Tourentyp | Trekkingtour |
Breitengrad | 46.886477423 |
Längengrad | 11.515045166 |

Vorgeschichte
2012 hatte ich mit ein paar Freund*innen eine Alpenüberquerung geplant, bei der wir von Imst nach Bruneck unterwegs waren und 14 Tage biwakiert hatten. Für die letzte Etappe von Sterzing nach Bruneck stand ein Teil des Pfunderer Höhenwegs auf dem Programm (https://www.outdoorseiten.net/forum/...t=imst+bruneck). Leider konnte ich die letzten Tagesetappen nicht mehr mitgehen, da ich mir böse Blasen gelaufen hatte. Das was ich vom Pfunderer Höhenweg gesehen hatte, hat mich allerdings damals schon so begeistert, dass ich ihn unbedingt zu Ende gehen wollte.
Bereits letztes Jahr wollten meine Freundin und ich diesen Plan verwirklichen, der komplett verregnete August hat eine Tour ohne Hüttenübernachtung und nur mit Biwaksäcken allerdings unmöglich gemacht. Vom 30.07. bis 7.8. war es jetzt endlich so weit, das Wetter wirkte einigermaßen stabil und so machten wir uns auf Richtung Pfunderer Höhenweg: Eine Woche wandern und draußen schlafen!
1. Tag
Nach einer achtstündigen Zugfahrt kamen wir endlich in Sterzing an und machten uns auf die Suche nach dem Einstieg zum PF-HW. Abweichend vom eigentlichen Wegverlauf peilten wir die Burg "Sprechenstein / Castel Pietra" an. Nach einer kurzen Kraxelei im Wald standen wir auf einmal auf einem Fahrweg, keine fünf Minuten später tauchte das erste Schild "Pfunderer Höhenweg" vor uns auf.
Da die Wettervorhersage für diesen Tag noch Schauer und Gewitter angekündigt hatte, wollten wir nur ein relativ kurzes Stück gehen. Ca. zwei Stunden nach dem Einstieg kommt man in einen lichten Lärchenwald mit sonnigen, gemähten Wiesen. Bei der Alpenüberquerung 2012 hatten wir hier schon übernachtet. So wusste ich auch, dass dort ein Heuschober steht, in dem wir bei Regen und Gewitter Schutz suchen konnten. Die ersten Stunden der Wanderung sind schon recht anstrengend, immer wieder geht es in steilen Aufschwüngen durch matschiges Gelände immer höher hinauf. Auf der rechten Seite verläuft die Autobahn durchs Tal, deren Lärm man bis weit hinauf auf die Bergflanken hören kann. Das anstrengendste war allerdings nicht der Aufstieg an sich, sondern die abertausenden Mücken, die anscheinend nur auf mich gewartet hatten. Bei unserem Lagerplatz angekommen, hatten mich sicherlich 20 erwischt ...
Nichts desto Trotz verlief unsere erste Etappe problemlos. Wir kamen nach zwei Stunden an unserem Lagerplatz an, das Wetter sah noch ganz gut aus und so beschlossen wir, ein Stück überhalb des Heuschobers unser Lager aufzuschlagen. Also Kocher raus, Wasser erhitzt, auf dem Speiseplan stand: Couscous mit Gemüse (natürlich trocken aus der Tüte). Kaum war das Essen fertig, fielen die ersten Tropfen. Nach kurzem Zögern entschlossen wir uns, das mit dem draußen Schlafen für heute besser sein zu lassen und verlegten das Bett kurzer Hand in den Heuschober, den wir Gott sei Dank unverschlossen vorfanden.

Unser erster Übernachtungsplatz

2. Tag
Als wir am Morgen aufwachten, war die Erleichterung groß, als wir durch die Ritzen im Holz unserer Unterkunft blauen Himmel uns Sonne sehen konnten - nachdem es fast die ganze Nacht geregnet hatte, eine sehr schöne Überraschung! Um neun Uhr ging es los Richtung Simile-Mad-Alm. Zunächst geht es weiter immer wieder steil bergauf durch sich mehr und mehr lichtenden Lärchenwald.

