• RockingKatja
    Erfahren
    • 21.03.2012
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    [UK] Way to Hill - Wales Weekend Black Mountains

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 51.858259292
    Längengrad -3.20526123
    Way to Hill

    Wochenendwanderung in den Black Mountains, Wales



    Planung? Was ist das?

    Nachdem ich meinen 2-Wochen-Ausflug nach Wales im Juni schoen mit Karten, Uebernachtungsplaetzen etc. durchgeplant hatte, sollte meine erste Wales Tour dann doch sehr spontan starten.
    Nach vier Monaten in Bristol hatte ich bisher bis auf den halben Frome Valley Walk, den ich wegen Ueberschwemmungen abbrechen musste, noch nicht besonders viel in der Umgebung gesehen. Eines Donnerstags hatte ich dann auf dem Weg zur Arbeit ploetzlich die Schnauze voll von Stadt und beschloss ganz spontan irgendwo uebers Wochenende hinzufahren und zu wandern. Schnell war Abergavenny als Startpunkt ausgesucht, liegt es doch am Fusse des Brecon Beacons National Parks und ist gerade mal eine Stunde per Zug von Bristol entfernt. Ein Open Return Ticket fuer £22? Da sag ich nicht nein.
    Schnell noch ne Karte der Ecke gekauft (Die Beacons heissen dort Black Mountains.), nen Freund gefragt, ob er mitwill (Da hab ich ne offene Tuer eingerannt ) und das Equipment zusammen gesucht. Hatte mir vor kurzem den Osprey Talon 33 zugelegt, der sich regelrecht fuer einen Test anbot. Der Plan war irgendwie zur Grwyne Fawr Bothy am Samstag zu laufen und Sonntag ueber eine andere Route zurueck. Zelte wurden zur Sicherheit auch eingepackt.
    Ich staunte nicht schlecht, dass ich tatsaechlich mein Soulo, Schlafsack, Iso und noch Kleinkram wie Fleecepulli, rain gear, bissl Essen etc. in den Rucksack bekam und sogar noch Luft hatte! Irgendwie war letztes Jahr auf der Irland Tour mit kleinerem Zelt der 40+10 Deuter bis zum bersten voll. Cool.


    Sa 22.03.14 - Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt

    Ross war puenktlich 6:30 bei mir, ich drueckte ihm mein Zweitzelt in die Hand, da er keins hatte und los ging's zum Bahnhof. Trotz gerade mal 10 Minuten Umsteigezeit in Newport, klappte alles wunderbar und so standen wir gegen 8:30 in Abergavenny. Yeah!
    Im Zug waren wir ausserhalb der Saison die einzigen Hiker und ernteten einige anerkennende Blicke. Schliesslich lag auf den hoeheren Gipfeln der Beacons noch Schnee und wir hofften sogar darauf, einen kleinen Schneemann bauen zu koennen. Auch wenn der Wetterbericht Hagelschauer und sogar Gewitter gegen Nachmittag vorhersagte, hofften wir auf etwas Glueck und hatten im Zug grob eine Route zunaechst ueber den Sugar Loaf geplant, dann den Table Mountain und von dort weiter ueber die Ridge von Pen Cerrig-calch bis Waun Fach, dann Richtung Osten runter ins Reservoir zur Bothy. Das war ne ganz schoene Strecke, aber wir waren guten Mutes.

    Das Wetter hielt und Abergavenny begruesste uns mit nettem blauen Himmel und einigen dicken Wolken. Ross war schon oft in den Black Mountains unterwegs gewesen und meinte, er kenne sich gut aus. Den Sugar Loaf sieht man von Abergavenny aus, ist ja schliesslich ne recht einzigartige Form. Anscheinend hatte der Huegel aber keine Lust, uns seine einzigartige Form zu praesentieren, denn wir konnten ihn nicht sehen. Laut Karte fuehrten aber eine Hand voll Wege hinauf, also liefen wir erstmal in die generelle Richtung und siehe da, nachdem wir Abergavenny hinter uns gelassen und die ersten Hoehenmeter erklommen hatten zeigte uns zumindest ein Wegweiser, dass wir auf dem richtigen Pfad waren.



    Zwischen zwei kleineren Huegeln ging es stetig leicht hinauf vorbei an Schafweiden mit immer schoenerem Blick zurueck. Kurz vor einem kleinen Waldstueck sah ich das Unheil in Form dunkler Wolken kommen und kletterte keine Sekunde zu spaet in meine Regenklamotten bevor ein heftiger Hagelschauer niederprasselte der alsbald in Schnee ueberging. Was fuer ein Wechsel. Eben noch Sonne und Fruehling, jetzt ploetzlich fuer zehn Minuten Winter. Wir fanden's toll!


    Shwarze Schafe gibt's ueberall


    Oder braune.


    Hagelschauer... sieht man nur nicht so gut auf dem Foto


    Blick zurueck nach Abergavenny

    Bald konnten wir dann auch unser Etappenziel sehen und einen kurzen steilen Aufstieg spaeter standen wir auf dem 596m hohen Sugar Loaf mit wirklich toller Aussicht in alle Richtungen, ist der Huegel doch ziemlich freistehend. Ross konnte hier schon nicht mein Tempo mitgehen und musste sich eingestehen, dass er doch nicht so fit war, wie er glaubte.


    Ebene vor dem Aufstieg zum Sugar Loaf


    Da isser endlich der Zuckerhut.


    Blick vom Aufstieg


    Ross auf dem Weg nach oben.




    Blick vom Gipfel

    Es fuehrten deutlich mehr Pfade nach unten als auf meiner Karte eingezeichnet waren. Wir hielten uns gen Westen Richtung Table Mountain, den Ross schon bestiegen hatte und nun auf der anderen Talseite ausmachen konnte. Mein Gefuehl, sagte mir, dass der Huegel, auf den er zeigte, zu weit suedlich lag, aber ich dachte mir, er wird schon wissen was er da tut. Auf dem Weg nach unten halfen wir einem Lamm zurueck zu seiner Schafmama zu gelangen, die samt restlicher Herde auf der anderen Zaunseite stand und sahen Kuehe, die aussahen, als ob sie Pandas im Stammbaum hatten.


