel gesagt, aber wenn wir doch beide zur Bank müssten, wäre es doch sinnvoll/normal, wenn wir zusammen gingen. ok, das ist nicht ganz falsch und so wandern wir zurück in den Ort, der damals noch wesentlich überschaubarer ist als heute. Die Bank ist schnell gefunden, sie ist tatsächlich geöffnet und ich löse doch recht erleichtert einen Euroscheck ein. Ja, das hieß damals schon Euroscheck - bezogen auf Europa-Scheck und nicht etwa den damals nicht einmal angedachten Euro ;).
                                      Wir machen einen einen kleinen Schaufensterbummel, was so lange lustig ist, bis H mich fragt, ob ich mir nicht neue Schuhe kaufen wolle? Auf meinen mehr als fragenden Blick sagt er nicht ganz unberechtigt, dass vielleicht doch mehr als ein paar leichter Stoffschuhe - damals auch Segelschuhe genannt - gut wären und da wären doch ein paar preiswerte Sandalen. Sogar mit Absatz. was mich nun wirklich an seinem Verstand zweifeln lässt, was brauche ich beim Wandern und Trampen Schuhe mit Absatz???? Ob ich mir auch noch Schminke und ein kleines Schwarzes kaufen solle, frage ich ihn sarkastisch und er meint doch allen Ernstes, da sähe ich bestimmt nicht schlecht drin aus. arrggh.
                                      Also Schuhe kaufen IST nicht, ich halte das für eine unnötige Geldausgabe und wer weiß, wo ich das nächste Mal an Geld komme. Durchaus nicht jeder Ort hat hier eine Bank und unter Umständen kriege ich erst in einer Woche wieder Nachschub. Dafür lasse ich mich aber überreden in einen kleinen Imbiss zu gehen, der mir preiswert genug erscheint und hier verblüfft er mich vollkommen.
                                      Also die Leute vorhin - das Paar da - denen würde nie und nimmer dieses Mobil gehören. sowas wäre total teuer, das wäre sicherlich nur gemietet und sie würden nur angeben wegen ihren Jobs und der Wochenendreise. Ich bin echt perplex. Was soll das? Ist doch unwichtig, ob ihnen das nun wirklich gehört und das sind doch alles bloß Vermutungen, die er äußert. Außerdem ist es vollkommen egal! Und weder in die eine noch in die andere Richtung beweisbar. Was kümmert mich der Scheiß? als ich das wortwörtlich sage, ist er beleidigt.
                                      Schweigsam gehen wir zurück. Ich verziehe mich bald aufs Zimmer, aber nicht bevor ich nicht die heiße Dusche genossen habe.
                                      Und wieder ein Tag rum. Was mache ich morgen? Versuchen, H zu "entkommen"? Nach Valencia Island? Dort soll es sehr interessant sein. Mein Grieben-Reisefühter erzählt etwas über die erste Verbindung nach Amerika per Telegraph, irgendeinem wichtigen ersten Flug und viele Auswandererschiffe, die von Valencia gestartet sind.
                                      Weiß nicht, morgen ist morgen. Mal sehen.

                                      Gut gelaunt wache ich auf und entschließe mich einen easy going Tag einzulegen. Am Frühstückstisch sitze ich mit zwei deutschen Mädels zusammen, die vorgestern per Rad übers Gap of Dunloe nach K gekommen sind. Rad fahren? Eigentlich hätte ich dazu schon Lust. Vielleicht gehe ich heut nach K und leihe mir dort ein Fahrrad. Als ich ihnen gerade erzähle, dass ich mir das überlege, kommt der inzwischen schon obligatorische H und verkündet, dass er das eine prime Idee findet und mit fährt. langsam resigniere ich. ok, dann kommt er eben mit. Der, der Junge!!
                                      Offensichtlich ist es unmöglich ihn abzuschütteln, er hat mich scheinbar irgendwie adoptiert und ich werde mir verdammt nochmal nicht dadurch die Laune verderben lassen.
                                      Manchmal verfluche ich mein viel zu friedliches und geduldiges Selbst.

                                      Wir wandern also gemeinsam nach Killarney hinein und finden bald auch einen Shop, wo Räder zu mieten sind. Auch damals war Killarney durchaus schon touristisch, aber im Vergleich zu heute ist es echt noch ein beschaulicher Ort. Ich schlage vor, dass wir erst zum Ross Castle, dann in den Nationalpark hineinfahren, später bis Molls Gap hoch (das ist schon eine ganz schöne Steigung) und von dort mal gucken, wohin. Wir fahren also an der mächtigen Kirche vorbei, die mir für diesen kleinen Ort viel zu groß erscheint, fast schon bedrohlich.





                                      Danach biegen wir zum Ross Castle ab, bleiben aber nicht lange, da gerade eine Busladung Touristen dort aussteigt und radeln zum Eingang des Muckross Park

                                      Mit Blick auf den See macht wir eine kurze Rast.



                                      fahren dann zur Muckross Abbey und gehen über den kleinen Friedhof und durch die Ruinen.





                                      wir kommen zum Muckross House und ich verliebe mich in dieses Anwesen, direkt am Muckross Lake gelegen. Später werde ich noch öfters hierhin kommen und obwohl die Besucherströme immer stärker werden mit den Jahren, liebe ich noch immer dieses Haus und seine Lage.







                                      Wir schieben die Räder hinüber zum Torc-Wasserfall, schließen sie dort an und klettern etwas den Weg am Wasserfall hoch. Schön ist es hier und von einer kleinen Plattform aus hat man einen wundervollen Blick über die Seen.







                                      Vom Wasserfall radeln wir über Ladies View, einem sehr bekannten und meist überfüllten Aussichtspunkt mit Café etc, wo wir aber nur kurz anhalten bis hoch zum Molls Gap. Das ist ganz schön anstrengend, die Steigung ist schon enorm. Am Gap kann ich mich nicht satt sehen, die Aussicht ist wirklich atemberaubend.



                                      Leider sind nun die Batterien in meiner Kamera recht leer und es gelingt mir auf dieser Tour kein weiteres Foto mehr. Also muss ich morgen unbedingt einen Fotoladen finden, um neue zu kaufen. H schlägt vor, weiter nach Kenmare zu radeln. Diese Strecke hier sind wir ja bereits mit den britischen Wohnmobilisten gefahren und vor allem sei es weiter als die Strecke, die die deutschen Mädels gefahren sind. Häh? Was spielt denn das für eine Rolle?
                                      aber ok. Von Molls Gap ist das Radeln relativ easy, es geht zwar immer mal wieder auf und ab, aber die Steigungen nehmen nicht mehr so abrupt zu wie auf der Strecke zum Gap. Kenmare liegt etwa 35 km Luftlinie von Killarney entfernt.

                                      Als wir dort ankommen ist es mir viel zu laut und zu hektisch, deswegen kaufe ich nur ein paar Souvernirs für die Daheimgebliebenen und dann machen wir uns auf die Rückfahrt. Auf dem Rückweg sehe ich wie eine Frau nahe der Staße in so einen seltsamen Sack kriecht, mein erstes Zusammentreffen mit einem Biwaksack, ich bin total fasziniert und würde sie am liebsten ansprechen, aber mein Begleiter findet das unmöglich. Ich könnte ihn irgendwohin treten. Das Leben könnte so einfach sein, wenn manche Menschen nicht so seltsam wären. Morgen werde ich garantiert alleine los trullern, das schwöre ich mir.
                                      Die Fahrt entlang der Straße nach Molls Gap versetzt mich aber wieder in gute Laune, ich liebe es durch Wind und Wetter zu fahren. Am Gap verschnaufen wir etwas und dann geht es diese steile Passage hinter nach Ladys View. Die Strecke ist recht eng und führt durch mehrere kleinere und einen größeren Tunnel. Als mir ein Reisebus im Tunnel entgegenkommt, kriege ich doch das große Flattern, ich bremse mehr, als dass ich fahre, da kann man echt nicht so runter brettern. Jedenfalls, wenn einem sein Leben lieb ist. Hinter mir gibt es wohl Probleme, der Reisebus kommt nicht an einem ihm entgegen kommenden anderen Bus vorbei. Der eine setzt etwas zurück und dann schieben sie sich in Millimeterarbeit aneinander vorbei. Das dauert natürlich und es staut sich in beide Richtungen. Zum Glück waren wir nicht hinter einem der Busse, das wäre ja was geworden, dahinter zu stehen und im Tunnel all die Abgase einzuatmen.
                                      Gemütlich radeln wir nach Killarney zurück, zumindest ich, H prescht nach kurzer Zeit wie ein Wilder vorneweg. Soll er doch. Wir verlieren uns aus den Augen und ich bringe mein Rad zurück, schlendere noch etwas in dem anderen Parkteil herum, dessen Eingang mehr in der Ortsmitte Richtung Jugendherberge ist. Ich kaufe in einem kleinen Shop noch etwas Brot und Marmelade, ein bisserl Süßkram, zum Glück kann ich auch Batterien für meine Kamera dort bekommen und gehe dann zur Jugendherberge zurück.

                                      Die ist wirklich ein prachtvoller alter Bau, ich könnte mir gut vorstellen, hier zu wohnen, die großen Fenster und die großen hohen Räume sind wirklich schön.



                                      Ich wasche mich etwas, koche mir einen Tee und beschließe dann, mich mit einem Buch (im Aufenthaltsraum steht ein Regal mit Büchern) irgendwo auf die Wiese zu setzen. Inzwischen ist ein holländisches Paar gekommen, welches auf dem Grundstück bei der JH zeltet, ich unterhalte mich mit ihnen und sie erzählen mir, dass man bei vielen Jugendherbergen auch zelten darf. Als ich sehe, dass H aus Richtung Killarney angeradelt kommt, verziehe ich mich hinter das Haus, wo freundlicherweise jemand einen Stuhl hat stehen lassen und mache es mir gemütlich.
                                      Irgendwann gegen Abendbrotzeit beginnt es zu regnen, erst nur ein wenig und dann fester. Ich habe keine Lust auf Gesellschaft heute, koche mir nur einen Tee und verziehe mich dann mit meinen Keksen in den Schlafraum. Heute ist keiner außer mir hier untergebracht und ich verbringe einen geruhsamen Abend
                                      Two roads diverged in a wood, and I—
                                      I took the one less traveled by,
                                      And that has made all the difference (Robert Frost)

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                                      • eheinz
                                        Anfänger im Forum
                                        • 08.10.2016
                                        • 26
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                        Hallo Sternenstaub,

                                        hmm, ja, ich weiß nicht... Ist auch ein bisschen Kritik erlaubt? Ich hoffe, ich trete jetzt nicht ernsthaft ins Fettnäpfchen.