Allerdings mussten wir relativ schnell feststellen, dass es sich ohne Frühstück im Magen recht schlecht läuft, weswegen wir an einem sonnigen Plätzchen Halt machten und eine ordentliche Portion Frühstücksbrei (natürlich auch trocken, mit Wasser aufgewärmt auf dem Gaskocher) aßen. Vorbei an der Plitschalm ging es immer weiter der Baumgrenze entgegen.


Eigentlich ist der Weg durchgehend gut markiert (Kreis, außen rot, innen weiß). Aus irgend einem Grund müssen wir aber eine Abzweigung verpasst haben, denn anstatt auf direktem Weg zur Simile-Mad Alm befanden wir uns plötzlich im Aufstieg zum Höllenkragen (2387m). Ich wunderte mich, da ich die Etappe eigentlich noch von der Alpenüberquerung kannte, mir dieses Stück aber gänzlich unbekannt vorkam - aber naja, man kann sich nicht an alles erinnern. Lange Zeit war uns auch nicht klar, dass wir uns auf einem zweistündigen Umweg befanden, die Aussicht war auf jeden Fall grandios:


Aussicht kurz unterhalb des Gipfels des Höllenkragens
Als uns unser Missgeschick klar wurde, war die Stimmung natürlich erst einmal am Boden. Wir waren schon über vier Stunden unterwegs, waren nur mäßig fit und hatten beide Rucksäcke dabei, die mit Wasser und Essen für eine Woche sicherlich die 15kg-Marke locker knackten. So half erst einmal nur eine Tafel Schokolade, bevor wir uns dann an den Abstieg zurück zum PF-HW machten. Im Abstieg geschah dann schon das nächste Unglück. Bei meiner Freundin knickte plötzlich ein Wanderstock weg - das untere Segment des Teleskopstocks war einfach abgebrochen. Und das, obwohl sie nicht gerade schwer ist und das Gelände auch nicht so steil war, dass der Stock an sein Leistungslimit hätte kommen sollen (er ist momentan auf dem Weg zurück zu Leki ...)
Nach einigen weiteren Pausen kamen wir dann endlich an der Simile-Mad Alm an. Ein paar Wanderer*innen waren schon da, einige kamen noch nach uns an. Erleichtert erfuhren wir im Gespräche, dass auch einige andere die falsche Abzweigung genommen hatten, es jedoch früher bemerkt hatten als wir. Außerdem war die Zeitangabe für die erste Etappe (6 Stunden) das große Gesprächsthema des Abends - niemand hatte die Tour in dieser Zeit geschafft.
Aufgrund des immer noch sehr instabilen Wetters und unserer Erschöpfung entschlossen wir uns, neben der Simile-Mad Alm zu biwakieren und nicht noch - wie ursprünglich geplant - noch ein Stück weiter zu gehen. Wir fragten die nette und sehr beschäftigte Almwirtin und es war kein Problem

Der Ausblick von der Simile-Mad Alm

3. Tag
Für den heutigen Tag war schon vor dem Beginn der Tour schlechtes Wetter vorhergesagt gewesen. Abends sollte es gewittern, weswegen wir schon von zu Hause aus zwei Betten auf der Brixner Hütte reserviert hatten. Biwakieren bei Gewitter fühlte sich für uns einfach nach keiner guten Idee an.
Als wir morgens starteten war das Wetter noch ganz in Ordnung, woklig zwar, aber es kam immer wieder die Sonne heraus. In einem moderaten Anstieg geht es von der Simile-Mad Alm hinauf zum Sengesjöchl, vorbei an unzähligen Murmeltierlöchern über Almwiesen, immer an einem Bergbach entlang. Endgültig lassen wir die Bäume hinter uns. Kurz vor dem Sengesjöchel hat uns dann aber doch der Regen eingeholt und uns gleich ein Dilemma beschert: Was macht man bei über 20° und Regen? Regenjacke anziehen und dann dank Gore-Tex von außen trocken bleiben aber trotz Gore-Tex von innen nass werden, oder auf die Jacke verzichten und dann nur von außen nass werden?
Wir haben uns für die erste Variante entschieden und dank des auffrischenden Windes war das mit dem Schwitzen dann auch gar nicht mehr so schlimm. Leider verhagelte uns das schlechte Wetter dann auch die Badepause am Wilden See, der allerdings auch bei Wolken, Regen und aus der Ferne eine Augenweide ist.


