• Quecky
    Anfänger im Forum
    • 08.06.2011
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    • Privat


    [IT] Pfunderer Höhenweg als Biwaktour

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 46.886477423
    Längengrad 11.515045166
    Vorgeschichte

    2012 hatte ich mit ein paar Freund*innen eine Alpenüberquerung geplant, bei der wir von Imst nach Bruneck unterwegs waren und 14 Tage biwakiert hatten. Für die letzte Etappe von Sterzing nach Bruneck stand ein Teil des Pfunderer Höhenwegs auf dem Programm (https://www.outdoorseiten.net/forum/...t=imst+bruneck). Leider konnte ich die letzten Tagesetappen nicht mehr mitgehen, da ich mir böse Blasen gelaufen hatte. Das was ich vom Pfunderer Höhenweg gesehen hatte, hat mich allerdings damals schon so begeistert, dass ich ihn unbedingt zu Ende gehen wollte.
    Bereits letztes Jahr wollten meine Freundin und ich diesen Plan verwirklichen, der komplett verregnete August hat eine Tour ohne Hüttenübernachtung und nur mit Biwaksäcken allerdings unmöglich gemacht. Vom 30.07. bis 7.8. war es jetzt endlich so weit, das Wetter wirkte einigermaßen stabil und so machten wir uns auf Richtung Pfunderer Höhenweg: Eine Woche wandern und draußen schlafen!

    1. Tag

    Nach einer achtstündigen Zugfahrt kamen wir endlich in Sterzing an und machten uns auf die Suche nach dem Einstieg zum PF-HW. Abweichend vom eigentlichen Wegverlauf peilten wir die Burg "Sprechenstein / Castel Pietra" an. Nach einer kurzen Kraxelei im Wald standen wir auf einmal auf einem Fahrweg, keine fünf Minuten später tauchte das erste Schild "Pfunderer Höhenweg" vor uns auf.
    Da die Wettervorhersage für diesen Tag noch Schauer und Gewitter angekündigt hatte, wollten wir nur ein relativ kurzes Stück gehen. Ca. zwei Stunden nach dem Einstieg kommt man in einen lichten Lärchenwald mit sonnigen, gemähten Wiesen. Bei der Alpenüberquerung 2012 hatten wir hier schon übernachtet. So wusste ich auch, dass dort ein Heuschober steht, in dem wir bei Regen und Gewitter Schutz suchen konnten. Die ersten Stunden der Wanderung sind schon recht anstrengend, immer wieder geht es in steilen Aufschwüngen durch matschiges Gelände immer höher hinauf. Auf der rechten Seite verläuft die Autobahn durchs Tal, deren Lärm man bis weit hinauf auf die Bergflanken hören kann. Das anstrengendste war allerdings nicht der Aufstieg an sich, sondern die abertausenden Mücken, die anscheinend nur auf mich gewartet hatten. Bei unserem Lagerplatz angekommen, hatten mich sicherlich 20 erwischt ...
    Nichts desto Trotz verlief unsere erste Etappe problemlos. Wir kamen nach zwei Stunden an unserem Lagerplatz an, das Wetter sah noch ganz gut aus und so beschlossen wir, ein Stück überhalb des Heuschobers unser Lager aufzuschlagen. Also Kocher raus, Wasser erhitzt, auf dem Speiseplan stand: Couscous mit Gemüse (natürlich trocken aus der Tüte). Kaum war das Essen fertig, fielen die ersten Tropfen. Nach kurzem Zögern entschlossen wir uns, das mit dem draußen Schlafen für heute besser sein zu lassen und verlegten das Bett kurzer Hand in den Heuschober, den wir Gott sei Dank unverschlossen vorfanden.


    Unser erster Übernachtungsplatz



    2. Tag

    Als wir am Morgen aufwachten, war die Erleichterung groß, als wir durch die Ritzen im Holz unserer Unterkunft blauen Himmel uns Sonne sehen konnten - nachdem es fast die ganze Nacht geregnet hatte, eine sehr schöne Überraschung! Um neun Uhr ging es los Richtung Simile-Mad-Alm. Zunächst geht es weiter immer wieder steil bergauf durch sich mehr und mehr lichtenden Lärchenwald.



