• joeyyy
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    • 10.01.2010
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    [D] [PL] Vatertagsradtour an Ostsee, Haff, Oder und Spree

    Tourentyp Radreise
    Breitengrad 53.430912581
    Längengrad 14.555854797




    Weitere 48 Bilder gibt's hier: 29. Mai – 1. Juni 2014: Ostsee, Haff und Oder – von Greifswald über Stettin und Frankfurt nach Berlin





    Donnerstagmorgen, Himmelfahrt 2014, Hauptbahnhof Hannover. Es regnet, es ist kalt, der Himmel grau. Genauso begannen meine letzten beiden Kurztrips in 2013 mit dem Fahrrad auch. Na klasse, und gestern hat Kachelmann im Internet noch gesagt, dass es an der Ostsee auch ziemlich unbeständig werden würde. Mir doch egal, ich fahre trotzdem.

    Der Intercity fährt um acht los, das Fahrradabteil ist erfreulich leer, der Rest des Zuges auch. Das ändert sich dann in Hamburg, in Schwerin steigen dann aber auch alle wieder aus und ich habe bis Stralsund Ruhe.

    Dort regnet es noch ein wenig, am Horizont sind allerdings schon blaue Flecken am Himmel zu sehen. Die Aussicht auf Regen an der Bundesstraße lässt mich entscheiden, noch eine Stunde zu warten und bis Greifswald mit dem Regionalzug zu fahren. Das ist eine gute Entscheidung, in Greifswald steige ich bei Sonnenschein aus und rollere langsam durch die Altstadt zum Ryck. Am Fluss spielen sich ganze Dramen ab: Es ist ja Vatertag. Und das heißt bei schönem Wetter: Bier- und Grill-Tag. Mit allen Erscheinungen. Ich slalomiere langsam am Uferweg bis nach Wieck um schon seiende und noch werdende Bierleichen herum und grüße jeweils freundlich. Hätte ich alle Trink- und Kumpel-Angebote angenommen, würde ich jetzt mitjohlen, mich langsam ablegen und mit meinem Fahrrad zudecken. Der Tag wäre friedlich zuende.

    Aber es ist ja erst kurz nach drei und ich will heute mindestens noch bis Swinemünde kommen.

    Auf der anderen Seite der Bucht erreiche ich dann erstmals direkt die Ostsee. Es ist immer wieder erbaulich, als Binnenmensch ans Meer zu kommen. Dahin zu kommen, wo wir alle herkommen.

    Der Ostsee-Radweg führt allerdings schnell wieder weg von der Ostsee und ich radel bei Wolgast auf die Insel Usedom. Jetzt gibt es wieder Ostsee pur – allerdings auch das ganze touristische Beiwerk. Ein Ostseebad nach dem anderen mit vielen Menschen, die an Himmelfahrt das schöne Wetter genießen. Ich genieße mal das Meer, mal die Natur, mal die ganzen alten Herrschaftshäuser, die unter den Buchen, Kiefern und Fichten stehen. Ein Bewohner, den ich nach dem Weg frage, erzählt, dass die reichen “Schnösels”, die jetzt hier wohnen, regelmäßig illegalerweise Bäume fällen, um einen freien Blick auf die Ostsee zu haben und damit den Wert ihrer Häuser noch zu steigern. Das ist das klassische “More, more”-Prinzip, dem wir alle mal mehr, mal weniger verfallen. Hartmut Rosa hat mal einen schönen Artikel in der Le Monde diplomatique darüber geschrieben. Hier ist es halt das Kaptial, das sich just durch seinen Einsatz – und die eine oder andere illegale Aktion – vermehrt.

    Der Ostsee-Radweg zeigt hier auf Usedom eine seiner schönsten Seiten und führt immer wieder mal durch Buchenwald und mal an der Steilküste entlang. Zwischen Koserow und Heringsdorf liegt der längste Campingplatz, über den ich je gefahren bin. Wahrscheinlich Erbe einer Facette der DDR-Urlaubskultur. Ich bin begeistert von der Idee, allerdings ist heute auch hier Vatertag und entsprechend laut und fröhlich geht es zu. Da ich kurz vor Swinemünde bin, überlege ich, hier zu zelten – lasse das aber dann aus dem eben genannten Grund.

    Nach rund 100 Tageskilometern fahre ich über die deutsch-polnische Grenze und suche mir in einem Waldstück noch vor Swinemünde einen versteckten Platz zum Zelten. Am Waldrand zu den Dünen hin werde ich fündig, baue mein Nachtquartier auf, gehe zum Strand und genieße den Sonnenuntergang.