Von wilden See geht es weiter zum Rauhtaljoch (2808m) - den Abstecher zur Wilden Kreuzspitze (3132m) haben wir uns aufgrund des Wetters gespart. Der Aufstieg zum Rauhtaljoch ist steil und matschig, es geht immer wieder durch ausgewaschene Hohlwege und dann immer wieder über lose Schieferplatten und kleine Geröllhalden. Oben angekommen empfängt uns eine steife Brise, die uns ins Gesicht bläst. Der Abstieg ist auch nicht ganz ohne. Entweder man geht über ein ausgedehntes - wohl dauerhaftes - Schneefeld Richtung Brixner Hütte, oder man geht links oberhalb an einem Schotterhang entlang und umgeht so die Berührung mit dem Schnee. Wir entschieden uns für die Schotter-Variante und waren damit nicht allein. Zum ersten mal in drei Tagen Wanderung begegneten wir richtig vielen Wanderer*innen. Die Runde vom Tal über den Wilden See, das Rauhtaljoch und die Brixner Hütte scheint recht beliebt zu sein. Nach kurzem, steilem Abstieg kommen wir auf eine ausgedehnte Hochebene mit Almwirtschaft. Das Wetter ist zwar nicht großartig, aber um unsere Rucksäcke zu erleichtern und Geld zu sparen, beschließen wir hier - kurz vor der Brixner Hütte - noch einmal Halt zu machen, und zu Mittag zu essen. Gemüserisotto von Travellunch (sehr zu empfehlen!) Auf der Hütte angekommen treffen wir dann einige Wanderer*innen, die wir schon Tags zuvor auf der Simile-Mad Alm getroffen hatten. Alle waren etwas genervt vom Wetter, das uns die grandiosen Ausblicke bei einer landschaftlich auch so schon grandiosen Etappe etwas verhagelt hatte. Auch die Zeitangaben waren mal wieder ein Thema. Immer wieder kann man (z.B. bei Wikipedia) lesen, dass für die zweite Etappe des PF-HW 3 Stunden angesetzt werden. Auch diese Vorgabe konnte niemand einhalten. 4 bis 5 Stunden je nach Kondition und Gewicht des Rucksacks scheinen realistischer.

Blick auf die Hochebene oberhalb der Brixner Hütte nach etwa der Hälfte des Abstiegs vom Rauhtaljoch
4. Tag
Schon am gestrigen Abend hatte sich meine Freundin nicht gut gefühlt und am Morgen des 4. Tages wachte sie dann mit Hals- und Gliederschmerzen auf. Ans Weitergehen (immerhin standen nach Zeitvorgabe heute 5,5 Stunden auf dem Programm) war nicht so recht zu denken. Daher beschlossen wir noch einen Ruhetag auf der Brixner Hütte einzulegen, damit sie sich auskurieren kann. Das Hüttenpersonal ist sehr nett und hilfsbereit und wenn man die Stoßzeiten um die Mittagsstunden abzieht ist es auf der Hütte auch sehr beschaulich. Außerdem konnten wir sogar unseren eigenen Proviant essen, was unsere Rucksäcke wenigstens ein bisschen erleichtert hat. Am Nachmittag machte ich mich auf zu einem kleinen Erkundungsspaziergang Richtung Steinkarscharte - unserem morgigen ersten Tagesziel.

Wer hier keine Murmeltiere sieht, ist selbst schuld



Am Ende des Tals liegt die Steinkarscharte

5. Tag
Doppeltes Glück: Das Wetter war endlich richtig schön und meine Freundin war auch wieder gesund. Perfekte Bedingungen also für eine der schönsten, wenn nicht sogar die schönste Etappe des PF-HW. Von der Brixner Hütte aus geht es zunächst wieder über Wiesenhänge durch ausgewaschene Hohlwege hinauf zur Steinkarscharte Von dort aus eröffnet sich ein wunderschöner Blick auf die weiter östlich gelegenen Teile der Pfunderer Berge und bei guter Sicht zeigen Sich auch schon die Dolomiten.

Blick zurück ...

... und nach vorne
Heute stehen einige Jöcher und Scharten auf dem Programm. Gott sei Dank führt uns der Weg nicht immer wieder ganz nach unten ins Tal, um dann wieder aufzusteigen, sondern wir wandern immer an den grünen Hängen der Berge auf halber Höhe zwischen zwei Jöchern entlang und verlieren so nicht ganz so viel Höhe und natürlich auch nicht ganz so viel Aussicht.