    Allerdings mussten wir relativ schnell feststellen, dass es sich ohne Frühstück im Magen recht schlecht läuft, weswegen wir an einem sonnigen Plätzchen Halt machten und eine ordentliche Portion Frühstücksbrei (natürlich auch trocken, mit Wasser aufgewärmt auf dem Gaskocher) aßen. Vorbei an der Plitschalm ging es immer weiter der Baumgrenze entgegen.





    Eigentlich ist der Weg durchgehend gut markiert (Kreis, außen rot, innen weiß). Aus irgend einem Grund müssen wir aber eine Abzweigung verpasst haben, denn anstatt auf direktem Weg zur Simile-Mad Alm befanden wir uns plötzlich im Aufstieg zum Höllenkragen (2387m). Ich wunderte mich, da ich die Etappe eigentlich noch von der Alpenüberquerung kannte, mir dieses Stück aber gänzlich unbekannt vorkam - aber naja, man kann sich nicht an alles erinnern. Lange Zeit war uns auch nicht klar, dass wir uns auf einem zweistündigen Umweg befanden, die Aussicht war auf jeden Fall grandios:




    Aussicht kurz unterhalb des Gipfels des Höllenkragens

    Als uns unser Missgeschick klar wurde, war die Stimmung natürlich erst einmal am Boden. Wir waren schon über vier Stunden unterwegs, waren nur mäßig fit und hatten beide Rucksäcke dabei, die mit Wasser und Essen für eine Woche sicherlich die 15kg-Marke locker knackten. So half erst einmal nur eine Tafel Schokolade, bevor wir uns dann an den Abstieg zurück zum PF-HW machten. Im Abstieg geschah dann schon das nächste Unglück. Bei meiner Freundin knickte plötzlich ein Wanderstock weg - das untere Segment des Teleskopstocks war einfach abgebrochen. Und das, obwohl sie nicht gerade schwer ist und das Gelände auch nicht so steil war, dass der Stock an sein Leistungslimit hätte kommen sollen (er ist momentan auf dem Weg zurück zu Leki ...)
    Nach einigen weiteren Pausen kamen wir dann endlich an der Simile-Mad Alm an. Ein paar Wanderer*innen waren schon da, einige kamen noch nach uns an. Erleichtert erfuhren wir im Gespräche, dass auch einige andere die falsche Abzweigung genommen hatten, es jedoch früher bemerkt hatten als wir. Außerdem war die Zeitangabe für die erste Etappe (6 Stunden) das große Gesprächsthema des Abends - niemand hatte die Tour in dieser Zeit geschafft.
    Aufgrund des immer noch sehr instabilen Wetters und unserer Erschöpfung entschlossen wir uns, neben der Simile-Mad Alm zu biwakieren und nicht noch - wie ursprünglich geplant - noch ein Stück weiter zu gehen. Wir fragten die nette und sehr beschäftigte Almwirtin und es war kein Problem


    Der Ausblick von der Simile-Mad Alm



    3. Tag

    Für den heutigen Tag war schon vor dem Beginn der Tour schlechtes Wetter vorhergesagt gewesen. Abends sollte es gewittern, weswegen wir schon von zu Hause aus zwei Betten auf der Brixner Hütte reserviert hatten. Biwakieren bei Gewitter fühlte sich für uns einfach nach keiner guten Idee an.
    Als wir morgens starteten war das Wetter noch ganz in Ordnung, woklig zwar, aber es kam immer wieder die Sonne heraus. In einem moderaten Anstieg geht es von der Simile-Mad Alm hinauf zum Sengesjöchl, vorbei an unzähligen Murmeltierlöchern über Almwiesen, immer an einem Bergbach entlang. Endgültig lassen wir die Bäume hinter uns. Kurz vor dem Sengesjöchel hat uns dann aber doch der Regen eingeholt und uns gleich ein Dilemma beschert: Was macht man bei über 20° und Regen? Regenjacke anziehen und dann dank Gore-Tex von außen trocken bleiben aber trotz Gore-Tex von innen nass werden, oder auf die Jacke verzichten und dann nur von außen nass werden?
    Wir haben uns für die erste Variante entschieden und dank des auffrischenden Windes war das mit dem Schwitzen dann auch gar nicht mehr so schlimm. Leider verhagelte uns das schlechte Wetter dann auch die Badepause am Wilden See, der allerdings auch bei Wolken, Regen und aus der Ferne eine Augenweide ist.