    Im Zelt selbst fühle ich mich gleich wunderbar wohl, horche der Brandung im Hintergrund zu und schlafe schnell ein.

    Am nächsten Morgen strahlt mich das Blau des Himmels an und nachdem ich alle Spuren meines Nachtlagers beseitigt habe, fahre ich nach Swinemünde zum Frühstücken. Jetzt, in Polen, heißt das Swinoujscie. Für mich ist das zwar aussprechbar, aber nur schwer merkbar. Überhaupt – erst jetzt merke ich, dass ich nicht ein einziges Wort polnisch spreche. In einem Cafe am Hafen bestelle ich einen Kaffee und frage peinlich auf englisch nach, was den eigentlich “Guten Tag” und “Danke” und “Auf Wiedersehen” heißt. Die junge Kellnerin lächelt mitfühlend und nennt mir drei Äußerungen, nach denen ich allerdings schnell die Hoffnung verliere, sie auf die Schnelle auswendig lernen zu können. So beschließe ich, als englischsprechender Ausländer durch das restliche Polen zu fahren.

    Die nächste Peinlichkeit kommt mit einem Schreck beim Bezahlen: Polen ist seit zehn Jahren Mitglied der Europäischen Union. Also haben die den Euro. Die Rechnung meines Kaffees mit Muffin beläuft sich auf zwölf Euro. Ich bin geschockt: Schweineteuer hier! Ich habe nicht damit gerechnet, dass ein Kaffee in Swinoujscie so teuer ist wie auf der Piazza San Marco in Venezia. “Wow, that’s pretty expensive!” sage ich zur Kellnerin. Die schaut mich fragend an, sieht meine Euro-Scheine und fragt, ob ich nicht in Zloty bezahlen könnte.

    Wenn ich nicht schon ein wenig Sonnenbräune im Gesicht hätte, würde ich jetzt vor dieser jungen Frau hochrot anlaufen. Anstatt irgendeine Ausrede zu stammeln, schaue ich sie auch fragend an, fange an zu lachen und entschuldige mich für die Verwirrung und für meine Ignoranz. Ich bekenne, dass ich noch keine Zloty hätte, gebe ihr vier Euro und radel zur nächsten Wechselstube.

    Ansonsten ist Swinemünde nicht allzu sehenswert, mit der Fähre geht es über die Swine durch ein Industriegebiet dann in einen Wald, der zwar ruppige Wege bereithält, aber ansonsten viel Natur bietet.

    Zwischen Lubin und Wolin fahre ich einen Weg, den GPSies zwar als Radweg ausweist, der aber doch eher zum Wandern geeignet ist. Ich muss immer wieder absteigen, schieben, tragen, ziehen. Das kostet Kraft. Allerdings geht der Weg direkt am Stettiner Haff entlang, der Ausblick entschädigt absolut für die Mühen.

    Bis Stepnica dann rollere ich über kleinere Sträßchen. Mit dem Radwegebau haben es die Polen nicht so. Und auf den Straßen heizen sie mit ihren Autos, was die Karren hergeben. Insbesondere die großen LKW flößen mir immer wieder Furcht ein, wenn mich deren Fahrer mit rund einem Meter Abstand überholen. Diese kleinen Sträßchen führen mich dann im Landesinneren weiter bis nach Stettin.

    In den Ortschaften, durch die ich fahre, frage ich mich immer wieder, wie es die Polen geschafft haben, ohne Solidaritätszuschlag und große West-Subventionen trotz weniger adrett aussehender Straßen und Häuser dennoch ein freudigeres, stolzeres und zufriedeneres Lebensgefühl auszustrahlen als ich es bisher in so manchem Dorf in Thüringen, Sachsen oder Brandenburg empfunden habe.

    Mir fällt ein, dass die Polen stolz auf sich und ihr Land sind. Das habe ich kürzlich im Radio gehört. Die Polen sind das einzige Volk in Europa, dass mehrheitlich für ihr Vaterland sterben würde. In Deutschland würden das nur 15 von 100 Menschen tun.

