• FatmaG
    Erfahren
    • 14.03.2013
    • 233
    • Privat


    [FR] Unterwegs auf dem „Sentier cathare“ - Burgen, Berge, Bimmelbahn

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 42.801037215
    Längengrad 2.3045539855
    Land: Frankreich
    Reisezeit: Sommer 2013
    Region: Südfrankreich (Corbières, Fenouillèdes)

    Startpunkt: Port-la-Nouvelle
    Endpunkt: Ax-les-Thermes

    Wandertage: 9 (vom 25. Juli bis zum 2. August)
    Kilometer: ca. 223
    203,3 Km von Port-la-Nouvelle bis Comus via „Sentier Cathare“
    & ca. 20 km von Comus bis Ax via GR 7 Variante, GR 107 und PR



    Die Wegmarkierung des Sentier Cathare




    Am 24. Juli reise ich mit dem Zug nach Port-la-Nouvelle, Start (bzw. Ziel) des Sentier cathare. Um ein Haar wäre ich gar nicht erst ausgestiegen, entspricht der Blick aus dem stehenden Wagen doch so gar nicht dem Bild, das ich mir von einem kleinen 'malerischen' Städtchen am Mittelmeer gemacht hatte...
    Nachdem der Schaffner – gut, dass es ihn gibt -, mir versichert, dies sei in der Tat Port-la-Nouvelle, springe ich aus dem Zug, der sogleich weiterrollt.


    Port-la-Nouvelle: malerisches Mittelmeerstädtchen?!


    Mein erster Eindruck der Stadt ist zugegebenermaßen nicht der beste. Der Campingplatz liegt natürlich etwas außerhalb, so lasse ich gleich das graue Schwerindustriegebiet mit dem Bahngleis hinter mir und gehe durch die recht tristen Straßen los.
    Immerhin scheint die Sonne!
    Der Weg schlägt einen weiten Bogen, und so erscheint hinter dem Campingplatz wieder die Industriezone...
    Einen Platz bekomme ich sofort, ich darf ihn mir sogar aussuchen. Allerdings ist der Boden hart, steinig und Rasen gibt es wohl nur im Frühjahr. Wenn überhaupt. Sobald mein Zelt steht, ziehe ich los.

    Der Vorteil der hässlichen Vororte: In Frankreich gibt es da meist einen Riesen-Supermarkt. So auch hier. Dieser hat sogar einen Waschsalon. Während meine Wäsche ihre Touren dreht (sie hat es dringend nötig; ich komme geradewegs vom Stevenson-Weg durch die Cevennen), gehe ich „shoppen“.

    Nachdem die Wäsche hängt, erkunde ich die Stadt, die sich als doch nicht ganz so unansehnlich herauspuppt. Sie hat sogar eine Art 'Strandpromenade' zu bieten.


    1. Etappe: Port-la-Nouvelle – Durban-Corbières

    Los geht die Reise. Der Weg führt recht schnell aus der Stadt heraus, auf eine staubige Ebene, die immer mal wieder Sicht aufs Meer preisgibt und deren höchste „Vegetation“ unzählige Windräder sind. Gleich zu Beginn verliere ich die Wegmarkierung und improvisiere, bis ich sie wiederfinde. Das war also mein erster Umweg.


    Blick aufs Mittelmeer



    Windradwald


    An dem Windpark vorne steht eine riesige Wandergruppe etwas unschlüssig herum. Drei von ihnen begrüße ich, jedoch ignorieren sie mich völlig. Aha. Ich umrunde/überhole sie, die drei Herren vorweg sprechen mich an. Ich bin also doch nicht unsichtbar geworden in der gleißenden Luft... Die Gruppe macht einen Tagesausflug und dreht auch bald darauf ab.
    Kurz danach höre ich wieder Schritte: ein junger Mann, der auch heute gestartet ist und 6 Tage laufen möchte. Unsere Wege werden sich heute noch öfters kreuzen.

    Im frühen Nachmittag komme ich in Rocquefort-des-Corbières an. Die Hitze wiegt schwer; das Café ist kein Café, zumindest kein öffentliches, versichern mir die älteren Franzosen, die dort träge an den Tischen sitzen und sich die Zeit mit Konversation und Kaffee vertreiben. Immerhin kann ich meine Wasservorräte in dem Dorf auffüllen, bevor es durch eine noch trockenere (aber wunderschöne) „Ödnis“ geht. Unter einem Baum finde ich ein schattiges Plätzchen für eine späte Mittagsrast. Der einzige Schatten weit und breit.


    gleißende Hitze


    Der steinige Pfad führt weiter über das dürre Hochplateau und offenbart ziemlich plötzlich eine erste großartige Sicht auf die Corbières-Kette; ich steige den steilen staubigen Trampelpfad in die Ebene hinab und gehe durch die drückende Hitze bis Durban-Corbières, wo ich auf dem Camping municipal mein Zelt aufschlage.
    Die Dame am Empfang erklärt mir, dass heute Dorffest sei; dort könne ich später essen. Ich schlendere gemütlich durch den Ort bis zum Platz; es sieht noch nicht nach Essen aus. Und es dauert in der Tat geschlagene anderthalb Stunden (nach dem offiziellem Start), bis das „porc caramélisé“ endlich auf meinem Teller liegt. Lecker! So geht es gleich anschließend vom Tisch ins Bett... Auf die Burgbesichtigung verzichte ich, diese erste sieht eh nicht besonders beeindruckend aus.


    Die Corbières



    2. Etappe: Durban-Corbières – Tuchan

    Auch am zweiten Morgen wird das nichts mit einem zeitigen Start; immerhin hat der Bäckerstand am Super-U geöffnet, als ich dort vorbeikomme. Ich bekomme Kaffee, und die Croissants sind auch bald gebacken…


    Morgendlicher Blick auf Durban-Corbières


    Am Ortsausgang erschreckt mich ein blöder kleiner Kläffer, dem ich Beine mache (oder ihn zumindest vertreibe, ist ja auch was wert). Dann geht es los, hoch und immer höher hinaus bis zu der Jungfrau mit ihrer Taube. Das ist die „Recaoufa“, eine Marienstatue, die heute ein Täubchen zu Gast hat.