    Von wilden See geht es weiter zum Rauhtaljoch (2808m) - den Abstecher zur Wilden Kreuzspitze (3132m) haben wir uns aufgrund des Wetters gespart. Der Aufstieg zum Rauhtaljoch ist steil und matschig, es geht immer wieder durch ausgewaschene Hohlwege und dann immer wieder über lose Schieferplatten und kleine Geröllhalden. Oben angekommen empfängt uns eine steife Brise, die uns ins Gesicht bläst. Der Abstieg ist auch nicht ganz ohne. Entweder man geht über ein ausgedehntes - wohl dauerhaftes - Schneefeld Richtung Brixner Hütte, oder man geht links oberhalb an einem Schotterhang entlang und umgeht so die Berührung mit dem Schnee. Wir entschieden uns für die Schotter-Variante und waren damit nicht allein. Zum ersten mal in drei Tagen Wanderung begegneten wir richtig vielen Wanderer*innen. Die Runde vom Tal über den Wilden See, das Rauhtaljoch und die Brixner Hütte scheint recht beliebt zu sein. Nach kurzem, steilem Abstieg kommen wir auf eine ausgedehnte Hochebene mit Almwirtschaft. Das Wetter ist zwar nicht großartig, aber um unsere Rucksäcke zu erleichtern und Geld zu sparen, beschließen wir hier - kurz vor der Brixner Hütte - noch einmal Halt zu machen, und zu Mittag zu essen. Gemüserisotto von Travellunch (sehr zu empfehlen!) Auf der Hütte angekommen treffen wir dann einige Wanderer*innen, die wir schon Tags zuvor auf der Simile-Mad Alm getroffen hatten. Alle waren etwas genervt vom Wetter, das uns die grandiosen Ausblicke bei einer landschaftlich auch so schon grandiosen Etappe etwas verhagelt hatte. Auch die Zeitangaben waren mal wieder ein Thema. Immer wieder kann man (z.B. bei Wikipedia) lesen, dass für die zweite Etappe des PF-HW 3 Stunden angesetzt werden. Auch diese Vorgabe konnte niemand einhalten. 4 bis 5 Stunden je nach Kondition und Gewicht des Rucksacks scheinen realistischer.


    Blick auf die Hochebene oberhalb der Brixner Hütte nach etwa der Hälfte des Abstiegs vom Rauhtaljoch

    4. Tag

    Schon am gestrigen Abend hatte sich meine Freundin nicht gut gefühlt und am Morgen des 4. Tages wachte sie dann mit Hals- und Gliederschmerzen auf. Ans Weitergehen (immerhin standen nach Zeitvorgabe heute 5,5 Stunden auf dem Programm) war nicht so recht zu denken. Daher beschlossen wir noch einen Ruhetag auf der Brixner Hütte einzulegen, damit sie sich auskurieren kann. Das Hüttenpersonal ist sehr nett und hilfsbereit und wenn man die Stoßzeiten um die Mittagsstunden abzieht ist es auf der Hütte auch sehr beschaulich. Außerdem konnten wir sogar unseren eigenen Proviant essen, was unsere Rucksäcke wenigstens ein bisschen erleichtert hat. Am Nachmittag machte ich mich auf zu einem kleinen Erkundungsspaziergang Richtung Steinkarscharte - unserem morgigen ersten Tagesziel.


    Wer hier keine Murmeltiere sieht, ist selbst schuld






    Am Ende des Tals liegt die Steinkarscharte



    5. Tag

    Doppeltes Glück: Das Wetter war endlich richtig schön und meine Freundin war auch wieder gesund. Perfekte Bedingungen also für eine der schönsten, wenn nicht sogar die schönste Etappe des PF-HW. Von der Brixner Hütte aus geht es zunächst wieder über Wiesenhänge durch ausgewaschene Hohlwege hinauf zur Steinkarscharte Von dort aus eröffnet sich ein wunderschöner Blick auf die weiter östlich gelegenen Teile der Pfunderer Berge und bei guter Sicht zeigen Sich auch schon die Dolomiten.


    Blick zurück ...