    Jeden Tag eine gute Tat.


    Panda Kuehe?!?!

    Je weiter wir nach unten gelangten, desto verwirrender wurde meine Karte. Wegweiser machten keinen Sinn mehr und die Strasse fuehrte nicht in die gewuenschte Richtung und schon mal gar nicht nach unten ins Tal. Irgendwann standen wir dann doch endlich an der A40 an einem Campingplatz, der so neu sein musste, dass er noch nicht auf der Karte war. Es war Zeit, das Handy einzuschalten und kurz mit Googlemaps zu schummeln und siehe da, anstatt nach Westen zu gehen hatten wir einen schoenen Bogen fast direkt nach Sueden gemacht und der vermeintliche Table Mountain war ein ganz anderer Huegel. Ich hatte fast ein "Hab's ja gesagt" auf den Lippen
    Bis nach Crickhowell von wo wir Richtung Table Mountain starten koennten, waren es locker 5km an der gut befahrenen A40. Arg. Aber wir waren ziemlich genau an einer Bushaltestelle auf die Strasse gestossen und der naechste Bus sollte laut Fahrplan in ca. 10 Minuten kommen. Supi. Da die Haltestelle im Gegensatz zu der auf der gegenueber liegenden Strassenseite keinen Unterstand hatte, fing es natuerlich genau jetzt an zu regnen. Wir waren trotzdem guter Laune. Der Bus war puenktlich und kurze Zeit spaeter standen wir in Crickhowell.
    Da es inzwischen fast Mittag war, verloren wir keine Zeit, machten nur eine kurze Pause kurz vor dem westlichen Ortsausgang, bevor wir auf dem Beacons Way erst nach Norden und dann nach Westen Richtung Table Mountain laufen wollten. Praktischerweise fuehrte der ausgeschilderte Weitwanderweg naemlich direkt an seinem Fusse vorbei. Man konnte den Huegel hier auch schon in nicht allzu weiter Ferne sehen. Wie man so eine wirklich aussergewoehnliche Form (zumindest im Vergleich mit den umliegenden Erhebungen) mit einem anderen Huegel verwechseln kann, konnte mir auch mein Begleiter nicht erklaeren. Wir werden sie wohl unseren Lebtag nicht mehr vergessen Die Roemer hatten die Kuppe bearbeitet und in eine ebene Flaeche verwandelt, um dort ein Fort zu bauen. Wer mal im Elbsandstein war, kann bezeugen, dass der Table Mountain in der Tat eine verdaechtige Aehnlichkeit mit den dortigen Tafelbergen hat.

    Der Beacons Way fuehrte gleich direkt ueber eine Farm. Hinter der Stiege fanden wir uns auf einer Art Innenhof wieder. Wir liefen ein paar Schritte weiter auf ein offenes Viehgatter zu, dahinter ein paar Kuehe, die froehlich Heu von einem Wagen mampfend uns voellig ignorierten. Das hatte seinen guten Grund. Mitten in der Gruppe stand ein Bulle. Fast doppelt so gross wie sein Harem und mit armlangen Hoernern ausgestattet, sah er uns entspannt an und machte mit seinem Blick unmissverstaendlich klar, dass das hier seine Farm war und er ein Horn fuer jeden von uns hatte.
    An den Kuehen waere ich ja noch vorbei gelaufen. Ein Bulle ist ne ganz andere Nummer. Ross zoegerte, ich konnte ihn dann aber doch ueberzeugen, hier keinen Schritt weiter zu gehen. Wir kehrten um und nahmen einen Alternativpfad. Hier und da war es etwas schwierig auf den Feldern die Stiege auf der anderen Seite zu finden und unser Misstrauen gegenueber "public footpaths" wuchs.
    Der Aufstieg zum Fusse des Table Mountain war nicht sonderlich schwer, Ross musste aber ordentlich Tribut zollen und war inzwischen ziemlich erledigt. Waehrend er eine kleine Pause machte, sprang ich - vom schweren Rucksack befreit - eben die letzten steilen Hoehenmeter nach oben auf den flachen Gipfel, schoss ein paar Fotos war kurze Zeit spaeter zurueck, um gemeinsam zum Pen Cerrig-calch aufzusteigen.


    Haeh?


    Wald gab's auch. Hat uns den naechsten Hagelschauer verpassen lassen




    Blick vom Table Mountain






    Blick zurueck zum Table Mountain.
    Zuletzt geändert von RockingKatja; 27.03.2014, 21:37.
    Kate-ventures - My adventures on the road

  • gearfreak
    Erfahren
    • 30.01.2010
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    #2
    AW: [UK] Way to Hill - Wales Weekend Black Mountains

    Aaah, Wales..
    Sehr schön! Danke fürs schnelle Reinstellen!

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    • Rattus
      Lebt im Forum
      • 15.09.2011
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      #3
      AW: [UK] Way to Hill - Wales Weekend Black Mountains

      Wie schön. Ich war mal um Ostern rum in Wales und erinnere mich an Wahnsinns-Landschaften, hier und da ein totes Schaf und ganz viele lebendige und an seeehr kaltes Aprilwetter. Und an die unaussprechlichen Ortsnamen
      Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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      • hrafn

        Erfahren
        • 06.08.2009
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        #4
        AW: [UK] Way to Hill - Wales Weekend Black Mountains

        Wales. Lovely.
        Bekennender Kampfradler!