    La Recaoufa


    Der idyllische Ort, den ich anschließend - später als geplant - erreiche, heißt Embres-et-Castelmaure. Bei der Hitze sind die Straßen menschenleer, die wenigen Menschen, die ich sehe, allerdings sehr hilfsbereit. Ich werde sogar zu dem öffentlich zugänglichen Wasserhahn begleitet und mir wird versichert, dass das Schild „eau non potable“ in dem Fall wirklich nichts zu bedeuten habe (es diene lediglich der Abschreckung).
    Als ich um eine Hausecke biege, steht vor mir ein fahrender Obst- und Gemüsehandel. Um ihn scharen sich ein paar Frauen. Als ich an der Reihe bin und eine Nektarine und eine Aprikose kaufen möchte (Rucksacktouristin halt), schenkt mir die Dame im Wagen kurzerhand die Früchte und eine halbe Melone obendrein. Nett! Normalerweise wird nur am Kilo verkauft...
    Essenspause!
    Auf dem weiteren Weg, der freundlicherweise zum Teil durch mediterranen Wald (Wald = Baum = Schatten) führt, drückt die Hitze dennoch ganz schön. Nach etlichen Kilometern lege ich mich ein halbes Stündchen in den Schatten einer Kiefer, beinahe schlafe ich ein, bevor es an mehreren Ruinen vorbei bis zum Château d'Aguilar geht. Der Rucksack darf am Kassenhaus bleiben, und so besichtige ich die Burg, ohne auch nur den kleinsten Winkel auszulassen.


    Château d'Aguilar


    Anschließend beende ich meinen Tag in dem nahen Dorf Tuchan, dessen verwinkelte urige Straßen mich genauso anziehen, wie die Ruinen der Burg. Übrigens bin ich heute der einzige Gast in der Pension.


    Tuchan



    Tuchan



    3. Etappe: Tuchan – Duilhac-sous-Peyrepertuse

    Heute Morgen geht es zur Abwechslung einmal zeitig los, schon um 6:45 Uhr. Eine Stunde später mache ich in den Feldern Rast und frühstücke.


    Morgenstund hat Gold im Mund. Und ich leckeres Baguette...


    Kurz darauf taucht der Wanderer von vorgestern vor mir auf. Nachdem wir uns kurz austauschen, er ist übrigens aus Nantes, zieht er weiter. Und sobald meine Sachen wieder verstaut sind, auch ich.
    Der Weg ist durchweg sehr schön, ganz andere Landschaften tun sich vor mir auf.


    Unterwegs nach Padern


    In Padern, auch der Ort hat seine Burg, bestelle ich einen Kaffee und bekomme ein Heißgetränk serviert, das ich beim bestem Willen nicht als Kaffee identifizieren kann...


    Burg und Dorf Padern



    Le Café des Sports mit seinen berühmt-berüchtigten Heißgetränken


    Los geht’s. Es wird zum ersten Mal ganz schön steil. Der Weg kommt an der Prieuré de Molhet vorbei, und steigt dann unentwegt in vielen langgezogenen Schlaufen weiter hinauf. Drei Rucksäcke am Wegesrand; es gibt also doch ein paar Wanderer auf der Strecke.
    Bald darf ich einen ersten Blick auf Quéribus erhaschen, eine weitere Burg des Katharerlandes, die selbstsicher auf den Felsen thront. Bald schon ist sie aus meinem Blickfeld nicht mehr wegzudenken. Mit ihrem massiven Turm beeindruckt sie mich schwer. Am Fuße der Burg mache ich kurz Pause, darf meinen Rucksack wieder an der Kasse abstellen und mache mich auf, die Ruine zu erkunden. Die zu den Rucksäcken gehörenden Wanderer, zwei Frauen und ein Mann, tauchen soeben um die Ecke auf...


    Château de Quéribus


    An klaren Tagen soll man den Canigou von der Burg aus sehen, heute nicht. Dafür hat sich ein Kamerateam breitgemacht; sie filmen die Burgkapelle. Auf der oberen Aussichtsplatform bläst ein scharfer Wind; Hutträger aufgepasst! In der Ferne sieht, bzw. ahnt man am Horizont die Festung Peyrepertuse.
    Der Abstieg bis in das Dorf Cucugnan hat es in sich, ich gönne mir als Mittagessen ein eiskaltes Milkshake. Die drei Wanderer sitzen schon auf der Terrasse des Cafés und essen zu Mittag.
    Wie auch an den Tagen zuvor wird die Hitze mit jeder voranschreitenden Stunde noch drückender. Ich bin heilfroh, als ich in Duilhac ankomme. Ursprünglich hatte ich vor, noch über den Berg rüber dem GR36 zu folgen, der in das Dorf Rouffiac-des-Corbières führt. Dort haben mich Freunde für heute Abend zu sich eingeladen. Allerdings verlässt mich der Mut, und ich überlege, ob ich später einfach Autostop machen soll oder lieber ein Taxi bestellen. Bis dahin ist jedoch noch Zeit, so gehe ich eine Runde durchs Dorf, treffe den Wanderer aus Nantes, der frischgeduscht völlig anders aussieht, und inspiziere die kleine Epicerie, immer auf der Suche nach abwechslungsreichem Proviant oder frischem Obst. Diesmal soll es eine Flasche Wein sein für meine Freunde, die nette junge Frau stellt sie sogar für mich kalt und bietet mir an, mich in Rouffiac abzusetzen. Sie, ihr Mann und ihr Sohn müssen nach Feierabend zu ihrem Vater, der in die Richtung wohne. Glück muss der Mensch haben!
    Ich streunere noch etwas herum, genieße den Blick auf Peyrepertuse, das ich morgen besichtigen werde, trinke einen Panaché (so nennt man in Frankreich „Radler“) und treffe vor der Epicerie sowohl den Mann aus Nantes als auch die drei Wanderer von vorhin wieder. Während wir über den heutigen Tag austauschen, kuckt der Ehemann der Epicerie-Besitzerin aus dem Fenster. Es ist der Kellner aus Cucugnan, bei dem ich ein Milkshake bestellt hatte. Die Welt ist überall klein, auch hier. Er erklärt uns, der Wind käme vom Meer; „le marin“ bringe Wolken und Regen mit sich. (Wunderbare Aussichten!)
    Seine Frau schließt ihren Laden, dann fahren wir los und sie setzen mich in Rouffiac ab, wo meine Freunde schon vor der Haustüre auf mich warten. Der sehr schöne Abend in netter Gesellschaft wird von einem majestätischen Wetterleuchten gekrönt, das aus zwei Richtungen kommt und die Festung über uns in eine noch famosere filmreife Kulisse verwandelt.