    Warum ist das dort so? Polen ist ein Land, das immer schon kämpfen musste, um zu überleben, das es im Grunde genommen im 19. Jahrhundert gar nicht gab und das erst nach dem ersten Weltkrieg wieder souverän wurde. Bis zum zweiten Weltkrieg. Und danach war Polen bis 1989 ein Satellitenstaat der Sowjets. Selbst die eigene Sprache wurde den Polen während der großen Teilungen ab Ende des 18. Jahrhunderts genommen und durch Deutsch und Russisch ersetzt. Somit würde ich die eigene Opferbereitschaft der Polen auch nicht auf einen latenten Nationalismus zurückführen sondern eher auf die erlebte und selbst erfahrene Geschichte. Und die aktuelle politische Situation mit den hegemonialen Bestrebungen Putins in der Ukraine spielt wieder mit den Gefühlen der Polen und ihren Erinnerungen an die eigene Unterdrückung. Schließlich wäre ein russischer Korridor zwischen dem russischen Kernland und der königsberger Exklave ein strategisch und ökonomisch reizvolles Ziel für den großen Nachbarn im Osten. Weißrussland ist schließlich nicht wirklich unabhängig von Weißblaurot-Russland. Und spätestens dann wäre Polen wieder eingeklammert von den beiden “Großen”, die es immer wieder untereinander aufteilten.

    Vielleicht sorgt genau diese Bedrohung für eine innere Verbundenheit der Polen untereinander und auch für eine Bestnote im UN-Wohlstandsindikator, der eine Kombination aus Lebenserwartung, Bildung und Einkommen abbildet. Ich meine, das irgendwie auch zu fühlen, wenn ich so durch die Dörfer und Städte fahre. Die Polen haben bei uns einen schlechten Ruf, hier in ihrer Heimat kann ich das nicht nachvollziehen. Wie sagte Mark Twain so schön: “Reisen ist tödlich für Vorurteile.”

    Dennoch beschließe ich aufgrund der Rücksichtslosigkeit der Autofahrer und der Zustände der Radwege hier in dieser Gegend, hinter Stettin auf der deutschen Seite der Oder weiter zu fahren, obwohl ich das anders geplant hatte.

    Am Abend erreiche ich dann die ersten Ausläufer Stettins. Gleich am Yachthafen sehe ich einen Zeltplatz, auf den ich fahre und mein Zelt aufschlage. Allerdings erkenne ich auch gleich eine Horde junger Deutscher aus Hamburg und Berlin, die ihre Autos auf den für Kleinzelte gedachten Platz abgestellt, die Türen geöffnet und die Lautsprecher auf volle Pulle gestellt haben. Ich weiß schon, warum ich Zeltplätze eigentlich nicht mag. Seis drum – ich suche mir einen Platz in der Sonne, stelle mein Zelt auf und gehe duschen.

    Als ich zurück komme, “landet” gerade eine junge Familie mit den Fahrrädern neben meinem Zelt. Ich bin begeistert: Der Papa zieht einen Kinder-Anhänger hinter sich her, an dem auch noch ein Kinderrad angedockt ist, die Mama hat ihr Rad voll mit allen möglichen Gepäckstücken bepackt. Auf dem Zeltplatz laufen die beiden Kinder schon herum, das Mädchen ist fünf, der Junge zwei. Und alle machen einen entspannten und sympathischen Eindruck. Wir kommen schnell ins Gespräch, holen uns eine Bank-/Tisch-Kombination von einem Nachbarplatz und kochen zusammen unser Abendessen. Ich hatte noch eine Päckchenkürbissuppe, die ich mit Haferflocken, Chilis und Salz “abschmecke”, meine Nacht-Nachbarn kochen Reis mit Päckchensoße und frischem Gemüse.

    Das Mädchen hat einen Teddybären, der Hermann heißt und ich erzähle ihr von meinen Begegnungen mit den echten Bären in Alaska und Kanada. Das ist spannend. Die Mama ist Lehrerin in einer schülerdemokratisch verfassten Schule, was sie mir erstmal erklären muss. Dort können die Kinder selbst entscheiden, ob sie lernen möchten oder nicht. Cooles Projekt. Die Idee geht davon aus, dass Kinder so oder so lernen und auch Neues lernen wollen. Und Eigenmotivation schlägt Drang und Zwang allemal. Der Knackpunkt sind die Regeln, die sich die Kinder selbst geben, um sowohl Raum zum Lernen als auch Raum zum Nicht-Lernen zu haben. Und die Sanktionen, die gelten, wenn die Regeln nicht eingehalten werden. Ich finde das Prinzip sehr gut und in der Schule scheint das auch zu funktionieren. Jeder, der von einer Entscheidung betroffen ist, sollte die Möglichkeit haben, diese Entscheidung auch mit zu treffen und sie später auszugestalten. So what? Frau Merkel, übernehmen Sie das! Wir Großen dürfen zwar auch wählen, aber entscheiden tut das Kapital und seine Lobbyisten. Es ist doch mittlerweile völlig egal, welche Gesichter auf den Wahlplakaten grinsen oder welche Figuren den Reichstag bevölkern. Auch dieses Thema diskutieren wir dann nebenbei mal beim Essen.