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        • RockingKatja
          Erfahren
          • 21.03.2012
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          #5
          AW: [UK] Way to Hill - Wales Weekend Black Mountains

          Der Aufstieg zum naechsten und damit ersten wirklichen Gipfel auf der Ridge begann sehr steil bevor ein fast nicht enden wollendes breites flacheres Stueck zum Gipfel Cairn fuehrte. Der recht grosse Cairn des Pen Cerrig-calch war am Anfang des Flachstuecks kaum in der Ferne auszumachen. Ich wartete immer mal auf Ross und uns kamen einige Tagesausfluegler entgegen. Die Ridge schien doch recht beliebt zu sein.
          Mir war inzwischen klar, dass der Gipfel der Umkehrpunkt sein wuerde. Das Wetter wurde zunehmens schlechter, dunkle Wolken sammelten sich um den Gipfel, die Sichtweite koennte zu einem Problem werden und der Wind blies inzwischen recht kraeftig. Ich beschleunigte meine Schritte, um vor dem naechsten Hagelschauer - oder was auch immer da kam - oben zu sein und einen kurzen Blick auf die Karte zu werfen. Zum einen, um noch einmal ganz sicher zu sein, dass es vor dem Waun Fach keine Escape Route nach unten gab, zum anderen um Alternativ Routen auszusuchen.
          Als Ross den Gipfel erreichte war er voellig platt. Schon alleine deshalb machte es keinen Sinn, weiter zu gehen. Es war inzwischen auch fast vier Uhr, wir hatten also nur noch gut 2.5 Stunden bis Sonnenuntergang. Unser Navigationsfehler hatte uns maechtig Zeit gekostet, auch der Umweg um den Bullen und dass wir hier und da die naechste Stiege suchen mussten. Letzteres werde ich bei kuenftigen Touren ganz sicher in der Zeitplanung mit einberechnen.

          Ich schaetzte fuenf Minuten bis zum "Weltuntergang" und sollte recht behalten. Wir hatten gerade mit dem Abstieg zurueck zum Table Mountain begonnen (Dieser Berg war irgendwie unser Schicksalsberg. ), als der naechste Hagelschauer losbrach. Bei dem starken Wind hier oben, war das alles andere als lustig. Zum Glueck hatten wir ihn nun im Ruecken, doch immer wenn ich mich kurz umdrehte, um nach meinem Begleiter zu schauen, fuehlte es sich an, als ob mir hunderte Nadeln ins Gesicht geschleudert wurden.
          Nach wenigen Minuten war der Untergrund mit einer weissen Schicht aus Millionen kleiner Hagelkoerner ueberzogen und ich musste unwillkuehrlich grinsen. Ich blieb stehen, waehrend der Wind mich weiter nach unten peitschen wollte und sah mich um. Das war einfach nur wunderschoen. Ein paar Tage spaeter von einem Freund gefragt, wie denn mein Ausflug war und was ich denn eigentlich so toll am Wandern fand, musste ich wieder an diese Situation denken. Es ist nicht nur die atemberaubende Aussicht von einem Gipfel oder das Erfolgserlebnis, alles mit eigener Kraft zu schaffen, nicht nur die frische Luft, die Einsamkeit oder auch Begegnungen. Es ist fuer mich vor allem die unerwartete Schoenheit, die mir ueberall begegnet, ohne dass ich gezielt danach suche. Das kann eine kleine Blume inmitten eines riesigen Feldes sein, die ploetzlich heraussticht, ein Regenschauer, der in der Ferne an einem Berghang nieder geht oder eben dieser Moment.

          Zurueck am Fusse des Table Mountain war der Spuk vorbei und ich lies Ross entscheiden, ob er den kuerzeren Weg zurueck nach Crickhowell zum dortigen Campingplatz gehen wollte oder lieber den laengeren Weg entlang des Beacons Ways bis nach Cwmdu. Er entschied sich fuer letzteres, also stapften wir los.
          Der Weg schlaengelte sich mit einigen leichten Steigungen und Abstiegen mehr oder weniger level in einiger Hoehe entlang der Huegelkette Richtung Westen. Ich hatte ca. 2 Stunden eingeplant, es war also durchaus Eile geboten, es wuerde knapp werden, so viel war klar.
          Konnten wir die wilden Ponys der Beacons bisher nur aus der Ferne sehen, liefen sie hier teilweise voellig unbeeindruckt direkt auf dem recht breiten Pfad entlang. Ich hab zwar noch keine Island Ponys gesehen, aber selbst die koennen kaum kleiner und wuscheliger sein. Wirklich drollige Geschoepfe.
          Irgendwann verloren wir den Pfad. War mir von vornherein klar gewesen. Schliesslich sollte er einen kleinen Schlenker nach Sueden machen, der war nicht ausgeschildert und bei all den ganzen Schafstrampelpfaden, konnte man das nun wirklich leicht verpassen. War mir aber egal. Ich fuehrte uns mehr oder weniger auf gleicher Hoehe auf besagten Pfaden weiter, so dass wir nicht lange laufen mussten, um unseren Beacons Way wieder zu finden.
          Auch wenn der Sonne-Wolken-Mix das Tal unten immer wieder in fantastisches Vorabendlicht tauchte, war es doch ein sicheres Zeichen fuer den baldigen Sonnenuntergang und lies uns nicht zu lange die schoene Stimmung geniessen, auch wenn Ross inzwischen auf dem Zahnfleisch ging und jede Pause dankbar annahm. Immer, wenn der Pfad wieder einen Umweg um eine Farm nehmen musste und von der direkten Richtung abwich, stoehnten wir innerlich auf.





          Es daemmerte, als wir einen abzweigenden public footpath erreichten. Er wuerde uns laut Karte direkt zu einer kleinen Strasse fuehren, die uns innerhalb kurzer Zeit in unseren Zielort bringen wuerde. Ich hatte schon eine Weile auf den Abzweig gewartet und war wirklich froh, dass er auch existierte. Steil ging es hinunter und kaum 10 Minuten spaeter standen wir an einem Viehgatter mit einem Schild, dass unmissverstaendlich klar machte, dass Wanderer nicht erwuenscht waren. Arg! Public footpath! Der Wiederaufstieg zurueck zum Pfad kostete reichlich Kraft, die wir eigentlich nicht mehr uebrig hatten. Aber uns blieb keine andere Wahl.
          Einen anderen public footpath liessen etwas spaeter wir links liegen, fanden uns kurz darauf jedoch mal wieder an einer Farm wieder, um die die Pfad einen grosszuegigen Umweg machte. ARG! Es war inzwischen fast dunkel. Ich liess Ross am Gitter sitzen, warf meinen Rucksack ab und sprintete zum public footpath zurueck, auf dem Weg gedanklich im schwindenden Licht moegliche Plaetze fuer unsere Zelte markierend. Tatsaechlich endete der Pfad an einer kleinen Teerstrasse. YES! Das hiess Zivilisation.