    Perfekte Tarnung: Peyrepertuse



    4. Etappe: Duilhac-sous-Peyrepertuse – Cubières-sur-Cignoble

    Lange Zeit, bevor die anderen aufwachen, bin ich schon aufgestanden. Tja, einer der Unterschiede zwischen „normalem“ Tourismus und Wanderurlaub: Der Tagesrythmus ist ein völlig anderer...
    Nach dem Frühstück setzen meine Freunde mich am Fuße der Burg ab. Peyrepertuse ist mit Abstand der bisher beeindruckendste Ort meiner Besichtigungen. Die Festung (Burg alleine kann das nicht mehr genannt werden) kauert, schmiegt sich oben an den Felsen, ist von unten kaum wahrnehmbar, so gut „getarnt“ hat sie sich. Vom Parkplatz aus führt der Fußweg erst um sie herum, und am eigentlichen „Eingang“ stoße ich auf GR-Markierungen. Ich staune nicht schlecht: Der GR36 führt also von Rouffiac direkt zur Burg über den Steilhang. (Mann, sieht das anstrengend aus!)
    Innerhalb der Befestigungsmauern erkunde ich jeden Stein. Und fühle mich wie ein neugieriges Kind auf Abenteuerreise. Der höchste Punkt ist die Kapelle San Jordi, bzw eine Art Terrasse mit dem, was von der Kapelle noch steht. Irgendwann muss ich mich von dem Blick losreißen, schließlich habe ich heute noch mehr vor.


    Blick von der Chapelle San Jordi



    Abenteuerspielplatz auch für 'Große'


    Die Damen an der Kasse, wo ich meinen Rucksack abhole, erklären mir, dass der GR seit einiger Zeit schon umgeleitet wurde und nicht mehr direkt zum Eingang der Burg führt; die Markierungen sind also noch von der Zeit davor übriggeblieben.
    Der Himmel über mir kann sich nicht entscheiden, ob er gewittern soll oder nicht, was mir die Entscheidung loszugehen nicht gerade vereinfacht. Es gibt allerdings unterwegs ein Gîte in Bugamus, wo ich notfalls bleiben könnte. Das ist nicht sehr weit. Also los.
    Der weitere Weg ist mal wieder wunderschön, und ich genieße das Ausschreiten nach dem „faulen“ Vormittag. Irgendwann ziehe ich an einer größeren Gruppe „Scouts“ (Pfadfinder) vorbei, wie man sie in Frankreich recht häufig im Sommer trifft. Sie machen Rast, bald jedoch höre ich sie hinter mir.


    Die Welt ist (noch) in Ordnung


    Der Weg steigt weiter an, auf einer kleinen Ebene trennen sich der GR36 und der Sentier Cathare wieder, ich muss noch höher hinauf, während der GR Richtung Saint-Paul-de-Fenouillet abdreht. Die Scouts nehmen den anderen Weg, bald höre ich sie nicht mehr. Der Himmel wirkt mittlerweile zunehmend bedrohlicher, ich beeile mich. Gar nicht so einfach: Das, was anfangs noch ein schmaler Felspfad ist, wird zu einer Klettertour über Felsen. Die Stöcke sind schon lange an meinen Rucksack geschnallt. Das nimmt kein Ende. Ich komme an einem flachgezogenen Felsen aus, und denke, hoffe, jetzt geht’s bergab. Denkste! Noch höher, immer noch höher klettern. Bin schon sauer auf meinen Wanderführer, der auf diese Passage nicht einmal eigens hinweist. Und dann höre ich weiter über mir wen: ein Wanderer, der dem Sentier Cathare in die andere Richtung folgt! Wir können unser Gegenüber jedoch nicht guten Gewissens beruhigen, da wir beide wissen, dass noch jeweils ein ganz schönes Stück Strecke vor uns liegt.


    Himmel!


    So geht es also noch weiter nach oben, und endlich – endlich ! - wieder bergab. Der Pech d'Auroux ist „überwunden“. Da der Pfad nun recht einfach ist, sich durch den Wald gemächlich aber bestimmt nach unten windet, rase ich sozusagen im Laufschritt hinunter, Knie hin, Knie her. Dann öffnet der Himmel seine Schleusen und entleert sich über mir. Und das kurz vor der Ankunft. Lautsprecherstimmen in der Ferne kündigen schon die „Zivilisation“ an, und bald stehe ich an der Gaststätte „Le Vieux Moulin“. Sie wird von einem meiner Landsmänner betrieben. Der allerdings hat für heimische Solidarität nichts übrig. Dann eben nicht. Bei einem Kaffee warte ich das Ende des Regens ab. Wäre das Wetter etwas gemütlicher, so hätte ich auf dem kleinen Campingplatz mein Zelt aufgeschlagen. Jetzt ziehe ich los in das nahe gelegene Cubières-sur-Cinoble. An diesem Wochenende war dort ein Dorffest („Fêtes d'Antan“), das alte Berufe wieder aufleben lässt (aber wo sie vor 150 Jahren Lautsprecher aufgetrieben haben, ist mir ein Rätsel...); so muss ich in dem kleinen Ort etwas suchen, um ein Bett zu finden, denn viele sind nicht mehr frei. Bei „Chez Michèle“ werde ich endlich fündig: Bett, Essen, Wein. Wunderbar. Was will man mehr?