    Wir können gemeinsam auf den Tisch legen, welche Erfahrungen wir mit Lobbyisten, Verbänden, Politikern, Beratern und Subventionen haben und freuen uns, dass die Demokratie wenigstens in einer kleinen Schule im Sächsischen funktioniert.

    Der Rest meiner Reise ist eigentlich schnell erzählt.

    Stettin selbst ist jetzt nicht so pralle – bis auf eine pittoresk wirkende neue Kirche mit güldenem Dach direkt neben verfallenden Altbauten. Ich habe das Gefühl, Teil eines Comics zu sein. An der Oder biege ich dann links ab, Richtung Süden.

    Hin und wieder sehe ich den Fluss auch, aber im Wesentlichen Industrie- und Wohngebiete von Stettin. Das wird erst anders, als ich die deutsche Grenze bei Gryfino erreiche. Da erfahre ich den Oder-Radweg auf seiner schönsten Seite. Zumeist auf dem Deich entlang führt er durch aktuelle und ehemalige Überflutungsgebiete, die in weiten Teilen eine unberührte Natur aufweisen. So viele verschiedene Vogelzwitscherweisen habe ich nicht mehr gehört, seit ich als Kind in den nordhessischen Wiesen und Wäldern unterwegs war.

    Und das bleibt so bis nach Frankfurt an der Oder. Zwischendurch erreicht meine Rosinante noch die ersten 10.000 Kilometer und ich übernachte noch auf einem “Natur-Campingplatz”, den meine Open-Cycle-Map anzeigt und der sich als Garten einer Raucherkneipe herausstellt. Ich bin der einzige Gast und darf die Dusche der Ferienwohnung benutzen. Abendessen und Frühstück gibt es nicht, dafür ein frisch gezapftes Bier. Auch gut.

    In Frankfurt dann suche ich die Innenstadt. Mein Garmin leitet mich zu einem Kaufland-Einkaufszentrum, gegenüber der verfallenen Jugendlichtspiele. Ich dachte, dass Frankfurt mit seiner vielbeworbenen Viadrina-Europa-Universität eine alte Stadt mit jungen Menschen wäre, stelle aber zumindest auf den ersten Blick fest, dass das nicht so ist. Plattenbauten, Kik, Mäc Geiz, alte Menschen und junge Glatzen mit Bomberjacken und Springerstiefeln bestimmen das Straßenbild. Ostdeutsche Realität, wie sie mir häufig begegnet. Krasser Gegensatz zu Stettin oder Swinemünde, die ja nah sind und auch im Aufbau. Vielleicht ist ja was dran, dass man stolzer ist, wenn man das, was man hat, selbst geschaffen hat als wenn man es geschenkt bekommt. Ostdeutschland hat vieles von dem, was es an Modernem zeigt, geschenkt bekommen. Das steht dann so häufig in krassem Gegensatz zu den Menschen, die dazu gehören. Irgendwie passt das nicht und das spüren wahrscheinlich die so unfreiwillig “Beglückten” als auch die, die sich als Soli-Nettozahler fragen, ob ihre Steuergelder nachhaltig sinnvoll angelegt sind.

    Es ist Sonntagmittag, ich habe bereits rund 50 Kilometer in den Beinen und ich muss heute abend um halbneun am Berliner Hauptbahnhof sein. Und das sind noch rund 100 Kilometer. Ich fahre zum Frankfurter Hauptbahnhof, steige in den nächsten Zug zum Erkner Hauptbahnhof und kürze gut 50 Kilometer ab.

    Ab Erkner ist es total schön, nach Berlin reinzufahren. Der R1 führt durch interessante Villenviertel, dann am Müggelsee vorbei, durch Köpenick (wo ich dem alten Wilhelm Voigt einen guten Tag wünsche) bis nach Berlin Mitte. Dort ist gerade ein Öko-Markt und -Festival zu Ende, für das die Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Siegeslotte abgesperrt war. Ich genieße die Radfahrt zwischen diesen beiden Sehenswürdigkeiten auf leerer Straße und fahre glatt zweimal hin und her. Am Brandenburger Tor esse ich die leckerste Bio-Currywurst, die ich kenne zwischen den Bäumen sechs und sieben oder so und schlendere dann so langsam zum Hauptbahnhof.

    Der Zug ist wesentlich voller als der auf der Hinfahrt, fährt pünktlich in Berlin ab und kommt pünktlich in Hannover an.