                                        So schön und liebevoll Du Deine Geschichte erzählst, uns so interessant der historische Rückblick auch ist - es geht Dir ja vor allem um die persönliche Perspektive. Und da vermisse ich ein wenig die Selbstreflexion. Ich denke, mit 40 Jahren Abstand sollte diese doch möglich sein, meinst Du nicht?

                                        Die als Subtext Deines Reiseberichtes erzählte Geschichte von H ist doch ein typischer Fall von „es gehören immer zwei dazu”. Er konnte seine aus Deiner Sicht negativen Eigenschaften nur dadurch entfallten, dass Du nicht wusstest, was Du eigentlich willst, und Dich auf Ihn eingelassen hast. Er hat Dich zu nichts gezwungen.

                                        Ich frage mich, warum erzählst Du diese alte Geschichte gerade jetzt? Und warum erzählst Du nicht nur die interessanten Erlebnisse, sondern thematisierst vor allem Deinen viele Jahre zurückliegenden Ärger über H? Hat er diese öffentliche Aufmerksamkeit verdient? Gibt es einen aktuellen Grund dafür? Das geht mich natürlich alles nichts an, aber irgendwie beeinträchtigt dieser Aspekt für mich deutlich den Genuß an dieser eigentlich sehr interessanten Zeitreise.


                                        Wie auch immer. Viele Grüße,
                                        von Erik

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                                        • Sternenstaub
                                          Alter Hase
                                          • 14.03.2012
                                          • 3583
                                          • Privat


                                          #21
                                          Zitat von eheinz Beitrag anzeigen
                                          Hallo Sternenstaub,

                                          hmm, ja, ich weiß nicht... Ist auch ein bisschen Kritik erlaubt? Ich hoffe, ich trete jetzt nicht ernsthaft ins Fettnäpfchen.
                                          Hallo Erik, natürlich ist auch Kritik erlaubt, wobei es mir etwas Schwierigkeiten bereitet, darauf zu antworten. Weil es sich vielleicht ein wenig "komisch" anhört.
                                          Vielleicht sollte ich die Vorgeschichte dieses Berichtes erzählen? ok, ich habe vor einigen Jahren erstmals Texte eines inzwischen verstorbenen amerikanischen Sängers gehört und überlegte, wieso mir diese Stimme so vertraut war. Und irgendwann fiel mir ein, woran und an wen mich diese Stimme erinnerte. Und ich schrieb über diese Verbindung zu meinem letzten Abend damals in Irland, erst für mich und auch für 2-3 Freunde.
                                          das brachte mich dazu, mich mit dieser ersten richtigen Reise zu beschäftigen und ich war sehr überrascht, wie viel mir einfiel und als ich die Fotos betrachtete und meine alten Eintragungen, flossen die Erinnerungen und ich schrieb sie nieder, jeden Tag ein bisschen und es wurde quasi ein Netz daraus. das war Ende 2011 und einen Teil habe ich damals hier im Forum eingestellt. Ich verließ das Forum für eine längere Zeit (warum, das tut hier nichts zur Sache), ich schrieb aber weiter an dem Bericht.

                                          So schön und liebevoll Du Deine Geschichte erzählst, uns so interessant der historische Rückblick auch ist - es geht Dir ja vor allem um die persönliche Perspektive. Und da vermisse ich ein wenig die Selbstreflexion. Ich denke, mit 40 Jahren Abstand sollte diese doch möglich sein, meinst Du nicht?
                                          ähm, wenn ich von einer Reise erzähle, ist es bei mir immer die persönliche Perspektive und ich versuche, weil ja ich es bin, die unterwegs ist, meine möglichst damalige Sicht einzubringen. Wenn ich einen Reiseführer lesen möchte, dann lese ich ihn. wobei ich absolut nichts gegen sachlich gehaltene Reiseberichte habe, im Gegenteil, bis auf lieblos herunter geschlurte Berichte, lese ich fast alles gern.
                                          Selbstreflexion was die damaligen Situationen betrifft, sowas ist für mich dann eher in einem Fazit sinnvoll, wenn ich von heute auf dam,als zurückblicke, aber ich versetze mich ja in mein ICH von damals.

                                          Die als Subtext Deines Reiseberichtes erzählte Geschichte von H ist doch ein typischer Fall von „es gehören immer zwei dazu”. Er konnte seine aus Deiner Sicht negativen Eigenschaften nur dadurch entfallten, dass Du nicht wusstest, was Du eigentlich willst, und Dich auf Ihn eingelassen hast. Er hat Dich zu nichts gezwungen.
                                          Habe ich das irgendwo behauptet? Ich war damals 22, was ich heute vielleicht anders machen würde, was hat das mit dieser Geschichte zu tun? Ich sehe ihn ja durchaus nicht als überwiegend negativ an, ich sah ihn auch damals nicht nur so, wenn er so rüber kommt in meiner Beschreibung, lag das vielleicht teils an seinem Verhalten, das ich teils schildere?

                                          Ich frage mich, warum erzählst Du diese alte Geschichte gerade jetzt? Und warum erzählst Du nicht nur die interessanten Erlebnisse, sondern thematisierst vor allem Deinen viele Jahre zurückliegenden Ärger über H? Hat er diese öffentliche Aufmerksamkeit verdient? Gibt es einen aktuellen Grund dafür? Das geht mich natürlich alles nichts an, aber irgendwie beeinträchtigt dieser Aspekt für mich deutlich den Genuß an dieser eigentlich sehr interessanten Zeitreise.
                                          Diese alte Geschichte habe ich, wie oben geschrieben, bereits vor einigen Jahren begonnen, zu erzählen, aber hier nie zum Abschluss gebracht, deswegen dachte ich, dass es vielleicht die Leser von damals interessiert, wie es weiter gegangen ist. Also absolut nichts aktuelles und mit Sicherheit keine alten Frustrationen, er gehörte halt nur irgendwie zu dieser Reise hinzu, soll ich ihn jetzt ausklammern?
                                          Wenn ich vom Fluss, dessen Wasser man trinken konnte erzähle, soll ich nicht erzählen, dass da nicht nur die Dubliner Mädchen waren, sondern auch ein Tramper aus H??
                                          Machen die Menschen, die man trifft, was sie sagen, wie sie reagieren und agieren nicht einen großen Teil der Erinnerungen und der Erzählungen aus? Für mich bisher schon. Wobei ich mir doch jetzt unsicher bin, ob ich das nun wirklich weiter teilen möchte. Keine Ahnung.
                                          Vor allem den zuerst geschriebenen Abschnitt, der ja das Ende ist, ich weiß nicht, das ist schon ungewöhnlich für einen Reisebericht. vielleicht hätte ich das an den Anfang setzen sollen, dann hätte vielleicht eh niemand mehr weiter gelesen.


                                          Wie auch immer. Viele Grüße,
                                          von Erik
                                          Grüße zurück
                                          Two roads diverged in a wood, and I—
                                          I took the one less traveled by,
                                          And that has made all the difference (Robert Frost)

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                                          • eheinz
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                                            • 08.10.2016
                                            • 26
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                            Hallo Sternenstaub,

                                            danke für die ausführliche Antwort. Ich verstehe, was Du meinst, und wahrscheinlich hast Du recht. Die Geschichte gewinnt durch die scheinbar unwichtigen Details und durch das Hineinversetzen in die Person von damals an Authentizität.

                                            Auf jeden Fall ist sie ein schönes Zeitdokument. Also lass Dich von meiner Nörgelei nicht entmutigen.

                                            Viele Grüße,
                                            Erik

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                                            • Tie_Fish
                                              Alter Hase
                                              • 03.01.2008
                                              • 3550
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                              Schöner Bericht, Sternchen! Danke!
                                              Grüße, Tie »

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                                              • Gernstel
                                                Dauerbesucher
                                                • 25.07.2009
                                                • 642
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                Vielen Dank für diese fantastische Zeitreise!

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                                                • MrsLausS
                                                  Erfahren
                                                  • 12.05.2013
                                                  • 199
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                  Liebe Sternenstaub,

                                                  ich mag deinen Bericht sehr! Bitte lass' uns noch ein wenig an deiner Zeitreise teilhaben.
                                                  Ich vermisse im Bericht keine Reflexion, dann müsstest du ja ständig hin- und her wechseln und das könnte die Stimmung zerstören - wie die Werbepause im TV, wenn man gerade so richtig "drinnen" ist...

                                                  Herzliche Grüße

                                                  MrsLausS

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                                                    Anfänger im Forum
                                                    • 25.09.2011
                                                    • 43
                                                    • Unternehmen


                                                    #26
                                                    AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                    Hmmmm, ob der Erik der H ist? Ich warte ja noch auf die Auflösung, dass Sternenstaub und H heute verheiratet sind, genau in diesem Haus mit den großen Fenstern wohnen und Rosamunde Pilcher sich schon die Rechte gesichert hat.

                                                    Ich finde den Beitrag toll weil Sie sich nach so langer Zeit noch an vieles Erinnern kann, ich Bilder noch vor meinem Baujahr anschauen kann und ich mal meine Mutter motivieren muss, Ihre Interrail Erfahrungen niederzuschreiben.

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                                                    • Sternenstaub
                                                      Alter Hase
                                                      • 14.03.2012
                                                      • 3583
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                      ich musste gerade so lachen, danke dafür Pax, aber nein, H wäre wohl der letzte gewesen, bei dem ich auf einen solchen Gedanken gekommen wäre. OT: Passte auch einfach nicht in mein Beuteschema.
                                                      Und Erik H? Neeeee, glaube ich nicht bzw kann das eher eher nicht sein. Aber ich begründe das jetzt nicht, sonst heißt es, ich würde böse über H schreiben.

                                                      Und übrigens, ich fände es klasse, wenn deine Mutter darüber berichten würde!

                                                      Danke Erik, no worries, ich fand deine "Nörgelei gar nicht schlimm.

                                                      freut mich, Tie und gernstel, dass ihr hier gern mit lest.