    ... und nach vorne

    Heute stehen einige Jöcher und Scharten auf dem Programm. Gott sei Dank führt uns der Weg nicht immer wieder ganz nach unten ins Tal, um dann wieder aufzusteigen, sondern wir wandern immer an den grünen Hängen der Berge auf halber Höhe zwischen zwei Jöchern entlang und verlieren so nicht ganz so viel Höhe und natürlich auch nicht ganz so viel Aussicht.




    Ein perfekter Biwakplatz ... leider schon 1h 30min nach der Brixner Hütte und für uns zu früh






    Blick zurück auf die Steinkarscharte (über den beiden kleinen Schneefeldern)

    Weiter geht es über die Keller- und die Dannelscharte, die beide keine großen technischen Herausforderungen bieten, Richtung Walter Brenninger Bwiak. Auch an diesem Tag war für uns die Zeitangabe mit 5h 30min nicht zu halten, zumal im Abstieg von der Dannelscharte hin zum Walter Brenninger Biwak noch eine Herausforderung auf uns wartet: Der Weg schmiegt sich im Abstieg an eine steil abfallende Felswand und es müssen einige mit Seilen versicherte Stellen überwunden werden. Spätestens hier zeigt sich, dass die warnenden Worte "gute Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich" auf jeden Fall ihre Berechtigung haben. Für uns waren die gesicherten Stellen - obwohl sie technisch keine großen Schwierigkeiten bieten - eine große Herausforderung mit ca. 7 Stunden wandern in den Beinen und 16kg schweren Rucksäcken ist sowas dann eben doch kein Spaß mehr. Und es kommt noch besser: Hat man die mit Seilen versicherten Stellen geschafft, muss man sich noch quer über einen ebenso steilen Grashang zum Biwak vortasten. Der Weg ist dabei nur ca 20cm breit und auf der rechten Seite geht es gut und gerne ein paar hundert Höhenmeter über die Grasmatten bergab. Unser Fazit zu diesem Abschnitt: Mit leichtem Rucksack sicherlich eine spaßige Angelegenheit. Mit unseren schweren Rucksäcken nicht unbedingt das Highlight des Tages; bei Nässe sicherlich richtig gefährlich!
    Erschöpft erreichten wir um 18.00 Uhr das Walter Brenninger Biwak, wo wir mit zwei sehr netten Wandererinnen den Abend verbrachten und die phantastische Aussicht genießen konnten





    --- Fortsetzung folgt ---
    Zuletzt geändert von Quecky; 16.08.2015, 13:31.

  • Quecky
    Anfänger im Forum
    • 08.06.2011
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    #2
    AW: [IT] Pfunderer Höhenweg als Biwaktour

    6. Tag

    Auch für diesen Tag waren leider wieder heftige Gewitter vorhergesagt. Wir hatten daher drei Optionen: Entweder wir müssten über die Gaisscharte Richtung Edelrauthütte, was wir ungerne probieren wollten, da uns einige vor der Scharte gewarnt hatten und wir keine große Lust hatten uns 20m mit unseren schweren Rucksäcken abzuseilen. Daher Option zwei: einen Umweg in Kauf nehmen, die Gaisscharte und die Edelrauthütte umgehen und direkt zur Tiefrastenhütte aufbrechen. Oder das schlechte Wetter am Biwak aussitzen und die Etappe von Option zwei am darauffolgenden Tag in Angriff nehmen mit dem Vorteil, es nicht bis zur Hütte schaffen zu müssen (für den darauffolgenden Tag war wieder sehr gutes Wetter vorhergesagt). So entschieden wir uns für einen Ruhetag am Walter Brenninger Biwak. Hier waren wir vor Gewittern geschützt, konnten - wie in der vorangegangenen Nacht - bei gutem Wetter trotzdem draußen schlafen und hatten einen Gebirgsbach zum Kleidung und Körper waschen direkt vor der "Haustür".