Ein perfekter Biwakplatz ... leider schon 1h 30min nach der Brixner Hütte und für uns zu früh



Blick zurück auf die Steinkarscharte (über den beiden kleinen Schneefeldern)
Weiter geht es über die Keller- und die Dannelscharte, die beide keine großen technischen Herausforderungen bieten, Richtung Walter Brenninger Bwiak. Auch an diesem Tag war für uns die Zeitangabe mit 5h 30min nicht zu halten, zumal im Abstieg von der Dannelscharte hin zum Walter Brenninger Biwak noch eine Herausforderung auf uns wartet: Der Weg schmiegt sich im Abstieg an eine steil abfallende Felswand und es müssen einige mit Seilen versicherte Stellen überwunden werden. Spätestens hier zeigt sich, dass die warnenden Worte "gute Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich" auf jeden Fall ihre Berechtigung haben. Für uns waren die gesicherten Stellen - obwohl sie technisch keine großen Schwierigkeiten bieten - eine große Herausforderung mit ca. 7 Stunden wandern in den Beinen und 16kg schweren Rucksäcken ist sowas dann eben doch kein Spaß mehr. Und es kommt noch besser: Hat man die mit Seilen versicherten Stellen geschafft, muss man sich noch quer über einen ebenso steilen Grashang zum Biwak vortasten. Der Weg ist dabei nur ca 20cm breit und auf der rechten Seite geht es gut und gerne ein paar hundert Höhenmeter über die Grasmatten bergab. Unser Fazit zu diesem Abschnitt: Mit leichtem Rucksack sicherlich eine spaßige Angelegenheit. Mit unseren schweren Rucksäcken nicht unbedingt das Highlight des Tages; bei Nässe sicherlich richtig gefährlich!
Erschöpft erreichten wir um 18.00 Uhr das Walter Brenninger Biwak, wo wir mit zwei sehr netten Wandererinnen den Abend verbrachten und die phantastische Aussicht genießen konnten


--- Fortsetzung folgt ---
2012 hatte ich mit ein paar Freund*innen eine Alpenüberquerung geplant, bei der wir von Imst nach Bruneck unterwegs waren und 14 Tage biwakiert hatten. Für die letzte Etappe von Sterzing nach Bruneck stand ein Teil des Pfunderer Höhenwegs auf dem Programm (https://www.outdoorseiten.net/forum/...t=imst+bruneck). Leider konnte ich die letzten Tagesetappen nicht mehr mitgehen, da ich mir böse Blasen gelaufen hatte. Das was ich vom Pfunderer Höhenweg gesehen hatte, hat mich allerdings damals schon so begeistert, dass ich ihn unbedingt zu Ende gehen wollte.
Bereits letztes Jahr wollten meine Freundin und ich diesen Plan verwirklichen, der komplett verregnete August hat eine Tour ohne Hüttenübernachtung und nur mit Biwaksäcken allerdings unmöglich gemacht. Vom 30.07. bis 7.8. war es jetzt endlich so weit, das Wetter wirkte einigermaßen stabil und so machten wir uns auf Richtung Pfunderer Höhenweg: Eine Woche wandern und draußen schlafen!
1. Tag
Nach einer achtstündigen Zugfahrt kamen wir endlich in Sterzing an und machten uns auf die Suche nach dem Einstieg zum PF-HW. Abweichend vom eigentlichen Wegverlauf peilten wir die Burg "Sprechenstein / Castel Pietra" an. Nach einer kurzen Kraxelei im Wald standen wir auf einmal auf einem Fahrweg, keine fünf Minuten später tauchte das erste Schild "Pfunderer Höhenweg" vor uns auf.
Da die Wettervorhersage für diesen Tag noch Schauer und Gewitter angekündigt hatte, wollten wir nur ein relativ kurzes Stück gehen. Ca. zwei Stunden nach dem Einstieg kommt man in einen lichten Lärchenwald mit sonnigen, gemähten Wiesen. Bei der Alpenüberquerung 2012 hatten wir hier schon übernachtet. So wusste ich auch, dass dort ein Heuschober steht, in dem wir bei Regen und Gewitter Schutz suchen konnten. Die ersten Stunden der Wanderung sind schon recht anstrengend, immer wieder geht es in steilen Aufschwüngen durch matschiges Gelände immer höher hinauf. Auf der rechten Seite verläuft die Autobahn durchs Tal, deren Lärm man bis weit hinauf auf die Bergflanken hören kann. Das anstrengendste war allerdings nicht der Aufstieg an sich, sondern die abertausenden Mücken, die anscheinend nur auf mich gewartet hatten. Bei unserem Lagerplatz angekommen, hatten mich sicherlich 20 erwischt ...
Nichts desto Trotz verlief unsere erste Etappe problemlos. Wir kamen nach zwei Stunden an unserem Lagerplatz an, das Wetter sah noch ganz gut aus und so beschlossen wir, ein Stück überhalb des Heuschobers unser Lager aufzuschlagen. Also Kocher raus, Wasser erhitzt, auf dem Speiseplan stand: Couscous mit Gemüse (natürlich trocken aus der Tüte). Kaum war das Essen fertig, fielen die ersten Tropfen. Nach kurzem Zögern entschlossen wir uns, das mit dem draußen Schlafen für heute besser sein zu lassen und verlegten das Bett kurzer Hand in den Heuschober, den wir Gott sei Dank unverschlossen vorfanden.