                                                      MrsL, danke für dein statement, ne, ich werde sicherlich die anderen Teile noch einstellen, vielleicht teilweise leicht überarbeitet.
                                                      OT: jetzt muss ich aber erst einmal Essen für einen hungrigen Studenten machen
                                                      Two roads diverged in a wood, and I—
                                                      I took the one less traveled by,
                                                      And that has made all the difference (Robert Frost)

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                                                      • Sternenstaub
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                                                        • 14.03.2012
                                                        • 3583
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                        going to Valencia

                                                        Die Nacht hat nicht nur erholsamen Schlaf sondern auch Gewissheit gebracht. Ich trampe nach Valencia Island! Die Route geht über den Ring of Kerry und sicherlich kann man viele schöne und interessante Dinge unterwegs sehen.
                                                        Frohgemut stehe ich recht früh auf, mache mich reisefertig, frühstücke kurz in der Küche, fege schnell meinen Schlafraum aus und frage den warden, ob er noch anderes für mich zu tun hat. Er schaut in den Schlafraum, auch in der Küche und in den Duschen sieht alles gut aus und lächelnd fragt er nach meinen Plänen. Als ich ihm von meinem Plan nach Valencia zu gehen erzähle, bittet er mich einen Gruß an Knightstown auszurichten, seine Familie kommt von dort, danach entlässt er mich und wünscht mir eine wundervolle Zeit.
                                                        Und die werde ich haben. Ich gehe länger an der Straße entlang bis ich zum Ortsausgangsschild komme. Mal schauen, ob mich jemand mitnimmt oder ob ich ein Stück wandere. Es ist kurz nach 7.00 und ich habe Glück, ein kleiner Lieferwagen hält an und nimmt mich mit. Jucheee, es geht weiter.
                                                        Drei, vier Autos nehmen mich hintereinander mit, keiner der Fahrer hinterließ eine wirkliche Erinnenrung und so bin ich schon um die Mittagszeit in Cahersiveen, von wo eine Fähre nach Valencia gehen soll. Der Ort selber ist in meinen Augen recht unattraktiv, ich hole ein paar Chips auf die Hand und gehe zum Fährhafen, finde auch gleich die Ferry. Am frühen Nachmittag landen wir in Knightstown, das Wetter ist diesig und wenig verheißungsvoll - auch während der Überfahrt. Es sieht bleiern und wenig erfreulich aus, deswegen bleibe auch ich in der kleinen Kabine. In Knightstown lasten die Wolken und das trübsinnige Wetter tief auf dem Ort, dem Meer und auch auf mir. Ich suche und finde die Jugendherberge, melde mich an und verziehe mich fast sofort aufs Zimmer. Später raffe ich mich doch noch auf und gehe erst zum Hafen und dann in der Nähe der Juhe ans Meer. Obwohl hier alles nah am Meer ist.



                                                        Und das ist auch das, was mich immer wieder so fasziniert. Wasser ist DAS belebende Element auf meiner Reise.
                                                        Ich gehe in den Aufenthaltsraum und sehe zum ersten Mal ein offenes Torffeuer, ich setze mich nahe heran und wärme mich etwas auf. Dabei komme ich mit 3-4 Leuten ins Gespräch, die schon 2 Nächte hier sind und einiges über die Insel erzählen. Wobei mich wundert, dass sie auch hier versucht haben zu trampen und nicht auf die Idee kamen zu wandern. Meine desbezüglichen Fragen erstaunen vor allem einen Typen, der meint, wozu denn laufen, hier ist doch alles flach. Achso.
                                                        Früh schon verziehe ich mich in den Schlafraum, die Jugendherberge ist nicht sehr groß, es sind nicht viele Leute da, was mir ganz angenehm ist. Zum Essen habe ich überhaupt keinen Lust, naja, ich kann ja morgen etwas mehr frühstücken.

                                                        Am nächsten Morgen wache ich mit krummer Stimmung auf, trinke nur einen Tee und nehme lieber mein restliches Brot, Apfel, Käse und Wasser mit auf eine kleine Wanderung. Ich gehe recht ziellos los, halte mich aber möglichst immer in Nähe des Meeres und suche einen kleinen Platz, an welchem ich Rast machen kann. Der Weg scheint zu einer Art Kiesgrube (oder was immer das ist) zu führen, es wird aber nicht gearbeitet. Es geht etwas steil hoch (ach ich dachte, hier wäre alles flach?) , ich komme an einem kleinen Marienschrein vorbei und bald darauf auf ein erhöhtes Fleckchen mit Blick aufs Meer. Dort setze ich mich hin, frühstücke in Ruhe und denke so vor mich hin.







                                                        Ich schaue über die wunderschöne Bucht und kann nicht sagen, warum ich mich unwohl fühle.
                                                        Danach gehe ich langsam zur Herberge zurück und sehe auf den Plan der neben der Reception hängt, wohin ich vielleicht eine Wanderung machen könnte. Ich beschließe im Ort etwas Proviant zu kaufen, ich habe gestern einen kleinen Shop neben dem Hotel gesehen, danach werde ich einfach wandern gehen, mal gucken, wie weit ich komme, die Insel ist durchaus größer als Cape Clear.

                                                        Gerade als ich los will, kommt eine junge Frau von der Fähre, total durchnässt, die bereits gestern hier war. Sie hatte die Morgenfähre genommen und im strömenden Regen in Cahersiveen gestanden und keinen Lift bekommen. So ist sie frustriert zurück gefahren, will jetzt erstmal trocken und warm werden. Hier auf Valencia ist kein Tropfen Regen gefallen, es war nur teils diesig und es wird immer wärmer.
                                                        Ich kaufe mir etwas Obst, die obligatorischen Äpfel, was anderes gibt es eher nicht und ein Päckchen Kekse, dann wandere ich los. Immer einer Straße folgend, die leicht aufwärts führt - durch ansonsten eher flaches Gelände. Am anderen Ende der Insel soll es eine Brücke zum Festland geben, mal schauen, ob ich so weit komme. Die größere Straße (nunja, heute würde man sie nicht als größer bezeichnen ;) ) wird mir langweilig und ich folge einem boreen nach rechts tiefer ins Farmland hinein. Von einem Grundstück kommt ein lustiger Hund gerannt, der mir schwanzwedelnd folgt und sich sogar streicheln lässt. Mal läuft er vor mir her, dann kommt er wieder angesprungen.



                                                        Als ich entscheide, dass es Zeit für eine Rast wird, legt er sich neben mich ins Gras.
                                                        Plötzlich kommt ein Trecker angefahren, der Fahrer hält an und springt herunter. Ob ich einen Hund gesehen habe. öh? ja - und weise auf den Hund, der plötzlich wie wild aufspringt und sich vor Liebesbeweisen kaum zu fassen weiß, er bellt und freut sich und wirft sich selber vor Freude fast um. Der Farmer entschuldigt sich, der Hund gehöre seiner Frau und seitdem sie jetzt im Krankenhaus sei, laufe er hinter jeder Frau her und er habe Angst, dass er nicht mehr zurück wüsste, wenn er zu weit von der Farm entfernt wäre. Er bleibe sonst immer am Haus bei der Frau. Es gäbe nämlich ab und an Probleme mit verwilderten Hunden, die von den Farmen fortgelaufen wären. Und da wäre mancher recht schnell dabei, die mit der Flinte zu erlegen, weil sie auch Schafe reißen würden. Und das wolle er der Frau doch nicht antun, dass sie heim käme und der Dicke wäre nicht da. Das verstehe ich natürlich alles sehr gut. Der Hund springt auf einen freien Platz neben dem Fahrersitz und scheint mich hechelnd anzulachen.
                                                        Zuletzt sagt der Farmer noch einmal eindrücklich:
                                                        let never a dog follow you!

                                                        Ich bin beeindruckt, aber auch skeptisch, ob das wohl alles so wirklich ist? Ein Hund verläuft sich und wildert dann unter den Schafen? Aber andererseits, ich bin diejenige, die hier nicht wohnt und keine Ahnung hat, von Hunden schon einmal gar nicht. Und seitdem lasse ich nicht mehr zu, dass ein Hund mir folgt.

                                                        Ich wandere weiter und komme nun durch eine Gegend, in der verlassene und teils schon verfallene Cottages stehen. Wer mag hier gewohnt haben und warum sind sie gegangen? Oder mussten sie gar gegen ihre Willen gehen? Ich habe natürlich von der famine gehört und von der Vertreibung der Pachtbauern aus ihren Häusern, als sie während der Hungersnöte den Pachtzins nicht an den Landlord zahlen konnten.



                                                        Dieser Ort hier ist irgendwie vage für mich, ich kriege kein feeling dafür, ganz im Gegensatz zu den Orten, wo ich bisher war. Wenn ich näher über diese Ungerechtigkeiten nachdenke, erfüllt mich erst Zorn und dann Mitleid mit denen, die teils recht brutal und mit Polizei- und auch Militärgewalt vertrieben wurden.



                                                        Es kommen zwar immer wieder fast schon kitschig idyllische Eckchen, aber auch dieses so typisch irische Fotomotiv zeigt ein verlassenes Haus. Blinde Scheiben und wenn man hinein guckt, sieht man die Verwahrlosung. Bereits der nächste Sturm mag dieses Strohdach vom Haus reißen, es dem Wind und dem Regen und somit dem Verfall anheimgeben.



                                                        Mit düsteren und traurigen Gedanken drehe ich irgendwann einfach um und gehe genau die Strecke zurück, die ich gekommen bin. Als ich an der Farm von vorhin vorbei gehe, bellt laut ein Hund, mein Begleiter von vorhin, er ist angeleint ist und der Farmer winkt mir freundlich zu.
                                                        Ich komme zur Jugendherberge, es ist inzwischen später Nachmittag und ich stöhne innerlich, als ich ein bekanntes Gesicht sehe. H springt erfreut auf, man habe ihm erzählt, dass ich ein wenig wandern gegangen sei. ah so.

                                                        Die Frau von vorhin steht am Kamin und bemüht sich das Torffeuer in Gang zu bringen, was schlecht gelingt, weil der Torf nass ist. Und flucht laut deswegen, was H zu verstören scheint. Also so etwas findet er nun wirklich nicht gut, er schaut sehr missbilligend. Mich bringt es zum Lachen und ich helfe ihr, indem ich mit so einem seltsamen Teil Sauerstoff in Richtung Feuer blase. Zuletzt flackert das Feuer und gibt erfreuliche Wärme ab. Seltsam, dass nach diesem so warmen Tag mir nun so kalt ist. Dabei friere ich eigentlich nie.

                                                        Auch heute habe ich keinen wirklichen Hunger, mümmele an meinen letzten Keksen herum. Als H mich fragt, was ich für den nächsten Tag plane, ob ich wieder wandern gehe, es gäbe hier bestimmt auch Räder zu mieten... antworte ich kurz, dass ich Valencia verlassen würde. Ich habe diesen Entschluss zwar gerade erst gefasst, aber hier will ich einfach nicht bleiben. Als er murrt, er würde sich die Insel gern näher anschauen, ermuntere ich ihn herzlich dazu. Das hätte ja auch nicht wirklich was mit ihm zu tun, ob ich nun morgen abreisen würde oder nicht. Die Frau, ich erinnere mich blass, sie hieß Evi oder Inga?, lacht scheinbar unmotiviert und fragt ihn, ob er das als Abfuhr verstehen würde. Er wird unwirsch und verkündet, er gehe zu Bett, was er morgen mache, dass wüsste er auch nicht. Und geht. Evi oder Inga ruft ihm nach: who cares?
                                                        da tut er mir schon fast wieder leid.