    Schlafplatz vor dem Walter Brenninger Biwak



    Außerdem erwies sich das Biwak als hervorragender und sehr spannender Treffpunkt mit anderen Wanderer*innen. Bereits an unserem ersten Abend am Biwak hatten wir zwei sehr nette Frauen getroffen, die jedes Jahr eine Mehrtagestour in den Alpen machen und so einige Tipps für unsere zukünftigen Touren hatten. Am Nachmittag unseres Ruhetages trafen dann mehr und mehr Wanderer*innen ein. Offiziell gibt es acht Übernachtungsplätze im Biwak. Unserer Erfahrung nach ist in dieser Zahl der Boden aber bereits eingerechnet. Als es dann Abend wurde und sich ein Gewitter abzeichnete, waren wir allerdings schon insgesamt zu 10. Wir beide und noch ein Paar aus Linz hatten Biwaksäcke bzw. ein Zelt dabei und hätten theoretisch - ohne Gewitter - draußen übernachten können. Die anderen sechs hatten nicht einmal Iso-Matten dabei und mussten sich daher auf die sehr beengte Liegefläche quetschen. Dank des Gewitters mussten wir vier anderen auch in der Hütte liegen. Daher quetschten wir uns auf den Boden, bis es um Mitternacht aufhörte zu regnen und meine Freundin und ich beschlossen der Sardinenbüchse zu entfliehen und uns mit unseren Biwaksäcken ins nasse Gras zu legen.
    Richtig schön war die Begegnung mit dem Paar aus Österreich, die ähnlich wie wir eigentlich draußen übernachten wollten und ihr eigenes Essen dabei hatten. Mit ihnen entstand spontan eine Verbindung, die uns irgendwie von den anderen "Hüttenwanderern" trennte. Die beiden sollten wir auch während der nächsten Tage immer wieder treffen.

    7. Tag

    Heute stand die Option zwei von gestern auf dem Plan. Wir wollten die Gaisscharte umgehen und versuchen möglichst weit Richtung Tiefrastenhütte zu kommen. Also stiegen wir über einen nicht markierten Weg vom Walter Brenninger Biwak ab, machten uns auf Richtung Tal, um auf der anderen Seite wieder aufzusteigen und auf den Pfunderer Höhenweg zu treffen (Für diese Alternativroute Wegnummern 18 und 13).


    Blick Richtung Edelrauthütte von der Kuhscharte aus


    Blick Richtung Pfunders


    Immer an Wiesenhängen entlang schlängelt sich der PF-HW auf etwa gleichbleibender Höhe durch ein wunderschönes Gebiet

    Zum ersten Mal seit wir auf dem Pfunderer Höhenweg unterwegs sind, gibt es keine großartigen Höhenunterschiede. Wir sind auf einer "Grasautobahn" unterwegs. Es geht entlang an duftenden Almwiesen voll von Edelweis mit phantastischen Ausblicken Richtung Dolomiten. Wir kommen gut voran und legen eine letzte Rast an der Gampishütte ein (dort gibt es sehr sehr leckeren, selbst gemachten Bergkäse). Von dort aus geht es über das wenig anstrengende Passenjoch und die Hochsägescharte zur Tiefrastenhütte. Oben auf dem Passenjoch angekommen empfängt uns ein Hinweisschild mit dem Verweis "Tiefrastenhütte 1h 10min". Wir nahmen noch die Hochsägescharte in Angriff, mussten aber bald einsehen, dass wir den Aufstieg über weglose Blockkletterei nicht mehr in den Beinen hatten, machten halt und fanden den perfekten Biwakplatz dieser Tour:


    Im Hintergrund der Zillertaler Hauptkamm




    Die morgendliche Aussicht aus dem Biwaksack - dafür schleppt man gerne

    8. Tag

    Heute hatten wir kein bestimmtes Ziel. Eigentlich wollten wir nur noch einen Kaiserschmarrn auf der Tiefrastenhütte essen und dann sehen, wie weit wir noch kommen würden. Die Hochsägescharte erwies sich als fordernd. Blockkletterei ist nichts für jede*n. Die Aussicht oben angekommen entschädigt aber für alles. Im Norden der Zillertaler Hauptkamm, im Süden die Dolomiten





    Nach dem Abstieg erwartete uns das Paradies: Unglaublich leckerer Kaiserschmarrn! Danach kam jedoch bald die Hölle: Der Aufstieg zum Kleinen Tor über einen südseitigen Hang bei gefühlt 35° im Schatten und - jetzt kommts - ohne den kleinsten Windhauch. Oben angekommen trafen wir auch wieder mit den beiden Österreicher*innen zusammen. Erster Kommentar: "Was bist n so rot im Gsicht?" ;)