    Chez Michèle: ein Bett, ein Essen, ein Wein. Oder zwei.



    5. Etappe: Cubières-sur-Cignoble - Aigues-Bonnes

    Erst einmal geht es ein Stück zurück, dorthin, woher ich gekommen bin; das Dörfchen Cubières liegt an der nördlichen Variante des Sentier Cathare. Ich habe mich jedoch für die südliche entschieden, die ab der Mühle in belgischer Hand zunächst auf der Landstraße durch eine Schlucht, die Gorges de Galamus, führt. Das Flüsschen Agly hat sich tief in die Felsen gefressen und diese bizarren Formationen hinterlassen. Zum Glück ist es noch früh, Autos begegne ich zu der Zeit kaum. Die Einsiedelei ist leider jetzt geschlossen, gerne hätte ich sie besichtigt. An einem Parkplatz stehen schon zwei Canyoning-Gruppen bereit zum Abenteuerparcours. Das alles mit dem Gipfel des Canigou am Horizont.


    Bei den Gorges de Galamus - links (noch so gerade) im Bild der Canigou


    Hinter der Schlucht geht es noch ein Stück bergab, über den Fluss und am anderen Ufer weiter. Jetzt bin ich schon in den Fenouillèdes. Der Tag zieht entstresst vorbei, ich lasse mich mitziehen. Es geht, wie immer, durch viel Natur, die ich als sehr angenehm, jedoch gerade als etwas eintönig empfinde. Kein Wunder, nach so viel Spektakulärem am frühen Morgen. Immer wieder weisen Schilder auf die Gefahr von Waldbränden hin. Auch das kein Wunder; alles ist zundertrocken.


    Die Fenouillèdes


    Vereinzelte Dörfer und Weiler liegen auf der Strecke, harmonisch eingebettet in die Landschaft; Prugnanes, das ganz verschlafen daliegt; Caudiès-de-Fenouillèdes, wo ich Pause mache und wieder auf die beiden Frauen der Dreier-Gruppe treffe; der Weiler Bordes; ihm gegenüber eine Burg (das muss das 'Castel Sabordas' sein) – die kleine Stadt zu ihren Füßen fasziniert mich, dennoch verzichte ich auf den Umweg. Nicht zu vergessen die Kapelle „Notre Dame de Laval“ und die Schlucht von „Saint-Jaume“, die zwischen Caudiès und Bordes liegen.


    Les gorges de Saint-Jaume


    Als ich, zufrieden mit dem Tag und der Welt, am frühen Abend in dem winzigen Aigues-Bonnes* eintreffe, steht auch der Franzose der Dreier-Gruppe schon da. Er übernachtet ebenfalls im Gîte, die beiden jungen Frauen, die später ankommen, wollen und dürfen auf dem Rasen zelten. Colette, die Betreiberin des Gîte, verkauft mir freundlicherweise ein paar Lebensmittel (Tomaten, Brot, Käse, 2 Eier für Omelette, Wein, und sogar ein Stück Torte) – die Läden in Caudiès hatten alle Mittagspause, als ich dort eintraf – und so verhungere ich auch heute Abend nicht. Mit den dreien, Marie, Alice und Frédéric, verbringe ich einen netten Abend, bevor ich mich zufrieden in meinen Schlafsack einrolle und einschlafe.

    * Aigues-Bonnes, Aiguës-Bonnes, Aygues-Bonnes – drei Häuser, drei Schreibweisen...


    Festschmaus, homemade



    6. Etappe: Aigues-Bonnes – Quirbajou



    Unterwegs nach Puilaurens


    Nach einem netten morgendlichen Geplauder mit Colette schlage ich den sehr idyllisch verlaufenden Weg nach Puilaurens ein; das Dorf und die es dominierende Burg tragen denselben Namen. Schnell lasse ich den Ort hinter mir und steige durch den Wald hinauf zum Parkplatz vor der Ruine. Dort sitzen die drei Franzosen schon und plaudern mit der Frau von der Kasse; sie haben die Besichtigung schon hinter sich. Da sie eine Abzweigung des Weges übersehen haben, sind sie über die Landstraße gekommen, was ganz offensichtlich die Strecke verkürzt hat. Wieder einmal kucke ich mir in der Burg fasziniert jeden kleinsten Winkel an und schlage erst nach der ausgiebigen Besichtigung den Weg Richtung Axat ein.


    Das Dörfchen Puilaurens. Rechts oben im Bild: die Burg



    Le château de Puilaurens


    Unterwegs treffe ich auf Marie, die am Wegesrand rastet. Wir tauschen aus, und schließlich begleitet sie mich bis Axat. Ich muss mein Tempo drosseln, da sie ein langsameres eingeschlagen hat; dabei war ich gerade so richtig in Fahrt gekommen.


    Kurz vor Axat: Hier fährt im Sommer der "train rouge" bis zum Mittelmeer


    In dem Städtchen trinken wir was und essen ein Eis, dann trennen sich unsere Wege: Sie stößt wieder zu ihren beiden Wegbegleitern; sie werden die Nacht hier verbringen und morgen die Heimreise antreten. Mich zieht es weiter. Nachdem ich im Rathaus, wo die Touristen-Info untergebracht ist, noch ein wenig im Internet herumstöbere (erste Pläne für das „Danach“ schmieden), geht es los. Hinterm Bahnhof (Endstation des „train rouge“, einem touristischen Zug durch das Katharerland und die Fenouillèdes) verlässt der Weg die Stadt. Obwohl der Nachmittag schon weit vorangeschritten ist, ist es immer noch unglaublich heiß. Für jedes Fleckchen Schatten unterwegs bin ich dankbar.