    Ich habe mal wieder einen wunderbaren Kurz-Urlaub hinter mir. Das Wetter war klasse und lud zu spannenden, teils anstrengenden, teils lockeren 510 Kilometern ein. Die Oder werde ich irgendwann noch weiter flussaufwärts fahren, bis ich zur Neiße komme und dann weiter ins Isergebirge zur Quelle. Polen hat mir einen ersten Eindruck verschafft – ich weiß nicht, ob ich nochmal wiederkomme. Wenn, dann eher ins ländliche, zentrale, östliche und südliche Polen, das auch landschaftlich spektakulär sein soll. Und weil ich noch dreihundert Zloty in meinem Brustbeutel habe, deren Umtausch hier in Deutschland sich nicht lohnt.

    Ostdeutschland weckt immer wieder gegensätzliche Gefühle in mir. Teilweise verstehe ich nicht, dass Nazis einfach so in den Fußgängerzonen und auf den Straßen paradieren können, ohne dass die Menschen gegen sie aufstehen, teilweise lerne ich immer wieder ganz sympathische junge Leute aus größeren Städten wie Leipzig oder Dresden kennen, von deren Natürlichkeit ich mich gerne anstecken lasse.

    Reisen bildet zwar, verblüfft aber auch immer wieder mal und gibt Rätsel auf. Gut, dass nicht alle Rätsel gelöst werden müssen. Zumindest nicht von mir.
    Zuletzt geändert von joeyyy; 19.06.2014, 10:47.
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  • Igelstroem
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    #2
    AW: [D] [PL] Vatertagsradtour an Ostsee, Haff, Oder und Spree

    Zitat von joeyyy Beitrag anzeigen
    dass Nazis einfach so in den Fußgängerzonen und auf den Straßen paradieren können, ohne dass die Menschen gegen sie aufstehen
    http://kein-ort-fuer-nazis.org/
    http://www.dresden-nazifrei.com/
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      #3
      AW: [D] [PL] Vatertagsradtour an Ostsee, Haff, Oder und Spree

      In Frankfurt hast Du dich wohl ein wenig irre leiten lassen,
      Das quasihistorische Stadtzentrum ist beim Oderturm und altem Rathaus, nebst der überdachten Marienkirchenruine (sie ist nichts anderes als eine überdachte Ruine)
      Einige 100 m südlich der Brücke zur Dammvorstadt.

      Trostlos ist es dennoch, durch verfehlte Stadtplanung.
      Man sollte alle Stadträte, die glauben eine weitere Shoppingmeile würde ihre Stadt attraktiver machen nach Frankfurt Oder schicken, auf daß sie eines besseren belehrt werden.
      Der Historische Stadtführer Frankfurt ist auch ein knaller, er beschreibt zu 80% dinge die in folge von faschismus/sozialismus passee sind, es ist ein hier ist ... gewesen-Führer
      Der Gastronomieführer für Touristen ist auch krass, das Heft schickte mich doch glatt in zwei Glatzenkneipen

      Studentisches Nachtleben fand ich am ehesten in der Dammvorstadt, so zumindest 2006
      "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
      Mit erkaltetem Knie;------------------------------
      Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
      Der über Felsen fuhr."________havamal
      --------

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      • Gast32020151
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        #4
        AW: [D] [PL] Vatertagsradtour an Ostsee, Haff, Oder und Spree

        Also ich bin des öfteren und seit Jahren in diesem Landstrich mit dem Rad unterwegs und war es auch zu Himmelfahrt. Die Klischees über Ostdeutschland und Polen, mit denen Du in deinem Reisebericht um dich wirfst, kann ich trotzdem nicht bestätigen. Findest Du nicht, dass Du mit etwas zu viel Attitüde unterwegs bist?

        Und warum die Polen als Volk einen homogeneren Eindruck machen, ist doch leicht zu erklären. Ich glaube kaum, dass ein Westpole nach einer Radtour in Ostpolen einen solchen Quark schreiben würde, wie Du hier.