Unser erster Übernachtungsplatz

2. Tag
Als wir am Morgen aufwachten, war die Erleichterung groß, als wir durch die Ritzen im Holz unserer Unterkunft blauen Himmel uns Sonne sehen konnten - nachdem es fast die ganze Nacht geregnet hatte, eine sehr schöne Überraschung! Um neun Uhr ging es los Richtung Simile-Mad-Alm. Zunächst geht es weiter immer wieder steil bergauf durch sich mehr und mehr lichtenden Lärchenwald.

Allerdings mussten wir relativ schnell feststellen, dass es sich ohne Frühstück im Magen recht schlecht läuft, weswegen wir an einem sonnigen Plätzchen Halt machten und eine ordentliche Portion Frühstücksbrei (natürlich auch trocken, mit Wasser aufgewärmt auf dem Gaskocher) aßen. Vorbei an der Plitschalm ging es immer weiter der Baumgrenze entgegen.


Eigentlich ist der Weg durchgehend gut markiert (Kreis, außen rot, innen weiß). Aus irgend einem Grund müssen wir aber eine Abzweigung verpasst haben, denn anstatt auf direktem Weg zur Simile-Mad Alm befanden wir uns plötzlich im Aufstieg zum Höllenkragen (2387m). Ich wunderte mich, da ich die Etappe eigentlich noch von der Alpenüberquerung kannte, mir dieses Stück aber gänzlich unbekannt vorkam - aber naja, man kann sich nicht an alles erinnern. Lange Zeit war uns auch nicht klar, dass wir uns auf einem zweistündigen Umweg befanden, die Aussicht war auf jeden Fall grandios:


Aussicht kurz unterhalb des Gipfels des Höllenkragens
Als uns unser Missgeschick klar wurde, war die Stimmung natürlich erst einmal am Boden. Wir waren schon über vier Stunden unterwegs, waren nur mäßig fit und hatten beide Rucksäcke dabei, die mit Wasser und Essen für eine Woche sicherlich die 15kg-Marke locker knackten. So half erst einmal nur eine Tafel Schokolade, bevor wir uns dann an den Abstieg zurück zum PF-HW machten. Im Abstieg geschah dann schon das nächste Unglück. Bei meiner Freundin knickte plötzlich ein Wanderstock weg - das untere Segment des Teleskopstocks war einfach abgebrochen. Und das, obwohl sie nicht gerade schwer ist und das Gelände auch nicht so steil war, dass der Stock an sein Leistungslimit hätte kommen sollen (er ist momentan auf dem Weg zurück zu Leki ...)
Nach einigen weiteren Pausen kamen wir dann endlich an der Simile-Mad Alm an. Ein paar Wanderer*innen waren schon da, einige kamen noch nach uns an. Erleichtert erfuhren wir im Gespräche, dass auch einige andere die falsche Abzweigung genommen hatten, es jedoch früher bemerkt hatten als wir. Außerdem war die Zeitangabe für die erste Etappe (6 Stunden) das große Gesprächsthema des Abends - niemand hatte die Tour in dieser Zeit geschafft.
Aufgrund des immer noch sehr instabilen Wetters und unserer Erschöpfung entschlossen wir uns, neben der Simile-Mad Alm zu biwakieren und nicht noch - wie ursprünglich geplant - noch ein Stück weiter zu gehen. Wir fragten die nette und sehr beschäftigte Almwirtin und es war kein Problem