          Links oder rechts? Gute Frage. Wir entschieden uns zunaechst fuer rechts, dort war ein grosses Farmhaus mit erleuchteten Fenstern und ich wollte nach dem Weg fragen. Ich sah im Inneren einen alten Mann, der fast wie eine Karikatur aussah. Duenn und knochig ueber einen Topf gebeugt, ruehrte er darin herum und erinnerte mich irgendwie an eine Marionette. Ich klopfte, er sah hinaus, ich winkte, er nahm seinen Topf und stiefelte gemuetlich aus der Kueche. Errr...
          Gut dann nicht. Okay, vielleicht wollte er einfach nicht zwei dunklen Gestalten die Tuer oeffnen. Egal, Stirnlampen raus und in die andere Richtung, die wie fast zu erwarten auf einem grossen Feld an einem Viehgatter endete. Ich hatte keine Lust mehr auf dieses staendige Rumgesuche und wollte hier die Zelte aufbauen. Am Zaun standen ein paar Baeume, der Untergrund war schoen flach und eben und wir koennten ja im Morgengrauen wieder verschwinden. Doch Ross hatte eine andere Idee. Er hatte bei dem alten Mann auf dem Hof ein Auto gesehen. Der musste also irgendwie da runter ins Dorf fahren koennen! Ha!
          Also zurueck und tatsaechlich versteckte sich hinter einem Schuppen eine kleine Teerstrasse, die bergab fuehrte. Yeah! Egal wie lange es dauern wuerde, wir waren auf dem richtigen Weg.

          Wir bogen unten im winzigen Ort kurz vor dem Pub Richtung Zeltplatz ab, als uns zwei Damen ebenfalls mit Taschenlampen bewaffnet entgegen kamen. Ich beschloss, kein Risiko einzugehen und fragte, ob wir auf dem richtigen Weg zum Campingplatz waren. Sie konnten uns dies zwar bestaetigen, jedoch war der so frueh im Jahr noch zu. Mir war das egal, ich waere auch ueber einen Zaun geklettert. Sie hatten aber eine bessere Idee und nahmen uns mit in den Pub, wo wir die Besitzer fragen sollten.
          Die wirklich nette Dame des Hauses bot uns sofort an, im Biergarten unsere Zelte aufzuschlagen und wir koennten gerne die Toiletten im Pub nutzen. Genial! Gesagt, getan. Zelte ausgebaut und zurueck in die warme Stube. Das erste Cider war wohl eins der besten, was ich je hatte. Wir orderten jeder noch ein Rumpsteak, das hatten wir uns wirklich verdient! Wir haetten uns am liebsten dort direkt vor dem netten prasselnden Feuer zusammen gerollt.
          Schliesslich ging es dann doch zurueck ins Zelt. Nach einem langen, anstrengenden Tag, der so ganz anders verlaufen war, als geplant, fiel es keinem von uns beiden wirklich schwer so fort einzuschlafen.
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          • RockingKatja
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            #6
            AW: [UK] Way to Hill - Wales Weekend Black Mountains

            So 23.03.14 - Entspanntes Auslaufen? Nicht Ganz


            Trotz einiger Erschoepfung schlief ich die Nacht nicht ganz so gut. Ich war nicht mehr an meine Iso und das Zelt drumherum gewoehnt, auch wenn beides eigentlich wirklich gemuetlich ist. Vielmehr war ich doch lange genug der Meinung, dass immer mal ein Militaerflugzueg im Tiefflug vorbeiduesen wuerde, dass ich mir ziemlich dumm vorkam, als ich feststellte, dass es wirklich nur hin und wieder mal ein Auto war, welches auf der kaum 5 Meter entfernten A40 an uns vorbei sauste. Ich war allerdings nicht die einzige, denn Ross war derselben Illusion erlegen, wie sich am naechsten Morgen herausstellte.



            Die Nacht ueber waren immer wieder Regen- und Hagelschauer auf unsere Zelte geprasselt. Ich nutzte eine Niederschlagspause gegen 07:30, um mich aus dem Zelt zu pellen und alles einzupacken. Die nasse Hilleburg fuehlte sich gleich doppelt so schwer an. Nachdem ich alles eingepackt und verstaut hatte, gab's erstmal lecker Dosenfisch, Salami und Kaese zum Fruehstueck.
            Das Wetter hielt mit einem Sonne-Wolkenmix bisher, also wollte ich mich auf einen kleinen Spaziergang machen, denn Ross schlummerte noch froehlich im Zelt. Gutes Wetter muss man nutzen. Jawoll.
            Allerdings musste ich feststellen, dass meine Regenjacke wohl noch im Innenzelt lag. ARG! Egal, wir hatten Zeit. Nachdem also alles aus und wieder eingepackt war, ging ich auf eine kleine Erkundungstour durch den winzigen Ort, fand eine alte Kirche, die wie eine Burg aussah, lieferte mir ein Anstarr-Duell mit einem Schaf und lief ein Stueck den Beacons Way weiter. Der Abschnitt, den wir bisher gesehen hatten, war wirklich empfehlenswert und verstaerkte durchaus den Wunsch, den Trail irgendwann mal im Ganzen zu laufen.
            In Sichtweite unseres Lagers erspaehte ich noch einen Muelleimer samt angeschlossenem und vor allem geoeffneten Cafes, yeah. Nachdem sich Ross dann irgendwann aus dem Zelt geschaelt hatte, stiefelten wir bepackt rueber und genossen entspannt einen Cappucino und ein Stueck Welsh Cake, von dem es hier jede Menge offensichtlich mit Auszeichnungen versehener Sorten gab, bevor der Rueckweg nach Abergavenny angepackt wurde.