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        • Torres
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          • 16.08.2008
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          #5
          AW: [D] [PL] Vatertagsradtour an Ostsee, Haff, Oder und Spree

          Ich schreibe jetzt mal ungefähr, wie man es spricht:

          Dschin Dobre (gerolltest "r")
          Dschinkuje
          Do Widsenia

          Bisschen weniger politische Interpretationen hätte ich besser gefunden. Ein paar Fotos im Text auch. Teile der Strecke in Polen kenne ich. War schön, sich mal wieder daran erinnern zu können.
          Oha.
          (Norddeutsche Panikattacke)

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            #6
            AW: [D] [PL] Vatertagsradtour an Ostsee, Haff, Oder und Spree

            Zitat von joeyyy Beitrag anzeigen
            In Frankfurt dann suche ich die Innenstadt. Mein Garmin leitet mich zu einem Kaufland-Einkaufszentrum, gegenüber der verfallenen Jugendlichtspiele. Ich dachte, dass Frankfurt mit seiner vielbeworbenen Viadrina-Europa-Universität eine alte Stadt mit jungen Menschen wäre, stelle aber zumindest auf den ersten Blick fest, dass das nicht so ist. Plattenbauten, Kik, Mäc Geiz, alte Menschen und junge Glatzen mit Bomberjacken und Springerstiefeln bestimmen das Straßenbild. Ostdeutsche Realität, wie sie mir häufig begegnet. Krasser Gegensatz zu Stettin oder Swinemünde, die ja nah sind und auch im Aufbau. Vielleicht ist ja was dran, dass man stolzer ist, wenn man das, was man hat, selbst geschaffen hat als wenn man es geschenkt bekommt. Ostdeutschland hat vieles von dem, was es an Modernem zeigt, geschenkt bekommen. Das steht dann so häufig in krassem Gegensatz zu den Menschen, die dazu gehören. Irgendwie passt das nicht und das spüren wahrscheinlich die so unfreiwillig “Beglückten” als auch die, die sich als Soli-Nettozahler fragen, ob ihre Steuergelder nachhaltig sinnvoll angelegt sind.
            Was hast Du gegen Plattenbauten? Ich staune immer wieder, wieviele es davon in "Westdeutschland" gibt. "Glatzen mit Bomberjacken und Springerstiefeln" gibt es im Westen nicht? Kik und Mäc Geiz gibt es auch im Westen. Was hast Du gegen alte Leute? Was hat das ostdeutsche Frankfurt geschenkt bekommen? Vielleicht die "verfallenen Jugendlichtspiele".

            Bevor man hier arrogante Thesen aufstellt, einfach mal nach den Ursachen forschen. Frankfurt(Oder) hat eine der höchsten Arbeitslosenquoten der Bundesrepublik. Seid 1989 hat die Stadt 30 Prozent seiner Einwohner verloren.

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            • joeyyy
              Erfahren
              • 10.01.2010
              • 198
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              #7
              AW: [D] [PL] Vatertagsradtour an Ostsee, Haff, Oder und Spree

              @BigKahuna:

              Nun, ich bin unterwegs, erfahre die Welt durch meine Sinne und interpretiere meine Sinneseindrücke vermittels dem was ich bereits an Erfahrungen sammeln konnte und mittels eigenem Denken. Meine Attitüde - will man den Begriff aus dem Künstlerischen in die Welt der Gedanken übertragen - spielt dabei eine große Rolle. Was aber ist zu viel oder zu wenig Attitüde? Kann man das messen?

              Insofern ist das was ich schreibe, immer ganz persönlich. Und insofern gern auch als Einladung zum (auch politischen) Diskurs gedacht. Ich versuche immer, meine Interpretationen nachvollziehbar zu begründen und Beiträge nach dem "Ich-finde/glaube-aber"-Motto zu vermeiden.

              Ein Klischee ist meines Wissens die unbedachte Übernahme einer allgemeinen Meinung. Wenn ich selbst in Teilen durch Nachdenken zu einer Auffassung gelange, die gemeinhin als "Klischee" bezeichnet wird, ist das zufällig und nicht verwerflich. Vielleicht trage ich damit zum Klischee bei, allerdings liegt das dann eher in der Verantwortung desjenigen, der unreflektiert übernimmt.

              Mich würde noch interessieren, warum die Polen - wie Du schreibst - einen homogeneren Eindruck machen? Was meinst Du damit? Wenn es leicht zu erklären ist, dann würde ich mich freuen, das zu lernen.

              Wenn Du meine Eindrücke über Ostdeutschland und Polen nicht bestätigen kannst - was kannst Du bestätigen und wie sind Deine Eindrücke im Gegensatz zu meinen?

              Und was würde ein Westpole nach einer Tour durch Ostpolen schreiben? Leider war ich noch nicht in Ostpolen, kann dazu nichts eigenes schreiben. Aber vielleicht kannst Du das ja näher erläutern? Würde mich freuen - vielleicht fahre ich ja nochmal dort hin.