Der Ausblick von der Simile-Mad Alm

3. Tag
Für den heutigen Tag war schon vor dem Beginn der Tour schlechtes Wetter vorhergesagt gewesen. Abends sollte es gewittern, weswegen wir schon von zu Hause aus zwei Betten auf der Brixner Hütte reserviert hatten. Biwakieren bei Gewitter fühlte sich für uns einfach nach keiner guten Idee an.
Als wir morgens starteten war das Wetter noch ganz in Ordnung, woklig zwar, aber es kam immer wieder die Sonne heraus. In einem moderaten Anstieg geht es von der Simile-Mad Alm hinauf zum Sengesjöchl, vorbei an unzähligen Murmeltierlöchern über Almwiesen, immer an einem Bergbach entlang. Endgültig lassen wir die Bäume hinter uns. Kurz vor dem Sengesjöchel hat uns dann aber doch der Regen eingeholt und uns gleich ein Dilemma beschert: Was macht man bei über 20° und Regen? Regenjacke anziehen und dann dank Gore-Tex von außen trocken bleiben aber trotz Gore-Tex von innen nass werden, oder auf die Jacke verzichten und dann nur von außen nass werden?
Wir haben uns für die erste Variante entschieden und dank des auffrischenden Windes war das mit dem Schwitzen dann auch gar nicht mehr so schlimm. Leider verhagelte uns das schlechte Wetter dann auch die Badepause am Wilden See, der allerdings auch bei Wolken, Regen und aus der Ferne eine Augenweide ist.


Von wilden See geht es weiter zum Rauhtaljoch (2808m) - den Abstecher zur Wilden Kreuzspitze (3132m) haben wir uns aufgrund des Wetters gespart. Der Aufstieg zum Rauhtaljoch ist steil und matschig, es geht immer wieder durch ausgewaschene Hohlwege und dann immer wieder über lose Schieferplatten und kleine Geröllhalden. Oben angekommen empfängt uns eine steife Brise, die uns ins Gesicht bläst. Der Abstieg ist auch nicht ganz ohne. Entweder man geht über ein ausgedehntes - wohl dauerhaftes - Schneefeld Richtung Brixner Hütte, oder man geht links oberhalb an einem Schotterhang entlang und umgeht so die Berührung mit dem Schnee. Wir entschieden uns für die Schotter-Variante und waren damit nicht allein. Zum ersten mal in drei Tagen Wanderung begegneten wir richtig vielen Wanderer*innen. Die Runde vom Tal über den Wilden See, das Rauhtaljoch und die Brixner Hütte scheint recht beliebt zu sein. Nach kurzem, steilem Abstieg kommen wir auf eine ausgedehnte Hochebene mit Almwirtschaft. Das Wetter ist zwar nicht großartig, aber um unsere Rucksäcke zu erleichtern und Geld zu sparen, beschließen wir hier - kurz vor der Brixner Hütte - noch einmal Halt zu machen, und zu Mittag zu essen. Gemüserisotto von Travellunch (sehr zu empfehlen!) Auf der Hütte angekommen treffen wir dann einige Wanderer*innen, die wir schon Tags zuvor auf der Simile-Mad Alm getroffen hatten. Alle waren etwas genervt vom Wetter, das uns die grandiosen Ausblicke bei einer landschaftlich auch so schon grandiosen Etappe etwas verhagelt hatte. Auch die Zeitangaben waren mal wieder ein Thema. Immer wieder kann man (z.B. bei Wikipedia) lesen, dass für die zweite Etappe des PF-HW 3 Stunden angesetzt werden. Auch diese Vorgabe konnte niemand einhalten. 4 bis 5 Stunden je nach Kondition und Gewicht des Rucksacks scheinen realistischer.