            Bis zum naechsten Ort wollte ich eigentlich eine kleine Fahrstrasse nutzen und erst in Llangynidr auf den Usk Valley Walk schwenken. Keine Public Footpaths mehr. Wie es er Zufall wollte kamen wir kurze Zeit spaeter mal wieder an einen, der laut Karte eine Erhebliche Abkuerzung darstellte und laufen auf Asphalt ja auch nicht so grossartig ist. Wir ueberlegten kurz. Laut Karte vieleicht 2 Meilen. Wir wollten es wagen.
            Es ging leicht bergan ueber Farmen und der Blick zurueck ins Tal wurde mit jedem Schritt atemberaubender. Gerade mit dem wechselnden Licht von Sonne und Schatten haetten wir hier ewig irgendwo sitzen und staunen koennen. Natuerlich (!) kamen wir auf halbem Wege an einen Punkt mit einer T-Kreuzung und kein Schild weit und breit. Laut Karte sollte es geradeaus weiter gehen. Dort war aber nur ein winziges Holztor und am anderen Ende der dahinter liegenden Weide nichts zu sehen, das wie eine Stiege oder ein Tor aussah. Arg. Wir liefen jeweils einige Meter nach links und rechts und entschieden uns dann doch fuer das Tor, was sich als goldrichtig erwies. Puh.





            Bald naeherten wir uns Llangynidr, welches direkt am Usk liegt. Ich hatte inzwischen maechtig Bock auf Milch und Schoki, also sollte der naechste Shop angesteuert werden. Kurz nach der schoenen alten Steinbruecke ueber den Usk erspaehte ich ein Post Office mit kleiner Terrase davor. Zehn Minuten spaeter sassen wir dort gemuetlich und "verpassten" so den ersten heftigen Hagelschauer des Tages. Es sollte der einzige bleiben.

            Auf einem gut ausgebauten Weg ging es nun entlang eines Kanals unter Baeumen bis nach Abergavenny zurueck. Einige Tageswanderer waren unterwegs und es wurden mehr, je naeher wir Abergavenny kamen. Der Weg ist wirklich schoen, allerdings mit schwerem Gepaeck und Wanderstiefeln nicht zu empfehlen, da er zu befestigt ist. Das geht ordentlich auf die Gelenke. Ross schleppte sich tapfer weiter mit scherzenden Schultern und riesigen Blasen an den Fuessen. Wenigstens verloren wir heute keine Zeit mit dem Suchen des Weges.




            Usk Valley Walk


            Crickhowell und Table Mountain



            Gegen 17 Uhr - viel spaeter als gedacht - erreichten wir endlich die ersten Haeuser von Abergavenny. Ich warf das Handy an und lies mich vom Navi Richtung Bahnhof fuehren. Das waren nochmal gute 3 Meilen! Shit. Keine Busse am Sonntag. Ross war am Ende. Erst jetzt fiel mir ein, dass ich ja meine Apotheke mit den guten Ibuprofen dabei hatte. Da haette ich eher dran denken sollen. Ich kramte die Packung heraus und Ross war uebergluecklich, fragte mich sogar, was ich eigentlich nicht dabei hatte, hehe.
            Kaum 15 Minuten spaeter konnte er wieder mit mir Schritt halten, so dass wir gegen 18 Uhr am Bahnhof standen und gluecklich sogar einen Zug eher als geplant erwischten. Unter den Tages- und Mehrtageswanderern sahen wir mit Abstand am kaputtesten aus, haha.

            Spass hat es trotzdem jede Menge gemacht! Wir haben einiges gelernt und muessen dringend unsere Navigationsfaehigkeiten ausbauen. Ich will nicht immer mein GPS Geraet nutzen, das ist vielleicht praktisch, fuer mich gilt das aber als Schummeln.
            Wales ist wirklich wunderschoen und irgendwie eine Mischung aus dem satten gruen Irlands und den rauhen Huegeln Schottlands. Es gibt unendlich viele Pfade zu entdecken, ob man jetzt lieber gemuetlich durchs Tal wandert oder sich auf einer Huegelkette austoben moechte. Das Wetter ist typisch britisch mit jeder Menge Abwechslung, ob man will oder nicht.
            Zwei Wochen spaeter waren wir wieder dort, um den zweiten Versuch auf Waun Fach zu starten. Bericht folgt hier die naechsten Tage
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            • RockingKatja
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              #7
              AW: [UK] Way to Hill - Wales Weekend Black Mountains