                                                        Am nächsten Morgen bin ich nach der Erledigung einiger weniger Pflichten schon recht früh am Fähranleger, setze mich auf eine Bank und warte. Aber nicht die Fähre kommt (ok, später schon), es erscheint der Obligatorische. Und strahlt mich an. So interessant könne Valencia Island doch gar nicht sein, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm morgen Abend zu den Dubliners zu gehen. Ob ich die kennen würde. Natürlich habe ich schon einmal von ihnen und auch mal Musik im Pub von ihnen gehört. Wo sie denn spielen würden. Unklugerweise setze ich hinzu, dass ich mir das ganz interessant vorstellen könnte. Während der ganzen Überfahrt erklärt er mir, was deren sound so besonders mache und welche Platten er von ihnen bei einem Freund schon einmal gehört habe. Der würde ganz blass vor Neid werden, wenn er erzählen würde, dass er auf einem Livekonzert gewesen wäre. Dies ist wohl auch der Freund, von dem er diesen Riesenrucksack hat und der ihm gesagt hat, was er alles so unbedingt braucht bei einer Tour in wild Ireland. Wir fahren im Hafen von Cahersiveen ein, nehmen unsere Rucksäcke und überlegen, wohin wir uns am besten stellen, um einen guten Lift zu bekommen. Da er erst frühstücken will, ok, ich nicht, ich habe aber versprochen derweil draußen zu warten, kann ich nicht sofort los, wie ich eigentlich möchte. Er will vom Marktplatz los, was ich für Schwachsinn erkläre und beherzt zum Ortsausgang marschiere. Wenn er mit mir trampen will, muss er wohl folgen.
                                                        Er grummelt, als aber nach etwa 20 Minuten ein Milchwagen hält und uns einsteigen lässt, strahlt er. Er habe ja gehört, Cahersiveen wäre SOOO schwierig, man fände da schlecht einen Lift. Und redet freundlichst auf den Fahrer ein. Der dairy man bittet uns, uns etwas zu ducken, weil eigentlich dürfe er niemanden mitnehmen, aber er wolle sich mal wieder mit einem hübschen Mädchen unterhalten. Darauf verstummt der hübsche junge Mann und überlässt mir das Gespräch. Nur um später nach dem Aussteigen in irgendeinem Kaff unterwegs missmutig von immer flirtenden Iren zu reden. Und ich ginge ja noch darauf ein. Aber hallo? Warum nicht, der dairy man war schon ein ansehnlicher und was wichtiger ist, netter Typ. Als ich das sage, schweigt er verkniffen.



                                                        Der nächste Fahrer fährt fröhlich und flott mit uns in seiner Limousine Richtung Killarney. Als er ein Polizeiauto erblickt, wird er blass, fährt rechts ran und bittet uns, uns komplett zu ducken. Es dürfe uns niemand sehen und ihn auch nicht. er habe die tax fürs Auto nicht bezahlt. Man bekommt da wohl ein carnet, welches man oben an der Windschutzscheibe aufhängen muss und sowas hat unser Held nicht. Grinsend mache ich mich so klein wie möglich und ziehe noch H herunter, weil der überhaupt nicht reagiert - vermutlich ist ihm wieder was peinlich - und die gardia fährt vorbei. Was unserem Fahrer ein tief empfundenes Seufzen entlockt. In Killarney setzt er uns dann genau vor der Jugendherberge ab, winkt noch fröhlich, hupt und ist wieder weiter, vermutlich die nächste Tramperin auflesen.

                                                        arrrggh - und dann passiert das Schreckliche, es ist kein einziger Platz frei, irgendein größeres Treffen von wem auch immer hat alle freien Plätze belegt.
                                                        Two roads diverged in a wood, and I—
                                                        I took the one less traveled by,
                                                        And that has made all the difference (Robert Frost)

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                                                          • 25.06.2013
                                                          • 566
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                          Deine Vergangenheits- Aufhellung- Aufbereitung in Buchstaben- und Bilderform bereitet mir viel Freude
                                                          Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                                                          Gruß, Wi grenzenlos

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                                                          • Gast202105024
                                                            Gelöscht
                                                            Fuchs
                                                            • 03.07.2012
                                                            • 1920
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                            Wie schön, das Du den Bericht erst jetzt schreibst, sonst hätte ich das nie zu lesen bekommen.

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                                                              • 24.01.2011
                                                              • 12506
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                                                              #31
                                                              AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                              Heftige Nostalgie... danke fürs Mitnehmen, Sternenstaub!

                                                              Das Jahr 1976 war schon ein ganz besonderes.

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                                                                Alter Hase
                                                                • 14.03.2012
                                                                • 3583
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                                @ Wi - das ist auch Sinn und Zweck der Angelegenheit

                                                                @ pedder - manchmal liebe ich es, in Erinnerungen zu reisen

                                                                @ Ronaldo - ja, das war ein besonderes Jahr, ich wurde sozusagen erwachsen, nicht immer angenehm, aber andererseits frage ich mich oft, ob ich wirklich erwachsen wurde. - Bzw ob das überhaupt erstrebenswert ist.

                                                                aber weiter:

                                                                Was nun? Ein verschmitzt lächelnder H schlägt vor, wir könnten doch in ein B&B gehen, da wäre doch nichts dabei. Was sollte auch dabei sein? Na gut, etwas missmutig stapfe ich in den Ort und bei der zweiten Pension bekommen wir auch ein Zimmer, zum Glück mit zwei getrennten Betten. Das hätte mir auch noch gefehlt, mit H in einem Ehebett zu pennen. Abends lasse ich mich breit schlagen, doch ausnahmsweise mal mit in einen Pub zu gehen. Das ist so eine Art Singing Pub, der mich aber alles andere als überzeugt, viele amerikanische Touristen sitzen dort, singen schunkelnd irgendwelche Lieder mit, das hört sich mehr nach einem HillbillyAbend an und ich kann wirklich nicht sagen, dass mir das irgendwie gefällt. Ich bekomme Heimweh nach Clear Isle. Dieses Touristenkaff ist nichts, was mir gefallen kann. H hat sich während ich missmutig an meinem cider nuckele ganz dick mit irgendwelchen amerikanischen Touris angefreundet, sie spendieren ihm ein Guinness nach dem anderen und zum Abschluss noch irish whiskey, ich verzichte aber dankend. Nachdem ich das mir angebotene und trotz Ablehnung bestellte Getränk einfach nicht getrunken habe, lassen sie es sein, mir etwas aufdrängen zu wollen. Endlich gehen sie weiter in einen anderen Pub und wir gehen zurück zur Pension. Ziemlich angedüdelt fällt H sogleich in einen tiefen Schlaf, wofür ich recht dankbar bin. Der nächste Morgen kommt und mein Zimmergenosse tut mir ganz fürchterlich leid, während er eine Kopfschmerztablette einwirft und der Gedanke an Frühstück ihn bleich werden lässt, gehe ich frohgemut runter zum breakfast. Ich heuchel auch fast gar nicht, als ich ihn fürchterlich bedauere und dann leiderleider allein etwas durch Ort und angrenzenden Nationalpark gehe, während er seinen Kater kuriert. Wenn wir nicht geplant hätten, abends zum Konzert der Dubliners im Glen Eagle zu gehen, hätte ich mich sicherlich komplett abgeseilt.

                                                                Nach einem erfreulichen Tag allein, kehre ich zur Pension, die übrigens Shangri La heißt, zurück. Ich habe im Park auf der Wiese gelegen, in meinem Jack Kerouac gelesen, nachgedacht, bin ziellos mal dem einen und mal dem anderen Weg gefolgt. So wie ich es mag.
                                                                H fühlt sich inzwischen besser, er will vor dem Konzert zum Abendessen in ein Restaurant gehen. Ich ermutige ihn genau das zu tun, mache aber gleich klar, dass ich etwas Brot und Schokolade esse, weil ich dazu keine Lust habe. Nach einer Stunde kehrt er wieder und wir machen uns langsam auf den Weg. Zum Glen Eagle ist es mehr als eine halbe Stunde Fußweg, man muss am Ross Castle vorbei und dann noch ein Stückchen weiter. Das Glen Eagle ist ein recht großes Hotel und die Lounge ist bereits brechend voll, als wir ankommen. Es gibt eine Bühne, einige Sitzplätze, einzeln und an Tischen und wir ergattern noch freie Stühle. Der Manager hält eine kurze Rede von der ich kaum ein Wort verstehe, nur den Namen Danny Doyle heraus höre. Das ist der Sänger einer kleinen Band, die sozusagen die Aufwärmer machen. Teils etwas kitschig, aber auch etliche Sachen, die mir gut gefallen. und dann schreit der Manager: Ladies and Gentlemen - I present you - THEeee DUBbbbLINnnnERS.

                                                                Das Schlimme ist, dass ich mich nicht mehr so wirklich erinnere. Und das schmerzt mich mehr als vieles und anderes. Das erste Mal, dass ich die Dubliners live höre - sie gefallen mir sicherlich - sogar ausgesprochen gut - aber ob Luke Kelly (me other man) dabei ist, weiß ich nicht mehr zu sagen. Blöde Erinnerung, die mir nicht bringt, was ich suche.
                                                                Luke ist heute mein Favourite bei den Dubliners, obwohl er schon viele Jahre verstorben ist.
                                                                Er hatte so eine ganz besondere Ausstrahlung, die ich mit den Dubliners in Verbindung bringe, die mich ganz seltsam anrührt. Fast so wie Phil, aber meine story about Phil kommt ja erst später.
                                                                Manchmal vermischen sich Emotionen und Realität oder was immer zum Teufel das ist. Erinnerungen.

                                                                Ich wünschte, meine Gedanken würden so weit reichen, dass ich mich an all das erinnere, was da so ganz offensichtlich noch in mir da ist. Und H, der sich tierisch freut und abfeiert, dass er DIE Dubliners hier im Glen Eagle live sieht und sein Freund ihn tierisch beneiden wird, er versteht diese Musik gar nicht, so scheint es mir. Ist es nicht unerheblich, ob ihn irgendjemand beneidet? Was mich zerreißt, da ist er kühl. naja, ganz nett, was hat das mit mir und meinem Leben zu tun, fragt er mich später?

                                                                Es ist MEIN Leben!. so vieles versteht man erst später. Bin ich sentimental? Scheiß was drauf, dann bin ich das eben. Das gehört zu mir, zu meiner Persönlichkeit und wem das peinlich ist, der schaue weg und halte den Mund.