              @Torres:

              Danke für die Worterklärungen - Dschin Dobre habe ich dann doch immer wieder mal gesagt. Beim nächsten Mal werde ich mich vorab ein paar Stunden hinsetzen und die wichtigsten Begriffe lernen.

              Politik? Ich frage mich immer wieder, was denn überhaupt politisch ist. Und vor allem: Was nicht? Und auch hier komme ich mit dem Begriff des "Ich finde aber" nicht klar: Was meinst Du genau? Und was kann geäußert werden, ohne dass es eine Interpretation ist?

              Fotos: Meine Fotos sind in einer Bildergalerie auf meinem Blog zu finden - dazu habe ich einen Link gesetzt. Aber den Hinweis nehme ich für meinen nächsten Bericht gerne auf. Es sei denn, meine Ansichten sind dem Vorstand des Forums zu kantig, klischeehaft und politisch. Dann meldet Euch bitte oder löscht meine Beiträge direkt (ist ehrlich gemeint - käme ich gut mit klar).

              @chrischian:

              Meine Verwunderung habe ich mit dem vorangegangenen Satz begründet. Meine Erwartungen waren eben anders als das was ich sah.

              Und wenn die Thesen dann durch die Ursachen begründet werden, was macht sie dann arrogant?
              Zuletzt geändert von joeyyy; 17.06.2014, 09:57.
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                #8
                AW: [D] [PL] Vatertagsradtour an Ostsee, Haff, Oder und Spree

                Zitat von joeyyy Beitrag anzeigen
                Und wenn die Thesen dann durch die Ursachen begründet werden, was macht sie dann arrogant?
                Mein Hinweis war keine Begründung für Deine arroganten Thesen, sondern ein Hinweis darauf, warum es so viele Neonazis in Frankfurt(Oder) gibt.

                Der Link wurde zwar schon mal gebracht, aber eine Wiederholung kann nicht schaden:

                Kein Ort für Nazis in Frankfurt(Oder)

                Auf die NPD, als Geschenk des Westens, hätte ich gerne verzichtet.

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                  #9
                  AW: [D] [PL] Vatertagsradtour an Ostsee, Haff, Oder und Spree

                  Zitat von chrischian Beitrag anzeigen
                  Mein Hinweis war keine Begründung für Deine arroganten Thesen, sondern ein Hinweis darauf, warum es so viele Neonazis in Frankfurt(Oder) gibt.

                  Der Link wurde zwar schon mal gebracht, aber eine Wiederholung kann nicht schaden:

                  Kein Ort für Nazis in Frankfurt(Oder)

                  Auf die NPD, als Geschenk des Westens, hätte ich gerne verzichtet.
                  Ich hätte auch gern auf solche und andere Geschenke verzichtet und man braucht sich dann nicht über den Zulauf zu radikalen Haufen zu wundern...
                  Danke für den Bericht von joeyyy.

                  Ich finde es schade, das wir hier nicht auch mal über aktuelle politische Themen austauschen und auch gar keinen Rubrik dafür haben.
                  Gebe dem Forum bestimmt wieder mehr power, denn mitunter ist es schlicht langweilig.
                  Zuletzt geändert von Abt; 19.06.2014, 06:58.

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                  • joeyyy
                    Erfahren
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                    #10
                    AW: [D] [PL] Vatertagsradtour an Ostsee, Haff, Oder und Spree

                    Na ja, man kann sich über den Zulauf zu den Rechten oder Linken und deren Präsenz im Osten oder Westen (z.B. Dortmund!) ärgern, aufregen oder sonstwie emotional dagegen engagieren. Das wäre dann allerdings eine Reaktion auf (lediglich) ein Symptom, das mit einer extremen Geschichte unseres Landes zwischen 1933 und 1945 verbunden wird.

                    Bei all den richtigen und notwendigen Diskussionen über die Symptome fallen leider die Diskussionen über die Ursachen hinten runter. Leider! Weil es dann verworren, unübersichtlich, komplex und kompliziert wird. Da kommen dann basispsychologische Faktoren wie grundsätzliche Angst vor dem/den Anderen (was in unseren archaischen Reaktionsweisen tief verankert ist) zusammen mit einer wachsenden ökonomischen Schieflage und ihren immer drastischer werdenden Auswirkungen, die nicht von Ausländern oder Europa verursacht ist sondern von einer angelsächsischen und mittlerweile auch deutschen Finanz- und Kapital-"Elite".