    Der GR führt durch ein paar sehr schöne Dörfer. In dem ersten, dem Weiler von La Prade, kaufe ich direkt am Bauernhof Bio-Käse. Das zweite, Cailla, ist traumhaft gelegen, und eigentlich hätte ich dort bleiben sollen, wäre mein Wanderdrang denn schon soweit gestillt für heute. Und auch Marsa ist urig, dennoch gehe ich noch weiter.
    Spät, kurz vor 20 Uhr, komme ich dann in Quirbajou an. Das Gîte ist voll, bzw für das ganze Wochenende vermietet; ich darf jedoch mein Zelt im etwas abseits gelegenen Garten aufstellen. Dort steht auch die Jurte, in der die Betreiber im Sommer übernachten. Sie haben sich vor ein paar Jahren hier niedergelassen, auf der Suche nach Stille und einer alternativen Lebensweise, fernab vom stressigen Großstadtleben. Nach und nach haben sie das Haus renoviert, die Ländereien von den Dornenranken befreit, Gemüsegärten angelegt, sich eine Ziegenherde angeschafft. Bewundernswert.
    Aber Wanderer sind sie nicht, die beiden hageren Menschen. Zum allerersten Mal habe ich beim Abendbrot das Gefühl, ich werde nicht satt. Mein Körper braucht Energiezufuhr, und ein Stückchen Brennnesselquiche mit ein paar Blatt Salat dazu reichen nicht aus! Die Himbeeren aus dem Garten sind nur ein kleines Trostpflaster...


    7. Etappe: Quirbajou – Puivert

    Wie nach den meisten Nächten im Zelt, so auch diesmal: Am Morgen ist alles feucht, mein Daunenschlafsack heute ganz besonders. Ich hänge ihn zum Trocknen an die Leine; das Packen zieht sich hin...
    Das Frühstück ist wider Erwarten üppig: verschiedene Brotsorten und leckere hausgemachte Konfitüren. Auch bekomme ich Kaffee mit heißer Milch serviert. Allerdings riecht diese ungewöhnlich... Ziegenmilch! Das habe ich auch noch nie erlebt. Der Geschmack ist – gewöhnungsbedürftig.


    Quirbajou am frühen Morgen


    Die ersten Kilometer der Strecke haben es irgendwie in sich. Es geht hoch und höher hinauf, meist durch dunklen Nadelwald. Ich bin heilfroh, als es auf der anderen Seite endlich ins nächste Tal geht.
    Eine erste kleine Stadt, Coudons, streift der GR lediglich – sie sieht wirklich nicht sehr spektakulär aus. Dann geht es weiter bis La Fage, einem kleinen hübschen Weiler, der mir mit seiner improvisierten Bank schöne Augen macht und zum Rasten einlädt. Da sag ich nicht nein!


    Nubias


    Später wandere ich neben einem Linsenfeld her; dass die kleinen lila Blüten zukünftige Linsen sind, habe ich auch erst vor zwei Wochen gelernt. Dann komme ich in Nubias an, einem kleinen Städtchen unweit von Puivert, dem heutigen Ziel meiner Reise. Schon wieder lockt die offene Bar, und nach einer weiteren Pause (Hitze ist die beste Entschuldigung) gehe ich das letzte Stück über staubige Wege bis zur Burg. Diese ist in Privatbesitz, anders als die anderen, die allesamt dem französischen Staat gehören. Der Hauptturm, der Donjon, ist weniger zerstört bzw. aufwendiger restauriert, und mit Möbeln und Deko bestückt. Das ganze wirkt zum Teil recht unbeholfen; allerdings ist die Sicht von der Aussichtsplattform auf die Umgebung, das kleine Dorf und seinen See wieder einmal umwerfend…


    Unterwegs nach Puivert


    Kurze Zeit später sitze ich an genau dem kleinen See, genieße meinen Panaché, das Treiben um mich und das Leben. Es gefällt mir hier. Und noch einmal mehr gefällt mir, dass ich einen riesigen Rohkostteller serviert bekomme – frische Vitamine, die fehlen mir unterwegs! (Auf einem Foto, das ich von dem „Stillleben am See“ gemacht hatte, habe ich allerdings eine Senfflasche entdeckt. Ich muss also schwer davon ausgehen, dass ich zu dem Salat eine Wurst bestellt habe... Naja, nur Vitamine wären auch zu viel des Guten).


    Abendessen am See: le bonheur tout court...


    Das „Gîte des Marionnettes“ bietet übrigens Wlan frei Haus, und so kucke ich tatsächlich am Abend im Bett einen Tatort. Jesses!
    Die Luft ist frisch und kühl und angenehm; obwohl die Nachbarn ganz schön lärmen, bleibt das Fenster weit geöffnet.


    Im Dorf



    8. Etappe: Puivert - Comus

    Heute Morgen schaffe ich mal wieder einen frühen Start mit einem improvisierten Frühstück am See: Apfel und Schokobrötchen, eine, ich gebe es zu, kuriose Mischung.


    Netter Start in den Tag


    Der Weg lässt sich locker an. Auf einem Feld schaue ich eine Kuh an, sie schaut zurück. Als ich weiterziehe, zieht sie mit. Und mit ihr die ganze Herde in einer langen Schlange. Witzig. Das Feld zieht sich sehr lange hin, an einem Bach entlang. Dann ist Sense: Ein Stacheldrahtzaun bringt meine Begleitung zum Stehen. Oben, wo der Feldweg in einen weiteren mündet, steht ein Hund und beobachtet mich, ein zweiter läuft herum. Ich gehe weiter, bis zum letzten einsam gelegenen Haus vor dem Wald. Dort sägt und sortiert ein Mann Holz. Der Lärm ist ohrenbetäubend, er trägt einen Gehörschutz.
    Sein Hund, es ist der große weiße von eben, rennt mit gefletschten Zähnen auf mich zu. Ich hebe Stock und Stimme, und nur deshalb stockt er: Eindeutig aggressiv blickt er mich an und will mir an den Kragen. So wehre ich ihn weiterhin mit meinem Wanderstab ab (ewige Dankbarkeit meinen Stäben). Und brülle mir die Seele aus dem Leib, bis der Hundehalter sich endlich herbeimacht, nur eine Spur weniger aggressiv als sein bissiger Köter, Pardon, Hund. Ich kann nicht anders, ich muss ihm ein paar wütende Tatsachen an den Kopf werfen.
    Mein Adrenalin ist auf 180. Ich wandere meine Wut ab und schreite, immer noch erregt, energisch voran. Nach und nach legt sich das wieder, und in dem kleinen Dorf Lescale bin ich schon wieder ein ganz friedlicher Mensch. Ein paar Informationstafel weisen auf die traurige Vergangenheit des Weilers hin: 1944 ist das gesamte Dorf von den Nazis abgebrannt worden, da sie die Bevölkerung der Zusammenarbeit mit den lokalen Widerstandskämpfern beschuldigten.