                                                                Irland hat mich nicht zu einem anderen Menschen gemacht. Ich habe mich gefunden, Teile von mir, die ich so nicht kannte. Ich bin simpel, das habe ich als halbes Kind mal geschrieben. Und ich will nichts anderes sein, nichts anderes scheinen.

                                                                Einschub von damals, heute irrelevant: hm - ob ich jemals mit diesem Reisebericht weiter komme, das wage ich fast zu bezweifeln.
                                                                ok, another try on another day

                                                                Voller Gedanken gehe ich neben H zurück zum Shangri La. Als wir vor der Türe stehen, fragt er mich plötzlich: " na, das sagt dir doch bestimmt nichts, dieser Name, so wie du auf Irland fixiert bist" Irritiert blicke ich ihn an. "klar, James Hilton und sein Buch Lost Horizon, wer kennt das nicht?" "Und wie fandest du das?" - "Ich bin nicht auf der Suche nach einem verlorenen Paradies, deswegen fand ich es interessant, mehr nicht." Meine Antwort gefällt ihm nicht, ich stünde doch scheinbar auf mystische Orte, wieso ich nicht dorthin wollte. Irgendwie habe ich den Eindruck, als ob er Streit suchen würde. Über Shangri La? "Weil es um eine sehr englische und in der Verfilmung amerikanische Erfindung des verlorenen Paradieses geht und ich mich sicherlich dort nicht wohl fühlen würde, wenn es es gäbe." Zum Glück öffnet gerade die Landlady die Tür und fragt, ob das Konzert gut war. Wir plauschen noch ein wenig mit ihr und gehen dann auf unser Zimmer.

                                                                Und nun wird es schwierig. Weil er offensichtlich erwartet, dass ich mit ihm schlafe, immerhin habe ich zugestimmt, mit ihm ein Zimmer zu teilen. Und ich hätte ihn geküsst, das wäre ja wohl die pure Anmache gewesen. Und so Sachen, wie Angebote machen etc und dann wieder einen Rückzieher, da stände er überhaupt nicht drauf. Er schmollt.
                                                                Verdammt, wie komme ich da jetzt nur heraus? Ich kann doch nicht sagen, dass ich ihn absolut unattraktiv finde. Nicht, weil er hässlich oder sonstwas wäre, nein, seine Art erstickt mich. Ich bin bestimmt nicht prüde, aber mit jemandem schlafen, weil er es erwartet? Irgendwie schaffe ich es ihn zu beschwichtigen, indem ich verspreche morgen mit ihm nach Cork zu fahren, um mein Fährticket umzutauschen, damit ich mit ihm nach Dublin fahren kann. Er will wenigstens noch eine Chance haben, mich umzustimmen, das müsse ich ihm doch als allermindestens zugestehen.

                                                                Diese Nacht schlafe ich verdammt schlecht. Nicht weil ich etwa Angst vor ihm hätte, aber war ich wirklich zu sehr herausfordernd, habe ich ihn angemacht? Weil erst etwas versprechen und dann nicht einhalten nicht so wirklich mein Ding ist.

                                                                Endlich aber schlafe ich ein.
                                                                Am nächsten Morgen frühstücken wir und gehen zum Bahnhof, der Zug nach Cork fährt etwas gegen 10.00 Uhr. Ich bin wortkarg, aber es reicht ja aus, wenn H auf mich einplappert. anders kann ich nicht sehen, obwohl ich mich schon als ungerecht empfinde.

                                                                Ich hoffe so, dass eine so kurzfristige Umbuchung der Fährreise nicht möglich ist, aber leider gibt es überhaupt kein Problem damit. H strahlt. Um erst gar keine komischen Ideen bei ihm aufkommen zu lassen, sage ich klipp und klar, dass ich mir Bedenkzeit erbitten würde bis zum letzten Tag in Dublin, ob ich wirklich etwas mit ihm anfangen wolle. Wenn er dem nicht zustimmen würde, würde ich stracks zurück gehen und ab Cork fahren.
                                                                Zum Glück bekommen wir in der Jugendherberge eine Unterkunft, ich hätte nun wirklich nicht die Lust, in einem trauten Pensionszimmer mit ihm zu übernachten, Distanz ist das, was ich jetzt wirklich brauche. Nicht zum letzten Mal verfluche ich mich, dass ich meine Grenzen nicht stärker verteidige/abgrenze. Warum mache ich mir Gedanken, ob er verletzt ist?
                                                                Am nächsten Morgen stehe ich seltsamerweise mit guter Laune auf, vielleicht gefällt es mir ja in Dublin total gut und ich kann auch noch nach Glendalough trampen, das ist ein sehr bekannter Klosterort recht nahe bei Dublin in den Wicklow Mountains.
                                                                Recht schnell bekommen wir mehrere Lifts, bis wir dann ein paar Kilometer von Cashel entfernt von einem schnuckeligen jungen Mann aufgelesen werden. In Cashel hält er an und fragt, ob er uns auf einen Tee einladen dürfe. that woud be nice, sage ich, bevor H mal wieder was unpassendes äußert. Wir sitzen dann im tea-room und unterhalten uns angeregt, also der Fahrer und ich. Er erzählt vom gaelic football und wie er bei der letzten Meisterschaft so total ähem blau war, weil sie gewonnen hatten, und als er heim ging, um zu schlafen .... : I snored so loud that me mother woke up from it, hell was she angry. Because I am a police man and such people should know it better, like she says. -
                                                                Er lacht so ansteckend, dass ich natürlich mitlache und als H zur Toilette geht, fragt er mich: your boy friend???? Ich muss wohl so entsetzt geguckt haben, dass er grinst und sagt: better is not.
                                                                okok, wir fahren dann wieder los und ich bedauere wirklich H nicht den Abschied geben zu können und mit Mr Policeman weiter irgendwohin zu fahren. nuja. thats life. Aber ich habe ja mein Wort gegeben und das breche ich im Regelfall nicht.
                                                                Aber mich hat die Geschichte schon erheitert und deswegen hält meine gute Laune an. irgendwann kommen wir recht spät in Dublin an, suchen die nächste Pension, ergattern ein Zimmer mit getrennten Betten und ich träume von Mr, Policeman und bin froh H vergessen zu können, der drüben in seinem Bett schnarcht.

                                                                a day out

                                                                In der Nacht habe ich nachgedacht, ich möchte zum Abschluss meiner Irlandreise noch unbedingt einen Tag außerhalb der Stadt verbringen. Beim Frühstück am nächsten Morgen vor die Alternative gestellt, entweder mit nach Glendalough in den Wicklow Mountains zu trampen und dort eine Nacht zu verbringen oder allein in Dublin zu bleiben, entscheidet H sich dafür mitzukommen. Relativ problemlos bekommen wir vom Rand der Stadt einen Lift Richtung Süden, der uns fast bis zum Ziel bringt. Mein Vorschlag doch ein wenig auf der kaum befahrenen Straße zu wandern findet keine Gegenliebe, also warten wir auf einen lift. Gegen 14.00 setzt uns ein wortkarger älterer Mann vor der Jugendherberge ab. Sie liegt am Ortseingang und leider bekommen wir keinen Platz, weil eine Jugendgruppe dort untergebracht ist. H freut sich, die vor der Juhe "herumlungernden" Typen haben ihm nicht gefallen, sie wären viel zu laut gewesen. Es gibt noch ein teures Hotel, was ihn wohl anlockt, aber für mich definitiv nicht infrage kommt. Ich versuche also mein Glück in einem kleinen B&B, welches direkt gegenüber dem Besucherzentrum liegt. Mürrisch folgt H mir, er hätte doch sogar das Zimmer bezahlt für mich. höh?? mit Sicherheit nicht, lieber H.
                                                                Die Landlady hat noch ein Zimmer für uns frei, die zwei anderen sind leider belegt. aber ok.
                                                                Ich freue mich schon darauf, mir das alte Klostergelände anzuschauen. Mein Griebenreiseführer schwärmt in höchsten Tönen von der Einmaligkeit des Klosters und auch der roundtower soll sehr sehenswert sein.
                                                                H möchte sich auruhen, aber ich gehe bschwingt zurück, beim Besucherzentrum ist der Eingang zum weitläufigen Gelände.

                                                                Ich freue mich, hier allein herum zu stromern, leider habe ich nur noch wenige Fotos auf meinem Film.
                                                                So etwas wie dieses ehemalige Klosterdorf oder besser gar Stadt habe ich noch nie gesehen, der Grieben berichtet über die Geschichte dieser Anlage.





                                                                Ich gehe hinüber zum See, der an das Siedlungsgelände anschließt, setze mich auf einen Stein und freue mich an dem Blick über das kühle Gewässer.







                                                                Ich wandere etwas um den See herum, diesen Weg hier würde ich zu gerne bewandern, wenn nicht dieses Mal dann mit Sicherheit ein anderes Mal.



                                                                Zurück bei den Klostergebäuden und Ruinen erwartet mich H, er hat wohl wieder wie ein Weltmeister fotografiert. Wo ich denn so lange gewesen wäre, bei dieser kleinen Anlage brauche man doch nicht sehr lange, um sich alles angeschaut zu haben. Meine begeisterte Schilderung über See und den an ihm entlang führenden Wanderweg nickt er ungeduldig ab, Seen gäbe es doch überall und ich wolle doch nicht noch etwa wandern gehen. Außerdem müssten wir am nächsten Tag eh zurück, weil ja einen Tag darauf meine Fähre nach England geht.
                                                                Wir gehen zurück zur Pension und treffen dort auf ein deutsches Pärchen, welches mit dem Rad von Dublin gekommen ist und morgen weiter nach Süden will. Da ich die beiden ganz sympathisch finde, stimme ich zu, dass wir abends zum etwa 2 Meilen entfernten Pub gehen und dort eine Kleinigkeit essen und einen pint trinken.
                                                                Der Abend wird dann recht lustig, während mir ein irish coffee reicht, trinken die anderen mehrere und ich befürchte langsam, dass ich sie nicht heil in die Pension bekomme. Endlich gegen 10 Uhr machen wir uns auf den Rückweg, zum Glück ist die Straße um diese Zeit kaum befahren und sie kommen zwar sehr schwankend, aber immerhin heil an. Ok, einmal purzeln sie alle übereinander, weil H plötzlich stehen bleibt, um etwas Weltbewegendes zu verkünden und die beiden über ihn stolpern.
                                                                Während ich mich gleich aufs Zimmer begebe, setzen sie sich noch eine weile in den Aufenthaltsraum. Als H nach oben kommt nimmt er zwar fast alle Ecken mit und schimpft, aber ich stelle mich schlafend.