              Sa 05.04.14 - Waun Fach Ridge - Zweiter Anlauf


              Nachdem unser erster Versuch zur Gwryne Fawr Bothy ueber die Waun Fach ridge zu gelangen fast klaeglich scheiterte, hatten wir beschlossen es irgendwann nochmal zu versuchen. Wieder recht spontan, waren wir gerade mal zwei Wochen spaeter wieder dort. Ross hatte sich inzwischen ein Auto zugelegt, so dass wir recht entspannt Samstag frueh Richtung Crickhowell duesen konnten. Wir hatten den gleichen Plan wie zuvor, liessen jedoch Abergavenny und Sugar Loaf aus. Das letzte Wochenende war wunderschoen mit strahlendem Sonnenschein gewesen. Mein Wetterpech verfolgte uns jedoch weiterhin, so dass wir es mit sehr tief haengenden Wolken zu tun hatten, die sogar unseren Table Mountain verschwinden liessen. Na toll. Fuer Sonntag war sogar den ganze Tag Regen angesagt.
              Egal. Uns sollte das nicht abhalten. Ich hatte mir inzwischen einen neuen Kompass zugelegt, beim alten war staendig die Nadel haengen geblieben. Man kauft einfach keinen Kompass fuer 5 Euro, hahaha. Ausserdem sollte nun endlich der Kocher ausprobiert werden. Somit war in meinem 33L Osprey fast alles verstaut, was ich auch fuer eine Zwei-Wochen-Tour braeuchte. Toll. Wer haette das gedacht!
              Ross ging es auch prima. Leichterer Rucksack, weniger unnuetzer Kram drin. Los ging's! Auto in Crickhowell an der Schule geparkt und schnell liefen wir diesmal auf dem oestlichen Pfad Richtung Table Mountain. Vorbei an der Farm mit dem Bullen, der diesmal nicht auf dem Hof stand. In unserer beider Erinnerung hatte er deutlich an Groesse und Ausmassen zugenommen und war fast zu einem riesigen Untier mutiert. Tatsaechlich sahen wir ihn kurz darauf in recht weiter Ferne auf der Weide und ja, er war tatsaechlich ein riesiges Untier .
              Das Wetter hielt zumindest niederschlagstechnisch und ich kam auf dem Anstieg zum Fusse unseres Huegels maechtig ins Schwitzen. Irgendwie war ich heute nicht gut drauf. Es war wie verkehrte Welt. Ross spazierte entspannt hinauf, waehrend ich schnell den Anschluss verpasste. Was war los??? Ok, ich hatte sicher 2-3kg mehr in der Rueckentuete. Dazu kam, dass ich diesmal nicht mein gewohntes Bacon & Eggs Fruehstueck hatte. Vielleicht war es eine Mischung aus beidem.
              Am Fusse des Huegels fanden wir uns in einer grauen Suppe wieder. Zum Glueck war der Wind unerwartet schwach, so dass die ganze Szenerie fast gespenstisch wirkte. Die Sichtweite war vielleicht 100m. Ganz tolle Idee fuer eine Gratwanderung, Katja! Uns war ja schon beim Start klar gewesen, dass wir heute nix sehen wuerden, man muss das Wetter nehmen, wie es ist. Und ganz ehrlich, ich fand es grossartig! Diese gespenstische Stimmung, die seltsam gedaempfte Stille. Wir hielten einen Moment inne, hoerten tatsaechlich ein paar Voegel zwitschern, was seltsam fehl am Platze schien und trotzdem fuehlten wir uns ganz allein auf dieser Welt. Toll.


              Auf diesem Bild ist ein Table Mountain versteckt


              Hier auch


              Blick zurieck nach Crickhowell





              Der Aufstieg zum Pen Cerrig-calch war uns ja schon bekannt und schnell hatten wir den ersten wirklichen Gipfel der Ridge erreicht. Von hier ist es normalerweise ganz einfach, denn man kann mindestens den naechsten Gipfel schon in der Ferne sehen. Ich war froh, meinen Kompass dabei zu haben und haengte ihn mir bald direkt um den Hals, um immer mal die Richtung zu pruefen.


              Pen Cerrig-calch Gipfel

              Es ging mehr oder weniger direkt nach Norden auf einem sehr breiten Weg, der bei gutem Wetter sicher eine Wanderautobahn war. Wir erklommen Pen Allt-mawr und Pen Twyn Glas mit kaum nennenswerten Auf- oder Abstiegen. Hier und da konnten wir kurz einen der vorausliegenden Gipfel erkennen, bevor dieser innerhalb von Sekunden wieder verschwunden war, so als ob er gar nicht existierte. Einmal konnten wir tatseachlich kurz einen Blick ins westliche Tal erhaschen und gerade so ein Foto schiessen. Bei freier Sicht muss die Aussicht wirklich atemberaubend sein! Angeblich kann man bis weit nach England hinueber blicken. Wir waren froh ueber jede Luecke und hatten stets das Gefuehl eine beschlagene Brille abzunehmen, wenn sich die Suppe etwas lichtete.




              Statt Gipfel Cairn


              Sowas wie Aussicht

              Ohne Probleme erreichten wir den finalen Anstieg zum Waun Fach, der als sehr schlammig bekannt war. Wir konnten das bald definitiv bestaetigen. Die Wolken wurden dichter um uns herum, der "Weg" verwandelte sich in breite, tiefe, schwarze Schlammrinnen, die von rot-braeunlichem Heidekraut umgeben waren. Ich stellte irgendwann fest, dass die Voegel nicht mehr sangen. Wir fuehlten uns, als ob wir in einen Ort dunkler Magie vordrangen!
              Der Gipfel des Waun Fach ist sehr flach und laut Ross wird er von einem riesigen Boulder markiert. Dessen Kontouren wurden tataechlich langsam durch das Grau sichtbar und mit seiner fast planen schraegen Seite inmitten eines fast kreisrunden grossen schwarzen Schlammfeldes gelegen, hatte er mehr als nur Aehlichkeit mit einem Altar. Fehlten nur noch ein paar alte Blutflecken!


              Waun Fach Gipfel mit "Altar" gerade so sichtbar im Dunst



              Leicht enttaeuscht stellten wir jedoch fest, dass es sich lediglich um einen umgestuerzten Trig Point handelte, der samt Zementbasis auf der Seite lag. Das konnte das bedrueckende Gefuehl hier oben jedoch nicht wirklich beseitigen. Ich genoss es in vollen Zuegen.
              Auf dem langen Abstieg trafen wir lediglich einen einsamen Wanderer. Der Schlamm wurde weniger, die Flora gruener, irgendwann konnten wir auch wieder Voegel zwitschern hoeren und die Sicht wurde besser sobald wir wieder unter den Wolken waren. Im Vergleich zum bisherigen Aufkommen an Wanderern war hier unten die Hoelle los. Gleich drei groessere Gruppen sahen wir schon von weitem jeweils aus anderer Richtung auf eine Kreuzung verschiedener Pfade zu laufen. Was war hier wohl bei gutem Wetter los? Wir bogen nach Osten und dann Sueden ab und hatten endlich das Gwryne Fawr Valley erreicht. Rechts neben uns schlaengelte sich der gleichnamige Fluss noch als kleines Rinnsal tiefer in das Tal und es setzte nun tatsaechlich ein steter Nieselregen ein, so kurz vor dem Ziel. Die Stunden oben in den Wolken hatten einigen unserer Sachen durchaus schon einen gewissen Feuchtigkeitsgrad verliehen, so dass der Regen jetzt nicht gerade gelegen kam. Egal. Wir zogen das jetzt durch. Regenhose ist fuer Weicheier!