    Kühe auf Wanderschaft


    Die Mücken und Stechmücken sind heute mal wieder ganz besonders aktiv, im Wald umsurren sie mich unaufhörlich. Hinter dem Waldstück geht es weiter über die Wiesen. Hier irgendwo soll es eine Wasserstelle geben. Tja, aber wo? Wer suchet, der findet? Gepfiffen!
    Da mein Vorrat aufgebraucht ist – das passiert mir fast nie, nicht, weil ich so viel mitschleppe, sondern weil ich unterwegs nicht übermäßig trinke -, klopfe ich in Montplaisir an eine Haustür. Der nette Herr füllt meine Flasche mit kühlem frischem Wasser; er erzählt, dass die besagte Wasserstelle schon seit Jahren nicht mehr zugänglich sei, weil vom Bauer für seine Kuhweide beschlagnahmt (und schließlich defekt).


    Eau potable, Trinkwasser. Tja, aber wo?



    Hinauf zu den Sommerweiden


    Der Weg wird zur Piste und es geht bergauf. Sommerweiden, über die der umsichtige Wanderer laufen darf. Hinweisschilder. Tore, die es zu schließen gilt. Plötzlich, wie aus dem nichts, ein knallroter Jeep, der genauso schnell wieder außer Sicht gerät. Fata Morgana. Eine braune Kröte, die plötzlich träge auf den Pfad plumpst. Im letzten Moment kann ich verhindern, sie mit meinem schweren Schuh zu zertreten. Ein Hochplateau mit Pferden und Kühen. Das Panorama vor mir ist mal wieder grandios! Plötzlich sehe ich die Burg von Montségur in der Ferne. Dort war ich letztes Jahr! Unglaublich, dass man die Ruine so gut von weitem ausmachen kann. Aber diesmal ist die Sicht ja auch einwandfrei, während letztes Jahr alles in Nebel und Wolken gehüllt war. Ich bin fasziniert. Und ich bilde mir sogar ein, Roquefixade zu sehen, das noch weiter weg auf einem anderen Felsen hockt. Wer weiß?!


    Feine Aussichten… (vorne links: Montségur)


    Noch ein Stück weiter oben, immer noch mit Blick auf Montségur, picknicke ich genüsslich im Gras.
    Der GR verläuft wieder durch ein Waldgebiet, und an einem steilen Abhang entlang. Darunter: die „Gorges de la Frau“, die von hier oben nur zu erahnen sind.
    Bald schon komme ich in Comus an und quartiere mich in dem sehr ordentlichen, wenn auch nicht sonderlich originellen Gîte ein. Das Abendessen ist phantastisch, und die buntgemischte Gesellschaft von „Outdoorfreaks“ um mich macht das ganze noch schmackhafter.


    Oberhalb der Gorges de la Frau



    9. Etappe: Comus – Ax-les-Thermes

    Mein letzter Wandertag bricht an, die Sonne scheint vielversprechend ins Zimmer. Bevor ich frühstücke, mache ich mich wie jeden Morgen erst ans Rucksackpacken. Bevor ich meinen Schlafsack in die Hülle stopfe, kehre ich ihn, einer spontanen Eingebung folgend, um. Darin ein kleines dunkelrotes kugelrundes Insekt, das sich festgekrallt hat. EINE BETTWANZE ! Zwar habe ich bisher außer auf Bildern noch nie eine gesehen, aber das ist ganz unverkennbar eine. Hilfe!
    Wie unter Schock bugsiere ich sie aus dem Fenster. Dritter Stock, vielleicht prallt sie ja tot unten auf den Steinen auf? Natürlich hätte ich sie zerdrücken müssen. Oder in die Kloschüssel schmeißen. Himmel, ich Rindviech.
    Alles, jedes kleinste Teil wird nun mit Argusaugen überprüft. Nichts. Zumindest nichts Sichtbares. Bisse? Später am Tag werde ich nur einen finden, zeitversetzt: eine dicke rote Blase an meiner Wade – ausgerechnet dort, wo die Socke aufhört. So sieht das also aus? Ich werde in den nächsten Tagen ein Pflaster aufkleben, um diese bald sehr empfindliche und schmerzhafte Stelle etwas zu schützen.
    Am Frühstückstisch konkretisiere ich zunächst meine weiteren Reisepläne – das Leben geht schließlich weiter. Dann erteile ich den Wanzenalarm, was mir höchst unangenehm ist – aber was soll's, immerhin habe ich ja das Viech nach der Nacht HIER gefunden...
    Die Betreiberin reagiert recht gelassen. Zum Glück nicht hysterisch. Vielleicht eine Spur beunruhigt (was ich sehr gut nachvollziehen kann).