                                                                Am nächsten Morgen bin ich überhaupt nicht schadenfroh und stimme lächelnd zu, dass es natürlich an dem blöden irischen Whiskey liegt, wenn sie alle drei jetzt starke Kopfschmerzen haben, aber kein Mitleid! Mir schmeckt das Frühstück prima, die Landlady grinst und fragt, ob es nicht doch etwas zu viel des Guten gewesen wäre bei ihnen.

                                                                Die Rückreise nach Dublin wird echt arg, nur ganz selten ein Lift und wir kommen fast nicht von der Stelle. Es ist sehr heiß und ich bin froh, als wir endlich Dublin erreichen. Wir laufen recht ziellos durch die Gegend und suchen eine Unterkunft.
                                                                Aber dazu im nächsten und letzten Teil mehr.
                                                                Two roads diverged in a wood, and I—
                                                                I took the one less traveled by,
                                                                And that has made all the difference (Robert Frost)

                                                                Kommentar


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                                                                  • 18.06.2014
                                                                  • 1591
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                                  Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
                                                                  Weil er offensichtlich erwartet, dass ich mit ihm schlafe, immerhin habe ich zugestimmt, mit ihm ein Zimmer zu teilen. Und ich hätte ihn geküsst, das wäre ja wohl die pure Anmache gewesen...aber war ich wirklich zu sehr herausfordernd, habe ich ihn angemacht? Weil erst etwas versprechen und dann nicht einhalten nicht so wirklich mein Ding ist.

                                                                  Aaarrrgghhh!!! Das Zimmer zu teilen verpflichtet zum Sex und wer küsst muss sich auch fxxxxx lassen!?!?!?
                                                                  "Dem hätte ich aber die Meinung gegeigt!" würde ich jetzt gerne hier schreiben. Geht aber nicht, weil ich sicher bin, ich hätte genauso reagiert wie Du! Sind wir Frauen denn immer noch solche Schäfchen, dass wir uns mit so kruden Argumenten auch noch ein schlechtes Gewissen machen lassen!?!?!?

                                                                  Hoffentlich sind die heute jungen Frauen (und Männer) da inzwischen weiter!

                                                                  Nochmal lieben Dank für Deine fantastische Reise in die Vergangenheit. Das versetzt einen selbst wieder in die eigene Jugend zurück - mit allen Höhen und Tiefen

                                                                  Kommentar


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                                                                    Alter Hase
                                                                    • 07.03.2014
                                                                    • 3154
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                                    Ein schöner Bericht, aus einer Zeit vor meiner Geburt, die mir trotzdem immer wieder so bekannt vorkommt. In der Rückschau scheint die Welt damals viel... freier, unschuldiger, unkomplizierter und gleichzeitig größer gewesen zu sein als heute. Aber wahrscheinlich sieht das nur mit 40 Jahren Abstand und ohne persönliche Erinnerungen so aus.

                                                                    Ich versuche für mich, Teile davon heute noch zu erspüren. Zug fahren statt fliegen (20h von Stockholm nach Narvik im selben Zug ;)), Tramper mitnehmen (auch wenn das auf der Autobahn oft nicht so einfach ist), Mitfahrgelegenheiten anbieten, Leute ansprechen etc.

                                                                    Viele Grüße,
                                                                    Heiko

                                                                    P.S: Und volle Zustimmung zu Blahakes letztem Beitrag.

                                                                    Kommentar


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                                                                      Erfahren
                                                                      • 10.01.2010
                                                                      • 198
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                                      Ach, das ist ja ein schöner Bericht! Und die Bilder versetzen mich wunderbar zurück in die Zeit meiner Kindheit. Ich hatte gerade mit meinen Söhnen geflaxt und ganz ehrlich gemeint, dass ich zehn Jahre zu spät geboren wurde. Anfang der Fünfziger geboren, ab Anfang der Siebziger reisen und jetzt in Rente. Das wäre optimal für mich aus jetziger Sicht.

                                                                      Damals waren solche Reisen noch echte Reisen mit Annäherung an die Regionen, an die Landschaften, an das Essen, die Kleidung, die Menschen, Häuser, und so weiter. Alles war auf Reisen so neu und so erstaunlich und so anders. Ich empfinde das heutzutage nur selten. Hatte da auch schon mal in einem Reisebericht drüber sinniert.

                                                                      Na ja, egal. Dein Reisebericht lässt mich erahnen, wie es in den Siebzigern gewesen sein muss, allein in die Fremde zu verreisen. Nur die Reise-Abenteuer mit dem anderen Geschlecht haben sich nicht geändert

                                                                      Danke dafür.
                                                                      www.gondermann.net
                                                                      Reisen - Denken - Leben

                                                                      Kommentar


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                                                                        Fuchs
                                                                        • 08.02.2009
                                                                        • 1737
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                                        Vielen Dank für diese schöne Zeitreise!

                                                                        Nur neun Jahre nach deiner Irlandreise unternahm ich, genauso jung wie du damals, meine erste Schottlandreise. Rucksack, Jugendherbergsausweis, Reiseführer, Euroschecks... Ich habe mich in einigen deiner Erlebnisse wiedergefunden. Sogar einen H gab es, nur dass er S hieß und nicht ganz so penetrant war...

                                                                        Kommentar


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                                                                          Anfänger im Forum
                                                                          • 08.10.2016
                                                                          • 26
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                                          Vor 40 Jahren war es vermutlich (ich war zwar damals durchaus schon auf dieser Welt, aber noch knapp jenseits solcher Erfahrungshorizonte, und außerdem jenseits des eisernen Vorhangs) genauso wie heute: es hilft ungemein, wenn man weiß, was man will, und noch mehr, wenn man das auch eindeutig kommunziert. Die S. von damals musste offenbar beides noch lernen. Und ja, ich kann das nachvollziehen.

                                                                          Auf unangenehme Menschen trifft man immer wieder im Leben. Irgendwann lernt man, damit umzugehen. Warum S. mehr oder weniger einen ganzen Urlaub ohne Not mit einem ihr offenbar unsympathischen Typen zubringt, verstehe ich trotzdem nicht.

                                                                          Muss ich auch nicht. Es war halt, wie es war. Ich denke aber, beurteilen sollten wir als Leser von heute die Geschehnisse von damals nicht.

                                                                          Im übrigen gibt es auch heute noch auf Reisen jede Menge Neues und Unbekanntes zu entdecken. Man muss sich nur die Fähigkeit zum Staunen bewahren. Und vielleicht auch mal abseits der üblichen Touristenpfade wandeln.

                                                                          Viele Grüße,
                                                                          Erik
                                                                          Zuletzt geändert von eheinz; 03.12.2016, 08:48.

                                                                          Kommentar


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                                                                            Alter Hase
                                                                            • 14.03.2012
                                                                            • 3583
                                                                            • Privat


                                                                            #38
                                                                            ich musste gerade lachen, weil mir erst beim zweiten Lesen klar wurde, wer "die S" war. Borderli schrieb ja von einem S, also "der S").
                                                                            Also ich mag es schon lieber, wenn man, egal, ob man über mich schreibt oder mich anspricht beim Schreiben, entweder mit Sternenstaub, Sternchen wie manche oder meinem richtigen Vornamen anspricht, nämlich Kathi. Nur mal so grundsätzlich.

                                                                            @ Blahake - ich galt damals schon als Emanze und bei einigen als recht komisch, alleine zu verreisen, ohne männlichen Beschützer , aber andererseits war ich sehr auf dem fairnis-trip - auch Kerlen gegenüber und manchmal bedauerte ich H ein wenig. Ich war und bin auch nicht der Typ, der anderen ständig (auch wenn es berechtigt ist) gegen das Knie tritt. Ich denke, es ist auch heute auch noch ein Lernprozess für junge Frauen UND auch junge Männer, auf sich zu schauen und die eigenen Grenzen klar zu machen und notfalls zu verteidigen.

                                                                            @ neuerHeiko - nachdem ich einige Reisen per Flieger gemacht habe inzwischen, kehre ich nun seit längerem zurück zu - für mich - ursprünglicheren Arten des Reisens zurück. Wie du das beschreibst - Reisen, also auch die Anreise nicht nur als Bewältigung von Distanzen zu betrachten, sondern als Weg, der für sich allein schon lohnend, erstrebenswert ist. Finde ich gut, dass du dir Gedanken darüber machst!

                                                                            @ joeyyy - ach, 10 Jahre jünger zu sein, wäre auch nicht das schlechteste. Wobei ich überaus froh bin, dass ich 2017 ein Jahr eher den Bettel hinwerfen kann, ich habe noch ein paar Wanderpläne/träume zu verwirklichen.

                                                                            @ Borderli - freue mich, dass du einiges wieder erkennst, so wie dich Schottland immer wieder anzieht, ist es u.a. Irland für mich. Bald wieder!

                                                                            @ eHeinz - nö, "Beurteilung" steht auch niemandem zu, sowas würde ich mir eh nie zu eigen machen bzw ernst nehmen. Als junger Mensch macht man eine Entwicklung mit, jedenfalls idealerweise, lernt seine Grenzen näher kennen, besser durchsetzen, was könnte da irgendwie zu einer "Beurteilung" führen, also jemandem das Recht geben ein plus oder minus zu setzen? Wer kommt schon als vollständig fertiger Mensch zur Welt, ich zum Glück nicht. Und ich bin sogar heute noch lernfähig. Die Verknüpfung mit "Eiserner Vorhang" habe ich jetzt nicht verstanden.

                                                                            Da ich erst heute wieder aus dem Elbi zurück bin, gibt es hier heut nix mehr ;)
                                                                            Two roads diverged in a wood, and I—
                                                                            I took the one less traveled by,
                                                                            And that has made all the difference (Robert Frost)

                                                                            Kommentar


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                                                                              Gerne im Forum
                                                                              • 22.03.2013
                                                                              • 69
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                                              Danke dafür, dass Du uns so in Deine Vergangenheit mitnimmst. Das ist etwas ganz besonderes!

                                                                              Kommentar


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                                                                                Alter Hase
                                                                                • 14.03.2012
                                                                                • 3583
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                                                                                Ich danke dir, Vivikimi.



                                                                                Ich habe jetzt länger überlegt, ob ich den Abschluss dieser Irlandreise, den ich etwa 2009 (?) geschrieben habe und der mich letztlich dazu bewogen hat, dieser Reise in Gedanken noch einmal nachzugehen und ganz von vorn damit zu beginnen, wirklich hier poste. Und habe mich trotz Bedenken dafür entschieden, weil er einfach zu dieser Reise gehört.

                                                                                Gedanken über Phil Ochs, Dubliner Möchtegernphilosophen

                                                                                Als Phil_Ochs starb, wusste ich nicht einmal, dass es ihn gab.