                    Diese Elite baut darauf, dass ein sattes Volk keine Revolution verursacht und einigermaßen ruhig bleibt. In Frankreich, Spanien und Griechenland funktioniert das schon nicht mehr ganz so gut wie bei uns. Dazu kommt, dass notwendige Veränderungen in der Regel durch heftige Proteste der Jugend ausgehen und nicht von einem Volk, dessen Mehrheit sich aufgrund seiner Demografie um den nächsten Arztbesuch kümmern muss. Aber selbst ein Großteil der Jugend paralysiert sich mittels Facebook, Instagram, Next Topmodel und Selfie-Methoden selbst. Was ist für sie wichtiger als das nächste Blim-Blim ihrer Smartphones? (Anmerkung: Ja, dennoch glaube ich an genau diese Jugend, über die wir alle so gerne schimpfen. Und sie zeigt ansatzweise auch bereits Einstellungen und Verhaltensweisen, die in die richtige Richtung weisen - das wäre aber eine ganz neue Diskussion)

                    Die Ohnmacht gegenüber dem More-More-Prinzip (siehe mein Bericht), die wir alle spüren, verursacht zunächst an den extremen politischen Rändern unserer Gesellschaft eine Gegenreaktion, die wir dann gerne als "Extremismus" wahrnehmen. Unsere Politiker haben somit ein wunderbares Sedativum, das sie gerne einsetzen, um genau von den von ihnen selbst erzeugten Ursachen abzulenken.

                    Ich frage mich immer wieder, warum selbst sogenannte "soziale" Organisationen wie die SPD oder die Gewerkschaften immer noch dem More-More-Prinzip hinterherhecheln, diesem Wachstumsmantra, das seine schwierigen Konsequenzen in Gesellschaft, Ökologie und Ökonomie deutlicher nicht mehr zeigen kann. Denn wer von More-More profitiert, zeigen die Verteilungsstatistiken finanzieller Möglichkeiten, die Volkswirte großer nationaler und internationaler Organisationen entwickeln.

                    Und es gibt auf breiter gesellschaftlicher Basis kein Erkennen und keine Gegenbewegung. Das ruft dann die Extremen auf den Plan. In Frankfurt/Oder, in Dortmund/Ruhr, in Hinzdorf im Westen oder Kunzdorf im Osten (www.rechtesland.de).

                    Das wäre jetzt eine politische Diskussion und ich weiß nicht, ob wir hier richtig sind. Aber ich bin eben ein politisch denkender Mensch und somit reise ich auch politisch denkend und schreibe das dann auf. Schließlich heißt mein Motto ja: Reisen - Denken - Leben
                    Zuletzt geändert von joeyyy; 19.06.2014, 10:05.
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                    Reisen - Denken - Leben

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                    • Gast32020151
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                      • Privat


                      #11
                      AW: [D] [PL] Vatertagsradtour an Ostsee, Haff, Oder und Spree

                      Zitat von Abt Beitrag anzeigen
                      Ich finde es schade, das wir hier nicht auch mal über aktuelle politische Themen austauschen und auch gar keinen Rubrik dafür haben.
                      Ich finde das sehr gut. Wenn ich Politik will, gehe ich nicht in ein Outdoor-Forum. Für politische Diskussionen gibt es wirklich genügend andere Plattformen. Wer masochistisch veranlagt ist, kann sich z.B. mal in den Kommentar-Sektionen diverser Spiegel Online-Artikel umsehen.

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                      • joeyyy
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                        • 10.01.2010
                        • 198
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                        #12
                        AW: [D] [PL] Vatertagsradtour an Ostsee, Haff, Oder und Spree

                        Zitat von BigKahuna Beitrag anzeigen
                        Ich finde das sehr gut. Wenn ich Politik will, gehe ich nicht in ein Outdoor-Forum. Für politische Diskussionen gibt es wirklich genügend andere Plattformen. Wer masochistisch veranlagt ist, kann sich z.B. mal in den Kommentar-Sektionen diverser Spiegel Online-Artikel umsehen.
                        ...stimmt, das werde ich in meinen Diskussionen hier auch künftig berücksichtigen und mich zurückhalten. Meine Originaltexte allerdings werden weiterhin meinen persönlichen Meinungsstempel tragen.

                        So eine recht gemäßigte Diskussion wie hier (sehr wohltuend!) trägt allerdings zumindest bei mir zu einer differenzierten Meinungsbildung bei. Und zu einem echten Abwägen von Für und Wider. Das gibt es bei Spiegel und Co. normalerweise (leider) nicht. Da überwiegen in der Tat dann Vorurteile und Diffamierungen.

                        Und außerdem wollen die keine Reiseberichte in ihren politischen Diskussionsplattformen...
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