              Gwryne Fawr





              Wir ernteten eh seltsame Blicke von den paar Gruppen die uns auch hier entgegen kamen. Alle dick eingepackt mit grimmigen Gesichtern in voller Regenmontour und mindestens zwei Schichten darunter. Ich mit meiner knielangen Trekkinghose (Ich mag nun mal keine langen Hosen, egal bei welchem Wetter.) und Ross, dem bei Bewegung sehr schnell richtig warm wird, trug am Oberkoerper nur ein duennes Funktions T-Shirt.
              Kurz nah 15 Uhr fanden wir dann unsere Bothy direkt am Fluss mit Blick auf den Damm. Fuer uns beide war es die erste ueberhaupt, in der wir uebernachten wollten. Winzig im Inneren und mit dem Schlafplatz unter dem Dach entfernt aus Sicherheitsgruenden blieb nur der kalte feuchte Betonboden als Schlafplatz uebrig. Das wuerde fuer uns zwei gerade so passen. Egal. Es war zumindest von oben trocken.
              Ich startete meinen Gaskocher, machte uns Tee und schluerfte eine Suppe. Leider war das Feuerholz komplett feucht, so dass wir den kleinen Ofen nicht nutzen konnten. Arg. Also das Tageslicht noch genutzt und zum Damm getiefelt, paar Fotos geschossen, auf der anderen Flussseite dann zurueck. Dort gibt es keinen wirklichen Pfad doch wer will findet hier ein paar ausgezeichnete Stellen fuer ein Zelt, mit sauber abgeknabbertem Gras und Blick auf den Damm. Ich wollte fast meinen Kram holen und hier uebernachten, hehe.


              Gwryne Fawr Bothy





              Zurueck in der Bothy spielten wir noch Stadt-Land-Fluss, bis wir das ganze Alphabet durch hatten und versuchten ein paar Sachen ueber der Flamme des Gaskochers zu trocknen, was zum Teil sogar gelang. Weit nach Einbruch der Dunkelheit gesellte sich noch ein durchnaesster Wanderer zu uns. Hm. Wir waren nicht sehr gluecklich daruber, das war so schon eng, aber was will man machen. So drapierten wir uns statt laengs nun quer auf dem Boden, was bei mir gerade so zum austrecken reichte, Ross ist ein Stueck groesser als ich. Hauptache trocken von oben, wurde so fast zu einem Mantra fuer uns
              Kate-ventures - My adventures on the road

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              • gearfreak
                Erfahren
                • 30.01.2010
                • 278
                • Privat


                #8
                AW: [UK] Way to Hill - Wales Weekend Black Mountains

                Schön, dass es hier noch weitergeht, Katja
                Ich hatte schon befürchtet, Du hättest keine Lust mehr, weiterzuschreiben..

                Ein schöner Bericht aus einer schönen Gegend - da werden Erinnerungen wach. :-)

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                • RockingKatja
                  Erfahren
                  • 21.03.2012
                  • 215
                  • Privat


                  #9
                  AW: [UK] Way to Hill - Wales Weekend Black Mountains

                  So 06.04.14 - Da sind wir ja fast schon am Ziel... nicht

                  Aufgrund der Enge schliefen wir beide nicht gut, zumal meine Isomatte auf dem Aussenzelt, welches wir als Unterlage nutzten, bei jeder Bewegung rutschte. Die Nacht ueber regnete es mehr oder weniger gleichmaessig, so das wir trotz aller Widrigkeiten froh ueber das Dach ueber unserem Kopf waren.
                  Am Vorabend hatten wir uns eine Route zurueck nach Crickhowell auf der Karte ausgesucht. Wir wollten zunaechst dem gut ausgebauten Pfad weiter durchs Tal folgen, dann durch den Mynydd Du Forest und gegen Ende des Waldes Richtung Westen bergauf auf dem Beacons Way weiter. Bevor wir wieder auf Table Mountain stossen, wollten wir nach Sueden abbiegen um schliesslich in Crickhowell zu landen.
                  Auch wenn das heute auf der Karte einfach aussah, packten wir doch zeitig unsere Sachen und waren gegen 08:30 bereits unterwegs. Fruehstueck gab's beim wandern in Form von Kaese und Salami. Von letzterer war Ross im uebrigen schwer begeistert. Gescheite Salami ist hier in Grossbritannien nicht einfach zu finden.

                  Wir hatten es kaum fuer moeglich gehalten, aber die Wolken hingen heute noch tiefer, vielleicht auf 300-400m, dafuer hatte der Regen erstmal eine Pause eingelegt. Trotzdem hatte ich meine Regenhose angelegt und war direkt froh ueber die extra Waerme, denn es wehte ein frischer Wind, der mich in meiner klammen Wanderhose leicht froesteln liess. Dennoch schnuerte ich beide Lagen unter meinen Knien fest, an den Unterschenkeln fror ich ja nicht. Ich bin wohl der einzige Mensch auf der Welt, der sich eine dreiviertel oder gar kurze Regenhose kaufen wuerde, haha.



                  Wir kamen gut voran und waren schnell im Wald, der optisch und olfaktorisch eine willkommene Abwechslung war. Laut Karte gab es direkt am breiter werdenden Fluss einen Pfad, den wir ohne Probleme fanden. Leider war dieser extrem schlammig, so dass wir uns recht muehseelig voran kaempften und oefter bis zum Knoechel im Morast versanken. Trotzdem war die Stimmung ausgezeichnet. Wir freuten uns jetzt schon auf ein Cider im Pub und waren allen Ernstes der Meinung, ja eigentlich schon fast die Haelfte geschafft zu haben und am fruehen Nachmittag bereits zurueck in Crickhowell zu sein.