                                                                                Aber heute, wo ich um ihn weiß, seine Lieder immer wieder und immer wieder anhöre, erschreckt es mich, dass er so fühlte wie ich. Wenn ein Mann so fühlen kann wie eine Frau und wenn ein Amerikaner so sein kann wie eine geschichtslose Deutsche. Geschichtslos bin ich, so geboren. Weil wenn ich eine Geschichte hätte, mich die Schuld ersticken würde. Jeden einzelnen Moment in dem ich lebe.
                                                                                13 Jahre war er vor mir geboren und seine Stimme und seine Worte bringen mich heute zum Weinen, wenn ich sentimental, nachdenklich bin. Machen mich wütend, zornig, wenn ich beginne nachzudenken. Lassen mich verzweifeln oder besser sie drücken meine Verzweiflung aus.
                                                                                Seine Ironie, sein sanfter Sarkasmus lässt mich lachen. Die Worte sind wahr. Sie sind ich. Und ich weiß, wie lächerlich das klingt. Und er starb, bevor ich wusste, dass es ihn gibt. Gegeben hat.
                                                                                Als ich das erste Lied von Phil Ochs hörte, erinnerte seine Stimme mich an eine andere, die fast gleich geklungen hatte.

                                                                                Ich komme nach Dublin, zusammen mit diesem Jungen, den ich eigentlich verachte, weil er nicht wahrhaftig ist. Mehr Hülle als Person. Ich bin genervt und weiß, dass dies ungerecht ist. Wir gehen durch eine Straße in Dublin, fragen nach einer Herberge. Und ich komme mir fast vor wie Maria, obwohl ich weder jungfräulich noch schwanger bin. Ein Mann, ein noch fast junger sitzt auf einem Küchenstuhl vor einem Haus und weist uns den Weg zu einer Pension. Er bittet uns, zurückzukommen, wenn wir dort Unterkunft gefunden haben, wir könnten uns doch ein wenig unterhalten. Ich misstraue ihm, obwohl ich es nicht begründen kann, ich will das nicht.
                                                                                Aber Höflichkeit "er hat uns doch eingeladen.." zwingt mich dazu. Dabei gibt es überhaupt kein uns. Ich will nur fort auf meine Fähre und verfluche, dass ich zugesagt habe, mit nach Dublin zu kommen.

                                                                                Der Mann, dem ich misstraue, bittet uns in Haus und führt uns in ein verqualmtes Arbeitszimmer. Er forscht uns aus. Wir seien doch Deutsche, das merke man am Dialekt. Er lese gerade über den Holocaust. Wie wir dazu stünden. Über all die vergasten Kinder und deren Mütter und Väter dächten. Und wie wir damit leben könnten. Und der blasse Junge aus Hamburg antwortet höflich. Gibt Beteuerungen ab, erstickt in Worten. Ich gebe das Zuhören auf und verachte sie. sie beide. Was ich dazu sagen würde? H zupft mich am Ärmel, ich sei gefragt worden.

                                                                                Ich sehe ihn an - diesen Mann - der sein Buch in dem das alles steht - mir entgegen streckt. Anklagend. what you think about this.

                                                                                Und ich bin ehrlich. Dass es ihn einen bloody fuck angeht, wie ich dazu stehe, ob mich das belastet. Welches Recht er habe, mir solche Fragen zu stellen?
                                                                                Und er - als offenkundiger Abstammling der british bastards, die dieses Land geknechtet hätten, wie er wage andere Menschen nach deren Schuld zu befragen. Wie er glauben könne, dass ein noch nicht einmal geborenes Kind Schuld an irgendwas haben könne. Die Erbsünde - die Sünden der Väter, diese moralische Messlatte wirklich angelegt auf Menschen, die zufällig des Weges daher kommen??

                                                                                Er streitet nicht ab, kein wirklicher Dubliner zu sein. woher ich das wisse?
                                                                                "Instinkt", antworte ich.

                                                                                Der Junge windet sich, wie ich all das sagen könne und nur knapp vermeide ich die passende Antwort: Mit meinem Mund! Ich bin jetzt in der Stimmung zu sagen, was ich denke, laut. Und antworte - dass es mich jeden wachen Moment, wo ich drüber nachdenke mit Grauen und Entsetzen füllt. Dass ich in Paris in einer Erinnerungsstätte gewesen sei und mich eine nicht zu benennende Angst gepackt hat, die mich seither begleitet. Ob es das sei, was er hören wolle?
                                                                                Und ob er auch wissen wolle, wie es meiner Familie ergangen sei, was sie erlebt, vielleicht erlitten hätte. Ob er denn so pauschal wisse, ob ihm Abkömmling von Tätern oder Opfern gegenüber stehe.
                                                                                Nein, das wisse er nicht, antwortet er. Es interessiere ihn, wie junge Deutsche damit umgehen würden. Der Junge gibt Worte ab, der Demut, der Nachdenklichkeit, der "wir wissen, was war".
                                                                                Was ich dazu sagen würde? Auch wenn ich ihn hassen würde, dies interessiere ihn. Was mich dazu bringt zu lächeln.

                                                                                Hass? Mit Sicherheit nicht. Gelten die Rechte des Menschen - jedweden Menschen - nicht auch für mich? Kann ich nicht frei reden, mit wem ICH frei reden will? Und schweigen, wenn ich schweigen möchte? Nun provoziere ich ihn bewusst: Und ob er es ertragen könne, wenn ich mit ihm reden würde, darüber, was ich wirklich denke, das würde ich bezweifeln.
                                                                                Und bei all fair means - dass ich Möchtegernphilosphen ziemlich verächtlich fände. Wer weiß, was er redet und was er fragt, der tue dies. Ansonsten schweige er.

                                                                                Diesmal lächelt er, ob es nicht bekannte Eigenart des Dubliners sei, egal, ob des gebürtigen oder hinzugekommenen, zu philosophieren? Als der Junge etwas sagen will, bringt er ihn mit einer Handbewegung zum Verstummen. Seine Augen fordern mich auf, etwas zu sagen.
                                                                                Fast hätte er mich zum Lächeln gebracht. Oder hat er? Wenn ich Ulysses glauben würde, wäre der Dubliner an sich ein sehr wechselhaftes Wesen, gebe ich zur Antwort.
                                                                                Dieses Mal berührt das Lächeln seine Augen.

                                                                                Mein Nichtfreund drängt nun zum Aufbruch, es sei schon spät.
                                                                                "ich habe euch nicht einmal etwas zu trinken angeboten, ich bin ein schlechter Gastgeber". Da ich kein Gast in diesem Hause sei, sei das nicht schlimm, erwidere ich, was ihn zum Lachen bringt und den anderen weißer werden lässt.
                                                                                An der Tür umarmt er mich fest und bietet ihm die Hand, bedankt sich für das Gespräch.

                                                                                "Warum hat der dich umarmt? Du warst so fürchterlich unhöflich"
                                                                                "ich war ich" sage ich nur und in der Nacht, als er sich in seinem Unterzeug auf mich legt und mehr will, überkommt mich große Übelkeit, ich stoße ihn von mir fort und gehe ins Etagenbad, bis er eingeschlafen ist.

                                                                                Am frühen Morgen läuft die Fähre aus dem Hafen, ich bin so froh, lege meinen Kopf auf die überkreuzten Arme und träume meinen eigenen Traum.
                                                                                Two roads diverged in a wood, and I—
                                                                                I took the one less traveled by,
                                                                                And that has made all the difference (Robert Frost)

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Erfahren
                                                                                  • 05.10.2008
                                                                                  • 128
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                                                  Ein wirklich schöner, spannender Bericht. Danke dir fürs Aufschreiben!

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Dauerbesucher
                                                                                    • 25.06.2013
                                                                                    • 566
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                                                    Sternenstaub, hat mir viel Freude bereitet Danke!
                                                                                    Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                                                                                    Gruß, Wi grenzenlos

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Erfahren
                                                                                      • 12.05.2013
                                                                                      • 199
                                                                                      • Privat


                                                                                      #43
                                                                                      AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                                                      Auch von mir noch ein ganz herzliches Dankeschön für deinen Reisebericht in die Vergangenheit!

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Alter Hase
                                                                                        • 14.03.2012
                                                                                        • 3583
                                                                                        • Privat


                                                                                        #44
                                                                                        AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                                                        vielen Dank an Euch:
                                                                                        pretium, grenzenlos und MrsLausS.
                                                                                        Es hat mir Freude gemacht, ihn aufzuschreiben und wenn er anderen Freude macht beim lesen ist das ein gutes Gefühl.
                                                                                        Two roads diverged in a wood, and I—
                                                                                        I took the one less traveled by,
                                                                                        And that has made all the difference (Robert Frost)

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Gerne im Forum
                                                                                          • 22.03.2013
                                                                                          • 69
                                                                                          • Privat


                                                                                          #45
                                                                                          AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                                                          Danke für Deinen Schlussabsatz. Wichtig. Gerade in der heutigen Zeit. Ich sein. Sagen was ich meine und meinen was ich sage. Es bringt auf den Punkt, was in Deinem Bericht vorher schon unterschwellig immer mitschwang.
                                                                                          Danke.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Erfahren
                                                                                            • 23.07.2011
                                                                                            • 436
                                                                                            • Privat


                                                                                            #46
                                                                                            AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                                                            Danke für den sehr persönlichen Reisebericht.
                                                                                            Mir hat u.a. besonders Dein letzter Abschnitt zu denken gegeben. Ich hätte mich wohl auch so "feige" wie der andere Typ (der "Nichtfreund") verhalten. Weil es um dieses Thema eine Reihe von Fragen gibt, die mich besonders im Zusammenhang mit Reisen im Ausland beschäftigen, eröffne ich mal eine Diskussion im (sicherheitshalber) im Lagerfeuer. Es besteht möglicherweise sonst zu sehr die Gefahr, am harten Outdoorthema vorbei zu labern. Ich freue mich, wenn Du mir folgst ...
                                                                                            Zuletzt geändert von EbsEls; 31.12.2016, 23:20.
                                                                                            Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                                                                                            Eberhard Elsner

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Erfahren
                                                                                              • 27.11.2013
                                                                                              • 430
                                                                                              • Privat


                                                                                              #47
                                                                                              AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                                                              Welch schöner Kontrast ist dieser Bericht doch zu dem unangenehmen Geknalle draußen vor der Tür!
                                                                                              Danke Sternenstaub für die Reise durch deine Vergangenheit! Auch mich erinnert vieles an meine ersten Reisen in jungen Jahren. So mutig war ich damals leider nicht, aber man wächst ja mit den Aufgaben
                                                                                              Da für dich 2017 ein ganz besonderes Jahr wird, wünsche ich dir dafür alles Gute und viele schöne neue Reisen!
                                                                                              Gruß, oesine

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Alter Hase
                                                                                                • 14.03.2012
                                                                                                • 3583
                                                                                                • Privat


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                                                                                                AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                                                                @ Ebs - danke dir, freut mich, dass du den Bericht gern gelesen hast. Wobei es dich ja überwiegend in den Osten zieht (was ich gut verstehen kann), 2017 werde ich es noch nicht schaffen, aber 2018 könnte es klappen mit einem östlichen Teilstück des E 8.