    Letzter Wandertag. Trotz allem breche ich doch recht guter Dinge auf.
    Obwohl ich den heutigen Wegabschnitt schon kenne, freue ich mich auf ihn: Eigentlich verläuft der Sentier Cathare von Comus nach Montségur und Foix durch die Gorges de la Frau... Ich habe jedoch spontan entschieden, nach Ax-les-Thermes zu gehen – und das einzig und allein, weil ich noch einmal die Aussicht vom Col de Balaguès genießen möchte. (Das war sicher nicht die spektakulärste Sicht auf die Pyrenäen, aber es war die erste. Das prägt.)
    Erst folge ich dem GR7 Variante; statt den Schlenker über Prades zu machen („Chemin des Bonshommes“), folgt diese Alternativroute über Camurac der Straße. In Montaillou treffen beide Wege aufeinander, und jetzt geht es stetig bergauf. Ich hatte diese Strecke viel anstrengender in Erinnerung. Bin ich etwa fitter als letztes Jahr?
    Am Col de Balaguès angekommen haut mich die Sicht wieder schier um. An soviel Schönheit werde ich mich nie gewöhnen!


    Umwerfend: der Blick vom Col de Balaguès


    Diesmal steige ich bis zu dem kleinen Wetterhäuschen (??) hoch und lasse mich erst einmal im Gras nieder. Mein Blick schwebt träge und zufrieden zugleich über die Bergkette. Leider kenne ich die Namen der Gipfel nicht, nur die „Dent d'Orlu“ ist unverkennbar. Im Tal grasen Kühe, in der Luft kreisen Adler.
    Schließlich reiße ich mich los und mache mich auf den Weg zum Refuge du Chioula. Ein junger Mann, der dem Refuge-Hüter im Sommer zur Hand geht, erklärt mir prompt den direktesten (und schönsten) Weg ins Tal hinunter in die Stadt Ax-les-Thermes.


    Vom Refuge du Chioula nach Ax-les-Thermes


    Auch Ax begrüßt mich wie eine alte Bekannte, ich schlendere herum, setze mich eine Zeitlang hin und erinnere mich an die Begegnungen des letzten Jahres. Die Nacht verbringe ich allerdings nicht hier, sondern im Gîte von Mérens-les-Vals. Als ich dort ankomme, bleibt so gerade Zeit für eine schnelle Dusche; die anderen Wanderer (allesamt „grd'istes“ unterwegs auf dem GR10) sitzen schon um den großen Tisch versammelt, lassen gemeinsam ihren Tag Revue passieren, planen den morgigen, lachen, prosten sich zu, lassen es sich schmecken, genießen...
    Nach dem Essen bitte ich die Besitzerin, Jacky, um eine große Mülltüte und erzähle ihr die ganze Wanzenwahrheit. Meinen Rucksack hatte ich vorsorglich weder ausgepackt noch in die Nähe von den Betten gestellt. Jetzt kommt alles in die Tüte, die Wanzen haben Wanzenarrest.


    Die Ruine der romanischen Kirche von Mérens d'en haut



    Ausklang
    Eine wunderbar erholsame Nacht – ganz ohne Ohrenstöpsel. Das nächtliche Gewitter nehme ich kaum wahr, und ich höre auch nicht, wie die ersten Wanderer das Gebäude verlassen.
    Als ich aufstehe, ist es regnerisch, der Himmel verhangen; die Wanderer sind natürlich schon allesamt längst aus den Federn und unterwegs, obwohl es nicht einmal 8 Uhr sind, als ich am Frühstückstisch sitze.
    Danach statte ich den „sources sulfureuses“, den heißen Schwefelquellen am GR10, noch einen Besuch ab.


    Kleines Schwefelbad gefällig?


    So früh morgens habe ich die drei kleinen natürlichen Becken, in die ich genüsslich eintauche, für mich ganz alleine. Ich kichere zufrieden vor mich hin, selbst das Donnergrollen in der Ferne kann meinem Wohlbefinden nichts anhaben...
    So beginnt mein „after-GR-Tourismusprogramm“. Es wird mich noch nach Villefranche Le Confluent führen mit dem „petit train jaune“ (der touristischen Pyrenäeneisenbahn), nach Banyuls und nach Barcelona.


    Mit der Pyrenä'schen Bimmelbahn...



    Postscriptum
    Wieder zu Hause angekommen, nehme ich tagelang die Kühltruhe meiner Mutter in Beschlag, um eventuelle „Reisegefährten“ eiskalt (das treffende Wort) zu killen. Einen Sommer später sehe ich einen wirklichen Wanzenbiss; der sieht völlig anders aus! Wie ein berühmt gewordener englischer Dichter einst so treffend schrieb: „Much ado about nothing“. Was für ein Viech sich allerdings in meinem Schlafsack häuslich niederließ, bzw. dies anstrebte, werde ich wohl nun nie erfahren...

  • Randonneur
    Alter Hase
    • 27.02.2007
    • 3373


    #2
    AW: [FR] Unterwegs auf dem „Sentier cathare“ - Burgen, Berge, Bimmelbahn

    Schoen, das ruft Erinnerungen wach. Wir muessen auch mal wieder in die Gegend. Ist ja schon zwei ganze Jahre her.
    Je suis Charlie

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    • IloveScotland
      Gerne im Forum
      • 11.10.2011
      • 84
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      #3
      AW: [FR] Unterwegs auf dem „Sentier cathare“ - Burgen, Berge, Bimmelbahn

      Vielen Dank für Deinen Bericht. Ich hatte den Sentier Cathare in den Neunzigern auf dem Schirm, aber wieder aus den Augen verloren. Deswegen ist es für mich besonders schön, darüber etwas zu lesen.

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      • Babsbara
        Erfahren
        • 26.06.2013
        • 169
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        #4
        AW: [FR] Unterwegs auf dem „Sentier cathare“ - Burgen, Berge, Bimmelbahn

        Oh, auf der Festung war ich vor viiieeelen Jahren auch mal!

        Danke für den schönen Bericht. Aber das hier

        Zitat von FatmaG Beitrag anzeigen
        ...ich komme geradewegs vom Stevenson-Weg durch die Cevennen...
        fand ich auch interessant, da ich möglicherweise nächstes Jahr mal dorthin will. Gibt es vom Stevenson-Weg auch einen Bericht?