    Aufstieg zum kleinen Tor

    Nach einer ausgedehnten, gemeinsamen Pause mit Schüttelbrot und dem Käse von der Gampishütte trennten wir uns wieder und machten uns auf, das letzte Wegstück des Pfunderer Höhenwegs hinter uns zu bringen. Hier läuft man immer auf einem breiten Rücken entlang Richtung Brunneck. So bieten sich ständig phantastische Ausblicke nach Nord und Süd. Auf der Tiefrastenhütte hatten wir leider erfahren, dass heute der letzte schöne Tag sein sollte, und dass es ab dem nächsten Tag unwetterartig gewittern sollte - an diese Vorhersage hatten wir uns inzwischen gewöhnt. Also war der Plan, noch möglichst weit auf dem Rücken Richtung Bruneck zu wandern und dann früh am nächsten Morgen eine der vielen Abstiegsmöglichkeiten zu nutzen und mit dem Zug zurück nach Hause zu fahren.


    Blick vom Bergrücken ins Pustertal


    Die Aussicht von unserem Biwakplatz

    Ein Stück weiter oben, direkt auf dem Kamm hatten die beiden Österreicher*innen ihr Zelt aufgeschlagen und so riefen wir uns abends noch ein "Gute Nacht" zu, bevor alle in ihre Schlafsäcke krochen.

    9. Tag

    Um der Gewittergefahr zu entgehen, hatten wir beschlossen, sehr früh abzusteigen, um noch eine ordentliche Zugverbindung nach Hause zu erwischen - immerhin hatten wir im Idealfall 8 Stunden Zugfahrt vor uns ...


    Morgendämmerung


    Fazit

    Der Pfunderer Höhenweg hat uns nicht enttäuscht. Man wandert durch eine bunte Mischung aus Wald, Wiesen und Fels, jeden Tag bekommt man ein neues Tal und eine neue Aussicht zu sehen. Gerade die mittleren drei Etappen sind landschaftlich grandios! Häufig liest man, dass der PF-HW wenig begangen ist, das können wir bestätigen, wir haben tagsüber teilweise überhaupt keine anderen Wanderer*innen gesehen. Auch biwakieren war - abgesehen vom Wetter - überhaupt kein Problem. Aufgrund der ausgedehnten Wiesenhänge gibt es genug Möglichkeiten um sich draußen einen Schlafplatz zu suchen. Bei der Wasserversorgung muss man etwas vorsichtig sein. Viele Gebiete werden bis weit hinauf mit Kühen beweidet.
    Auch die häufig zu lesenden Charakterisierungen "gute Kondition erforderlich", "Trittsicherheit und Schwindelfreiheit" können wir sehr gut nachvollziehen. Die Etappen sind weit, die Zeitangaben für sehr fitte Menschen mit wenig Gepäck konzipiert und wer wenig Erfahrung mit seilgesicherten Stellen oder Blockkletterei bzw. Orientierung im weglosen Gelände hat, sollte gut auf sich aufpassen. Nichts desto Trotz war es eine wundervolle Tour mit wundervollen Übernachtungsplätzen und viel viel Ruhe.
    Zuletzt geändert von Quecky; 16.08.2015, 16:45.

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    • Lucky24
      Gesperrt
      Anfänger im Forum
      • 10.09.2015
      • 11
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      #3
      AW: [IT] Pfunderer Höhenweg als Biwaktour

      Hallo.
      Das beste an den Bilder ist der kleine Süße Biber
      Ich gehe davon aus das dies einer war. D:

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      • mojo
        Gerne im Forum
        • 02.09.2014
        • 67
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        #4
        AW: [IT] Pfunderer Höhenweg als Biwaktour

        Super Bericht, tolle Bilder, Danke fürs mitnehmen!

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        • OutofSaigon
          Erfahren
          • 14.03.2014
          • 426
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          #5
          AW: [IT] Pfunderer Höhenweg als Biwaktour

          Ein sehr schöner Bericht aus einer Gegend, in der ich nur ein einziges Mal war. Also vielen Dank!

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          • Marxegger
            Gerne im Forum
            • 05.10.2010
            • 53
            • Privat


            #6
            AW: [IT] Pfunderer Höhenweg als Biwaktour

            Zitat von Lucky24 Beitrag anzeigen
            Hallo.
            Das beste an den Bilder ist der kleine Süße Biber
            Ich gehe davon aus das dies einer war. D:
            Das ist ein Murmeltier

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