                  Schlammig aber schoen

                  Wir waren ganz alleine untwerwegs, auch wenn das hier ein beliebter Ausflugsort zu sein schien. Wir ueberquerten eine Bruecke und liefen weiter auf der einzigen Zufahrtstrasse Richtung Talausgang. Die Huegel um uns herum wurden hoeher, der Fluss breiter und wir passierten einige Farmen. Den Abzweig, der uns vor Waldende bereits auf die Huegel fuehren sollte, verpassten wir natuerlich. War ja irgendwie klar. Da der Beacons Way aber eh irgendwann die Strasse keuzte, liefen wir einfach weiter.
                  Kurz nach Mittag erreichten wir besagte Kreuzung und bogen nach Westen ab. Immer noch lagen wir gut in der Zeit. Jetzt waren es ja nur noch zwei Huegel, die es zu ueberqueren galt. Wir waren allerdings schon ein wenig erschoepft. Das schlammige Stueck hatte Kraft gekostet und die Strasse unsere Beine ermuedet.
                  Zunaechst ging es gut bergauf mit halbwegs netter Sicht auf das Tal. So kurz vorm Ziel setzte nun steter Nieselregen ein. Bei dem trueben Wetter war das eh nur eine Frage der Zeit gewesen. Wir waren trotzdem vorsichtig optimistisch, es fast geschafft zu haben.


                  Sowas wie Aussicht

                  Natuerlich fehlte an kurze Zeit spaeter mal wieder ein Schild an einer Weggabelung. Wir entschieden uns fuer den breiteren Weg, da der andere an einem Haus zu enden schien. Natuerlich lagen wir damit falsch. Wir bemerkten unseren Fehler schon an der naechsten Weide, denn das fuehlte sich einfach nicht richtig an, also liefen wir dank Kompass zumindest in die richtige Richtung und trafen kurz darauf auf eine kleine Strasse. Kurze Orientierung mit Karte und wir waren wieder auf der Spur des Beacons Ways unterwegs.
                  Es ging nun auf einem mir unendlich lang erscheinenden Anstieg auf den Crug Mawr und damit auch wieder mitten hinein in die Wolkensuppe inklusive eines netten Windes und natuerlich Regen. Ross war mir schnell enteilt und ich kaempfte mich mit grimmiger Entschlossenheit Schritt fuer Schritt voran. Den Cairn auf dem Gipfel ignorierten wir und liefen einfach weiter, denn wir waren beide inzwischen ganz gut durchgeweicht - irgendwann machen auch wasserdichte Klamotten schlapp - und wollten einfach nur ankommen.


                  Bring it on!

                  Tatsaechlich ging es irgendwann auch wieder bergab. Ich hatte immer mal wieder den Kompass im Auge und wir waren noch richtig. Das Tal kam in Sicht und wir liefen weiter nach Sueden immer dem Pfad nach. Als wir an einem Weidezaun nach Osten abbiegen sollten, stoppten wir. Das war definitiv falsch, denn so wuerden wir genau in die entgegen gesetzte Richtung laufen. Wir hatten anscheinend mal wieder den Weg verloren. Keiner von uns hatte unterwegs irgendwo ein Schild gesehen, so dass wir stets dem vermeintlich breiteren Pfad folgten. Langsam kamen wir uns ziemlich doof vor.

                  Wir kaempften uns auf Schafstrampelpfaden also Richtung Westen vor und hofften auf eine Gelegenheit hinunter ins Tal zu gelangen. Nach einigen gut verschlossenen Gattern fanden wir schliesslich eines, welches zwar ebenfalls verschlossen, allerdings mit einem Schild fuer den "Woodland Walk" markiert war. Wir kletterten rueber, schliesslich war das ja ein offizieller Weg, und nicht viel spaeter trafen wir auch auf eine Strasse, die uns erst nach Llanbedr und schliesslich nach Crickhowell fuehrte.

                  Es war inzwischen spaeter Nachmittag, als wir am Auto in die letzten trockenen Klamotten schluepften, bevor es in den erstbesten Pub ging fuer ein Pint und einen riesigen Burger
                  Wir waren ganz schoen abgekaempft, aber happy, dass wir Waun Fach und die Bothy diesmal erreicht hatten. Ich wunderte mich allerdings, dass wir immer wieder mal Probleme mit dem Finden des Weges hatten. Das war mir hier in Wales zum ersten Mal passiert und ich kam mir ziemlich bloed vor, denn ich dachte, ich koennte gut mit der Karte umgehen und mich ohne Probleme orientieren. Wahrscheinlich war ich es einfach zu sehr aus Irland gewohnt, dass man die gelben Maennchen ueberall sieht und ihnen einfach folgen kann. Die Waliser hingegen scheinen es mit der Wegmarkierung nicht so ganz genau zu nehmen.
                  Spass hat es trotzdem gemacht und ich werde noch oefter durch die Huegel dort stapfen, hoffentlich irgendwann in besserem Wetter
                  Kate-ventures - My adventures on the road

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                  • hungerast
                    Erfahren
                    • 25.09.2013
                    • 365
                    • Privat


                    #10
                    AW: [UK] Way to Hill - Wales Weekend Black Mountains

                    Oh wie schön! Den Bericht habe ich gerade entdeckt - bin z.Zt. am Planen des Sommerurlaubs für das nächste Jahr, und Wales ist das erklärte Ziel. Zwar mit Kind und Kegel, aber ein soviel Outdoor wie irgend geht. Ein verspäteter Dank an die Reporterin - beim Gedanken an kurze Hosen im März wird mir allerdings fröstelig ....
                    Take a load of your feet Pete
                    You better watch out what you eat
                    Better take care of your life
                    'Cause nobody else will

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