                                                                                                @ Oesine - danke dir! Und ein ebenso schönes Jahr wünsche ich dir. Werde vermutlich unter Ausnutzung meines restlichen Urlaubs am 04.08. meinen letzten Arbeitstag haben, mehr als sehnsüchtig erwartet. ;)
                                                                                                Two roads diverged in a wood, and I—
                                                                                                I took the one less traveled by,
                                                                                                And that has made all the difference (Robert Frost)

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Dauerbesucher
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                                                                                                  • 539
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                                                                  Hallo @Sternenstaub,

                                                                                                  ich hatte erst jetzt Gelegenheit, Deinen Reisebericht zu lesen. Vielen Dank, dass Du uns die Chance gibst, an Deinen Erinnerungen teilzuhaben. Ich finde Deine Art zu Schreiben sehr erfrischend und ansprechend. Davon würde ich sehr gerne noch mehr lesen.

                                                                                                  Gruß

                                                                                                  DasBushbaby

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                    • 14.03.2012
                                                                                                    • 3583
                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                                                                    ich habe gerade wegen einem Detail hier herein geschaut und dabei deinen Kommentar gelesen.
                                                                                                    Auch wenn es verspätet kommt: Vielen Dank, Bushbaby - ich freue mich, dass dir gerade diese Bericht gefällt, da steckt schon etwas Herzblut drin.
                                                                                                    Ich hoffe, ich bin in absehbarer Zeit wieder fit genug, um wirklich neue Reisemomente einzufangen.
                                                                                                    Two roads diverged in a wood, and I—
                                                                                                    I took the one less traveled by,
                                                                                                    And that has made all the difference (Robert Frost)

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Gesperrt
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                                                                                                      • 3
                                                                                                      • Privat


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                                                                                                      AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                                                                      Sehr spannende Geschichte. Es ist schön, dass du hier deine Erinnerungen mit uns teilst und so ein Teil deines Lebens teilnehmen lässt. Manchmal kann man allein mit der Erzählung der eigenen Erfahrungen bei anderen großes bewirken.

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                        • 14.03.2012
                                                                                                        • 3583
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                                                                        danke dir, outdoor 2020. Freut mich, dass ich dich mitnehmen konnte auf der Reise in die Vergangenheit.
                                                                                                        Two roads diverged in a wood, and I—
                                                                                                        I took the one less traveled by,
                                                                                                        And that has made all the difference (Robert Frost)

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Gesperrt
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                                                                                                          • 27.10.2020
                                                                                                          • 10
                                                                                                          • Privat


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                                                                                                          AW: [IR] Irland - eine ganz persönliche Reise

                                                                                                          Danke für die Reise in die Vergangenheit!) Habe mich wie in "zurück in Zukunft" gefüllt)))

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                            • 14.03.2012
                                                                                                            • 3583
                                                                                                            • Privat


                                                                                                            #54
                                                                                                            habe hier nach ewig langer Zeit mal wieder gelesen. Und ja, ich bin sofort drin im Thema und ja, manches schmerzt immer noch. AUCH HEUTE noch. Und ich überlege, ob ich heute einiges ANDERS sehe. ZB - war ich unfair? Eigentlich sehe ich das nicht so. Und nicht nur, weil ich denke, dass es meinem damaligen Gegenüber nicht in den Sinn käme, solche Überlegungen anzustellen. Waren es andere Zeiten? Ja, das war sicherlich so. Aber macht das Irgendwas besser??? Niente. Lasst euch also nicht verarschen - es kommt IMMER darauf an, was ihr jeweils empfindet. Und ja - ob ihr es glaubt oder nicht *gg* - ich mag Männer.
                                                                                                            Und ja: Erinnerungen sind etwas SChönes
                                                                                                            Two roads diverged in a wood, and I—
                                                                                                            I took the one less traveled by,
                                                                                                            And that has made all the difference (Robert Frost)

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Lebt im Forum
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                                                                                                              • 5122
                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              Mutig - von daher aufregend an Deinem Leben teilzunehmen, auch wenn es ein Fragment der Vergangenheit ist.

                                                                                                              Das ist es, warum man reist - nicht wie heutzutage; Checklisten, die abgehakt werden und Vollkaskomentalität durch zu viele Zugriffsmöglichkeiten auf Informationen.

                                                                                                              Eine Kamera mit einem 12 oder 36 Bilderfilm. Ein gedruckter Reiseführer, oder gar nur die Intuition und Bereitschaft, sich auf seine Umgebung einzulassen.. Kein Smartphone. Einfach Reisen und in die Gegenwart erleben.

                                                                                                              Very nice.

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                • 16.11.2009
                                                                                                                • 3184
                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                Vielen Dank für diesen Bericht! Eigentlich hätte ich arbeiten müssen, aber plötzlich war ich mit Dir in stickigen Pubs, auf der Landstraße, auf umtosten Klippen und musste mir dringend ein Käsebrot machen. Viele Erinnerungen an meine erste Irlandreise, neun Jahre später als Deine, und auch mich packte eine tiefe Liebe zu Irland. Nach einer zweiten, langen Reise war ich lange Zeit nicht mehr dort (es ergab sich nicht) und erst vor einigen Jahren wieder. Vieles hat sich verändert und ich bin froh um meine Erinnerungen.
                                                                                                                Danke fürs Mitnehmen!

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Lebt im Forum
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                                                                                                                  • 9533
                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                  Hallo Sternenstaub.

                                                                                                                  Und da ging er dahin, der Urlaubstag. Ohne zu fragen war er plötzlich weg. Und ich dafür auf den grünen Wiesen Irlands unterwegs. Ein spannender Bericht, gut geschrieben und mit alten Fotos verschönert, sehr persönlich, mit Emotionen, ... - da konnte ich einfach nicht aufhören, nachdem ich reingeschaut hatte. Ich war ca. 10 Jahre später in Irland und hoffe mir das nochmal ansehen zu können. Wir werden sehen. Das war aber schon mal ein sehr schöner Vorgeschmack - hoffentlich!

                                                                                                                  Vielen Dank dafür!

                                                                                                                  Viele Grüße

                                                                                                                  Wafer

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                    • 14.03.2012
                                                                                                                    • 3583
                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                    danke an mitreisender, Waldhexe und Wafer, freue mich, dass ihr ein Stück weit mit in die Vergangenheit gereist seid. Auf Cape Clear war ich noch einmal zusammen mit meinem Sohn und es war so, als ob ich nie dort weg gegangen wäre. Ich kannte nach all den Jahren noch alle Wege und die Sichten aufs Meer. Auch wenn ich jetzt dort nicht mehr hin kommen werde, die Erinnerungen und die Bilder im Kopf bleiben. Und das tut gut.
                                                                                                                    Two roads diverged in a wood, and I—
                                                                                                                    I took the one less traveled by,
                                                                                                                    And that has made all the difference (Robert Frost)

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Lebt im Forum
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                                                                                                                      • 9533
                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                      #59
                                                                                                                      Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
                                                                                                                      Auf Cape Clear war ich noch einmal zusammen mit meinem Sohn und es war so, als ob ich nie dort weg gegangen wäre. Ich kannte nach all den Jahren noch alle Wege und die Sichten aufs Meer.
                                                                                                                      Hallo Sternenstaub.
                                                                                                                      Dann ist das deine Insel und du hast dir sehr viel Zeit gelassen, da wieder hin zu gehen! Nicht jedem ist in seinem Leben vergönnt seinen Platz auf dieser Erde zu finden. Für mich liest sich das, als seist du einer der Glücklichen, die zumindest wissen wo er liegt. Ob einem dieses Wissen am Ende hilft oder eher zur Belastung wird, kann sehr unterschiedlich sein. Aber zu wissen, wo man hingehört - nicht im rein familiären Sinn - kann sehr hilfreich sein. Kann aber leider auch zur Belastung werden, wenn die Umgebung es wenig zulässt, sich damit auseinander zu setzen.
                                                                                                                      Behalte deinen Platz wenigstens im Herzen! Aber so laß sich schon dein Reisebericht. Wer schreibt auch einen zweiten zur selben Reise? Es muss dir ein Bedürfnis gewesen sein!
                                                                                                                      Werde glücklich mit deinem Wissen und genieße die Zeit damit!

                                                                                                                      Viele Grüße

                                                                                                                      Wafer

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                                        • 14.03.2012
                                                                                                                        • 3583
                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                        danke für deine Worte
                                                                                                                        Two roads diverged in a wood, and I—
                                                                                                                        I took the one less traveled by,
                                                                                                                        And that has made all the difference (Robert Frost)

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                                          • 18.08.2006
                                                                                                                          • 4869
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          Ich hätte die Details aus deinem Sexualleben lieber nicht kennengelernt. Und frage mich immer noch, was derjenige wohl denken würde, wenn er das lesen würde und hoffe, er tut das nicht.

                                                                                                                          In solchen Fällen, speziell in einem Outdoorforum, fände ich eine Triggerwarnung nett.

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                                            • 14.03.2012
                                                                                                                            • 3583
                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                            vielleicht würde derjenige denken, dass er teils doch ganz schön übergriffig war? Und ich erkenne nicht, was deine Motivation ist, so etwas zu schreiben. aber: have fun
                                                                                                                            Two roads diverged in a wood, and I—
                                                                                                                            I took the one less traveled by,
                                                                                                                            And that has made all the difference (Robert Frost)

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              Alter Hase
                                                                                                                              • 16.11.2009
                                                                                                                              • 3184
                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                              Details aus ihrem Sexleben??? Also die muss ich überlesen haben!

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                                • 14.03.2012
                                                                                                                                • 3583
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                manchmal wünsche ich mit, quasi von vorne anzufangen zu können.
                                                                                                                                Und sehr oft wünsche ich mit, mit diesem Dubliner weiterhin reden zu können. Egal - vielleicht ein Altersproblem? Vorbei ist vorbei.
                                                                                                                                Two roads diverged in a wood, and I—
                                                                                                                                I took the one less traveled by,
                                                                                                                                And that has made all the difference (Robert Frost)

                                                                                                                                Kommentar