Blick auf die Hochebene oberhalb der Brixner Hütte nach etwa der Hälfte des Abstiegs vom Rauhtaljoch
4. Tag
Schon am gestrigen Abend hatte sich meine Freundin nicht gut gefühlt und am Morgen des 4. Tages wachte sie dann mit Hals- und Gliederschmerzen auf. Ans Weitergehen (immerhin standen nach Zeitvorgabe heute 5,5 Stunden auf dem Programm) war nicht so recht zu denken. Daher beschlossen wir noch einen Ruhetag auf der Brixner Hütte einzulegen, damit sie sich auskurieren kann. Das Hüttenpersonal ist sehr nett und hilfsbereit und wenn man die Stoßzeiten um die Mittagsstunden abzieht ist es auf der Hütte auch sehr beschaulich. Außerdem konnten wir sogar unseren eigenen Proviant essen, was unsere Rucksäcke wenigstens ein bisschen erleichtert hat. Am Nachmittag machte ich mich auf zu einem kleinen Erkundungsspaziergang Richtung Steinkarscharte - unserem morgigen ersten Tagesziel.

Wer hier keine Murmeltiere sieht, ist selbst schuld



Am Ende des Tals liegt die Steinkarscharte

5. Tag
Doppeltes Glück: Das Wetter war endlich richtig schön und meine Freundin war auch wieder gesund. Perfekte Bedingungen also für eine der schönsten, wenn nicht sogar die schönste Etappe des PF-HW. Von der Brixner Hütte aus geht es zunächst wieder über Wiesenhänge durch ausgewaschene Hohlwege hinauf zur Steinkarscharte Von dort aus eröffnet sich ein wunderschöner Blick auf die weiter östlich gelegenen Teile der Pfunderer Berge und bei guter Sicht zeigen Sich auch schon die Dolomiten.

Blick zurück ...

... und nach vorne
Heute stehen einige Jöcher und Scharten auf dem Programm. Gott sei Dank führt uns der Weg nicht immer wieder ganz nach unten ins Tal, um dann wieder aufzusteigen, sondern wir wandern immer an den grünen Hängen der Berge auf halber Höhe zwischen zwei Jöchern entlang und verlieren so nicht ganz so viel Höhe und natürlich auch nicht ganz so viel Aussicht.


Ein perfekter Biwakplatz ... leider schon 1h 30min nach der Brixner Hütte und für uns zu früh



Blick zurück auf die Steinkarscharte (über den beiden kleinen Schneefeldern)
Weiter geht es über die Keller- und die Dannelscharte, die beide keine großen technischen Herausforderungen bieten, Richtung Walter Brenninger Bwiak. Auch an diesem Tag war für uns die Zeitangabe mit 5h 30min nicht zu halten, zumal im Abstieg von der Dannelscharte hin zum Walter Brenninger Biwak noch eine Herausforderung auf uns wartet: Der Weg schmiegt sich im Abstieg an eine steil abfallende Felswand und es müssen einige mit Seilen versicherte Stellen überwunden werden. Spätestens hier zeigt sich, dass die warnenden Worte "gute Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich" auf jeden Fall ihre Berechtigung haben. Für uns waren die gesicherten Stellen - obwohl sie technisch keine großen Schwierigkeiten bieten - eine große Herausforderung mit ca. 7 Stunden wandern in den Beinen und 16kg schweren Rucksäcken ist sowas dann eben doch kein Spaß mehr. Und es kommt noch besser: Hat man die mit Seilen versicherten Stellen geschafft, muss man sich noch quer über einen ebenso steilen Grashang zum Biwak vortasten. Der Weg ist dabei nur ca 20cm breit und auf der rechten Seite geht es gut und gerne ein paar hundert Höhenmeter über die Grasmatten bergab. Unser Fazit zu diesem Abschnitt: Mit leichtem Rucksack sicherlich eine spaßige Angelegenheit. Mit unseren schweren Rucksäcken nicht unbedingt das Highlight des Tages; bei Nässe sicherlich richtig gefährlich!
Erschöpft erreichten wir um 18.00 Uhr das Walter Brenninger Biwak, wo wir mit zwei sehr netten Wandererinnen den Abend verbrachten und die phantastische Aussicht genießen konnten


--- Fortsetzung folgt ---
Kommentar