        LG,
        Babs

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        • FatmaG
          Erfahren
          • 14.03.2013
          • 233
          • Privat


          #5
          AW: [FR] Unterwegs auf dem „Sentier cathare“ - Burgen, Berge, Bimmelbahn

          Danke für Eure Rückmeldungen.


          @Babs:
          Der Stevenson-Weg war auch sehr schön zu gehen. Er schlängelt sich durch tolle und sehr variantenreiche Gegenden!
          Von mir gibt es dazu (noch) keinen Bericht, aber im Forum gibt es diesen:

          https://www.outdoorseiten.net/forum/...ight=stevenson

          Ich bin den Weg in 10 Etappen gegangen, und zwar von Le Puy en Velay bis Alès.
          Der eigentliche Stevenson-Weg beginnt übrigens in Monastier und endet in Saint-Jean-du-Gard.
          Falls Du Fragen hast, melde Dich einfach.




          Edit: kleine Spielerei, um die Webseite "schön" zu verlinken ;)

          Edit (2) ---- die allerdings nicht funktioniert….. Daher nun auch den Stevenson-Bericht "unschön" verlinkt.
          Zuletzt geändert von FatmaG; 17.09.2014, 21:53.

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          • Babsbara
            Erfahren
            • 26.06.2013
            • 169
            • Privat


            #6
            [FR] Unterwegs auf dem „Sentier cathare“ - Burgen, Berge, Bimmelbahn

            Danke für die Antwort und den Link! Ich werde mich mal weiter damit beschäftigen - vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr mit ein paar Etappen dort. Frankreich ist so schön, leider nicht immer wanderfreundlich. Was z. B. die Verpflegung betrifft. Man kann echt göttlich essen, kriegt aber nicht immer was unterwegs, manchmal nicht mal einen Kaffee...

            LG,
            Babs

            Edit: Leider kann ich die Links nicht öffnen, aber ich finde den Bericht sicher trotzdem.
            Edit2: Ich sehe gerade, dass du - wie ich - aus Brüssel bist. Vielleicht wandern wir mal gemeinsam?

            Gesendet mit Tapatalk
            Zuletzt geändert von Babsbara; 05.09.2014, 08:55. Grund: Ergänzung

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            • Meer Berge
              Fuchs
              • 10.07.2008
              • 2381
              • Privat


              #7
              AW: [FR] Unterwegs auf dem „Sentier cathare“ - Burgen, Berge, Bimmelbahn

              Vielen Dank für deinen schönen Bericht! Der ist wirklich sehr nett geschrieben!
              In die Pyrenäen und das Land der Katharer will ich schon so lange mal wieder. An vielen der Orte, die du besucht hast, war ich vor langer Zeit auch mal.
              Schöne Erinnerungen!

              Danke!
              Sylvia

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              • FatmaG
                Erfahren
                • 14.03.2013
                • 233
                • Privat


                #8
                AW: [FR] Unterwegs auf dem „Sentier cathare“ - Burgen, Berge, Bimmelbahn

                @Babs! Ha, Brüssel - das lese ich jetzt erst… Warum nicht, vielleicht sollten wir in der Tat ein ODS-Treffen in Brüssel einberufen (zu zweit, sehr wahrscheinlich…)

                Bin nämlich heute endlich dazu gekommen, mir die Karte vom GR 70 anzuschauen - da ich auf Deine Verpflegungsfrage nochmals eingehen wollte.
                Dazu also folgendes: Ich kenne das auch von Frankreich, wenig, bzw kein Essen zu finden, habe allerdings auf dem Stevenson-Weg nie den Eindruck von irgendeiner Enthaltsamkeit gehabt. Es gibt schon Etappen, wo man nicht unbedingt mitten im Tag auf ein Café, ein Restaurant o.ä. trifft, aber wie gesagt, ich habe hier nie etwas vermisst. Und ich LIEBE es, unterwegs "einzukehren", Kaffee zu trinken, bref, es mir gut gehen zu lassen…

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                • Mika Hautamaeki
                  Alter Hase
                  • 30.05.2007
                  • 3996
                  • Privat


                  #9
                  AW: [FR] Unterwegs auf dem „Sentier cathare“ - Burgen, Berge, Bimmelbahn

                  So viele Burgen...hast du unseren GöGa dort getroffen
                  Wäre vielleicht auch etwas für mich mit Kind und Kegel. Tagestouren scheinen ja auch gut möglich zu sein, oder?
                  So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                  A. v. Humboldt.

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                  • FatmaG
                    Erfahren
                    • 14.03.2013
                    • 233
                    • Privat


                    #10
                    AW: [FR] Unterwegs auf dem „Sentier cathare“ - Burgen, Berge, Bimmelbahn

                    Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                    So viele Burgen...
                    Wäre vielleicht auch etwas für mich mit Kind und Kegel. Tagestouren scheinen ja auch gut möglich zu sein, oder?
                    Mika, auf alle Fälle eignet sich die Gegend für Tagestouren. Meer und Berge, Burgen, Abteien, Weinkeller, Natur...; und sehenswerte Städte wie Carcassonne, Narbonne oder Mirepoix im Hinterland. Spanien ist auch nicht weit. Ich denke, für jeden Geschmack (ob Groß, ob Klein) ist was dabei.

                    Und NEIN, ich gehöre nicht zur örtlichen Tourismusbranche und bekomme keine % ;)

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                    • EmEiCi
                      Neu im Forum
                      • 21.12.2014
                      • 1
                      • Privat


                      #11
                      AW: [FR] Unterwegs auf dem „Sentier cathare“ - Burgen, Berge, Bimmelbahn

                      Hallo,
                      das ist ein sehr schöner Bericht. Danke dafür !
                      In die Gegend möchte ich auch übernächstes Jahr, an sich mit dem Motorrad, aber wenn ich die schönen Bilder sehe, bleibt bald nur, dort zu wandern...
                      Viele Grüsse, Michael
                      Zuletzt geändert von EmEiCi; 14.03.2022, 15:58.

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